1871 / 24 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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dur Marinetruppen zu verstärken, welche ihm namentlih auf dem Seewege aus den süd- und westfranzösischen Häfen zu- geführt worden sein sollen. Nach erfolgter Reorganisation sei-

nes Heeres rückte der General abermals vor, um einen neuen

Ausfall aus dem Festungsvierecke zu maccen , welches ihm so ftarke Stellungen bot. i

General von Goeben hatte inzwischen seine Truppen hinter die Somme geführt, um dort den an Zahl ihm bedeutend über- legenen Feind abzuwarten und durch eine geschickt ausgeführte Flankenbewegung von den seinen Rücken deckenden festen Pläßen abzudrängen. Am 17. zog eine preußische Kolonne von Beauvois aus den französischen Truppen enigegen, am 18. wurde der Feind in seinen Positionen bei Vermand angegriffen und geworfen, am 19. fand ein siebenstündiger Kampf vor St. Quentin selbst statt, in welchem General Faidherbe völlig geschlagen , die franzôösishe Nord-Armee zersprengt, sechs8 Geschüße genommen und in und nach der Schlacht Über 9000 Unverwundete ge- fangen wurden. Am Abende noch desselben Tages erstürmte das 2. Posensche Jnfanterie-Regiment Nr. 19, welches der von Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Albrecht Sohn gesÜhrten Kavallerie-Division zugetheilt ist, den Vahnhof der Stadt, die demnächst beseßt wurde. :

Der glänzende Sieg bei St. Quentin, wo alleir, 2000 Verwundete vom Feinde zurückgelassen wurden, is außer von Truppentheilen der dem General von Goeben direkt unter- stellten Corps unter Mitwirkung der vorgenannten Kavalleric- Division errungen worden , zu welcher Königlich sächsische Ka- vallerie - Regimenter unter dem Befehle des Generals Grafen Lippe und auch das 1. sächsische Jäger-Bataillon gehören.

Die Armee des Generals Faidherbe befindet sich, wie schon aus der unverhältnißmäßig großen Zahl von ca. 12,000 Gefange- nen hervorgeht, in völliger Auflösung, so daß es fraglich er- scheint, ob derselbe nach einer solchen Niederlage mehr als die Trümmer seines Heeres unter den Schuß des ofterwähnten Festung8vierecks zurückführen wird.

i: Weitec-liegen vom Kriegsschauplaße folgende Nachrich- en vor:

Dresden, 19, Januar. Ueber die Verwendung und Thätigkeit der Königlich sächsishen Kavallerie-Division sind dem »Dreddn, Journ.« die nachstehenden Mittheilungen zugegangen :

Nachdem bereits am 29. Dezember 2 Escadrons unter Major Walther des 17. Ulanen - Regiments nah le Catelet poussirt waren, um Cambray zu rekognosziren und die Verbindung mit dem in Fins stehenden Detachement des General - Lieutenants Grafen Gröben her- zustellen, rückie am 30. das ganze Detachement von St. Quentin nach Catelet nah. Die zwei genannten Escadrons unter Major Walther gingen bis Masnières vor. Ein Zug unter Lieutenant v. Milkau war, nachdem die Posten am Thor die Flucht ergriffen hatten, bis in die Vorstadt von Masnières hineingeprellt und 10g sich erst vor dem heftigen Feuer einer sich inzwishen gesammelten stärkeren Infanterie - Abtheilung zurück, nahdem er in Erfahrung ge- bracht, daß die Besaßung der Stadt augenblicklich aus circa 2000 Mann des 24. Linien -Regiments und 800 Mobilgarden, sowie einer Escadron Kavallerie und ziemlich zahireid er Artillerie bestehe und durch Zuzüge vou Norden her eine fortwährende Verstärkung stattfinde. Am 31. Dezember wurde während fortgeseßter Beob- achtung gegen Cambray ein Detachement von einer Escadron und einer Compagnie Jäger zur Zerstörung der Eisenbahn Landrecies- Cambray, auf welcher dem Vernehmen nah for:während ebenfalls

Zuzüge von Osten her e:folgten, nah Busigny en'sendet Das Detache-

ment stieß jedoch auf zu erheblichen Widerstand, und mußte, nach- dem dasselbe 2 Offiziere und 36 Mann zu Gefangenen gemacht, vor- [äufig von scinem Unternehmen absiehen. Das Detachement blieb zur Beobachtung in Serain stehen und wiederholte am 1. Januar, nachdem ‘der Feind si anscheinend zurückgezogen hatte, den Versuch von Neuem, Jedoch abermals vergeblih. Jafolge erhaltener Weisung des Generals v. Manteuffel, einen kurzen Vorstoß gegen Vervins zu unternehmen, brach das Detachement von Catelet, nachdem in der Nacht vom 1. zum 2. Januar durch Se. Königliche Hoheit den Prinzen Albrecht (Sohn), welcher inzwishen das Kommando über das Detachement des Grafen G1öben Übernommen hatte, Nachricht einging, daß die diesseits beantragte Ablêsuna in der Stellung bei le Catelct durch ein Königlih preußisches Detachement am 2. erfolgen werde, an diesem Tage gegen Bohain auf, während aleiczeitig das am ' 31. Dezember nach_ der Eroberung von Poronne in St. Quentin eingetroffene Detachement des General - Majors von Senfft nach Origny dirigirt worden war. Während Unseres Marsches auf Boh1in wurde abermals ein Streifcorps, eine Escadron, 1 Compagnie Und 2 Geschüße unter Major Freiherrn von

“Friesen des 17. Ulanen - Regiments, am 2. Januar gegen Busigny

detachirt. Dieses Detachement hatte zunädst Marey wiederum bescbt gefunden, den Feind jedoch daraus vertrieben, stieß aber bei seinem weiteren Vorgehen gegen Busigny auf zu überlegene Kräfle, etwa 3 Bataillone Jnfanterie und Artillerie, so daß, da der Feind überdem ein für die Infanterie überaus günstiges Waldterrain beseßt hielt, unser Detachement von dem weiteren Versuche abstehen mußte und eine beobachtende Stellung bei Mareß einnahm, aus welcher \ich die Bewegungen des Feindes n der

Richtung auf Bohain erkennen ließen. Jn Bohain selbs, welches

beide Tage vorher unbesebt gefunden worden war, hatte die Bevölke-

rung unsere kaum eine Stunde vorausgesendeten Quartiermacher mit Steinwürfen und Flintenshüssen empfangen, wobei ein Oberjäger verwundet wurde. Dies gab die Veranlassung, die Stadt mit Granaten zu bewerfen, den Maire gefangen seßen zu lassen und eine Geldfontribution von 6000 Francs aufzu- erlegen. Von Bohain aus waren nach Becquigany und Prémont je 1 Escadron, nach March ein Detachement des Garde - Reiterregi- ments vorgeschoben worden, da aber überlegene feindliche Jufanterie in dem zwischen Prémont und Becquigny gelegenen Wald vo. drangy wurden sämmtliche Detachirungen des Regiments gegen Abend nah Bohain zurückgezogen , woselbst unsere Truppen in voller Marsch-

bereitschaft und unter fortwährendem Patrouillengang nah allen -

Richtungen hin die Nacht zubrachten. Am 8. Januar hatte man in der Richtung auf Péronne sowohl, als weiter nördli anhaltendes Geshüß-, sogar Gewehrfeuer gehört. Unter diesen Umständen konnte die Kavallerie - Divifion den Marsch auf Vervins nicht eher fortseßen, bis die Stärke und etwaigen Ubsichten des Feindes erkannt waren, da andererseits die Verbindung mit der 1. Armee in Frage gestellt wurde. Es sollte da- her am 4. Januar zunähst mit dem ganzen Detachement ein Vor- sioß gegen Busigny zu unternommen werden; und wurde zu diesem Zweck am 3. früh das Detachement des General-Majors v. Senfft, welcher am 2. nach Origny gerückt war, nah Bohain herangezogen. Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Albrecht war durch eine Offiziers- Patrouille Mittheilung von dieser Absicht zugegangen. Die am 3, vorgeschickten Patrouillen meldeten, daß die am Abend vorher vom Feinde innegehabten Stellungen verlassen seien; einzelne unserer Flan- keurs waren bis an die ersten Häuser von Busigny herangeritten, ohne

euer zu bekommen. Da der Feind jedoch die Tage vorher in ähnlicher Weise verfahren und nachmals doch wieder vorgedrungen war, ging das Detachement mit aller Vorsicht vor, fand jedoch weder in Mareß, noch in Busigny etwas vom Feinde, so daß die Zerstörung der Bahn in gründlicher Weise ohne Schwierigkeit bewerkstelligt werden konnte. Nach den. Aussagen von den Bewohnern war der Feind in der Nacht in der Richtung auf Cambray abgezogen. Auch die in nördlicher Richtung vorgeshovenen Patrouillen stießen nirgends auf den Feind. Heute hörte man ebenfalls von Péronne und in nördlicher Richtung Kanonendonner. Am 4. wurde unter Benachrichtigung des Detache- ments zu le Catelet, der Marsch auf Guise angetreten. Bei Annähe- rung der in der Stärke von 2 Escadrons und 1 Compagnie vor- ausgeshickten Quartiermacher zeigte sih, daß Guise von Mobilgarden beseßt sei; dieselben hatten unsere Avantgarde mit Feuer empfangen, Die westlich der Stadt gelegenen Waldparzellen , sowie die Citadelle schienen beseßt, zuglei erkannte man aber, daß sich südlich von Guise Truppenabtheilungen bewegten und in nördlicher Richtung Infanterte auf Wagen aus der Stadt abfuhr. Unsere reitenden Batterien eröff- neten sofort von den Höhen 1oestlich von Guise ein lebhaftes Granat- feuer auf die ebengenannten Objekte, in dessen Folge der feindliche Abzug zwar beschleunigt wurde, jedo fielen immer einzelne Flintenshüsse auf unsere vorrückenden Tirailleurs, so daß die Stadt erst nach einer fortgeseßten Beschicßung und nachdem dieselbe auch von Süden her beseßt worden, von dem Gros der Division passirt werden konnte. Die erste reitende Batterie überstieg heute die Zahl von 1000 Schuß während dieses Feldzuges. Da man in Erfahrung gebracht, daß außer den in nördlicher Richtung theils auf Wagen, theils in einzelnen Trupps abgezogenen Abtheilungen noch andere Truppen die Richtung auf Vervins eingeschlagen hatten, wurde sofort in der leßtgenannten Richtung die Verfolgung durch das Königl. Garde-Reiterregiment, in nördliher durch das 17. Ulanen- Regiment eingeleitet. Dem Garde-Reiterregiment gelang es bei Beaurain noch co. 20 flichende Mobilgarden gefangen zu nehmen; der größere Theil der zurückgegangenen Feinde hatte si jedenfalls -in den Dörfern versteckt, und so wurde denn auch später der Komman- dant einer Compagnie Mobilgarden auf dem Boden eines Hauses versteckt und verkleidel aufgegriffen. Die von Aisoncourt {hon wäh- rend des Vormarsches über Verly, Lesquilles und St. Germain als linke Flankendeckung disponirte Escadron brachte ca. 8 Versprengte ein. Das 17. Ulanen-Regiment stieß bei seiner Verfolgung in nördlicher Richtung bei Jron auf stärkere feindlize Abtheilungen , ca. 1000 Mann ftarf , welche sih dort, sowie an dem dahinter liegenden Ab- {nitt zur Vertheidigung festgeseßt hatten und în der linken Flanke unsere Kavallerie zu Üüberflügeln suchten. Auf die deshalb zurüf- gesendete Meldung wurde sofort eine reitende Batterie unter Be- deckung einer Compagnie Jäger zur eventuellen Aufnahme der Ka- vallerie entsendet. .Der Batterie gelang es, dur ihr Feuer den Feind im weiteren Vordringen aufzuhalten, unsere Jäger konnten nur noch einige S@uß mit dem Feinde wechseln, da die cinbrechende Dunkelheit die Einstellung des Gefechts nothwendig machte. Die Fühlung mit dem Feinde wurde bis Abends 8 Uhr durch Vorposten des 17. Ulanen-Regi- ments, welches für die Nacht durh das 18. Ulanen-Reaiment ab- gelö} ward, erhalten, die von den Vorposten entsendeten Patrouillen. meldeten, daß der Feind Jron beseßt habe, Nachrichten zufolge ständen ebenfalls Abtheilungen in Eireux. Das Garde - Reiterregiment hatte an diesem Tage in Verfolgung des Feindes Beaurain und Audigny erreicht und patrouillirte gegen Vervins und Marle. Nach den von diesem Regiment eingegangenen Nachrichten wurde keiner dieser Orte beseßt gefunden. Eben‘owenig isst in der Richtung auf la Capelle elwas vom Feinde in Erfahrung gebracht worden, Zur Aufklärung gegen Landrecies, wohin der Feind im Abzug begriffen, um von ta eventuell auf Cambray dirigirt zu werden, wurde am 5. früh ein ges mishtes Detachement, 3 Escadrons , 4 Geschüße, eine halbe Com- pagnie Jäger, unter Oberst - Lieutenant von Trosfy entsendet, während das Garde-Reiterregiment die Rekognoszirung ge en Vervins und Marle fortseßte, Sowohl zuerst genanntes Detachement, welches

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über Etreux gegen Landrecies ca. 14 Meile vordrang, als die bis Vervins selbst avancirten Abtheilungen des Garde-Reiterregiments hatten nichts vom Feinde bemerkt, dagegen übereinstimmend in Er- fahrung gebracht, daß derselbe von allen bisher inneg:habten Pläpen aus die Vereinigung mit den bei Arras und Douay fkonzentricten Truppen anstrebt. Ebenso hatten die gegen Marle gegangenen Pa- trouillen leiht die Ueberzeugung gewonnen, daß dort keine feindlichen Abtheilungen mehr vorhanden waren. Jnfolge dessen war ein weiteres Vordringen mit stärkeren Kräften gegen Vervins unnöthig und konzentrirte sih die Kavallerie-Division am 6. Januar bei St. Quetin, um ven da aus der weiteren Befehle gewärtig zu sein. Als Resumé der im Vorstehenden berichteten mehrtägigen Rekognoszirungsunternehmungen unserer Kayallerie-Division hatte sih etiva ergeben, daß die zum grö- ßeren Theil noch in der Formirung begriffenen feindlihen Truppen- abtheilungen sich in Cambray und Douay zu konzentriren strebten, sowie daß die inzwischen bekannt gewordcne Kapi ulation von Me- zières den Feind veranlaßt heben mochte, die bisher \üdlih und öst- lih der Linie Cambray-Douay beseßt gehaltenen Punkte in beschleu- nigter Weise aufzugeben. “Dresden, 21. Januar. i; ;

Das »Dresdner Journal« veröffentliht folgendes Tele- gramm des Kronprinzen von Sachsen :

An dem Siege des Generals von Goeben bei St. Quentin hat die säc…;sishe Kavallerie-Division mit dem 1. Jäger-Bataillon und der zweiten reitenden Bafkterie glänzenden Antheil gehabt.

London, 21. Januar. (W. T. B.) :

Hierher gelangte Privatmittheilungen aus Versailles vom 40. d. melden , daß der am Donnerstag vom Mont Valérien aus stattgehabte Ausfall mit 40 Bataillonen unternommen und schwach durchgeführt wurde; der Feind wurde mit großen Verlusten zurückgeschlagen. Der von Trochu nachgesuchte Wakf- fenstillstand wurde zwar nicht zugestanden , doch sind , wie die Privatmittheilungen weiter melden, die deutschen vorgeschobenen Posten autorisirt, eine temporäre Waffenruhe zu gewähren und beim Einsammeln der französishen Verwundeten behülflich

zu sein.

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Französischerseits sind vom Kriegsschauplay folgende Nachrichten eingegangen :

Bordeaux, 20. Januar.

Aus Arras vom 20. d. Morgens is} folgende Depesche eingetroffen: General Faidherbe meldet vom 19. d.: Ein heftiger Kampf hat ‘um St. Quentin zwischen der Nord- Armee und der ersten preußishen Armee stattgefunden. Unsere Truppen bchaupteten ihre Stellungen bis zum Einbruch der Nacht; die Mannschaften waren indessen in so hohem Grade erschöpf}t, daß cs unmöglich war, an ein längeres Be- haupten der Positionen zu denken. Der Versuch, die Stadt Stk. Quentin durch unsere Truppen zu beseßen und zu halten, hätte nur ein Bombardement der Stadt herbeigeführt ; mehrere feindliche Granaten waren bereits in die Stadt geschleudert und hatten Furcht und Entseßen unter der Einwohnerschaft verbreitet. Es wurde deshalb ein Rückzug nach einem hinter St. Quentin liegenden Punkte befohlen. Wir haben starke Verluste erlitten.

Bordeaux, 21. Januar. (W. T. B.)

Nach Berichten aus Brest vom heutigen Tage find vier neue Depot-Regimenter hierher Übersiedelt, die sich aus Nachzüglern und Rekonvale8zenten ergänzen sollen. Einige Compagnien sind bereits marschfertig. Große Heerden Ochsen, für Paris bestimmt, sind durch Rennes gekommen, auf dem Wege nach Brest, um bereit zu sein, mit General Chanzy, der täglih Verstärkungen erhält, weitec zu gehen. Der Flottenkapitän VBevärges is mit der Bertheidigung von Nantes betraut. Seitens des Marine- Depots sind Maßregeln getroffen, zwischen der Straße von Gibraltar und dem Kanal Kreuzer zu unterhalten. Es sind für diesen Dienst 9 Schiffe beordert, darunter 6 Panzerschiffe.

Auch die preußische Korvette »Arcçcona« is: in Lissabon an- gekommen und wird von den französischen Kriegsschiffen »Magnanime« und »Magellhan« bewacht.

Brüssel, 21. Januar. (W. T. B.) i

Aus Paris sind mittelst Ballons Briefe eingetroffen , die bis zum 17. d. reichen. Von diesem Tage wird gemeldet, daß das Feuer des Feindes sehr heftig war. Die Geschosse fielen auch auf den Quais Orleans und Bethune nieder, einige erreich- ten sogar die Seine. Bei Bal Fleury hatte der Feind eine neue Batterie demaskirt.

Der »Etoile belge« enthält eine Korrespondenz aus Cambrai vom 20. d., in welcher es heißt: Die Nordarmee hat eine furchtbare Niederlage erlitten, von der sie sich s{wer- lih erholen wird. General Faidherbe {äßt die Streitkräfte der Deutschen auf 100,000 Mann. Der Rückzug der Fran-

osen begann Mittags. Ein Theil der deutschen Armee verfi lgt |

aidherbe. Die Korrespondenz entwirft von der Unordnung, die unter den Franzosen bei deren Einmarsch in Cambrai ein- gerissen, ein trauriges Bild. Viele marschirten mit naten

| Füßen. Es war eine Armee in Lumpen. Von der Nordarmee

ist nichts Übrig als Trümmer.

Aus Arlon wird vom heutigen Tage gemeldet, daß das Bombardement von Longwy lebhaft fortdauert. Die Stadt steht in Flammen.

Eine Korrespondenz der »Tndépendance belge« meldet aus Paris vom 17. d., daß die Pression , Trochu zu größeren offensiven Operationen zu zwingen, immer lebhafter wird. Un- geachtet der Angriffe, mit welchen ihn die Journale bestürmen und welche sich sogar in dem Rathe der Regierung geltend machen , ist Trochu entschlossen , von seinem Plane nicht abzus- weichen. Die Kirche St. Sulpice, die von zahlreichen Geschossen erreicht wurde, hat gescblossen werden müssen.

Das Journal »Echo du parlement« schreibt: Wir erhalten traurige Nachrichten aus dem Nord-Departement, insbesondere aus Balenciennes, dessen Umgegend gegenwärtig unter Wasser gesczt ist und wo man der Ankunft der Deutschen entgegen- steht. Die Niederlage Faidherbe’'s war insbesondere durch die shlechte Haltung eines Theiles der mobilisicten Nationalgarde verursacht. Ein Corps von etwa 15,000 mpobilsirten National- garden sloh in Auflösung nah Chateau-Cambresis, wo es in beklagens8werthem Zustand eintraf. Sehr viele Einwohner von Valenciennes sind nach Mons (in Belgien) entflohen.

-—— Der » Etoile belge « meldet aus Cambrai vom 20. d. 6 Uhr Abends, Die Preußen sind im Anmarsch auf Cambrai. Man vernimmt vollständig deutli Geschüßfeuer. Es herrscht allgemeine Panique. Die Truppen haben sich nach Lille, Douai und Arras zurückgezogen. Faidherbe is mit seinem Generalstabe nah Douai, General Farre nach Lille abgegangen. Von der Division Paulze d’Jvoy ist man ohne Nachricht.

Lille, 20, Januar. (W. T. B.)

Ein Ballon , welcher Paris am 18. d., Morgens 3 Uhr, verlassen hat, ist in den Niederlanden niedergegangen ; die von E überbrachten Nachrichten enthalten nichts besonders

eues.

21. Januar. (W. T. B.)

Der größte Theil der Armee Faidherbe's kehrt hierher zu- rück. Das XX1II. Corps, welches größtentheils aus mobilifirter Nationalgarde bestand, ist in bejammernswerthem Qustande. Das XAII. Corps hat sih in besserer Ordnung zurückgezogen. General Dubessol, der eine Wunde in den Unterleib empfan- gen hat, ist hierher zurückgekehrt. Es herrscht die größte Auf- regung.

London, 21. Januar. (W. T. B.)

Nach hier eingetroffenen Berichten aus St. Malo war Gambetta am 17. d. aus Laval daselbst eingetroffen und sofort nach Cherbourg weitergereist.

Der General-Lieutenant z. D. v. Linger, zuleßt Jn- specteur der 3. Artillerie-Jnspektion, ist gestern Abend ‘im 77. Lebensjahre hierselbst verstorben. :

Sachsen, Dresden, 21. Januar. Wie das »Dresdner Journal« meldet, ist heute auf die aus Versailles durch den König von Preußen erfolgte Notifizirung bezüglih der An- 1cahme der Deutschen Kaiserwürde, in Erwicderung dieser Bot- schaft ein Danksagungs- und Glückwünschschreiben des Königs von Sachsen an des Deutschen Kaisers Majestät nach Versailles abgegangen.

Leipzig, 21. Januar, Der Rath hiesiger Stadt hat be- s{lossen, an den Kaiser und König eine Adresse nach Versailles abgehen zu lassen.

Altenburg, 19. Januar. Der Herzog hat von dem Kaiser von Rußland den Georgs-Orden 4. Klasse erhalten.

Würrtemberg. Stuttgart, 20. Januar. Das »Reg.- Bl.« Nr. 2 promulgirt folgende Geseße: 1) Das Gese, betref- fend die Beschaffung weiterer Geldmittel für den Eisenbahnbau. 2) Das Gesetz, betreffend die Bestreitung des Aufwandes für außerordentliche Militärbedürfnisse. 3) Das Gesetz, betreffend die Einlösung der Ablösungsobligationen fünfter Serie. 4) Das Gesch, betreffend die Forterhebung der Steuern.

21. Januar. Der »Staats-Anzeiger für Württemberg« meldet , daß dem Bundeskanzler Grafen von Bismark das Großkreuz des württembergischen Kronenordens mit Brillanten, den Staats - Ministern von Friesen und Delbrück das Groß- kreuz desselben Ordens verlichen wurde. Der preußische Ge- sandte Freiherr von Rosenberg erhielt das Großkreuz“ des Mp ordens, Den Ministern von Mittnacht und von

uckow wurde der preußishe Kronenorden erster Klasse ver- liehen. Der »Staats-Anzeiger« enthält einen Artikel , in welchem die Nichteinberufung der Rekruten des Jahres 1870 mit dem Mangel an Cadres erklärt wird.