1871 / 31 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Kapitulation von Paris so weit gediehen sind, daß heute noh der Abschluß der Stipulationen erwartet wird. i : 29. Januar. Das auswärtige Amt veröffentlicht ein Telegramm des Generals Walker aus Versailles von gestern 8 Uhr Morgens, welches mit den von anderer Seite {on vorliegenden Mittheilungen über die Kapitulationsverhandlungen genau übereinstimmt. Die seit 12 Uhr Nachts erfolgte vollständige Einstellung des Feuers Ust eine Folge der zwischen dem Grafen Bismark und Jules Favre stattgehabten Vorverhandlungen. 28. Januar, Morgens. Die »Timese veröffentlicht folgendes Telegramm aus Bersailles vom 27, Januar: | : Jules Favre ist mit General Beaufort hierher zurück- ekehrt. Für das gesammte Frankreich is ein Wasffenstill- and abgeschlossen worden.

Nach der neuesten offiziellen militärischen Depesche schweigt vorläufig das beiderseitige Geshüßfeuer vor Paris seit der Mitternachtsstunde vom 26. zum 27. d, Mts., und wird diese Unterbrechung der militärischen Aktion als eine Folge der stattgehabten diplomatishen Vorverhandlungen angesehen. /

Demnach erscheint es angemessen, einen Rückbli® auf die etwa vierwöchentliche artilleristishe Thätigkeit vor Paris zu werfen, welche durch die gegenwärtige Einstellung des Feuers einen vorläufigen Abschluß erhält. Die deutsche Belagerungs- Artillerie eröffnete am 27. Dezember aus 76 Geschüßen das Feuer

egen den Mont Avron auf der Ostfront der französischen Haupts- ftadt; die feindlichen Batterien erwiderten bereits am folgenden age das Feuer nicht mehr von genannter Höhe aus; nur die rückwärts derselben liegenden Werke antworteten noch, während es der diesseitigen Artillerie gelang, den Bahnhof von Noisy- le-Sec und die in Bondy kantonnirenden französischen Truppen durch ihr Feuer zu vertreiben. Bereits am 29, De- S konnte durch Abtheilungen des X1I. (König- ih sächsishen) Armee-Corps die Beseyung des Mont Avron erfolgen, naddem die noch außerhalb der e befindlichen französischen Truppen-Abtheilungen fih nah aris zurückgezogen hatten, wo bereits inzwischen entstandene Unruhen mit Hülfe der bewaffneten Macht hatten unterdrückt werden müssen. Nachdem am 30. Dezember mehrere deutshe Compagnien bis zum Dorfe Rosny vorgedrungen waren, begann Tages darauf die Be- shießung der Ostforts Nogent, Rosny und Noisy, welche bereits am ersten Januar das eigene Feuer einstellten; nur Fort Nogent antwortete auch am 2. noch s{chwach, während diesseits die Beschießung gegen die gesammte Oftfront lebhaft fortgeseßt wurde. Am 5. Januar wurde auch das Feuer gegen die Südfront eröffnet: die Forts Js\y, Vanves und Montrouge, die Verschanzungen bei Villejuif und das Point du jour sowie die feindlichen Kanonenboote auf der Seine wurden lebhaft beschossen, indeß die Beschießung der Nordost- und Ostfront kräftig fortgeseßt wurde. Die Forts Issy und Vanves schwiegen bereits am 6. Januar vörÜbergehend, die Thätigkeit der diesseitigen Belagerungsartillerie wurde lebhaft Fou faetett die südlichen Stadttheile mehrfach beschädigt , so daß der General Trochu , welcher am 6. bereits sich ge- nöthigt gesehen hatte, in einer Proklamation jede Idee einer Kapitulation der Hauptstadt zurückzuweisen, "am 9. einen Protest der pariser Machthaber gegen das Bombardement zu veröffentlichen. Inzwischen litten namentlich die Südforts mehr und mehr: sie selbs wie die neben denselben liegenden Verschanzungen {wiegen fast gänzlich, die Kasernen des Forts Montrouge brannten vom 8. zum 9. nieder, die Be- wohner der südlih der Seine gelegenen Stadttheile begannen ihre Wohnungen zu räumen und in die nördlicheren Stadt- viertel zu flichen. |

In der dritten Morgenstunde des 10. Januar wagten die pariser Truppen einen Ausfall: sie griffen "in dieser Nacht die deutschen Vorposten bei Clamart an, wurden jedoh von diesen zurückgewiesen; in den Nächten zum 13. und 14. versuchten fie mit größeren Kräften vorzudringen , und zwar zunächst gegen Clamart und Fleury, dann heftiger in der ‘Richtung auf Le Bourget und Drancy gegen die Ppreußi- schen Garden, auf Meudon gegen das RI., auf Clamart gegen das II. bayerische Corps: der Angriff wurde überall fieg- rei zurückgewiesen. Die Beschießung nahm ungeachtet

“dieser Kämpfe gegen die Forts wie die Stadt ibren unge- _stôrten Fortgang und brachte die ersteren auh auf der _Südfront zu fast gänzlihem Schweigen. Am 15. Januar fand ein abermaliger Ausfall gegen die Stellungen des Garde- und X11. Corps bei Le Bourget, Dugny und Mont Avron ftatt, wurde aber ebenso erfolgreich bekämpft, wie das Feuer einiger neu errichteten französischen Batterien, welche seit dem

16. auf der Südfront cine artilleristishe Offensive gegen die deutsche Belagerungs-Arktillerie zu beginnen versucht hatten. Am 19. Januar endlih folgte General Trochu dem all- gemeinen Drängen in Paris, indem er vom Mont Valérien aus einen Durchbruch mit etwa 100,000 Mann versuchte: der- selbe war meist gegen das V. preußische Corps gerichtet und wurde von demselben in einem etwa sechsstündigen Kampfe vereitelt 7; der diesseitige Verlust betrug in diesem Gefehte an Todten, Verwundeten und Vermißten 39 Offiziere und 616 Mann, während der des Feindes in dessen eigenen Journalen auf etwa 7000 Mann angegeben wird, was um so weniger zu bezweifeln sein dürfte, als allein Über 1000 vor der diesseitigen Front liegen gebliebene Todte tonstatirt worden sind. Diese Umstände veranlaßten den Ge- neral Trochu, am 20. Januar durch den General Grafen d'Hérison einen 48stündigen Waffenstillstand bei Sr. Kaiser- lichen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen mündli nach- zusuchen; es wurde eine Waffenruhe zur Beerdigung der Todten zwar nicht verweigert, weiter gehende Anträge in Betreff eines Waffenstillstandes aber auf den schriftlichen Weg verwiesen. Am 21. wurde die Beschießung, welche in den leßten Tagen ununterbrochen fortgeseßt worden, auch gegen St. Denis eröffnet; bereits Tags darauf verstummte auch dort das feind- liche Feuer fast ganz, in St. Denis wie in Paris wurden mehrfache Feuersbrünste bemerkt, in der Hauptstadt selb} traten bedenkliche Auflehnungen des Pöbels gegen die derzeitige Re- gierung zu Tage, so daß am 23, Januar die leßtere fich zur Trennung der Funktionen des Ober - Kommandos der Armee und des Präsidiums der nationalen Vertheidi- gung gezwoungen sah. General Vinoy wurde zum Comman- deur en chef der Armee von Paris ernannt, General Trochu

behielt seine bisherige Stellung als Mitglied der Regierung.

Das etwa war die Situation der französishen Hauptstadt am 24. und 25. Januar, als Jules Favre aus Versailles na Paris zurückehrte, von wo er in Begleitung eines Mili- tärs , des Generals Beaufort , Behufs Stipulirung von Kapi- tulationsbedingungen am 27. Januar im Kaiserlich Deutschen Hauptquartier wieder eingetroffen ist.

Französischerseits ist vom Kriegsschauplaß folgend s Telegramm eingegangen:

München, 27. Januar. ;

Nach vier eingetroffenen Nachrichten aus Bern soll General Bossak in den Kämpfen bei Dijon gefallen sein.

_— Na dem Artikel: »Der Eisenbahn - Verkehr und der Krieg L.« in der Nr. 30 der »Ostsee-Zeitung« ist ein die Fabrik- thätigkeit gefährdender Mangel an Kohlen vom Staate, und zwar unter Anderem dadurch hervorgerufen worden , daß der- selbe den Eisenbahnen eine große Zahl von Beamten für den Militärdienst genommen hat, von welchem nur die Lokomotiv- führer und Weichensteller frei bleiben, »wenn das Blatt recht unterrichtex ist.« Leßteres ist nicht der Fall, wäre aber leicht durch Einsicht der »Verordnung , betreffend die Organisation der Landwchr - Behörden 2c.« vom 5. September 1867 (Berlin, Verlag der Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei) zu erzielen gewesen, wo im §. 40 Nr. 5 c die zahlreichen Kategorien von Beamten der Staai®- und Privat-Eisenbahnen aufgeführt sind, welche im Falle einer Mobilmachung der Armee mit Unent- behrlichfeits - Attesten versehen werden können. Diese Befugniß ist auch, wie nicht blos den Eisenbahn - Verwaltungen bekannt, hon beim Beginn des gegenwärtigen Krieges zur ausSgedehntesten Anwendung gebracht worden und hat im Verlauf desselben zu Gunsten des Bahnbetriebes noch auf weitere Klassen bis zu den ständigen Eisenbahnarbeitern herab erstreckt werden dürfen.

.__— Mittelst des von der Postverwaltung eingerichteten Be- förderungsdienstes für Päckereien bis 12 Pfund mit Aus- rüstungs- und Bekleidungs8gegenständen für die in Frankreich befindlichen deutschen Offiziere und Beamten sind in der Zeit vom 5. bis 21. Januar 63,686 Pakete befördert worden.

Cöln, 28, Januar. Die englische Post aus London vom 27. d. Mts. Morgens ist ausgeblieben.

Anbalt. Dessau, 27. Januar. Die Herzogin von Sachsen-Altenburg ist gestern Abend zum Besuch am hie- S en und im Herzoglichen Residenzschlosse hier- elbst abgestiegen.

__ Vayern, München, 25. Januar. Jn gemeinschaft- liber Sißung haben die hiesigen beiden Gemeinde-Kollegien

soeben Adressen an unsern König und an den Deutschen

Kaiser angenommen. Der Wortlaut der Adressen wird erst nach der Ueberreichung veröffentlicht werden.

T ÉGRGE E EE nt Err er P A T E S AFEI E S R T R E LEE T E ESE TT T R I T D E C S RIE D E BE I s T I S T E A f T T Lr Se L A A E E E E E E N B E 2 E E I R B E e S

( _ Drs A S Aa S u My . ch4 e, D E d a E V Cen S

s

E T 2 S Di Be T D V T, T A T e E S T A E E T A E A E A E S Ee E E A E S E A Ee E B E E S C E a M 2 R e E e P E r M L E fa E E R E

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_Desterreich - Ungarn. Pesth, 26. Januar. Auf der Tagesordnung der heutigen Sißung der Reichsraths-Dele- ation stand das Marinebudget. Auf Antrag des Referenten aëcotini wurde jedoch die Verhandlung auf morgen verschoben, weil das Nuncium der ungarischen Delegation über die Marine erst heute angelangt war. In der heutigen Unterhaus-Sißung wurden die Budgets des Ministerpräsidiums, des kroatischen Ministeriums, des Ministeriums um die Person Sr. Majestät und drei Titel

des Ministeriums des Jnnern ohne Abstrich votirt.

27. Januar. (W. T. B.) In der heutigen Sigzung der ungarischen Delegation stellte der Delegirte Vermenyi den Antrag, den Posten über die geheimen Auslagen des auswär- tigen Amtes zu streichen. Dieser Antrag veranlaßte viele Redner zu Kundgebungen des Vertrauens für den Grafen Beust. Hay- nald, Pulszky, Szaparÿ wiesen diesen Antrag als ein verstärk- tes Mißtrauen8votum mit großer Entschiedenheit zurück, Die betrefsende Debatte erregte großes Aufsehen.

Frankreich. Brüssel, 27. Januar. (W. T. B.) Die hier eingetroffene »Correspondance Havas« meldet, daß die Bank von Frankreich der Regierung einen weiteren Vorschuß von 200 Millionen Francs zur Verfügung gestellt hat. :

Mittelst Ballon, welcher Paris am 24. d. verlassen hat, |

sind folgende offizielle Nachrichten eingetroffen: Jn der ver- flossenen Naht wurde das Gefängniß Mazas von einer An- zahl Personen erstürmt und Gustav Flourens, sowie die Übrigen wegen politischer Vergehen daselbst in Gewahrsam

gehaltenen Personen befreit, Die Aufrührer begaben fich als-

dann zur Mairie des zwanzigsten Arrondissements, um da- selbst eine Art von Hauptquartier zu errichten. Sie seßten

“_sih daselbst in Besiy von 2000 Rationen Brod und be-

deutender Wein - Vorräthe. Die Nationalgarde bewirkte die Räumung der Mairie ohne weiteres Blutvergießen. Um 65 Uhr Morgens war die Ruhe in Belleville wiederhergestellt, und schien im Uebrigen nichts auf weitere Ruhestörungen hin- zudeuten. Ju der Zeit jedoch, wo die Regierung zu einer Berathung tm Stadthaus zusammentrat, bedeckte fih der vor dem Gebäude befindliche Play allmählich mit zahl- reichen Gruppen. Eine Abtheilung Nationalgarden, welche angeblich aus 150 Mann bestand, marschirte auf dem Play auf, und feuerte ohne Weiteres auf die daselbst befindliche Mobilgarde. Von beiden Seiten entspann sich ein

_ lebhastes Feuer. “Die Aufrührer schossen namentlich auf die

Fenster des Hôtel de ville. Das Einschreiten der »gardes repu- blicain8« brachte die Ruhestörer zum Weichen. 9 Personen sind getödtet, 18 verwundet; außerdem wurden einige 20 Verhaf- lungen vorgenommen. Seitens des Kommandanten der Nationalgarde is} eine Proklamation erschienen, in welcher die Nationalgarde aufgefordert wird, ihrerseits bei der Unterdrückung der Emeute kräftigst mitzuwirken. : :

Bordeaux, 24. Januar. Man erfährt hier, daß die zwei leßten von Paris abgegangenen Luftballons im Canal La Manche verunglüten. :

27. Januar. Nachrichten aus Paris vom 23. Januar zufoige hat General Vinoy folgenden Tagesbefehl an die Armee von Paris erlassen: »Die Regierung der nationalen Verthcidigung stellt mich an Eure Spize, sie appellirt an meinen Patriotismus und an meine Hingebung; ich habe nicht das Recht, mich dem zu entzichen. Es ist eine sehr {were Aufgabe , welche ih auf mich nehme, man darf sich Über die Gefahren keinen Täuschun- gen hingeben. Nach einer mehr als viermonatlichen Belage- rung, welcher von der Armee und der Nationalgarde glorreich Stand gehalten, während die Bevölkerung .von Paris sie männ- lih ertrug, sind wir nunmehr zu einem kritischen “Mo- mente gelangt. Jn einem derartigen Augenblicke die ge- fährlidhe Ehre des Kommandos ablehnen, hieße dem in mich geseßten Vertrauen s{lecht entsprechen. Jch bin Soldat und nicht gewohnt, vor Gefahren zurückzuweichen, und ich über- nehme diese große Verantwortlichkeit in einem Augenblicke, in welchem die Partei der Unordnung im Jnnern agitirt, während die Kanonen donnern. Jch will Soldat sein bis an’'s Ende

und ih nehme diese Gefahr auf mich in der Ueberzeugung, daß -

der Beistand der guten Bürger sowie jener der Armee und der Nationalgarde mich untexsiüßen wird, die Ordnung aufrecht zu erhalten und das allgemeine Wohl zu schüßen. «

- Die Mitglieder der Regierung erließen am 23. d. folgende Proklamation: » Mitbürger! Das abscheulihe Verbrechen, welches gegen das Vaterland und die Republik begangen wurde , istt das Werk einer kleinen Anzahl von Menschen, welche der. Sache der Fremden dienen. Während der Feind unsere Stadt bombardirte, haben sie durch ihre Kugeln das Blut von Nationalgarden und Soldaten vergossen. Möge diescs Blut auf das Haupt derjenigen kommen, welche es ver- gossen haben, um ihren verbrecherischen Leidenschaften zu fröh- nen, Die Regierung hat die Aufgabe, die Ordnung aufrecht

G erhalten , und sie wird nicht ermangeln , ihre Pflicht zu - un. «

Der Kommawyudant der Nationalgarde erließ folgenden Aufruf: »Jn der verflossenen Nacht haben Aufwiegler das

“Gefängniß Mazas angegriffen und die Gefangenen , unter

ihnen Flourens, befreit, Sie suchten ferner sich der Mairie des 40. Arrondissements zu bemächtigen, um daselbst den Aufruhr zu insialliren. Euer Oberkommandant zählt auf Euren Patrios tismus, um diesen ruhlosen Aufstand zu unterdrücken. Wäh- rend der Feind die Stadt beschießt, vereinigen sich die Aufrührer, um die Vertheidigung zu lähmen. Im Namen der allgemeinen Wohlfahrt und der Gesetze is es unsere Pilicht , uns zu ver- einigen, um Paris zu vertheidigen. Seien wir bereit, mit den verbrecherischen Umtrieben ein Ende zu machen. Die National- garde erhebe sih beim ersten Aufrufe in voller Stärke, und die Aufwiegler werden zu Boden geschlagen werden. «

Italien, Florenz, 26. Januar. (W. T, B.) Der Senat hat den Geseßentwurf , betreffend die Verlegung der Hauptstadt mit 94 gegen 39 Stimmen angenommen. Sodann wurde eine Tagesordnung angenommen, welche erklärt, daß &lorenz sich um das Vaterland wohl verdient gemacht habe. __— Jn der Deputirtenkammer wurde die Debatte bezÚg- lih der dem Papste zu gewähcenden Garantien fortgeseßt. Der Justiz-Minister hob den verschiedenen Einwänden gegenüber hervor: daß die Vorlage dem Papste vollkommene Unabhängig- keit gewähre.

_Túrkei. Belgrad, 26. Januar. Es fand ein partieller Minisierwechsel statt. Justiz-Minister Jlits wurde in Dispo- nibilität verscßt und der Präsident des Appellaiionshofes Welkovits an dessen Stelle zum Justiz-Minister ernannt.

Aus dem Wolff’schen Telegraphen-Büreau.

Saarbrücken, Sonnabend, 28. Januar. Aus Ver- sailles vom 25. wird gemeldet: Gestern früh 11 Uhr machte Graf Bismarck dem Herrn J. Favre in dessen Quartier einen halbstündigen Besuch. Hierauf Kriegsrath beim Kaiser, dem der Kronprinz , die Generale von Moltke, von Boyen, von Roon (dessen Befinden besser) und Graf Bismarck beiwohnten. Um 2 Uhr fand bei Graf Bismark eine Konferenz zwischen diesem und Herrn Favre statt. Um 24 Uhr kehrte leßterer mit seinem ihn begleitenden Schwiegersohne über die Sèvresbrücke nach Paris zurück, Die Nachrichten über die Unruhen in Paris sind durch Herrn Favre bestätigt. Heute, den 29.,, Favre wieder aus Paris zurück und in Verhand- kungen mit dem Grafen Bismark.

Madrid, Sonnabend 28. Janua3. Die Wahlen für die Cortes und den Senat sind für Ende Februar ausgeschrieben. Große Uebershwemmungen haben namentlich in den nörd- lichen Provinzen bedeutendèn Schaden angerichtet. :

Peter8bur g, Sonnabend 28. Januar. Eine Korrespon- denz des » Journal de St. Petersbourg« aus Peking bestätigt die Einnahme der Stadt Ulias Sutai durch tartarische Jn- surgenten. Auch Urga soll ernstlich bedroht, und der Handel daselbst vollständig gelähmt sein.

Verein8thätigkeit für die Armee.

Berlin. Der Berliner Hülfsverein für die deutschen Armeen im Felde hielt am Abend des 25. Januar im Bürger- saale des Rathhauses eine Generalversammlung ab, in welcher der Vorstand seinen ersten vorläufigen Bericht über das bisherige Wirken des Vereins und die hierfür aufgewendeten Mittel erstattete. Der Vorsißende, General-Lieutenant a. D. von Webern, eröffnete die Versammlung mit einem generellen Rückblick auf die Thätigkeit des Vereins seit dem 19. Juli v. J., an welchem Tage er \sich aus einem Hülfsverein für preußische Krieger in einen solchen für die deutsche Armee verwandelte, und verlas sodann das folgende Handschreiben Jhrer Majestät der Kaiserin-Königin an den Vorstand:

»Die Berufung einer Generalversammlung des Berliner Hülss- vereins für die deutschen Armeen im Felde, in welcher der erste größere Bericht über das bisherige Wirken des Vereins und über seine weitere Thätigkeit Beschluß gefaßt werden soll, giebt Mir die er- wünschte Veranlassungy aus Meiner eigenen Anschauung und Beob- achtung für die-ausgezeichneten Leistungen des Vercins Zeugniß ab- | zulegen und demselben Meine ganze Anerkennung für seine erfolgreiche Thâtigkeit auszusprechen. Zugleich füge Tch wiederum. eine Gabe von Tausend Thalern bei.

Berlin, den 24. Januar 1871. Augusta. «

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