1871 / 33 p. 1 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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müthigen Gefühlé der Bürger Jhrer Haupt- und Residenzstadt , die mit einflimmen in den freudigen Ruf: Hoch lebe das wiedererstandene Deutsche Reich! Hoch lebe der Deutsche Kaiser, unser theurer : König Wilhelm!

In tiefster Ehrfurcht Euer Majestät treu B Magistrat zu Berlin. tadtverordnete zu Berlin. Berlin, den 23, Januar 1871.

Der Stadtrath und das Stadtverordneten - Kollegium von Dresden haben nachstehende Adresse an Se. Vazjestät den Kaiser und König beschlossen :

»Allerdurchlauchtigster Kaiser, Großmächtigster Fürst, Allergnädigster König und Herr!

Ew. Majestät haben dem deutschen Volke verkündet, daß Ew. Majestät, dem einmüthigen Rufe der verbündeten deutschen Fürsten und freien Städte Folge gebend, mit Herstellung des Deutschen Reiches die Deutsche Kaiserwürde angenommen haben, um allezeit Mehrer des Reiches zu sein, nicht in kriegerischen Eroberungen, sondern in den Werken des Friedens, auf den Gebieten nationaler Wohlfahrt, Frei- heit und L : Die von den Besten und Edelsten im Volke langersechnte Wieder- herstellung des Deutschen Reiches, dies denkwürdige Ereigniß, ein grofi- artiger Erfolg, den das deutsche Volk den rubmgekrönten Waffenthaten \einer unter Ew. Majestät glorreiher Führung von Sieg zu Siegen vorgeschrittenen Söhne verdankt, berehtigt zu den freudigsten Hoff- nungen auf den freiheitlihen Aus8bau des Rechtsstaates und auf die gedeihlihe Entwickelung des Bürgerthums, das zu allen Zeiten, in guten wie in s{limmen Tagen, immerdar bingebend an dem Vater- lande festhielt und kein Opfer scheute, wenn es dem Wohle Deuitsch- lands galt. Jn seinen Söhnen , die Ew. Majestät sieggekröntem Krieg8banner. treu und freudig folgten, hat es den höchsten Einsaß für die glückliche Zukunft des Deutschen Reiches willig hingegeben, und es hofft zu Ew. Majestät segensreicher Führung, daß der blutigen Saat dieser großen Zeit die trefflichsten Früchte für Volkswohl entsprießen werden, deutishen Namens würdig, freien Männern zur Ehre.

Nun, da alle die deutschen Stämme, welche Ew. Majestät ober- friegsherrlichem Heerrufe Folge leisteten, unter das neuentrollte Reich8- hanner \ich geschaart haben, nahen wir, die Vertreter einer deutschen Papa uns zur ehrfurchtsvollen Begrlißung Ew. Majestät als

eutschen Kaisers, und geben der Hoffnung Auètdruc, daß die Herr- lihfeit des Deutschen Reichs zum Wohl und Segen des deutschen Va- terlandes und aller seiner Söhne unter der neubegründeten Schirm- herrschaft beglückend und kräftig aufblühen werde.

Das walte Gott!

Dresden, den 27. Januar 1871.

Der Rath und die Stadtverordneten der Königl: Residenz- und Hauptstadt Dresden.«

Die Eisenbahnverbindung und der Krieg.

Der gegenwärtige Krieg hat die Herstellung einiger Eisen- bahnverbindungen gezeitigt, welche für die Landeßvertheidigung von größter Wichtigkeit sind und nicht rainder dem allgemeinen Verkehre zu Gute kommen.

Dahin gehört vor Allem die Rheinbrücke bei Düsseldorf. Dank den, von dem Fabrikanten Harkort rühmlichst unter- stüßten Anstrengungen der ausführenden Ingenieure gelang es die Bahnstrecke Düsseldorf-Neuß nebst der Rheinbrücke noch so zeitig zu vollenden, daß sie bei der Beförderung des VII. Armee- Corps nach dem Kricgs8schauplaß benußt werden konnte. Diese kaum 1 Meile lange höchst kostspielige Strecke bildet ein wich- tiges Stück der großen Eisenstraße, welche den preußischen Staat in seiner ganzen Ausdehnung von der russischen Grenze

bei Eydtkuhnen bis zur belgischen bei Aachen zu durchziéhen |

bestimmt ist und von welcher erst wenige Tage vorher auf der entgegengeseßten Seite des Landes ein weiteres Stück in der Märkisch-Posener Bahn zur Eröffnung gelangt war.

Ungleich größer noch würde der aus der Benußung der Düsseldorfer Rheinbrücke gezogene Nutzen für den Krieg gewesen sein, wenn es möglich gewesen wäre, zugleich die Eifelbahn zu vollenden. Leider gelang es zu Anfang nicht, mehr als einige Meilen benußbar zu machen; erst im November konnte von Call bis Gerolstein gefahren werden. Jmmerhin. i} der Gewinn nicht zu untershäßen, welcher aus der Benußung dieser 65 Meilen langen Theilstrecke für die Kriegsführung, insbesondere für die Zuführung von Proviant entstanden ijt. Die auf cine frühere Vollendung gerichteten Anstrengungen find durch die ungünstigen Witterung8verhältnisse in nicht geringem Maße beeinträchtigt worden. Besonders ungünstig wirkten die

wiederholten Hochwasser der Kyll. Es ist jedoch Aussicht vor-

handen, daß in etwa 3 bis 4 Wochen die Lücke Gerolstein-Trier ganz ausgefüllt sein wird und die Eifelbahn wenigstens für militärische Zwecke in der Jo Ausdehnung alsdann benußt werden kann. Die Entlastung, welche der Rhein - Nahe - Bahn dadurch zu Theil werden wird, ist um so erwänschter, als leßtere dem Kohlenverkehre aus dem Saargebiete bei der Höhe ihrer gegenwärtigen Benußurg zu Kriegszwecken nicht diejenige Stüße zu bieten vermag, welche im Interesse des betreffenden deutshen Konsurntions8gebietes so dringend wünschenswerth ift.

Von besserem Erfolge, wie bei der Eifelbahn begleitet, weil

mit geringeren Schwierigkeiten verknüpft, waren die Be- -

mühungen, die im Bau begriffene rechtsrheinishe Bahn in aller Eile auf der Endstrecke an der Sieg fahrbar zu machen und mit der Deuz - Gießener Bahn bei Troisdorf in direkte Verbindung zu bxingen. Die Siege der deutschen Armeen , welche den Kampfplaß weit vom Rheine entfernt hielten, haben glücklicher Weise verhindert , daß es nöthig ge- wesen wäre , die neue Verbindung auf eine ernste Probe zu stellen. Desto größeren Nußen wird der allgemeine Verkehr daraus ziehen, welchem, wie wir hören, die Strecke Ober-Cassel- Troisdorf nunmehr gleihfalls eröffnet werden wird. Der Rhein erhält dadurch auf seinem rechten Ufer die langersehnte ununterbrochene Schienenstraße von der Schweiz bis Holland, A solche bereits seit längerer Zeit auf seinem linken Ufer esißt.

In den östlichen Provinzen ist ebenmäßig die Fertig- stellung der Bahnstrecke Stol - Danzia, von roeittragend- ster Bedeutung. Dieselbe gelang in Folge Aufbietung allec Kräfte bei Beginn der Blokade im Vugust v. J.; mit ihr {loß si, nachdem inzwischen auch Lübe - Kleinen eröffnet war, die Schienensiraße von der Elbe bis zum Pregel, im Kriege bestimmt zum Schuße der bedrohten Küsten, im Crieden, um eine Reihe wichtiger See- und Handelspläte unter einander und mit reichen NAbsaßgebieten in Verbin- dung zu bringen. Schon erheben sich die Pfeiler zur Brücke Über die Elbe vei Hamburg, um die Eisenstraße bis zur Weser weiter zu führen, wo sie ihre Fortseßung zur Ems be- reits vorfindet. Noch vor Ablauf des nächsten Jahres, dafür bürgen die getroffenen Vorbereitungen und Feststellungen, wird die Lokomotive auf der Küstenbahn von Emden bis Königs-

berg- keine Unterbrehung mehr finden. Hoffen wir, daß dann

auch das Schtußglied Tilsit-Memel in das Stadium vorge- rücter Ausführung getreten ist.

Telegraphisehe Witterungsbericlkte v. 28. Januar.

8t. Bar. |Abw|Temp.|Abw : Allgemeine Mz Ort. Pl, M R. A Wind. Himmelsansîicht & [Constantin.|236,1| | 10,2| |S., schwach. |bedeckKt.!)

29. Januar.

Memel... .|344,6|+7,7|—10,65|—7,0/0., schwach. heiter. Königsbrg. 343,9 |+6,8|—13,0|—9,8/O., stark. sheiter. Danzig -«.343,2/+6,0|— 9,6 —8,6/080., mässig. |heiter, Cöslin 341,7/+5,6 —10,5|—9,1/0., mässig. heiter. Stettin. …../341,3 +4,6/— 7,4|-6,7/0., stark. heiter. 2) .. (339,1 +4,4 —4,8/SO., mässig. wolkig.

339,1 +3,1 6,0/—5,2/0., sehwach. gz. bedeckt.) 337,9|+2,5 —7,5/NO., mässig. jheiter.4) / 328,9 |—1,4 —8,8/SO., schwach. |bedeekt. Breslau .….|333,9|+1,4 —7,3NO., schwach. heiter. S) Torgau .…./339,3|+1,2 —2,5/SO., lebhaft, bedeckt. Côln 337,4 |12,3 —1,9/SO., schwach. [trübe.

lei 331,4|—0,8 1,s|—2,2/NO., schwach. |bedeckt. Flensburg. 340,3| NO., mässig. |bed., gst. Schn. Wiesbaden 334,5 NW., schwach. bedeckt. ®) Rieler Haf. 330,2 NO., mässig. |bezogen. Wilhelmsh./339,9 NO., mässìg. bedeckt. Keitum .… 340,5 SO., stark. bewölkt. Bremen... 338,7 0., schwach. |bedeckt. Weaerleuchtth, 339, 4 O., lebhaft. bedeckt. Versailles .| W., s. schw. |[trübe. Brüssel ... 338,7 NNO,., s. sehw. |bedeckt.?) Riga 346,0 W., mässig. heiter. Gröningen. 339,9 NO., still. bedeckt. Helder... 339,8 O,, s. schw.

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9) Gestern Abend Regen. 2?) Nachts Schnee. 2) Gestern Schnee- 4) Gestern Schnee. S) Gestern Schnee. S) Gestern Vorm. Schnee. 7) Schnee in Interyallen.

Das Avonnement beirägt 4 Thlr. “für das Vierteljahr.

Insertionspreis für den Raum einer Druckzeile 24 Sgr.

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Königlich Preußischer

ÄAlle- Post - Anstalten des In- unF Auslandes nehmen Bestellung an, für Berlin die Expedition des Äönigl. Preußischen Staats - Anzeigers: Zieten- Plat Nr. 3.

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Berlin, Montag den

30, Januar, Abends. 1871.

Mit der heutigen Nummer wird für die Abonnenten des jüngstverflossenen Quartals das Sachregister des Staats-Anzeigers für das Jahr 1870 ausgegeben.

Se. Majestät der König haben Nlerguáädig|t geruht:

Den. Direktor der General - Kommission zu Posen, Ober- Regierungs-Rath Ober gethmann zum General-Kommissarius mit dem Range cines Rathes dritter Klasse zu ernennen.

Bekanntmachung. i

Nachdem schon seit längerer Zeit es den französischen Kriegs8gefangenen gestattet ist, unter gewissen Beschränkungen mit ihren Angehörigen Frankreich in telegraphischen Verkehr zu treten, ist es der unterzeihneten General-Direktion nun ge- lungen, gleiche R gung auch den in Frankreich internir- ten deutschen Gefangenen zu Theil werden zu lassen. Die fran- zösische Telegraphenverwaltung hat sich auf diesscitiges Ersuchen bereit erklärt, Depeschen der deutschen Gefangenen unter der Bedingung befördern zu wollen; daß der Jnhalt ausschließlich Privatangelegenheiten betrifft und daß die in Frankreich auf- gegebenen Depeschen in französischer Sprache abgefaßt find.

Die an die deutschen Gefangenen gerichteten Depeschen müssen im Allgemeinen den Bestimmungen der Telegraphen- Ordnung entsprechen und können nach der Wahl des Aufgebers über die Schweiz, Belgien oder England befördert werden. Die dieser Wahl entsprehenden Beförderung8gebühren sind von dem Aufgeber sofort zu entrichtea. i

Die Korrespondenz mit deutschen Gefangenen weiche fi in belagerten Festungen befinden , ijt jelbstverständlich aus- geschlossen.

Berlin, den 28. Januar 1871.

General-Direktion der Telegraphen. von Chauvin.

Ministerium für Savdel, Gewerbe und öffentliche : Arbeiten.

Bei dem Betriebe der preußischen Eisenbahnen ist in leßter Zeit eine Reihe folgenschwerer Unglücksfälle vorgekommen, welche die frühere Sicherheit der Fahrten in hohem Grade be- einträchtigt haben, Wenn auch diese beklagen®werthen Ereig- nisse ihre Erklärung in dem Umstande finden mögen, daß es während des gegenwärtigen Krieges nicht immer zu vermeiden gewesen _ist, die Kräfte des Eisenbahnversonals, nachdem eine bedeutende Jahl desselben für Zwecke der Kriegführung in

rankreich verwendet werden mußte, mehr als in Zeiten des riedens anzustrengen, so können die vorgekon:menen Unfälle doch keineswegs hierdurch entschuldigt werden. Jh erwarte vielmehr, daß die Eisenbahnbeamten in dem biLher bewährten Diensteifer und treuen Pflichtgefühl “nicht nachlassen werden,

auch bei der durch die Umstände gebotenen größeren Jnanspruch-

nahme ihrer Leistungen, die zur Verhütung von Unfällen durchaus erforderliche, gewissenhafte Aufmerksamkeit im Dienst unausgeseßt zu bewahren, und bemerke ausdrücklich, daß jede, die Sicherheit des Betriebes beeinträGtigende Unachtsamkeit oder Lässigkeit in der Ausübung des Dienstes nach der ganzen Strenge des Geseßes ohne Nachsicht bestraft werden wird.

Die Königliche Direktion wird angewiesen, vorstehenden Erlaß in geeigneter Weise zur Kenntniß der betreffenden Be- amten zu bringen.

Berlin, den 28. Januar 1871,

Der Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten.

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An sämmtliche Königliche Eisenbahn-Direktionen.

Abschrift mit dem Auftrage, obigen Erlaß den Eisenbahn- Verwaltungen Jhres Geschäftsbereihs zur gleichmäßigen Be- achtung mitzutheilen.

Der Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten. Graf von Jtenplit. An sämmtliche Königliche Eisenbahn-Kommissariate und Kommissarien.

Kriegs- Ministerinm.

Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 9.Januar 1871 betressend Verheirathung der Offiziere des stehenden Heeres.

Es ist zu Meiner Kenntniß gekommen, daß si beim Ein- tritt der Mobilmachung einige Offiziere des stehenden Heeres ohne Meinen Konsens haben trauen lassen, obgleich in dieser Zeit jede mögliche Erleichterung für die Einreichung derartiger Gesuche stattfand. Jch nehme hieraus abgesehen von der anderweitigen Straffälligkeit eines folchen Verfahrens Ver- anlassung, darauf aufmertfsam zu machen, daß jede ohne Meinen Konsens geschlossene Ehe vor dem Geseß ungültig ist, und daß dieselbe auf keinem anderen Wege, als durch eine

Zweite mit Meinem Konsens geschehende Trauung die géseßlichse Gültigkeit erlangen kann. Das Kriegs-Ministerium

hat dies der Armee bekannt zu machen. H.-Q. Versailles, den 9. Januar 1871.

T ilïhelm. An das Kriegs-Ministerium. Vorstehende Allerhöchste Ordre wird hiermit zur allge- meinén Kenntniß gebracht. Berlin, den 24. Januar 1871. Kriegs-Ministerium. In Vertretung Kloßt.

Angekommen: Se. Excellenz der- Staats. Minister und Minister des Königlichen Hauses, Freiherr von Schleiniß von Versailles.

Bekanntmachung.

Die diesjährige Aufnahme-Prüfung für das hiesige Seminar für

Stadtschulen findet am 8. und 9. März d. J. statt. : “Diejenigen , welche daran Théil nehmen wollen, haben sich bis

spätestens am 22. Februar d. J. s{riftlich bei uns zu melden, in der Eingabe die ohnüng anzugeben und derselben beizufügen: - 1) einen selbstverfaßten, die persönlichen Verbältnisse und insbesondere den Bildungsgang darlegenden ‘Lebenslauf, 2) den Taufschein, 3) den Konfirinationdschein, 4) ein Zeugniß über die genossene Schulbildung, 5) ein Zeugniß der Ortsobrizkeit oder des Geistlihen über den sitt- lichen Lebenswandel , 6) ein ärztliches Attest über den Gesundheits®= zustand, 7) eine Bescheinigung “über die innerhalb der leßten zwei Jahre mit Erfolg vollzogene oder wiederholte Tmpfung der Schuß- blattern und 8) eine Erklärung des - Vaters, resp. Vormunde®8, daß für den Unterhalt während des Aufenthalts auf dem Seminare aus- reichend gesorgt werden wird. s

Die zur Prüfung zugelassenen Bewerber müssen sich dem Herrn Seminar - Direktor Dr. Schneider hier , Oranienburgerstraße Nr. 29x am 7. März d. J: Nachmittags 2 Uhr, persönli vorstellen.

Berlin, den 23. Januar 1871. U A a

Königlies Provinzial-Schul-Kollegium. E Reichenau. i

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