1871 / 33 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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konnten nicht ohne Wirkung auf die Hauptstadt bleiben. Schon am 22. Abends wurde von den Observatorien mitgetheilt, daß am Sonntag Nachmittag zwischen 2 und 3 Uhr ein größerer Zusammenlauf in der Gegend des zu einem Lazareth eingerichteten » Palais de l’Jndustrie « stattgefunden hätte. Weiter wußte man {on am 23. in den Hauptquartieren, daß Trochu dur cine Volksbewegung seines Oberbefehls ent- hoben und durch Vinoy erseßt worden sei. Dann kam die Nachricht , daß eine von Deleêscluze veranlaßte Proklamation ur Errichtung einer Kommune von 200 Mitgliedern der ationalgarde aufgerufen habe. : : Der hauptsächlichsie Beweis dafür aber, daß man 1n Paris den Ernst der Situation, zumal inzwischen das Bombardement von St. Denis aus seinen Anfang genommen hat , einzusehen beginnt , liegt darin , daß am 29. Tanuar bends der auswärtige Minister beim Gouvernement von Paris, Jules Favre, in Versailles erschien. Ein vom Kom- mandanten, General von Voigts-Nhetz, gestellter Wagen hatte ihn an der Sevres-Brücke abgeholt und unter Eskorte von Dragonern hierher geführt, wo er gegen 8 Uhr Abends ein- traf. Uebertriebene Gerüchte verbreiteten sch sofort in der Be- völkerung von Versailles: man hielt die Uebergabe der Haupt- ftadt für sicher, begrüßte dieses Ercigniß mit Freuden und wollte am Morgen des 24. sogar ivissen, daß die Kapitulation Nachts {hon unterzeichnet worden sei, Die einfacbe Erwägung, daß für cin militärishes Abkommen die Entsendung eines Offiziers nothwendig gewesen wäre, hätte diese Gerüchte niederschlagen sollen. Herr Jules Favre sprach noch am 23. Abends den Bundeskanzler Grafen Bismarck, der sich dann um 11 Uhr in die Präfektur zu Sr. Majestät dem Kaiser be- gab. Am Morgen des 24. fand cine Berathung statt, an der, außer Sr. Majestät und dem Kronprinzen, Graf Bismark, die Generale und der Kriegs - Minister Theil nahmen. So- viel bis jeßt bekannt, is die Mission des Herrn Favre keine streng offizielle gewesen, in dem Sinne, daß er von den Mit- gliedern des Gouvernements mit bestimmten Anträgen geschickt worden wäre. Vielmehr kam Herr Favre zunächst nur, um die diesseitigen Forderungen hinsichtlih der eventuellen Kapitu- lation von Paris zu vernehmen. Er verließ Versailles heute bald nah 3 Uhr.

j Weiter liegen vom Kriegsschauplaye folgende Nachrich- en vor: :

Breslau, 29. Januar. (W. T. B.) :

General v. Tümpling telegraphirt unter heutigem Datum Morgens an das stellvertretende General-Kommando hierselbst : Das VI. Corps besett die Forts Jory und Bicêtre.

Dresden, 29. Januar. : /

Das »Dresdner Journal« veröffentlicht ein Telegramm des Prinzen Georg an den König von Sachsen, in welchem er anzeigt, daß cin Waffenstillstand abgeschlossen ist und das säch- sische Armec-Corps heute Vormittag 10 Uhr die Forts Romain-

ville, Noissy, Rosny und Nogent beseßt.

Ueber das (XII.) Königlich sächsische Armee-Corps veröffentlicht das »Dre8d. Journ.« aus zuverlässiger Quelle

nachstehende, den Zeitraum vom 12. bis 20. d. M, umfassende

Mittheilungen : | Wet:

»Der Feind hält nach wie vor das Terrain bis zur Mühlhau- sener Bahn und die Orte Bondy, Bobigny , Drancy , Rosny mit Vorposten \{hwach beseßt. Seine zahlreichen hier errichteten Batterien

: O aber de8armirt, und die Hauptinassen werden anscheinend zwischen

en Forts und der Stadtenceinte von Paris bereitgehalten; so ist das II. Armee-Corps d'’Exea der 11. Armee in und bei Pantin unterge- braht. Das Feuer der Belagerungsbatterien erwidern die Forts und dazwischenliegenden Retranchements wenig oder gar nicht, wohl ober werden nah eingetretener Dunkelheit und. während der Nacht Batterien „und Vorposten häufig und beitig beworfen. * Nur am 12, d. “M. wurde 1 Mann des 7. Jnfanteric-Regiments Nr. 106, und am 20. d. M. 2 Mann desselben Regiments verwundet. Außer diesen nächtlichen Kanonaden und durch dieselben regelmäßig eingeleitet und sekundirt, unternimmt der Feind häufig nächtliche Unter- nehmungen, welche den Pariser Zeitungen und Gefangenenausfagen zufolge, wesentlich den Zweck verfolgen, die Cernirungstruppen zu beunruhigen und um die Nachtruhe zu bringen. Wenn auch

- leßteres für einen Theil der Truppen schon durch das in der

Nacht weit vernehmbare Gewehrfeuer \sich nicht vermeiden läßt, \o scheinen doch diese Unternehmungen durh größere Verluste auch auf den Feind selbst nicht ermuthigend zu wirken, un- somehr, als es dabei troß Uebermacht nicht gelingen wollte, die Feldwachen zu delogiren. Diese nächtlichen Alarmirungen began- men in der Nacht vom 9. zum 10. Januar von Groslay-Ferme aus egen die Posten an der Eisenbahn nach Soissons vorwärts von

ulnay. Etwa 3 feindliche Compagnien drängten den an einem Bahnwärterhause Nr. 8bis stehenden detachirten Posten auf Nr. 9

_ Zurück, sprengten ersteres und gingen nach heftigem Feuergefehte wie-

der auf Groslay-Ferme zurü, so daß shon um §1 Uhr die ursprüng-

lide Stellung von den Vorposten des 2. Bataillons Leibärênodier-

Regiments, ohne weiteren Verlust, als den eines gefangenen Reiters, wieder bezogen werden konnte. Etwas abweichend, aber nicht ganz ungünsiig für die betheiligten Vorposienabtheilungen loutet der einem Ballonbriefe entnommene französische Bericht, wie folgt :

Enfin cette nuit à 11 heures le commandeur Pon- tijac, un chef- d’éclaireurs, déjà signalé par des exploits de Ce E a enlevé deux postes prussiens prêès du Bourget et de Drancy et fait sauter deux maisons. Huit grenuadiers prussiens du 4. Regiment (?) qui n’ont pas voulu se rendre ont sauté également. II faut rendre justice au courage de ces ennemis en même temps qu’on dénonce leurs cruautés.

In der Nacht zum 14, Januar erfolgte ein dreimaliger Angriff auf le Bourget, der die nächstgelegenen Detachements des Armee- Corps alarmiïte, ohne daß jedoch unsere Vorposten selbsst| am Kampfe betheiligt waren. Dagegen ging der Feind in der näc{stfolgenden Nacht (zum 15. Januar) etwa um 2 Uhr gegen die Feldwachen ‘in Nonneville, am Ourcqcanal an der Meter Siraße und die links davon gelegene sogenannte Zwischenfeldwahe mit Jnfanterie vor. Gleiczeitig wurden die stehenden Patrouillen auf dem Avron ver- trieben und der öôstlihe Theil desselben vom Feinde mit Jafanterie- Abtheilungen beseßt Auf allen angegriffenen Punkten behaupteten sich die Feldwachen. Der ernsthafteste Vorstoß war gegen die Feldwachein Nonne- ville mit der Absicht, das Gehöst zu zerstören, gerichtet. Außer einem Bataillon des 122. Linien - Regiments betheiligten sih am Angriffe Nationalgarden verschiedener Regimenter, ebenfalls etwa in der Stärke cines Bataillons und 50 Mariac-Actilleristen und Geniefoldaten. Die auf Feldwache befindliche 8. Compagnie des 2 Grenadier-Regiments Nr. 101 hatte daher gegen bedeutende Uebermacht zu käwpfen. Dabei war es einigen Franzosen, in der sehr dunklen Nacht und verwuth- lich dur einen der Lokalität schr kundigen ¡Führer geleitet, gelungen, dur cine Seitenthür in das Offiziers - Wachktzimmer zu ge- langen und dort Brand anzulegen. (Slücklicherweise ge- lang es aber dem von der Bruftweßr ¿uf diese Nachricht in das Gehöft zurücteilenden Hauptmann von Zeschau, den Feind durch Revolverschüsse wieder gus dem Zimmer zu vertreiben und den Brand bald zu lösen. Nach längerem Feuergefeht zogen sich dann die französischen Abtheilungen zurü, licßcn aber 12 Gefangene in unsern Händen. Qu diesen fand fich spätec auch ncch ein Kapitän de P cioîto, dessen Gefangennahme nicht ganz unfreiwillig gewesen zu sein scheint, Unter den Nationalgardisien waren zwei 16 jährige Knaben, welche behaupteten, nicht freiwillig, sondern gezwungen ein- gereiht worden zu sein. Die leßte Alarmirung fand in der Nacht vom 16. zum 17. Sanuar statt. Etwa 3 feindliche Ce mpagnien griffen um +412 Uhr von Bondy aus die Feldroachen am Ourcgqkanal an der Meter Straße und die Zwischenfcldwache an, näherte: sih jedoch nur auf etwa 300 Schritt. Am Ourcg-Kanal war das Gefecht am heftigsten, #0 daß dort die 12. Compagnie 2. Grenadier-Regiments Nr. 101 durchch die 11. vom Repli an der Poudrette unterstüßt wurde. Um dem Feinde diese häufigen Ularmirungen zu ers{hweren und ihn womöglih zum Verklassen von Bondy, ¿Ferme-Groslay, Bobigny und Drancy zu veranlassen, feuerten die Belagerungsbatterien vom 16. d. Mis. Nachmittags 4 Uhr an 48 Stunden lang Tag und Nacht gegen vorgenannte Ortschaften und das hinter Drancy befindliche Barackenlager. Der Erfolg war nur durch Recognosciruugen festzustellen, und so gingen am 19. ds, Mts. früh £7 Uhr na getroffener Vereinbarung Abtheilungen der 23. Jnfanteries division gegen Broslay-Ferme, Detachements der 2. Garde-Infanterie- division gegen Drancy vor. Leßtere fanden diesen Ort so stark beseßt, daß sie nur die {hon durch Beobachtung festgestellte Desarmirung der feindlichen Batterien bestätigen konnten. Groslay-Ferme und das nahe gelegene Gehölze waren von 2 Compagnien des 114. französischen Linien- regiments besett. Die 3. Compagnie des Leib-Grenadierregiments (Haupt- mann Freiherr v. Friesen) drang von Norden darauf ein, vom Süden die 10, Compagnie 2. Grenadier-Regiments (Prem: er-Lieutenant von Werlhof) gegen das Gehöiz; und nach kurzem Und fast wirkungslosem Feuer des Feindes vereinigten sih beide Compagnien in dem Gehöfte und machten darin 5 Offiziere und 130 Mann unverwundet zu Ge- fangenen. Der Rest des Feindes enifloh nah Bondy. Schon um 9 Uhr Morgens waren die Truppen wieder im Quartier, Und dieser rasche und gelungene Ueberfall bildet einen treffenden Gegensaß zu den vielen und stets verunglückten Unternehmungen des Feindes ;

Von der Kavallerie-Division sind Details über die siegreiche Schlacht bei St. Quentin noch nicht eingegangen. Das 3. Reiter- Regiment marschirte am 20. d. Mts. ron Clermont zur Division und vereinigte sich Tags darauf in Compiêgne mit dem ebenfalls am 20. hier abgegangenen Ersaß an Mannschaften, Waffen und Múnition.

Die 2 Pionier - Compagnie nebst Schanzzeugkolonne is seit 11. d. Mts. nach Potte - d’oie bei Gonesse zur Lheilnahme an den Be- lagerung8arbeiten gegen St. Denis abmarschirt und dem Garde-Corps attachict; ebenso befindet \sich die 2, Festungs-Artillerie-Compagnie jeit 10, Januar in Stains und hat eine mit langen 24-Pfdr.- Kanonen armirte Batterie beseßt. :

Um 20. d. Mts Morgens ist der Sanität8zug mit Ober-Stabs- arzt Dr. Ziegl-r und dem Ref der Ersaßmannschaften nach vielem Aufenthalt in Mitry angelangt.

Die Demolirungsarbeiten auf dem Avron sind seit dem 17. Ja- nuar beendet.

Bern, 28. Januar. (W. T. B.)

Wie von der Grenze gemeldet wird, sind die Preußen bis Champagnole (am Ain und der Londaîne im Departement

Jura) vorgedrungen. Förtwährend treffen flüchtige französische

Militärs auf s{hweizerischem Gebiete ein.

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Französischerseits find vom Kriegsshauplaß folgende Nachrichten eingegangen: : Un

Im Anschluß an die Nachrichten über den Rücktritt Bourbaki's von seinem Kommando wird dem »Observerz in London unterm 29. gemeldet, daß der General nach der Nieder- lage von Belfort cinen Selbstmordversuh gemacht habe; sein Aufkommen wird bezweifelt.

Der General - Kommissar der Marine in Bordeaux macht bekannt: »Die preußische Korvette »Augusta «, die am 7. in den Hafen von Vigo cinlicf, war von der »Heroine« blokirt, die vor dem Hafen kreuzt. Der Aviso »Kleber« begiebt sich dahia, um die Ueberwachung zu unterstüßen, und die »Valeureuse« wird ihm folgen. Eine andere preußische Kor- vette, die »yArcona«, die mehrere Monate in den Gewässern der Azoren lag, hat Lissabon erreicht, wo sie seit dem 11. ankert. Die »Mayenne« und der »Magellan« verfügen sich auf diesen Punkt. Ein Kreuzerdienst wurde von dem Eingang in die Meerenge von Gibraltar bis zum Kanal La Manche ‘einge- naa oa Schiffe, darunter sechs Panzerschisfe, sind dazu verwendet. « s

Der in Nr. 15 des »Staats-Anzeiger§« vom 14. Januar veröffentlichten Depesche des Bundetkanzlers Grafen von Bis- mar ck vom 9. d. M., betreffend ein vom Grafen Chaudordy unteczeihnetes Schriftstück, welches mit Anklagen gegen die deutschen Heerführer und Truppen angefüllt ist und den neu- tralen Mächten im Namen der Regierung der Nationalver- theidigung mitgetheilt sein soll, ist eine Uebersicht von 21 Fällen beigegeben , in denen von französischen Truppen auf deutsche Parlamentäre geschossen worden ist; ferner sind 31 Fälle von bis jeßt ermittelten Verleßungen der Genfer Konvention seitens dex Franzosen beigeschlossen. :

Die ausführlichen Protokolle, Berichte 2c. Über diese 52 Fälle sind nunmehr als Manuskript gedruckt erschienen. Dieselben _ beziehen sich von 1—15 auf Fälle im Bereiche der II., von 16—43 der. III., von 44—49 der Maa§8-Armee. Die Fälle 50 und 51 haben sich im Bereiche des XIV. Armee-Corps ereignet , während Nr. 52 den Bericht des Delegirten der frei- willigen Krankenpflege, Grafen Ludwig Arco, an den Fürsten zu Putbus umfaßt.

Am 25. d. M. ist der Bahnhof Briénon zwischen Nuits und Sens auf der okkupirten französischen Bahnlinie Blesbme- Chaumont-Chatillon-Corbeil-Orxleans von Francs®-tireurs Über- fallen worden, bei welcher Gelegenheit der als Vorsteher der Station Briénon fungirende Stations-Assisient Stölze von der Magdeburg-Halberstädter Eisenbahn in treuer Erfüllung seiner Berufspflicht den Tod fand.

Nancy, 27. Januar. Die hiesige Eisenbahn - Betriebs®- Kommission hat die folgenden beiden Bekanntmachungen

erlassen: | I, Nancy, den 26. Januar 1871. In Folge der durch Unterbrehung der Bahn bei Fon- tenoy herbeigeführten Betriebssiörung wird vom 27.-d, Mts. ab der Postzug Nr. 1. und 2. zwischen Nancy und Epernay bis auf Weiteres nicht abgelassen. Dagegen wird der Postzug Nr. 3 und 4 auf der Strecke

- Nancy-Lagny in folgender Weise befördert :

___ Postizug Nr. 3. In Nancy Abfahrt 5 Uhr 30 Minuten Vormittags » Fontéènoy Ankunft 6 Uhr 20 Minuten » Von Fontenoy nah Toul ‘werden Passagiere, Bagage und die Post mittelst Landfuhrwerk befördert, In Toul Nie E Uhr S0 Minuten F ntitns nktunft y » Nachmitta » Epernay | Abfahrt 5 » 50 » » » ‘Lagny Ankunft 10 » 15 » » : : Pofítzug Nr. 4. © i In Lagny Abfahrt 4 Uhr 45 Minuten Vormittags, Epernat | Ankunft 9 » » » » * ENern6y, | Abfahrt 9+ 2 » » Toul Ankunft 2 » 43 » Nachmittags. Von Toul nach Fontenoy werden die Passagiere, Bagage und die Post mittels Landfuhrwerk befördert. In Fontenoy Abfahrt 6 Uhr 45 Minuten Nachmittags. » N Ankunft 7 » 45 » » ARCY Abfahrt 8 » 15 » » i _ Durchgehende Billets werden wie bidher verkauft und ge- \chieht die Ueberführung per Landfuhrwerk zwischen Fontenoy und Toul in beiden Richtungen auf öffentliche Kosien. Eisenbahn-Betriebs-Kommission. Ursfinus.,

: IL, Náncy, den 26. Januar 1871. Die Ueberführung des gesammten Jnhalts der Postzüge Nv. 3 und 4 von Fontenoy nah Toul und umgekehrt, welche nach unserer heutigen Bekanntmachung ver Landfuhrwerk be- wirkt wird, - findet in Gemäßheit der mit der Festungs - Kom- mandantur in Toul und der Postverwoaltung getroffenen Ver- einbärung in folgender Weise statt : i : Die Festungs - Kommandantur in Toul fsellt Morgen 55 Uhr auf dem Bahnhof Fontenay 50 Fubrwerke, von denen 15 zur Beförderung von Personen. geeignet sind, zur Ueber- führung des gesammten Jnhalts des Postzuges Nr. 3 bereit. Die betreffenden Eisenbaÿn- und Post-Beamten werden die Umladung in kürzester Frist bewirken und die etwa nöthige Arbeitshülfe bei dem Bahnhofs-Kommandanten requiriren. Nach beer.digter Umladung fährt der Convoi geschlossen

“nach dem Bahnhof Toul und wird von den Eisenbahn - und

PVost- Beamten wiederum in kürzester Frist in den dort bereit stehenden Pofizug umgeladen. Etwa nötbige Nrbeitshülfe ist auch hier bei dem Bahnhofs-Kommandanten zu xequiriren. Um 25 Uhr Nachmittags stellt die Festungs-Kommandantur in Toul dieselben 50 Wagen zur Ueberführung des Inhaltes des Posizuges Nr. 4 auf dem Bahnhof Toul bereit.

Die Umladung in Toul, die Ueberführung nach Fontenoy Und die Umladung in Fontenoy findet Seitens der Eisenbahn- Und Posi-Beamten, eventuell unter Requisition etwa nöôthiger Arbeitshülfe von dem betreffenden Bahnhofs-Komniandanten, in derselben Weise wie bei Postzug Nr. 3 statt. Z

Die militärishe Beaufsichtigung und Begleitung des Convois wird Seitens der Festungs-Kommandautur in Toul angeordnet.

Wir beauftragen die Betrieb8- Inspektion, die Stationen Fontenoy und Toul hiernach mit Weisung zu versehen und ftrengste Ausführung der getroffenen Einrichtung zu überwachen.

Von etwaigen Unregelmäßigkeiten ist uns sofort Unzeige zu machen.

- Eisenbahn - Betriebs - Kommission, Ursinus.

Waden. Karlsruhe, 28. Januar. Die »Karlsr. Ztg.« veröffentlicht nachstichenden Aufruf:

An das badische Volk!

Unter den glorreihen Thaten des Krieges hat Deutschland seine Einheit vollendet. Nach langen Jahren, in denen das deutsche Volk des gemeinsamen Staates entbehrte, ist das neue Reich erstanden, dessen ruhmgekrönter Kaiser uns und unseren Nachkommen eine Zu- kunft des Friedens, dec Wohlfahrt und der Freiheit verheißt. Die Verwirklichung dieser *egensyollen Ziele erfordert unser Aller treue Mithüife, Jn den nächsten Wochen werden wir berufen werden, um unsere Vertreter im Deutschen Reichstage zu erwählen. Bedeutungs- voll wie der hohe Beruf des Reichstages der deutschen Nation, sind die Pflichten, welche uns, den wahlberechtigten Bürgern, obliegen.

Wenn auc die äußeren Ordnungen des Reiches heute gegründet sind, \o. bedarf es doch forthin, in nächster und fernerer Zukunft, der wachsamen und tha!bereiten Fürsorge für die dauernde Befestigung und den einheitlichen, jedem Sturme troßenden Ausbau dieser Grund- lagen. Darum is es unsere Pflicht, in die Volksvertretung Deutfch- lands nur Männer zu entsenden, welche dur ihre Vergangenheit er- probt haben, daß sie auch in allen künftigen Kämpfen mit den alten Mächten des Zwiespalts und der Zersplitterung in unerschütterlicher Treue stehen werden zu den Trägern der nationalen Einheit, zu Kaiser und Reich. Nicht minder is es unsere Nee im Rrichs- tage“ die Zahl der Männer zu verstärken, welche in der Kräftizung des politischen Einflusses der Volksvertretung, in der fortshreitenden An- lage und Pflege freiheitliher StaatLeinrichtung und in der cifcrizen Für- sorge für den Wohlstand des Volkes die sicherste Bürgschaft einer alücklihéên Zukunst erblicken. Dann werden die Vertreter des badischen Volke, im Bunde mit den freisinnigen Männern aus allen deutshen Gauen, auf dem weiten Plane des Deutschen Reick8tages den Kampf müthbig fortseßen und vollenden, in dem wir seit Jahren den Gedanken der Einheit Deutschlands hochgehalten und zugleih unserm \{chönén Heimathlande eine reiche Ernte bürgerlichen Fortschrittes auf allen Gebieten d:s Staats erstritten haben. |

“Mitbürger! Nach den jüngsten Tagen hat si unsere Seele mit stolzer Freude erfüllt über der Kunde von dem heldenmüthigen Kampfe, in- welchem badische Krieger, umringt von übermächtigen Feindes\shaaren, Sieg und Ehren erfochten haben für die Sicherheit des Vaterlandes. i :

_Sie haben ruhmvoll ihre Pflicht erfüllt, Einer für Alle, Alle für Einen. Laßt uns am Wahltage dieses edeln Vorbildes und unserer heiligen Pflichten gegen das Vaterland eingedenk sein! Möge Keiner an diesem Enischeidungstage fehlen!

Dann werden auch wir cinen friedlichen; aber bedeutungsvollen Sieg erringen für die hohen Güter, denen auf den Schlachtfeldern das Blut unserer Söhne und Brüder geflossen ist: die Macht ‘und Sicherheit Deutschlands und das fernere glücliche Gedeihen unserer theuren badischen Heimath.

Mannheim, 24. Januar 1871.

Der geschäftsführende Auss{uß QLA RNARN und liberalen Partei n Baden. Bluntschli. C. Eckhard. Fr. Kiefer. R. Kusel. A, Lamey.