1871 / 38 p. 10 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Die Franzosen driugen auf dem linken Ufer der Loire gegen Blois vor, weshalb Oberst von Below die dortige Brücke verbrennen läßt. :

Abtheilungen der deuts{hen Südarmee (des RIV. Armec-Corps) nehmen in der Flanke der umstellten Bourbaki'- schen Armee Point de Roide (\üdlih Montbéliard) und dringen Über Hippolyte und Maiche gegen Morteau und Pontarlier (an der schweizer Grenze) vor. Auch Salins wird von deutschen Truppen beseßt. Zahlreiche aufgelöste französische Tecuppen- Abtheilungen bewegen sih längs der schweizer Grenze, theil- weis überschreiten sie dieselbe flüchtend.

Das Il. Armee - Corps nimmt bei Nozeroy (nordöstlich Champagnole) einen feindlichen Wagentran8§port.

Nach Wiederherstellung der Bahnstrecken Chartres - Le Mans und Le Mans - Conlielager dur die 2. Feld-Eisenbahn- Abtheilung wird zwischen Versailles und Le Mans ein regel- mäßiger Betricbsdienst eröffnet.

An Stelle des Generals Bourbaki, welcher in Folge eines mißlungenen Selbstmordversuchs dienstunfähig ist, wird General Clinhamp zum Höchstkommandirenden der französi- schen 1. Armce ernannt.

29. Januar. Die deutschen Truppen besehen die Forts vor Paris: da38 V. Corps den Mont Valérien, das IX. Corps Fort Issy, das Il. bayerishe Corps Vanves und Mont-ouge, das VI. Corp8 Bicêtre und Jovry, das I. bayerishe Corps Charenton, die württembergis&e Division die Redouten von Gravelle und Faisanderie, das XII. (Königl. sächsische Corps) Nogent, Rosny, Noisy und Romainville, die 14. Brigade (1V. Armee-Corps) unter Führung des Kronprinzen von Sach- sen, St. Denis, das Garde-Corps Aubervilliers.

Die Franzosen zichen sich von Blois wieder zurück.

Die Avantgarde der Südarmece (14. Division) erreicht die abziehende französische Armce eine Meile wesilich von Pon- tarlier, nimmt die Dörfer Sombacourt und Chaffois mit Sturm, macht 2 Generale, 46 Offiziere und 4000 Mann zu Gefangenen und erobert 10 Geschüge und 7 Mitrailleusen.

Vorpoftengefechte zwischen Dijon und Besangçon (bei Gray und Pesmes).

Der König von Württemberg beglückwünscht den Deut- sen Kaisek, und in Gemeinschaft mit der Königin Olga die Kaiserin zu den Erfolgen der deutshen Wassen. Erwiderung§- Telegramme des Kaisers und der Kaiserin.

Die Ratifikationen zu dem Bundesvertrag mit Bayern vom 23. November 1870 werden im Bundeskanzleramt zu Berlin ausgetauscht.

Antwort des Königs von Bayern auf die Glückrounsch- Adresse des mittelfränkishen Landraths.

Feier der Kapitulation von Paris in vielen deutschen Städten. Giückwunschadresse des Bremer Senats an den Deult- schen Kaiser.

Die pariser Regierung der Nationalvertheidigung er- flärt das Mandat der Delegation zu Bordeaux für erloschen.

30. Januar. Die 7. Brigade (Südarmee) nimmt Frasne E Pontarlier), macht 2000 Gefangene und erbeutet zwei

dler. :

Der Rath und die Stadtverordneten von Leipzig be- \c{ließen, den Grafen von Bismark und Moltke das Ehren- bürgerrecht der Stadt Leipzig zu verleihen.

Die Delegation in Bordeaux verordnet die Bildung von 22 neuen Regimentern. :

31. Januar. Der Sultan richtet ein Glückwunschschreiben an den Deutschen Kaiser.

Die durch Franc®-tireurs gesprengte Eisenbahnbrücke bei Fontenay is} für Postzüge bereits wieder fahrbar gemacht.

General-Lieutenant von Freyhold, Kommandant von Stettin , stirbt.

Die französische Regierung der Nationalvertheidigung beraumt die Wahlen für die Konstituante für Paris auf den 5., für die Provinzen auf den 8. Februar, das Zusamméh- treten der Korstituante auf den 12. Februar an.

—. Gambetta erklärt in einer Proklamation an die Prá- fekten, seine Politik des Widerstandes bis zur Erschöpfung fort- seßen -zú wollen. Auch an das französische Volk erläßt Gan!- betta cine Proklamation, in welcher er dasselbe auffordert , die Organisation der Vertheidigung mit größerer Energie als je zu

betreiben.

| Die auf den 31. Januar anberaumte Sbltind der Londoncr (Pontus-) Konferenz fällt wegen Unwohl]eins des Ministers Gladstone aus.

1. Februar. Die von der Südarmee umstellte I. franzö- fische (eyemals Bourbaki’she) Armee, in Stärke von 80,000

Mann , tritt nah geschlossener Uebereinkunft zwischen dem

General Chinwamp und dem sc{bweizer General Herzog (am 1. Februar und die folgenden Tage) auf s{weizer Gebiet.

Das bayerische Geseßblatt publizirt einen Königlichen, von sämmtlichen Ministern gegengezeichneten Erlaß vom 30. Januar, welcver die Bündnißverträge und das Wahlgesey für den Deutschen Reichstag Ppublizirt.

Nath den Gefechten am 29. Januar hat sich Garibaldi von Dijon auf Magon zurückgezogen. Dijon wird von deut- schen Truppen wieder beseßt.

Die abziehende französishe Ostarmee wird von der sie verfolgenden Südarmee bei Chateau-de-Joux (südlih Pontarlier) erreicht und geschlagen.

Die Bürgerschaft Hamburgs bringt dem Deutschen Kaiser ein enthusiastishes Hoch und genehmigt einstimmig die von dem Senat beantragte Verleihung des Ehrenbürgerrechts an die Grafen von Bismarck und von Moltke.

—“ Jules Simon, Mitglied der Regierung der National- Vertheidigung , trifft in Bordeaux ein.

2. Februar. Feier der Kapitulation von Paris in München,

3. Februar. Die Londoner (Pontus-) Konferenz hält ohne

Anwesenheit eines Vertreters Frankreichs eine Sigzung.

Qur Charakteristik der preußishen Armee. ®)

Es hat ein nationales Jnteresse, den Bau unsres heutigen Heerwesens, das durch die Weis8heit und Kraft König Wil- helms 1. zum Schußdach unsres Vaterlandes geworden , mit den Verhältnissen jener Armee zu vergleichen, welche König Friedrich 11. vor einem Jahrhundert als das Werkzeug zur Ausführung sciner Preußens Macht und Ansehn begründenden Pläne, eincx Welt in Waffen gegenüberstellte.

Faßt man zunächst die beiden historischen Gemälde ihren charafkteristischen Grundverschiedenheiten nach in das Auge, so zeigt sich auf der einen Seite ein buntes Soldheer, woelches nur durch ciserne Disziplin in Ordnung und Gehorsam gehalten werden kann. Als die äußeren Kennzeichen dec starren Fesseln, mit welchen dama!s die militärische QZueht aufrecht erhalten werden mußte, erscheineu neben der knappen Montur der Zopf und derStok. Wiecbtiger jedoch 1} die Art der Bewaffnung, weil in ihr der Hebel zu dem Uebergewicht lag, das die preußische Infanterie in ihren Reihen trug. Dieses Uebergewicht bestand in der Ge- s{hwindigkeit und Vielseitigkeit, mit welcher das Feuer der ge- schlossenen Massen abgegeben wurde , sowie in der großen Evolutionirsähigkeit derselben nach einer bestimmten Schablone.

Die rein mechanische, mit gänzlichem Aufgeben des Ein- zelnkampfes verbundene Linear-Feuerwirkung bedingte wie- derum die Formation und Aufstellung der Truppen zum Ge- feht, ihr Verhalten in demselben , und dadurch auch die ganze Anlage und Durchführung der Operationen. Freilich war der stereotvpe Schauplay derseiben immer die Ebene. Jedes andere Gefechtsfeld war undenkbar , auch durch- die Reglements ver- boten, weil es gleidbedeutend mit der Lösung des inneren Qu- sammenhanges und damit auch mit der Lösung der inneren Ordnung gewesen wäre.

Für die Märsche und Aufmärsche des Heeres zur Schlacht, für die Aufstellung der langen dünnen Gefechtslinien , für die Offensiv - und Defenfivbewegungen derselben während des Kampfes, für die Verfolgung und den Rückzug, für alle diese Momente waren im Wesentlichen ganz genau bestimmte Nor- men festg:seßt, von denen nur selten abgewichen wurde. Daher kam es aub, daß eine Eintheilung und Gliederung der Schlacht- linie nach heutigen Begriffen unbekannt war, oder doch nur rein äußerlich bestand und nur als8 ein Mittel angesehen wurde, um die Genauigkeit in der Ausführung der Befehle zu sichern, und die Führer in einem , ihrem Rang entsprehenden Wirkungskreise

*) Nah dem Referat der » Militär-Literatur-Zeitung « (1870, 9. und 10. Heft) über die Schrift des General - Lieutenants v. Olle: »W rin besteht der Unterschied und die Gleichheit der Armee Fried- richs- 11. mit der heutigen Armee unseres Vaterlandes Berlin, E, S. Mittler u. Sohn. 1870. : j

zu verwenden. Selbst die taktische Jdce, die der König seinen Schlachten zu Grunde legte, war ziemlich immer dieselbe, näm- lich den einen feindlichen Flügel zu umfassen, mit Ueberlegen- heit anzugreifen und zu schlagen , bevor er gebörig unterstüßt werden konnte. Die Wahrscheinlichkeit des Gelingens dieser Dispositionen lag in der ausgebildeten Manövrirfähigkeit der Truppen gegenüber der Schwerfälligkeit der Gegner einerseits, und in der Unfähigkeit der feindlihen Generale andererseits, die Richtung und den Punkt zu erkennen, gegen welchen der Stoß gerichtet war.

__In der Kavallerie des Königs lebte ein kühner Offensiv- geist, welcher durch die ebenfalls ziemlich stereotype Rolle , die derselben aus ihrer Stellung zu anderen Waffen im Gefecht zufiel, reie Nahrung erhielt. Die Entscheidung der Schlacht und die Verfolgung des Gegners in festgeschlossenen Linien-Attaken von den Flügeln der Jnfanterie-Treffen aus, die schnelle gegenseitige Unterstüßung der Kavallerie-Treffen bei der so sehr erleichterten, die Gesammtwirkung sicherndên Uebersicht Über dieselbe, das blißg- s{chnelle Sammeln nach der Attacke, das waren die Hauptfakto- A / auf welchen die Tüchtigkeit der preußischen Kavallerie be- ruhte.

Auf einer verhältnißmäßig niedrigen Stufe stand die Artil- lerie. Ihr fehlte es an mechanischer Vollkommenheit, an Be- weglichkeit und an einem wissenschaftlich und taktisch gebildeten

Offizierpersonal. Die von ungeübten , undis8ziplinirten Fahr- .

knechten geführten PositionEgeshüße waren einerseits zu feik an einen bestimmten L) gefeiselt , andererseits besaßen sie zu ge- ringe Manövrirfähigkeit; und die von Menschen gezogenen Bataillonskanonen , welche bis in das kleine Gewehrfeucr mit vorgingen , geriethen in der Unordnung des Gefechts bis8weilen in die Truppen felbst hinein , oder gingen im Fall einer un- günstigen Wendung des Kampfes verloren. In wie nahem, durch das Band der gescbichtliden Tradi- tion fest verknüpften Qusammenhange aber auch die Heeres- Einrichtung unter Friedrich I1. zu dem gegenwärtigen Wehr- Organismus steht, so große Unterschiede bestchen doch zwischen beiden. Den Kernpunkt dieser Verschiedenheit bildet, im Gegen- saß zu dem geworbenen Heer, das Volksheer mit der persön- lichen Diensipflicht. Durch seine Jnstitutionen kommt die Fülle der physischen und der intelleftuellen Volkêkraft in vollem Ums- fang zur Verwerthung. In enger Verbindung mit diesen zu Preußens Palladium gewordenen Jnstitutionen und auf dem Boden derselben, sind die Prinzipien der Erzichung und der Heranbildung der modernen Wehrkraft jeßt ganz andere geworden als in früberen Zeiten. Dank en bedeutend vervollklommneten Hülfsmitteln der Neuzeit ist der Soldat im Allgemcinen, und speziell zunächst der Infanterist einfach, zweckmäßig und gefällig gekleidet und aus gestattet, und ist ein richtiges Verhältniß zwischen der Bepakung des Mannes und der Bagage hergestellt worden. Die Haupt- stärke in seiner Hand bildet eine Schußwaffe, welche vermöge der in ihr vereinigten Vorzüge, der bedeutenden Tragweite, der Trefsfsicberheit, der Leichtigkeit und Schnelligkeit des Ladens in jeder Körperstellung, eine ganz neue Kampfesweise inaugurirt. Der Erfolg dieser KampfeSweise ruht auf ganz anderen Vor- aussegungen , erfordert ganz andere Vorbereitungen als sonst. Ganz abweichend von der rein mechanischen Massenwirkung früherer Zeiten, i} längst die intellektuelle und die individuelle Ausbildung des Mannes nach allen Richtungen hin zur Noth- wendigkeit geworden. Dadurch aber ist nicht nur ein Neich- thum der taktishen Formen, sondern auch eine Vielseitigkeit der taftischen Leistungsfähigkeit überhaupt eingetreten, welche eine ebenso rationelle als gründliche Schule immer mehr zu fördern und zu weiterer Vollkommenheit zu entwickeln bemüht is. Für den Gebrauch der durch dieselbe gewon- nenen Kraft, für die Führung der Heere, sind inzwischen auch ganz veränderte Gesichtspunkte maßgebend geworden. Die Armee Friedrichs bildete auf dem . Gefechts- felde gleihsam ein Corps do bataille, dessen Mechani8mus ganz bestimmt geregelt war und sich innerhalb gewisser Normen bewegte. Die zahlreichen aus der allgemeinen Wehrpflicht her- vorgegangenen Volf8heere, welche nah Hunderttausenden rechnen, der Einfluß des Terrains, die Verbesserung der Waffen haben die früher nur auf die mögli große Frontbreite berechnete Gefechtseintheilung verwerfen lassen, und an ihre Stelle eine vielfach gegliederte Theilung in selbständige Organismen aus allen- Elementen, welcce gleichsam das Bild der Armee im Kleinen repräsentiren, geseßt. Dadurch is der Be- griff der in jedem Terrain * verwendbaren »Division« als einer taktischen Einheit entstanden , welche innerhalb der Schlacht- linie mit einer früher gar nicht gekannten Unabhängigkeit auf- tritt und ihre besondere, durch die Umstände vorgezeichnete Aufgabe bis zu “einer gewissen Grenze selbständig zu lösen hat. Aber nicht. nur diese Gliederung nach der Tiese, in große auf die Successivität des Gefechtes berechneten Gruppen , son-

T Ss R B A A L E L S, T E L Po R 3 L B U, É S

dern auch die beutzutage innerhalb der einzelnen Waffen und ganz besonders bei der Jnfanterie (als der zahireicbsten

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und verwendbarsten Truppengattung) vorherrschende Theilungs- -

fähigkeit, Selbständigkeit und Bewegiicbkeit sind eine erst dem Geist der neueren Kriegsführung entsiammende Erscheinung. Im Kontrast zu dem heutigen Reichthum ganz betiimmter, in Wechselwirkung stehender taktisher Verbände, vom Bataillon bis zur Feuergruppe hinab, gab es damals nur Bataillons und Pelotons als Gefechts - Einheiten, und erhob sich die jeyt zu einer tafktishen Macht gewordene Compagnie nicht Über das Niveau der Rekrutenshule und der administrativen Ge- meinsamfkeit hinaus.

Der Kampf in jedem Terrain , das Gefecht in zerstreuter und gescblossener Ordnung , der rapide Wechsel zwischen beiden, dies alles sind Requisiten der modernen Jnfanterietaktik, welche die heutige Gefechtsentwickelung nothwendig mit sich bringt. Diese freiere Entfcsselung der Kraft- gestattet jeßt ohne Nach- theil den einzelnen Gliedern jedes taftiswen Organitmuß8, fich von dem engeren Verbande - zeitweise zu eman- zipiren und führt dieselben auf das Bestreben, auch als ein Brucbtheil der Schlachtlinie, die volle Kraft ihres kriegeri- schen Werthes in die Wagschale zu werfen. Im Vergleich zu allen diesen Faktoren stand die früher erwähnte Manövrirfäbigkeit der Jufanterie König Friedrihs IL immer auf einer viel niedrigeren Stufe, wennçleich anderer- seits Friedrich in Bezug auf Marschbewegung von seiner Jn- fanterie bedeutende Leistungen forderte und auch erlangte, und nur auf diese Weise jene strategische Beweglickkeit erreichte, durch welche seine Armee, ebenso wie in jüngster Zeit diejenige König Wilheims, sich au®zeichnete.

Die Kavallerie unserer Tage hat im Wesentlichen dieselbe äußere Gestalt beibehalten. Auch für das System ihrer Ausbildung und Vorbereitung sind die Regeln und Maximen König Friedrichs Il. , deren Produkt jener Offensivgeist ist, der das historische Erbtheil unserer Reiterei geblieben, noch heute in der Hauptsache dieselben. Indeß sind die Aufgaben, welche der Krieg und die Ge- fehtäführung jeßiger Jeit dieser Waffe fiellt, doch bedeutend schwieriger geworden. Die durch die gesteigerten Anbauverhält- nisse vermchrten Hindernisse des Bodens legen ibren Bewegun1- gen mancve Fesseln an und engen ihre Gebraucbéfädbigkeit ein. Die veränderten Verhältnisse des Feuergefectes der beiden an- dern Waffen influiren gleichfalls auf die Grundsäge der Verwerthung dieser Waffe und weisen ihre jeßigen FÜh- rer auf die Beobachtung ron Rücksichten, welche früber fern. lagen. Daher auch die jeßige Eintheitung in Di- visions-Kavallerie zur Lösung der Aufgaben, welcve der Sicber- heits-, Kundschaftsdienst und kleinere Nebenzwecke erfcrdern, und in Kavalleriemassen, um troß des Hinterladegew:h-es und der weittragenden gezogenen Geschüße die Gewalt der blanfken Waffe zur Entscheidung der Sc{lacht und namentlich zur Ver- folgung und Vernichtung des Besiegten aus8zunugzen.

König Friedrichs Kavallerie war nur rein äußerlich der Masse der Armee angereiht 7; fie richtete im Gefecht meist ihren Stoß gegen die feindliche Reiterei und warf sich in threm un- gestümen Wesen mit Vorliebe auf diese. Heutzutage dagegen liegt auch dort ein Angriffsfeld für die Reserve - Kavallerie, wo die feindliche Artillerie ein wirksames Schußfcld findet und wo Infanteriemassen sich verdeckt aufstellen, wenn diese Über- raschend angegriffen werden. Wie guf die heutige Jnfanterie ein Theil des Offensiv-Elementes übergegangen, das früher fast ausschließlices Eigenthum der Reiterei war, ebenso kann man sagen, bilden die Artillerie und die Jnfanterie nunmehr die Feuerwafse der Kavallerie, welche die Erfolge der leßteren vor- bereiten muß.

Schwierig is} cs, die heutige Artillerie in eine Parallele mit derjenigen des vergangenen Jahrhunderts zu stellen, weil die mechanischen ebenso wie die taktishen Grund- bedingungen, auf welche sih der Gebrauch dieser Waffe heute gründet, zu abweichender Natur von den Prämissen sind, weiche ehemals die Rolle der Artillerie im Kriege und. 1hre Betheili- gung an dem Kampfe bestimmten. Die der Wissenschaft ab- gerungenen Lehren haben, dur rationelle Anwendung auf die Praxis, die Technik in der umfangreichsten Weise von Fork- {ritt zu Fortschritt geleitet, und in Bezug auf Zerstörungs- kraft, Treffsicberheit und Leichtigkeit der Bewegung den Zustand des ganzen Materials einem Stadium von Tüchtigkeit zuge- führt, an dessen Verbesserung und Erweiterung unau®8geseßt hervorragende geistige Kräfte arbeiten. Die Artillerie hat ebenso vermöge ihrer Eintheilung und Ausbildung eine böbere Selbständigkeit erlangt und die unbequemen Fesseln, welche sie früher eng an die übrigen Waffen knüpfte, abgewor- fen. Jhre Geschüße folgen mit Leichtigkeit der Infanterie auf \hwierigem Boden, der Kavallerie auf weite Entfernungen, um

entweder die eine oder die andere dieser beiden Waffen in der