1871 / 46 p. 7 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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oder doch zum größten Theil auf Besangon zurückgewichen waren, während nicht unbeträchtlihe Kräfte südlich Blamont verblieben sein sollten. Es war noch ungewiß, ob der Feind sich bei Besangon retabliren und dann von da aus gegen eines der diesseitigen Corps einen Durch- bruchsversuch machen, beziehentlich den diesseitigen Angriff erwarten werde, oder ob er versuhen wolle, auf den zwischen Villers Farlay und Pontarlier führenden Straßen nach Süden abzumarschiren. Für den ersten Fall stand Alles bereit, dem nach allen Aussagen der Gefangenen und scnstigen Nachrichten , durch mangelhafte Verpflegung , starke Märsche und Fatiguen aller Art sehr erschütterten Feind direkt entgegen zu treten, während für den zweiten Fall das 11. und VII. Cerps bereit waren , seine Flanke anzufassen , event. sih ihm weiter vorzulegen. Unbequem blieb für die rükwärtigen Verbindungen der Südarmee die Anwesenheit des Garibaldi'schen Corps in Dijon. Hatte man bisher in der richtigen Absicht die gesammten Streit- kräfte der beiden Corps dem Feindeentgegenzuführen, dem shwachen Detachement des General - Majors v. Kettler allein die Sorge überlassen müssen, die Truppen Garibaldi's zu paralysiren, fo war jett, wo der direkten Vereinigung mit dem X[V. Armee- Corps nichts mehr im Wege stand, die Füglichkeit geboten, zur Gewinnung des immerhin wichtigen Punktes Dijon ernstlichere

Schritte zu thun. Jur Expedition gegen die Hauptstadt dec | P

Côte d’or wurden außer der bereiis zwischen Gray und Dôle echelonnirten Brigade Knesebeck noch die badische Brigade Degen- feldt und die Kavallerie-Brigade des Oberst'v. Willissen disponirt, und diese Truppen, so wie die Brigade Kettler dem General- Lieutenant Hann- von Weyhern unterstellt, welcher am 27. aus der Gegend von Pesmes gegen Dijon abrückte. General-Major von Kettler, mit selbständigem Auftrag zur Deckung der Ver- bindungen zwischen Montbard und Dijon zurückgeblieben, hatte bis dahin seine Aufgabe kühn aber glücklich gelöst. Ein Re- kogno8zirungs-Vorstoß dieses Generals am 21. Januar gegen Dijon konstatirte in einem blutigen Gcfechte, welches uns 500 Gefangene einbrachte, die Stärke des Garibaldi’schen Corps auf mindestens 25,000 Mann und eine mit 20 {weren Geschüßen armirte Position daselbst. General von Kettler wiederholte seinen Angriff am 23. und wenn er auch die Be- sißnahme von Dijon nicht erzroang, so hatte seine kühne Offen- fsive doch den Erfolg, daß Garibaldi, von starken Kräften, viel- leicht der Südarmee selbst sih angegriffen wähnend in regung®8- loser Unthätigkeit verharrte und es verabsäumte, der Bourbaki- {hen Armee die Hülfe zu bringen, welche sie entschieden er- warten durfte und die zu leisten recht wohl in seiner Macht lag. Ging Garibaldi in diesen Tagen entschieden gegen unsere Verbindungen in der Richtung auf Dôle vor, wobei Auxonne ihm eine gute Stüye - bot, so wurden die Bewegungen des II. und VIIL. Corps f\icherlich um einige Tage verzögert, und die Franzosen hätten Zeit gewonnen, ihren Rückzug längs der hwocizer Grenze gegen Lyon auszuführen. Garibaldi that nichts, blieb unthätig in Dijon und räumte auch dics ohne ernsten Widerstand am 1. Februar, als der General-Lieutenant Hann- von Weyhern zur Verstärkung des Generals von Kettler heranrüdckte. Garibaldi führte sein Corps mittelst Eisenbahn nah Süden zurück, um sich und seine segensreiche Thätigkeit der Zukunft Frankreichs zu erhalten. Die dankbare Anerkennung derselben wird ihm nicht fehlen.

Das VII. Armee - Corps hatte s{on am 24. Januar von seiner festen Position St. Vit - Quingey aus mehrere glückliche Rekogr.os8zirung8gefechte in der Richtung auf Besançgon und gegen Osten gehabt und dabei über 500 Gefangene gemacht. Um Über einen eventuellen Abzug der französischen Corps von Besançon nicht in Ungewißheit zu bleiben, seßte das Corps die Rekognos§zirungen gegen diese Festung und die Straße Besançon- Ornans auch in den nächsten Tagen fort, während das T1. Corps Befehl erhielt, über Salins gegen Pontarlier zu

poussiren und Rekogno8zirungen über Arbois auf Cham- -

pagnole und die Straße nach Lons le Saunier vorzutreiben. Es fand den Paß von Salins durch 2 Forts gesperrt, beseßte zwar nach längerem Gefecht die Stadt, da aber die Forts die Uebergabe verweigerten, so wurde von Forcirung des immerhin zu umgchenden Passes Abstand genommen und blieb derselbe nur durch ein Detachement östlich Mouchart be- obachtet. Die über Salins hinaus auf Levier entsandten Re- fognoszirungen hatten jedoch bei Villeneuve auf der Straße Besangon-Pontarlier zahlreiche feindliche Truppenmassen, aa- geblich das XX. und XRIV. französische Corps konstatirt. Ebenso be- stätigten die Rekognoszirungen des VII. Armee-Corps, daf der Feind seinen Abzug aus der Gegend von Besançon in östlicher Richtung auf Pontarlier und Champagnole angetreten hatte, Das XIV. Armee - Corps, welches nunmehr gans zur Hauptarmee herangezogen, am 27. die Gegend von Marnay erreichte, um

das VII. Armee - Corps in seiner Stellung auf beiden Doubs-

Ufern abzulösen, fand bei seinen Rekognoszirungen von Nord- westen gegen Besangon daselbst nur schwache feindliche Kräfte

vor, etwa eine Division. Kundschafter - Nachrichten bestätigten überdem, daß der Feind im Abmarsch begriffen sei.

Als Genexal von Manteuffel mehx und mehr die Ueber- zeugung gewann, daß der Feind sich ganz auf das linke Doubs8- Ufer gezogen und von da gegen Osten und längs der Schweizer- grenze abmarschire, war er rasch enlschlossen, dem Feinde mit allen Kräften auf den Leib zu gehen und ihn entweder zur Schlacht oder zum UeCtertritt nach ‘der Schweiz zu zwingen. Den gegebenen Befehlen entsprechend marschirte das I1. Corps rechts ab über Arbois und Poligny auf Champagnole, um sih dort und im Gebirge selbst, bei Les Planches dem Feinde vorzulegen und die leßten ihm gebliebenen Rückzug®Lstraßen nach dem Süden zu sperren.

Die Avantgarde erreichte Champagnole shon am 28. und erbeutete nordwärts davon bei Onglières und Nozeroy einen Convoi von 50 Wagen, welche, der französischen Kavallerie- Division angehörig,- bestätigten, daß außer derselben nur erst wenige Truppen, angeblich 6000 Mann, auf Lons le Saunier durhpassirt wären. Eine dahin pousfirte ELcadron fand den Ort beseßt. Das VII, Armee-Corps war inzwischen in seiner Stellung gegen Besançgon durch 2 badische Brigaden abgelöst worden und war, den Paß von Salins nördlich umgehend, gegen Villeneuve und Levier auf der direkten Straße Besangons- ontarlier vorgerückt, Sein rechter Flügel suchte Verbindung mit dem 11, Armee-Corps, der linke war zur kräftigsten Offen- sive gegen Pontarlier bereit.

Das Oberkommando verlegte sein Hauptquartier am 29. nach Arbois und zog die Brigade des Generals von der Golz (zum XIV. Armee-Corps gehörig), als eine allgemeine Reserve nah Villers-Farlay heran. General von Schmeling wurde angewiesen, von Norden her kräftig dem Feinde nack- zudrängen, vor ihm repliirte sich ein großer Theil des XXIV. fran- zöfischen Corps Über Pierre Fontaine auf Pontarlier.

Das Ober-Kommando der Südarmee hatte keinen Zweifel mehr, daß es die Hauptkräfte des Feindes bei Pontarlier finden werde, und dem entsprechend den konzentrischen Vormarsch des Il. und VII. Corps und des Detachements von der Golß, sowie der Divifion von Schmeling gegen Pontarlier angeordnet. Das VII. Armee - Corps schob sich dabei, unter Beibehaltung von Levier, dergestalt links, daß es sich zwischen diese und die von St. Gorgon auf Pontarlier führende Straße seßte; das

Detachement von der Goly marschirte Über Arbois, Pont d'Héry -

auf Vilieneuve und das Il. Corps rückte von Süden über Frasne heran, während ein Detachement desselben die Gebirg®- straße bei Les Planches beseßt hielt. General von Schmeling mit der 4. Reserve-Division kam vom Nor- den über Gorgon hexan, General von Debshüß mit 7 Bataillonen war in starken Märschen auf Morteau nördlich Pontarlier im Anrücken, Am 29. Nachmittags er- reichte die Avantgarde der 14. Division die Queue der fran- zösischen Armee und warf fie nach hartnäckigem Kampf um die Dörfer Lombacourt und Chaffois, welche von den Detacbe- ments des Obersten Cosel und Major Redeslow erstürmt wur- den, auf Pontarlier zurück® unter Verlust von 17 Geschügen, circa 5000 Gefangenen, worunter 2 Generale. Am 30. Abends beschte das T1. Armee - Corps Frasne. Ueber 3000 Gefangene wurden hierbei ebenfalls gemacht, sowie am 31. nach lebhaftem Gefecht bei Vaux den Straßenknoten St. Marie im Gebirge am Las de St. Point.

Am 1, Februar Mitiags 12 Uhr standen die Têten der Corps vor Pontarlier zum Angriff bereit. General Clinchant aber, der an Stelle des- an der Wunde eines Selbsimord- versuchs in Besançon s{chwer darnieder liegenden Generals Bourbaki den Oberbefehl über das Gros der 1. französischen Armee übernommen hatte, mußte bei dem ershöpften und

demoralisirten Justande, in welchem sich seine Truppen be-

fanden, jeden Gedanfen an ernsten Widerstand aufgeben. Er hatte seit 2 Tagen versucht, die Armee durch Waffenstillstands- und Kapitulationsverbandlung für Frankreih zu retten, Nachdem aber diese Versuche an der Festigkeit und Klar- heit gescheitert waren, mit der General von Manteuffel an der sich selbst gestellten Aufgabe festhielt und mit der er jede Auslegung und Deutung des am 28, in Ver- sailles nur für das Übrige Frankreich abgeschlossenen Waffen- stillstandes und dessen versuchte Ausdehnung auf die Opera- tions - Sphäre der Süd - Armee zurückwies, {loß der General Clinchant mit den Schweizer Militärbehörden eine Konvention, zufolge welcher er am 1. Februar den Kern seiner Armee bei Verriòères über die Grenze führte. Angeblih 80,000 Mann streckten dort die Waffen, um bis nach geschlossenem Frieden in den Kantonen der Eidgenossenschaft internirt zu werden. In De blieb nur eine starke Arrièregarde zurü, um den” Abzug zu decken. Die Brigade du Trossel des 11. Ar- mee-Corps griff dieselbe an, nahm die Stadt und folgte dem abziehenden Feinde auf den Paß La Cluse. Der dortige Stra-

ÿenknoten wurde am Abend nach hartnäckigem und blutigen Gefecht beseßt, troß des Feuers zweier Forts, welche den Paß beherrshen und ein weiteres Vordringen durch heftiges GeschÜß- und Mitrailleusenfeuer aufbielten. Das Gefecht endete erst mit der Dunkelheit, gab, bei einem eigenen Verlust von 400 Mann, gegen 4000 Gefangene und eine zahllose Menge Wagen mit Vorräthen, Waffen und Lebensmitteln in unsere Hände. Ge- neral von Manieuffel nahm {hon am Nachmittag sein Haupt- quartier in Pontarlier. i

Am andern Morgen übernahm die Division Schmeling

den Rayon von Pontarlier und, im Verein mit dem bis Morteau vorgerüctten General von Debschüt, die Gefangenen- Evakuation und Aufräumung der mit Fuhrwerken und Ber- sprengten aller Art bedeckten Gebirgsstraßen. Das 11. und VII, Armee - Corps und die Brigade Gol dagegen seßten sich in Marsch gegen die Linie Arbois-Lons le Saulnier, um das De- partement des Jura von den in dessen südlichem Theil noch befindlichen, der allgemeinen Katastrophe entwichenen feindlichen Detachements und Truppentheilen zu säubern und vollständig in Besiy zu nehmen, eine Aufgabe, deren Lösung in wenigen Tagen vollführt war und den Truppen die wohlverdiente Ruhe ab, Der im Gebirge über Mouthé vorrückenden linken Flügel- olonue des I1. Armee - Corps fielen hierbei noch eine Menge Gefangene, 9 Geschüße und viele Proßen und Fahrzeuge in die Hände. L

Die Operationen der Südarmee waren kurz , aber von großartigem, entscheidenden Erfolg.

Auf den Märschen und Gefechten gegen. und um Pontar- lier erbeuteten das II. und VII. Armee - Corps 2 Fahnen, 28 Geshüye und Mitrailleusen, circa 15,000 Gefangene, worunker 9 Generale, sehr bedeutende Vorräthe an Waffen, Bekleidungs®- und Verpflegungsmaterial und zahllose Fuhrwerke ; in den harten Kämpfen bei Belfort und der sih anschließenden Ver- folgung nahm das XIV. Armee-Corps 2 Fahnen, gegen 3000 Mann gefangen. S i:

Alle- diese Erfolge erscheinen jedoh sekundärer Natur, wenn man ins Auge faßt, daß es in nur 14tägigen Märschen und verhältnißmäßig wenig verlustreichen Gefechten gelungen ist, die 150,000 Mann starke feindliche Armee vollständig aufzu- lósen. Ohne die Beschwerlichkeit zu haben, den Kern der Bour- baki’shen Armee den zahllosen Gefangenen in Deutschland an- reihen zu müssen, haben die Operationen der Südarmee Franlk- reih auch dieser lezten Stüße beraubt. Die demnácbst zu fÜh- renden Friedensverhandlungen müssen hierdurch naturgemäß in der vortheilhaftesten Weise beeinflußt werden. |

So große weit ausgreifende Erfolge danken wir der kton- sequenten Durchführung eines kühnen Gedankens und den opferwilligen Anstrengungen der braven, unermüdliwen Trup- pen, welche alle Beschwerden dieser Wintercampagne mit Freudigkeit trugen und überwanden.

In den Gebirgen des Côte d’or und des Jura dete fuß- hoher Schnee die Landschaft, Frost, spiegelglatte Wege, unregel- mäßige Verpflegung, mangelhaftes Schuhwerk forderten bei den meilenweiten Märschen das Höchste von den Leistungen der Truppen. Unsere braven Westfalen , Pommern haben die Er- wartungen ihres Feldherrn nicht getäuscht, und mit Stolz blickt das Vaterland auf diese Theile seines großen, tapferen Heeres.

_ Hessterreic: Ungarn. Wien, 13. Februar. Der Kaiser traf am 11. d. M. Morgens in Innsbruck ein und seßte eine Stunde später die h nach Meran fort, woselbst Se. Majestät Nachmittags eintraf. | : : ja Die Delegation des Reich8rathes wird sih in Folge Kaiserlicher Anordnung am 18. Februar in Wien zu einer Schlußsißung versammeln, um einen bei Aufstellung der Dele- ationsbeschlüsse bezügli des Reich8budgets vorgekommenen Rechnungsfehler zu verbessern.

Der Reichs - Finanz - Minister hat am 7, Februar die vierte fällige Rate des Konsortialvorschusses mit 3 Millionen Gulden eingelöst ; die fünfte Rate im Betrage von 45 Miliionen

Gulden wird der Finanz-Minister am 14. Februar einlösen.

Die »Wiener Abendpost« erklärt bezüglich der An- gabe der Ss Allgemeinen ZJeitung« , Handels- fle sei der Verfasser eines im »Oeconomisten«

erschienenen ehrenrührigen Artikels gegen den Reichskanzler seinem Ehrenworte jede

Beziehung zur Autorshaft dieses Artikels abgelehnt habe. Auch andere in dem Artikel der »Aug®8burger Allgemeinen Zeitung« angeführten Details bezeichnet die

minister Dr. Sch Grafen Beust, daß Dr. Schäffle mit

»Wiener Abendpost« als. willkürliche Erfindungen.

Die »Oesterr. Korresp.« meldet, daß der Brigadier Jva- novich mit seinem Stabe gestern Nachts auf dem Krieg8dampfer »Taurus« von Ragusa nach Cattaro gegangen sei, da einge-

troffenen Meldungen zufolge in den Boche di Catkaro zwischer : Montenegrinern, Türken und Oesterreihern ein Konflikt aus

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gebrochen sein soll , und die Anwesenheit des Kommandirenden an etwa nöthiger militärisher Maßregeln wünschenswerth erscheine.

Pesth, 12. Februar. Das Amtsblatt veröffentlicht heute

die Ernennung Paulers zum Kultus - Minister, Toths zum Ce des Innern und Pejacsevics zum Minister für Troatien.

In der ungarischen Delegation wurde beschlossen, die

österreichische Delegation aufzufordern, daß fie den bei Addirung der Budgetpositionen begangenen Jrrthum ausbessere, worauf das Budget der Allerhöchsten Sanktion unterbreitet werden wird.

Schweiz. Bern, 13. Februar. (W. T. B) Wie der

»Bund« meldet , ergiebt eine genaue Yusammenjtellung der Berichte aus den einzelnen Kantonen, daß die Zahl der inter- nirten Franzosen sih auf 1798 Offiziere und 79,789 Mann- schaften nebst 10,000 Pferden beläuft. General Herzog is von der Regierung ermächtigt worden , zwei Brigaden von den

zur Grenzbewachung bestimmten Truppen zu entlassen.

Niederlande. Luxemburg, 9. Februar. Die Kammer ist gestern Nachmittag zu einer öffentlichen Sißung zusammen-

getreten, in der E. Simons den Bericht der Centralsektion Über die Reorganisation des Staat2rathes verlas. Die Vorlage der Regierung s{lägt die Errichtung einer zweiten Kategorie von Staats8raths- Mitgliedern vor, die außerhalb der Stadt ihren Wohnsiß hätten und die nur in gewissen Fällen zur Berathung herangezogen würden. Die Zahl dieser conseillers d’Etat en

Service extraordinaire joll 10 betragen dürfen. Der Central- ausschuß indessen trägt auf Vermehrung des bestehenden Mayxi- munms8, das jeßt 15 Mitglieder zählt, bis zu 18 an. Auf An- trag des Staats - Ministers ward das Projekt , bevor es zur Diskussion in der Kammer gelangt, dem Gutachten des Staats8- rathes Überwiesen. Jn Bezug auf das von dem Generaldirektor Salentiny vorgelegte Minengeseß erklärte Herr Servais, in Abwesenheit des erstern , daß die Untersuchung dieser Vorlage durch die Kammer einer Verzögerung zu unterliegen habe, welche durch eine Reklamation der preußischen Regierung her- vorgerufen worden.

Großbritannien und Jrland. London, 13. Februar. (W. T. B) Jm Unterhause erklärte Gladstone auf eine Interpellation Denisons, daß der Regierung nicht bekannt sei, daß Seitens der deutschen Militärbehörde die Verproviantirung von Paris erschwert werde. Auf die bereits erwähnte Jnter- pellation Herberts erwiderte dec Premier-Minister , daß die englishe Regierung der deutschen Regierung bereits am 20. Januar angedeutet habe, daß es ersprießlich sein würde, die beabsichtigten Frieden8bedingungen den neutralen Mächten mit- theilen zu lassen. -— Das Unterhaus bewilligte einstimmig die Aussteuer der Prinzessin Louise. :

Im Oberhause wurde eine auf die Vermählung der

Prinzessin Louise bezügliche Loyalitäts-Adresse beschlossen.

Frankrei. Die Antwort Jules Favre's auf die in Nr. 40 des »Staats-Anzeiger8« mitgetheilte Depesche des Kanz- lers Grafen von Bismarck vom 3. Februar lautet:

Herr Graf! Sie hatten recht, an meine Ehrenhaftigkeit zu appel- liren, Sie werden mich nie gegen dieselbe fehlen schen. Es ist vollständig richtig, daß Ew. Excellenz mir dringend ans Herz ge- legt hat, die einzig mögliche Koînbination der Zusammenberufung der leßten Kammer anzunehmen. Jckch habe sie aus mehreren Gründen, auf die zurückzukommen mir überflüssig erscheint, welche Sie aber gewiß nicht vergessen haven, abgelehnt. Auf die Einwände Ew. Excellenz erwiederte ih, daß ih meines Landes sicher genug zu sein glaubte, um zu behaupten, daß es nur freie Wahlen wolle und daß seine einzige Zuflucht das Prinzip der Souveränetät der Nation sei. Daraus aber geht bereits hervor, daß ich keine Be- \4ränkung des Wahlrechts zulassen konnte. Jh habe das System der offiziellen Kandidaturen nicht darum bekämpft, um es nachher zu Gunsten der gegenwärtigen Regierung anzuwenden Euer Excellenz kann also versichert sein, daß, wenn das Dekret, von welchem Euer Excellenz spricht, von der Delegation in Bordeaux veröffentliht worden? ist, es von der Regierung der nationalen Vertheidigung widerrufen werden wird; ih will mich blos ver- gewissern, ob jenes Dekret überhaupt offiziell besteht und habe zu diesem Behufe Erkundigung eingezogen Es besteht demnach wischen uns feine Uneinigkeit, und wir beide müssen an der festen Ausfüh- rung der Uebereinkunft, welche unsere Unterschrift trägt, arbeiten. Ich werde übrigens die Ehre haben, Euer Excellenz um 1 Utr zu sehen. Inzwischen danke ih Euer Excellenz für die. hnelle Bereit- willigkeit, mit der Sie die A unan zur Sendung von Lebens-- mitteln nah Paris getroffen haben. enehmigen Euer Excellenz 2c.

ck Jules Favre.

4, Februar 1871, 1 Uhr Morgens. :

Die Lebensmittel sind jet in ziemlich grober Anzahl in Paris angekommen. Wie die Pariser erichte vom 10. melden, waren die Preise derselben um ein gutes Drittel heruntergegangen. Rindfleisch kostet 2 Fr. 50 C., Hammelsleisch

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