1871 / 51 p. 10 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Starke Festen, wie die uneinnehmbare Stammburg YJollern, ferner die Burgen Mühlheim, Hohenstein, die Schalksburg, schüßten und befestigten das umfangreiche Territorium in so hohem Make, daß der päpstliche Legat Albert von Böhmen schon gegen die Mitte des 13. Jahrhunderts in einem amtlichen Schrift- stücke von den Zollern und Hohenberg, ciner der »edelsten und tapfersien Famitten Scwabens« hervorhebt , »sie vermöchten mit ihren Bürgern und Städten, so lange ihnen belieben würde, der Reich8gewalt Widerstand zu leisten. «

Die ersten in zuverlässiger Weise erwähnten Glieder des Gescble{tes von Yollern findet man in dem Grafen Friedrich im Sülicbgau und Hatitenhundert (1027)*) und dessen ver- muütblichen Söhnen »Burchard und Wezel von ZYollern«, die um Jahre 1061 in einer der Fehden während der Minder- jähriateit des jungen Königs Heinrich IV. fielen.

Mit dem Unfang des 12. Jahrhunderts treten Gliedcr des cdlen . Geschlehts von ZYollern zugleih als Grafen bezeich- net auf. Durch das Grafenamt, welches auf unmittelbarer Beleh- nung vom Reichsoberha* pte beruhte, wurde der ursprünglich dynastischen Hausmacht derselben nicht aliein die Gerichtsobrig- keit und cine Art von Polizei- und Finanzgewalt über größere Bezirke und deren Bewohner, sondern auch der Hcerbefehl hin- zugefügt. Die Grafschaft Zollern war ein Fahnlehn des Reichs, welches deim Belichenen auch »die Mannschaft und den Heer- bann« übertrug.

In dem Grafen Burchard I. von Zollern und dessen Nachkommen biühte der Zollernshe Stamm fort. Graf Burchard 11, ist der ersie ficher nachgewiesene Stammoater desseiben: denn mit ihm beginnt cine ununterbrochene Reihe der Gescblehtsfolgen, welche bis in die gegenwärtige Zeit herabreicht. E __ Indem Graf Burcbard I[L dur den dritten unter feinen vier Söhnen in sein Haus den für dasselbe so bedeutung8vollen Namen Friedrich einführte, huldigte er einem Freundschafts- verhältnisse, wenn nicht einer durch Heirath begründeten Ver- wandticchaft zu dem Edlen Friedrih von Staufen, den Kaiser Heinri IV. zum Gemahl seiner einzigen Tochter, sowie im Jahr 1079 zum Schwabenherzog erhob.

Graf Friedrich I. 1115), welchem der Befiß der Stamm- burg und der alte Familienname von Zollern verblieb , tritt am Hofe und im Gefolge König Heinrichs V. bei wichtigen Staatshandlungen mitwirkend auf. Er betheiligte sich nament- lich an dem Javestiturstreite, den Heinrich V. mit dem Papste Paschalis 11, zu führen hatte, Ais sich der König in dieser Angelegenheit und wegen deiner Kaiserkrönung im Jahre 1110 nach Jtaten begab und zu vorläufiger Unterhandlung den VBapst durch den Erzbiscof von Mainz und einige weltliche Große dcs Reiches beschickte, gehörte Graf Friedrich von ZJollern zu diesen Gesandten.

Nach den blutigen Ereignissen in Rom, dem erzwungenen

_ Nachgeben des Papjtes und der am 183. April 1111 vollzogenen

Krönung Heinrichs V. kehrte Friedrih im Gefolge des neuen Kaisers der die Alpen zurück, Auf diesem Heimzuge wohnte er namentlich auc, den 14. August 1111, zu Speier, der Stif- tung von Bigilien und Seelenmessen bei, wodurch Kaiser Hein- rich V. die Maren seines in Kummer und Gram über treu- lose Söhne verstorbenen Vaters Heinrichs TV. zu versöhnen suchte. Die darüber ausgestellte Urkunde bezeichnet den Grafen &rledrih von Yollern als einen der Fürsten und Edlen, deren ais und Bitte den Kaiser zu diesem Akte kindlicher Pietät ewog.

_ Von des ersten Friedrichs drei Söhnen seßte nur der Aelteîte, Friedrich, scin Haus fort. Jm Jahre 1133 verweilte derselbe am Hofe des Kaisers Lothar zu Basel. Etwa zwei Jahre später befand- er “sich im Gefolge des nunmehr mit dem Kaiser versöhnten Herzogs Friedrich von S{chwaben. Als nach Lothars Tode (1137) der Hohenstaufer Herzog Conrad zum Meichsoberhaupt erhoben ward, {loß er sich diesem an und eilte auf seine Ruf im Jahre 1139 nach Straßburg, wo die Großen des Reiches dem Könige gegen den troßigen Herzog Heinrich von Sachsen die Heeresfolge gelobten. Noch am 14. Oftober 1139 zu Gröningen in der Umgebung König Conrads fand Friedrich 1L, wie sein Vater, im Kampfe des Reichsoberhauptes mit den Sacbsen seinen Tod. Von des Grafen Friedrich 11. drei Söhnen war es wie- E R E A mOs N fortseßte und als Erwerber er Burggrafscha Urndberg zu der späteren Größ i O E i oge 7 J i is A raf Friedrich [I]L, vom Jahre 1171 in den öffentlichen Ver- handlungen und im Rathe der Fürsten Pan A fich dem seiner Familie heimatzlich nahestehenden Herrscherhause der Hohenstaufen auf das engste an. Man findet ihn in jener

®) S‘ammtafel des Gesammthanses von Ho en oll Rudolf Grafen Stillfried v Alcántara und Ri on

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Zeit namentlich seit 1180 unter den vertrauten Räthen des Kaisers Barbarossa, sowie im Gefolge seines Sohnes, des Herzogs Friedrich von Schwaben. Alis eine Folge dieser engeren Beziehung zu dem Reichsoberhaupt erscheint seine Vermählung

des Burggrafen Conrad I]1. von Nürnberg, der unter den Räthen des Kaisers einen besonders bervorragenden Plaß einnahm. Da nach damaliger Sitte das Reichs8oderhaupt über die Hand der Töchter von Großen des Landes vielfältig mit verfügte, zumal wenn mit ibrer Hand wichtige Reichslehne verbunden Ivaren, fo darf man den Kaiser Friedrich selbst als Stifter Dicser Ezeverbindung betrachten; denn es lag darin zugleich die Berfügung über das dem Reiche wichtige Burggrafenthum Nürnberg. Die Belehnung empfing jedow Graf Friedrich Ill. ert aus der Hand Kaiser Heinrichs VI. (1190—1197), an dessen Neichdregierung er von Anfang an als vertrauter Rath Theil nahm, Er begleitete den neuen Kaiser auf dessen Rundreise durch das Reich (1191), auf der die üblichen Bestätigungen vollzogen und die aufgehßäuften Geschäfte erledigt wurden. Zum ersien Male als Burggraf wird Graf Friedrich in Hei- dingSfeld in Unterfranken am 8. Juli 1192 urkundlich bezeichnet, im Jahre 1193 zu Speier, Würzburg, Worms, Lautern und Coblenz, sowie im Jahre 1194 zu Nürnberg und Thun in Reich8Sverhandlungen ausdrücklih genannt.

_ Während eines neuen Zuges nach Jtalien, den Kaiser Heinrich im Mai 1194 unternahm, um sich zum Könige von Sicilien krönen zu lassen, ging Friedrich in seine schwäbische Heimath zurück, wo man ihn mitterweile auch am Hofe des Herzogs Conrad von Schwaben wahrnimmt. Kaum war jedo der Kaiser im Sommer 1195 wieder nach Deutschland gekommen, so wird auch der Graf oder Burggraf Friedrich, wie man ihn abwe{selnd genannt findet, in seinem Gefolge wieder sichtbar. Erst der nochmalige Zug des Kaisers nach Atalien {ied ihn von diesem und zwar für immer, da Heinrih VI. am 28. Sept. 1197 zu Palermo starb,

__ Aber auch König Philipp zog gleih nach sciner Wahl zum römischen Könige den bewährten Rath seines Bruders an seinen Hof. Hier half Graf Friedrich namentlich am 29. Juni 1198 den wichtigen Staatsvertrag mit Frankreich abschließen, wo- durch dieses sich gegen Richard Löwenherz und dessen Neffen, den Gegenktönig Otto, zum Beistande verpslichtete, Dann nahm er im Sommec 1199 an dem Feldzuge Philipps nah dem Niederrhein gegen Anhänger seines Gegenkönigs Theil, Hier- nächst begleitete er den König auf dem Juge nach Sachsen, wo dieser den Winter zubrachte. Jm Frühling des Jahres 1200 war er mit dem Könige auf dem großen Versammlungstage zu Nürnberg, wo ihm Fürsten, Prälaten und Edle des Reiches aufs Neue ihre Hülfe in dem Thronstreite mit Otto IV. zu- sagten : und diesem Gelövnisse gemäß leistete auch Graf Friedrich dem Könige seinen Beistand, als dieser im Sommer des Jahres 1200 die Belagerung Braunschweigs unternahm.

Die vergebliche, doch mit {weren Verlusten für Philipps Heer verknüpfte Belagerung von Braunschweig war das leßte wichtige Ereigniß, woran Graf Friedrich 1UL[. sich betheiligte. Nach der Aufhebung derselben kehrte der König mit ihm, nach Nürnberg zurü, wo er zwar am 1. Oktober noch als Zeuge

Mal unter den Lebenden erscheint. Er starb, wohl an den Golgen des lehten Feldzuges, am 14. Juni 1201 und fand für seine irdischen Ueberreste die Ruhestätte in fränkischer Erde, im Kloster Heilsbronn, das noch ia späten Zeiten jährlich seinen Todestag feierte.

Die deutschen Heere und die ausländische Presse.

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Die großen Leistu.igen der deutschen Heere im Verlaufe der gegenwärtigen Kriegdepoche sind noch vor Ablauf derselben in der ganzen Presse des Auslandes, nicht nur in militärischen Facbblättern , einer vielseitigen eingehenden Kritik unterworfen worden. Die Absicht einer solchen war, ein vergleichendcs Urtheil über die Kriegstüchtigkeit der beiden sich bekämpfenden Armeen zu gewinnen , vor Allem aber die Ursachen zu erforschen, welchen die deutshen Waffen diese großen Erfolge zu verdanken haben. *Zu diesem Zwette blicb sowohl von militärishen Autoritäten als von den bedeutenderen Organen der Presse im Auslaude, wie »Timcs«, New-Yorker »Nation«, russischen »Jnvaliden «, shwe- dischen »Aftonbladet«, »Jtalia militare«, kaum Etwas unbe- sprochen, was auf die Kriegführung von Einfluß gewesen sein konnte, wie die Organisation, die Administration, die Taktik, die Strategie, die obere Führung u. st. w. Wie mannigfach und von einander abweichend von so verschiedenem Standpunkte aus die Urtheile und die aus diesen gezogenen Folgerungen

auch lauten mögen , so durchdringt sie doch sämmtlich der

mit der Gräfin Sophia von Raabs. Sie war die Erbtochtex

bei einer Königlicben Au®*fertigung, damit aber auch zum leßten *

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Grundgedanke, daß die Ursachen solcher Erfolge ebensowohl in der geistigen als in der militärishen Entwickelung und Durchbildung einer Nation gesu{ht werden müssen. Jn ersterer Beziehung stehen Intelligenz, Willenskraft und Achtung vor ècem Geley auf Seiten Deutschlands der geringeren Volk8bildung in Frankreich und der in Folge fortwährender Umwälzungen dort herrschenden Mißachtung jeder geseßlicen Ordnung \charf gegen- Über. In militärischer Hinsicht ist die Heeresorganisation der bedeutendste der beide Armeen unterscheidenden Faktoren; dem- nächst kommen in Betracht die praktische Ausbildung der Truppen, die Handhabung der Dis8ziplin, die verschiedenartige Ergänzung der Offiziercorps und die Ueberlegenheit der strate- gischen Führung.

Diesen allgemeinen Erwägungen {ließen fich die besonderen über die Bewaffnung, Ausrüstung und Leistungsfähigkeit der verschicdenen einzelnen Waffengattungen, ferner über die Orga- nisation des Proviant-, Fourage- und Sanitätswesens, so wie der Feldpost-, Feldeisenbahn- und (Feldtelegraphen-Abtheilungen an.

Im Ganzen läßt si das Urtheil der ausländischen Presse dahin zusammenfassen, daß die deutschen Heere lhre Siege und Erfolge ebensowohl ihrer patriotischen Begeisterung und bewähr- ten Tapferkeit als der genialen oberen Leitung, der geschickten Ixuppenführung und dem eifrigen Studium dec Kriegsroissen- schaften in Friedenszeiten zu danken haben,

Die zu Schuß und Truß verbundenen deutschen Fürsten und Staaten stellten unter einheitlicher Oberleitung ein Heer ins Feld, das. mit Recht ein Volk8heer genannt werden darf. Gewiß ist es von Interesse, gerade über diesen Punkt die An- sichten eines republikanischen Blattes zu vernehmen. Die »New® Yorkex Nation« äußerte sich in einem längern Aufsaße bereits im Monat September unter Anderem dahin: »daß ein Heer, das der Hauptsace nah aus Leuten besteht, die plößlich aus der bürgerlicen Thätigkeit herausgeholt wurden, mit mehr Tüchtigkeit fämpft und marschirt als irgend eine Veteranenarmee, die die Welt je gesehen, wie dies von dem preußischen Heere behauptet werden kann, und daß ferner die Verwaltung in musterhafter Weise für die Verpflegung, Bewaffnung und sch{nelle Beförderung der Sol- daten, für die Heilung der Verwundeten, die religiöse Tröstung der Sterbenden und die Bestattung der Gefallenen sorgt. Aber ciuch das ganze Volk hat sich nicht nur ohne Murren, sondern mit Begeisterung Opfern unterzogen, wie fie selten vordem einer Nation auferlegt worden sind. Dies Alles zeigt, daß in Preußen etwas weit Ernflercs stattgefunden hat ‘als die Umwandlung des Landes in ein Heerlager. Mit anderen Worten, wir find nichi Zeugen einer einfahen Massenaushebung, sondern der Anwen- dung der ganzen Jntelligenz cines Volkes von außerordent» licher geistiger und sittlicher Bildung auf mulitärische Ywecke. Das Besondere des preußischen Systems liegt nicht in der Größe seiner Heere, nicht in der Vollkommenheit der Auê- rüstung derselben, es gründet fich auf den Charakter der Leute, aus denen jene zusammengeseßt sind.«

An ähnlichen Aeußerungen über dieses »Volksheer« fehlt es nicht; so“ schreibt z. B. der Astronomi Schiaparelli zu Mailand an einen ftettiner Freund: »Das Verdienst des deuts hen Volkes ist wahrhaft groß; das Heer ist aber auch ein wahres Volksheer , gleichsam eine Ausstrahlung des Volkes. Der König und alle Heerführer haben einen gerechten Anspruch an die Dankbarkeit von ganz Deutschland. Alle ohne Ausnahme haben ihre Pflicht gethan; hierin beruht | das Geheimniß ihrer Siege; in Frankreich dagegen hat Nie- mand seine Pflicht gethan. Dies ist ein großes Beispiel für alle Nationen; ih hoffe, daß auch mcin Vaterland davon Nutzen zichen wird.« Auf Grund solcher Elemente wie die angeführten ruht die preußische, die deutsche Heeresorganisation, und »Astonbladet«, Stockholm, den 7, Oktober, sagt: »zu dieser Organisation vermag die Geschichte kein Gegenstük aufzu- weisen. «

In ciner im November 1870 in Brüssel unier dem Titel : »Où nons en s0mmes« erschienenen Broschüre werden die Vorzüge der preußischen Organisation in gleich anerfennender Weise hervorgehoben. Es heißt dort unker Anderm: »Diese Organisation hat gesiegt und mußte siegen, weil man mittelst anhaltender und gründlicher wissenschaftlicher Arbeiteh über Strategie und Taktik den rationellen Gebrauch der verschiedenen Waffen gefunden und zur Anwendung gebracht hat. Die deutsche Armee hat studirt u. \. w.« An einer andern Stelle in dieser Schrift heißt es: »Der Feldzug von 1870 lehrt die Verwerfung jedes Miliz-, Konskriptions- oder Stellvertretungssystcms, die radifale Verwerfung jedes Systems improvisirter Reserven ; jede solche ift eine Ungereimtheit, ihre Solidität ist gleih Null. Das Institut der deutschen Landwehr sagt mehr Über diesen Gegeakand, als alle möglichen Phrasen darüber zu sagen ver- mögen. «

In gleichem Sinne schreibt aus Paris F. Petruccelli de

la Gattina, ein bekannter italienisher Publizist und Ab-

geordneter von republikanischer Gesinnung , an die »Gazzetla d'Italia«: »Das französische Heer repräsentirte nicht das Volk; der Soldat bildete einen Stand für \sich und betrieb sein Ge-

{äft handwerksmäßig. Er hatte hinter fih die Tradition der

verschiedenen siegreichen Kriege des zwéiten Kaiserreicbes. DiceS- mal aber standen ihm in dem deuischen Volksbeecre Krieger gegenüber von unvberbältnißmäßig höherer Jntelligenz , dabei geschult, begeistert, an Strapazen gewöhnt und bereit, Alles fürs Vaterland zu tragen und zu wagen, geführt außerdem von den besten Generalen unserex Jeit.« Auch der 73jährige s{we- dische General Hazelius in Stockholm spricht fic in seinem »Kriget emellan Tyksland och Frankrike, Stockholm 1870« (Krieg zwischen Deutschland und Frankrei), ganz im Sinne dexr Forsell’schen Schrift aus Upsala aus: »er erkenne die Bor- züge der preußischen Militär-Organisation an und verfolge mit ungetheiltem Juteresse den Siegeslauf der deutschen Truppen. « In derselben Weise tritt auch die »Göteborg's Handels- och Sjofartstidning« für Deutschland gegen Frankreih in die Schranken. :

Eine Folge dieser allgemein anerkannten, guten Organisas tion war zunächst die moralische Stimmung, der gebobene Geist in den Reihen der deutschen Heere, welche mehr zu den Siegen und Erfolgen beigetragen haben, als es die numerische Ueber- legenheit je hätte thun fönnen. Bereits unter dem 15. August 1870 schrieb die wiener »Presse«: » Diese patriotische Begeisie- rung offenbart in unwiderlegbarer Weise, daß die deutschen Truppen ein eminent tkriegerischer Geist beseelt, welcher die sie befehligenden Generale zu den fkühnsten Unternehmun- gen berechtigt« und weiter: »Die eklatanten Erfolge sind - eben nur die natürlichen Konsequenzen jenes mora- lishen Motors gewesen , welcher diesmal die große Masse zes deutschen Heeres zu so glänzenden Waffeithaten an- \spornte.« Kine in Stoctholm im Oktober 1870 veröffentlichte Schrift »Weshalb haben die Preußen gcsiegt?« sagt bezüglich dieses Geistes: »Mit einem Worte, die preußische Armce besißt in fi die moralische Kraft, welche im Kriege cine so große Rolle spielt.« Ueber t ie Offizier-Corps und die praktische Nus- bildung der beiden fkriegführenden Heere äußert fich derx Verfasser vorgedachter Schrift in folgender Weije: »Wer sich von der Art und Weise, wie die Rekruten in der preußischen Arinee ausgebildei werden , eine klare Vorstellung verscaffen will , wird finden , daß die angewandte Methode bei Einübung derselbea bis zu deren Eintriit in die Mann- schaft darauf gegründet ist, sein Bcobachtungsvermögen für das Terrain auszubilden Die Uebungen des Bataillons gehen immer darauf binaus, die von der Mannschaft einzeln erwor- bene Fertigkeit im Ganzen nußbar zu machen.« Und wei- ter: »Wenn auch der französische Offizier, was die militärische Bildung betrifft, im Allgemeinen eben so tüchtig ist , wie die Offiziere in mehreren anderen Armeen Europa®, und vielleicht sie übertrifft, so is er do dem preußischen unterlegen. Es fin- det sich bei ihr eine gewisse Verachtung für alle Stubengelehr- samkeit, der warnende Stimmen, wie früher die des Marschalls Bugeaud und seit 1866 die des Generals Trochu, nicht abzu- helfen vermochten. Man kann sagen , daß dieser Krieg für Preußen das Resultat fünfzigjähriger kriegéwissenschaftlichex Studien und damit verbundener praktischer Erfahrungen ge- wesen ist.« :

In Betreff der strategischen Führung der deutschen Heere heißt es in der oben erwähnten, belgischen Schrift: »Die deulsche Armee verdankt ihre Ueberlegenheit der vortresflicen Bildung ibres Generalstabes«. Und die amerikanische »Unionch« , der rusfishe »Javalide«, die londoner »Tunes« und die eng- lische »Army and Navy Gazette« , alle pslichten den Wor- ten aus »Aftonbladet« bei: »Die preußische Armee hat in dem General Moltke den aus8gezeichnetsten Sirategen. « Ein öster- reichischer Stab8offizier schreibt unterm 12. Oktober 1870 der » Darmstädter Militär - Zeitung «: »Jndem wir also bei der französischen Armeeleitung und Truppenführung aite verrottete Kriegs8maximen in der unglücklihsten Gebrauch8anwendung sehen ; lächelt uns aus dem taftiscen und sirategischen Ver- fahren der deutschen Armeen das frische Leben8grün eines neuen, auf die Fortschritte der Krieg8wissenschaft und die Verbesserung der Feuerwaffen basirten Kriegssystems entgegen. «

Jur Geschichte des Victoriaschießens. (S. Bes. Beil. Nr. 6).

III. Nach Abschluß des zweiten Pariser Frieders am 20. Novem-

ber 1815 wurde noch längere Zeit alljährlich das Andenken der großen Schlachttage des esreiungsfrieges durch Paraden und Kanonensalyen gefeiert. Aber evst wieder im Kricge von 1866

und zwar auch nur ein einziges Mal, nach dem Siege bei Königs