1871 / 56 p. 6 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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nicht aufhört, darüber zu staunen, je mehr man das preußische Volk studirt. Da ih die Gründe dieses Umstandes nicht zu untersuchen habe, begnüge ich mich mit seiner L Der merkwürdigste Beweis dieses Hanges zur Pflicht ist dur das eamtenpersonal jedes Ranges in den verschiedenen Verwaltung8zweigen geliefert; mit einer wahrhaft überraschenden Sparsamkeit bezahlt, sehr oft mit Familie

esegnet, arbeiten die dies Personal bildenden Männer den ganzen

ag mit einem unermüdlichen Eifer ohne Klage und ohne den Wuns nah einer bequemeren Stellung zur Schau zu tragen. »Wir hüten uns wobl, daran zu röhren«, sagte mir in diesen leßten Tagen Herr von Bismarck, »diese arbeitsame Beamtenwelt genügt am besten unserem Bedaxf und bildet eines unserer Hauptkraftmittel.«

Materielle Elemente der Ueberlegenheit. Spezielle auf Dauer eingerichtete Dienstzweige.

Als ein Element materieller Ueberlegenheit zum Vortheil Preußens werde ih zuerst die Leichtigkeit erwähnen, welche ihm seine Militär- Organisation verleiht, um gewisse spezielle Dienstzweige zu s{afen, wie die Krankenträger-, die Eisenbahn-Compagnien, die Telegraphen- Abtheilungen 2c. T habe in meinen Berichten 1866 alle auf diese ver- chiedenen Dienstzweige bezüglichen Einzelnbeiten zur Kenntniß ge- bracht; ih habe deren Verrichtungen und Zusammenseßung nah Personal

und Material angegeben; hier beschränke ich mich darauf, daran zu |

erinnern, daß, Dank der Landwehreinrihtung , diese Diensizweige organisirt werden, ohne daß der Stard der Kombattanten der Armee

ch darum vermindert und daß sie in Friedenszeiten im Voraus in auernder Form gebildet werden. Ein Wort indeß über die Kranken- träger-Compagnien. Wir ahmen fie in Frankreich niht na; aber es handelt \sich darum, in jeder Infanterie-Compagnie im Yugen- blick des Einrückens ins Feld vier oder fünf Mann mit der Sorge, die Verwundeten fortzutragen, zu betrauen. Das is etwas, und doþh muß man anerkenner, daß im Voraus organisirte Com- pagnien mit gut bestimmten Verrichtungen und Jnstruktionen bessere Dienste leisten würden, Wenn die Einrichtung der Krankenträger- Compagnien nur einen philantropishen Zweck hätte, könnte man darüber hinweggehen ; aber ihr Einfluß auf die Gefechte ist unbestreit- bar. Was haben wir in der That auf Jtaliens Schlachtgefilden erlei t? Sowie ein Soldat verwundet war, verließen hier drei oder vier Nebenleute die Reihen unter dem Vorwand, ihn wegzutragen. Würde dieser ernste Mißstand nicht verringert werden, wenn die Sol- daten wüßten, daß ein ausreichender und spezieller Diensizweig si von langer Hand in guten Umständen zur Hilfe für die Verwundeten

auf dem Schlachtfelde selbst organisirt findet? Jn Preußen stellt man"

die Krankenträger-Compagnien aus Mannschaften der Landwehr zu- sammen, welche alle wünshenswerthen Garantien für ihre Mora- lität und gute g bieten. Es is zu fürhten, daß unsre vier oder fünf Mann per Compagnie nicht diese Garantie in demselben

Grade gewähren. : euer der Jnfanterie.

Wenn unser Mat atvibe von 1866 alle E'‘genschaften hat, welche ibm zugeschrieben werden, wird Frankreich nit nur Preußen nicht zu beneiden haben, sondern ihm überlegen sein. Man wird indeß nicht in Abrede stellen können, daß beim Vergleih des Tewperaments beider Nölker das preußische Jnfanteriefeuer bei Gleichheit aller andern Ver- hältnisse furchtbarer, als das französische sein muß, Der preußische Soldat weniger dem ersten Eindruck weichend, als der unsere, wird mit fälterem Blut und richtiger zielen. Dieser Glaube is in der ganzen preußischen Armee verbreitet und ih höre ihn sebr oft aus- drücken. Jh füge hinzu, daß wir nit verstehen, eine so große Auf- merksamkeit auf den Schießunterricht zu verwenden. Jn Preußen trägt man dafür besondere Sorge. Es werden jedem Bataillon 120 Patronen jährlich und pro Mann geliefert, welches Dienstalter er auch habe, und mehr als 4000 Patronen für die Gesammtübungen. Außer- dem gewährt die Artillerie den Bataillonen, welche nah dem Schießen

“ihr mehr als das Drittheil des Gewichts der verbrauchten Kugeln wiederbringen, eine gewisse Anzahl Patronen im Verhältniß zu diesem Uebershuß. Man läßt diese leßteren von den weniger sicheren Schüßen verschießen, woraus sich ergiebt, daß jeder Soldat jährlich mehr als 120 Patronen verbraucht. Alle Offiziere des Regiments nehmey am praktischen Unterricht Theil und werden in den S chußregistern geführt. Obersten und Generale sind bei den Prüfungen am Ende des Jahres

ugegen, um den Werth zu zeigen, welchen man auf diese Uebungen A denn man hat jeit vielen Jahren begriffen, daß je vollklommener die Waffe des Jnfanterie-Soldaten ist, desto größer die Nothwendigkeit ist, für den Schießunterricht zu sorgen. Das Artilleriefeuer. Wir müßten darüber zum Entschluß kommen, wenn der Krieg um Ausbruch käme! Dem Material nach ist die preußische Artillerie Lir unsrigen weit überlegen. Es is wahr, daß unsere Feld -Laffetten leichter sind als die preußischen und unsere angespannten Geschüße sind beweglicher; aber die beiden preußishen Schufiwaffen (4- und 6pfdg.) treffen viel besser, als die unseren und haben größere Tragweite. Die deutsche Note, die ih meinem leßten Bericht vom 20. Februar bei- legte, läßt über diesen Gegenstand gar feinen Qrwveifel auffommen. Ueberdies können die preußischen Geshüße viel \{neller feuern, als unsere. Woher kommt es aber, daß eine beträchtliche Anzahl unserer Artillerie-Offiziere das für keinen erheblichen Vortheil an-

chwindigkeit. Als ob während des Krieges nicht Verhältnisse ein- reten könnten, bei denea es wünschenswerth wäre, im geeigneten Moment unter die feindlichen Truppen oder auf die feindlice Artillerie tale u on Vier- oder Fünftheil größere Anzahl von Geschossen zu eudern?

P Was die größere Trefffähigkeit der preußischen Kanonen anbelangk, ist das ein so wesentliher Punkt, daß ih dies zum Gegenstand eines speziellen Berichts machen werde.

jedo und behauptet, unsere Kanone \schieße mit hinreichender Ge-

Das preußische Artill:rie-Personal ist aus dem Grunde, daß die preußischen Artilleristen kaum 2 Jahre dienstthuend bei der aktiven Armee verbleiben, bei Weitem nicht so gut instruirt, als das unsrige.

Betreffend die Offiziere, so steht, obwohl sie, entgegengeseßt dem, was man in Frankreich sieht, weniger Achtung genießen, . wie die der anderen Truppengattungen, ihre militärishe Bildung der der fran- z6sischen Offiziere in Nichts nach.

Preußische und österreichische Artillerie.

Hicr ist es am Plaß, etwas über einen seit dem Kriege von 1866 geglaubten Jrrthum einzuschalten. Man {rieb und wiederholte laut, daß die sfierreichische Artillerie der preußischen überlegen sei. Diese Behauptung ist österreichishen Ursprungs, was Veranlassung gewesen wäre, sie mit Mißtrauen aufzunehmen.

Für den , welcher die Züge des böhmischen Feldzugs kennt und si die Lage der Dinge klar macht, is der Jrrthum offenbar. Hätte man s\ch damit begnügt , zu sagen , die österreichische Artillerie habe der preußischen Artillerie mehr Schaden gethan als umgekehrt, würde man Recht gehabt haben. i

Preufen war im Begriffe, sein neues Materiol in Stahl zu fonstruiren (die 4- und 6pfündigen) und sah sich genöthigt, mit einem Drittel bronzener Zwölfpfünder in das Feld zu ziehen. Nun, dies leßtere Matcrial war ohne jeglichen Werth, denn es war keine E wo diese 12-Pfünder- Ad wit den gegossenen und weittragenden Geschüßen der österreichishen Artillerie hätten messen können. Alle preußischen Artillerie - Offiziere gestanden mir, daß se sich vom ersten bis zum leßten Tage nur in der größten Verlegenheit befunden hätten. i

In Folge der strategishen Verhältnisse des Krieges wurde die Offensive in den meisien Gefechten durch die Preußen ergriffen; zu Nachod, Skaliß, Trauteunau fanden ihre aus den engen Pässen hec- vorrückenzen Divisionen die Oesterreicher schon in Stellung, weehalb die Schwierigkeiten für die preußische Artillerie viel größer waren, welche auf einem gänzlich unbekannten Terrain s leunigst die passenden Stellungen wu wählen hatten. Die Schlacht bei Köéniggräß bietct cinen {lagenden

eweis dafür. Die österreichische Artillerie beseßte zuvörderst, durch Terrainvorsprünge gedeck, alle günstigen Stellungen auf den sich ron Maslowied nah Prim hinziehenden Anhöhen, während die reußische Artillerie, welcke anzugreifen hatte, den Schwierigkeiten roß bieten mußte, welche die eilige Wahl günstiger Deckungen auf einem beherrshtien Terrain mit sich bringt. :

So konnte denn die preußische Artillerie während des Böhmischen Krieges von cinem Drittheil ihres Materials keinen Gebrauch machen und ihr war darum die schwierigste Rolle in den verschiedenen Ge- fechten zugefallen. i 8 i

Dies sind die doppelten Gründe, weshalb die österreichishe Ar- tillerie der yreußishen in der That großen Schaden zugefügt hat. Aber, ih wiederhole, daß die Behauptung, diese erstere sei ihr Über- legen, uncichtig ist. Das preußische Material ist eigentlich besser, als das öôsterreichishe, wie aus dem deutschen Bericht , welchen ih vom 20. Februar datirte, bervorgeht, und die preußischen Artillerie-Offiziere find besser geschult, als die österreichischen. Jh weiß nit ob es in der Ausbildung der Truppen einen großen Unterschied giebt.

T wollte dur diese Abschweifung nur einen Jrrthum aufdecken, der sch mehr und mehr einschleiht. Was seiner Entstehung zu Grunde liegt, ist, daß ein Theil der österreichischen Artillerie bei Königgräß eine heldenmüthige Aufopferung bewiesen, indem sie gegen Ende des Tages den Rückzug zu decken versuchte.

Hier folgt nun, dem Vorhergehenden. entnommen, die kurze Zu- sammenstellung der verschiedenen Elemente besonderer Ueberlegenheit der preußishen Armee : j

»Ein ticfes und heilsames Bewußtsein, welches die Prinzipien der militärischen Diensipfliht in der Armee verbreitet, welche die ganze männliche Bevölkerung, alle Jntelligenz und Umsichte ja alle lebenden Kräfte des Landes in sich vereinigt und \ich als die dp Va Nation fühlt ;

ie, Dank einem allgemeinen; umfassenderen, dur alle Volk?- klassen verbreiteten Unterricht, Stufe geistiger Bildung der Armee, welche höher is} als in irgend einem Lande.

Das in allen Stufen weit mehr als in Frankreich entwickelte Pflichtgefühl des Staatsdienstes.

A Dienstzweige (als Eisenbahn- und Krankenträger- Compagnien, Telegraphenwesen), welche für die Dauer organisirt und auf das Sorgsamste eingerichtct sind, ohne die Zahl der Komhattanten zu vermindern;

Ein dem Temperament der Norddeutschen und der auf den Schieß- unterriht verwandten außerordentlichen Sorgfalt zu dankendes furcht - bareres Jnfanteriefeuer.

Ein an Trefffähigkeit, Tragweite und Schnelligkeit dem unsern weit überlegenes Artillerie-Material.

(Schluß folgt )

_ Die Nr. 8 des »Preuß. Handels-Archivs« hat folgenden Jn- halt: Geseßgebung: Großbritannien: Prägung neuer Goldmünzen. Statistik: Deutsches Reich: Preußen: Schiffsverkehr auf der Ems. Oesterrei: Handel und Jndustrie von Nieder-Oesterreich während des Jahres 1869 (Schluß). Türkei: Schiffahrt in den Häfen der unteren Donau 1870. Liberia: Jahresberiht des Konsulats zu Monrovia für 1870. Mittheilungen: Berlin. Memel. Tilsit. Danzig. Bromberg. Landsberg a. W. Gleiwiß. Glogau. Halle a. S. Magdeburg. Düsseldorf. Crefeld. Bielefeld. Münster. Minden. Toulon. Portsmouth.

Die Nr. 8 der »Annalen der Landwirthschaft in den König- lich Preußischen Staaten« hat folgenden Jnhalt : Mikroskopisches Kennzeichen zur Beurtheilung des Stärkemehl - Gehaltes einer Kar- toffelyarietät. Von Dr. Paul Sorauer. Erwerbungen des König-

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lihen landwirthschaftlihen Museums im IV. Quartal 1870. eichen , welche auf den bevorstehenden Abortus bei landwirthschaft- lihen Nußthieren hindeuten, und über die Folgen desselben. Von Thierarzt Kotelmann. Aus dem Jahresberichte der Handelskammer zu Frankfurt a. M. für 1869. Berichte und Korrespondenzen: Aus Paris, Ende Januar. Aus den Regierungsbezirken Potsdam, Magde- hurg und Trier. Literatur: Bericht der vom Ul. Kongreß nord- deutscher Landwirthe eingeseßten Kommission zur Prüfung der Renten- theorie von Rodbertus. Reinigung und Entwässerung Berlins. Notizen: Die nächste Sißung des permanenten Ausschusses des König- lichen Landes - Oekonomie - Kollegiums. Rinderpest - Angelegenheiten : Abänderung der dur die Bekanntmachung des Königl. Polizei-Prä- fidiums zu Berlin vom 11. Januar d. J. in Bezug auf die Rinder- pest angeordneten Maßnahmen. Stand der Rinderpest in der öster- reichis - ungarischen Monarchie. Versuche in Bezug auf das Leben und die Entioickelung des Lachses (angestellt durch den deutschen Fiscke- rei-Verein). Die See - Erde in den nördiihen Gegenden Schwedens, Eingehen der Kugeltorffabrik zu Failenbah in Bayern und der bei Moskau. Ueber die Vließwäsche des im Schmuß geshorenen Schafes auf dem Gute selbst. Lehrplan der Königl. staats- und landwirth- schaftlichen Akademie Eidena für das Sommersemester 1870. Hypo- thekenbericht der Preußischen Bodenkredit-Aftienbank in Berlin, Jach- mann-Spielhagen. Marktbericht. Siärkepreise. Viehpreise.

Vereinsthätigkeit für die Armee.

Der »O. R. C.« wird aus Versailles, 16. Februar, geschrieben: Die: Gelegenheit, welche der Waffenstillstand. bot, die Ver- wundeten und Kranken der deutshen Armee während der Dauer desselben gut und rash nach der Heimath zu evakuiren, ist von den leitenden Organen der freiwilligen Krankenpflege mit aller Energie venußt worden. Unmittelbar nach dem Abschluß des Waffenstill- frandes begab sich im Auftrage des Königlichen Kommissars Fürsten von Pleß, Graf Malßan nah Paris, seßte sch in Verbindung mit dem Präsidenten der französischen Gesellschaft, Grafen Flavigny, er- mittelte und besuchte die in Paris in den Ambulancen und in Privat- Pflege befindlichen deutschen Verwundeten , bewirkte bezüglich der Trans- portablen unter ihnen die sofortige Ueberführung nach Versailles und traf geeignete Maßnahmen, um mit den Zurübleibenden eine gesicherte Ver- bindung zu unterhalten. Eine große Ershwerung der Evakuation der Lazarethe jenseits Paris lag bisher drin, daß von den leßteren, beziehungs- weise den betreffenden Eisenbahnendpunkten ein \{wieriger und lang- wieriger Landtransport nah Lagny stattfinden mußte, bis wohin die deutschen Sanitäts - und Evakuationszüge nur gelangen konnten. Diesem Uebelstande war dur die Benußung der pariser Gürtelbaÿn ab -uhelfen; und es gelang dem Grafen Malßan, mit der französischen Gesellshaft de secours aux blessés militaires eine Konvention über Freigebung der Gürtelbahn für die Evafuationstransporte der- gestalt vorzubereiten, daß deren. definitiver Abschluß durch Fürst von Pleß einerseits und Comte Sérurier andererseits , sowie deren Genehmigung durch den Bundeskanzler Grafen Bismarck und den Minister Picard binnen kürzesterFrilt erfolgen konnte. Jnhaltlich dieser Konvention passiren ohne jede Beschränkung alle deutsche Evakuationszüge, leer und beladen, die Gürtelbahn, indem sie an den betreffenden Anfangs- und Endstationen (Asnières, Vitry \. Seine, Maison Alfort, St. Denis) von deutschen Delegirten an Delegirie der französischen Gesellschaft Übergeben und von leßteren, welche für die Sicherheit der Züge verantworili sind, dur die französische Linie gefuhrt werden. Als Gegenkonzession wurde die Evakuation von 5000 französishen Verwundeten und Kranken durch die deutschen Linien nach den nicht occupirten französishen Gebieten gestattet und die Ausführung auch dieser Vertragsbestimmung durch beiderseitige Delegirte \ipulirt. Bezüglich der deutschen Evakuation handelt es {ih darum, von der verfügbaren Zeit der Waffenruhe keinen Augen- blick zu verlieren. Noch während {webender Verhandlungen wurde die Bereitstellung aller vorhandener Sanitätszüge durch Vermittelung der Evakuationskommission zu Epernay in die Wege gebracht und mit der hiesigen Eisenbahn-Exekutivkommission die Vertheilung und der Ab- cang dieser Züge nach den verschiedenen Evakuationsstätten organisirt. So haben denn über Versailles-Asnières die Gürtelbahn bereits 4 Sanitäts- und 2 gewöhnliche Züge passirt, welhe aus Le Mans, Chartres, Rambhouillet und Versailles vierzehn bis fünfzehn Hundert Verwundete und Kranke zuführen. Sechs andere Sanitätszüge stehen für die nächsten Tage in Aussicht, um die fernere Evakuation aus Le Mans, Ver- sailles, Corbeil und Orleans durchzuführen, während für die leichteren Patienten gewöhnliche zum Transport hergerichtete Züge benußt wer- den. Jn Versailles selbst| werden die Kranken du: ch den Fubrpark der freiwilligen Krankenpflege auf den Bahnhof gebracht und die Er- frischung und Einladung besorgt das Frankfurter Hülfscorps. Mit Sicherheit läßt sich erwarten, daß binnen 14 Tagen aus säramtlichen jenseits Paris gelegenen Lazarethen die iranêsportablen Kranken sich auf dem Wege nach Deutschland befinden.

Hamburg, 23. Februar. (W. T. B.) Jn der heutigen General- versammlung der Norddeutschen Bank wurde der Antrag des Ver- waltungsrathes: »yDie Generalversammlung wolle den Verwaltungs- rath ermächtigen, aus dem Delccedere-Conto 30,000 Mark Banco für Milderung der Kriegsleiden an hierfür wirkende Jnstitute und Ver- eine ain seinem Ermessen zu vertheilen«, mit allen gegen 2 Stimmen genehmigt.

Statistische Nachrichten.

Ueber das \chottische Eisenge\shäft im Jahre 1870 ent- nehmen wir der Sit für Gewerbe, Handel und Volkswirth- \chaft« (Organ des Oberschlesischen berg- und hüttenmännischen Vereins nach einer Korrespondenz aus Glasgow , Folgendes: Schottland Roheisen-Produftion erreichte im J. 1870 1,206,000 Tons 20 Ctr.)

egen 1,150,000 Tons in 1869, Jn das Ausland wurden 422,109 Tons verschifft, gegen 427,355 Tons in 1869; küstenwärts 197,717 Tons, gegen O Tons im Vorjahre. England imwortirte 110,020 Tons, gegen 90, Tons in 1869, erhielt dagegen von Schottland nur 35,174 Tons ,; gegen 21,911 Tons im Vorjahre. Schottlands Walzwerke konsumirten 560,000 Tons (1869: 447,000 T.), während Schottland 199,353 Tons Eisen fabrizirte (1869: 206,960 Tons) und davon 23,078 Tons (1869: 30,780 Tons? exportirte. Der Eisenvor- rath in Schotiland steigt von Jaxhr zu e: ex belief fich Ende 1867 auf 473,000 Tons, Ende 1870 auf 665/000 Tons. Von dem seewärts ausgeführten schottischen Roheisen erhielten Deutschland 87,101 Tons 1869: 79,898 Tons), die Niederlande 68,606 Tons (1869: 50,246 T.)e

ordamerika 97,170 Tons (1869: 111,041 Tons), Oesterreich 12,747 Tons (1869: 17,669 Tons), Belgien 22,791 Tons (1869: 22,269 T.)-

ranfreich 40,614 Tons (1869: 53,923 Tons), Jtalien 14,445 Tons 1869: 16,964 Tons); Rußland 19,912 Tons (1869: 16,280 Tons)e Großbritannien und Jrland 32,123 Tons (1869: 34,638 Tons) 2c. Die höchsten Dur{schnittspreise waren für Een im Juni 60 Sh. 3 d, die niedrigsten im November 51 Sh. 2 d. pro Ton. Auf den \chottishen Werften wurden im Jabre 1870 200 eiserne Schiffe von 177,153 Tons neu erbaut; 123 eiserne Schiffe von 155,435 Tons waren Ende des Jahres noch im Bau begrifsjen.

Kunst und Wissenschaft.

In Dresden hat sich seit März 1869 ein Verein für plattdeutshe Literatur gegründet. Derselbe bezweckt das Ver- ständniß der plattdeutschen Literatur durch Vorlesungen und Vorträge innerhalb und außerhalb des Vereins zu befördern. Von Jntere}se

ad die protofollarisch niedergelegten Dialektvergleihungen und Unter- echungen über die Verwandtschaft der niederdeutshen Volksdialekte mit den nordischen a die allwöchentlich im ersten Theile der Sizung von verschiedenen Mitgliedern veranstaltet und durch den Vorfißenden pariamentaris geleitet werden. Um dem Mangel einer Bibliothek plattdeutscher Literatur abzuhelfen und etwaigen Literatur- bistorikern das Material für gelehrte Forshungen in diesem Fache in der umfassendsten Weise bieten zu können, hat der Verein {on im vorigen Jahre die ersten Ankäufe gemacht, so daß er jeßt bereits den größten Theil der neueren plattdeutschen Literatur besißt und der allgemeinen Uebersicht halber prinzipiell jede neuere plattdeutsche Schrift anfkauft. Aeltere, niht mehr auf dem Wege des Buchhandels zu beschaffende Werke sollen, falls solche über- haupt nicht zu erwerben sind, durch Abschrift zur Bibliothek gebracht werden. Mitglieder der fritishen Kommission find: Prof. Dr. M. Peterscn, LArchidiakonus Pfeilshmidt und Gustav Voigt, 1. Vorsißen- der Dozent Theodor Seemann. Jm Falle einer etwaigen Auflösung des Vereins wird die Bibliothek der Königlichen Bibliothek in Dresden Überwiesen. 4 ; Dänemark, 18. Februar. Die nordische Sprahwissenschaft hat einen großen Verlust erlitten, indem der Prof. Kristian Lyngby am 16. d. Mis. verstorben ist. Verkehrs - Anftalten. :

Bremen, 23 Februar. (W. T. B) Ans Braafke wird ge- meldet, daß das Eis auf der Weser, soweit sihtbar, ganz gebrochen ist.

Triest, 23. Februar. (W. T. B.) Der Lloyddampfer »Apis8« ist am 20. Februar von Bombay nach Triest und der Lloyddampfer »Sphynx« heute mit 144 Tonnen Ladung und 2 Passagieren von hier nah Bombay abgegangen.

Triest, 23. Februar. (W. T. B.) Der fällige Lloyddampfer ist mit der ostindisch- chinesischen Ueberlandpost heuie Nachmittag 7% Uhr aus Alexandrien hier eingetroffen.

Kopenhagen, 23. Februar. (W. T. B.) In Folge heftigen Sturmes von Westen her ist ein Theil des Eises im hiesigen Binnen- hafen weggefegt: Das Fahrwasser bei Frederik8haven is ganz eisfrei: mehrere Dampfschiffe sind südwärts pajisirt.

Telegraphische Witterungshberichte v. 23. Februar

Bar. |Abw|Temp.|Abw 6 Allgemeine e Pn N R pet Wind. |Himmelsansieht 327,2 | E |BW., stark. |bewölkt.

24. Februar.

Könlgsbrg. 382,7|—3,8]-- 0,9|+2,o0|NW., stark. heiter. Danzig . « -. 338,8|+2,4/ 0,7/+2,4/WNW,., Sturm. wolkig. Côslin 335,6/—1,3| 90,9/+3,2/NW., stark. heiter. Stettin... .|337,6/+1,7 2,0+3,6 WNW,., stark. |heit., gest. Reg. Putbus .../334,9 1,6|+3,5/NW., Orkan. |bew., gest. Reg. Berlin... .|336,2 2,6|+3,8 SW., mässig. heiter. !)

334, 2,5 +4,8/NW., s. stark. bedeckt. Ratibor (i 2,0|+5,3NW,, lebhaft. heiter. Breslau .… 3 1,9/+3,9/NW, Sturm. heiter. Torgau 3 2,1|+3,2/NW., stark. |bedeckt.?) Münster 2,4|+3,0/SW., schwach. |bedeckt.

ö 4,2/+3,3|W., schwach. |trübe. 3,4/+3,5S., mässig. trübe.

2,1 W., stark. zieml. heiter. 3,6 SW., schw. bewsölkt.

2,6 W, lebhaft. bewölkt.

1,1 WSW,., mässig.|zieml, heiter. 2,6 W., stürmisch. |zieml. heiter.?) 2,2 WSW., lebh. heiter.

1,8 W., mässig. |bewölkt.

4,0 W., schwach. |bedeckt. Brüssel... 5,0 WSW., schw. |bewsölkt. i Gröningen. 2,6 SW., still. wenig bewsölkt, Helder... 3,7 SW., müssìg. —_

: 1) Gest. Abend und Nachts Regen. 2?) Nachts Sturm und Reg... Elbe gest. 28 Fuss hoch. ®?). Gest, Abend Regen.

Flensburg. Wiesbaden Kieler Haf. 3: Wilhelmsh. Keitum ….. Bremen... Weeaerleuchtth. Versâilles .

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