1871 / 57 p. 13 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Die erste deutshe Nordpolar-Expedition 1868. #®)

Am 24. Mai 1868 ging die Yacht »Germania« unter Kapitän Koldewey in Bergen unter Segel, um die von dem Dr. Petermann jeit Jahren angeregte und vorbereitete erste deutsche Nordpolar-Expedition auszuführen. Seinem Auftrage gemäß, die Ostküste Grönlands vom 75. Grade an nordwärts zu erforschen, nahm K. Koldewey seinen Cours nordwestlich, erreichte bei günstigem Winde am 26. Mai schon 63° 26‘ n: Br. und passirte am 28. Mai den Polarkreis. Bis zum 29, Mai (68° 8,5! n. Br., 34! w. L, von Greenwich) war das Wetter beständig gut und die Temperatur in den warmen Gewässern des Golfftroms, in welchem

ch die »Germania« bewegte, milde gewesen, aber am 9, Mai sprang der Wind nach Osten um, die Temperatur des Wassers sank um 4°, auf 1,5° R, die der Luft auf 1°R., das Schif} war in den kalten Polarstrom ge- treten, und am 4. Juni (74° 45/ n. Br., 7! w. L.) zeigte sich das erste Eis, Anfangs zerstreute Schollen, dann aber nach Wesilen zu immer dichtere, das Vordringen immer mehr ershwerende Massen. Die »Germaniae, deren geringe Dimensionen die Benußung jedes kleinen Kanals, sowie das Wenden - in unbedeutenden Wasserbecken gestattete, die auch durcþ eine 3zöllige fichtene, mit Eisenplatten bedeckte Haut gegen die Gewalt des Eises geschüßt war, drang troß des heftigen, sih bald zum Sturme {teigernden Windes in die Eismassen ein, aberam 9. Juniwar das Schiff, etwa auf75°54'n. Br. u.13°w.L,, vollständig vom Eise gefangen. Es zeigte sich aus den Eis- massen kein Ausweg mehr, der Versuch, die Ostküste Grönlands zu erreichen, war mißlungen, das Schiff trieb willenlos mit dem Eise nah Süden. Am 11. Juni bemerkte die Mannschaft die ersten Eibbären, deren fünf erlegt wurden. An demselben Tage sah sie auch zum ersien Male den sogenannten Eisblink, cinen leuchtenden weißen Streifen am Himmel über dem Eise, nahe dem Horizont, einen Streifen, der unter günstigen Um- ständen eine vollständige, Karte des Eises mit allen Wasser- straßen auf 20 bis 30 Seemeilen in der Runde darstellt.

Am 15. Juni war die »Germania« im Eise bis 74° 6,8! n. Br: und 15° 13,5! wo. L. getrieben. Jn der folgenden, tageshellen Naht ward die Ostküsie Grönlands vom Kap Broer Ruys bis zu den Pendulum-Jnseln deutlich sichtbar. Aber obwroohl die Entfernung nur 16 deuische Meilen betrug, war jeder Versu, dur die Ei8massen nah dem Lande hin- durch zu dringen, unmöglich, auch blieben die Anstrengungen der Mannschaft, das Schiff wenigstens in offenes Wasser zu biingen, welches sih hier und da zeigte, erfolglos. Erst am

1. Juni, nachdem die »Germania« mit dem Eise bis au 73° 3,5! n. Br. und 16° 9/ w. L. getrieben war, gelang e ihr, wieder das offene Meer zu gewinnen.

Die Anstrengungen und Gefahren während des Treibens im Eise hatten den Muth der Mannschaft nicht gebrochen: die »Germania« nahm ihren Cours sofort wiedec nordnordöstlich, um die verlorene Position auf 75° wieder zu gewinnen. Jn Nebel und Schnee kreuzte das Shiff längs8-der Eismassen und in Eis8buchten hin und her, bis es am 29. Juni 75° 10‘. n. B. und 11° 47/ w. L. erreichte, wo es die »Hannover« traf, deren Kapitän Lübbers sih in Uebereinstimmung mit Engländern, die Kapitän Koldewey schon früher befragt hatte, dahin aus- sprach, daß die Ostküste-Grönlands durch die anhaltenden Oft- winde im Monat Juni so mit Eis blokirt sei, daß, an ein Ein- dringen in das Eis, geschweige denn an ein Erreichen der Küste ar nicht gedacht werden könnte. Kapitän Koldewcy entschloß ch daher, auf fernere, für die Wissenshaft ganz unfruchtbare Versuche, Grönlands Ofsiküste zu erreichen, zu verzichten und nah Spißbergen überzusegeln, um, wenn mögli, nah Gillis- fand zu gelangen, wo werthvolle Entdeckungen in Aussicht

anden.

- Am 29. Juni wendete die »Germania« östlich, erreichte bald das freie Meer und bekam nach rascher, glücklicher Fahrt am 3. Juli die schnecbedeckten Gipfel von Spitbergen , nahe dem Südkap, in Sicht. Aber wiederum sörten Ei#massen, Stürme und ungünstige Strömungen und Winde den Versuch, um das. Südkap herum nah Norden auf Gillië-Land vorzu- dringen. Am 11. Juli überzeugte sich Kapitän Koldewey von

der Vergeblichkeit aller ferneren Anstrengungen, das Südkap “zu umsegeln. Er beschloß nun, in cinen kleinen Spißbergen-

afen einzulaufen, dort Ballast und Wasser einzunehmen und dann bis an das nördlihe Packeis (d. h. so dicht usammengeshobene Eismassen, daß nirgend Wasser zwischen enselben zu erblicken ist) zu steuern, um von dort durch das

““--

®) Nach: »Die erfte deutsche Nordpolar-Expedition im Jahre 1868 M e R e Aen Vorwort von d Petermann, rgänzungS8hest Nr. 28 zu Petermanns geogra en Mittheilungen.

Gotha, Justus Perthes, 1871. « atis s E

westlihe Eis bis zum 73° hinab irgend cinen Zugang zur grönländischen Küste zu suchen.

Am 13. Juli warf die »Germania« in dem kleinen Hafen Bel-Sund an der Südwestküste von Spißbergen Anker. Bereits am folgenden Tage war das Schiff wieder segelfertig, jedo gestattete der Kapitän der Mannschaft, den Nachmittag auf dem Lande zuzubringen und sih mit der Jagd auf Gänse und und andere Vögel zu beschäftigen. Er selbst bestieg den 2000 Fuß bohen Berg, der Bel - Sund beherrscht, und genoß die herrliche Aussicht, die sich Über die Alpen- und Gletscherlandschaft mit ihren weiten Schnee- und Eis8gefilden, aus welchen nur einzelne grüne Moosflächen herausblicken, von dort bietet.

Folgenden Tags, am 15. Juli, lichtete die »Germania« die Anker Und steuerte nordwärts die Küste entlang, die am 17. Morgens im glänzenden Sonnenschein die außerordentlichen Wirkungen einer nur den Polargegenden eigenthümlichen Strahlenbrehung zeigte. Die ganze Nordwesiküste bis zur Ams\sterdam-Jnsel erschien so gehoben, daß man alle Buchten und Inseln deutlih unterscheiden konnte; die merkroürdigsten Erscheinungen bildeten, sich in der Luft, und Eiswälle, Berge und Gletscher waren Überall umgekehrt zu sehen. Das Packeis wurde am 18. Juli bei 80° 30/ n. Br. und 35/ ö. L. er- reiht, cine S dicht zusammengepackte Masse von Schollen mit vielen 10 bis 15 Fuß hohen Höckern. Die »Ger- manias« steuerte längs des Eises nach Westen und drang nach einer ziemlich leichten Reise, meist im offenen Wasser, bis zum 25. Juli auf 75° 50/ n. Br. und 2/ w, L. vor. Aber nun begann wieder der Kampf mit dem Nebel und den mächtigen treiben- den Eisblöcken, welche das Schiff zu vernichten drohten oder ihm die Wasserstraßen versperrten. Nichtsdestoweniger gewann die »Germania« so viel Raum, daß am 3. August auf 73° 19! n. Br. und 16° 37/ w. L. die ersehnte grönländische Küste deutlich sichtbar ward, aber alles Suchen nach einer Durchfahrt war vergeblich. Um nicht vom Eise eingeschlossen zu werden, sah fich Kapitän Koldewey genöthigt, am 7. August die Küste bei 73° 23! n. Br. zu verlassen und den Plan, sie zu erreichen, wiederum aufzugeben.

Um die noch übrige Zeit des Sommers für die Wissen- schaft möglichst au8zunugzen, entschloß sich Kapitän Koldewey, dem seine Instruktionen hierbei freie Hand ließen, zu dem Versuche, Gillis-Land von Norden her durch die Hinlopenstraße (an der Nordostküsie von West-Spißbergen) zu erreichen, wobei si dafür, im Fall des Mizßlingens, auf der Ostküste von Spißbergen wichtige Beobachtungen in Aussicht stellten. Er ließ da- her am 7. August den Cours auf die Nordwestküste von Spißt- bergen richten und bekam, nachdem er am 11. August durch dreitägige heftigeStürme bis auf 72° 22! n. B. hinabgetrieben worden war, am 17. August die hohen schneebedeckten Gipfel der Insel Prince Charles Foreland Lie westlichsten der Jnsel- gruppe Spißbergen) in Sicht. Die Sonne, die bei 73° n. Br.

hon um Niitternacht in das Meer getaucht war, schien hier

wieder volle 24 Stunden, die Temperatur des Meeres war + 3°, die der Luft durcshnittlid + 2°; Eis war nirgend im Meere zu sehen; auch an den Bergen der Jnsel lag wenig Schnee, an vielen Stellen waren grüne Matten sichtbar. Die »(Bermania« segelte um Spitbergen berum und ging am 19, August dei Kap Forster dem im Jahre 1827 von Parry entideckten Hafen, -in welchem die »Hecla« in Sicherheit gebracht wurde, ehe Parry seine Schlittenreise nach dem Nordpol an- trat -- am Eingang der Hinlopenftraße vor Anker.

Vom 20, August an ward die Fahrt in der Straße , in

4 welcher sich, je weiter südlih das Schiff drang , desto mehr

Treibeis zeigte, langsam und mit vielen, durch Eis und Wind verursachten Unterbrechungen fortgeseßt. Der Durchgang dur die Straße nah Gillis-Land war aber durch Eis geschlojjen. Er wendete sich daher am 10. September, nachdem er den bis dahin noch nicht erforschten südlichen Theil der Hinlopenstraße mit der Wilhelminsel, der Augustabucht, dem Mariegletscher , der Carl- Alexander- und Friedrichb-Franz-Jnsel, der Bi8marsiraße, ferner das Cap Moltke, die Baslian-Jnseln (mit den Inseln Dove, Ehren- berg, Klöden, Kiepert 2c.) u. #. w. aufgenommen hatte, wieder nordwärts, um noch einmal das nördliche Paeis aufzusuchen. Er drang in dasselbe bis zum 14, September auf 81° 4/,5 n. Br. und 16° 23/ öftl, L, vor und trat von hier aus die Rüreise nach Bergen und Bremen an, wo die »Germania« am 10. Oktober 1868 wieder eintraf.

Ha'te die Expedition gleih ihre eigentlihe Aufgabe nicht lösen können , so war ihr Zweck doch kein verfehlter. Sie hat die Wissenschaft durch werthvolle Beobachtungen bereichert und Deutschland in würöiger Weise auch auf dem Gebiete der Ent-« deckdungsreisen in die Reihe der großen seefahrenden Nationen eingeführt. Davon werden die deutshen Namen im fernsten Nordosten noch nah Jahrhunderten Zeugniß ablegen.

Die Orts8namen des Kreises Hanau.®)

Ueberblikt man die im Kreise Hanau vorkommenden Orts8- namen, so wiegen in der Reihe derselben die auf »heim« en- digenden entschieden vor. Stellt man die Gesammtzahl der Orte des Kreiscs mit Hinzurehnung der bedeutenderen Höfe, aus welchen häufig entweder größere Ortschaften hervorgegangen, oder welhe noch Reste größerer Niederlassung {ind, auf etwa 58 fest, so nehmen die Namen auf »heime deren 18 in Anspruch, also 31 pCt,7 es sind die Ortschaften: Groß-Auheim, Bockenheim, Berkersheim, Bischofsheim, Dörnigheim, Eckenheim, Entheim, Eschersheim, Fachenhcim, Gimheim, Ober- und Nie- der-Jssigheim, Kinzigheimer Hof, Ostheim, Prauenheim, Preun- gesheim , Rüdigheim und das bei Windecken ausgegangene Tezelnheim; es bleiben dabei unbeachtet die 1866 abgetretenen Orte Rumpenheim, Nauheim, Dorheim u. \. w., welche den Procentsaß der auf »heim« bedeutend verstärken würden. Besonders groß is die Zahl solcher Namen an den Ufern des Rheins in der Hanauer Umgegend, namentlich oberhalb Mainz. Sie erstrecken sih eben überhaupt überall hin in frucht- baren Niederungen: von den Höhen des Taunus und Vogel- berges abwärts in die Niederungen der Wetter, Nidda, Nidder, des Mains, der Donau u s. w. Man denke nur an Nauheim, Dorheim, Beyersheim, Steinfurts8heim, Wisselsheim, Weiters- heim, Widderheim, Wehrheim u. st. w. in der eigentlichen Wet- terau ; Wirthheim an der Kinzig; Klein-Auheim, Steinheim, Ditter8heim, Mühlheim, Rumpenhei:n, Schwanheim, Ostheim, Assigheim, Bornheim, in der Hanauer Umgegend am Main, neben den hessischen hon genannten »heims« an Bischofsheim, Krautheim, Mergentheim, Adelsheim, Krailsheim, Laucbheim, Heidenheim in den Thalebenen am Kocher, Jaxt und Brenz; an Leipheim, Steinheim, Blindheim, Alte8heim, Pappenheim, Kehlheim u. sw. an der Donau; Mühlheim in Thurgau; Stammheim in Zürich; Müllheim, Ensisheim, Burgheim, Et- tenheim, Drusenheim, Nordheim, Germersheim, Gernsheim, Heppenheim, Weinheim, Laubenheim, Nackenheira, Jngelheim,

- Rüdesheim, Göllheim, Kirchheim von Basel bis unterhalb

Mainz und die anderen »heim8« bis nach Holland.

Dagegen ist es für das hbessishe Berg- und Hügelland be- zeichnend, daß in demselben wiederum die »heims« sehr sparsam vertreten sind: in dem unteren Schwalmgebiet in den Orten Mosheim, Ober- und Nieder - Beisheim, Sondheim, Dorhbeim, O ¡ in Oberhessen nur in Rüdigbeim, G.oß- und Klein- Seelheim und Hesfkem (Heistingenheim) bci Mölln; an der Fulda nur im Hersfeldishen in Blankenheim, Bergheim, Holzheim und Kirchheim ; im sächsischen Hessen Ren in Grimmels8heim, Ostheim, Oedelheim; im Fuldischen gar nicht. Die Ansiedler in den »heims« müssen eine ganz entschiede..e Vor- liebe für ebene, fruchtbare Gegenden gehabt haben. Das bestätigt fich auch dur die wieder in der niederdeutschen Tiefebene und an deren Stande häufiger auftretenden »heim8§«. Es finden sich in dieser Gegend, von Hameln an der Weser an, die Orte Hamelschen - Burg, Hemmendorf, Salz-Hemmendorf, Eime, Eimbek, Arcum, Bolzum, Bilm, Hohen -Hameln, Harsum, Odelum, Keme, Einum, Hildesheim, Sorsum, Achtum, Jum, Achtersum, Ringelheim, Brockenheim, Bültum, BörSheim, Achheim, Waßum, Eißum, Dettum, Bornum, Bucklum U. st. w.; an der Ostgrenze dieses Gebietes sehx gemischt mit den Orts- namen auf »leben«, die hier ibre Rolle zu spielen beginnen, wie z. B. Waßum neben Ingleben liegt. Daß die Ortschaft8snamen auf »Ume« aus der verschlisffenen Aussprache von »heim« entstanden find, ergiebt sih aus alten Schreibungen, wie z. B. BeckŒum aus Be- fenheim, Pelkum aus Peligheim u. st. w. Stoßen nun die »heims8« im Often an die »leben8« (die entschieden in großer Zahl in der Mark Alven8leben zwischen dem Elmberg, Harz und Eichsfeld im Westen, dem Leßlinger Forst im Norden, der Elbe und Saale im Osten und dem Thüringer Walde im Süden TIPRNM so erstreckt sich eine Straße (mit etwas südlicher Abschwoeifung nah Gandersheim, Nordheim, Kümme bei Carls- hafen bis zu den oben genannten »heims« im sächsischen Hessen) Über Beckum nach dem westfälishen Hamm mit Pelkum, Kamen, Bockum, Selm, Bochum, Hamm an der Lippe hin- Über über den Rhein durch Nordbrabant bis zu den vielen oben bedachten »heims§« in Wesiflandern. Auch eine nördliche Abzweigung, meist in der Form auf »umse, besteht nah Fries- land hin in den Orten Dockum ,. Vinhem, Bedum, Kellum, Menaldum, Witmarsum , Aftrum, Oldersum, Borjum, Wir- dum (Werthheim), Dornum (Dorenheim), Riepum u. #. w., in

am in Oberyssel, Zelhem bei Dresborg, Baggenum, Wassem, U in Limburg, Beusighem, Rossum in der Bettuwe u. st. w. i

*®) Nach der Abhandlung des Dr. Wilh. Kellner: »Ueber die Ortsnamen des Kreises Hanau. Hanau , 1869. Separat-Abdruck aus den Blättern der Vergangenheit und Gegenwart (Beiblatt zur

Hanauer Zeitung).e

Frägt man nun, was bedeutet dieses so häufig vorkom- mende »heim» ? so ist darauf zu antworten: »heims« ist Nieder- lassung, Heimath, Ort; es ist ein in verschiedenen Sprachen vor- - ?ommender Wortstamm, vom Sanskrii cam »ruhen« abgeleitet, im Littauischen kemas d. h. Dorf, Hof; im Gothishen haims d. h. Dorf, Flecken ; im Altnordischen heims ; im Angelsächsischen hâm lautend. Diese leßte Form ham is auch dem Volksmunde der Hanauer Gegend geläufig und ist in die Schreibung verschie- dener Ortsnamen übergegangen. Hamms8 finden sich außer der westfälischen Stadt noch eine ganze Anzahl, wie in Ober- vyssel, bei Düsseldorf u. \. w. Littauische oder preußishe Namen, wie Kaukehmen, Darkchmen u. s. w., enthalten die littauische Form.

Ist so nuñ der Begriff heim, ham, cam, verschliffen auch in um, em, sogar in en festgestellt, so schreiten wir zur Be- trahtung der im Hanauer Kreise vorkommenden Namenzusam- O mit »heim«. Dabei findet sich dezn, daß die natür- libsten Entstehungen in natürlichen Ortsverhältnissen oder Personennamen ihren Grund haben. Bocktenheim, Eckenheim, Eschersheim und Berker8heim werden sih am besten an die Arten von Gehölz anlehnen, an und in welchen sie angelegt wurden. Ostheim hat scine nähere ®ezeichnung unbedingt von der Himmels- gegend. Was Auheim b * ifft, so ist es offenbar das Heim an der Au. Steinheim dagegen . lärt sih daraus, daß gerade an dem Platze, woo der Ort liegt, eine Basaltmasse höher zu Tage tritt. Ebenso ist das vielfah vorkommende Bischofsheirz die Anlage irgend eines Bischofes. Weniger durchsichtig find die ‘andren Linen auf »heimsch«, deren Erklärung indeß hier zu weit führen würde.

Von anderen Ortsnamen weist das Verzeichniß der KreisL- ortschaften zunächst folgende, rein appellativiscy gebildete Namen auf: Bergen, Köbel (Mar- und Bruch-), Buchen (Mittel-, Wachen- und das aus8gegangene Klein- oder Lügel-) und Eichen, also 4, von den QZusammenseßungen abgeschen. Dazu 1 auf »ingen«: Rückingen; 1 auf »ccke«: Windecken ; 5 mit »stadt«: Erbstatt, Hochstadt, Kesselstadt, Kilianfiädten, Butterstädter Hof; 1 mit »bold«: Selbold ; 4 bezo. 6 mit »ba«: Seckbach, Ober- und Nieder-Rodenbach, Langen-Die- bah, Bruderdiebacher Hof, Herzbächer Hof; 2 mit »burg4«: Krogzenburg und Naumburg; 3 mit »dorf«: Roßdorf, die aus- gegangenen Kiesdorf und Frondorf als Zubehör der Burg Dorfelden ; 3 mit »hausen«: Ravolzhausen und die au®Lgegan- genen Wicrameshusen und Weldrich8husen; 2 mit »feld«: Dorfelden und Dottenfelder Hof; 2 mit »rode«: Beiersrode und das aus8gegangene Mühlenrode. Ju diesen Ortsanlagen kommen dann noch verschiedene Höfe und cinzeln vorkommende Namen: Mainkur, Mainanker, Wolfgang, Wiedermus, Hütten- gesäs und endlich das eingegangene Groschlag, die jeder für sich eine Erklärung erfordern. :

Die eben angeführte Uebersicht zeigt in Bezug auf die Wohnplätze des Kreises Hanau das seltene Vorkomnrniß der Ortsnamenbildung mit Haus, Stadt, Dorf, welche in den alt- hessischen Hügelgegenden eine so bedeutende Rolle spielen, was eben von der meist ebenen Lage des Kreises herrührt. Diese hat in alter Zeit ganzen Stammes8theilen der in Masse hier auftretenden Einwanderer erlaubt, sih nahc bei einander anzu- siedeln. Die Orte mit den auf »hausen«, »stadt« ausgebenden Namen gruppiren sich meist um die Häuser, Stätten, Roden U. \. w. eines Einzelnen und kommen mehr in den weiter zurückliegenden Thälern oder auf den Höhen vor. Die »hausens« z. B. spielen darum in Alithessen einc ebenso hervorragende Rolle, wie die heims im Niederlande, wenn man diesen leßteren Ausdruck in seiner allgemeinen Bedeutung nimmt.

Wenden wir uns nun zu einzelnen Namen. Die appella- tivishen Namen Bergen, Buchen, Eichen, Köbel find den natür- lichen Ortsverhältnissen entnommen, unier denen die Anlage der Wohnpläye stattfand. Also Bergen liegt auf dem Berge; Buchen ist gleih »zu den Buchen« ; Köbel ist ein Ort in einer Vertiefung des Bodens.

Die Ortsnamen auf »ingen« führen sih meist entweder auf Personennamen oder auf cine Verkürzung aus »wangen«e (für Wiese, Matte) zurück. i

Die Namen auf »hausen-« beziehen sich fast immer auf das Haus eines Mannes. Zu den Namenbildungen auf ehausen« gehören auch die Namen der Orte, welche mit einem pakro- nymen 8 oder z schließen, wie Lieblos von Libolfes, Ramholz von Raimundes, Reinhards, Weyhers, Weiperz, T arl Vollmerz. Eine solche Bildung komnit vereinzelt vor im Kreise Hanau, nämlich in Wiedermus, gebildet aus Wideram's. Die Endung »rode« in Beiersröder Hof ist zurückzuführen auf die Rodung eines Beier. Die mit »bach« zusammengeschten Namen Seckba(, Rodenbach, Diepach sind natürliche Namen. Seckbach ist ein trockener, sieher Bach, der im Sommer austrocknet ; Diepach bedeutet einen tiefen Bath; Rodenbach den beim An- \{wellen rothen Sand mit sich führenden rothen Bach. Der

Hirzbach in Hirzbücher Hof bedeutet Hirschbach,