1890 / 246 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 13 Oct 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Mit J. A. Hiller is man auf den Beginn der deutschen Oper zurüdck-

Opern in größerer oder Dinter V Er HeT GeRE wer RRRE Ey die Orchesterbeglei-

dehnung fkomponirte. Daß __ i tung mit Gs cinfasisten Mitteln dur{geführt wurde, versteht ich von felbst; den Melodien is trop ibrer rührenden Einfachheit

wisser Grad gemüthvoller Empfindung und ei -Eiher Laue i: welhe gleih gestimmte Gemüther

noch gegenwärtig ergößen können. Das Ad E E D a ener Be E roy Ine Tecivet als ie a Jagd ziehen, nicht ganz vergeffen. er Cho z , lte zur Zagd J

erthegri der Garten em er "U Nababmne t

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RE Saiten P Sagdbörner dur das mens{liche Organ an den Strophenschlüfsen zum Theil an die Haydn's{he Kindersymphonie, in welcher die einfachsten Justrumente zur orestralen Ens kommen. Das Libretto, welhes zwar etwas bausbacken und al täg id, doch einen gesunden einfahen Sinn __ verrätbh, bat den „Dichter Christian Felix Weiße zum Verfafser, der sich (a freili in erster Linie durch feinen „Kinderfreund m einen CURELER VUI in der deutschen Literatur v. Pert hat. Jn 4 der _e Jagd’, einer seiner ziemlich zablreiwen dramatis{en Arbeiten, läßt er einen verirrten König unerkannt in eines DBauern Haus Unterkunft finden; die \cerzbaften, manmal etwas bäueris{-derben Mißverständnisse zwischen den einfawen Bauers- leuten und dem unbekannten bohen Gaste find în aller ihrer Harm- losigkeit komisch und nie verlezend, da ftets dur alle Reden der biederen Bauern die uners@ütterlihe Gbrenhaftigkeit und aufrichtige Königétreue dur{leuhtet. Die Operette war recht natürli in allen

ibren Einzelheicen, sogar bis auf das dampfend heiß auf den Tis }

kommende „deutsche Nationalgeri@t“ des Sauerkrauts, infcenirt. j Gespielt wurde re{t gut, wenn auch die Darsteller in sehr ver- nen Dialekten redeten, und alle diese Abarten der deutschen

ollten für \äG@fisch gelten. Frl. Stubel fang ihr Spinn- mit Wärme, wie es sich für den Tert und die Frl. Lejo und Hr. Steiner leisteten gesanglich ennenêwertbes. In den komischen Rollen thaten iel Frl. E.Schmidt und die Hrrn. Broda Das kleine Werk wurde vom Publikum sebr und ist denjenigen, wele auf eine kurze is: dramatis{

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ines virtuosen Spiels : T nt Ed non P mit PofauneneffeTte e VortragSweise

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Außerdem erfreuten die Concertgeber durch den Vortrag eines Duos e Klavier und Cello-Variationen (Es-dur) über ein Thema aus Mozart’s „Zauberflöte“, dem sich noch ein Duo mit Violine, nämli die Sonate (G-dur) Op. 96, anschloß. Daß die Ausführung sämmt- liher Werke als eine in jeder Beziehung vollendete anerkannt wurde, zeigte der lebhafte, oft enthusiastisGe Beifall: Der zweite Kammer- musik- Abend findet am 14, November statt.

Jagd. den 14. d. M, findet Königliche

Morgen Dienstag, Stell dichein: Mittags 1 Uhr zu

Parforce-Jagd statt. Jagdschloß Stern.

Mannigfaltiges.

Das unter dem Protektorat Jhrer Majestät der Kaiserin Friedrich stehende Victoria- Lyceum eröffnete gestern das 23. Studienjahr mit einem Festakt im Hörsaale. Jm Auftrag der Kaiserin Friedri war die Palastdame Gräfin von Brühl ersienen. Das Kuratorium wurde durch den Wirklihen Geheimen Ober-Justiz- Rath Professor Dr. von Gneifst vertreten. Die Festrede hielt Frau Präsident Henshke über die Frauenbewegungen in Frankrei, England und Deutschland. Die _Ausfübrungen gipfelten in dem Hinweis auf das anfehnlihe Stük Kultur- arbeit, das auch Deutschland, wo die Frauenbewegung mit Sröôbel von der Kindererziehung ausgegangen, den Frauen verdanke und in der Miederbolung der bekannten Forderungen, die {G zusammenfafsen lassen in dem einen Wort „Zulassung zum Studium“. _Das neue Studienjahr des Lyceums bringt 11 Vormittagskurse in Französisch, deutser Literatur, Englisch, Aesthetik, mündliwem Vortrag. Kurnst- geschichte, pbysikal\{Ger Geographie, Geschichte, Physik, Völkerkunde

und Deuts _11 felbit ? Kunstlehre und Kunftgeschichte, {aften und 2 über Naturwifienschaft.

Zyr Aufnabme der Sammlungen des gegenwärtig sid im Köll- nishen Ratbbause befindendenMärkis{enProvinzial-Museums i _ desfelben | entiprecenden | zur Errichtung dieses tädtisde Grundstück an der Waifenbrücke und der

Kuratorium

will, wie die „B. B.eZtg.* erfährt, tas , einen

ein cigencs Gebäude errick&tet wissen und ha an die ftädtishen Bebörden gerichtet ;

Gebäudes ift das städti

MWallftraße in Auëfiht

L Ç: t Atl] 45 B die erste Vaurate eingestellt werden.

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nd Gesundbeitslebre, Fortbildunaskurse für Lehrerinnen in Geschichte und WVesunddeitsöleLd ?For1dI GStUrie | ) und 11 felbfländige Vorlesungen, und zwar 4 aus der G E M Bs aus den pbilofopbishen Wissen-

Atelier fertiggestellt sind, werden in den nächsten Tagen hier eintreffen. Die Cal des Denkmals, welche für den 26. Oktober in Aus- siht genommen war, wird wahrscheinli bis zum 2. November ver- schoben werden müssen.

Nah Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Halle a. d. Saale, 13. Oktober. (W. T. B.) Sozia- listen-Kongreß. Jn der heutigen ersten Hauptver- sammlung begrüßte Singer die auswärtigen Gäste, unter denen Mundberg-Kopenhaaen, Ladour und Duc:Quercy: Paris, Anseele-Gent, Domela Nieuwenhuis-Haag, Branting-Stock- holm, Pokorny, Hauser und Adler:Wien und Worski-Warschau ih befanden. .

E Auf Antrag Bebel's wurde den ausländishen Delegirtea eine berathende Stimme in parlamentarischen, eine beschließende Stimme in anderen Fragen zuerkannt. G0

Bebel erstattete sodann Bericht über die Parteileitung und gab einen Ueberblick über die Entwickelung der Partei in den leßten 20 Jahren; er erklärte, die Partei müsse ihre bisheriae Taktik beibehalten, zumal die ausländishen Freunde in demselben Sinne thätig sein wollten.

Bei einer Darlegung der materiellen Entwickelung der Partei gab Bebel das Parteivermögen am 1. Oktober 1890 auf 171 829 # 20 *Z an.

Bebel kündigte sodann den Kampf gegen den Ultramon- tanismus an und empfahl s{ließlich die Gründung von sozialistishen Zeitungen für die Landarbeiter, insbesondere au eines polnischen Blattes. e i

Einen Antrag von Sc{midt-Berlin auf Einseßung einer Kommission Behufs Erörterung der persönlichen Streitigkeiten zwischen der Parteileitung und Berliner Genossen, welcher von von Vollmar befürwortet wurde, lehnte die Versammlung ab, nachdem sih Bebel dagegen ausgesprochen hatte.

Kiel, 13. Oktober. (W. T. B.) Das zu dem Uebungs8- geshwader gehörende Panzerschiff „Deutschland“ ist

2 Le Un | heute Vormittag nah Southampton abgegangen. [uesidht genommen, es soll bereits in den näbstjährigen | Der Magistrat hat be- ofen, aus Magistratêmitgliedern cine kleine Kommission einzusetzen, ; ] j erwähnten | das bezeichnete Grundfstück

n liegt, nah Sonnabend nuten Nacmittagas auf Fn ion Stralaue | : Stadt- macen, auf das |

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Prag, 13. Oktober. (W. T. B.) Während der

| Demolirungsarbeiten an der Karlsbrücke stürzte

| ein Theil eines Brückenbogens ein, wobei 14 Personen,

| darunter 2 Genie:Dffiziere, verleßt wurden.

Haag, 12. Vltober, (W.- T. B.) Der JZustizs-

| Minister und der Minister der Kolonien haben sich

| heute früh zu dem Könige nah Schloß Loo begeben. Es

wird dies mit der beute abermals statifindenden Konsul[l-

tation der Aerzte in Verbindung gebracht. s Cattaro, 13. Oktober. (W. T. B.) Der Herzog

| Georg von Leuchtenberg ist mit seiner Gemahlin heute

| Vormittags auf der russishen Yacht „Roxane“ hier einge-

troffen und sogleih nah Cettinje weiter gereist. L Pitesti, 13. Oktober. (W. T. B.) Nath dem gestrigen

S@&luß der Manöver fand ein Diner statt, bei welhem

| der König auf die Armee und die Stadt Pitesti toastete.

ige | Nah dem Diner wurde dem König ein Fackelzug gebracht.

Heute wird der König dem Abmarsch der Truppen beiwohnen | und dann Nachmittags mit dem Prinzen Ferdinand und | dem Minister: Präsidenten sich nah Krajova begeben. (Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

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j r. | Hrania, Anftalt für volksthümlihe Naturkunde. Zum 53. Male | Am Landes-Ausftellungs - Park (Lehrter Bahnhof). Seöffnet von 12——11 Ubr. Täglih Vorstellung im L wifsenshaftlißen Theater. Näheres die Anschlag- Arrangirt von zettel.

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Hr. Kavellmetfter Wolfbeim. Anf. 7 Uhr.

Ci —11T * erauf :

obt: Frl. Käthe Tappert mit Hrn. Dr. jeorg Reinhard (Berlin—MRothenburg a O.). Frl Bertha Herbst mit Hrn. Theodor S#lüter (Osterweddingen—Förderstedt), Frl. Helene . Anker mit Hrn. Rittergutsbesißer Eduard Vogt (Koburg—auf Tumpling). Frl. Maria Mem- inger mit Hrn. Kgl. Reg.-Baumeister Ferdinand inckelfeld (Düfseldorf—Münster i. W ). Frl.

5 ude Lieber mit Hrn. Ingenieur Hans Gaertner i Frl. Fanny Poralla mit Hrn. Kgl. Röhr (Breslau—Freiburg Frl, Anna Poralla mit Hrn. Kauf-

Ferréol.

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4 Akten von Leon

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Musik von Tb. Leprez. d Ader (Breslau—Domélau),

| Verehelicht: Hr. Königl. Reg.-Baumeister Adolf Marloh mit Frl, Lisbeth Lange (Bromberg). Theodor Teske mit Frl. Emma Kroll (Berlin).

Hr. Günther von Klißing mit Frl. Marie línari (Breslau) Hr Prem.-Lieut. Pohl

rl Cwmi Fölshe (Magdebura). Hr.

Lic, J. Smend mit Frl. Helene Spring- 1abrüdck), Hr. Königl, Sarnison-Bau-

or Ulexander Koppers mit Frl. Frida Thein-

har isseldorf). Hr. Sec,-Lieut. Rudolf Sthe. von der Horst mit Frl. Erna v, Schulten- dorf (Auer),

ze: Mein junger |

Sohn: Hrn, Franz Ludewig Hrn. Ger, - Assessor Semler Ernst Haase (Magdebura), Tochter: Hrn. Heinri Grafen von anfelmann (Sr. Peterwitz) Hrn, H, Dewitz Zwillinge: Hrn, Direktor Spieß Hrn, È, Koch (Barleben), Hr, Sec, Lieut, Wilhelm von Hede- mann (Gotha) - Hr, Prof, Dr, W Pânfel (Chemnitz), Frau verw. Appellationsgerihts- Prôsident Mathilde Kisfer, geh. Krönia (Breslau). Dr. Sec Lieut. Horst von Sottichalk (Grimma), Hera. Pastor Barnewit Sohn Adolf (W »ferin), rau lise von Froreih, geh. Pauli (Köln), #rau Viarie Süß, ach. Hahn (Hannover),

(Dar 13) (Magdeburg) torítellung. Die | Gestorben;

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Concert-Anuzeigen. Frei)

Hr. Kentiec Karl Fervinand Scholkmann (Gnaden- Hr Albrecht Faehling (Berlin), Frau Zranziéta Winckelmann, ach Hoppe (Berlin)

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Nedacteur; Dr. H. Klee,

Verlag vex Eryedition (S chol 4). Drudck der Norcpeutihen Buhpruderei und Berlags- 5 Pilhelmflcaßie Ir. 42

Anttalt, Berlin SW (f 0 : Sechs Veilagen

(cinfdlicßlih Bôrien - Beilage)

(159914)

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

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246.

Berlin, Montag, den 13. Oftober

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

In Halle a. d. S, wo heute der Parteitag der deut- \chen Sozialdemokraten eröffnet werden soll, fand gestern Abend bereits eine Begrüßungs-Versammlung statt. Am Nachmittag hatten, wie ein Wolff\ches Telegramm berichtet, die Mitglieder der sozialdemokratischen Fraktion des Reihs- tages eine Zusammenkunft, Die Begrüßungs-Versammlung im Etablissement „Hofjäger“, in welchem auch die Ver- handlungen . des Kongresses stattfinden werden, wurde, wie uns berihtet wird, vom Reichstags - Abgeordneten Bebel, als dem ältesten unter den Einberufern, mit einer Ansprache eröffnet, Gr wies darauf hin, daß der diesmalige Kongreß der erste sei, den die Sozialdemokraten seit dreizehn Jahren auf deutschem Boden ab- halten können, und daß die Verhandlungen völlig öffentlih sein wür- den; die Berichterstatter aller gegnerischen Blätter seien zugelassen. Der 20, Februar habe bewiesen , daß die Sozialdemokratie niht nur die größte, sondern auch die leitende Partei in Deutschland fei; um die Sozialdemokratie drebe ih mehr oder weniger die ganze Geseßgebung. Dieser Stellung habe si die Versammlung würdig zu zeigen. Bebel \ch{loß seine Ansprache mit einem Hoh auf die internationale Sozialdemokratie. Auf Antrag des Vergolders Ewald (Berlin), früheren Berliner Stadtverordneten, wurden dite Abgg. Singer und Dietz ins Präsidium, “F aht Schriftführer gewählt. Wie „,W. T, B.“ weiter meldet,

nd von Delegirten anwesend: aus Deutschland 341, aus England 2, aus Frankreich 3, aus der Schwei; 1, aus Oesterreich 3, aus Ruß- land 5, aus Belgien 1, zusammen 366, darunter 5 Frauen.

In Breslau hat die erste fentliche Arbeiterversamm- lung, welche nah dem Außerkrafttreten des Sozialistengesetzes stattfand und pom Reichstags-Abgeocdneten Kunert geleitet wurde, folgende von der „Köln. Ztg.“ mitgetheilte Resolution an- genommen: „Die Versammlung spricht aus, daß von den ökonomish unabhängigen Genossen, die innerlich atheiftisch, d. h. ungläubig

nd, zu erwarten ist, daß sie aus jeder religiösen Gemein- haft ungesäumt austreten follten; im Uebrigen ift die Forderuug des sozialdemokratishen Programms hochzuhalten: „Die Religion ift Privatsache.“ Die zum Hallenser Parteitag gewählten Abgeordneten wurden beauftragt, die Produktiv-Genossenschaften für überlebt zu erklären. Bezüglih der iFrauenfrage sollen die Abgeordneten für die politishe Gleichstellung der Frauen eintreten.

In Schmiedeberg befinden sich nach einer Mittheilung des- selben Blattes in Folge der Herabsezung der Wohenlöhne, die 7 betragen, die Arbeiter einer Plüschfabrik im Ausstaade,

In Leipzig fand am Freitag eine von etwa 400 Personen be- fuhte Buhdruckergehülfen-Versammlung statt, welche si, der „Leipz. Ztg.“ zufolge, hauptsählich mit der Bewegung zur Ein- führung des Achtstundentages beschäftigte, Die Bewegung wurde als eine unter den Buchdruckern des gesammten Deutschlands einheitli@e und deshalb aussihtsyolle geschildert, Nur die Berliner Gehülfen nehmen insofern eine Sonderstelung ein, als fie h vorläufig mit der neunstündigen Arbeitszeit begnügen wollen, wenn diese von den Arbeitgebern ohne Kampf bewilligt werde. Die Arbeiter und Arbeiterinnen der graphishen Gewerbe werden die Bewegung in thren Berufskreisen vorbereiten und organisiren, um dann gleichzeitig die Forderungen aufzustellen und sie ver- einigt durchzuführen. Die Versammlung {loß si in einer Reso- lution den Beschlüssen der allgemeinen Versammlung vom 23. Sep- tember an (vergl, Nr. 231 d. Bl.). Mit Rüdcksicht darauf, daß die vereinigten Buchdruckerprinzipale \sich auf die Zurückweisung der Ächt- ftundenbewegung vorbereiteten und in einer kürzlih in Dresden ab- gehaltenen Versammlung zur Ansammlung ausreichender Geld- mittel eine höhere Steuer ausgeschrieben hätten, wurde auf Antrag der dortigen örtlihen Tarifkommission der Buchdrucker- ehülfen die Tarifsteuer von 10 4 auf 25 § wöchentlih erhöht. Eine

ersammlung der Notenstehergehülfen bes4loß, nach An- bôrung eines Bortrags über die Nothwendigkeit einer Verkürzung der Arbeitszeit, sih der von den Arbeitern der graphishen Gewerbe ge- planten Bewegung zur Einführung der ahtstündigen Arbeitszeit an- zuschließen und das Bureau der Versammlung mit der Vorbereitung dieser Beroegung zu beauftragen.

In Stettin wurde vorgestern eine von dem Vorstand des Ortêverbandes der Deutschen Gewerkvereine für Stettin und Umgegend einberufene öffentliche Versammlung abgehalten, die von etwa 200 Personen, darunter wohl die Hälfte Angehörige der sozial- demokratishen Partei, besuht war. Auf der Tagesordnung ftand: eDie Handwerker- und Arbeiterfrage“. Als Redner trat, wie die „Ostsee-Ztg.“ berihtet, General-Sekretär Hahn aus Burg auf, der, bäufig von den Sozialdemokraten unterbrochen, über die Bestrebungen der Gewerkvereine zur Verbesserung der Lage der Handwerker und Arbeiter gegenüber den Forderungen der Sozialdemokratie sprach und hervorhob, daß nur ein Erfolg zu erwarten fei, wenn, wie dies von Seiten der Gewerkvereine geschehe, wirklih Erreich- bares erstrebt werde. An der Diskussion betheiligten si auch mehrere Sozialdemokraten ; der wachsende Lärm, den die Sozial- demokraten verursahten , nöthigte zu einem vorzeitigen Schluß der Rang, wodurch dem Referenten das Schlußwort abgeschnitten wurde.

Aus Spandau meldet „W.T.B.* vom heutigen Tage, daß, wie der „Anz. f. d. Havell.* berichtet, nach einer Anordnuug des Kriegs-Ministeriums in den Königlichen Werkstätten künftig größere Entlassungen von Arbeitecn thunlichst ver- mieden werden sollen. :

Hier in Berlin hat der sozialdemokratische Gafst- wirthsverein beshlossen, in den Restaurants Mahnungen an- schlagen zu lassen, daß „Genossen“ beim Empfang der Speisen und Getränke fofort Zahlung leisten sollen. Es hat der „Köln. B zufolge sih neuerlich herausgestellt, daß „Genoffen“ zahlreihe Zech- prellereien verübt haben. i j

Aus Carvin wird vom gestrigen Tage telegraphis{ch- berichtet, daß die Bergleute die von der Grubengesellschaft gemachten Kon- essionen abgelehnt und einstimmig beschlossen haben, den Strike eden tele, bis ihre sämmtlihen Forderungen bewilligt sind.

Wie die Pariser Blätter melden, ist die seit lange erwartete Spaltung in der Posstbilisten-Partei nun endgültig vollzogen, indem ein Theil der Delegirten den in Chatellerault tagenden Kongreß unter Protest gegen die Gültigkeit der Mandate der Ma- jorität verließ. :

Aus Lille meldet ein Wolff\{ches Telegramm, daß der daselbst tagende Kollektivisten-Kongreß (Marxisten) sich für die baldige Veranstaltung eines internationalen Bergarbeiter- Prited ausgesprochen und beschlossen hat, am 1, Mai 1891 eine nternationale Arbeiterkundgebung zu Gunsten des acht- stündigen AÄrbeitstages zu organisiren.

Sparkassenwesep,

Die Generalversammlung des deutschen Sparkassen- Verbandes, welhe am Sonnabend in Hannover stattfand, be- loß, wie „W, T. V,* meldet, den Siy des Verbandes nah Ber-

in zu verlegen,

; Nah Mittkbeilung des Statistishen Amts der Stadt Berlin find bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 28. September bis incl. 4 Oktober cr. zur Anmeldung gekommen; 730 Gheschließungen, 820 Lebendgeboreve, 27 Todtgeborene, 533 Sterbefälle.

Kunft und Wissenschaft.

Ie Vorlesun en der Juristenfakultät auf der hie- sigen Universität eginnen Donnerstag, den 23. Oktober.

R Ie Akademie der Wissenschaften beabsihtigt, wie die N. 3t0 mittheilt, dem Grafen Moltke, ihrem Chren- mitglied, zum neunzigsten Geburtstage eine Adresse zu überreichen.

Die gegenwärtig im Königlichen Kunstgewerbe-Museum veranstaltete Ausstellung der Shülerarbeiten der Unterrichts- Anstalt des Museums und der Königlichen Kunstschule wird im Hinblick auf den lebhaften Besu, den dieselbe findet, bis einschließli Sonntag den 19. Oktober dem Publikum geöffnet bleiben.

IÎn der Angelegenheit des Preisaus\chreibens für den

| Wettbewerb um das Kaiser Wilhelms-Denkmal auf d ¡ Schloßfreiheit haben, E

wie hiesige Blätter berichten, sieben der zum Wettbewerb aufgeforderten Künstler sh an den Reihs- fanzler mit einer Eingabe gewandt, in welher sie um Abände- rung bez. Ergänzung der Bedingungen des Preisaus\chreibens bitten. Darin wird u. a. gewünscht, daß die ö ffentlihe Ausstellung der Entwürfe laut 6 und 7 der Bedingungen niht nur vor- behalten, sondern den Bewerbern ein Anspru hierauf ausdrücklich verliehen werde, Ferner wird eine Erhöhung der Entschädigung von 4000 auf 8000 A mit Rücksicht auf die Größe der verlangten Modelle als rbünschenswerth bezeihnet und \{chließlich um Angabe der Zusammenseßung des Preis- richter-Comités gebeten. Unterzeichnet ist das Schriftstück von den Hrrn. Hilgers, Pfann, Rettig, Schaper, Schmit. Angefügt ist eine kurze von Siemering und Donndorf unter- zeihnete zustimmende Erklärung. Reinb. Begas hat nachträglih ge- beten, den Reichskanzler ebenfalls von seiner abweihenden Ansi@t in Kenntniß zu seten, ohne diese jedo näher zu erläutecn.

In der am 7. Oktober in London abgekaltenen dritten Sitzung des internationalen literarischen Kongresses, unter dem Vorsiß des Präsidenten Ratisbonne, hielt der französische Advokat Pouillet eine Vorlesung über die Berner Konvention für den Schuß des geistigen Eigenthums. Auf seinen Antrag nahm der Kongreß eine Resolution einstimmig an, welche erklärt, daß, da die Ueberfezung eines Werkes nur ein Modus der Reproduktion sei, das Reproduktionsrecht, welches das literarische Eigenthum bilde, noth- wendigerweise das ausshließlihe Uebersezungsrecht umfasse. Abends gab der Lordmayor ein Diner zu Éhren der Delegirten. In der am 8, Dfktober abgehaltenen vierten Sißung bildete das Eigenthumsrecht in Zeitungs- und Magazinartikeln lebhaften Gegenstand der Exörterung, und man fam überein, daß Zeitungs- artikel nihtpolitishen Inhalts gegen Reproduktion ohne Erlaubniß des Verfassers ge/Müßt werden sollten. Im Namen des deutschen Sthriftstellerverbandes , des Vereins der Berliner Presse und - der Literarishen Gesellschaft zu Berlin lud, wie die „A. C.“ mittheilt, Hr. Wilhelm F. Brand die Mitglieder der Association Littéraire et Ártistique Internationale ein, ibre näâbste Versammlung im kommen- den Jahre in Berlin abzuhalten, Die Einladung wurde an- genommen.

[] Der Jahresberiht der „Historishen Gesellschaft für die Provinz Posen“ zu Posen über das Geschäftsjahr 1889/90 bezeichnet diesen Zeitraum als für die Fortentwickelung und das Wachsthum des jungen Vereins recht erfolgreih. Daß seine Be- strebungen in den gebildeten deutshen Kreisen der Provinz immer tiefere und weitere Wurzel \{chlagen, beweist die erfreuliche Thatsache, daß die Mitgliederzahl vom Mai 1886 bis Mai 1890 um 485 ge- stiegen ist. Von den 965 crdentlichen Mitgliedern, aus welchen die Gesellschaft bei Erstattung des Berichts bestand, gehörten der Stadt Posen 356, anderen Städten und der Landbevölkerung der Provinz Posen 564, weiteren Theilen Deutschlands aber 45 Mitglieder an. Den ordentlichen und den {on in früheren Jahren ernannten Ehren- Mitgliedern wurden im verflossenen Jahre auch die ersten korrespon- direnden Mitglieder angeshlossen. Dar eine im September 1889 abgehaltene außerordentliche Generalversammlung wurde nämlich dem Vorstande die Befugniß ertheilt, dur Ernennung zu korrespondirenden Mitgliedern Förderer der Gesellschaft oder ihrer wissenschaftlichen Interessen auszuzeihnen. Der Vorstand mate von dieser ihm ver- liehenen Befugniß Gebrauch und ernannte die Hrrn. Archivar Dr. Chren- erg, t L in Rom, Geheimer Reg.-Rath und vortragenden Rath im Reichs-Versicherungsamt Gaebel in Berlin, Ober-Verwaltungsgerichts- Rath Perkuhn in Berlin, welche seit Begründung der Gesellschaft dem Vorstande angehört und si große Verdienste um deren Entwickelung erworben haben, sowie den Sanitäts-Rath Dr. Florschüß in Wiesbaden. Die Anzahl der Geschäftsführer in den großen Städten der N hat sich um 3 vermehrt, sodaß jeßt 18 Herren si die Intere jen des Vereins angelegen fein lassen. Die wissensbaftlihen Verbindungen erweiterten fih dadurch, daß 7 ausæärtige Gesellshaften sich dem Scriftenaustausch anschlossen und deren Gesammtzahl jeßt 197 beträgt. In den 12 abgehaltenen Sißungen wurden 19 Vorträge gehalten, über welche die Zeitschrift der Gesellschaft Referate brahte. Außerdem fand ein Ausflug nach Inowrazlaw und Kruschwih statt, auf welchem besonders die Ruinen der Marienkirche in jener Stadt sowie die des sogenannten Mäusethurms auf einer Insel des Goplosees bei Krusch- wiß in Augenschein genommen wurden. Die Zeitschrift hat im ver- flossenen Jahre nur in einem Hefte ersheinen können, da drei Hefte davon dur den (an dieser Stelle seiner Zeit erwähnten) Bibliotbeks- Katalog beansprucht wurden. Hierdurch wurde allerdings eine Ein- buße an wissenshaftlicher Leistung unvermeidlih, indeß wird diese dur die Erschließung der reihen Bücherschäße der Gesellshaft zu Gunsten der wissenshaftlichen Bestrebungen in der Provinz wieder wett gemacht, Von den drei größeren Publikationen, welche die Gesellschaft in Auf- trag gegeben hat, ist das vom Oberlehrer Dr, Knoop in Rogasen be- arbeitete Sagenbuh der Provinz Posen bereits weit vorgeschritten und harrt nur der Vervollständigung. Von dem Urkundenbuh der drei polnischen Klöster hat Professor Dr. Hockenbeck zu Wongrowiß den ersten Band zum Druck geliefert. Ueber das Urkundenbuh der Stadt Posen wird weiter unten nähere Mittheilung gemacht. Die in Folge des Preisausschreibens vom 12. September 1888 eingegangenen Ar- beiten haben den gestellten Anforderungen niht genügt, Der Vorstand der Gesellshaft hat daher beschlossen, das Preisausshreiben zu wieder- holen und als leßten Ablieferungstermin den 1, Oktober 1891 zu be- stimmen. Es wurde wieder ein Preis von 1000 & ausgeseyt für die beste in deutsher Sprache geschriebene, einen Gegenstand aus der Großpolnischen bezw. Posenschen Provinzialgeschichte behandelnde Arbeit, welhe noch nicht durch den Druck veröffentlicht ist und einen wesent- lihen Fortschritt der hiftorischen "Erkenntniß auf dem bezeichneten Gebiete darbietet. Zur Bearbeitung empfohlen werden Gegenstände aus der Geschihte der Kolonisation in Großpolen mit besonderer Berücksichtigung der deutshen Einwanderung, über das Verhältniß des Deutshthums zum Polenthum im städtischen Leben Brofpolens, aus der Geschichte der deutshen Adelsgeshlechter in Großpolen oder aus der Geschichte der Reformation daselbst, Wie die Bestrebungen dec Posener Fen Gesellschaft, durch ihre wissenschaftlichen Arbeiten eine Provinzialgeshichte zu schaffen, von der deutshen Wifsen-

1890.

{aft beahtct und gewürdigt werden, dafür siekt sie einen Beweis darin, daß in den mit Unterstüßung des Kultus-Ministeriums erscheinenden Jahresberichien der Geschichtswissenshaft der Provinz Posen, welche bisher nur als Anhang zu Schlesien behandelt wurde, nunmehr ein besonderes Kapitel eingeräumt worden ist, und zwar mit der ausdrüt- lihen Begründung: dies geschehe, weil dur die Entstehung und Ent- wickelung der Historishen Gesellschaft in der-Provinz Posen ein regeres wissenschaftlihes Leben erwacht sei. Die Alterthums-Sammlung ist im Berichtsjahre sehr bedeutend bereichert worden, namentli durch Ueberweisung der Kazmierzshen und der Fankowoer vorgeschichtlichen Funde. Die Bedeutung der ersteren erhellt am besten daraus, daß das röômisch-germanishe Museum zu Mainz dieselben \ich zur An- fertigung von Abgüßÿen leihweise erbeten hat, um die Kopien seinen Beständen einzuverleiben, Die Neuordnung der Münzsammlung hat rüstige Fortsritte gemacht und ist dem Abschluß nahe. In Folge des stetigen Wachsthums der Sammlungen aber kann von einer übersicht- lihen Aufstellung der Alterthümershäße nicht die Rede sein, weil die Räume zu eng geworden find. Hier Abbülfe zu \chafffen, wird eine der hauptsächhlihsten Sorgen in den künftigen Jahren sein müssen. Am Schluß des laufenden Vereinsjahres foll im Verlage der Gefell- \{chaft und mit aner abung der ftädtishen Behörden der Stadt Posen als 1. Band der Quellenveröffentlihungen der „Historishen Gesell- haft der Provinz Posen“ der erste Theil des «UÜrkundenbuchs der Stadt Posen“ erscheinen. Der 1. Band wird die ältesten Stadt- bücher (Raths- und Schöffenprotokolle, Akten der Kriminalgeritsbarkeit aus dem Mittelalter), Stadtrehnungen sowie die Liste der Rathsherren, Schöffen und Innunzs-Aeltesten enthalten. Vorausgeschickt wird dem Ganzen eine Abhandlung über das Archiv der Stadt Posen und eine Ein- führung in die mittelalterlihe Biographie der Stadt nebft Plan. Mittels der den Urkunden beigegebenen Erläuterungen wird ein Einblick in alle Ner- hältnisse der Stadt Posen während des Mittelalters ermöglicht werden.

Recht und Sitte, Nationalität und Sprate, Glauben und An-

\chauuugen der Altvordern lassen si nirgends klarer erkennen als in

den Schriftstücken, welche sie mit eigener Hand geschrieben oder in

denen sie persöniich ihre Willensmeinung haben niederlegen laffen.

Durch die große Stetigkeit aller Lebensverhältnisse im Mittelalter

aber haben die Ergebnisse für eine Stadt und besonders für die

Hauptstadt eine über ihren Bannkreis weit hinausgehende Bedeutung

und find für die Städte- und Kulturgeshihte des ganzen Landes und

jener Zeit überhaupt maßgebend. Die Veröffentlihung ift nit

etwa bloß für den gelehrten Forscher bestimmt, sondern sie foll allen

Gebildeten zugänglich gemadt werden. Ein großer Theil der Pro-

tofolle ist in déutsher Sprache geschrieben, das Verständniß der latei-

nischen Texté soll durch einen erläuternden Index vermittelt und den

polnischen Stücken sollen deutshe Ueberseßungen beigegeben werden.

Die Mitglieder der Gesellschaft erhalten das Urkundenbuch, defsen

Herausgabe Dr. A. Warschauer besorgt, zum etwa auf die Hälfte

herabgeseßten Preise.

Die „Post“ meldet: Die Doubletten von Olympia, welche von der griehishen Regierung dem Deutschen Reich überlassen wurden, sind leßt im Berliner Museum angekommen. Es find u, a. vier röuishe Porträtstatuen, fünf Löwenköpfe von der Regen- traufe (Sima) des Zeustempels, einige Architekturstücke vom Schatzhause der Geloer, der Meaareer, der Sikyonier, vom Philippeion., vom Leonidaion, von der Palästra, von der Südhalle und von der Eredra des Herodes, ‘Im Wesentlichen also sind es Architekturtheile und dar- unter leider nit ein Kapitell des großen Zeustempels. Immerhin werden fie, mit ten Architekturstücken von Pergamon vereint, einen ganz beträhtliGen Theil der geshichtlihen Entwickelung griechischer Baukunst dem Beschauer vor Augen führen. Denn während jene oben erwähnten Schaßhäuser in fehr alte Zeiten hinaufführen, geben die Beweisftüdcke aus Pergamon bis zu phantaftishen Produkten später römischer Bauweise, C3 besteht die Absiht, in den zukünftigen neuen Museumsbauten __eine besondere Abtheilung für Architektur in Originalen zu eröffnen. Hauptsählih aus diesem Gesibtspunkte ge» winnen die an sich unscheinbaren Erwerbungen aus Olympia do cinen neuen Werth.

In der Gemeinde Mureaux bei Meulan im Seine-Thale unterhalb Paris hat man, wie der „N. Mülb. Ztg.“ mitgetbeilt wird, eine Begräbnißstätte von hobem Alker entdeckt. Ein ge- deckter Gang, aus gewaltigen Blöcken gebaut, bildet eine Vorhalle und den Leichenraum; in leßterem ruhten zahlreiche Skelette in kauernder Haltung auf cinem Boden von grob bearbeiteten Steinen, umgeben von geschliffenen Veilen, Kraßwerkzeugen, Thongefäßen, die mit der Hand hergestellt sind, Stempeln aus Knochen, Verlen aus Kieselstein, Gehängen aos Schiefer 2c. Die Kinder lagen be- sonders einer Wand der Gruft entlang. Die legtere ift 9 m lang, 1,60 bis 2,10 m breit und 1,55 bis 1,60 m bo. Eine Stein- wand ohne jede Oeffnung trennte den Grabraum von der Vorhalle, die nur 1 m lang ift und zu welcher man von außen dur eine enge Oeffnung und drei Stufen gelangt. Ein merkwürdiger Umstand ift, daß römishe Baumeister bei der Anlegung einer Straße na Meulan zu auf die Verlängerung der Vorhalle stießen und dieselbe theilweise abtrugen, sodaß der aus Kalk und Steinen bestehende Straßendamm unmittelbar auf den Eingangspfost- mauern des Grabganges ruht. Es liegt bier ein Fall arhâologischer Veberschihtung vor, welher für das verbältnißmäßige Alter der deiden Bauwerke sprehendes Zeugniß ablegt. In der Richtung nah Meulan zu hat man noch weitere Spuren der Straße ermittelt, die wobl eine Seitenstraße ron Meulan nach Boudan oder Dreux war. Dit dabei fand man ein kleines viereckiges Gebäude, gut ausgestattet, dessen Estrich rotb, gelb, schwarz und grün bemalt war. Der rothe Grund war mit Figuren verziert. Unter den aufgekundenen Gegen»

ständen befanden si eine Klinge und eine Lampe aus Bronze.

Land- und Forstwirthschaft.

Nach neuerdings in der Kolonie Neu-Südwales ge- troffenen Bestimmungen ist es in Zukunft Niemanden mehr estattet, das dorthin eingeführte und in Quarantäne befindliche Vieh zu besihtigen mit alleiniger Ausnahme der Eigenthümer desselben. Diese sollen die Erlaubniß zum Besuch der Quarantäne-Station zu bestimmten Zeiten und unter gehörigen Vorsichtsmaßregeln erhalten, unt fi von der Versorgung und dem Zusiande des Viehes selbit überzeugen zu können.

Weinernte aur Main,

Der Stand der Weinberge bei Würzburg ist, wie der Mün« hener „Allg. Ztg.* gemeldet wird, dermalen ein sehe: günstiger, man rehnet im Allgemeinen auf einen drittel dis: halben, in eine zelnen, namentli ebenen odex tundigen Lagen qu? cinen gauze

erbst. Namentlich in der Gegend vou Kitzingen, Buchhranz, Nar dd. fet 2c. rehnet man auf einen ganzen Verdit, Vie: Quazitäk vers spricht der 1887er gleihzukoumumen, Dex: Frost in: den: legten Tagen hal in bevorzugten Lagen keinen Schaden gebracht, dagegen düritea Winterlagen etwas gelitten haben, Die: Reife: dex Trauben, in den leyteren Lagen ist daher feder in Frage geteilt, Ius Ällgezucineu haben natürli die Trauben von gesunden Stocken cin: quies Auskeden