1890 / 250 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 17 Oct 1890 18:00:01 GMT) scan diff

wie sonst in Jahrzehnten. Schwarz (Hamkurg) und Molken- b uhr (Sdleswig) erklären ih gleichfalls gegen das Hereinziehen der Religion in die Agitation. Der leßtere spra als ländlicher Agitator gegen die Streichung des Passus, betreffend die Religion. Es sei durhaus unangebraht, zu betonen, daß ein zielbewußter Sozialdemo- frat auch nothwendig ein Atheist sein müsse. Komme man damit in Gegenden, wo fromme Leute wohnen, fo werde man entweder dur- geprügelt oder man bekomme die Leute nicht mehr in die sozialdemo- fratishen Versammlungen hinein. Die Agitatoren auf dem Lande müssen dur eine ausreichende Literatur in den Stand geseßt werden, gerade die praktische Seite mit Erfolg zu betonen und den Leuten klar zu maden, daß man auch jeßt hon gerade auf dem Lande ein gut Stück Sozialismus in Gestalt der Genossenschaften vorfinde. Dr R ü d t (Heidelberg) begründet in längerer Rede seinen Antrag. Der- selbe habe vor allen Dingen den Zweck, die Partei vor dem Vorwurf der Heuchelei zu bewahren. Nach seiner Ueberzeugung müsse man den Muth baben, vor den leßten Konsequenzen der sozialdemokratischen Ziele nit zurüfzuschrecken. Liebkneht habe sehr rihtig gesagt, daß die Schule helfen müsse, das werde die Schule aber nur können, wenn sie aus den Händen der Pfaffen befreit werde. Vleibe es fo, wie es jetzt ist, dann werde die Schule aus den Kindern niemals Sozialdemokraten heranbilden. MReichstags-Abgeordneter Stolle wünschte unter Anderem în dem Programm „eine präzise und flare Erklärung über die Frage des Grund und Bodens, außerdem die Wiederaufnahme der Forderung einer Trennung der Schule von der Kirche und der Kirhe vom Staat. Axter (Stuttgart) empfiehlt die Wiederaufnahme des früheren Passus „mit allen gesehz- lihen Mitteln“ in das Programm._ Wollte man das Wort „Gesech- li“ jeßt, nah Aufhebung des Sozialistengefeßes nicht wieder auf- nehmen, fo würde das die Agitation sehr hemmen. Meßner (Berlin) ist damit einverstanden, daß die Bestimmung bezüglih der Produktiy- Asso;iationen aus dem Programm gestrihen werde und hâlt, indem er sih gegen die Agitation auf Mafsenaustritt aus der Kirche er- klärt es für nothwendig, den Passus „Religion ift Privatsache*“ im Programm zu belassen. Frau Steinbach (Gera) begründet den oben angeführten Antrag der Frauen Jhrer 2. Schm idt- Berlin verwahrt die Berliner energisch gegen einen häßlihen Ausdruck Erbardt’s. Es sei unerhört, wie man die Berliner auf dem Parteitage behandle. Die Agitation für Massenaustritt aus der Wmndeskirche sei gar niht von den Berliner Genossen infcenirt worden, fondern sei gewissermaßen ein Privatunternehmen von einzelnen Ber- liner Genossen. Auch Zu beil (Berlin) beklagt si lebhaft über die Gehässigkeit, welche jeden Augenblick in der Debatte zum Ausdruck komme. Es set auffallend, daß der Vorsißende alle gehässigen Angriffe gegen die Berliner unbeanstandet passiren lasse. L

Sn seinem Schlußwort bemerkte Liebknecht u. A.: Es sei ihm voi ‘gegnerisher Seite der Vorwurf gemacht worden, daß er am Vorabend niht über die Gestaltung des sozialdemokratischen Zukunfts- staats gesprochen habe. Als er im Jahre 1849 in die Schweiz ge- kommen sei, da sei zwischen Weitling, dem jeßt walnsinnig gewordenen Antisemiten Wilhelm Marr u. A. die Frage in eingehender Weise erörtert und die Frage aufgeworfen worden, wer im sozialdemokra- tischen Zukunfts\taat die Stiefel pußen werde u. st.w. „Jh glaubte, daß heute derartig cinfältige Fraçen nicht mehr aufgeworfen werden könnten. Was man heute für unmöglich hält, wird morgen möglich. Wenn man erwägt, welch gewaltige Um- wälzung der Dampf, die Elektrotechnik u. #. w. hervorgebracht, dann muß doch Jedem klar sein, daß man nit sagen kann, wie der \ozialdemokratishe Zukunftsstaat gestaltet sein wird. Nur ein Narr kann eine folhe Frage tellen. Was heut Ideal ift, is morgen Wirklichkeit und übermorgen Reaktion, Können uns unsere Gegner sagen, wie es in einem Jahre im heutigen Deuts{land aus\ehen wird ? Was die Frage Betreffs der Religion anlangt, so weise ich es ebenfalls zurück, daß wir uns dur unser Programm der Heuchelei \{huldig machen. Wir stehen auf dem Boden der Wissenschaft, be- kFanntlih is aber die Wissenschaft die größte Feindin der Religion. Sorgen wir dafür, daß die heutige Geselschaftsordnung fällt, dann fällt die Religion von felbst. Ih muß gestehen: ih hafse alle Pfaffen, aber au die „Antipfaffen“. Der Redner ging alsdann des

täheren auf die vershiedenen Programmpunkte ein und ersuchte,

seine Resolution anzunehmen. Das Programm werde sich fo ge- stalten, wie es der Partei entsprehe, ein definitives Programm gebe es niht, da man stets mit den veränderten Verhältnissen rechnen müsse. Der Parteivorstand werde alle Wünsche, die in der Versamm- lung kund gegeben worden, in eingehender Weise prüfen. Es komme bauptsäclih darauf an, dafür zu sorgen, daß das Programm fobald als möglich verwirkliht werde. Die von Liebkneht vorgeschlagene Resolution (val. die gestrige Nummer 249 d. Bl.) gelangte hierauf einstimmig zur Annahme.

In der gestrigen Nacmittagsfizung des Parteitages führte Reichétags- Abgeordneter Singer den Vorsiß und theilte auf Wuns der im Saale anwesenden Berichterstatter mit, daß Niemand von ibnen die verleumderishe Notiz im „Generalanz.“ verfaßt babe. Die Versammlung tritt unter Zurücckstellung des siebenten Punktes der Tagesordnung in die Verhandlung des achten Gegen- standes ein: Stellung der Partei zu Strikes und Boyvyvkotts, über wel{en Klos (Stuttgart) und Grillen- berger (Nürnberg) den Berit erstatten, Nach cinem vorliegen- den Bericht äußerte der Referent Klos: Die unzulänglichen Löbne machen vielfah Strikes nothwendig. Diejenigen, die den Arbeitern das Sparen empfehlen und ihnen sagen, daß fe fich nab der Decke firccken müfsen, vergessen, daß durch die allzugroße NBedürfnißlosigkeit der Arkteiter der Absaß der Produkte eine wesent- lie Einschränkung erfabren müsse. Allerdings fei nicht zu verkennen, daß in den leiten Jahren eine Ueberbandnakbme der Strikes stattgefunden bat. Es sollte niemals außer At gelaffen werden, daß jeder Strike cine ¿weischneidige Waffe sei, deshalb solite man niemals einen Strike ohne genügende Vorbereitung unternehmen. Der Zuzug, Mangel an Unterftütung, Indifferentismus u. |. w. hätten bâäufig das Scheitern der Strikes veranlaßt. Allein der Umstand, daß mebrere Strikes zu Ungunsten der Arbeiter ausgefallen seien, könne selbstverftändlih feine Veranlaffung sein, die Strikes zu ver- urtbeilen. Es sei nur Pflidt des Parteitages, dafür zu wirken, daß

genügende Vorbereitung unternomnmen bedacht sein, die fachge zu fördern. Bedauerli@ sei e gewerbliche Organisation angreifen. Dies große Anzabl von Arbeitern du Partei zugeführt worden sei. H die indifferenten

Organisation dann bätte man en 1887 größere

s&licilid die Annahme fol unter den beutigen öfonomiscen riffen und bei dem Befireben der herrschenden Klafien, iden Mette wirthicaftlihe Lage der Arbeiter

ticfer herab¡utrüdez d Strikes und au B i Arbeiterklafse, einmal um auf itis%e Swbätigung geriéteien Bestrebungen en, dann aber auch, um ihre soziale litiide Lage na Mögliéfeit innerhalb der bürgerliwen Ge- it zu verbefern. Da aber Strikes und Boykotts zweischncidige Fund, bie, am unredten Orte und zu unrechter Zeit angewendet, erfien der Arbeiterklasien mehr \Gädigen als fördern können, der Parteitog den deutschen Arbeitern sorgfältige Umstände, anter wel&zcen fie von diesen wachen wollen; infbesondere betractiet es j ! ¡wingerte Nothwendigkeit, daß die oléer Siuvie fié gewerktichaftlid centralitis@eco Verbänden, um fo- wie die Wo(wt der materiellen en Erwägungen den beabfidtigten Der Partéitag,

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na iorgttits 5e f O volifommen errcidgen zu fönnen.

von diesen Auffassungen ausgehend, empfiehlt allen Parteigenossen kräftige Unterstüßung der gewerkscaftlihen Bestrebungen. Zu- gleich protestirt der Parteitag gegen die erneuten Versuche der Regierungen und der Unternehmerklasse, den in Deutsch- land vorhandenen Rcs des Koalitionsrechts dur die reaktionären Bestrebungen in der Novelle zur Gewerbeordnung vollends zu ver- nichten und beauftragt die parlamentarischen Vertreter der Partei, diese Versuche mit aller Entschiedenheit zu bekämpfen und dafür ein- zutreten, daß volle Koalitions- und Vereinigungsfreiheit, diese Grund- lagen für die Kämpfer der Arbeiterklasse zur Erreihung besserer Existenzbedingungen, erreiht werde.“

In der Diskussion bemerkte nach dem „Berl. Volksbl." Bock (Gotha): Wenn unter dem Sozialistengeseß die gewerkscaftliche Organisation und Agitation niht so gefördert worden sei, wie es der Fall hätte sein sollen, so lag dies daran, daß die ganze Zeit und Kraft dur den politishen Kampf in Anspruh genommen worden sei, Aber die Regierung und die Polizei verfolgte auch die gewerk- \haftlihe Bewegung, ebenso wie die politishe. Sie wußte es ebenso gut, wie wir, daß die Gewerkschaften einen Vortheil für die politische Bildung der Arbeiterklasse darstellen. Unsererseits kann und muß nun mehr geschehen. Es sind dabei aber einige Rath- \hläge zu geben. Mit Recht sci am Morgen darauf hin- gewiesen worden, daß man mit einer antireligiösen Agitation starke Bevölkerungsshibten vor den Kopf stoße. Das sei ebenso in der Gewerkschaftsagitation der Fall, wenn diese sofort politis und radikal auftrete. Es komme darauf an, die große Masse der \{chleckcht unterrichteten, der indifferenten Arbeiter heranzuziehen, und das geschehe dur eine verständige, ih zunächst an das eigene Inter- effse der Kollegen wendende Agitation. Das politishe Verständniß aufzuhellen, dazu diene namentlih die Fachpresse. Dieser sehe das unbeschränkte Recht zu, politiswe Fragen zu behandeln, den So- zialismus zu entwickeln und zu begründen; die centralisirten NBereine haben dieses Recht geseßlich niht. Die Hauptaufgabe sei immer die Gewinnung der Indifferenten, der möglichst großen Zahl. Lenz (Remscheid) bemerkte, manche Strikes mißlingen, weil über- mäßig viel gefordert werde. Aus fsolchem Grunde sci der Hamburger Maurerstrike verloren worden. Horn (Dresden) und Molkenbuhr widersprachen dem Vorredner; leßterer bemerkte, die Arbeiter hätten das Recht, ihre Waare, Arbeit, so hoch als möglich zu verkaufen. Zu verurtheilen sei, durch Boykotts Leute zu zwingen, sich der ‘sozial- demokratischen Partei anzuschließen, man fördere dadurch nur die politisde Heuchelei. Es ging alsdann folgende Resolution des Expedienten Glocke und Genossen - ein! „Jn Er- wägung, daß durch die fortschreitende, wirthschaftlihe- Ent- wickelung der ökonomische Kampf zwischen Arbeit und Kapital immer \{chärfere Formen annimmt und Angesichts der ablehnenden Haltung der Regierung gegenüber den von der fozialdemokratishen Fraktion eingebrachten Arbeitershutzgeseßen ist es eine Nothwendigkeit, diesen Kampf Seitens der Arbeiter zu organisiren. Die geeignete Form dieser Organisation ist die gewerkschaftliche. Der Parteitag ersucht deshalb die Parteigenossen allerorts, den bestehenden gewerkschaftlichen Organisationen sich anzuschließen und, wo solche nicht vorhanden sind, fie ins Leben zu rufen.“ In der fortgehenden Debatte bemerkte alsdann Stadverordneter Zubeil (Berlin), er müsse sih ganz entschieden gegen die Autführungen des Genossen Lenz erklären, diejer Genosse scheine die großstädtishen Verhältnisse nicht zu kennen, sonst würde er die Forderungen der Berliner und Hamburger Bauarbeiter nicht als unberechtigt bezeichnet haben. Weder der Berliner nocb der Hamburger Bauarbeiter-Strike sei leihtsinnig unternommen worden. In diesem Sinne äußerten sh uoch mehrere Redner. In dem Sc{lußwort empfahl Reichstags-Abgeordneter Grillen- berger die Annahme der Resolution, die er in Gemeinschaft mit dem Referenten gestellt habe. Selbstverständlich sei, ehe man einen Strike unterunebme, die größte Vorsicht geboten. Allein andererseits seien Strikes und Boykotts Angesihts der beuiigen ökonomischen Lage niht zu vermeiden, ja, dieselben dürften in Zukunft vielleiht öfters vorkommen, als es der Partei lieb sein dürfte. Die Arbeiter seien leider genöthigt, Behufs Erzielung besserer Arbeitsbedingungen oftmals znm Strike zu greifen. Aber auch Boykotts seien erforderlich, wenn es si urn eine Saalverweigerung für eine Versammlung oter darum handle, den Uebermuth der Unternehmer zu brechen. Allein nicht zu empfehlen sei, die Boykotts ins geschäftliche Leben einzuführen. Ganz besonders müsse man sich vor Boykotts büten, von denen man sich sagen müsse, daß sie praktisch nicht auëzu- führen seien. Als im vergangenen Sommer in Berlin der Bier- boykott beschlossen wurde, da sagten die Arbeiter der anderen Orte sofort: Es sei unmöglich, diesen Boykott mit Erfolg durchzuführen. Im Uebrigen gebiete es die gesammte ökono- mische Lage, die Arbeiter zum Kampfe gegen das bereits fest foalirte Unternehmerthum zu organisiren. Es werde sich in Zukunft nicht blos um centralisirte Gewerkschaften handeln, sondern es werde nothwendig werten, die Arbeiter in große Unions- verbände, wie sie bercits in England bestehen, zu organisiren. Die einzelnen Fachorganisationen werden als Sektionen sih diesen Unions- verbänden anzusch(licßen haben. Er ersuce daher, die von ihm und Klcs rorgesblagenen Resolutionen nicht blos anzunehmen, sondern au in der Heimath dafür ¿u wirken, daß im Geiste dieser Resolution gehandelt werde. Hierauf gelangten beide Resolutionen zur An- nahme.

Ueber die heutige Sißung des Wolff'\che Telegramm vor: In seinem Referat über die Parteipresse bezeihnete Auer den Antrag, die sozialdemokratische Presse zum Eigenthum der Partei zu machen, als un- annebmbar und beantragte, die Lokal-Presse zu unterstüßen, vom Parteiinteresse unabbängige Privatspekulationen zu mißbilligen und bei der Gründung neuer Vlätter Vorsiht anzuwenden, Der Antrag wurde angenommen.

Während der Sitzung verstarb der Delegirte Baumgarten (Hamburg) in Folge eines S(laganfalles. Die Sitzung wurde deshalb auf NaGmittag vertagt.

Aus Berlin wird Frau Guillaume-Schack von Frau Dr. Hofmann zurückgetreten, ist die kratisce Frauenbewegung, an deren Spize jeßt mit Avérabme von Frau Ihrer ganz unbedeutende Persönlich- keiten ftehen, die cinander befehden, vollständig heruntergekommen. Das foll nun anders werden, die Sozialdemokratie will die Frauen- ewegung in geregelte und geordnete Bahnen bringen und ihr eine Organisation geben. Zu diesem Zweck ift für nächsten Sonntag eine Frauenversammlung einberuïen worden, in der Frau Ihrer über den Parteitag berichten soll, Weitere Versammlungen sind in Auéëfiht genommen.

Aus St, Etienne meldet „W. T, B“: Die strikenden Bergleute von Firminy einigten sich zu dem Beschlusse, daß während der Dauer des Strikes 45 von ihnen täglich Behufs Er- haltung der Galerien in die Schäte einfahren.

Parteitages liegt folgendes

der „Köln. Zta.“ geschrieben: Seitdem Berlin weggezogen und ie jozialdemo-

Wver Kawpf gegen vie Sozialdemokratie.

Ziciberr von Sthorlemer-Alst hat Namens des Vorstandes res Westfälischen Bauernvereins an alle Mitglieder desselben folgende WBobnung geridotet: „Die Führer der Sozialdemokratie haben neuer- dings wiederholt erflärt, in nächster Zeit vorwiegend ihre Thätigkeit vabín zu richten, bie lânblihe Bevölkerung für ihre perterbliden Ziele zu gewinnen, Damit wird uns ein bon lôncer vorouSuschenter Kampf aufgedrungen, den wir alé Ghrísten, als treue Unterthanen, in Vertheidigung des Grund- refitzes, ver Familie und der geselischaftlichen Ordnung aufnehmen e t unv wollen. Die Sozueldemokratie verwirst das Christen- thum, tie chriftlide fomilie, das Eigentbum; fie erstrebt den Um- tur; tes Thrones und der Monarchie, um ihre Ziele zu verwirklichen, orb erhofit den Sieg, wenn e ihr gelingt, au die ländliche Bevôl- ferung in ihre Rege zu ichen, Ohne Furt, festen Auges wollen

wir der drohenden Gefahr entgegentreten, die zu Üüberschäßen unmännlih, die zu * untershäßen fträfliher Leichtsinn wäre. Ft auch und - bleibt das, was die Sozialdemokratie er- strebt, unausführbar, so kann und wird doch ein auch nud theilweiser Sieg derselben unendlihes Unheil , Elend, Blut und Thränen - über das Vaterland bringen und an der Stelle der heutigen Ordnung eine Welt von Trümmern und Ruinen seßen. Der „Westf. Bauer“ wird in einer nächsten Nummer die \chlechten Grundsäße und Ziele der Sozialdemokratie, insbesondere mit Rücksicht auf die dem Grundbesiße, der Erhaltung unserer Höfe Seitens derselben drohenden Gefahren näher darlegen. Aber {on beute rihten wir an alle unsere Mitglieder, insbesondere an die Vor- stands- und Aus\{hußmitglieder, die Bitte, die angekündigte Agitation der Sozialdemokraten in den ländlichen Bezirken im Auge zu behalten, und wo \ich dieselbe geheim oder öffentlich zeigt und geltend mat, gleih darüber an uns zu berichten, damit wir rechtzeitig entgegen- wirken können,“

Kunst und Wissenschaft.

Zum 90, Geburtstage des General - Feldmarshalls Grafen Moltke hat, dem „Schwäb. Merk.“ zufolge, die Gravir- und Präge- anstalt von Wilh. Mayer’s- Metallwaarenfabrifk in Stuttgart eine Medaille erscheinen lassen, welche 50 mm Durchmesser hat. Die Hauptseite zeigt den großen Feldherrn; vor und hinter dem Kopfe steht der Wahlspruch Moltke's; „Erst wägen, dann wagen“. Die Büste ist nach unten mit einem kräftigen Lorbeerzweige abgeschlossen. Auf der Rückseite lautet die O „Zum 90. Geburtstage 1800 26. Okt, 1890", Ueber der Shhrift {webt das eiserne Kreuz, Der mit dem Schwerte in der Nechten bewehrte, aufreht stehende Ruhmes- engel seßt die Tuba an den Mund, um über das Wappen des Reichs, Über Fahnen und Geschüße, dazwischen Eichen- und Lorbeer- zweige, hinweg den Ruhm des Feldherrn und der Siege der deutschen Armee zu verkünden. Das scharfe und doch wieder so feine Profil des Feldmarsckalls ist vorzüglih gut getroffen.

Die „Nordd. Allg. Ztg ergänzt ihre Mittheilung bezüglich der Berliner Kunstausstellungs- Angelegenheit (von welcher wir in Nr. 248 des ,R.- u. St.-A.“ Notiz nahmen) dahin, daß die Delegirten des Vereins Berliner Künstler der Königlichen Akademie der Künste gegenüber in Anregung gebraht haben, eine große internationale Ausstellung im Sommer 1891 zu ver- anstalten, deren Rahmen eine Kollektivausftelung der verschiedenen Staaten wie die des Jahres 1886 = umschlösse. Dieser Antrag ist sowohl vom Senat als auch von den Mitgliedern der Akademie im Plenum abgelehnt worden.

Die Aufstellung des Scheffel - Denkmals auf der großen S(chloßterrasse zu Heidelberg ist vom Großherzog von Baden genehmigt worden.

In Wels (Oberösterreih) wurden laut Mittheilung der „Linzer Tagespost“ am 11. Oktober auf einem Bauplaßze nächst dem Bahnhof Wels, wo am 6. d. M. bereits ein römisches Grab auïge- deckt worden is, neuerdings vier fsolher Grabstätten gefunden. Eine davon is aus grobem Steinmauerwerk zwei aus Ziegeln her- gestellt, die vierte besteht aus einem hübsch gearbeiteten Sarkophag, welcher aus Konglomeratstein aus einem Stück mit verzierter Platte, jedoch ohne alle Inschrift, hergestellt ist. Bei den Leichen- resten fanden sich keinerlei Shmuck- oder sonstige Gegenstände vor. Der Sarkophag enthielt das Skelet eines, stattlich cewachsenen Mannes (2,16 m), welches in Sand eingebettet und vollständig er- halten war. In den übrigen drei Gräbern fanden si Adj ver- witterte Knochenreste, bei welhen die {ckœütßende Sandhülle fehlte, Sämmtliche. Gräber liegen nur 50 bis 90 em unter der Oberfläche, und es unterliegt keinem Zweifel, daß hier ein Theil eines großen Begräbnißplaßes aufgeshlossen wurde, worauf auch die in früheren Jahren in der Nähe gemachten verschiedenen Funde hindeuten. VoraussihtliGß werden weitere Nachgrabungen in größerem Umfange daselbst vorgenommen werden. Der Sarkophag dürfte einem im Entstehen begriffenen Museum der Stadt Wels einverleibt werden. Die Länge des Innenraumes beträgt 177 ecm, die Breite oben 54, unten 56 ecm, die Tiefe 42 cm. Das Sfkelet, welches in diesem Raume ausgestreckt nicht Plaß gehabt hätte, lag mit gekreuzten Beinen. Eine Seitenwand is eingedrückt und die Bruchstücke lagen im Innern vom Sande eingehüllt, woraus zu \chließen ist, daß die Beschädigung bereits beim Begräbniß erfolgte.“

Sanitäts-, Veterinär- und Quarantäuewesen.

Paris, 16. Oktober. Hier im Umlauf gewesene Gerüchte, daß die Cholera in Alexandrien ausgebrohen sei, werden, „W. T. B.“ zufolge, dementirt.

Kopenhagen, 16, Oktober. „W. T. B." meldet : Für Pro- venienzen aus Syrien ist wegen der dort herrshenden Cholera, für solhe aus Lissabon wegen Pockengefahr die Quarantäne an- geordnet worden. Die Einfuhr von Obst und Gemüse aus Spanien ist verboten,

Handel und Gewerbe.

Der „Köln. Volksztg.“ zufolge haben die Leiter der rbeinisch-westfälishen Glashütten beshlossen, das be- stehende Syndikat bis Ende 1893 zu verlängern.

Frankfurt a. M., 16. Oktober. (Getreidemarktbericht von Joseph Strauß) Die Course waren für hiesigen Landweizen behauptet und eine Idee {wächer für russishe Sorten, ab Umgegend 19—+ M, frei hier 194/10—è M, turhessisher und norddeutscher ebenso frei Station der oberhessishen und Weser-Bahn-Route, Geln- hausen, Büdingen, Gießen, Friedberg 19—2/10 4, russische Sorten 214—224 M Roggen bleibt unverändert behauptet und ftill, doch ift zu befürchten, daß der Geshäftsmangel \{chließlich seine ge- wöhnlihe Wirkung üben wird und die Preise in einem gewissen Maße nachgeben werden, hiesiger 163—17 4, russischer 173 4 übrig. Für Ger s e wird der Konsum lebhafter und das Decouvert beginnt sich nah- haltiger einzudecken, Wetterauer, Ried-, Franken (Ochsenfurter Gau) u. Pfälzer je nach Qualität 17§—183 4, exquisite viel darüber, ungarische 20¿— 214 # Im Hafer sind die Zufuhren anhaltend außerordentlich geringfügig, die Notiz 14}—154 M bleibt. Raps: Verkauf s{werfällig 26—#, Mais (mixed) behauptet 134 4, kränklihes La Plata 12 A Spelzspreu (Ersaß für Roggenstroh) sehr ruhig circa 1 4 per Ctr. In Kartoffeln bat die Lage kaum eine Veränderung erfahren, 3&—4 A je nah Qualität. Roggenkleie 10 4, Weizenkleie 9 4, fest aber nicht lebhaft. Aepfel (Kelterobst) wurde sehr unregelmäßig gehandelt ; der legte Cours war 8 #4 per 100 ke. Chilisalpeter liegt flau 9 M per Centner, per Februar-März 1891 loko übrig. Für Mehl bleibt die Tendenz recht gut, der Abzug befriedigend, während das Angebot im Allgemeinen für prompte Waare gering ist. Roggenmehlpreise anhaltend stramm, die hier und in der Umgegend beliebte Seer Marke in größeren Posten gehandelt und gefragt. Hiesiges Weizenmehl Nr. 0 33—34 4, Nr, 1 31—32 M, Nr. 2 27i—284 M, Nr. 3 27—28 M, Nr. 4 23—24 M, Nr. 5 18 M Mil{brot- und Brotmehl im Verbande 08—60 #4 Norh- deutshe und westfälishe Weizenmehle Nr, 00 2—28 M, Roggenmehl loco hier Nr, 0 274—284 A, Nr. 1 26—27 M Nr, 2 23—24 Æ (Obige Preise verstehen sich per 100 kg ab hier, häufig jedo auch loco auswärtiger Stationen.)

Leip zig, 16, Oktober, (W, T, B) Kammzug-LTermin- handel, La Plata, Grunhmuster B, pr, Oktober 4,824 F, pr. November 4,80 4, yer Dezember 4,80 A, per Januar 4,724 M, per Februar 4,624 M, per Mär 4,60 M, Fr, April 4,60 A, pr, Mai 4,60 4, pr, Zuni 4,60 4, pr, Juli 4,60 A Umsay 20 000 kg, Schwah,

Chemniy, 16, Oktober, (W, L, B) Dle Generalversamm- lung der Maschinenfabrik Kappel genehmigte einstimmig ble Vertheilung einer A d Divlhende uny ertheilte hle

Decharge. În den Aufsichtsrath wurden gewählt; Banquier Paul

Di und Rechtsanwalt Dr. Staub (Berlin), Stadtrath Voigt und

engstbach B, E London, 16. Oktober. (W. T. B.) An der Küste 3 Weizen- ladungen angeboten. Bradford, 16, Oktober. (W. T. B) Wolle fester, wil- liger, Alpakka fest, Garne ruhig.

Verkehrs - Anstalten.

Norddeutscher Lloyd in Bremen. (Leßte Nachrichten über die Bewegungen der Dampfer.)

New-Bork- und Baltimore-Linien : estimmung. Bremen 15, Okt. in Bremerhaven. Bremen 16. Okt. in Southampton. Bremen 11, Okt, von New-York. Bremen 14, Oft. von New-York. Bremen 15. Okt. von New-York. Nerwro- York 14. Oft. in New-York. New-York 9, Oft. von Southampton. New-York 12. Oft. von Southampton. New-York 16, Okt. Dover passirt. Baltimore 15. Oft. von Baltimore Bremen 14. Okt. in Bremerhaven. Bremen 8. Oft, von Baltimore. Baltimore 2, Okt. von Bremerhaven.

Brafil- und La Plata-Linien:

__ Bremen 15, Okt. von Antwerpen. E Ei 7, Oft. von Bahia. ifsabon, Ant- z Lt

| werpen Brem, || 15. Oft, von Bahia.

Antwerpen, Brem.| 15. Okt. Las Palmas paff. Brasilien 7, Oft. in Montevideo. La Plata 8, Okt. in Rio.

Rio, La Plata | 13. Oft. St. Vincent pas}. Brasilien 11, Okt. St. Vincent pas. Brasilien 6. Okt. Las Palmas pass.

s La Ms : 10. Oft. von Bremerhaven.

«Berxlin“, : | Rio La Plata ( 15, Oft. von Antwerpen. „Kronpr. Fr. W. Kamerun 11, Okt, Dover passirt. Linien nah Ost-Asien und Australien: Bremen 14. Okt. in Aden. Ost-Asien 10, Oft. in Shanghai. Ost-Asien 11, Okt. in Aden. Ost-Asien 15. Okt, von Bremerhaven. Bremen 15. Oft. in Aden. Bremen 15, Okt. von Adelaide. ) Australien 5. Okt. in Colombo. „Kaiser Wilh. 11.“ Australien 13. Oft. von Genua. „Karlsruhe“ . Australien 10, Okt. von New-York.

London, 16. Oktober. (W. T. B.) Der Union-Dampfer „Spartan“* ist heute auf der Heimreise von Madeira und der Union-Dampfer „Durban“ auf der Ausreise von den Cana- rishen Inseln abgegan,en, Der Castle - Dampfer „Roslin Castle“ ist gestern auf der Ausreise in Capetown und der Castle-Dampfer „Ounbar Castle“ am Dienstag auf der Ausreise in Capetown angekommen.

„Eider“ , E „Fulda“ , „Werra“ „Saale . „Ems“

¿Trave , „Spree“

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„Hohenzollern“ . „Rhein“ „America*

„Straßburg“ „Leipzig“ . „Grf.Bismarck“" „Main“ ; „Hermann“ . O „rankfurt“ . „Dhio“ Ae, „Stuttgart“.

„Bayern“ „Neckar“ . „Braunschweig“ „Sachsen“ O „Hobenstaufen“ . E /

Nennen zu Charlottenburg. Donnerstag, den 16. Oktober, Nachmittags 12} Uhr I. Rüdersdorfer Flah-Rennen. Preis 1500 46 Alters-

Rittm. v. Boddten’'s br. St. „Aweta“ 1., Hrn. Hantel's F.-H. „Da Capo* 2, Hrn. O. Spiekermann's F.-St. „Miß Kent“ g Siegte leiht mit einer halben Länge; „Miß Kent“ einen Hals hinter N P Dritte, Werth: 2440 A „Acheta“ wurde nicht ge- ordert.

IL. Shloßpreis 2500 A dem ersten, 600 A dem zweiten, 300 M dem dritten Pferde. Herrenreiten. Jagd-Rennen IIL Kl. Altersgewiht. Dist. 4000 m. Lt. Weinschenck's br. St. „Modell“ Lt. von Graevenitz 1., Lt. Rolle’s {wbr. St. „Economy“, Lt, Gr. Bredow 2., Hrn. Balduin's br. W. „Duke of Rihmond“ Mr. Tippler 3, Hrn. H. Suermondt's br. St. „Evaporée I1.“, Lt. Suermondt 4. Im Handgalopp mit fünf Längen gelandet ; andert- halb Längen zwischen „Economy“ und „Duke of Richmond“, welcher eine halbe Länge vor „Evaporée“ Dritter wurde. Werth: 2880 M der Siegerin, 560 A der Zweiten, 260 4 dem Dritten, 160 4 der Vierten,

III. Großes Inländer-Hürden-Rennen. Preis 4000 (A dem ersten, 1000 #4 dem zweiten Pferde. Handicay. Dist, 3000 m. Kapt. Icë's F.-W. „Pluto“ 1., Hrn. Haniel's F.-W. „Dunkelmann“ 2, Hrn. v. Tepper-Laski’'s br. St. „Castagnette“ 3., Lt. Lehmann?'s dbr. St. „Pfauenfeder“ 4, Mühelos mit drei Längen gewonnen; „Castagnette* eine halbe Länge hinter „Dunkelmann“ und eine Länge vor „Pfauenfeder“ Dritte. Werth : 3900 Æ der Siegerin, 900 4 dem Zweiten, 400 #4 der Dritten, 200 4 der Vierten.

IV. Preis von Großbeeren. 3000 M dem ersten, 1000 M dem - zweiten, 500 #4 dem dritten Pferde. Herren-Jaad-Rennen. Altersgewiht. Dist, 5000 m. Lt. G. von Arnim's br. W. ,„Zieten- husar“, Rittm. v. Sydow 1., Kapt. Joë's br. St. „Vivacious*“, Mr. Tippler 2,, Lt. v. Zitewiß? br. St. „Alice Melville*, Bes. 3., Hrn. C. G. Schillings* F.-H. „Autrefois“, Lt. v. Graevenitz 4. Siegte leiht mit anderthalb Längen; vier Längen trennten „Alice Melville“ von „Vivacious“ und einen Kopf weiter zurück „Autrefois*“ Vierter. Werth: 3480 ( dem Sieger, 940 ( dem Zweiten, 440 A der Dritten, 240 H dem Vierten.

V, Preis von Schönhausen. 1500 M dem ersten, 500 #4 dem zweiten, 390 # dem dritten Pferde. Jagd-Rennen. Alters- gewicht. Der Sieger ist für 3006 4 käuflih 2c. Dist. 3000 m. Hrn. Ehrih's F.-H. „Androcles*“ 1., Hrn. O. Spiekermann's br. H, „Imperial“ 2., Mr. John's s{chwbr. W. „Jllusion“ 3, Nah Gefallen mit fünf Längen gewonnen; fünfzehn Längen zwishen dem Zweiten und Vritten. Werth: 2060 # dem Sieger, 450 s dem Zroeiten, 290 dem Dritten, „Androcles* wurde für 8000 (A von Lt. Suffert II. gefordert

VI. Savigny-Hürden-Rennen. Preis 1500 4 dem ersten, 6009 Æ. dem zweiten, 300 A dem dritten Pferde. Herren-Reiten. Handicap. Dist. 3500 m. Mr. Bruno's F.-Hengst „Krautjunker“ Mr. Harrisoa 1., Hrn. v. Tepper-Laski's dbr. W. „Pippin“ Li. Suermondt 2, Lt. Frhen. v. Fuchs-Nordhoff's br. St. „Luzerne“ Lt. v. Graeveniß 3. Hrn. L. del Banco's br. St. „Glendalough“ Mr. Tippler 4. Siegte nach Gefallen mit vier Längen; „Luzerne“, angehalten, zehn Längen hinter „Pippin“ und ebensoweit vor „Glendalough* Dritte. Werth: 1560 # dem Sieger, 560 4 dem Zweiten, 260 A der Dritten, 160 46 der Vierten.

VII. Preis von Fischthal. 1000 Æ dem ersten, 500 A dem zweiten, 300 M dem dritten, 200 M dem vierten Pferde. Offizier- Flah-Rennen. Altersgewiht. Der Sieger ist für 3000 A käuf- lich 2c. Dist. 1000 m. Lt Frhrn. v. Heinge's br. H. „King Mob“, Bes. 1., Lt. Meincke's F.-St. „Lady Hand)ome“, Lt. Suermondt 2., Rittm. v. Schmidt-Pauli's br. H. „Pansophy“, Lt. G. v. Shhierstädt 3., Lt. Meincke’'s {w. W. „Bucephalus“, Lt. v. Zißewiß 4. Leicht um einen Hals gewonnen; „Pansophy“ eine halbe Länge hinter „Lady Handsowe“* Dritter, ebensoweit vor „Bucephalus*“, Werth: 1880 dem Sieger, 460 Æ der Zweiten, 260 #4 dem Dritten, 160 dem Vierten. „King Mob“ wurde für 3750 (4 von Hrn. H. Suer- mondt gefordert.

Mannigfaltiges.

“In der gestrigen Sihung der Stadtverordneten gelangte der Antrag des Stadtverordneten Wohlgemuth und Genoffen zur Verhandlung: „Den Magistrat zu ersuchen, mit der Königlichen Staatsregierung wegen Uebernahme der Markt-, Gesund- heits- und Baupolizei, sowie der Feuerwehr in städtische Verwaltung in Verhandlung zu treten.“ Nach längerer Debatte wurde dieser Antrag mit 91 gegen 6 Stimmen in namentlicher Ab- stimmung angenommen. E S

Die gemischte Depuïiation des Magistrats für das Anschlags- wesen hat, hiesigen Blättern zufolge, bes{chlf}en, den Gemeinde- behörden zu empfehlen, von der Errichtung erleuchteter Säulen als allgemeine Einrichtung für das Anschlagswesen Abstand zu nehmen und für die Errichtung unbeleuhteter Säulen ein neues Aus\chreiben auf Grund noch festzuitellender Bedingungen zu erlassen.

Im Victoriapark am Kreuzberg werden die Arbeiten mit besonderem Eifer gefördert, indem man die jehige günstige Jahreszeit nach Kräften ausnußt, um noch möglichst viele Neuanpflantúngen von Bäumen und Sträuchern vorzunehmen, die dann {on im nähsten Frühjahr grünen und blühen follen. Das sämmtlihe Material an Pflanzen wird, wie der „B. B.-C.“ erfährt, von den ftädtischen Baumscchulen in Treptow je nach Bedarf geliefert. Besondere Sörg- falt widmet der die Arbeiten leitende Oberzärtner der Umgebung des Kreuzberg-Denkmals, indem er bemüht ift, durch geshickte Anpflan- zungen einmal den für das eigentliche Denkmal zu mafsigen und den Gesammteindruck stôörenden Unterbau zu verdecken und sodann die Fernsicht, die von hier aus nordwärts über ganz Berlin und west- wärts bis Stegliß und den Grunewald reiht, offen zu halten, Au die Vorarbeiten zu dem Wassersturz sind {on in Angriff genommen, wenn au vor der Hand nur zu dem oberen Theile.

Breslau. Der Königliche Regierungs-Präsident zu Breslau hat, wie die Schweidnißer „Tägliche Rundschau“ mittheilt, mit Zu- stimmung des Bezirksaus\chufses folgende Polizeiverordnung erlassen: §. 1. Zur E eras bestimmtes Lobnfuhrwerk (Droschken und sonstiges zur gewerbsmäßigea Beförderung von Per- sonen gegen Entzelt bestimmtes Fuhrroerk) darf zur Bef ördëöriung von Leichen niht benußt werden. S. 2. Zuwiderhandlungen aen vorstehende Bestimmung werden sowohl an dem Eigenthümer“ wte än dem Führer des betreffenden Lohnfuhrwerks mit Geldstrafe bis zu 60 M, an deren Stelle im Falle des Unvermögens verhältnifßmäßige Hasftstrafe tritt, geahndet.

Schreiberhau. Dem „B. B.-C.*“ schreibt man: Unweit Schreiberhau erbebt sich im Riesengebirge eine vielbesuchte Höhe, der man zu Chren des greisen Strategen den Namen Moltkefelsen beigelegt hat. Von diesem Felsen aus werden am 26. Oktober die Flammen ins Land leuchten, und die Berge werden von den Gesängen der Turner wiederhallen, denn die Turnvereine von Hirschberg, Warm- brunn, Hermsdorf a. K., Petersdorf und Schreiberhau feiern den neunzigsten Geburts/ag des Feldmarschalls gemeinsam durch einen großen Festkommers auf dem Moltkefelsen.

Halle. Die feierlihe Enthüllung des von dem verstorbenen Bildhauer Josef Kafffack geschaffenen Kaiser - Denkmals in Giebichenstein findet am Sonnabend, 18. Oktober, ftatt und wird mit einem von Bad Wittekind ausgehenden Festzuge eröffnet werden.

Londón, 15. Oktober. Der deutsche Verein für Kunft und Wissenschaft veranstaltet am 26. Oktober in seinem Klub- lokal ein Festmahl zu Ghren des 90. Geburtstages des Feld- marschalls Grafen Moltke. Es haben bereits viele Mitglieder

des Vereins ihre Betheiligung zugesagt.

gewiht. Der Sieger ist für 2500 K käuslih 2c. Dist. 800 m.

. Steckbriefe und Untersuhungs-Sacen. 2. Zwangsvollstreckungen, Aufgebote, Vorladungen u. dergl. 3. Verkäufe, Verpachtungen, Verdingungen 2c. ]

. Verloosung, Zinszahlung 2c. von öffentlihen Papieren.

1) Stectbriefe und Untersuchungs - Sachen.

[39190] Steckbrief. _

Gegen den Bäkergesellen August Kanarowsky, geboren 16. April 1871 zuy Oypeli, zulest zu Bornim bei Potsdam aufhältli%, welcher sich verborgen hält, ist die Untersuhungshaft wegen Dieb- stahls und Untershlagung in den Akten F. 1867/90 verhängt. Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das Gerichtsgefängniß zu Potsdam ab- zuliefern.

Potsdam, den 11. Oktober 1890.

Königliche Staatsanwaltschaft.

Beschreibung: Alter 19 Jahre, Größe 5 Fuß 4—5 Zoll, Statur groß, kräftig, Haare \{chwarz, Stirn oval, Augenbrauen \{chwarz, Augen blau, Nase, Mund gewöhnlich, Zähne vollständig, Kinn oval, Gesicht oval, Gesichtsfarbe gesund.

[39187] Steekbriefs-Erledi ac Der hinter dem Schmiedegesellen August Kähne

wegen Betruges in den Akten J Ile. 795. 84. unterm

14. November 1884 erlassene Stekbrief ist erledigt. Berlin, den 14. Oktober 1890. : Königl. Staatsanwaltschaft beim Landgericht T.

Gröbnig,

Katscher,

boren

Ziegenhals,

ort LeobschÜt,

[39189] Die diesseits unterm 20. April 1883 în Nr. 96 dieses Blattes vom 25. April 1883 hinter die Militärpflihtigen Gustav Adolph Vöttcher aus Krummfkavel und Genossen erlaffene und unterm 3, April 1886 in diesem Blatte vom 8. April 1886 sub Nr. 1620 erneuerte offene Strafvollstreckungs8- Requisition wird hierdurch zurückgenommen. M! 60/80, Landsberg a./W., den 11, Oktober 1890. Königlicher Erster Staatsanwalt.

ort Leobschüt,

Langenau,

[39188] Beschluß. _

Auf Antrag der Königlichen Staatsanwaltschaft wird gegen j

1) Anton Dziatzko, geboren zu Bauerwiß am 4 Juli 1863, leßter Aufenthaltsort Bauerwih, ,

2) Karl Pierschke, geboren zu Gutsbezirk | 7.

Soppau,

ort Gutsbezirk Berndau,

3) Josef Sahke, geboren zu | 17. August 1866, leyter Aufenthaltsort Bieskau,

4) Franz Spiedke, Pferdekneht, geboren zu Bladen am 9. Dezember 1866, leyter Aufenthaltsort Bladen, :

h) Josef Waletschke, geboren zu Brauiß am 12, September 1867, leyter Ausenthaltsort Braniy,

6) Josef Schvoel, geboren zu Braniÿ am 15, Ja- nuar 1863, leyter Aufenthalt Brauit, |

7) Karl Franz Hodek, geborea zu Gutsbezirk | Krastillau am Casimir am 26, Juli 1866, leptec Aufenthaltsort Gutsbezirk Casimir,

haltsort Roben,

Rösniß,

8) Josef Weschonek, geboren zu Gutsbezirk Casimir am 25. April 1866, leßter Aufenthaltsort | Gutsbezirk Poßnit, Gutsbezirk Casimir,

9) Iohann Wieczorek, geboren zu Gutsbezirk Casimir am 21, Oktober 1867, leßter Aufenthaltsort Polnisch Krawarn,

10) Felix August Simon Burkart, geboren zu Gröbnig am 5. Januar 1866, leßter Aufenthaltsort

11) Johann Dziadzik, geboren zu Neu- Katscher am 15, Juli 1864,

12) Robert Kroner, Feilenhauer aus Wien, ge- zu Olbersdorf (Oesterreib-Schlesien) am 2, Juni 1863, Vater preußischer Unterthan, leßter Aufenthaltsort Neu: Katscher,

13) Emanuel Krause, Schuhmacher, geboren zu Leisniß am 1. Dezember 1864, leßter Aufenthaltsort

14) Eduard Purschke, geboren zu Leis8niß am 24. Januar 1866, leßter Aufenthaltsort Leisnitz, 15) Karl Iosef Julius Braunisch, geboren zu

haltsort Leobs{üt, e 16) Iosef Goldhammer, Seifensieder, geboren | ¿u Leobschüß am 2. April 1866, leßter Aufenthalts- |

17) Friedrich Franz Josef Hauer, Schneider, ge- | der Kosten boren zu Leobschüß am 25. November 1866, leßter | V Aufenthaltsort Leobschüß,

18) Josef Heidenreich, Sciffsjunge, geboren zu i Leobschüß am 12. August 1864, leßter Aufenthalts- chmi

Deutsch: Neukir(,

23) Karl Schmidt, geboren zu Pommerswiß am [ in der Juli 1865, leßter Aufenthaltsort Pommerswiß, n , Berndau am 1b. Februar 1864, leßter Aufenthalts- 24) Paul Theodor Jauernig, gedoren zu Raden |} unkerzei@uelen Gericht au ( am 6. Oktober 1865, leßter Aufenthaltsort Raden, } Friedrichitraße 3 Hof; g autet, Bieskau am 2%) Johann Lux, Bürstenmacher aus Wien, ge- | Saal 36, versteigert werden. Das Grunditü® ist | boren zu Roben am 12. Yuni 1865, leßter Aufent» |

26) Rudolf Kreiß, Rösnig am 26, Môrz 1865, legter Aufenthaltsort | 27) Wilhelm Kaske L, geboren zu Rösuig au 2%. Juli 1867, legtex Aufenthaltsort Rösulß, | dent l 25) Wilhelm Hoffmann, geboren zu Gutsbezirk | Realberetigten

haltéort Gutsbezii? Krastillgu,

Oeffentlicher Anzeiger.

31) Johann Klein,

32) Iosef Urbansky, geboren

leßter Aufenthaltsort Neu- | wit,

Hambura,

\chrift das im Deutschen Reiche mögen der Angef der dieselben vorau r erforderlich ist, mit M. 49/90 Ratibor, den 2 Königliches L

19) Sylvester Hmelina (Chmielina), geboren zu Leobschüß am 27. Dezember 1865, leßter Aufent» | haltêort Leobschüß, |

20) Iofef Liebich, geboren zu Lehn-Langenau am | 17. September 1863, leßter Aufenthaltsort Lehn- |

21) Theodor Frank, Bäcker, geboren zu Deutsch- | [39197] 8 g of Neukir am 23. August 1866, legter Aufenthaltsort | Zwangsversicigerung. Im Wege der Zwangsvollstrelung foil das Un ! 22) Qustav Emil Guilka, geboren zu Pilgers- | Grundbuche von der Hafendhaide und den Wein- | nit dorf am 17. August 1866, legter Aufenthaltsort | bergen Band 29 Nr. 1039 auf den Namen des | Kaufmanns August Wugtlec hierselbst eingetragene

Guneisenaustraße belegene

mit 2,43 „« Reinertrag

Stubenmaler, gedoren zu

| sttück betreffende Nachweisungen | edeuda, Fil : Werden Dezember 1864, legter Aufent» | von feldt guf deu Ersteher

30) Emil Gunilfa, geboren ¡u Soppau am 9. Mai | 1866, leßter Aufenthaltsort Soppau, geboren zu Waifsak am | 16. Juli 1867, legter Aufenthaltsort Waissak,

31. Dezember 1865, leßter Aufenthaltsort Waissak. | 33) Adolf Hahnheiser, geboren zu Wanowitz am 16. Oktober 1867, leßter Aufenthaltsort Wano-

34) Iosef König, Kommis, geboren zu Wano- wiß am 30, Oktober 1864, leßter Aufenthaltsort

welche hinreihend verdächtig erscheinen, als Wehr» | d d L | pflihtige in der Absicht, sich dem Eintritte in den | an die Stelle des Grundstücks tritt. Dienst des stehenden Heeres oder der Flotte zu | über die Ertheilung des entziehen, ohne Erlaubniß das Bundesgebiet ver» lassen und nach erreihtem militärpflihtigen Alter fich außerhalb des Bundesgebietes aufgehalten zu haben, | Vergehen gegen §. 140 Abs. 1 R.-Str.-G.-Bs., das Hauptverfahren vor der Strafkammer des König» | Leobshüy am 24. September 1866, leßter Aufent- | lien Landgerihts zu Ratibor eröffnet. Glei+ | zeitig wird in Gemäßheit der genannten Gefeßzesvor» }

trt c »f digten, soweit

L y S usfi@tlih treffenden

2) Zwangsvollstreckungen, Aufgebote, Vorladungen u. dgl. | wage

| 9, Januar 1891, Vormittags ilt Uhx, vor dem ! Jerihtsiteile Neue i Flügel

und: einer Fläche vou 6 | 88 qu uur zur Grundsteuer veranlagt, A dex Steuerrolle, beglaubigte Abschrift des Grundbuche | K G blatts, etwaige Abshäzungen und audere das Grund- | dei Vertheilung owie dbetoudere ! Kaufbedingungen unen in dex Gerichtsschreiberei | ügel D,, Zimmer 41, eingesehen werden, Ale aufgefordert die nit übergehenden Au- sprüche, deren Vorhandensein oder Betxag aus dem | 29) Johann Kermaschek, geboren zu Gutsbezirk | Grundbuche zun Zeit dex Eintragung des Vexsteiges |

Kommandit-Gefellshaften auf Aktien u. Aktien-Gesellsch. Berufs-Genofsenschaften.

Erwerbs- und Wirthschafts-Genofsenschaften. Wochen-Ausweise der deutshen Zettelbanken. Verschiedene Békanntmacungen.

| 0909

Poßniy am 5. Juli 1865, leßter Aufenthaltsort | rungsvermerks nicht hervonng. insbesondere derartige

| Forderungen von Kapital, Zinsen, wiederkehrenden Hebungen oder Kosten, spätestens im Versteigerungs- termin vor der Aufforderung zur Abgabe von Ge- voten anzumelden und, falls der betretbende Gläubi» | ger widerspriht, dem Gerichte glaubhaft zu machen, zu Waissak am | widrigenfalls dieselben bei Feststellung des geringsten Gebots niht berückfihtigt werden und bet Ver» theilung des Kaufgeldes gegen die berückfchtigten Ansprühe im Range zurücktreten. Diejenigen, | welhe das Eigenthum des Grundstücks be» anspruhen, werden aufgefordert, vor Schluß des Versteigerungstermins die Einstellung des Ver» | fahrens herbeizuführen, widrigenfalls nach erfolgtem Zuschlag das Kaufgeld in Bezug auf den Ansyruch î Das Urtheil Zufch@lags wird am | 9. Januar 1891, MittagEs 1¿ Uhr, an | Gerichtsstelle, wie oben bezeichnet, verfündet werden. Berlin, den 30. September 1890. Königliches Amtsgericht L. Abtbeilung 51

befindlihe Vers» | es zur Deckung | Im Wege der Zwangsvollstreckung foil das im Strafe und | Grundbuche von der Hafenhaide und den Weinbergen i belegt. | Band 29 Nr. 1038 auf den Namen des Kaufmanns Wugler dier eingetragene, in der Gneifenau- traße belegene Grundstü? am 5. Januar 1891, | Vormittags 11 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerit an Gerißtsftelle Neue Friedrichstr. 13, Flügel C, part., Saal 36, versteigert werden. Grundstück is! mit 2,58 Rei ag iner Flädte von 7 a 35 qm nur zux }runditeuer veranlagt. Auszug aus der Steuer- rolle, beglaubigte Abschrift des Grundbuchblatts, Abs{atßungen und andere das Grund» tut betreffende Nacweifungen, sowie befondere Kaufbedingungen können in der Serictsf@reiberei, ebenda Flügel D. Saal 4l eimmge!ehen werden. Alle Realberectigten werden aufgefordert, die von selbst auf den Ersteher übergehenden Ats sprüche, deren Vorhandensein oder Betrag aus den Grundduchezur Zeit der Eintragung des Veriteigerungss vermer? nit hervorging, mSbetondere derartige | Forderungen von Kapital, Zinsen, wiederkehrenden Hebungen oder Kosten, pätestens iu Versteigerungss C, partexze. | termin vor der Aufforderung zur Abgabe: vou: Ges è | boten anzumelden und, fQUs der detreibende Gläubiger widerspricht, deus Gerichte giaubhast zu machen, widrigenfalls dieselben hei Festitelung ded gus ringsten Gebots nit berüchtigte werden und des Kaufgeldes gegen die cucfichtigten Ansprüche im Range zuauücktreien, Diejènigen, welche das Eigenthum des Grundst beanspruchen, werden aufgefordert, vor ded Bersteigerungstermins die Ginitelung des 5 derbeizuführen, widrigenfalls nad erfoigieus Zuschia das: Kaufgeld. in Bezug: auf den Anspru au die Stelle des Grunditüds tit, Das Urtheil über die

[32%] Zwangsversteigerung.

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