1910 / 239 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 11 Oct 1910 18:00:01 GMT) scan diff

direktion in Berlin, und Egbert Voßköhler zu Friedenau bei Berlin, bisherigem Vorstande der Eisenbahnmaschineninspektion in Bromberg, dem Kreisarzt, Geheimen Medizinalrat Dr. Friedrih Probst zu Gardelegen, dem Gymnasial- oberlehrer, Professor Ludwig Ehrhardt zu_ Jnster- burg, dem Seminaroberlehrer a. D,, Musikdirektor Otto Lackner zu Königsberg i. Pr., bisher in Löbau, den Geheimen Rechnungsrevisoren a. D., Geheimen NRechnungs- räten Karl Königsberg und Eduard Pritschow zu Potsdam, dem Geheimen Registrator a. D., Geheimen echnungsrat Julius Fle ck ebendaselbst, sämtlih bisher beim Rechnungshofe des Deutschen Reichs, dem Regierungssekretär a. D., Rech- nungsrat Georg Lange zu Hildesheim und dem Oberzoll- revisor a. D. Ludwig Groenewald zu Vreden im Kreise Ahaus den Königlichen Kronenorden dritter Klaffe, /

dem Oberveterinär a. D. Emil Christian zu Stellingen iw Kreise Pinneberg, früher beim Jägerregiment zu Pferde Nr. 5, dem Kaufmann Otto Buder zu Berlin, dem Kirchen- ältesten und Amtsvorsteher, Rentner Karl Polsfu ß zu Gramt- schen. im Landkreise Thorn, dem Vorschullehrer Hermann Brandstaedter zu Jnsterburg, dem Polizetinspektor Wil- elm Krensel zu Myslowiß, dem städtischen Gas- und

asserwerksinspektor Hermann Bady zu Posen, den

Magistratssekretären Franz Friedrich, Rudolf Kühne und Gustav Od A zu Magdeburg, dem Oberzoll- einnehmer a. D., Zollrendanten Emil Hoffmann zu Stegliß, bisher in Znin, den Zolleinnehmern a. D. August Klein zu Altenessen, bisher in Rheinbah, und Adolf Waschischeck zu Friedland in Mecklenburg-Streliz, bisher in Leba, Kreis Lauenburg, dem Zollsekretär a. D. Julius Schneider zu Schweidniß, dem Zollassistenten a. D. Hermann Mell zu Bonn, den Kanzleiinspektoren a. D., Kanzleisekretären Emil Seidel zu Ratibor und Karl Trutwig zu Verden (Aller), dem” Katasterzeihner a. D. Robert Leibel zu Potsdam, den Hegemeistern a. D. Heinrih Gombert zu Althatten- dorf im Kreise Ziegenhain und Karl Müller zu Barsing- hausen im Landkreise Linden den Königlichen Kronenorden vierter Klasse,

den Lehrern Julius Dräger zu Woldenberg im Kreise Friedeberg, Wilhelm Schulze zu Torgau, Hermann Uter- möhlen zu Lühnde im Landkreise Hildesheim, Hermann Walter zu Wiedenest im Kreise Gummersbach und Franz Wichmann zu Woldenberg im Kreise Friedeberg den Adler der Jnhaber des Königlichen Hausordens von Hohenzollern,

dem Kirchenältesten, Bezirksvorsteher Albert Thiede zu Wandsbek, dem Kirchenrehnungsführer Karl Schnitt ger eben- daselbst, den pensionierten Zollaufsehern Anton Gasiorowski zu Posen, ‘bisher in Exin, Peter Goldkuhle zu Rhede im Kreise Borken, August Schulz zu Graudenz, bisher in Niezychowo, Kreis Wirsiß, und Karl Wolff zu Schidliß bei Danzig, bisher in Münster i. W., dem Kreisboten Gottfried Müller zu Frankenberg und Friedrih Sander zu Hannover das Kreuz des Allgemeinen Ehrenzeichens,

dem bisherigen Bürgermeister Wilhelm Schmidt zu Niedertiefenbach im Unterlahnkreise, dem Gemeindevorsteher Samuel Aae dem Gastwirt Karl Schwarz, beide zu

Firpe im Kreise Schmiegel, dem Kirchenältesten, Altsizer Jakob Vogelsberger zu Gramtschen im Landkrei)e Thorn, dem pensionierten Nag ege ien Gustav Traeger zu Berlin, dem

pensionierten Zollaufseher Heinrih Herrmann zu Schweidnitz, bisher in Puschkau, dem ¿geno i - For ieronimus Graf zu Obernissa bei Viesel ufseher Friedrich Peter zu Prenzl seher Hermann Wilhelm zu Sch1 0 F ] ist Au h Rae De O TALTS h Paul Roß und ilhelm Heß, sämtlich zu Sa S, “dem Steinbruchaufseher Johann Schäfer zu Unkelbach im Kceeise Ahrweiler, dem Ratsdiener Joseph Leßmann zu Breslau, dem Maurerpolier Louis Werner zu Wandsbek, den Fabrikmeistern Wilhelm Lucas zu Hochemmerich im Kreise Mörs und Hermann Verhufen zu Duisburg-Hochfeld, dem Metalldreher Oskar Pfeiffer zu Berlin, dem Gürtler Hermann Engelhardt zu Birkenwerder im Kreise Nieder- barnim, dem Vorarbeiter Ludwig Heinz zu Duisburg, den Arbeitern Karl Honert und Friy Thymian zu Alt-Kenzlin im Kreise Demmin das Allgemeine Ehrenzeichen sowie dem Feldwebel Max Kiel in der Schloßgardekompagnie die Rettungsmedaille am Bande zu verleihen.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den Oberförster Doerr in Habichtswalde zum Regierungs- und Forstrat zu ernennen und dem Oberarzt des Krankenhauses „Paulinen - Stiftung“ Dr. Ernst Pagensteher in Wiesbaden den Charakter als Sanitätsrat zu verleihen.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.

Dem Regierungs- und Forstrat Doerr ist inspektion Schleswig-Trittau übertragen worden.

Der Kreistierarzt Simmermacher zu Langenschwalbach ist in die Kreistierarztstelle zu Genthin verseßt worden.

die Forst-

Votanutma qung

Gemäß §8 46 des Kommunalabgabengeseßes vom 14. Juli 1893 wird hiermit zur öffentlihen Kenntnis gebracht, daß das steuerpflihtige Reineinkdommen der Königsberg-Cranzer Eisenbahngesellschaft für das Rechnungsjahr 1909/10 130 000 M beträgt.

Königsberg, den 10. Oftober 1910.

Der Königliche Eisenbahnkommissar. RNeisewißt.

Personalveränderungen.

Königlich Preußische Armee.

Beamte der Militärverwaltung.

Durch Verfügung des Kriegsministeriums. 4. Ok- tober. Ankermann, Kanzleisekretär üm Großen Generalstabe, zum expedierenden Sekretär, Lemmel, Kanzleidiätar bei der Lande®- aufnahme, zum Kanzleisekretär, ernannt.

Nichlamfliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 11. Oktober.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen estern nachmittag auf der Fahrt von Cadinen nach der Station ildpark, woselbst Allerhöchstderselbe mit Jhrer Mata der Kaiserin und Königin und Jhrer König ichen oheit der Prinzessin Victoria Luise kurz vor 7 Uhr eintrafen, den Vortrag des Chefs des Zivilkabinetts, Wirklichen Geheimen Rates von Valentini entgegen.

_Der Präsident des Kaiserlichen Aufsichtsamts für Privat- versicherung, Wirkliche Geheime Oberregierungsrat Dr. Gruner ist vom Urlaub zurückgekehrt.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Cor- moran“ am 31. August in Nauru (Pleasantinseln), am 3. September in Jaluit (Marschallinseln), am 18. September in Kusaie (Ostkarolinen), am 28. September in Ponape (Ost- farolinen) und am 2. Oktober in Rabaul auf der Gazelle- aae (Neupommern) eingetroffen und von hier nach den

estkarolinen in See gegangen.

S. M. S. „Nürnberg“ getroffen.

ist vorgestern in Tfingtau ein-

Wildpark, 11. Oktober. Seine Hoheit der Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg, Regent des Herzog- tums Braunschweig, traf, „W. T. B.“ zufolge, mit Gemahlin gestern abend auf der Station Wildpark ein, wo sich Seine Majestät der Kaiser zur Begrüßung eingefunden hatte. Späterhin begaben sih die hohen Herrschaften nah dem Neuen

alais, wo Jhre Hoheiten der Herzog und die Herzogin die Fürstenwohnung bezogen.

Schaumburg-Lippe. Seine Durchlaucht der Fürst Georg hat gestern sein

64. Lebensjahr vollendet. Der Geburtstag des Fürsten wurde in Stadt und Land in der üblichen Weise gefeiert.

Deutsche Kolonien.

Ueber die Ursachen der Unbotmäßigkeiten der Ein-:

geborenen beim Eisenbahnbau unfern von Windhuk in Deutsh-Südwestafrika (s. Nr. 235 des Reichs- und Staatsanzeigers“) wird, wie „W. T. B.“ meldet, der „Deutschen Kolonial-Zeitung“ aus dem Schußgebiete telegraphiert, daß sih unter den Transfai-Kaffern die sogenannte äthiopische Bewegung rege. Es sind dies ähnliche Regungen mit religiöósem Einschlag, wie sie in leßter Zeit in verschiedenen Kolonien anderer Völker sih gleichfalls bemerkbar machten.

r

Sifterreich-Ungarn.

Der Staätsfefretär von Kiderlen-Waechter ist, W. T. B.“ zufolge, gestern nahmittag in halbstündiger be- onderer Audienz vom Kaiser Franz Joseph empfangen worden. Darauf stattete er dem Grafen Aehrenthal einen

längeren Besuch ab. Frankreich.

Die Eisenbahnbediensteten der Nordbahn haben in ihrer gestern abend abgehaltenen Versammlung nah einer Meldung des „W. T. B.“ den Gesamtausstand beschlossen. Die Tagesordnung, die zur Annahme gelangte, erklärt, daß alle bei der Verwaltung unternommenen Versuche zu keiner Ver- besserung der Lage geführt hätten, und betont den passiven Widerstand der Behörden bezüglih einer all- gemeinen Lohnerhöhung für alle Angestellten, eines Pensionsgeseßes, einer geseßlichen Regelung der Arbeit, einer Einführung eines wöchentlichen Ruhetages, einer Anstellung des gesamten Personals mit monatlicher Kündigung. Weiter heißt es, die Eisenbahnbediensteten der Nordbahn könnten nicht länger warten; sie würden die Arbeitseinstellung für Paris sofort erflären und den Dienst nur nach vollständiger G E ebioma ihrer Forderungen wieder aufnehmen und unter der Bedin- gung, daß sie auch für die Zeit der Arbeitseinstellung bezahlt würden. Sie würden die Arbeitseinstellung bis zum äußersten durchführen, selbst wenn das nationale Syndikat und der allgemeine Arbeiterverband es für notwendig halten sollten, sie auf das Net der Nordbahn zu beschränken. Sie erklärten endlih im voraus, daß sie sich weigern würden, einem Mobil- machungsbefehl nachzukommen.

Der Pariser Nordbahnhof is im Auftrage der Re- gierung von Truppen beseßt worden, und die Polizei hat umfassende Vorkehrungen zur Verhinderung von Aus- \chreitungen getroffen. Bis 1 Uhr Nachts sind alle Züge fahrplanmäßig auf dem Nordbahnhof eingetroffen. Um 4 Uhr früh wurde dem Vorsteher des Bahnhofs mitgeteilt, daß keine Maschine das Depot verlassen werde. Es sind alle Maßregeln getroffen worden, um den Betrieb wieder herzustellen. Aus Tergnier wird gemeldet, daß die Bediensteten des Zuges 131 Nachts die Weiterfahrt verweigerten. Als eine neue Lokomotive vorgespannt werden sollte, entgleiste sie. Der Zug von Calais ist um 6 Uhr 10 Minuten heute früh mit einer Verspätung von 90 Minuten in Paris eingetroffen. Der Lokomotivführer erfuhr von dem Streik in Amiens, wo der Bahnhof militärisch beseßt war. Dort nahm der Zug Soldaten auf, die dann auf die einzelnen Bahnhöfe verteilt wurden, um die Ordnung aufrecht zu erhalten. Auf der Ostbahnlinie wurde in der Nähe Vitry- les-François von bisher unbekannten Tätern eine Signalscheibe samt der Laterne zerstöft und eine Eisenbahnschwelle über das Gleis gelegt. Der Anschlag wurde jedoh bemerkt. Der Kriegs- minister telegraphierte an den Plaßkommandanten in Lille, er solle sämtlihe Truppen des ersten Armeekorps mobilisieren, da diese bestimmt seien, die Bahngleise Paris —Dünkirchen zu überwachen. Die Präfekten erhielten den Auftrag, sich mit den Korpskommandeuren ins Einvernehmen zu seßen, um die Bahn- strecken und die Bahnhöfe zu beschützen.

Portugal. Jn Lissabon und in den Provinzen herrsht laut Mel-

dungen des „W. T. B.“ Ruhe; im ganzen Lande wurde gestern die Gründung der Republik gefeiert.

Das Amisblatt der provisorischen Regierung hat gs, den“ auf den alten portugiesischen Gesegen beru N A über die Austreibung der Mitglieder der Gesells Jesu und aller Mitglieder der religiösen Kongrez, tionen fremder Nationalität veröffentliht. Die y, giesishen Mitglieder der Orden, die aus diesen QuStr werden zu ihren Familien zurückkehren; die übr, werden Portugal verlassen. Die Feststellung, wels, Nationalität jeder Einzelne angehört, liegt in den Händen e Ministers selbs. Nach dem Dekret werden alle Klij, Hospie und anderen geistlichen Anstalten aufgehoben. x

üter der religiösen Gemeinschaften werden versiegelt, in, tarisiert und abgeshäßt. Die Güter der Jesuiten werden e Staatseigentum erklärt werden, für die anderen Gesellschaf werden später nah Maßgabe der Verhandlungen zwis Staat und Kirche entsprehende Summen angewiesen werda

Wie das „Reutershe Bureau“ aus Gibraltar ms; hat der König Manuel vor dem Verlassen sj Landes dem Ministerpräsidenten einen eigenhändigen By geshickt, in dem er erklärt, daß er, durh die stände gezwungen fich einzuschiffen, seinem Volke zu sq wünsche, daß er sih nichts vorzuwerfen habe. Er babe imng als guter Portugiese gehandelt, immer seine Pflicht getan uj würde stets Portugiese leiben. Von ganzem Herzen hoffe 5 sein Land werde ihm Gerechtigkeit widerfahren lassen E werde seine Gefühle verstehen. Seine Abreise stelle keineswe einen Akt der Abdankung dar. Der italienische E „Regina Elena“ ist in Gibralz eingetroffen und wird, „W. T. B.“ zufolge, die König Maria Pia und den Herzog von Oporto an Yyj nehmen, um sie nach Jtalien zu bringen. Der Könj Manuel und Königin Amelia haben sich entschlossen, ul England zu gehen. i

Griechenland.

_ Zum Präsidenten der griechischen Nationalve sammlung ist laut Meldung des „W. T. B.“ der Revision Hößlin mit Unterstüßung ¡4 Anhänger von Rhallis mj Theotokis mit 175 von 334 Stimmen gewählt worda; Nactivan, der Kandidat der unabhängigen Konstitutionalista hat 103 und Monferrates, der Kandidat der Mavromicalsz partei, 48 Stimmen erhalten,

Afrika. E Nach einer Meldung des „W. T. B.“ ist der Bruder de Sultans und frühere Shrronvrällontént Mulay el Kebir i Begleitung des Dolmetschers des französischen Konsulats n Fes aufgebrochen.

Statiftik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

In Düsseldorf ist, wie die „Köln. Ztg." mitteilt, zwisd« dem Verband der Heizungsindustriellen und dem Deuts Metallarbeiterverband für die Arbeiten im Heizun gewerbe in Rheinland und Westfalen ein neuer Tarifs vertrag abgeschlossen worden. _

Zum Werftarbeiterausstand meldet „W. T. B.* a Ponurg (vgl. Nr. 238 d. B daß den Arbeitern als gestrige

es{chluß ihrer Vertreterver]ammlun g bekannt gegeben wurde, daß fie sih heute nicht zu ihren Arbeitsplätzen begeben solltm. RAE sollte wieder eine Versammlung der Arbeitervertreter zu weiterer

eshlußfassung stattfinden. Infolgedessen haben \sich die Wer arbeiter beute nit auf den Arbeitspläßen eingefunden. Ein Flus blatt gibt als Grund die Nichteinhaltung der anerkannt Friedensbedingungen an und besagt ferner, nur in denjenigaæ Betrieben, die si ausdrücklich mit den vereinbarten Bedingunga einverstanden erklärt hätten, würde weiter gearbeitet werden. G handelt sih in der Hauptsache um die Vereinbarung, daß die stehen: gebliebenen Afffordübersüsse auszuzahlen sind. Die Werften be streiten ein derartiges Zugeständnis und verweisen auf die Protokoll, in denen nichts davon enthalten sei. In Kiel haben, „W. T.Y'“ zufolge, die Werstarbeiter mit 1370 gegen 1200 Stimm beschlossen, den Streik zu beenden;: sie haben die Arbe gestern nahmittag wieder aufgenommen oder wollten sie heute fri wieder aufnehmen. Aus Bremen wird ferner gemeldet: Infelx des seit einigen Wochen in Brake ausgebrochenen Werftarbeiterstreül weigerten \sih heute die Arbeiter der Bremer Lagerhaut gesellschaft, den in dem dortigen Hafen liegenden griecisder Dampfer „Cstina“ zu löschen, da die Ladung für Brake bestimni sei. Infolgedessen wurden 800 Arbeiter der Lagerbausgesell schaft sos entlassen. Für gestern abend hatten die Hafenarbeiter eine Versant lung anberaumt, um zu der Aussperrung Stellung zu nehmen. F dieser wurde beschlossen, vorläufig die schung jedes von d Schwarzen Meer eintreffenden Getreidedampfers zu verweigern, da wegen des in Brake herrschenden Hafenarbeiterstreiks als Streikardæ zu betrachten sei.

(Weitere „Statistishe Nachrichten" \. i. d. Ersten Beilage.)

Kunft und Wissenschaft.

Die offiziellen Veranstaltungen zur hundertjährigen Jubt feier der Universität Berlin begannen gestern abend 6 mit einem Festgottesdienst im Dom. Das mächtige Gotteshad war, „W. T. B.“ zufolge, von einer glänzenden Versammlung, ® überwiegend afademishen Charakter trug, zu der aber auch die !!Æ lichen und städtishen Behörden sowie das Heer ihre Vertreter sandt hatten, bis auf den leßten Plat gefüllt. Der Gottesdienst von Orgelspiel (Musikdirektor Irrgang), Vorträgen des Dom or unter Leitung des Professors Rüdel und Gemeindegesängen umrah“ Die Schriftlesung (2. Kor. 3, 4—6, 17, 18) hielt der Oberhofpred# D). Dryander, die Festpredigt der Dekan der theologl® Fakultät, Oberkonsistorialrat, Professor D. Kaftan utt den Scrifttexrt 1. Kor. 12, 4 ff. mit dem L „Mancherlei Gaben, aber ein Geist : viele Glicder und do ein alles aber zum gemeinen Nußen.“ Die Ausführungen der Festprt® würdigten das Wesen der Cniversitas literarum und die Lede geseßze der wissenshaftlihen Forshung, diz nicht an den prattis(s Nußen denken darf, wie die Bedeutung der Universitäten und W nit nur fors{ende und lehrende, sondern auch erziehende Tátiglt für Staat und Volk, und {lossen mit dem Hinweis dar? daß die fittlihen Wurzeln der wissenschaftlichen Arbe? die Selbstkritik, die Selbstverleugnung, der Mut zur heit und zum Martyrium für sie im Evangelium liegen. M fand in den Festräumen der Universität ein Empfangsadt? statt, auf dem u. a. der Minister der geistlichen 2c. Angelegenbe®® von Trott zu Solz, der Unterstaatssekretär D. S wartzfovff 19° sämtliche Vertreter der auswärtigen und ausländischen ÜniversitÆ ershienen waren. Um 8 Uhr langte der von etwa 4000 Stud dargebrahte Fackelzug vor der Universität an, wo der \tudent® Festau2\chuß vom Rektor empfangen wurde.

V. T. B." übermittelt eine weitere Fortseßung des Berichts über die von dem Oberleutnant Filchner geleitete Studien- ervedition nach Spißbergen (vergl. Nr. 233 d. Bl.). Es heißt in ihr: „Früh am nächsten Morgen wird geweckt und nah einem fráftigen Essen, das auf langes Vorhalten berechnet ist, geht es midt nod) einmal zusammen mit den beiden Kameraden, die zurüdck- bleiben sollen, auf den Beobachtungsberg, von dem zuerst aus die Ost- füste gesichtet worden war. Hier wird noch ein umfassendes Rund- yanorama ezeichnet, an Hand dessen der Geodät seine Peilungen und Yabfußmessungen vornehmen foll; ferner wird Pphotographiert und der este Weg zur Ostküste hinab erkundet. Dann ver- abscieden wir uns von den beiden Zurückbleibenden, in sausender Fahrt gehts auf dem verhars{chten Schnee den Abhang des Beobachtun sberges hinunter, und dann nehmen wir unseren Weg genau na sten. Wie wir {on von oben gesehen hatten, ist der nach Westen hinunterströmende Gletscher, auf dem wir unseren An- stieg bewerkstelligt hatten, von dem nach der Ostküste hinunterführenden nur dur einen vexhalinmais niederen Paß geschieden. Die einzelnen Eisströôme sind sar individualisiert, und von einem

nlandeis“, wie es die englische Admiralitätskarte an dieser Stelle einzeihnet, kann niht die Rede sein. Es handelt si vielmehr um eine Art „Eisstromneß“ in diesem zentralen Gebiete Westspibergens, und wir haben hier das Bild, wie es etwa unsere Alpen zur Zeit der großen diluvialen Vereisung geboten haben dürften. Langsam steigen wir den Paß hinan, der zahlreichen Spalten wegen angeseilt. Oben angekommen, sehen wir etwa 150 m unter uns den breiten Gletscher liegen, der ziemlich genau nah Osten verläuft und unseren Weg zur Ostküste abgeben \oll. Bis zu dem Gletsher hinunter gibts dann eine famose Abfahrt; in sißender Stellung rodeln wir in ein paar Minuten hinab und enden dicht vor cinem frishen Bach, der lebhaft über die Oberfläche dahineilt. Er führt gerade sehr viel Wasser, da die Sonne hoh steht und viel Eis weaschmilzt. Wir empfinden das besonders unangenehm an den großen Gletschersümpfen, die wir s{on vom Post-Gletscher her kennen. Zuerst werten fie noch nah Möglichkeit umgangen, als man aber sieht, daß sie allzu zahlreich und außer ihnen auch noch andere Hindernisse, wie breite Spalten und Schmelzbuel, da sind, geht 73 einfah quer durch. Im übrigen ist das Bild ganz ähnlich dem, das der von Post-Gletscher bot; nur die Formen der diesen Eisstrom begleitenden Berge find andere infolge der von den dortigen ver- schiedenen Gesteine. Rechts und links mündet eine Anzahl von Seitengletshern, zum Teil mit jähem Steilabfall, an dem dann deutlih die Struktur des Gletschers zu erkennen ist. Nur gelegentlich wird kurze Rast gemacht, um etwas Brot und Speckck oder ein Stü Schokolade aus dem Rucksack zu nehmen, die Route ins Skizzenbuch einzutragen oder einige carafteristishe Landschaftsformen zu photographieren. Sonst geht es, so rasch es das Gelände und der schwergepackte Nucksack erlauben, nah Osten weiter, und um zwei Uhr in der Frühe beziehen wir nah fast siebzehnstündigem Mars unser Lager mitten auf dem Gletscher, ungefähr 2 km ent- fernt von seinem Ende, wo er in senkrechter Mauer zum Meer ab- fallt. Der Storfjörd, der die Hauptinsel von dem weiter öftlih liegenden Edge- und Barensland trennt, liegt unter einer Cisdecke er- starrt da. Ganz fern im Osten erscheinen fein die Konturen der anderen großen Inseln von Spißbergen. Darüber lastet ein s{hwerer Himmel, dessen seltsam dunkelblaue Wolken in lange Streifen aus- gezogen sind. Getier ist niht zu sehen; nur bin und wieder \treit eine große Möwe über unser Lager hin. Das ist diesmal ret einfach geworden. Als Zeltstöcke müsen die Ski herhalten, die funstvol zu einer Pyramide zusammengestellt werden; Shlaf- \3cke fonnten natürlich nicht mitgenommen werden, und es heißt, fich so gut wie möglich auf dem Gletsher einzurihten. Um nicht un- mittelbar auf dem Eise zu liegen, breitet man unter den Körperstellen, die am engsten mit dem Eise in Berührung kommen, ein Gletscherseil, ein Stück Windkleidung oder was fonst gerade entbehrlich ift, aus. Der Zelteingang wird diht verschlossen, alles angezogen, was man an Kleidung mit hat, und die Füße, die durch das stundenlange Wandern durch das Schneewasser der Gletschersümpfe natür- lich ganz naß geworden sind, steck man in den Rutsack, um fle so einigermaßen vor dem Erstarren zu, hüten. Zudem drängen wir uns in dem engen Zelt so dicht wie möglich aneinander. Troydem kann man \ih eines immer stärker werdenden Kältegefühls niht erwehren; durch dauerndes Sichherumwälzen auf noch nicht völlig durchgefrorenen Stellen und dur störendes Zähnee- flappern bringt man sich gegenseitig um den reinen Genuß der eigentlich so notwendigen Nuhe. Gegen elf Uhr gehen wir dann noch die kurze Strecke bis ans Meer hinunter. Am Ufer sien ein aar Alke, die bei unserem Näherkommen s{eu auffliegen. Sonst \heint alles Leben erstarrt. Zum Lager zurückgefehrt, versuchen wir etwas von dem in der leßten Nacht versäumten Schlaf nachzuholen, und zwar legen wir uns diesmal draußen hin, bestrahlt von der warm sheinenden Mittags\onne. Nach etwa 14stündiger Ruhepau}e werden dann ras noch einige notwendige Photographien genommen und die Skizzen für die Noutenaufnahmen vervollständigt. Dann packen wir zusammen, ihnallen die shon etwas leiter gewordenen Rucksäcke auf und wenden uns zurück zum Zentrallager. Der Rückmarsch geht wesentlich leichter vonstatten als das Vordringen zwei Tage früher, da der inzwischen eingetretene Frost die Sümpfe, welche die größten Hindernisse boten, mit einer Decke überzogen hat, meist gerade stark genug, um uns auf Schneeshuhen hinübergleiten zu lassen. Abends um 11 Uhr wird noch ein Lager bezogen, diesmal am Abhang einer der Kuppen auf der Nordseite des Gletshers. Lange müssen wir suchen, ehe wir ein festes und trockenes Pläßchen finden: denn, da die tieferen Bodenshichten in Spißbergen während des ganzen Jahres gefroren sind und nur obenauf eine weselnd mächtige Partie auftaut, ist hier der ganze, aus feinem Schutt bestehende Abhang mit Wasser durhtränkt worden, und dieser Morast ruts{cht auf dem hart gebliebenen Untergrunde langsam nah unten. Dafür ist die Stelle aber einigermaßen, wenigstens anfangs, gegen den heftigen, inzwischen auf- gefommenen Nordwind geshützt. Da diefer aber doch schließlich seinen Weg ins Zelt hineinfindet und außerdem die Temperatur ungemütlih niedrig wird, brechen wir es nah zweistündigem Ruben wieder ab und ver- folgen unseren Weg weiter. . Um neun Uhr früh find wir am Ostfuße des Passes, der zum von Pos-Bleiber hinüberführt. An dem vom Vinmarsh her bekannten Bach gibt es noch eine furze Frühstücks- pause. Sie wird zu eiligem Ende gedrängt dur einen ziemlich plößlich einsegenden Schneesturm aus Nordwesten. Wir hüllen uns in die Burbury-Windjacken und machen uns an den Anstieg, um möglichst rasch in das shüßende Lager zu kommen. Aber das Schnee gestöber wird dihter und dichter, sodaß wir uns anseilen müssen, um niht einander aus den Augen zu verlieren. So geht cs nur lang]am den Hang hinauf, der so steil ist, daß er nur dur Traversieren bezwungen werden kann. Außerdem hindert au der frishe Schnee, der ih in dicken Klumpen unter dem Ski zusammenballt, an rasherem Vorwärtskommen. Shritt für Schritt, Trace für Trace fommt man so allmählih auf die Paßhöhe hinauf, wo uns der Wind heftiger entgegenheult. Eine Richtungsmarke ist natürlich in dem dihten Schneegestöber niht zu erkennen, und der Führer verfolgt einen Weg, den wir alle lange für den richtigen halten, bis mit einem Male Zweifel daran auftauchen. Ein Blick auf den Kompaß zeigt, daß wir vollständig aus der Richtung herausgekommen sind. Die neue wird angegeben und eingeschlagen, und nah weiteren } Stunden be- merken wir, daß wir uns beinahe im Kreise bewegt haben. Da können wir nur durch dauerndes Befragen des Kompasses weiterkommen. Unter Zuhilfenahme des Routenbuches werden die Marschrichtungen von Filner, der an dritter Stelle am Seile geht, festgestellt und nah vorn weitergegeben. Das versuchen wir zuerst durch Zurufen. Aber bei dem starken Wind ist es ausgeschlossen, daß man sich ver- Landigt, obwohl der Seilabstand nur je 12 m beträgt. Da muß die Signalpfeife aushelfen; einmal pfeifen bedeutet nah rechts, zweimal nah links wenden. So gelingt es \{chließlich, daß wir nach einer weiteren Stunde eine Schneeshuhspur finden, die vom Beobachtungs- èrg zum Zentrallager führt. i

h l Wir folgen ihr so ras es geht und oren mit einem Male den Hund ans{lagen, während von den Zelten in dem dihten Schneegestöber noch nichts zu schen ist. Nach wenigen

Stritten sind wir bei den überrashten Kameraden, die uns bei diesem Wetter nicht zurückerwartet hatten, und nah einem hastigen Imbiß gehts todmüde in den langentbehrten Schlafsack.*

Der Verein „Deutsche Heimat“ in Wien teilt mit, daß er im Attersee einen Pfahlbau habe rekonstruieren lassen, und daß dieser am 14. August d. I. zur Besichtigung freigegeben worden sei. Im Attersee wie auch îm benachbarten Mondsee sind Reste von Pfablbausiedlungen aufgefunden worden, die im Gegensaß zu denen der Westalpen bereits mit dem Ende der Steinzeit aufgegeben worden find, also zu den ältesten gehören. Die Oertlichkeit war für die Wieder- herstellung gut geeignet. Sie liegt bei Kammer im sogenannten Sturm- winkel, in der Nähe von Cisenbahn- und Schiffsstation. Der Not, 357 qm groß, ruht auf 190 Pfählen aus Lärchenholz und E fünf Hütten in natürlicher Größe, denen man genau die Form der beiden wissen- \haftlih festgestellten Typen, des Blockbaues und des Fletbaues ge- geben hat. Ein 40 m langer Steg aus Knüppelholz verbindet das Dorf mit dem Festlande. In den es sind einige Modelle von Geräten der Pfahlbaubewohner zu sehen, so ein Steinbohrapparat. dep ist von dem genannten Verein in dem Orte Kammer ein

useum errichtet worden, das hauptsählich Funde aus der Pfahl- bauära der jüngeren Steinzeit enthält.

Der Ursprung der Weiler-Orte. Jm südlichen und west: lichen Deutschland gibt es bekanntlih eine große Anzahl von Orten, deren Name mit der Endsilbe weiler, weil, wiler, wil u. \. f. ge- bildet is oder aub aus\{ließlich aus dem Namen Weiler oder Weil besteht. Daß dieser Name römischen Ursprungs ist und von villa oder villare. villarium = Gutshof, Meierhof stammt, fann im Ernst nicht bestritten werden und wird schon durch die genau ent- \predenden französishen Ortsnamen auf ville, viller, villiers u. T erwiesen: immerhin ist mit dieser Erklärung die Frage noch nicht beantwortet, ob dem gemeinsamen Namensbestandteil nicht auch eine einbeitlihe Entstehungsart dieser Orte zugrunde liegt und worin dieser bestehen mag. Im leßten Heft der bei C. Winter in Heidelberg erscheinenden Zishrift „Wörter und Sachen“ bat nun Professor O. Behaghel in Gießen diese Frage dur eine wohl als endgültig zu betrahtende Ant- wort zu lösen unternommen. Die deutschen „Weilerorte" sind, wie er dort des näheren autführt, fast ausnahmslos durch das gemeinsame Merkmal ausgezeichnet, daß sie in nächster Nähe der alten römischen Heerstraßen, und zwar besonders der römischen Kastelle gelegen sind, was wobl unabweislich zu dem Schlusse zwingt, daß den „Weiler- orten“ ländlihe röômisde Ansiedlungen zugrunde liegen, deren Be- stimmung es war, sowohl die durhziehenden römischen Truppen wie besonders die benahbarten Kastelle mit Lebensmitteln zu versorgen. Das Wort „römisch“ bezieht fich dabet nur auf die staatliche, nicht notwendig auch auf die Stammeszugehörigkeit dieser Ansiedler, d. h es handelt ih in diesen „Weilern“ um Leute, die der römischen Herrschaft ergeben waren und wenigstens im amtlihen Ver- fehr lateinisch sprahen, mochten fie au vielfa fkeltischen oder germanisden Stammes gewesen sein. Professor Behaghel bat diesen Zusammenhang an mehr _als 70 Kastellen unter- sudt und überall das Auftreten dieser Orte teils in dichtgedrängter Neibenfolge, teils au in größeren Abständen in ihrer Nähe fest- gestellt, was wobl den Schluß zuläßt, daß im leßten Falle die „villae“ wesentli4 Wirts- und Unterkunftshäuser für die rômishen Truppen waren. Im allgemeinen treten die Weilerorte innerhalb eines Gebiets auf, das nah Osten durch den Limes, den bekannten römischen Grenz- wall gegen die Deutschen, begrenzt wird; nur vereinzelt finden sich, wie im Lahntal oder zwischen Weißenburg a. S. und Rothenburg o. T. Meilerorte aud außerhalb des mes als ein sicherer Beweis, daß römisches Leben nicht oder wenigstens niht immer auf das vom Limes umsch{lossene Gebiet beschränkt war. Allerdings handelt es sich dabei stets um Orte, die inmerhalb einspringender Winkel und darum sozusagen unter den Kanonen des Limes gelegen und daber vor germanischen Ueberfällen verbältnismäßig sicher waren. Natürlich gilt diese Ursprungserklärung nur für die echten Weiler- orte, d. h. jene, deren Name unmittelbar aus rómisch villa, villare u. \. f. hervorgegangen ist, niht auch für jene immerhin gelegentlih vorkommenden Fälle, in denen die Endung weiler erst dur Ver- drängung einer anderen in das Wort gekommen ist, wie z. B. bei Fröschweiler im Elsaß, das ursprünglih Froscheim hieß. Indessen sind diese „unehten“ Weilerorte verhältnismäßig selten, weit häufiger ist der umgekehrte Fall eingetreten, daß ein früherer Weilernamen durch eine spätere deutshe Bildung wie ingen, hofen, dorf oder heim verdrängt worden ist.

Literatur.

Als Festgabe der „Deutschen Juristenzeitung“ hat deren Verleger und Herausgeber Dr. jur. h. c. O. Liebmann zur Fahrhundert feier der Friedrich Wilhelms-Universität zu Berlin eine eigenartige und wertvolle Schrift erscheinen lassen. Sie enthält eine Geschichte der juristischen Fakultät der genannten Universität von ihrer Gründung bis zur Gegenwart in Wort und Bild, in Urkunden und Briefen, nebst 468 handschriftlichen Widmungen bedeutender zeitgenössisher Staatsmänner , Parla- mentarier, Re&tsgelehrter, praftischer Juristen, Künstler u. a. m. Nach einer Einleitung des Herausgebers eröffnet den Inhalt des gediegen ausgestatteten Bandes ein von dem Professor Robert Piloty verfaßtes Festgediht und ein Gedenkblati von Professor Dr. E. Hey- mann „Hundert Jahre Berliner Juristenfakultät“. Dann folgt eine wertvolle Zusammenstellung von Urkunden zur Gründungsge|chichte der Universität, die zum Teil in Facsimiles wiedergegeben sind; unter ibnen der Antrag Humboldts an den König auf Einrichtung der Universität, die Eröffnungsurkunde des Königs, die Gründungsurkunde, die Schenkungsurkunde des Prinzlih Heinrihschen Palais, das erste Vorlesungsverzeihnis, das Reglement wegen Einrichtung der afademishen Gerichtsbarkeit bei den Universitäten. Der folgende Teil umfaßt Bilder und Briefe Berliner Rechtslehrer der Vergangen- heit, auch diese zum großen Teil in Facsimiles. Wir finden hier Briefe von Savigny, Eichhorn, Schmalz, Gans, Goeschen, Homever, Rudorff, Puchta, Heffter, Gneist, Jhering, Berner, von Holtendorf, Beseler, Bruns, Eck, Goldschmidt, Dernburg, Mommsen und von Treits{hke. Es folgen Facsimiles von Eintragungen der Ordinarien der juristischen Fakultät im Jubiläumsjahr und als leßter Teil die oben erwähnten 468 facsimilierten Eintragungen von Staatsmännern, Parlamentariern, Juristen 2c. Diese Facsimiles werden anmutig unter- E von den Kunstblättern, die namhafte Künstler beigesteuert baben. Das stattlihe Buch ist ‘eine wertvolle Festgabe, dessen Inhalt die gediegene äußere Ausstattung entspriht. Das Buch kostet ge- bunden 16 M; für Abonnenten der „Deutschen Juristenzeitung“ 12 4. Den zahlreichen Juristen, die der Berliner Universität ihre fachwisjen- \Haftliche Ausbildung verdanken, wird diese Festgabe jedenfalls hoh- willkommen sein. i

Die Lebenserinnerungen des Wirklichen Geheimen Rats, Professors Dr. E. von Leyden, die in den legten Monaten in der „Deutschen Revue“ veröffentliht wurden, werden demnächst im Verlag der Deutschen Verlagsanstalt in Buchform erscheinen.

„Der Baumeister“. Monatsheste für Architektur und Bauprarxis. Herausgeber H. Jansen und W. Müller. Verlag von G. D. W. Callwey, München. Preis vierteljährlih 6 4, Einzel- heft 3 M. Heft 10 des laufenden Jahrgangs bringt Arbeiten des Architekten Elsässer, der in kleineren süddeutshen Städten eine leb- hafte Bautätigkeit entwickelt und bei seinen Schulen in Tübingen und Schwäbis{-Gmünd gut gruppierte Anlagen zu schaffen wußte. Die beiden folgenden Hefte widmet der Herausgeber Jansen, dem im Wettbewerb Groß-Berlin der erste Preis zuteil wurde, der all- gemeinen Städtbauausstellung in Berlin. Wir finden Anlagen yon Plätzen mit Kirchen, Schulen und Nathäusern, von ganzen Bau ólôden in Groß- und Kleinstädten, von Gartenstädten und Arbeiter- folonien. Ganz besonderes Intere})e dürfen die Kasernenanlagen

in Cannstatt und Straßburg beanspruchen in ibrem natürlihen Auf- bau und der geshickten Einzeldurhbildung. Ein recht sa licher Aufsatz von H. Jansen, der die Elemente des modernen Städtebaues an den vielen Beispielen erläutert, verdient besonders auch vom großen Publikum r zu werden.

„Müntener Kalender“ für 1911. 27. Jahrgang. Ver- B vorm. G. J. Manz, Buch- und Kunstdruckerei, A.-G. München-Regensburg. Preis 1 #4. Wer einen Kalender vornehmen Stils gewöhnlicher ußendware vorzicht, wer Anspruch darauf erbebt, daß der alltäglihste Gebrauchsgegenstand vom künstleri]chen Geschmadte zeuge, dem kann der „Münchener Kalender“ empfohlen werden. Er ist bekanntlih ein Wappenkalender, er bringt alljährlich seit 1895 in fünstlerisch markanter Ausführung Wappen deutscher Fürsten- und Adelsgeschlehter, ausgeführt von dem Heraldiker, K. Professor Otto pup mit begleitendem Terte von dem Geheimen Kanzleirat Gustav

. Seyler, Schriftführer des Vereins „Herold“, Berlin. Die dies- jährige Ausgabe bietet Wappen der Herzöge von Sachsen-Coburg und Gotha und der zwölf Fürsten- und ( rafenhäuser: Böhmen, Dürck- heim, Hatte, Henneberg, Hompesch, Kleve, Lynar, Mirbach, Montfort, Plefsen, Winßingerode, Wolfstein; ferner, wie alle Jahre, ein vollständig neues, mehrfarbiges, prächtiges Umschlagbild, das das Münchener Kindl in reicher Ümrahmung und die beiden wehrhaften bayerischen Leue zeigt.

Land- und Forsftwirtschaft.

wurde im Institut für Gärungsgewerbe in Berlin, Seestraße, die diesjährige, die XVIL, Deutsche Gersten- und Hopfenausstellung und die Brauereimaschinenaus- stellun g eröffnet. Neben 221 Braugersten- und Brauweizenproben sind 135 Hopfenproben ausgestellt worden, die ein umfassendes Bild der deutshen Gersten- und Hopfenerzeugung geben. Die Maschinen- aus\tellung wurde von 123 Ausstellern beschickt und bedeckt einen Flähenraum von 2500 qm. Die sehenswerte Ausstellung dauert bis zum 14. d. M.

Gestern

Washington, 10. Oktober. (W. T. B.) Nach dem Bericht des NAckerbaubureaus betrug der Durchschnittsstand von Mais am 1. Oktober d. I. 80,3 9/6. Der Statistiker der New Yorker Produkten- börse {äßt den Ertrag der Maisernte auf 3 046 016 000 Bushels. Der Dur(ßschnittsertrag per Acre betrug in Bushels für Früßhjahrs- weizen 11,8, für Hafer 31,9 und für Gerste 22,4 9/0.

Alexandrien, 10. Oktober. (Meldung des „Reuterschen Bureaus*.) Die Ergebnisse der ersten Pflückarbeiten der anstehenden Baumwollernte T Unterägypten sind ausgezeichnet, die Aussichten der zweiten Pflückarbeiten vielversprechend. Die Pflückarbeiten in Oberägypten leiden an manchen Orten unter dem Auftreten des Kapselwurms und der Feuchtigkeit. Das Ergebnis der Ernte wird auf zumindest 6 500 000 Cantars geschäßt.

TGesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrung®- maßregeln.

Das Kaiserlihe Gesundheitsamt meldet den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche aus Rosenthal, Kreis Löbau, NRegie- rungsbezirk Marienwerder, und JIgstadt, Kreis Wiesbaden, Regierungs- bezirk Wiesbaden, am 8. Oktober 1910 sowie das Erlöschen der Maul- und Klauenseuche vom Viehhofe zu Posen am 10. Oktober 1910.

Schweiz.

Der \chweizerische Bundesrat hat unterm 3. d. M.

folgenden Beschluß erlassen: f

Der \chweizerti\che Bundesrat, aus Grund amtlicher

Berichte, in Ausführung von Art. 49 der Verordnung über Maß-

napmen zum Schuße gegen die Cholera und die Peit,

1oweit #2 die Verkehrsanstalten, den Personen-, den Gepäck- und

den Warenverkehr betreffen, vom 30. Dezember 1399/4. Februar 1908; auf den Antrag seines Departements des Innern beschließt:

Art. 1. Agende an der Donau zwishen Preßburg im Norden

S ungarishe Komitate werden als

(Preßburg), Györ (Raab),

Pest - Pilis - Solt - Kiskun,

und Mohacs im Süden gelegene choleraverseucht erklärt: Poszony Komárom (Komorn), Eszterdom (Gran), Fejer, Tolna, Baranya und Bács-Bodrog. L (Fs kommen daher gegenüber diesen Bezirken die Bestimmungen obgenannter Verordnung zur Anwendung in dem Umfange, wie sie durh den Bundesratsbeschluß vom 3. September 1910 in Vollziehung gesetzt worden sind. : l Art. 2. Dieser Beschluß tritt am 3. Oktober 1910 în Kraft. (Vergl. „R.-Anz.*“ vom 13. v. M., Nr. 215.)

Bord des von 2CTELC-

Der

Amsterdam, 10. Oktober. (W. 2D) An D Riga in Hellevoetsluis angekommenen Dampfers Polling* bat si ein verdächtiger Krankheitsfall ereignet: Dampfer wurde in Qu arantäne gelegt.

Konstantinopel, 10. Oktober. (W. T. B.) In den letzten 94 Stunden sind drei Erkrankungen an Cholera und ein Todesfall vorgekommen. : ; a

Belgrad, 10. Oktober. (W. T. B.) Die bakteriologishe Untersuhung einer unter choleraverdächtigen BURENEage erkranften Steuermannsfrau hat Cholera asiíatica ergeben.

Verdingungen im Auslande.

(Die näheren Angaben über Verdingungen, die beim „Reichs- und

Staatsanzeiger“ ausltegen, können in den Wochentagen in dessen

Expedition während der Gde von 9 bis 3 Uhr eingesehen werden.

Oesterreich-Ungarn.

Längstens 25. Oktober 1910 bezw. für Wägemittel 30. Oktober 1910, 12 Uhr. K. K. Staatsbahndirektion Wien: Lieferung diverser Materialien für die übrigen K. K. Staatsbahndirektionen, die K. K. Betriebéleitung in Czernowiß, für die Direktionen der Nordbahn, der Böhmischen Nordbahn, der Nordwestbabn und der Linten der Staats- eisenbahngesellshaft. Näheres bei der betreffenden Direktion (Betriebs leitung) und beim „Reichsanzeiger“.

Ministerium der öffentlihen Arbeiten Bergebung der Ausführung der Erdarbeiten, Bauten usw. auf der Eisenbahnstreke Samsun—Hafza (Linie Samsun—Siwas = vergl. „Reichsanzeiger“ Nr. 234 vom 5. Oktober d. J.). Die Ausf\chrei bungsfrist ist bis zum 28. November 1910 verlängert worden. Der Termin für die Aushändigung der ministeriellen Verfügung, der Lastenhefte und Kostenanschläge ist auf den 28. Oktober 1910 verle

in Konstantinopel:

E Ministerium für Handel und öffentlihe Arbeiten in Kon- stantinopel: Vergebung der Lieferung von 21 Straßenwalzen im Gewichte von 14 und 3 t für die Provinzen des Reiches. Vorläufiger Zuschlagstermin am 15. Oftober 1910. Angebote an die Ausschrei bungskommission des obengenannten Ministeriums, woselbst nähere Bedingungen. 7 i Verwaltungsrat der Stadt Jerusalem: Vergebung der Gr- richtung einer Wasserleitung, etner elektrischen Straßenbahn sowie einer Kanalisations- und Telephonanlage in Jerusalem vergl. Neichsanzeiger Nr. 195 vom 20. August 1910. Die ursprünglich fe\t- gesezte Frist zur Einreichung von Vorentwürfen und Kosten- anschlägen seitens der Interessenten 11 neuerlich bis zum 13. No- vember 1910 verlängert worden. Näheres in französisher Syrache

beim „Reichsanzeiger“. j