1910 / 241 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 13 Oct 1910 18:00:01 GMT) scan diff

Deutsche Kolonien.

Ein aus Lüderißbucht in Kapstadt eingetroffener Reisender berichtet, wie das „Reutershe Bureau“ meldet, die Unruhen in Wilhelmsthal, Deutsh-Südwestafrika, hätten damit be- gonnen, daß 250 bis 300 beim O beschäftigte

affern ein Hotel angriffen, in dem ihnen die Abgabe von Getränken verweigert worden war. Sie warfen die Fenster ein und wollten das Hotel stürmen, worauf ein Dußend Soldaten auf sie mehrere Salven abgab, dur die zwölf Kaffern getötet wurden; die übrigen entflohen. (Vergl. Nr. 239 d. Bl.)

Oesterreich-Ungarn.

Gestern nahmittag fand in Wien die erste konstituierende Sißung der beiden Delegationen statt. Die ungarische Delegation wählte zum Präsidenten den Delegierten Lang und zum Vizepräsidenten den Grafen August Zichy. Die Er- öffiungsrede des Präsidenten klang in begeistert wiederholte Eljenrufe auf den Monarchen aus.

Nach Konstituierung der Delegation erklärte sich der Graf Batthyanyi laut Bericht des „W. T. B.“ namens der Unabhängig- keitépartei für die Abschaffung der Delegationen; er sprach seine Miß billigung aus über ihren Empfang mit einer thronredeartigen An- sprache des Monarchen uad verwies au die große, durch Ausgestaltung der Heereësmacht bcabsichtigte Neubelastung der Bevölkerung, die erfolge, ohne daß au nur ein Teil des Nolkes zu langgewünschten Rechten und ein Land durch eine selbständige wirtschaftlihe Ent- wicklung zu neuen Kräften gelangt wäre. Der Ministerpräsident Graf Khuen-Hedervar y entgegnete, die heutige Delegation habe fich

enau unter den gleidben Verhältnissen auf Grund ter 67 er Gesetze onstituiert wie die erste Delegation überhaupt.

Zu Begin der Sißung der österreihischen De- legation legte der Delegierte Seit namens der Sozial- demokraten einen energishen Protest gegen die Geseß- mäßigkeit dieser Delegation ein unter Hinweis auf den Mortlaut der österreichischen und ungarischen Ausgleichsgeseße.

Der Reduer erklärte, die Sozialdemokraten würden die Beschlüsse dieser Delegation als ungültig betrahten und im Abgeordnetenhause bieraus die Folgerungen ziehen. Kramarcz bemerkte namens der \lavishen Union, daß es im Interesse der Verfassungsmäßigkeit des esamten \taatlihen Lebens wünschenswert gewesen wäre, daß die tona den Reichsrat zur Wiederwahl der Delegationen aufgefordert bätte. Der Alterspräsident Freiberr von G ioblarz sprach die An- sicht aus, daß die Legalität der Delegationen nah dem Wortlaut des österreichischen Gesetzes feinem berechtigten Zweifel begegnen könnte.

Die Delegation wählte zum Präsidenten von Glombinsfi und ‘zum Vizepräsidenten Dr. Bärnreither. Der erstere dankte für seine Wahl und brachte einen begeisterten drei- maligen Hochruf auf den Monarchen aus. Nach der Wahl der Ausschüsse wurde die Sißung geschlossen.

Das den Delegationen unterbreitete Budget der ge- meinsamen Ausgaben und Einnahmen für 1910 weist ein Gesamtnettoerfordernis von 423 459 600 Kronen auf. Hiervon entfallen, „W. T. B.“ zufolge, auf das Ministerium des Aeußern 15 185 921 Kronen, auf das Heer insgesamt 336 570 667 Kronen, was ein Mehr von 11 725522 Kronen gegenüber dem Vorjahre bedeutet, und auf die Kriegsmarine insgesamt 66 757 210 Kronen, d. i. ein Mehr von 3 319-350 Kronen.

Das Nettoerfordernis für die Truppen und Anstalten in Bosnien und der Herzegowina beirägt 8 364 350 Kronen Das Kriegs- ministerium verlangt außerordentliche Kredite in Höhe von 180 Mil- lionen und 54 Millionen als außerordentliche Erfordernisse zur Deckung der im Zusammenhange mik der bosnischen Annexion in den Sahren 1908, 1909 und 1910 gemachten Ausgaben für das Heer, sowie zum Schutze des Küstengebiets und zur Verstärkung der Schlagfertig- fett der Flotte Im Voranschlag für die Krieg8marine wird in Fort- seßung der 1902 begonnenen Erhöhung des Friedenspräsenzstandes der Mannschaft für 1910 eine Vermehrung um 850 Mann beantragt. Das ordentliche Erfordernis der Kriegëmarine weist für Ersatz- und Neubauten der Flotte wie im Jahre 1909 einen Betrag von 20 Millionen auf. Zur Beschaffung neuen Feldartilleriematerials ersucht das Kriegéministeriums ferner um Bewilligung eines Teil- betrages von acht Millionen Kronen. Im Voranschlage des Ministeriums des Auéwärtigen steht ein Kredit von 476 000 Kronen är Umwandlung tes Honorarkonsulats in Bremen in ein effcfktives

eneralfonsulat.

Ein den Delegationen unterbreitetes Rot bu enthält 901 diplomatische Schriftstücke, die die Zeit vom 13. Oktober 1908 bis 2. Mai 1909 umfassen. Die Veröffentlichung beginnt mit der Notifizierung der erfolgten Annexion von Bosnien und der Herzegowina und behandelt alle mit der Pforte sowie den Großmächten in der An-

elegenheit der Anerkennung der Annexion geführten Ver- handlungen, wobei insbesondere diejenigen über die Abhaltung einer europäischen Konferenz einen weiten Raum einnehmen. Eee Schriftstücke beziehen sich auf die türkische Boykott- ewegung gegen Oesterreih-Ungarn und deren Bei- legung, auf die wiederholte Jntervention der europäischen Großmächte in Serbien zur Vermeidung eines kriegerischen Konflikts und endlich auf die Verhandlungen, die sich nah der Unterzeichnung des Ententeprotokolls zwischen der Türkei und Oesterreih-Ungarn auf die Aufhebung des Artikels 25 und die Modifizierung des Artikels 29 des Berliner Vertrages bezogen.

Jm Einlaufe der österreihishen Delegation befindet sih eine Juterpellation Exner über die Abgabefreiheit der Elbeschiffahrt. Jn der Interpellation wird, obiger Quelle guselge, auf die Erklärung des Handelsministers Weis-

irhner hingewiesen, daß die österreihishe Regierung

E irgendwelche Zugeständnisse, die die volle Freiheit e

r Elbeschiffahrt berühren, niht zu haben sein werde, sowie auf den bekannten Beschluß des österreichishen Ab- eordnetenhauses vom 4. März 1910, in dem gegen die Er- Lebuna von Abgaben auf der Elbe entschieden Stellung ge- nommen und die gemeinsame Regierung gefragt wird, ob sie die Anschauung der österreichischen Regierung und des öster- reichischen Abgeordnetenhauses teile und entschlossen sei, für die Aufrechterhaltung der bisherigen Abgabefreiheit der Elbeschiff- fahrt rückhaltlos einzustehen.

Frankreich.

Der Präsident Fallières hatte gestern mit dem Mi- nisterpräsidenten Briand eine Besprechung über den Aus- stand der Eisenbahnangestellten. Briand ist, „W.SD. B,” ufolge, mit dem Verkehrsminister Millerand und dem Kriegsminister General Brun übereingekommen, daß durch die Ausdehnung der Ausstandsbewegung noch eine Reihe weiterer Maßnähmen erforderlih geworden seien. pp hat der Ministerpräsident mit dem Justizminister

arthou, dem Oberstaatsanwalt, dem Staatsanwalt und dem Chef der Kriminalpolizei eine Besprechung gehabt, um

tspunkt aus die Frage der Verant- zu prüfen. Die Maßregeln, sind getroffen worden. ihn über den Eisen- fich der Ministerpräsident

einen Ausstand im geseßlihen Sinne unter denen die Eisenbahnerbewegung und die strafbaren Handlungen, die sie verzeichnet, schen Unternehmen enüber befindet. ifenbahnpersonal einsehen wird,

entgegentreibt. ausgebrochen

aus dieser Prüfung ergeben haben, f Presse gegenüber, die ik befragten,

folgendermaßen :

Es handelt sich nicht um tes Wortes. Die Umstände, vorbereitet wurde, ih die Regierung einem verbreceri Gewalttätigkeit, Unordnung und Sabotage ge Die Bewegung ist rein aufcührerisch und * vollständig entglitten, den s{chlimmsten Aus

Vertreter der Heizer und Lokomotivführer dikats mit mir und dem Minister der öffent- 8 wurde dabei vereinbart, daß die Syndikats-

bezüglih der Lohnerhöhung eingehend ch verpflichtet, diese den Direktoren um auf Grund Unterredung zwishen den Vertretern

daß man es \chreitungen einer Unterredung, fowie des Eisenbahnersyn lichen Arbeiten hatten. E gruppen mir ihre

hngesellschaften zu Antworten der Parteien vermitteln Ergebnis geführt hätte. ) öffentlichen Arbeiten und ih bei eingetreten, Verbesserungen bewilligen möchten. Lyon—Mittelmeerbahn den Forderungen der Ruhegehälter j ls mit dem Vorgehen des Ministers der So mar der Stand der Dinge, de und sofort die s{limme die Regierung befindet si schen Unternehmen gegenüber. er vor ihrer eigenen Unvorsichtigkeit furchtbaren Stirafmaß- atshläge noch auch den tigt, den die Regierung zu ihren gunsten be- wiesen hat. Desto schlimmer für sie!

Die Staatsanwaltschaft hat ein Verfahren gegen die der ausständigen Bah ernehmen nah sind 22 Ha weitere für die Provinz erlassen worden.

Nach den heute vor ist die Lage ringes Nachla ) nimmt, weitere Fortschritt Ministeriums der Oeffentli Tages im Pariser Nordb Andererseits kamen einige bahn ruht der Verkehr vollständig, stand auf der staatlichen Ost Paris beschränkt Maschinisten un

orderungen

übermitteln ,

Schon vorher waren der Minister der den Direktoren der Gesellschaften alle begründeten Nord-, Orléans- hatten bereits

ih die Vertreter des

ihrem Personal

Bahnperfona é lihen Arbeiten für befriedigt erklärt. Streik verkündet wur ch wiederhole, einem verbrecheri er Eisenbahn cht verhehlt, daß sie si

Sie haben weder meine

als plöglih der Wendung cintrat. I einem Streik, sondern Ich habe die Leiter d gewarnt und ih nahmen ausseg:n. Willen berück

nangestellten eingeleitet. ftbefehle für Paris und liegenden Meldungen des „W. T. B.“

Auf der Nordbahn macht sih ein ge- Ausstands bemerkbar, das, wie man an- e machen wird. Nach Mitteilungen des chen Arbeiten sind im Laufedes gestrigen hnhof 128 Züge ein- und ausgegangen. Akte von Sabotage vor. Auf der West- dagegen scheint der Aus- f das Weichbild der Stadt Nichtsdestoweniger haben mehrere en Linien ihren Dienst die aufgefordert worden

aufzunehmen, fi dem Bahnhof von Colombes chmittag mehrere von Lisieux, Havre und

üge von Ausständigen an der Weiter-

[s ein Lokomotivführer sih_ weigerte, wurde er von den Streikenden Lokomotiven sodaß der der Orleansbahn bend in einer Versammlung beschlossen, die und der Erekutivaus\chuß des Lyon—Mittelmeerbahn, dessen auf dem gesamten

d Heizer der groß verlassen, und mehrere Beamte,

ihren Dienst geweigert, dies zu estern na

eine Maschine zu verlassen, Revolvern sogar quer fehr unmöglich haben gestern a Arbeit unverzüglich einzustellen nationalen Syndikats der Paris —Ly Hauptsiß Lyon ist, hat den Beschluß gef Ney um Mitternacht Algier wird gemeldet, und Lokomotivführer beschl zuschließen, sobald vom erteilt worden sei.

. Eine stark besuhte Versa er Arbeitsbörse faß

über die Gleise wurde. ‘Die

den Generalstrei daß das dortige Syndikat der Heizer ossen habe, sich dem Ausstand an- ariser Aus\huß der Befehl hierzu

mmlung der Eisenbahnarbeiter in te gestern eine Protestresolution litärishe Einberufung der Eisenbahner und niht zu gehorchen. Ein gleicher Eisenbahnangestellten be- Jn der gestrigen Nacht in Paris einen Aufruf anschlagen, in die Mobilisierungsorder sei nicht nur eine un- ch eine vergeblihe Maßnahme, da die ägige Frist hätten, tein Eisenbahner

der Paris gegen die mi beschloß, diesem Befehl Beschluß wurde in einer von 4000 suchten Versammlunç ließ der Streik dem es heißt, geseßliche, sondern au Einberufenen i um dem Mo werde den ihm zugegan Da der Ausschuß sein in einem Paris mit Beschlag belegt werden könnte, zurückgezogen und in Sicherheit g Eine der Fragen meisten beschäftigt, wo infolge des Aus Lebensmittel eingetreten ist. Wasserwege benußt werden behörden mit dem Kriegsminister zu diesem einen detaillierten Plan ausgearbeitet haben.

Rußland. Finanzministerium Staatshaushalts für 1911 been D. V 669,6 Millionen Rubel, lionen, die außerordentlihen Einnahmen 1 ordentlichen Ausgaben insgesamt 147,4 lgen des russish-japanishen Krieges

des Kriegsministers 48,6 Millionen, für hnlinien 95,1 Millionen, für Subsidien nd gedeckt durch

in Lille gefaßt.

n Friedenszeiten eine vierzehnt bilisierungsbefehl zu entsprehen. Kein genen Befehl befolgen.

der Eisenbahnsyndikate befürchtet, er Kreditinstitut hinterlegtes Vereinsvermögen wurde es aus der Bank

Regierung gegenwärtig am die Verproviantierung von Paris, standes eine Preissteigerung für verschiedene Es heißt, daß dazu vor allem die sollen und daß die Schiffahrls- Zwecke bereits

Aufstellung des

Laut Meldung des ordentlichen Einnahmen die ordentlichen Ausgaben 2545,9 Mil- 9,4 Millionen und außer- Millionen und zwar zur Liquidation der Fo 2,3 Millio- nen, für die Bedürfnisse den Bau neuer Eisenba an die Bakugesellschaft 1,4 Millionen. Diese i 123,7 Millionen Uebershuß aus den ordentlichen Einnahmen, 12,4 Millionen außerordentliche Einnahmen und 11,4 Millionen

Barbestand der Staatsrentei.

Portugal. M. T. B.“ meldet, übernimmt José Relvas kranften Brazilio Telles das Finanzministerium. nister hat sih in einem Jnterview über d Absichten der neuenRegierung

\ich nach antiklerikalen Grundsä den Fortbestand der Repu crfe der inneren Politik en Laienunterrihts sowie die Freie Schulen dürften weiter-

Wie das an Stelle des er t

Der neue Finanzmîi die Anschauungen un endermaßen ausgesprochen : Die Politik Portugals müsse richten, da dies das einzige Mittel sei, dauernd zu sichern. würten die Einführung des obligatorisch Trennung von Kirche und Staat sein.

Die beiden Hauptreformw

bestehen, aber ihre Æhrer müßten vom Staate bestätigt werden. qu nationale Schuld werde anerfannt werden, ebenfo alle Vertr, A Verbindlichkeiten. Die Regierung we-.de sih planmäßig

das budgetäre Defizit durd eine Steuerrevision zuy p und Ae ganz zum Verschroinden zu bringen. Sie L nte den Kolonien, deren Erhaltung für Portugal von böchstem Jy sei, und deren Entwicklung sie deshalb möglick;\ fördern v i Ausnakme von Angola finanzielle Autoncmie gewähren. A; de,

Marine würden verstärft werden, damit Portugal nôtigenfall Heer von hunderttausend Mann aufbringen könne Das au mit England werde ‘aufrechterbalten und inébesondere die F, : schaft Sen teien Ländern Flat, werden, wobei D eren verschiedene Einrichtungen geachtet und jede A mieden werden solle. jede Propaganda t

p

Griechenland.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ ist : zurückgetreten. st das Kabine

Amerika.

Nach einer beim Staatsdepartement in Washington gegangenen Depesche hat, wie das „W. T. B.“ meldet 5 tadtkommandant von Amapala (Honduras), der y Befehl gegeben hatte, alle Amerikaner und Engländer s zunehmen, der Forderung des Präsidenten Davila, sih L seinem Posten zurückzuziehen und nah Tegucigalpa zu gehz, Folge geleistet. t Die brasilianische Regierung hat, obiger Qu zufolge, die Republik in Portugal anerkannt. :

Etatistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Zum Werftarbeiterausstand meldet „W. T. B! , Hamburg, daß die Woermannlinie gestern mit den Vertre der Arbeiter ihrer Reparaturwerkstätten verhandelte. erkannte die mit den Werften getroffenen Abmachungen an. Wiedereinstellung der Arbeiter soll nah Bedarf vorgenommen weng] Die beantragte Verkürzung der Arbeitszeit wurde genehmigt, die die Arbeiter bereits eingeführt ist, die sih dem Ausstande ri anges(lossen haben. Gestern nahmittag fanden Verhandlung zwischen den Vertretern der Werftarbeiter und denn j Gesamtverbandes deutscher Metallindustrieller statt, ü heute vormittag fortgeseßt werden sollten. In Bremen ist, nade die ausständigen Hafenarbeiter der Lagerhausgesell schaft y gestern abend bes{lossen hatten, die Arbeit wieder aufzunehmen, gese morgen die Arbeit an allen Stellen, eins{ließlich der Getreidt arbeiten, wieder aufgenommen woiten. In Flenêbu ist der Ausstand auf den Sch iffêwersten wieder bol Sb: Die vorgestern wieder eingestellten 50 9/6 ter Arbeiter bab die Arbeit abe1mals niedergelegt, während die andere Hälfte, geei Cn sollte, überhaupt niht auf den Arbeitéplägen @ 1chienen ist.

Ein Kartell deutscher Reihs- und Staatsarbeite verbände hat sih, wie die Leipz. Ztg.“ berichtet, in aller F fonstituiert und am 1. Oktober d. I. seine Tätigkeit begonne Dem Kartell sind bis jeßt angeschlossen: der Verband deuista Eisenbahnhandwerker und - arbeiter (Siy Berlin) und der Deuit

Militärarbeiter- und Handwerkerverband (Siß München) mit in

gesamt 20 000 Mitgliedern. Das Kartell steht nah seinen Saßunga auf streng vaterländisher Grundlage. Sein Hauptzweck ist, t soziale Lage der Mitglieder ter in ihm organisierten Veretnigungt zu heben und ihre wirtshaftlihen und eistigen Interessen zu förder Die Leipziger Mitglieder, die als Angehörige neutraler Verbände ta Anschluß an die freien Gewerkschaften ablehnen, weil fie von die irgend welche Vorteile niht erwarten können, erboffen von dem Kartell eine En und nachdrücklie Vertretung ihrer Interest und seßen in die artelleitung. das vellste Vertrauen.

Die Pianofabriken vorm. C. Mand in Koblenz sind, t

„Köln. Ztg.“ zufolge, mit ihren älteren Arbeitern in Lobnstreitigfeilt geraten, infolgedessen die Arbeiter kündigten; darauf wurden anteren Arbeiter, im ganzen 280, avsgesperrt. Am Dienêtag babs nun alle Arbeiter aufgehört und nur ne einige ältere Meister mit der Fertigstellung ter übernommenen S1ücke in Akfordatta beschäftigt, bleiben aber heute abend auch aus, sotaß tai abend fein früberer Arbeiter mehr in den Betrieben äftigt wird. Ein Teil ter auswärtigen Arbeiter bat ber Koblenz verlassen. Der weitaus größte Teil ist dort ansässig. A von den organisierten Arbeitern seit Wochen {on vor auêwarlg Zuzug gewarnt wurde, so scheint es fra lich, ob es der Betriebéleits gelingen wird, den Betrieb aufrehtzuerhalten. ;

In Frankenhausen am Kyffhäuser, wo 300 Knopf mat scit mehreren Monaten autständig find, haben, wie die „Köln.

erfährt, diese Ausständigen jeßt eine genossen schaft!s

Kn out ar G. m. b. H., gegründet. Es egen 50 Arbeiter der Deutschen Kugellagerfabri! # Leipzig-Plagwiß haben, der „Lpz. Ztg." zufolge, die Arbeit mt! gelegt, weil fie mit den von der Fabrikleitung vorgenommt srbeiterentlassungen nit einverstanden sind. Die Arbeiter Bilderrahmenbranche Leipzigs (Tischler, Zuschneider, Vergolte] usw.) haben nah demselben Blatte den Arbeitgebern fol f Forderungen vorgelegt : Einführung der 52stündigen w Höchst rbeitszeit und eincs Mintests{undenlobnes von 5 Revision des Akkordtarifs, entspre ende Lobnzulage und zt Dauer dieses neuen Tarisvertrages. Diese Forderungen haben inf \ Betriebe zn einem zweitägigen Streik geführt, sind aber jeyt in lichen Betrieben anerkannt worden, sodaß der geplante allgemeine D vermieden worden ist. Die Kistenbauer und die Maschin! arbeiter der Kistenbranhe haben mit ibren Arbeitgebern S neuen Tarif vereinbart, nad dem die wöchentliche Arbeitézeil un 2 Stunden verkürzt und die Stundenlöbne sofort um 3 3, im F 1911 um einen weiteren Pfennig und im Jahre 1912 noch um Pfennig erhöht werden sollen. Die Akfordlöhne erfahren einen F lag von 10 9/0. Nur über tie Vertragsdauer ift noch feine M Einigung erzielt worten. : n In Leichlingen ist, wie der „Köln. Ztg." telegraphiert ein allgemeiner Maurer- und Bauarbeiterstreik aus Die Maurer und Bauarbeiter legten tie Arbeit nieder, weil emt ® ibnen geforterte Erhöhung des Stundenlohnes von den Unter! nt nicht bewilligt wurde. An einem Neubau kam es zwischen Stre und Arbeitswilligen zu tätlihen Auteinandericgungen, 198, Polizei einschreiten mußte. An allen Bauten ruht jetzt die Acde

(Weitere „Statistishe Nachrichten“ \. i. d. Ersten Beilage)

Kunst und Wissenschaft. In der neuen Aula am Opernplay wurde gestern cin Festakt aus Anlaß der Hundértjahrteies der S i Üniver sität veranstaltet. „W. T. B.“ meldet über die folgendes: Nachdem Senat und Professoren, vom Bai empfangen, ihren Einzug gebalten und hiernas IArs Kön a id Povelten der Prinz Nupprecht von Bayern und i 0 ugust Wilhelm von Preußen vom Rektor der Univ 0 ihren Sitzen geleitet waren, hielt der Historiker Max N einstündigen Vortrag über die Geschichte der Universl ed Dann wurden Ehre npromotionen vollzogen; als È Dein t Seine Majestät der Kaiser und König turh den = g l juristishen Fakultät, Geheimen Rustizrat Professor Kohler Zeirlt utriusque Jjuris h. c. promoviert. Diefelbe Würde wurde 2

iglihen Hobeit tem anwesenden Prinzen Rupprecht 3 ‘Bayern verlieben. In seiner Rede Taae der Dekan B juristischen Fakultät, rofessor Dr. Kohler : „Daß Seine Majestät die Würde eines Doktor beider Rechte in Gnaden - anzu- nebmen geruht haben, betraten wir mit ebrerbietigem Dank eine der ganzen Universität erwiesene Auszeichnung und

7e." Der Dekan {ritt sodann zur Verkündung weiterer Ehrenpromotionen und fuhr fort: „Jh beginne mit dem edlen Sproß eines erlauchten Hauses und dem künftigen Erben seiner Frone, Seiner G Hoheit dem Prinzen Rupprecht von Bayern;

Jahre sind es Her, daß er felbst als Studiosus juris an der

îiner Universität immatrikuliert war; der erlauhte Kcmmilitone hat uns die Ehre und die Freude erwiesen, bei unserer Feier anwesend

u sein und damit bezeugt, daß er jener Zeit stets eingedenk blieb, und daß sein Aufenthalt an unferer Alma mater ein ständiges Gemein- haftsband mit uns geknüpft hat. Unsere Ehrenpromotion sei die

eurfundung der unlöslichen Einheit von Süd und Nord im deutschen Vaterland und des gemeinsamen Geistes, der alle deutscken Stimme durchdringt.“ i

Zu Ehrendoktoren der theologischen Fakultät wurden sodann prom oviert: der Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten ‘von Trott zu Solz, der Ministerialdirektor, Wirkliche Geheime Oberregierungêrat Dr. Naumann, der Wirkliche Oberkornsistorialrat Reinhold Moeller, der Kaufmann Schlunfk, der Bürgermeister Burchard- Hamburg, der Ft Friedrich Harms -Sunderland, der Konsistorialrat Lahusen- erlin, die Professoren Maulton-Man-

ter, Scheel - Tübingen, Jürgenson- Dorpat, Niebergall-

cidelberg, Geheimrat Hermanu Diels-Berlin, Wirkliche Geheime at von Wilamowiß-Moellendorff-Berlin und Mar Leh- mann „Göttingen. j

Zu Ehrendoktoren beider Rechte wurden promoviert: Oliver Wendell Hol mes, früber Professor an der Harbvard-Universität, ¡jest Mitglied des Obersten Bundesgerichtéhofes in Washington; John

illíam Burgeß, Professor an der Columbia- Universität in New York; Paul Vinogradoff, früber Professor in Moskau, jeßt an der Universität Orford; Ignazio Guidi, rofessor der orientalischen Sprachen an der Universität Rom, Ernst Röthlisberger, Pro- fessor der Rechte an der Universität Bern, und Graf Johann von Wilczeck, Ehrenmitglied der Kaiserlihen Akademie der Wissenschaften und Mitglied des Herrenhauses in Wien. Ferner von deutschen Gelehrten: der rofessor der E Sprach- wissenschaft in Breslau Otto & chrader, der Generaldirektor der preußischen Staatsarchive , Wirkliche Geheime Oberregierungêrat Reinhold Koser, der rofessor der alten Geschichte, Gebeine Re- gierungsrat Otto Hirschfeld - Berlin, der Professor der National- ¿fonomie Max Sering» Berlin, der Unterstaatssekretär im Kultus- ministerium D. Philipp Schwartkopff, der Königlih württem- bergishe Staateminister Friedrich von Shmidlin, der Direktor im Reichsjustizamt, Wirkliche Geheime Oberjustizrat Oskar Mügel, der Reichégerichtsrat Otto S trecker- Leipzig, der Senatépräsident des Kammergerichts, Geheime Oberjustizrat Friedrih Sch epers, der Senatépräsident des Oberverwaltungsgerichts Stephan Genzmer, der Rechtsanwalt, Justizrat Ernst Heiniß und der Oberbürgermeister von Berlin Martin Kirschner. :

Zu Ehrendoktoren der medizinishen Fakultät wurden promoviert: die Professoren Heiberg -Kopenhagen, Hugo de Vries - Amsterdam, Poincaré - Paris, Richards - Harvard- Universität, Eduard Buhne r- Breélau, Carl Stumypf- Berlin und Wilhelm Kah l- Berlin, der Oberpräsident der Rheinprovinz, Staats- minister Freiherr von Rheinbaben, der Vizeoberzeremonienmeister Bodo von dem Knesebeck, der Präsident des NReickéversicherungs- amts, Wirkliche Geheime Oberregierungsrat Dr. Kaufmann, der Maler Hans Thoma- Karlsruhe, der Professor der Musik Max Reger - Leipzig und der Schriftsteller Wilhelm Rabe.

In der philosophischen Fakultät wurden zu Ehren- doktoren promoviert: ter Reichékanzler Dr. von Bethmann Hollweg, der Staatssekretär des Innern, Staatsminister Delbrüdck, der Generaloberst Alfred Graf von Schlieffen, der Neichs- tagspräsident Graf von Schwerin-Löwiß, der Geheime Bau- rat Emil Rathenau, der Großkaufmann James Simon, der

rofessor Baron von Wiesfer-Wien, der Geheime Oberfinanzrat

tto Shwarz- Berlin, Wilh. James Ashley-Birmingham, der Professor Hadley (Austauschprofessor), Albert Lawrence -Lowell, A. von Pe ez- Wien, der Geheime Justizrat, Professor Dr. Gierke- Berlin, der Professor Antoine M eillet- Paris, Walter Joel -Crum, der Professor Arthur E van s- Oxford, Friedr. Hal per - Rom, Carl Rhamm - Wolfenbüttel, Aler Schachmatoff - St. Petersburg, Seine Kaiserliche Hoheit der Großfürst Nicolai-Michaelowitsch, der Professor Engelbert Humperdingk- Berlin, der Professor Touillon- Berlin, der Geheime Baurat Thür, Frau Cosima dgn et, wg Professor Ziehen - Berlin und der Maler Graf von

alckreuth.

__ Am Sonnabend, Abends, fpricht auf Veranlassung des Vereins für deutshes Kunstgewerbe der Schriftsteller Oskar Bolle im Hôrsaale des Königlichen Kunstgewerbemuseums, Prinz-Albrect- Straße, über R Cra pie mittels einer Aufnahme. Er wird dabei Arbeiten der Gebrüder Lumière sowie von Hermann Boll in Berlin vorzeigen.

Der englishe Astronom Norman Lockyer hat in Sheffield vor

der Physikalishen Sektion der englishen Naturforscherversammlung inen fesselnden Vortrag über „Sternöôfen“ gehalten. Der Zwedck einer Untersuhungen war, wie der „Frankf. Ztg.“ geschrieben wird, unächst, die Stellung der Sonne unter den Fixsternen, besonders mit tüdsiht auf die Temperatur, zu bestimmen. Dabei nar außerdem die Frage von Wichtigkeit, ob die Temperatur der Sonne dann am böbjien ist, wenn die Zahl ihrer Flecken sehr groß oder wenn fie um- gekehrt sehr gering ist. Die Vorstellung des Laien geht gewöhnlich dahin, ß die Sonne um so weaiger Wärme auéstrahlt, je mehr Flecken sie eilt. Antererseits aber ist die Vermutung geäußert worden, daß, bil die Flecken gerade ein Anzeichen von starker Tätigkeit der Sonne ilden, in solden Zeiten der Eintritt wärmeren Wetters auf der Erde ju Erwarten sei. Locyer Lat nun, um zu einer Entscheidung in iesem Punfte zu gelangen, nit nur die Spektra der Sonne selbst, ien auch die verschiedenen Fixsterne aufs sorgfältigste beobachtet q.) miteinander verglichen. Die „Sternöfen“ Lockyer hat diesen gulrud geprägt, weil er seinen Vortrag gerade in Sheffield, Stadt der Hochöfen, gehalten hat find von recht ver- Mdener Beschaffenheit, wie man aus ihren Spefktren erkennen L Um dies richtig zu deuten, hat Lodyer au die ge- a rg Hochöfen auf der Erde mit dem Spektralapparat d let, Nach seiner Feststellung gibt es „Sternöfen“, die mit dder peratur von 5000 Grad „arbeiten“. Vermittels einer be- Ren Geltrischen Vorrichtung konnte der Astronom mit dem Spek- mals tine ganze Reihe von Linien, von denen die meisten noch nie- In Eee esehen worden waren, im Spektrum ter Sterne entdecken. Di fol eißesten Sternen spielt der Wasserstoff die Hauptrolle, h olgen die Elemente Helium, Silicium, Kohlenstoff und Schwefel,

rend sih von Eisen keine Spur findet.

Erziehungs- und Unterrichtswesen.

Gewerblihes Unterrichtswesen in Preußen.

Der ständige Beirat des Handelsministeriums für das i y dige Beirc gewerbliche unterrichtöwesen und die Gewerbeförderung ist am 3., 4. und 5. d. M. dersam R Vorsiy des Ministers für Handel und Gewerbe in Berlin angel gewesen. Mit Rücksicht auf die Bedeutsamkeit der Ver- Anza ngêgegenstände waren die ständigen Mitglieder durch eine 70 Me ieres Sachverständiger verstärkt worden, sodaß sih etwa R am 3. Oktober Nachmittags im Herrenhause vereinigten. dom Handatud wihtigsten Gegenstand der Tagesordnung bildete der du e elsminister vorgelegte Entwurf eines Fortbildungs- eyes. In der Generaldiskussion, die sich an einen

einleitenden Vortrag des Vorsigenden des Landesgewerbeamts, Ministerialdirettors Dr. Neuhaus anschloß, wurde von mehreren Rednern die nah Zeitungénachrichten beabsichtigte Ablösung: des Fortbildungs\{ulwesens vom Handelsministerium zur Sprache gebracht. ton allen Seitén wurden die von . der Handels- und Gewerbeverwaltung erzielten Erfolge anerkannt und die Beibehaltung des bisherigen Systems der auf sachlicher Grund- lage aufbauenden Erziehung der D me gefordert. Eine Resolution, die si dementsprehend für die Beibebaltung der bestehenden Zuständigkeit des Handelsministeriuums ausf\prah fand ungeteilte Zustimmung. Die Mitteilung des Ministers, daß au die Königlihe Staatsregierung sih im Sinne der Resolution | lüssig gemacht habe, erweckte leb aften Beifall. Bei der sehr eingehenden Erörterung der einzelnen estimmungen des Entwurfs wurden zwar zahlreide Abänderungsvorschläge angenommen; den Grundgedanken des Geseßes Einführung der Verpflichtung zur Errich- tung gewerbliher und kaufmännischer Fortbildungs- schulen für alle Gemeinden mit mehr als 10000 Ein- wohnern und Ersezung der statutarischen Schulpflicht durch die geseßliche in diesen Gemeinden trat indessen der Beirat einstimmig bei, und cr befürwortete die baldige Einbringung der Geseßesvorlage beim Landtage. : Den nächsten Gegenstand der Beratung bildeten die vom Lande8- ewerbeamt entworfenen Een über die Einrichtung und die ehrpläne der gewerblichen und der kaufmännischen Fort- bildungsshulen. Nach eingehenden Referaten des Geheimen Oberregierungêrats Dr. von Seefeld und des Landesgewerberats Dr. Kühne erklärte sih der Beirat mit den Vorlagen einverstanden. Eine längere, lebhafte Debatte knüpfte sich an den hon zum Fortbildungs- \hulgesey vorgebrahten und dort abgelehnten Antrag einiger Mit- Pre den obligatorischen Reli ionsunterriht in den Lebrplan der

flichtfortbildungs\chule Aufzurehnien: Der Beirat sprach ih mit on Mehrheit au biergegen aus. Dem leitenden Gedanken der

egierungsvorlage, den Fortbildungsunterricht in erster Linie der Hebung der beruflihen Tüchtigkeit der Schüler dienstbar zu machen und im Zusammenhange mit der Berufébildung und der staatsbürgerlichen Ünterweisung die Jugend sittlich-religiös zu erziehen, stimmte die Ver- sammlung ohne Ausnahme zu. Sodann wurde ein Vorschlag des Landesgewerbeamts für die Ausbildung hauptamtlicher Fortbildungs\chul- lehrer erledigt. Der Vorschlag suht den Bedürfnissen der Bewerber aus dem Lbrerstande wie denen aus der gewerblichen Praxis in gleichem Maße geredt zu werden und die gewerblihe Ausbildung mit der theoretishèn und methodischen Schulung in einem besonderen Seminar zu verbinden. Der Beirat erkannte an, daß eine alle Zweifel ausschließende Lösung der Aufgabe zurzeit nicht zu finden fei, und daß cin Versuch nach dem Vorschlage des Landesgewerbeamts die besten Aussichten auf Erfolg verspreche.

Endlich gab der Ministerialdirektor Dr. Neuhaus einen Ueberblick über den dritten Verwaltungsbericht des Landesgewerbeamts, worauf nach kurzer Diskussion der Minister diese Tagung des Beirats, die längste und inhaltsreihste seit seiner Errichtung, mit der Bezeugung seines Dankes an die Versammelten {loß

Technik.

erste ordentlihe Hauptversammlung des Verbandes für autogene Metallbearbeitung. Bei den stattgehabten Wahlen wurde der Professor Dr. Wilhelm Wedding, Professor der König- lichen technischen Howschule zu Charlottenburg, als Erster Vorsizender ewäblt. Aus dem von dem Geschäftsführer vorgelegten Geschäfts- erichte gebt hervor, daß der Verband gegenwärtig %97 Mitglieder zählt, und daß an der von ihm errichteten Unterrichtsanstalt an der Königlidken Maschinenbauschule zu Cöln bisher 10 Unterrichtsfurse von 1—3 wöchentliher Dauer abgehalten wurden, die insgesamt von 227 Teilnehmern besucht wurden. Der Nechnungsabshluß {ließt mit einem Uebershuß von 2255,21 4, und es ist hierbei das wert- volle Inventar, welches unter anderem auh eine Wassergasanlage, Glühofeneinrihtung, Nachbearbeitung8maschinen 2c. enthält, bloß mit einem Buchwerte von 1 # in Rechnung gestellt. Von der teh- nishen Auskunftsstelle des Verbandes wurden in der Berichtszeit fast 1500 technische Auskünfte erteilt.

Land- uud Forstwirtschaft.

Ernteaussichten in Canada.

Der Kaiserliche Konsul in Montreal berichtet unterm 27. v. M.: Nach der vom canadischen Statistishen Amt veröffentlichten Schägung der dieéjährigen Ernte für ganz Canada rechnet man bei den wichtigsten Getreidearten, mit Autnahme von Roggen, für den noch keine Schätzungézahlen vorhanden zu sein scheinen, auf folgendes Ergebnis:

Gele; 496 Millionen Bushel 8,7 Mill. az B; COOE s J O itc, O L a,

Das Erçebnis der Ernte von 1909 stellte sich, wie folgt:

Gerste 12,3 Mill. dz Hafer Weizen

Ernteaussichten in Indien.

Das Kaiserliche Generalkonsulat in Kalkutta berichtet unterm 91. v. M.: Nach den neuesten Ernteberichten, die deshalb besonderes Interesse verdienen, weil sie die Verhältnisse gegen Ende der Monsun- regen widerspiegeln, sind die Aussichten für die Ernten im größten Teile Indiens günstig bis gut. In Osftbengalen und Asfam sind die Aussichten für Winterreis günstg und die für Tee, Zukerrohr und Baumwolle gut. In der Mehrzahl der Distrikte Bengalens stehen die beranreifenden Ernten gut. In den United Provinces werden die Ernteauésichten als recht günstig bis gut bezeichnet. Der Stand der Feldfrüchte in Punjab ist im allgemeinen gut, dagegen in der North- West Frontier Provinz durchsnittlich nur genügend. In Zentral- indien sind tie Ernteauésichten auëgezeichnete, dagegen in den Zentral- provinzen nur eben genügend. Aus Bombay wird berichtet, daß die Feldfrühte im allgemeinen gut, aus Madras, daß sie im allge- meinen“ hinreibend gut steben. Fn Burma wird noch immer über ungenügenden Ausfall der Monsunregen geklagt.

Jagd.

Die Gemsen in der Schweiz. Im Anshluß an eine Meldung, daß der Kanton Graubünten für diesen Herbst die Gems- jagd gänzli verboten hat, beshäftigen si, wie die „Deutsche Alpen- zeitung“ in München mitteilt, {hweizerishe Blätter lebhaft mit der Frage der Schonung und Erhaltung des Gemswildes in unseren Alpen. Die Schäzungen über die Zahl der noch vorhandenen Gemsen schwanken zwishen 12000 und 20 000 Stück. Am zahl- reisten und am besten fkontrolliert ist dieses Wild in den Schonbezirken, den sogenannten Freibergen. So soll der große Glarner Freiberg am Kärpfstock, zwishen Sernf- und Lintthal mindestens 12000 Gemsen beherbergen. Man fkann hier nochch Rudel bis zu 100 Stück beobahten. Wo die Jagd erlaubt ift, een diese Grattiere natürlich viel spärliher und seltener zu sehen, esonders da an manchen Orten auch außerhalb der Fandel: viel gewildert wird. Sachverständige \chäßen die Zahl der Winter- felle die alle von gewilderten Gemsen herrühren ani kts und alljährlich in den Handel oder in Verarbeitung bei Gerbereien und Kürschnern gelangen, auf über 1000. Besouders viel soll im Berner Oberland gewildert werden. Ein vom Kanton Graubünden ein- gelepter Aus\huß zur Hebung des Wildstandes bezeichnet einen estand von fünf Gemsen auf den Quadratkilometer als normal und bei besonderer Berücksichtigung der land- und orstwirtschaftlichen Verbältnisse zulässig. Danach vermöhte das s{weizerische Alpen- ebiet einen Gemsenbestand von annäbernd 80 000 Stück zu beher- ergen, ohne daß dadur die Land- und Forstwirtschaft merklih ge-

schädigt würden.

Am 8. Oktober d. I. tagte im Architektenhause zu Berlin die-

Freitag, die erste Aufführung des fünfaktigen ) Ende“ von Hermann Sudermann statt. Die Regie führt Dr. Hans Kaufmann.

Verkehrsanstalten.

Das staatlihe Shleppmonopol. Auf den neuen, im Westen der preußishen Monarchie zurzeit im

Bau begriffenen Schiffahrtstraßen ist nah § 18 des Wasserstraßengeseßzes vom 1. April 1905 ein einheitliher staatlicher Schleppbetrieb ein- zurihten. Bei den Beratungen des Gesamtwasserstraßenbeirats, die im Frühjahr stattfanden, sowie bei allen anderen geeigneten An- lässen haben die Regierungêvertreter zum Auédruck gebracht, daß um so weniger daran gedaht werden dürfe, di-se Vor- schrift aufzuheben oder auch nur an ihr zu ändern, al3 ihre Einfügung in die _Geseßzesvorlage sfeinerzeit einen wesent- lichen Bestandteil der Einigung gebildet habe, auf Grund deren die Geldmittel für die Kanalbauten bewilligt worden seien. In beteiligten Kreisen sind neuerdings gleihwohl Stimmen laut geworden, welche die nachträgliche Beseitigung des staatliden Schleppmonopols be- fürworten. Demgegenüber kann nicht bestimmt genug betont werden, daß es bei der Geseßzesvorschrift bewenden muß, die der Staats- regierung die L S Durchführung des Monopols auferlegt und allein die näheren 3

Ausführungsgeseße vorbehält, welches nach nochmaliger Anhörung des Wasserstraßenbeirats dem Landtage zugehen wird.

estimmungen über die Einzelheiten einem

Wegen Störung der regelmäßigen Eisenbahnver-

bindungen it des Streiks an der französishen Nord- bahn ift der ge

dieser Eisenbahn gelegenen Stationen einschließlich der nördlichen Stadtteile und Vororte von Paris am 11. Oktober eingestellt worden. Pakete dahin können vorläufig zur Beförderung nicht an- enommen werden; die unterwegs befindlihen Pakete müssen an die

amte Paketverkehr von und nah den im Bereiche

bsender zurückgeleitet werden. Pakete nach dritten Ländern über

Frankreich werden vorläufig über die französishe Ostbahn befördert.

Wegen Cholera werden Reihspostdampfer auf Heimreise

327 von Australien und 455 von Ostasien sowie auf Ausreise 461 nah Ostasien Neapel nicht anlaufen. Post wird über Genua geleitet. Abfahrt von Genua nach Ostasien am 20. Oktober, 12 Ubr Mittags. Abgang der leyten Post für Ostasien aus Berlin 19. Oktober, 8,0 Uhr Vormittags.

Cöln, 12. Oktober. (W. T. B.) Amtlihe Meldung. Infolge

der Arbeitseinstellung bei der franzöfishen Nordbahn is der Per- sonenverkfehr über deren Linien vorläufig gesperrt. Auf den belgischen Linien verkehren die Personenzüge bis und von der Grenz- station Erquelires.

Theater und Musik.

Volksoper. Daß ein Institut wie die Volkëoper, die breiteren Schichten des

Publikums die Kenntnis der musikdramatisden Werke vermitteln will, an Mozarts „Don Juan“ niht vorübergehen fann, ift selbst- verständlich, nur darf man dort bei solchen Opern, die eigentli einen großen Bühnenapparat und bestgeshulte Sänger erfordern, seine An- sprüche nicht zu hoch stellen. Der „Don Juan“, wie er in der Volks- oper am Sonntag zum ersten Male aufgeführt und estern wiederholt wurde, vermag auch in der Tat nur bescheidenen Ansprüchen zu ge- nügen. Aeußerlich beschränkte man ih auf das Notwendigste nah der alten Schablone, aber auch musikalisch und textlih blieb man allen Verbesserungsbestrebungen gegenüber völlig gleihgültig. Ge- boten wurde aber, wenn man davon absieht, immerhin recht gutes. Besonders bewährte \sich wieder Herr Bünger in der Titelrolle als ein in allen Sätteln gerehter Sänger; er ist eine der wertvollsten Kräfte, über die die Volksoper verfügt. Eine vornehme Gesangs- L war der Komtur des Herrn Joslewitz und ein annehmbarer epore

Mar Nicolaus konnte \sih sehen und hôören lassen. Mit einem ewissen Abstand von den Obengenannten sind die Leistungen der

lo Herr Oskar Foerster. Auh der Don Octavio des Herrn

amen Senberk (Donna Anna) und Lotte Cassel (Donna Elvira)

zu bewerten, und ganz zuleßt das Paar Masetto-Zerline. Chor und Orchester boten unter der umsichtigen Führung des Kapellmeisters Schüller, der das Ensemble mit fester Hand zusammenkhtelt, be- friedigende Leistungen. An Beifall ließen es die Zuhörer nicht fehlen.

Im Neuen Königlihen Operntheater geht morgen,

Freitag, R. Leoncavallos Oper in zwei Akten „Bajazzi“ mit Frau Monrad, den Herren Kraus, Bischoff, Habih und Philipp in den e in Verbindung mit L. Blehs „Versiegelt“, mit den

amen Hempel, Easton, von Scheele-Müller, den Herren Bronsgeest

und Bahmann, in Szene. Herr Lieban singt in der leßteren Vper zum ersten Male den Ratsdiener Lampe. Die musikali])he Leitung haben die Herren Kapellmeister Blech und Dr. Bes[.

Im Königlihen Schauspielhause wird morgen H. Lees

Volkêlustspiel „Der Schlagbaum“ in der bekannten Beseßung ge- geben. Am näcsten Sonnabend geht zum ersten Male Hermann Bahrs dreiaktiges Lustspiel unter seinem ursprünglichen Titel „Der Krampus“ in Szene. Die Titelrolle spielt Herr Vollmer; in den anderen Rollen sind die Herren Zeisler, Boettcher, Eggeling, Werrack, Platen, Nallentin, Eichholz sowie die Damen Buße, Mever, Ressel, Heitler und Steinsieck beschäftigt. Die Regie sührt Herr atry.

Im Berliner Theater verabschiedet sich morgen, Freitag,

Hansi Niese von dem Berliner Publikum in der Operette „Das Musikantenmädel“. Die Vorstellung beginnt ausnahmsweise schon um 74 Uhr.

Im Sillertheater O0. (Walnertyeater, findet morgen, ramas „Sodoms

Die morgige Einweihungsfeier des Volfksliedersaales im

Tiergartenhof beginnt um 84 Uhr und bringt das erste volkstümliche Liederkonzert des neuen Unternehmens. Neben ciner Anzahl bewährter Kräfte wird, dem Programm. des NVolksliedersaales entsprechend, auh eine Reihe in Berlin noch unbekannter - Künstler sich zum ersten Male vorstellen. Der Abend wird vom Grell-Verein mit Glucks Festgesang eröffnet, ihm folgt ein Lieder- programm, bestehend aus nahezu 30 Liedern der flassishen und modernen Literatur. Eintrittskarten zu 75 «4 und 1,25 M, ein\schließ- lih Programm und Garderobe, sind bei Bote u. Bock, A. Wertheim und im „Invalidendank“ sowie Abends an der Kasse erhältlich.

Mannigfaltiges. Berlin, 13. Oktober 1910.

Die Zollsupernumerare. Für die Annahme und Aus-

bildung der Zollfupernumerare sind am 24. September d. J. von dem Finanzminister neue Bestimmungen erlassen worden, die einige bedeutsame Aenderungen gegen die bisherigen Bestimmungen enthalten. Während bisher bei der Verwaltung der Zölle und indirekten Steuern die Supernumerare cine cinheitliche Ausbildung für das gesamte Geschäftägebiet erhielten, sollen g für das Gebiet der allge- meinen Zollverwalturg (Zölle und Verbra

Gebiet des Stempel- und Erbschafts\teuerwesens besondere Super- numerare cingestellt werden, die Jediglich für das von ihnen ges wäblte Gebiet ausgebildet werden und dauernd darin zu _ver- bleiben haben. An der bisherigen Forderung der Reife für die Ober- prima einer neunstufigen höheren Lehranjtalt (Gymnasium, Ober-

uchs\teuern) und für das