1910 / 247 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 20 Oct 1910 18:00:01 GMT) scan diff

Angekommen:

__ Seine Exzellenz der Staatsminister und Minister der öffentlichen Arbeiten von Breitenbach, von Dienstreisen aus Schlesien;

Seine Exzellenz der geistliche Vizepräsident des Evangelischen Oberkirchenrats, Oberhofprediger D. Dryander, von einer dienstlihen Reise.

Nichtamllicßes.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 20. Oktober.

Der Bundesrat versammelte sih heute zu einer Plenar- sizung; vorher hielten der Aus\huß für Rehnungswesen, die vereinigten Ausschüsse für das Landheer und die Festungen und für Justizwesen sowie der Ausschuß für Handel und Ver- fehr Sizungen.

Der Präsident des Königlih Preußischen Statistischen Landesamts, Wirkliche Geheime Oberregierungsrat Dr. Blenck hat einen mehrwöchigen Urlaub angetreten.

Meelenburg-Strelitz.

Seine Majestät der König von Sachsen ist gestern mittag zum Besuche des Großherzoglichen Hofes in Neustreliß eingetroffen und, „W. T. B.“ zufolge, von Jhren König- lihen Hoheiten dem Großherzog und dem Erbgroß- herzog auf dem Bahnhof empfangen worden. Abends fand zu Ehren Seiner Majestät des Königs im Schlosse Galatafel statt, bei der zwischen den beiden Monarchen Trinksprüche gewechselt wurden.

Oesterreich-Ungarn.

Der Ausschuß der ungarischen Delegation für die auswärtigen Angelegenheiten hat nah einer Meldung des „W. T. B.“ gestern das Budget des Ministeriums des Aeußern angenommen.

In der gestrigen Sizung des Unterausschusses der nationalpolitischen Kommission des böhmischen Land- tages wurde, obiger Quelle zufolge, beschlossen, den Antrag Frengel auf nationale Seftionierung des Landesausschusses sowie die tshechischen Gegenanträge einem aus neun Mit gliedern bestehenden Subkomitee zuzuweisen mit dem Antrage, binnen 48 Stunden Bericht zu erstatten.

Großbritannien und Frland.

Der König Manuel und die Königin Amelia find laut Meldung des „W. T. B.“ bei ihrer gestrigen Ankunft im Hafen von Plymouth von dem Earl of Howe als Vertreter des Königs empfangen worden. Ferner waren der Herzog von Orléans, der Marquis de Soveral, bisher portugiesischer Gesandter in London, der spanische Botschafter und der Ober- befehlshaber der Seestreitkräfte in Plymouth zur Begrüßung erschienen. Die Majestäten begaben sich nach der Landung sogleih nah dem Bahnhof, von wo sie nah Woodnorton ab-

reisten. l Wie das „Reutersche Bureau“ erfährt, besteht England in seiner Note an Persien darauf, daß, falls die Ordnung auf der Straße Buschir—Jspahan in drei Monaten nicht wieder hergestellt ist, eine persishe Truppenmacht am Platze organisiert wird, die von acht bis zehn englischen Offizieren der indishen Armee befehligt werden und zum Schuße dieses Weges dienen soll. Es sei keine Rede davon, daß die indische Regierung irgendwelche Verantwortung in dieser Angelegenheit übernehmen oder irgendwelche Uebergriffe gegen die Integrität Rersiens versuchen werde. Jn einer gestern in Glasgow gehaltenen Nede wies Balf our auf die Aenderung in der Seemachtstellung Großbritanniens hin, die er als verhängnisvoll bezeichnete. Wie das „W. T. B.“ meldet, führte der Redner aus:

Im Bau von Kriegsschiffen sei während der beiden unheil- vollen Jahre des leßten Parlaments etne beklagenswerte Paufe eingetreten. Er fkönne die gegenwärtige Lauheit niht be- greifen. Der englishen Inferiorität im Bau von Kriegsschiffen müsse unter allen Umständen gründlich und unverzüglich abgeholfen werden. Wenn England nicht timstande fei, aus den laufenden Finanzmitteln Abhilfe zu schaffen, so müsse es sich die erforderlihen Mittel durch eine Anleihe verschaffen. Andere Länder müßten die Ueberzeugung gewinnen, daß troß aller Parteikämpfe die Nation fest entshlossen sei, für die Aufrechterhaltung ihrer Macht und die Erfüllung ihrer nationalen Pflichten den leßten Schilling und den lezten Mann zu opfern.

Frankreich.

Einer Note der „Agence Havas“ zufolge ist zwischen der türkishen Botschaft und der franzöfischen Regicrung über die türkische Anleihe im Prinzip ein Abkommen erzielt, und die einzelnen Punkte dieses Abkommens sind der Regierung in Konstantinopel zur Genehmigung unterbreitet worden.

Die Lokomotivführer und Heizer der Südbahn haben, „W. T. B.“ zufolge, beschlossen, den Ausstand fortzuseßen. Sie hoffen, damit den allgemeinen Ausstand auf allen Bahn- linien wieder ins Leben zu rufen. Auch der Toulouser Ausschuß der Eisenbahner hat gegen den Beschluß des Pariser Ausstands- fomitees, die Arbeit wieder aufzunehmen, Protest eingelegt. Er erklärt in einem Aufruf, die Eisenbahner ließen sih dur einen solchen Verrat nicht entmutigen.

Ftalien.

Die Königin-Witwe Maria Pia von Portugal ift, wie das „W. T. B.“ aus Pisa meldet, gestern vormittag an Bord des Kreuzers „Regina Elena“ in der Nähe der König- lihen Villa San Rossore eingetroffen und sofort an Land gegangen.

Spanien.

Der Ministerpräsident Canalejas

hatte gestern eine Unterredung mit dem Korrespondenten des „Matin“ über die Verhandlungen zwishen Spanien und Marokîfo, in der er

laut Meldung des „W. T. B.“ u. a. sagte:

Die Verhandlungen dauern fort, El Mokri legt fogar Wert darauf, daß sie vor Ablauf dos Mcnats beendet sind, da er bald na Marokko zurückfkeßren will. Die [

Verlauf, weil die marokkanische Diplomatie niemals große Eile hat; Fraykreich ann davon erzählen. Wir sind im Begriff, die .von El Mokri mündlich gemachten Zugeständnisse zu proto- kfollieren, und die Vertreter Spaniens und Marokkos follen in 3 bis 4 Tagen wieder zusammentreten, um das Protokoll zu unter- zeichnen. Offenbar hat dieser Aufshub das falsche Gerücht hervor- gerufen, daß die Verhandlungen abgebrochen seien. Jch glaube, da die Verhandlungen ohne Schwierigkeiten weitergehen werden, ich selbst werde im gegebenen Augenblick in den Cortes meine Ansicht über die marofkkanishe Frage darlegen.

Türkei.

Der Ministerrat beriet gestern über die provisorische An- wendung sowie die späteren Abänderungen des Gesetzes über den Dienst des R e N S Nach einer vom „W. T. B.“ verbreiteten amtlihen Erklärung wurde eine voll- ständige Einigung mit dem Kriegsminister erzielt, der sich damit einverstanden erklärte, daß jede Ausgabe der Genehmigung des Rechnungshofes bedürfe. Der Marineminister hält seine De- mission aus Gesundheitsrücfsichten aufrecht.

Griechenland.

Das neue Ministerium ist nach einer Meldung des „W. T. B.“ folgendermaßen zusammengeseßt: Vorsiß, Krieg und interimistisch Marine: Venizelos; Aeußeres: Gryparis; Inneres: Repulos; Justiz: Dimitrakopulos; Finanzen: Coromilas; Handel: Binachi; öffentliher Unterricht : Alexandri. Das Kabinett hat gestern den Eid geleistet und die Geschäfte übernommen.

Serbien.

Nach dem gestern nahmittag ausgegebenen Krankheits- bericht hat sih das Allgemeinbefinden des Kronprinzen Alexander etwas gebessert. Dem Patienten wurde zwei- mal auf fkünstlihem Wege Nahrung in hinreichender Menge zugeführt. Einer heute eingetroffenen Depesche des „W. T. B.“ aus Belgrad zufolge hat der Kronprinz die Nacht teilweise im Schlummerzustande verbrahht. Das Bewußt- sein war des öfteren flarer als bisher, die Temperatur betrug morgens 39,4 Grad. Jm unteren Teile des rechtsfeitigen Brustkorbes besteht eine leichte Reizung des Lungenfelles. Der Kräftezustand ist mit Rücksicht auf die Krankheitsdauer be- friedigend.

Asien.

Das persische Kabinett ist vorgestern und gestern abend zur Beratung über die Antwort auf die englische Note zusammengetreten. Wie das „Reutersche Bureau“ meldet, wird erklärt, die Schwierigkeit der persischen Regierung, die Ordnung aufrechtzuerhalten, sei rein pekuniärer Art, und wenn die augen- blicklih im Gange befindlihen Verhandlungen, in London eine Anleihe aufzunehmen, erfolgreih seien, werde die persische Negierung Schritte tun können, die die in der britishen Note erwähnten energishen Maßregeln unnötig machen würden. Weiter wird erklärt, der Fortschritt der Anleiheverhandlungen sei abhängig von der Haltung Englands und Rußlands.

Die türkische Regierung hat nah Kermanschah und Sujbulak Konsulatswachen abgesandt, obwohl es bisher als ein Vorreht Englands und Rußlands betrachtet wurde, solche Wachen zu halten.

Vier große, 100 Werst von Jspahan entfernte Ort- \chaften sind nah einer Meldung der „St. Petersburger Telegraphenagentur“- durch Banden bewaffneter Nomaden aus- geplündert wonden. Die, halbnackten und hungrigen Be- wohner flüchteten na:- Pra dem das gleihe Schicksal droht, da es gar keine Besaßung hat.

Afrika.

Wie die „Correspondencia da España“’ aus Ceuta meldet, ist ein spanischer Schoner, der Waren nach Tetuan brachte, von Kabylen beschossen worden. Von der Besaßung wurde ein Maure getötet. Dieser Vorfall, der sih an der Küste der Beni Saïd 40 km von Tetuan ereignete, ist dem Machsen mit- geteilt worden.

Statistik und Volkswirtschaft.

Ein- und Ausfuhr einiger wichtiger Waren in der Zeit vom 1. bis 10. Oktober der beiden letzten Jahre.

Einfurr | Ausfuhr

im Spezialhandel

dz = 100 kg

909 | 1910 4 259 1 069)

2 259 4 888 2 715 4 266 222! 117

190 247 883 845) 779743 5 960 750! 6 419 766 10 271| 14 067 2 78

1781|

4128 230 446! 134 664 126 665

Warengattung

1910 / 1909 i 1909 E

74 789) 4453| 7441|

18 159) 4 537!

Baumwolle 74 604 9 834 Flachs, gebrochen, ge-

uf, eb usw. 1 640

5 167 Hanf, gebrochen, ge- \{hwungen usw. ute und Jutewer Merinowolleim Schweiß Kreuzzuchtwolle im Schweiß S R Eisenerze Steinkohlen Braunkohlen . . Erdöl, gereinigt . Chilesalpeter. . e) O Rohluvpen, Robschienen, | Robkblöcke usw. . 1757| 886 r D O 39| I 96 275 Eisenbahn-, Zahnrad-, | Pt (SawriMienen 146) 634 148515 Eisenbahnshwellen aus | | i E 28 546

Eisen . —_—_ A4 E e 89490 15374 2 078 Feingold, legiertes Gold 28,77 i 8,70! eutsche Goldmünzen . 2,42| 8,18 Fremde Goldmünzen 184,58! 0,51

Berlin, den 15. Oktober 1910.

Kaiserliches Statistishes Amt. van der Borght.

5 218

45 422 I 370

3802

863 169

3 685 403

2 145 138

305 891

| 132176 48627) 32697 103 §13 88 924

56 663

49 704 I O61

Aktiengesellshaften und Gesellschaften mit beschränkter Haftung im Deutschen Reiche am 30. September 1909. In demselben Ergänzungshefte zu Jahrgang 1910 der „Viertel- jahrshefte zur Statistik des Deutschen eichs", das die in Nr. 246 des „Niichs- und Staatsanzeigers“ besprohene Arbeit dcs Kaiserlichen Statistisben Amts über die Geschäftéergebnisse der deutschen Aktien-

Zerftandlungen nehmen einen langsamen | gesellshaften im Jahre 1808/09 enthält, wird auch eine Uebersicht

| Gletsh.r, der

über die Aktiengesellschaften, Gesellschaften mit beschränkter und fonstigen in deutschen Handelsregistern eingetragenen jur Personen nach dem Stande vom 30. September 1909 gegeben. M An diesem Tage waren im Deutschen Reiche 5222 tätige d nit in Liquidation oder Konkurs befindliche Aktien esell haite mit einem nominellen Aktienkapital von 14 737,33 Millionee fi vorhanden; hierunter befanden \sich 98 Kommanditgesellschaften if Aktien mit 600,94 Millionen Mark Kapital. Die 5222 tâtigen ah sellschaften hatten im Deutschen Reiche 1943 eingetragene Zwei Nieder, lassungen, die sich auf 679 Gesellschaften verteilten. Bis 1 Mill, Mèark Aktienkapital wiesen 2820, mehr als 1 Million Mark 24 tätige Aftiengesellschasten auf. Am 30. September 1909 waren f 368 nicht tätige Aktiengesellschaften einshließlih der nicht täti Kommanditgesellschaften af Aktien vorhanden, nämli 288 in Un dation und 80 in Konkurs mit 356,43 und 47,23 Millionen Man Aktienkapital. af Von den erstmalig von der Reichs\tatistik behandelten Gesell schaften mit beschränkter Haftung gab es an jenem Tas 16508 tätige mit einem Stammkapital von jzusammg 3538,52 Millionen Mark. Von diesem Betrag entf] 1500,29 Millionen Mark = 42,40 v. H. auf Sacheinlagen. S 16 508 Gesellshaften hatten im Deutschen Reiche 982 eingetr E Zweigniederlassungen, die sih auf 587 Gesellschaften verteilten. Je den 16 508 tâtigen Gesellschaften mit beschränkter Haftung batten 3479, also etwa ein Fünftel, ibr Stammkapital nur auf den eseß lihen Mindestbetrag von 20 000 4 festgeseßt. 15 334 Gesells fin hatten ein Stammkapital unter und 1174 Gesellschaften ein soldes über 1 Million Mark. Nicht tätige Gesellshaften mit beschränkte t bestanden am 30. September 1909 2479; von ibnen befanden ih 1970 mit 305,16 Millionen Mark Stammkapital in Liquidatiey und 509 mit 72,11 Millionen Mark Stammkapital in Konkurs.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Hamburg wird dem „W. T. B.“ gemeldet, daß di Wiederaufnahme der Arbeit dur die Werftarbeiter heut früh erfolgen follte. Bezüglich der Meinungsverschiedenheiten mit déêr Hamburg- Amerika-Linie u in einer beute stattfindenden Arbeiter, versammlung die Entscheidung fallen. Die Hamburg-Amerika-Cyie hat Lohn- und andere Zugeständnisse gemacht, aber gegenüber de Verkürzung der Arbeitszeit grundsäßlihe Abneigung gezeigt, worauf die Arbeiter auf diese verzihtet und ihre Vertreter zu ent\prechenten weiteren Verhandlungen beauftragt haben. A

In Bremen verliefen, wie ,W. T. B.“ erfährt, die auf gester vormittag -vertagten Einigungsverhandlungen im Straßen bahnerausstand (vgl. Nr. 246 d. Bl.) ergebnislos, da die Straßenbahner an einem gestern morgen einstimmig gefaßten Beschluß festhielten, nur in Verhandlungen einzutreten, wenn auch die Ver. treter ibres Verbandes daran teilnehmen können. Die Direktion lehnte jedoch jede Verhandlung unter Hinzuziehung von Verbandsvertretem ab. In einer heute morgen abgehaltenen Versammlung der Straßen: bahner wurde einstimmig beschlossen, jede weitere Verhandlung mit der Aufsichtsbehörde abzulehnen. Damit sind die Einigungs- verbhandlungen endgültig gescheitert. :

In New castle hat, ,W. T. B." zufolge, die gestern veranstaltete zweite Abstimmung der ausgesperrten Kesselschmiede abermals ergeben, daß die Mehrheit mit der Vereinbarung, die der Ausschuß des Verbandes der Kesselschmiede mit den Arbeitgebern getroffen hat, nicht einverstanden ist. (Vgl. Nr. 213 d. Bl.)

Der Kongreß der Bergarbeitersyndikate des Departe- ments Nord, von Anzin und des Departements Pas de Calais bat, wie dem „W. T. B.“ aus Lns telegraphiert wird, mit 61 gegen 14 Stimmen bei 14 Stimmenthaltungen den Antrag auf einen so: fortigen Ausstand der Bergarbeiter jener Gegend abgelehnt.

Wie man der „Voss. Ztg.“ aus Warschau schreibt, sind die Arbeiter der Aktiengesellshaft für pharmazeutische Erzeugnisse, „Motor“, sowie die der Metallwarenfabrik: Aktiengesell\chaft Konrad, Jarnuszkiewicz u. Co. in den Ausstand getreten.

Kunst und Wissenschaft.

„W. T. B.“ übermittelt eine weitere Fortseßung des Berichts über die von dem Oberleutnant Filchner geleitete Studien- GANE O teLOn nah Spigzbergen (vergl. Nr. 233 d. Bl.). Es beißt in ihr:

„Da wir glücklich im Lager sind, kann es uns vorläufig gleit: gültig sein, daß der Schneesturm unvermindert anhält. Wir sind rubebedürftig und bleiben für die nähsten zwanzig Stunden im Schlaffack eaen. Ein ungestörter Genuß ist das aber nit: dem einmal \{merzt einem der Rücken vom Schleppen des {weren Nut: sacks während der leßten Tage sowie auch von dem Liegen auf dem Eise; dazu prasselt der Schnee gegen die Zeltleinwand, die im Winde hin- und herknallt troß des schweren Seiles, das wir außen ringsherum gelegt haben. Dennoch ruht man leidlid aus: und als es ließli im Schlafsack zu langweilig wird, kriécen wir da es draußen immer noch ungemütlich wettert alle sed zusammen in das eine unserer beiden Zelte, wo wir mit Plänemathen, Plaudern und Essen die Zeit tots{lagen. Zwar ist die Haupt: aufgabe gelöst mit der erfolgreihen Vollendung der West - Ost durchgquerung. Da aber noch einige Tage zur Verfügung steben, soll ein Vorstoß nach Norden versucht werden, um auch hier den Anschluß an bekannte Teile der Insel zu erhalten und vor allen, um von einem der höheren Berge aus einen Ueberblick zu g winnen über die ebenfalls stark vereisten Partien jenes Gebieteë. Noch einen vollen Tag müssen wir warten, ehe das Wetter aufflart. Dann gehen wir zu zweit auf Schneeshuhen einige 6 bis 7 kn weit nach Norden vor, um zu erkunden, ob sih hier eine Möglichkeit zu weiterem Vorwärtskommen bietet. Wir suhen mehrere Stunden, finden aber die Gletsher wegen steiler Abbrühe und breiter Lang? und Querspalten alle unpassierbar. Also zum Lager zurück. Vi {lagen vor, nah Westen zum alten Lager V zu marschieren und von da den Weg nach Norden zu erzwingen. Freudige Zustimmung da jeder nah den Nuhetagen den Wunsch in si verspürt, die no° zur Verfügung stehende Zeit auch durch eine ordentliche förperlide Leistung auszufüllen. Es ist die alte Erfahrung: zu Anfang bedeute? die ungewohnte Arbeit eine rechte Anstrengung, und man war ]k® wenn man fertig war und ausruhen durfte; aber nun wir eing: Wochen mitten darin sind, ärgert man sh, wenn das Wetter ein? zur Untätigkeit verdammt, denn man fühlt so viel überschüssige Kraft, daß man das Bedürfnis hat, sie in körperliche Arbeit umzuseßen, Uk fh über jede Gelegenheit dazu freut. Rasch sind die Zelte ‘a gebrochen und die Schlitten gepackt. Nur langsam kommen wir pl wärts, da der frischgefallene Schnee klebt und die Kufen [Qw gleiten. Zudem sind alle Spalten überweht und vorsihtig an Seile zu überschreiten. Der einzige, der sich über den S nte freut, ist „Björn“, der das faule Lagerleben auch anscheinen? reihlih satt bekommen hat und \sich bellend und nie im Schnee herumwälzt und Freudentänze aufführt. Nach 3 Stund! sind wir im alten Lager, gerade zur rechten Zeit, da wieder Nebe! vom Eisfjord heraufzieht und leichte Flocken fallen. Am nächsten Nachmittag scheint es endli günstig zu sein. Zwar steht das D meter immer noch nicht übermäßig L aber rings herum ijt Wolke zu sehen, und die Sonne strahlt nah den trüben Tagen wietec einmal angenehm warm und fo recht zu unserem Vorhaben auffordern Diesmal bleibt nur der Meteorologe im Lager zurü, der sich eint Station zurechtgebaut hat und vor allem einen vollen Tag bindur® lufiecleftrishe Messungen vornehmen will. Wir anderen legen die Schneeschube an und rücken ab. Jn den Nudcksäckden S ctwas Proviant und wenige Instrumente, darunter der TheS famt seinem {weren Stativ, den wir mitnehmen, um von einem 1 ersteigenden höheren Berge aus die Anschlußmessungen auszuführen. Da es gestern leicht gefroren bat, gleiten die Skier gut voran. l

c . À @ - N lasen folgen einem direkt nach Ncrden ziehenden breiten, fall spaltenlQ

0 A L s winMta ant. anstalt. Suerit tue E

und bei der lachenden Sonne so warm, daß der Sweater als Ober- eseidung genügt; aber je höher wir kommen, desto heftiger drängt uns ein falter Nordwind gerade entgegen, und als es ich nun rasch mit Schneewolken von dort und auch von Westen her überzieht und die Sonne bald verhüllt wird, beeilen wir uns, in die dicken Zaten und sogar in die Windanzüge z shlüpfen. Nach kurzer Beratung, ob ein Weitergehen zweckmäßig sei, seßen wir uns wieder in Mars. Es ist die leßte Gelegenheit, nah Norden zu kommen, und es soll erzwungen werden, koste es, was es wolle. Bald sind wir in vichtem Schneegestöber, und dazu pfeift der Wind genau wie vor einer Moche, als wir von der Ostküste zurückamen. Die leßte Hoffnung ist, daß das Wetter vorüberziehe; aber wir merken bald, daß es sich nur starker auswächst. Wir überlegen : weiter zu gehen ist leict- sinnig, da wir den Weg noch nicht gemacht haben und leicht in Spalten geraten oder uns verirren können, weil man nicht weit voraus sehen fann. Und selbst, wenn es \{ließlich gelingen sollte, einen Berg zu ersteigen, so würde sih bei diesem Wetter doch feine Uebersicht bieten. Zudem wäre es dann fraglih, ob wir den üdweg wiederfinden würden; jeßt sind unsere Anstiegspuren noch ziemlich deutlich zu erkennen , aber wie bald werden sie verweht und zugedeckt fein. Da entschließen wir uns schweren Herzens ¡ur Rückkehr. Zu unserem Glü, denn auch den ganzen folgenden Tag \inturh halten Unwetter und Nebel an; der Weitermarsh wäre nußlos gewesen, und es ist die Frage, ob wir glücklich zum Lager zurü- gefunden hätten. Noch einen Tag bleiben wir dort: als aber au dann noch besseres Wetter nicht zu erwarten ift, beschließen wir den Rückmarsh ¿ur Westküste. Am 26. August soll uns der kleine Fohlendampfer „Munroe“ von der Adventbai abholen; wir richten uns so ein, daß wir am 22. Mittags von der Tempelbai dorthin auf- brehen. Das ist reihlih gerechnet; aber wer weiß, was uns im Eis- Ford noch alles widerfahren wird ? Der Rückmarsch geht ras von satten. Einmal dacht sih der Gletsher sanft zur Küste hin ab; dann sind die Schlitten inzwischen wesentlich leihter geworden, da wir nur noch zwei Kisten Proviant mitführen; ferner sind die Sümpfe, die uns beim Anstieg foviel Schwierigkeit maten, durch den Frost der leßten Tage (4 bis 5 Grad ‘Celsius) hart gefroren und darum ebenso [leicht passierbar wie die meisten in- ¡wischen überwehten Spalten, und endlich haben wir selbst {ließli die Erfahrung und Uebung der leßten Wochen, die auch hier den Meister maht. Nur an zwei Stellen geraten wir in so dichte Spaltenlabyrinthe hinein, daß Erkundungsabteilungen vorgehen und wir Umwege machen müssen. Schon in der Nacht vom 20. auf den 21. treffen wir am Fuß der großen Seitenmoräne wieder ein, die uns vom Anstieg hec noch in unangenehmer Erinnerung is. Die Zelte, Focher und Schlafsäcke lassen wir dann noch am Gletschersteilabfall hinunter, klettern am Seil nach und liegen um 4 Uhr früh am Strande, wo wir unser Boot und die Reservekisten unverschrt vor- finden. Hier gibt's ein üppiges Festmahl, und mit gutem Notspon und Sekt wird die glückliche Durchführung des Hauptprogramms gebührend gefeiert. Während der paar Stunden, die wir dann im elt liegen, werden wir häufig aus dem Schlaf geweck durch das Herabstürzen großer Cisblöcke, die fh vom Ende des von Post- Gletschers lösen. Wir liegen so dicht am Ufer, daß wir deutlich die Welle auflaufen hören, die dabei entsteht, und der dem Eingang zunächst Legende krieht sogar einmal aus seinem Schlafsack heraus, um nah dem Boot sehen, das wir gleich nch unserer Ankunft zu Wasser gelassen hatten. Als wir gegen Mittag ins Gex treten, treiben in der Bucht überall größere und kleinere Eistrümmer von den phantastishsten Formen umber, zwischen denen sih einzelne Nobben und Tausende von Vögeln tummeln. Das Vorfinden verschiedener Luxusgegenstände wie Zahn- bürste und -wasser, trockener Strümpfe, leihter Schuhe und frischer Wäsche im Basislager gibt dann willkommene Gelegenheit zu mebr oder weniger gründlicher Reinigung, soweit das bei dem zur Verfügun

stehenden Wasser von etwa 1x Grad Celsius angenehm und mögli

ist. Dann werden die Schlitten und der übrige Teil der Ausrüstung vom Gletscher an Seilen hinabgelassen und alles am Strand auf- gestapelt. Eine leßte Generalmusterung scheidet alles Entbehrliche aus. Eine Kanne mit 25 1 Petroleum, viele Konserven und leere Kisten werden zurückgelassen; zum Schluß geben die unbrauhbaren Stüce in Flammen auf. Am Abend veranstalteten wir eine Jagd- partie auf Robben und Vögel, wobei wir oft Mühe haben, unfer {weres Boot von den überall herumshwimmenden Cisblöcken frei zu halten. Kalt und unfreundlih bricht der leßte Morgen am von Post-Gletsher an, und wir sind froh, diese Ecke bald verlassen zu können. Da günstiger Wind direkt vom Osten weht, wollen wir zu segeln ver- suhen. In wenigen Stunden is aus 3 Brettern ein Mast zureht- ezimmert und aus den Zeltunterlagen ein Segel zusammengenäht ; Gletscherseile geben die Wanten und andere notwendigen Enden ab. Nah einer feierlichen Taufe maht das Schiff seine Probefahrt, erhält dana noch einige kleine Vervollklommnungen, und Nachmittags Punkt 3 Uhr verläßt es bis oben hin mit der gesamten gebliebenen Ausrüstung vollgepackt und mit 3 Mann Besaßung die Tempelbai.“

Nah von „W. T. B.“ übermittelter Mitteilung des (Chemikers Zir William Namsay wird jeßt in Limehouse aus Pechblende von Cornwall nach einem neuen Verfahren monatlich ein halbes Gramm Nadium hergestellt. Es sei möglich gewesen, in zwei Monaten eine Menge Radium zu gewinnen, für deren Herstellung im Auslande zwei Jahre erforderlih gewesen wären.

Literatur.

__— Ludwig van Beethovens sämtlihe Briefe hat Emerih Kastner im Verlag von Mar Hesse in Leipzig heraus- gegeben (in Leinen 4 4: in Geschenkband 5 A). Der stattlihe Band enthält 1450 Briefe meist von Beethoven selbst; einige von Zeit- fenossen sind eingestreut. Ein kurzgefaßtes Negister gibt über die ersonen, an die die Briefe des Meisters gerihtet sind, Aufschluß. Man kann diese Sammlung als billige Volksausgabe begrüßen; jeder Beethoven-Verehrer wird sie gern zur Hand nehmen und si threr Vollständigkeit freuen. Freilih werden nur diejenigen die Sammlung mit vollem Verständnis lesen, die über das Leben Beethovens einigermaßen unterrihtet sind, oder die die Lektüre der riefe mit derjenigen einer Lebensbeshreibung verbinden. Diefe Einschränkung soll feine Herabseßung der Brieffammlung bedeuten, enn ihre Ausstattung mit genügend unterrichtenden Anmerkungen würde jene Einschränkung ja auch nicht völlig überflüssig gemacht en. Ein Kommentar vertrug sich wohl auch nicht mit dem Zweck des Buches, das für die weitesten Kreise bestimmt ist und das daher hon aus Preisrücsichten niht allzu umfangreich werden dürfte;

mfaßt es doch ohne Kommentar {hon über 9C0 Seiten „_, Emanuel Geibel hat Jahrzehnte hindur zu den beliebtesten tikern gehört. Dann trat cin Rückschlag ein: den Modernen war der Dichter zu „fromm“ in seiner Gesinnung, zu „klassish“ in feiner orm. Geibel wurde als „Bafishlyriker“ abgetan. Mochte feine Zidtung in manden Kreisen überschäßt gewesen sein, das Urteil liner jüngeren Kunstgenossen und das der Mehrzahl der jüngeren titiker ging in der Ablehnung weit über jedes gerechte Maß und iel hinaus. Unbeschadet der künstlerishen Verdienste der neuesten Qu wâre es ein betrübliches Zeichen, wenn dein heutigen Geschlecht der Ann für Geibels warmherzige und im edelsten Sinne feusche Liebeélyrik feineren gegangen fein sollte und wenn der „Herold des Reichs“ mit Viavon tiefer VaterlandEliebe durhtönten Gesängen heute keinen derhall mehr zu wecken vermöchte. Den Dichter wieder weiteren tisen näher z1 führen, ist die Absicht einer biographisch-kunstkritischen Weit über „Emanuel Geibel“, die Georg Kleibômer bei Arb erthes in Gotha herausgegeben hat (1,60 M, geb. 2,25 M.) Ae ch und volkstümlih geschriebene Arbeit schildert des Dichters ded 1g Wirken und sein Verhältnis zu den literarishen Strömungen der hö] Jahrhunderts. Das Buch sei Volksbibliotheken und denen öheren Lehranstalten empfohlen. skar Weise: Deutsche Sprach-

(Verla und Stillehre. lag von B. G. Teubner in Leipzig, geb. 2,20 M.)

Das bereits

in 3. vermebrter Auflage vorliegende Büchlein ift eine Ergänzung zu der vom Allgemeinen deutschen Sprachverein preiégekrönten Schrift desselben Verfassers: „Unsere MutterspraWe, ihr Werden und ihr Wesen“. Während aber in diesem Werk hauptsächlih der Zusammen- hang zwishen Volkscharakter und Sprache untersucht wird, dient das vorliegende mehr praktischen Zwecken. Es verfolgt die grammatischen Erscheinungen unserer Sprache in ihrer Entwicklung und will, indem es zum Nachdenken über ihre Eigenart anzuregen sucht, zugleich eine Anleitung zum richtigen Sprachgebrauch bieten. Das Buch zerfällt in zwei Teile: Sprachlebre und Stillehre. Im ersten Teil wird zunächst auf das Wesen des Sprachlebens hingewiesen, dann werden die wichtigsten Erscheinungen der Laut-, Formen- und Wortbildungslehre besprochen. Den S(luß bildet eine Uebersicht der syntaktishen Eigenheiten. Der zweite Teil enthält eine sebr geshickt verfaßte Stillehre, in der durch „Regel und Vorbild“ gewirkt werden soll, besonders durch Darbietung ausgewählter Stilproben erzählender, philosophisher und rednerischer Prosa von den bedeutendsten Vertretern unseres Schrifttums.

Im selben Verlag ist eine Ueberseßzung der Schrift „Einleitung in die Sprahwissenshaft“ von V. Porzeziúski, Professor an der Universität in Moskau, erschienen, die von dem Lektor an der Berliner Handelsbc{\{ule Dr. E. Boehme besorgt wurde (3 #, geb. 3,60 ). Einleitend wird der Gegensiand der Sprachwissen- schaft, ihre Aufgaben und Methoden dargelegt, und dann eine knappe Geschichte ter Sprachwissenschaft geboten. Es folgt eine genealogische Klassifikation der Sprachen und ein Abschnitt über die Physiologie der Sprechlaute (Phonetik). In den weiteren Kapiteln find die Einzelwörter, Wortgruppe und Sat, die Veränderungen der Sprache und ihr Ursprung behandelt. Das leßte Kapitel behandelt die indogermanische Ursprache und die prähbistorishe indogermanische Epoche. Das Buch war als furzgefaßter Leitfaden für die Vorlesungen des Verfassers an der Uni- versität Moskau und an den Moskauer ¿Frauenhochs{chulkursen abgefaßt. Für die vorliegende deutshe Ueberseßung hat Professor Porzeziúski alle speziell auf das Russishe und die anderen slawishen Sprachen bezugnehmenden Auseinanderseßungen derart umgestaltet, daß sie nun- mehr auf die deutshe Sprache Anwendung finden.

Die Karlsruher Ortsgruppe des Deutschen Ostmarkenvereins versubt in eigenartiger Form die staatsbürgerliche Erziehung aus- zuüben, indem sie „Nationale Jugendvorträge" veranstaltet. Diese Vorträge waren zunächst für die beiden obersten Klassen der böberen Knaben- und Mädchenschulen einscchließlich der Zöglinge der Karls- ruber Seminare bestimmt. Sie sollten eine Geist und Gemüt zuglei erfassende Einführung in Wesen und Lebensbedingungen des deutschen Volkes und des Deutschen Reiches bieten, um so mit der Einsicht in jene auch zugleich Wunsch und Willen zu wedcken, einst die Pflichten gegen beide treu und hingebend zu erfüllen. Die überaus freundlide Aufnahme, die die Veranstaltungen fanden, hat die genannte Ortsgruppe des Ostmarkenvereins veranlaßt im Verlag von B. G. Teubner in Leipzig die bisher gehaltenen 4 Vorträge sowohl einzeln als auch in einem Büchlein vereinigt, der deutschen Jugend und deren Freunden im Druck dazubieten. Das Büchlein „Nationale Vorträge veranstaltet von der Ortsgruppe des deutschen Ostmarkenvereins*, 1. Jahrgang, 1910 (geh. 120 MÆ) fei weiten Kreisen bestens empfohlen. Seine Lektüre wird boffentlih andere Ortsgruppen und alle Vereine, die sich mit Jugenderziehung befassen, zu ähnlihen Veranstaltungen anregen. Die vier in ibm enthaltenen Vorträge behandeln folgende Themata : Grundzüge der nationalen und \taatlihen Entwiélung Deutschlands von Dr. Peter Pfeffer: die neuzeitlihe Entwicklung der deutschen Sprache, von Dr. Karl Ott; die neuzeitlihe Ausbreitung des Deutsch- tums über See von Gustav Rieger und die Ausbreitung des Deutshtums nah Osten von Kurt Lang. Zur Erklärung der mit den Vorträgen verfolgten Absicht ist in dem Büchlein die Ankündigung vorausgeschickt, dur die zum ersten Vortrag eingeladen wurde.

Im Verlage von F. A. Brockhaus in Leipzig beginnt ein neues Werk Sven Hedins „, Zu Land nah Indien durch Persien, Seïstan, Belutschistan“ zu ers{einen. Das mit 300 Abbildungen, 6 bunten Tafeln, 3 Panoramen und 2 Karten ausgestattete Werk wird 36 Lieferungen zu je 50 H umfassen und in 2 Bänden gebunden 20 M kosten. Die erfte Ueferung ift soeben erschienen. Nachdem die früheren Neisewerke Sven Hedins, der nicht nur ein fühner Forscher ist, sondern auch über ein meisterhaftes Darstellungs- talent verfügt, in den weitesten Kreisen das größte Interesse gefunden haben, wird man dem Erscheinen auh dieses neuesten Werkes mit Spannung entgegensehen.

- Die Gesellschaft der Naturfreunde „Kosmos“ beginnt (bei Franckh in Stuttgart) ein volkstümliches Lieferungswerk herauëzugeben, das unter dem Titel: Die Erde eine gemeinverständlihe Geologie enthalten soll. Verfasser des Werkes ist Dr. B. Lindemann. Die Darstellung soll in zwei Bände geteilt werden, deren erster die geologischen Kräfte behandelt, während der zweite eine Geologie der deutschen Landschaft bieten soll. Der erste Band wird 8—10 Liefe- rungen zu je 80 „4 umfassen. Die erste, mit reihem Bildermaterial ausgestattete Lieferung liegt vor. Sie berechtigt zur Annahme, daß der Verfasser sein niht leihtes Vorhaben mit Umsicht und im guten Sinne volkstümlih durchführen wird.

Die Verlagsfirma Franz Vahlen in Berlin, Lnkstraße 16, die vornehmlid auf dem Gebiete der Rehts- und Staatswissenschaften tätig ist, hat einen Katalog der von 1870 bis jeßt bet ihr er- schienenen Werke veröffentliht. Er enthält eine alphabetishe und systematische Uebersicht sowie ein Sachregister und wird Interessenten von dem Verlag kostenlos zugestellt.

Die Motorluft\chiff-Studiengesellschaft in Berlin hat ihr Jahrbuch für 1908—1910 herausgegeben, das allen, die an der Luftschiffahrt Interesse nehmen, empfohlen sei. Die Schrift ent bält außer einem Geschäftsberiht und einem Verzeichnis der Sißungen Bericht und Uebersicht über die ausgeführten Fahrten, eine recht ein- gehende Uebersicht über die Arbeiten des technischen Ausschusses, etne weitere über den augenblicklihen Stand der Wftschiffindustrie, An- gaben über die Weiterentwicklung der astronomischen „Navigation im Luftshif} sowie Angaben und Uebersichten über die Geschäfte der Gesellschaft in den beiden leßten Jahren.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs- maßregeln.

Das Kaiserlihe Gesundheitsamt meldet den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche aus Cunsdorf bei Elsterberg, Amts- hauptmannschaft Plauen, Königreih Sachsen, und aus Roggenau, Kreis Znin, Neg.-Bez. Bromberg, bei Händlervieh, am 18. Oktober 1910.

Griechenland.

Die bisherige zweitägige Quarantäne gegen Herkünfte von den Häfen des Asowschen Meeres, mit Einschluß des Hafens von Kerts\ch{, ist laut Mitteilung der griehishen Vegierung aufgehoben und dafür eine ärztlihe Untersuchung aller Personen an Bord nebst Desinfektion der Kleidung der Passagiere 111, Klasse und der Besagzung verfügt worden. :

Nach einer weiteren Mitteilung der griechischen Regierung ist für die Herkünfte von der Schwarzen -Meerküste zwischen Bartin und Achtebol eine fünftägige Quarantäne nah den Vorschriften für die Verhinderung der Choleraeinshleppung, ohne Anrechnung der Ueberfahrt, angeordnet. (Vergl. „R.-Anz.“ vom 8.. August d. I., Nr. 184.)

(Weitere Nachrichten über Gesundheitswesen 2c. \. i. d. Ersten Beilage.)

Theater und Musik.

Im Neuen Königlichen Ovperntheater findet morgen, Freitag, eine Wiederholung der „Negimentstochter“ in Verbindung mit dem Ballett „Die Puppenfee“ statt. . :

Im Königlihen Schauspielhause wird morgen das Lust- spiel von Hermann Bahr „Der Krampus" in der bekannten Beseßung wiederholt.

Das Wiener Kunsttheater (im Thaliatheater) bringt Sonnabend eine literarische Neuheit für Berlin, und zwar L.. Anzen- grubers Drama „Hand und Herz“.

_Im Modernen Theater ist die für heute angekündigte Erst- aufführung von Leo Birinskys vieraktigem Trauerspiel „Der Molo“ auf Sonnabend verschoben worden. Bis dahin bleibt „Die beste der Frauen“ auf dem Spielplan.

Mannigfaltiges. Berlin, 20. Oktober 1910.

Gestern fand, wie „W. T. B.“ berichtet, im Reichstagsgebäude die konstituierende Sitzung des Jubiläumskomitees der Deut - \chen Marinestiftung „Frauengabe“ unter dem Protektorat JIhrer Kaiserlihen und Königlichen Hoheit der Kronprinzessin statt. Der Kommerzienrat Selberg eröffnete die Sißung und {lug vor, Seine Durchlaubt den Prinzen Karl Anton von Hohenzollern, den Admiral von Müller und den Königlih bayerischen Gesandten Grafen zu Lerchenfeld-Köfering als Präsidenten zu wählen. Die Herren wurden einstimmig gewählt. er Chef des Marinekabinetts, Admiral von Müller übernahm hierauf das Präsidium. Zu Vorsitzenden wurden dann die Herren Admiral Paschen und Geheimer Admiralitätsrat Dr. Felisch, zu Schazmeistern der Generalkonsul und Kommerzienrat von Koh und der Generalkonsul Nobert von Mendelsfohn gewählt. In den Auss{chuß wurden gewählt: die Herren Geheimer Kommerzienrat Arnhold, Kabinettsrat von Behr-Pinnow, Flügeladjutant von Bülow, Unterstaatssekretär von Eisenhardt-Nothe, Admiral von Hollmann, Geheimer Koms- merzienrat Kopeßky, Generalkonsul von Mendelssohn und Kom- merzienrat Selberg. Der baverische Gesandte Graf zu Lerchen'- feld-Köfering richtete die Aufmerksamkeit der Versammlung auf die Wichtigkeit einer Sammlung an der Börse bin und bat die Herren Generalkonsul Robert von Mendelssohn und Geheimer Kommerzienrat Kopeßky, sih dieser Aufgabe annehmen zu wollen. Das Präsidium, der Vorstand und der Aus\{chuß wurden gemeinschaftlich ermächtigt, die erforderlihen Schritte zu tun, um die Sammlung in die Wege zu leiten und zu fördern. Das Bureau des Komitees befindet sich Leipziger Plaß Nr. 13.

Ueber die Witterung in Norddeutschland im Monat September 1910 berihtet das Königlich preußische Meteorologische Institut auf Grund der angestellten Beobachtungen: Der September war fühl, trübe und im größeren Teile des Binnenlandes reih an Niedershlägen. Die Mitteltemperatur lag mit Ausnahme Ostpreußens und der westdeutshen Küste, woselbst sch meist ein geringfügiger Wärmeübers{uß ergab, unter der normalen, in Schlesien, Mittel- deutschland sowie im Südwesten sogar um mehr als 1°. Die Bewölkung war fast überall zu groß, die Sonnenscheindauer allgemein zu gering. Zu naß (bis mehr als 2009/9 der Normalmenge) war es besonders in Schlesien, in Mitteldeutshland und im Südwesten ; dagegen fielen an einem großen Teile der Küste sowie in Teilen Westpreußens, Brandenburgs und Hannovers zu wenig Niederschläge. Erheblich zu trocken war es allerdings nur in Schleswig-Holstein; an der Flens- burger Förde gelangten nicht mehr als 33 9/9 der normaler Weise im September zu erwartenden Niederschlagsmenge zur Aufzeihnung. Ein Sommertag war nur der 29. an wenigen Orten des westlichen Binnenlandes. Nachtfrost wurde außer auf den Höhenstationen \trich- weise im Osten und vereinzelt sogar im Nordwesten verzeichnet ; Schnee is nur im Gebirge gefallen; auf der Schneekoppe fam es sogar zur Bildung einer mehrtägigen Schneedecke. Die Niederschlagsverteilung zeigt ein wenig einheitlihes Bild. Im größeren Teile Norddeutschlands fielen zwischen 25 und 75 mm Niederschlag. Unter 25 mm wurden nur am Nordostrand der Fohannisburger Heide, in der Neumark südwestlich der pommerschen Seenplatte, in der Zauche und teilweise im Westhavelland sowie in einem {malen Streifen, der sich von der Torgauer Elbniederung nordostwärts über das Dahmegebiet bis zur märkishen Schweiz hin erstreckt, beobahtet. 75 bis 100 mm fielen im Osten und Norden der Provinz Schlesien, im östlichen Teile von Posen sowie in den sich nördlih anschließenden Gebieten von West- und Ostpreußen. Auch ein großer Teil von Hinterpommern, von Ostfries- land und Oldenburg, die Kieler Bucht, das Grenzgebiet von Mecklenburg und der Prigniß sowie die südwestlihen Gebirgslandschaften, ferner der größere Teil von Westfalen und das sich ans{hließende Gebiet von Hessen-Nassau sowie ein von hier aus ostwärts \ih über die südlichen Ausläufer des Teutoburger Waldes, über Solling und Harz bis zur Altmark hin erstreckender Streifen, die Saalplatte und die Halle-Leipziger Tieflandsbucht hatten Niedershlagêmengen zwischen 75 und 100 mm. In dem sich westlich an dieses Gebiet an- schließenden Teile der Provinz Rheinland, im Solling und Ober harz, in der südlichen Altmark, in Thüringen, im Norden des Wiebengebirges, in Hinterpommern im Gebiete der mitileren Stolpe, in Ostpreußen westlich vom Oberländishen Kanal, im oberen Warthegebiet sowie im größeren Teile von Schlesien fielen 100 bis 150 mm Niederschlag. Ueberschritten wurden 150 wur in der Hohen Venn und nördlichen Eifel einerseits, in den iicken Ge- birgen und einem Teile der mittelslesishen Ebene anderseits. In einigen Teilen der Sudeten wurden über 200 mm, am Abbange der Hohen Mense sogar mehr als 250 mm gemessen.

Zu Beginn des Monats stand Norddeutschland unter dem Einfluß von Depressionen, deren Kern über Nordwesteuropa lag. Es herrschte trübes, kühles .und regnerishes Wetter. Besonders am 3. und 4., als die Depressionen bei gleizeitiger Zunahme des Luftdruckes im Westen unseren Küsten sehr nahe gekommen waren, fielen fast allgemein, besonders aber an der Westgrenze, erheblihe Niedershläge. In den folgenden Tagen behauptete sich zwar der hohe Luftdruck über Westeuropa; gleichzeitig aber drangen vom Mittelmeer und Ftalien her verschiedene Minima nordostwärts vor. Am 7. bedeckte ein zusammenhängendes Tiefdruckgebiet ganz Ostdeutschland, Oester- reich-Ungarn und Westruß;land. Auch in den folgenden Tagen wurde das Wetter des östlichen Norddeutshlands von Depressionen beherrscht. Heftige, lang andauernde Regenfälle, besonders in Schlesien, verbunden mit verbeerenden Ueberschwemmungen, waren die Folge dieser Wetter- lage. Bis zum 14. war der Luftdruck im Innern Deutschlands noch niedrig, sodaß nunmehr die seit dem 13. herrschende böbere Temperatur und stärkere Sonnenstrahlung heftige Gewitter mit ergiebigen Negenfällen, besonders in Mittel deutschland, auslösen konnte. Als nun in den folgenden Tagen auch über Osteurova hoher Luftdruck zur Ausbildung gelangte, gehörte Norddeutschland zunächst einer Zone an, die eine Verbindung zwischen dem westlichen und östlichen Marimum darstellte, während es später mit dem Zurückweihen des russischen Hochdruckgebiets mehr unter dem Einflusse des westlihen Maximums stand. NRuhiges, fast wolkenloses Wetter beherrshte diesen Zeitraum. Dabei waren die Temperaturen anfangs hoh, später aber normal. Eine tiefe Depression, die am 18. auf dem Nordmecere erschienen war, breitete \ich in ihren Ausläufern am 20. bis weit nach Mitteleurova hin aus und rief überall, im Westen vielfah ergiebige, Regen fälle bervor. An ihrer Rückseite traten in den folgenden Tage sehr niedrige Temperaturen, zum Teil Nachtfröste, auf, die fh wi holten, als der von Westen her vorrückende hohe Luftdruck vom 25. bis 28. September Mitteleuropa selbst bedeckte. Erst als am Schluß; des Monats das barometrishe Marimum weiter nach Süden zurü gee war, sodaß bei gleihzeitig niedrigem Luftdrucke im Norden \üdlihe Winde maßgebend wurden, stieg die Temperatur erbeblic. An vielen Orten wurde oder 30. ganzen Monats beobachtet.

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Ableistung der Dienstpflicht in Kiäutshou. Für unter- nebmende junge Leute, die ihre Welt- und Menschenkenntnis erweitern und ib die deutsche Heimat einmal von draußen ansehen wollep, bietet ih eine günstige Gelegenheit, ihren Gesichtskreis zu ver- arößern durch die Möglichkeit , ihrer Dienstpflicht in folhen Truvventeilen zu genügen, die außerhalb der deutschen Heimat stätioniert