1910 / 262 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 07 Nov 1910 18:00:01 GMT) scan diff

der Privatdozent der DOpaGen akultät der Universität Göttingen Dr. Walter Brecht zum rofessor an der König- lichen Akademie in Posen ernannt worden.

Dem N in der philosophischen und natur- E f [tät der Westfälischen Wilhelms-Universität zu Münster Dr. Bernhard Vandenhoff ist das Prädikat

rofessor beigelegt worden.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.

Die Oberförsterstelle Kranihbruch im Regierungs- bezirk Gumbinnen is voraussihtlich zum 1. Februar k. J. zu beseßen. Bewerbungen müssen bis zum 26. November d. L eingehen.

Finanzministerium.

Die Rentmeisterstelle bei der Königlichen Kreiskasse in Wehlau, Regierungsbezirk Königsberg, ist zu besetzen.

Vetranntmachung.

Unter Bezugnahme auf § 4 der allgemeinen Vorschriften für die Markscheider im Preußischen Staate vom 21. Dezember 1871 bringen wir zur öffentlichen Kenntnis, daß dem Mark- scheideraspiranten Ernst Gieße die Konzession zum Betriebe des Gewerbes der Markscheider von uns erteilt worden ist.

Gieße wird seinen Wohnsiß zunächst zu Oberförsterei Tier- garten bei Fulda nehmen.

Bonn, den 4. November 1910.

Königliches Oberbergamt. Loerbroks.

NicGfamkflices. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 7. November.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute vormittag im Neuen Palais bei Potsdam den Vortrag des Chefs des Zivilkabinetts, Wirklichen Geheimen Rats von Valentim entgegen.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Handel und Verkehr und für Justizwesen hielten heute eine Sißung.

von Bethmann Hollweg gestern nachmittag den Ver- des Aeußern Ssasonow und Abends 111/5 Uhr reiste

Der Reichskanzler Dr. empfing, „W. T. B.“ zufolge, weser des russishen Ministeriums hatte eine Unterredung mit ihm. Ssasonow nah St. Peterburg ab.

Der schweizerishe Gesandte von Claparède ist nah Berlin zurügekehrt und hat die Leitung der Gesandtschaft wieder übernommen.

Die Reich s\hulkommission ist, „W. T. B.“ zufolge, heute in Jena unter dem Vorsiß des Wirklichen Geheimen Oberregierungsrats, Präsidenten Dr. Kel ch zusammengetreten. Es nehmen folgende Herren als Mitglieder teil: der Königlich preußische Wirkliche Geheime Oberregierungsrat Dr. Köpke, der Königlich bayerishe Geheime Rat, ordentliche Professor an der Technischen Hochschule in München, Professor Dr. Ritter von Dyck, der Königlich sächsishe Geheime Schulrat und vor- tragende Nat im Unterrichtsministerium Dr. Seeliger, der Ministerialdirektor im Königlich württembergischen Kultus- ministerium Dr. von Ableiter, der Großherzoglich hessische Geheime Oberschulrat Nod nagel und der Schulrat für das höhere Schulwesen der Freien und Hansestadt Hamburg, Pro- fessor Dr. Brütt. Die Kommission wird nach Beendigung ihrer Beratungen einige Schulanstalten in verschiedenen Bundes staaten besichtigen.

Potsdam, 6. November. Jhre | Kaiser von Nußland und der Kaiser Wilhelm sind am Sonnabend von der Hofjagd im Forstrevier Oranienburg, „W. T. B.“ zufolge, um 3 Uhr 45 Minuten auf der Station Wildpark wieder eingetroffen und haben sich nah dem Neuen Palais begeben. Am späteren Nachmittag begab sich Seine Majestät der Kaiser Nikolaus im Automobil nach dem Mausoleum, um an den Sarkophagen ZJhrer Majestäten weiland des Kaijers und der Kaiserin Friedrich Kränze niederzulegen. Um 8 Uhr fand in der Jaspisgalerie des Neuen Palais Tafel bei Jhren Majestäten statt und daran anschließend eine Lichtbildervorführung im Theatersaal. Um 11/4 Uhr reiste Seine Majestät der Kaiser von Nußland, von Seiner Majestät dem Kaiser Wilhelm und Jhren Königlichen Hoheiten den Prinzenföhßnen zur Bahn geleitet, nah herzlicher Verabschiedung nah Schloß Wolfsgarten bei Darmstadt ab. i

hre Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin von Schweden sind, „W. T. B.“ zufolge, heute nahmittag zum Besuche e Fhren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin auf der Station Wildpark eingetroffen und auf dem Bahnsteig von Seiner Majestät dem Kaiser und Jhren Königlichen Hoheiten der Prin essin Viktoria Luise, den Prinzen Adalbert, Oskar und Joachim empfangen worden:

t stäten der

Oefterreich-Ungarn.

Gestern nachmittag hat in Wien eine große Protest - versammlung der dortigen Katholiken gegen die be-

die aus Anlaß der Bischofskonferenz in Wien versammelt sind, sowie zahlreihe Reichsrats- und Landtagsabgeordnete. Die Versammlung nahm eine Resolution an, in der, „W. T. B.“ zufolge, auf das s{härfste gegen die Rede Nathans protestiert wird. Jn einer zweiten von der Versammlun angenommenen Resolution wird den Brüdern im Reiche für die zahllosen herz- lihen Ermunterungs- und Enge un enebungen gedankt. Eine dritte Resolution protestiert gegen die österreichischen Hoch- hulen wegen des Ausschlusses der katholischen Studenten chaft vom Rechte des Farbentragens. i

An der bosnisch-türkischen Grenze ist es vor- pern zwischen Uvac und Rudo zu einem Zwis chenfall ge- ommen. Bosnische Gendarmerie und ottomanishe Grenz- wächter wechselten mehrere Schüsse. Den Anlaß bildete ver- mutlich eine aus Unkenntnis der Grenzlinie erfolgte Ueber- schreitung der Grenze. Die Untersuchung ist eingeleitet.

Spanien. ;

Nach amtlichen Mitteilungen ist der Zug der Arbeiter von Sabadell nah Barcelona unterblieben. Eine Gruppe von 1200 Streikenden, die sih in Sabadell zusammenrotteten, wurde von der Gendarmerie ohne Mühe zerstreut. Seit den ersten Tagesstunden waren die Wege um die Stadt von mehreren Regimentern und von Gendarmerie beseßt. Der Vorsißende des Arbeiterbundes und der Vorsitzende des Metall- arbeiterverbandes wurden verhaftet. Auch gestern herrschte sowohl in Barcelona wie in Sabadell Nuhe.

Türkei.

Die Pforte hat an die persische Regierung eine Note gerichtet, in der, „W. T. B.“ zufolge, die persishen Be- shwerden über die Uebergriffe der türkischen Truppen in persishen Gebieten widerlegt werden. Der Botschafter in St. Petersburg ist beauftragt worden, eine ähnliche Erklärung der russischen Regierung abzugeben. Der Direktor der Deutschen Bank Dr. Helfferich hatte vorgestern eine längere Beratung mit dem Finanzminister. Wie das „W. T. B.“ meldet, ist nah Erklärungen, die der Minister dem Vertreter des „Wiener K. K. Telegraphen Korrespondenz- bureaus“ gegeben hat, bereits über die Hauptpunkte der Finanzoperation ein Einvernehmen erzielt worden. Die Anleihe soll 11 Millionen Pfund betragen, hiervon 6 Millionen für dieses Jahr und der Rest für das nächste Jahr. Der Zinsfuß wurde auf 4 Prozent, der Emissionspreis auf 84 festgeseßt. Die Bankengruppe gewährt dem türkischen Schatze bis zur Emission der Anleihe je nach Bedürfnis einen Vorschuß gegen 5!/zprozentige Schatz scheine. Gestern wurde die Beratung fortgeseßt.

Griechenland. Die Regierung hat, wie das „W. T. B.“ meldet, be- schlossen, zwei Refervistenjahrgänge, die kürzlih zu den Manövern einberufen worden waren, zu entlassen. Die Ent- lassung des ersten Jahrgangs ist bereits vorgestern durchgeführt, die des zweiten ist im Gange.

Serbien.

Der Kronprinz Alexander hat den vorgestrigen Tag nach dem Abends ausgegebenen Bulletin in subjektiv qutem Befinden vertniia Er nahm Nahrung, die er selbst verlangt hatte, in genügender Menge zu sih. Die Temperatur war mit leichter Schweißabsonderung bis Mittags auf 37,6 gefallen, Nachmittags stieg sie wieder und erreihte um 5 Uhr 39,1: um 10 Uhr be- trug sie 38,4. Gestern früh fühlte si der Patient etwas ermüdet. Die Untersuchung ergab eine leichte Bronchitis. Temperatur 38,5, Puls 84. Nach einem 7 Uhr Abends veröffentlichten Bulletin sind im Laufe des Tages keine Veränderungen eingetreten. Das subjektive Befinden war Vormittags veränderlichh, Nach mittags gut. Der Patient nahm Nahrung leiht und qe- nügend. Die Temperatur \{hwankte zwischen 37,9 und 388.

Koloniales.

Die neuere Entwicklung des deutsh-ostafrikanishen Handels.

Cine Uebersicht über die Bewegung des Handels des deuts{-ost- afrifkanischen Schutzgebiets über die Zollstellen der Küste im ersten Viertel des Kalenderjahres 1910, die das „Deutsche Kolonial- blatt“ veröffentlicht, zeigt im Vergleich mit dem Vorjahre eine wesent- lihe Zunahme der Ausfuhr von Kautshuk. Dabet ist die Menge des auf Pflanzungen gewonnenen Gummis beträhtlich mehr gestiegen als die des wildwahsenden und fast um die Hälfte größer, während im Vorjahre mehr wildwahsender als in den Plantagen gewonnener Kautschuk ausgeführt wurde. Recht auffällig ist die Ausfubr von Hölzern und ihr Anwachsen im Vergleich mit dem Vorjahre, ebenso cine bedeutende Zunahme der Kopraausfuhr. In der Einfuhr ist bei Eisenwaren ein starker Nückgang zu ver- zeichnen, der sih daraus erklärt, pol in den ersten drei Monaten des Jahres 1909 besonders viel Eisenbahnmaterial eingeführt wurde.

Der Handel über die Binnengrenzen zeigt in der Einfuhr

aumwollgeweben ein beträchtlihes Aufshwellen, das wohl auf Fitetto Kaufkraft der Eingeborenen zurüczuführen ist und sich auf- gewahsenen Ausfuhr von Häuten und

von die g t fällig mit den Ziffern der Fellen det.

Von der deutsh-ostafrikanishen Zentralbahn.

Wie der „Deutschen Kolontalzeitung“ telegraphisch aus Dares- falam mitgeteilt wird, ist die landespolizeilihe Abnahme der Zentral- bahnstree Kilossa—Kikombo soeben erfolgt. Damit find 440 km der von Daresfalam nach dem Innern von Deutsh-Ostafrika führenden Eisenbahn in Betrieb ; das ist nahezu die Hälfte der Strecke bis Tabora.

Parlamentarische Nachrichten.

Dem Reich stage sind die Geseßentwürfe, betreffend die durch die neue Strafprozeßordnung veranlaßten Aenderungen des Gerichtskostengeseßzes reltens den Schuß des ur Anfertigung von Reichsban noten verwendeten

apiers gegen unbefugte Nahahmung und betreffend die Beseitigung von Tierkadavern, zugegangen.

vorläufigen amtlihen Wahlresultat sind, ufolge, bei der Reichstagsersaßwahl im ahlkreis im ganzen 22178 Stimmen ab- gegeben worden. Davon erhielten von Moraws?ki (Pole) 16 476, Schwarß kopff (deutsch-lonservativ) 5648, Sremski (Soz.) 43 Stimmen. BZersplittert waren 11 Stimmen.

Nach dem U, P Be 4. Posener

Statistik und Vollswirtschaf.

Als viertes Ergänzungsheft zu dem vom Frankfuvsr ; Amt im Jahre 1907 herauêgegebenen „Statistischen andhuser Stadt Frankfurt am Main“ ershienen die , Jahresübersihten, Ausgabe für das Far 19/ Kommission von J. D. Sauerländers Verlag, Fram Preis 1 ). Aus dem reichen statistischen f alte Ma Beröffentlihung seien einige Zahlen hier wiedergegely, 94 qkm umfassende Stadtgebiet wies eine mittlere rung von 366700 Einwohnern auf, d. \. gegen das Vort

mehr, wovon rund 4500 auf Geburtenübershuß, der Nest a

Lnge oe entfallen. Nah Einrehnung der am 1. Apx eingemeindeten Vororte beträgt der Umfang des Stadtgebiets 13 k

die Bevölkerung rund 410000 Einwohner. Ueber den Ve

geben folgende Zahlen einen kurzen Ueberblick: Bei den Fra BARLEn betrug die Gesamtzahl der eingegangenen Briefe,

rucksahen c. rund 75000000, die der

140 000 000 Stück, die Zahl der eingegangenen T

1 172 (00, die der aufgegebenen etwa 1060 000, die Zahl der y mittelten Telephongespräche rund 42 000 000. 2A den Frankfurt Bahnhöfen wurden insgesamt etwa 7 310 000 Fahrkarten verkauft Auf der städtischen Straßenbahn wurden gegen 88 000 000 Personez| befördert. Nah den Angaben über den Verbraug ff haben im städtishen Schlacht- und Viehhof, auf den insgesamt 380 000 Stück Vieh aufgetrieben worden find, 272000 Aen stattgefunden. Die städtishen Wasserwerke lieferte etwa 197 Milltonen Kubikmeter Trinkwasser und etwa 21 Millionen Kubikmeter Nußwasser. Die städtischen Elektrizitätswerke erzeugten rund 37 000 000 Kilowattstunden. Jn den städtischen böberen Knaben- und Mädchenshulen wurden insgesamt 6779 Zög: linge von 264 Lhrern und 37 Lehrerinnen unterritet. Jn den städtishen Mittelschulen betrug die Zahl der Zöglinge 6874, in den Bürgerschulen 34 167. Die Veröffentlichung enthzst auch umfangreiche Tabellen über die Wohnungsverhältnisse, die Y, beitêvermittlung und die Lebensmittelpreise, die eines eingehenden Studiums wert sind. Die übrigen Kapitel des Buches behandeln: die öffentlihe Fürsorge für die Straßen und Gebäude, di öffentlihe Gesundheitspflege, Kultus und Bildungswefen, Kunst und Wissenschaft, soziale Fürsorge und gemeinnüßige Einrichtungen, die Tätigkeit der Armenverwaltung, Polizei und Rechtspflege und endlih die Vermögensverhältnisse der Stadt sowie den itädtischen Haushaltsplan. Am Schluß ist der Veröffentlihung eine Ueberfidt über die Zugehörigkeit der einzelnen Stadtbezirke zu anderen Cin. teilungen des Stadtgebietes unter Berücksichtigung der neu ein, gemeindeten Vororte arate der neuen Bauzonen mit einer Planskiz über die Lage der Stadtbezirke beigegeben.

Zur Arbeiterbewegung.

In einer am 4. d. M. in Cöln-Kalk abgehaltenen, zahlrei besuchten Arbeiterversammlung der Firma Humboldt wurden, wie die „Nh.-Westf. Ztg.“ berichtet, auf Verkürzung der Arbeitszeit und Erhöhung der Löhne gerichtete Forderungen erboben und die Organisationsleitung beauftragt, diese in einer Ents{ließung

niedergelegten Ansprüche der Arbeiter bei der Direktion geltend zu machen.

teilt der „Köln. Ztg." zufolge mit, daß die Zahl der Ange stellten, die von den Direktoren der verschiedenen Eisenbahnlinien infolge des leßten Ausstandes entlassen worden seien, ungefähr 3500 betrage. Alle Verhandlungen im Zwist der Uhrmacher in den Fabrifen von Stimmler in Neuchatel und C haux de Fonds sind, wie die „Voss. Ztg.“ erfährt, gescheitert. Die Auss\perrung von 3000 Arbeitern ist am Sonnabend eingetreten. Die Verhandlungen nehmen troßdem ihren Fortgang.

Die Schiffskapitäne der Austro - Amerikanischen Schiffahrt sgesellschaft haben, wie der „Köln. Ztg.“ aus Triest gemeldet wird, beschlossen, sofort in den Ausstand zu treten, wenn die Direktion die Forderung des Bundes der Kapitäne, den Bund als Vertretung ihrer Kapitäne anzuerkennen, nicht an: nehmen sollte.

Wohlfahrtspflege.

Die Mathilde Zimmer-Stiftung tersendet ihren ersten Bericht. Dieser zeigt, wie mit wenigen Mitteln verhältnismäßig Bedeutendes erreiht werden kann. Die Stiftung bezweckt die Förderung der Erziehung der heranwacsenden Iugend in eigenen Anstalten (erzieherischen Lebensgemeinschaften), durch Unterstützung bewährter und bedürftiger Zöglinge fowie durch Unterstüßung anderer, dem gleihen Zwecke dienender Veranstaltungen. Sie hat zur Er- füllung ihrer Zwecke zunächst die Zimmerschen Töchterheime erworben und führt sie unter Oberleitung ihres Begründers, Professor 1). Dr. Zimmer in Berlin-Zehlendorf, der der Kurator der Stiftung ist, als gemeinnüßiges Unternehmen wetter. Es sind dies Neformmädchen- pensfionate, die neben Fortbildungsunterriht hauswirtschaftlichen Unter: rit und soziale Bildung vermitteln; sie sind teilweise das Vorbild der staatlih eingerihteten Frauenshulen geworden. Solcher Töchter: heime bestehen jeßt 8 mit zusammen 270 Pläßen. An Unterstützung für bedürftige und würdige Zöglinge hat die Stiftung in deù 24 Jahren ihres Bestchens fast 50 000 4 verwandt; sie wird darin durch die Brettmann-Stiftung unterstüßt. Endlich hat die Stiftung einige ausgezeichnete pädagogishe Werke zum Geschenk an Konfirmandeu und dergl. zur Verfügung gestellt.

Acht Freistellen können aus Mitteln der Mathilde Zimmer Stiftung im nächsten Jahre wieder in den Zimmerschen Töchter: heimen vergeben werden. Bedingung ist vorangegangener Besuch einer höheren Mädchenschule und ein Lebensalter von mindestens 16 Jahren. Anmeldungen sind an den Kurator der Stiftung, Professor D. Dr, Zimmer, Berlin-Zehlendorf, zu richten.

Kunst und Wissenschaft.

Die Königliche Akademie der Künste hat beschlossen, dit ursprünglih bis zum 6. November d. J. geplante Dauer der Ot- dächtnisaus stellungen von Werken Franz Skarbinas unt J. M. Olbrichs bis zum 13. November e O eLRS zu ber: längern, nachdem der bisherige Besuch dieser Doppelausstellung dat große Interesse des Publikums an der Veranstaltung erwiesen hat.

Die Akademie der Wissenschaften in Stockholm beshloß, ,„W. T. B." zufolge, den diesjährigen Nobelpreis für Physik dem Pro fessor J. D. van der Waals in Amsterdam wegen seiner Arbeite über den Zustand der Gase und Flüssigkeiten zuzuerteilen.

Die Are iBe Gesellschaft zu Berkin hielt an

1. November im Architektenhause ihre erste Monatssißung nach der Sommerpause ab, die sih diesmal wegen des Ausfalls der Jull ißung über fünf Monate erstreckt hatte. Nachdem der Vorsißzendt, eheimrat Professor Dr. Kekule von Stradonißtz die besonder zahlreich ershienenen Mitglieder und Gäste begrüßt hatte, gedachte er mit warmen Worten des am 12. August im 76. Lebensjahre g storbenen Mose Adolf Michaelis in Straßburg, eines det Altmeister der klafsishen Archäologie in Deutschland. Unter dex literarishen Neuigkeiten, die von verschiedenen Herren porges wurden, interessierte besonders der kürzlich erschienene stattliche Band „Die Baukunst des Altertums“ von Professor Ferdinand Noack in Tübingen, der einen Teil des von Ludwig Justi herauêgegebenen Sammelwerkes „Geschichte ter Kunst, dargestellt an ihren Meistet-

kannte Nede des römischen Bürgerineisiers Nathan statigefunden. Anwesend waren mehrere Kardinäle, Erzbischöfe und Bischöfe,

von Morawski ist also gewählt.

werken in Tafeln und begleitendem Text" bildet.

Das Fachblatt des französischen Eisen bahner \yndikatez

Als erster Vortragender des Abends spra Dr, Kropatscheck, wissenschaftliher Hilfsarbeiter bei der rômisch-germanischen Kommission des Kaiserlihen Archäologischen Justituts in Frankfurt a. M., über das römische Landhaus in Germanien. Eine zufammen- fassende Behandlung der bürgerlichen Siedlungen der Römer in Deutschland, sowohl der ländlichen wie der städtischen, ist noch nicht unternommen, während die militärishen Bauten der Nömer in Germanien besser erfors{ht sind. Auch konnte der Grundriß eines städtischen römischen Wohnhauses in Deutschland vollständig bisher uoch nit gewonnen werden ; für die Entwicklung des römischen Land- hauses lassen sich dagegen bereits jeßt einige sichere Richtlinien auf- stellen, die der Vortragende zum Teil auf rund eigener Ausgrabungen darlegte. In der guten, alten Zeit Italiens war die villa ein rein wirtshaftliher Begriff. Bald durchbrah man aber den alten Say, daß man acht Tage „auf dem Lande weilen und nur am neunten (nundinae), dem Markttage, in die Stadt geben solle. Der Haupt- wohnsiy wurde in die Stadt verlegt : ein Verwalter und Sklaven besorgten draußen die Wirtschaft. In einer noch späteren Periode baute man sich Villen in unserem Sinne, d. h. Luruévillen, auf dem LUnde. So wird die villa rustica von der villa urbana geschieden. Auégehend ‘von der Beschreibung der technischen Schriflsteller (Cato, Barro, Vitruv, Colume a), schilderte der Vortragende an der Hand eines reichen Lichtbildermaterials zunächst die villa rustica. Aus dem einfachen rechteckigen oder quadratishen Bau (den in Jtalien noch die bekannte Villa von Boscoreale zeigt) mit einem Hof in der Mitte, der Wohn- und Wirtschaftsräume trennt, entwickelt sich allmählih cin Bau mit vorspringenden Flügeln und aus diesem einerfeits der Normaltvp des römischen Landhauses in Ger- anien, eine langgestredte rechteckige Vorhalle mit vorsvringenden Ecktürmen, andererseits die Luxusvilla mit ihren weitgestreckten Hallen- und Flügelbauten, die einen Garten oder ein Wasserbecken umrahmen. Ein Átrium ist bei den wirklidben Landhäusern nie vorhanden; was als folhes angesprochen wird, ist entweder ein Wirtschaftéhof oder ein Perislyl. Bei den Ltruévillen ist griechischer Einfluß nachweisbar. Der in Deutschland zahlrei vertretene Normaltyp der villa raustica ist in Jtalien bisher noch nit aufgefunden : er muß aber auch dort vorhanden gewesen fein, da heutige ländlihe Bauten in etnigen Teilen Jtaliens ihn erhalten haben, und Mosaiken aus Nordafrika feine internationale Verbreitung beweisen. Jm rehtsrheinischen Germanien müssen die zahlreihen villae rusticaë mit ihren hellroten Ziegel- dâchern geradezu die Signatur des Landes gebildet haben. Sie lagen zerstreut, nicht in Gruppen, aber meist an oder dicht bei Straßen , sodaß sih aus ihrer Lage Schlüsse auf die Straßen- züge der Nômer ergeben. Die linksrheinischen Villen, wie si? Aufonius im vierten nachchristlihen Jahrhundert in seiner Mosella schildert, brauchten einen Vergleich mit den italishen Bauten niht zu \{euen. Durh pompejanische Wandbilder, die denselben Grundriß wie die Villen in Deutschland zeigen, wird uns auch die Rekonstruktion des Aufrisses ermögliht. Wandmalereien, die an den fogenannten dritten vompejanishen Stil anknüpfen, und Mosaiken \{chmückten die Fnnen- räume. Alles in der römischen Villa Germantens ift eht italisches Gut. Vermochten doch die Einhbeimishen damals noch keinen reten Winkek abzustecken uud hatten sie doch nur Lehmziegel. Erst der Römer brachte den mit ZiegelstückchGen vermischten Kalk, der durch längeres Lagern größere Festigkeit erhielt, und festgebrannte Ziegel ins Land. In diesen Ziegeln sind merkwürdiger- weise öfters Belemniten (Donnerkeile) nahweisbar: das fo abgedeckte Bauernhaus sollte dadur vor Blißschlag geschützt werden. Demselben Zweck dienten au die großen fogenannten Jupitergigantenfäulen, die gerade in Bauernhöfen mebrfach gefunden worden sind. Sie find etnem gallokeltishen Gotte geweiht, dessen Namen wir nicht wissen, der aber mit Jupiter identifiziert wird. Das Klima Germaniens bedingte im Gegensatz zu Italien Heizung (Wand- und Botenheizung) und ges{lossene Glasfenster. Zum Schluß; wurde die Frage der Person der Besißer und Bebauer gestreift. Es gab Kaiserlihe Domänen, die an coloni verpachtet wurden: auch aus- gedtente Soldaten erhielten Land angewiesen. Als Pacht lasteten Naturalabgaben oder Geldleistungen auf den Gütern und Höfen : diè Pachtzahlung in beiden Formen ist uns auf den Neliefs von Grabdenkmälern im Bilde überliefert. Infolge des Steuer- drudes entstehen linksrheinisch allmählih immer mehr Latifundien, während diese rechtsrheinisch ganz fehlen. Nah dem Zurückweichen der Nôömer stirbt der Typus des römischen Meierhofs auf dem rechten Rheinufer aus. Julian (Apostata) trifft 357 n. Chr. zwar noch Bauten nah rômischer Art an: sie stammen aber nur noch bon zurückgebliebenen Eingesessenen, die die volle Technik der Nömer uit beherrshten. s

An zweiter Stelle sprah Dr. Bruno Schröder, Direktorial- assistent an den Königlichen Museen zu Berlin, über die Artemis Colonna des Berliner Museums. Von der schönen, aus dem Besitze der römischen Familie Colonna erworbenen und daher unter dem Namen Artemis Colouna bekannten, oft ge- priesenen Marmorstatue, die die Göttin in langem, tief auf den Boden herabgehendem, weitem Gewande vorwärts\chreitend zeigt, galt biéher die Meinung, daß der Kopf der Figur nicht zu dem Körper gehöre, \ondern einer jüngeren Kunst als dieser entstamme. Es gibt aber jeßt zwei weitere Nepliken nah dem gleichen, leider verlorenen Original, die denselben Kopf wie das Berliner femplar tragen: es sind dies eine Statue im Palazzo Corsini in Florenz und ein neu gefundener Torso von Milet. Die Artemis Golonna gibt also das Originalwerk vollständig und rihtig wieder. vas Werk ist samt dem Kopfe in die tonische Kunst des fünften Fahr- hunderts, und zwar in die Schule zu seßen, die durh die Nike des Paionios näher bekannt geworden ist. ie oft behauptete Verwandt- \haft mit der sogenannten Dresdener Artemis beruht nur auf einer zufälligen Aehnlichkeit der Tracht. Dieses leßtere Werk ist im vierten Hahrhundert, wohl in der Werkstatt des Prariteles, entstanden. Der

eister der Artemis Colonna ist nit bekannt, aber feine Art ist als Qi eines originellen, in mancher Hinsicht seiner Zeit voraneilenden

nstlers zu erkennen, der gerade in dem der Statue wieder zuer- annten Kopfe ein überaus reizvolles Werk geschaffen hat.

Literatur.

Im Verlage von Dietridd eimer in Berlin erscheint eine

Q 7 e Ly ckandeskunde der Provinz Brandenburg, unter Mitwirkung op rragender Fachleute herausgegeben von Ern st Friedel und Wider! Mielke. Von dem auf 5 Bände berechneten Werk, dessen L Zina, Seine Majestät der Kaiser und König anzunehmen geruht it am im Frühling 1909 der erste Band heraus, in dem die Natur nid d ark Brandenburg beschrieben war. L liegt der zweite Band Derse die Geschichte der Mark Bran enburg enthält. Die l ¡elung uit nicht auf einer Wiedergabe der politishen Geschehnisse, E vielmehr das langsame Wachsen und Werden der Ideen, die Fine Land, Bevölkerung und ihrer Arbeit ergeben. Die hervortretenden Gnu Kräfte dieses Werdeprozesses, die von der allgemeinen deutschen N Wung über die Grenzen der Mark einwirken und sh hier im bbc der V m? v M und der Füstenhäuser zu einer ge- n ild brandenburgis, en Geschichte verdichten, ist Gegenstand der bn erung. Der reiche Stoff ist in sieben Abschnitte gegliedert. Im d g vandelt Dr.Gustav Albrecht dieLandesentwicklung; er zeigt, er Leit aus dem mosaikartigen Zusammenwacsen der Landesteile unter ines ung weitsihhtiger Fürsten der politische Begriff Brandenburg tadt fester herausb ldet, wie sich um diesen Kern der preußische i bat {ließt und wie „die Entwiklung in der Einglicderung Anteil Mags: Deutsche Neich einen Abschluß findet. Den wichtigen er Bevölkerung an diesem Proze R g zweiten Ab- 7 : atistishen Amts der Stadt en Dr, Meinerich, indem er an der Hand der neuesten statisti- d thebungen die SELALIE, der Mark in ihrer Zusammen- J Ute rer Besiedelungsdichtig eit, ihrem Wachstum und ihrer D, ung f{tldert. Im dritten Abschnitt gibt Dr. en auer eine übersichtliche Neligionsgeschihte Branden-

nitt der stellvertretende Direktor des

: betreffen, vom 30. Dezember 1899/4. Februar 1908:

Anfängen der deutschen Kolonisation aus dar- le des niederdeuts{chen Rechts bis in die Gegenwart Die ständis&e Entwicklung behandelt im fünften Abschnitt Dr. Spaß und weiß auch auf diesem Gebiet manchen speziell märkischen Zug aufzudecken, der seit der deutschen Kolonisation im 12. Jahrhundert sh {n Dorf und Stadt erhalten hat. Wie wenig felbst die modernsten Erscheinungen von ihren weit zurücliegenden Anfängen zu trennen sind, ‘zeigt im folgenden Abschnitt Dr. Karl Brinkmann, der die Geschichte der Landwirtschaft, des Handels und Verkehrs in Brandenburg behandelt. Der leßte Abschnitt unterrichtet den Leser über die brandenburgischen Hauptindustrien, nämli die der Baumaterialien, die Feinkeramif, den Bergbau, die Eisenindustrie, den Maschinenbau und das Tertilgewerbe. Dieser Abschnitt _hat die Herren Or. Max Fiebelkorn, Conrad Matshoß und August Foerster zu sakundigen Verfassern. Der Band ist mit 71 Abbildungen im Text, 2 Tabellen, 5 Karten und einem Negister auêgestattet und kostet geheftet 4, aeb. 5 M4. Der 3. Band des verdienstvollen Werkes wird die Kultur, der 4. die Volks- funde, der leßte die Sprache der Provinz Brandenburg enthalten. Der Preis aller Bände soll der gleiche sein. Den Abnehmern des Gefamtwerkes (brosch. 20 M, geb. 25 M) wird die im Vorjahr er- schienene Uebersihtskarte der Provinz im Maßstabe 1 : 300 000 und in vielfarbigem Steindruck kostenlos beigegeben. Dr. Karl Storck, der sih als Musikscriftsteller ein geachtcten Namen gemacht hat, gibt im Verlag von Ge Stalling in Dldenburg ein eigenartiges, in Lieferungen erscheinendes Werk beraus, das sich „Musik und Musiker in Karikatur und Satire Eine Kulturgeschichte der Musik aus dem Zerrspiegel nennt. Das auf 16 Lieferungen (zu je 1 4) berechnete Buch wird etwa cin halbes Tausend von Karikaturen Und Vildern enthalten für die u. a. die Kupferstichkabinette in Berlin, Dresden und München, die Bücherei der Musikfreunde in Wien und das reichhaltige musik- gl lidie Museum von Fr. Nikolas Manskopf in Frankfurt a. J ibre Schäße hbergeliehen haben und in dem zahllose satirische Dichtungen, Phantasien und Abhandlungen aus der Literatur aller Kulturvölker und zahlreihe fomisde und seltsame Musikstüke wiedergegeben werden sollen. Dieser reichhaltige Stoff foll aber nicht nur der Unterhaltun dienen, vielmehr will ‘ibn der Verauêgeber höheren Zwecken dienstbar machen, indem er ibn fritisch und ästhetish beleuchtet und so eine Art Kulturgeschihte der Musik bietet. Es liegen die beiden ersten Lieferungen vor, die nah Tert und Abbildungématerial einen vielversprechenden Cindruck machen. Der erste Teil des Werkes, den sie cinleiten, handelt von den Kräften und Grenzen musikalischer Karikatur und Satire. (Kap. 1: Von der als ein feinsinniger

Karikatur im Bilde.) Stork erweist ih hier

Beobachter. Die äußeze Ausstattung ist würdig und ge\{chmackvoll. Alle Musikfreunde dürfen dem Grscheinen des Werkes, das noch in diesem Monat abgeschlossen vorliegen soll (geb. 20 4), mit Interesse entgegensehen. M

u „Die Hochwacht“. Monatsschrift zur Bekämpfung des Schundes und Shmußes in Wort und Bild. Herausgegeben in Ver bindung mit dem Verein zur Verbreitung guter volkstümlicher Schriften von Professor Dr. Karl Brunner in Pforzheim. Verlag von Ulrich Meyer, Verlagsbuchhandlung, G. m. b. H., Berlin W. 57. (Preis vierteljährlih 75 „.) Das Blatt will ‘den Kampf gegen den Schund und Shmutz in Wort und Bild, der ja erfreulicher- weise augenblicklich in teiten Kreisen geführt wird, pertiefen, rege halten und vor allem, die ihm dienenden Kräfte zusammenfassen. Es ift kein Zweifel, daß die Tagespresse, fo dankenswert und unerläßlich ihre Mitarbeit an dem für die sittliche Gesundung unseres Volks dringend gebotenen Mnpie ist, nit ausreiht. Sie dient allzusehr dem flüchtigen Augenblick, die Anregungen, die fie bietet, verwischen si zu \{chnell, werden von immer neuen verdrängt und vermögen nicht nahhaltig zu wirken. Hier möchte nun die „Doch- wacht“ helfend eintreten; sie möchte eine Sammelstelle, ein Archiv für alles dauernd Wertvolle bieten, was in dieser Sache geredet, ge- schrieben und getan wird. Das vorliegende erste Heft ift ein vielversprechender Anfang und wenn dfe Beitschrist in dem Sinne und mit der Gediegenheit, die die erste Nummer auszeichnet, fortgeführt wird, wird sie ein sehr wert volles Kampfmittel für die Grreihung des von ibr verfolgten Zieles bieten. Aus dem Inhalt scien ein Artikel von Nichard Nordhausen „Wesen, Technik und Gntwicklungsmöglichkeiten des Volksromans“, solche von Wilhelm Kobßde „Einiges über Jugend und Literatur“ und von Eduard Preuß „Die Post und der Kampf gegen die Schundliteratur“ hervorgehoben. Aus der praftishen Arbeit in Straßburg berichtet anregend und anleitend Þ. Bruns. Alle Kreise, die den Kampf gegen die Schundliteratur fübren seien auf die neue Zeitschrift hingewiesen.

entwicklung von den stellt und Neste des nachweist,

Gesundheitêwesen, Tierkrankheiten und Absperrungs- maßregeln.

Das Kaiserliche Gesundheitsamt meldet den Maul- und Klauenseuche aus Dobieschin, Bez. Posen, Tharlang, Kreis Lissa, Neg.-Bez. Posen, Mönchfurth Kreis Wohlau, Neg.-Bez. Breslau, und aus Landskron, Kreis Fried- land, Neg.-Bez. Königsberg, bei Händlervieh, am 4. November 1910 fowie auf dem Zentralvichhof in O

Ausbruch der Kreis Grätz, Neg.-

Berlin am ©. November 1910.

Malta.

In Malta sind durch eine Negierungsverfügung vom 29. Oktober d. J. die Provinzen Caferta und Neapel, die Städte Arzano Irpino Monteforte JIrpino und Taurano in der Provinz Avellino, die Städte Salerno, Mercato Severino, Nocera, Pagani, ellezzano und Vietri ful Mare in der Provinz Salerno für choleraverseuht erklärt worden. Von dort kommende Schiffe unterliegen nebft ibren Passa- gieren den vorgeschriebenen gesundkeitspolizeilichen Maßnahmen.

Griechenland.

Laut Mitteilung der grieHischen Negierung sind Qua rantänemaßregeln angeordnet worden :

1) Die bisherige zweitägige Quarantäne gegen Herkünfte aus Konstantinopel wird auf 24 Stunden herabgeseßt, 2) die bisherige zweitägige Quarantäne gegen Herkünfte aus Tripolis in Afrika wird aufgehoben. Die Besatzungen und die Passagiere der von Tripolis kommenden Schiffe unterliegen ciner ärztlichen Nevision. (Vergl. R.-Anz. vom 26. u. 29. v. M., Nr. 252 u. 255.)

Schweiz. Der \chweizerische Bundesrat hat unterm 31. v. M.

Beschluß erlassen: i Der s{hweizerische Bundesrat in Ausführung von Art. 49 der Verordnung über die Maßnahmen zum Schuße gegen die Cholera und die Pest, soweit sie die Verkehrsanstalten, den Personeu-, den Gepäck- und. den Warenverkehr in teilweiser Abänderung seines Beschlusses vom 2. September 1910, nah ete anz Nußland als choleraverseuht erklärt wird: auf den Antrag seines epartements des Innern,

beschließt :

Art. 1. Polen wird colerafrei erklärt und infolgedessen die in Uebereinstimmung mit dem Bundesratsbeshluß vom 2. September 1910 gegenüber den Provenienzen aus diesem Bezirke angeordneten Aeaimeo aufgehoben. Art. 2. Dieser Beschluß tritt sofort in

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Kraft. Aegypten.

Der Internationale Gesundheitsrat in Alexandrien hat be lossen, gegen Herkünfte aus Bassorah das Cbolerarette E

tba vur s, ihre Anfärn 7 t. , " f «nsange bis in die Zeit des Heidentums zurück- folgend während im vierten Dk. Fr. Holte die Me,

zuwenden und für die Herkünfte von Braila und Tulcea das

Cholerareglement außer Kraft zu seßen,

B I vom 17. und 24. v. M., Nr. 244 und 250.) CRARQE M

St. Petersburg, 5. November. (W. T. B. n den leßt; 24 Stunden ist an Cholera niemand gestorben; Via Due inb erkrankt. Die Gesamtzahl der an Cholera Erkrankten beträgt 118.

Konstantino pel, 6. November. (W. T. B) Vorariióir und gestern wurden 13 Grkxankungen und 9 Todesfälle an Cholera festgestellt. Nach einer Mitteilung des Krie 8ministers famen unter den Manövertruppen bom 3. bis 5. November 13 Er- franfungen und vier Todesfälle Zuständige Kreise sind der Ansicht- daß die / Jen im ganzen Reiche zu- nehmende Cholera durch Reservisten, die nah den Manövern entlassen worden sind, vershleppt worden ist. Gegenwärtig sollen sich im Lazarette von Tuzla am Marmarameere 100 holerakranke Soldaten befinden. Es verlautet, „daß 400 in Tuzla internierte Soldaten ent- flohen sind. Im Miilitärlager von Nodosto ist glei falls die Cholera ausgebrochen, ebenso in Adrianop el, wo gestern bei 13 Er- krankungen 5 Todesfälle vorkamen. In Kon stantinopel waren heute 22 Erkrankungen und 11 Todesfälle zu verzeichnen.

(Weitere Nachrichten über Gesundheitswesen 2c. s. i. d. Ersten Beilage.)

Verkehrsanstalten.

In Jringa in Deutsch-Ostafrika ist am 1. Nove i T elegraphenanstalt für den internationalen Verkebe (l worden. Jringa liegt an der Straße Kilossa—Neu Langenberg, etwa 220 km ¡uDdestlich von Kilossa. Die Worttare für Telegramme nah Jringa ist dieselbe wie für Telegramme nah Daresfalam.

Der Reichspostdampfer „Goeben“ des Norddeutschen Llo wird auf Ausreise 463 nach Ostasien Neapel am 18. Veit U anlaufen, weil in Pord Said wegen C holeragefahr die Quarantäne gegen 2»ceapel fortbesteht. Die Post wird in Genua zugeführt werden von wo der Dampfer am 17. November, 12 Uhr Mittags, abfährt. Abgang der leßten dem Dampfer „Goeben“ zuzuführenden Post für Asien aus Berlin 16. November, 8 Uhr Vormittags.

Von den Post- und Telegraphennachriht i Bott ist eine neue r p S Die rhr E Publikum längst bekannte und beliebte Zusammenstellung enthält in bequemster Uebersiht alle wesentlihen Tarif- und Ver- sendungsbestimmungen für den Post- und Telegraphen- verkehr. Da leit der legten Ausgabe eine Neibe von Aenderungen, namentlih im Postverkehr (Einführung des Postscheck- verkehrs, Postprotest) eingetreten ist, so wird das Erscheinen der neuen Ausgabe sehr willkommen sein. Die Post- und Telegraphen- pen un E en. Des, A F elegraphenanstalten sowie ur Dermitllung der Briefträger und Landbrieftrs von 15 für das Stü e Vaben: E s Mente

Theater nund Musik.

Neues Schauspielhaus.

Ueber der Aufführung des Lustspiels , Die Sternen it von Alexandre Bisson und George Thurner u Sonnabend kein glückliher Stern. Woher das Stü seinen romantischen Titel genommen hat, bleibt dunkel bis zum Schluß. Jedenfalls bâtte man ein anderes Milieu vermutet als das, welches eine alternde Parifer Komödiantin umgibt. Die Dame is noch§ immer von einer mehr als jugendlichen Lebens- und Liebeslust erfüllt, die fie ohne weiteres an dem harmlosen Aus- erwählten ihrer Tochter betätigt. Um die Situation zu retten und das ins Schwanken geratene bräutlihe Glück ihrer Tochter wieder auf feste Füße zu stellen, bequemt sie sih endli zu ciner Vernunst- che mit einem alten Freunde. Dabei mutet das Stü, zu dem fich doch au der gewißigte Bisson als Verfasser bekennt, durchaus nicht pariserisch an. Wiß und Geist im Dialog, welche doch sonst in französishen Schwänken au der unsinnigsten Handlung noch einen Schimmer von Unterhaltsamkeit zu geben wissen fehlen hier ganz. Der Aufbau der Handlung, die ganze Szenen- führung zeugen von einer auffallenden Sorglofigkeit. Alle Personen die alten wie die jungen, sind einfältig und jederzeit zu Narrenspossen bereit. So nimmt es kein Wunder, daß allmählich die Langeweile vom Publikum Besitz ergriff. Auch die Darsteller schienen nit an ihrem Plage zu sein. Gertrud Arnold in der Rolle der alternden Schauspielerin mit dem jugendlichen Herzen mühte sich redlih, der Figur etwas Natürlichkeit zn geben: die kindlichen Scherze standen ihr aber niht zu Gesicht. as einzig Erfrischende des Abends war das Spiel von Ida Wüst, die mit urgesundem Yumor eine kleine Schauspielerin auf die Bühne stellte, die eine beiße Sehnsucht nach dem stillen Frieden des Landlebens im Herzen und aué der Zunge trägt. Jm übrigen taten alle Mitwirkenden, die Damen Lenz, Brandt, Carlsen Berger und die Herren Ziegel, Salfner, Hartberg, Commer, Paschen ibre Schuldigkeit, um das wenige zu retten, was an dem Stück zu retten möglih war.

Modernes Theater.

Cs ist ein Vorreht des Schwanks und der Posse, ernste Di humoristisch zu behandeln, und von diesem Decbte Ee al Henne Jacoby und Lipp\hiß, die Verfasser des Schwanks „Der Doppelmensch“, der am Sonnabend im Modernen Theater zum ersten Male gegeben wurde, ausgiebigen Gebrauh. Die von Psychiatern wiederholt festgestellte rätsclhafte Tatsache der Spaltung der Persönlichkeit wird darin als Grundmotiv zu einer mit allen Mitteln der Situationskomik ausgestatteten Handlung verwendet. Ein Abgeordneter, der im Parlament gegen die Nachtlokale gewettert hat, kommt „dur Erbschaft selbst in den Besiß eines solhen und sieht sih genötigt, persönlih darin nah dem Nechten zu sehen. Er macht feine nächtlichen Besuche dort zwar heimlih, wird aber dabei von einem dem Ofkkultismus ergebenen Neffen beoba tet, der einen Fall des Doppelbewußtseins vor sih zu haben glaubt, Aus dieser

dee suchten die Verfasser ohne viel Skrupel möglichst viel Kapital zu lagen, und cs gelang ihnen, bei einem anspruchslosen Publikum starke Heiterkeit zu erwecken, zumal da ein populärer hiesiger Komiker, Henry Bender, als Gast die Hauptrolle des Abgeordneten sehr beweg- lih spielte. Die übrigen Mitwirkenden sekundierten ihm nah Kräften, mit besonderem Erfolge die Herren Erich Schönfelder, Robert Garrison und Fräulein Hermine Hollmann. Der Schwank dürfte fich also geraume Zeit auf dem Spielplan behaupten. :

Volksoper.

ate Volksoper fommt ihrem s{chönen Ziele, gute Opernvorstellungen bei niedrigen Eintrittspreisen zu geben, immer näher. Das bewies wiederum éine gut abgerundete Aufführung von Boieldieus, Weißer Dame“ am Sonnabend. In Herrn Bode besißt das Institut einen Tenoristen, dessen Stimme, wie hier {on wiederholt aus- gesprohen wurde, besonders in den hohen und höchsten Lagen einen be- merkenswerten Glanz zeigt: die lyrische Partie des George Brown ist für ibn wie geschaffen, zumal da er au über eine ansehnliche Sette G verfügt. Es klang alles wei und \{höôn. Jn L n Lotte Cassel (Anna) hatte er au eine ie Partnerin, Fran e Ee e auten E E Eo a er, bot als

argarethe wiederum eine gesan wie darsteller rächtige Leistung, und auch Herr Foerster (Gaveston) bewährte fi wüdes als E a Mali d as E die Herren Arndt und Erke ervoutändigten das tüchtige Ensemble, das unter der en Leitun des Kapellmeisters Freymark stand. E Z