1910 / 268 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 14 Nov 1910 18:00:01 GMT) scan diff

Bekanntmachung.

Der Hypothekenbank in Hamburg ist l Grund S 795 des N Alien Geseßbuchs die staatliche Genehmigung erteilt worden, innerhalb des nah dem Hypothekenbankgeseßze vom 13. Juli 1899 zulässigen Höchstbetrages Hypothekenpfand- briefe auf den Jnhaber im Betrage von 40 Millionen Mark Vierzig Millionen Mark) in den Verkehr zu bringen. Die fandbriefe sind eingeteilt in vierzig Serien zu je einer Million Mark, welche mit g Nummern 611—650 bezeichnet . Jede Serie ist eingeteilt in i A 30 Stü von je 5000 #6 Lit. A 1, 200 [4 t 2000 [d 14 A, 300 L L «D, 150 O G 150 O, D000 M O M Die Pfandbriefe werden mit 4 Prozent jährli verzinst. Eine Verlosung oder Kündigung darf frühestens auf den 2. Januar 1921 erfolgen. Gegeben in der Versammlung des Senats, Hamburg, den 7. November 1910.

Königreich Preußen. Finanzministerium. Der Geheime Kanzleisekretär Wegener, bisher beim Finanzministerium, ist ¿zum Münzsekretär bei der hiesigen öniglihen Münze ernannt worden.

Betanntmachung. Auf Grund des § 3 der in Nr. 32 des „Deutschen Reichs- und Königlih Preußischen Staatsanzeigers“ vom 6. Februar 1904 veröffentlichten, am 28. Januar 1904 in Kraft getretenen N Bestimmungen über das von den Staatsbehörden zu verwendende Papier hat ferner die folgende Fabrik ihr Wasserzeichen bei dem unterzeihneten Amt angemeldet:

i Wortlaut Lfde. iy TUOTIOU Nr Firma des Wasserzeichens

99 | Actiengesellschaft Papierfabrik Hegge

in Hegge b. Kempten Allgäu

Groß-Lichterfelde West, den 10. November 1910.

Königliches Materialprüfungsamt. A. Marten.

Papierfabrik Hegge

O s

Angekommen:

Seine Exzellenz der Präsident des Neichsbankdirektoriums, Wirkliche Geheime Rat Havenst ein von der Dienstreise.

Nicfamkliches.

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 14. November.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Handel und Verkehr und für Justizwesen hielten heute eine Sitzung.

Der Vorsißende der Reichsschulkommission, Wirkliche Ge- heime Oberregierungsrat, Präsident Dr. Kelch ist von der nach Thüringen unternommenen Dienstreise zurückgekehrt.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. Flußkbt. „Tsingtau“ am 11, November in Kongmoon (Provinz Kwantung) eingetroffen und geht am 17. November von dort nah Hongkong.

S. M. Flußkbt. „Vaterland“ isst mit dem Chef des Kreuzergeschwaders an Bord vorgestern in Jtschang (Yangtse) eingetroffen und gestern von dort nah Hankau abgegangen.

Bayern.

Die außerordentlihe Viehzählung in Bayern vom 10. Oktober hat laut Meldung des „W. T. B.“ ergeben, daß die Zahl der Rinder um 239 693 Stück oder 6,4 Prozent, die der Schafe um 96981 Stück oder 13,2 Prozent abgenommen at, während die Zahl der Schweine um 179 205 Stück oder ,7 Prozent, die der Ziegen um 4787 Stück oder 1,6 Q zugenommen hat. Die „Korrespondenz Hoffmann“ legt in einem längeren Artikel dar, welche Maßnahmen das Staats- ministerium des Jnnern getroffen habe, um einer Abnahme des Viehbestandes und einem Steigen der Fleischpreise ent- gegenzuwirfen. Unter anderem habe das Ministerium bereits Schritte getan, um die Einfuhr von Schlachtvieh aus Frank- reich zu ermöglichen.

Baden.

Seine Majestät der Kaiser ist vorgestern von Baden- Baden in Donaueschingen eingetroffen und, „W. T. B.“ zufolge, auf dem Bahnhof von dem Fürsten zu Fürstenberg, dem Prinzen Gottfried von Hohenlohe, den Grafen Paul von Almeida und August von Bismark u. a. empfangen worden. Jm Schlosse wurde Seine Majestät von der Fürstin zu der owie den Herren und Damen der dort versamme ten Gesell- haft begrüßt. Am Nachmittag begaben Sich Seine Majestät, der Fürst und die Jagdgesellshaft nah dem Amterhausertal ins Nevier Bachzimmern zur Fuchs- jagd, von wo die Nückkehr um fünf Uhr erfolgte. Gestern

u Fürstenberg nebst Gefolge dem Gottesdienst in der evan- gelischen Kirche i us En men darauf eine Rundfahrt durch diejenigen Teile der Stadt, die nah dem großen Brande neu aufgebaut worden und nun im wesentlichen fertig sind. Am Nachmittag besuchten die hohen Herrschaften das Kloster Beuren.

ODefterreich-Ungaru.

Die ungarische Delegation seßte in der vorgestrigen Sitzung die Beratung über das Budget des Ministeriums es Aeußern fort. / 7 Ves E eia Bericht des „W. T. B.“ stellten sämtliche Redner fest, daß die friedlihe Beilegung der Krise außer der Friedensliebe des Königs der von Deutschland betätigten Bundeêtreue zuzuschreiben sei, Graf Apponyiîi hob auch die freundshaftlice Haltung Frank- reis bervor. Graf Tisza bemerkte, seine im Ausschuß ge- machte Aeußerung sei in der Presse unri@tig wiedergegeben worden. Er babe sich dabin ausgesprcchen, daß Oesterreich-Ungarn, wenn der Dreibund nit bestehen würde, über anderweitige Bünd- nisse verfügen würde, daß aber der Dreibund, fo lange er si )xewähre, als das zweckmäßigste Bündnis aufrechterhalten werden müsse. Man müsse, führte der Redner weiter aus, damit renen, daß Rußland nach einer gewissen Zeit der Kräfte- fammlung eine mächtige Kräfteentwicklurg auf dem Balkan anstreben werde, und da frage es fich, ob Rußland mit aggressiven Te n hervortreten oter \sch an der von Oefîterreich- Ungarn angestrebten Kulturarbeit beteiligen werde. Desterreih-Ungarn müsse in Zukunft auf alle Eventualitäten vorbereitet sein, und nur das Bewußtsein seiner Kraft könne den Erfolg seiner Politik sichern. Graf Tisza {loß sich dem Vertrauenévotum sür den Grafen Aehren- thal an. Graf Bat thany richtete an die nicht offizielle ôffent- liche Meinung Deutschlands die Mahnung, die Nationalitätenpolitik Ungarns nicht mehr so unrichtig zu beurteilen, wie dies bisher geschehen fei.

In der Sprachenfrage ist von den deutschen Par- teien in Böhmen ein neuer Geseßesvorschlag ausgearbeitet worden, der, oviger Quelle zufolge, die Schaffung eines Landes- einreihungsamts vorsieht, bei dem deutshe Einwohner ischehisher Gemeinden deutshe Eingaben und umgekehrt ischehishe Einwohner deutsher Gemeinden tschechische Eingaben einbringen können. Prag soll nach dieser Vorlage vollständig zweisprachig amtieren. Die Tschehen haben zu diesem Vor- schlage noch nicht offiziell Stellung genommen, doch verlautet, daß er für fie unannehmbar sei.

Großbritaunicn und Frland.

Der irishe Nationalistenführer Nedmond is vorgestern abend von seiner politischen Reise nah Amerika zurückgekehrt und von feinen Anhängern begeistert empfangen worden. Die Fahrt von Queenstown, wo er gelandet war, nach Dublin glih, „W. T. B.“ zufolge, einem Triumphzug. Jn Cork und Dublin erklärte Redmond in Ansprachen, daß die Ereignisse eine Entwicklung nähmen, die den Triumph dex Homerule sichere. Er gehe nach London, um von de? englischen Parteien in ihrer \chwierigen Lage die besten Be- dingungen zu erlangen, die möglich seien. Der gegenwärtige Kampf der Parteien untereinander gewähre Jrland eine unver- gleichlihe Gelegenheit und fönne nur mit der \{leunigen VBe- seitigung des einzigen Hindernisses für die Errichtung eines irischen Parlaments enden. :

Auch dem H adi ionalistenführer O’Connor, der von eir politischen ¡Reise durch Canada zurücgekehri ist, wurde 2on den in London lebenden Jren gestern eine begeisterte Kundgebung dargebraht. O'’Connor erklärte, Amerika sei bereit, die Bestrebungen der Jren zu unterstützen.

Frankreich.

Bezüglich der vom Marineausshuß der Kammer be- \hlossenen Forderung, den Bau zweier weiterer Panzer- chiffe in Angriff zu nehmen, wird vom „W. T. B.“ ge- meldet, die Regierung beabsichtige, ebenso wie im laufenden Jahre auch im Jahre 1911 die Kiellegung zweier Dread- noughts zu beginnen und zu diesem Zwecke für den Fall, daß das Marineprogramm nicht rechtzeitig erledigt werde, zu ent- sprechenden Bestimmungen des Finanzgeseßzes ihre Zuflucht zu nehmen.

Rußland.

Das Ministerium des Jnnern hat, „W. T. B.“ zufolge, einen Geseßentwurf über die Stärkung des russischen Elements unter den Ansiedlern der Murmanküste des nördlichen Eismeeres ausgearbeitet. Das Ministerium hält es für notwendig, die Privilegien für die fremdländischen Ansiedler der Murmanküste abzuschaffen.

Spanien.

Jn der gestrigen Kammersißung erklärte der Sozialisten- führer Pablo Jglesias, „W. T. B.“ zufolge, die Sozialisten hätten ih mit den 9 Zweck, die Monarchie

) {

iepublifanern vereinigt, besonders zu dem zu stürzen.

Portugal.

Fast alle Mitglieder des portugiesischen Episkopats, soweit er in Europa residiert, sind nach einer Meldung des „W. T. B.“ gegenwärtig beim Patriarchen in Lissabon ver- sammelt, um über die Beziehungen zwischen Kirche und Staaat zu beraten.

Serbien.

Die Skupschtina hat den Vorschlag des Präsidenten, die Beratung des Handelsvertrags mit Oesterreich- Ungarn auf die Tagesordnung der nächsten Sizung zu sehen, angenommen.

Amerika,

Der Präsident von Honduras Dávila gibt, Ao, 0 gutolae, bekannt, daß der Führer der Nevolutio- näre, General Valadares vorgestern gegen die Regierung 108 Mann abgesandt hat, die bei El Aceituño gelandet sind. Von diesen sind 70 desertiert und haben sich sofort mit den Regierungstruppen vereinigt. Der Rest hat jich gestern er- geben. Die Deserteure erklären, Valadares habe 200 Mann und beabsichtige einen sofortigen Vorstoß gegen die Negierung. Am Donnerstag hatten die fremden Kriegsschiffe vor Amalpa Mannschaften zum Schuße der Ausländer gelandet, Da Ruhe- störungen nicht vorkamen, wurden die gelandeten Mannschaften wieder zurückgezogen.

Afien. Der Reichspostdampfer „Prinz Ludwig“ des Norddeutschen Lloyd mit dem deuts{chen Kronprinzenpaar an Bord ist,

vormittag wohnten Seine Majestät der Kaiser und der Fürst

„W. T. B.“ zufolge, gestern morgen in Aden eingetroffen.

Der Kronprinz und die Kronprinzesfin begaben si sofort G Land, nahmen beim Gouverneur das Frühstück ein und ie sichtigten sodann die Stadt und Umgegend. Die Weiterfahrt erfolgte um 1 Uhr Nachmittags. \

Nach Mitteilungen der Pforte haben persishe Jrregulär e wiederum versucht, in von türkischen Truppen L segtes Gebiet einzufallen, sind aber zurückgeshlagen worden Einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ zufolge hat die persische Regierung beschlossen, den früheren Gouverneur von Kermanschah Nizam-es-Salta neh zum Gouverneur der Provinz Fars zu ernennen. Nizam-es-Saltanch besißt aug gedehnte Ländereien an der Hauptstraße Buschir-Schiras iet hat in dieser Gegend zahlreihe Anhänger, die man L Ergänzung der regulären Truppen zur Bewachung der © traße zu verwenden beabsichtigt. Es ist ein besonderer Ausg; schuß ernannt worden, um Maßregeln zur Wiederherstel lun der Ordnung im Süden zu beraten. Empfohlen wid ferner die Entsendung zweier europäischer Offiziere nah Fars die jeßt in Teheran im Dienst der Regierung stehen. E

Wie das „Reutershe Bureau“ ferner meldet, machen die Verhandlungen zwischen. der persischen Regierung und der Kaiserlich persishen Bank befriedigende Fort schritte. Die Bank ist bereit, vorläufig einen Vorschuß zu ge- währen. : - (

Durch ein Edikt ist, „W. T. B.“ zufolge, angeordnet

worden, daß Vorbereitungen für die Einberufung des chinesischen Parlaments getroffen werden. : Der Reichsaus\schuß hat niht darauf bestanden, daß die Mitglieder des Großen Rats, die mit der Hunananleihe in Verbindung stehen, persönlich vor ihm erscheinen, sondern nux um eine aufflärende Denkschrift ersucht.

Parlamentarische Nachrichten.

Das Mitglied des Hauses der Abgeordneten Guts besißer Dr. Heisig in Gardel-Gleiwiß (Zentr.), Vertreter des Stadtkreises Gleiwiß und des Kreises Tost-Gleiwiß im Re- gierungsbezirk Oppeln, ist nah einer Meldung von „W. T. Y.“ aus Beuthen am 183. d. M. gestorben.

Statiftik und Volkswirtschaft. Zur Berufsstatistik des Deutschen Neis.

In einer neuen Veröffentlihung üker die Berufézählung vom 12. Juni 1907 werden einige besondere Berufe eingehend dargestellt, die in der unter volkéwirtsdaftlihem Gesichtépunkt aufgestellten Ordnung der Berufe für die Dorstellung der Beru'sstatistik im allgemeinen nid gesondert erscheinen. Das 2. Heft des Bandes 203 der „Statistik des Deutschen Reichs“ behandelt die Erwerbstätigen einer Reihe besonderer technischer, kaufmännischer und sonstiger Berufe unter weitgehender Berüc- sichtigung des Alters und Familienstandes, so die einzelnen Arten der Ingenieure und Techniker, der Chemiker, Landmesser und Geometer, der Markscheider und Vermessungstechnikec, dann der Werkmeister wie der Zeichner, Pauser und des fonstigen technischen Hilfspersonals. Von den kaufmännischen Berufen werden behandelt: die Prokuristen Direk- toren, Abteilungsvorsteher, Disponenten, Einkäufer sind mit ihnen ver- einigt —, die Filialinhaber und -leiter, ein\chließlich der Leiter von Konsum- vereinen, sodann die Reisenden, die Verkäufer, die Lageristen, die Budch- halter, Nechnungsführer, Korrespondenten, Kalkulatoren, Kassierer u. dgl, die Kontoristen, Negistratoren, Maschinen\schreiber, Schreiber in Betrieben des Handels und des Gewerbes usw., ferner die Handlungsgehilfen und faufmännischen Angestellten und zum Schluß die kaufmännischen Lehr- linge. An sonstigen Berufen in Privatdiensten werden behandelt die Maschinisten, die Heizer, weiter die Chauffeure und Motorwagen- führer, die Kutscher, die Stallbediensteten, die Köche, die Gärtner, die Portiers, diese zusammen mit Fahrstublpersonal und Wächtern, die Hausdiener, Boten, Packer, Markthelfer, Lagerarbeiter u. dgl. Ein weiterer Teil der Tabelle ist den einzelnen Arten des öffentlichen Dienstes und der freien Berufe nah ihrer Beseßung mit Berufstätigen gewidmet. Hier sind beispielsweise weitergehend als in den anderen Tabellen der Berufsstatistik die Beamten - des Staats, der Ge- meinden und der Rechtépflege gegliedert. Die Rechtéanwälte und Notare erscheinen gesondert von den Richtern und Staatsanwälten. Die Lehrer werden ge'chieden nach der Art der Lehranstalten, an denen sie täâtig sind (ob Hobshullehrer, Gymnasial- und Nealschul- oder Volksschullehrer, ob im Privatschuldienst oder ob Hauslehrer usw.); die in der Heilkunde tätigen Personen sind gegliedert in Aerzte, Zahn- ärzte, Tierärzte, Zahntechniker, Hebammen, nicht ärztliche Naturbeil- fundige, ferner in Lidbenshauer, Wartepersonal u. dgl. Schließlich wird auh für das Schaustellungsgewerbe, Musik und Theater der sonst niht mögliche Einblick, wie fich die Angehörigen dieser Berufsart des näheren verteilen, gegeben.

Streiks und Aussperrungen in Großbritannien im Jahre 1909.

Das Arbeitsamt des Board of trade bat den Bericht über die im Jahre 1909 in dem vereinigten Königreiche vorgekommenen Streiks und Aussperrungen veröffentliht. In diesem werden 436 Streiks festgestellt, an denen 300 819 Arbeiter beteiligt waren und durch die m:hr als 23 Millionen Arbeitstage verloren gingen. Jm Verhältnis zu den vorangegangenen 9 Jahren hat die Zahl der Streiks abgenommen, dagegen 1 die der beteiligten Arbeiter gestiegen. Die leßtere Zahl erreichte die höchste Höhe seit 1894, dem Jahre des schottischen Kohlenstreiks. Die Einführung des Kohlenminen- geseßes von 1908 war diesmal hauptsächlih die Veranlassung der Arbeitéstörung; ungefähr 148000 Arbeiter wurden dadurch vorübergehend beschäftigungslos. Trotzdem war die verlorene Arbeitszeit 1909 nur ungefähr { der für 1908 ermittelten. Denn es dauerten 42 /e aller Streiks weniger als eine Woche und 7409/9 niht ganz einen Monat; nur 15% währten zwei Monate und länger. Diese leßteren um faßten aber nur 59% aller im Ausstand gewesenen Arbeiter. waren 1907: 147498, 1908: 295 507, 1909: 300 819 Arbeiter be- teiligt, und die verlorene Arbeitzzeit betrug 1907: 2 162 155, 1908: 10 #34 189, 1909: 2 773 986 Tage. Von den dur das Kohlenge|eß geschaffenen Konflikten abgesehen, erledigten ih die wegen Un- zufciedenheit mit Lohn, Arbeitszeit, Ausschließung usw. beschlossenen Streiks, wie folgt: |

durch Kompromiß . è . für 112 307 Arbeiter,

JUgUNITEN: Der Ub s S 194128 v

zugunsten der Arbeitgeber . . . , 37846 x

unerledigt blicben solhe Streiks , 982 y

zusammen für 170 258 Arbeiter. d

Bon diesen 170 258 Arbeitern hatten 87 367 wegen der Arbeitsze? gestreift. Jn den früheren Jahren gab die Lohnfrage die Haup anlassung, so noch 1908 für 79 %, dagegen 1909 nur für 25 °/s ? ausftändig gewordenen Arbeiter.

Zur Arbéiterbewegung.

‘Elektromonteure in Düsseldorf ist, Der A f. Ztg." mitteilt, nah einer Dauer von fast zwei je die „ul rch die Vereinbarung eines neuen Lohntarifs mit den

onaten dur

t worden. : Arbeitgebern L haben, der „Köln. Ztg.“ zufolge, die Fabr i-

In Nori Gdelmetallindustrie an L UND. 12, d. M. anten af Deutschen Metallarbeiterverband organi- sämtlichen, rheitern gekündigt, nahdem vor aht Tagen den in sere und Silberfabriken beschäftigten organisierten Arbeitern den Go P worden war. Schäßungsweise find nahezu 6000 Arbeiter getünd V dindigung betroffen worden. i E yon der Polierer der mechanischen Seilerwarenfabrik in

A -q legten, wie dasselbe Blatt erfährt, die Arbeit nieder, weil Ban ' Polierer eine neue Arbeitsstätte zugewiesen wurde. Die einem P drohte die Einstellung des gesamten Betriebes an, wenn die Don L Arbeit niht binnen 24 Stunden wieder aufnähmen. Von Pole lehen Aussperrung würden annähernd tausend Beschäftigte ein

betroffen, Ausstand der Bergarbeiter in Südwales wird

Bu aus Tonypandy von gestern gemeldet: Da aus dem 27! e größere Mengen von Sprengstoffen g estohlen worden Boe seitens der Polizei und des Militärs der Wachtdienst sind, erft worden, um zu verhindern, daß die Ausständigen sich dieser L stoffe zu verbrecherishen Anschlägen bedienen (vgl. Nr. 265 b Via amtlichen Nachrichten aus Ferrol, wo, wie „W. T. B.“ Madrid meldet, die Arsenalarbeiter wegen der „Gntlassung ines Kameraden in den Ausstand getreten sind, droht die Lage sich n rschlimmern. Die dortige Schiffsbaugesellschaft, die mit L “Regterung einen Vertrag über den Bau mehrerer Kriegsschiffe 4 Fhlofsen hat, beabsichtigt niht nur eine Aus\perrung zu er- q r sondern will auch den Vertrag mit der Regierung über den Bau des Geschwaders kündigen, wenn die Arbeiter die Arbeit nicht wieder aufnehmen, Die Gendarmerie in Ferrol ist verstärkt worden.

Die Ausständigen der Expreß Company in Jersey City haben, wie „W. T. B. erfährt, die Vorschläge der Gesellschaft angenommen ; damit ist der Ausstand beendet (vgl. Nr. 267 d. Bl.).

aus

Kunst und Wissenschaft.

Die Akademie der Wissenschaften in München wählte zu korrespondierenden Mitgliedern u. a. die Universitätsprofessoren Hillebrandt und Skuts\ch in Breslau, Hermann - Königsberg, Bernheim - Greifswald, ferner eine Reihe ausländischer Gelehrter, darunter den Konservator des Antikenmuseums in Brüssel Cumont.

Der diesjährige Nobelpreis der Chemie wurde, wie W. T. B.“ aus Stockholm meldet, dem Professor Otto Wallach in Göttingen für seine Arbeiten über die organische Chemie und über die Entwicklung der chemischen Industrie zuerkannt.

Literatur.

Non den durch die Akademie der Wissenschaften herausgegebenen Acta Borussica liegt der dritte, einzelne Gebiete der Verwaltung darstellende Band vor. Er behandelt die Getreidehandelspolitik in den 17 ersten NRegierungsjahren Friedrich 11. bis zum Ausbruch des Siebenjährigen Krieges. Die in dem Band gebotene Darstellung und Getreidepreisstatistik rührt von W. Naudé und A. Skalweit her, während die bezüglichen Akten von G. Shmoller gemeinsam mit den Genannten bearbeitet wurden. (Verlag von Paul Parey in Berlin; geb. 18 4). Der Band zerfällt in drei Bücher: Dar- stellung, Urkunden und Aften, Preisstatistik. Es ist das die Behand- lungsart, wie sie die akademishe Kommission zuerst für die Seiden- industrie gie In E L eIN get richtig hielt a Ms ab O für die Getreidehandelspolitik und die Kriegsmagazinverwaltung anordnete. Der Nachdruck liegt auf dem darstellenden Teil. Hier kam es nit nur darauf an, ein Gesamtbild zu entwerfen, sondern zugleich auch auf engem Raume die Hauptstücke aus einem umfangreichen Aktenmaterial zu A, E Material, so groß, s es in extenso abgedruckt allein einige Bände beansprucht haben würde. Durch zablreihe Aktenverweise in den Fußnoten wird dem Eee Ne C, aus den Akten Le p a was er etwa noch brauchen follte. In den archivarishen Teil sind Urkunden aufgenommen, die geeignet erscheinen, die im ersten Teil gebotenen Ausführungen zu ergänzen, sowie solche von typischer Be- deutung oder von besonderem geschichtlichen Interesse, namentlich in bezug auf die Charakteristik des Königs und seiner Mitarbeiter. Die im dritten Buch gegebenen Getreidepreistabellen bedeuten einen Fortschritt für die ältere Preisstatistik überhaupt. Es ist nämlich ge- lungen, von 10 über dte ganze Monarchie zerstreuten Städten vollständige pettabellen zu bringen. Von einigen anderen Orten wurden als ‘rgänzung kürzere Tabellen hinzugefügt. Als wichtigste Quelle dienten die damals in allen Provinzen erscheinenden amtlihen In- telligenzblätter, die regelmäßig Getreidepreisnotie rungen veröffentlichten. Es ist das erste Mal, daß Zeitungen in folhem Umfange für die ältere Getreidepreisstatistik nußbar gemacht worden sind. In den geschil- derten 17 Regierungsjahren zeigen {fich bereits die Anfänge der Ge- treidehandelspolitik und Kriegs8magazinverwaltung, die Friedrich später in Preußen zu einer von keinem anderen Staate in der neueren Ge- hihte erreihten Vollkommenheit autbildete. Wir sehen, wie Friedrich das vom Vater überkommene System \tufenweise ausbaut und wie allmählih in ihm die großen Pläne reifen, die er später dant Ge GEEE N L Be p

enth eine Vomänenpolitik gewesen, auch seine Getreides{hußzoll- und Magazinpolitik verdankte dem Domäneninteresse ihren Ursprung. Friedrihs Ziele wurden höher und weiter: er tricb eine auf alle Candbewohner ih gleihmäßig erstreckende Agrarpolitik, die in enger Verbindung mit der Getreidehandelspolitik stand. Er hielt dabei am Getreideshugßzoll fest; nur Schlesien gegenüber mußte zunächst eine uénahme gemacht werden, weil die Provinz ihren Bedarf bei weitem nicht deckden konnte; nach den ungewöhnlih reihen Ernten in den ersten 90er Jahren wurde aber auch hier die Einfuhr beschränkt und ge- errt, Von dieser Zeit bis zum Ausbruch des Siebenjährigen Krieges al der König die Einfuhrsperre auch bei Notständen niht mehr generell aufgehoben ; die Magazinverwaltung mußte dem Getreidemangel entgegenwirken, oder es wurden für einzelne Kreise, Städte, Aemter oder Regimenter Ausnahmen zugelassen. Mit der Zunahme der Be- bôlkerung, namentlih der städtischen, gewann die Teuerungspolitik an edeutung. Ausfuhrverbote wurden häufig erlassen, die städtischen Märkte peaussihtigt und die Marktpolizei wurde ausgestaltet. Der eilige audfu )rhandel mußte unter den Ein- und Ausfuhrbeschränkungen sudite. eiden, obschon man ihn durch andere Maßnahmen zu fördern dat fi Ín Königsberg blieb {on unter Friedrich Wilhelm L. handel f den Innenmarkt gesperrte Getreide für den Ausfuhr- erlosche rel. Gleiches ordnete Friedrich für Stettin an, wohin er den großartie gpolnischen Vandel vergeblich zu lenken bemüht war. Cine 4 u Ung erfuhr das Kriegsmagazinwesen, das im Nots- ie M 0 und in den beiden ersten Schlesischen Kriegen versagt hatte. e N wurden vermehrt „Und vergrößert, ihre Verwaltung dite a ltert und dem Generaldirektorium unterstellt; die oberste

g aber behielt sih der König, da die Magazine ein wesentlicher tér er Kriegsrüstung waren, selbs vor. Obwohl die Magazine bei E militärische Bestimmung hatten und Friedrich auch ¡u stark Viimmsten Notständen nicht duldete, daß ihre Bestände

„t angegriffen wurden, hat er es doch verstanden, die hg ne zugleih in den Dienst der allgemeinen Landeswohl- lie, stellen. Mit ihrer Hilfe follten die Getreidepreise ausge- ét Macrden bei hohen mußten sie verkaufen, bei billigen einkaufen. bei Mik 9azinberwaltung ist es auch immer gelungen der ärgsten Not Berl ernten Verr zu werden. Besondere Fürsorge beanspruchte n, dessen Cinwohnerzabl sich in den Jahren 1740—1756 um

40 v. H. vermehrte. Erst dur das Eingreifen des Königs und seiner Magazinverwaltung wurde die Möglichkeit zur {chnellen Entwicklung der Hauptstadt geschaffen. / :

Von dem von Hans Krämer in Verbindung mit zahlreichen Fachmännern herausgegebenen reihillustrierten Lieferung8werk , Der Mensch und die Erde“ (Verlag von Bong u. Co. in Berlin, Leipzig und Stuttgart) liegen neuerdings die Lieferungen 111 bis 115 vor. Sie enthalten folgende Aufsäße und Abhandlungen. Professor Dr. K. Koetschau-Berlin: Die Verwendung der Metalle zu Wehr und Waffen; Dr. Th. A. Maaß-Berlin: Pflanzliche und mineralische Gifte, und Professor Dr. C. Gurlitt-Dresden: Tiere, Pflanzen und Mineralien als Motive und Materialien der bildenden Künste. Das ganze Werk ist auf 120 Lieferungen zu je 60 4 berechnet, wird also demnächst abgeschlossen vorliegen.

Land- und Forstwirtschaft. Ernteergebnisse des Jahres 1910 in Großbritannien. Der von dem Board of Agriculture in London veröffentlichten Ernteshäßung Großbritanniens (England, Wales und Schottland) ist folgende Zusammenstellung entnommen :

Geschättes Ergebnis per Acker in Bufshel

1910 | 1909 1910 | 1909 Weizen . . | 7 064 904| 7 680 297] 31,25 | 3369 31,55

Gerste . .| 7275 191/ 7 617 320| 33,67 | 36,61 33/34 Hafer . . . [15 484 241/15 378 197] 41,00 | 41/26 39,90

Zehnjähriger Durchschuitt (1900—1909) per Acker in Bushel

Geschätzes Gesamt- ergebnis in Quarder

Verdingungen. (Die näheren Angaben über Verdingungen, die beim „Neihs- und Staatsanzeiger" ausliegen, können in den Wochentagen in defsen Expedition während der Dienststunden von 9 bis 3 U Ir eingesehen werden.)

ODesterreih-UÜUngarn. Die angekündigten großen Holzversteigerungen der bosnisch-

herzegowinischen Landesregierung in Sarajewo in den fiskalischen Waldungen sind auf Wunsch der österreichishen und ungarischen Regierung bis zum nächsten Frühjahr verschoben worden. :

21. November 1910, 12 Uhr. K. K. Staatsbahndirektion in Lemberg: Ausführung der Bauarbeiten gelegentlih der Wafser- einrihtung auf der Station Mikolajow: Drohowyze. Näheres bet der genannten Direktion.

Spätestens 23. November 1910, 12 Uhr 30 Minuten. K. K. Ministerium für öffentlihe Arbeiten in Wien: Steinmeyarbeiten für den Neubau des physikalishen Instituts der K. K. Universität in Wien. Näheres in der Kanzlei der K. K. Bauleitung am Bauplagze, Wien 1X, Ecke Währinger Straße und Waisenhausgasse, und beim „MNeich8anzeiger“.

Längstens 25. November 1910, Mittags. K. K. Generaldirektion der Tabakregie in Wien. Lieferung von \{chwarzem Siegellack für mehrere K. K. Tabakfabriken. Bedarfsmenge 11 200 ke. Näheres im Erpedite der vorgenannten Stelle bei allen K. K. Tabakfabriken und beim Reichsanzeiger.

SDULT El.

Ministerium für öffentlihe Arbeiten in Konfstantinovel: Vergebung der Konzession zur Anlage einer Normalspurbahn von Karaferia nach JIbelli und Serfidje Besch Punar und Bey Djirmen (griechishe Grenze). Angebote bis 28. Februar 1911 an die Generaldirektion der Eisenbahnen im genannten Ministerium, woselbst vom 28. November 1910 ab das Lastenheft und der die Aus\chreibungsformalitäten regelnde Ministerialerlaß zu haben sind.

Ministerium für öffentliche Arbeiten in Konstantin opel: Ver- gebung der Konzession zur Anlage eines Netes von eleftrischen Straßenbahnen in Konstantinopel und Umgegend (vergl. „Deut'cher Reichsanzeiger“ vom 20. Mai 1910, Nr. 116). Der Termin für die Annahme der Angebote ist auf den 28. Dezember 1910 verlegt worden

Serbien.

Generalpost- und Telegraphendirektion in Belgrad. 15./28. No- vember 1910: Schristlilße Verdingung behufs Lieferung verschiedener Schreibmaterialien für den Bedarf im Jahre 1911. Muster und Bedingungen in der Rechnungsabteilung obiger Behörde. Kaution 4000 Fr.

Luftschiffahrt.

A. F. Die 301. Sigung des Berliner Vereins für Luft- \chiffahrt am 7. November, die erste vom neugewählten Borsitzenden , Geheimrat Professor Dr. Miethe geleitete, eröffnete mit der Aufnahme von 14 neuen Mitgliedern. Es folgte ein Erxperimentalvortrag des Ingenieurs Heinicke über „Siche - rung von Luft fahrzeugen gegen Entzündungen durch den plögßlihen Ausgleich statischer Ladungen verschiedenen Potentials". Als bekannt voraussetzend, daß man unter Potential den elektrischen Zustand eines Körpers, unter Potentialgefälle den Unterschied des elektrischen Zustandes an zwei Punkten, also den Spannungsuntershied versteht, führte der Redner aus, daß es zwischen dem Ballon und der ihn umgebenden Luft immer ein Potentialgefälle gibt: einen größeren Unterschied im Winter als im Sommer, bei bedecktem Himmel als bei Sonnen- schein, einen besonders großen bei Gewitterneigung, wo er bis 10 000 Volt betragen kann. Der Gedanke liegt nahe, daß es wünschens- wert ist, zur Sicherung des Ballons einen Ausgleih zwischen beiden Potentialen herbeizuführen. Allein der Ballon is hierfür \hlecht geeignet, weil seine Hauptteile: die Hülle, die Schnüre, Seile und Taue, der Korb aus \{lecht leitenden Stoffen bestehen und der gut leitenden metallischen Teile wenige sind, diese sih auch meist in be- trähhtliher Entfernung voneinander befinden. Man hat zur Ermög- lihung eines Ausgleihs die Hülle mit einer konzentrierten Salzlösung, z. B. von Chlorcalcium, angestrichen ; doch hat si das Mittel als wenig wirksam und unzuverlässig erwiesen. Ingenieur Heinicke {hlägt folgende Mittel vor: 1) Bekleidung des Ballons mit einem ganz dünnen metallischen B Lametta —, 2) Einflehtung einer metallishen Seele in alle hänfenen Schnüre, Seile, Taue, 3) An- ordnung einer Unterbrehungéstelle im metallenen Ballonnetz zwischen dessen oberem und unterem Teil und Einschaltung an dieser Stelle von einem Transformator, der elektrische Veberladung in Wärme umsegßt. In der sich anschließenden ¡ Diskussion wurde zunächst dazu geraten, Gewitterneigung bei Ballonfahrten sehr ernst zu nehmen ; denn elektrishe Entladungen fänden ja auch zwischen Wolke und Wolke ftatt und über ein Gewitter hinaus aufsteigen zu wollen, sei gewagt, da sih solhe zuweilen bis zu 8000 m erstrecken. Im übrigen wurde allseitig den Heinickeshen Vorschlägen zu 1 und 2 zugestimmt unter Vorbehalt, daß das vom Netz autgehende Kabel sicher isoliert am Korbe vorübergeführt werde. Dagegen sand Vorschlag 3 ebenso allseitige Ablehnung als wahr- cheinlih bei großen Spannungen wenig . wirksam und, sofern wirksam, andere Gefahren mit \ich führend. Noch zeigte Dr. Bu dig einen kleinen, handlichen, von ihm hergestellten Apparat zu gleihem Zweck: der Herstellung eines Ausgleihs der Spannungen von Ballon und Luft. Der Apparat erinnert an den nach dem Delißscher Unglück gemahten Vorschlag, einen Teil des Ballastes als Wasserballast mitzuführen und gegebenenfalls das Wasser in Form eines Sprühregens auszugießen. Der Budigsche Apparat ist ein 4 1 Alkohol enthaltendes Gefäß, dessen Inhalt man mittels komprimierter Luft durch 9 radial gestellte Sprißrohre nah allen Seiten aus\prühen läßt. Es folgte der von Dr. H. Elias erstattete Bericht über die vom 27.—29. Oktober in Paris abgehaltene Konferenz der Fédération

Aéronautique Internationale. Sie ist auêgezeithnet gewesen durch

große Einmütigkeit und durch die Einstimmigkeit, mit der nach manchen Meinungsverschiedenheiten \ch{ließlich alle Beschlüsse gefaßt worden sind. Argentinien und Ungarn wurden als neue „SPort- mächte“ aufgenommen, leßteres, nahdem bewiesen war, daß in allen Fällen die staatlihe Zusammengehörigkeit mit Oesterreich ebenso inter- retiert worden war. Dagegen führte die staatsrehtlich unsichere Stellun egyptens zur Vertagung der ägyptishen Meldung, während die Mel- dung Canadas abgelehnt wurde. Aus einem von rofessor Bammler erstatteten[Bericht ging hervor, daß, während 1905 “t damals der F. A. J. angehörige Länder einen Gasverbrauch von 660 000 cbm für Lufts ciffahrtszwecke nabgewiesen hatten, der Gasverbrauh von 14 Ländern für diefen Zweck 1909 34 Millionen Kubikmeter betragen hatte. Durch- shnittlih fanden im Bereich der F. A. F. 1909 täglih 8 Fahrten statt. Der vom Grafen de Lavaulx 1901 aufgestellte Rekord einer Ballonfahrt von 1925 km ist bis jeßt noch nicht überboten worden. In der Hâäufigkeit der Fahrten stehen die Motorluft\cifffe natürlich weit hinter Aeroplanen und Ballons zurü. Leßtere sind im ganzen über 45 000 km geflogen. Immerhin hat es das Parsevalluft\{chif {on auf 168 Fahrten gebraht. Die Frage des aeronautischen Kalenders, die im Vorjahr und im laufenden Jahre Ünstimmigkeiten und Miß- helligkeiten erzeugt hat, ist dadurch radikal gelöst worden, daß man in Zukunft von solchen Vereinbarungen überhaupt ab- sieht. Die wichtigste Festsezung der F. A. I betraf die Führerprüfungéordnung, die fortan überall nach den jeßt getroffenen Vereinbarungen, vom 15. Februar 1911 beginnend, die gleiche fein wird. Ein neuer Nekord wurde zugunsten der Flug- maschine für in der Vertikalen entwickelte Geschwindigkeit aufgestellt. Der französische Teilnehmer am vorjährigen Gordon Bennett-Nennen Leblanc war, obglei er die zweitgrößte Entfernung zurückgelegt, vom Wettbewerbe ausge\chlossen worden, weil ihm sein Ballon entflogen war. Der F. A. I. hat ihm jetzt auf erfolgten Einspruch den 2. Preis zuerkannt, sodaß Dr. Brökelmann als Gewinner des leßteren Preises ausscheidet. Noch wurden neue Festseßungen wegen der Stimmzahl, die jeder Sportmacht zuzubilligen is, getroffen. Die nächste Tagung der F. A. I. soll in der 2. Hälfte Oktober 1911 in Rom stattfinden. Die gezeigte Einigkeit der zur F. A. F. verbundenen Länder ist gerade in diefem Augenblick sehr wichtig, wo Unterhandlungen der Staaten über die internationale Regelung des Luftschiffahrtswesens bevorstehen. Zum dritten Punkt der Tagesordnung „Fahrtberichte" gab Ingenieur Berliner die Beschreibung seiner Fahrt mit dem Ballon „Hildes brandt“ am 22. Oktober und dessen Landung in der Nordsee. Am Nachmittag 5 Uhr des genannten Tages in Begleitung der Herren Nicolai und Gebauer in Schmargendorf aufgestiegen, erfreute man sih bei Ostwind einer anfänglichen Geschwindigkeit von 30 km. Der Ballon fuhr gut und balancierte in etwa 100 m über die Havelseen und Brandenburg dahin; die Orientierung wurde auch während der Nacht dauernd erhalten. Da um 1 Uhr Nachts ein genauer Kurs nah Westen festgestellt wurde, regte der Führer ein Veberfliegen des Kanals nach England an und fand dafür die Zustimmung seiner Begleiter. Gegen 7 Uhr Morgens wurde die holländische Grenze passiert, 17 Stunden später befand man sh über dem Zuyder-See, um 8,99 wurde in 1100 m Höbe Amsterdam überflogen, das einen unvergleihlich {önen Anblick ge- währte. Der Ballon trug um diese Zeit noch 97 Sack Ballast, womit man bei der herrschenden Windgeschwindigkeit von 50 km den Kana! gefahrlos hätte überfliegen können. Leider stellte sich um diese Zeit dichter, jede Fernsicht hindernder Nebel ein, was auf Wunsch eines der Mitfahrenden der Anlaß wurde, die Fahrt übers Meer aufzugeben und zur Landung zu schreiten. Fn 100 m Höhe durchstieß absteigend der Ballon die Nebeldecke. Leider mußten die Luftschiffer feststellen, daß sie der See ganz nahe, nämlich nur 50 m davon ents= fernt waren, und das S{lepptau des stark fallenden Ballons auf der leßten Düne auffegzte, leider bereits im Wasser. Es waren nur 41 Sack Ballast noch übrig. Der Füllansaß wurde zugebunden und so ging es in 20—30 m Höhe etwa 5 km weiter. Plöglich aber trat ein starker Fall ein. Der Ballon war durch Abgabe von 2 Sack niht mehr zu halten, und {hon standen die Luftschiffer im Korb 1 m im Wasser und mußten sih auf den Korbrand flüchten. So ging die Schleifs fahrt weiter. Zum Glü hatte ein holländischer Lot)endampfer den Ballon gesichtet und machte ih an seine Verfolgung. Diese war nicht leicht, da er immerhin noch mit 20 km Geschwindigkeit flog. Nah 40 Minuten holte indessen der Dampfer den Flüchtling ein, die beiden Fahrtteilnehmer bestiegen das Nettungsboot und a tempo riß der Führer den Ballon auf und stieg auch seinerseits in das Boot. An Bord des Dampfers wurden die Luftschiffer mit trockenen Sachen verschen und aufs beste verpflegt, ebenso 4 Stunden später, als sie in Ymuiden an Land gingen. Der Ballon wurde bald nachher von einem Schleppdampfer geborgen. Der leßte Punkt der Tagesordnung „Geschäftliches“ brachte noch die Mittetlung, daß Frau von Quast die Führerqualifikation erworben bat.

Verkehrsanstalten.

Laut amtliher Meldung ist der telegraphishe Verkehr mit dem westlichen Deutschland und mit Amerika über Emden ziemlih normal. Der telegraphishe Verkehr mit England und Belgien ist noch Vers ¡ögerungen unterworfen. Der telephonishe Verkehr mit Westdeutsh- land und mit Belgien ist zum größten Teil noch gestört.

Theater und Mufik.

Königliches Schauspielhaus.

Mit „Wallensteins Tod“, der gestern auf die am Mittwoch erfolgte Aufführung von „Wallensteins Lager“ und „Die Piccolomini* folgte, fand die Neueinstudierung der gesamten Trilogie im König- lihen Schauspielhause ihren würdigen Abs{bluß. Gestern stand der neue Wallenstein, Herr Sommerstocff, im Brennpunkt des Dramas. Er ist zwar kein vollwertiger, aber doch ein würdiger Nachfolger Matkowskys. Die genialen Eingebungen seines Vorgängers fehlten ihm, was aber durch Intelligenz und feine Gliederung der Rede, dur hönes Organ, wohlgepflegte Sprechkunst und verständige Darstellung zu erreichen ift, hat er in vollem Maße erreiht. Nur ging von ihm niht immer das Bezwingende der Persönlichkeit Wallensteins aus; er ragte geistig nicht immer weit genug über seiner Umgebung hervor. Von den anderen Mitwirkenden ist, soweit sie \{on am ersten Abend mitwirkten, Neues niht zu sagen; sie führten ibre Nollen in demselben Sinne bis zum Schlusse dur, so insbesondere Frau Poppe (Gräfin Terzky), die Herren Kraußneck (Octavio), Staegemann (Mar), Mannstaedt (JIllo), Zimmerer (Terzky) u. a. Besonders vollsaftig war Herrn Vollmers Jsolani. Fräulein NRessels Thekla wuchs mit ihrer Aufgabe und brachte die Tragik ihrer Schluß- szenen zu ergreifender Wirkung. Schlikt und innig sprach ein neues Mitglied, Herr Koch, die Erzählung des \{Gwediscen Hauptmanns, und Herr Patry, der verdiente Regisseur des Ganzen. fand für den Unterhändler, Obersten Wrangel den reten vorsihtigen Ton und überzeugenden Avsdruck. Die \{chöne Aufführung fand wiederholt bei offener Szene lebhaften Beifall.

Berliner Theater.

Ein Schwankdichter, dem nichts einfällt, das ist die Hauptfigur von Nichard Skowronneks neuem dreiaktigen Schwank „Dex neue Kompagnon“, der am Sonnabend im Berliner Tbeater einen von Akt zu Akr abflauenden Erfolg erlebte. Der erste Akt ift lustig: dem Schwankdichter fällt nichts ein, aber es meldet sich bei ihm ein zur Kriegsakademie kommandierter Ulanenleutnant, der \ich um die Hand einer Tochter bewerben will, \sich aber, um nicht mit der Tür ins Haus zu fallon, als den Erfinder einer S&wankidee einführt und eben diese List für den Inhalt des zu verfassenden Stückes ausgibt. Der zweite bei dem Leutnant \pielende Akt verläßt {on die Blas der Wahrscheinlichkeit, indem er unter allerlei Vorwänden, wie das eben in tausend Theaterstücken {on dagewesen ist, die bandelnden Ferieuen just dahin führt, wo sie eigentli nihts zu suchen haben, und

e gleichzeitig um drei ebenso uralte wie überflüssige Schwanktypen:

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