1910 / 280 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 29 Nov 1910 18:00:01 GMT) scan diff

_Stabspeterinär Dr. Meyer des 1. Schweren Reiteregts. Prinz Karl yern zum Regts. Veterinär des 1. Feldart. Regts. Prinz-Regent

von Ba Luitpold zu ernennen ; den Oberveterinär Dr. Kuhn vom10. Feldart. Regt. zum 1. Schweren NReiterregt. Prinz Karl von Bayern zu verseßen; dem Veterinär Eckart des 2. Ulan. Negts. König ein Patent vom 26. August d. J. zu verleihen; zu befördern: zum Stabsveterinär den Oberveterinär Steinbrüchel des 7. Feldart. Negts. Prinz-Regent Luitpold, zum Veterinär den Unterveterinär Bu ckl des 2. Feldart. Regts. Horn mit Patent vom 23. Oktober d. JI., beide in ihren Ttuppenteilen.

„München, 22. Noveuber. Generalstabsarzt der Armee. Der einjährig-freiwillige Ärzt Dr. Yolzaplel des 3. Pion. Pats. wird um Unterarzt im 13. Inf. Negt. Franz Joseph 1, Kaiser von VDesterreih und Apostolisher König von Ungarn, ernannt und mit Wahrnehmung einer offenen Assist. Arztstelle beauftragt.

Reichsmilitärgericht.

Durch Allerhöchste Bestallung. 22. November. Daudt, Oberkrieg8gerihtsrat beim Generalkommando X V1. Armeekorps, zum Militäranwalt mit Wirkung vom 1. Juli 1910 ernannt.

Nighfamfliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 29. November.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute vormittag auf der Fahrt von Oppeln nach Breslau den Vortrag des Ministers für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Freiherrn von Schorlemer entgegen.

Am 28. d. M. verschied in Groß - Lichterfelde, im zwei- undsechzigsten Lebensjahre, nach kurzer Krankheit der Dirigent im Reichsamt für die Verwaltung der RNeichseisenbahnen, Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat Max Gloeckn er.

Nach Ablegung der juristischen Staatsprüfungen und fast anderthalbjähriger Tätigkeit als Kreisrichter in Glaß trat Gloeckner 1879 zur preußischen Staatseisenbahnverwaltung über, der er zwei Jahre lang als Hilfsarbeiter verschiedener Behörden angehörte. Jm Mai 1881 schied er aus dem preußischen Staats- dienste aus, um bei der Reichseisenbahnverwaltung die Stelle eines Hilfsarbeiters in der Generaldireklion Straßburg zu über- nehmen. Die Ernennung zum Eisenbahndirektor und Mitglied der Behörde erfolgte 1883, seit 1886 führte Gloeckner den Titel Regierungsrat. Zum 1. Dezember 1890 wurde er als Hilfs- arbeiter in das Reichsamt für die Verwaliung der Reichs- eisenbahnen einberufen, bei dem er am 1. April 1893, unter Beförderung zum Geheimen Regierungsrat, in die Stelle eines vortragenden Rats aufrückte. Nachdem er 1896 zum Geheimen Oberregierungsrat befördert worden war, wurde ihm am 1. Juli 1899 die Wahrnehmung der Geschäfte eines Dirigenten im Reichsamt übertragen. Seit Dezember 1901 ge- hörte er als stellvertretender Bevollmächtigter dem Bundesrat an, im Dezember 1904 erhielt er den Charakter als Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat mit dem Range eines Nats erster Klasse. Seine Tätigkeit ist durch wiederholte Ordensauszeich- nungen, zuleßt bei der Feier des diesjährigen Krönungs- und Ordensfestes durh Verleihung des Sternes zum Roten Adler- orden zweiter Klasse mit Eichenlaub anerkannt worden. Am déicflarenzässchen Kriege hat er als Einjährig-Freiwilliger teil- genommen. Ausgestattet mit hervorragenden Eigenschaften des

* Geistes und Charakters, im Besiße einer gediegenen wissen- schaftlichen Bildung und reicher Erfahrungen, von großer

Arbeitskraft und hoher Pflichttreue, hat der Verblichene

in allen Stellungen, die! er békleidete, durch unermüdliche und

erfolgreiche Arbeit dem Vaterlande vorzügliche Dienste geleistet.

Das Reichsamt für die Verwaltung der Reichseisenbahnen, in

dem er genau zwanzig Jahre, davon mehr als ein Jahrzehnt

in leitender Stellung, mit größter Hingabe gewirkt hat, und das gesamte Ministerium der öffentlichen Arbeiten werden sein

Andenken in hohen Ehren halten.

Anlage C zur Eisenbahnverkehrsordnung.

Auf Grund der Schlußbestimmung in der Anlage C zur Eisenbahnverkehrsordnung hat das Reichseisenbahnamt unterm 17. d. M. einige Ergänzungen der Nummern 1 a und V] verfügt.

la. Jn der 3. Gruppe der Eingangsbestimmungen unter A ist eine neue Untergruppe „Nicht handhabungssichere Ammoniak- salpetersprengstoffe“’ und darin der Sprengstoff Lignosit [T1 auf- genommen ; dementprechend sind die Abschnitte A und C der Beförderungsvorschriften ergänzt. Für den Castroper Spreng- salpeter (1. Gruppe. d) und für wettersichere Gelatinedynamite (3. Gruppe) sind weitere Bezeichnungen zugelassen. Das Verbot, Schießmittel der 1. Gruppe von den Güterböden oder Güter- steigen zu verladen, ist aufgehoben.

V1. Für die Beförderung von Stoffen der Ziffern 1 und 2 (frische Flehsen, frishe Knochen usw.) dürfen auch besonders eingerihtete bedeckte Wagen verwendet werden. Zur Be- seitigung hervorgetretener Unzuträglichkeiten hat das Ein- und Ausladen dieser Stoffe in Wagenladungen nur auf möglichst ENS deen Seitensträngen oder auf Anschlußgleisen zu er- , folgen.

Das Nähere geht aus der Bekanntmachung in Nr. 57 des „Reichsgeseßblatts“ vom 25. d. M. hervor.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Planet“ am 10. November in Friedrih Wilhelmshafen auf Neu-Guinea eingetroffen.

S M. S. „Emden“ ist mit dem Chef des Kreuzer- geshwaders vorgestern in Schanghai eingetroffen und geht am 7. Dezember von dort wieder in See.

S. M. S. „Scharnhorst“ ist vorgestern in Schanghai eingetroffen und gestern von dort wieder in See gegangen.

S. M. S. „Luchs“ ist gestern von Schanghai in See gegangen.

Breslau, 29. November. Seine Majestät der Kaiser traf, „W. T. B.“ zufolge, um 11 Uhr 25 Minuten Vormittags hier ein und fuhr im offenen Automobil über die neue Kaiser- brücke nah der Technischen Hochshule. Der ganze Weg war von Menschenmassen diht umsäumt, die Seiner Majestät dem Kaiser begeisterte Huldigungen darbrachten.

Großbritannien und Jrlaud, 2

Der König hat gestern in einer Sißzung des Geheimen

Rats 6 f ut ec aS, durch die das Parlament aufgelöst und das neue Parlament auf den 31. Januar 1911 einberufen wird. j

Vorher hat der König das Parlament mit einer An-

sprache vertagt, in der er, „W. T. B.“, zufolge sagte:

„Ich spreche zu Ihnen zum ersten Male unter dem Schatten des großen Unglücks, wel über das Land gebracht hat. Aus allen Teilen meiner Besißungen habe ih überreiße Beweise erhalten, daß der ee erlust, der mich und meine Familie getroffen hat, von meinen Untertanen tief beklagt wurde. Gt T Kraft verliehen und ih habe mich den Pflichten, zu denen ih berufen bin, mit dem ernsten Wunsch gewidmet, den Fußtapfen meines lieben Vaters zu folgen.“

Nachdem der A sodann erklärt hatte, daß die Beziehungen n ate B A ächten Me be U Gat seien, ms er

le zuverhihtlihe Hoffnung aus, da e eretsrage zw en Canada, Neufundland und den Vereinigten Staaten durch das Schiedsgeriht im Haag endgültig beige egt fei. Er gab hierauf seiner besonderen Befriedigung Ausdru, daß es möglich ge- wesen sei, so verwickelte und s{hwierige Probleme dur \cieds erichtlihen Spruch zu erledigen, und daß die Entscheidung von beiden Parteien in einem Geiste angenommen worden sei, der dahin wirken müsse, den C Willen auf beiden Seiten zu vermehren. Der König berührte odann die Mission des Herzogs von Connaught, das erste Parlament der Union von Südaftikä zu eröffnen, und sprach die zu- versichtlihe Hoffnung aus, bal Südafrikas Fortschritt, Glück und Wohlfahrt andauern mögen. Er nahm hierauf Bezug auf die Ver - waltungsreform Judiens und dankte dann dem Unterhause, daß es für die Crfordernisse des Jahres in freigiebiger Weise Für- sorge getroffen habe, einfschließlich der vermehrten Zuwendungen für die Flotte und der weiteren A für die Altcrspen sionen. Der König gab [lieg feinem Bedauern Ausdruck, daß die Kon - ferenz zur Beilegung der Meinungsverschiedenheiten zwishen den beiden Häusern des Parlaments gescheitert fei.

Gestern abend fand in Belfast unter freiem Himmel eine große unionistishe Kundgebung statt, an der sich mehr als 20 000 Personen beteiligten. Die Redner erklärten, obiger Quelle zufolge: wenn die Homerule den Anhängern der englischen Herrschaft in Nordirland aufgezwungen werden sollte, so würden diese sih dadur widerseßen, daß sie die Zahlung der Steuern verweigerten, oder, wenn es nötig wäre, zu noch shärferen Maßnahmen griffen.

Eine interne Beratung der Anhänger der englischen Herr- schaft beschloß, eine Geldsammlung zu veranstalten, alle ihre Parteigänger zu einem Regiment ene Waffen zu kaufen und sich der Einführung der Homerule mit Gewalt zu widersegen. Die Subskription ergab sogleich 10 000 Pfund

Sterling. Frankrcich.

] Zu Beginn der gestrigen Sißung der Deputierten- kammer gab der Net Brisson die von dem sozialisti- schen Deputierten Will m eingebrachte Jnterpellation über den Tod des auf dem Marsche in Südalgerien umgefommenen Fremdenlegionärs Weißro ck bekannt. Der Kriegsminister General Brun erklärte, wie- das „W. T. B.“ meldet, daß er über den Vorfall eine Untersuchung eingeleitet habe und des- halb eine Vertagung der Juterpellationsdebatte verlangen müsse. Die Kammer beraumte diesem Antrag gemäß die Beratung der Jnterpellation auf den 16. Dezember an.

Unter dem Vorsitz des Senators Poincaré hielten gestern in Pgris_- Uo ‘treter von 27 landwirt- schaftlihen, ißdusællen" und | kaufmännischen Vereinigungen eine Versammlung ab, in der sie, „W. T. B.“ zufolge, in einem Beschlußantrag verlangten, daß die Regelmäßigkeit der öffentlichen Betriebe, die Freiheit der Arbeit und die Achtung vor Arbeitsverträgen gewähr- leistet werde, daß ferner die Geseßentwürfe, die den Handel, die Jndustrie und den Ackerbau schädigten, abgelehnt und die gegen die Gleichheit der Staatsbürger verstoßenden Steuerpläne sowie alle auf die Enteignung der freien Unternehmungen ab-

R

zielenden Maßnahmen entschieden bekämpft werden. Türkei.

Die Antwort der Kretamächte auf die Vorstellungen der Pforte hat diese laut Meldung des „W. T. B.“ besonders deshalb befriedigt, weil sie die Zusage der Wahrung der Souveränitätsrehte der Türkel wiederholt. Auf das Verlangen der Pforte nach einer endgültigen Lösung der Kretafrage hat nur eine Schußmacht geantwortet und erklärt, daß die Zeit hierfür nicht fern sei. - Die Verhandlungen der Pforle mit der französischen Botschaft über das den Älgeriern zu gewährende Schußt- ret sind, obiger Quelle zufolge, zum Abschluß gelangt. Die Algerier werden in verschiedene Gruppen eingeteilt, die teils als ottomanische, teils als französische Staatsangehörige aner- kannt werden. Die Regierung des Wilajets Kossowo hat in Konstan- tinopel darum gebeten, daß dos Kriegsgericht und die Kommission zur Bekämpfung des Bandenwesens in Kossowo aufrechterhalten bleiben, da die Pazifikation Albaniens noch nicht beendet sei.

Rumänien. Gestern ist die Tagung des Parlaments vom König Karl mit einer Thronrede eröffnet worden, die, U S zufolge, besagt : Der König zweifle niht, daß das Parlament dur die Annahme der von der Negierung eingebrahten Gesctzentwürfe ein reichhaltiges und für das Land wohltätiges Geseßgebungëwerk geschaffen habe. Die Negterung habe bei ihrer Arbeit zur eotocmation der Landwirt- schaft in dem Parlament werktätige Unterstüßung gefunden. Die Geseße, betr. die W@emeindevenwaléutig und Gendarmerie, Maß- nahmen gegen den Alkoholiêmus, Förderung des Volks\{ul- unterrihtes hbätten den Landgemeinden eine gedeihliche Ent- wicklung gesichert. Die Hebung des Eisenbahnwesens, die Ausgestaltung des Hafens von Konstanza, tie Errichtung eines eigenen Ministeriums für Handel und Industrie, die Förderung der Volksbanken und der ländlichen Wirtschaftsgenossenschaften, der Handelsvertrag mit Oesterreih-Ungarn hätten zur Vergrößerung des nationalen Wohlslandes beigetragen. Dieser habe sich in den letzten Jahren derart gehoben, daß die finanzielle Lage heute günstiger sei, als je zuvor.

Die Thronrede verweist sodann Lu Reihe von Ge- seßen, die im Jnteresse der städtischen Bevölkerung geschaffen worden sind, und erwähnt ferner die Ausdehnung des konsti- tutionellen Negimes aut die Dobrudscha, wodurch diese Land- strihe mit dem Mutterlande endgültig verbunden seien.

Dank den getroffenen Maßnahmen, beißt es weiter, sei Rumänien von der Choleraepidemie verschont geblieben. Die Herbstmanöver hätten Gelegenheit gegeben, festzustellen, daß die rumänische Armee in der Lage Fe: jeder Zeit den Erwartungen der Nation zu entsprechen. Mit der ruhigen Entschlossenbeit, die dur seine stets wachsenden

s das Dahinscheiden meines geliebten Vaters -

eilnahme hat mir in meinem Kummer

einer Stellung inmitten der großen euro äishen Interessen. So babe Rumänien si das Mex tranièn und die Freundschaft le, Staaten gelder die, ebenso wie Rumänien, im Frieden die feste Bürgschaft ür S Entwicklung fänden.

__Die Kammer und der Senat haben ihre bisherigen Präsidenten wiedergewählt.

Amerika.

Die Unruhen in Mexiko sind, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, nunmehr von der Re ierung vollständig unterdrückt worden. Ueberall herrscht Ruhe. Der Unions- kongreß hat dem Präsidenten Porfirio Diaz sein Ver- trauen ausgesprochen. i

i Afrika.

Wie das „W. T. B.“ meldet, hat Bechar entfernt zwischen einem Konvoi und Berbern ein Kampf stattgefunden, in dem sechs Mann des Konvois fielen. Hilfstruppen find abgeschickt worden.

Das Budget der Südafrikanischen Union ist gestern dem Parlament vorgelegt worden. Da die rüher von den Minen der Kapkolonie entrichtete Einkommensteuer mit Errichtung der Union fortgefallen ift, ist, „W. T. B.“ zufolge, ein Defizit von 1451 000 Pfund vorhanden. Um E Defizit um Teil zu decken, wird vorgeschlagen, die Steuer, die die Goldminen in Transvaal von ihren Gewinnen entrichten, auf die Diamantminen in der Kapkolonie und im Oranje- Freistaat in der Weise auszudehnen, daß diese zehn Prozent von ihren Gewinnen als Steuer entrichten. Der Ertrag dieser Steuer wird auf 240 000 Pfund geschäßt.

70 km von Colomb

Parlamentarische Nachrichten.

Der Schlußbericht über die gestrige Sizung des Reichs- tags befindet sih in der Ersten Beilage.

Jn der heutigen (89.) Sipung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Jnnern Dr. Delbrü und der Minister der öffentlichen Arbeiten von Breitenbach bei- wohnten, wurde die Generaldiskussion des Geseßentwurfs, be- treffend den Ausbau der deutschen Wasserstraßen und die Erhebung von Schiffahrtsab gaben fortgeseßt.

Aba. Zehnter (Zentr.): Wir in Baden hatten ursprünglich egen die Borlage nicht unerheblihe Bedenken. Meine politischen E eeunde, auch in Baden, sind aber nicht grundsäßlih gegen die Ein- führung der Schiffahrtäsabgaben insofern, als auch von uns eine Korrektion des Nheins im großen Stile gewünscht wird. Es ist nicht mehr als recht und billig, daß diejenigen, die an dieser großen Korrektion interessiert sind, auß zu den Kosten beitragen. Unsere früheren Bedenken sind dadurch gemildert worden, daß der jeßige Entwurf eine wesentlich andere Gestalt erhalten hat als der erte. Gewisse Bedenken kann man allerdings gegen die in der Vorlage vorgefehenen Verwaltungsaus\{üsse und Beiräte haben, die gewissermaßen neben dem Reichstage gebildet werden sollen. Im großen und ganzen halten wir den Artikel 1 für akzeptabel. Dagegen ist die Gestaltung, die Artikel 2 erhalten bat, für uns in Baden nicht sehr erfreulich und angenehm. Will man sich über diesen Artikel cin Urteil bilden, so muß man berechnen, welche Entfernungen bezüglich der Schiffahrtéabgaben für uns in Baden in Betracht kommen, und da stellt sfih heraus, daß es sih für uns für ten Schifféverkebr bis Rotterdam um eine Entfernung von etwa 800 bis 1000 km bandelt. Legt man diese Zahl zugrunde, so kommen für Mannheim allein jähr- lih 1 200 000 4 Schiffahrtêabgaben in Betracht. Dazu kommen aber noch andere Kosten, zunächst die für die Negulierung des Mains, die für uns in Baden einen sehr geringen Wert hat, wenn sie nit im Württembergischen wettergeführt wird, als beabsichtigt ist. Wenn uns die Mainregulierung also wenig nüßt, so kann sie uns andererseits dadurh schaden, indem sie cinen Teil des Umscblags- verkehrs von Mannheim an sich zicht. Viel erbeblicer ist aber die Schädigung für Baden, die \ich aus der Kanalisierung des Nectars ergibt. Es werden daduh Baden nicht unbeträchtliche Eisen- bahnfrahteinnahmen entzogen. Die Badener können einen einigermaßen genügenden Ausgleich der Interessen in dem Geseßze nur erblicken, wenn zugleichß die Korrektion dcs Ober rheins ven Straßburg aufwärts bis Basel und bis Konstanz mit in das Gefeß aufgenommen wird. Es besteht ja Einverständnis zwischen den verbündeten Regierungen, daß die Fortführung der Korrektion des schiffbaren Teils des Nheins bis Konstanz vor genommen werden sol. In der Vorlage aber steht davon nihté. Die Frage wäre abhängig einmal davon, daß ein einheit- lihes Projekt ausgearbeitet wird und daß eine angemessene Vereinbarung zwischen den deutschen Rheinuferstaaten und mit der Schweiz und mit Oesterreih zustande kommt. Wir müssen eine folhe Garantie verlargen, bevor wir dem Gefcßentwurf zustimmen. Man hat gewisse taktishe Gründe geltend gemadt, tie cs dem Aus- lande gegenüber bedenkliß erscheinen lassen, dieses Projekt glei in die Vorlage hineinzuschreiben. Ih habe mich aber nicht davon überzeugen können, baß die Position des Deutschen Reiches der Schweiz und Oesterreih gegenüber so eine bessere sein würde. Den zahlreichen Interessen, die Baden an ten Flußkorrektionen und den Schiffabrtsabaaben hat, entspriht in keinem Maße die vorgesehene Beteiligung Badens an den Verwaltungsausschüssen und Strombeiräten. Für die kleinen Schiffe und die kleinen Fahrzeuge muß mögli durch Ausnahmetarife gesorgt werden. Darüber wird in der Kommission zu sprechen sein.

(Schluß des Blattes.)

Dem Reichstag ist eine Denkschrift über d. Ausführung der seit dem Jahre 1875 erlassenen A nleihegeseßze zu gegangen.

Nach der Denkschrift beziffern \sich zurzeit die Anleihekredite im ganzen auf 4948 585 369 f. Hiervon sind bis 1. Oktober 1910 realifiert worden 4 776 248 027 M ; cs bleiben mithin noch 172337341 verfügbar. Das gesamte auf Grund des Unleihekredits begebene Schuldkapital betiuug am 1. Oktober 1910: an 4 prozentigen Schuldverschreibungen 752 219 000 46, an prozentigen Schuld- vert BFABNTEN 2 020 745 000 Æ, an 3 prozentigen Sqchuldverschrei- bungen 1783669500 M, an 4 prozentigen Schatzanweisungen 340 000 000 M, an unverzinslichen Schaganweisunaen 106 000 (00 6; zusammen 4 996 633 500 M. Die tatsächlihe Verzinsung des ge- samten bis 1. Oktober 1910 dur Begebung von Schuldverschreibungen und verzinslichen Schaßanweisungen realisierten Anleihebetrags stellt sich im Durchschnitt auf 3,591 9/,.

Nr. 39 des „Eisenbahnverordnungsblatts*, heraus- gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 26. November ha folgenden Inhalt: Erlasse des Ministers der öffentlihen Arbeiten : vom 16. November 1910, betr. Bewerber für den mittleren tech- nischen Eisenbahndtenst; vom 22. November 1910, betr. Aenderung der Geschäftsanweisungen für die Vorstände der Betriebs-, Maschinen- und Werkstätteninspektionen sowie der Bauabteilungen; vom 23. No- vember 1910, betr. Beglaubigungsvermezrke auf Nentenquittungen. Nachrichten. Gesfamtverzeichnis derjenigen Lehranstalten, welche gemäß Tabio der Wehrortnung zur Auéstellung von Zeugnissen über E e nouns für den einjährig - freiwilligen Militärdienst bez rechtigt sind.

Kräfft gesichert set, betone Rumänien ohne Zögern die Wichtigkeit

Arbeiter

der Strafe s sammlung einberufen, die eine Kommission wählte, welche der Zechen-

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung, É

Auf der Zeche „Lucas“ bei Dortmund (Eigentum der Aktiengesellschaft für Bergbau, Blei- und £ inkfabrikation zu Stolberg und in Westfalen) find, wie „W. T. B.“ meldet, „gestern von 410 Mann der Belegschaft 391 in den Ausstand getreten. Die Betriebsverwaltung hatte vor einigen en eine Anzahl wegen Nichtinnehaltung der Seilfahrtsordnung be-

iraft. Nachdem die Verwaltung die geforderte Zurückziehung abgelehnt hatte, wurde eine Belegschaftsver-

verwaltung die Wünsche und Beschwerden der Belegschaft vortragen sollte. Die Verwaltung lehnte die A E A mit der Begründung ab, daß der Arbeiteraus\{uß hierfür zuständig jet, und erklärte ih bereit, mit diesem zu verhandeln. Gestern nahmittag fand diese Be- sprehung mit dem Arbeiteraus\huß statt. Die Verhandlungen sind aber ohne Ergebnis abgebrechen worten. Die Verwaltung beharrt auf ihrem ursprünglichen Standpunkt und erklärt sich zu weiteren Besprehungen nur bereit, falls die Arbeit wieder aufge- nommen wird, die unter Kontraktbruh niedergelegt worden sei. Jn der gestrigen Nachtshiht sind von 130 Mann nur 6 eingefahren, in der Feutigen Frühshicht von 230 nur 14. ; ;

Aus Madrid wird dem „W. T. B.“ telegraphiert: Die Direktion der Eisenbahnlinien von Medina nah Zamora und Vigo hat dem Minister der öffentlichen Arbeiten telegraphisch mitgeteilt, daß der Verk ehr auf diesen Linien eingestellt ist, weil die Angestellten in den Ausstand getreten sind.

Kunst unv Wissenschaft.

A. F. In ter leßten Sißung der „Brandenburgia“,

Gesellschaft für Heimatkunde, sprah der Privatdozent und

Direktortalassistent Dr. Kurt Negling über „Deutsche Münzen der romanishen Periode (Brakteaten)“. CEinleitend wies der Nedner darauf hin, daß die deutsGe Münzkunst tels einen wellen- förmigen Verlauf genommen habe und diese Art der Entwicklung dauernd beizubehalten seine, denn das Jubiläumsdreimarkstück der Universitätsfeier zeige, daß wir uns gegenwärtig auf einem absteigenden Ast der Entwicklungskurve befinden, dem hoffentlih bald ein Wieder- aufsticeg folgen werde. Dieser deutlih erkennbaren Eigenart ihres Werdeganges enlfprechend, habe unsere Münzkunst Perioden der Blüte gezeitigt, in denen auch die dem täglichen Bedarf dienenden Münzen kleine Kunstwerke darstellten. Hierher rechnet der Redner vor allem die bohenstaufishe Zeit, die ja au in Politik, Scrifttum und Kunst die Blüte deutschen Lebens im Mittelalter bedeutete. Träger dieses Aufshwungs in der Münzkunst sind vor allem die so- genannten Brakteaten, das sind aus dünnem Silber einfeitig, also mit nur einem Stempel in einer Art Punzverfahren geprägte Stücke. Jhre oft recht bedeutende Größe (bis zu 5 cem) und die bon der Eitn- seitigleit der Stempelung ermöglihte Stärke des Reliefs gaben dem Graveur Gelegenheit zu reicher Betätigung seines Könnens. Die Kreuzzüge vermittelten zudem nähere Bekanntschaft mit dem reichen Formenschaßz der byzantinischen, antifen und iélamisden Kunst. Die eigentlide Heimat der Brakteaten sind der Hacz, seine Vorlande und Thüringen. Der Vortragende stellte nah dieser Einleitung in einer aroßen Anzahl scharfer Lichtbilder die werlvollsten Brakteaten der Berliner Sammlungen vor : solche aus der Uebergangszeit, die teils er- haben, teils vertieft geprägt sind (Kaiscr Konrad ITT.) und solche aus der Blütezeit in der weiten Hälfte des 12. Jahrhunderts (ein Magde- burger Morißzpfennig, zwei Magdeburger Pfennige mit dem Namen des Erzbischofs Wigmann, ein Stück mit der Darstellung Albrechts des Bären und seiner Gemahlin Sophie, geprägt als Denk- münze auf die Wiedergewinnung Brandenbures 1157, mehrere Etüde mit dem dckarafkteristisen Bilte von Albrechts ent- shiedenstem Gegner, dem Wendenfürsten Jakzo von Köpenick, die zum Teil wendishe Aufschrift tragen, zwei Stücke mit dem Bilde von Albrechts Sohn und Nachfolger Otto mit deutscher Aufschrift und dem Zusaß Brandenburgensis u. f. f.) Um diese Zeit des entstehenden Wappenwesens begannen au \höône heraldishe Bilder auf ten Brakteaten zu erscheinen. Eine Braun- shweiger Münze aus dieser Zeit trägt die stolze Inschrift: „Jch bin Heinrih der Löwe von Braunschweig“. Anders in Stil und Fabrik sind die Wetterauer Stücke, darunter ein Kaiserlihes mit dem Bilde des sißenden Barbarossa. Ganz besonders flach und dünn sind die Thüringer Brakteaten mit breitem, freiem Rand um das Bild; mehrere tragen die Reiterbilder der Landgrafen. Unter ihnen ist auch der dur den Sängerkrieg auf der Wartburg berühmte Herrmann. Der etwa halbhundertjährigen Blütezeit der Brakleaten folgte im Hufe des 13. Jahrhunderts „in dér herrenlosen, der \hrecklichen SeIUs ein jâher Verfall. Auch hierfür brate der Vortragende die Beweise, ¡ B. in cinem ganz rohen Stück Meißner Musters von Bischof Diedrih von Naumburg (1242—1272) und in etnem Heréfelder Stü vom Abt Heinrich, das merkwürdig unvorteilhaft absliht von einem etwa 100 Jahre älteren Hersfelder Stück vom Abt Johannes, das zu ten schönsten Brakteaten der Sammlung gehört. Mit einem der Zeit des Verfalls angel örigen Brakteaten ist auch der bekannte Gegner des Habsburgers Rudolf, König Ottokar von Böhmen vertreten. An den süddeutschen Brakteaten tritt selbst für die geschilderte Blütezeit der deutsden Münzkunst deutlih in die Erscheinung, daß sie gegen die oben genannten norddeutschen und hessischen Leistungen zurück- slehen. Aber eins ist von allen diesen Stücken zu fagcn, deren Vorführung die Versammlung mit steigendem Interesse und mit nihten durch die Länge des Vortrags ermüdet entgegennahm: sie führten mit der Fülle von Namen, Bildern, Wappen, Inschriften die große Zeit vor Auzen, die nicht bloß den Romantikern, sondern au den Historikern als die glänzendste Epoche des deutschen Mittel- alters ersheint. An einem Spätnachmittag dieses Monats gaben ih die Mitglieder der „Brandenburgia" in der Königlichen Akademischen Hohs{ule für Musik Stelldichein, um die hier in ziemlih engen Räumen bewahrte Sammlung alter Musikinstrumente zu be- sichtigen. Universitätéprofessor Dr. Oskar Fleischer, unter dessen Verwaltung die Sammlung von ursprünglich 220 Instrumenten si seit 1888 nahezu verzwölffacht hat, was auch die Unzulänglichkeit des für sie angewiesencn Raumes erklärt, hatte die Führung übernommen ind erfreute durch einen höchst interessanten Vortrag. Den Anfang der Besichtigung der Inslrumente machte das Klavier in den verschiedenen Vandlungen, die es erfahren hat, von dem Klavierkord, Klavezimbel und Spinett, deren Saiten noch nicht geschlagen, fondern wie die Saiten der Harfe gezupft wurden, zum Hanmerklavier, das etwa im leßten Drittel des 18. Sabeburiderts erfunden und gegen eine Welt von Vorurteil durch Mozart und Beethoven eingeführt wurde. Professor Fleischer hatte die Liebenswürdigkeit, auf verschiedenen Klavieren der Entwiklungs- reibe bon 150 Jahren einzelne Musikstöcke zu spielen, u. a. auf dem Ariginalklavikord Joh. Seb. Bachs, auf dem jede Taste, je nah An- wendung eines besonderen Zuges, dret Oktaven desselben Tones spielt, tine Bahshe Fuge, auf einem Hammerklavier der Beetk oven-Zeit, das im Uebergang eine eigentümlih verschleierte Klangfarbe, den damals gewollten „näselnden“ Ton zeigte, cine Bompe en aus jenen Tagen, auf dem eins Carl Maria von Weber gebörigen Klavier dessen „Wir winden Dir den Jungfernkranz" u. ). f. Nicht ohne Vehmut konnte man das Klavier Marie Antoinettes betrachten, dass nah einer inwendig mit dem Pinsel eingeschriebenen Be- meung in der Nevolutionézeit öffentlich verkauft worden war. Es ift erf nah 100 Jahren in einem belgischen Bauernhause entdeckt ind für die Sammlung erworben worden. Mit vollem Recht konnte nah tem Urteil des aufmerksamen Auditoriums Professor Fleischer die ehauptung aufstellen, daß erst in der eigenartigen Range eyes iten Instrumente die Kompositionen eines Bach und Haende un ihrem Empfindungswerte zur Geltung kamen. Seit MRERO r 0 Jahren darf die Bautwveise des O erben, in bezug auf die Tonerzeugung als abgeschlossen angesehen werden. Ob die Zukunft e ênderungen bringen wird, bleibt abzuwarten, jedenfalls Frirenes wir ins im „Pianoforte“, wie man es fehr verständig dur den Mi p getenn- inet, eines Instruments ven hohem Wohlklang und schwer zu übertreffen-

der Ausdrucksfähigkeit. Zu den Streichinstrumenten und zu Harfe, Laute, Gitarre E erinnerte Professor Fleischer daran, daß man davon früher viel mehr Gattungen besessen habe, soviel, daß in der Mitte des 18. Jahrhunderts bereits in dem damals in Dingen der Musik maßgebenden Wien durch eine Versammlung musikalischer Sehverlintiges eine Menge von Instrumenten aus der Orchester- befeßung ausgeschieden worden sei, u. a. die Gambe, die Bratsche, die Viola d’Amore, die Viola di Bordoné, die Theorba. Um einen Teil dieser Instrumente sei es \chade, meinte Professor Fleischer, daß sie befeitigt worden, und um hierfür den Beweis zu erbringen, hatte er die „Berliner Vereinigung für alte Kammermusik“ bestimmt, einige ältere Musikstücke auf diesen alten Instrumenten vorzutragen. „So lernte die Versammlung die oben genannten 5 Instrumente in ihrer eigenartigen Spielweise und Klangfarbe kennen, u. a. die Viola d’amore, eine Geige, bei der unter jeder Darmsaite eine Metallsaite aufgezogen ist, die sympathisch mitshwingt, die Theo1ba, bei der der Geigenspieler mit den Fingern der linken Hand zugleich Metallsaiten zupft die sih an der unteren Seite des langen Halses des Instruments aufgezogen finden, u. \. f. Dies kleine improvisierte Konzert auf den alten Instrumenten fand natürli dankbarste Aufnahme, und man schied endlih mit dem Be- dauern, daß die vorgerüdckte Zeit es nit erlaubte, auch noch ähnliche Belehrungen äus der Entwiklungsgeshichte von Orgel und Blas- instrumenten zu empfangen, Die Sammlung zählt jedenfalls zu den kfostbarsten Besißtümern auf diesem Gebiet; sie sucht an Neichhaltigkeit und Vollständigkeit ihresgleichen. N

Land- und Forstwirtschaft.

Die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft feiert in den Tagen vom 8. bis 14. Dezember ihr 25 jähriges Bestehen. Nach einem Provisorium von 15 Fabr wurde ihr Gründungsafkt am 11. Dezember 1885 vollzogen, und eine sehr große Zahl der tüchtigsten deutshen Landwirte hai seit diefen Tagen in den mannigfachen Ab- teilungen und Ausschüssen der Gesellshaft an den großen Aufgaben terselben mitgearbeitet und eine Zentrale des gesamten land- wirtschaftlich - tehnischen Lebens des Neiches in ihr geschaffen. Die Deutsche Landwirtschaftsgefellschaft begeht ihr Jubiläum durch einige Festakte und eine große Zahl von Arbeitsfißungen. Am 11. Dezember, Mittags 12 Uhr, erfolgt auf dem Hofe des Geschäftshauses, Dessauer Straße 14, die Enthüllung der von Professor Ernst Herter modellierten Porträtreliess von Heinrich von Nathusius, A. Schul-Lupit und B. Wölbling. An demselben Tage Nachmittags 6 Uhr versammelt ein Festmahl die Mitglieder im Landesausstellungspark, Alt-Moabit.

Die Neihenfolge ‘der einzelnen Versammlungen sowie deren Tagesordnung ist folgende: Am 12. Dezember, Nachmittags 2 Uhr, findet die Hauptversammlung mit Festakt statt. Nach geschäftlichen Mitteilungen wird der Vorsißende des Borstands der Deutschen Landwirtschaft2geselshaft, Ritterschaftsrat von Freier - Hoppenrade, in seiner Festrede einen Nückblick auf die 29 jährige Tätigkeit der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft werfen. Einen weiteren Vortrag über den gegenwärtigen Stand der Bodenbakteriologie hat der Direktor der Kaiserlichen Biologischen Anstalt für Land- und Forstwirtschaft zu Dahlem, Geheime Regierungsrat , Professor Dr. Behrens übernommen. Die (nicht öffentliche) Gesamt- aus\cchußsizung am 14. Dezember, Mittags 12 Uhr, im Bankett- saal des Restaurants „Nheingold" beschäftigt fich zunächst mit internen Angelegenheiten (Geschäftsberiht des Vorstands für die Zeit vom 1. Februar bis 30. November 1910, Voranschlag des Gesellshaftshaus- halts für das Nechnungsjahr 1911, Verwaltungsbericht über die Aus- stellung in Hamburg 1910, Bericht über die Jubiläumsaus|tellung in Cassel 1911, Bericht über die zukünftigen Ausstellungen und Beschluß über die Preisausschreiben für Felderzeugnisse und Geräte 1912). Darauf wird der Ministerialdirektor, Wirkliche Geheime Nat Dr. Thiel (Berlin) cinen Nückblick auf den zweiten Rundgang der Wander- aus\tellungen (1899—1910) geben und der Oberamtmann Görg (Gimritz bei Halle a. S.) über „die Lehrlings- und Beamten- frage in der “Landwirtschaft berichten, ein überaus wichtiges Thema, das besonders in den leßten acht Jahren öfters von der Deutschen Landwirtschaftsgesellshaft behandelt worden ist. L

Die Abteilungsversammlungen erledigen zuerst geshäft- lie Mitteilungen, Aufnahme neuer Mitglieder, {us\hußneuwahlen, ferner Berichte über die Tätigkeit in den leßtverflossenen 25 Jahren bezw. seit Gründung der Abteilung und endlich Wünsche und Anträge der Mitglieder. Sodann spriht in der Dünger- (Kainit-) Ab- teilung (am 12. Dezember, Vormittags 10 Uhr, im Kaiser- saal des Restaurants „Nheingold“) Professor Dr. Tae (Bremen), der Direktor der - dortigen _Versuchs\tation für Moorkultur, über „die Verwendung künstliher Dünge- mittel in Moor, - Heide und Merch“, während Professor Dr. Gerlah (Bromberg) über „die Entwicklung der Dünger- lehre von Thaers Zeiten bis zur Gegenwart“ Bericht er- stattet. In der Geräteabteilung (am 12. Dezember, Vormittags 10 Uhr, im Bankettsaal des „Rheingold“) wird als Berichterstatter über „Erfahrungen mit ausgeführten landwirtschaft- lihen Elektrizitätszentralen“ Oberingenieur A. Vietze (Halle a. S.) interessante Mitteilungen machen können. Außer- dem tkeshäftigt sich diese Versammlung mit Berichten über die Veorprüfung neuer Geräte, über die Hauptprüfung von Untergrundlockerern (Referent: Professor Dr. G. Fischer-Berlin), ferner mit der Festsegung der Bestimmungen über die „Sonder- ausftellung von Geräten und Einrichtungen aus der landwirtschaft- lihen Praxis“ auf der nêchstjährigen Wanderausstellung in Cassel und endlich mit der fu Bsassurig über die Hauptprüfungen im Jahre 1912 und Beratung der Preisaus\chreiben hierfür. Für die Saatzuchtabteilung (am 10. Dezember, Nachmittags 2 Uhr, im Kaisersaal des „Rheingold“) haben Vorträge übernommen Landesökoncmierat Beseler (Braunschweig) über „die land- wirtschaftliche Pflanzenzüchtung in Deutschland! in den legten 25 Jahren“ und Geheimer Regierungsrat, Professor Dr. Wittmack (Berlin) über „die wissenshaftlihen Grundlagen der Saatzucht in Deutschland in den leßten 25 Jahren“. Außerdem wird über den Preiébewerb für Samen in Breslau 1§12 beraten werden. Ju der Betriebsabteilung (am 10. Dezember, Nachmittags 2 Uhr) ist „die Arbeitskontrolle in der Land- wirtschaft" das Thema des Vortrags von Nittergutsbesizer Blomeyer (Paulsdorf), während Majoratsbesizer, Landrat von Batoki (Bledau bet Cranz, Ostpreußen) über „die Erhaltung des Arbeiternach- wuchses in der Landwirtschaft“ referieren wird. In den ge- schäftlihen Mitteilungen wird auch über die Ergebnisse des Eisenacher Lehrgangs berichtet werden. Für die Ackerbauabteilung (am 13. Dezember, Vorm. 10 Uhr, im Kaisersaal des „«Rheingold“) hat den ersten Vortrag über „die Entstehungsgeschichte der Aer- bauabteilung der Deutschen Fand V E gesellschaft" Geheimer Regierungsrat, Professor Dr. rth (Berlin) über- nommen; den zweiten Vortrag hält Professor Dr. Falke (Leipzig) über das Thema „Die Entwicklung der Boden- kultur in Deutschland während der le ten 25 Jahre unter besonderer Berücksichtigung der Frage, welhe wichtigen, vor- zugsweise von der Ackerbauabteilung in die Wege geleiteten Maß- nahmen sich bewährt haben“. In der Kol onialabteilung (am 13. Dezember, Vormittags 10 Uhr, im Bankettsaal des „Rheingold“) wird deren, Geschäftsführer Dr. P. Hillmann, der orten von einer nach Ostafrika unternommenen Studienreise zurückgekehrt ist, über „die Tierzucht in Deutsch-O stafrika“ einen interessanten Bericht

eben und Direktor Hupfeld (Berlin) unter Vorführung von Licht- ildern über den „Stand der Pflanzungen in Deutsh-Oft- afrika und Togo“ si verbreiten. In der E ate ung (am 13. Dezember, Nachmittags 2 Uhr, im Kaisersaal des „Nhein- (4 wird Rittergutsbesißer, Domänenrat Brödermann (Knegendorf ei Plaaz in Mecklenburg-Schwerin) über den „Einfluß derDeut- schen Landwirtschaftsgesellschaft auf die Entwicklung i und der Tierschauen“ und Weinbauabteilung (am 2 Uhr, im Bankettsaal des

der deutshen Tierzucht refe-

teten n Der D

13. Dezember, A

„Rheingold“) wird „die Entwicklung des deutschen Obst-

baues in den leßten 25 Jahren“ in einem Vortrag von Gartenbaudirektor, Dekonomierat Echtermeyer (Dahlem bei Steglitz) behandelt werden, während über „die Anforderungen des Handels an die Behandlung des Obstes durch die landwirtshaftlihen Erbauer unter besonderer Be- rücksihtigung des Berliner Marktes“ der städtische Ver- uon er Emil Plaumann (Berlin) in seinem Referat Aufs{luß geben wird.

Bericht über den Stand, beplehuagawéils die Ernte- ergebnisse der Feldfrüchte, Kleeshläge, Wiesen und Weiden in Desterreih Mitte November 1910.

(Zusammengestellt im K. K. Ackerbauministerium.) Tabellarishe Uebersicht.

orzaisifitation des Standes bezw. der Ernteergebnisse

der Feldfrüchte, Kleeshläge, Wiesen und Weiden !) Länder |

und Landesteile

j l

Kartoffeln?) Futterrüben

| | |

Zuckerrüben Kraut Wiesen Weiden

Klee

Weizen

pad O Do

Niederösterreih . Oberösterreih . . Salzburg Steiermark Kärnten

Krain

Nordtirol und Vorarlberg Südtirol | Küstenland . . ..| Dalmatien . .. Böhmen Mähren | SMBlesten | f Westgalizien . D Ostgalizien . . BULOWIA «ce 14

Gesamt-

R O

_ _

D 00

S

- _-

Uo 7 E do

A D F Co DO DO

b do DO DO DO 00ck 009M ck Co I

—_— Do l s Co DO DO D 00 O s ck D pi bi A C A DO m R

_

i

[4

d

_ - _ _ _

V D DO D O

Io

Uo

b O LWRPRDONEAL

bo DO

LNMmULwWONI vou N M o

S

20 r DO DO DO DO I DO DI DO DO

wo

o uo wo

_

D D D

DD DO DO + DO PO

-

ck m woMckets

D G I D DO DD

ck

wo Feuli L RRAMRIR Uo

_

R U O

_

D b DO V5 C OI DO DO DO I G5 I U P O3 I

D C DO O DO DO DO D —- DO DO C5 DD DO DO DO DO D t DO

Do DD D

O

D

O DO LO DO DO DO

as

p

O L U D DO TS M f f

U Uo

7

|

H | | |

durdsMnitt . .[/2,8/ 2023/3} 29 21) 22/25/2223

Anmerkung. !) Klassifikationsnote 1 = fehr gut, 2 = über- mittel, 3 = mittel, 4 = untermittel, 5 = sehr \{chlecht. Die Noten für die einzelnen Länder beziehungsweise Landesteile sowie für den Gesamtdurchs{chnitt find aus den Klassifikationsziffern für die einzelnen Berichtsgebiete, und zwar unter Zugrundelegung der vorjährigen Ernte- erträge, Berent ; |

Ein Strich bedeutet, daß die betreffende Frucht gar nit oder nur in sehr beschränktem Ausmaße gebaut wird, ein Punkt, daß die Berichte niht in genügender Anzahl einlangten.

?) Nichtiggestellte Ernte - Klassifikationsnoten.

Witterungsverlauf in der Zeit vom 15. Oktober bis 15. November 1910.

Die zweite Hälste Oktober zeigte nahezu denselben günstigen Witterungsverlauf wie die erste. In den Sudetenländern traten einige {wache Nachtfröfte ein ; im allgemeinen waren die Temperaturen normal, die Niederschläge gering. A

Die erste Hälfte November war trüb, stürmisch und falt. Alpen- und Sudétenländer melden die ersten Schneefälle.

Allgemeine Bemerkungen. :

Der Anbau der Wintersaaten (Weizen und Roggen) konnte größtenteils noch im Oktober durchgeführt werden. Nur in feuchten Lagen der Sudetenländer, Nieder-Desterreihs und Dalmatiens wurde die Herbstbestellung durch das eingetretene Regenwetter zum Teil vereitelt. : i i

Frühbsaaten, besonders jene von Roggen, sind dicht bestockt, mit- unter fogar üppig. Die Spätsaaten sind im allgemeinen \{chwackch, un- gleichmäßig und |\{ütter. Auch wird vielfah über zunehmende Mäuse- plage geklagt.

Mais ist im Hüggllande der Alpenländer noch gut ausgereift und war Ende Oktober Fist überall unter Dah gebraht. Bloß in den Gebirg8gegenden Südtirols zog \sih die Ernte bis in die erste Novemberwoche hinaus, während im Küstenlande spät gebauter Mais teilweise noh gefechst wird. , e j

Die nunmehr gänzli beendete Karto ffelernte ergab die Karpathenländer ausgenommen trotz des \{önen, trockenen Oktober- wetters zumeist nur unbefriedigende Resultate. In den Alpen- und Sudetenländern zeigen die Kartoffeln überdies bereits sehr geringe Haltbarkeit, und wird im nächsten Frühjahre in vielen Orten kaum der Bedarf an Saatgut aus den eigenen Vorräten zu decken sein.

Die Zuckerrüben, welche im Oktober besonders an Qualität gewonnen haben, find in den Karpathenländern sowie in Nieder- österreih fast gänzlich herausgenommen und abgeführt, deegletchen zum weitaus größten Teil in den Sudetenländern. Dagegen sind in den Niederungen von Böhmen und Mähren, zumal in Großbetrieben, Rodung und Abfuhr noch beträchtlich im Nückstande. An dieser Tat- sache, welche wesentlih auf die starken Negenfälle sowie auf Arbeiter- mangel zurückzuführen ist, baben auch alle bei der Erntearbeit aufge- wendeten Bemühungen und die bereits zugestandenen Lohnerhöhungen nichts zu ändern vermocht. 5)

Die Futterrüben wurden, mit Ausnahme von einigen Ge- birgslagen der Alpen- und Sudetenländer, fast überall gut eingebracht und asen im allgemeinen befriedigende Erträge geliefert. _

Die Krautfehsung, die in Gebirgsgegenden der Sudeten- und Alpenländer durch das Vegenwetter verzögert wurde, ist zumeist be- endet und im großen und ganzen ziemli gut ausgefallen. i

Klee (Notklee und Luzerne) hat sich kräftig bestockt. Auch die heurigen Kleesaaten stehen {ön und gaben Ende Oktober noch teil- weise Grünfutter. Leider haben massenbaft aufgetretene Feldmäuse, insbesondere in ten Karpathenländern, erheblichen Schaden angerichtet. In Kärnten war auf heurigen Kleeshlägen manchenorts vielfa Klee- seide zu konstatieren. A /

Die Wiesen boten fast bis Ende Oktober auskömmliches Weide- futter, zeigen im allgemeinen gut bestockte, geshlossene Grasnarben und erhielten dur die ausgiebigen Ni@erschläge im November reich- lihen Vorrat an Winterfeuchtigkeit. Niederungswiesen, besonders in Sudeten-Ländern, leiden sogar bereits unter stauender Nässe.

Der Stand der Weiden war den Witterungsverhältnissen ent- sprechend ein sehr günstiger, und mußte deren Nußung erst in der leßten Zeit wegen eingetretener Fröste und des darauffolgenden Schnee- und Negenwetters augen werden. (Wtener Zeitung.)

Die

Theater und Musik.

Theater des Westens.

Im Theater des Westens is seit Sonnabend eine neue Operette, S r Du ppen mapos von Leo Fall (Tert mit Be- nußung eines Lustspiels von de Flers und Caillavet von Lo Stein und A. M. Willner) eingezogen und hat glei ihren Vorgängerinnen den üblichen, hauptsählih durch die Ausstattung und Darste N er- strittenen Erfolg erzielt. Das neue Werk ist sowohl in bezug auf die Handlung wie auf die Musik ungeheuer arm an Erfindung und dürfte, obzwar einige Nummern, so ein Duett und ein Terzett, das wieder- holt werden mußte, starken Beifall fanden, kaum die herkömmliche Zahl von Wiederholungen erleben. Auf die „Handlung“ einzugehen verlohnt sih demnach nit, zumal da sie sehr bald die Grenze über- schreitet, wo das Reich des blühenden Unsinns beginnt. Leo Falls Musik verrät, obzwar ihm nichts Neues eingefallen ist, immerhin den

Komponisten, der eine gute musikalishe Erziehung genossen hat. Als