1871 / 64 p. 10 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

i t fi B n E L P Aeg Per a L R A A R _—— L a nien.

Sieg und Friede.

In sinnreicher Weise haben die Griechen den Mythus von der Athena mit dem der Nike zu verbinden gewußt, indem sie eine Athena-Nike schufen, die den Gedanken ausdrücen sollte, daß der besonnenen, mit Kunst geleiteten Kriegführung, welche in der ersteren Göttin personifizirt erscheint, auth der Sieg ge- höre: nicht dem sinnlos wüthenden, nur Tod und Verdecben bringenden Schlachtengott Ares. Dieser wird daher auch stets von der Athena besiegt, und zu wiederholten Malen findet sich in der Jliade Homers geschildert, wie Ares mitten im blinden Rasen von der besonnenen Athena s{c{nell bei der Hand er- griffen, entwaffnet und überwunden aus der Schlacht geführt wird. Als immer siegreiche Kriegs8göttin genoß Athena-Nike in Athen in dem Tempel, der rechts von den Propyläen ge- legen noch heute exhalten ist, besondere Verehrung.

Nike wurde in frühester Jeit ungeflügelt dargestellt, so auch in dem vorgenannten Tempel, in welchem ein ungeflügel- tes Abbild der Göttin stand, um auszudrücken, daß der Sieg seine bleibende Wohnstätte in Athen aufgeschlagen habe. Später tritt ihre Bedeutung als geflügelte Sicge8botin in den Vorder- grund. Als solche wurde sie mit weit ausgebreiteten Schwingen durch die Luft s{webend, in den Händen die Siegeèpalme oder den Kranz als Attribute tragend, dargesiellt, oder wie sie si mit flatternden Gewändern zur Erde hinabläßt, die in Gestalt einer Kugel sie mit den Fußspißen berührt. Auf andern Dar- stellungen erscheint fie als Wagenlenkerin neben dem fiegreichen Helden, oder sie {webt über demselben und bekränzt ihn. Eine Reihe von Siegesgöttinnen, die sich in Prozession zur Feier cines Sieges begeben, finden wir auf den Reliefs am Unterbau des mehrerwähnten Tempels der ungeflügelten Nike. Sämmlilich in lange Gewänder züchtig gekleidet, führt die eine den Opferstier heran, während andere die Weihrauchkandelaber tragen oder zum Eintritt in das Heiligthum die Sandalen von den Füßen lösen. Oefter wird Nike, 1m Begriff den Opferstier zu tödten, abgebildet, oder wie sie aus Waffen ein Tropaecum aufrichtet. Ein auch bei den Römern häufig wiederholtes Motiv ist endlich die auf einen Schild das Gedächtniß des Sieges eingrabende oder mit gesenkten Flügeln am Grabe des Helden trauernde Göttin.

- Bei den Römern finden wir neben einer älteren Sieges- göttin, die auf dem Palatinischen Berge verehrt rourde, ähnlich wie bei den Griechen, Bilder der Victoria aufgestellt zum An- denken an und als Dank für einen Sieg. So stand eine Reihe von Victorien auf dem Kapitol, die theils von römischen Feld- herren, theils von auswärtigen Herrschern und Völkern ge- weiht waren. Unter diesen befand sih auch die goldene, 220 Pfund schwere Victoria , welche König Hiero von Syrakus nach der Niederlage bei Cann den Römern zur Anerkennung ihrer Tapferkeit sandte. Besonders berübmt aber war die vom Kaiser Augusius8zum Andenken an den Sieg bei Actiuum1n die Curia Julia geweihte Siegeëgöttin, Sie wurde später vom Kaiser Domi- tian auch in das neu erbaute Senatsgebäude üÜbergeführt und galt nicht nür als Symbol des durch jenen Sieg gegründeten Kaiserreichs, sondern wurde auch als Schußgöttin des Senats verehrt. Außer diesen“wies Rom noch eine Menge anderer Siegesdenkmäler auf, namentl an den TriunÞphbögen, den zablreichèn Tropaeen, in den Rennbahnen und auf den

_Pracbtforen der Kaiser. Auf leßteren waren viele Bildsäulen

der Göttin aufgestellt, die nah den Siegen, für die fie geweiht, „die Parthische, Medische, Armenische U. st. f. Victoria benarnt wurden. Jm römischen Militär- und Lagerleben genosscn die Victorien , Tropaeen und damit geschmüccktte Feldzeichen eine ganz besondere Verehrung.

Die römischen Darstellungen der Göttin gehen zum größ- ten Theile auf die griec1s{hen zurück. So erscheint sie bald auf

einem von vier Rojen gezogenen Kriegswagen, bald schreitend,

bald mit einem Tropaeum oder mit einem Votivscbilde beschäf-

tigt, oft aber auch wieder mit Palme und Krenz auf der Welt- kugel s{webend. N

Nében der Nike-Victoria hat der Friede als personifizirte Göttin in der griech1s{-römischen Mythologie eige! lich teinen

Play gefunden. Eirene und Pax bedeuten den Alten nur

den friedlihen, ruhigen Zustand des Landes überhaupt, in welchem der Ackerbau und alle Künste des Friedens gedethen. Daher ‘haben die sehr wenigen erhaltenen Darstellungen einen durchaus allegorischen Charakter und \chließen sich an die der Tyche, des Plutus, der Foituna und ähnlichen Gottheiten an.

Eine einzelne, klassish schöne, allegorische Darstellung der Eirene jedoch i} uns in einer Marmorgruppe, die in der Glyptothek zu München aufbewahrt wird, erh.lten. Früher für eine Leukothea erklärt, ist dicselbe erst in neuester Zeit richtig

_exkfannt, und dies Resultat durch gründliche wisjenschaftlicbe

Forschungen erhärtet worden. Diese Gruppe, von der sich ein Abguß im Berliner Museum befindet, besteht aus einer hohen,

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edlen Matronengestalt, im langen, zücbtigen, in ernsten Falten herabfallenden Gewande, die das gelockte Haupt sanft zu dem kleinen Knaben herabsenkt, den sie auf dem linken Arme trägt. In, der reten, erhobenen Hand is ein Szepter zu ergänzen, in der linken hielt sie nach einer aufgefundenen Münze das FüUhorn, das sie als »Segenspenderin« kennzeichnet. Der kleine Knabe, den sie liebevoll anlächelt, ist der Gott des Reichthums, Plutus, die Göttin des Friedens seine Mutter, seine Nährerin. Dieses vortreffliche Kunstwerk stammt von dem griechischen Bildhauer Kephissodotus dem Aelteren und wurde im Jahre 369 v. Chr. auf dem »Topfmarkt« in Athen, wo man den im Kriege gefallenen Helden zu Ehren Statuen und Grabmäler errichtete, aufgestellt.

Einen Kultus der zur Gottheit erhobenen Pax führte erst Augustus in Rom ein, indem er derselben auf dem Marsfelde cinen Altar stiftete, an welchem dreimal des Jahres geopfert wurde. Unter dem Kaiser Veépafian erhielt die Friedensgöttin auch einen großen prächtigen Tempel, der mit vielen Kunst- werken von ausgezeichnetem Werthe verziert war, aber schon unter Commodus ein Raub der Flammen wurde. Die ge- wöhnlichen Attribute der Pax waren der Oelzweig und der Caduceus oder ein Füllhorn. Manche Münzen zeigen sie auch geflügelt wie die Siegesgöttin und in Begleitung einer Schlange, welche an Minerva erinnert.

Nachdem die chbristlich-religiößse Vorstellung von dem Engel als Boten des Friedens, der, ähnlih der Siegesgöttin der Alten, die Palme in der Linken, vom Himmel herabschwebt, die leßtere auch zum Symbol des Friedens gemacht, wird es uns schwer, in modernen plastishen Werken diese verschiedenen Bedeutungen desselben Zeichens und ihrer Träger streng au®- einanderzuhalten. Die Verbindung beider Vorst-llungen is aber wohl begründet, denn als der schönste Siegespreis ist die endliche Wiederherstellung des Friedens zu betrachten.

Diese doppelte Bedeutung einer Sieges- und Frie- dens8göôttin hat unter den neueren Kunstwerken der Art nament- li Schadows Victoria auf der Quadriga des Brandenburger Thors in Berlin, Nachdem dieselbe im Jahre 1807 von Napo- leon I. nach Paris entführt worden, um auf dem Triumpyz- bogen des Sterns dort ihren Plaß zu finden, demselben, durch den in diesen Tagen unsere siegreichen Truppen ihren Einzug in die französische Hauptstadt gehalten, wurde sie im Jahre 1814 nach er olgtem Friedensschluß wieder zurückgebracht und nunmebr, mit dem Stabe des Friedens in der Hand ges{müt, dessen Spiße das bekränzte Eiserne Kreuze8zeichen trägt, in welchem die Preußen gesiegt hatten, an demselben Orte wieder aufgestellt; und zwar führt fie, früher abgewandt, seitdem ihre Rosse der Stadt zu, um ihr den Frieden zu bringen, dessen Segnungen auf dem darunter befindlichen Relief des Fronti- spices von Schadow allegorish ausgedrückt sind.

Die Siege der Befreiungs®kriege hat besonders der Bildhauer Rauch in unserer preußischen Hauptstadt verherrlichen helfen. Neben den Helden, dieer zu porträtiren hatte, schuf er seine meister- hafte, sih eng an die Antike anschließende Gestalt der Victoria. Sie s\chreitet einher an den Socktein der Bildsäulen von Bülow und Scarnhorst in antiker Scönheit und Strenge. Qwei seiner Siegesgöitinnen ragen auf Säulen in die Baumkronen des Schloß- gartens zu Charlottenburg. Die eine schreitet seitwärts blickend, die Palme über der Sculter, den Kranz erhcbend, triumphirend wie an der Spitze einer siegreichen Kolonne, die andere ist die- selbe, welche uns von der Säule auf dem Belle-Alliance-Plaßz grüßt, den Palmzweig in der Linken s{wingend, den Kranz in der Nechten der Stadt entgegenstreckend. Auch diese Säule ist zugleich ein Monument des Sieges und des Friedens. Friedrich Wilheim 1II. legte dazu am Jahrestage der Schlacht bei Belle- Alliance, zugleich aber zur Feier eines 25jährigen Friedens, den Preußen seudem unter ihm genossen, am 18. Juni 1839, den Grundstein zu diesem Denkmal.

In idealer Weise repräsentiren endlih die Gruppen der Schlopbrücke die hvhe Jdee eines Volkes in Waffen, desselben, das die jüngsten Siege errungen und das auch die Befreiungskriege focht. Wie der Knabe sih für das Waffenwerk begeistert, wie der Jüngling es übt, das Schwert empfängt, das Gelöbniß ‘da- gegen giebt, wie ‘er sih jenen denkwürdigen Hinauszügen in den Kampf anschließt, auf den Feind hervorbriht, Wunden davonträgt, siegend das Leben dahingiebt, bis der Mann den Kranz des Sieges an seiner Stirn fühlt und das Schwert in die Scheide zurükstoßen kann, um als Sieget preis den Frieden zu genießen, alles dies, was einst unsere Väter, wäs wir selbst in der glorreicen Jetizeit erlebten, in deutlichen Zügen steht es auf der Schloybrücke vor uns, über die nun bald die siegreichen Söhne tapferer Väter abermals den Einzug ‘halten werden.

L E S S R i RIEE I R T mr“ C r O e S C O I SIN S act erir m m r I ri Le

F E worcbprlini ien-Vertrag die Ve Frankrei at in dem Fciedenspräliminarien-Be _Ve- U ea 5 Milligedèn Francs (= 1,333,333 3335 Thlr.) Über- nommen, wovon 1 Milliarde (= 266,666,666% Thlr.) noch im Jahre 1871, der Rest in 3 Jahren zatlbar ist. Um eine Vorstellung von der Größe solcher Geldbeträge zu gewinnen, vergleiche man sie mit den bedeutendsten Summen, die in der Praxis vorkommen. Das Budget des preußischen Staats für das Jahr 1871 balancirt mit 172,918,937 Thakern, bleivt also noch um beinahe 94 Millionen Thaier oder um 55 pCt. binter einer Milliarde Francs zurück, D. h. um eine größere Summe als das ganze Budget des Norddeutschen Bundes (76 Mill. Thaler) beträgt. Wenn man (nah Hübners statistiser Tabelle 1870) die Staatsausgaben aller Länder der Erde übe: siehi, o finden fih überhaupt nur folgende Staaten, deren Hausbalt jährlich mehr ais 1 Milliarde Fres. beansprucht: China 430,000,000 Th!r, Fr«nfkreich 567,000,000 Thir, Großbritannien und Zrland 474 000,000 Thlr, Britisch-Judien 334,000,000 Thlr. (Japan 240,000 (00 Thir Jtaiien 262,000,000 Tblr ), Oesterreich - Ungarn 323,100,000 Thlr, Rußland 518,000,000 Thlr. und die Vereinigten Siaaten von Nordamerika 565,000,000 Thlr. Von diesen sämmtlichen Summen reichen nur die levte und die für Franfreih wenig über 2 Milliarden res. (533,333 333 Thlr.) hinaus; alle übrigen liegen zwischen 1 und 2 Dil» kiarden Fres., und Staatcn, welche für ihren Haushalt jährli 3. illiar- den Fres. verbraucbten, giebt es nit. Erst die Budgeis pon Rußland, Großbritannien und Jriand und Oesterreich-Ungarn zusammenzereh- net, ergeven 1,315,000,000 Thlr., also beinahe 5 Milliarden res,

Nimmt man dea Maßstab der Staatsschulden z'[r Vergleichung, so würde Preußens gesammte Schuldenlast (442,600,000 Tblr.) fast {on mit 15 Milliarden Fres. (c. 400 Mili. Thir. zu deen sein. Die Türkei würde sich ihrer Schulden!ast (540 Mell. Thir.) mit 2 Milliarden Fres. beinah entledigen fönnen, wogegen für Spanien (1507 Mili. Thlr.) bon 5 Milliarden res. nicht ausreichen. Jtalien (1952 Mill Thlr ) wücde mehr als 7, Oesterreich-Ungarn (2363 Mill. Thlr.) beinahe 9, Rußland (2672 Mill. Thlr.) 10, die Vereinigten Stazten von Nordamerika (3762 Mill. Thír.) und Frankrei (3760 Mill. Tblr.) über 14 und Großbritannien (5393 Mill Thir.) nahe an 20 Milliarden Fres. zur Bezah!ung threr Staaté\s@œuiden

ürfen.

f Cine Milliarde Francs tritt in ihrer Größe aber erst hervor) wenn man: die Zahlungemittel überblickt, die an den wichtigsten

Centralpunften des Geldverkehrs vorhanden sind. Die Milliarden, die in den Staatsbudgets versiren, seßen sich aus vielen fleinen Zahlungen zusammen, denen auch andauernd fortlaufende Ausgaben gegenüber- stehen. Hier, wie bei den Staatsschulden, die si nur nach und nah ansammeln, is die Milliarde nur eine Nehnungseinheity feine wi: f- lich vorhandene baare Summe. Ganz anders aber verhält es si mit einer Milliarde, welche baar und auf ein Mal beiah\t werden muß. Die Preußische Bank hatte nach ibrer Wochenübersicht vom 28 Februar 1871 -cinen Bestand an baarem Gelde und in. Barren von 105 331,000 Thlr. , also nech nicht die Hál'te einer Milliarde Francs. Der Wochenausweis der Englischen Bank vom 24 Februar d. J. weist 21,861,793 Pfd. Sterl. oder 149,388,919 Tolr. Met llvor- rath auf, also auch nur 56 xCt. einer Milliarde Froncs. Die Bank von Frankrceih besaß am 30. Juni 1870 1,297,509.695 Frs. Baar- bestand, also beinahe 14 Milliarde Francs Ja sämmtlichen euro- päischen E S A Ende No: ember 1870 nux 3,4 Milliarden Francs baar vorhanden. | / |

O Daß sich cine Summe von 1 Milliarde Frcê. baar nit [eicht zusammenbringen läßt, ergiebt sich aus ihrem Verbä!tnmß zu dem ge- sammten umlaufenden baaren Gelde. Ju ganz Deutscoland sind nah den in Nr 73, Jahrgang 1869 d. Bl. (in der Besonderen Beilage) ab- gedruckten Berechnungen (von 1764 an) bis Ende 1867 im „Ganzen in Gold-, Silbercourant-, Silbeischeide- und Kurfermünzen 795,269,678 Thaler aukgemünzt worden, wovon 98,317 512 Thlr. wieder einge- zogen sind, also noch 696,952,166 Thur. cikuliren könnten, d. h. nur etwas über 24 Milliarden Frcs. Dr. Soetbeer (Denfkicbrift y die deutsche Münzeinigung betreffend) äßt den gesammten Wcünzvornrath

in Deutschland auf nur 480 Millionen Thaler, also noch nit

9 Milliarden Fres Jn Großbritannien sind in den Jahren 1821 bis 1868 199,660,033 Pfd Sterl. (1,331,067,000 Thir.) Münzen ausgeprägt worden, was ungefähr 5 Milliarden F1c entspricht. Der Münzenumlauf in Großbritannien wird von Prof. Jevons aber nur auf 3 Pfd. Sterl. ‘oder 20 Thir. pro Kopf der Bevölkerun geschäßt, was etwa 2 Milliarden Fres. ergäbe. In Frankreich sind in den Jahren 1825—1867 9,405,290 526 Fres. (2,508,077,000 Thir.) ausge- Tnünzt worden, eine Summe, die hinreichend für F antreichs Geld» reihthum spricht, aber dadur bedeutend verkleinert w'1de daß F annf- reich viele ‘benacbarte Länder mit Münzen versieht und daß dáe Ein- \chmelzen von Münzen nirgend #- Üblich ist, wie in Frankreich Van {äßt den Münzvorrath daselbst ‘desha.b nur auf 30 Tblr pro Kopf, was etwas über 4 Milliarden Fres. ergäbe. „H'errach würden Grofi- britannien und Frankrei, wenn sie ihren gesammten Gel’ vorrath zusammenlegten, üÜberha:-pt nur 6 Milliarden Fics. cuf ein Mal baar aufbringen.

“Sa A Produktion von Edelmetallen auf der Erde be- trägt nach der höchsten Schäßung des »Economisi« im Dur@schnitt 1864— 1868 jährlich 330 Millionen Thaler, also nur 14 Milliarden Francs. Nach ‘anderen Schäßungen geht die Produktion nit einmal über 1 Milliarde Francs hinaus. :

Kum Schlusse mögen noch einige Wertbzablen zur Verslei{ung ihre Stelle ‘finden : Der ge\lammte Reinertrag des Grund un® Bodens in ten alten Provinzen Preußens (103,157,539,81 Morgen ; also nur eine Zehntel Milliarde Morgen) is bei der Grundseuerregulirung auf jährli 112,313,728,36 Thaler einge chäßt worden Der Rein- ertrag von dem gcsammten Grundbesiß in Preußen erreicht also noch feine halbe Milliarde Frs. Der gesammte Grundwerth ‘in Frank-

rei if im J. 1851 amtlich auf 83,744,000,000 Frs. veranshlaat wor- N 5 e Ltre Frs. repräsentiren dcn 16 Theil dieses Werths. - Die Lebensversiherungs - Anstalten im Norddeutshen Bunde hatten Ende 1869 296 382,646 Tblr. versichert, allo nur wenig über 1 Mil- liarde Frs. Das bei allen in Deutschland und Oesterreich domizili- renden Lebensversichecungsgeseliscaften versicherte Kapital betrug Ende 1869 426,703,174 Thlr., erreichte mithin no& nicht 2 Milliarden Frs. Dagegen waren bei den öffentlichen Feuerversicerungsanstalten im Deutschen Zollverein Ende 1867 für Jmmokilien und Mobilien 5/262,236,416 Thlr. versichert, nahe an 20 Milliarden Frs. Der Ge- sammtwerth der Bergwerks- und Hütter produftion im Zoll- verein velicf sh 1868 auf 111,089,180 Thlr, noch feine haibe Milliarde. Frs Mit Hinzureinung derx Produktion von Oestcrreich-Ungarn, Großvritannièn, Frankreiw, Belgien, Schwe- den, Spanien unò Rußlaad ergaben si 636,604,002 Thir. oder nit 22 Milliarden Francs. Mit dem im Zollverein umlaufenden Papier- geld i cine Milliarde Francs nicht zu bezablen; es cirfulirten in Papier 1865 nur 34,423,776 Tblr, eiwa nur 2 Milliarde Francs. Buch sämmtliche cirkulirenden Noten der norddeu!scben Banken (Ende 1870 269 Mull. Thlr.) reprásen!tiren. noch kine Milliarde Francs dagegen hatte die Banf von Frankreich am 30. Jun: 1570 1,4 Mil- liarden Francs in Banknoten im Umlauf. Der eris der Waaren- ecinfubr in Hamburg betrug im J-hre 1869 427,863.770 Thir., noch nit 2 Milliarden Frcs Frankreich führte im ersten Halt ahr 1870 an Waxen 1,6 Mitliarden Frcs. ein, 1,5 aus. Die Zinsen von 5 Milliarden Fres. betragen zu 5pCt. jährli 66,666,666 Tblr, also 5 Mill. Thir. mebr, als der preußische S1aat jähruch an direften und indireften Steuern (61,755,420 Thir.) vereinnahmt.

Aus dem POE Wittekinds.

»In der Mitte der großen Fläche , die zwischen Rhein und Weser, von dem Waldgebirge des Süderlandes im Wechsel von fruchtbaren Fluren, Sand und Moor fich zu den, dem Meere faum abgerungenen, friefischen Küsten herabsenkt des Landes Wetjifalen liegt eine hügelige Gegend. Zwei Bergketten, die südliche, vor Alters Osning geheißen, die nördliche, der S üntel genannt, {ließen von Morgen nah Abend vin fich ab- slachend das Hügelland ein. Zwei Flüsse , Hase und Elsa, die, aus einem Bache entspringend, Ems und Weser verbinden, theilen dasselbe, längs zwischen beiden Ket- ten dabinsließend. Fruchtbares Land, von {{önen Quellen und Bächen bewässert , Felsgrund , Mergel, Thon Sand und Moor wecseln in buntestec Mannigfaltigkeit auf diesem Boden, dessen Hügel und Thäler dur die Meere8s fluthen* der Vorwelt mit den Trümmern nordischer Gebirge besäet sind. « O

S0 schildert Stüve die Gegend Osnabrück8, die für D-utsch- lands ältere Geschichte von großer Bedeutung ist. Es liegt hier eine ansehrliche Zabl gewaltiger, aus Granitfolossen erbauter Hünengräber, ehrmnürdige Zeugen der dunkeln Urzeitz noch sind hier und da die Stätten zu bezeibnen, wo das Heidenthum seine Götter verehrte, und langgestreckte Wälle erheben sib da, wo die Altvordern für die Freiheit 1hr Blut vergo}sjen. Die erste wirklich historische Kunde indessen giebt uns zunäcbst der lange, wechsel volle Kampf mit der Uebermacht Roms. An der de lichen Bergkette is die Stelle zu suchen, wo Varus dem UAn- drange der Deutschen schlieylih erlag; mehr als einmal haben unter Drusus und Germanicus römische Heere diesen Boden verwüstet, und stritten im blutigen Ringen die Legionen mut den unbezähmbaren Söhnen des Landes. Ein ähnliches Bild biefen dann die Zeiten des fränfkischen Karl. Jn verschiedenen Qügen erfocht Karl der Große wticderholte Siege , erzwang endlich des Volkes Unterwerfung und Bekehrung Und zer- ftörte die im Lande zerstreuten Opfersteine. Noch Jett erzählt das Volk viel Sagenhaftes von ihm und seznem ge- waltigen Gegner Wittekind , als dessen Burg man noch beute eine von steilen Abbängen und von uraiten MWáätklen umscklossene Ecke des Nettethales bezeiconet. Auf hoher, hervorspringender, steile” Bergspiße lieg nd, in der Gabel zwischen zwei sich vereinigenden Bäcben, mit zwel und drei Raihen hoher Wälle und tiefer Gräben umschlossen, nur von einer Seite Über die Berghöhe den Zugang gestattend, muß uns in der That die Wittekindsburg fst genug erscheinen, um gegen ein Heer der damaligen Zeit einen vorläufigen Schuß zu gewähren. Auch feblt es, um eine ‘bedeutende Zahl von Menschen und Vieh aufzunehmen, in ihren weiten 1lmwallungen , den Aufen- und Binnenhböfen, niht an Raum. Die Um- wohner zeigen desgleichen noch die Vertiefung , WD. der Brunnen gewesen; wäre dieser aber auch eine Zuthat der Sage, so fübrt dow zwischen den Wällen an der steusten Seite noch jeßt ein versteckter Pfad hinunter zum Bache und zu einer ‘Quelle des vortréfflichsten Wassers, so daß auch für diese8, einer Festung unentbebhrliche Erforderniß ausreichend gesorgt war. Z

Im elften Jahre dés Krieges s{lugen die Sa sen ‘Karl Heer am Süntel, und im folgenden Jahre 783 {lug Karl die

j besi ; später roße Schlacht auf dem Osning und besiegte wenige Tage die Sachsen an der Hase bei Osnabrück. Hier am Schlag-