1871 / 72 p. 14 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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69 M. 10) Coblenz: Kr. Ahrweiler (35 G. darunter Ahrweiler 639,8 M.; Bochem 149,1 M., Wadenheim 270,3 M., Heimereheim 212,1 M, Eblingen 100,6 M - Lohrsdorf 134,1 M / Altenahr 254,7 M., tayshloß 354,2 M., Rech 170,4 M. Dernau 289,8 M., Sinzig 260 M. Westum 106,2 M., Remagen 268,8 M ; Ovberwinter 259,4 M. Bodendorf 134 M., Niederdvreisig 132.2 M, Oberbreisig 111,3 M.) Mayen (15 G. darunter H:ßeaport 107,6 M. , Lehmen 116 M.), Adenau (5 G.)/ Weßlar (2 G.), Neuwied (26 G., darunter Unfel 149,2 M., Rhein- breitenbach 124 M, Erpel 189,8 M., Linz 214 M., Ocfenfels 112,8 M., Dottenberg 124,8 M. , Laubsdorf 235.8 M. ,; Leutesdorf 408,5 Pt. j Hönningen 315,7 M. Rheinbrohl 409,5 M. / Niederhammerstein 223,6 M.) , Coblenz (23 G jy darunter Cotlenz 101,2 M. , Hochheim 175,9 M. Pfaffendorf 127,90 M., Rhens 409 M., Weiningen 457,5 M., Cobron 109 s M.), St. Goar (34 G, darunter Boppard 548,11 M., Salzig 150,16 M., Oberspey 151,2 M., Bacharach 272,1 M., Breit- scheid 108,9 M. , Manebach 245,7 M, Oberdievach 373,6 M, Steeg 993,3 M, Oberwesel 425,5 M., Damscheid 158,7 M., Niederheimbach 106,9 M., Oberheimbach 187 M, Burgen 139,9 M., Alken 190,7 M., Oberfell 149,2 M. , Niedecfell 128,6 M.), Zeil (18 G. darunter nur 2 mit 25 M.,/ die übrigen sämmtlich 119 572,5 M.)/ Kreuznach (54 G., darunter Kreuznach 1495/5 M. und 19 andere Gemeinden von 100 -— 518 6 M.) Aacen (21 G., darunter nur 3 unter 100 M., die übrigen von 102—334 M.), Simmern (1 G.) zusammen 29,580,5 M. 11) Trier: Kr. Bernkastel (23 G., darunter Z unter 100, die übrigen 111—-423 M.)- Bittburg (5 G.)7 Witilich (20 G , davon 8 übe: 100—422 M.) Stadt Trier (6 G, davon 2 mit mchr als 100 M ), Landtreis Trier (52 E., davon 18 über 100—374,6 M.), Merzig (14 G., 1 von 109,1 M.), &aarlouis (20G., 1 mit 110,3 M.) Saarbrücken (10 G.) St. Wendel (13 G.), zusammen 15,248,8 M.

Der Weinbau in den alten Provinzen veschränft si daher auf 11 Regierungsbezirke, die nah der Gröfe des Weinlandes, wie folgt, rangiren: Coblenz 29,5805 M. oder 1,3 pCt. des gesammten Areals des Regierungsbezirks, Trier 15,2488 M, (0,6 pEt.), Merseburg 9974,3 M. (0,08 pCt.), rankfurt a. O. 2627 M. (0,04 pCt.), Pots- dam 1773,3 M. (0,02 pCt.), Côln 1730,3 M. (0,1 pCt.)/ Posen 743,4 M. (0,01 pCt.), Erfurt 145,8 M. (0,01 pCt.), Aachen 69 M., Oppeln 18,6 M. Das gesammte Weinareal, 60,899,2 M., reprä» A ‘dg der Oberfläche der alten Provinzen (108,829,749, 93 M.)

1/06 Þ t, :

Der Vollständigkeit wegen seien hier auch noch diejenigen Zahlen mitgetheilt, welche fich nach den Erhebungen ded Ministeriums für die landwirtbschaftlichen Angelegenheiten im J. 1868 ergeben haben. Es waren hiernach Flächen, von denen Wein gekeïtert wird, vor- banden in den Regierungsbezirken: Coblenz 31,830,/1 M., Trier 14,862 M , Liegniß 6005,6 M.y Merseburg 3425/4 M / Frankfurt a. O. 2996,1 M , Cöln 1513;,6 Ve., Posen 629,5 M, Potédam 252,1 M. zusammen 61,514,4 M. A :

Jn der Grafschaft Meisenheim, wele \{on früher die preu- ßische Weinsieuerverfassung hatte, ergab das Kataster von 1864 1433,4 M. Weinland. Jm chemaligen Herzogthum Nassau nahm im Jahre 1865 der Weinbau folacnde Flächen in Anspruch: Kanton Braubach (7 Gemeinden) 1107/4 M,, Eltville (11 Gem. und die Herzogliche L. o- mäne) 3074 M.,, Höchst (2 G.) 32,3 M, Hochheim (9 G.) 1305 M., Königsiein (2 G.) 78 M, Nassau (5 G.) 97,7 M. Rüdesheim (9 G.) 4138,8 M., Runkel (1 G.) 12 M. St. Goar#hausen (10 G.) 995,6 Mt Wiesbaden (6 G.) 236,5 M., zusammen 62 Gemeinden, 11,077,7

orgen.

Für das ehemalige Kurfürstenthum Hessen berechnet sich, wie bereits erwähnt, der Umfang des Weinlandes nur aus dem Ertrag (1840—1842 3240 hessische Ohm, pro Morgen 24—2k hessische Ohm auf 1234 Morgen.

Die Weinsteuer wurde nach der Qualität des Weins in 6 ver \chiedenen Stufen, 35, rp. 25, 173, 125, 10, 75 Sor. pro Etmer Mein erhoben. In allen alten Provinzen, mit Ausnahme der Rhein- ProVinz/ pes das Weinland fast durchweg zur 6. Klasse; nur die Nrovinz Schlesien gehörte der 4. und einzelne Gemeinden der übrigen Provinzen der 4. und 5. Klosse an. Jn der Rheinprovinz waren alle Klassen vertreten, die 1, jedoch nur in 15 Gemeinden : Ahrwoeiler und 13 anderen Gemeinden des gleihnamigen Kreises, Wiltingen (Kr. Saar- burg). Das Amt Meisenhéim war zur 4.—6. Klasse einge\chäßt.

Mas die Quantität betrifst, so stellte sich der Ertrag in den alten Provinzen im Durchschnitt pro Morgen in den Jahren 1852 bis 1864 auf 7,6 resp. 711 1,9, 3/8: 311/ 9,9, 10,8, 9, §191 417) 9, 71, 5,5 Eimer; im Amte Meisenheim 1857—1863 auf 4,4, 4/91 5/61 4j3/ 1, 5, 3,7 Eimer.

Der Preis des Weins beträgt in den Provinzen Brandenburg, Posen und Schlesien im Durchschnitt 6 Thlr. 54 Eimer, in Guben, Krossen, Züllichau und Grünberg 8 Thlr. Derselbe Qurchschnitispreis fann für Naumburger Most angenommen werden. Jm Kreise Bonn steht der Preis in Oedekoven, Alfter und Bachem auf 9— 20 Thlr. in den übrigen Weinorten auf 75—15 Thlr. , im Siegkreise für Roth- wein auf 9 Thlr. , für Weißwein auf 55 Thlr. im Dur(schnitt. Jm Regierungsbezirk Coblenz is der niedrigste Durchschnittspreis für Roth- wein 42 Thlr. (Cochem), für Weißwein 3 Thlr. (Gelsdorf), der höchste 20% (Oberwesel) resp. 215 Thlr. (Weibelsheim) Jm Regierungsbezirk Trier find bei den öffentlichen Weinversieigerungen für Rothwein 1865

_im Kreise Saarburg 75 Thlr. pro Eimer, für Weißwein 1865 im

Kreise Wittlich 3945 Thir. als höchste Durchschnitt8preise erzielt wor-

_ den, während sich das Durchschnittsminimum (1865) (Saarburg) für

Weißwein nur auf 44 Thlr. stellt Jm ehemaligen Herzogthum Nassau \chwankten die Durchschnittspreise im Jahre 1865 pro Ohm 1/6 Heftol., also etwas größer als 2 preuß. Eimer = 1,3 Hefktol.) für Reißwein von 30 Fl. bis 250 Fl. (Gemeinde Wiesbaden) für Roth- wein von 465 bis 150 Fl. (Runkel).

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Die BVaudenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. *)

Das Interesse, welches sich an die Erhaltung und Re° stauration fkunstgeschichtlich oder historisch merkwürdiger Bau- denkmäler knüpft, machte schon seit linge die Herstellung cines möglichst vollständigen Jnventars derselben zu einem fühlba- ren Bedürfniß, weil sich nur so cine Uebersicht über das wirklich Vorhandene gewinnen läßt, während sonst leicht ein entlegenes Kunstdenkmal in die Gefahr des Verfalles erathen und die schleunige Beschaffung der Mittel zur Re- Mkcation sehr erschwert werden kann. Indessen bei der großen Menge architektonisch merkwürdiger Kunsiwerke, mit denen na- mentlich diejenigen Gegenden unseres Staates ausgestattet sind, welche sich gerade der ältesten Kultur erfreuen, 1st die \ahkundige Herstellung cines vollständigen und aleihmáäßig bearbeiteten Inventars mit großen Schwierigkeiten verbun- den; und es muß daher besonders dankend anerkannt wer- den, daß gerade in einer der jüngsten Provinzen, 1n der das Interesse für die spezielle Landedgeschichte am lebhaftesten blüht, der Verein für hessische Geschichte und Lande§- vunde dem Wunsche und der Anregung des Kultus - Ministe- riums mit lebhaftestem Interesse entgegengekommen ijt und dur die Herausgabe des vorliegenden Werkes etnen An- fang gemacht hat, der wie überall wohlverdiente Anerkennung, so hoffentlich auc in den anderen Provinzen in nicht allzu ferner Zeit Nachahmuvrg finden wird. Unter Mitwoirêung nam- lich von gebildeten Männern aller Stände, deren Anzahl am besten das lebhafte Interesse bezeugt, welches das Unter- nehmen in der Provinz gefunden, haben im Auftrage des Ver- eins der Baurath von Dezn - Rotfelser und der Verfasser der Kunsttopograpbie Deutschlands, Dr. W. Loy, mit Benußung amtlich aufgestellter Tabellen ein voll ändiges Jnventar aller im Regierungsbezirk Cassel erhaltenen Bauwerke , welche vor dem Ende des 16. Jahrhunderts entstanden sind, gelicfert, und diejes in wissenschaftlicher, klarer, übersichtlicher Weise durchgeführt und geordnet, so daß es nicht nur den zunächst beabsichtigten Zweck erfüllt, sondern auch in fkunstgeschichtlicher Bezichung von Werth ist. Die Vauwerke sind nah dem alphabetischen Re- gister ihrer Ortschaften besprochen und diese leßteren zwemäßig durch die Angabe der Entfernung von dem Hauptort ihres Kreises leiht auffindbar gemacht, wie denn ebenso hinter dem Namen des Kreishauptortes alle anderen Orte des

betreffendey Kreises, welde im Werke vorkommen, an-

eführt sind; ein Verfahren, das die Brauchbarkeit des erkes erleichtert Bei den einzelnen Denimalen wird zu- nächst furz der bauliche Zustand, der zur Unterhaltung verpflichtete Eigenthümer , so wie ‘oft auch die jährlich aufge- wendete resp. noch benöthigte Summe angegeben, Und es folgt dann die Baugeschihie und die architektonische Beschreibung , die natürlich möglichst kurz gehalten aber doch so geschrieben sind, daß sie das Wissen8weriheste enthalten und dem Kundigen ein klares Bild von der Anlage und Ar- chitektur selbs bis in die Einzelheiten hinein bieten ; bei dec Ausführlichkeit hierin ist der architektonische und historische Werth des Gebäudes maßgebend. Die wichtigsten Werke sind in einer au für den Laien interessanten Weise geschildert.) Von decfelben wissenshaf!lihen Gründlichkeit zeigt auch die der Baubefchreibung und der Aufzählung der im Ge- bäude etwa vorhandenen Kunstwerke beigefügte Angabe der sämratlichen das Werk betreffende Literatur, so daß das Buch also nicht nur eine vollständige und leicht übersichtliche Samn1- lung des gesammten Materials, sondern auc cine Quellen- sammlung bietet, die die Möglichkeit gewährt, sich ohne Mühe über jede Einzelheit genau zu unterrichten.

Diese Vollständigkeit und Uebersichtlichkeit des Werkes gc- währt nach vielen Seiten hin mannigfaltigen Nußen, denn abgesehen von den eben berührten Vortheilen für die Verwal- iung, erregt und vermehrt es zunächst in dem engeren Kreise, aus dem es erwachsen ist, das Interesse für die in unserer Mitte erhaltenen Reste mittelalterlicher Baudenkmale, und in- dem es nicht nur die Kenntniß, sondern auch das Bewußtsein pon dem Werth derselben in weitere Kreise verbreitet, ist es geeignet, die Pietät zu / bewahren, die wir diesen Werken niht nur als Erzeugnissen der Kunst, sondern als Zeugen und Resten jenes Geistes schuldig find, aus dem unsere, wenn auch noch so anders geartete Kultur, in ihrer Eigen-

®) Die Baudenkmäler im Regierungsbezirk Cassel, mit Benußung smtlicher Aufzeichnungen beschrieben und in topographisch - alphabeti- cher Reihenfolge zusammengestellt von H. von Dehn-Rotfelsexr und Dr. W. Loß. Im Auftrage des Königlichen Ministeriums für geist- lie, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten herausgegeben durch den Verein für hessishe Geschichte und Landeötunde. Cassel, 1870.

##) Vergl. die demselben Werke entnowmenen Schilderungen der St. Elisabeth-Kirche zu Marburg in Nr. 42 der Bes. Beil. Tohrg. 1870 und der Stiftskirhe St. Peiri in Frißlar in diefer Nr. :

thümlichkeit erwachsen is. Für die Kunstgeschichte aber ist das Buch insofern interessant, als es ncht nur mances gar nicht oder wenig bekannte Werk dem Dunkel entreißt und allgemeiner befannt mat, sondern auch ein Bild von der Kultur und Kunstthätigkeit giebt, die in den verschiedenen Jahrhunderten in diesem Landstrich geherrscht ; con ein flüchtiger Ueberblick über den Jndey zeigt, daß in dem 184 [] Meilen großen Lande , abgesehen von sehr zahlreichen Resten, 188 Kirchen des romanischen Styls sich erhalten haben, so daß also, da aus dem IX. Jahrh. nur drei Reste vor- handen sind, von Anfang des R. bis zur Mitte des X11. Jahrh. hei immer wachsender Kultur eine sehr rege Kunstthätigkeit ge- herrscht haben muß , die in der gothischen Zeit, deren Reste nach mehreren Hunderten zählen, eine für die Größe des Landes be- deutende Höhe angenommen hat. Jedenfalls wäre es dankens- werth, wenn der Index, welcher do sogar das Faesimile mehrerer an den Gebäuden erhaltenen Jahreszahlen giebt , in einer hinzuzufügenden Anlage einen Ueberblick über die mit Sicherheit oder Wahrscheinlichkeit êrmittelte Entstehungszeit der Denkmäler gervährte, aus dem sich ersehen licße, wie viele und welche Gebäude in den einzelnen Jahrhunderten oder Jahr- zechenden entstanden find. :

Sollte das mit so anerkennenswerthem Erfolg von Hessen begonnene Unternehmen, wie zu hoffen, Nahahmung finden, so wird aucch der Nußen, der ja gerade in der Vollständigkeit des gebotenen Materials besteht, in entsprechender Weise wachsen, und wenn es im Verlauf der Jahre gelingen sollte, dasselbe Über das ganze Rei auszudehnen, so werden sich unzweifelhaft interessante Resultate ergeben.

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Die Stiftskirche St. Petri in Fritzlar. *)

Noch vor dem Jahre 744 stiftete der heilige Bonifacius, nachdem er die dem Donnergotte geweihte Eiche gefällt hatte, zu Frißlar ein kleines mit Benediktinermönchen beseßtes Kloster, zu dessen Abt er Wigbertus bestellte, und errichtete neben dem- selben cine dem heiligen Petrus geweihte Kirche. Ohne Zweifel stand diese an der Stelle der jegigen Stiftsfkirche St. Petr1. Das Kloster zu Frißlar mit seiner Schule erhob sich schnell zu großer Bedeutung. Nachdem Friglar im 11. Jahrhundert unter die Herrschaft der Erzbischöfe von Mainz gekommen war, trat an die Stelle des Klosters ein Chorherrenstift. 1078 wurde Stadt und Stift bei der Eroberung durch Rudolph von Schwaben arg verwüstet, namentlich die Kirche verbrannt; doch muß dieselbe 1118 schon wieder hergestellt gewesen sein. Aus dem Jahre 1171 ift der s{hmähliche Verfall der »alten« Stiftskirche urfund- lich konstatirt, und es läßt si mit Sicherheit nachweisen, daß die jeßt noch erhaltene überwölbte romanische Pfeilerbasilika vollsiändig einem Neubau zwischen 1171 und 1230 angehört. Die Vorhalle muß nach einer 1233 von Conrad von Thüringen an die Stiftskirde gemachten Schenkung angebaut worden sein. Die Erbauung des doppelten südlichen Seitenschiffes und des Kreuzganges mit den Stifts8gebäuden scheint nach den Ver- wüstungen vorgenommen zu fein, welche 1387 durch die Kämpfe Landgraf Hermann des Gelehrten mit dem Erzbischof Adolph von Mainz herbeigeführt worden waren, das große gothische Fenster an der nördlichen Giebelseite des Querschiffes ist da- gegen O schon in der Schlußzeir des 13. Jahrhunderts entstanden.

Nachdem im Jahre 1801 Frißlar an Hessen - Cassel abge- treten worden war, erfolgte 1803 die Säcularisirung des Stiftes und die Stiftskirhe wurde zur katholishen Pfarrkirche.

In ihrer jetzigen Gestalt bildet die Kirwe mit den an die- selbe stoßenden Stifts8gebäuden eine äußerst reichhaltige Gruppe von Bauten aus sehr verschiedenen Zeiten.

Sicht man von Allem, was sich unzweifelhaft als spätere QJuthat herausstellt, ab, so ist die Kirche eine in allen Theilen Überwölbte, dreiscbiffige Pfeilerbasilika spätroraanischen Styles

mit spißbogigen Gewölbegurten und Scheidebogen neben durch-

weg rundbogigen Fenstern. Das über die Umfassungsmauern der Seitenschisfe hinaustretende, aus 3 quadratischen Gewölhbe- feldern bestehende Querschiff ist über einer Krypta bedeutend erhöht und von den Schissen aus vermittelst boher Treppen zugänglih. Der aus einem Gewölbequadrat bestehende Chor ist mit ¿iner aus 5 Seiten des Zehnecks gebildeten Apsis ge- schlossen, und in den Ecken zwischen Chor und Querschiff sind Nebenräume eingebaut. An der Westseite wird der Schiffbau dur eine Façade mit zwei s{lanken Thürmen aPger elen, welche der Breite der Seitenschiffe entsprechen und einen Hallen-

bau von der Breite des Mittel\chiffes zwischen sich sassen.

*) Entnomméen dem vorher besprochenen Werke: »Die Baudenlk- mäler im Regierungsbezirk Cassel.«

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Schon bald nah der Vollendung dieses Baues wurde vor der Westfaçade desselben eine geräumige überwölbte Vorhalle in den reichen Formen des spätesten romanischen Styles ange- baut. Später wurden zu verschiedenen Zeiten an den beiden Giebelfaçaden des Querschiffes, an 3 Seiten der Apsis und am nördlichen Seitenschiff die ursprünglichen Fenster dur größere gothische Maßwerkfenster erseßt. Das ursprüngliche südliche Seitenschiff wurde gegen Ende des 14. Jahrhunderts ganz weg- gebrochen, und ftatt desselben sind zwei neue, durch schlanke Säulen getrennte Seitenschiffe in gothishem Styl aufgeführt worden, denen sich der wohlerhaltene gothische Kreuzgang nebst den damit in Verbindung stehenden Stistsgebäuden und Kapellen anschließt. Vor der wesilichen Eke des nördlichen Querschiffes ist die fleine gothishe Bonifaciusfapelle erbaut worden. In der Kirche wurden zwei sehr bemerken8werthe Sakramentshäuëchen und die Schranken vor der Chortreppe in reizen spätgothischen Formen errichtet. Beide Thürme erhielten statt der utsprüng- lichen Dächer s{hlanke hölzerne Helme, von denen indessen nur no einer erhalten ist, da der des nördlihen Thurmes vom Bliß zerstört und durch ein hölzernes Obergeschoß, dessen flaches Dach in der Mitte ein s{lankes Thürmchen trägt, erseßt wurde. Das Dach über dem Mittelschiffe wurde in steiler Form er- neuert, und dem Einbau in der nördlichen Chorecke wurde ein höizernes Stockwerk aufgeseßt. :

_ Endlich sind dec Renaissance zwei kleine Anbauten an das nördliche Seitenschiff, dessen Dachgesims bei dieser Gelegenheit modernisirt wurde, und cine Abänderung des Stockwerks über der Vorhalle zuzuschreiben, und in dem hölzernen Thurme über der Mitte des Querschiffes is eine Shöpfung der neueren Zeit zu erkennen.

Feodor Diet.

Die deutsche Kunst hat einen tüchtigen Meister, das Vater= land einen aufrichtigen, treuen Patrioten noch vor der Wente des verflossenen Jahres verloren. Am 18. Dezember 1870 sia1b bei Gray in Frankrei, auf der Rückkehr von dem Kriegs- schauplave an einem Herzschlage plôößlih der Großherzoglich badische Hofmaler und Professor Feodor Diet.

Das Lebensbild des vaterländischen, in weiten Kreisen be- kannten Künstlers i| ein ungemein reiches. Nur in den Haupt- momenten sei es hier berührt.

Theodor August Diet, geboren am 29. Mai 1813 zu Neun- ftetten, Amts Krautheim, im Großherzogthum Baden, als Sohn des dortigen Pfarrers, begann nach dem frühen Tode seines Vaters seine Studien auf den Lehranstalten in Karl8ruhe. Eine entschiedene Neigung zum Kriegerstande mag für das Genre sciner Kunst später bestimmend gewesen sein. Junächst war er zum Ingenieur bestimmt und zu diesem Zwecke Schüler des Polytechnikums. Bald aber trat in Entwürfen und Kompositionen neben zweifellosem Talente eine so ent- schiedene Neigung zur Malerei hervor, daß er, den Entschluß faßte, fich ihr ganz zu widmen. Ein Jugendfreund des Ver- ftorbenen erzählt, wie bei einem Außsfluge auf ein Karlsruhe benachbartes Dorf mit der Familie des damaligen Galleriè-Direktors Frommel der junge Polytehniker eine der jungen Damen der Gesellschaft so vortrefflich porträtirt habe, daß Frommel sich der besondern Anerkennung nicht habe ent- hatten können, was, wenn nicht jenen Entschluß erst geweckt, doch jedenfalls bestärkt haben mag. Jenes war bei dem zum Künstler - Geborenen wohl schon im frühen Umgange mit dem rusf:schen, in Karlsruhe lebenden Maler Feodor Jwattowitsch geschehen (von diesem seinem ersten Meister entlehnte er auch die Umwandlung seines Vornamen® Theodor in Feodor). Dann genoß er den Unterricht der Hofmaler Karl und Rudolph Kunß, und ging 1831 nah München in die dortige Akademie, wo er sih - bei der von Philipp Foly geleiteten Auss{mückung der neuen Königlichen Residenz insbesondere durch Wandgemälde nach Bürgers Gedichten im Bürgersaale betheiligte.

Durch alles Jdeale angeregt und solchem in seinem ganzen Leben nachstrebend, is Dieg in der ihm eige- nen Richtung mit »Max Piccolomin1’'s Tod« (im Besih des Großherzogs von Vaden) sofort ebenbürtig in den Kreis der älteren Schlachten- und Geschichtsmaler eingetreten. Seitdem war sein Streben, die Kämpfe der deutschen Geschichte, insbesondere aus der Zeit des 30jährigen Krieges, und später auch die der Neu- G zu verherrlichen. So folgte seinem Piccolomini in größerem Maßstabe »Pappenheims Tod« und »Gustav Adolph auf dem Schlachtfeld von Lüßen.« :

Im Jahre 1836 wurde Dieß durch einen Auftrag des Groß. herzogs nah Karlsruhe zurückgesührt. 1837 ging er nach Paris , wo der rege Verkehx mit den Brüdern nterhalter (gleichfalls Badener von Geburt), Paul Martin, vor Allem aber der Umgang mit Horace Vernet, der damals an seinen