1871 / 80 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Vinoy hatte Truppen 11m den Montmartre herum aufgestellt und in jeder der auf den Montmartre mündenden Straßen mit der Richtung auf denselben eine Mitrailleuse auffahren lassen. Auf Verlangen des Volkes ließen die Truppen es zu, daß die Mitrailleusen fortgeschafft wurden. Auf dem Montmartre fra- ternisirte die Linie mit der Nationalgarde. Auf dem Plage Pigalle wollte cin Chasseur-Lieutenant fich von der ihn um- drängenden Menge befreien und machte dabei cine drohende Bewegung mit dem Säbel. Das Volk fiel über ihn her und tödtete ihn. Auf beiden Seiten fielen darauf einige Flinten- üsse, welche mehrere Verwundungen verursachten. Die Linien- truppen verließen darauf ihre Stellungen und fraternisirten mit dem Volke, das sich zweier Mitrailleusen bemächtigte. Biele Bataillone der Nationalgarde zogen nach dem Montmartre, alle die Gewehrkolben nach oben haltend, unter dem Rufe: »Es8 lebe die Nepublik!«

In Folge all’ dieser Umstände hat Thiers an die Be- völkerung von Paris eine Proklamation erlassen, welche heute hi durch Anschlag veröffentlicht wurde. Jn derselben

cißt es: h P air wenden uns an Eure Vernunft und an Euren Pairiotis- mus. Eure Stadt, die bei ihrer Größe nur angemessen bestehen kann, wenn Ordnung herrscht, ist auf das Tiesste erregt; in einigen Quartieren is es zu Ruhestörungen gekommen, welche sich jedoch nit auf die übrigen Siadttheile ausgedehnt haven; indessen war dies doch genügend, um die Wiederaufnahme der Arbeit und die Rückkehr all- gemeinen Wohlbefindens zu hintertreiben. Männer, welche s{chlimmec Pläne verfelgen, haben unter dem Vorwande, den Preußen Wider- stand zu leisten, sih zu Herren eines Theils der Stadt aufgeworfen. Sie haben dort einen voliständigen Wachtdienst organisirt, indem sie Euch zwingen, diesen Dienst zu versehen und zwar auf Befehl eines geheimen Komite's8, woelches sich das Recht beilegt, allein die Gewalt auszuüben. Ein Theil der Nationalgarde verweigert so der Autorität des Generais Aurelles de Paladines, roelcher in fo hohem Grade würdig ist, an Eurer Spiße u stehen, die gebührende Anerkennung; sie verfolgt den Qwect, eine M enterzuntg zu bilden, welche der durch das allgemeine Stimmrecht auf legalem Wege gebildeten Lai Dae rmdhaa gegenübertritt. Diese Männer, welche Euch- hon so viel Schlimmes zugefügt haben, die

E selbst am 31. Oktober auseinandersprengtet, als jîe vorgaben,

uch gegen die Preußen zu vertkcidigen, die doch nux vorübergehend in Euren Mauern erschienen und deren definitivec Abzug nur durch die Unordnungen in der Stadt binausgeschoben wird diese Män- ner sind es, welche jeßt die Geschüße rihten, deren Feuer Eure Häuser und Euch vernichten würde. Diese Männer sind es, welche die Re- publik komproiunittiren, anstatt sie zu vertheidigen, denn wenn si in der öffentliden Meinung Frankreihs die Ansicht befestigt, daß Unordnung eine nothwendige Begleiterin der Repu- blik is, dann dürfte es bald „um die Republik geschehen sein. Glaubt ihnen nicht, höret auf uns, die wir Euch die Wahrheit in vollster Aufrichtigkeit sagen. Die Negierung, welche dur die gesammte Nation eingeseßt ist, wäre schon längst im Stande gewesen, sih der Geschüße wieder zu bemächtigen, weiche ja doch augenblicklich Niemand anders bedrohen, als Euch selbst; der Regiec- rung würde es niht {wer geworden sein, dem Arm der Gerechtig- feit jene {uldbeladene Menschen zu übergeben, welche nit davor et auf den Krieg mit dem auswärtigen Feind den Bürger- cieg folgen zu lassen, aber der Regierung lag daran, eine Frist zu ewähren, innerhalb deren die Menschen, welche selbst betrogen wurden, ch lossagen konnten von denen, welche sie betrügen. Our diesen Stand der Dinge is eine Wiederaufnahme des Handelsverkehrs un- möglich gemacht. Die Kaufläden stehen leer, die Aufträge, welche von allen Seiten kommen müßten, sind gegenwärtig suspendirt ; unsere Arme ruhen müßig; der Kredit will no immer nicht wiederkehren, die Kapita- lien, deren die Regierung bedarf, um das Land von dem Feinde zu befreien, halten sich zögernd fern. Jn Eurem eigenen Jnteresse, im

Interesse der Hauptstadt und des ganzen Landes is die Regierung | nunmehr entschlossen, zu handeln. Jene verbrecherischen Menschen, |

welche es als ihre Absiht aussprachen, eine besondere Regierung zu konstituiren, werden jeßt dem Arm der Gerechtigkeit überliefert woer- den. Die geraubten Geschüße werden nach den Arsenalen zurückgeführt werden. Um diesen Akt, der ebenso dringend von der Gerechtigkeit, wie von der Vernunft geboten wird, zu vollbringen, rechnet die Regie- rung auf Eure Unterstüßung. Mögen dieguten Bürger sih von den s{ieck- tentrennen, mögen sie ver êffenilichen Gewalt zu Hilfe eilen, statt ihr Wider- stand zu leisten; so wird es ihnen gelingen, der Hauptstadt um so rasher Gedeihen und Wohlstand zurückzugeben. So werden sie cinen wichtigen Dienst der Republik? leisten, welche durch die Fortdauer der Unruhen in der allgemeinen Meinung Frankre: ch8 zu Grunde gerichtet würde. Wir richten an Eu diese Worte, weil wir Euren gesunden Verstand, Eure Weisheit, Euren Patriotismus würdigen; aber naŸ- dem wir diese Unfndigung haben ergehen lassen , werdet Jhr uns nur beistimmen , wenn wir jeßt zur Anwendung der Gewalt unsere Qufuch! nehmen; denn um jeden Preis und ohne auch nuk einen Tag zu verlieren, müssen wir jeßt dafür Sorge tragen , daß ein Zu- Fand der Ordnung und des allgemeinen Wohlbefindens vollständig und unersMütterlih wiederhergestellt wird.«

_ Bis Nachmittags 6 Uhr (am 18.) hatte die Situation sich nicht wesentlich geändert ; die Stimmung war noch immer schr erregt. Die DeAbrerien hatte die Truppen, soweit mög-

- Tih, aus den aufrührerishen Faubourgs zurückgezogen. Dem General Faron, welcher auf dem Montmartre mit einer An-

zahl Truppen von den Aufständischen eingeschlossen war, ist es grgen, sih durchzus{lagen, wobei seine Truppen, welche drei arrikaden zu übersteigen hatten, von dem Bajonnet Gebrauch machen mußten. General Lecomte und mehrere andere Offiziere werden vermißt, man nimmt an, daß dieselben in Château Rouge gefangen gehalten werden. Ein Generalstabs - Offizier wurde von den Aufständischen mit dem Bajonnet niedergestoßen. General Paturel ist verwundet, mehrere Linienoffiziere sind zu Gefangenen E worden. Auf dem Montmartre, in den Faubourgs Belleville und St. Antoine wurden Barrikaden erbaut. Die Truppen hatten auf dem Montmartre 40 Ge- {üße genommen, von denen die Aufständishen 5 am Morgen wieder in ihren Besiß brachten, ohne daß die Linientruppen Widerstand leisteten. Die Regierung hat eine weitere Proklamation an die Na- tionalgarde gerichtet, in woelcher es heißt: »Man verbreitet das absurde Gerücht; die Regierung beabsichtige einen Staatsstreich, indessen die Regierung der Repuvlifk hat und kann feinen anderen Zroeck haben , als das Heil der Republik. Die ge- troffenen Maßregeln waren unumgänglih nothwendig, denn die Re- gierung wollte und will ein Ende machen mit jenem Jnsurrektiions- Komite, dessen Mitglieder fast sämmtlich der Bevölkerung unbekannt find; diesclben vertreten kommunistische Doktrinen und würden Paris der Plünderung üÜberantworten und aus Frankreich ein großes Grab machen , wenn nicht die Nationalgarde und die Armee sich erheben, um gemeinschaftlich das Vaterland und die Republik zu vertheidigen. « Picard hat in einer Proklamation die Nationalgarde auf- L et zu den Waffen zu eilen, um die Herrschaft der Ge-

eße wieder herzustellen und die Republik vor Anarchie zu be-

wahren.

—- Das Journal ?Avantgarde« bringt in einer Extra-Aus- gabe von 7 Ühr Abends die Nachricht, daß die Generale Le- comte und Clement Thomas von den Insurgenten auf dem Montmartre ey 4Uhr Nachmittags nach einem summarischen Verfahren füsilirt worden seien. Diese Nachricht entbehrt bis jeßt jeder authentischen Bestätigung. General Vinoy hat fich mit seinem Stabe, sämmtlichen Linientruppen und der Gens§- d’armerie auf das linke Seine-Ufer zurückgezogen, und es aus- {ließlich der Nationalgarde überlassen, die Ordnung wieder- herzustellen. Die Nationalgarde hat sich an verschiedenen Punk- ten gesammelt. Auf den Boulevards stehen zahlreihe Gruppen ; die Läden find geschlossen ; seit 6 Uhr ist der Omnibus-Verkehr eingestellt. Der Barrikadenbau in den Faubourgs dauert fort. Ein weiterer Qusammenstoß hat, so weit bis jeßt Abends 9 Uhr gemeldet, nicht stattgefunden.

Das »Journal des Débats« dementirt das Gerücht, die Regierung beabsichtige die Anleihe in Z3proz. Rente auszu- geben, Im Gegentheil sei die Regierung entschlossen, eine 5proz. Anleibe abzuschließen. Hierdurch werde in kurzer Zeit eine Konversion und ferner der Beginn einer wirksamen Amor- tisation in einigen Jahren möglich sein. Der betreffende Geseß- entwurf, welcher den Abschluß einer 5proz. Anleihe betrifft, wird voraus8sfichtlich bereits am nächsten Dienstag der National- versammlung vorgelegt werden. Wie es heißt, würde mit dem Hause Rothschild betreffs dieser Anleihe kontrahirt werden und zwar würde es sich um 27 Milliarden Francs handeln. Als Emissioascours wird 85 genannt.

19,.März (2W. T. B.) Die heutigen Morgenblätter bestätigen die Nachricht, daß die Generale Lecomte und Clement Thomas in einem Garten der Rue des Rofiers, wo das Cen- tralkomite der Insurrektion seinen Sig hat, gestern von den Insurgenten erschossen worden sind, und fügen hinzu, daß fie wie tapfere Soldaten gestorben sind.

Das » Journal des Débats« schreibt: Der 18. März wird zu den traurigsten Tagen unserer Geschichte zählen. Die Emeute is Herrin von Paris. Dieser furchtbare Tag hat der Regierung größeres Uebel zugefügt, als es alle Jntriguen der Bonapartisien gekonnt hätten. Frankreich, das sich mit scinen eigenen Händen zerfleischt, leidet hierunter nit minder, als die republikanische Verfassung. Alle guten Bürger haben die Pflicht, sich um die Regierung, welche durch die legitimen Repräsen- tanten des Landes konstituirt ist, zu schaaren. Die National- versammlung und ihre Delegirten haben allein ein Recht, zu befehlen und nur dadur, daß ihnen gehorcht wird, bleibt noch eine leßte Hoffnung, unser unglüklides Land zu retten.

Der »Electeur libre« meldet: Ein Theil der Regierung ist in Paris geblieben, ein anderer ist nach Versailles gegangen, um in der Nähe der Nationalversammlung zu sein und um alle Maßnahmen, welche die Ereignisse erfordern, treffen zu können. Gesiern Abend haben Nationalgarden vom Montmartre das

| Generalstab8gebäude der Nationalgarde auf dem Vendômeplaß beseßt. Die Anhänger des Central-Komites verkünden, ihre

Absichten seien durchaus friedlih und sie wollken nichts weiter, als daß die Nationalgarde an ihrer Spiße einen von ihr selbst ernannten Chef habe, dem das »imperative Mandat« üÜber- tragen werde, die Republik zu vertheidigen. :

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Das heutige » Journal officiel« ist noch nit ershienen.

Morgens. Die Aufständischen haben sich des Hotel de ville bemächtigt, rooselbs| auch das »Centralkomite der National-

garde« seinen Siß genommen hat. Nachmittags. Das Centralkomite der Nationalgarde,

bestehend aus folgenden Mitgliedern: Ass, Bellevray, Ferrat,

Babek, Moreau, Dupont, Varlin, Boursier, Mortier, Gouhier, Valette, Jourde, Rousseau, Lullier, Blanchet, Grollard, Baron, Iere8me, Holse, Pougeret, hat zwei vom Hotel de ville, 19. März, datirte Proklamationen erlassen. Die erste lautet:

»Bürger! Das Voik von Paris hat das Joh abgesüttelt, welches man ihm aufgelegt hat. Ruhig und unerschütterlich in sciner Kraft hat es ohne Furcht und ohne Provokation die schamlosen Thoren erwartet, welche die Republik antasten wollten. Diesmal haben unsere Brüder von der Armee nicht die Hand an die Heilig - thümer der Freiheiten legen wollen. Dank Allen. Möget Jhr und ganz Frafreich jeßt die Grundlagen zu einer Republik legen y die mit allem, was sie bringt, freudig begrüßt wird. Nur eine folhe Re-

ierung tann für immer die Nera der Javasionen und der Bürger- riege abschließen. Der Bel2gerungszustand ist aufgehoben. Das Volk von Paris wird in seinen Comitien zusammentreten, um die Kommunalwahlen zu vollziehen. Die Sicherheit aller Bürger ist durch die Unterstüßung der Nationalgarde verbürgt. «

In der anderen Proklamation heißt cs:

»Jhr habt uns mit der Vertheidigung von Paris und mit der Vertheidigung Eurer Rechte beauftragt, wir sind uns bewußt, diese Mission, unterstüßt durch Euren Muth und Eure Kaltblütigkeit, er- füllt zu haben. Wir haben die Regierung, welche uns foeben ver- rathen hat, vertrieben, unser Mandat ist erloschen. Wir geben es Euch zurü, denn wir wollen nicht darnach traten, die Stelle derjenigen einzunehmen, welche ein Volkshauch umgestürßt hat. Bereitet Euch vor; vollziehet sofort die Kommunalwahlen und gewährt es uns als einzige Belohnung, daß wir erleben dürfen, Euch die wirkliche Re- Ls begründen zu sehen. Bis dahin handeln wir im Namen des

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(W. T. B.) Die meisten Journale sprechen die Ansicht aus, daß die Regierung nunmehr ernstliche Maß- regeln gegen die aufrührerische Nationalgarde auf dem Mont- martre ergreifen werde. Victor Hugo trifft morgen mit dem Leichnam feines Sohnes hier ein.

Marschall Mac Mahon hat den Entschluß au®sgesprochen, fih gänzlih ins Privatleben zurückzuziehen ; derselbe joll sich jedo bereit erklärt haben, der Regierung seine Unterstüßung zu=gewähren. : /

Die »Tndépendance« meldet , daß die in Paris wohn- haften Luxemburgec mit Ausweisung bedroht seien. Diese Maßregel würde dadurch motivirt, daß die luxemburger Re- gierung dem französischen Konsul das Exequatur O habe. Nach einer anderen Mittheilung wären nur solche ersonen mit Ausweisung bedroht , welche den Besiß von Subsistenzmit- teln niht nahweisen können. - |

Die französische Artillerieshule, die sich bisher in Meß befand, wird nah Bourges verlegt, wo bekanntlich die fran- zösischen Kanonengießereien sind. E

Dem »Genfer Journal« wird von Paris folgende Kund- gun des republifkanishen Ausschusses vom Montmartre mit-

etheilt: s ees republikanische Aus\{uß der Nationalgarde und das Central- Komite der rex ublikanishen Föderation der Nationalgarde haben die Notbwendigkeit einer Fusion im Prinzipe beschlossen und eine Kom- mission von 7 Mitgliedern hat deren Grundsäße in folgenden Sta- tuten aufgestellt :

Vorbemerkung. j

Die Republik ifi die einzig mögliche Staatsform; sie unterliegt feiner Beanstandung. Die Nationalgarde hat die unbesireitbare Be- fugnif, alle ihre Führer zu wählen und sie abzuseßen, sobald sie das Vertrauen ihrer Wähler verloren haben, immerhin ersi nach einer vorgängigen Untersuchung zur Wahrung dec Anferderungen von Recht und Billigkeit. a i

Art. l. Die republikanische Föderation der Nationalgarde ift folgendermaßen organisirt: 1) Die Generalversammlung ohne Dele- girte; 2) der Bataillons-Aus\{chuß; 3) der Kriegs- oder Legionsrath ; 4) das Centraifomite. i i i

Art. 1. Die Generalversammlung wird gebildet: 1) von einem ad hoc dur jede Compagnie zu wählenden Delegirten ohne Rang- unterschied; 2) von einem Offizier per Bataillon, durch dessen Offizier- Corps gewählt; 3) von allen Bataillons-Chess. i

Arx. Ill. Der Bataillons - Ausschuß besteht aus folgenden Per- sonen : 1) drei Delegirten per Compagnie, ohne Rangunterfchied 7 2) dem Offiziers - Delegirten zur Generalversammlung; 3) dem Ba- taillons-Chef. ; i

Art. [1V. Der Legionsrath is zusammengeseßt aus: 1) zwei De- legirten jedes Bataillons - Ausschusses ohne Rangunterscied; 2) den Bataillons- Chefs d-s Artondissements. i i

Art. ŸY. Das Centralkomite is gebildet: 1) Durch zwei Delegirte per Arrondissement, obne Rangunterschied dur den Legionsrath ge- wäblt; 2) aus einem Batailions-Chef per Legion, durch seine Kollegen gewählt. : A

Art. Vl. Die Delegirten zum Bataillons-Aus\chusse, Legionsrathe und zum Centralfomite sind die natürlichen Vertheidiger aller Juter- essen der Nationalgarde. Sie haben über den Stand der Ausrüstung der Spezial- und anderen Corps der genannten Garde zu wachen und

jedem Versuche zum Sturze der Republik zuvorzukommen. Sie haben gleichfalls die Aufgabe, ein Projekt zur völligen Reorganisation der nationalen Streitkräfte auszuarbeìten. : Art. VI[L, Die Zusammenkünste der Generalversammlung finden je am erften Sonntage im Monat statt, dringlihe Fälle vorbehalten. Die verschiedenen Auss{üsse und Kommissionen der Föderation wer- den durch eigene Reglemenie Modus, Ort uad Stunde ihrer Be- rathungen näher bestimmen. ;

Art. VIlI. Zur Bestreitung der allgemeinen Kosten der Ver- waltung, der öffentlichen Anzeigen 2c. des Ceniralfomites wird in jeder Compagnie die Selbstbesteuerung eingeführt, welche ein nionat- liches Minimum von 5 Francs ergeben muß; der Ertrag wird vom 1. bis 5. jeden Monats an den Schahßmetster durch die Delegirten abgeliefert werden.

Art. IX. Jedem Delegirten und Mitglied der Generalversamm- lung wird eine auf den Namen lautènde Eintrittskarte für die Zu- sammenkünfte verabfolgt. :

Art. X. Alle Nationalgarden haften solidarisch für einander und die Delegirten der Föderativen sind unter den unmittelbaren und direkten Schuß der ganzen Nationalgarde gestellt. « i ;

Die Regierung hat folgende, von den in Paris an- wesenden Ministern Dufaure, Favre, Picard, Simon, Pothuau E Leflô unterzeichnete, von heute datirt: Proflamation er- asen :

»Nationalgarden der Stadt Paris! Ein Komite, welches den Namen »Centralkomite« angenommen , hat sich einer gewissen Zahl von Kanonen bemächtigt, hat Paris mit Barrikaden bedeckt, auf die Vertheidiger der Ordnung Feuer gegeben, Gefangene gemacht, und hat o ragus mit faltem Bluie die Generale Lecomte und Thomas er- mordet!

Welche Männer find Mitglieder dieses Komites ? Niemand kennt dieselben, Niemand kann auch nur g ed zu weicher Partei fie ge- hôren. Sind es Kommunisten, oder Benapartisten ; oder Preußen ? Sind sie hervorgegangen aus einer dreifachen Koalition? Wer sie aber auch sein mögen, sie sind die Feinde der Stadt Varis, welche sie der Piünderung üÜberlicfern, fie sind die Feinde

rankreichs, welches fie den Preußen überliefern, sie sind die

einde der Republik, welckde sie dem Despotismus überlie- fern. Die verabsheuungswürdigen Verbrechen, welche jene Männer begehen, benehmen denjenigen, welche es wagen sollten, ihnen zu folgen- oder sie zu dulden, jede Entshuldizung. Wosüt Jhr die Ver- antwortlihkeit für ihre Mordthaten und Verbrechen, die sich noch steigern werden, auf Euch nehmen? Dann bleibt in Eurer Behau- sung. Wenn Euch aber an Eurer Ehre und an Euren heiligsten Interessen gelegen ist, so {haart Euch um die Regierung, um dic Re- publif und die Nationalversammlung !

Die Aufständischen haben auf dem Stadthause die rothe Fahne aufgezogen. Das Stadthaus ist von Barritaden um- geben. Die Cirkulation ist jedoch nit gehemmt. Bis jeßt ist ein neuer Konflikt nicht gemeldet. |

Aus dem Wolff’ schen Telegraphen -Büreau.

Paris, Sonntag, 19. März, Mittags. - (Auf indirektem Wege.) »Journal officiel« bringt Über die Vorgänge des gestri- gen Tages folgende Mittheilungen: Die Regierung, welche jeden ernsteren Zusammenstoß vermeiden wollte, war bisher mi ilde und Geduld gegen jene Menschen verfahren, von welchen sie hoffte, daß es gelingen würde, sie auf gütlichem Wege zum Verstande und zu 1hrer Pflicht zurückzuführen. Das amtliche Blatt führt aus, wie die Regierung sich {ließli doch zum energischen Handeln genöthigt gesehen habe , und schildert alsdann die Ereignisse wie folgt: Die befestigte Position auf dem Mont- martre war alsbald genommen, die Geschüße sollten eben nach den Arsenalen zurückgeführt werden, als plöglich aufrührerische Nationalgarden, zu denen si noch zahlreiche Volksmassen ge- sellt hatten, auf die Soldaten stürzten und ihnen die Waffen enf- rissen. Mehrere Bataillone wurden von der Volk8menge voU- ständig cernirt, andere sahen sich zum Rückzuge genöthigt. Die Emeute hatte somit das Feld behauptet. Unter diesen ungeordneten Zuständen ging der Tag dahin, ohne daß die Nationalgarde, welche hon am Morgen zusammengerufen war, irgendwo in hinreichender Anzahl erschienen wäre, um die Ordnung wieder herzustellen. Am Abend bemächtigten sich die Jn- surgenten des Generalstabs8gebäudes der Nationalgarde und des Justiz-Ministeriums. »Mit Erstaunen,« fährt das »Jour- nal officiel« fort, »fragt man sich, welches denn eigentlich der Zweck ist, den diese übelwollenden Menschen verfolgen. Man hat das Gerücht verbreitct, die Regierung beab- sichtige cinen Staatsstreich. Es ist das eine erbärmliche Verläumdung; die Regierung, welche hervorgegangen ist aus einer durch allgemeines Stimmrecht gewählten Versammlung, hat zu verschiedenen Malen laut erklärt, daß sie keine andere Absicht habe, als eine feste Begründung der Republik. Diejeni- gen dagegen, welche die Republik stürzen wollen, sind die Männer der Empdrung, jene Meuchelmörder, welche nicht da- vor zurückbeben, Tod und Verderben in eine Stadt zu tragen, für die es nur Rettung giebt durch rubige Arbeit und Achtung vor den Gescgen. Jene Verbrechen werden, wir hoffen es, cine cerehte Jndignation wachrufen in der Bevölkerung dex Stadt