Königliches landwirth\schaftli{es Jnstitut der Universität Halle.
Das Sommersemester 1871 beginnt am 17, April.
Von den für das Sommersemester 1871 angezeigten Vorlesun- aen der hiesigen Universität sind für die Studirenden der Landwirth- {chäft folgende hervorzuheben: a) in Rücksicht auf fahwissen- \chaftlihe Bildung Spezielle Pflanzenbau-Lehre: Professor Dr. Kühn. Landwirthschaftliche Betriebélehre: Derselbe. Psflanzen- Pathologie: Derselbe. Spezielle Thier uchtlehre (Rindviehzucht): Professor Dr. Freitag. Landwirthschaft iches Rechnungswesen und Buchführung: Derselbe. Exterieur des Pferdes: Professor Dr. Roloff. Ueber äußere Krankheiten der Hausthiere: Derselbe. Urber die Krankheiten der neugeborenen Hausthiere: Derselbe. Ausgewählte Kapitel der landwirths{aftlichen Maschinen- und Ge- räthefunde mit praftishen Demonstrationen und Versuchen: Lector Dr Perels, ‘Die landwirthschaftlichen Nebengewerbe in mechanischer (nd bautehnis{cher Beziehung: Derselbe. Ueber Wegebau: Der- felbe. Landwirthschaftliche Baukfunde: Lector Bauinspcktor Stein- beck Privatforstwirthschaftslehre: Dr. Ewald, Grundzüge der Bodenkunde: Prof. Dr. Girard. Geologie: Derselbe. Minera- logische und geologishe Uebungen: Derselbe. _Experimenta!physif : Prof. Dr. Knoblauch. Besprechungen über pbyfikalische Gegenstände: Derselbe. Meteorolozgie und physikalishe Geographie: Dr Cor- neliuê. Aufg. wählte Abschnitte der Mechanik und Mascinen- [chre: Derselbe, Organische Chemie: Professor Dr. Heinz. Besp euen über chemische EREE: Derselbe. Repetitorium der unorganischen Chemie: Dr. Engler. Agrikulturhemie 2. Theil, 7ie Ernährung der Thiere: Prof. Dr. Stoÿmann. Ueber volu- etrishe Analyse: Derselbe Chemische Technologie mit besonderer Berücksichtigung der landwirihshftliwen Gewerbe: Dr. Engler. DThHeoretishe Chemie: Dr. Rath* e, Grundzüge der Botanik: Prof. Dr, de Bary. Botanische Colloquia und Exkursionen: Dersetbe. Experimenta! - Physiologie der Pfl nzen: Dr. Reeß. Uebungen im Untersuchen und Bestinmen der Pflanzen, mit besonderer Berücksich- tigung der Kul!turgewächse. Derselbe. Ueber Cycadeen und Nadel- bâume: Dr. Graf zu Solms. Zoologie und vergleichende “Anatomie: Professor Dr. Giebel. Naturgeschichte der Vögel Deutschlands: Derselbe. Ueber die landwirth'chaftlich \chäd- l:hen Insekien und Würmer: Professor Dr. Taschenberg. Experimentalphysiologie des Stoffivehsel3 (Vlut, Athimung, Ver- Dauung, thierische Wärme u. \. w.): Dr Naf\\e. Nationalökonomie, ztveiter oder praftisher Theil: Prof. Dr Schmoller. National- öfonomische und statistishe Uebungen: Derselbe. Nationalöfkonomie : Prof. Dr. Eisenhart. b) Jn Rücksicht auf staatswissen- fchaftlihe und allgemeine Bildung, insbesondere für Studirende höherer Semester. Geschig,te der preußischen Ver- f1ssung und Verwaltung von 1410 bis zur Gegenwart: Prof. Dr. Scchmoiler. Ueber die Arbeiterfrage und das Armenwesen : Derselbe. Theorie der Steuern : Prof. Dry. Eisendart. Handelsrecht: Professor Dr. AnschüÜüßs. Wechselrecht: Der- selbe. Verfassungsrecht des neuen Deutschen Reichs: Derselbe. Deutsches und preußishes S'aatërecht: Prof. Dr. Meier. Erklärung der preußischen Verfassung®-Urkunde : Derseibe. Preußi- {ches Landreht: Gch. Justiz - Rath Prof. Dr. Witte. Logik: Prof. Dre. Ulrici. Historishe Einl.itung in die Logik: Prof. Dr. Erd- inanu, Psychologie: Derselbe Geschichte der Philosophie: Prof. Dr. U lrici. Grundlirien der Ethik: Prof. Dr. Haym. Allgemeine ‘Sesbichte seit Entdeckung Amerikas: Prof. Dr Dümmler. Neuere Geschichte von 1804—1830: Gch. Regierungs - Rath Prof. Dr. Leo. Geschichte Friedrih Wilhelms des großen Kurfürsten : Dr. Ewald. Geschichte der neueren deutschen Literatur von Gottsched bis auf die GSegenwart: Prof. Dr. Haym Ueber Shafkesyeares Leben, Charckter und dramatischen Styl: Pr.f. Dr. Ulrici. Ueber Pompeji: Prof. Dr. Schöne. Französi: Lector Dr. Hollmann. Zeichnen und Malen lehrt: Zeichenlehrer Schenk. Theoretishe und prafk- tishe Uebungen. Analytische Uebungen im Laboratorium: Prof. Dr, Heinß. Phytotomisches Practicum : Prof. Dr. de Bary Zoologishe und zootomische Demonstrationen: Prof. Dr. Giebel. Uebungen es [andwirths{aftlih-physiologischen Laboratorium: Prof. Dr. Kühn. Praftishe Demonstrationen und Exkursionen: Prof. Dr Kühn und Prof Dr. Freytag. Veterinär-klinische Demonstrationen: Prof. Dr. Roloff. Uebungen im mathematischen und natur- wissenchafilihen Seminar: Prof. Prof. Dr. Dr. Rofen- berger, Fnoblauch, Girard, Heinþ, Heine, de Bary, Gie- bel, Kühn. Gymnastishe Künste. Reitkunst: Ställmeister André Tanzgkunst: Tanzmeister Rocc o. Fechtkunst: Fehtmeister Löbeling. — Nähere Auskunft über das Studium der Landwirth- schaft an hiesiger Universität ertbeilt der Unterzeichnete.
Halle a. S, im Februar 1871. : Dr. Julius Kühn,
ordentl. öffentl. Professor und Direktor des landwirths{chaftlichen __ Instituts an der Universität.
Nichtamtliches.
Großbritannien und Jrland. London, 31. März. Die Königin hielt gestern eine. Sizung des geheimen Staat raths ab und empfing später den Herzog von Genua und die Herren seiner Begleitung.
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Der diesseitige Botschafter in St. Petersburg, A. Buchanan, hatte später Audienz, worauf der Prinz und die Prinzesfin von Wales der Königin vor ihrer Abreise nach Windsor Besuch abstatteten. ?
Der Herzog von Coburg verabschiedete sich im Laufe des Tages von der Königin und der Königlichen Familie und reiste gegen Abend über Dover nah dem Kontinent ab.
— 1. April. Die offizielle »London Gazette« fündigt mehrere neue Festlichkeiten an: einen Danmien - Empfang in Buckingham Palace durch die Königin am 9. Mai, und Herren- Empfänge durch den Prinzen von Wales im Namen seiner Königlichen Mutter am 26, April und 13. Mai.
Laut amtliher Bekanntmachung is Horace Rumbold zum Sekretär bei der britischen Botschaft in Konstantinopel, Francis Clare Ford bei der Botschaft in St. Petersburg und Henry Page Turnor Barcon bei der Gesandtschaftin Brüssel ernannt worden. :
— Großbritanniens Staatseinnahmen vom 1. April v. J. bis 25. Márz d. J. (der leßten Woche vor Abschluß des Finanz- jahres) betrugen laut dem öffentlichen Ausweise des Schaßamtes 08,932,249 Pfd. St., überstiegen somit die Budgetvoranschläge um 098,249 Pfd. St. Die Ausgaben im gleichen Zeitraum beliefen fih auf 66,138,011 Pfd. St. gegen 69,486,000 Pfd. St., wie sie das Budget veranschlagte. Der Saldo des Schatzamtes in der Bank von England betrug am 25. März 6,952,472 Pfd. St. und in der Banf von Jrland 1,346,093 Pfd. St.
Franfkreich. Paris, 31. März, Nachts. (N. Fr. Pr.) Seit gestern früh sind alle Hausthore geschlossen. Die Insur- genten befürchten den Anmarsch der Regierungstruppen. Die »Liberté« meldet: Jm Stadthause herrscht die größte Verwirrung. Ein Anschlag daselbst kündigt an, daß die Munizipalkasse für Zahlungen der Coupons des Stadtanlchens und für Renten- zahlungen geschlossen ist. Heute früh konfiszirte die Kommune Sis in den Centralhallen für den Fischverkauf eingegangenen
elder.
Die Kommune hat eine Druckerei gekauft , um Noten zu
“emittiren. Der Druck von Vat ved Ne hat bereits: be- é
onnen, Die Kommune beschäftigt fich auch mit der Außs- sbrelhüang eives Zwangs®anlehens Die Befugnisse des bisherigen Centralfomites sind dem Nationalgarden-Oberkommando Üüber- tragen.
— Das » Journal officiel« der Regierung in Versailles veröffentlicht folgendes, von Rouen ‘am 16. Márz datirtes Aktenstück:
“Zwischen dem General-Lieutenant v. Fabrice, Vertreter des Deuischen Reiches, — und Pouyer-Quertier, Finanz-Minister, Baron von Ring, Delegirten des Ministers der auëwärtigen Angelegenheiten, und Casimir Fournier, Delegirten des Ministers des Jnnern, welche in Kraft der ihnen v-:n der Regierung der französischen Republik übertragenen Vollmochien handeln, is in Betreff der Einzahlung der rüdständigen Vbgaben, da dur Artikel 3 der &Friedenspräliminar- Verträge vom 29. Februar 1871 bestimmt worden, daß die deutschen Behörden nur von der Stipulirung gedachter Verträge an bis zur Ratifizirung die Abgaben erheben, nah der nunmehr am 2. März 1871 erfolgten Ratifizirung folgendes Uebcreinkommen getroffen worden:
1) Da die Einzahlung einiger rüständiger Abgaben von den Corp®chefs unter Androhung militärischer Ex. kution verlangt is, ver- bleibt es nunmebr bei dem Abkommen, daß genannte Abgaben nicht mehr gefordert werden sollen; dieselben werden nur zwischen den. beiden Reglerungen verrechnet. Die französiiche Regierung übernimmt alle etwaigen Rückstände, behält sich jedoch Rekurs gegen die Departe- ments und Kommunen vor.
2) Alle rückständigen Steuern für das Jahr 1870 sind exlassen.
3) Die gegenwärtig besc6ten Departements, in welchen die Ab- gaben von der deutschen Behörde nit bis zum 2. März 1871 refla- wirt worden, sind defigitiv von jeder Belastung dieser Urt befreit.
4) Alle ganz beseß!en Departemenis zahlen 2 Zwsöiftel der direk- ten, fonst vom Staaie erhobenen Steuern (für die Monate Januar und l ebruar 1871) nach Abzug der Departemental- und Korainunal- uschläge. s ide In den nur theilweise beseßten Departements wird nur der Theil der Steuern berechnet, welcher auf die diesseits der Demar- kationslinie liegenden Kommunen kommt. :
6) Jn den Departements, welche nur zeitweise beseßt sind, wird die Steuer im Verhältniß: zur Dauer der Ofkkupation erhoben.
7) An Séelle der indirekten Steuern wird eine den direkten Steuera gleiche Summe , wie solche in den vorhergehend.n Bestim- mungen fixirt- Li erhoben. :
8) Diese Fixirungen gelten ohne Unterschied für alle beseßten Departements. s
9) In den Departements , in welhen an Stelle der indirekten Koniributionen eine Kopfsteuer von 25 oder 50 Fr. erhoben worden, wird der nah dem 16. Februar erhobene Betrag , soweit er die in Obigem fixirte indirekte Steuer übersteigt, zurückgezahlt.
10) Kraft vorhergehender Stipulationen wird für alle beseßten Departements nur eine ne Rechnung aufgestellt, welche sämmt- liche von einer oder der andern Seite gescchuldete Summen umfaßt.
E o 40 Mats P 187 TETTS E O E N D I: BOEN f L E
T A i E E À i ÁE E E la Bg
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11) Die französisde Regierung legt den Delegirten des Deutschen Reichs binnen aht Tagen Abschrift der Sous - Departements- der Grund-, Personen - und Moviliar-, sowie der Thür- und Fenster- steuern vor und bezeichnet den Betrag der Gewerbesteuerrollen, Alles nah dem Etat für das Jahr 1870 in den von den deutschen Truppen beseßten D: partements. é ; :
_ 12) Die Regierung des Deutschen Reichs wird die Dauer der Beseyung für jedes Departement mittheilen, de8gleichen die Summen bezifferr, welwe für die Monate Januar und Februar unter dem Titel » direkte und indircfte Steuer: « in den Departements erhoben worden sind.
13) Die Regelung der Rechnungen findet im Laufe dieses Monats statt und die Zahlung der von der einen oder andern Seite geschulde- ten Summe e:folgt binnen 5 Tagen nah Unterzeichnung des defini- tiven Frietensverirages.
Zur Beglaubigung dessen haben die kontrahirenden Parteien die gegenwärtige Konvention unterzeichnet.
— L April, Mittags. (W. T. B.) Wie gerüchtroeise ver- lautet, hat gestern in der Umgegend des Bois de Colombes zwischen den Nationalgarden und den Versailler Truppen ein Zusammenstoß stattgefunden. Es wird versichert, daß gestern Abend mehrere Bataillone Nationalgarden in der Richtung auf Neuilly, Passy und Auteuil abmarschirt find.
Das neue Journal »Social« verlan;t, daß die Kommune die Abschaffung der Erblichkeit proklamire. Der »Cri du peuple« va diesem Vorschlag Beifall. Das amtliche Blatt der Jn- jurrektion {reibt :
»Die Kommune, von dem Wunsche beseelt, über die Frage der Wechsel-Verfallzeiten cinen, alle Interessen versöhnenden Beschluß zu fassen, fordert die Arbeitergesell\{aften und die Kammer für Handel und Industrie auf, der betreffenden Kom- mission vor dem 10. April ihre Beobachtungen und Berichte einzusenden. Jn Folge einer mit Delegirten von Kaufleuten und Judustriellen abgehaltenen Konferenz hat die Kommune beschlossen, ohne die Gewalt in Versailles anzuerkennen, alle Borschläge anzunehmen, welche eine freie Funktionirung des Postdienstes ermöglichen. «
Ein Artikel des amilichen Blattes erörtert, daß die Revo- lution vom 18. März nicht allein den Qweck habe, die kom- munale Rcpräsentation in Paris, sondern auch die Unabhän- gigkeil aller Gemeinden in Frankreich zu sichern und den Be- stand der Republik zu garantiren.
— Abends, Die Postbureaux sind wieder eröffnet. Agenten der Kommune haben von den Bureaux der Polizei und der Börse Besiß genommen. Aus Versailles wird ge- meldet, daß die Nationalversammlung sich beute nur mit Petitionsberathungen beschäftigt hat.
— Das Brüsseler Journal »Nord« vom 1. April will wissen, daß eine Fusion der bourbonischen Linien zu Stande
gekommen sei. Es wäre der Graf vcn Chambord als Sou-
verän und der Graf von Paris zum Thronfolger in Aussicht genommen. :
— Nach Brüssel wird aus Paris vom 31. März gemeldet: Das Komite hat beschlossen, die vakanten Pläzte in dem Komite mit solchen zu beseßen, die bei den Wahlen eine relative Majorität erhalten haben. Mehrere Personen, die hiergegen Einspruch erhoben, sind als Gegner des Komites ver- haftet, eine soll erschossen worden sein. — Die Ausfuhr von Wein if verboten.
—— Dele8Scluze hat gestern bei der Kommune einen noch von mehreren anderen Mitgliedern unterzeichneten Antrag eingebracht, nach welchem die Sißungen der Versammlung öffentlich sein sollen.
_ — 42. April, Morgens. Das » Journal officiele veröffent- licht ein Dekret, durch welches die Ersaßwahlen von 16 Mit- gliedern der Kommune, welche ihre Entlassung gegeben haben, auf den 5. April festgeseßt werden. — Ein anderes Dekret er- Élärt den Titel und die Funktionen eines General en chef für abgeschafft. Brunel ist in Disponibilität versezt. —- Der höchste Gehalt für Kommunalbeamte wird von nun ab auf 6000 Fres. festgeseßt, Einer weiteren offiziellen Mittheilung zufolge wird der Verkehr von und nach Paris vollständig frei ertlärt, doch darf kein Bürger, welcher die Stadt verläßt, mili- tärische Ausrüstungsgegenstände mit sih führen. Jede in Paris Mae Zeitung kann fegen Bezahlung der ent)prechenden
ostgebühren nah auswärts versandt werden.
_ — Das »Bureau Havas- Bullier -Reuter« in Brüssel ver- öffentlicht unterm 2. April , Abends folgende Nachricht aus Versailles: Mehrere“ Tausend Mann aufständiscer Natio- nalgarden aus Paris , welche Courbevoie, Putéaux und die Brücke von Neuilly eh hatten, find von den Regierungs- truppen in die Flucht geschlagen worden. ‘Die von den Insur- genten beseßten Barrikaden wurden von den Truppen, welche energish vorgingen, genommen. Zahlreiche Gefangene wurden gemacht ; die Nationalgarden fliehen na allen Richtungen.
— Der »Rappel « beshwört die Nationalversammlung,
die Pariser Vorgänge anzuerkennen , das Munizipalwahlgeseß zu votiren , sih alsdann aufzulösen und in kürzester Frist eine Constituante einzurufen. Hiermit nur werde der Bürgerkrieg vermieden werden. — Die Stadt ist rubig und düster.
_— Seit gestern Abend haben verschiedene Zusammenstöße zwischen den Vorposten der aufständifchen Nationalgarden und denjenigen der Regierungstruppen in der Gegend von Neuilly stattgefunden. Auf den Chan:ps8 Elys6ées und dem Eintrachts- play soll zwischen 10 und 12 Uhr Bormittags eine ziemli heftige Kanonade vernehmbar gewesen sein. Puteaux, Courbe- voile und die Brücke von Neuilly find von den Nationalgarden beseßt. Bei erstgenanntem Orte soll das Centralfomite, wie die »Agence Havaë« meldet, an 60,000 Mann zusammengezogen haben. Jm Laufe des Tages herrschte in der Stadt große Er- regung; Mannschaften, Artillerie und Munition wurden in größter Eile nah dem Kampfplaze befördert. Um 92 Uhr er- öffnete der Mont Valerien das Feuer auf die Spigen der auf- ständischen Nationalgarder; auch rüten Gendarmen und Geldbhüter, welche in der Nachbarschaft kantonnirt hatten, gegen die Nationalgardey vor. Der Kampf wurde immer lebhafter ; der- selbe hatte vom rechten Flügel der Nationalgarde aus begonnen und 30g fih alsdann mehr und mehr gegen das Cenirum , indem er sih dem Rondpoint von Courbevoie näherte. Um 10 Ubr 230 Minuten begann das Pelotonfeuer, und nahm auch der Mont Valerien, welcher kurze Zeit pausirt hatte, sein Feucr energish wieder auf. Um 11 Uhr war das Gewechrfeuer bc- sonders heftig. Ambulanzen werden nah dem Scchblachtfelde dirigirt. Um den Besiß von Courbevoie scheint sih der Kan: pf hauptsächlich zu drehen. » Temps « und » Liberts « wollen
wissen, daß die Nationalgarde starke Berluste gehabt habe und im Rückzuge begriffen sei.
Bersailles, 31. März, General Ducrot wurde zum Chef aller zur See via Cherbourg heimkehreüzden Krieg8ge- fangenen mit dem Hauptquartier Rennes ernannt.
— Das offizielle Journal von Versailles enthält ein De- kret, welches den Brigade-General Letellier-Valaze zum Unter- Staatssekretär im Kriegs-Ministerium ernennt. Es ertheili ihm zugleih die Ermächtigung, im Namen des Ministers zu unterzeichnen. Außerdem bringt das amtliche Blatt eine Reibe von Ernennungen von Präfekten und Unter-Präfektten.
___— 2. April. (W. T. B.) Das Centralkomite beabsichtigt die Ausgabe von Assignaten; den fällig |geroesenen, aber nicht eingelösten Coupons der Schulden der Stadt Paris soll Zwangscours beigelegt werden. Das Gebäude des Crédit foncier ist von Aufständigen beseßt, das der Bank von dec Partei der Ordnung. Die Bank hat an das Centralkomite 3 Millionen vorgescchossen, um Plünderung zu hindern. Orga- nisation und Ausrüstung der Marfsc-Bataillone wird in Paris eifrig betrieben; die Armee von V-rsailles hat St. Cloud und die Seine-Linie beseßt.
Bordeaux, 1. April. Die »Agence Havase meldet aus Marseille vom 31. März: Der Munizipalrath hat den 2c- {luß gefaßt, in Anbetracht, daß der Präfekt außer Stande ist, die geseßliche Autorität auszuüben, den General-Sekretär der Munizipalität, Fouquier, aufzufordern, die Leitung der Ver- waltung als Repräsentant der legalen Gewalt zu Übernehmen.
— ¿-. April. _(W, T. BJ Einer Depesche der Regierung von Versailles vom 1. d. zufolge ift die Ordnung in den De- partements seit drei Tagen nicht weiter gestört worden. Die Ruhe ist in Lyon, St. Etienne, Toulouse, Narbonne und Per- pignan völlig wieder hergestellt. Jn Marseille bat die National- garde und die Munizipalität “eine Erklärung abgegeben, welche die Anerkennung der von der Nationalversamn1- lung gewählten Regierung in fich {ließt. Die Truppen sind im Begriff, nah Marseille zurückzukehren. Somit ist ganz Orankreih mit Ausnahme von Paris pazifizirt. In Paris, so fährt die offizielle Depesche fort, sei die Kommune bereits in sich gespalten, Sie versuche wohl durchaus falsche Nachr chten au8ustireuen und plündere die öffentlichen Kassen, zeige sich aber ohnmächtig, und werde von den Parisern verab- scheut, welche mit Ungeduld dem Augenblick entgegensehen, der ihnen Befreiung bringt. Die Mitglieder der Nationalversamm- lung seien um die Regierung geschaart und hielten ihre Sigzun- gen in voll.r Ruhe zu Versailles, wo eine der shönsten Ar- meen, die Frankreich je besessen hat, der Vollendung ibrer Or- ganisation entgegengehe. Die guten Bürger mögen sich somit beruhigen, da ein baldiges Ende der s{hmerzlihen aber kurzen Krisis, in welcher -sich Frankrei gegenwärtig befindet, mit Sicherheit zu hoffen sei. |
Lyon, 31. März, Von bier sind zwei Marschregimenter zur Verstärkung nach Versailles abgegangen. j
Marseille, 2. April. Der General Espivent hat über bas Departement der Rhonemündungen den Kriegszustand
verhängt.
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