1871 / 97 p. 14 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

M So schreibt der Archivar Louis Spach zu Straßburg in der Description du département du Bas-Rhin 1858, und zählt nicht weniger als 36 solcher Schlösser auf, deren Ruinen heutzutage noch verkünden, welche mächtige urdeutsche Geschlech- ter und Familien dereinst im alten Was8gau herrschten , soroie 31 Gottestempel aus den ältesten Zeiten des Christenthums und der Gothik, welche Zeugniß geben von dem frommen Kunstsinne und der Opserwilligkeit des ganzen Volkes dazumal.

Um die Erbaltung dieser historischen Monumente hat sich die im Jahre 1857 zu Straßburg gegründete Société pour la conservation des monuments historiques d’Alsace große Verdienste erworben, indem fie in ihren Bulletins die Auf- merksamkeit und Pietät des Publikums auf diese Schätze lenkte, deren historishe und künstlerishe Bedeutung hervorhob und inSbesondere auch durch Nachforschungen und Ausgrabungen an Ort und Stelle viele höchst interessante Alterthümer zu Tage förderte und so durch Ansammlung derselben in Museen, ee 3. B. in Zabern, sie der Vergessenheit und dem Untergang entzog.

Aber nicht die Privatthätigkeit allein nahm sich dieser Angelegenheit an: auch der Staat und das Departement trugen hierzu in pekuniärer Weise wesentlich bei. Jn Frankreich besteht nämlich seit 1850 ein eigener Fond für die Erhaltung der historishen Monumente, aus welchem das Elsaß nicht unbe- deutende Subventionen seither hierzu erhielt,

Aus diesem Fond waren nun für die nächste Zukunft u. a. auch zwei Kirchen des Kreises Zabern zur dringend nothwen- digen Reperatur solche Unterstüßungen bereits zugesagt und zwar zu den auf 31,000 Fr. veranschlagten Kosten für die Kirhe von St.-Jean-des-Choux 15,000 Fr., zu den auf 20,000 Fr. berechneten für die Kirhe zu Mauersmünsier da- gegen 10,000 Fr.

Ueber ihre Entstehung und dermalige Beschaffenheit mögen folgende kurze Notizen genügen, welche den ausführlichen Be- schreibungen Dagobert Fischert, Kleins, Didiers, Baquots u. a. entnommen sind. :

__ Die erste dieser Kirchen, nämlich jene von St. Johann, liegt malerisch s{chön am nordwestlichen Abhange der Vogesen, cine Stunde entferut von Zabern,- auf halber Bergeshöhe, um- geben von den Dörfern Eckarts8weiller und St.-Jean-des-Choux; ihre Lage ist durch cine Feuersbrunst im Jahre 1805, welche die Klostergebäulichkeiten in ihrer Umgebung ergriff, eine freiere geworden, indem die Gemeinde beschloß, dieselben nicht mehr aufzubauen. Das Schiff dieser Kirche stammt in seiner Inte- grität aus dem 12. Jahrhundert und bildet cine römische Basilika mit drei gewölbten, auf viereckigen massiven Pfeilern ruhenden Langtheilen und entsprechenden Nischen und Rund- bogenfenstern; der Thurm dagegen is im vorigen Jahr- hundert neu gebaut worden. Urkundlich hattc die Ein- weihung dieser Kirche im Jahre 1127 fiatt, nachdem der Graf Titio von Lüßelburg den dazu gehörigen Ort Meyenheimsweiller sammt Territorium der Abtei St. Georg im badischen Shwarzwalde zum Geschenk gemacht und dem St. Johann zu Ehren daselbs auch ein Benediktinerinnenkloster gegründetz hatte, welches unter rnannigfachen Leiden und Verwüstungen während des Bauern- und 30jährigen Krieges bis zum Jahre 1793 fortbestand, wo es sekularisirt und als Nationalgut veräußert wurde. Noch zu erwähnen is der auf der Höhe des Gebirg8zuges Über St. Jean stehenden uralten Kapelle St. Michel, des berühmten Wallfahrtsortes und Siges der Brüderschaft gleichen Namens, von wo man \ich einer prachtvollen Aus®*ficht erfreut und in deren Nähe \ih die Spuren eines Druidentempels und einer Einsiedlergrotte befinden.

__ Größer und imposanter , aber s{lecht situirt, ist dagegen die Kirche von Mauersmünster (Marmoutier), 15 Stunde in der Ebene entfernt von ZJabern, an der Staatsstraße nach Straßburg. Auch diese Kirche verdankt wohl ihre Entstehung und Bedeutung einem Benediktinerklosier, welches hon im 6. Jahrhundert vom heil. Leabard gegründet, im 8. aber vom heil. Maurus bedeutend erweitert und umgebaut wurde und E E der reichsten und angesehensten Stifter dés El-

Der älteste Theil der Kirche ist nun dié Façade aus dem 10. Jahrhundert , welche aus 3 Etagen mit 3 Giebeln und 3 - Thürmen besteht, und einzig in ihrer Art weit und breit ist, ein Gemisch ägyptishen und romanischen Baustyls. Die drei Langtheile der Kirche sind gothisch aus dem 13. Jahrhundert, dec Chor erst aus dem vorigen, enthält aber schr werthvolle Holzschnißereien, und mehrere alte Grabdenkmäler der Familie von GeroldLeck. Von dem Kloster existiren nur noch einzelne Theile , die Übrigen sind demolirt , aber au die Reste zeigen noch die Großartigkeit und die Pracht von ehemals an.

Nicht weit von Mauersmünster liegt ferner der Ort Rein- hard8münster mit dem durch die Schillershe Ballade berühm- n Eisenhammer und der Fridolinskapelle, von wo ein herr-

licher Spaziergang Über die Höhen an den bciden Geroldsecks und dem weitbekannten Haut-Barr vorüber wieder nah Zabern zurückführt, so daß man alle diese Natur- und Kunsischönhbeiten bequem an Einem Tage beschen kann.

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Die Königliche Oper in dem Zeitraum vom 1. Januar bis zum 31. März d. I.

_Das verflossene Vierteljahr, eigentlih die Blüthe der Saison, gewährt einen Rückblick auf die angesirengte Thätigkeit der Königlichen Opernbühne. Wie fih unsere Kunstverßältnisse einmal gestaltet haben, so sind es nit einzelne Werke, welche das Repertoir beherrschen, sondern es ist die Kunst überhaupt in ihrer Gesammtheit, dramatisch wie lyris, worauf die Regie bei Aufstellung des Tages*zettels Bedacht nimmt. Hiermit be- wahrt sie sich vor Einjeitigkeit und {ütt das Publikum vor Einerleiheit, Dieser große, fast tägliche Wechsel, wird freilich auch wieder Ursache, daß nicht eben viel Neues hinzukommen kann, da alle Kräfte des Personals auf Erhaltung des Alten, und zwar des Werthvollsien, angespannt werden. Etivas so gut wie Neues indessen, sowohl in der Scenerie als in der Beseßung, wurde mit der neu einstudirten Oper »Jessonda« von Spohr gebracht, welche zuerst am 7. Januar: und seitdem sech8mal gegeben worden ijt. Spohr sagt in seiner Autobiographie dar- über: An einem langweiligen Regentage, der in Paris jedes Ausgehen unmöglich macht, bat ih meine Wirthin un Lektüre. Sie brachte mir einen alten, ganz zerlesenen Roman la veuve de Malabar. JTch fand, daß der interessante Stoff des- selben si ret gut zu einer Oper eignen würde und erstand das Buch für wenige Sous, um damit einen Versuch zu machen. Schon in Paris und auf der Rückreise dacte ih Über die für die Komposition günstigste Form der Oper nah und begann, nach GonderSheim zurückgekehrt, sogleich ein Scenarium zu entwerfen. Später suchte ih nah einem Dichter, der geneigt wäre, nach diejem Schema die Oper zu schreiben. Jch fand ihn in Eduard Gehe. So entstand die Dichtung der Oper »Jessonda«, Ein weiteres gleichfalls erfreulihes Ereig- niß desselben Zeitraumes bildete die hundertste Auffüh- rung der Oper »Tannhäuser oder der Sängerkrieg auf der Wartburg«, von Richard Wagner, welhe am 17. März stattfand. Kann ein Werk der Bühne vom Darsteller nicht getrennt werden, so wenig wie Achilles von scinem Homer,

folg und der Ermöglichung dieses Werkes hat. Er is es auch, der bei seinem Wiedererscheinen nah zweimonatlichhem Urlaube die Heldensagenoper »Lohengrin« von demselben Ton- und Wort- dichter wiederbelebte, Dagegen kam desselben Komponisten Oper »die Meistersinger« nicht zu Stande. Doch bevor wir vom Repertoir reden, haben wir jener großen patriotischen Vorstellungen zu gedenken, welche durch die großen Ereignisse des vergangenen Vierteljahrs veranlaßt wurden. Am 20. März fand zunächst eine von jenen Vorstellungen statt, welche von historischer Bedeutung find: es war die Festvorstelung zur Berufung des ersten Deutschen Reichstages. Hierzu war der erste AËt aus der eben gedachten Oper »Lohengrin« und der zweite Akt aus der Oper »das Feldlager in Schlefien« von Meyerbeer ausersehen worden. Ereigniß des Tages war das Wiedererscheinen Sr. Majestät des Kaisers und Königs nach glorreich beendetem Kriege in der Oper. Freudige Begeisterung ergriff das übervolle Haus, das in Gala erschienen war, als es des Kaisers ansichtig wurde. Als nach den Klängen der Ouvertüre zu Glucks » Iphigenie in Aulis« der Vorhang sich erbob, zeigte die Bühne einen Ruhmes- tempel, vor dem sich das Personal der Königlichen Schauspiele im Halbkreise, die Damen in weißen Kleidern mit s{warzen Gürteln und rothen Schleifen, die Herren mit Schleifen in den Reichsfarben ges{mückt, Ludw. Dessoir und Theod, Döring an der Spige, aufgestellt hatten. Darauf trat Frau Pauline Lucca vor, um den Sieges8gruß von Händel »Seht, Er kommt mit Preis gekrönt« anzustimmen, Jn den Hymnus fiel der Chor dann ein, aus weichem eine Verbindung des Orchesters in das Lied »Heil Dir im Siegerkranz« überführte, in das die ganzè Zuhörerschaft, auch die Fürstlichen Personen in der Kaiserlichen Loge, einstimmten. Nun theilte sih die Hinterwand, und im Eichenhain erschienen, wieder zur Seite der Kaiserbüste, Hermann und Borussia als \{chüßende Genien, den goldenen Lorbeerkranz über dem Haupte des Heldenfürsten hal- tend, vor demselben der Genius des Friedens und über ihm das Eiserne Kreuz mit der nschrift: 1870/71. Wieder erscholl ein dreimaliges Hoch dem Kaiser, der fich nach allen Seiten

huldvoll verneigte, Nochmals sollte die Stimmung der Anwesen,

so geziemt es, dabei des Hauptdarstellers in der Titelrolle der Oper, Niemanns8, zu gedenken, der großen Antheil an dem Er- *

den, durch die Soldatenhöre im Feldlager gehoben, hell auf- :

liodern, als diese in die »Wacht am Rhein« überführte, aber- mals standen sämmtliche Anwesenden auf, und wieder ertönte ein allgemeines dreimaliges Hoh dem Kaiser.

Noch herzlicher war die zwei Tage später, am 22. März, begangene Geburtstagsfeier des Kaisers und Königs. Einem Prolog von Adami folgte an diesem Abend als Festvorfiellung die Oper: »Ein Feldlager in Schlefien« von Meyerbeer, und zroar vollständig, nicht aktweise. Auch hier fanden ähnliche Ovationen statt, wie zwei Abende zuvor.

-Was das Repertoir im großen Ganzen anlangt, fo wurde cs besonders durch das Wiederauftreten der Frau Lucca beein- flußt, welches nach längerer Pause am 4. Februar in der Oper »Don Juan« von Mozart, und zwar in der Partie der Zerline erfolgte. Hiermit war zugleich ihr Rollenfach, namentlich mit »yMignon« von A. Thomas, mit Angela im »Schwarzen Domino« von Auber, mit Frau Fluth in der Oper »Die lustigen Weiber von Windsor« von Nicolai, mit dem Pagen in »Figaro's Hochzeit« von Mozart, mit Selica in der »Afrikanerin« von Meyerbeer, auch mit Zerline in »#Fra Diavolo« von Auber, das so lange unvertreten geblieben, als sie sich der Bühne hatte entziehen müssen, wiederausgefüllt worden. Ein Ercigniß bil- dete auch das Gastspiel des Sängers Ucko von Hamburg, das im Januar stattfand und fih auf das große Rollenfach, als des Eleazar in der »Tüdin« von Halevy, des Edgar in »Lucia« von Donizetti, des Arnold in »Tell« von Rossini, des Manrico im »Troubadour« von Verdi, des Robert in der gleichnamigen Oper von Meyerbeer und des Raoul in den »Hugenotten« def- selben Komponisten ercstreckte. Alles Uebrige, was derselbe Zeit- raum umschließt, wurde von dem hier angestellten Personal allein geleistet, das, mit Au8nahme des genannten Sängers, ohne Gäste \o Vieles und Mannigfaltiges zur Darstellung gebracht hat. Jn- sofern die Werke oben nicht bereits angeführt sind, gedenken wir noch der Oper »Die Jauberflöte« von Mozart, von Weber der Werke »Freishüß«, »Oberon« und der Musik zu »Preciosa«, von Rossini des »Barbiers von Sevilla«, von Auber der »Krondiamanten« und der »Stummen von Portici«, von Donizetti des »Liebestrankes«e, von Bellini der »Norma«e, von Gounod der Opcr »Romeo und Julie«, auch der »Mar- garethe«, so wie der. kleinen deutshen Spielopern von Kreußer des »yNachtlagers«, von Lorßing des »Czaar und ZJimmer- mann«, endlich au noch des »Fidelio« von Becthoven. Auf dem Repertoir des Ballets standen außer den alten beliebten Werken »Flick und Flok« und »Fantascach«, die kleineren Tanzscenen : »Der Geburtstag«, »Die Tänzerin auf Reisene, »Liebe8händel«, ferner die größeren: »Das s{lecht bewachte Mädchen« 7 »Robert und Bertram« und endlich »Das hübsche Mädchen von Gente«. Von den Vorstellungen, der Zahl nach 75, gehören einige dem Drama an, wie die »yAntigone« und der »Somraernacht8traum«, beide mit der Musik von Mendelssohn, so wie der Schillersche »Wilheim Tell« mit der Musik von B. A. Weber. Neben diesen ist endlich noch Goethe's »Faust« mit der Musik »on Lindpaintner und dem Fürsten Radziwill zu erwähnen.

Statistisher Rükblick auf die Königlichen Theater zu Berlin, Hannover, Cassel und Wiesbaden im Jahre 1870.

In Berlin wurden während des Jahres 1870 in den Königlichen Theatern im Ganzen 492 Vorstellungen ge- geben , nämlich 269 Schauspiel -, 159 Opern -, 39 Ballel- und 25 gemischte Vorstellungen. An 69 Tagen wurde nit gespielt. Im Opernhause fanden stait: 242, im Schauspielhause: 248 Vorstellungen , im Königlichen Palais 1 und im Neuen Palais zu Potsdam 1, davon 266 im Abonnement. Unter den 492 Vorstellungen waren

1 Benefiz, 1 Vorstellung-zum Besten der Krauken- und Unter-

stüßungs8fasse des Vereins »Berliner Presse« und 22 den Abend füllende Schau|pielvorstellungen im Opernhause. Eine fran- zösishe Schauspieler-Gesellschaft spielte an 68 Abenden im Concert-Saal des Königlichen Schauspielhauses und 1 Mal im Königlichen Palais. An verschiedenen Stücken kamen 100 zur Darstellung, an verschiedenen Opern 45, an verschie- denen Ballets und Divertissements 12. Zum 1. Male wur- den 15 Stücke mit zusammen 43 Akten und 2 Opern auf- geführt. Neu einstudirt wurden 6 Stücke, 4 Opern und 1 Ballet. Vorstellungen klassischer Werke fanden statt, und zwar von Schauspielen im Ganzen : 74 (von Lessing 15, von Goethe 18, von Schiller 24, von Kleist 1, von Shakespeare 15, von Sophokles 1), von klassischen Opern im Ganzen : 50 (von Gluck 8, von Mozart 16, von Beethoven 9, von Weber 9, von Mehul 3, von Spontini 5).— »Don Juane ging am 24. April zum 400. Male mit neuen Dekorationen und Kostümen in

Scene; Schillers »Jungfrau von Orleans« wurde am 3. Mai zum 300. Male dargestellt; das Ballet »Sardanapal« kam am 13. Mai zum 50. Male zur Aufführung. Die Königliche Kapelle veranstaltete 9 Symphonie - Soiréen zum Besten ihrer Wittwen- und Waisenkasse.

Das Königliche Theater zu Hannover war während des Jahres 1870 104 Tage geschlossen. Im Ganzen wurden auf demselben 261 Vorstellungen gegeben : 54 Trcuer- und Schauspiel-, 115 Opern-, 92 Lustspiel-, Vaudeville-Vorstellungen und Possen mit Gesang. An verschiedenen Stücken kamen zur Auffüh- rung: Trauer- und Schauspiele 34, an verschiedenen Opern 40, an verschiedenen Lustspielen, Vaudevilles und Gesangspossen 89. Zum 1. Male wurden 16 Stücke mit zusammen 40 Akten und 2 Opern aufgeführt. Neu einstudirt wurden 11 Stücke, 4 Opern und 1 Vaudeville. Vorstellungen klassisher Werke und zwar von Schauspielen fanden im Ganzen 40 (oon Lessing 4, von Goethe 7, von Schiller 7, von Kleist 6, von Shakespeare 11, von Calderon 1, von Molière 4), von klassischen Opern im Ganzen 36 statt, (von Gluck 1, von Mozart 15, von Beethoven 6, von Weber 10, von Mehul 3, von Cherubini 1.)

Das Königliche Theater in Cassel veranstaltete gewöhnlich 5 Vorstellungen in der Woche. Geschlossen war die Bühne während der Ferien vom 13. Juni bis inkl. 16. August und außerdem noch an 6 Abenden. An 245 Abenden wurden Vor- stellungen gegeben ; davon gehörten 101 dem Schau- und Lust- spiele an, 96 der Oper, 18 der Posse, und an 30 Abenden fan- den gemischte Vorstellungen statt; im Abonnement 236, mit aufgehobenem Abonnement 9. An verschiedenen Stücken kamen 117 zur Aufführung, an verschiedenen Opern 39. Zum 1. Male wurden 19 Stücke mit zusammen 51 Akten, 2 Opern, 1 Operette, 1 Posse, 1 Schwank und 1 Zeitbild mit Gesang aufgeführt. Neu einstudirt wurden 12 Trauer-, Schau- und Lustspiele, 4 Opern, 3 Possen, 2 Shwänke und 3 Liederspiele. Klassische Werke kamen zur Aufführung und zwar SchaU- ipiele im Ganzen 35 (von Lessing 4, von Goethe 8, von Schil- ler 13, von Kleist 2, von Shakespeare 7, von Moreto 1), von klassischen Opern im Ganzen 30 (von Gluck 3, von Mozart 13, von Beethoven 3, von Weber 7, von Cherubini 4).

Das Königliche Theater in Wiesbaden spielte in der Regel wöchentlih an 5 Abenden. Geschlossen war die Bühne während der Charwoche, am Oster- und Pfingsisonntage, sodann am Christ-Sonnabend, am 1. und 2. Christ-Festtag und Syl- vester-Abend und während der Ferien vom 1. bis inkl. 31. Mai. Im Ganzen fanden 234 Vorstellungen statt; davon 140 im Abonnement. An verschiedenen Stücten gelangten 112, an verschiedenen Opern 44 und an verschiedenen Ballets 10 zur Aufführung. Außerdem wurden 6 Symphonie-Concerte gegeben. Zum 1. Male kamen 15 Stücke mit zusammen 35 Akten, 1 Oper, 3 Operetten und 2 Ballets zur E Neu einstudirt wurden 20 Stücke, 4 Opern und 1 Ballet. Vor- stellungen klasfisher Werke fanden im Ganzen 46 statt und zwar von Schauspielen 24 (von Lessing 4, von Goethe 6, von Schiller 8, von Kleist 2, von Shakespeare 4), von klassischen Opern 22 (von Glu 1, von Mozart 12, von Beethoven 1, von Weber 6, von Mehul 2). |

Bogumil Gol.

Vor wenigen Monaten hat sich das Grab über Bogumil Golß ge|chlossen. Im Folgenden soll ein Beitrag zu der Wür- digung geliefert werden, welche die Eigenart seiner Natur und aigd Sprache der tief sittliche Grund seines Charakters ver-

ienen. : Bogumil Goly is im Anfang dieses Jahrhunderts (am 20, März 1801) zu Warschau geboren, welches damals zu SÜd- preußen gehörte. Sein Vater lebte dort als Stadtgerichts - Di- rektor in guten Verhältnissen , besaß ein geräumiges Haus in belebter Gegend und ein paar Meilen von der Stadt ein Land- gut, Der Sohn s{ildert ihn als Musterbild eines Beamten aus der Schule König Friedrich 11, äußerlih hart gegen die Kinder, aber liebevoll für sie besorgt. Die Großartigkeit und fremdartige Pracht des öffentlichen Treibens der polnischen Hauptstadt, die Unterschiede der Stände* in ihren bunten Trachten sowie der Gegensay von Stadt- und Landleben prägten sich unauslöschlich der Phantasie des Knaben ein. Nah Gründung des Herzogthums Warschau zog die N nah Marienwerder, wo der Vater Rechtsanwalt wurde. r stand in nahem Freundfchaftsverhältniß zu dem Vater des \spätern Provinzial-Schulraths Lucas, und so {loß auch Bo- gumil mit dem um mehrere Jahre ältern Kameraden einen dauernden Herzen8bund. Da ihn weder-die Mutter beherrschen, noch der Vater \ih genügend um ihn bekümmern konnte, zog man es vor, ihn in elite Pension zu geben, Der Pfarrer Jaci-