1871 / 98 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Heute nahmen Se. Majestät der Kaiser militärische Mel- dungen an, darunter die des Generals Hann- von Weyhern, woelher zum kommandirenden General 1. Armee-Corps crnannt ist, und empfingen die Vorträge der Generale Graf Moltke, von Roon und von Podbielski im Beisein Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen, sowie des General-Adjutanten von Treêëckow, Chef des Militär-Kabinets, und des Obersten und Flügel-Adjutanten von Albedyll, Chef der Abtheilung für persönliche Angelegenheiten in der Armee. Se. Königliche Hoheit Prinz Albrecht (Sohn) meldete seine Ab- reise nah Schlesien. Um 5 Uhr findet bei Jhren Majestäten ein größeres Diner statt. f

Ihre Majestät die Kaiserin-Königin war am Sonnabend in den Baracken und Abends in der liturgi- \{en Andacht im Dom anwesend. Am Oster - Sonntage roohnte Jhre Majestät dem Gottesdienste im Dom, gesiern in der Marienkirche bei. S : : Le

Vorgestern fand das Familien-Diner bei Jhren Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und dex Kron- prinzessin , gestern in Charlottenburg bei Jhrer Majestät der verwittweten Königin statt. Ihre Majestät die Kaiserin- Königin ertheilte am Sonnabend dem Königlich portugisischen Gesandten Audienz. i

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kron- prinz wohnte am 8. d. M. dem Militärvortrag bei Sr. Majestät dem Kaiser und Könige bei und begab Sich Nachmittags zur liturgishen Andacht in den Dom. Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kron prinzessin empfing Mr. Cartroright. Die Höchsten Herrschaften dinirten bei des Prinzen Albrecht Sohn) Königliche Hoheit und ließen Sich Abends in Jhrem

alais von dem biesigen Bach-Verein mehrere Musikstücke vor- tragen.

ain ersten Osterfeiertage früh begab Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz Sich zu Jhren Majestäten, wohnte dem Gottesdienst im Dome bei, ertheilte dem König- lihen Kammerherrn, Grafen Lüttichau, und dem Großherzog- li badishen Staatsrath, Professor Dr. Gelyer, Audienz und machte Jhrer Majestät der verwittweten Königin in Charloiten- burg cinen Besuch. Um 5 Uhr fand im Kronprinzlichen Palais das Familien-Diner der Königlichen S statt; später er- schien Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit in der Oper.

Ihre Kaiserlihe und Königliche Hoheit die Kronprinzessin empfing im Laufe des Tages den Besuch Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin, sowie den Königlich großbritannischen - Militär-Bevollmächtigten, General Walker, mit Gemahlin und Tochter und Jhre Durchlaucht die verwittwete Prinzessin Salm.

Gestern war Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz bei dem Militärvortrag bei Sr. Majestät gegen- wärtig und empfing den Königlich bayerischen MilitärbevoU- mächtigten, Mitglied des Bundesdrath8, Oberst Frieß. Abends wohnte Höchstderselbe mit dem Prinzen Wilhelm der Vor- stellung im Opernhause bei.

Se. Majestät der Kaiser und König haben am heiligen Oster - Sonntage Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin sowie Jhrer Majestät der Königin Eli- sabeth mittelst besonderer Allerhöchsten Handschreibens unter dem Ausdrucke Allerhöchstihres Dankes für die hervorragende und segensreice Wirksamkeit beider Hohen Damen auf dem Gebiete der Pflege verwundeter und erkrankter Krieger und der Fürsorge für die Angehörigen der Kämpfenden, das Ver- diensikreuz für Frauen und Jungfrauen verlichen. Es oar dies die erste Verleihung, welche bei diesem neuen Orden überhaupt stattgefunden hat.

Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kronprinz hat A Verlassen des französishen Bodens folgenden Armeebefehl erlassen:

»Soldaten der 111. Armee! Als Tch im Juli v. I. den Oberbefehl übernahm, sprach Tch die Hoffnung aus, daß es der Tapferkeit und Hingebung der geeinten deutschen Stämme gelingen werde, den gemeit- samen Feind, welcher uns übermüthig zum Kampfe herausgeforderf, zu besiegen. Dieses Vertrauen habt Jhr glänzend gereckchtfertigt ; denn die IlI. Armee hat in diesem thatenreichen Feldzuge eben so viele Siege als Kämpfe aufzuweisen.

Nachdem Jhr in rashem Anlauf das Thor des Feindes bei Weißenburg erbrochen und damit die Reihe der Siege eröffnet, wurde der starke Gegner zwei Tage darauf in der blutigen Schlacht bei Wörth geschlagen; in {nellen Märschen folgtet Jhr seinen rückgän- gigen Bewegungen und an dem denkwürdigen Tage von Sedan nahmt Ihr einen ruhmyvollen und entscheidenden Antheil. Unaufhalk- sam drangt Jhr vorwärts in das Herz des Landes, warft den vor Euch flichenden Feind hinter die Mauern seiner Hauptstadt und hiel-

tet ihn beinahe 5 Monate allen Gefahren und den Unbilden eines strengen Winters mit unvergleichlicher Ausdauer Stand haltend eng ums{lossen.

Während sodann ein Theil von Euch in ununterbrochenen, gegen große Ueberzahl geführten blutigen Gefechten den zum Entsaß des be- drängten Paris von allen Seiten anrückenden Feind zurückwarf, wurden von den Cernirung8truppen alle gegen fie unternommenen Ausfälle energisch und erfolgreich abgewiesen, so daß endlich dem Geaner feine Wahl blieb, als die Waffen zu strecken und Euch die Thore ciner stolzen, als unüberwindlih und unverleßlich gepriesenen Hauptstadt zu öffnen.

Solche Thaten gehören für ewig der Geschihte an und mit Stolz blickt das Vaterland“ auf Euch als feine würdigen Söhne. Wohl fonnten so große Erfolge nicht chne die sck{merzlihsten Opfer errungen werden und mit Wehmuth gedenken wir dex zahlreichen gefallenen Kameraden, ein ehrenvolles Gedächtniß ihnen für alle Zeiten be- wahrend. :

Indem Tch Erh nunmehr auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers und nach glülich und ruhmvoll erkfämpfsten Frieden verlasse, spreche Ih Euch Allen Meine höchste Anerkennung und Meinen Dank aus; Ich scheide von Euch Jhr preußischen und bayerishen Corps, Jhr württembergischen und badishen Truppen mit dem Wunsche und in der Zuversicht, daß die auf blutigen Schlachifeldern geschlossene Waffenbrüidershaft und Einigkeit nimmer zerreißen werde, sondern mächtig exstarke zur Ehre, zum Ruhme und zum Segen des wieder erstandenen gemeinsamen deutschen Vaterlandes. ?

Nancy, 14 März 1871.

Der Ober-Befehlshaber der 111. Armee. Friedrich Wilhelm, Kronprinz des Deutschen Reichs und von Preußen.

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Kiel, 8. April. S. M. Kanonenboote »Drache«e und fo S find am 6. d. Mts. in Wilhelmshaven außer Dienst gestellt.

Die für die Dauer der Kriegs8bereitschaft eingezogen ge- wesenen Seewehroffiziere und Aerzte sind wieder in das Be- urlaubtenverdzältniß zurückgetreten.

Laut Allerhöchster Kabinets8ordre vom 2. April i} die Indienststellung S. M. Schiffe »Vineta«, »Gazelle«, »Nymphe«, a has und der Briggs »Mußsquito« und »Undine« befohlen Worden.

Aus Yokohama wird von Bord S. M. Korvetten »Hertha« und »Medusa« gemeldet, daß die Pockenepidemie nachgelassen hat und die an Land in Lazarethen untergebrahten 16 Mann scimmtlih die Krankheit glücklih überstanden haben. Neue Fälle sind nachdem nicht eingetreten und wurde der Verkehr Aen den Mannschaften beider Schiffe daher wieder frei- gegeben. i /

MexXlenburg., Schwerin, 8. April. Die Beiseßung der Leiche der verstorbenen Erbgroßherzogin Auguste wird dem Bernchmen nach am Dienstag nach Ostern in dem Mausoleum find Kapelleagartens am ludwigsluster Schloßgarien statt-

nden.

Bremen, 10. April. Der Senat hat bei der Bürgerschaft die Niederseßzung einer Deputation beantragt, um mit ihm die Feierlichkeiten feststellen und ausführen zu helfen, welche beim Empfang der aus dem Felde heimfkehrenden Krieger zu veran- stalten seien. Ferner ist der Bürgerschaft der Eniourf eines Ein- quartierung8geseßes vorgelegt. Als Norm für den Umfang der Quartierlast soll in Bremen, Vegesak und Bremerhaven der Wohnungsaufswand gelten.

Sachsen. Dresden, 8. April. Durch Ministerial- erlaß vom heutigen Tage wird die erste Landessynode der O Kirche im Königreich Sachsen zum 9 Mai einberufen.

Weimar, 8. April. Eine offizielle Feier des höchsten Geburtsfestes Jhrer Königlichen Hoheit der Großherzogin, wie fie sonst üblich, hat am heutigen Tage, der stillen Woche wegen, nicht stattgefunden. In früher Morgenstunde ward Höchst- derselben jedoch vom Männerchor der Singakademie, unter Leitung des Hof-Kapellmeisters Prof. Müller- Hartung, eine Monrgenmusik gebracht, während die öffentlichen Gebäude, so- wie zahlreiche Privathäuser in der Stadt in Flaggenschmuck prangten. Jn den Nachmittagsstunden hat Jhre Königliche Hoheit die Großherzogin eine Deputation von Frauen und Jungfrauen empfangen, welche Ihrer Königlichen Hoheit eine Dankadresse überreichten.

10. April. (W. T. B.) Die Neu - Organisation des weimarischen Staats-Ministeriums is} erfolgt. Geheimrath Thon is zum Vorsißenden des Staats-Ministeriums ernannt und bleibt Chef des Departements der Finanzen. Geheimer Staatsrath Stichling übernimmt die Leitung der Angelegen-

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“hat mit dem großen Cortége heute Mittag dem

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beiten des Großherzoglichen Hauses und der Departements des Kultus und der Justiz. Qum Chef der Departements des Aeußern und des Innern ist von Groß ernannt.

Hesseu. Darmstadt, 8. April. Se. Königliche Hoheit der Prinz Gustav von Wasa is heute Nachmittag dabier ein- getroffen und bei Sr. Großherzoglichen Hoheit dem Prinzen

Carl abgestiegen.

Baden. Karlsruhe, 9. April. Der Großherzog hat den Prinzen Wilhelm von Baden auf sein An- suchen unter Anerkennung seiner treuen und guten Dienste na nunmehr beendigtem Kriege vom Kommando der 1. badi- hen Infanterie-Brigade enthoben.

fJZúürttemberg@. L 7. April. Se. Kaiserliche Hoheit der Prinz Peter von Oldenburg ist gestern Mittag von hier wieder abgereist.

Bayern. München, 6. April. Se. Majestät der König Hochamt in der Allerheiligen Hofkirhe beigewohnt. Stiftspropst v. l- linger, welcher das Hochamt celebrirte, vollzog nach beendeter Kirchenfeier im ehemaligen Hartschiersaale die feierlihe Fuß- wut an den 12 alten Männern im Beisein des König- lichen Obersthofmeisters, 4 Königlichen Kämmerer und 2 König- lichen Kammerjunker. Ein außergewöhnlich zahlreihes Publikum hatte der Kirchenfeiecr beigewohnt.

HDesterreich- Ungarn. Wien, 8. April. (W. T. B.) Zufolge Verfügung des Kaisers soll die Bestattung des Admi- rals von Tegethoff auf allerhöchste Kosten und mit allen R F R zukommenden Ehrenbezeigungen

attfinden.

Die »Wicner Jeitung« veröffentlicht in ihrem amtlichen Theile einen aus Meran vom 7. d. anläßlich des Ablebens des Admirals von Tegethoff an die Kriegsmarine erlassenen Kai- serlichen Befehl, Der Kaiser sagt in demselben, daß er in dem Dahingeschiedenen einen treu ergebenen , hingebung8vollen Die- ner, der Staat einen seiner ausgezeichnetsten Männer , die Marine den Helden verloren habe , dessen Waffenthaten den herrlichsten Blättern der Krieg8geschichte angehören. Der Kaiser befiehlt die Abhaltung cines feierlichen Trauergottesdienstes auf allen ausgerüsteten Kriegs\chiffen und in allen Marinestationen, so wie eine 14tägige Flaggentrauer.

Der Minister-Vräsident Graf Hohenwart wird sih Mitt- De od Trient begeben, um den Kaiser auf seiner Reise zu

egleiten.

—- 10. April. Heute hat das Leichenbegängniß Tegethof}fs untex Betheiligung mehrerer Prinzen des Kaiserlichen Hauses, der Generalität, vieler Deputationen und ciner zahllosen Menschenmenge stattgefunden.

Sch{weiz. Bern, 9. April. (W. T. B.) In der eid- genössischen Staatskasse ist ein Defizit von 500,000 Fres. ent- deckt worden. Der Staats-Kassirer Eggimann i| der Unter- shlagung dieser Summe geständig.

Belgien. Brüssel, 9. April. Gestern Morgen um 10 Uhr hielt die deutsh-französishe Konferenz eine Sißung ab. Dieselbe dauerte bis 115 Ubr. QJwei neue preußische Delegirte sind bier angekommen: der General-Major von Stranß vom Großen Gencralstabe und der Bergrath Hauchecorne. Von Seiten des Großherzogthums Baden wird zu den Friedensverhandlungen in Brüßel der frühere badische Gesandte in Paris (bis zum Ausbruche des Krieges) Geheimer Rath von Schweißer, auch bei dem belgischen Hofe akkreditirt, als Bevollmächtigter gehen. Ihn begleitet der Legations-Sekretär Graf zu Ranßau, der den leßten Krieg freiwillig als Offizier mitgemacht hat.

10. April, Der »Indépendance« zufolge haben die Cigarrenarbeiter zu Antwerpen ihre Arbeit bis jeßt noch nicht wieder aufgenommen. Delegirte der »Société internationale« begaben sich zu den Arbeitgebern, um im Namen der Arbeiter zu unterhandeln. Die ersteren weigerten sich jedo, die Dele- girten in ihrer Eigenschast als Bevollmächtigte der Arbeiter an- zuerkennen und erllärten, daß sie nur mit diesen leßteren selbsi unterhandeln würden.

Großbritannien und Jrland, London, 8. April. Die Prinzessin von Wales wurde kurz nach ihrer Ankunft in Sändringham von cinem Knaben entbunden. Das Kind war sehr schwach, wurde in aller Stille getauft und verschied bald darauf. Das Befinden der Prinzessin selbst ist befriedigend. Gestern ging der Hof für die verstorbéne Königin von Schweden “in Trauer ; dieselbe wird bis zum 21. d. M. dauern, Us darauf wird der Hof noch eine Woche lang Halbtrauer anlegen. :

de Mr. Childers, der frühere Marine - Minister , hat in Begleitung seiner Gemahlin über Harwich eine Reise nah dem Kontinent angetreten. :

Frankreich. Jm Anschluß an die in Nr. 97 des »Staats- Anzeiger8« vom 8. d. Mts. gegebene Ucbersicht Über die Kon- stituirung und bisherige Thätigkeit der pariser Kommune lassen wir nachstchend einen Rüblick auf die militärischen Er- ecignisse folgen, welche der anfangs vermittelnden, dann ab- wartenden Haltung der Versailler Regierung naturgemäß sich anschließen mußten.

Die Nationalgarden zu Paris, oder wenigstens derjenige Theil derselben, welcher den Aufständischen zuzuzählen, hatte den ganzen Monat März zu seiner Organisirung benußt; das Central- Komite hatte bereits am 24. März Menotti Garibaldi zum Chef der pariser Streitkräfte ausgewählt und bis zu dessen Eintreffen die militärishen Vollmachten den von ersterem ernannten »Genecralen« Duval, Brunel und Eudes übertragen. Am 28. März jedoch organisirte sich das Central- Komite neu, stellte die »Generäle« Duval, Henri und Bergeret an die Spiße der Artillerie, Infanterie und Kavallerie und dekretirte den Marsh der Kommune auf Versailles als nächste militärishe Operation, zu deren Ausführung etwa 100—120,000 Mann in Paris zur Verfügung stehen sollten, eine Truppenzahl, deren numerishe Stärke weniger wie ihre Orga- nisation zu wünschen übrig ließ. Dieser aufständischen Macht, welche erst im Laufe der leßten Wochen so beträchtlicz angewachsen war, hatte anfangs die Regierung nicht die genügenden Kräfte entgegenzustellen, und selbst diese erwiesen bei dem ersten Widerstande der Nationalgarden sich als durchaus nicht zu- verlässig. Jn diesen Umständen war das Zaudern der Regie- rung gegenüber den Ausschreitungen in Paris begründet; sie hoffte durch Vermittlungen und Nachgiebigkeit ohne Blutvergießen der Situation Herr zu werden, während sie andererseits die Zeit scheinbaren Abwartens zur Organisirung der cigenen Tcuppen- macht benußte. Am 16. März wurde mit der leitenden deutschen Behörde cine Konvention abgeschlossen , kraft deren der französishen Regierung 80,000 Mann um Versailles zu konzentriren gestattet wurde, da die Hälfte dieser Zahl zur Unterdrückung des Aufstandes für genügend nicht mehr ecactet werden konnte. Den Oberbefehl über diese Truppen, zu denen die aus deutscher KriegLgefangenschaft entlassenen Mannschaften theilweis die Cadres lieferten, erhielt zunächst der General Vinoy, dem sodann der frühere Kaiserliche Marschall Mac Mahon, Herzog von Magenta, folgte.

Unter solchen Verhältnissen fand am 2. April der erste Zusammenstoß der pariser Nationaïgarden mit den Truppen der Regierung statt ; die ersteren batten die Absicht gehabt, auf Versailles zu marsciren, die Regierung hatte diesen Plan durch ihre Offensiv - Bewegungen bereits vercitelt; bei Courbevoie stießen beide Theile auf einander, auf dem linken Seinc-Ufer, nordöstlih des Mont Valérien , der in den Hän- den der Regierung, während die auf demselben Ufer ge- legenen Südforts im Besiße der Aufständischen waren. Der Kampf war. keineswegs so bedeutend, wie man den pariser Blättern nah Anfangs glauben konnte; es war cin größeres Vorpostengefeht, das dem Treffen des 3. April voran- ging, dasselbe als Rekogno8zirung8gefecht vorbereiteie und ein- leitete. Die Aufständischen hatten den Rond Point von Cour- bevoie beseßt, ihre Vorposten standen bei Neuilly und Puteaux, als gegen 10 Uhr Vormittags der Angriff von Nanterre, Rueil und Suresnes mit fast einer Division erfolgte, zu deren QUu- sammenseßung die Versailler Regierung besonders gute und verläßlihe Truppen auLgewählt hatte, zwei Regimenter Linien- Infanterie, zwei Marine-IAnfanterie, ein Bataillon Marine- Füsiliere, Gensd’armen, Jäger zu Pferde und frühere Polizei-Agenten, welche sämmtlich unter Befchl des Schiffskapitän Bruat, als provisorischen Divisions - Ge- neral, standen. An diesem Tage warcn die Auf- ständischen in entschiedener Minderzahl, und da sie außerdem \c{lecht bewaffnet waren und Mangel an Munition hatten, so zogen fie sich gegen Mittag bereits in Unordnung zurück, welche durch den nun etwa 40 Granaten werfenden Mont Valórien beträchtlich gesteigert wurde. Jn Paris wuchs8 während dieses Gefecht8tages die Aufregung von Stunde zu Stunde: Nachmittags wurde in allen Quartieren Generalmarsch geschlagen, die Truppen sammelten fich auf den Boulevards, den Avenues, in den Ctamps Elys6es, auf dem Marsfelde, und die großartigsten Bläne sollten zum folgenden Kampftage in. Ausführung gebracht werden.

Am 3. April begann der Vormarsch der aufständischen Truppen bereits bald nach Mitternacht.

Derselbe. sollte in drei getrennten Kolonnen stattfinden ; die eine sollte über Montrouge, die zweite über Jssy, die dritte über Rueil und Nanterre vorgehen, die beiden ersteren also südlich, die lehtere: westlich von Paris sich auf Versailles diri- giren; die Gésammistärke aller drei Abtheilungen wurde auf 120,000 Mann mit 200 Kanonen und Mitrailleusen angegeben. Der Kampf begann am 3, April wieder bei Courbevoie und

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