1871 / 106 p. 6 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Zwischen Paris und Versailles zu halten. Die Insurgenten seien unlängst am Thore von St. Denis herangekommen, hätten in den Häusern der Vorstadt große Requisitionen gemacht, den Geiftlichen verhaftet und die Kirche geplündert; der preußische General dort habe darauf sofort eine Compagnie Mannschaften ausgeschictt, um die Bewohner zu schüßen und ihnen ihr Eigenthum wieder zu verschaffen. Die deutschen Truppen nahmen eine Botschaft

an die Kommune mit, derzufolge die sämmtlichen, in deutshen Hän- |

den befindlichen Forts das Feuer eröffnen würden, falls etwas Aehnliches wieder vorkäme. Hunderte von Soldaten aus dem Elsaß und Lothringen, welche der Konvention zufolge ent- lassen wurden, passirten auf dem Wege in die Heimat hier durch. Die Nachricht von herrschendèr Unzufriedenheit unter den fran- zösischen Truppen is ganz richtig. Dieselben sind bereit, Ver- jailles und die Nationalversammlung zu beshüßen, nicht aber gegen Paris zu kämpfen. Mehr als die Hälfte der aus der Gefangenschaft zurückkehrenden Truppen müssen entlassen wer- den, weil sie nit zuverlässig find. Andere sind des Krieges müde, und im Ganzen find nur wenige zu gebrauchen. Man weiß, daß die bereits am 1. April fällig gewordenen 500 Mil- lionen in Versailles bereit liegen, wahrscheinlih aber wird mit der Zahlung deëhalb gezögert, weil die Preußen fich in diesem ¿xalle auf Rheims zurückziehen würden.

Paris, 19. April, Morgens 8 Uhr. Die »Agence Havas8e« versendet folgendes Telegramn1: »Die Versailler Truppen griffen gestern Abend die Vorposten der Föderirten bei Neuiliy an, und zwangen fie, sich ettva 100 Metres roeit zurückzuziehen. «

Ein Bericht des Generalstabs der Föderirten meldet ferner: |

»Die Versailler- Truppen versuchten geftern civen Angriff auf die vor Jsstsy gelegenen Vershanzungen, wurden jedo kräftig zurückgewiesen. Ein anderer auf den Bahnhof von Clamart unternommener Angriff mißlang gleichfalls. General Okoloiviß hat an Stelle des Obersten Dombrowski (Bruder des Genecal Dombrowski) den Oberbefehl in Nönières Übernommen. Ein Bericht desselben sagt, der gestrige Tag sei zufriedenstellend ver- laufen. Die Föderirten behaupten fic in Asnières am Brücken- kopfe; die Schiffbrücke isi nicht abgebrochen. »Das fortgesetzt regnerishe Wetter verursacht der Kommune einige Schwoierig- keiten , die Nationalgarden beisammen zu halten und sie zum

Ausharren auf ihrem Posten zu vermögen. «

Die Journale »Mot d’ordre«, »Vengeur« und »Kom- mune« sprechen sich für- eine Versöhnung mit der Versailler Regierung unter A Bedingungen aus: 1) Aufrechthal- tung der Republik, 2) ein besonderes Ko:nmunalreccht für Paris und sämmtliche Städte Frankreichs, 3) Autonomie der Natio- nalgarde, 4) Auflösung der Nationalversammlung in Versailles und der Kommune in Paris, 5) Neuwahl der Nationalver- sammlung und der Kommunalvertretung, 6) die Aufstellung etner interimistishen Regietungsgewalt in Versailles und Paris, 7) Amnestie und Waffenstillstand.

___— Mittags. Die republikanische Liga veröffentlichte heute einen Protefi gegen die Audlegung der Depesche Thiers' bezüglich der von der Liga unternommenen Schritte. Jhr Zweck sei keineswegs gewesen, zu Gunsten des Besiegten beim Sieger zu interveniren, sondern dem Kampse ein Ende zu machen , wer immer auch der Sieger sei. Die Liga habe ferner jene Rechte für Paris in Anspruch genommen, deren Anerkennung geeignct gewesen wäre, den Frieden herbeizuführen, sie habe aber nicht, wie behauptet wurde, um eine milde Behandlung der Auf- ständischen gebeten. Die Delegirten der Liga hätten durchaus feine Anspielung auf Erlassung einer Amnestie gemacht, es habe vielmehr Thiers aus freien Stücken die Erklärung abgegeben, daß alle Nationalgarden , welche die Waffen niederlegen wür- Gu vor allen gerichtlichen Untersuchungen ficher gestellt sein ollten.

Auf Anordnung der Kommune wurden die Journale »Opinion nationale«, »Clohe«, »Soir« und »Vien Public« unterdrüdkt.

__— Weiter wird vom 19. aus Paris berichtet: Das Ge- \{chÜß- und Gewehrfeuer wourde heute bei Courbevoie, der Porte Maillot, Puteaux, A8snières und Levallois den ganzen Tag hindurch fortgeseßt. Zwischen Asnières und Courbevoie wer- den ere Eisenbahnwaggons gegen die Versailler Truppen in Anwendung gebracht. Dombrowski, der heute Morgen von Asnières zurückgekehrt ist, hat alle bedrohten Punkte von Neuilly verstärît und allen Kommandanten den Befehl gegeben , sich in der Defensive zu halten. Auf dem Boulevard La Saufssaye und Argenson find Batterien errichtet , welche bestimmt sind, einerseits das Schloß von Neuilly zu beschießen, andererseits die in der Avenue errichteten Batterien der Versailler Truppen zu bestreihen. Jn allen Straßen und Avenuen sind verschanzte Barrikaden errichtet , welche mit der Front den im Süden und Westen der Stadt be- findlichen Thoren zugekehrt sind. Das Journal »Réveil« erkflärt es für unwahr, daß die Versailler Truppen sich der

Brücke von Asnisres bemächtigt hätten; die Föderirten hielten vielmehr die Barrikaden, welche den Brü@ckenkopf- verthcidigten, beseßt. Seitens der Versailler Truppen finden große Be- wegungen und Konzentrirungen auf der Südseite statt. Ein allgemeiner Angriff wird stündlich erwartet. Jn den Forts herrscht große Thätigkeit, um die Beschädigungen au8zu- bessern, und die Vertheidigung®mittel zu vermehren. Die Journale »Temp8« und »Avenir national« tadeln in lebhaften Ausdrücken die heute erfolgte Unterdrückung der vier Journale; in diesen Tadel stimmen auch die Journale »Commaune« und »Nation souveraine« ein. »Siècle« hält dafür, daß durch die am 14. d. M. Seitens der Nationalöoer- sammlung zu Versailles erfolgte Annahme des Munizipal- gefekes die fommunalen Freiheiten von Paris fast auf ein Nichts reduzirt scien. »Avenir national« sagt, das Vorgehen E E N erschwere die Versöhnung in hohem rade. i

Die Artillerie der Kommune umfaßt dem »Mot d’Ordrxe« zufolge: 39 24 - Pfünder; 112 12-Pfünder altes Modell ; 99 16-Pfünder; 29 4-Pfünder altes Modell; 206 7-Pfünder neues Modell und 181 Mitrailleusen. Offizielle Ziffern der Kriegs8legation. ck

Nachrichten Londoner Blätter aus Boulogne vom 19, April zufolge soll daselbst der Versuch gemacht worden sein, die rothe Fahne aufzuziethen; die Ruhe sei sedocy sofort wiceder- hergestelll worden.

Versailles, 19. April, Morgens, Die »Agerce Hava®s« meldet: »Die Regierungstruppen haben gestern Abend UASsnières beseyt und die Jnsurgenten auf das andere Ufer der Seine zurückgeworfen , wobei sie einige Gefangene machten. Die ‘Trappen erlitten nur geringe Verluste. Sie errichteten eine Batterie am Bahnhofe von Asdnières und sperrten hier- durch die Passage über die Brücke. Gestern fand zu Neuilly eine lebhafte Kanonade statt. Die Forts im Süden vervielten sich in dieser Nacht ruhig. Nachrichten aus Bordeaux zufolge fanden gestern einige Unruhen daselbst statt ; doch ist die Ordnung nunmehr völlig wieder hergestellt.

Abends 6 Uhr, Es wird kein neues militäriscchzes Ereigniß von Bedeutung gemeldet. Bei Asnisres ist die Lage unverändert dieselbe; die bei dem Bahnhofe aufgestellten dies- seitigen Battexien verhindern jede Ueberschreitung der Brücke durch die Jnfurgenten.

Jn der Nationalversammlung bestätigte Picard offiziell die Einnahme vou Asnières und fügte hinzu, daß dieser Erfolg im Verein mit dem negativen Resultate der Kommunalwahlen in Paris aller Wahrscheinlichkeit nach ein entscheidender Schlag für die Tnsurrektion sein dürfte.

Cdmond About, der bekannte Mitarbeiter des »Soir«, ist von der Versailler Regierung zum französishen Gesandten in Lissabon ernannt worden.

Amerika Washington , 17. April. (Kabel-Telegramm.)

n der heutigen Sißung des Repräsentantenhauses wurde ein

ntrag cingebracht, der english-amerikanishen Kommission die

Ansprüche der ia England als Fenier verhafteten amerikanischen

Unterthanen vorzulegen; der Antrag stieß auf entschiedenen Widerstand und wörde bei Seite gelegt.

Von der Wesiküsic SUd-Amerikas kamen via Aspinwall den 21. März folgende Nachrithten : Die peruanische Regierung hat die aat einer Entschädigung an alle Jene angeordnet, welche bei der Plünderung 1865 beschädigt wurden. In der Nachbarschaft Limas wurden durch Ueberschwemmungen große Verheerungen angerichtet. Ebenso in Lambayeque und

, Payta. Jn Arequipa und Tacna wurden mehrexe Erdstöße

verspurt. Jn Bolivia berrsht augenblicklich Ruhe. Oberst Manuel Teyre wurde als Bevollmächtigter zum Friedens- Kongreß nah Washington abgesandt.

Reichstags - Angelegenheiten. Berlin, 20. April. Jn der gestrigen Sißung des Deut- schen R nahm der Reichskanzler Fürst von Bi8marck

in der Diskussion über den Antrag des Abgeordneten Braun (Hersfeld), den Bau eines monumentalen Parlaments8gebäudes betrefsend, nah dem UAbg. v. Blanckenburg das Wort:

Einige Aeußerungen des Herkn Vorredners lassen mich annehmen, daß es für die Debatte zweckmäßig ist, ihr die Unterlage einer Aeuße- rung von dem Tisch der Regierungen zu geben, indein der Herr Vor- redner von einigen thatsächlihen Mißverfiändnissen ausging. Jch darf das Hauptiächliche gleih vorw-gnehmen, nämlich, daß die preußische Regierung auf den Plan verzi@tet habe, die Landtags8gebäude auf das Grundstück in der Leipzigersiraße neben dem Herrenhause zu verlegen. Das ijt keineswegs der Fall, sondern der Plan oird nach wie vor

mit allem Eifer verfolgt, Er hzt nur zur Vorbedingung , daß die '

Porzelian-Manufaktur in den Stand geseßt sei , ihre Fabrikationz- und sonstigen Diensträume an den andren Ort zu verlegen , auf

w-lchem, seit ein Einverständniß mit dem preuftshen Landtage

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wahrscheinklib geworden iff , unausgefeßt gebaut wird; und ih darf annehmen, daß im Frühjabr oder Sommer des Jahres 1872 der Bau der neuen Porzellan - Manufaktur #\o weit voll- endet sein wird, daß das ganze Jnstitut aus der Stadt hin- audverleat werden kann, daß dann der Bauplaß, der aus den Srundstücfen des Herrenhauses und der Vorzellan - Manufaktur gebildet wird, vollständig disponibel is zum Zweck parlamentarischer Bauten, und ih füge hinzu, daß noch beute die Absicht der Königlich preußischen Regierung bestebt, dem preußischen Landtage alsdann eine Borlage in dicfer Rihiung zu machen. Was ferner den Antrag in seiner Allgemeinheit anbetrifft, so glaube ih, daß über denselben weder Än diesem Hause noch im Schooße der verbündeten Regierungen im Prinzip eine wesentliche Meinungsverschiedenheit darüber statt- findea roird. Daß eine Aenderung des gegenwärtigen Zustandes nothwendig sei, darüber is fein Zweifel. Daß dre neue Ein- richtung entsprechend der Größe der Bedeutung, die sie haben {5ll, daß sie würdig ausfalle, darüber wird auch kein Zweifel sein. Die Schwierigkeit is nur, darüber ein Einverständniß zroischen den verschiedenen mitwirkenden Faktoren herzustellen, in welchem Maße der einen oder andren Richtung des Gesammtbedürfnisses m he oder weniger Rechaung getragen werden foll, und vor allen Dingen über die Nuswahl des Plaßes. Nicht ohne Schwierig- keit i es dahin gelangt, daß die Kön'glich preußische Regierung si in der Lage befunden hat, die amtlide Behandlung der Frage im Schooße des Bundesrathes anzuregen, fie ist indessen auch ihrerseit s no4 nicht im Stande geroesen, ihren Vorschlägen eine bestimmte 75orm, in der Richtung auf cinen bestimmten Plaß namentli, zu geden, sondern sie hat sich auch dort darauf beschränken müssen, den (Hegenstand im Bundesrathe zur Erörterung zu stellen, in ähnlicher Weise, wie er- hier zur Erörterung steht. Die Schwierigkeiten, bie si bieten, gehen hervor, wie ih {hon erwähnte, aus der Un- sicherheit Über daz Maß der Rücksicht, welches man der einen oder anderen Seite des Bedürfnisses gewähren soll. Es if ja roünschenwerth, daß die Sache groß und \{chön, daß sie würdig ausfällt; aber je größer und schöner, desto später wird sie ins Werk geseßt, desto länger || die Bauzeit, desto längere Zeit wi:d nöthig sein," um die Verständigung zwischen den staat®recht- lich betheiligten Faktoren und zwishen den Künstlern und Bau- tecnikern, die man ohne Zweifel wird bören müssen, herbeizu- führen Jh bemerke dabei , daß die Regierungen, soviel ich mir ein Urtheil über ihre Ansichten vorweg gestatten darf, bereit sein werden, aus ganz Deutschland die kompetenten Stimmen zu hören, fih keiner Art von Einscitigkeit in dieser Beziehung hinzugeben, und ih habe vehórt, daß wir, wie ih hoffe, in der Lage sein werden, Vorarbeiten, die in dieser Richtung in großem Umfange, und wie ich glaube, mit ¿roßer Sochkunde in Oesterreich fartgefunden haben, durch die Gefäl- ligkeit d!r benachbarten Kaiserlichen Negierung auch für unsere Zwefe

‘benußen zu fönnen und dadur unseren Ermittelungen eine Grund-

lage zu geben. Jh beabsichtige, in dieser Richtung ein Gesuch an die @ K österreichische Regiecöng zu richten. Eine andere Seite ist die Frage: soll den geschäftliwen oder soll den ornamentalen Rücksichten mehr gefolgt werden. habe in meiner Stellung natürlich eine Vorliebe für die geschäftlihen Rücksichten; indefsen das kann ja nicht maßgebend sein: die einzelne Persönlichkeit is vorüber- gehend und die Eiarichtung bleibt. Die Art des Baues, vie beabsichtigt wird, und die ih im ODefinitivum auch för wünscenswerth halte, erfordert cinen großen und breiten Play. Jn gesdäftlicher Beziehung ist es wünschenswerth, daß der Siß des Reichs- tiges nicht zu weit enfkfernt sci von dem Siße des Bundesraths und

- der B hörden, die mit demselben zu thun haben, des Bundeskanzler-

amts und des auswärtigen Arates, ja felbst nit zu weit von dem admin'’strativen Centrum entfernt sei, welches sih für die preußischen größeren Behörden, deren Hilfe und Mitarbeit wir in allen unseren (Zeschäften bedürfe, in der Wilhelmsstraße und jener Begend gebildet hai Da aber i wiederum die Beiräthlichkeit des Plazes die Frage. Es wäre ja sehr naheliegend , daß der Bund auf dem Grundstück baut, was er einmal eigenthümlich erworben hat und was ihm gehört, und was er erworben hat) um es zu bebauen. Jh weiß indessen nicht und will derm nicht vorgreifen, ob das Grundstü in sich ausreichenden Plaß gewährt. Auf beiden Seiten if es begrenzt von Privatbesiß, wenn ih den des Kronfideikomuisses so nennèn darf, und von dem bekannten Gfund-

füdck des Herrn von Deer; beide Grundstücke find weder im Gan-

zen, noch theilweise zu haben. Es würde alfo doch die Ausdehnung d:8 Baues fich beschränken müssen auf das jeßige Bundes ,„rund{ück. Es is das das Wohlfeilste und Einfachite. Dieses Grundstück hat cine Länge von ungefähr 500 und eine Tiefe von etwa 9 Schritt,

würde also zu jeder Ausdehnung de? Baues den Raum bieten, wenn

nan sich entshließen kann, die Tiefe des Grundstückes auch als Tiefe des Gebäudes anzusehen, mit anderen Worten, die Giebel gegen die bei- den Straßenfronten, die hier zur Sprache kommen, zu stellen. Jndessen ih fann darüber der Entscheidung der verbündeten Regierungen nicht vorgreifen; es ist mein Bedürfniß, nur Jhrer Diskussion durch einige thatsächlichen Angaben eine Unterlgge zu gewähren, weil ih annehme, cas die Delegirten; welche den Reichstag vertreten, sich dort aus dieser Diêkussion gewissermaßen ihre Jusiruktion von Seifen des Reichs- iazes entnehmev werden. Eine zweite Möglichkeit, die auch noch in der Entfecnung keine Schwierigkeiten bietet, wäre die, den Bau für den Reichstag zu kombiniren mit dem für den preußischen Landtag auf dem Grundstück in der Leipzigerstraße, welches, wie ih es beiläufig ichäße, 15 bis 20 Morgen groß is, und preußisch - fiskalishe Grund- scke in der Richtung na der Königgräßerstraße auh noch darbietet, das Landrochrzeughaus, ein Quergrundstück, welches der Porzellan- Manufaktur gehört, und von dem südlihsten Ende des Porzellan- Manufaktur - Grundstückes sich nah der Königgräzerstraße hin

streckt; ih glaube, ‘es ist der Paoof der Pszrzellan - Manufafktux. Also Räume würden \ich dort bieten; es fragt fich nur: ist die Kom- bination wünshenswerth beiden Theilen und is se ausführbar in der Zusammenstellung? Es würde ein Gebäude yon erhebkicher Dimen- sion an und für sich {hon füc den Lancktag werdeny es ivird noch be- deutender ivecden müssen, wenn darin auch für den Reichstag etr Unterkommen gefunden werden foll. Denn die Benußung desselben Lokals, gemetiaschaftlich für beide, hat roohl ein Nothbehelf sein fön- nen, ih glaube aber, Sie werden Alie mit mix einig sein, daß dies für die Dauer nickcht in Aussicht genommeu werdca kann. Das Be- dürfniß, wie es mir für de! Reichstag vorshwebt, #berfecigt außerder in seinen räumlichen Dimensiznen das, was zier erfüllt ist, fehr erheb- lih. Die Mängel, die ih genau kénne von der Zeit, two ich als Abgeordneter in diesen Räumen getagt habe, und auc jebt, find folche, die unter allen Umständen vermieden werden müssen. Die Art, 1wie die Herren sigen, enq, in der Unmöglichkeit aufzusiehen, ohne 4 bis 5 ihrer Kollegen zu stören, ist an und für fic für die lange Dauer der Sißungen, wehrere Stunden hintereinander, fas uneriräglich, und es ist unvermeidlick, daß die Abspannung, d'e aus diesem zellenartigen Eingesperrtsein auf einem bestimmten Plaß hervorgeht, nicht zum Theil mitunter auf die Stimmung des Einzelnen mit einwirkt. Es ist ein dringendes Bedürfniß der Regterung, die Herren in möglihs| wohl- wollcnder Stiznamung zu erhalten. Jh glaube also, daß Jeder oder wenigstens immer Zwei nebeneinander in der Lage scin müssen, ohne Belästigung eines Dritten ihren Plaß zu verlassen; ih glaube; daß Sie, jeder Einzelne von Jhnen räumlich so bequem sißen muß, daß nit das körperliche Leiden, welches man bei längeren Eisenbahnfadrten empfindet, hinzuiritt zu der geistigen Abspannung. J glaube ferner, baß sehr viele de- deutende Nebenräume v9: handen sein müssen, theils für die Restau- rationsiotalitäten, wie sie mir in ihrer Ausdehnung und Ausstattung bier nit recht würdig scheinen, zum Theil auch für unbeshäftigte Abgeordnete, und theils zu Konferenz-Zünmern. Jeder von Jhnen wird im Laufe der Sißung das Bedürfniß gehabt haben, in seinen oder in Staatsgeschäften mit Fremden zu reden; da findet man in anderen Parlamenten shickiihe Räumlichkeiten, die dazu eingerichtet fiad, und wo man selbst einen Ausländer, ohne zu erröthen, kann warten lassen. Hier is das doch nicht immer der Fall. Auch für dic Minister, für die Mitglieder des Bundesrathes ist es ganz unentbvebrliß, mehrere Konferenz-Zimmer zu haben, \o daß immer mehrere der Herren gleidhzeitig ihre Geschäfte hier abmachen und Vorträge hier entgegennehmen können. Jh vin genöthigt, Gesandte hier zu emxefangen. Wir hckben für den KAufent- halt der Mitglieder des Bundesrathes, der Kommissarien und für Alle, die hier etwa warten, ein einziges den Herren bekanntes Zimmer, was nothwendig immer Duychgang bleiben muß; es ist ganz unmögli, sich für ein Gespräch zu ifoliren, wie ja Mehrere qleichzeitig dasselbe Bedürfniß haben können. Jch glaube also; daß wir einen sehr vicl bedeulenderen Flächenraum in Aussiht nebmea müssen, als er hier vorhanden is, um wirflich bequem und zwed- mäßig darin wirthschaften zu können. Das wird wenigstens ein Element scin, um die Frage mit zu beantworten, ov sich die Geschäftsräume des preußischen Landtages und des Reichstages in demselben Gebäude, auf demselben Grundftüke unterbringen lassen. C©ringend wünschenswer!h iff eîne nahe Verbindung ziviscben den Beamten des Reiches, die mit dem Reichstage zu thun haber, und deren Bureaus. Die Herren könnten nur durch die Erfahrung einen der Wahrheit nahe fommenden Eindruck da- von gewinnen, welhe Erfchwerung all-r Geschäfte in der Größe der Entfernung der Räumlichkeiten liegt, wie viel Zeit verloren gebt, und vom Staate hoch betahlte Zeit, wenn die Sißungen hier am Dönhofsplaye sind, im Vergleich zu der Zeit, wo fie im Herreähause siad, wo alle Geschäftslokale sich in der Nähe besinden. Sollie diese Entfernung neh vergrößert werden und das wäre bei einigen der in Avsficht genommenen Baupläße der Fa!l fo würden sich diesc Uebelstänke in hohem Grade steigern; und es würde dann fast unver- meidlih sein, daß Ste auf Jhrer Reise in eine entfernte Gegend mich wenigstens mitnehmen, mit ander» Worten, daß die Wohnungen des Bundedkanzlers und Minisiers des Ausirärtigen auf,, dieselbe Stelle übertragen würden unter Umsiänden auf der die Gebäude für den Reichstag aufgebaut werden. Denn die Zeit der Tag hat nur 24 Stunden is niÞt zu beschaffen mit dem vielen Hin- und Hergehen für die Beamten, die nöthig mit ihm zu thun baben, für jedes Afkftenstück, das gebraucht wird, und dessen Beschaffung vielleicht urch ein míißverstandenes Telegramm noch verzögert wird. Dieser Uebelstand if bei einigen sonff| noch in Frage kommenden Grund- ficken gar nicht oder nur în geringem Maße vorhanden Bei- spielsroeise das Grandstücf, welches unter dem Namen der Artit- leriewerfstätte bekannt if und welches eingeschlossen wird, von den Linden und der Neuen Wilhelmsftiraße und dur(shnitten dur die Dorotheenstraße Es is das ein ziemlich großes Grundstü, namentlich wenn man die Häuser die sehr wenig Tiefe haben die es von der Neuen Wilhelmsstraße abs{neiden;, hinzunimmt;- und allenfalls das preußische Ministerium des Jnnern mit dazu in Ausficht nimmt, was grofe Hinterräume und Garten hat. Die Form des Grundstücks ift nicht ganz erwünsht. Die Dorotheen- raße durch{schneidet es. Der \{chönste Theil if der zwischen der Dorotheenstraße und der Spree gelegene, der größere Theil aber der südlich der Dorotheenstraße. Es wird das Alles Gegenstand weiterer technischer Ermittelungen sein. Eine weitere Möglichkeit , die von preußischer fisfalisher Seite niht erheblichen Anstand haben würde, wäre die Benußung des Plaßes, auf dem heut zu Tage das Akademie-Gebä:de steht , ein sehr ausgedehntes Grundstück. Jh bin noch nit in der Lage, Jhnen heute mit Sicherheit sagen zu können, oh die Ausdehnung davon bis an die Dcrotheenstraße reichen könnte, mit anderen Worken, ob die Marställe und Kasernengebäude, die sch_

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