1871 / 109 p. 6 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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niß von Bedeutung stattgefunden. Nur von den Vorposten wurden einige Schüsse gewechselt; jedoch lassen zahlreiche Trup- penbewegungen darauf schließen , daß ein größeres Gefecht be- vorstehe. : : 22. April, Morgens 8 Uhr. Ein Bericht Cluserets vom 21. d., Nachmittags 5 Uhr, sagt: »Unsere Stellung in Neuilly wurde diesen Morgen vom Mont Valé- rien und von den Batterien bei Courbevoie stark beschossen. Die Stellung bei Asnières wurde dur vorgegangene Kolon- nen zahlreicher Tirailleure lebhaft angegriffen, widerstand aber mit Erfolg. Unsere Batterien auf dem Viadukt bei Asnières und den naheliegenden Punkten nöthigtcn den Feind, sich in Unordnung zurückzuziehen ; augenblicklich sezt derselbe den Rückzug auf allen! Punktcu fort.« Nach anderen Berichten haben die Föderirten bei den gestrigen Kämpfen weder Terrain verloren, noch gewonnen. Der Kampf wär sehr mörderis. Levallois und Courcelles sind mit Berwundeten angefüllt, die ohne jede Hülfe liegen bleiben und auf den Straßen sterben. Da der Kampf unaufhörlich fortdauerte, so war der Dienst für die Ambulanzen sehr schwierig. Viele Krankenträger wur- den getödtet oder verroundei. Wie es heißt, wird eine Waffen- ruhe eintreten, um die Todten zu begraben, Den Einwohnern von Neuilly und Elihy wird man erlauben, sich außerhalb der Gefahr zu begeben. Unter dem Triumphbogen wird eine starke Barrikade errichtet. Die Kommune hat die Verhaftung von 20 Nationalgarden anbefohlen, welche überführt find, willkür- liche Verhaftungen vorgenommen zu haben. i

Mittags meldet die »Agence Havas« : Die Versailler Truppen befestigen ihre Stellungen von Sèvres bis Courbevoie und Asniòres, ebenso wie die Jsle de la Grande Jatte. Die Föderirten haben E, bei Neuilly, Levallois und Villiers errichtet. Scit 10 Uhr Morgens hat die Kano- nade aufgehört. A

33 Upril, Morgens. Das » Journal officiel« is heute nicht erschienen. Der Mont Valérien beschoß gestern die Porte Auteuil und den Point du jour, woselbst die Föderirten Batterien errichtet haben. »Rappel« berichtet , daß die Liga der republikanischen Union am vergangenen Freitag drei Dele- girte erwählte, um einen leßten entscheidenden Versöhnungs- versu in Versailles zu machen; die Delegirten sollen genau präzisirte Verhandlungégrundlagen nach Versailles bringen.

Die »Agence Havas« meldet: Die gestrigen Kämpfe haben die Stellungen: der Kriegführenden niht verändert; ein offi- zieller Bericht über die gestern vorgefallenen Ereignisse ist bis jeßt noch“ nicht veröffentlicht worden. Nach Mittheilungen, die Seitens der Kommune verbreitet werden, wären die Ver- sailler Truppen gestern ein wenig zurückgedrängt worden und hätten hierbei erhebliche Verluste erlitten. Qwischen Suresnes und Puteaux ist eine Schiffbrücke von den Versailler Trup- pen errichtet worden , dieselben erbauen starke Barrika- den in Neuilly. Der Kampf beginnt sich bis nach St. Ouen auszudehnen. Schloß Becon scheint als der Stüg- punkt der Offensive und Defensive von den Versailler Truppen angesehen zu werden. Ein Tages8befehl Cluserets zeigt an, daß mit den RegierungStruppen ein Waffenstillstand abgeschlossen sei, um den Bewohnern von Neuilly die Möglichkeit zu ge-

währen, sih nah Paris zurückziehen zu können; man glaubt,

daß der Waffenstillstand am heutigen Tage eintreten werde. In einem- Briefe: an die Wähler des 10. Arrondissements be- stätigt Pyat, daß er: definitiv entsczlossen sei, seine Entlassung einzureichen, wenn die leyten Wahlen von der Kommune als geseßliche aufrecht erhalten werden follten; er würde dann wwie- der die Redaktion des »Vengeur« übernehmen , würde abex auch dann noch ein getreuer Diener der Kommune von Paris bleiben. |

Mittags. “Ein offizieller Bericht der Kommune vom 22. d. meldet: »Zwei Batterien Vierundzwanzigpfünder sind Seitens des Obersten Okoloviy aufgestellt, um das furchtbare Feuer der gegenüberliegenden seindlihen Baiterien zum Schweigen zu bringen. Die untere Batterie des Schlosses Becon isi vollständig zum Schweigen gebracht dur das Feuer unserer Batterie, welche auf dem Play Bóranger errichtet ist.« 1 Uhr 30‘ Min. Morgens: Die Versai"'ïer Truppen haben in bedeutender Anzahl die Trancheen der Forts Issy und Vanves angegriffen; zehn Mitrailleusenshüsse genügten, sie in Unordnung zurückzutreiben. 2-Uhr 30 Min. Morgens: Er- neuerter Angriff Seitens der Versailler Truppen mit demselben

\chlechten Erfolge.

Die politishen Nachrichten der leßten Tage fassen \i{ in folgenden Telegrammen zusammen :

Versailles, 22. April, Abends 6 Uhr. In- der Nationalversammlung erklärte Picard auf eine Anfrage Langloi®, die Regierung, sei bereit, dem Ansuchen um Ge- stattung eines Wasfenstillstandes behufs Beerdigung der Todten zu willsahren, und zu gestatten, daß die Einwohner von Neuilly

zden Ort verlassen. Eine von der Nationalversammlung ab- gesandte Kommission hat die im Militärhospitale befindlichen Berwundeten bejuht und den Aerzten und den barmherzigen Schwestern den Dank für ihre Hingebung ausgesprochen.

Die » Agence Havas« erklärt die Gerüchte von Ver- änderungen im Ministerium für unbegründet. Auch Thicrs hat gestern die Verwoundeten im Militärhospital besucht. Das Gerücht, daß die Ergänzungswahlen für die Nationalvcrsamm- lvng auf den 25. Mai festgeseßt find, bestätigt sich nicht.

Das » Journal officiel « veröffentlit eine Reibe von Beförderungen und Ernennungen zu Rittern der Ehrenlegion, weiche auf Vorschlag des Kriegs - Ministers für die etemalige Rhein - Armee erfolgten , um die bedauerliche Ungleichheit auf- uheben, welche bisher bezüglih dieser Auszeihnung zwischen der genannten Armee und der Armee von Paris, der Nord- und der Loire - Armee bestanden hat. Die Generale Changar- nier, Bourbaki, Cissey und Bisson sind zu Großoffizieren der Ehrenlegion ernannt. Das- amtliche Blatt schreibt ferner: Mehrere Blätter bringen einen ungenauen Bericht über die interredung, welche Thiers mit den Abgeordneten des Munis- zipalrathes von Lyon geführt hat. Thiers hat in allen seinen Kundgebungen unwandelbar nur diejenigen Erklärungen wie- derholt, welche er von der Tribüne herab gegeben hat, und diese Erklärungen allein dürfen den Maßstab für die Beurthei- [lung E Politik liefern, welche auch die Poltik der Regie- rung ift.

29. April, Vormittags, Die Vorbereitungen zu einem entscheidenden Schritte werden fortgeseßt; es ist indeß bis jeßt von keinem neuen Ereigniß gemeldet worden. Das » Journal

officiel« veröffentliht die Namen mehrerer bereits bestrafter-

Individuen, die man unter den vor Kurzem gemachten Ge- fangenen entdeckt hat.

Paris, 22. April. Es hat sich Nichts von Bedeutung zugetragen. Das » Journal officiel« der Kommune veröffentlicht einen Brief Pyats, in welchem derselbe seinen Tadel darüber ausspricht, daß die Kommune die leßten Wahlen für rechtsgiltig zu erklären beabsichtige, was er für eine Usurpation der Gewalt erklärt, Wenn die Kommune auf ihrem Entschlusse beharre, so würde er scine Entlassung geben. Aus demselben Grunde hat auch Rogeard seine Entlassung gegeben. Die Journale »Rappel« und »Mot d’ordre« tadeln gleihfalls das willkürliche Borgehen der Kommune. Wie »Rappel* berichtet, hat eine

Verjammlung von Delegirten der Arbeiter-Syndikatskammer

dem von der republikanishen Union aufgestellten Programme ihre Zustimmung gegeben und Delegirte ernannt, welche in Gemeinschaft mit denen der republikanischen Union neuerdings Bersuche zur Herbeiführung einer Versöhnung in Versailles machen sollen. :

Abends 6 Uhr. Ja Pariser und Versailler Blättern ist mehrfach davon die Rede , daß St. Denis von den Deuts- schen geräumt und von den Versailler Truppen beseßt worden sei. Diese Gerüchte sind, wie die »Agence Havas« meldet, nicht begründet, und bandelt es sich blos darum , daß den von der Haldinsel Gennevilliers kommenden französischen Truppen vom Ober-Kommando der deutschen Besaßung der Durhmarsch durch die deutschen Linien gestattet wurde. Heute wurde der Kampf bei Neuilly und Sablonville wieder aufgenommen. Die (F6- derirten verfügen daselbs über 14 Batailione und zahlreiche Artillerie. Die Versailler Truppen haben ansehnliche Streit- kräfte gegenüber der Porte de Courcelles zusammengezogen und unterhalten ein lebhaftes Gewehrfeuer in der Entfer- nung von etwa 100 Metres von den Wällen. In den Häu- sern und in den Straßen von Neuilly und Sablonville würde in der leßten Nacht gekämpft und erlitten die Föderirten empfindliche Verluste. Die Nationalgarden klagen Über Unord- nung in der Administration und in der Leitung, über den Mangel ‘añ Munition und Lebensmitteln und das Ausbleiben genügender Unterstüßung bei verschiedenen Gelegenheiten, wo- durch es unmöglich gemacht wurde, bereits errungene Vortheile weiter zu verfolgen. Die der Kommune nahestehenden Blätter sprechen sich tadelnd darüber aus, daß Pyat seine Ent- lassung geben wolle, wenn. die Kommune ihren Beschluß, die leßten Wahlen anzuerkennen, aufrechterhalte. Die Kommune ließ gesiern in den Bureaus der Pariser Gasgesellschaft eine Haussuchung vornehmen und die Kasse mit 200,000 Frs, in Beschlag nehmen. ;

Abends 6 Uhr 30 Minuten, (W. T. B.) Die »Agence Havas®« versendet folgende Depesché: Bis jeßt hat noch lein französisches Detachement St. Denis betreten. Sämmtliche Gerücbte, welchce bezüglich einer bevorstehenden Räumung dieses Playes Seitens der Deutschen verbreitet sind, können als durch-

aus unbegründet angesehen werden. Die Hauptpunkte des

Programn!s der republikanischen Liga, welche den neuerlichen Berhandlungen zu Grunde gelegt und Thiers zur Annahme

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unterbreitet werden sollen, sind folgende: Das Seine-Depar- tement wird aufgelöst; die außerhalb der Stadt gelegencn

Kommunen des Seine-Departements sollen zu dem Departe-

ment Seine ect Oise geschlagen werden. Die Präfektur des Seine - Departements wird aufgehoben; ebenso die Polizei- Präfektur. Paris soll durch einen mittelst geheimer Abstimmung gewählten Munizipal - Rath, so wie durch Arrondissements - Räthe verwaltet werden, und zwar kommen auf je 20,000 Einwohner ein und auf je überscießende 10,000 ein weiterer Arrondissements - Rath. Der Munizipal-Rath wird entweder einen Maire und Adjunkten wählen , oder aber an deren Stelle eine Erekutiv - Kommission von 3 bis 5 Mitgliedern. Die Bewachung von Paris und den ¿orts soll ausschließlich der Nationalgarde anvertraut werden, ausgenommen im Falle- des Krieges. Die einzigen Linien- truppen, welchbe in den Forts zugelassen werden, sollen aus Geaiesoldaten bestehen, denen die Ausbesserung und Unterhal- tung der Festung8werke obliegt. Der Generalstab der National- gärde wird von der Munizipalität ernannt. Wenn diese Vor- \bläge von Thiers angenommen werden, so hofft man, daß die Liga und ihre Anhänger auch die Kommune zu deren Annahme zwingen würden. Oberst Cecilia ist zum Plaß-Komman- danten von Paris ernannt. Dombrowski übernimmt die Oberleitung Über sämmtliche Streitkräfte. Henry bleibt Chef des Generalstabes. Bergeret is in Freiheit geseßt ; derselbe hat scinen Siß in der Kommune wieder eingenommen.

Havre, 23. April. (W. T. B.) Der Munizipalrath hat drei Mitglieder nah Paris und Versailles geschickt, welche ver- suchen sollen, einen Ausgleich auf Grund der Anerkennung der Republik und Gewährung der Munizipalfreiheiten für ganz Frankreich zu vermitteln.

Italien. Florenz, 22. April, Die Prinzessin Loui se von Großbritannien und der Marquis of Locrne sind fi ins cognito eingetroffen. Die Gäste erschienen gestern in de&.pu- tirtenkammer und wurden im Auftrage des Präsidiums von dem Deputirten Fossombroni begrüßt.

0 P, (W L D). Jn der Sizung bes Senais fand die Debatte über . das Garantiegesey statt. Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Visconti Benosta, konstatirte, daß der Geseßzentwurf das nationale Pro- gramm der rômischen Frage enthalte. Dieselbe sei aus\chließ- lich cine innere italienische Frage, so weit es die Annexion Roms an Jtalien angehe. So weit sie aber die geistlie Macht des Papstes betreffe, berühre fie in gleicher Weise die Interessen der italienischen Katholiken, wie die der Katholiken des Aus- landes. Da das nationale Endziel einmal erreit sei, so müsse und könne Jtalien für alle eins{lägigen Fragen sich der Mäßi- gung befleißigen; nur hierdurch könne dasselbe etwaigen Schritten der Tatholischen Regierungen zuvorkommen. Die Thatsache, daß der Siß der italienischen Regierung in Rom sein werde, sci die beste Garantie für die Sicherheit des Papstes. Der Minister {loß seine Rede, indem er darauf hinwies, daß die Größe Jtaliens und Noms darin bestehen würde, der Welt sagen zu können , es habe bei Erfüllung seines nationalen Pro- gramms die unerschütteelihe Grundlage für die Freiheit und Unabhängigkeit der Kirche gelegt. R :

Ancona, 20, April. Das österreichische Kriegs\{if »Hel- goland« beging die Trauerfeierlichkeit für den Admiral Teget- hof} mit 17 Kanonenschüssen. Ein italienishes Panzerschiff nahm Theil an der Trauerfeierlichkeit, indem es 17 Kanonen- s{hüsse abfeuerte, welche »Helgoland« mit nochmaligen 17 Ka- nonenschüssen erwiderte.

_Numániíeu, Galacz, 22. April. (W. T. B.) Der CUrst und die Fürstin sind, von einer zahlreichen Volksmenge enthusiastisch begrüßt, bier eingetroffen. Hier wie in Plojesti und Jbraila bezeugte die Bevölkerung dem Fürstlichen Paare ihre Ergebenheit für den Thron und das Verlangen nach Her- stellung geordneter Zustände. Die Reise nach Iassy sollte am 29. fortgeseßt werden. \

Nußland und Polen. St. Petersburg, 22. April. Der Großfürst Thronfolger und die Großfürstin Cesarewna mit dem Großfürsten Nikolai Alexandrowitsch haben am 19, April ihren Wohnsiß von St. Petersburg nach ZJarskoje- Sselo verlegt. - O

Die »R. T.-A.« berichtet, daß der Großfürst Nikolai* Niko- lajewoitsh am 19. April durch Moskau gekommen ist, um sich nach Kursk zu begeben. Be S

Die Korvetten »Lwiza« und »Pamjat Merkurija«, an deren Bord fich die Gardeêëmarine befinden, sind am 29. März von Konstantinopel nach dem Schwarzen Meere abgegangen.

Odessa, 22. April. (W.T.B.) Heute wurde mit M Pompe die Leiche des griechischen Märtyrers, des Patriarchen Gregor V., auf dem griechishen Schiffe »Byzanthion« behufs lprex Ueberführung nah Athen eingeschifft.

Amerika. Washington, 21, April, (Kabeltelegramm.) Der Kongreß nahm die Bill Behufs Einstellung des Unwesens im Süden durch die geheime Verbindung Ku-Klux-Klan an, nachdem die vom Senat und Repräsentantenhaujse gemein- schaftlich ernannte Konferenzkommission wesentliche Verände- rungen vorgeschlagen hatte. Darauf vertagte sich der Kongreß. Für den 10. Mai ‘hat der Präsident in einer Proklamation eine Extrasession des Senates einberufen, um die Beschlüsse der anglo-amerikanischen Kommission in Berathung zu ziehen.

Neichstags- Angelegenheiten,

Berlin, 24. April. Jn der Sigung des Deutschen Reichstags vom 22. d. M. beantwortete der Bundesbevoll- mäctigte, Finanz-Minister Camphausen, verschiedene Anfragen, welche der Abgeordnete Richter in Betreff der Kriegskontribu- tionen 2c. gestellt hatte, wie folgt:

Meine Herren! Da sonst von keiner Seite in dieser Frage das Wort begehrt wird, so sehe ih mich genöthigt, schon in diesem Augen- blick Über verschiedene Punkte nähere Auskunft zu ertheilen. Der Herr Vorredner hat so ziemlich alle Fragen, die si{ch an die Anleihe-Opera- tionen überhaupt knüpfen lasse, hier voraebraht, und ih bin meiner- sets sehr gern éereit, über alle einzelne Punkte, die ih mir notirt vave, die gewünshte Auskunft zu ertheilen, Zunächst if die Frage aufgeworfen worden, ob die Kontributionen, die in einzelnen Städten Frankreichs erhoben worden sind, in der Rechnung begriffen wären oder nit. Diese Frage habe ih zu verneinen, denn diese Aufstellung is cine Aufstelluna, die von der Ceniralselle ausgegangen ist und bei der nur hat berücksihtigt werden können, was in die Kasse der Centralstelle gelangt ist. Es is insbesondere gefca;t, ob darunter die Verpflegung ®- Kontribution begriffen sei, und das fann ick% auch nur verneinen. Ueber die Verpflegungsfontributionen ist ja überdies die Auskunft ertheilt worden; daß die franzosishe Regicrung mit der Entrichtung derselben gezögert hat. Es ist ferner die Frage aufgeworfen worden, ob die Grundsáägze der Theilung zwishen Nord- und: Süddeutschland bei Gelegenheit der Pariser Kontribution festgestellt worden seien. Auch diese Frage muß ih mit Nein beantrwvortea. Es haben nux unter Vorbehalt einer definitiven Regulirung einzelne Zahlungen an die süddeutschen Regierungen stattzefunden.

Was dann die große Frage anbetrifft, weshalb, nawdem man ursprünglich den Weg eingeschlag-n habe, durch öffentliche Zeichnungen den Kredit zu realisiren, man später dazu übergegangen sei, si der Vermittlung von Banquiers zu bediene, so kann ih auc darüber. mich ganz furz auslassen. Tm esten Augenblicke nach der Kriegé erklärung hat man den Wunsch gehegt, eine große nationale Anleihe zu machen. Zu welchein Sage die Anleihe aufgelegt werden könne, das ist zu jener Zeit sehr zroeifelhaft ershienen; nur mit s{werem Herzen hat man sih damals dazu entschlossen, eine fünf- prozentige Anleihe zu einem so niedrigen Course aufzulegen und zwar zu dem Course von 887 man hat lange geshwanft, ob mgn es nicht wagen könne; dem Publikum die Zumuthung zu stellen, daß für eine solhe Anlcize mindestens 90 gefordert werden möchte. Die Ansichten aus Banquier®skreisen drängten damals dazu, sich sür einen noch nie« drigeren Cours als 88 zu entschließen. Jch persönlich hatte den leb- haften Wuns, zu einem höheren Course reaiisiren zu können, und als mir das Resultat bekannt wurde, daß die Anleibe nit vollständig gezcihnet sei, habe ich mich als Finanz - Minister sehr gefreut; es hat feinen Augenblick gegeben, wo ich nit die Ueberzeugung hatte, wir würden sehr bald höhe. e Preise für dieseibe Anleihe erlangen fönnen. Das hat dahin geführt, daß, nachdem nun mit dem durch öffentliche Subskrivtion dargeltehenen Gelde eine Zeit lang gewirthschaftet war, wir in die Lage gebracht wurden, die verzinsliche 5prozentige Anleihe um einen Betrag von 20 Millionen Thaler zu reduziren und dur Schaßanweisungen zu erseßen Und daß es uns gelang, den Rest von dieser Anleihe er belief sich ungefähr auf einen Nominalbetrag von 29,700,000 Fhlr. den Rest von derselben Anleihe, der zur ôffent- lichen Subskription zu 88 aufgelegt war, wenn ich mich recht entsinne, zu 95X zu begeben, so daß an dicsem Reste der Anleihe eine Differenz gegen den dur öfsentlihe Substription erzielten Preis von ungefähr 1,660,000 Thir. erzielt wurde. Dies fiel in die Periode nach der Sccklacht von Sedan, wo Viele sich mit der Erwartung trugen y daß der Krieg rash ein Ende nehmen würde. Bald nachher trat eine völlig geänderte Situation ein, und man mußte sich vollständig mit dem Gedankey vertraut machen , daß der Krieg noch eine recht lange Dauer haben würde. Zugleich traten damals Sthwierigkeiten auf dem Geldmarkte ein. Es is - durchaus feine leichte Sache gewesen für Deutschland , diesen ganzen Krieg ohne extraordináre Hülfsmittel bestreiten zu können, es ist keine leihte Sache gewesen, die Preußisches Bank und alle übrigen Banken des Landes stets in der Läge zu er- halten, daß sie mit Leichtigkeit haben den Gewerben ihre Unterstüßung angedeihen lassen können. Die Erwägungen, die damals stattfanden, fübrten vor allen Dingen auf die Nothwen igkeit y dem deutschen Geldmarkt eine Erleichterung zu gewähren. Dies füh.te zu dèr Ueber- zeugung, daß es wünschenswerth sei, englishes Kapital unseren ZJwecken dien#har zu machen ; und dies ergab sehr bald, daß, wenn ein solcher Versuch, der in langen Jahren in Deutschland nicht hetre- ten war/ wenn der mit Erfolg betreten werden sollte , daß wir dann der Verinittelung von Banquicrsktäften nicht entbehren konnten um die nothwendigen Verständigungen mit England herbeizuführen. Es wurde deshalb zu jener Zeit unter verbältnißmäßig vortheilhäften Bedingungen ein solhes Abkommen mit einem Konsortium ges{lossen, und diese damalige Anleihe fand bei dem Publikum überaus großen

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