1871 / 109 p. 7 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Beifall; mán war von vornherein bereit , ansehnliße Summen zu zeichnen , und der Erfolg hat bewiesen , daß der aufgelegte Betrag er- beblih Überzeihnet worden is. Meine Herren! Wenn nun Jemand glauben sollte, ganz derselveErfolg wäre eingetreten und ganz derselbe Gang bätte eingeshlagen werden können, wenn man der Mitwirkung der Ge- \häftswelt entbehrt hätte, wenn die Geschäftêwelt sich kait und gleichgültig und vielleicht feinbselig dagegen gestellt hätte, der würde sich in großem Irrihum befinden , und dieselbe Geschäftswelt hat, als furze Zeit nacbher abermals eine sehr bedeutende Anteihe aufge ommen werden mußte, als bald nachher die zweite Serie dieser neuen Anleihe zu vec- geben war, hat sie zu erheblich höheren Preisen diese Summe der Re- gierung abgenommen, und zwar zu solchen Preisen abgenommen, daß es wirklich lange zweifelhaft blieb, ob sie iorerseits davei einen Vor- theil ziehen würde oder nit. Wenn man sich diese Dinge so vor- stellt, daß, nachdem der Erfolg erzielt worden ist, nun jeder Einzelne \{hon im Voraus das genau fo hâtte wissen können, dann glaube ih, daß man doch feine ganz genaue und klare Voistellung von finanziellen Operationen sich macht und von den Bedingungen , die erforderlich sind, um den Erfolg zu garantiren

So viel über den Erfolg der Vermittlung des Konsortiums. Tch würde noch außerdem anführen können, daß ja auch keines- wegs die Lage der verbündeten Regierungen so beschaffen war, um, abgesehen auch von den Nüefsichten, die ih hier geltend ge- macht habe, den Weg der öffentlihen Subskription einschlagen zu fönnen. Der Geldbedarf hat zum Theil sehr plößlich sehr große Di- mensionen angenommen. Die Geldmittel waren rasch zu beschaffen, und wenn man den Weg der öffentlichen Subskription einschlägt, so hat man ausgedehnte Zahlungstermine zu gestatten, von denen auch \hon bei der ersten Anleihe, cbwohl außerordentliche Begünstigungen für die frühere Einzahlung eingeräumt woiden siüd, dennoch ein schr ausgedehnter Gebrauch gemacht word:n ist ein Gebrau in dem Umfange, wie er den verbündeten Regierungen bei den spätern Darc- lehn8obligationen nicht hätte genügen können.

Dann hat der Herr Vorredner das Verhältniß wegen der Dar- lehnsfassen und der Anleihen bei denselben berübrt. Soweit es sich bei dieser Frage um die Berechtigung der verbündeten Regierungen handelt, in der Weise zu operiren, wie operirt worden ist, so habe ih daran zu erinnern, daß der §. 1 des Gesebßes vom 21. Juli 1870, welcher über diese Frage handelt, ausgesprochen hat, daß die Dar- lehnskassen begründet würden zur Abhülfe des Kreditbedürfnisses, vorzüglih zur Förderung des Gewerbes und der Jndustrie, Nun hat die Verwaltung der Darlehnskassen vom ersten bis zum -aller- leßten Augenblicke unausgeseßt in dem Sinne stattgefunden, daß alle Anforderungen auf Darlehen zu Gunsten des Gewerdes und der

ndustrie vollständig ersült worden sind. Es hat nicht einen Augen-

lick gegeben, wo die Darlehnskfassen niht vollst#ndig in der Lage gewescn wären, alle diese Anforderungen zu erfüllen, und es hat nicht einen Augenblick gegeben, wo etwa deshalb, weil für die verbündeten Regierungen bei der Darlehnskasse ein Lom- barddarlehn aufgenommen war, icgend ein anderes Gesuch zurüdge- ftelt worden wäre. Wäre jemals auch nur“ die Besorgniß heran- getreten, daß in dieser Beziehung hätte für die anderen Zwecke eine Ersch:verung eintreten können, so würde man darauf Bedacht genom- men haben, die Anforderungen zu Gunsten der verbündeten Regie- rungen einzusch{ränfen. Jch wiederhole also: es hat niemals eine Beeinträchtigung in dieser Hinsict stattgefunden.

Qur Sache selbst scheint es mir unzweifelhaft, daß, wenn das Geseß sagt: »zur Abhülfe des Kreditbedürfnisses«, dann fo gut der Staat ein Lombarddarlehn aufaehmen kann bei diesem Jnstitut, als wie irgend ein Anderer. Jedenfalls is die Berliner Darlehnskasse, die mit unabhängigen Männern beseßt war, ihrerseits niemals au nur im geringsien Zweifel darüber gewesen, daß sie vollständig in ihrer Kompetenz handelte, als fe die Darlehen gewährte. Dessenungeachtet , meine Herren, ist, weil wir ja sehr genau wissen, wie man in dieser Beziehung die Vorschrif!en lieb-r möglich|t enge auszulegen sucht, auch bei den verbündeten Regierungen der ent- \chiedenste Werth darauf gelegt worden ‘namentlich ich habe den entschiedensten Werth darauf gelegt: gleih beim Beginn über diese Operationen zu sprechen und dem Reichstage Gelegenheit zu geben, wenn er etwa der Ansicht wäre, daß, das nicht richtig fei, seine Einwendungen geltend zu machen. Jch habe aller- dings den größten Werth darauf gelegt, daß iu der Sißung vom November vorigen Jahres, wo ausdrüdcklich diese Sache in den Motiven der verbündeten Regierungen erwähnt war, auch nicht der leiseste Widerspruch dagegen erbo®en worden ist, Wenn Sie einmal die rechtilihe Zulässigkeit |-tuiren, und ih habe meinerseits nicht den allerleisesten Zweifel darüber gehabt, so glaube ih, Jhnen dann weiter darlegen zu können, daß die verbündeten Regierungen sich ein besonderes Verdienst um Deutschland erworben haben, indem sie diesen Weg eingeschlagen haben. Sie selbst weiden heute ermessen können, daß der Weg von Anfang an mir Vors! betreten worden is daß von Anfang an mit Vorsicht darauf geachtet worden is, ob etwa Darlehns-Kassenscheine in größerem Umfange in den Verkehr treten könnten, um irgendwie die Kredit- fähigkeit dieses Papieres in Zweifel ziehen zu lassen oder um irgend wie C'rkulationsmittel anzuwenden, die der Verkehr zurücksticße; und wenn in dieser Beziehung nur das leiseste Symptom eingetreten wäre, so dürfen Sie gewiß sein, daß die Finanzverwaltung vorsichtig genug war, um dies gleich im ersten Augenblicke zu beachten. Es hat deshalb die Verausgabung der Darlehnskassenscheine nur successive stattgefunden und heute kann man ganz bestiumt darauf hinweiscn, daß niemals Dar- lehnsfassenscheine in größerem Umfange im Verkehr gewesen sind, als wie der Verkehr sie willig aufnahm. Er nahm sie aber nit allein willig auf, sondern es wurde dadurch wesen!lich ein Verkehrsbedürfniß befriedigt, Die {were Last, die Deutschland während dieser Periode

u tragen gehabt hat, ist wesentli® dadur gemildert worden, daß es „elon7, cin allgerneines Verirauen findendes Kreditzeichen, ein allgemein Nertrauen findendes Cirkulationsmittel außer den bereits vorhandenen Cirfulationsmitteln zur Verwendung bringen zu können. Wenn die ddurch vermittelten Zahlungen hätien gemacht werden müssen, vermittels Noten der deutswen Banken, so würde die Loge der deutschen Banken , welche ohnedies eine Zeitlang sehr stark in Anspruch genommen -oaren, eine viel {wierigere gewesen sein. Sie würden bei allen Banken den Metallbestand in einem nicht ganz ricchtigen Verhältniß zu den Noten erblickt haben und es würden si daran Besorgnisse geknüpft haber, dic jeßt zunä®bst nur gegen die- ses cigen!hümliche Cirkulationsmittel gerichtet sein könnten und da sie nun gegen l-pteres nicht hervorgetreten sind, so sehen Sie eben, mit welcher Leichtigkeit eine wirklich s{wi-rige Situation überwunden worden ift.

Ich 1vill endlich bei dieser Angelegenheit nur noch eines Punktes erwähnen, der vom Stan* punkte cines Fiuanz-Ministers auch nicht ganz gleichgültig ist, den ih aver nicht in den Vordergrund stelle. Durch die Darlehne, welche die rerbündeten Regierungen bei den Darlehns- kassen aufgenommen haben, haben sie sich in die Lage gebracht, Geld

zu bekommen, ohne dafür Zinsen zahlen zu müssen; denn, meine

Herren, der Darlehnskasse hat man wohl die Zinsen vergüten müssen, aber die Jntraden der Darlehnsfkassen gehen dem Norddeutschen Bunde zu Gute, und was er auf der einen Seite an Zinsen hat zahlen müssen, das geht ibm auf der andern Seite an den Einnahmen der Var- lehnsfassen zu Eute; mit andern Worten, er hat sich für einen be-

" trächtlihen Betrag die Geldmittel versa}, ohne dafür Zinsen aus-

geben zu müssen. Jch wiederhole, daß ih diese Seite der Sache nicht an die Spize selle, daß ih ihr aber alierdings doch auch cinige Be- deut: ng vindizire.

Soweit meine Notizen reichen, glaude- ich, damit die verschiedenen Anfragen des Herrn Vorredners erledigt zu haben, Sollt? im Uebrigen gewünscht werden, auf die Sache roeiter einzugehen , ih werde in jedem Augenblick dazu bereit sein.

Nach dem Abgeordneten Dr. Löwe nahm der Finanz? Minister noch einmal das Wort:

Meine Herren! Der Herr Vorredner hat sich in eine Darlegung der Vor- und Nachtheile der Darlehn®*kassen eingelassen, oder der Wirkungen, will ich lieber sagen. Er haï angeführt, daß diejenigen, dieam lautestennachDarlehnskassen geschrien hätten, nachher dieDarlehns- kassen zu benußen nihtin der Lage gewesen wären. Jh kann mich nicht genau erinnern, ob über das Darl-hnskassengeseß eine eingehen e öffentliche Diskuision statt gehabt hat. Jedenfalis habe ich mi in Privatfreisen zu jener Zeit fehr oft darüber ausgesprochen, daß ih die Hauptwir- fung der Darlehnsfkassen in ihrer Schaffung erblickte, daß in demselben Moment, ia weichem man dem Gewerbe und dem Handel ein sicheres Deitrel giebt, an das man sich in gewisser Bedrängniß halten fann, man Über den größten Theil dieser Bedrängniß hinaushilft, und diesen heilsamen Effekt der Darlehnskassen haben fie niemals in #0 emi- nentem Maße geübt, als im Sommer des vorigen Jahres, denn fie haben in dem ersten Augenblick große Dienste dem Geiverbebetricb, dem Handel und Aterbau geleister.

Aber, meine Herren, grade weil sie di.fen Dienst leisteten, sind die Geldmirtel der Darlehnskasse nicht in dem Maße in Anspruch ge-

* nommen wo9ocden, und war es also thunlich, diese Geldmiitel auc

noch für andere Zwecke, auch noch für die Zivecke der verbündeten Staa-

ten in Anspruch zu nehmen, und das*ist dann demnächst geschehen. .

Wenn nun der Herr Vorredaer sagt, ja, im Anfang wäre das doch sehr zweifelhaft gewesen, so habe ic darauf zu erwidern, die ver- bündeten Regieruagen haben im Unfang keïnen Gebrauch davon ge- macht, sondern erst dann, als sie über die ¡Folgen unzireif-lhaft ware, und ferner, wenn ausgeführt wird, roenun das so gewesen sein möchte, wie es dann wohl zu Siande gekommen wäre, ja dann, meine Herren, sagt der preußische Finanz-Minister vielleicht nicht mit Unrecht, man habe sih nach den Umständen gerichtet, und ivenn die Umstände andere geivesen wären, würde man auch anders cebandelt haben.

Es ift dann in eine ausführlihe Darlegung eingegangen, welcher Weg für die Beschaffung der Geldmittel den Vorzug verdienen möchte, die Vermittlung durch Banquiers oder öffentliche Subskription.

So, meine Herren, wie man doctores utriusque juris hat, \o thut meines Erachtens die Finanzverwaltung gut, daß ste beide Wege zuläßt und jeden von diesen Wegen benüßt und so benüßt; wie cr zem Lande am Meisten Vortheil gewährt. -— Gott behüte mich, daß in Nülem, was ic gesagt babe, nur der gerirgste Eimpand gegen bie öffentliche Subskription ausgesprochen wäre; ih weiß nicht, ob ich es erleben werde, daß wir wiederum von ciuer solhen Subskription Gebrauch zu machen häiteny wenn dic Umstände dazu angeihan wären y wie sie es im vorigen Sommer ganz entschieden waren , so würde ih der erste sein, auf das Dringendsie dazu zu rathen, jenen Leg einzuschlagen.

Aut war das ein kleiner Jrrthum, wenn geglaubt wurde, daß dieser Weg bei uns im vorigen Jahre zum ersten Male eingeschlagen sei, wix haben schon bei der Anleihe vom Jahre 1859 diesen Weg eingeshla en und die Regierung hat auch scitdem noch durch ihre Organe dafür gesorgt , Einzeihnungen auf preußische Anleihen stati- finden zu lassen.

. Endlich ist hervorgehoben worden, bei der Veranstaltung der öffentlich n Subskription hätte man noch nicht so recht um die Sache gewußt, das Publikum sei nicht orientirt gewesen. Nun, meine Herren, was sollen wir dazu sagen? Jn öffentlicher Berathung beschließt der Reibstag des Norddeutschen Bundes große Unleihen, alébald wird der Weg der öffentlichen Subskription ausgesprochen, ich glaube nicht, daß es damals einen Abgeordneten gegeben hat, der nicht gewußt hätte, daß man zur öffeatlichen Subskription \hreiten

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will. Wir haben für die Zeinung mehr áls tausend Kassen beauf- tragt, mehr als tausend verschiedene Stellen im ganzen Lande sind in Requisition geseßt worden, um die Zeichnungeu anzunehmen , und soll man nun heute wirklich behaupten fönnen , damals wäre das Publikum nicht unterrichtet gewesen? Nein , meine Herren , das Nublifum hat damals nit rasch genug einen Entschluß gefaßt , ob das Zeichnen auf die Anleihe seinem Jnteresse entspreche oder nicht unkd, wie gesagt, der Finanz-Minifer hat sich dauals darüber freuen dürfen, daß nicht die volle Summe gezeichnet worden war.

Nach dem Abg. Lasker erklärte der Finanz - Minister

schließlich: i

Meine Herren! Auf die Frage wegen der Kontribution glaube ih nicht näher eingchen zu sollen; ih have mich darüber schon auêge- \sprocen, daß Zahlungen an süddeutsche Staaten stattgefunden haben, und daß daraus sich die hier angeführte Zahl erklärt.

Mas die leßte Frage betrifft, so is es ja wohl denjenigen Mit- gliedern des Reichstages, die zuglei dem Landtage des Staates Preußen angebören, noch erinnerlih, daß die preußische Regierung bei der Unmöglichkeit, den Reichstag zusammenzurufen von dem Landtage die Ermächtigung begehrt hat, einen Vorschuß bis auf Höhe von 50 Millionen aufnehmen zu können. Der desfallsige Geseß- entrourf, dessen einmüthige Votirung in beiden Häusern des Laindtages die preußishe Staatsregierung damals mit großer Genugthuung entgegengenommen, und worin sie einen wiederholten Beweis des Patriotismus der Vertretung gefunden hat, ist in Preußen bis zu diesem Augenblick nicht publizirt worden, hat alo nicht Ge- seßcókrafi erlangt. Auch war in diesem Geseße vorgesehen, daß nur Schapanweisungen fkreirt werden dürften, die bis zum 1. Juli derzcit hon ein ziemlich naher Termin —-- verfallen müßten, und es lieat vóôllig außer der Absicht und vôllig aufer der Möglichkeit, daß die preußische Regierung von diesem Kredit gegenwärtig noch Gebrauch machen könnte. Daß diejenige Forderung, die ja zuglei gestellt war, daß man dazu nur übergehen würde auf Anforderung des Kaisers und des Bundesraths, gegenwäutig nichi mehr erfüllt werden kann, versteht sih ja wohl von selbs|. Jch glaube daher, mich darauf be- \{hränfen zu können, mit der größten Bestimmtheit auszusprechen, daß von jenem Kredit kein Gebrauch gemacht roerden wird.

Bei der Berathung des Antrags der Abgg. Dr. Lucius und Genossen (S, den Schlußbericht in der heutigen Nr. d. Bl.) erflärte der General-Post-Direktor Stephan nach der Befür- wortung des Antrags durch den Antragsteller:

Meine Herren! Jch beginne damit, einen Jrrthaw zu berichtigen, der dem Herrn Antragsteller verhin unterlaufen ist in Bezug auf das Ressortverhältniß. Jch berichtige den Jrrthum nur deshalb, weil dies für de Sache y die hier zur Verhandlung steht , von Wesentlichkcit ist Und dazu dienen wird, die Beunruhigung j; die der Herr Antragsteller geäußert hat, zu zerstreuen. Denn nicht in der Organisa- tion, nicht darin ; daß die Feldyosi-Beamten unter dem militärischen Kommando stehen, während die Staatsposi von der heimischen Äd- minißration abhängt; beruht die Schwterigkeit, sondern lediglich in dir Natur der Tranéporte. Die Staatspost ressortirt nicht von dem Königlich Preußischen Handelè-Ministerium, wie der Herr Antragsteller annimmt, jondern als Reichs-Jnstitut von dem Bundeskanzler-Amte ; und in allen technischen Beziehungen übt das General-Postamt als oberste leitende Behörde auch auf die Feldpost, die auch allein von der Postverwaltung mobil gemacht wird, einen ganz speziellen Ein- fluß aus. Die Einheit i} also völlig gewahrt, und es würde, wenn dieje cinheitliche Leitung niht vorhanden wäre, auch absolut unmöglich sein, den Dienst in technischer Beziehung zu organisiren, da ja die Feldpost auf der Basis der heimathlichen Staatöpost sich aufbaut,

-quit all ihren Wurzeifasern hierher si erstreckt und von hier aus ihre

Ergäuz ing einpfängt. 1 : | Was sodann den Antrag selbst betrifft, so findet er gewiß seinen beredtesten Fürspreher in dem lauten Herzsclage der ganzen Nation für das Wohl ihrer Brüder, die noch auf dem Schauplaß ihrer Thaten und ibres Ruhmes verweilen. Es is} allseitig das Bestreben vorhanden, daß die Unannehmiichkeiten, welche die augenblick-

lide Lage der Dinge herbeiführen kann ich lasse dahin

gestellt iein, ob sie unirkflich in dem Maße herbeigeführt werden , wie die Klagen es annehmen lassen nach Möglichkeit beseitigt oder doch erleichtert werden. Die Postverwaltung hat von Anfang an das hrige dazu beigetragen , so weit es irgend in ihren Kräften stand. tah den Zeugnissen der öffentlichen Meinung, die darüber vorliegen mir selber würde es am .woenigsten anstehen , darüber ein Urtheil auszusprechen aber nah den beredten Acußeiungen der Anerken- nung, welche aus allen Gauen des Vaterlandes dem General- Postamt zugegangen sind, wird es niht ais éin: Anmaßung erscheinen, wenn ih, meine Herren, mir die Bemerkung erlaube, daß der Antrag, falls er etwa eine Anregung sür die Post- verwaltung enthalten soll, und wenigstens für den Unfkfundigen könnte es diesen Schein gewinnen, daß dieser Antrag also für uns unerwartet ekommen ist; und doppelt unerwartet na dem, was der Herr Prä- dent des Bundesrathes neulich auf die Juterpellation Lucius hier erxf!ärt hat, daß nämlich das General-Postamt bereits ohne eine solche Anregung aus eigenem Antrieb, so wie die ersten Klagen aus Frankreich einliefen, und zwar {on seit dem 11. April, \\{ch mit den betheiligten Behörden dem Kriegs- Ministerium und dem Ministeriuum für Handel und Gewerbe wegen Wiedereinführung des Paetpostdienstes in Verbindung gescßt hat. Lediglich darin, daß über das Eisenbaÿnmaterial nicht mehr mit dem Nachdruck hat verfügt werden können, wie zu Anfang, weil an dasselbe ganz enorme Anforderungen gestellt worden sind, und es auf {e Klagen des Handelsstandes zum Theil dem heimathlichen Friedens-

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. Quverlässigkeit der Beförderung.

verkehr hat zurückgegeben werden müssen, hat es gelegen, daß die Ver- handlungen noch nicht zu Ende geführt worden sind, es is aber von Seiten des Königlichen Handels - Ministeriums in dieser An- gelegenheit au jeßt, wie von Anfang an, das größte Entgegenkomznen au den Tag gelegt worden, und es is, nackdem der Eisenbahnver- waltung die Ueberwindung auch der jeßigen Schwierigkeiten gelungen ist, heute ein Einverständniß darüber erzielt worden. Danach wird es möglich sein, mit Wiedereinführung der Packetbeförderung gerade #0, wie es der Wunsh der Postoerroaltüug gewesen ist, auch ohne die in vorliegenden Antrag gegebene Anregung, im Laufe der nächsten Woche wieder zu beginnen.

Hierbei woill ih. doch bemerken, mcine Herren, daß diese Beförde- rung feineswegs zu den Verpflichtungen der Felt post gehört und daß ißre Mittel auch gar niht darauf berechnet sind. Dieser Dienst, wenn er \o fort dauern sollte, ist dermaßen an- greifend für die heimische Postverwaltung, die Räder haben so {arf ineinandergreifen und so s{chleunige Umdrehungen machen müssen, daß sie anfangen, \sich abzulaufen, und daß die Nachweheu davon, wie ih ernstlich besorge, in einer tem Landes- Postwesen zum Schaden gereihenden Art sich kund geben werden, weshalb es schon jeßt für uns eine ernste Aufgabe ist, die Besorgnisse, die in dicser Beziehung eintreten, durch wirksame Vorkehrungen bei Zeiten zu zerstreuen. Man darf fest behz:upten , daß feine andere Postverwaltung der Welt ihren Armeen Padckete nahschidcken, und daß man den Angehörigen per Post Kleider, Wäsche und Lebensmittel senden wird, weder in England, Frank- rei, noch Jtalien u. st w., und zwar schon deshalb nicht, weil dicse Länder übcrhaupt fein Staats-Fahrpostinstitut besißen; und bier is} es der Ort, meine Herren, daß ih Diejenigen, welche sonsi für die Unterlassung von dergleichen Verfehrsanstalten an die Privat-Jndustrie schwärmnen, in diesem Momente daran erinnere, welche Dienste gerade auch unser Staats-Fahrpostinstitut dem Lande in der vergangenen großen Zeit zu leisten vermocht hat.

Tch betrachte also, um auf den Antrag zu kommen, den ersten Punkt desselben als gegenstandslos. Der zweite Punft behandeli das Maxis-- malgewicht und der dritte ‘as Porto. Ja, meine Herren, das sind Dingee die so speziell in die Administration und Technik der ganzen San eingreifen, daß ich es für bedenklih halten muß, bier in diesem Hoheie Hause einen Beschluß darüber herbeigeführt zu sehen, wie weit dp. Post in ihren Dimensionen mit dem Gewicht und dergleichen Aeuße. lichkeiten gehen soll. Es beruht das auf sehr genauen Berechnunge (x Es wird den Herren bekannt sein und es liegt auch in der Natuc de, Sache, daß jedes Ding, welches auf ein Zusammenwirken in Massen bx rechnet ist, sih einschränken muß. Sie wissen, daß die Bestimmungen üb, die Militärausrüstungen schr genau vorgeschrieben sind, daß z. B. d! kleinen Koffer für die Offiziere, die sie in die Packwagen hineinlegen, eint ganz genaue Größe haben müssen. Wenn cin Bau aufgeführt wer- den soll, müssen die Steine dazu eine ganz destimmte, vorherberechnete Dimension haden. Jch lege den größten Werth darauf, daß Sie die Postverwaltung nicht dazu drängen, das Gewicht von 4 Pfund über- schreiten zu müssen. Denn mit dem Gewicht hängt tie Form zu- sammen; die Gegenstände, die zur Versendung fommen , sind, was ihr s\pezifishes Gewicht anbetrifft, alle fast gleih {chwer; sofern Sie also die Gewichtsgrenze erhöhen, vergrößern Sie nothwendigerweise auch die Dimensionen, und dann is} es nicht mehr möglich, die Yackete in den Eisenbahuwagen, die unszur Disposition stehen fortzuschaffen, und sie in den Fachweifkräumen der Sammelstellen zu behandeln. Wir haben genau berechnet, daß bei 4 Pfund {weren Packeten in jeden Waggon durchscnitilih ca. 3500 Packete gehen. Nun sind täglih 30,000, in \chwierigen Tagen 40,000 Pakete durch die Post zur Arm-:e in Frank- reich ge\shickt worden; das sind ungefähr soviel, wie im Jahre 1866 in einem ganzen Monat abgeschickt wurden. Und wenn der Herr Vorredner gemeint hat, daß diese Summe pro Tag sich vertheilen müsse auf eine größere Reihe von Tagen, und daß man die Packet- beförberung wohl länger hätte aufrecht erhalten fönnen, so will ih mir erlauben, ihn daran zu erinnern, daß, als am 8. Dezember die erste Serie der Packetbeförderung geschlossen wurde, die Packete in Frankreich #ch derart angehäust hatten, daß die leßten erst Anfangs Januar zur Vertheilung gekommen find, weil die Truppen theilweise auf dem Mars, und die Wege durch die Witterung und die Fuhrkolonnen ruinirt waren, und weil erft auf den eôtlegenen Routen das nôö:hige Fuhrwerk herbeigeschafft werden mußte, von dessen Menge man keine Vorstellung hat, wenn man sie nicht gesehen; für die Beförderungen auf den heimathlichen Strecken hinwiederum waren die inzwischen eingetretenen Massenversendungen des Weihvachtsverkehrs und die dann folgenden Schneeskürme auch gerade feine Erleichterungen

Tch lege also den größten Werth darauf, meine Herren, daß die in der Praxis bewährten Dimensionen nicht Überschriiten werden. Es wer- den der Post Seitens der Eisenbahnen täglich 10 Waggons zur Verfügung gestellt, und zwar, je nach Bedarf, in Berlin, Cassel, Leipzig, Frank- furt a. M. , Cöln, Saarbrüen u. . w. Diese Waggons kommen aber durchschnittlich erst nah 3 Wochen zurück. Wir müssen also den Bedarf auf 2—300 Waggons berechnen. Wenn größere Dimensionen festgestellt werden, dann sind auch mehr Waggons nöthig, und die ganze Maßregel scheitert daran, namentlih die Regelmäßigkeit und Erweiterte Bedingungen für die - UAnnahwe der Paete lassen sich zwar leiht aufstellen, aber mit der bloßen Annahme der Pakete ist den Truppen nicht geholfen, sondern die Haupsache ist, meine Herren, daß die Packete auch ankommen.

Nun bin ich ermächtigt, wenn von dem Hause ein großer Werth darauf gelegt werden sollte, eine Ausdehnung bis 5 Pfund zuzuge- stehen. Jch kann aber nicht dazu rathen, daß ein weitergehender An- trag angenommen werde; und wenn Sie auf meine 23jährige Erfahrung in solchen Dingen und auf meine mehrere Jahrhunderte