1890 / 265 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 03 Nov 1890 18:00:01 GMT) scan diff

München, 2. November. Anläßlich des Namens- festes Sr. Königlichen Hoheit des Prinz-Negenten wehten, wie die „Allg. Ztg.“ berichtet, gestern von den Thürmen, von allen Königlichen und städtischen Gebäuden, von den Gesandtschastshotels und Konsulaten, dann von vielen Privathäusern die Fahnen. Morgens 8 Uhr fanden in den fatholishen Stadtpfarrkirhen Festgottesdienste statt, welchen die Schuljugend anwohnte. Um 10 Uhr fand in der St. Micaelskirhe und in der "Theatiner-Hofkirche ein feierliches Hochamt, in der protestantishen Matthäus-Kirche liturgischer Festgottesdienst statt. Um 11Uhr war im Dom Hoch- amt mit feierlihem Tedeum, zu welchem sich der apostolische Nuntius, die Staats-Minister Freiherr von Leonrod und Dr. von Müller, die obersten Hofhargen, die Hofkavaliere Sr. Majestät des Königs, die Spißen der obersten Justiz- und Verwaltungsbehörden, zahlreiche Staatsbeamte, alle in großer Uniform, der Bürgermeister Borscht mit den katholischen Mit- gliedern der städtischen Kollegien in Amtstracht und zahlreiche sonstige Andächtige eingefunden hatten. Se. Königliche Hoheit der Prinz-Regent selbst wohnte mit feiner Schwester, der Herzogin von Modena, dem um 11 Uhr vom Kanonikus Kögl abgehaltenen Hochamt in der Aller- heiligen-Hoffkirhe bet. _ Auch in der Schloßkapelle zu Fürsten- ried, in der altkatholischen Kirche und in der Synagoge fanden Festgottesdienste statt. Nachmittags fand bei Sr. Königlichen Hoheit dem Prinz-Regenten Familientafel statt.

Sachsen.

Dresden, 2. November. Jhre Hoheiten der Herzog und die Herzogin Friedrich Ferdinand von Shleswig- Holstein-Sonderburg-Glücksburg sind; wie „W. T, B. meldet, heute von Steiermark hicr einaetroffen. Der Herzog ist alsbald nah Schloß Grünholz bei Edernförde weitergereit, während die Herzogin noch einige Taae hierselbst „bei ihrer Mutter, der Herzogin Adelheid vonSchleswig-Holstein, verweilen wird.

Baden.

Karlsruhe, 1. November. Fhre Königlichen Hoheiten der Erbgroßherzog und die Erb großherzogin sind, wie die „Karlsr. Ztg.“ mittheilt, heute Mittag in Baden-Baden eingetroffen. Kurz vorher empfing Se. Königliche Hoheit der Großherzog den Statthalter von Elsaß-Lothringen, Se. Durthlauht den Fürsten zu Hohenloh E welcher dann mit den Höchsten Herrshasten am Frühstück theilnahm und auch Abends Ur Tafel erschien. Gestern Abend fand zu Ehren Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Alexander von Preußen eine _Hof- tafel statt, zu welcher auch Se. Durchlaucht der Fürst und Jhre Durhlaucht die Prinzessin Amélie zu Fürstenberg, sowie der Königlich preußische Gesandte von Eisendecher ein- geladen waren. Heute erhielten die Höchsten Herrschaften aus Port Said die telegraphishe Nachricht von der heute dort erfolgten glücklihen Ankunft Jürer Königlichen Hoheiten des Kronprinzen und der Kronprinze]jin von Schweden und Norwegen.

Sachsen-Weimar-ESisenach.

Weimar, 1. November. Das Großherzogliche Staats- Ministerium hat, wie die „Weim. Ztg.“ erfährt, vom Reichs- kanzleramt die Befugniß erhalten, die Einfuhr von Shweinen aus Oesterreih-Ungarn in solhen Städten zu gestatten, welhe Schlachthäuser mit polizeiliher Kontrole besißen.

Oldenburg.

(H) Oldenburg, 1. November. Der Großherzog- lihe Hof ist heute von Eutin nah Oldenburg zurück- getehrt.

Sachsen - Meiningen.

Meiningen, 1. November. Der Landtag genehmigte, wie wix der „Weim. Ztg.“ entnehmen, in feiner gestrigen Sizung die Fortdauer des Geseßes über die Benußung der Landstraßen zu Eisenbahnen und nahm das Gejeß, betreffend die Aufhebung der dem Domänenfiskus und anderen juristischen Personen bisher zugestandenen Befreiung von Gemeinde- abgaben an.

Anhalt.

Dessau, 1. November. Jhre Königlichen Hoheiten die Prinzessin Friedri Carl von Preußen, der Herzog und die Herzogin von Connaught sind, nah dem „A. St.-A.“, gestern hier eingetroffen.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 3. November. Ihre Königliche Großherzogin von Sachsen isf, nach ? „W. T. B.“, vorgestern Abend aus Heinri troffen und hat bei dem deutschen Botschafte ci Wohnung genommen. Heute Nachmittag stattete Se. Kaiser und König Jhrer Königlichen Hoheit ein

Se. Kaiserliche Hoheit der Gro ßfürst-Thronfo Rußland wird auf der Durchreise nah Triest sich b | Tag lang aufhalten und, wie verlautet, in der Kaiserlichen Hofburg Absteigequartier nehmen. Der Herzog Nikolaus von Leuchtenberg ist gestern aus Paris hier eingetroffen.

Der Landtag der Grafschaft Görz ist nah Erledigung sämmtlicher Vorlagen am Sonnabend geschlossen worden.

Der kroatische Landtag wählte in seiner vorgestrigen Sißung die Mitglieder der Regnicolar-:Deputation und des Spezial-Aus\{hu}es für die Kommassations-Vorlage. Nach- mittags konstituirte sih die Regnicolar-Deputation und wählte Vukatinovic zum Präsidenten und Egersdorfer zum Referenten.

Großbritannien und Jrland.

Am Sonnabend fanden in ganz England die Munizipal- wahlen statt. Das Gesammt-Ergebniß derselben is ein vor- wiegend der liberalen Partei günstiges. Jn Sheffield, Bristol, Cardiff und Liverpool wurden die Kandidaten der Liberalen, in Manchester, Leeds und Salford die der Konservativen ge- wählt. Jn Newcastle unterlag der Arbeiterkandidat.

Ueber einen neuen blutigen Fall von Boycott in Frland wird Folgendes berichtet: „Mond scheinler“ feuerten am Mittwoch Morgen Schüsse in die Wohnung des Farmers Flanagan bei den Ardacraklippen in der Grafschaft Clare, während die Familie s{hlief. Statt aber den Farmer selbst zu treffen, welcher seit vier Fahren geboycottet wird, weil

er eine Stelle übernommen hatte, deren früherer Besißer aus- gewiesen worden war,* traf ein tödtliher Schuß die zwanzig- jährige Tochter. :

Der zum Oberrichhter auf Samoa ernannte \chwedishe Kammerherr von Cedercrant ist am Sonntag in London eingetroffen.

Frankreich.

Paris, 3. November. Der Kronprinz und die Kron- prinzessin von Dänemark sind, laut Meldung des „W. T. B.“, gestern hier eingetroffen. Der Großfürst Peter Nikolajewitsch von Rußland ist heute zum Winter- aufenthalt in Cannes angekommen. |

Am Sonnabend ist, der „Köln. Ztg.“ zufolge, der zweite Regierungsberiht über die Arbeitsbedingungen 1m Auslande, und zwar die Abtheilung Desterreih-Ungarn, erschienen. Die Arbeit über Oesterreih is vom Botschafter Decrais, die über Ungarn vom General-Konsul Delabarre in Pest verfaßt. E :

Die französishe Mittelmeer-Flotte ist von Malta nach Algier in See gegangen.

Einem von der Jnsel Reunion dem „Temps“ zu- gekommenen Briefe zufolge verursahte das englisch- französische Abkommen über die gegenseitige Einfluß- \phäre in Afrika große Beunruhigung in Tamatave und Tananariva. Jn Folge des Gerüchtes, die Regierung der Hovas “weigere sich das französishe Protektorat anzuerkennen, mußte der französishe General-Resident in Tananariva einschreiten, um die Gemüther zu beruhigen. Wie verlautet, hätten die Mitglieder der Regierung der Hovas mehrere Versammlungen betreffs des französisch- englishen Abkommens abgehalten, doch ist über die Vorgänge oder Beschlüsse in diefen Versammlungen nichts bekannt ge- worden.

Rußland und Polen.

Jn Gatschina fand, wie die „St. Pet. Ztg.“ berichtet, am Mittwoch Vormittag in der Schloßkirhe eine Seelen- messe statt für alle getreuen Kaiserlichen Diener, welche in der Stunde des Unheils am 29. Oktober 1888 ihr Leben gelassen haben. Bei dem Gottesdienst waren anwesend: der Kaiser und die Kaiserin, der Großfürst-Thronfolger, die Großfürstinnen Xenia Alexandrowna und Olga Alexandrowna und dex Großfürst Michail Alexandrowitsh. Aus St. Peters- burg waren zu dieser Seelenmesse eingetroffen: die Großfürstin Alexei Alexandrowitsh, Konstantin Konstantinowitsh, Dmitri Konstantinowitsh und Georg Michailowitsch und die Prinzessin Eugenie Maximilianowna von Oldenburg. Unterden Andächtigen in der Kirche befanden sich ferner der Minister des Kaiserlichen Hofes Graf Worönzow-Daschkow mit Gemahlin, der Commandeur des Kaiserlichen Hauptquartiers General-Adjutant Richter, der Kriegs-Minister General-Adjutant Wannowski, das Mitglied des Reichsraths General-Adjutant Possjet, General-Adjutant Danilowitsch, eine Reihe höherer Hofbeamten und andere Per- sonen, die sih im Moment der Katastrophe im Kaiserlichen Zuge be- funden haben, auch die Hoflakaien, das Zugpersonal, die Unter - Militärs des Eisenbahn - Bataillons und die Arbeiter, welche sich auf dem verunglückten Zuge befanden. Den Gottesdienst verrichtete die Hofgeistlihkeit mit dem Hofpresbyter Janyschew an der Spiße. An die Seelenmesse \chloß sih ein Dankgottesdienst für die wunderbare Errettung. Nach beendigtem Dankgottesdienst erwiesen Fhre Majestäten und Jhre Kaiserlichen Hoheiten und dann auch alle übrigen bei der Katastrophe im Zuge anwesend gewesenen Perjonen ihre Ehrfurcht dem Heiligen Kreuze. Nach dem Gottesdien]t be- gaben sich alle Personen, welhe die Katastrophe au} dem Zuge miterlebt haben, ins Palais, wo der Kaiser und die Kaiserin sich unter den Erschienenen bewegten. Nach 1 Uhr wurde in einem der Säle des Arsenal:Carrés ein Frühstück servirt, zu welchem die Minister, die Hoschargen und Personen der Suite, welche sich mit Jhren Majestäten in dem verunglückten Zuge befunden haben, geladen waren. Unter den Frühstücksgästen befanden sich auc die Großfürsten, welche in der Kirche anwesend waren. Für das Zugpersonal sowie für die Unter-Militärs des Eisenbahn:Bataillons, die Sélosser, Tischler und andere Arbeiter, im Ganzen 83 Per- sonen, waren Frühstüstische in vier Zimmern der Bel-Etage des Küchen-Carrés gedeckt worden. :

Zur Reform des russischen Paßwesens, mit der auch eine Durchsicht der Bestimmungen über russische Unte r- thanshaft in Zusammenhang steht, erfährt der „Grashd. : daß das betreffende, dem Reichs§rath bereits zugegangene Pro- jekt von diesem Behufs Vervollständigung wieder dem Mi- nisterium des Jnnern überwiesen worden 1}t. Dafür soll aber noch vor Weihnachten das Projekt des neuen Wechsel- gesetzes erledigt werden i y L

Dem in Brüssel erscheinenden „Nord“ zufolge ist ein neuer zweimonatlicher Dampferdienst zwischen Vibau und Havre mit russischer Staatzhülfe eingerichtet und dadurch die russishe Ostsee-Handelsflotte verstärkt worden. l

Wie die „Nowoje Wremja“ meldet, ist der Regierung

Statutenentwurf einer französish:rus}ichen Gesellschast

F von russishem Schafflei]ch nach Fran k-

P + V L

Bestätigung zugegangen.

Ftalien,

Wenn auch jedes zweite Wort der politischen Kreise Jtaliens gegenwärtig die Wahlen betri}, so sieht man, wie die „Pol. Corr,“ schreibt, doch der Begegnun g des Minister- Präsidenten Crispi mitj dem) deutschen Reichskanzler von Caprivi allgemein mit großer Aufmerksamkeit entgegen. Der Besuch des deutschen Reichskanzlers in Mailand wird allgemein als eine neuerlihe sichtbare Bekräftigung des Dreibundes und als ein Akt besonderer Freundschaftlihkeit Seiiens Deutschlands aufgefaßt. Der Zeitpunkt der zu Ehren des. Hrn. Crispi in Turin und Palermo zu veranstaltenden Bankette ist noch immer nicht festgestellt. Nur so viel ist gewiß, daß feines der beiden vor dem 9. November zu erwarten ist. JFnzwischen haben zwei Wahlkollegien in Sizilien, diejemgen von Syracusa und Girgenti, dem Minister-Präsidenten das Kammermandat angetragen. Herr Criepi hat beiden Kollegien seinen Dank ausgedrückt und daran diè Erklärung geknüpft, daß er seine Kandidatur nur in seinem bisherigen Wahlkreise von: Palermo aufzustellen beabsichtige. Jn den Kreisen der bisherigen Mehrheit ist man, wie es scheint, dem System der mehrfachen Kandidaturen überhaupt abgeneigt. Auf Seiten der Radikalen joll dagegen die Absicht bestehen, mehrfache Kandidaturen aufzustellen, was auf einen Mangel an Kan- didaten hinzudeuten scheint.

Abreise wird, der „Frkf. Zig.“ zufolge, mit der Grenz- berihtigung zwischen den italienishen und abessinishen Be- sizunaen in Verbindung gebracht. Nah einer Pariser Correspondenz der Mailänder „Perseveranza“ wäre der jeßt veröffentlihte Plan der Er- richtung eines Garibaldi-Denkmals in Dijon auf die Reise des radikalen Deputirten Cavalotti nah Paris vor einigen Wochen sowie diejenige des französishen Abgeordneten Pichon nach Rom zurückzuführen und hätte lediglih den Zweck, als Wahlmanöver gegen die italieaishe Regierung zu dienen. Die sammtlichen Mailänder Blätter mit Ausnahme des radikalen „Secolo“ stehen daher dem Plan äußerst kühl gegenüber.

i Spanien. Die Königin-Regentin ist mit ihren Kindern, ihrer Mutter und der Janfantin JFsabel nah längerer Abwesenheit am 23. v. M. wieder in Madrid eingetroffen. Auf den nach dem * Palast führenden Straßen befand si ein zahlceihes Publikum, welches die Königin ehrerbietig und sympathisch begrüßte. Die vom „Globo“ ausgestreuten Gerüchte, wonach man in den Kreisen der Bürgerschaft beschlossen hätte, bei der Ankunft des Hofes die Läden zum Zeichen der Miß- stimmung über die lange Abwesenheit zu schließen, bestätigte sich also durchaus nicht. Den zur Rechten des Wagens reitenden Ge- neral Pavia zeichnete die Königin vesonders durch eine längere Unterhaltung aus. Jm Palast fand nach der Ankunft noch kleiner Empfang statt, und erst gegen Mittag zog sih Donna Christina in ihre Gemächer zurück. Am 27. Oktober tagte, wie die „Köln. Ztg.“ meldet, unter dem Vorsiy der Königin der erste Ministerrath, in welhem sich Canovas in längerer Auseinandersezung über die Tagesfragen verbreitete: die Mac Kinley - Bill, die Zollgeseßgebung und den öffentlihen Gesundheitszustand. Auh wurde die Ant- wort, welche die Krone auf die Adresse der leßthin in Saragossa zum Katholikenkongreß vereinigten spanischen Bischöfe ertheilen wird, festgestellt. Sie drückt den Dank für die Botschaft und die Erinnerung an die Fürbitte des Papstes bei der leßten s{chweren Erkrankung des Königs aus. Zu dem neuen amerikanischen Zolltarif hat die Regierung noch keine Stellung genommen: sie will erst weitere Aeußerungen der fatalonishen Industriellen und der Vertreter Cubas abwarten. Die Kündigung der Handelsverträge soll beschlossene Sache sein; der neue Zolltarif dürfte im s{hußzöllnerishen Geiste ge- halten werden und im Februar 1892 in Krast treten.

Zwischen der Regierung und der Central-Kom- mission, welche auf Grund des Geseßes über das allge- meine Stimmrecht eingeseßt ist, um die Aufstellung und Revision der Wah llisten zu überwachen, sind Meinungsver- \chiedenheiten ausgebrohen. Die Regierung hatte gewisse Be- \{lü}se der Kommission, welche sich gegen die Haltung verschiedener Vrovinzialbehörden hinsihtlich der Aufstellung der Listen rihteten, nili ausgeführt. Jn der am 1, d. M. abgehaltenen Sitzung der Kommission wurde ein von Sagaîta einge- brachter Antrag, die Differenzpunkte zwischen der Kommission und der Regierung sofort den Cortes zu unterbreiten, be- rathen, ein Beschluß jedoch noch nicht gefaßt. Die Berathung soll heute, Montag, fortgeseßt werden.

Portugal.

Zur Zambesfifrage verlautet, nach der „Mgdb. Ztg.“, daß Portugal ein Rundschreiben an alle Großmächte gerihtet habe, worin die neuen portugiesischen Vorschläge be- fannt gegeben und um die Verwendung der Großmächte ge- beten wird. Lord Salisbury habe erklärt, er werde im Laufe dieser Woche die portugiesischen Vorschläge beantworten.

Schweiz-

Die nähere Prüfung der Wahlzettel über die National raths-Wahlen in Zürich hat die Richtigkeit des am Wahltage verkündeten Resultats ergeben. Jm Aargau ist der radikale Demokrat Zschokke an Stelle des bisherigen Mit- glieds Fsler (Centrum) gewählt worden. Bei den am 2. No- vember vorgenommenen Stichwahlen zum Nationalrath haben in Basel-Stadt und im Berner Mittelland die Radikalen gesiegt. Jm Berner Mittelland ‘hat das bis- herige Mitglied des Nationalraths, Regierungs-Rath Steiger, sein Mandat niht wieder erhalten. Bei der Stichwahl im Kanton Waadt ist der radikal-demokratische Kandidat Paschoud

ählt worden. i i: a in Bern heute abgehaltene Parteitag der \chwei- zerischen sozialdemokratishen Partei beshloß, wie W, T B meldet, gegen das Auslieferungs- geseß, falls dasselbe vom Nationalrath in der vom Stände- rath beschlossenen Form angenommen werden sollte, das Neferendum zu ergreifen. Ebenso wurde beschlossen. gegen die in Vorbereitung befindlihe Novelle zum Bunbvesstrafrecht das Referendum zu ergreifen. Endlih soll von den etd- genössishen Räthen ein Geseß verlangt werden gegen die Beschränkung des Vereinsrehtes der Arbeiter Seitens der Arbeitgeber.

Niederlande.

Jn der am 1. d. M. abgehaltenen Sißung des Staats- raths hat sih, wie der „Mgdb. Ztg.“ aus Amsterdam ge- meldet wird, Königin Emma bereit erklärt, die Regent- \chaft zu übernehmen. Die betreffende Vorlage wird den Generalstaaten im Laufe tieser Woche zugehen.

Zur Negentschaftssrage in Luxemburg wird dem- selben Blatt von dort geschrieben : I

Nachdem die niederläadishen Generalstaaten in. ihrer Sitzung vom 29. Oktober den Beschluß gefaßt haben, daß König Wilhelm TIT. in Folge einer nach ‘dem ärztlihen Gutachten unheilbaren Geistes- krankheit fortan zur Regierung unfähig sei, ift die Regentschafts- frage auch für das Großherzogthum Luxemburg gelöst. Nach Art. 6 und 7 der luxemburgishen Verfassung und den Mt U 28 bes nassauishen Hausvertrags von 1783 ist der Herzog Adolf von Nassau ohne weitere Förmlichkeit zur Auéübung der Regentschaft berufen. Zwischen den auf die Regentschaft bezüglichen Bestimmungen der niederländischen und der luxemburgischen Verfassung besteht ein großer Unterscied. _Nach dem niederländishen Geseg ist die Einsezung eier Regentschaft mit vielen langwierigen Förmlichkeiten verbunden, während fie fich nah luxemburgishem Verfassungsrebt ganz einfa vollzieht, Der Herzog von Nassau ift nämli als nächster männlicher Agnat des regierungê- unfähig gewordenen Großherzogs zur Uebernahme der Regentschaft verpflichtet und muß seinen Willen, dieser Verpflihtung nazukommen, der luxemburgishen Kammer mittheilen, Die ganze Förmlichkeit besteht also darin, daß der Herzog eine Botschaft an die Kammer rihtet, worin er tie Üebernahme der Regentschaft anzeigt. Dieser Vorgang ift im April 1889 beobachtet worden und wird sih auch dieêmal wiederhclen.

Der Staatsrath des Großherzogthums Luxemburg trat

Graf Antone!lli ist nah Massovah abgereist, nahdem

der König ihn in Monza empfangen hatte, Diese plößliche

am Sonnabend zu einer zweiten Berathung zusammen und

bat si, dem „W. T. B.“ zufolge, für die Eröffnung der

Kammer dur den Regenten ausgesprochen, Wie der „Rhei-

nische Courier“ meldet, wird der Herzog von Nassau

demnächst ina Auna eintreffen und die Kammer persönlich

eóffnen. (S. das Telegramm auf der vierten Seite d. Bl.) Velgien.

Jn dem Ministerium Beernaert sieht ein Wethsel bevor. Der Minister des FJnnern und des Unterrichts Devolder scheidet (wie {hon in Nr. 263 d. Bl. gemeldet) in der That aus und wird Justitiar der bedeutendsten Bank Belgiens, der Brüsseler Société Générale. An seiner Stelle soll, wie es der „Mgdb. Ztg.“ zufolge heißt, der Abo. Melot (klecikal). Minister des Jnnern werden. Wie das genannte Blatt wissen will, würden au die Minister Fürst Chimay und Lejeune voraussihtlih aus dem Kabinet austreten.

Türkei.

Der Neffe des Unter-Staatssekretärs Artin Pascha, Vahran Bey is}, „W. T. B.“ zufolge, wegen angeblicher Theilnahme an den Umtrieben in Armenien verhaftet worden.

Wie die „Agence de Constantinople“ meldet, wollten am Tage des Schußpatrons der Jnsel Kephalonia, Gerasimus, einige Bewohner der Jnsel die Kirche in Galata besuchen, fanden die Thüren aber in Gemäßheit der Anordnung des Patriarchen geschlossen. Sie erbrachen darauf unter hesligen ‘Verwünschungen gegen den Patriarchen gewaltsam die Thüren der Kirche und verrichteten ohne Priester und unbehindert von der herbeigeholten Polizei ihre Gebete.

s Griechenland.

Nach einer Mittheilung des „W. T. B.“ aus Athen dürste das neue Kabinet wie folgt zusammengeseßt sein: Delyannis Jnneres und Krieg, Deligcorgis Auswärtiges, Kumunduros Marine, Karapanos Finanzen, Valsamakis Unterricht; für das Justizportefeuille werden Gerocostopulo oder Zaimais genannt.

Ein Mitarbeiter des „Matin“ hat den Führer der Oppo- sition, Hrn. Del ya'nnis besucht, nahdeut das Ergebniß der Wahlen bereits bekannt geworden war. Delyannis hat die Nachricht von seinem Triumph gleichzeitig mit der Meldung von dem Tode seines Bruders, des Präsidenten des Kassationshofes, erhalten. Er begreife nicht, sagte Delyannis, warum man aus ihm einen kriegerishen Menschen mache, welcher den Frieden Europas stören wolle; er habe Trikupis angegriffen, niht weil derselbe nit militärish in Kreta ewgeschritten sei, sondern weil er die Jnsel den Türken ohne Garantien überliefert habe. Die Griechen kennten seine Jdeen und hätten dur die Wahlen bewiesen, daß sie dieselben billigien. Er werde stets die Ehre und Würde Griechenlands aufrechterhalten, aber ein offensive Rolle werde er niht spielen; Europa werde hoffentlich seine Absichten begreifen und ihn unterstüßen; Ersparungen Und praktische Reformen strebe er an und verabscheue „tolle“ Unternehmungen, welhe nußlos die Budgets belasten; den Kredit und die Wohlfahrt Griechenlands werde er zu fördern suchen.

Dänemark.

(F) Kopenhagen, 1. November. Von den beiden Vize- Präsidenten des Folkethings ist ein Geseßentwurf, betreffend die Anweisung von Land zum Gartenbau, eingebracht worden. Jm Anschluß an das Geseß vom 9. Zuli 1850, betreffend die Abtretung von Land zur Errichtung von Armen- häusern und Wohnungen für Obdachlose, wollen die Antrag- steller dur diesen Gefeßentwurf bezwecken, daß den Einliegern und Häuslern ohne Land auf dem Lande durch Ver- anstaltung der Kommunen Gelegenheit zur Bebauung eines Gartengrundslücks von der Größe von 1 bis 2 Scheffel Land (1/4 bis 1/2 Morgen) gegeben wird. Jn jeder Landkommune sind für Rechnung der Kommune so viele solcher Gartengrundstücke zu beschaffen, als der Anzahl der bei dem Jnkrasttreten dieses Geseges in der Kommune wohnhaften. Häusler- und Einlieger- familien (d. h. Personen mit eigenem Hausstande) entspricht, die niht wenigstens einen Scheffel Land bebauen und die ein Gartengrundstück zur Bebauung verlangen. Diejenigen, welche ein Landstück von weniger als einem Scheffel Land besigzen, können jedoch nur ein neues Gartengrundstück von einem Scheffel Land Größe verlangen. Binnen einem Monate nah dem Jnkrafttreten des Geseßes erläßt der Kirch- spielsvorstand eine Bekanntmachung mit der Aufforderung an alle Diejenigen, welche in Betracht zu kommen vermeinen, ein \hriftliches Verlangen wegen eines Landstücks an den Kirchen- vorstand zu richten. Leßterer und eventuell der Amtsrath (Kreislandtag) entscheiden über die Berehtigung der ein- gegangenen Anträge. Die Gartengrundstücke sollen soweit als möglih in der Nähe der Wohnungen der neuen Be- bauer belegen sein. Wo die Umstände dafür sprechen, tónnen jedoch mehrere oder wenigere der zu einem Dorfe gehörigen Gartengrundstücke, auf einem Playe vereinigt, in der Nähe des Ortes angelegt werden. Es darf kein Land gewählt werden, bei dessen Kauf und Einrichtung ein Garten- grundstück über 200 Kronen per Scheffel Land kostet oder dessen Abtretung dem jezigen Besißer oder Benuyer be- sondere Unannehmlithkeiten verursahen würde. Sämmtliche Gartengrundstüce, die jedes für sich mit Eisendraht eingeftiedigt werden sollen, werden als Eigenthum der Kommune, welche die Kaufsumme bezahlt, in das Grund- buch eingetragen. Ländereien der Predigerhöfe werden als besonders für den in Frage stehenden Zweck geeignet erachtet. Die Kirchspielsvorstände haben das Recht zur Aufnahme von Anleihen zur Bestreitung sämmtliher Ausgaben ; die Anleihen werden mit 1 Prozent jährli amortisirt. Sämmtliche Aus- gaben der Kommune werden auf die einzelnen Garten- grundstücke vertheilt; der antretende Bebauer hat eine jährlihe Pacht zu bezahlen, die einer vierprozentigen Ver- zinsung des auf jedes Grundstü entfallenden Antheils von den Gesammtausgaben entspricht. Ein Pächter kann während der Lebenszeit seiner Ehefrau niht gekündigt werden, dagegen kann der Pächter mit einjähriger Frist kündigen. Die A utragsteller vermeinen, daß auf diese Weise die ländliche Arbeiter- bevölkerung seßhafter gemaht werden kann.

Amerika.

Vereinigte Staaten. Die. irischen Deputi Dillon und O'Brien sind am Sonntag in No eingetroffen und von zahlreihén Mitgliedern der irländischen Vereine mit lebhaften Kundgebungen empfangen worden. Bei der Ankunst in seinem Absteigequartier empfing, wie „W, T. B.“ meldet, O’Brien die zur Begrüßung erschienenen Jrländer und verlas eine Adresse, in welcher als Zweck der von ihm und Dillon

unternommenen Reise die Gründung einer Nationalkasse zur Bekämpfung der Regierung und der Grundeigenthümex bei deren Vorgehen gegen die Pächter bezeihnet wird. JFhre Mission sei im vollsten Einvernehmen mit Parnell erfolgt. Hierauf gelangte eine Adresse zur Verlesung, in welcher der Gouverneur von New. York Dillon und O'Brien willkommen

heißt. Afrika.

Der „Times“ wird aus Sansibar vom 2. November ge- meldet: Der Erfolg der Expedition der Engländer a Witu habe auf die eingeborene Bevölkerung einen tiefen Eindruck gemaht. Die Zahl der auf englisher Seite Ver- wundeten betrage 13, sämmtliche Verwundungen seien jedoch leihte. Der Feind solle gegen 80 bis 90 Todte und Ver- wundete haben. Unter den aufgefundenen Todten und Ver- wundeten hätten sich keine Araber, sondern lediglich Sklaven und S befunden.

us der Kapstadt wird dem „Neuter'schen §& f 2. November gemeldet: | O

Der Agent ber südafrikanishen Comvagnie, Col- quhoun, ist aus dem Manicalande zurückgekehrt und hat im Namen der Compagnie am 10. v. M. im Fort Salisbury im Massova land die Verwaltung übernommen. Man ist mit môg- list \chleuniger Herstellung eines Weges nach Manica beschäftigt. Im Matabelelan d herrs{cht vollständige Ruhe. Die mit dem Aufsuhen von Gold im Mafsovaland Bescäftigten, deren I puna 300 beträgt, sollen bis jeyt befriedigende Resultate er-

Parlamentarische Nachrichten.

__ Die Neichstags-Kommission zur Vorberathung der Novelle zur Gewerbeordnung wird in den nächsten Tagen (5. d. Mi.) ihre Arbeiten wieder aufnehmen. Vor der Vertagung des Neistages (2. Juli) hat sie sih mit Titel VII, (Gewerbliche Arbeiter, Gesellen, Gehülfen, Lehrlinge, Betriebsbeamte, Werkmeister. Techniker, Fabrikarbeiter) beschäftigt, ist am 3. Zuni zusammengetreten, hat an diesem Tage gesessen, ferner am 6. 2, 17. u. st. w., und ihre Berathungen am 30. Juni vorläufig beendigt. _In den zahlreihen, nur dur die Plenarberathungen übe das Militärgeseß unterbrohenen Sitzungen hat sie erledigt in erster Lesung zum größten Theile die Allgemeinen Ver- hältntsse bes Tit. VIT- & 106 (al! 1064 bis TODR (neu), betreffend die Sonntagsruhe, &. 106—114 (alt) betreffend die Arbeitsbücher (8. 107, 112, 113 gegen de Vorlage veräntert), und S. 120, betreffend den Besuch von Forts- bildungssch{ulen Seitcns Arbeiter unter 18 Jahren. Die Kommission hat sich sodann dem Abschnitt 11T1 des Tit. VIL (Lehrlingsverhältnisse) zugewendet und die §8. 126—133 nah der Vorlage genehmigt. Aus dem Abschnitt 1IV (Verhältnisse der Fabrikarbeiter) hat se die Kinder- und Frauen- arbeit herausgegriffen und in den §8. 135—139a wesent- lie Abänderungen getroffen. Die Kommission hat ferner nach- stehende Resolution gefaßt, „die verbündeten Regierungen zu ersuchen, mit der Frist des §. 137 Absag 5 die Frist sub §. 20 Nr. 2 des Krankenversicherungsgesezes bei nähster Revision desselben in Uebereinstimmung zu seßen“. §. 137 Absahßz 5 bestimmt: Wöch- nerinnen dürfen während sech{chs Wochen na ihrer Niederkunft nit be- \chäftigtwerden. Unerledigt find noch geblieben vom Tit, VII §8. 115 bis 119, 120 a—120 e (Allgemeine Verhältnisse), Abschnitt 11 (Ver- hältnisse der Gesellen und Gehülfen), §8. 121—125, Abschnitt IlIa (Verhältnisse der Betriebsbeamten, Werk- meister, Techniker) §8. 133a—133e, vom Abshnitt 1V (Vers- hältnisse der Fabrikarbeiter) §8. 134—134-, Abs(nitt V

(Aufficht). Soweit handelt es \sich im Artikel 1 der Novelle zur Gewerbeordnung, Die Kommission hat ferner noch zu berathen Artikel 2 (8. 120a soll durch §. 3 Absatz 1 des Gewerbegerihts- geseßes erseßt werden), Art. 3 (8. 98a Nr. 26 Absaß 2 Innungen), Art. 4 (Abänderung der §8. 146, 147, 148, 149, 150, 151, 153), Art. 5 (Ersaß des §. 154), Art. 6 (Zutaß zu §. 155) und Art. 7 (neu, das Gese soll mit dem 1. April 1891 in Kraft treten u. \. w.).

Kunst und Wissenschaft.

X Jn der Königlichen National-Galerie

ist heute im zweiten Cornelius-Saale und im drilten Ge- osse eine Sonder-Ausstellung von Werken der verstorbenen Maler Eduard Bendemann, Wilh. Geny und Carl Steffeckt eröffnet worden. Nicht® besser kann das Andenken heim- gegangener Größen auf dem Felde der Arbeit und des steten Wettkampfes, wie solches die bildende Kunst bietet, geehrt werden, als dur solche Sonder: Ausstellungen; aber um so \{hmerzliher springt auch der Verlust in die Augen, welchen Deutschland durch den Hingang solcher Kunstgrößen, wie jene drei, erleidet.

Betrachten wir zunächst die Bendemann'sche Aus- stellung im Cornelius-Saale. Welche Gründlichkeit spriht sich in den Studien aus, welches Streben nah dem Schönen, dem Endzweck des auf höchster Stufe stehenden Künstlers!! Un- zweifelhaft ist die Nichtung Bendemann's durch die Werke Raphael's und emsiges Studium nah diesem Fürslen der Kunst beeinflußt worden; das geht deutlih aus seinen Studien und Bildern hervor. Der Rhythmus der Form, das Streben nach reiner Zeihnung zeigt sih auf jedem der ausgestellten Blätter. Schwerer , aber zimmer noch deutlih, findet sich dies in den ausgeführten Malereien. Eine Fähigkeit, welhe zu fklassisher, oder besser gesagt, „monumentaler

gebotenen Raum“, war ihm in hohem Grade eigen. Daß die Cornelianishe Richtung, welche die Schönheit lediglih in Formen und nicht in der Farbe suchte, nicht ganz spurlos in seinen Werken blieb, ist freilih ersihtlich und auch natürlich. Die Ausstellung Bendemann's ist besonders lehrreih für den angehenden Künstler, welher fich des Ernstes seiner Auf- gabe, als „Erzieher des Geshmads durch Streben nach dem Schönen, was wahr, und dem Wahren, was s{ön ist“, zu wirken, bewuzt ist. Das große Publikum wird s{werlich die ganze Fähigkeit Bendemann's zu würdigen verstehen. Der Einfluß der koloristishen Richtung der Piloty-Schule, welche sih mit der bloßen Form nicht begnügt, hat den Geshmack zu sehr beeinflußt, als daß jeßt noh ein Jeder die tiefe Jnner- lihkeit Bendemann'sher Werke schäßen könnte. Tempora mutantur, do dies nimmt dem verewigten Meister nichts von dem Verdienst, die Kunst, was an ihm war, gefördert zu haben.

Der Preußische Kunstverein hielt gestern in feinem Vereinslokal, in der Dorotheenstraße Nr. 11, unter dem Vorsiß des Geheimen Justiz-Naths Pohlandt seine 32, Jahreêsverfammlung ab. Wohl nur wenige Vereine haben fo viele gekrönte Häupter unter ihren Mitgliedern wie gerade dieser, Außer Jhren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin gehören ihm an der König von

Sachsen, der König der Belgier, der König und die Königin von

Malerei“ unbedingt erforderlich ist, „das Komponiren in dem -

Rumänien, der Großherzog von Baden; der Großherzog Friedrich Franz von Mecklenburg-Schwerin, der Herzog Errst von Sa(bsen-Alten- burg, ferner die Prinzessin Friedri Carl und die Prinzen Heinri und Leopold von Preußen. Au der Herzog von Ratibor, Prirz Heinrico von Carolath und andere Personen der hohen Aristokratie find Viit- glieder des Vereins, der es sich zur Aufgabe mat, die Kunst und strebsame Künstler zu fördern turch Ankauf ihrer Werke, die dana unter die Mitglieder verloost werden, Im letzten Fahre fund ins- gesammt 175 Delgemälde vom Verein angekauft worden.

Der Neumärkishe Geschichtsverecin hielt gestern in Küstrin die konstituirende Sitzung ab, welcher au der Landes- Direkior von Leveßow beiwobnte. Die nächste Sitzung soll in Lands- berg a. d. Warthe stattfinden. j _„_ F Ueber die {on in Nr. 232 des „R- u. St-A.“ pom 26. September erwähnten Ausgrabungen in Rhamnus bringt 3, Heft dec „Athenischen Mittheilungen der Kaiserlichen art gischen Institute“ folgende ausfübrlibere Mittheilung: Fn R ha hat die archäologische Gesellschaft dur Hrn. Staïs bei den T Grabungen veranstaltet, die durch cine unerwartete Menge vor turen belohnt worden find. Das Wichtigste find Reliefreîte, mit Zuversicht der Basis des Nemesitbildes von Agorakritos ¿usbreiben dürfen. Es sind mehrere männliche i Köpfchen erbalten, auch der Kopf Pfertes, Die Komposition stellt f gezogene Neiße mäßig bewegter Geft Allem der Fries des Parthenon u verale des Agorakritos \ck@on etwas weiter entwidelt drei statuarishe Werke, die mit der \chriften neben einarder aefunben lebensgroße weibliche Formen. Sie {f Himation befleïbet Farbenschm

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sie ist ein Werk des Inschrift wird man da

Die zweite Figur, vor Priesterin der Nemesis, geweth dritte Statue von etæwa halber der sein Himation um der

Sungiemnge

L r n°mager Den Tefte Arm (anbetend ?) erhebt; fe # MWeihunc des Lystikleidet min muß aus dem Ende des fünften Jahrhunderts stammen. Unter den wenigen arhaischen Resten ift eine 46 ecm Hohe welblihe Sißfigur, den gleihen Figuren von der Akropolis im Stil ver- wandt, zu nennen. Bis auf Kopf und Arme isl sie wohlethälten. Von einer sehr {ön gearbeiteten Gruppe #f leider nur der unter: Theil, Unterschenkel und Füße in starker Bewegung, erhalten. Außer- dem mögen genannt sein vershiedene Hermen, eine kleine 42 cem Hohe langbekleidete Gestalt ftrengen Stiles und ein Reliefbruwstück, das unter anderen Figuren (Adoranten ?) einen nackten Jüngling mit hohem korbähnlichen Kopfschmuck zeigt. j

(F) Die Ausgrabungen bei Falster bo Behufs Au, deZung ber alten hanseatischen Heringsfaktoreien, die au in diesem Sommer auf Veranlassung der Königlichen Anti l Z Stoctholm fortgeseßt wurden, sind vorige Woche die aestelit worden. ie Arbeiten waren ret mühsam, Play mit einer 3—4 m mächtigen Schicht von Flugsand È ausdem Mittelalter stammende Burg Falsterbohus, die Ref {hen Vogte, ijt jeßt soweit ausgegraben, daß ibre Urmrifse ein stimmt werden können. Nach außen war sie von cinem tiefe geben, hinter welchem zwei Reihen Palifsaden angebra&t ganze Burgterrain hat eine rechteckige Form von 40 Hinter den Palissaden standen einige WirtbsGaftsgebs noch ein zweiter Graben den Zugang zu der eig s{werte. Der Eingang zu dieser war an der Süzîïe einen Quai und die Ueberreste cines Boothariecs urd den erwähnten Prahm, der eine Länge von 15,2 m hzt, gefunden i der Burg und dem Thurm im Burghofe find die Grundmauern 2—3 m bo bloßgelegt; diese geben Zeugniß von der Solidität, mit welcher die Baumeister jener Zeit bauten. Unter den loïen Funben find die keramishen am zahlreihften, meist jedo Fragmente. Waffen und Geräthschaften von Eisen find in unglaublither Menge gefunden, meistens aber durch Rost sehr beiïSüdint, an Bronzesachen kommen Siegel, Pincetten, Ringe, Gefäßrefte u. î an Knochensahen Kämme, Zahnbürsten, Schabfig u. st. w. vor. Münzen find gegen £00 StückX gefunden worden, dar- unter einige sehr seltene \{wedische, während der größ Tf hanseatishen und englischen besteht.

Land- und Forstwirthschaft.

Die Reblausverheerungen in Elsaß-Lotbringen.

Die Reblaus bat aub im verflossenen Sommer ibr Zerr stôrungswerk in der Mehrzahl der verseuchten Gemarkungen Lotb- ringens und des Ober-Elsaß fortgeseßt und auch die an Vallières angrenzende Gemeinde Vantoux ergriffen. Bleibt au die Zabl der im leßten Sommer ivfizirt befundenen WeinstöFe gegen dicjenige des Sommers 1889 zurück, so muß gleihwobhl wegen der zerstreuten Lage der einzelnen aufgefundenen Herde und der dadur bedingten Ver- mehrung der Sicerheitsgürtel im Ganzen eine größere FläGe der Vernichtung preisgegeben werden, als im vorigen Jahre. Im Sommer 1889 betrug die Anzahl der infizirt befundenen Stöcke in den Gemeinden Lutterbach, Hegenheim (Ober-Elsaß), Vallières, St. Julien, Scy (Lothringen) 849, die Flähen, für welche Entschädigungen gezahlt werden mußten, 63676 qm. Im laufenden Jahre wurden in den Gemeinden Lutter bah, Hegenheim, Ancy, St. Julien, Vallières und Vantoux 635 infizirte Stôcke vorgefunden, während die Flächen, welhe der Vernihtung anheimfallen und entsädigt werden müfsen, 75 070 qm also rund 7} ha betragen, gegen 1889 éin Mehr von ctwa 1 ha 14 a. In der Gemarkung Scy, in welcher im verflossenen Jahre 1} ha vernihtet worden sind, wurde in diesem Sommer keine Infektion gefunden; ebenso ist in Plantières seit den daselbft 1885 vorgenommenen Vernichtungsarbeiten kein neuer Heerd entdeckt worden. Die sonstigen in \ämmtlihen Bezirken vorgenom» Ee Untersuchungen haben erfreuliher Weise ein negatives Resultat ergeben:

Sanitäts-, Veterinär- und Quarantänewesen.

| Griechenland. Alle Dawpf- und Segelschiffe, welhe aus dem Golf von Alexandrette kommen, und zwar vom Golf von Nas-El-Chansir ab bis zum Hafen von Karatach Burun, sind vom 3./15. Oktober 1890 ab einer elftägigen Effektiv-Quarantäne unterworfen. Dieser Quarantäne haben sih die S@(iffe in Delos zu unterziehen. (Vergl. „Reihs-Anz.* Nr. 235 vom 30. September 1890.) Egypten.

Der internationale Gesundheitsrath zu Alexandrien hat am 11, Oktober 1890 beshlosfen, gegen Ankünfte aus dem Hafen von Barcelona das Cholera-Quarantäne-Reglement in Kraft zu setzen.

(F) Christiania, 30, Oktober. In einem hiesigen kleineren Schweinebcstande sind kürzlich einige Fälle von der hier im Lande bis- her rit vorgekommenen Shweinediphtheritis oder S{hweine- pest beobachtet worden. Cine in dieser Veranlassung ers{ienene Königliche Resolution vom 28. d, M. bestimmt, daß mit Bezugnahme auf das Gesch, betreffend die Veranstaltungen in Veranlassung von bösartigen anstedenden Krankheiten unter den Hausthieren, vom 20, Mai 1882 auch die Schweinepest zu den Krankheiten gerechnet werden sol, welche der besonderen Fürsorge des Staales unterworfen sind. Diese Bestimmung tritt fofort în Kraft. Der Ober-Arzt für

das civile Veterinärwesen bat eine Anleitung veröfentli®t, wie die

S(hweinepest zu erkennen Und dieselbe zu verhüten ist.