1890 / 274 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 13 Nov 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Nr. 20 des Archivs für Poft und Telegraphie -(Beiheft zum „Amtsblatt des Reichs-Postamts“, Lerausgegeben _im E des Reichs-Postamts) hat folgenden Inhalt : 1. Aktenftücke und Auf- ave: Die Verbreitung der Anlagen für elektrishe Starkströme im

eichs-Telegraphengebiet und die Einwirkung der leßteren auf den Betrieb der Reichs-Telegraphenanlagen. Entwickelung des Post- und Telegraphenwesens in den Großherzogthümern Mecklenburg- Schwerin und Mecklenburg-Streliß während des zehnjährigen Zeik- raums von 1880 bis 1889. (Schluß.) Dr. Karl Ludwig Hencke. IT. Kleine Mittheilungen: Umfang des Telegraphen- und Postverkehrs aus Anlaß der Moltke-Feier am 26. Oktober 1890. Die nord- amerikanischen. Eisenbahnen. Beschädigung des Ostscebades Kranz durch Sturmfluth. 11]. Literatur des Verkehrswesens; Handbuch des gesammten Verkehrswesens des Deutschen Rcihs. Von August Lange. 2 Theile. Dresden 1890. Verlag von Gerhard Kühtmann. IV. Zeitschriften-Uebers@u. :

Nr. 45 des Ætntralblatts der Bauverwaltung, herausgegebeŒim Ministerium der öffentlihen Arbei- ten, hat folgen#ffén Inhalt: Was hat das Bauwesen von einer Neu- faffung deg Matentgesezes zu erwarten? Neue Bildwerke am RathhauzÆin ev Neubau eines Geschäftshauses für das Amtsg@§t in Braunfels. Umbau , des Monte Olimpino-Vunnels bei omo. Fischpaß bei Hameln. Vermischtes: Versuche mit éroölben aus verschiedenen Baustoffen. Rettungsboje mit unaus-

zibarem Licht. Eröffnung der neuen elektris zu betreibenden City- und Süd-London-Bahn. Glocken zu Nebelsignalen an den Küsten der Vereinigten Staaten. Durchgehende Bremsen in

E as 9, Beiheft zur leßten Nummer des „Militär-

W blatts* enthält cine Abhandlung über die „Entwicke- Taae bee preußifchen Kriegsartikel.“

Entscheidungen des Reichs8gerichts.

Der Art. 9 der; preußischen Verfassungsurkunde vom 31. Januar 1850 (,Das Eigenthum if unverleßlih. Es fann nur aus Gründen des öoffentlihen Wohles gegen vorgängige in dringenden Fällen wenigstens vorläufig festzustellende Entshädigung nah Maßgabe des Gesetzes entzogen oder beshränkt werden. “) ist, nah einem Urtheil des Reichsgerihts, V. Civilsenats, vom 920. September 1890, wesentlich nur eine Direktive für die Geseßgebung, er hat insoweit, als das Spezialgeseß, auf Grund dessen der Eingriff in das Eigenthum erfolgt, eine Entschädigung pit vorsieht, keine praktishe Bedeutung, Ist geseßlich eine Ent- schädigung nit vorgesehen, so verpflichtet auch nicht die Miß- anwendung des zur Beshränkung des Eigenthums berechtigenden Gesetzes dur die Polizeibehörde den Staat oder den fonstigen Inter- essenten zur Entschädigung; vielmehr steht dem Benachtheiligten nur die Beschwerde gegen die Polizeiverfügung bei der zuständigen Verwaltungsbehörde zu.

Literatur.

# Des Bismarck, sein Leben und Wirken von Hermann Jahnke. Berlin, Verlag von Paul Kittel. Das Werk liegt jeßt, nah dem Erscheinen der Lieferungen 15 und 16, vollständig vor. Die erstere behandelt den deutsh-französishen Krieg, während in der leßteren der Verfasser in klaren Zügen die Zeit von der Rückkehr Kaiser Wilhelm's T. aus Frankreich bis zum Rültritt des Bao Bismarck von seinem Amte zeihnet, Mit beredten

orten wird am Schluß die Abreise des Fürsten Bismarck von Berlin geschildert und ihm ein warmes Lebewohl gespendet. Allen Verehrern des früheren Reichskanzlers kann das Werk

Wetterbericht vom 13. November 18290, Morgens 8 Uhr. von F

Stationen. Wind. Wetter.

Hierauf:

in 9 Celsius

RIIIREINA [5 T4

Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeres\p

J p . . o

red.in Millim

Temperatur

Mullaghmore Aberdeen .. | 754 Christiansund | 759 Kopenhagen . | 763 Stockholm . | 766

aparanda , 770

t. Petersb, | 775 Mosfan . ., | 779

Cork, Queens- A TOT Gherbourg , | 758 Der 1 (O7 B C08 amburg .. | 765 winemünde | 765 Neufahrwasser| 765 Memel ... | 766

Den a4 04 ünster ,, | 765 Karlsruhe. , | 767 Wiesbaden . | 767 München , . | 768 Chemniy ,, | 768 Din l 765 Wien ..,. | 766 |W 2 Breslau... | 766 till bedeckt

Ile d'Aix. . | 765 |SW 5 Regen

Niza .….. | 762 |[NO 5 wolkenlos Triest... , | 762 |ONO 5 bedeckt

Uebersicht der Witterung. Ein barometrishes Maximum erstreckt s|ch{ch von

SSW 4hheiter

S 2 heiter 2\wolkig 1 Nebel 2 bedeckt

pi

R TNRAARPINDUNONNNA=IU E X O

Paradies. Sonnabend :

Anzengruber.

Sonnabend:

uach

Anfang 7 Uhr.

anderes liegt über dem Innern Rußlands, ein ziemlich tiefes Minimum is nordwestlich von Stwotiland erschienen. In Deutschland dauert die ruhige, vielfa neblige Witterung fort, stellenweise |st Regén gefallen. Jn den westlichen Gebietstheilen Deutschlands ist die Temperatur nahezu normal, in | von Ed. Dorn. den übrigen liegt sie über dem Mittelwerthe. Da Schöller.

nordoftwärts fortshreiten wird, dürfte für Deutsh- land Fortdauer des ruhigen Wetters mit Aufflaren

zu erwarten sein. Deutsche Seewarte.

E E | 1) Den De - 12 Bildern von Alex. Moszkowski und Rich

Nathanson. Musik von C. A. Raida, Ballet von | yorgetr, v. Concermeister Kramer. Venedig“, f. Piston v. Arban, vorgetragen von Hrn.

Theater-Anzeigen.

Königlihe Schauspiele. Freitag: Opern- haus. 230. Vorstellung. Mignon, Oper in 3 Akten

von Ambroise Thomas. Text mit Benußung des | Direktions Julius Fritsche. 7. Male: Der

Goethe'shen Romans: „Wilhelm Meister's Lehr-

jahre“ von Michel Carré und Jules Barbier, deuts{ch

. Gumbert.

Dirigent: Kapellmeister Kahl. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. 237, Vorstellung. Die Copisten.

raphologie. von A. C. Strahl und Emil Lessing, In Scene | Arrangement vom Balletmeister geseßt vom Direktor Dr. Otto Devrient. Zum | Anfang 7 Uhr.

Swluß: Post sestum. Luftspiel in 1 Aufzug von Ernst Wichert. In Scene geseßt vom Direktor Dr. Otto Devrient. Anfang 7 Uhr.

Sonnabend : Opernhaus. 231. Vorstellung. Das Nachtlager iun Granada. Oper in 2 Abtheilungen | burg. von Kreuzer. Text vom Freiherrn von Braun. Nee r Eu in s n E mortales. Wiener Gigerl-Ouadrille, geritten von

alabvrégue. In Scene geseht von Cm ciling. en. Mr. I. F. Clarke, phänomenaler Reit- piel 238. Vorstellung, Egmont. | Vorher: Scylla und Chargbdis. ees D S Deciova E von Goethe, Musik von | 1 Akt von Octave Feuillet. Deuts von Sigmund | Emir, Shimmelhengst als Äpporteur, dressirt und

Hierauf: Solotanz. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus.

Deutsches Theater. Freitag: Das verlorene

Zum ersten Male: Hand und Herz. Trauerspiel in 5 Aufzügen von Ludwig

Sonntag: Hand und Herz.

Berliner Theater. Freitag: 11. Abonnements- Vorstellung; Die Journalisten. Keau. Sonntag: Nachm. 3 Uhr: Die Nänber. Abends 7F Uhr: Kabale und Liebe.

Lessing-Theater. Freitag: Sodom’s Ende.

Ferron. Anfang 7# Uhr. Drama in 5 Akten von Hermann Sudermann. Sonnabend : Dieselbe Vorstellung. Sonnabend und Sonntag: Sodom’s Ende. E Ea Die nächste Aufführung des Schauspiels Die

den Pyrenäen nach dem östlihen Deutschland, ein | Shre findet Montag ftatt.

Wallner-Theater. elix Shweighofer. Vorleßte Woche! Zum 39. Male : er Bauerudoktor. Genrebild mit Gesang in 1 Akt Mo du 39. ge! TannoR das Minimum im Nordwesten höchst wahrscheinli | coby'schen a R Carl B A as Sonnabend? u, folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.

Gredelue. Anfang 74 Uhr.

Friedrich - Wilhelmstädtishes Theater.

auf das Angelegentli6\ste empfohlen werden, An Illustrationen bringen die beiden leßten Hefte ein im Sommer 1890 von Reinh. Hoberg nah dem Leben Q ORS Bild des Fürsten Bismarck, fowie die orträts des Königs Humbert von Italien und des Kaisers lexander TIL. von Rußland, des Grafen Kálnoky und des Grafen S Bismarck, sowie einige Darstellungen der IOAN in onchéry am 1. September 1870 nah dem bekannten Bild Anton von Werner's,

Stolze-Bibliothek. Band V und V1. Wilhelm Stolze's Briefwechsel und die auf seine Person bezüglihen Dokumente. Herausgegeben von F. W. Kaeding. Selbstverlag des Heraus- ausgebers, N. Krausnickstraße 1. (Preis 2 #4, Prachtband 3 M) Troßdem der größere Theil des Stolze’shen Briefwechsels nit wieder aufgefunden worden ist, hat sih das Material doch fo gehäuft, daß der beabsihtigte Abshluß des Ganzen mit dem vorliegenden Bande noch nicht bewirkt werden konnte; die Fortseßung soll jedoch thunlichst beschleunigt werden. Eine recht werthvolle Bereicherung hat die Sammlung dadurch erfahren, daß der Minister der geistlihen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegenheiten und der Minister des Innern dem Herausgeber eine Reihe der im Vereins- archive fehlenden Schriftstücke aus den bezüglihen Akten abschriftlih mittheilen ließen, darunter auch das erste Gesuch Stolze’s an das Ministerium der geistlichßen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegen- heiten vom 13. November 1840, in welchem derselbe um Unterstüßung der Unterrihtsbehörde bei Herausgabe seines „Lehrbuches“ bat. Auch dieser Band wird, wie der vorhergehende, zweifellos den zahlreichen Verehrern Stolze's eine höchst willkommene Erinnerungsgabe sein.

_— Reclam'’s „Gesundheit“, Zeitschrift für öffentlihe und private Hygieine in Frankfurt a. M. (Redaktion Dr. med Ruff in Stuttgart) hat in Nr. 21 folgenden Inhalt: Der Stand der Kana- lisationsfrage in München. Uebersihten: Die Londoner Kanali- sation. Seuchenerzeugung, Verbreitung und Ausrottung. Ueber Feuerbestattung, Besprehungen neuer Schriften. Feuilleton : Ausftellung für volksverständlihe Gesundheits- und Krankenpflege in Stuttgart. Verschiedenes.

Die am 8. November ershienene Nr. 2471 der „Illustrirten Zeitung“ enthält folgende Abbildungen : Alfred Krupp, + am 14. Juli 1887. Friedrih Alfred Krupp. Die Gußstahlfabrik von Friedrih Krupp in Essen. 28 Abbildungen. Originalzeihnungen von E. Limmer. Situationsplan der Guß- stahlfabrik. Mittags 12 Uhr vor dem Eingange der Fabrik, Die Limbecker Chaussee vor Beginn der Arbeit. Im Schmelzbau. (Zweiseitig.) Materialtrans8portwagen. Luppen- karre. Am Puddelofen. Luppenhammer. Pferdekarren. Aus dem Schmelzbau: Das Gießen des Tiegelstahls in die Form Der 1000 - Centner - Hammer „Friß“.

aubiße auf der Drehbank. Kanonendrehbank. Walzwerk für

tahlblech. Schienenwalzwerk. Schiffskurbelwelle von 45 000 kg Gewicht auf der Drehbank, Aus der Werkstätte für Laffetenbau. Das Bessemer-Werk. (Zweiseitig). Walzen der Radreifen. Auflegen der Radreifen. Schießstand Meppen: Lange 351/z-em- Kanone in Küstenlaffete älterer Konstruktion. Feuerwehrposten. Arbeiter beim Mittagsmahl. Verbandstelle. Im Lazarethgarten. Kolonie Kronenberg urd die protestantishe Kirhe. Das Krupp’she Stammhaus. Villa Hügel.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Algier.

Das Quarantäne-Dekret vom 26. Juni 1890 is dahin abgeändert worden, daß die direkt von den Balearishen Inseln kommenden Schiffe in den algerishen Häfen freie Pratik erhalten. (Reichs-An- zeiger Nr. 176 vom 23. Juli 1890.)

/ Portugal.

Dur eine im „Diario do Governo“ vom 3. November 1890 veröffentlihte Verfügung des Königlich portugiesischen Ministeriums

2 Akten von W. S. Gilbert, umgearbeitet von F.

des Innern werden die am Ozear adegenen Häfen der Nord- und Westküste Spaniens für „rein“ von Cholera erklärt.

Theater und Musik.

Könialiche Theater.

In der Vorstellung der Oper „Das Nachtlager in Granada“ am Sonnabend im Opernhause sind Frl. Weiß sowie die Hrrn. Bulß und Rothmühl beschäftigt. Im Schauspielhause geht am Sonnabend „Egmont“ mit Frl. Lindner als Klärhen in Szene. Zu der Montag, den 17. November, im Opernhause statt- findenden Festvorstellung findet ein Billetverkauf nicht statt.

i Berliner Theater.

Se. Hoheit der Erbprinz von Sachsen-Meiningen und Jhre Königlichen Hoheiten die Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen, die Herzogin von Connaught und die Prinzessin Friedrih Leopold beehrten die Mittwohs-Vorstellung mit ihrem Besuch. Die hohen Herr- haften folgten der Aufführung von „Kabale und Liebe“ mit siht- lihem Interesse und zeichneten die Darsteller mehrfach durch Bei-

fall aus. s Lessing-Theater. Die Direktion hat si veranlaßt geschen, eine Wiederaufführung der „Ehre* von H. Sudermann für nächsten Montag anzuseten.

/ : Wallner-Theater.

Die Direktion bereitet für den Todtensonntag, 23. d. M., dem Ernst des Tages entsprechend, eine Aufführung des Volksstüks „8'Nullerl“ mit Hrn. Felix Shweighofer als Gast vor, der in der Titelpartie bekanntlich eine seiner bedeutendsten Charakterrollen \{uf. Bis zu diesem Tage bleibt der noch immer zugkräftige Laufs'she Schwank: „Pension Schöller“ auf dem Repertoire.

Mannigfaltiges.

Mit dem Moltke-Kommers, welchen gestern Abend die Studirenden der Landwirthshaftlihen Hochschule in der Tonhalle abhielten, {loß die Reibe der Festlihkeiten, welche von der akademischen Jugend Berlins zu Ehren des großen Feldherrn ver- anstaltet worden sind. Der Kommers nahm cinen glänzenden Verlauf. Der Saal war reich ges{chmückt; auf dem Podium prangten die Moltke-Büste und die Banner der Hochihule und der Agraria. An der langen Ehrentafel saßen der Rektor, Professor Dr. Wittmack, mit den Professoren und Dozenten, die Vertreter der Thierärztliden Hoch- schule und der Militär-Roßarztschule sowie Abordnungen der Deutschen Landwirthschaftsgesellschaft, des Klubs der Landwirthe und des Teltower landwirthschaftlihen Vereins. Auch die Studirenden der Berg- Akademie , der Verein Deutscher Studenten und andere akademishe Korporationen waren vertreten. Die Festrede auf den Jubilar hielt Professor Dr. Wittmack. Nach dem Schluß derselben wurde dem Gefeierten ein brausender Salamander gerieben und \o- dann ein Begrüßungstelegramm abgesandt.

Pest. Auf der Ueberfahrt über die Waag zwischen Orsova und Waag-:Bistrißz ereignete si, Pester Blättern zufolge, am 10. d, M. ein furchtbares Unglück, indem die Plätte mit etwa 70 zu Markte kommenden Personen und zwei Wagen sammt den Pferden in der hochanges{chwollenen reißenden Waag unterging. Hr. Moritz Löwy aus Hlinik war mit 28 Floßleuten in einiger Entfernung von der Unglüdsstätte mit der Ladung eines Flößetransports beschäftigt und rettete durch Flottmahung zweier Flöße 23 Menschen vom Ertrinken, andere 16 Verunglückte wurden an die Ufer ge- schwemmt. Die Zahl der Todten ist noch nit bekannt. Bis Mitt- woch waren nah authentischer Feststellung des Thatbestandes über fs Ne en aufgefunden. Der schuldtragende Fährmann ist ver-

wunden.

(Fortseßung des Nichtamilichen in der Ersten Beilage.)

Urania, Anstalt für volksthümlihe Naturkunde.

Ballet . von Paul Taglioni. 2 und R. Genée. Musik von Arthur Sullivan. Am Landes - Ausstellungs - Park (Lehrter Bahnhof).

Anfang 7 Ukr. Lautenburg. Regie: Emil Lessing.

Belle-Alliance-Theater.

Adolph Erust-Theater.

Thomas-Theater. Alte Direktion: E. Thomas. Freitag:

Sonnabend : Dieselbe Vorstellung.

Residenz-Theater. Direktion t Sigmund Lauten- Freitag: Zum 14, Male:

Sonnabend ; Dieselbe Vorstellung.

Gastspiel von Mitgliedern des Wallner-Theaters.

Vorlezte Woche! Mamsell Nitouche. Vaudeville | stellungen. in 3 Akten und 4 Bildern von H. Meilhac und A. | mm

Millaud. Deuts von Richard Genée. Musik von T S (Denise: Therese Biedermann.) Anfang r

hr. Sonnabend u. folg. Tage: Mamsell Nitouche.

Freitag: Zum | Verehelicht: 70, Male: Unsere Don Juans. Gesang9posse O in 4 Akten von Leon Treptow. Couplets von Gustav Görß. Musik von Franz Roth und Adolph

Jakobstraße 30.

E 11, Male:

Der Wetterfrosch. Posse mit Gesang in 3 Akten

/ von Rudolf Kneisel und Hermann Hirschel. Musik Freitag: Gastspiel von von Gustav Steffens. Anfang 74 Uhr. Sonnabend u. folg. Tage: Der Wetterfrosch.

n Scene geseßt von Julius Frißshe. Dirigent: Hr. Geöffnet 12—11 Uhr. Täglich Vorstellung im Kapellmeister Federmann. Hierauf : Mit durchaus neuer | Scoinet von L2— Le On ; g : Lustspiel in 1 Aufzug von H. A. Bulthaupt. In | Ausstattung : Zum 7. Male: Sonne und Erde. | visseashaftlichen Theater. Näheres die Anfchlag Scene geseht vom Direktor Dr. Otto Devrient. | Pantomimishes Ballet in 4 Bildern von F. Gaul Lustspiel in 1 Aufzug | und J. Haßreiter. Mußik von F. Bayer.

zettel.

Ballet-

I. Gundlach. | Circus Renz. (Carlftraße.) Freitag, Abends

7 Uhr: Komiker-Vorstellung. Auftreten der Clowns C. Godlewsky, Paul und William, Herrmann, Gebr. Dianta und Warne, Francois, 3 Gebr, Briatore, Misko 2c. in ihren komischen Entrées und Inter- " | mezzos. Außerdem: Großartige Cramplinsprünge Familie | über 4, 6, 8 und 10 Pferden mit Doppelsalto-

Lustspiel in | fkünstler. Der berühmte Lustgymnastiker Mr. Rodgers.

Anfang Uhr. | vorgeführt von Hrn. Fr. Renz. Colmar, ger. von Frl. Clotilde Hager. Auftreten der Damen Frls. Gierach und Miß Lillie Meers, des Mr. B. Fillis und des kleinen Lion Dassie. „Deutshe Turner“.

Freitag: Ensemble- | Große nationale Original-Pantomime 2c.

Täglich Vorstellung. Sonn- und Festtage: 2 Vor-

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Marie von Lubienska mit Hrn. Rittmeister a. D. Hans Pappriy (Stawiszyn— Adelnau). Frl. Ilse Goslih mit Hrn, Ger.- Affsessor Henning Rassow (Berlin),

Hr. Köniol. Reg.-Baumeister Karl Benduhn mit Frl. Erna Pohley (Lübeck). Hr. Otto von Streit mit Frl. Martha Grün (Berlin). Hr. rie Hans Prcffen mit Frl, Elsbeth Proffen (Lübeck). Hr. Lieut. Leop. von Lücken mit Frl. Charlotte Lehne (Mainz).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Paul von Weeck (Hermsdorf—Klosterlausniß). Hrn. Dr. jur. Karl Neumann (Köln). Eine Tochter: Hrn. Dr, Albrecht Richter No par d Hrn. F. von der Heyde (Bremerhaven). Hrn. Dr. E. Middel (Essen a. d. Ruhr). Hrn. Dr. Kühl (Altona).

t Gestorben: Hr. Oberst-Lieut. z. D. Karl Wolff

(Bas, Hr. Superintendent D. Richter reiberg). Hr. Justizrath Gottfried Rose- garten (Nordhausen), Frau Dr. Karl Everke,

Concert-Haus. Freitag:

Modernes Ausftattungsftück in

Richter.

Freitag: Zum | Singakademie.

Königsgardisfst.

Concert-Anzeigen.

: l *“ y. Dorn. „Nach- Victoria-Theater. Freitag: Zum 81. Male: r Sa A e 8

hoven. „Mozartiana“, Suite Nr, 4 v. Tschaikowsky, a. Air, b. Perpetuum mobile f. d. Violine v. Bach, Berlin:

Freitag, Abends 74 Uhr: Operette in ! Orhhester-Concert von Emil Sauer.

geb. Schulte-Oestrih (Bochum). Hr. Legations- rath Dr. jur. Gust. Georg Friedr. von Bohlen u. Halbach (Karlsruhe). Hr. Dr, med, Hans Konrad Bokelmann (Freiburg a. E.). Frl. Ida

Carl Meyder- von Hugo (Greue).

Redacteur: Dr. H. Klee.

„Carneval von Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutshen Buchdruckterei und Verlags- Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sechs Beilagen (einschließlich Börsen - Beilage).

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

M 274.

Berlin, Donnerstag, den 13. November

1890.

ee

Entschädigungen der Thierbesißzer aus Anlaß der Bekämpfung von Thierseuchen im Jahre 1889.

Nach dem soeben erschienenen vierten Jahresberichte über die Verbreitung von Thierseuhen im Deutschen Reiche das Le 1889 —, welcher wie die früheren im Kaiserlichen

esundheitsamt bearbeitet ist (Verlag von Julius Springer in Berlin), sind aus Anlaß der Bekämpfung von Thierseuchen auf Grund der 88. 57 u. ff. des Reichs-Viehseuchengesezes vom 93. Juni 1880, jowie der einschlägigen landesgeseßlihen Be- stimmungen in den Bundesstaaten und Reichslanden nach- stehende Entschädigungssummen an die Viehbesißer theils aus Staats-, theils aus Verbandskassen gezahlt worden.*)

Für aus Anlaß der Bekämpfung des Rot es (Wurmes) getödtete 1579 Pferde sind 459 834,08 s, somit durchschnittlich für 1 Pferd 291,22 4 gezahlt worden. Bei 127 Pferden wurde eine Entschädigung auf Grund §8. 61—63 des er- wähnten Reichzgeseßes niht gezahlt. Nah Abzug der dem Besißer verbleibenden Werththeile sind 396 Pferde zu vollem Werthe und 1183 zu 2, des Werthes entschädigt. Auf Preußen entfallen 1342 entschädigte Pferde, davon auf die Provinzen Ostpreußen 323, Westpreußen 296, Posen 235, Schlesien 144, Rheinland 108, Pommern 87, Brandenburg einschl. Berlin 61, Sachsen 48, Westfalen 28, Hohenzollern 6, Schleswig - Holstein, Hannover und Hessen - Nassau je 2. Jn Württemberg sind 80 Pferde entschädigt worden, Bayern 57, Königreih Sachsen und Mecllenburg-Streliß je 26, Elsaß- Lothringen 25, Baden 10, Medcklenburg-Schwerin 7, Sachsen- Altenburg 2, Hessen, Sachsen-Weimar, Anhalt und Hamburg je 1. Die gezahlten Entschädigungen vertheilen sich auf Preußen mit 382 527,45 6 (die höchsten Beträge in der Pro- vinz Ostpreußen mit 87 415,43 s, dann folgen in absteigender Reihe Westpreußen, Posen, Rheinland, Pommern, Schlefien, Sachsen, Brandenburg mit Berlin, Westfalen, Hohenzollern, Hessen - Nassau, Schleswig - Holstein und Hannover), in ‘Württemberg 2414950 4, Bayern 21 303,38 /(, El- saß-Lothringen 9397,50 M, Königreih Sachsen 8763 A6, Mecklenburg-Streliß 605442 #{ Der höchste Betrag für ein vollentshädigtes Pferd isst in Hessen gezahlt worden (545 M4), dann folgen nach den Durchschnittsbeträgen Provinz Sachsen (477,383 M), Hohenzollern (476,04 46), Rheinland (42627 M), Pommern (425,29 A). Für das Königreich Preußen beträgt der Durhschnittssaß 285,04 4/6 Jn Hamburg entfallen auf ein zu 2% des Werthes ent- \châdigtes Pferd nur 163,50 /6 Verhältnißmäßig viele Pferde wurden zum vollèn Werth entschädigt in Pommern (42 von 87) und Medlllenburg-Streliß (14 von 26). i

Aus Anlaß der Bekämpfung der Lungenseuche sind für 1627 Stü Rindvieh 365 097,85 6, somit durhschnitt- lih für eines 224,40 M6 gezahlt worden. Eine Entschädigung wurde niht geleistet auf Grund 88. 61—63 des oben genannten Reichsgeseßes bei 25 Stück Rindvieh,

ah Abzug der dem Besißer verbleivenden Werththeile sind zu vollem Werthe entshädigt 287 Stü, zu #/5 des Werthes 1340 Stück. Auf Preußen entfallen 1518 entihädigte Stück Rindvieh, davon allein 1350 auf die Provinz Sachsen, ferner 111 auf Brandenburg mit Berlin, 36 auf Hannover, 19 auf Posen, auf Bayern 57, Braunschweig 25, Königreich Sachsen und Anhalt je 10, Württemberg und Mecklenburg-Schwerin je 2, Sthlesien, Westfalen, Sachsen-Weimar, Sachsen-Alten- burg und Schwarzburg-Sondershausen je 1 Stück. An Ent- s{hädigungsfummen sind gezahlt in Preußen 347 245,15 M, davon allein in der Provinz Sachsen 312 817,71 6, ferner auf Brandenburg mit Berlin 25 367,59 #, in Bayern 6971,34 M, Anhalt 3506 46, Braunschweig 3442 4, König- reih Sachsen 2668,36 #6. Die höchsten Durchschnittsbeträge für 1 Stück Rindvieh sind gezahlt in Anhalt (350,60 M), Sachsen-Weimar (314 4/6), Königreich Sachsen (266,84 M6), Posen (247,60 /«4), Provinz Sachsen (231,72 4), Brandenburg mit Berlin (228,54 /«). Der Durhschnittssaß für Preußen beträgt 228,75 4/6 Der geringste Betrog für ein vollent- schädigtes Stück Rindvieh ist in Schlesien gezahlt worden (70 A). Verhältnißmäßig viele Thiere sind zum vollen Werth entshädigt worden in Brandenburg mit Berlin (55 von 111) und Bayern (29 von 57).

Im Königreich Sachsen sind 3 aus Aulaß der Bekämpfung der Tollwuth polizeilih getödtete Rinder zum vollen Werth mit 695 M. entschädigt worden.

Die Gesammtsumme der aus Anlaß des Roßes, der Lungenscuhe und der Tollwuth entschädigten 1579 Pferde und 1630 Stü Rindvieh beläuft sich auf 825 626,93 M Außer den vorstchenden find auf Grund landesgeseßzlicher Bestimmungen Entschädigungen gezahlt für Verluste an Mi lzbrand im Königreih Sachsen für 351 Stück Rindvieh 78 822,57 A, in Baden für 144 desgl. 30 303,40 M, in Württemberg für 15 Pferde 7012 4, in Reuß ä. L. für 4 Stück Rindvieh 892 4; an Milz- und Rauschbrand in Württemberg für 347 Stück Rindvich 71 287,60 6; an Rauschbrand in Baden für 36 Stück Rindvieh 4422 M, im Königreih Sachsen für 2 desgl. 255 4, in Reuß ä. L. für 1 desgl. 300 , zusammen für 15 Pserde und 885 Stück Rindvieh 193 29457 M

Emin Pascha und die Meuterei in Aequatoria.

Unter diesem Titel ist soeben im Verlage von F. A. Brock- haus in Leipzig die deutshe Ausgabe eines von A. F. Mounteney Zephson verfaßten Werkes erschienen, welhes als Supplement u Stanley's Bu „Jm dunkelsien Afrika“ dienen soll und die

üde ausfüllt, welche sih in leßterem hinsihtlih der Vorgänge befindet, die sich in der Provinz Emin Pascha's in der Zeit ab- spielten, welche zwischen demersten Eintrefssen Stanley's am Albert- MbatuaeSer und seiner Rückkehr dorthin liegt, eine Periode, über welche von Stanley nur kurz auf Grund der ihm von Jephson zugegangenen Mittheilungen berichtet wird. Neben Mounteney

*) Die angegebenen Zahlen sind niht aus gleichartigen Faktoren ne f inden die Summen für die nah dem vollen Werth entshädigten Thiere von denjenigen niht getrennt sind, welche nur zu 4 (Rog) oder #/5 (Lungenseuche) entshädigt wurden,

Jephson wird auf dem Titelblatt auch Stanley als Mit- verfasser genannt. Fn einem dem Werke vorangehenden Schreiben räumt Stanley diese Mitarbeitershaft zwar ein, sagt aber nicht, auf welhen Theil des Werkes. sih diese bezieht; er will sich überhaupt nur deshalb betheiligt haben, um nach den bestehenden Gesezen das Buch vor einem un- befugten Nachdruck in den Vereinigten Staaten zu schüßen. Was zunächst den Gang der Ereignisse anbetrifft, so be- richtet Jephson, wie er sich auf Aufforderung Stanley's dazu entshlossen habe, diesen niht auf seinem Rückmarsh zu be- gleiten, sondern bei Emin Pascha zu bleiben, um als Ver- treter Stanley's durch . das Vorlesen der mitgebrachten Schreiben des Khedive und Nubar Pascha's, sowie der von Stanley abgefaßten Proklamation die egyptishen Offiziere und Soldaten zum Verlassen der Provinz und zur Rück kehr nah Egypten zu bewegen. (Siehe auch die Be- \sprehung des Stanley'’shen Buches in Nr. 157 d. „R. u. St.-A.“) Nachdem Stanley am 24. Mai 1888 seinen Rü- marsch angetreten hatte, verließen Emin Pascha und Fephson am 28. Mai das Seeufer und trafen am 29. auf der Station Mswa und von dort am 6. Juni in Tunguru ein. Schon hier zeigten si die ersten Spuren eines durch die Ankunft der Expedition und deren Auftreten bei den egyptishen Offizieren hervorgerufenen ungünstigen Eindrucks, welcher später so ver- derbliche Folgen für Emin Pasha und Jephson haben sollte, Untex den Begleitern Emin's bei dessen Besuhe Stanley's A sich zwei Offiziere befunden, welhe Leßterem Beschwerden über Emin vortrugen, von ihm aber, ohne daß er den Pascha davon benachrichtigt hätte, kurz abgewiesen wurden. Vor Emin nach Tunguru zurückgekehrt, hatten fie, über die ihnen zu Theil gewordene Behandlung entrüstet, dort die Ansicht verbreitet, Stanley sei ein Betrüger und Abenteurer, der gar niht von Egypten gekommen sei, fondern fich mit Emin Pascha verbündet und mit diesem den Plan gefaßt habe, die Bevölkerung aus dem Lande zu führen und den Engländern als Sklaven zu überantworten. Diese Behauptungen wurden von ihnen auch s{riftlich den übrigen Stationen über- mittelt. Zwar wurden Beide, als Emin davon erfuhr, mit noch anderen Offizieren als Gefangene nah Dufilé geschickt, unzweifelhaft liegt aber in diesen Ausstreuungen, wenn auch nit allein, fo doch zum großen Theil die Ursache zu den späteren Vorgängen. Jn Tunguru theilte Emin dann auch Jephson Näheres über die bereits vier Fahre zuvor erfolgte Meuterei des im Norden der Provinz stationirten 1. Ba- taillons mit, über welches er seitdem alle Autorität verloren, und äußerte si{ch. zugleich in scharsen Aus- drüden Über die egyptishen Offiziere, welhe fast alle wegen eines Verbrechens, wie Mord, Straßen- raub oder Rebellion, zu ihm in die Verbannung geschickt worden seien. Zu dem 2. Bataillon hegte der Pascha aber noch Vertrauen; die in Tunguru befindlihen Truppen er- flärten nach Verlesung der + erwähnten Schreiben, daß sie bleiben würden, wenn Emin, Pascha bliebe, und gehen, wenn dieser ginge, do schien die "Stimmung der Leute die zu sein, daß sie niht gern nah Egypken gehen möchten. Am 25. Juni erfolgte dann der Weitermarsh nah Wadelai. Dort empfing Emin von dem Major des meuterishen 1. Bataillons Hamed Aga die Nachricht, daß die Offiziere dieses Bataillons auf die Kunde von dem Eintreffen der Expedition ihr Unrecht einge- sehen hätten und sich zu unterwerfen wünschten. Es seien auch bereits Abgesandte auf dem Wege, welche den Pascha um Ver- zeihung anflehen und ihn bitten sollten, nah Redjaf im Norden der Provinz zu kommen. Emin Pascha beschloß, die Ankunft der Deputation in Wadelai abzuwarten und seine ferneren Schritte von dem Ergebniß der Verhandlungen abhängig zu machen. Jn Wadelai fingen aber die ersten Spuren von Unbotmäßigkeit an, sich auch bei dem 2. Bataillon zu zeigen. Als. Jephson darauf drang, daß die Stanley gegebenen Versprehungen * bezüglich der Errichtung einer Station in Nsabe am User des Albert- Nyanza zur Ausführung gelangen möchten, weigerten sih die Truppen dies zu thun, da sie zuvor hören wollten, was ihre Brüder auf den nördlihen Stationen dazu sagen würden. Die betreffende Deputation, welche bald eintraf, wurde von Emin zwar kühl empfangen, doch erklärte dieser shließlich na einigem Zögern, daß er ihnen vergeben habe und sie nah Redjaf begleiten wolle, wo Jephson zu den Leuten reden werde. Vor dem Abmarsh von Wadelai, welher am 14. Juli er- folgte, wurden auch dort die mehrerwähnten Schriftstücke verlesen, und zwar mit demselben Erfolge wie in Tunguru. Am 16. Juli erfolgte die Ankunft in Dufilé; die Fahrt dorthin wurde auf einem Dampfer den Nil hinab gemacht. Hier er- klärte Emin, er werde niht direkt bis Redjaf hinabgehen, sondern in Kirri, einer zwei Tagemärsche von jener belegenen Station, bleiben und dort abwarten, wie sih die Lage in Redjaf gestalten werde. Tags darauf wurde der Mars dorthin über Chor Agu, Laboré und Muggi fortgeseßt, wo man am 19, Juli eintraf. Hamed Aga ging von dort mit der Deputation weiter, meldete aber hon nah wenig Tagen, daß die Offiziere in Redjaf die Absicht hätten, Emin Pascha, Falls “ev dorthin käme, nicht zurückzulassen, sondern mit ihm über Gondokoro nah Chartum aufzubrehen, wo ihrer Ansicht nach die egyptishe Regierung noch bestände. Emin beschloß, sofort nah Muggi zurückzukehren und Kirri zu räumen. Einer Fortschaffung der Munitionsvorräthe widerseßte si jedoch ein Theil der Garnison, und zwei Tage darnach tra bereits in Muggi die Nachricht ein, daß Soldaten von Redja nah Kirri gekommen wären und sih der Munition bemäch- tigt hätten. Nunmehr wurde beshlossen auch Muggi zu räumen, was auch ohne weitere Shwierigkeiten ges{hah, und am 12. August trafen Emin und Jephson wieder in Labors ein. Hier ereignete es sich nun zum ersten Male, daß nach dem Verlesen der Schreiben einer der Soldaten Alles für Liige und Fälschung erklärte, da andernfalls der Khedive ihnen befohlen haben würde, zu kommen. Stanley komme überhaupt nit von Egypten, da der Weg dorthin über Chartum führe, und diesen Weg würden sie (die Soldaten) nehmen oder im Lande bleiben. Beiläufig sei hier bemerkt, daß bereits früher Emin Pascha sich Jephson gegenüber dahin ußert hatte, daß das Schreiben des Khedive einen {lehten

Eindruck auf seine Leute machen werde, weil darin niht befohlen worden sei, fie sollten nach Egypten zurüdckehren, sondern Alles ihrer freien Entscheidung überlassen bleibe. Auch hätten die egyptishen Verwandten der Leute in der Aequatorialprovinz aufgeforderl werden müssen, der Expedition Briefe .mitzugeben, um dadur allen Zweifeln an der Verbindung mit Egypten ein Ende zu machen. In Laboré gelang es noch, die Soldaten zu beruhigen, so daß der Marsch nach- Chor:Agu“ fortgeseßt werden konnte. Am leßtgenannten Orte aber+ traf am 18. August die Nachricht ein, daß in Dufilé unter den Truppen des 2. Bataillons eine Rebellion ausgebrochen sei. Dort seien drei Offiziere und 60 Soldaten von der Station Fabbó eingetroffen, hätten dieselben Beschuldigungen, wie die bereits erwähnten, gegen Stanley und Emin ausgesprochen, sich der Vor- rathshäuser und des Pulvermagazins bemächtigt und alle Ge- fangenen befreit. Die dortige Garnison habe sich den Empörern angeschlossen. Die Lage Emin Pascha’'s und seiner Gefährten werde nun eine sehr bedenkliche. Hinter ihnen Redjaf mit dem meuterischen 1. Bataillon, vor ihnen Dufilé mit der neuen Empörung und im Osten und Westen Stämme, welche von jeher erbitterte Feinde der egyptishen Regierun gewesen waren. Troßdem wurde am 20. der Mars nach Dufilé fortgeseßt, bei der Ankunft daselbst aber Emin Pascha und Jephson sofort von ihren Gefährten getrennt und gefangen genommen. Am 31. August kamen Offiziere und Truppen aus Redjaf nah Dufilé und {hon am folgenden Tage traten die Offiziere zusammen und beschlossen Jephson über die Expedition und alles, was mit ihr zusammenhinge, zu vernehmen. Auch bei diesem Verhör machten sich die Zweifel Über die Echtheit der Briefe und den Zweck der Expedition geltend; da aber die, wie sich später herausstellte, falshe Nach- riht von der Ankunft Stanley's in Nsabe eintraf, wurde zunächst beschlossen, einen Dampfer dorthin abzusenden, und es Jephson zu gestatten, die Fahrt mitzumahen. Jn Tunguru, wo sih die Nahricht von der Ankunst Stanley's bereits als un- rihtig herausstellte, traf leßterer mit Casat i zusammen, der, ob- gleich er sih mit Emin überworfen hatte, do sofort Anstalt traf, zu ihm zurüczukehren und diese Absiht auch alsbald ausführte. Die Nebellenoffiziere seßten von Tunguru noch bie Fahrt bis Mswa fort, kehrten von dort aber, Jephson und Casati in Tunguru aufnehmend, wieder nach Dufilé zurück. Am 24. September begann dann dort dér Rath der Aufständischen zu tagen; da aber gerechtfertigte Anklagen gegen Emin Pascha nicht aufzufinden waren, so wurde ließlich eine Anklageshrift aufgeseßt, deren Hauptpunkte

“folgende waren: Das Ernennungsschreiben Emin Pascha's

vom Khedive sei eine Fälschung, ebenso die Briefe, welche Stanley mitgebraht, Stanley sei niht von Egypten gekommen U. \. w., bereits vor 5 Jahren habe Emin mit dem Mahdi ein Komplot gemaht, um diesem die Leute mit Frauen und Kindern auszuliefern. Auf Grund dieser Beschuldigungen, welche von sämmtlihen Offizieren unterzeihnet wurden, spra der Rath sodann die Abfeßung des Pascha’s aus und fandte ihm das betreffende Dokument zu. Lange Berathungen fanden dann aber darüber statt, was mit den Gefangenen ge- schehen folle, und man war noch zu keinem Resultat gekommen, als am 15. Oktober die Nachricht eintraf, daß die Truppen des Mahdi heranrüdckten.

Bereits am 17. kamen Derwishe mit der Aufforderung zur Uebergabe nah Dufilé und kurze Zeit darauf erhielt man die Kunde, daß Redjaf den Mahdisten in die Hände gefallen sei. Unter den Meuterern entstand in Folge dessen die größte Verwirrung und es erhob fich au bald eine Bewegung zur Wiedereinsezung Emin's als Gouverneur der Provinz, doch fürchteten die Offiziere, Emin werde, wenn er seine {-ühere Stellung wieder einnähme, diese dazu benußen, sich an ihnen zu rächen. Als aber die Nachricht kam, alle Ver- suche, Redjaf wieder zu nehmen, seien gescheitert und auf den nördlihen Stationen sei Alles auf der Flucht begriffen, wurde es am 14. November Emin gestattet, gegen Verpfändung seines Ehrenwortes, daß er nihts unternehmen werde, um seine frühere Stellung wieder zu erlangen, nah Wadelai zurückzukehren. Die Abfahrt von Dufilé erfolgte mit allen dem Pascha früher erwiesenen Ehrenbezeugungen und in Wadelai herrschte bei der Ankunft allgemeiner Jubel. Alle an ihn gestellten Aufforderungen, die Regierung wieder zu übernehmen, lehnte Emin ab. Am 4. November gelangte die Nahriht nach Wadelai, daß Muggi, Laboré, Chor- Agu und Dufilé (leßterer Ort allerdings, wie sih später herausstellte, nur für wenige Stunden) von den Mahdisten genommen seien, und es wurden sofort alle Vorbereitungen zur Flucht getroffen. Schon am folgenden Tage begann, unter Zurü@lassung vieler werthvoller Gegenstände (Jephson bedauert besonders, daß das von Emin gesammelte Elfenbein im Werthe von 121/, Millionen Maik nicht gerettet werden konnte), der Mars zu Lande nah Tunguru; do weigerten sich sämmilitze Soldaten, mit Ausnahme von etwa 20, Emin und die Offiziere zu begleiten. Mit Hülfe eines na@gesandten Dampfers gelangten die Flüch- tigen am nämlihen Tage nah Tunguru, verblieben dort aber in voller Unthätigkeit, da Emin sich entschieden weigerte, früher nah Mswa auszubrehen, als er Nachricht von der Ankunft Stanley's am Albert Nyanza erhalten hätte. Am 26. Januar 1889 traf diese endli ein und am 28. ver- ließ Jephson Tunguru, um si Stanley wieder anzuschließen. Bald darauf folgte auch Emin mit cinem Theile seiner Offi- ziere, von denen er als Gouverneur wieder anerkannt worden war. Das Weitere ist aus Stanley's Buch bekannt.

Es erübrigt noch, auf das Urtheil Jephson's über Emin ascha etwas näher einzugehen. Jephson verabsäumt keine elegenheit, hervorzuheben, wie wenig Emin auf Disziplin ehalten habe, und ihn in dieser Beziehung in einer für

in wenig vortheilhaften se mit Stanley ver-

gleichen. Leßteres ist wohl kaum e@tfertigt.

von den verschiedenen Charakteren , war es für z viel leichter mit seinen Leuten mit e{cht amerikanisher Rück- sichtslosigkeit und Strenge zu verfahren, da e wohl wußten, daß sie ohne ihren in den Wildnissen des inneren Afrika verloren während bei Emin's