sollte, so bezieht sich das auf keinen Menschen persönlich, sondern auf das System, auf die ganze Lage. — Wenn die Schule das gethan hätte, was von ihr zu verlangen ist, — uud I kann zu Ihnen als Eingeweihter spre@en, denn Fch habe auch auf dem Gymnasium gesessen und weiß, wie es da zugeht — so hâtte sie von vornherein von selber das Gefecht gegen die Sozialdemokratie übernehmen müssen, Die Lehrer- tollegien hätten alle mit einander die Sahe fest ergreifen und die beranwacsende Generation so instruiren müssen, daß diejenigen jungen Leute, die mit Mir etwa gleichaltrig find, also von etwa 30 Zahren, von selbst bereits das Material bilden würden, mit dem Ich im um der Bewegung schneller Herr zu werden. Das ist aber nit der Fall gewesen. Der leßte Moment, wo unsere Schule noh für unfer ganzes vaterländishes Leben und für unsere (Entwickelung maßgebend gewefen ift, ift ia den Jahren 1864 1866—1870 gewesen, Da waren die preußischen Schulen, die preußischen Lehrerkollegien Träger des Einheitsgedankens, bder überall gepredigt wurde, Jeder Abiturient, der aus der Schule herauskam und als Einjähriger eintrat oder ins Leben hinausging, Alles war einig in dem elnen Punkte: das Deutsche Reich wird wieder ausgerich:et und Clsaß-Lothringen wiedergewonnen, Mit dem Fahre 1871 bat die Sache aufgehört. Das Reich ist geeint; wir haben, was wir exreichen wollten, und dabei ist die Sache stehen ge blieben. Zeßt wußte die Schule, von der neu gewonnenen Basis ausgehend, dié Jugend anfeuern und ibr klar machen, daß das neue Staatêwesen dazu da wäre, um erhalten zu werden, Davon ift Nichts zu merken gewe}en, und jeßt s{chon entwickeln sich in der kurzen Zeit, seit der das Neich besteht, centrifugale Tendenzen — Fch kann das gewtß genau beurtheilen, weil Jh oben stehe und an Mi alle solhe Fragen herantreten. Der Grund ift in der Erziehung der Jugend zu suchen; wo fehlt es da? Da fehlt es allerdings an maucen Stellen, Der Hauptgrund ift, daß seit dem Jahre 1870 die Philologen als beati possidentes im Gymnasium gesessen haben und bauptsäclih auf den Lernstoff, auf das Lernen und Wissen den Nachdruck gelegt haben, aber niht auf die Bildung des Charakters und die Bedürfnisse des jeßigen Lebens. Sie, Hr, Geheim-Rath Hinzpeter, werden verzeihen, Sie sind ein begeisterter Philologe, aber nihtsdestoweniger, die Sache ist Meiner Ansivt nah bis zu einer Höhe gekommen, daß es \{ließlih nicht mebr weiter geht. Es ift weniger Nachdruck auf das Können wie auf das Kennen gelegt worden ; das zeigt ih auch bei den Anforderungen- die in den Examen gestellt werden, Es wird von dem Grundsaß aus- gegangen, daß der Schüler vor allen Dingen soviel wie mögli wissen müsse; ob das für das Leben paßt oder nicht, das ist Nebensache. Wenn man sih mit einem der betriffendeu Herren darüber unterhält und ihm-flar zu machen versucht, daß der junge Mensh do einigermaßen vraktis{ch für das Leben und seine Fragen vorgebildet werden solle, dann wird immer gesagt, das sei niht Aufgabe der Schule, Haupt- sache sei die Gymnastik des Geistes, und wenn diese Gymnastik des Geistes ordentlich getrieben würde, so wäre der junge Mann im Stande, mit dieser Gymnastik alles fürs Leben Nothwendige zu leisten, Jch glaube, daß nach diesem Standpunkt nicht mehr verfahren werden kann.
Wenn Ich nun zurückgreife auf die Schulen und speziell auf das Gymnasium selber, so weiß Ih sehr wohl, daß in vielen Kreisen man Mich für einen fanatiswen Gegner des Gymnasiums hält und Mich auch zu Gunsten anderer Schulformen ausgespielt hat. Meine Herren, das ist niht der Fall. Wer selber auf dem Gymnasium gewesen ist und hinter die Coulissen gesehen hat, der weiß, wo es da fehlt. Und da fehlt es vor Allem an der nationalen Basis, Wir müssen als Grundlage für das Gymnasium das Deutsche nehmen; wir sollen nationale junge Deutsche erziehen und nicht junge Griechen und Römer. Wir müssen von der Basis abgehen, die Jahr- hunderte lang bestanden hat, von der alten klösterlihea Ers- ziehung des Mittelalters, wo das Lateinische maßgebend war und ein Bischen Griewish dazu. Das ist nicht mehr maßgebend, wir müssen das Deutsche zur Basis machen. Der deutsche Aufsaß muß der Mittelpunkt sein, um den si Alles dreht. Wenn Einer im Abiturienten- eramen einen tadellosen deutschen Aufsaß liefert, fo kann man daraus das Maß der Geistesbildung des jungen Mannes erkennen und beurtheilen, ob er etwas taugt oder uiht. — Nun wird selbstverständlih Vieles ein- gewendet und gesagt, der lateinische Aufsaß ist auch etwas fehr Wichtiges, der lateinis{e Aufsaß ift sehr gut, um den Meufchen in einer fremden Sprache zu: bilden, und was weiß IJch mehr. Ja, meine Herren, Jch habe das nun einmal selber mitgemacht. Wie entsteht denn ein solcher lateinisher Aufsaß ? Jch habe es sehr oft erlebt, daß ein junger Mensch im deutschen Aufsaß — ich will einmal fagen, 4 +, im Ganzen befriedigend, und im lateinischen Aufsaß eine 2 hat. Der Mens verdiente Strafe statt Lob, denn daß er den lateinis@en Auf- saÞ nit auf dem reten Wege zu Stande gebracht hat, das ift klar. Und von allen den lateinishen Aufsäßen, die wir ges{rieden haben, ist noch nicht einer unter zwölf, der nit mit folhen Hülfsmitteln zu Stande gekommen ist. Solche Aufsäße wurden als gut bezeihnet. Das war der lateinishe Aufsaß. Aber wenn wir auf dem Gym- nasium einen Aufsaß über „Minna von Barnhelm“ {reiben sollten, bekamen wir kaum befriedigend. Deswegen sage Ich, weg mit dem lateinischen Aufsaß, er stört uns, und wir verlieren unsere Zeit für das Deutsche darüber.
Ebenso möchte J das Nationale bei uns weiter gefördert sehen in Fragen der Geschichte, Geographie und der Sage. Fangen wir erst einmal bei uns zu Hause an. Erst wenn wir in den verschtedenen Kammern und Stuben Bescheid wissen, dann können wir ins Museum gehen und uns auch dort umsehen. Aber vor allen Dingen müssen wir in der vaterländiswen Geschichte Bescheid wissen. Der Große Kurfürst war zu Meiner Schulzeit nur eine nebelhafte Erscheinung ; der siebenjäh rige Krieg lag bereits außerhalb aller Be- trahtung, und die Geschichte {loß mit dem Ende*des vorigen Jahr- hunderts, mit der franzößis@en Revolution. Die Freihbeitskriege, die das Wichtigste find für den jungen Staatsbürger, wurden nit durh- genommen, und nur durch ergänzende, fehr interessante Vorträge des Herrn Geheimen Raths Hinzpeter bin Ich, Gott sei Daxk, in der Lage gewesen, diese Dinge zu erfahren. Das ift aber gerade das puanctum saliens. Warum werden denn unsere jungen Leute verführt? Warum taucchen so viele unklare, Tonfuse Weltverbesserer auf ? Warum wird immer an unserer Negterung herumgenörgelt und auf das Ausland verwiesen? Weil die jungen Leute nicht wissen, wie unsere Zustände ih entwickelt haben und daß die Wurzeln in dem Zeitalter der französischen Revolution liegen. Und darum bin Jh gerade der festen Ueberzeugung, daß,
Staate arbeiten könnte,
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wenn wir diesen Uebergang aus der französishen Revolution in das - 19, Jahrhundert in einfacher, objektiver Weise in den Grundzügen den jungen Leuten klar machen, fo be- kommen fie ein ganz anderes Verständniß für die heutigen Fragen, wie sle es bisher hatten. Sie sind dann im Stande, auf der Universität durch die ergänzenden Vorlesungen, die sie dann hören, ihr Wissen weiter zu verbessern und zu vergrößern.
Komme Ich nun auf die Beschäftigung unserer jungen Leute, so ist absolut nothwendig, daß wir mit der Anzahl der Stunden heruntergehen, Herr Geheime - Rath Hinzpeter wird {ih erinnern, daß zur Zeit, wie Ih auf dem Gymnasium in Kassel war, der erste Noth- schrei der Eltern und Familien laut wurde, daß es nicht so weiter gehen könne. Es wurden in Folge dessen Erhebungen von der Regierung angestellt: wir waren verpflihtet, alle Morgen unserem Direktor Zettel abzugeben mit der Stundenzahl der häuslihen S*tunden, die wir nöthig gehabt hatten, um das für den nächsten Tag aufgegebene Pensum zu bewältigen. Es sind bloß die Zahlen aus der Prima speziell, die Ich jetzt hier berühre. Nun, meine Herren, es kamen bei ganz ehrlichen Angaben — bei Mir konnte sie noch Herr Geheime-Rath Hinzpeter kontroliren — für jeden Einzelnen 5/, 6F bis 7 Stunden auf die häuéslihen Arbeiten heraus. Das waren die Abiturienten. Rechnen Sie noch dazu die 6 Stunden Schule, 2 Stunden Cssen, dann können Sie ausrechnen, was von dem Tag übrig geblieben ist. Wenn Ich niht Gelegenheit gehabt hätte, hinaus- und hineinzureiten und noch sonst etwas Mich in der Freiheit zu bewegen, dann hätte Ich überhaupt niht gewußt, wie es in der Welt aussieht, Das sind doch immerhin Leistungen, die man jungen Leuten auf die Dauer nicht auf- bürden kann. Nah Meinem Erachten muß auch nah unten entschieden nahgeholfen und nachgelassen werden. Meine Herren, es geht nit, man darf diesen Bogen niht weiter spannen und nicht so gespannt lassen. Wir müssen hier herunter, wir haben hier die ä. ßerste Grenze bereits überschritten. Die Schulen — Ich will einmal von den Gymnasien sprehen — haben das Uebermenschliche geleistet und haben Meiner Ansicht nach eine allzustarke Ueberproduktion der Gebildeten zu Wege gebraht, mehr wie die Nation vertragen kann, und mehr, wie die Leute selb vertragen können. Da is das Wort, das vom Fürsten Bismark herrührt, richtig, das Wort von dem Abiturienten- proletariat, welches wir haben, Die sämmtlichen sogen. Hunger- kandidaten, namentlih die Herren Journalisten, das sind vielfach ver- kommene Gymnasiasten, das ist eine Gefahr für uns. Dieses Ueber- maß, das jeyt schon zu viel ist, gleihsam ein Rieselfeld, das nicht mehr aufaechmen kann, muß beseitigt werden. Ich werde daher kein Gymnasium mehr genehmigen, das nicht absolut seine Eristenzberec- tigung und Nothwendigkeit nahweisen kann, Wir haben schon genug.
Nun aber handelt es #ch darum: wie kann man den Wünschen in Bezug auf klassishe Bildung und in Bezug auf Realbildung und in Bezug auf die Berechtigung zum Einjährigfreiwilligen - Dienst am Besten beikommen? Jh halte dafür, daß die Sache ganz ein? fa dadur zu erledigen ist, daß man mit einem radikalen Schritt die bisherigen Anschauungen zur Klärung bringt, daß man sagt: klassishe Gymnasien mit klassisher Bildung, eine zweite Gattung Schulen mit Realbildung, aber keine Realgymnasten. Die Realgymnasßien sind eine Halbheit, man erreicht mit ihnen nur Halbheit der Bildung, und das Ganze giebt Halbheit für das Leben nachher.
Sehr berechtigt ist die Klage der Gymnasial-Direktoren über den ungeheueren Ballast von Schülern, den sle mitzuschleppen haben, der nie zum Examen kommt und bloß die Berechtigung für den ein- jährigen Heeresdienst erlangen will. Nun wohl, der Sache ist einfah dadur abzuhelfen, daß wir ein Examen einschieben, da, wo der Einjährige abgeben will, und außerdem seine Berehtigung davon abhängig machen, daß er, wenn er die Realsthule besuht, das Ab- gangszeugniß für ‘die Realshule nachweist. Dann werden wir es bald erleben, daß der ganze Zug dieser Kandidaten für den einjährigen Heeresdienst von den Gymnasien auf die Realschulen geht; denn, wenn fie die Realschule durwgemacht baben, dann haben sie, was Fe suchen.
Ich verbinde damit noch einen zweiten Punkt, den ih vorhin schon erwähnte, das “ist dieser: die Verminderung des Lehrstoffes ist nur möglich durch einfahere (Bestaltung der Examina. Nehmen wir die grammatikalishen Produktionen ganz aus dem Abiturienten-Examen beraus und legen sie ein oder zwei Klassen tiefer, lassen Sie da ein Examen machen, ein teuisch-grammatikalishes Examen, dann können Sie die jungen Leute prüfen, so \{charf wie Sie wollen, dann können Sie an dieses Examen die Freiwilligenprüfung knüpfen, und außer- dem für denjenigen, der Offizier werden will, das Fähnrihexamen damit verbinden, sodaß er nachher dasfelde niht mehr zu machen braucht. Sobald wir die Examina în dieser Beziehung modifiziren und die Gymnasien in dieser Weise erleichtert haben, dann wird das Moment wieder zur Geltung kommen, das in der Schule und speziell in den Gymnasien verloren gegangen ist: die Erziehung, die Charakterbildung. Das können wir jeßt beim besten Willen nit, wo 30 Knaben in der Klasse sind und ein \folches Pensum zu bewältigen haben, und außerdem oft junge Leute den Unterricht ertheilen, deren Charakter noch häufig selber ausgebildet werden muß. Hier möchte Ich das Schlagwort, das Jh von dem Geheimen Rath Hinzpeter gehört habe, anführen: Wer erziehen will, muß selbs erzogen sein. Das kann man von dem Lehrer- personal jeßt nit dur{weg behaupten. Um die Erziehung zu er möglichen, müssen die Klassen ia Bezug auf die Schüler- zahl erleichtert werden. Das. wird auf dem Wege, den ih eben be- schrieben habe, gestehen. Dann muß davon abgegangen werden, daß der Lebrer nur dazu da ist, tägli® Stunden zu geben und daß, wenn er fein Pensum absolvirt hat, seine Arbeit beendigt ift. Wenn die Schule die Jugend so lange dem Elternhause entzieht, wie es geschieht, dann muß fie au die Erziehung und die Verantwortung für diese übernehmen. Erziehen Sie die Jugend, dann haben wir auh andere Abiturienten. Ferner muß von dem Grundsaß ab» gegangen werden, daß es nur auf das Wissen ankommt und nicht auf das Leben: die jungen Leute müssen für das jeßige praktische Leben vorgebildet werden N
Ih babe mir einige Zahlen aufgeschrieben, die statiftis@ inter- efsant sind. Es giebt in Preußen Gymnasien und Progymnasien 308 mit 80 979 S@ülern, Realgymnasien und Real-Progymnasien 172 mit 34 465 S@ülern, lateinlose Ober-Realschulen und höhere Bürgerschulen 60 mit 19 893 Schülern. Es erwarben die einjährig- freiwillige Berehtigung auf den Gymnasien 68 %%, auf den Real- gymnasien 75 % und auf den lateinlosen Realanftalten 38 %. Das
Reifezeugniß bei dem Abiturienten-Eramen erwarben auf den Gym- nasien 31 9/o, auf den Realgymnastien 12 9/0, auf den Ober-Realschulen 2 9%. SJeder Schüler der genannten Anstalten hat etwa 25 000 Schul - und Hausarbeitsstunden und ungefähr nur 657 Stunden darunter Turnslunden. Das ift ein Uebermaß der geistigen Arbeit, das entschieden herabgedrücklt werden muß! Für den Zwsölf-, Dreizehn-, Vierzehnjährigen in Quarta und Tertia beträgt eins{ließlich des Turnens und Singens die wöchentliche Stundenzahl durchschnittlich 32, steigt ia einzelnen Anstalten auf 35 und in der Tertia des Real- aymnasiums sage und shreibe 37 Stunden. Nun, meine Herren, wir sind Alle mehr oder minder gereift und arbeiten, was wir können, aber auf die Dauer würden wir eine \olhe Arbeit au nit aus- halten. Dik ftatistischen Angaben über die Verbreitung der Schuls- krankheiten, namentlich der Kurzsichtigkeit der Schüler, find wahrhaft ershreckend, und für eine Anzahl von Krankheitserscheinungen fehlt es an einer allgemeinen Stfkistik noch. Bedenken Sie, was uns für ein Nachwuchs für die Laudesvertheidigung erwächst. Ich suGe nah Soldaten, wir wollen eine kräftige Generation haben, die au als geistige Führer und Beamte dem Vaterlande dienen. Diese Masse der Kunzsihtigen ist meist niht zu brau(hen, denn ein Mann, der seine Augen nicht brauchen kann, wie will der nachher viel leisten ? In Prima steigert sich in einzelnen Fällen die Zahl der Kurzsichtigen bis auf 74%. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, daß wir, troy- dem wir in Kassel ein sehr gutes Zimmer hatten, das Lehrerkonferenz- zimmer, mit einseitigem \{önen Licht und guter Ventilation, die auf Wunsch meiner Mutter angebracht wurde, toch unter 21 Schülern 18 mit Brillen hatten und 2 darunter, die mit der Brille nit bis an die Tafel schen konnten. Diese Sachen verurtheilen si{ch von selber, da muß eingeshritten werden, und deshalb halte Ih es für sehr dringend, daß die Frage der Hygiene schon in den Vorbereitungsanstalten für die Lehrer aufgenommen werde, die Lehrer einen Kursus darin erhalten und die Bedingung daran geknüpft wird, jeder Lehrer, der gesund ist, muß turnen können, und jeden Tag soll er turnen.
Meine Herren, das sind im Allgemeinen die Gesichtspunkte, die Ich Ihnen zu entwickteln habe, Dinge, die Mein Herz bewegt haben, und J kann nur versichern: die massenhaften Zuschriften, Bitten und Wünsche, die Ich von den Eltern bekommen babe, obwohl wir Väter von Meinem verehrten Herrn Hinzpeter im vorigen Jahre für eine Partei e:klärt wurden, die bei der Erziehung der Kinder niht mitzu- reden hâtte, legen Mir, als allgemeinem Landesvater, die Pflicht auf, zu erklären: es geht nicht so weiter, Meine Herren, die Männer sollen niht durch Brillen die Welt ansehen, sondern mit eigenen Augen und Gefallen finden an dem, was sie vor sich haven, threm Vaterlande und selnen Einrichtungen. Dazu sollen Ste jeßt helfen!
Mit Genehmigung Sr. Majestät wurde hierauf zum Gegenstand der Tagesordnung übergegangen. Auf dexselben steht die Frage: ,
Läßt sich für die bestehenden drei Schularten (gymnasßiale, realgymnasiale, lateinlose) oder für zwei derselben ein gemein- samer Unterbau herstellen? Empfiehlt es sich für den leßteren Fall i :
a. die zur Zeit {on für die drei unteren Klassen des Gym- nasiums und Realgymnasiums bestehende Gemeinsamkeit bis zur Unter-Sekunda (inclusive) auszudehnen, während von Ober-Sekunda aufwärts der Lehrplan der Ober-Realschule eintritt ? |
(Verbindung des Realgymnasiums mit dem Gymnasium.)
b. oder das Latein an dem Realgymnasium bis zur Unter-Tertia hinaufzusbieben und die drei lateinlosen unteren Klassen zu einer böberen Bürgerschule aufwärts zu ergänzen? i
(Verbindung des MRealgymnasiums mit der höheren Bürger-
\chule.)
Als Referent zu dieser Frage sprah Gymnasial-Direktor Professor Dr. Uhlig aus Heidelberg, indem er die Vortheile und Nachtheile der Einheitsschule unter vielfacher Bezugnahme auf die im Auslande bestehenden Einrichtungen eingehend erörterte. Den Juhalt seiner Ausführungen faßte er in folgender These zu)ammen: -
„Eine Schulgestaltung mit gemeinsamem Unterbau für alle drei Sw@ularten ist niht zu empfehlen, Die mannigfachen Vortheile, welche Viele von dieser Organisation erwarten, werden sch zum größten Theil nicht ergeben. Der Gewinn aber, welcher etwa von ibr erbofft werden könnte, wiegt den Schaden nicht auf, den sie sicher bringen würde“ S
Um 1 Uhr wurde die Sißung ge)chlo})en. -
Jn der heutigen Sißung wurde die Berathung der Frage wegen Herstellung eines gemein)amen Unterbaues sür die be: stehenden Schularten fortgeseßt. Den Vorsiy führte der Ministerial-Direktor Wirkliche Geheime Ober-Regierunç, s-Rath de la Croix. a S H :
Zur Ergänzung seiner gestrigen Ausführungen sprach zunächst nochmals Gymnasial- Direktor Uhlig, indem er der im Bericht über die gestrige Sißung bezeichneten These als zweite These an die Seite seßte:
Wenn auch keine der beiden unter 2a und 2b (der Frage- stellung) bezeichneten Kombinationen als eine Schulgestaltung an- gesehen werden kann, deren durhgehende Einführung erstrebens- werth erschiene, so bieten sie doch beide einige eigenthümliche Vor- theile, welche empfehlen, keine auszuschließen, sondern je nah den örtlichen Bedürfnissen hier die eine, dort die andere zuzulassen.
Als Mitberichterstatter nahmen das Wort der Gymnasial- direktor Geheime Ober-Schulrath Professor Dr. Schiller aus Gießen und der Realgymnasial-Direktor Dr. Schlee aus Altona. Ersterer begründete unter eingehender Erläuterung eines speziellen Lehrplanes folgende Thesen: ; /
1) Eine definitive Ordnung des höheren Schulwesens wird nur zwei S(hularten zu belassen baben, das reformirte Gymnasium und die lateinlose Real- bezw. Ober-Realsch{ule. Die bestehenden Real- gymnasien würden sich nach den örtlichen Bedürfnissen in Gymna- sien oder in Ober-Realschulen verwandeln. i
Da die vorgeschlagene Umgestaltung in Folge der nothwendigen Versuche voraus\fihtlih einige Zeit beanspruchen würde, so empfiehlt fich, wenn aus sozialen und wirthschaftlichen Rücksichten ein möôg- list weitgehender Unterbau nothwendig erscheinen follte, und unter der Annahme, daß zunähst das Realgymnasium als besondere Sulgattung erhalten bleiben wird,
2) die Verbindung von Realgymnasium und Gymnasium wegen der Einfachheit der Ausführung und wegen der sofortigen Möglichkeit etwa nöthig erscheinender Versudbe am meisten, Es ließe si ein gemeinsamer Unterbau bis OTI einschl. nach dem anges{hlossenen Plan berstellen; dabei wären von U IIl ab Englisch und Griechis fakultativ einzuführen, von UII ab würde für das Realgymnasium im Wesentlichen der Lehrplan der Ober-Realschule durchzuführen sein.
3) Eine solche Vereinigung würde sowohl dem Gymnasium als dem Realgymnasium sofort erheblihe Vortheile bringen, eine künftige etwaige Ueberleitung zur Herstellung eines gemeinsamen Unterbaues bis zur VI oder V vorbereiten und erleihtern und den Ansckluß der lateinlosen höheren Bürgerschule an die Oberstufe des Realgymnasiums (von D II ab) gestatten.
4) Die Zurückschiebung des Lateinishen nah U Ill und die Er- änzung der lateinlosen unteren Klafsen zu einer böheren Bürger- chule aufwärts würde zwar der ursprünglihen Entwickelung der Realschule mehr entspreŒen. Aber sie hat den Nachtheil, daß sie auf der oberen Stufe die Konzentration auf die neueren Sprachen ers{wert ; ebensowenig wird dur jene Einrichtung das entschiedene Uebergewicht eines Lehrgegenstandes durgehends herbeigeführt.
Realgymnasial - Direktor Dr, Schlee stellte folgende ‘Thesen auf:
1) Die Ueberlastung der Gymnasien mit ungeeigneten Schülern, übergroßer Zudrang zu den gelehrten Berufsarten, namentlich aber die verfehlte Schulbildung bei der großen Mehrzahl der vom Gymnasium abgehenden Schüler fordern “eine Schuleinrichtung, welche die Trennung der Schularten und die Wahl zwischen den- selben auf eine spätere Stufe verschiebt, ohne daß einerscits die geeignete Vorbildung für einen gewerblihen Beruf versäumt -und andererseits eine spätere Vorbereitung für ein akademisches oder technisches Stadium unmöglich gemacht wird: einen den höheren Schulen gemeinsamer Unterbau.
2) Es empfiehlt sib, den gemeinsamen Unterbau für mehrere höhere Schulen auf Grund einer neueren Sprache zu errichten, Insbesondere ist die französishe Sprache zu dem Zweck geeignet.
3) Das dem lateinischen Unterricht auf den Realgymnasien durch die L hrpläne von 1882 gesteckte Ziel läßi si ohne Schwierig- keit erreichen, wenn dieser Unterricht in Untertertia begonnen wird and in jeder Klasse mindestens sechs Stunden wöchentlich erhält.
4) Der Unterbau eines solhen Realgymnasiums eignet {ih auch zum Unterbau eines humanistishen Gymnasiums,
9) Wo eine höhere Bürgerschule die einziae höhere Schule des Ortes ist und nur wenige Schüler \päter ein Realgymnasium oder Gymnasium besuchen follen, empfiehlt es sih, an der Anstalt einen fakultativen Unterricht im Lateinischen anzuordnen und dagegen Er- leihterung in anderen Gegenftänden zu gewähren.
6) Damit Unter-Sekundaner einer folchen höheren Bürgerschule auch în die Ober-Sekunda eines Gymnasiums eintreten können, empfiehlt es sich, einige Gymnasien in kleineren dazu besonders ge- eigneten Orten in solhe aus höherer Bürgershule und Ober- Gymnasium zusammengeseßte Anstalten umzuwandeln und mit denselben ein Internat zu verbinden, das namentlih befähigten Söhnen von Beamten, welche kein Gymnasium in ihrer Nähe haben, Aufnahme unter erleihternden Bedingungen bieten kann.
«Fn der hieran anschließenden Debatte bemerkte Geheimer Ober-Regierungs-Rath Slauder, daß die Kommissare des Ministeriums der geistlichen ?c. Angelegenheiten sich in ihren Aeußerungen auf thatsächliche Berichtigungen und Erläute- rungen beschränken würden, welhe den Gang der Verhand- lungen zu fördern geeignet wären, Er theilte mit, daß derx Kullus-Minister geneigt sei, in der Ausstellung der Lehr: pläne nach individuellen und provinziellen Verhältnissen eine gewisse Freiheit der Bewegung zu gestatten.
Geheimer Ober-Regierungs-Rath Dr, Wehrenpfennig er- lâuterte hierauf die den Konferenzmitgliedern Voraëleaten statistishen Tabellen.
Der Kommissar des landwirthschastlihen Ministeriums erörterte hierauf die Stellung des Gymnasiums im Verhältniß zu den Anforderungen des Erwerbslebens, Geheimer Medizinal- Rath Prof. Dr, Virchow im Verhältniß zu den Anforderungen des medizinishen und naturwissenschaftlichen Studiums. An der weiteren Diskussion betheiligten sih aus der Mitte der Versamm- lung die Hrrn. Direktoren Holzmüller und Frik, Geheimer Ober- Regierungs-Rath Dr. Hinzpeter, Abt D, Uhlhorn, Fürstbischof Dr, Kopp, die Direktoren Jaeger und Matthias sowie der Dr, Göring und Geheimer Regierungs-Rath Ende.
Der Bundesrath hat in seiner gestrigen Sitzung be- s{lossen, daß die Landesregierungen ermächtigt werden, die Einfuhr von lebendem Nindvieh aus Oesterreich- Ungarn in größere Städte, welche öffentlihe Schlachthäuser besißen, unter der Bedinguug zu gestatten, daß die Thiere
a, an der Grenze mit Ursprungs- und Gesundheitszeugniß sowie mit Bescheinigungen darüber versehen sein müssen, daß am Herkunfsort und in einem Umkreise von min- destens 20 km um denselben innerhalb der leßten drei Monate ein Lungenseuchefall niht aufgetreten ist,
, beim Eintritt in das deutshe Gebiet durch beamtete Thierärzte untersuht und gesund befunden worden sind,
. direkt und ohne Umladung in plombirten Wagen bis zu ihrem Beslimmungsort mit der Eisenbahn über- geführt und dort auf einer für anderes Vieh nicht zu benußenden Rampe ausgeladen werden,
l, daselbst nur in einem unter ständiger Kontrole beam: teter Thierärzte stehenden öffentlihen Schlachthause alsbald geschlachtet, bis dahin aber von anderem Vieh getrennt gehalten und aus dem Schlachthause lebend nicht entfernt werden,
. wenn unter ihnen bei der grenzamtlihen Untersuhung eine Seuche festgestellt wird, sämmtlih von der Weiter-
__beförderung ausgeschlossen werden.
__ Jndessen wird nach Maßgabe dieses Beschlusses mit der Einsuhr von lebendem Rindvieh erst dann begonnen werden können, wenn die Städte, deren Schlachthöfe für die Einfuhr offen stehen sollen, sowie die weiteren Bedingungen für die Einfuhr Seitens der einzelnen Landesregierungen bekannt gegeben sein werden.
_ Der Bundesrath ertheilte gestern ferner dem Entwurf einer Verordnung wegen Aufhebung des Verbots der Einfuhr von Schweinen, Schweinefleisch und Würsten dänischen, \{hwedishen und norwegishen Ursprungs die Zustimmung. Sodann wurde über eine größere Zahl von Eingaben, betreffend die Zollbehandlung verschiedener Gegenstände, Beschluß gefaßt. Der bei der Beschlußnahme über den Gesezentwurf, beireffend die Wehrpflicht der Geistlichen, von dem Reichstage beshlo}enen Resolution, nah welcher Einjährig-Freiwillige, welche sich dem Studium der Theologie einer mit Korporationsrechten inner- halb des Deutschen Reichs bestehenden Kirche oder Religions- gesellshaft widmen, in Friedenszeiten auf ihren Antrag nah halbjährigem Dienste mit -der Waffe das zweite Halbjahr in der Krankenpflege sollen dienen dürfen, und der Resolution des Reichstages, betreffend die schließlihe Entscheidung der in Zollsachen auftauhenden Rechtsfragen, beschlcß die Ver- sammlung eine Folge niht zu geben. Die Vorlage, betreffend die Feststellung der Servisklasse bei Einverleibun einer Ortschaft in den Bezirk einer anderen, die Denkschrift über die Ausführung der seit dem Jahre 1875 erlassenen Anleihegeseße und der Entwurf eines Gesetzes über die Kaiser- liche Schußtruppe in Deutsch-Ost-Afrika wurden den zuständigen Ausschüssen überwiesen. Die bereits erfolgte Ueber- weisung der Vorlage wegen Verlängerung des Banknoten- Privilegiums der städtishen Bank zu Breslau an die Aus- schüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen wurde genehmigt. Eine Eingabe der Vertretung der österreichischen Gemeinde Mittelberg, betreffend den Anschluß dieser Gemeinde
an das deutshe Zollgebiet, wurdé dem Herrn Reihs- kanzler überwiesen. Es wurde ferner beschlossen, daß von den zur Entrichtung der statistishen Gebühr dienenden Stempel- marken künftig die Marken über Werthbeträge von 2 und 9 # in Wegfall kommen. Dem Verbande nordwestdeutscher Konsumvereine wurde das Recht zur Bestellung eines Verbands- revisors, der Pensionskasse für die Arbeiter der sächsischen Staatseisenbahnverwaltung das Recht zur selbständigen Durch- führung der Jnvaliditäts- und Altérsversiherung zugestanden.
Dem Bundesrath is der folgende Antrag Preußens vorgelegt worden :
Das der städtischen Bank zu Breslau zustehende, auf Grund des Beschlusses des Bundesratbs vom 13. April 1878 (8. 256 der Protokolle) bis zum 1, Januar 1891 verlängerte Recht zur Aus- gabe von Banknoten erlischt gemäß §. 49 Ziffer 1 des Bankgesehzes vom 14. März 1875 (Neichs-Geseßbl. S, 177) mit dem vorgedachten Zeitpunkt, Der von dem Magistrat der Stadt Breslau gestellte Antrag auf Verlängerung des Notenprivilegiums um weitere zehn Jahre ist von der Königlich preußishen Regierung abgelehnt worden,
Hierauf hat der Magistrat seine Bitte dahin beschränkt, das Notenprivilegium der städtishen Bank bis zum 1. Januar 1894 mit der Maßgabe zu verlängern, daß die Stadtgemeinde verpflichtet ist, {hon am 1, April 1892 eine Million städtisher Banknoten, am 1. April 1893 die zweite Million an die Königlihe Regierungs- Hauptkasse in Breslau zum Zweck der Herausnahme dieser Beträge aus dem Verkehr abzuliefern, und daß die dritie und leßte Million gemäß der seinerzeit vom Bundesrath über den Aufruf und die Präflusion zu erlassenden Vorschriften vom 1, Januar 1894 ab ein- gezogen werden soll.
Zu Gunsten dieses Antrages ommt in Betracht, daß im Gegensaß zu den übrigen vier preußischen Notenbanken die städtishe Bank zu Breölau eine Gemeindeanstalt lt, welche seit ihrem Bestehen, d. h scit dem Jahre 1848, eine ihrer Hauptaufgaben darin gefunden hat, im öffent- lichen Interesse, insbesoudere durch Diskonkirung von kleinen Wechseln, den weniger bemittelten Gewerbetreibenden einen ihren Verhält- nissen entsprewenden billigen Kredit zu vermitteln und verzinsliche (Belder im Depositengeshäft und im Giroverkehr anzunehmen. Vit der plößliden Einstellung der Wirksamkeit dieser Ge- metndeanftalt, wie sie als Folge eines unmittelbaren Erlöschens des Notenprivilegtums ih ergeben müßte, würde der Magistrat hiernah nit mehr in der Lage sein, jenen nah wie vor vorhandenen Bedürf- nissen des kleineren Gewerbestandes Nehnung zu tragen. Wird da- gegen die Möglichkeit geboten, innerhalb eines Zeitraums von drei Jahren zu übersehen, wie bei allmähliher Herabminderung des Umlaufs der Noten die für die Befriedigung jener Bedürfnisse in Betracht kom- menden Verhältnisse si{ch entwickeln, so wird damit für die wegen Ersepung jener Gemeindeanstalt durch etwaige andere Einrichtungen zu fassenden Entschließungen eine Grundlage gewonnen. Auch gegen die Festseßung der Termine zur Ablieferung der beiden ersten Millionen Noten auf den 1. April 1892 beziehungsweise 1893 besteht kein Bedenken, weil eine Einlieferung zu Anfang des Jahres — in Folge der am Ichress{hluß zu leistenden Zahlungen und des zu dieser Zeit besonders lebhaften, die Mittel der Bank in ausgedehntem Maße in Anspruch nehmenden Wechseldiskontverkehrs — mit S{hwierigkeiten verbunden fein würde.
Cs wird beantragt: der Bundesrath wolle genehmigen,
«daß das Banknoten- Privilegium der städtishen Bank zu Breslau bis zum 1. Januar 1894 mit dec Maßgabe verlängert wird, daß die Stadtgemeinde Breslau verpflichtet ist, am 1, April 1892 eine Million städtisher Banknoten, am 1. April 1893 die zweite Million an die Königliche Regterungs-Hauptkasse in Breslau zum Zweck der Perausnahme dieser Beträge aus dem Verkehr abzuliefern, und daß die dritte und leßte Million Banknoten aemäß der seinerzeit vom Bundesrath über den Aufruf und die Präklusion zu erlassenden Vor- christen vom 1. Januar 1894 ab eingezogen werden muß,“
__ Die Beschlußfassung über diesen Antrag wird, da nah der gegen- wärtigen Nehtslage das Privilegium der Bark mit dem Jahres- \chluß erlischt, vor diesem Zeitpunkt erfolgen müssen.
Die mit Zustimmung der Generalversammlungen der Pensionskassen für die Betriebs- und Werkstättenarbeiter der Staatseifenbahn:Verwaltung mit dem 1. Januar 1891 an Stelle der bisherigen beiden Kassen in Wirksamkeit tretende einheitlihe Pensionskasse für die Arbeiter der preußischen Staatseisenbahn-Verwaltung ist durch Beschluß des Bundesraths vom 13. November als Kafsen- einrihtung im Sinne der 88. 5 und 6 des Gesetzes, betreffend die Znvaliditäts- und Altersversiherung, vom 22. Juni 1889 anerkannt worden.
Nach Beendigung der Verhandlungen der Jmmediat- Kommission für das Militär-Strafreht haben fi in ihre Garnisonen zurückbegeben: General-Lieutenant Ziegler, Commandeur der 6. Division, General-Major Berg, Com- mandeur der 9. Königlih Bayerischen Jnfanterie-Brigade, General-Major von Raab, Commandeur der 6. Königlich Sächsischen Fnfanterie-Brigade Nr. 64, der Königlich bayerische General-Auditeur der Armee, Ober-Auditeur Grimm, der Geheime Kriegsrath Huth, Abtheilungs-Vorstand im Königlich sächsishen Kriegs-Ministerium und der Königlich württem- bergishe Ober-Kriegsrath von Landbeck.
Der General-Lieutenant von Wodtke, Commandeur der 12. Division, hat nah Abstattung persönliher Meldungen | werde Berlin wieder verlassen. | chz
Der Ober-Stallmeister und General-Adjutant Sr. Majest des Sultans von I Pascha is mit 16 türkischen Offi- | @zy
zieren hier eingetroffen.
Der von der Königlichen Regierung zu Königsberg an | !
das Königliche Polizei-Präsidium zu Berlin verseßte Regierungs- Rath Steifensand ist zum Vorsißenden der für die Stadt- kreise Berlin und Charlottenburg sowie für die Landkreise Teltow und Niederbarnim zur Durchführung der Jnvaliditäts- S Altersversiherung errihteten Schiedsgerihte ernannt worden.
Jn der Ersien Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Staats-Anzeigers“ wird eine Uebersicht über die Zucker- mengen, WVelche in der Zeit vom 16. bis 30. November 1890 innerhalb des deutschen Zollgebiets mit dem Anspruch auf Steuervergütung abgefertigt und aus Niederlagen gegen Erstattung der Vergütung in den freien Verkehr zurückgebracht worden sind, sowie das Allerhöchst genehmigte revidirte Reglement der Ostpreußishen Städte - Feuer Sozietät veröffentlicht.
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„Nr. 24 des „Marinebefeh s“ enthält folgende Mit- theilungen über Schiffsbewegungen (Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nah dem Orte Abgang
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S. M. Pzsh. „Baden“ Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. S. „Blücher“ Kiel. (Poftstation: Kiel.) S. M. Krzr. „Bussard“ Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. S. „Carola“ 17./9, Sansibar. (Posft- station: Sansibar.) S. M. Av. „Greif“ Kiel (Poststation: Kiel.) S, ‘M. Krzr. eHabiht“ Kamerun. (Poststation: Capstadt.) S. M. &hrzg. „Hay“ Wilhelmshaven. (Poststation: Wilhelmshaven.) S. M. Yacht „Hohenzollern“ Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Knbt. „Hyäne“ Kamerun. (Poststation: Kamerun.) S. M. Knbt. „Iltis“ 31/10. Shanghai 26./11. — Tientsin. (Poststation: Hongkong.) S. M Fbrzg. „Loreley“ Konstantinopel. (Postftation: Konstantinopel.) S. M. S. „Mars“ Wilhelmshaven. (Poststation : Wilhelmshaven.) S. M. Krzr, „Möwe“ Kiel 18./11,— 25./11, Plymouth, 29./11. — Gibral- tar. (Poststation bis 2 /12. Gibraltar, vom 3,/12, bis16 /12. Alexandrien.) S. M. Pzfhrzg. „Müde“ Wilhelmshaven, (Poststation: Wilhelms- haven.) S. M. Fhrzg. „Nachtigal* Kamerun. (Poststation: Ka- merun.) S. M. S. „Nixe“ 7./10, St. Vincent (Cap Verdes) 21,/10. — 11,/11, Trinidad 25/11. — 29,/11, La Guayra 9/12, — Barbado.s. (Poststation: Barbadoes.) S, M. Pz;sh. „Olden- burg“ Wilhelmshaven. (Poststation: Wilhelmshaven) S, M. Fhrzg. „Otter“ Kiel, (Poststation; Kiel.) S, M. Minenschulschiff „Rhein“ Kiel. (Poststation; Kiel.) S. M. Krir. „Schwalbe“ 15/11, Bombay. ( Posistation: Sansibar.) S, M. Krzr. „Sperber“ 9,/10 Apia. (Postsiation: Sydney) S, M, Kunbt, „Wolf“ 12/11, Fusan — 24/11, Hiogo 4,/12, — Yokohama. (Post- station: Hongkong.) Kreuzer-Geshwader: S, M, S. „Leipzig“ (Flagashiff), S. M. S. „Alexandrine*“, S. M, S, „Sopbie*“ 17/11. Wellington (Neu-Seeland.) (Poststation: Hongkong.) — Uebungs- Geschwader: S. M. P,\ch. „Kaiser“ (Flaggshif), S, M. Pz, «Deutschlant“, S. M. P¡sch. „Friedrich Carl“, S. M. Pzsh. „Preußen“, S, M. Av. „Pfeil“ 8§,/11, Malta. 13 /11. — 19/11, Alexandrien — 23./11. Port Said 29/11. — Mytilene. (Poststation: bis 14 /12, nah Mytilene, vom 15/12, ab nah Smyrna).
Ublôsungstransporte: für S. M. Krzr, „Habicht“, S, M. Kbt. „Dyâne*, S. ‘M. Fahrz. „Nachtigal“, Hulk „Cyclep*, Heimreise mittels des Dampfers „Kronprinz e5riedrich Wilhelm“ des Nord- deutschen Lloyd: Kamerun 1./11, — 11 /11. Teneriffa 12/11 — 19/11, Wilhelmshaven.
Parlamentarische Nachrichten.
In der heutigen (36) Sißung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Fnnern Dr, von Boetticher beiwohnte, wurde zunächst der von den Abgg. Auer und Genossen eingebrachte Antrag, betreffend die Einstellung \chwebender Strafverfahren gegen den Abg. Wurm beim Königlichen Landgericht zu Hannover für die Dauer der Session, berathen. l
Abg. Singer beshwerte sich darüber, daß in dem Fall des Abg. Wurm wie auch in anderen die Staatsanwvälte nit die im Sommer eingetretene Vertagung des Reichstages als ¿xortdauer der Sesfion betrahtet und wöhrend derselben ohne Senehmigung des Reichstages Strafverfahren gegen Abgeord- nete seiner Partei eingeleitet hätten.
Der Antrag wurde sodann angenommen.
Bei Schluß des Blattes begann die erste Lesung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend den Schuß von Gebrauhsmustern.
— Bei der Reichstags - Ers Flatow-S({lohau wurde dem „W. T. B.“ zufol von Helldorf-Bedra (d.-kons.) mit 10 422 wählt. Der Freisinnige Neukirch erhielt 7728
— Der Abg. Dr. Reichensperger hat n wegen Abänderungen und Ergänzungen des Gerißtsverf geseßzes (Errichtung von Strafberufunaska Reichstage eingebracht.
— Im weiteren Verlauf dezr gestrigen \chußz-Kommission wurden die L: angenommen, S. 134 e mit dem V
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Bäftigt wexden.“ S. 136 (Arbeits- der Novelle und in der Kafiung æœcîter ( Bestimmungen bezüalic der Frauenarb i A abweiWhend vom beitéhernden Gescß, von Novell von den Bes@Wlüfien ster Lesung also: Lrbeï dürfen in Fabriken mit in Der Nahtzeit von 8:5 Uh Abends bis D2 Uhr Morgens und am Sonnabend an Borabenden der Festtage nicht mah 5+ Ubr Nathmittags beshäftigt werden. Die Beschäftigung von Arbeiterinnen über 16 Jahre darf die Dauer von 11, Un Sanmstagen 10 Stunden tägl micht übersteigen. Zwisen den Arbeitsstunden muß den Arbeîterinnen rine mindestens einstüindige Mittagäwauïe ewährt werden. Verbeirathete Frauen dürfen bbhftens 10 Stunden tägli bes{häftigt warden. Wöähnerinnen dürfen während vier Woihen nah ibrer Niederdunft keinebfalls, umd während der darauf folgenden zwei Wochen nur dann besHäftigt worden, wenn dak Zeugniß eint approbirten Arztes dies für zul&fg erklärt." Mit unwverädeeter We- nadme des §. 138 war das Kapitel der Framenzarbeit eeihövyft.
In der beutigen Sigzung wurde S. 1888 mit den Vorslägen der Zwischenkommisszon, den Anträgen Sibmidt und von Hieift-Nekeww angenommen; ©r autet demnach: „Wegen außergewähnliher Häusung der Arbeit kamm Auf Antrag des Yedeitgebers Die untere Verroaltangöbehörde auf diz Dauer von vierzehn Tagen die Bes@äftigung von Arbeitorinnen über obözehn Iabren bis 10 Ubr Abends am den Wothentagen, aufer Sonnabend, unter dbr Vorauaksetung geftatten, daß die tplithe Nrbeitgwit dreizekn Stunden