1890 / 295 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 08 Dec 1890 18:00:01 GMT) scan diff

ätten die Eingeborenen von Mutaça aufgereizt und seien n diesen nach Massikesse zu den Niederlassungen der ortugiesischen Mozambique - Ss nie gezogen, hätten ieselben überrumpelt, die portugie ise Flagge herabgerissen und VPaiva, Andrade, Gouveia, Rezende sowie den in portu- iesischen Diensten befindlichen französishen Jngenieur C. de lamby verhaftet. Das Personal der Mozambique-Compagnie und die portugiesishen Goldwäscher seien, ver olgt dur die Engländer, gegen die Küste geflüchtet.“

Parlamentarische Nachrichten.

Dem Herrenhause ist der Entwurf einer Städte- ordnung für den Regierungsbezirk Wiesbaden

zugegangen.

Kunst und Wissenschaft.

Das Koch'sche Heilverfahren.

Aus Paris meldet Wi S D. Jn seinem Vortrage über die Behandlung mit Koch’ scher Lymphe führte Professor Cornil am Sonntag aus, daß die Lymphe noch zu jenen Geheimmitteln gehöre, deren Anwendung geseßlich verboten sei und die im Todesfalle des mit Der Lymphe Behandelten die Hinterbliebenen zu einer Klage auf Scatenersaß berechtigen würde. Er habe daher auf seiner Klinik nur \solhe Personen geimpft, welche erklärt hätten, von eventuellen Rechtsfolgen abzusehen. Fm Uebrigen sei es besser, die Belehrungen des Professors Dr. Koch selbst abzuwarten, als sich auf die praktishen Ergebnisse seiner ärztlihen Umgebung zu verlassen. Die Frage bezüglich des eventuellen Schadenersaßes soll den Rechtskundigen des hygie- nishen Comités unterbreitet werden, welche dieselbe im Auf- trage des Ministers des Jnnern begutachten sollen.

Dr. Pa steur erklärte in einem an den „Temps“ gerich- teten Schreiben, die ihm von dem Korrespondenten der „Times“ in dén Mund gelegten Aeußerungen über das Koch'sche Heil- verfahren beruhten auf vollständiger Erfindung.

n der Gesellschast der Hospitalärzte zu Paris, nah der Akadêmie der Medizin die vornehmste ärztlihe Körperschaft JFrankreihs, berichteten Ferrand, Cuffer und Thibierge Über ihxe Berliner Eindrücke und Erfahrungen. Dem persön- lichen Verdienste Koch's wurden alle drei in wärmsten Aus- drúckèn gerecht, für die ihnen in Berlin allseitig bereitete Auf- nahme zeigten sie sich jehr dankbar. Dagegen machten fie gegen - die Anwendung des Koch'schen Mittels als Heilmittel weitgehende Vorbehalte. |

Die medizinishe Akademie in Rom beschloß in ihrer Sit ung vom Sonntag mitiels Akklamation die Absendung einer Bepésche an ihr Mitglied, den Geheimen Rath Professor Dr. Kohz in welcher sie der Bewunderung über die groß- artige Entdeckung Koh's Ausdruck giebt.

Wetterbericht vom 8. Dezember, Morgens 8 Uhr.

Mittwoch:

Gtationen. Wind. Wetter.

Die Recitative

Bar. auf 0 Gr. . d. Meeres\p. red. in Millim.

; S({auspielhaus. »'heiter 3 | Welt. Drama

4

L

Mullaghmore | 762 |SO Mherdeen .. SSO 2bededkt Christiansund | 768 |SW 1\bededckt Kopenhagen . 769 |[NO 2 bedet Stockholm . | 768 |WNW 2 heiter

aparanda . 761 still wolkig

t. Petersb. 763 [N 1 bedeckt Moskau . 753 N 1Schnee __|

Cork, Queens- R TOL 6|bedeckt Cherbourg . | 760 3/bededckt R 6 765 3\wolkig 1\wolkig!)

0s wolkig?) 2 | Liebe.

=J C Cc

Schumann.

amburg . . 768 2 winemünde 768 3 Neufahrwasser| 765 2 Memel . .. | 764 S 2

A6 759

bede —S wolkenlos | —3

tünster 765 Karlsruhe . . | 763 Wiesbaden . | 765 München . . | 764 Chemniy .. | 768

heiter

wolkenl.3) wolkig —H5 bedeckt)

—4 | Anfang 7 Uhr.

wolkenlos —7

Mien... «(68 bedeckt —4

Breslau . . 767 Ile d’Aix . 756

Regen 1 wolkig 6 wolkenlos D

761 762

3 4 2 2 D 1 Berlin .…. | 768 i Aera —1 3 5 3 3

M 4 f

1) Reif. 2?) Raubfrost. 2) Reif. 4) Reif.

Uebersicht der Witterung.

Depressionen unter 755 mm liegen über Südwest- und Oft-Europa zu beiden Seiten des Hochdruck-

Jacoby’ schen

wegen lagert. Bei \{wacer meist füdlicer bis ôst-

lier Luftströmung is das Wetter in Deutschland von Schönthan. trocken, vielfach Liter und außer im Nordosten, fälter, in dem Streifen Utrecht—Wien liegt die Temperatur mehr als 5 Grad unter Null, eine | Mit vollständig

Graphologie. Lustspiel in 1 Aufzug von A. C. Strabl und E. Lessing. i Direktor Dr. Otto Devrient. Anfang 7 Uhr. Opernhaus. 252.

Emil Graeb. Anfang 7 Uhr.

Bulthaupt. Anfang 7 Uhr.

Deutsches Theater. Male: Die Kinder der Excellenz. Lustspiel in | ums Dasein. 4 Aufzügen von Ernst von Wolzogen und William

Mittwoch: Die Kinder der Excelleuz. Donnerstag: Die Haubenlerche. j S

Belle-Alliance-Theater. Dienstag: Ensemble- Verlobt: Frl. Helene Groth mit Hrn. Paftor Wallner-Theaters. Zum 4. Male: Familie Knickmeyer. Schwank în 4 Akten von Friß Berend. Anfang 74 Uhr.

Berliner Theater.

bededckt Mittwoch: Goldfische. wolkig Donnerstag: Kean.

: B) Tessing-Theater. Dienstag: Sodoms Ende. E aa Drama in 5 Akten von Hermann Sudermann.

Wallner-Theater. ges S@weighofer. Zum 63. Male: Pension chöller. Bolle in 3 Akten nach einer W. dee von Carl Laufs. Vorher: Zum freund. 16. Male: Ju Hemdsärmelu. Schwank in 1 uf- zug von A. Günther. Anfang (-UDL: Zon Dieselbe Sag 4 A i; h L Zorbereitung : apa. Posse în en gebiets, dessen Kern mit 771 mm über Süd-Nor- M or ry tab 0: Do

Pictoria-Theater.

Der , Arzt des Hospitals für rhachitische Kinder in Middel- kerke Dr. Casse bei- der Behandlung rhachitischer Kinder mit der Kohh'’shen Lymphe deutliÞG wahrnehmbarèe, günstige Resultate erzielt. Zahlreiche Kinder, an denen bereits {were Operationen erfolglos vorgenommen worden seien, befänden si nah dem Gebrauch des Koch'schen Mittels auf dem Wege der Heilung und Genesung.

Gazette de Bruxclles“ fhe N hat der dirigirende

Adolph Menzel’'s Werk ist soeben in der „Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft zu München“, gleihsam als ein Angebinde zum heutigen fünfundsiebenzigsten Geburtstage des Meisters und zugleih als ein fostbares, Jhrer Majestät der Kaiserin Friedrich gewidmetes Weihnachtsgeschenk, ershienen. Einige Jahre haben dazu gehört, um dieses in Großfolio heraus- gegebene Werk fertigzuitellen. Es ist mit einem einleitenden Text versehen, welchen der Geheime Ober-Regierungs-Rath Jordan in Gemeinschaft mit Dr. Dohme verfaßt hat, und zwar nah eingehender Rücksprahe mit dem Künstler selbst, um eine gewissermaßen authentishe Schilderung der ver- schiedenen Entwickelungsstufen des Meisters von seiner „Jugend“, seiner „Reife“ und seinem „Alter“ zu geben. Dieser Einleitung, welche eine Beschreibung der hervor- ragendsten Werke Menzel's, oft mit dessen eigenen Worten, unter Einfügung kleinerer Reproduktionen der Ersteren enthält, folgt in zwei Bänden die stattlihe Reihe der in photo- graphishem Druckoerfahren auf entsprehendem Papiere fixirten, nach Anordnung des Meisters selbst ausgewählten Werke vom Jahre 1834 bis jeßt, welche dieser theils in lithographischem Ver- fahren, theils in Oel-, Wasser- oder Gouachefarben geschaffen hat. Die Besißer der Originale, an deren Spige Se. Majestät der Kaiser selbst, Jhre: Majestät die Kaiserin Friedri und Mitglieder des Königlichen Hauses stehen und denen sich die National:Gallerie, das Hohenzollern-Museum und viele Privatpersonen in Berlin, Wien, Dresden, Prag, Paris, London u. st. f. anschließen, haben bereitwilligst die Vervielfältigung ihrer Schäße gestattet. Die National-Gallerie vor Allem ist im Stande gewesen, das reichhaltigste Material zu liefern; denn abgesehen von ihrem bekannten Besiße an Menzel'shen Oelgemälden (Friedrih's des Großen Tafelrunde, Flötenconcert, Abfahrt König Wilhelm's zur Armee 1870, Eisenwalzwerk), ist sie durch die Munifizenz Sr. Majestät des jegigen Kaisers Eigenthümerin von mehr als tausend Studien geworden, welhe der Meister nach Bildern, Geräthschaften, Kostümen, Waffen, Architekturen u. st. w. aus der Zeit Friedrich's des Großen in Blei oder Oel gefertigt hat. Durch diese Zu- wendung ist der langgehegte Wunsch Kaiser Friedrich's in pietätvoller Weise erfüllt worden. Die National-Gallerie is aber auch im Besize von etwa fünfzig Bildhen, welche Menzel den Kindern seines verstorbenen Freundes, des General- arztes Puhlmann, gewidmet hat, damit sie sih an Tauben, Hühnern, Fasanen, Nehen, Hirshen, Kakadus und den sie fütternden oder liebkosenden Menschen erfreuen sollten. Sie besißt ferner auch die sämmtlichen Porträtstudien, die zur

In Scene geseßt vom | und Erde.

Sonnabend, den 20. Dezember.

Vorstellung. | ermäßigten Preisen. Die Puppensee. Oberon , König der Elfen. Romantishe Oper | Jagd. in 3 Aufzügen. Musik von C. M. von Weber.

welches Kaiser Wilhelm T. dem Meister zur Erinnerung an den Krönungsakt vom 18. Oktober 1861 in Königs- berg aufgetragen hatte und welches durch die charakter- volle Wiedergabe der bedeutendsten Persönlichkeiten des damaligen preußischen Staates ein Kulturbild ersten Ranges geworden ist. Jhr gehören außerdem die Farbenskizzen zur Aus\{chmückung des Tafelservices an, welches die Königliche Porzellanmanufaktur als ein Geschenk zur silbernen Hochzeit der Kronprinzlichen Herrschaften herzustellen hatte, sowie end- lih die Originalzeihnungen zu den „Brandenburgischen Denk- würdigkeiten“, welhe Menzel bereits zu einer Zeit (1834— 1836) lithographirte, als noch Niemand in Deutschland jene Thaten der ersten Hohenzollern wahr und getreu darzustellen versuchte. Ein großer Theil dieser Jedermann zugänglichen Originale Menzel's findet sich im vorliegenden Werke wieder- gegeben ; daneben aber auch eine Fülle von Darstellungen aus allen Gebieten des menschlihen Daseins. Beispielsweise sei auf das in seinem zweiundzwanzigsten Lebensjahre gezeichnete „Vater Unser“ hingewiesen: es zeigt die Form eines Herzens, welhes in zwei Reihen Engel durcheilen, die der oben thronende Got!vater den bedrängten, versuhten und verführten Menschen zur Befreiung von den Banden der teuflischen Gewalten entsendet ; ferner auf die Vignetten zu „den Werken Friedrih's des Großen“, welhe Menzel im Austrage Köni Friedrih Wilhelm's IV. auszuführen hatte; endlih aber a die Schilderungen des deutschen Lebens in allen seinen Kreisen, vom einfachen Arbeiter, Handwerker und Bauer, dem Spieß- bürger und geistlichen Herrn bis hinauf zu den Damen und Kavalieren der hohen und höchsten Kreise. Er, der Schöpfer des volksthümlichen „alten Friß“ und seiner Paladine, ver- \{hmäht weder Menschen- noch Gotteswerke darzustellen; was er bringt, hat er mit hingebendster Liebe sih erworben; daher verehrt ihn nicht blos ganz Deutschland; auch Frankreich, Jtalien und England bewundern seine Werke, und jo steht er würdig an der Seite Albreht Dürer's, unerreicht in dem, was er mit seinen beiden, zu gleicher Zeit arbeitenden Händen tausendfältig geschaffen hat. G, /

Der Professor der Mathemathik an der Universität Würzburg A. Mayr ist, laut Meldung des „W. T. B.“, am Sonnabend in 2 Ls bei seinem Sohne, dem Unter-Staatssekretär von Mayr, gestorben.

welhes d jenes großen Oelgemäldes erforderlich waren,

L—Z,

Nach Sl der Nedattion eingegangene Depeschen.

London, 8. Dezember. (W. T. B.) Der „Times“ wird aus Sansibar von gestern gemeldet, daß Emin Pascha das Südende des Victoria-Sees von Mkumbi aus west- wärts umschiffe und deutshe Stationen am Westufer des Sees errichte. (Vergl. die „Sammlung von Aktenstücken“ in der Ersten Beilage. D. R.)

(Fortseyung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Mittwoch : Der Bettelstudent. Hierauf : Sonne | dem afrikanischen Leben entnommen, arrangirt und

in Scene gesezt vom Direktor E. Renz. 4 arab.

Sonntag: NaMmittags-Vorstellung bei bedeutend | Volbluishimmelhengste in Freiheit dressirt und

Die | vorgeführt vom Direktor E Renz. The Gold bird, geritten von Frl. Clot. Hager. Auftreten des

Mit neuer Aus- | phänomenalen Reitkünstlers Mr. F 15. GEarte.

von F. Wüllner, Ballet von | stattung. Zum 1. Male: Die Gondoliere- Bur- | Die berühmten 4 Akrobaten Gebr. Briatore. Mr.

leske Operette in 2 Akten von W. S. Gilbert. Nodgers, Luftgymnastiker. Auftreten der Reitkünst-

962. Vorstellung. Eine neue | Deutsch von F. Zell und R. Genée. Musik von lerinnen Frls. Zephora und Gierah. Quadrille de

in 4 Aufzügen von Heinri | Arthur Sullivan.

Eugen Zabel. Anfang 7# Uhr.

Dienstag: Kabale und | Gastspiel von Mitgliedern des

Mittwoch und folgende Tage: meyer.

Adolph Ernsi-Theater.

Schwank in 3 Akten nah | Ferron. Anfang 74 Uhr,

Thomas-Theater. Alte

Der Soldateufreund. Mittwoch und folgende Tage:

Deutsh von Franz | Concert-Haus. Dienstag:

Aenderung der gegenwärtigen Wetterlage dürfte dem- | Raben. Romantishes Zaubermärchen in 5 Akten vorgetr. von Hrn. Richter.

nächst niht zu erwarten sein. von Emil Pohl. f : Deutsche Seewarte. pr 7

L Anfang Theater-Anzeigen.

compositionen des 3. Aktes von G. A, Raida, Ballets unter Leitung des Balletmeisters C. Severini.

T | Jn Scene gesept vom Ober-Regisseur W. Hock. ubr. Friedrich -

Musik von G. Lehnhardt. Ballet- Römischer Hof.

Wilhelmstädtishes Theater. Vettel-

Residenz-Theater. Direktion : Sigmund Lauten-

Dienstag: Zum ersten | burg. Dienstag: Zum 18, Male: Der Kampf | in dieser Saison: Die lustigen Heidelberger. (La lutte pour la vie.) Sittenbild | Dazu auserwähltes Programm.

in 5 Akten von Alphonse Daudet. N

Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Familie Kuick- Geboren

Dienstag: Zum

94. Male: Unsere Don Juans. Gesangs9posse in 4 Akten von Leon Treptow. Couplets von

Mittwoh: Die Augen der Liebe. Lustspiel in 3 Akten von Wilheluäne von Hillern. Hierauf: Gustav Görß. Musik von Franz Roth und Adolph

Der Vielgeliebte. in dem Franzö}ishen von Franz von Schönthan.

Mittwoch! Dieselbe Vorstellung. Donnerstag: Sodoms Ende. A Jakobstraße 30.

Dienstag: Gastspiel von | Direktion: E. Thomas. Dienstag: Zum 18. Male: Der Soldaten-

Concert-Auzeigen.

Concert. Ouv. „Freis{ütz", Weber. iéubläuf % Maker Do oaspeutel Barcarola“

: . | \Œuhläufer“, Walzer von Waldkeusel. „Dar la

in, its i M L Gm f. d. Harfe von Thomas, vorgetr. von Frl. Lemböck, neuer AUEIULO, e Neven | Lerne leiden ohne zu klagen“ f. Piston v. Holländer,

Dienstag, Abends 7# Uhr: Concert von Alexandrine von Brunn.

“0 : ; : : ia. Anstalt für volksthümlihe Natur] Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern- | Dircktion: Julius Frische. Dienstag : Mit neuen Urania, j ‘funde. L O Taunhäuser und der Kostümen zum L Male: Der Am Landes - Ausstellungs - Park (Lehrter As s

la Grande - Duchesse, geritten von 16 Damer® Komische Entrées und Intermezzos von fämmtlichen Ciowns.

Meittwo : Auf vielseitiges Verlangen zum 1. Male

Deutsch von

Lami

Herm. Rauh (Schwerin i, Meckl.—Cladow bei Fiddihow i. Pomm.). Frl._ Minna Schu- macher mit Hrn. Louis Stor (Salzhennendorf—

Hannover). : Ein Sohn! Hrn. Dr. phil. F. Bohnert (Hamburg). Hrn. Berg-Assessor Mors- bah (Elmen bei Magdeburg). Hrn. Emil Etold (Berlin). Eine Tochter: Hrn. Amts- ri@tcr Beselin (Kröpelin). Hrn. Rechtsanwalt Koch (Sondershaasen). Hrn. Hauptmann Meyer (Straßburg i. Els.). Hrn. Pfarrer P. Wolf (Friedersdorf bei Seelow). Hrn, Emil Lehm- stedt (Magdeburg). Hrn. F. Girmann (Klein- Ottersleben). Hrn. C. Zilian (Schrembehnen). Gestorben: Hr. Geb. Sanitäts-Rath Dr. Ioh. Wüstefeld (Neustadt O.-S.). Hr. Rititerguts- besißer Herm Kickton (Sapuhnen) Hr, Ritter- \haftsrath Karl Friedr. Ernst Frhr. von Wangen- heim (auf Neu-Lobiß). Hr. Gerhard Mos (Biskra in Algerien). Frau verw. Dr Auguste Raschkow (Breslau). Hr. Rentier Eduard Mauerhoff (Rastenburg). Hr. Rechnungs-Rath Franz Reichel (Patschkau). Hr. K K. Lega- tions Rath z. D. Dr. jur. Ludw. Geßaer (Berlin). Hr. Oekonom Otto Müller (Magdeburg- Neu- stadt). Frau Eugenie Heydel, geb. Müller (Berlin). Hr. Gymnasial-Direktor a D) Dr, Karl Nauck (Königsberg N -M.). Hrn Regie- rungs-Rath Dr. Riesen Sohn Edgar (Breslau).

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Berlin: Verlag der Expedition (So lz).

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Erste Beilage

Id I t É T I G E E E E gige a es

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Montag, den §8. Dezember

1890.

Mf 29d.

Sammlung von Aktenstücken über Kolonialpolitik.

Dem Reichstage sind drei Sammlungen von Aktenstücken Seitens des Reichskanzlers vorgelegt worden. Die erste be- trifft die Ermordung von Deutschen in Witu und giebt das in Telegrammen, Noten, Berichten, Promemorias niedergelegte gesammte Material wieder, welches von der Für- sorge der Regierung für die Jnteressen und die Ehre des deutschen Namens, wie auch von dem Eifer der groß- britannishen Regierung, den ihr aus dem Vorfall erwach}enen Verpflichtungen nachzukommen, ein beredtes Z:ugniß ablegt. Der erste telegraphis he Bericht über die Ermordung, welcher zugleih eine Mittheilung von dem Anerbieten des englischen General-Konsuls in Sansibar, zur Untersuchung ein Kriegs- {if} nach Witu zu entsenden, enthielt, ging hier am 23. Sep- tember d. J. ein. Noch an demselben Tage wurde Seitens des Auswärtigen Amts an den deutschen Botschafter nah London telegraphirt, daß die Regierung eine umgehende amt- lihe Untersuhung der Vorgänge in Witu er- warte und daß diesex Wunsh der großbritannischen Regierung bekannt zu geben sei. Am 25. erfolgte die Antwort, daß Lord Salisbury dem General-Konsul in Sansibar den Befehl ertheilt habe, zur Untersuhung der Vorgänge in Witu ungesäumt ein Kriegsschiff dorthin zu beordern. Am 3, Oftobec wird von unserem General-Konsul in Sansibar mitgetheilt, daß der dortige englische General-Konsul momentan kein Kriegsschiff verfügbar, ferner auch darauf hingewiesen habe, daß die englishe Regierung die Oberhoheit über Witu noh- niht angetreten habe. An demselben Tage wurde der deutschen Botschaft in London von hier aus befohlen, die deutschen Ansprüche der dortigen Regierung gegenüber mündlich auf Das Nachdrücklichste zu vertreten und dabei vorkommenden Falls zu betonen, daß eine etwaige Auffassung, als habe England die Schußherrschaft übec Witu, nah erfolgter Aufgabe der- selben unsererseits, noch nicht angetreten, zu dem Schluß nen würde, „daß wir selbst alsdann zum Vorgehen in Witu efugt sind.“ Am 8. Oktober traf die Antwort ein, Lord Salisbury habe sich durchaus bereit erklärt, die Wahrung unserer Juteressen in Witu zu übernehmen; er wünsche jedoch, daß Deutschland und England sich zu gemeinsamem Vorgehen in Witu vereinigen ; der englishe Admiral, welcher sich zur Zeit mit der ge- sammten Flotte in Mozambique aufhalte, habe telegraphische Weisung erhalten, ih sofort nah Sansibar zu begeben, wo momentan kein einziges englisches Kriegsschiff stationirt sei. Der Admiral werde dem deutshen und englishen General- Konsul den Vorschlag machen, mit ihm nach Witu- zu gehen, um daselbst die Untersuhung einzuleiten und dann Vorschläge über die Bestrafung der Schuldigen nach London zu rihten. Deutscherseits wurde dieser Vorschlag noch an demselben Tage angenommen und der deutsche Admiral Freiherr von der Gol angewiesen , eventuell dem deutschen General-Konsul ein Schiff für die Untersuhung in Witu zur Verfügung zu stellen, wozu S. M. Schiff „Schwalbe“ bestimmt wurde. Die beiden General-Konsuln begaben sich darauf mit der englischen Flotte nach Lamu, von wo aus der Sultan von Witu aufgefordert werden sollte, si dort einzufinden. Dieser aber weigerte sih, vor den Konsuln zu erscheinen und die an der Ermordung Schuldigen auszuliefern. Die General-Konsuln kehrten nah Sansibar zurück, während am 24. Oktober die Feindseligkeiten dadurch begannen, daß der englishe Admiral Freemantle mehrere Küstendörfer des Sultanats niederbrennen ließ; am 28. Oktober erfolgte die Einnahme Witus und die Zerstörung der Stadt durch Feuer. Die englishen Behörden in Lamu ergriffen au die zum Schuße des deutschen Eigenthums erforderlihen Maß- nahmen, obwohl die Expedition in Witu nichts zur Ent- schädigung Verwerthbares vorgefunden hatte. Deutscherseits wurde in England nunmehr (am 8. November) unter dankenswerther Anerkennung der militärischen Maßnahmen der Erwartung Ausdruck gegeben, daß die eng- lische Regierung ihre Behörden anweisen werde, das töglichste zu thun, um in Zukunft Leben und Eigenthum der Deutschen in Witu sicherzustellen und Schadensersaß für die durch die jüngste Katastrophe in Witu Betroffenen zu erlangen, und die nach dieser Rihtung hin zu unternehmenden Schriite des deutshen General - Konsuls zu unterstüßen. Fn DeL Sammlung werden ferner der schon in Nr. 259 des „R.- u. St.-A.“ vom 27. Oktober mitgetheilte s{hriftliche Bericht des General - Konsuls über die Ermordung der Küngel'’shen Expedition, d. d. 3. Oktober, nebst den gleichfalls publizirten drei Anlagen, sowie scriftlihe Berihte über die auf Grund der Telegramme hier kurz fkizzirten Thatsachen mitgetheilt; es befinden sich aucch_ darunter die Seitens des deutshen General-Konsuls am 23. Oktober in Lamu erfolgten prototollarishen Vernehmungen des Kaufmanns Kurt Toeppen und des früherenStudenten FriedrihHaeßler ausAugsburg, ferner der Wortlaut der englischen Proklamation des Standrechts und der Ausshreibung von 10 000 Rupien auf die Ausliefe- rung des Sultans von Witu.

Die zweite Sammlung der Aktenstück? betrifft O st- Afrika und stellt sih als eine Fortsezung der früheren Be- richte über die Bekämpfung und Unterdrückung des Aufstandes dar. Es sind darin Monatsberichte über die Lage in der Kolonie und ihren einzelnen Stationen enthalten. Der legte derartige Bericht, welcher vom 2. “November datirt ift, behandelt die Oktober - Ereignisse, welhe indeß nur kleinere Streitigkeiten - betreffen. Auf den drei süd- lichen Stationen herrschte vollständige Ruhe; im Hintexlande von Saadani. und im Kilimandscharo-Gebiet kamen kleinere Widerseßlichkeiten von Häuptlingen vor, vier Tagereisen hinter Bagamoyo mußte zur Bestrafung eines Ueberfalls „geschritten ulid fünf Uebelthäter erschossen werden. M Ztokes war am September in Unyapy7 2 S wohin er ohne jede Störung vorgedrungen war. De ‘i Pascha p in Tabora in erster Linie „mit sämmilichen "ern einen

reundschaftsvertcag ah- in onzzund dis. deutsche Flagge gehißt; auch u it mebreren Häuptlingen gleiche Verträge? heutigen London {owohl Unyanyembe, als auch das Gebiet T. B.“ meldet, di,cœni von Ujui abtreten lassen. Die Araber aetre‘2uvora haben ihm ein glattes

Broncegeschüß, sowie eine neunzehnläufige belgische Mitrail- leuse nebst Munition freiwillig ausgeliefert und ihm außerdem zehn noch in Tabora befindlihe und dem Hause H. A. Meyer gehörige Eljenbeinzähne im ungefähren Gewicht von 500 Pfund englisch überantwortet. Ende August verließ Emin Pascha Tabora, um fi über Usongo nah dem Victoria-See zu begeben. Von dem Südufer will Emin Pascha nach dem Westufer des Sees marschiren, um hier endli eine Station anzulegen ; die Anlage einer Station am Südufer will er Stokes überlassen. Aus Sparsamkeitsrücksihten ist den Wünschen Emin Pascha's auf militärische Beseßung einer bei Tabora gelegenen Mis- sionsstation, obwohl des wichtigsten Etappenpunktes auf dem Wege nach den Seen, sowie auf Verstärkung und Nachschub Bat in der Hoffnung nicht entsprohen worden, daß Emin Pascha mit den ihm zur Verfügung gestellten Mitteln das vorgesteckte Ziel erreihen werde.

Die dritte Sammlung enthält die für die Regelung der Verhältnisse in Ost- Afrika maßgebenden Abmachungen, und zwar das deutsch-englishe Abkommen vom 1. Juli (vergl. Nr. 165 des „R.- u. St.-A.“ vom 10. Juli d. J.), ferner den in Nr 2822 des R- U, Sl:-A- vom 22. No- vember veröffentlichten englisch- deutshen Notenwechsel über die Abtretung der Küste von Ost - Afrika Seitens des Sultans von Sansibar an die ost - afrikanishe Gesellschaft ; drittens einen Noterwechsel zwischen dem Staatssekretär des Auswärtigen Amts und der hiesigen französishen Botschaft über den Verzicht Frankreihs auf Einwendungen gegen die Erwerbung der festländishen Besißungen des Sul- tans von Sansibar und der Jnsel Mafia dur Deutschland und die gleichzeitige Anerkennung der Schußherrschaft Frankreihs über Madagaëcar Seitens Deutschlands. Des Weiteren is der Küstenvertrag“ zwischen dem Sultan von Sansibar und der Deutsch-ostasrikanischen Gesellshaft und der vom 20. November datirende Bertrag der Kaiserlichen Regierung und der Deutsch-ostafrikanischen Gesell- schaft mitgetheilt.

Haus der Abgeordneten. 13. Sitzung vom 6. Dezember 18390.

Der Sizung wohnen bei: der Minister der geistlihen 2c. Angelegenheiten Dr, von Goßler, der Minister des Fnnern Herrfurth und der Finanz-Minister Dr. Miquel.

Fortsezung der ersten Berathung des Geseß- entwurfs, betreffend die öffentlihe Volksschule.

Abg. Dr. von Stablewski : Der Entwurf bezwecke nihts weniger, als die Muttersprawe von 3 Millionen Unterthanen des Staats hinweg zu dekretiren, obgleih der Staat niht das mindeste Recht dazu habe. Daß die Religion ein Hauptgegenstand des Unterrichts in der Volksschule sein solle, sei für seine Partei nit genug, Sie wolle sie als die Grundlage der gesammten Volks- erziehung betrachtet wissen. Die Kirche sei ebenso wie der Staat an dec Volks\hule betheiligt. Sie wolle nicht nur Bürger des irdishen Staats, sondern sol&e des ewigen Staats erziehen. Daß mit den kirchlichen Behörden über den Entwurf kein Einver- nehmen herzustellen versucht worden, sei ihr ein Beweis, wie wenig man die Kirche achte. Bei dem Volks\chulentwurf vom Jahre 1850 habe man noch eine Reihe von Bischöfen befragt, heute aber, wo man selb für die untergeordnetsten Fragen große Enqueten ver- anstalte, habe man nicht cinmal versuht, mit den firhlihen Oberen zu einem Einverständniß über Prinziptenfragen zu kommen. Die Signatur des ganzen Geseßentwurfs sei auch gegen diese gerichtet. Deshalb würden an dem Zustandekommen des Gesetzentwurfs nur Die- jenigen ihre helle Freude haben, welche von dem Zwiespalt zwischen Kirhe und Staat Vortheil für fch ziehen wollten: die Sozial- demokraten. Die Befürhtung, daß ein evangelischer Lehrer katho- lischen Religionsunterricht ertheilen könnte, sei durhaus nicht absurd. Auf den Gütecn des Herrn von Scalscha sei dies jahrelana vorgekommen, und alle Bitten und Vorstellungen seien vergebens gewesen. Dadurch, daß man den Geistlichen ein Recht auf den Reli- gionsunterriht gebe, würden die Schulen durhaus noh nit Kirchen- \hulen. Heute solle sogar das Sculaufsichtsgesey, das früher von den verschiedensten Seiten als ein Kampfgeseß bezeichnet worden sei, bestehen bleiben. Durch dieses Geseß sei es möglich geworden, daß ‘unter den Kreis- und den Lokal-Schulinspektoren \ih äußerst wenige Katholiken befänden. Wie solle da die Kirche einen wohl- thätigen Einfluß ausüben, der doch in einer Zeit, wo die jugend- lihen Verbreher, wo der Indifferentismus, die Unbotmäßig- keit, ja sogar die Feindshaft gegen die Kirhe überhand nehme, am Nothwendigsten sei. Ebenso wie mit den Rechten der Kirche gehe die Vorlage aber au mit den Rechten der Eltern um. Eltern und Gemeinden müßten große Opfer für die Unterhaltung der Squle bringen, hätten aber niht das Recht zu erfahren, nah wel{chen Grundsäßen ihre Kinder unterrihtet würden. Es seien \{chône Worte gewesen, welhe der Minister gestern gesagt habe, daß das Volkss{ulwesen in keinem Gegensaß mit dem Leben der Gemeinden sich befinden solle. Eine praktische Folge folcher An- fichten aber sei in der Vorlage nicht ersihtlih. Sei es denn nicht ein bercchtigter Anspruch, day die Kinder in der Volksschule die Sprache ihrer Familie, die Sprache ihres Gottesdienstes wenigstens lesen und {reiben lernten? Es sei cine Kränkung des natür- lichen Rechtes, wenn die Möglichkeit genommen werde, niht bloß das beste Unterrichtsmittel, sondern au das beste Erzichungsmittel wirksam zu machen. In der Sozialdemokratie fei jetzt die Losung auêsgegeben, die polnischen Landestheile zu erobern. Wenn sie bis heute dort noch keinen Boden gesunden habe, so fei dies den Bemühungen des vielverleumdeten Klerus, den Bemühungen der pol- nischen Intelligenz zu danken. Wie könne die Schule die Aufgabe gegen die Sozialdemokratie übernehmen, wenn sie die Möglichkeit einer Kenntniß der Muttersprace niht gewähre. Wenn der Minister fi entshließe, in den polnischen Landestheilen wieder der heimischen Sprache einen breiteren Boden zu gewähren, so könne er (Redner) fast die Bürgschaft übernehmen, daß man dort die Sozialdemokratie fernhalten und die volnishen Gebiete retten werde. Daß die Vorlage den Re- ligionsgesellschasten für die Leitung des Religionsunterrihts einen Raum lasse, begrüße erz besser aber würde die Bestimmung in folgende Form gefaßt werden können: „Den Religionsunterriht in der Volks\{hule leitet der Staat unter einer von ihm begrenzten Mit- wirkung der Religionsgesellschaften." Heute entscheide nirgends die Kirhe, sondern immer der Staat. Der Staat führe die Religionshandbücher ein, und der Kirche bleibe nur das Ret, fie zu begutachten, Das Recht der katholischen Kirche auf die Lehrer, die missîia canonica, werde heute von dem Staat bei der Volks\{ule gänzlih ignorirt, und der Minister eigne sich selbst die Rehte der Kirhe an. Nirgends finde man in

dem Entwurf eine Bestimmung, was gesehen solle, wenn der Lehrer sich in einen Zwiespalt mit dem Glauben seiner Kirche seße, ein öffentliches Aergerniß gebe. Solle der Staat ihn dann do in seiner Lehrthätigkeit belassen dürfen? Der Geistliche solle im ganzen Volks\hulwesen immer nur als Staffage dienen, wirklihen Einfluß

aber nit erlangen. Alles das stimme niht überein mit dem Saß,“

der in dieser {weren Zeit wirklich gerech!tfertigt sei : daß man nit das Trennende, sondern das Einende, niht das Gegensäßliche, sondern das Versöhnliche hervorheben solle. Die Rettung der höcsten Güter des Christenthums und der Kultur hänge aber davon ab. (Bei- fall bei den Polen und im Centrum.)

Abg. v. Buch: Eine befriedigende Lösung der aroßen Reform- geseßentwürfe könne nur erfolgen, wenn man \chrittweise vorgehe. Auf dem Gebiet der Shule werde eine befriedigende Gestaltung nur mögli sein, wenn man s in den Erörterungen fernhalte von theoretishen Prinzipien und ih auf den Boden der thatsächlihen Verhältnisse und praktischen Bedürfnisse stelle. Gerade bei dem Schul- geseß träten die Sbwierigkeiten ganz besonders heran, welche in_einer gleichzeitigen Behandlung der großen Gescßentwürfe lägen. Die Scul- reform solle erfolgen in engstem Zufammenhang mit der Organi- sation der Landgemeinden, und da sei in erster Linie eine Regelung der Verhältnisse der kommunalen Verbände noth- wendig. Man könne jeßt noch nit beurtheilen, wie es mit der finanziellen Leistungsfähigkeit der Gemeinden stehe. Es sei das erst möglich, wenn die Steuerreform zur Durchführung gelange, und wenn entweder durch Uebecweisung der Grund- und Ge- bäudesteuer oder durch Umgestaltung derselben zu Kommunalabgaben ein fester Boden geschaffen sei. Jeßt würden den Gemeinden ihre Auf- gaben nur ers{wert, wenn ihnen auf dem fremden Gebiete des Schul- wesens neue Aufgaben übertragen werden. Troß dieser Bedenken fei seine Partei gerne bereit, in die Verhandlung und Prüfung des vorliegenden Geseßentwurfs einzutreten und das Zustandekommen des- selben mit allen Kräften zu fördern. Selbst wenn das Geseh jeßt niht zu Stande komme, würden die Verhandlungen doch zu einer Klärung der Ansichten führen, die ebenso wie auf dem Gebiete der Steuerreform dur die vorjährigen Verhandlungen das Zustande- kommen des Geseges in ciner späteren Session wesentli erleichtern könne. Die Einbringung diefes Gesehes sei ein gewichtiäer- Schritt der Regierung zur Erreichung des Zieles, welches sie fih füit dem An- fang dieses Jahrhunderts gesteckt habe. Was den Inhalt des Gesetz- entwurfs betreffe, fo begrüße seine Partei vor allen Dingen, daß der Gesehentwurf an dem konfessionellen Charakter festhalte. “Es sei das eine alte Forderung der konservativen Partei, von der sie unter keinen Umständen abgehen werde, und sie sei nit in der Lage, den Wün-- {chen, die von anderer Seite ausgesprohen und die auf erun

s Forderung des Simultansculwesens gerichtet seien, auch nur einen Schritt ent--

gegenzugehen. (Bravo.) Für den konfessionellen Charakter der Schule

genüge es aber nit, wenn der Geseßentwurf sage, es solle kein Kind ohne. *

den Religionsunterriht seines Bekenntnisses verbleiben, es müsse auch der Lehrer derselben Konfession angehören, und seine Partei glaube, daß dies die Vorlage eigentli als felbstverftändlich voraus- gescht habe, da sonst die Bestimmung derselben keine Bedeutung haben würde, daß, wenn die Zahl der Kinder 60 übersteige, eine eigene fonfessionele Sule errichtet werden solle. Seine Partei müsse aber daran festhalten, daß dies in dem Geseß auch noch besonders klar gestellt werde. Mit dem Aufbau des Schulwesens auf die kommu- nalen Verhältnisse sei sie einverstanden, und bereit, die Schulsozietäten zu beseitigen, denn sie halte an dem Alten nur fest, wenn es sich be- währt habe, und die Shulsozietäten beruhten auf überlebten An- \chauungen. Sache der Kommission werde es sein, zu prüfen, ob die eigenthümlichen Verhältnisse in Hannover hier eine Ausnahme gestatteten. Sn konsequenter Durhführung des kommunalen Prinzips solle nah dem Entwurf der alleinige Besitec eines Gutsbezirks für die Schul- lasten auffommen. Seine Partei sei si darüber klar, daß hierin eine wesentlihe Neubelasfiung des Großgrundbesißes namentlich in den östlihen Provinzen liege. So hätten früher die Schulpatrone nur auf dem Gute gewachsenes Material zu liefern gehabt und nur sub- fdiär für die Schullasten ihrer sogenannten Unterthanen gehaftet. Diese leßtere Bestimmung fei in den leßten Jahren thatsählich nit mehr gehandhabt worden. Die Großgrundbesißer hätten als Kirchen- patrone eine größere Belastung, während ihre Lasten als Sculpatrone erleihtert worden seien. Dur dieses Geseg sollten nun auch die Lasten der Schulpatrone erhöht werden. Es sei das die Konsequenz der Stellung, welche das Haus der Gemeindeordnung gegenüber eingenommen habe. Seine Partei verlange Beibehaltung der Gutsbezirke und wolle alle Konsequenzen hiervon tragen. Nach dem Entwurf solle eine Ver- theilung der Lasten innerhalb der einzelnen Schulverbände nah demselben Maßstabe, wie für die Gemeindeabgaben erfolgen. Es sei aber zweifelhaft, ob dies unter allen Umständen ein gerechter Maßstab sei. Nus der Ueberweisung der Schullasten auf die Gemeinden folge, daß den Kommunalverbänden eine entsprehende Betheiligung an der Sqchulverwaltung eingeräumt werde. Es sei zweifelhaft, ob diese Folgerung für den Inhaber eines Gutsbezirks auch gezogen set. Man wisse nicht, ob ihm dieselben Rechte zuständen wie dem Schul- vorstande. In dem Entwurf sei hiervon nicht die Rede. Es kônne also der, welcher die Schullasten zu tragen habe, von einem Lehrer aus dem Shulraum verwiesen werden. Bedenken babe seine Partei auch gegen die enge Grenze, welche der Selbstverwaltung in den Gemeinden gezogen sei. Eine strenge Auffiht auf dem Gebiete des Schulwesens fei zwar nothwendig; aber über das Maß des Nothwendigen sei hier hinausgegangen, wenn der S{ulverwaltung allein der Erlaß der allgemeinen Anordnungen und Festsezungen übertragen sei. Die örtlihen Organe follten hier eine entsprehende Mitwirkung haben. Die Rolle des Kreisaus\hufses sei eine fehr bescheidene geworden; seine Betheiligung beshränke fich lediglih auf eine Anhörung , und an seine Stelle sei der Bezirksaus\{chuß getreten, obwohl derselbe in allen Fragen, wo es sich darum handele, öôrtlibe Nerhältnisse zu berüc{sitigen, weniger geeignei sei als der Kreis- aus\chuß. Es könnten ja auch dem Kreisaus\chuß tecnishe Mit- glieder beigegeben werden. Was nun das Verbältniß der Ge- meinden in Bezug auf die Ernennung der Lehrer betreffe, so müsse Vorsorge getroffen werden, daß niht einer Gemeinde ein anderswo entlassener Lehrer aufoktroyirt werden könne. Bezüglich der Zu- \sammensezung des Sculvorstandes halte feine Partei es nitt für angängig, daß ein Geistliher einer von einem Ortsvorsteher geleiteten Schulsißzung beiwohne. Q das eine gewisse capitis deminutio des Geistlichen. Sie habe ferner Bedenken das- gegen, daß die Mittel für die Lehrerbesoldung aus den Erträgen der Zölle den Sculverbänden überwiesen werden sollten. Man könne diese Mittel nicht eher feftlegen, bis man wise, was aus der Steuer- reform werde. Auch seine Partei fei für Ueberweisung des Gefeh- entwurfs an eine Kommission. (Lebbasfter Beifall rets.)

Abg. Dr. Windthorft: Die eben angehörte Rede, deren wobl=- wollende Tendenz ibn fehr befriedigt habe, veranlafse ion für die fommissarishe Berathung einzutreten ; niht als ob er glaube, daß in einer diesjährigen kommifsarishen Berathung das Gefeß zum Abschluß gebraht werden könne, wobl aber in der Richtung, daß die Kommissionsberathungen die Grundlage einer weiteren Dis- kussion zu Hause bilden möge. Die Beendigung diefer Diskussion wünshe cr ebenso lebhaft wie der Abg. Wessel, abet er glaube nit, daß die Verabschiedung dieses Gesetzes, in der Art wie es vorliege, irgendwie die Diskussion beendigen könne. (Sehr richtig! im Centrum.) Sollte dieses Sesch wirkli zu Stande