1890 / 297 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 10 Dec 1890 18:00:01 GMT) scan diff

E a! r E

Via N gehabt haben. Diese Mehrausgabe wird für die preußische, Heiter verwaltung auf {5,600 000 veranslagt. Ih möchte" bei Kst Gelegenheit indéßnicht unterlassen, gleih darauf hinzuweisen, ‘daß alt Zeit die Preise ‘nit höher find als im Dur@scnitt der. lehten 10 Jahre. Es hat in diesem Jahre die Berücksichtigung der Oktober- preise bei der Veranschlagung des Geldbedarfs für die: Brot- und Foarageverpflegung Pro 1891/92 bei dem Etat der preußischen Militärverwaltung, eine Herabminderung des ersten Ansfaßes bewirkt, welchen wir wie früher “na dem zehnjährigen Durchschnitt bemessen batten. Für die Wirthschaft des Jahres 1890/91 entsteht aber, wie

3 18 der E alder der Annahme des Etats.

“Wir baben dann auf eine erhebliche Mehrausgabe au rechnen bei dem. Garnisons- Servis- und Verwaltungswesen , für Drendes berechnet auf etwa 700000 #, darunter befinden sih etwa 1/9 Million | 1 Mehrausgaben für Vergütung von Schäden bet den diesmaligen Manövern. Natürlih Hat dies in Witterungsverbältnissen seinen Grund. Wir haben zu rechnen auf eine ziemli erhebliche Mehr- ausgabe bei der Verwaltung des Remontewesens. Es liegt das theilweise daran, daß die für die Remontepferde gezahlten Preife

1 he zaren, A A icdepots im Laufe des Etatsjahres höhere Kosten verur- sahte, als angenommen war, wesentli deswegen, weil bekanntlich im vorigen Jahre cine sehr geringe Strohernte im Osten stattgefunden bat und der Mangel an Stroh auf andere, kostspielige Baarkosten erfordernde Weise ersegt werden mußte. Wir haben dann zu renen auf eine Mehrausgabe für Vorspann- und Transportkosten, für den preußishen Etat auf 800 000 A zu veranschlagen, infolge des Um- standes, daß die Truppen mehr, als angenommen war, auf der Cifen- babn befördert wurden, eine Maßregel, welche im Interesse des Landes insofern liegt, als die Einquartierungslast vermindert und es ermöôg- lit wird, die Reserven früher zu entlaffen, als sie entlassen werden

fönnten wenn die Truppen ihre Märsche vom Manöver zu Fuß

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geri baben dann eine Mehrausgabe zu erwarten bei den Kosten für artilleristisGe Versuche, Kosten für Anlegung von Exerzierpläßen, Sticfpläßen u. #. w. Die übrigen F Millionen, welche an den 3 Millionen noch fehlen, fallen auf die Marineverwaltung , das Reisschaßamt, wo cs sich wesentlich um den Münttitel handelt, und auf den Rechnungshof.

Die vorausfichtlihen Minderausgaben, die ih mit 43 Millionen bezifferte, liegen wesentli darin, daß für die Verzinsung der Reichs- {huld cine geringere Summe in Anspruch genommen wird, als man bei Veranshlagung des Etats annahm; der Grund hierfür ih

Foinme auf den Punkt später noch zurück is wesentlih darin zu

suden, daß, wie den Herren bekannt ist, während des ganzen ver- | darauf, daß im Etatsjahr 1891/92 natürlich für die aus

Aofsenen Theils dieses Jahres die Marktverhältnifsse ungünstig waren, daß man also die Begebung der Reichsanleiße auf das unbedingt Nothwendige zu beschränken genöthigt war.

Die eigenen Einnahmen des Reihs werden, wie ih erwähnt habe, etwa 22 Millionen Mehreinnahme, etwa 22/3 Millionen Minderein- nahme ergeben. Es find dabei die Einnahmen mit dem Betrage angeseßt, welher fch an Einnabmen in den Monaten November 1889 bis Oktober 1890 ergeben hat, unter Berücksichtigung der ausstehenden Kredite, welche im Herbst 1890 höher waren als in dem früheren Jahre. Es i} zu rechnen auf eine Mehreinnahme von etwa } 11 Millionen Mark aus der Zuckersteuer, von 31/2 Millionen bei der

ufteuer, von etwa 1 Million bei der Wechselstempelfteuer und von etwa 51/2 Millionen bei der Post-, Telegraphen- und Eisenbahn- verwaltung zusammen. Der Rest der 22 Millionen Mehreinnahme ift zu erwarten bei der Salzsteuer, bei dem Spielkartenstempel, bei der statistishen Gebühr und bei den Einnahmen aus dem Bankwesen.

Dagegen haben wir zu erwarten, daß die Einnahmen hinter dem Ftatansaß zurüdbleiben bei der Maischbottiß- und Branntwein- materialiensteuer um rund 2 Millionen und bei den verschiedenen Ver- altungs-Einnahmen. Hier handelt es ¡sich darum, daß z. B. eine Zfere Kaserne, deren Verkauf in Ausficht genommen rwoar, nicht zum t ngt ift, und um ähnliche Posten. Diese Mindereinnahmen

Einnahmetiteln werden ungefähr ?/3 Millionen er- damit auf 22/, Millionen Mindereinnabme für das

e Jahr zu rehnen sein wird. Aus diesen Zahlen ergiebt \sich

Ganzen ein Plus von 10 Millionen für die cigenen Einnahmen

j Erwäbnen möhte ih bierbei, daß in einer Beziehung der Etat des laufenden Jahres erst in der letzten Zeit zur Auëführung gekommen ift, nämlich in Bezug auf die im Sommer v. Js. bewillig- ten Stellenzulagen. Die Ausschüttung dieses Titels hatte si bisher verzögert, weil es nothwendig war, über die maßgebenden Grundsäße ßch mit der Kal. preußishen Regierung, in deren Etat bekanntlich ein gleicher Titel eingestellt war, zu verftändigen. Diese Verständigung hat jetzt ftattgefunden. Die Ausschüttung des Fonds ift im Gange, und ih bezweifle niht, daß bei den Berathungen Ihrer Budgetkom- mission ih in der Lage sein werde, den Herren über die Grundsäße jede gewünschte Auskunft zu geben.

Für die Einzelstaaten wird, wie ih sagte, fid voraussihtlih eine Mebhrüberweisung na Abzug der Matrikularbeiträge in Höbe von

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etma 66 bis 68 Millionen ergeben. Dabei nehme ich an, daß etwa bis 67 Millionen mehr aus den Zöllen einkommen, etwa a

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2 Millionen weniger aus der Branntweinverbrauabgabe und etwa

N Stempelabgaben, welDe den Einzel- staaten zufließen. be ic den Ansaß bezüglich der Zölle und des Tabas. im Etatéjahr 1882/90 eingekommen annäbernd 350 Millionen. In den 12 Monaten vom November 1889 bis Oktober 1890, die wir sonft der Berans&lagung zu Grunde gelegt baben, find eingekommen 371} Millionen. Dennoch glaube ich nit, daß man die Einnahmen aus den Zöllen für das Etatsjahr 1890/91 so bo veransGlagen fann, wie die Einnahme vom November 1889 bis zum Oktober 1899 gewesen ist, Es Haben nämli die Getreidezölle

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4 d 64 Millionen mehr

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in den Monaten April bis Oktober ergeben im Jahre 1889 etwa 60 Millionen, im Fahre 1890 etwa 64 Millionen; es is also in den Sommermonaten des Jahres 1890 der Im- port von Getreide ftärfker gewesen als in den Sommer- monaten des Fahres 1889, Schon avs diesem Grunde würde es geboten sein, ich darauf vorzubereiten, daß der Import des bevorstehenden Winters hinter dem des vorigen Winters zurückbleiben müsse. Es fommt aber hinzu, daß, wie den Herren bekannt, die Ernte tes laufenden Fabres in Deuts@land wesentli besser ift, als die Ernten der beiden vorhergehenden Jahre waren, Auch aus diesem Grunde werden wir

denno ch glaube i, daß man, um nicht unvorsichtig zu sein, den

r Preislage der Brotfrüchte und des Hafers eine Mehr- | heute nicht wesentlich höher wird veranschlagen dürfen, als der Ertrag der Zölle im vorigen Etatsjahr gewesen ift, d. h. auf | rund 350 Millionen. 350 Millionen sind dem Etatsanfaß gegenüber ein Mehrbetrag von 641/2 Millionen. Wenn Sie dazu die anzu-

3/, Millionen renen, so kommen Sie auf einen Mehrertrag der Zölle und des Tabaks dem Etat gegenüber in Höhe von 65 bis 67 Millionen. Dazu 51/2 Millionen weniger bei der Branntwein- verbrauch8abgabe, 61/2 Millionen mehr bei dem Werthstempel, er- giebt die voraussihtlihe Mehreinnahme der Einzelstaaten von 66 bis 118 man annahm, zum Theil daran, daß die Verwaltung | 68 Millionen für das laufende Jahr.

anlangt, so sind die Mehrausgaben des Ordinariums auf Seite 46 der dem Etat beigefügten Denkschrift in ähnlicher Weise wie in den früheren Jahren berehnet. Sie sehen daraus, daß eine Mehrausgabe im Ordinarium von 46 bis 47 Millionen von Ihnen gefordert wird. Diese Ziffer würde noch höher ersheinen, wenn bei der Vergleichung der beiden Jahre nicht dem Voijahr das damals zu deckende Defizit von rund 20 Millionen bätte zur Last gestellt werden müssen; legen Sie diese 20 Millionen dazu, so bekommen Sie statt jener 46 Millionen eine Summe von 66 Millionen.

nariums (fortdauernde und einmalige Ausgaben zusammengenommen) steckt aber eine Ausgabe von 10 Millionen, auf die ih eben- falls später zurückommen werde, welche, kurz gesagt, bestimmt ist, den Aprilcoupon vom 1. April auf den 31. März zurückzunehmen, etne Ausgabe, welche nur in diesem Jahre einmal erscheint und gemacht werden soll aus den Cinnahmen des Jahres 1890/91, Ziehen Sie diese 10 Millionen ab, fo behalten Sie an wirklichen Mehr- forderungen eine Summe von rund 56 oder genauer 561/93 Millionen.

Jahres 1890/91 wesentlich zurückbleiben kann hinter dem Import, vebWher in den entsprechenden Monaten des vorigen Etatsjahres statt- defunden hat, Es wird dies um so mehr zu erwarten sein, als der Rubelstand den Import von russishem Korn nach Deutschland nit in dem Maße begünstigt, wie es zeitweise im Vorjahr der Fall war. Allerdings sind zur Zeit unsere Läger leer, und im Frühjahr wirlt be- reits die Aussicht auf die Ernte des nähsten Sommers auf den Import mit, man kann also hier mit großer Bestimmtheit niht prophezeien ;

Gesammtertrag der Zölle für das laufende Jahr 1890/91

iechmende Steigerung des Ertrags der Tabacksteuer mit rund

Was nun den Ihnen vorgelegten Etat für das Jahr 1891/92

In dieser Summe von 66 Millionen Mehrausgabe des Ordi-

Das is} eine sehr erheblihe Ziffer, namentlich, wenn Sie berück- sichtigen, daß in den verglihenen Ansäßen des Vorjahres natürlich die Nachtrag-Etats mit einbegriffen sind. Aber von diesen 56 Millionen beruht weitaus der größte Theil auf Ihren früheren Beschlüssen oder auf deren unvermeidlihen Konsequenzen. Dies bezieht fich erstens

den Na@wtrag-Etats folgenden Ausgaben der volle JIahres- betrag eingestellt werden mußte, während in die Nachträge großentheils nur der Betrag für einen Theil des Jahres eingestellt wurde. Es bezieht sich ferner darauf, daß eine sehr erheblihe Er- böhung der Titel für Beschaffung der Munition \sich als nothwendig ergeben bat. Wenn wir das neue Gewehr eingeführt haben, wenn wir das neue Pulver cinführten, wenn Sie die dafür bestimmten Ausgaben bewilligt haben, so können wir uns niht der Nothwendigkeit entziehen, die höberen Kosten des JIahresverbrauchs in Folge der Mebrkoften des neuen Materials aus den laufenden Mitteln zu decken. I rene ferner hierzu unter den einmaligen Ausgaben die Posten für größere Sicherung und Erweiterung der Schießstände, die eben au in Folge der Einführung der neuen Bewaffnung nothwendig werden. Ich rechne dann hierher die Erhöhung des Schuldtitels, bei dem es si um die Verzinsung von Ihnen bereits bewilligter Anleihen handelt, und ih rechne endli hierher eine Ausgabe von 6 229 260 46 als erfte Jahresrate der Aufwendungen in Folge des Gesetzes für die íúInvaliditäts- und Alterêversicherung.

Diese Posten zusammen ergeben bereits eine Summe von rund etwa 38 Millionen Mark. Es gehören ebenfalls hierher, wenigstens zum Theil, die Mehrausgaben der Marineverwaltung ; denn auch diese beruben zum Theil auf früheren Bes{lüfsen des Reichstags. sie fallen jedo nit sämmtlich auf die ordentlichen Mittel, ih habe sie deshalb bei der Zusammenstellung jener 38 Millionen nicht mit gerechnet.

Von Forderungen, die Sie früher abgelehnt haben, ift nur eine von finanziell erheblichem Betrage wiederholt worden, nämli die Forderung der Gewährung von Prämien an ausgediente Unteroffiziere mit einem Geldbedarf von etwa 3 800 009 Mark für Preußen, Sachsen und Württemberg.

An Neuforderungen i}, soweit es sich um finanzielle erhebliche Posten handelt, eigentlih nur eine einzige im Etat enthalten; es ist das die Forderung einer anderen Gestaltung der Entschädigung der Offiziere und Aerzte für ihre Pferdehaltung. Diese Forderung ifl hervorgerufen durch eine frühere Resolution des Reichstags, und Ste werden bei den weiteren Verhandlungen zu prüfen haben, inwieweit die Ausführung dieses Gedankens Ihre Billigung finden wird oder nicht.

Der Reichstag hat im Juni d. Is. eine Resolution zum Nach- trag-Etat gefaßt, die verbündeten Regierungen zu ersuchen, das Ver- hältniß der etatsmäßigen Beamtenstellen zu den diätarish beschäftigten Beamten allgemein einer Prüfung zu unterziehen, und vorhandenen Mißverhältnifsen nöthigenfalls durch Vermehrung der etatsmäßigen Stellen abzuhelfen. In dem Ihnen vorliegenden Etatsentwurf ift die Vermehrung der etatsmäßigen Beamtenstellen nah dem Bedürfnisse bemessen; man hat sich aber niht gescheut, das Tempo der Ver- mehrung, im Hinblick auf diese Resolution etwas s{hneller zu nehmen, z. B. bei der Reihs-Post- und Telegraphenverwaltung. Sie finden in dem Etat der Reichs-Post- und Telegraphenverwaltung eine Vermehrung von über 3000 Stellen, bei der Reichs-Eisenbahnverwaltung eine folche von 200 Stellen.

Die zweite Resolution, welche der Reichstag damals gefaßt hat, lautete dahin, die verbündeten Regierungen zu ersuhen, Erwägungen

| dahin eintreten zu lassen, ob nicht eine allgemeine Einführung der Dienstaltersstufen für die Besoldung der etatsmäßigen Beamten |ch empfiehlt, Es ist den Herren bekannt, daß zur Zeit in unserem Etat beide Systeme bestehen, das der Dur(schnittssäße und das des Avan- cements der Dienstaltersstufen; das lehtere im Bereich der Reichs- Eisenbahnverwaltung. Dieses System des Avancements nah Dienst- altersftufen im Bereich der Reichs-Eisenbahnverwaltung ist im vorlie- genden Etat auf einige weitere Klassen von Beamten ausgedehnt. Ebenso sind in den übrigen Etats hier und da, wo unter dem jeßigen

Weise, daß einzelne Beamte ihren Altersgenossen in anderen Ressorts gegenüber besonders \{chlecht gestellt waren, wieder, wie in früheren Jahren Forderungen eingestellt worden, welhe dazu bestimmt sind, derartige Härten durch künftig wegfallende Bewilligungen auszus gleichen.

Im Uebrigen wird die weitere Verfolgung der durch die Nefo- lution des Reichstags angeregten Frage ina Fühlung mit der Königl. preußishen Regierung zu erfolgen haben, welche, soweit ih orientirt bin, geneigt ist, dem entsprehenden Verlangen ihres Landtages näher zu treten. Soweit die Königl. preußishe Regierung etwa bei den Unterbeamten oder einem Theil der Subalternbeamten zu dem System der Dienstalterszulagen übergehen würde, würde für die Reichs-Ver- waltung ein starker Antrieb dafür geshaffen werden, ebenso bei ihren Beamten zu verfahren. Denn wir haben eine Reihe von Beamten- kategorien im Reiche, welhe mit den entsprechenden Kategorien der Beamten in Preußen derart gleichgeartet sind, daß es fast unmögli ist, die Einen anders zu behandeln als die Anderen.

Im Etat der Reichs\huld sind, wie i bereits erwähnt habe, erheblich höhere Ausgaben für Verzinsung angeseßt. Diese Zinsen sind nun in dem Ihnen vorliegenden Etat, soweit es sich um die neue Anleihe handelt, als prozentige Zinsen berechnet. Mir ist in der Presse eine scharfe Kritik dieser Berechnung begegnet, welche, glaube ih, auf einec Verkennung der Thatsachen beruht. Die Aus- gaben für Verzinsung, wie sie sih in Kap. 74 Tit. 1 bis 4 unseres Etats finden, weisen auf: Forderungèa für Verzinsung 4prozentiger, 31/zprozentiger und Zprozentiger Reihs\{chuld und zur Verzinsung der Mittel, welhe zur Deckung einmaliger Ausgaben dur Ausgabe von Schayanweisungea aufgenommen werden. Diese sämmtlichen vier Titel aber decken sich gegenseitig. Es ist also der Umstand, daß man den Voranschlag auf Grund einer 3-, 31/2- oder 4prozentigen Verzinsung macht, für das sc{ließliche Verfahren bei Begebung der Anleihe in keiner Weise bindend und hat auch bet der Veranschlagung dieses Etats nicht bindend sein sollen. Die Frage, ob für die später zu begebenden Theile der Reichs-Anleihe der Z3prozentige Typus beibehalten oder wieder auf den 31/zprozentigen zurückgegangen werden foll, oder wie man sonst verfahren will, ift zur Zeit eine völlig offene, Jh brauche nicht hervorzuheben, daß die Gestaltungen des Marktes von der Reihs-Finanzverwaltung mindestens mit derselben Aufmerksamkeit verfolgt werden, wie von den übrigen betheiligten Kreisen, und daß die Ausgabe des letzten Postens der Reichs-Anleihe zu 3 Prozent nur nach sehr langen eingehenden und sorgfältigen Erwägungen erfolgt ist, welche selbstverständlih in be- ständiger Fühlung mit der Königlich. preußishen Finanzverwaltung geführt worden sind; denn auf diesem Gebiete hat das Reich und das Königreich Preußen völlig gleihe Interessen. Jch vermuthe, daß dieser Gegenstand im Laufe der Etatsdebatte oder später während der Reichstagssißungen wieder angeregt werden wird, kann aber heute bereits sagen, daß wir bei der Ausgabe des lezten Anleihe- postens in dem Augenblick, als wir uns für die 3 prozentige Anleihe entschieden, einer absoluten Zwangslage gegenüberstanden.

Was die Veranslagung der Einnahmen betrifft, so ist diese nah den bisherigen Grundsätzen erfolgt. Auf Seite 4 der Anlage XIV. des Etats sind Ihnen die Einnahmen aus Zöllen und Gebrauhs- steuern im Vergleih zum Vorjahre mitgetheilt. Demnach ist anzu- nehmen, daß die Zölle eine Einnahme von etwa 314—315 Millionen ergeben werden, die Tabackssteuer eine solche von etwa 101/2 Millionen, die Zuckermaterialsteuer brutto etwa 65, netto 8 Millionen, die Zuckerverbrauchs8abgabe etwa %521/2 Millionen, die Salzsteuer 40 Millionen, die Brannt weinsteuer, Maischbottichsteuer 18 Millionen, Berbrauchsabgabe 110 Millionen, die Brausteuer und Uebergangs8- abgabe von Bier 22—23 Millionen.

Bei der Veranschlagung der Einnahmen aus den Zöllen ift hervorzuheben, daß wir niht erwarten können, daß im nächsten Etats- jahre eine so hohe Ueberschreitung des Etatsansates bei diesen Titeln, wie wir sie in den leßten beiden Jahren erlebt haben, erfolgen wird. Es ift überhaupt zweifelhaft, ob der Etatstitel erreiht werden wird. Wir haben bet der Veranschlagung dieser Einnahmen, im Gegensaß zu wiederholten Anregungen aus dem Reichstag, aber unter Zustim- mung der Mehrheit desfelben, bisher an dem Grundsaß festgehalten, daß wir uns unter Berücksihtigung der zweifellos abändernden Um- stände des einzelnen Moments an die Ergebnisse der dreijährigen Fraktion gehalten haben.

Bei der dreijährigen Fraktion, die der Veranschlagung für das Etatsjahr 1891/1892 zu Grunde gelegt ift, sind nun bereits die hohen Einnahmen der Etatsjahre 1888/1889 und 1889/1890 mitberüdsichtigt. In dem einen dieser Etatésjahre hat die wirklihe Einnahme und diese ist angeseßt 47 Millionen mehr ergeben, als die Etats- annahme berechnete, im Jahre 1889/1890 86 Millionen mehr.

Diese beiden Mehreinnahmen dem Etat gegenüber wirken auf die Beranschlagung des nächsten Jahres mit und vermindern die Wahr- \cheinlihkeit, daß die Einnahme wesentlich höher werden follte, als wir im Etat angenommen haben,

Fch kann Ihnen zur Vergleichung mit diesen beiden Jahren auch noch anführen, daß im vorhergehenden Jahre 1887/1888 der Etat- ansay bei diesem Titel nur um 5 Millionen überschritten worden ift.

Bei der Zuckerverbrauchsabgabe haben wir mangels eines besseren Materials die Einnahme eingestellt, welche in der Zeit vom Septem- ber 1889 bis August 1890 sich ergeben hat. Bei der Branntwein- verbrauch8abgabe haben wir wieder wie im vorigen Jahre die Ein- nahme eingestellt, welche in den Motiven des Gesetzes als wahrschein- lihe dauernde Einnahme aus diesem Titel angenommen worden war. Bisher ift bekanntlih diese Höhe der Einnahme noch nicht erreicht worden, Wenn wix dennoch in den lezten Jahren und in dem gegen- wärtigen Jahre die Summe unverändert gelassen haben, ist es jeden- falls gerechtfertigt, für das nächste Jahr die Summe nicht zu ver- mindera, weil die Erfahrungen der lehten Zeit doch zu der Erwartung berechtigen, daß im nächsten Etatsjahre in der That diese Summe aus der Branntweinverbrauhsabgabe cingehen wird,

Was nun die Finanzirung, d, h. die Theilung der Abgaben in Bezug auf ihre Deckung, je nahdem wir sie zu verweisen haben auf aufierordentliche Deckungsmittel oder auf die ordentlihen Dekungs- mittel des Jahres, betrifft, so sind dem außerordentlihen Etat zu- gewiesen 98 790 000 und einige Mark, Davon follen durch Anleihen gedeckt werden etwa 86 Millionen, und unter diesen befinden sh etwa 624 Millionen, für welche Anleihebewilligungen noch nicht vorliegen, für welche also eine neue Anleiheberoilligung durch ein besonderes Gese gefordert wird, Bei der Abgrenzung des auf die außerordent-

damit rechnen müssen, vaß der Import in dem noch übrigen Theil des

System der Durchschnittsgehaltssäße Stagnationen eintraten in der

lihen und ordentlihen Mittel gelegten Ausgäbebedarfs sind wir dem-

selben Grundsaß gefolgt, wie in früherea Jahren, daß da, wo wir ¡weifelhaft waren, auf welche der beiden Deckungsarten wir eine Aus- gabe zu verweisen hätten, die Ausgabe den Einnahmen des ordentlichen Etats zugewiesen ist. Wir haben aber au einen Schritt weiter gethan in der Richtung einer solideren Finanzirung unseres Etats, Die Herren wissen, daß bei der Deckung der einmaligen Ausgaben der Marine fúr Sciffsbauten bisher immer 5 Millionen als Zuschuß aus den ordentlichen Einnahmen des Reichs in den Etat eingestellt waren, ausgehend von der Annahme, daß unser s{chwimmendes Material un- gefähr einen Werth von 2009 Millionen repräfentirt, wovon 5 Millionen etwa 2/3 Prozent sein würden. Jm vorigen Jahre hat der Reichstag diese Summe erhöht um die ersten Raten des Betrages, den die Ersaßbauten für die untergegangenen Schiffe „Adler“ und „Eber“ erforderlich) machten. In dem Etat, der Ihnen jeut vorliegt, haben wir die Summe von 5 Millionen auf 10 Millionen erhöht, also verdoppelt. Jch enthalte mich, auf diesen Punkt weiter einzu- gehen, sollte es gefordert werden, so würde ich diefen Gegenstand jeßt oder in der Kommission weiter erörtern können.

Wir haben aber weiter au, wie ih bereits vorhin erwähnt habe, eine Forderung in den Etat eingestellt, welche sich au als ein Schritt zu soliderer Ausgestaltung der Finanzirung des Reichs-Etats darstellt, das ist die Forderung von 10 242 500 Æ einmaliger Ausgaben, um den Aprilcoupon des nächsten Jahres in das laufende Jahr hinüberzubringen. Bisher ist die Verzinsung der Reichsanleihen, soweit sie am 1, April fällig wurde, aus den Mitteln des neuen Etatsjahres gedeckt worden. Das war unbedenklich, so lange die Gesammtsumme unserer Schuld eine unbedeutende war. Es wird bedenklich, wenn es sich um einen Posten von 10 Millionen handelt, es wird um so bedenklicher, als dieser Posten von 10 Millionen, den die Reichs-Finanzverwaltung am 1. Tage des neuen Etatsjahres zu zahlen hat, ihr natürlih das Jahr hindurh bei ihrem Betriebsfonds fehlt und als der Betriebsfonds selbst gegenüber den gewahsenen Aufgaben des Reichs sich mehr und mehr als recht knapp bemessen darstellt. Jch halte es für sehr wahr- \cheinlich, daß wir im nächfsten Jahre vor Sie mit der Forderung treten müssen, uns die Betriebsfonds zu erhöhen. Um so mehr \chien es uns geboten, jeßt, wo wir és unserer Meinung nah ohne wesent- lihe Uebelstände thun konnten, diesen Coupon in das alte Jahr, dem er wirthschaftlich angehört, in welhem durch das Bestehen des Dar- lehens die Verpflichtung zur Zahlung dieser Summe entstanden war, hinüberzunehmen, dassfelbe zu thun, was lassen Sie mich einmal als alter Landmann sprechen der Landmann thut, wenn er unter dem Druck der Umstände seine Johanniszinsen früher aus dem Raps be- zahlt hat und nun, wo er sich rühcen kann, anfängt, die Zinsen auf die Wolle zurückzulegen, Diese Summe von 10 Millionen \{lagen wir Ihnen vor durch einen besonderen Paragraphen des Etatsgesetzes, den §. 7, ausnahmsweise aus derjenigen Summe zu entnehmen, welche für 1890—91 den Einzelstaaten nah der Franckenstein’\{en Klausel zufließen würde. Jch habe Ihnen vorher vorgerechnet, daß es si bei diesen Ueberweisungen um 66 bis 68 Millionen mehr gegenüber der Etatsannahme handelt. Wenn Sie diese Summe um 10 Millionen fürzen, bleiben immer noch 56—58 Millionen als Ergebniß des laufenden Jahres mehr für die Einzelstaaten, als Sie nah dem Etat annehmen durften.

Was nun das Gesammtergebniß des Ihnen vorliegenden Etats- entwurfs betrifft, so fordert er von Ihnen eine Matrikularumlage in Höhe von 322 600 000 #. Dieser Matrikularumlage stehen gegen- über Ueberweisungen in Höhe von etwas über 331 Millionen Mark. Es verbleiben danach den Bundesftaaten nah diesem Etat netto etwa 8 700 000 6. Gegenüber den Zahlen des Etats des laufenden Jahres ein- \{ließlih des Nachtrags-Etats würden sie um etwas über 12 Millionen besser stehen. Es verschiebt si{ch jenes Exempel allerdings wesentli dadurch, daß, wie ih Ihnen gesagt habe, die Wirthschaft des laufenden Jahres günstiger für die Einzelstaaten abschließen wird als der Etat annahm.

Das heißt also: zur Zeit deckt das Reih vollkommen seine eigenen Bedürfnisse aus seinen eigenen Einnahmen, und es kann den Einzelstaaten noch einen freilich niht sehr bedeutenden Beitrag für ihre eigenen Zwecke aus seinen Einnahmen zuweisen. Entstehen nun aber neue kostspielige Aufgaben für die Reichsverwaltung, so ist zu befürchten, daß die eigenen Einnahmen des Reichs hierfür nicht mehr ausreichen werden, oder daß mindestens dann eine jede Zuweisung an die Einzelstaaten fortfallen muß. Eine derartige neue Aufgabe finden wir zum erften Male mit ihrer finanziellen Wirkung in diesem Etats- entwurf berücksi{tigt. Es sind das die Ausgaben für die Ausführung des Geseßes über die Invaliditäts- und Altersversiherung. Wenn diese Ausgaben sich in höheren Beträgen fühlbar machen werden und, soweit man in die Zukunft sehen kann, wird dies bald ge\hehen —, dann wird, wie die verbündeten Regierungen glauben, die Nothwendig- keit hervortreten, die eigenen Einnahmen des Reichs zu vermehren. Ueber diesen Punkt werden wir uns ja noch weiter zu unterhalten in den nä@Gsten Tagen Gelegenheit genug haben.

Nun, meine Herren, den größten Theil der Ausgaben, wel{e der Reichskasse obliegen, machen die Ausgaben für Zwecke der Landesver- theidigung aus. Diese finanziell erheblihe Ausgabe, die zum ersten Male an uns herantritt, entspringt aus der sozialen Gesetzgebung. Es ist also die Erhaltung, die Wehrhafterhaltung des Reichs zum Zwecke der Erhaltung des Friedens und die Fortführung der sozialen Gesetzgebung zum Zweck der Erhaltung des inneren Friedens, welche die Ausgaben fordern, für die wir Einnahmen baben müs

Solche Einnahmen werden Sie bewilligen, dessen bin ic gewiß; denn die Ziele, zu deren Erreichung alle Einnahmen und Ausgaben des Reichs bestimmt sind, sind dieselben, welhe {on vor Jahr- hunderten diejenigen Männer, welche damals Deutschlands Namen zur Geltung brachten, die alten Hanseaten, als den Zweck ihres poli- tishen Gemeinwesens hingestellt haben, wenn sie an das Thor ihres Vororts Lübeck die Worte schrieben: Concordia domi, foris pax, Eintracht daheim, nah außen Friede! (Bravo.)

Abg. Richter: Zum ersten Mal seit dem Kanzlerwehsel werde hier ein Neichshaushaltsetat festgestellt. Aht Monate seien seitdem verflossen und man habe allgemein den Eindruck gehabt, es gehe auch so im Deutschen Reich, es gehe auch ohne den Fürsten Bismarck, auch in der auswärtigen Politik, Allerdings die auswärtige Politik sei als Nachlaß aus der früheren Regierung weit günstiger daran als die innere Politik, Der Oreibund sei mehr als eine diplomatische Abmacung, er sei als Friedensbund der ungetheilten Zustimmung der Völker Mitteleuropas sicher. Die auswärtigen Verhältnisse lägen in Folge dessen in der That sehr einfach, so daß sie aub ohne eine

besondere Aktion verlaufen könnnten, Indessen müsse er doch auch in Bezug hierauf eine Verbesserung feststellen. Namentlih die legte

durch wiederholte Reibungen mit den Grenzstaaten und deren Re-

gierungen. Jedes an sich unbedeutende Vorkommniß sei dur die offiziófe Presse aufgebausht worden, als ob Deutschland an seinen Grenzen von wilden Völkershaften bewohnt sei Dies habe den Keim zu weiteren Verwickelungen getragen; in jedem Falle sei die deutsche Geschäftswelt dadurch beunruhigt worden. Das habe inzwishen vollständig aufgehört. Die aus- wärtige Politik sei langweilig geworden und man könne nur wünschen, daß sie so langweilig bleibe, weil dies den Interessen des Volkes am Meisten entsprehe. Weit weniger günstig sci der Nachlaß in Bezug auf die innere Politik. Ein altes Inventarstück, das So- zialistengesez, sei mit dem 1. Oktober ausgeschieden worden. Der Hr. Reichskanzler habe jüngst im preußishen Abgeordnetenbause fest- gestellt, daß die Regierung nicht im Mindesten zweifelhaft darüber sei, daß sie mit den bestehenden Vollmachten im Stande fei, die Ruhe und Geseßmäßigkeit aufrecht zu erhalten. Dieser Ausspruch Hätte die Volksvertreter mit um so größerer Befriedigung erfüllen müssen, als sie selbst diese Ansihht zu jeder Zeit, auch im vorigen Jahre an dieser Stelle, betont hätten. Wenn der Hr. Reichskanzler im vorigen Jahre hier Abgeordneter gewesen wäre und diese Ansicht ausgesprochen bätte, so würde er Gefahr gelaufen haben, gleich uns zu den „Begünstigern der internationalen sozialen Revolution“ gezählt zu werden, oder zu Denjenigen, die „in Parteifanatismus als Fraktionspolitiker ver- knöchert“ seien. Seine (des Redners) Partei hätte sehr gewünscht, daß noch ein anderes Inventarstück aus der inneren Politik des früheren Reichékanzlers ausgeschieden wäre. Aber im Gegen- theil, die Invaliditätsaversiherung trete mit dem 1. Januar 1891 in Kraft. Ihm sei noch niemals ein Reichsgeseß vorgekommen, dem vor seinem Inkrafttreten die Bevölkerung des Reichs innerlich so fremd gegenüber gestanden habe wie diesem Gesetz. In eisiger Theilnahm!osigkeit verharrten insbesondere die ‘Millionen der Nächstbetheiligten, für welche dieses Geseß bcstimmt sei. Ja selbsi Diejenigen, die unmittelbar nah dem Inkrafttreten ohne nennenswérthe Gegenleistung sofort in den Genuß einer Alterépension träten, seien {wer zu bewegen, sih auch nur die Bescheinigung über ein bitheriges Arkbeitsverhältniß zu beschaffen. Seines Erachtens stellten diese Erscheinungen ein gutes Zeugniß aus für den noch im Volk herrschenden gesunden Sinn. Es beweise, daß das Gefühl für die Selbstverantwortlichkeit in hohem Grade lebendig sei. Die Vor- stellung, daß auch Leute, die niht im öffentlihen Dienst \tänden, Anspruch haben sfollten auf eine Rente zum großen Theil auf Kosten der gesammten Steuerzahler, sei dem Volk noch volständig fremd, sie müsse erst künstlich durch das Invaliditätsgesey eingeimpft werden. Fänden diese Vorstellungen abec mehr und mehr Eingang, dann würden sie allerdings einen neuen Nährboden bilden für die Sozialdemokratie. Diese Vorstellungen würden nicht die Zu- friedenheit im Volke fördern. Die garoßgezogenen Ansprüche auf Staatéhülfe würden im Gegentheil die Unzufriedenheit steigern Man sehe dem Inkrafttreten der Alters- und Invalidenversiherung als einem wahrhaft verhängnißvollen Schritt entgegen. (Sehr richtig! links.) Gâbe es irgend eine Möglichkeit, durch einen Antrag mittels Geseß den Termin dafür um ein Jahr hinauszuschieben, um erneuten Erwägungen Raum zu geben, seine Partei würde einen folchen Antrag sofort einbringen. Leider sei keine Aussiht, dabei die Untecftüßung der Mehrheit und der Regierung zu finden, und fo bleibe ihr nichts übrig, als vor der Oeffentlichkeit jede Verantwortlichkeit abzulehnen für den Sprung ins Dunkle oder, wie Konservative es bezeichneten, für den Sprung in den hell erleuchteten Abgrund, der mit der Jn- fraftsezung der Jabaliditäts- und Aitersversicherung gethan werde, (Sehr wahr! links.) Was den vorliegenden Etat betreffe, so frage er zunächst, ob dieser Etat wirklich die Gesammtheit der Forderungen enthalte, die man für das kommende Etatsjahr an den Reichstag richten olle. Es werde allerlei gemunkelt, als ob von derMilitär-Verwal- tung noch weitere Forderungen beabsichtigt seien. Er hoffe das nicht, denn die Forderungen für Heer und Marine bedürften eher einer Kürzung. AuH formell könne man den Reichshaushalt sachgemäß nur prüfen, wenn man alle Forderungen vor sich sehe. Auch die Rücksiht auf die Einzelstaaten verbiete es, deren Finanzen durch Nachtrags-Etats und Erhöhung der Matrikularbeiträge zu verwirren. Das Extraordina- rium von 190 Millionen Mark fei allerdings erheblich geringer, als das vorjährige von 409 Millionen; in leßterem seien aber große Mehrforderungen gewesen für Artillerie, Waffen und Befestigung, die noch nit vollständig benußt worden seien, und aus denen noch große Restbeträge in das neue Jahr übernommen würden. Seit "Närz 1887 bis 1892, also in fünf Jahren, seien für Heer und Marine im Extraordinarium 949 Millionen Mark bewilligt (Hört! hört ! links), während in den fünf Jahren von 1884 bis 1889 für Eisenbahnbau in Deutschland nur 615 Millionea verwandt seien. Extraordinäre Mittel feien ¡war nöôthig gewesen, um in dec militärischen Technik mit anderen Völkern Schritt zu halten, aber es werde jeßt viel zu viel auf einmal erneuert ohne Rüdtsiht auf die Finanzlage, und niht einmal was nothwendig, fondern was nur wünschen8werth und bequem se. Daß 86 Milionen ducch Anleihe gedeckt werden follten, tröste ibn nibt gegenüber den Gefsammtaufwen-

Reichs\{huld von 486 auf 1275 Millionen gestiegen (hört! hört ! links), ? und die Regierung kabe noch Vollmachten zur Inanspruchnahme des | öffentlihen Kredits von 352 Millionen ; das gebe ebenso zu denken, wie die Vorgänge bei der Auflegung der leßten Reichsanleibe. Das Konsortium, welches die Anleibe im Februar aufgelegt habe b nur für die-Hälfte der aufgelegten Summe Zeichner gefunden

auf der übrigen Hälfte figen geblieben. Im Oktober sei allerdings die ausgebotene Anleihe von 170 Millionen mit 422 Millionen über- zeichnet worden, aber {hon am zweiten Tage nah der Auflegung set der Kurs der neuen Anleibe, was man nie erlebt habe, unter den Begebungskurs gesunken und habe diefen seitdem niht me l Man habe also nicht aus Ersparnifsen verfügbare Mittel zur

den Anlage gezeichnet, sondern zur Spekulation, um die gezeid Beträge bald wieder los zu werden. Und am Tage na

nungstage habe die Reichsbank, um den Privatanrsprücher

den Diskontosaß von d auf %/o erhöhen müssen. Man f

Tage des Oktober seien besonders ungünstig für die Auflegung Anleihe gewesen, weil maßgebende Persönlichkeiten zu sp l Sommerurlqaub gekommen seien. Für ihn sei aber maßgebend, daf bei dieser Anleihe überhaupt verfügbares Kapital aus gesparten Miiteln nicht in dem Umfange vorhanden gewesen fei, wie das Reich beansprucht habe. Da fei es erklärlih, wenn si die Finanzvertwal- tung von dem Bankkonsortium die Anleibebedingungen habe vorfcrei- ben lassen müssen. Das sei ein unerwünster Kreditzuftand. Der Reichstag habe daher alle Ursache, das Extraordinarium fo streng zu beurtheilen wie nie zuvor, und wo tan kürzen könne, müsse man die Kürzungen anwenden, um den Anleibebedarf zu vermindern. Größere Forderungen des Grtraordinariums aus ordentlichen Mitteln z2 deden, sei rihtiger als die Begründung eines Tilgungsfonds. Ein folcher habe keine Bedeutung, wenn man jährli doch neue Anktiben brauche. Wenn man aber auch das ganze Extraordinarium aus ordentlichen Mitteln decken wollte, fo würde ein so großes Erxtraordi- naruum doch für die Volkowirthsœaft unzuträglich fein. Plößlihe einmalige große Lieferungsausschreibungen für Heer und Marine würden plößlihe große Nachfrage na Ar- beitern, Steigen der Preise der Arbeit und der Materia- lien, Verna(lässigung des Absatzes nah dem Auslande wegen Neberladung mit Arbeiten für die Behörden des Inlandes bedingen, | und dann, wenn die großen Aufträge für Heer und Marine ausgeführt | seien, würde der Rückschlag kommen, die Arbeiter würden entlaffen | werden, die Preise würden zurückgehen, die Kundfchaft des Auslandes | würde nicht so rasch wiedergewonnen werden, wie sie verloren fei. | Wie fals es gewesen sei 1888/89 einen so umfasfenden

Regierungsperiode des Fürsten Bismark set gekennzeihnet worden

dungen, denn vom März 1887 bis Oktober 1890 fei die verzinsliche |

Mit denen fei nun einmal nickcht viel würden auch in diesem Etat. f

faltisch fei die Ausgabe fckchon 34 Millionen dafür gefordert

dort vershofsen fei neuen Cirilifation das neueste Weißbuh. Nachdem mit Aufwand von Viuitonen un Norden des Schuggebiets der Herrschaft Buschiri 8 etn Snde gemacht sei, babe sich im Süden ein neuer Bufchiri, ein noch mächtigerer

welche damals mit 117 Millionen- veranlagt worden seien, jeßt {on 141 Millionen kosten würden. «- Und bei der Raschheit, mit weicher die Schiffsbauten in UAngziff genommen würden, fönnten die Pläne nicht mit der nöthigen “Gründlichkeit ausgearbeitet werden. Daher ständen in diesem Etak die völlig-heuen Positionen für Aende- rungen der Konstruktion während des Vates, nah dem Bau und für Probefahrten. Dazu tomme noh der beshleunigte Ersaybau für die beiden vor Apia zu Grunde gegangenen Schiffe, die kostspielige Kaiseryaht und in diesem Etat eine Ford:rung für Torpedos, an welche damals nit zu denken gewesen sei. Ferner soliten jeßt noch drei Panzerfahrzeuge, ein Kreuzer und cia Aviso neu gebaut werden, Herr von Caprivi habe dieselben Panzerfahrzeuge in zehn Jahren gebaut wissen wollen, urd jeßt sollten sie in fünf Jahren hergestellt sein. Auch für die Frage der Küstenvertheidigung kämen, namentlich seit der Erwerbuna Helgolands, neue Gesichtspunkte hinzu «Jm Extraordinarium des Militär-Etats würden wieder große Summen für Kasernen verlangt. Bei den Diélokationen von Truppentheilen werde jeßt weit mehr ohne Rücksiht auf die Finanzen verfabren-als früher. Noch ehe die Kasernen fertig seien, würden die Trup}/entbsile,. für welche sie bestimmt gewesen, wiedec nach anderen Ortrh verlegt. Man habe gar keine Uebersicht mehr, wie viele Kasernen jeßt leer ständen. In diesem Etat ständen insgesammt 90" heye Kasernenbauten allein für das preußische Kontingent. Dazu kämea noch neue Dienstgebäude, Kommandanturgebäude, Kirhen. Das Didi- narium des Militär-Etats erfahre eine Erhöhung von 26 Millfonen. Die Uebungen mit der neuen Munition kosteten doppelt so viel é mit dem fiüheren Pulver, Hätte man das vorausgesehen, wäre man gegenüber anderen militärishen Ausgaben fskeptisher gewesen. Dés- halb müfse alles nit absolut Nothwendige zurückgestellt werden, zwpie z. B. die Unteroffizierprämien, die auch durchaus nicht aus der Heeres- verstärkung folgten, denn dur diese sei das Kontingent der Unter- offiziere nur um 49/0 gestiegen. In diesem Sommer seien übrigens Bewilligungen erfolgt, welche diese Prämien noch entbehrlichher erscheinen ließen, Im Reiche seien fünf, in Preußen zwölf Millionen bewilliät worden zur Verbesserung der Gehälter der Unterbeamten; Lkiêss Gehaltsverbesserungen seien zugleich Verbesserungen der Zukunft der Unteroffiziere, denn alle diese Stellen seien ja den Unteroffizieren in Folge des Civilversorgungs-Systems vorbehalten, und diefe (Frhöhung falle für die Zukunft der Betreffenden \{chwerer ins Gewidit, als-die in Baar auszgezahlten 1000 A Prämie. Das franzö{ch{ch& WVêörs-

bild, auf das man si berufe, passe nit, denn in Frankrei Fériñé

man kein Civilversorgungs-System. Je länger man die Unteröffiziere

im Militärdienst behalte, was doch bezweckt werde, desto schwiettger

werde es ihnen, in vorgerückten Jahren als Unter- und Subg#fftêrn-

beamte im Civildienst sich zurecht zu finden. Wende fih aber in

Folge dieser Prâmien ein Theil der Unteroffiziere dem bürgerlichen

Erwerb zu, fo würden die Civilbehörden in der Auswahl beschränkt

sein. Man könne hier also keine Grundprinzipien ändern, obne

zugleih das gesammte Civilversorgungs-System ins Auge zu fassen.

Es sei hier zugleih die Rede vom Erfag von Offizieren durch ältere

Unteroffiziere. Der Gedanke sei ihm sehr sympathish, aber warum

gebe man diesem Gedanken niht dieselbe Konsequenz

für das Friedensheer, warum verbesseree man niht die

Aussichten für diese Leute hon im Frieden, indem man eine Reihe

von etatsmäßigen Second-Lieutenantsftellen in solche von Feldwebel»

Lieutenants verwandele? Man werde {ließlih doch zu diefem System

übergehen müssen. Gegen die neuen Pferdegelder für Offiziere könne

man sich infoweit nicht ablehnend verhalten, als es fih um die

Second- und Premier-Lieutenants und die Hauptleute zweiter Klasse

handle; andererseits aber müsse die Beschränkung der Rationen der

höheren Offiziere viel weiter ausgedehnt werden. Nun wolle man

aber auch für höhere Offiziere Pferdegelder bewilligt erhalten. Dadurch

werde einfach eine Eirnkemmensverbesserung diefer Offiziere bewirkt,

während man biéher und noch beim Nattrags-Etat uns gerade die

untersten Offizierhargen als einer folhen am meisten bedürftig hin-

gestellt habe. Gegen 200 Hauptleute erster Klasse der Infanterie

und Artillerie sollten Stabëoffi;iere werden; es handle fi bier um

den fogenannten dreizehnten Hauptmann. Dazu liege feines Er-

ahtens feine Veranlassung vor; der Vorschlag bewirke cein-

fah eine Erßöhung der Dotation. In den leßten Jahren

seien ie Avancementsverhältnifse so außerordentlihe gewesen,

daß man in diefer Richtung nichts mebr zu thun brauce.

Der Reichstag habe \. Z. diefen neuen Stellen of bestimmtes

Kommando eines Truppentheils widerstrebt ; {or è feten sie für Stabsoffiziere gefordert worden; der Reid indeß i

Wege des Kompromifses nur die dreizehnten

Jeßt, wo ohnehin {on so erhöhte Anforderungen

gestellt würden, wolle man dies Kompromiß wie

Die Forderungen für erweiterte Kriegs\chulen wer

ablehnen, aver für Unteroffizier-Vorschulen

I Ta 28 d TaL S ST Zl p ® T: s Heeres als eines Volksheeres für ni erträglih era Wahrnehmung gemat, daß 1848 unveränderte Re ?

z T . » Wanda] ourto tr A. 1x Varzen CSandeieuie tn Zet. un

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Hâuy ling MacBembe r her eue den [Mot tm Oktobeo »Î aupt ing ZLaMcInboe, er0oren, (Jegen L ag S L2OOCC Cine Erpedition vergeblih unternommen worden fet und gegen den eine ftärkere im November habe ausgerüstet werden müssen. Auch im Norden sehe es nichts weniger als berubigt aus. Es werde fortgesetzt versichert, daß unter dem Druck der Erfolge Wissmann's die deutsche +3 Fofti chet N C, Q h“ L Autorität gefestigt erscheine. Aber diese Versicherungen hätten auf einer starken Selbsttäusch@ung der Herren beruht. Im November= bericht beiße es ganz nebenbei, in Uganda wurde eine Karawane über v , g 06 ris O ntodornentoh I L - Slottenbauplan fo plögliG îin Angriff zu nehmen, werde fallea und vollständig niedergemegzelt. Es scheine danach, daß augen} aus dem vorliegenden Gtat klar. Vor zwei Jahren habe | bliklich e sehr verworrene und kriegeris@e Zuftände herrs{ten. der jeßige Reichskanzler und damalige Chef der Marine noch | Auch bei Mpwapwa und Bagamoyo felbst seien Räubereien, Er- zesagt, daß, um die Marine auf der Höhe ihrer Aufgabe zu erhalten, pressungen und Brevelthaten aller Art an der Tageéordnung. Diese lährlih 8 Millionen für Schiffsbauten genügten, und im Etat für Zustände legten wiederholt die Erwägung nabe, i auf die Küsten» 1891/92 seien allein 45 Millionen für Schiffsbauten vorgeseden. Und agen zu beschränken. Deutschland sei nicht reich genug, cin die Preise der Materialien seien so gestiegen, daß die Schiffsbauten, ! Gebiet, größer als Deutschland, mit einem derartigen Ney von mili»