1890 / 300 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 13 Dec 1890 18:00:01 GMT) scan diff

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E Sbéftld, 13. Dezember. Der Rheintrajekt Spyck- Welle auf dex Strecke Kleve—Zevenaar ist, laut Meldung des W. T: B.*, von heute ab wegen Eisganges gesperrt. Die eifender nah und von Holland müssen über Kleve—Nymwegen oder

R » einish über Emmerich fahren. rechtgry E 12. Dezember. (W. T. B.) Die Rhönbergbahn

Mi öffnet worden

ist gestern er 0 D : T, B.) Der Postdampfer pp Yat Padcketfahrt-

Hamburg, 13. Dezember. i Scandia" der Hamburg“-Amerikanis difktiengesell\chaft hat, von New-York kommend, geftern Abend j zassirt. A E ndon, 12. Dezember. (W. T. B.) Der Union-Dampfer auf der Ausreise von Southampton ab-

„Moor“ ist beute gegangen.

Theater und Musik.

Königliche Theater. N

Jn der Montagsvorstellung des „Oberon“ im Opernhause sind die Damen Piersoa, Staudigl, Herzog, Rothauser und E die Hrrn. Krauß, Lieban und Oberhauser beschäftigt. Am Mittwoch geht der „Tannhäuser“ in der Parifer Einrichtung mit den Damen Sucher und Leisinger, den Hrrn. Sylva, Bet, Krolop und Mödlinger von N in Scene. i "Da Spielplan der Oper für die Zeit vom 14. bis 20. De- zember lautet: Sonntag: _ eTannhäuser“. Montag : „Oberon“, Dienstag: 5. Sinfonie der Königlichen Kapelle. Mittwoch : eTann- häuser“. Donnerstag: „Oberon“ Freitag: „Die Hochzeit des ; Sonnabend: „Tannhäuser“. das Schauspiel: Sonntag: „Wilhelm Tel“. Montag : nißzows*. Dienstag: „Eine neue Welt“. Mittwoch: „Die zärtliden Verwandten“. Donnerstag: „Die Jäger“. Freitag: „Preciosa*. Sonnabend: „Ein Schritt vom Wege“.

Deutsches Theater. L

Se. Königliche Hoheit der Prinz Alexander von Preußen be- sudte am Freitag die Aufführung des Lustspiels „Die Kinder der Exzellenz“.

“Die erste Aufführung von „Maria Stuart“ findet am Don- nerstag statt. Sonntag wurden „Die Kinder der Exzellenz“ und Montag „Das Wintermärhen“ gegeben. Das weitere Repertoire der -Woche ist folgendermaßen festgestellt. Dienstag, Mittwoch und Freitä : „Die Kinder der Exzellenz“; Sonnakend: „Maria Stuart“ ; Sonittag : „Die Kinder der Exzellenz“.

Berliner Theater.

Ihre Königlichen Hobeiten der Kronprinz und die Kronprinzessin von Griechenland, Se. Hoheit der Erbprinz und Ihre Königliche Hoheit die Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen, sowie Ihre Könige lihe-Hoheit die Prinzessin Margarethe von Preußen beehrten gestern, Freitag, das Berliner Theater mit ihrem Besuch und wohnien der Vorstellung des „Demetrius“ bis zum Schlusse bei.

Der Wotbenspielplan bringt am Mcntag, Mittwoh, Sonnabend Sonntag Abend Wiederbelungen von Franz von Schönthan’s und Gustav Kadelburg's „Goldfis&e*, Dienstag und Donnerstag wird „Kean“ gegeben. Für die se@zehnte Abonnements-Vorstellung am Freitag ist Fulda’s „Wilde Jagd“ bestimmt, die zum erslen Male in dieser Saison in Scene geht. Am Sonntag Nachmittag um 25 Uhr findet cine Vorstellung von „Kabale und Liebe“ statt.

Lessing-Tbeater. E

für die neue Woche ist wie folgt festgeseßt:

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und

Das Repertoire Sonntag: „Heimgefunden“; Dienstag: „Heimgefunden erlag:

Montag: „Der Traum, ein Leben“; „Sodoms Ende“; Don- bierauf: „Der Vielgeliebte“ ; Sonnabend: „Der Traum, ein Leben“. lner-Theater.

findet morgen die leßte Sonntags8-

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toria-Theater. besu@ten die Direktoren aller großen l

In den leßten Di : N! aftstag Deutsher Bühnen- L

Bübnen Deutschlands, di eböriaer* na Berlin gekommen waren, das Ausftattungstück „Die Raben“. Die Herren wurden nit müde, ihrem Kollegen r Litas@y ibre Bewunderung über die prachtvolle Inscenirung

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Akendvorst Eirfall“, Posse in 4 Akten von mittags-Kindervorstellung findet märchens: „Ascenbrödel oder und Tanz in 6 Bildern

Sarl Laufs, ne Wiederholuas des Weihnachts- aläjerne mit Gesang

naën. Thomas-Theater. u den Sonntags- Aufführungen des „L g ein so großer, daß vorher ag um 13 Uhr reservirt werde

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lte die Künstlerin noch das beliebte erntete mit ollen Vorträgen reihen er Frauenor führte eine anmuthbige er „Matatwintha“ mit großer Präzision ué, Das tarin enthaltene Alt-Solo

Concertsängerin Frl. Schärnadck

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i Kaufmann, Scharwenka und Franz aufgenommen wurden. Das Phil- ch an diesem Abend wieder scine

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mit großem

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Für morgen Hat Kap-llmeister Meyder ein sehr interessantes

Programm zusammengestellt. Es eothält Werke von eber, Viozart,

Beethoven, Flotow, Liszt, Shpbert, Rossini 2c,, einen Walzer von Walt-

teufel, ein Potpourri von Conradi und Soli für Harfe (Frl, Lem-

bôdck), Violine (Hr. Concertmeister Wolff) und Cornet à Piston (Hr.

Richter), Am Montag veranstaltet Kapellrneister Vieyder eine

Bestätigendes C schien an m

Sinfonie Nr. 5, Violin-Concert (H§r Concertmeister Kramer), die Ouverturen „Die Weihe des Hauses“, „Leonore Il1* u. st. w.

enthält. Philharmonie. ;

Frau Joachim trug gestern in ihrem ersten populären Lieder- abend zwölf Lieder aus dem Schubert’\{hen Schwanengefang und den aus ebenfalls zwölf Liedern bestehenden Eichendorff\{chen Liedetkreis von Schuinann vor. Ueber die allgemein bewunderte, tief ein- gehende Ausdrucksweise der stets gern gehörten Künstlerin noch zu berichten, ist kaum erforderlih. Eine leichte diesem Abend die gewohnte Freiheit etwas zu beeinträchtigen. Nichtsdestoweniger war der Erfolg im Allgemeinen ein recht bedeutender, wie si aus den mitunter enthufiastishen Beifallsbezeugungen des zahlrei ershienenen Publikums erkennen ließ. Die Klavierbegleitung sämmtlicher Gesänge befand sih wiederum in den geschickten Händen des Hrn. José Vianna da Motta. Der zweite Lieder-Abend, der unter Anderem Schumann's: „Frauenlieb? und Leben“ zur Aus- führung bringen wird, findet am 29. Januar 1891 statt.

Bortrag

Karl Siegen's Neubearbeitung von Kleist's „Käthchen von Heilbronn“ is nun auch in Brünn, Innsbruck, Freiburg i B. und Marburg a. d. Dr. mit glänzendem Erfolg zum ersten Male in Scene gegangen.

Circus Menz.

Frl. Frida Cotrelly hat hiesigen Blättern zufolge am Donnerstag Abend bei Ausführung der „olympishen Spiele“ dadur einen Unfall erlitten, daß fie fehltrat, auf den Boden stürzte und von den unrubig gewordenen Pferden einige Zeit durch die Manege geschleift wurde. Der Versuch, die Vorstellung fortzusetzen, mißlang; vielmehr mußte die anscheinend ni@t unbedeutend verleßte Künstlerin unter allgemeiner Theilnabme der Zuschauer hinausgeführt werden.

Mannigfaltiges.

Der Grundstein für das Kaiser Wilhelm-Denkmal in SGöneberg wird am 22. März n. J. feierlih gelegt werden. Das Denkmal wird seinen Plaß vor dem neuen Amtshause an der Ecke der Kolonnen- und Bahnstraße finden. Es soll aus einem 3,40 m hohen Sodtel aus Granit und dem 2,60 m hohen Bronze- standbilde bestehen. Den Sodel sollen Becken flankiren, in denen Wasser spielen. Die Ausführung hat die Firma Schäffer u. Waller übernommen.

Eine recht gut besu@te Vorstandssißung der Deutschen Kolonialgesellscha ft fand am 12. Dezember unter dem Vorsiß des Fürsten zu Hohenlohe- Langenburg stait, Unter Andern waren anwesend die Hrrn. Dr. Hammacher, von Bennigsen, von Kusserow, Graf Frankenberg, von Hofmann, Landtags-Abgeordneter Gebeimer Rath Simon, General-Lieutenant von Teichmann-Logishen, Prinz von Arenberg, Professor Supan, Hofrath Dr. Credé und Major Liebert. Der Vorsitzende konnte konstatiren, daß es gelungen sei, im Laufe dcs Jahres über 509 neue Abtheilungen zu bilden, an deren Spitze im politishen oder Geschäftsleben wohl erfahrene Männer stünden. Die Thätigkeit der Gesellschaft sei, wie der Vorfißende des WUngeren ausführte, keincswegs erschöpffft; es gelte jeyt erst, neue Arbeitsgebiete in Ängriff zu nehmen, da wir noch im Anfangsstadium unserer folonialen Entwickelung stünden. Zu dem Etat, weicher mit 103 200 A in Einnabmen und Ausgaben balancirt, hatten mehrere Abtheilungen Anträge gesteüt, welche von der Gesellschast feindlihen Seiten dahin interpretirt worden sind, als ob dadur eine Auf- lösung der Gesellschaft beabsichtigt worden fei. Cs handelte h vielmehr einfa um Organisationsvorshläge oder um solche zur Her- beiführung arößerer Ersparnisse zum Zweck einer praktischen Thätigkeit. Der Voravschlag der Centralleitung, welche- bereits in weitgehender Weise Aenderungen vorgenommen hatte, z. B, hinsichtli des Er- \ceinens der „Deutschen Kolonialzeitung“, welhe zum Zwcck größerer Ersparnisse in cine Monatsschrift umgewandelt wird, wurde na längerer Debatte angenommen. Das praktische Arbeitsprogramm für 1891 betrifft einerscits Südwest-Afrika, wohin ein Geologe, Hauptmann a. D. Elterlein, gesandt werden îoll, um besondere erzreihe Gebiete sowohl auf das abbauwürdige Vorkommen von edlerem Metalle als auf die Möglichkeit der Kolonisation mit Unterstüßung des in Stolzenfels am Orangefluß ansässigen Hrn. Dominicus zu untersuchen, andererseits Ost-Afrika, da für Dr. Emin eine S&reibscrift binausgesandt und ihm auch in anderer Weife, dur Lieferung nothwendiger zum Theil wissenshaftlicher Hülfsmittel u. f. w., Unterstüßung gewährt werden soll. Was nun die politische Aktion des Vorstandes anbetrifft, so hat der bekannte Fall Hönigsberg fortgescit die Thätigkeit des Aus\{u}ses in Anspruc) genommen und der gegenwärtige Stand desselben zu der Annahme folgender N e- folution acführt:

„Der Vorstand der Deutschen Kolonialgesellshaft, indem er Kenntniß nimmt von dem Stande der Angelegenheit des Händlers J. Hönigsberg in Wachzwiß bei Dresden, beauftragt das Präsidium, dem in scinem Besitstand wie in seiner Existenz {wer Geschädigten in der weiteren Verfolgung seines Rechts bei dem Deutschen Reichs- tage thatkräftig Beistand zu leisten.“

Hinsichtlih anderer kolonialpolitisher Fragen haben der Aus- {uß und mehrere Abtheilungen Anträge eingebracht, welhe \ich be- sonders auf Kamerun bezogen. Nach längerer Debatte, in welcher die Kamerunfrage, welche besonders behandelt werden soll und daher aus der Resolution aus\{ied, ihrer Bedeutung entspre&end, die voll- fommenste Würdigung und Klarstellung fand, wurde das Präsidium beauftragt, in einer Eingabe an den Herrn Reichekanzler dahin vor- stellig zu werden, daß

„I. in Ost-Afrika Behufs vollständiger DurWführung der zur Unterdrückung des Sklavenhandels und zum Schuß der deutschen Interessen unternommenen Maßregeln 1) die Schußtruppe dem Be- dürfniß entsprehend verstärkt und 2) dem Dr. Emin Pascha die Pitittel zur Ausführung seiner Vorschläge für die Einrichtung der erwaltung im nördlihen Seengebiet zur Verfügung gestellt werden ;

IL, in Südwest-Afr ika ebenfalls eine Verstärkung der Shuhz- truppe herbeigeführt wird, welche die dortigen Vertreter der Kaiser- li* en Schutzgewalt in den Stand seht, dem jeßt herrshenden, die wirtb\{aftlice Entwickelung des Landes hemmenden und insbesondere die Besiedelung durch Deutsche verhindernden Zustande der Rechts- unsicherheit ein Ende zu machen.“

Die Hrrn. Dr. Peters und Dr, Emin Pasha sind zu Ehren- mitgliedern ernannt worden.

Das Deutsche Emin-Pascha-Comité nahm in seiner gestrigen Schlußsißung die von dem geshäftsführenden Aus- \chuß vorgelegte Abrehnung über Einnahmen und Ausgaben der deulsen Emin - Pascha - Expedition entgegen und ertheilte sowohl dem Ausschuß wie Hrn. Dr. Peters Entlastung. Die eingegangenen Gelder sind bis auf einen Restbesland von un- gefähr 6000 # für tie Zwecke der Expedition und für Emin Dascha selbst verwendet worden. Dieser Restbestand dient zunächst als Neservefonds zur Deckung etwaiger Nachforderungen und soll, soweit er nit hierzu verwendet wird, demnächst der Carl Peters- Stiftung überwiesen werden. Indem das Comité seine Arbeiten {loß und si auflöste, sprach es Hrn. Dr. Peters und dessen Genossen nochmals seinen Dank aus für die treue Hingebung, den Muth, die Thatfraft und die Ausdauer, mit welcher sie den zur Erreichung eines hohen, humanitären und nationalen Zieles übernommenen Verpflich- tungen nahgekommen sind.

Der Magistrat hat, wie hiesige Blätter melden, in Bezug auf die Errichtung von sogenannten „Urania-Säulen" (Wetter- säulen 2c.) dem Vorschlage der von ihm eingefeßten Subkommission extiprechend beschlofsen, auf Grund der mit dem Unternehmer noch weiter zu führenden Verhandlungen über Zahl und Aufstellung diefer

Auf dem Terrain zwischen Stadtbahn und Charité wird der Bau der Baracken, welche dem Geheimen Regierungs-Rath Pros- fessor Koch für die Behandlung von Infektionskranklheiten zur Verfügung gestellt werden sollen, mit aller Macht betrieben. Wie die „Vos. Ztg.“ \chreibt, ist die Königliche Bauverwaltung bes strebt, die Baracken so schnell wie mögli fertig zu stellen. Sogar des Abends wird bei elektrishem Licht auf dem weiten Bauplaß ge- arbeitet. Gegen hundert Erdarbeiter sind beschäftigt, das Terrain zu ebnen, Erde auszushachten und fortzubewegen. Sogar eine {chmal- \spurige Schienenbahn für den Betrieb mit kleinen Lowries ist gelegt, Ein Cemente-Mörtelwerk ist in vollster Arbeit. Zwei Baracken sind auf hohgemauerten Ziegelsplinthen im Holzfahwerk bereits hoh- geführt und werden gegenwärtig in den Gefahen mit Gipssteinen au-gemauert und auf den Dächern mit Gipsplatten abgedeckt. Für die dritte Baracke, welche als größte zwischen den beiden erst- erwähnten errichtet wird, sind die Fundamente ebenfalls {hon gelegt. Ueber die Brücckenbauten der Stadt Berlin giebt Hr, Stadt - Bauinspektor Pintenburg in der „Disch. Bauztg.,“ wieder einige Mittheilungen. Für die dem Weiterbau der Fisher- brüde im Wege stehenden Hinterhäuser der Fischerstraße ift danach der Stadtgemeinde vor Kurzem das Enteignungsreht verliehen worden. Im großen Gerinne ist die Fundirung der nördlichen Hälfte der Brücke beendet und sind die eisernen Mittelstüßen für die soeben im Entwurf ferzig gestellte Eisenkonstruktion bereits aufgerihtet. Nach Freigebung dieses Gerinnes für den Durch- fluß des Oberwassers konnte das kleine mittlere gesperrt und au hier mit dem Abbruch der alten Gewölbe begonnen werden. Die eiserne Bogenkonstruktion über die Schleuse ist bereits zur Vergebung gelangt. Von der Fundirung dieser Schleuse, deren Her- stellung Sache des Fiskus ist, hat der zwischen dem Mühlengebäude und dem Hause Poststraße 16 gelegene Theil bereits fertigaestellt werden können. Für den Ausbau der Veühlengebäude ist die städtische Hochbauverwaltung mit der endgültigen Feststellung der bezüglichen Pläne eifrig beschäftigt. Die Vollendung aller dieser Bauten am Mühlendamm wird noch cine Reihe von Jahr:n beanspru@en. Mit dem Bau der Spreebrücke im Zuge der in Moabit ge- legenen Paulstraße soll in Kurzem begonnen werden. Die Moltke- Brücke wird in diesen Tagen vollständig freigegeben. Bis zum Frühjahr follen dort noch die beiden am Oberstrom geplanten Treppen hergestellt werden, sodaß im kommenden Sommer nur noch die Ufer- mauern und die Ladestraßen zu vollenden sind. Bezüglich des in Vor- bereitung begriffenen Neubaues der Kurfürstenbrücke wird betont, daß die äußere Gestaltung der Brücke doch insofern eine Aenderung er- leidet, als* in Rücksiht auf bie Schiffahrt vier Oeffnungen zu zwei zusammengezogen werden müssen, sodaß die neue Brücke eine kleine mittlere Oeffnung Behufs Errichtung des Standbildes des Großen Kurfürsten und je eine seitlihe für die durchfahrenden Schiffe besißen wird. Der Bau ciner Interimsbrücke an jener Stelle wird während ded Neubaucs nicht zu umgehen sein. Von befonderem Interesse ist, daß in Folge des Dombaues das linksfeitige Ufer der Spree bei der Friedrihsbrücke derart in den Fluß vorgeschoben wird, daß der dortige Brücken-Ncubau au) nur drei Oeffnungen erhält. An sonstigen ge- planten Neubauten sind hervorzuheben: jener der Waisenbrücke, welche aus Stein und drei Oeffnungen, von 15, 20 und 18 m und in einer Breite von 20 m für eine Million Mark hergestellt wird, ferner jener zu 700 000 6 veranschlagie der Ebertsbrückte, welche eine große Mittelöffnung von 30 m Sphpannweite und mit eiserner Bogen- konftruktion fowie im Anschluß daran auf jeder Seite eine kleinere gewölbte Oeffnung erhalten foll, und jener der Weidendammer Brücke. Leßtere soll erst in Angriff genommen werden, wenn die Gbertsbrüdke vollendet ift.

No vier katholishe Kirchen sollen, wie die „Tägl. Rd.“ schreibt, in Berlin gebaut werden, und zwar zunächst im Osten die „Pius-Kirche*“ auf dem Grundstück Pallifadenstraße 73. Ju den Halleschen Thorbezirken sammelt man ferner für den Bau der Win- fried-Kirche, deren Grundstein bereits im kommenden Sommer gelegï werden soil. Sodann ist in der Fehrbellinerstraße ein Grundstück für die Herz-Jesu-Kirhe angekauft, endlich foll auch in der Yorkstraße statt der Nothkapelle ein größeres Gotteshaus erbaut werden. In Friedri{sberg-Lichtenberg ist man bereits mit dem Bau der Mauritius Kirche beschäftigt. Auh Köpenick erhält im nächsten Jahre eine größere katholische Kirhe. Für die Grrichtung dieser Gotteshäuser wird in ganz Deutschland gesammelt.

Der Weibhnachtsmaukt ist gestern auf dem Schloßplay, im Lustgarten und auf dem Arkonaplay aufgebaut worden. Es sind gerade 140 Jahre her, s@ckreibl das D La, DAN dieser Markt in der Vreitenstraße eröffnet wurde, nachdem e Q Do. um Jauire 100 n Der Heiligengeiststraße und in der Gegend tes Molkenmarkts befunden hatte. Aus dem genannten Iahre ist ein Immediatgesuch vorhanden, in welchem er Polizei-Direktor und Stadt-Präsitent Carl David Kircheisen aus NVerkehrsrücksihten um Verlegung des Weihnachtsmarkts nah der Breitenstraße nahsuht. Unter dem 30. November wurde das Gesu vom König genehmigt. wurde denn am 11 Dezember 1750 der Weihnahtsmarkt nach der Breitenstcraße verlegt und breitete fi von hier aus immer weiter über den Schloßplaß und die anstoßenden Straßen aus,

So

Eine Versteigerung von Sing- und Ziervögeln wird am Montag, Abends 8 Uhr, im Ausftellungslokal dec ¿Ornis s am Spittelmarkt 2, abgehalten werden. Es kommen hier diejenigen Vögel zum Verkauf, welche bei der Ausstellungslotterie übrig ge- blieben sind.

Der Geschäsisbericht über das 19. deutsche Bundesschie ßen ist der „N. A. Zta.“ zufolge jeßt endgültig festgestellt. Die (in- nabme betrug 861312 M, die Ausgaben beliefen fi auf 855 044 M, sodaß am 24. November ein Kassenbestand von 6267 H. virblieb. Dieser Betrag ist indessen nicht als Nettoübers{uß anzusehen, viel- mehr find daraus noch ungefähr 4000 6 zu zahlen, sodaß der Ueber- \chuß sih auf die runde Summe von 2000 belaufen dürfte,

m verflossenen Etatsjahre ist der „Germ.“ zufolge" der Feuer- fassenwerth der städtischen Gebäude Berlins, soweit sie der Hochbauverwaltung unterstellt sind, von 79 492 457 auf 90 532 132 M, d. h. um mehr als 11 Millionen Mark gestiegen.

m Monat November d. J. haben der „N, Pc. Z." zufolge in Berlin im Ganzen 2772 polizeilihe Milchrevisionen stattgefunden, wobei etwa 42000 1 Milch untersuht wurden. Beanslandet wurden 712 1, und in 106 Fällen wurde das Strafverfahren eingeleitet.

Für den Direktor des Zoologischen Gartens wird, laut Meldung der „N. Pr. Z.“, jeyt ein Wohnhaus im Garten erhaut. Bisher wohnt er außerhalb des Gartens zur Miethe.

Paris, 12. Dezember, Ein von Dran nah Algier fahrende: Personenzug ist, wie „W. T. B,“ meldet, bei St. Cyprt?n ent- gleifst, wobei fünfzehn Personen verwundet wurden, Unter den Ver“

wundeten befindet sich auch der Deputirte Bourlier.

Dünkirchen, 12, Dezember. Das Gericht von Dünkirchen hat laut Meldung des „W. T. B.* auf Antrag dec Witkive des bei dem Zusammenstoß des deutshen Dampfers „Capri“ mit ciner Fischerschaluppe ertrunkenen Fischers die Beschlagnahme des Dampfers „Capri“ angeordnet, Eine Untersuchung zur Fest stellung der Verantwortlichkeit und der Höhe der Schadensumme ist

eröffnet.

„Beethoven-Feier“ deren Programm vie herrliche C-10011

Säulen der Stadtverordneten-Versammlung eine Vorlage zu machen.

Zweite Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anz cil f

300.

Berlin, Sonnabend, den 13. Dezember

1890

ire

Deutscher Reichstag. 40. Sißung vom 12. Dezember, 11 Uhr.

Am Tische des Bundesraths: Der Reichskanzler von Caprivi und die Staatssekretäre Dr. von Boetticher, Freiherr von Maltahn und Freiherr von Marschall.

Zur ersten Berathung des am 26. August d. J. zwischen dem Reich und der Türkei Aba csAlosencn Freundshafts-, Handels- und Schiffahrts ver- trages erhält das Wort:

Abg. Dr, Siemens: Die Bedeutung des Vertrages sei nit sowohl eine kommerzielle als eine politishe. Der Vertrag, wenn man ihn genau ansehe, enthalte keine gegenseitige, fondern nur eine ein- seitige Bindung der Türkei im Tarif für Einfuhrzölle, während eine Bindung Deutschlands in dem Vertrage nicht Plaß greife. Hinsichtlich der gegenseitigen Bindung dur die Einräumung des ?Meistbegünstigungs- rechtes habe man sih auf das Versprechen einer gleichmäßigen Behandlung der Angehörigen beider Nationen und ihrer Bewegungs- freiheit, sowie auf die Einräumung des Meistbegünstigungsrehts hinsihtlih der Ausfuhrzölle beshränkt. Was die türkishen Zölle und deren Höhe betreffe, so seien diese abgestuft, und man könne wohl sagen, daß für einzelne wesentlihe Erzeugnisse der deutschen Industrie, z. B. für die Eisen- und die chemische Induftrie, eine erheblih bessere Situation eingetreten si. Die Türkei habe früher acht Prozent des Werthes von der Einfuhr er- hoben, jeßt seien die Sähe verschieden normirt, bei einem Theil niedriger, für antere höher. Für Spiritus und Branntwein, der hekanntlich den Muhammedanern verboten sei, trete eine Erhöhung bis zu 20 % ein. Hinsichtlich dieser Punkte seien Licht und Schatten ziemlih gleichmäßig vertheilt oder glihen sich wenigstens aus. Aber die Bedeutung des Vertrages liege auf anderem Gebiet. Die türkfishe Regierung habe sich in den leßten Jahren in» einer ziemlich abnormen Lage befunden. Die Entwickelung des inneren Steuersystems durch direkte Steuern sei in Folge der mangelhaften

Organisation ihrer Bureaukratie eine krankhafie gewesen, und das Land sei für die Erhebung und Aufbringung der Mittel zu seiner Verwaltung im Wesentlichen auf die Zölle angewiesen gewesen. Die Abstufung der Zölle sei wieder cine solche gewesen, daß se niht genügende Erträge gebraht habe und anderer- seits doch den Ruin einer alten, großen und berühmten Industrie, der Wirk- und Webeindustrie, im Großen und Ganzen her- porgerufen habe. Die Folge sei gewesen, daß man ih bestrebt habe, durh lokale Durhgangsabgaben diesem Zustand abzuhelfen und da- dur babe man eine ungeheure Unsicherheit in den Handelsverkehr mit der Türkei gebraht. Es sei ein großer Borzug dieses Ver- trages, daß man dieses System der lokalen Durchgangsabgaben ver- nihtet oder wenigstens ducchbrochen habe. Zu gleiher Zeit aber nade man der Türkei das Zugeständniß, daß sie die Vorbereitungen für die Einführung mehrerer Monopole, des Zündhölzchen-, Cigaret- tenpapier- und Petroleummonopols u. dergl. treffen könne. Denn die Möglichkeit einer Steuererhöhung in diesem verhältnißmäßig wenig bureaukratisch organisirten Lande liege in der Cinführung und Ver- werthung der Monopole. Der Vertrag erhöhe also die finanzielle Leistungsfähigkeit der Türkei und damit ihre politische Kraft. Das Deutsche Reich sei der erste unter den westlihen Staaten, der jeßt, navdem das System der bisherigen türkischen Handelsverträge seinem Ende entgegengehe, den neuen Weg eingeschlagen habe, und es werde sich dadur ohne Zweifel starke Sympathien im Vrient gewinnen, auf die er (der Redner) noch einen besonderen fom- merziellen Werth lege, weil sie dem Deutschen Reich auf lommerziellem Gebiet erheblich zu Statten kommen würden. Seit einigen Jahren habe das deutsche Kapital begonnen, sih in einer mehr organisirten Form nach dem Orient zu begeben: durch den Bau von Gagsansftalten, Eisenbahnen u. dergl. beginne es, die dortigen Gebiete zu ershlicßen. Früher sei cs nach dem Auslande mehr in einer dienenden Form gegangen. Es sei in Deutschland Gewohnheit gewesen, daß man n bei englishen und französishen Unternehmungen betheiligt, d. h. alle fremden Risiken mitgetragen habe, die Führung aber habe man den fremden Nationen überlassen und damit auch der fremdländischen Industrie die Einheimsung aller mit solchen Unternehmungen ver- bundenen Vortheile gestattet und sogar das eigene Geld ihr zugeführt.

Ferner sei von politisGer Bedeutung Art. XXIT des Vertrages, dur den zu gleicher Zeit durch eine Parallelifirung des Vafallen- &ürstenthums Bulgarien und Egyptens die Möglichkeit eines Ab- \{chlu}ses direkter Handelsverträge mit Bulgarien vorbereitet werde. Das Deutsche Neich, die deutsche Nation habe im Orient nichts zu erobern und nichts zu wünschen. Es habe nur ein Interesse an der Stabilisirung der dortigen Verhältnisse, und er begrüße es mit Hreuden, daß man diesen gerade dazu dienenden Schritt gethan habe. Er möchte nur den Wunsch aussprechen, daß die anderen westlihen Nationen dem Deutschen Reih auf diesem Gebiet folgen möchten. Er empfehle daher die Annahme des Vertrages und wünsche der Diplomatie zu der Art, wie sie sich dieser Frage gegen- übec gestellt babe, seinerseits Glück. (Beifall links.)

_Da_ eine kommissarishe Berathung des Vertrages von keiner Seite beantragt wird, tritt das Haus sofort in die zweite Berathung ein und genehmigt ihn in allen seinen Theilen.

Es folgt die erste Berathung desGeseßentwurfs, betreffend die Besteuerung des Zuckers.

_ Staatssekrelär des Reichs - Schaßamts Freiherr von Maltahn:

y Meine Herr:n! Dem Geset entwurf, der Ihnen vorliegt, ift eine eingehende und umfangreiche Begründung beigegeben; dennoch bitte id, mir zu gestatten, die Diskussion, in welhe Sie eintreten wollen, mit einigen Worten einzuleiten, weil der Gegenstand ein so wichtiger, die geplante Maßregel eine so einshneidende is, daß ih mich doc verpflichtet halte, zu Beginn der Verhandlungen im Reichstage Ihnen ganz kurz die Haupterwägungen hier vorzuführen, welhe die ver- bündeten Regierungen zu dem Entschluß bestimmt haben, Jhnen einen Gesehentwurf vorzulegen, dur welchen das bisherige System unserer Zukerbesteuerung von Grund aus umgestaltet werden foll,

Mit diesem Gesetzentwurf, wenn Sie ihn durch Jhre Zustimmung zum Gesetz machen, wird in Deutschland die Materjalbesteuerung als ursprünglih alleinige, später theilweise Grundlage der Be- steuerung des Zulkers fortfallen. Unter der ‘Herrschaft des bisherigen Steuersystems und unterstüßt durch dessen Gestalt hat die deutsche Zuckerproduktion es verstanden, den inländishen Markt sich zu sichern, A dem Weltmarkt den ersten Plah zu erringen. Ste hat große Kapitalien n das Land hereingebraht, Wohlstand in weiten Kreisen in verschiedenen Megenden unseres Landes geweckt und gehoben, und sie hat diesen tuben nicht etwa nur einem kleinen Kreise von Industriellen gebracht,

den allergrößten Nußen und Vortheil vershafft. Diejenigen Güter, denen es nah der örtlichen Lage und den Absatzverhältnissen und nach fonstigen Umständen möglich gewesen ift, ihre Wirthschaft auf den Anbau der Zuderrübe zu gründen, zeihnen sih für jeden Landwirth weitaus in ihrem gesammten Kulturzustand vor den übrigen Wirth- schaften Deutschlands aus.

Dieses Ziel ist erreiht nicht durch die Besteuerungsform allein, fondern in erster Linie durch andauernden Fleiß von Generationen von Landwirthen und Technikern, durch äußerste Anspannung des Nachdenkens geistig bedeutender Menschen und durch Verwendung großer Kapitalien. Es ist dadur erreicht, daß die deutshe Rübe eine hohe Vollkommenheit gewonnen hat, sodaß mit Recht in einer der leßten Eingaben, die uns und auch dem Reichstage vorliegen, von den sahverständigsten Leuten, den Magdeburger Zuckerinteressenten, die Behauptung aufgestellt werden kann, daß die deutshe Zuck errübe jetzt ihrem Zuckergehalte nah dem besten Rohr ebenbürtig sei.

Es ist durch den Anbau der Zuckerrübe zugleich in den be- theiligten Gegenden der Körnerbau und der gesammte Ertrag der Güter gefördert; es ist ferner die Technik der Entzuckerung auf das bisher überhaupt erreihte höchste Maß der Vollkommenheit gebracht. Alles dies is unterstützt dur das bisher geltende System unserer Zuckerproduktion, welches auf die Besteuerung des Rohmaterials begründet war. In diesem System lag der Antrieb, ein möglichst vollkommenes Rohmaterial zu erzielen und aus diesem Rohmaterial mit den denkbar geringsten Kosten den höchsten Prozentsay Zucker zu gewinnen. Dieser Anreiz lag in dem System von Anfang an, und in -den ersten Jahren der deutshen Zuckerindustrie gewann man die Vortheile dadurch, daß man aus einem möglich# geringen Quantum besteuerten Rübenmaterials möglichs| viel Zucker für den inländischen Absaß gewann, In den späteren Jahren ist der Vortheil dieser Industrie au in der andercn Focm zugeflossen; nachdem man dazu übergegangen war, für den exportirten Zucker die Rüben- steuer zu erstatten, indem man pro Centner Zucker ein gewisses Quantum der Steuer zurückerstattete, ging das Trachten der Zuckerindustrie, von ihrem Standpunkt vollkommen mit Ret, vahin, die Zuckerproduktion auf den Morgen angebauter und zur Verarbeitung kommender Rüben auch deshalb zu steigern, um auf diese Weise in der Exportvergütung nicht nur die wirkli gezahlte Steuer erstattet zu erhalten, fondern darüber hinaus noch eine Bonifikation.

Nun, meine Herren, ein folhes System, unter dem eine große

einem Gebict der Weltproduktion die führende Stelle erworben hat, unter dem weite Gegenden unseres Landes zu erhöhtcm Wohlstand gelangt sind, ein solches System zu verlassen, if nur gerechtfertigt, wenn ganz überwiegende Gründe dafür sprehen. Derartige über- wiegende, ja zwingende Gründe, eine folche Maßregel überhaupt und gegenwärtigen Moment vorzunehmen, liegen aber nah der Ansicht der verbündeten Regierungen in der That vor.

Die Begünstigung, welche zur Zeit die deutsche Zuckerprodu ktion genießt, trägt einen völlig singulären Charakter innerhalb unserer Ge- seßgebung. Es handelt fi niht, wie bei den Schugzöllen, darum, einem Produktionszweig aus\{ließliche Beherrshung des in- ländishen Markis zu ermöglihen, Diesen Markt beherrscht die Zuckerindustrie seit langem aués{ließlich; denn der geringe Import wesentlich von Kandiszucker, den wir haben, fällt nicht ins Gewicht. Beberrschung würde ihr aber auch nach Annahme des neuen Entwurfs völlig gesichert bleiben; denn der neue Entwurf enthält einen starken Schußzoll, welcher verhindern foll, daß die aus- ländishe Industrie etwa mit ihrz2n Produkten auf den inländischen Markt kommen könnte, wenn sie überhaupt einen derartigen Gedanken na Lage der Verbältnifse fassen sollte. Es handelt sich au nit darum, der deutshen Zuckerproduktion die laftenfreie Fabrikation den Auslandsmarkt zu sichern, denn auch diefe bleibt ihr nah dem neuen Gesetz vollkommen gesichert. Der Zucker, den die deutsche Industrie für das Ausland produziren wird, ist mit keinem Zoll belegt, au wenn Sie diesen Entwurf zum Geseß machen. Es handelt si nur darum, zu einem bestimmten Zeitpunkt den thatsächlich eingetretenen Zustand zu beseitigen, daß jeßt für allen exportirten Zucker dem deut- hen Zuckerproduzenten ein direkter Zuschuß aus den allgemeinen Reictsmitteln, welche durch die Steuern aufkommen, gewährt werden muß und daß in Folge davon die Zuckerproduktion im Stande ist, au im Inlande den Konsumenten einen Preis za machen, in dem ibr ebenfalls ein entsprehender Vortheil zufließt, sodaß der inländishe Konsument thatsählih durch unser Zuckerbesteuerungssystem ebenso boch belastet ist, wie er es bei Annahme des neuen Gefeßes sein würde, nur mit dem Unterschiede, daß, wenn der Geseßzentwurf Gefeß würde, die ge- sammte Steuerbelastung des inländischen Konsumenten der Reichskafie zu Gute kommen und darum für die übrigen Steuerzabler zur Ent- lastung dienen würde, während jeßt ein erhebliher Theil dieser Jn- landssteucrbelastung den Produzentenzu Gute kommt. Derartige singuläre Begünstigungentragen, mögen sie absichtlich eingeführt sein oder, wie es bier der Fall ist, si thatsählih entwickelt haben, in fi felder den Keim des Todes. Es ist undenkbar, daß ein derartiges System für alle Zeit aufrecht erhalten wird. Man wird, wenn ein folhes Verhältniß sich herausgebildet hat, mit Recht dasselbe aufrecht erhalten, folange es für die betreffenden Kreise nothwendig ist, wenn nicht in diesem Fall ein absolut zwingender Grund zu feiner Abschaffung besteht. Man kann s aber au, wenn es aufgehört hat nothwendig zu sein, noch bestehen lassen, solange zwei Bedingungen erfüllt sind: solange nämlich erstens das System no@ fortdauernd nüßlich wirkt und folange zweitens niht überwiegende Gründe, hergenommen aus dem Interesse der übrigen Angehdörigen des be- treffenden Landes oder Reiches, es fordern, dem System cin Ende zu maten. Tritt aber aus \olen Rücksichten die Nothwendigkeit ein, in absehbarer Zeit ein solches System zu beseitigen, so ist es Pflicht einer fürsorgenden Regierung, die Maßregel in einem Augenblick in Vor-

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sondern sie hat au der Landwirthschaft in den betheiligten Gegenden

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geringer Schädigung vorhandener oder noch entstehender Interessen durchgeführt werden kann.

Nun sind die verbündeten Regierungen der Meinung, daß betreffs der Besteuerung des Zuckers die Nothwendigkeit der Fortdauer des bisherigen Systems niht mehr besteht, daß das System auf dem Punkt angelangt ist, wo es aufhört oder wenigstens leiht aufhören kann, nüßlich zu wirken. Und es kommt dazu das überwiegende Interesse des Restes der übrigen deutshen Reihsangehörigen und Steuerzahler, die Aufhebung des Systems zu fordern. Die verbündeten Regierungen sind daher der Meinung, daß auf lange Zeit das jeßige System nicht aufrecht zu erhalten ist; fie sind ferner der Meinung, daß der augen- blickliche Moment verhältnißmäßig der günstigste ist, mit einer solchen Maßregel vorzugehen.

Meine Herren, ih habe gesagt, die Nothwendigkeit der Aufreht- erhaltung des jeßigen Systems besteht nicht mehr für die déutfche Zudckerproduktion. Ich führte bereits an, und es ist allgemein bekannt, daß die deutshe Rübe den ersten Play in Bezug auf ihren Zucker- gehalt jegt einnimmt, daß die Technik der Entzuckerung in Deutschland auf der größten Höhe steht, die bisher über- haupt erreicht ist, daß die deutsche Zukerindustrie den Inlands- markt vollkommen beherrscht und auf dem Weltmarkt den ersten Play einnimmt. Wenn das unter dec Hexrichaft des bisherigen Systems erreicht ift, so kann man doch wirkli Tagen : es ist Alles erreiht, was man bei absihtliher Einführung Meses Systems hätte als dessen erziehlihen Zweck ansehen können. er

Nun besteht ja die Befürchtung, daß, wenn Sie den jeßigen Ent-

wurf zum Gese erheben, in Bezug auf einen Theil dieser günstigen Verhältnisse der Zuckerproduktion, nämli bezüglih der Absat- verhältnisse im Auslande, eine ungünstige Wirkung eintreten würde. Es wird die Behauptung aufgestellt, die deutshe Produktion werde in Zukunft nicht mehr konkurrenzfähig sein. Diese Behauptung be- streite ih. Die Gründe, die dagegen angeführt werden können, find in den Motiven des Gesetzes zum Theil niedergelegt ; ih erwarte den weiteren Gang der Diskussion hier oder, wenn Sie das Gese in eine Kommission verweisen, in der Kommission, um diese Frage weiter zu erörtecn.

Ich weise nur noch einmal darauf hin, was ich vorher bereits gesagt habe, daß der Geseßentwurf Bestimmungen enthält, wel®e die absolute Konservirung des Jnlandsmarktes und welche die steuerfreie Produktion für den Auslandsverbrauch auch in Zukunft unserer Fn-

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\{lag zu bringen, wo der Uebergang in dieneaen Verhältnisse mit möglichst

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sihern bestimmt sind. Hat fie diese beiden Begün-

unserer deutschen Techniker, bei der Vollkommenheit unserer Maschinen, bei dem Umstand, daß die ganze Industrie in altger ohnten Formen bewegt —, die deutshe Industrie doch im Stande sein, den ersten Play überall zu behaupten. Ich habe aber weiter gesa; und dies wird m

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Meine Herren, die Zuckerinduftrie au ursprüngli© landwirth\ch{aftlihes neuerer

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Erkenutniß dieser au der Einführung der widerseßzt. Es è daraus,

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stellten, daß sie

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ibren Rübensamen von der Fak ß aber, wenn die Landwirthe sagten: wir wollen auen und nicht Vilmorin man ibnen antwortete: u keine Vilmorin, sondern Wanzlebener, aber gleichzeitig wurde Wanzledener Same von den Herren Gebrüder Dippe und en übrigen Herren, die auf diesem Gebiete die Leitung übernommen

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haben, von Jahr zu Jahr in Bezug auf den Zuckergehalt der Rübe

verbessert, und die Wanzlebener Rübe der

Vilmorinrüde äbnliter.

F{ brauche auf die gärtneris(-tenis@en Manipulationen hierbei wobl kaum einzugehen; ih erwarte, od einer der den Verhältnissen näher stehenden Herren vielleiht ‘aus seiner desseren Kenniniß beraus

diese meine Behouptung als einen Irrthum darzustellen versu@en wird.

Es kommt aber vom Standpunkt der Landwirtbschaft no@ binzu.

daß es für sie aud kein Vortheil ist, wenn die Fabriken riesengroß

sind.

Für die Landwirtbschaft an und für ih find Fabriken die