1890 / 302 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 16 Dec 1890 18:00:01 GMT) scan diff

ehalt, Anweisung bezüglich der Fütterung, der MÜhgewinnung und Mülchprüfung, Kurze Bezeidinung der gebräubli@fen Entrahmungs- weisen, Milhwirthschaftlide Hülfsmittel, Behándlung der Krankheiten bei Rindvieh und Schwein, Einrichtungen zur Förderung des Mol- kereiwesens, Verzeichniß der Molkerei-Vereine in Deutschland 2c., des- gleien die Molkerei: Wanderlehrer, {ließli Post- und Telegraphen- und Münzvergleihung. Beilage: Verzeichniß der wichtigsten Rind- viehmärkte Deutslands, Oesterrei{8s, der Schweiz und der Nieder- Yande. Mit Angabe des Auftriebes und des Nebenauftriebes unter besonderer Berücksichtigung von Ziegen und Milchschafen nach amt- liden Angaben. Sol vorforglicher, allberathender Freund wird von allen Milchwirthen willkommen geheißen und zum fieten Begleiter

erwählt werden.

Weihnachts - Literatur.

Unser Friy in Spanien und imMorgenland, für die Jugend er;ählt von Gerhard Stein“, mit vielen guten JIllustra- tionen, Preis 4 # Walther u. Ayolant in Berlin. Dieses Buch wird von der Jugendscriftenkommission des Berliner Lehrervereins als „vorzügli“ empfohlen für Knaben von 14—16 Jahren, es \chil- dert die Gele des hochseligen Kaisers Friedrich als Kronprinz in

der Weise : j : fesselnd Für Mädchen von aht bis zwölf Jahren hat Marie Hindck, die Verfasserin von „Kinder Lust und Leben“, eine Erzählung „Im Waldhof * veröffentliht, die bei Walther u. Apolant in Berlin im Preise von 3 # erschienen ist und von welcher Dr. Dtto Girndt, der feinsinnige Dramatiker, fagt : „Alle Kleinen, denen „Im Wald- hof” als Weibnachtsgeschenk zu Theil wird, können sih eine bessere Gabe kaum wünschen, fie werden das Buch obne Zweifel förmlich „verschlingen“ und jedes Spielzeug dacüber vergifsen, weil die sinnige Erzählung ihnen nit nur Unterhaltung gewährt, fondern in ihren Seelen den Trieb wecken muß, den Helden der GesGichte nachzueifern.*

De Sä’ he Schweiz. Vaderländ’she Reim- und Farwen - Boesien von Edwin Bormann un den Malern E. Schulz und M. Zocher. Erster Theil. Leipzig, 1891. Ver- lag von Carl Jacobsen. In Prachtband Pr. 3 4 „De Säle Sc(weiz“ mit ihrer herrlihen Natur erscheint hier nicht nur in reizenden, sauber ausgeführten Bildern, welhe Einem die ganze Partie, die man in ein bis zwei Tagen zu maten pflegt, in die Erinnerung zurückrufen, sondern auch in rein sächsis{hem Gewande, nämlich in dem gemüthlihen Sächsish, welches den Norddeutshen und speziell den Berliner so an- beimelt. Wenn man es liest, hört man es förmlich, und dann wird man umsomehr in heitere Stimmung verseßt, als der

Text offenbar diesen Zweck verfolgt. Man merkt die Absicht, wird aber nit verstimmt Weder ein Sachbse ‘wird durch den darin ent- haltenen Humor verstimmt, noch ein Berliner, aud wenn ihm darin ein kleiner Hieb verseßt wird. Das kleine, handliche, geschmackvoll ausgestattete B1ch mit den originellen Versen wird ficherlih dazu beitragen, die „Säck'she“ Schweiz wie die „Säck sche“ Sprache in Norddeutshland nur roch populärer zu machen. Für Freunde der \ähsishen Schweiz ist es ein hübsches Weihnahtsgeschenk.

Aus dem durch seine reihe ceographishe Literatur bekannten Verlage von F. A. Brockhaus in Leipzig sind vor Kurzem vier Merke hervorgegangen, welche sich sowohl inhaltlih als dur ihre Ausftattung mit Bildern und Karten ganz befonders zu Weihnachts- geschenken für Jung und Alt empfehlen.

Bon Contre-Admiral a. D. B. von Werner, dem Verfasser des bereits in dritter Auflage erschienenen Werks „Ein deutsches Kriegs\chiff} in der Südsee“ wird die Eigenart des Lebens auf den deutschen Kriegsschiffen in seinem neuesten Werke „Deutsches Kriegs\chiffsleben und Seefahrkunst®“ (geh. 9 N, geb. 10 M) in fesselnder Weise geschildert, wobei auch der Atlanti}che Ozean mit einer Reibe wichtiger Hafenpläße in stimmungsvollen Bildern vorgeführt wird. R

„Unjere-Kolonient «Land und Leute* (geh. 5 M, geb. 6 M 50 4) ift der Titel eines von dem bekannten geograpktischen Schriftsteller, Direktor Dr. B. Volz, von welhem auch die bereits in 5. Auflage vorliegende populäre Bearbeitung von Stanley's Reise durch den dunkeln Welttheil stammt, verfaßten neuen Werkes. Zum ersten Mal wird darin der gesammte, das Mutterland viermal an Ausdehnung übertreffende deutshe Kolonialbesiß nah Land und Leuten eingehend und in allgemein verständlicher, anziehender Form geschildert, wobei Rücksicht auf die neuesten geographischen Forshungen genommen ist.

„Kriegsbilder aus dem Araberaufstand in Deutsch- Ost-Afrika* von H. F. von Behr (geh. 6 #, geb. 7 4) sind der erfte auéführlihe Bericht eines Augenzeugen über die Kämpfe der deutshen Schutßtruppe in Oft-Afrika und das Leben in den dortigen Stationen. Reichékommissar von Wissmann empfiehlt das Werk in einem interessanten Vorwort sehr warm, was wohl das beste Lob für dasselbe ift.

Wissmann's zweite, in der Entdeckungsgeschichte des dunkeln Welttheils epochemachende Asrikareise, welche den mäctigen Kassai- strom der Civilisation ershloß, wird in dem Werke „Im Innern Afrikas“ (geb. 12 4, geb 14 4) von ihm und seinen Gefährten gescildert. Das soeben gleiczeitig in 2. und 3. verbesserter Auflage ershienene Werk is bereits in Nr. 288 des „R.- u. St.-A.* be- sprochen worden.

ck, Allerlei Finken-Lieder. Gedichte für christlihe Fami- lien jeder Konfession von Julius Großkopff. Leobshüß, Ober- \{lesien, Georg Schnurpfeil. (Preis brosch. 2 4 50 K, eleg. geb. 3 #4 20 H) Der Verfasser ift kein so zu fagen zünftiger Dichter ; er ift ein Natursänger. Allem, was er in stillen Stunden empfunden und gedacht, hat er im Liede ohne Rüccksiht auf Kunst aus vollem Herzen einen unmittelbaren , ungeshminkten Ausdruck gegeben, worauf auch der den Gedichten beigelegte Titel hinweist. Von den Liedern, welde tiefe Religiosität und Gemüthsinnigkeit durchwehen, haben acht Vaterländishes, neun die Blumen, neunzehn die Natur und ihre Freuden und sechsunddreißig Verschiedenes zum Vorwurf. Lesern, welche an der warmen Urs»rünglichkeit des Empfindens Genuß finden, seien die „Finken-Lieder“ empfohlen.

Die „Moderne Kunft“ (Verlag von Richard Bong, Berlin W., 57) hatte, wie feiner Zeit mitgetheilt wourde, ihren Abon- nenten eine „Weihnachtsnummer“ verspro@en. Dicse nah dem Muster des Pariser „Figaro illustré“ Hbergestelte Nummer liegt nun vor. Die Verlagsfirma, durch die ausgezeichneten Leistungen ihres xylo- graphischen Instituts bereits rühmlih bekannt, bietet darin Proben der neuen, von ihr erfundenen Aquarell-Facsimile-Druckmanier. Diese können, die Schwierigkeit der Technik mit in Betracht gezogen, zum Theil als vorzüglich gelungen bezeichnet werden, namentlich die beiden aroßen doppelseitigen Aqguarell-Kunstbeilagen „Sein Geschenk“ von R. Lotter und „Beim Cotillon“ von W. Pape. Aber au die übrigen Bilder: „Unter'm Weihnahtsbaum*, „Andacht“, „Der alte Musikant“, und namentlich das reizende Mädchenbildnikß, betitelt „Carmencita“, sind in ihrer Art sehr ansprechbende Erzeugnisse des farbigen Drucks. Daneben enthält die Nummer einige nicht minder bemerkens8werthe Proben \{chwarz-.veißen Holzschnitts, wie das große Blatt „Nah der Taufe“ nach dem Gemälde Profefjor H. Vogel’s von der leßten hiesigen Ausstellung, Der Lext der Nummer ift natürlich ganz besonders mit Rücksiht auf das MWeihnachtsfest ausgewählt. Wir finden darin Erzählungen und Beiträge anderer Art, wie „Bei reihen Leuten“, von Marie Conrad-Ramlo, „Bianca’s Locke“, von Paul von S önthan, todten in Berlin“ von Paul Dobert, mit Jllustrationen von R. Knôtel, „Geschenke für die Kleinen“, mit Jllustrationen von M. Ränicke, „Der Schmuck des Weihnachtsbaums* von G. Buß, ferner Gedichte von J. Trojan und M. von Stern, eine von dem beliebten Operetten-Komponisten Millöcker in Musik geseßte „Curtose Ge- {chihte* c. Au der Umschlag is mit effektvollen buntfarbigen Bildern ausgestattet. Die „Weihnachtsnummer“ kostet für die Abonnenten der „Modernen Kunst“ nur 1 #4, im Cinzelbezuge 3 M Es dürfte sih daher gewiß Mancher dur diese Probenummer zu

„einem Abonnement auf die in i ; , E Zeitschrift bestimmen laffen hrer Art in Deutschland bisher einzige

Land- und Forstwirthschaft.

Bei der bevorstehenden Zeit für den Kauf von Frühjahrs- Saatgut wollen wir nit verfehlen, wieder aufmerksam zu machen auf ein Unternehmen, dessen Aufgabe es ist, in uneigennüßziger Weise dem Landwirth das Saatgut in eter, bester Beschaffenheit zuzuführen. Es is dics die von der Deutschen Landwirthschaft s- Gesellschaft in ihrer Saatstelle vor mehreren Jahren ein- gerihtete Vermittelung von Verkauf und Kauf aller Arten Sämereien und Saatgetreide. Im Jabre 1890 wurden rund 35 Tausend Centner im Werthe von rund 450 Tausend Mark dur diese ESaatstele umgeseßt agegen 20 Tausend Centner im Werthe von rund 375 Tausend Mark im vorhergehenden Jahre. Dies sind Resultate eines noch jungen Unternehmens, des einzigen seiner Art in Deutschland, und es folgt daraus, daß man demselben, wie den Unternehmungen der Deutschen Landwirthschasts-Gesellschaft überhaupt, immer mehr Aufmerksamkeit und Interesse zuwendet.

Wie bekannt, hat der Landwirth, um den Ertrag des Feldes zu sichern, zuerst die Beschaffenheit des Saatkorns in Betracht zu ziehen. Vom Saatgut verlangt man, daß es echt, also das sei, wofür es ausgegeben wird, und daß es billigen Anforderungen an Reinheit und Keimfsähigkeit genüge. Der Werth dêsselben hängt außerdem noch von anderen Eigenschaften ab, als: Größe, Schwere, Färbung u. \. w. Leider werden noch sehr viele Saaikäufe ohne bestimmte Werths- unterlagen abgeschlossen. Au wo Garantien Seitens des Verkäufers gegeben sind, enthalten dieselben oft absichtlich Unklarheit, sodaß bei folcher Art von Garantien dem Käufer doch nicht das geboten wird, was er verlangen muß.

Es ift darum anzuerkennen, daß die Deutsche Landwirthschafts- Gesellschaft ihren anderen nüßlichen Unternehmungen die Saatstelle angereiht hat, welde aus allen Theilen Deutschlands Angebote in allen Saatorten einholt und aus denselben die für jeden einzelnen Kauf passende und zweckmäßige Auswahl trifft. Sie ist berufen, dem Saatgutkauf für alle dur sie vermittelten Bezüge diejenige Klarheit und Bestimmtheit zu geben, wie sie bei anderen Kaufobjekten sich von selbst verstehen, während bei Saatgut überaus vielfach der Käufer e Werth und die Brauchbarkeit desselben sich im Dunkeln efindet.

In Verfolg ihrer Aufgaben und zur Erreichung ihrer Zwecke hat die Saatstelle in ihrer Grundregel die Bedingungen aufgestellt, welche für diejenigen Kaufabshlüsse Geltung haben, die dur die Saatstelle bewirkt werden. So wird demjenigen Verkäufer eine Konventional- strafe auferlegt, der über die Herkunft einer bestimmten Saatart oder über die Echtheit einer Varietät unrichtige Angaben macht. Sodann ist aus den Grundregel-Bestimmungen besonders die her- vorzuheben, daß die Saatstelle im Allgemeinen bei sämmtlichen Saaten, namentlich bei den feinen Sämereien, als: Klee, Gräsern u. \. w. die Reinheit und Keimkraft in ganz genauen Prozentzahlen bedingt bezw. nur solhe Angebote berücksichtigt, welche diesbezügliche genaue Angaben enthalten. Und mit Rücksiht auf die verschiedenen, beim Anbau zu beahtenden Kulturbedingungen holt die Saatstele von den Saatverkäufern die entsprehenden An- gaben über Klima, Höhenlage des Ackers, Bodenbescaffenheit, Ertraa u. \. w. ein, und giebt im Allgemeinen diese Angaben in ihren Angeboten wieder. Im Laufe jeder Saatsaison werden von den der Saatstelle zugekommenen Angeboten Saatlisten angefertigt, welche den monatlich zwei bis drei Mal erscheinenden „Mittheilungen der Deutschen Landwirthschafts - Gesellschaft“ beigefügt und jedem Inter- essenten auf Wunsch direkt zugesandt werden. So wurden im leßten Jahre elf Saatlisten herausgegeben.

Anfragen und Aufträge sind an die Saatstelle Zimmerstraße 8 in Berlin direkt zu richten.

Weinbau.

Die Entdeckung einer Anzahl neuer Reblausheerde in der Nähe des Weinbaugebiets im Reg.-Bez. Trier hat eine lebhafte Beun- ruhigung des Winzerstandes hervorgerufen. Wenn auch die auf Anordnung des Ministers für Landwirthschaft, Domänen und Forsten regelmäßig in jedem Jahre vorgenommenen Untersuchungen sämmtlicher Weinbergsanlagen eine Verbreitung der Reblaus in diefem Bezirk bisher nit haben erkennen lassen, so legt doch die größere Nähe der jeßt auf- gefundenen Ansteckungsheerde die Befürchtung nahe, daß früher oder später eine Einschleppung der Reblaus auch in den Bezirk stattfinden wird. Im Hinblick auf diese Möglichkeit ist \{on mit der Anpflanzung gewisser amerikanischer, gegen die Reblaus widerstandsfähiger, Reben vorgegangen worden. Da jedoch diese bisher nur in kleinerem Umfange vorgenommenen Versuche ein ab- \chließendes Urtheil nicht gestatten, so sind Verhandlungen eingeleitet worden, um diese Versuche auf breiterer Grundlage fortzuseßen. Hand in Hand hiermit geht das Bestreben, dem Winzerstand die Möglich- keit einer ausgiebigeren Belehrung zu Theil werden zu lassen. Während nämlich hinsich{tlih aller sonstigen Zweige der Landwirth- haft den Bedürfnissen der ländlichen Bevölkerung in Bezug auf Belehrung durch landwirthschaftli&e Lehranstalten in aus- reihendem Maße genügt wird, trifft ein Gleiches für den Weinbau, der in den vorhandenen landwirthschaftlichen Schulen, wenn überhaupt, nur nebensächli@ behandelt wird, nicht zu. Und doch erheisht gerade der Vetrieb des Weinbaues neben mühsamem Fleiß Kenntnisse und Fertigkeiten, zu deren Erwerb ein angemessenes Belehrungssystem besonders nothwendig is. Denn kein anderer Zweig der Landwirthschaft hat mit so vielen Feinden aus dem Pflanzen- und Thierreih zu kämpfen, kein anderer ift so vielseitig und seht, damit gut gebaut werde, eine solhe Bekanntschaft mit der Natur der Pflanze, ein solches Maß der Geschicklichkeit in ihrer Bchandlung voraus, wie der Weinbau. Erst vor Kurzem ist es ge- lungen, innerhalb des Gebiets des landwirthschaftlihen Vereins für Rheinpreußen einen eigenen Weinkbaulehrer anzustellen, dessen Auf- gabe darin besteht, durch Abhaltung von Unterrichtskursen und Vorträgen über Theorie und Praxis des Weinbaues zu lehren, die Kenntniß der Rebenschädlinge und ihrer Bekämpfung zu verbreiten, zugleih aber auch den Stand der Weinberge zu beobachten, verdächtige Erscheinungen zu untersuchen, auf ergehende Anfragen aus dem Winzer- stande Rathschläge und Gutachten zu ertheilen u, A. m. Unter den Betheiligten ist nur eine Stimme darüber, daß die Anstellung diefes Weinbaulehrers eine in hohem Grade wohlthätige Maßregel gewesen ist. Wesentlich ihr wird es z. B. zugeschrieben, daß schon jept fast in allen weinbautreibenden Gemeinden mittels Anwendung des bewährten Besprengungsmittels, bestehend aus einer Mischung von Kupfervitriol und Kalk, mit dem größten Nachdruck gegen die peronospora viticola vorgegangen wird, die in den leßten Jahren in den Weinbergen in erstaunlihem Um- fange aufgetreten ist und die Ernte vielfach vernibtet oder doch minderwerthig gestaltet und überdies den Weinstock selbst geschädigt hat. Gegenwärtig ist indessen der über die ganze Rheinprovinz ih erstreckende Bezirk des cinzigen Weinbaulehrers zu groß, als daß der- selbe sciner Aufgabe überall in wünschenswerthem Umfange gerecht werden könnte. Es ift deshalb die Anstellung eines zweiten Weinbau- lehrers in Auésiht genommen, und zwar etwa mit der Maßgabe, daß dem einen Viîosel und Saar, dem anderen Rhein und Nahe als Wirkungskreis überwiesen, daß demnächst aber eine eigentlihe Wein- baus ule errihtet werde, in welcher junge Leute aus dem Winzer- stande zu ihrer Unterweisung Aufnahme finden können.

/ Der Tabaksbau, der in den leßten Jahren infolge der nicdrigen Preise und Mißernten stark im Abnehmen begriffen war, hat im Kreise Kreuznach einen ausnahméwei’e reihen Ertrag geliefert, sodaß dessen Kultur wohl wieder zunehmen wird.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Der Gesundheitsstand in Berlin war auch in der Woche vom 30. November bis 6. Dezember ein günstiger, die

Sterblichkeit hat jedoch im COUEE zur vorangegangenen Woche etwas zugenommen ; von je 1000 Einwohnern starken, aufs Jahr be- rednet, 19,8, Und zwar kamen sowohl akute Darmkrankheiten wie akute Entzündungen der Athmungsorgane häufiger zur Behandlung und endeten auch in einer größeren Zahl von Fällen tödtlich. Die Theilnahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war in Folge dessen auch eine etwas größere als in der Vorwoce; von je 10000 Lebenden starben, auss Jahr berchnet, 66 Säuglinge. Von den Infektions- krankheiten erlangten Erkrankungen an Diphtherie wieder mehr Verbreitung, und wuden aus der Tempelhofer Vorstadt, der diesseitigen Luisenstadt und aus Moabit in größerer Zahl zur Anzeige gebracht. Erkrankungen an Masern und Scharlach zeigten sich in fast gleicher beschränkter Zabl wie in der Vorwoche und Scharlach nur in der Tempeihofer Vorstadt in nennens- werther Höhe. Erkrankungen an Unterleibstyphus sind nur zwei be- kannt geworden. Erkrankungen an Wochenbettfieber sowie Erkran- kungen an rosenartigen Entzündungen des Zellgewebes der Haut haben etwas abgenommen. Erkrankungen an Keuchhusten kamen etwas weniger zur ärztlihen Behandlung, die Zahl der Sterbefälle blicb die gleiche (7) wie in der Vorwoie. Etwas zahlreiher als in der vorhber- gegangenen Woche kamen rheumatishe Beschwerden aller Art zum Vorschein. Oesterreih-Ungarn.

Dur Erlaß der Secbehörde zu Fiume i} die siebentägige Quarantäne gegen Provenienzen von der syrischen Küste auf das Gebiet bis einschließlich as o T worden.

ürkei.

In den cholerafreien Häfen der für verseucht erklärten Zone werden die Provenienzen aus den thatsählih infizirten Häfen einer ärztlihen Besichtigung unterworfen und im Falle des Vorhandenseins ch4 O, an N N die reglementsmäßige

uarantäâne in den Lazarethkbäfen zu erledigen. Im entgegenge Fall erhalten sie freie Pratika. oed ais

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien.

An der Ruhr sind am 15, Dezember gestellt 9970, niht recht- zeitig gestellt 740 Wagen, weil in Folge des Frostes das Rangir- geschäft sehr s{chwierig und dadurch die Zufuhr und Abfuhr von den großen Sammelbahnhöfen behindert ist.

Berlin, 14. Dezember. (Ctrbl. f. d. Textil-Ind.) Das Ge- \châft in den leßten aht Tagen entbehrte jeder Anregung. Es waren nur sehr wenige Käufer im Markte und das Quantum der abgesetzten Wollen dürfte die Höhe von 3—400 Ctr. kaum erreihen. Die Len Stimmung, welche auf den Londoner Auktionen andauernd herrsch{te \ceint die Kauflust hier zu Lande doch noch wenig anzuregen. Der \chlechte Geschäftscang in den Fabriken, welche in vielen Fällen zu verlustbringenden Preifen zu arbeiten gezwungen find, drüdckt zu sehr auf die Stimmung, als daß Muth zu neuen Unternehmungen vor- handen wäre. So werden die Vorräthe zumeist aufgearbeitet, und man kauft nur, wenn dringender Bedarf vorliegt, das Nothwendigste. Es hat nit den Anschein, als wenn im alten Jahr noch größere Transafktionen am hiesigen Platze vor si gehen sollten.

Die gestrige Generalversammlung der Aktien-Gesellschaft

„Unton“, FAbril Pemts\c@exr PLroduUtte in Stkettin genehmigte die Bilanz und ertheilte dem Aufsihtsrath wie dem Vor- stande einstimmig Decharge. Das ausscheidende Aufsichtéraths- Mitglied Hr. Hermann Augustin wurde wiedergewählt. Die von der Verwaltung beantragte Erhöhung des Aktienkapitals um 750 000 4 wourde einstimmig genehmigt. Dea Aktionären soll das Bezugsre@ht zu einem von der Verwaltung noch näher zu bestimmenden Course, der zwischen 100 und 130 %/% liegen muß, gewahrt bleiben. _ Die Geraer Handels- und Kreditbank hat gest:rcn ihre Zahlungen eingestellt. Einer Meldung des „W. T. B.° zutolge ift der Konkurs bereits eröffnet worden. Die Bark wurde im Jahre 1872 dur die Geraer Bank begründet. um die Geschäfte zu übernehmen, welche die leßtere als Notenbank nach dem Statut nicht dur{führen durfte. Die Bank hat ein Aktienkapital von 3600000 Æ, die Ausgabe von 1200000 Æ wurde erft im vorigen Fahre Seitens der Generalversammlung genehmigt. Die letzte Bilanz führt das Aktienkapital mit 3000000 ,6 anz es waren also 600000 4 unbegeben. E

Köln, 16. Dezember. Die Essigfabrikanten Deutsch- lands haben, wie die „Köln, Volksztg.* meldet, in den vorgestern und gestern in Frankfurt a. M. und Köln abgehaltenen Verjamm- lungen beschlossen, den Preis für Essig zu erhöhen.

Leipzig, 15. Dezember. (W, L. B.) Kammzug-Termin- handel. L Plata. Grundmuster B. pr. Dezember 4,30 , pr. Sanuar 4,30 #, pr. Februar 430 F, pr. Märi 4,30 #, pr April 4,30 4, pr. Mai 4,30 „6, pr. Juni 4,325 #, pr. Juli 4,323 #4, pr. August 4,32] #, pr. September 4,324 4, pr. Oktober 4,324 #6, pr. November 4,325 #4 Umfctz 95000 kg. Fest.

16. Dezember. (W. T. B.) Die während der Neujahrs- messe in den Räumen der Leipziger Börsenballe abzuhaltende Garn- börse wird Freitag, den 2. Januar 1891, ihren Anfang nehmen.

Pe st, 15, Dezember. (W. T. B.) Serienziehung der ungari- \chen 100-Fl.-Loose: 535 694 853 950 1220 1370 1723 2107 2194 2302 2517 25£0 2749 2835 2879 3172 3714 3761 3819 3849 4000 4037 4095 4499 4708 4852 5128 5402 5528 5545 5916. 100 000 Fl. fielen auf Nr. 10 Ser. 5402, 15000 Fl. auf Nr. 30 Ser. 4499, 5000 Fl. auf Nr. 283 Sér. 13/0,

London, 15, Dezember. (W. T. B.) Die nähste Woll- auktion beginnt am 27, Januar 1891, die darauf folgende am 2. April. Für die leßtere ist als Maximum der zur Auktion kom- menden Wolle 400 000 Ballen festgeseßt.

An der Külte 9 Weizenladungen angeboten. :

16, Dezember. (W. T. B.) Aus Buenos-Aires liegt noch keine Meldung vor über den Beschluß des gestern eröffneten Kongresses bezüglich der Vorschläge der argentinischen Finanzkommission in London.

Glasgow, 15. Dezember. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 4429 Tons gegen 8926 in derselben Woche des vorigen Jahres.

Bradford, 15. Dezember. (W. T. B.) Wolle unverändert, ruhig, Garne flau, Stoffe ruhig.

Belgrad, 15, Dezember. (W T. B.) Die Einnohmen pro Monat November stellten sich bei der Tabadckreg ie auf 663 262 Frs., gegen 589225 Frs. im gleihen Monat des Vorjahres. Aus der Salzregie wurden 260 207 Frs., bei der Rentenkasse 220 000 Frs. im Monat November vereinnahmt.

New-York, 15. Dezember. (W. T. B.) Visible Supply an Weizen 25 186 000 Bushels, do. an Mais 1 820 000 Bushels.

Verkehrs-Anstalten.

Königsberg i. Pr., 16, Dezember. (W.T.B.) Die Schiff- fahrt ist geschlossen; es überwintern hier 15 Segelschiffe und der Dampfer „Eider“ aus Stettin.

München, 16. Dezember. (W. T. B.) Die Fahrvlan- Konferenz genehmigte die Zuganschlüsse an die Pusterthalbahn; von Neujahr ab verkehren direkte Wagen zwishen München und Triest und in umgekehrter Richtung. i:

peyer, 16. Dezember. (W. T. B.) In Folge Cisgan es ist die Rheinbrücke heute Mittag abgefahren worden. Wer O O R F THE Os zwischen Speyer und Heidelberg ist ein- gestellt. Hamburg, 15. Dezember. (W. T. B.) Der Postdampfer „Dania“ der Hamburg - Amerikanischen Paetfahrt Aktiengesell\chaft ist, von Hamburg kommend, gestern Abend in Newe- Vork eingetroffen und dec Postdampfer „Holsatia derselben Gesellshaft hat, von New-York kommend, geftern Na mittag Lizard passirt.

E Bs EAE S

London, 15. Dezember. (W. T. B.) Der Union-Dampfer Roman“ {ff gestern auf der Ausreise in Capetown ange- fommen, der Union-Dampfer „Moor“ heute auf der Ausreise un Lissabon abgegangen und der Union-Dampfer ,Mexican“ 7 stern auf der Heimreise in Southampton eingetroffen. g 16, Dezember. (W. T. B) Der Castle- Dampfer

embroke Castle“ ist geftern auf der Heimreise in London cngekommen. Der Castle- Dampfer „Warwick Castle“ ist N Sonntag auf der Ausreise in Durban (Natal) eingetroffen.

Theater und Musik.

Königliche Theater

Die Mittwochsvorstellung des „Tannhäuser“ im OVpern- hause, in welcher die Damen Sudber und Leisinger, die Hrrn, Sylva, Beß, Ernst und Mödlinger beschäftigt sind, wid auf Allerhöchsten Befehl um 7} Uhr ihren Anfang nehmen. In der Donnerstagsvorstellung des „Oberon“ wirken die Damen Hledler, Herzog, Weiß und Staudigl, die Hern. Krauß, Lieban und Oberhauser mit. Im Scchauspiel- hause geht am Freitag anstatt der bereits angekündigten Vorstellung

Preciosa“ Shakespeare’s Zauberkomödie „Der Sturm“ in Scene. "Gn der Direktion des „Königlichen Schauspielhauses hat sich ein Wechsel vollzogen, von welhem den Mitgliedern der Bühne durch folgenden Erlaß des General-Intendanten Mittheilung gemacht

en ist:

Dein Personal des- Königlichen Scauspiels mache ib hierdurch bekannt, daß ih, auf die fernere Thätigkeit des Direktors Dr. Otto Devrient Verzicht leistend, den Königlichen Schauspieler Max Grube zum Ober-Regisseur des Königlichen Schauspiels ernannt habe und zwar vom heutigen Tage ab.

Berlin, den 14. Dezember 1890. ;

General-Intendant der Königlichen Schauspiele Graf von Hochberg. Berliner Theater.

Ludwig Fulda’s „Wilde Jagd“ wird in der bewährten Beseßung am Freitag neu einstudirt gegeben werden. Nuscha Bugte spielt die Rolle der Melanie. Arthur Kraußneck wird demnächst zum ersten Male als Wallenstein in_„Wallenstein's Tod“ auftreten. Ferdinand Suske, ein von seinem S1. Petersburger Engagement her rühmlich bekannter Darsteller, wurde unter glänzenden Bedingungen ver- pflichtet und wird demnächft als Shylock in dem neu einstudirten daufmann von Venedig“ debütiren.

Lessing-Theater.

„Auf der Höbe des Jahrhunderts“, so betitelt si die Lustspiel- Novität, welhe vom Lessing-Theater für den Sylvester-Abend zur Aufführung vorbereitet wird. Das Werk ift eine deutsche Bearbeitung des Lustspiels „Paris fin de siècle“ von Erneste Blum und Raoul Toché, welches während des ganzen vorigen Winters das Pariser Theaterrepertoire beherrs{cht hat und vor kurzem noch wieder auf- genommen werden mußte. Das vorwiegend fatirische Lustspiel geißelt die Auswüchse modernen Wesens, für welhe in der Sprache der Boulevards das S{lagwort „fin de siècle“ erfunden worden ist. Die Verfasser haben in Deutschland übrigens {on einmal mit ihrem Lustspiel „Nervöse Frauen“ einen einmüthigen Heiterkeitserfolg errungen.

Wallner-Theater

In dem morgen zum ersten Male in Scene gehenden Schwank „Papa * von Vanlos und Leterrier, deuts von Franz von Scön- than, befinden sich die Hauptrollen in den Händen der Damen Hedwig Pallatshek, Anna Sc{ramm, Alma Seemann und der Hrrn. Richard Alexander, Leop. Deutsch, Hugo Gerlach, Carl Meißner, Theodor Müller und Felix Schweigbofer. Der darauf folgende Einakter : „Ein Mord in der Kohlengasse* ist beseßt mit Frl. Anna Schramm, den Hrrn. Alexander, Deutsch, Meißner und Scchweighofer.

Bictoria-Theater. i

„Die sieben Raben“ erregen ein so bedeutendes Interesse, daß au der Weihnachtsmarkt dem Besuch am leßten Sonntag keinen Abbruch zu thun vermocte. Ebenso finden für die Weihnawtstage bereits lebhafte Vormerkungen statt, sodaß die Direktion sih ver- anlaßt sieht, zu erwägen, ob sie nit gut daran thäte, für die drei Feiertage, dem Beispiel anderer Bühnen folgend, Nachmittagévor- stellungen neben den regelmäßigen am Abend zu veranstalten.

Belle-Alliance-Theater. | /

Von morgen ab wird wieder das zugkräftige Vaudeville „Mam\sell

Nitouhe“ gegeben. G Sing-Akademie.

Frl. Elisabeth Nouge, eine junge sehr begabte Pianistin, die wir \hon einmal in einem öffentlichen Concert zu hôren Gelegenheit hatten, gab gestern unter Mitwirkung des Philharmonischen Orchesters und der Hrrn. Professoren Joachim und Hausmann eîn eigenes Concert, welches sehr zahlrei besucht war. Die technische Sicerheit und die Reife des Verständnisses, mit welhem die Künstlerin das F-moll-Corcert von Chopin spielte, ließ sogleih die sorgfältige Aus- bildung erkennen, die sie in der Königlichen Hochschule unter Professor Rudorff's Leitung genossen. Reicher Beifall und Hervorruf folgten dem Vortrag dieses Werks. Einzelne vortreffliche Cigenschaften ihres Spiels, die markige Ausprägung des Rhythmischen in der Rhapsodie (G-moll) von Brabms, die Leichtigkeit des Handgelenks und die zarte Bebandlung der Cantilene im Vortrag zweier Studienstücke von Henselt zeigten zugleich eine lobenswerthe Vielseitigkeit ihres Talents. Als die Künstlerin hierauf an der Hand des Professors Foachim er- hien, um das letzte große Werk des Abends, das Tripelconcert von Beethoven mit Violine und Cello, auszuführen, wurde sie mit den lebhaftesten Akklamationen empfangen. Ihre Leistung rehtfertigte diese Begrüßung vollkommen. Mit unermüdliher Kraft und tadel- loser Technik sowie mit höchst lebendiger Ausdrucksweise führte sie dies Concert dur. Nath der sehr graziôsen Wiedergabe des Finales (alla Polacca) erneuerten \ich die Beifallsbezeugungen, die selbstver- ständlih auch dem unübertrefflihen Spiel der Hrrnu. Professoren Joachim und Hausmann galten.

Concerthaus. i

Das morgige Sinfonie- Concert wird als Hauplwerk die selten ur Aufführung kommende „Harold*-Sinfonie von Hector Berlioz bringen ; die Solo-Viola hat Hr. Kramer übernommen. Außerdem wird si in dem Concert eine in Berlin noch nit bekannte Sängerin, Frl. Selma Höbich hören lassen und zwar mit etner Arie aus Do- nizetti’s „Linda“, sowie Liedern von Tiessen und Taubert. Auch das weitere Programm is mit größter Sorgfalt zusammengestellt, sodaß wieder ein besonders genußreiher Abend zu erwarten ist.

Der C. Wolf’\{e Verein für geisilihen Cborge]ang ber- anstaltete am Montag in der St. Lukaskirche eine Weibnachts- musfik, an welher sich als Solisten die Sängerinnen Fr. Herr - mann-Prätorius (Sopran), Frl. Rosenmund (Alt) sowie, die Hrrn, Köni ß (Baß) und der schr bewährte Organist der Kirche Hr. Middels ulte betheiligten. Sämmtliche Vorträge des Chors lowohl als der Solisten wirkten andahterweckend und waren zuglei, als rein künstlerische Leistungen betrachtet, fehr lobenswerth zu nennen. Eine zahlreihe Zuhörerschaft hatte sih zu dieser Feier cingefunden.

Preußische Klassenlotterie.

m (Ohne Gewähr.) e

ei der gestern fortgeseßten Ziehung der 3, Klasse 183. Königli U TS de Klassenlotterie fielen in der Nacmittagsziehung:

1 Gewinn von 10 000 #4 auf Nr. 68 186.

1 Gewinn von 5000 4 auf Nr. 84 269.

2 Gewinne von 3000 4 auf Nr. 100 651. 109 105. Gewinne von 1500 auf Nr. 107 549. 161 766. Gewinne von 500 auf Nr. 37 673. 50 735. 50 757.

77161. 115 015. 125 092. 129 549, 184 946. 188 166.

12 Gewinne von 300 4 auf Nr. 332. 6445. 27 162. 41 904. 68 482. 73 058, 77214, 101 852. 156 725. 159 053. 165 800, 170 960,

E

Bei der heute fortgeseßten Ziehung der 3. Klasse 183. Königlich preußischer Klassenlotterie ficlen in der BVor- mittagsziehung :

1 Gewinn von 15 000 M auf Nr. 31 151.

1 Gewinn von 3000 4 auf Nr. 18 876.

a ÀÂ Gewinne von 1500 6 auf Nr. 44672. 61236. 168 972. 88 565,

9 Gewinne von 500 4 auf Nr. 74401. 80033 83 736. 86 858, 93 910. 133 664. 149 681. 151 363. 187 588.

15 Gewinne von 300 Æ auf Nr. 29468. 66 636. 76 141. 80 506. 88 782, 96 122. 101 136. 107714. 109354, 110 224. 157 922, 163 031. 166 200. 171 302. 175 253.

Mannigfaltiges.

Im Kaiser und Kaiserin Friedrih-Kinder-Kranken- hause in der Reinickendorferstraße wurde Sonntag Mittag der neu- erbaute Scharlach-Pavillon eröffnet. Viele Mitglieder der Berliner medizinishen Gesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für öffentlihe Gesundheitspflege hatten sich zur Besibtigung desselben eingefunden. Um 12 Uhr ershien der Staats-Minister Dr. von Goßler. Der dirigirende Arzt Privatdozent Dr. A. Baginsky übernahm die Führung und gab in einer Ansprache Erläuterungen über den Bau. Bei der großen Gefahr, die ansteckende Krank- heiten im Säuglingsalter haben, war es nothwendig, die infektions- franken Kinder von anderen zu trennen. Es find daher für die an- steckenden Krankheiten: Masern, Keuhusten, Diphtherie und Scharlach vier Pavillons gebaut, die vollständig für sih bestehen und isolirt sind. Die Aerzte und Wärter haben \sich, bevor sie den Pavillon verlassen, einer gründlichen Desinfektion zu unterziehen. Das Essen wird quf zweckmäßige Art hineinbefördert und das Ge- hirr innerbalb des Gebäudes gereinigt. Im Anschluß an die Poliklinik is eine Quarantäne für Fälle zweifelhafter Natur ge- \haffen. Von den Pavillons ging man unter Leitung des Direktors nach andern Sälen, nach der Küche und den Kellereten. Vieles von ihrem Inhalt ijt dur Privatwohlthätigkeit Berliner Bürger gespendet worden. Nath der Besichtigung, die etwa 14 Stunden dauerte, sprach der „Nat.-Z.* zufolge der Staats-Minister Dr, von Goßler dem Direktor seine Befriedigung über die Einrichtungen dieser Heilanstalt aus. Gestern Abend fand hier im Hotel de Rome die konstituirende Versammlung eines Vereins statt, welcher sich unter dem Namen Gymnasialverein die Aufgabe stellt, die humanistishe Schul- bildung sowohl durch Abwehr nicht gerechtfertigter Angriffe, als durch Erwägung der Besserungen zu wahren, deren die Gymnasien hin- sihtlich ihrer Organisation oder des Unterrichtsbetriebs bedürfen. Zugleih wurde ausgesprochen, daß der Verein ih bemühen wolle, zur Beseitigang der äußeren Hemmnisse, mit denen das heutige Gym- nasium zu fämpfen hat, mitzuhelfen, und daß er für die Interessen des Standes der akademish gebildeten Lehrer eintreten werde. Die sehr zahlreihe, auch von auswärts und dur angesehene Nichtfach- männer besuhte Versammlung wählte in den Vorstand für das erste Vereinsjahr die Herren Geheimer Regierungs-Rath Professor Dr. Zeller (Berlin), Universitäts-Kuraivx Geheimer Regierungs-Rath Dr. Schrader (Halle), Fabrikbesißer Dr. Frowein (Elberfeld), Direktor Dr. Kübler (Berlin) und Direktor Dr. Uhlig (Heidelberg).

Die „Deutsche Marinestistung von 1878“, welche sich die Unterstützung der Hinterbliebenen der bei der Katastrophe des Panzer- \chifs „Großer Kurfürst“ Verunglückten zur Aufgabe gestellt hat, wird am 20. Dezember, Mittags 12 Uhr, im Geschäftslokal des Central-Comités der deutshen Vereine vom Rothen Kreuz, Wilhelm- straße 73, ihre 12. Jahreëversammlung abhalten.

Eine Neuerung is} hiesigen Blättern zufolge seit dem Eintritt des scharfen Frostes auf den Stadtbahnstationen eingeführt worden. Die Perrondiener rufen beim jedesmaligen Eintreffen eines Stadtzuges den Namen der betreffenden Station mit lauter Stimme neben dem haltenden Zuge aus. Im Sommer überläßt man es be- fanntlih dem fahrenden Publikum, sich die Stationen selbst zu merken ; im Winter, wo die Coupéscheiben vielfa befroren sind, könnten da- durch leiht Ir thümer entstehen.

Die Ausführung des Baues der städtishen Wasser- leitung in Spandau ist nach dem „B. Fr.-Bl.,“ nunmehr endgültig gesichert. Die Stadtverordneten-Versammlung bestätigte am Freitag nahezu einstimmig den {hon im Frühjahr gefaßten Beschluß, das Wasserwerk auf Dallgower Gebiet zu errichten.

Die 450jährige Jubelfeier der Erfindung der Buch- druckerkunst, welhe in diesem Jahre allerorten in Deutschland festlih begangen wurde, hat, wie das „B. Fr.-Bl.*“ mittheilt, aus den Kreisen der Buchgewerbe heraus den Vorschlag entstehen lassen, die Bu(bdruckerkunst, sowie ihre drei großen Erfinder und Förderer Johannes Gutenberg, den Erfinder der Buhdruerkunst, Alois Senefe lder, den Erfinder des Steindruds, und Friedrich König, den Erfinder der Schnellpresse durch ein großes deutsches Ehrendenkmal am Hauptsitze der deutschen Buchgewerbe, inLeipzig, zu verherrlihen, und zu dem Zwecke unter den Angehörigen der Buch- und Papiergewerbe eine - bescheidene allgemeine Chrensteuer unter dem Namen „Gutenbergpfennig* auszuschreiben. Dieser Vorschlag ist niht nur von den Unternehmern und Gehülfen der Buch- und Papiergewerde mit Begeisterung aufgenommen worden, sondern hat auch in den weitesten Kreisen und in allen Ständen, welche sich des Segens der Buchdruckerkunst erfreuen, lebhaften Anklang gefunden. Cin Ausschuß hat die Sache bereits in die Hand genommen. Dieser „Qutenberg-Aus\chuß“ erläßt soeben einen Aufruf, von dem er hofft, daß die Angelegenheit in weiteren Kreisen Förderung finden werde.

Die „Cypria* hat in einer besonderen Sihung das Programm für die 18. allgemeine Geslügel-, Zier- und Singvögel- Ausstellung festgestellt, welche in den Tagen vom 23. bis 27. Ja- nuar n. I, im Equitable-Palast stattfinden soll. Die Ausstellung wird insgesammt 152 Klassen umfassen, und zwar 50 für Hühner, 9 für Truthühner, je eine für Perlhübner und Ziergeflügel, 4 für Enten, 2 für Gänse, 86 für Tauben, für Verkaufsgeslügel, eine für tottes gemästetes Geflügel und Eier, eine für Sing- und Ziervögel und je eine endlih für Literatur und Geräthe. Kanarienvögel werden diesmal nit ausgestellt. Privat-Ebrenpreise im Werthe bis 100 M find bereits 20 gestiftet worden. Meldeschluß ist am 6. Januar 1891, Mit der Schau wird eine Lotterie von ¿000 Loosen verbunden.

Der Thbierschußverein hielt gestern in Gratweils Bierhallen unter dem Vorsitz des Hrn. Palmié die leßte Sihung des Jahres ab. Sn der Sitzung wurde mitgetheilt, daß der Verein in der Dresdener- straße, Nr. 45, ein Bureau eröffnet hat, wohin sämmtliche Anfragen, Anzeigen u. dgl. zu richten sind, und wo sich auch die Vereinsbibliothek befindet. Zur Weihnachtsprämiirung derjenigen Kutsher und Fuhr- werksbesizer, welche ihre Thiere besonders gut gehalten haben, wurden 500 4 und außerdem Diplome und Medaillen bewilligt, leßtere für Diejenigen, welhe auf eine Geldprämie verzihhten. Dem Verein steht z. Z. auh aus der Moore’shen Stiftung eîne Summe zur Ver- fügung, welhe zur Besserung des Looses alter Ziehhunde Ver- wendung finden soll. Die Mitglieder wurden aufgefordert, derartige Hunde nachzuweisen. In den leßten \ech8 Wochen sind bei dem Verein 103 Beschwerden wegen Thierquälereien eingegangen, darunter gegen 60 anonyme, denen naturgemäß keine Folge gegeben werden konnte. Durch die Beamten des Hundefangs sind im Dezember bisher 737 Hunde aufgegriffen worden ; 482 davon wurden wieder eingelöst. Findlinge wurden 988 dem Verein zugeführt; davon wurden 58 in Pflege gebraht. Zur Tödtung wurden 23 Hunde überwiesen. Zu der im Interesse des Vereins geplanten Verloosung von Kunst-

gegenständen wurden Loose unter den Anwesenden abgeseßt. Den

T

l En

Fie

4,

Vortrag dés Abends hielt Dr. Karl Ruß über die Berechtigung der Haltung von Stubênvösgeln.

Die Zahl der si{ch zur Winterszeit an der Fried richsbrüde hierselbft pp Arn Möven nimmt von Fahr zu Jahr zu. Während vor zwei Jahren dcren nur 8 gezählt wurden, fand man nah der „N. Pr. Ztg.“ neuerdings 15 an diefer Stelle vor, Inter- effsant ist es zuzuschauen, wie die munteren Thiere um die Wette mit den sich gleichfalls dort aufhaltenden Sbwänen nah den ihnen zu-

geworfenen Bissen haschen.

in großer erratisher Block ifff hiesigen Blättern zufolge bei e Sau der Markthalle in der Grünthalerstraße gefunden worden. Der Block hat eine Länge von drei Metern bei zwei Metern Breite und anderthalb Metern Höhe, mithin etwa neun Kubikmeter Fnhalt. Sein Gewicht beträgt mehr als 300 Ctr. Dur fünf Gespanne wurde der Block nach dem Victoria-Park am Kreuz- berg geschaft, wo er zu dem geplanten Wasfserfall eine passende Ver- wendung finden soll.

Gumbinnen, 13. Dezember. Zur heutigen Feier des 7sjäbrigen Regiments-Jubiläums des Füsilier-Regiments Graf Roon waren, wie die „N. A. Z.* berihtet, u. A. eingetroffen : der kommandirende General Bronsart von Schellendorff, Major von Lessel, Chef des Generalstabes General - Lieutenant von Werder, General-Major Freiherr von Romberg, Oberst Köhler vom 59. Re- giment. Vom 34. Regiment waren anwesend Oberst Baron und mebrere andere Offiziere. Um 11 Uhr Vormittags war vor dem Inster- burger Thor Parade des ganzen Regiments. Die Ghrenposten am Kasino standen beute in der Uniform des Engelbrecht’s{hen und des ehe- maligen \{wedischen Leibregiments der Königin. Das Kasino fowie au die Kasernements prangten in herrliher Dekoratio», zu welcher au \chwedische Fahnen benußt wurden. Die alten Fahnen des Re- giments, welche heute früh bei dem Marsch nach und von dem Paradeterrain durch die Stadt getragen wurden, zeigten, befonders die des ersten Bataillons, die Spuren der Vergänglickeit in beson- derer Weise. Die Fahne des genannten Bataillons bestand nur noch aus einigen Feßen. Die Mannschaften wurden aus Anlaß des Fest- tages aufs Beste bewirthet.

Kiel. Ihre Königliche Hoheit die ¡Prinzessin Heinri hat, wie die „K. Ztg." mittheilt, in der leßten Sißung des Vater- ländischen Frauenvereins, dessen Protektorin die hohe Frau ift, ihre besondere Theilnahme für den „Mädchenh ort" in Kiel eee} . Es wurde Seitens des Vereins dem Mädwenhort für das Weihnahtsfe die Summe von 300 4 zugewiesen und auch ein weitergehendes Interesse in Aussicht gestellt, Falls das Institut si vergrößere.

4+ Koblenz. Die Festungsmauern um Lügel-Koblenzs sind gefallen und das gewonnene Gelände in einer für die Gemeinde sehr vortheilhaften Weise verkauft worden. Was nicht davon verkauft ist, wird zur Verbreiterung und Verschönerung der Straßen benußt werden; die Arbeiten hierzu sind im Gange. Die Rheinstxom- bauarbeiten bei St. Goar sind rüfstig fortgeschritten.” Die Baggerarbeiten am Schwarzgrund bei Skt. Goar werden lebhaft fort- geseßt, und die damit in Verbindung stehende Zuschüttung des oberen Hafentheiles am nördlichen Ende dieser Stadt geht ihrem Ende ent- gegen. Die Baggerarbeiten bei Bachara ch Behufs Herstellung einer Landebrücke sind vorläufig eingestellt.

Blankenburg a. Harz. In der Pulverfabrik der Firma Cramer & Buchholz in Rübeland fand dem „W. T B.“ zufolge gestern eine Explosion statt, wobei zwei Arbeiter getödtet wurden. Der am Material angerihtete Schaden ist nit erheblich.

reßburg. In der Zurndorfer Meganitfabrik- hat der Pete: zufolge eine \{chrecklihe Explosion stattgefunden. Die Katastrophe erfolgte am 11. d. M., 2 Uhr Nachmittags, in etner Patronenhütte. Die dort befindlihen Arbeiterinnen hatten eine große Menge Meganit und die entsprehende Anzahl Patronen Behufs Fül- lung vor sich. Plöglih explodirte, ob durch Unvorsichtigkeit oder einen unglückseligen Zufall veranlaßt, ift noch nicht festgestellt, der gefährliche Sprengstoff unter donnerähn- lidem Knall, die ganze Hütte und die darin befind- lien drei Arbeiterinnen in die Luft \sprengend. Die Panik in der Fabrik war anfänglih eine unbeschreibliche, da Alles in dichte Rauchwolken gehüllt war. Wenige Minuten später fand man drei Arbeiterinnen, Netti Livolt (eine arme Preß- burger Wittwe, Mutter eines siebenjährigen Knaben), Maria Zeh und eine unbekannten Namens (die leßkeren Zwei aus Nikels- dorf), in; etwa 20 m Entfernung von der Hüte bu- stäbliG zerfest und formlos auf. Die Detonation war so furhtbar, daß die ganze Fabrik ershüttert wurde. Der Luftdruck wirkte auf die Nebenhütten derart heftig, daß dur zertrümmerte Fensterscheiben drei in der Nachbarbütte befindliche Arbeiterinnen am Oberkörper {were Verletzungen erlitten Die Fabrik bietet ein Bild der Verwüstung. Es wurde eine umfassende Untersuchung eingeleitet. Die letzte Katastrophe in der Fabrik erfolgte vor etwa zwet Jahren. Damals hatte das Ministerium einen Kommissar entsendet, der Betrieb der Fabrik war für einige Zeit eingestellt worden.

K iflis, 9. November. Ueber das Erdbeben, welches am Abend des 28. Oktober (9. November) d. J., von Südosten nah Nordwesten gehend, das centrale Transkaukasien, die Stadt Tiflis mit cingeschlossen, berührte, werden der »„St. Pet. Z." jeßt folgende Einzelheiten berichtet : Erdbeben sind in Transfaukasien durhaus keine Seltenheit und die Stadt Scbemacha z. B. scheint in ähnlichen Verhältnissen zu den unterirdischen vulkanishen Vorgängen zu stehen, wie das von Erdbeben so heimgesute Wijerny. Wenigstens {ind hier in früheren Jahren furchtbare Erderschütterungen sehr oft zu ver- zeichnen gewesen und man wird sih wobl noh erinnern, welches Elend über diese Stadt im Jahre 1859 infolge eines Erdbebens hereinbrach. In Tiflis verspürt man auch fast alljährlih leichte Schwankungen, welche kaum beachtet werden, doch dieses Mal waren zwet Erdstöße so arg, daß alle Gebäude stark erschüttert wurden, wobei ein unheimlihes, lautes, unterirdishes Getôse zu vernehmen war. Ueber Unglüdsfälle mit Menschen verlautet Nichts, obgleich solche leicht hätten geschehen können, da eine bedeutende Anzahl Gebäude durch die Erschütterung Schaden genommen hat, ja einige sogar stark beschädigt wurden. Wenn auch kein Unglück geschehen, so ergriff doch ein _panischer Strecken die Einwohner. Im Fräulein-Stift wurde das Schwanken so stark verspürt, daß Thüren und Fenster aufgerifsen wurden und die jungen Fräulein nebst ihren Gouvernanten und Erzieherinnen in eine solhe Ausregung geriethen, daß nah dem Arzt geshickt werden mußte, welher die Damen aus ihren Ohnmawhten zum Leben zurückführte. Aehnliche Scenen konnte man in den meisten Häusern und selbst auf der Straße schen. Wie groß allgemein die Furt gewesen, erhellt aus einigen Beispielen. Bei einer Trauung, welche während des Erdbebens stattfand, flohen die Hochzeitsgäste eiligst aus der Kirche und ließen den Geistliden mit dem Brautpaare im Stich, welches auf solche Art unter Furcht und Zittern in fein junges Gheleben trat. Klubs und Theater wurden \{leunigst verlassen und selbst die Karten- spieler vergaßen ihre Robber und Remis, liefien Be und Mantel zurück und suchten Rettung auf der Straße. Die Verwirrung hätte eine bedenklihe Ausdehnung annehmen und unerfreuliche Folgen haben können, wenn das Crdbeben nicht mit blos zwei Stößen, welche kaum 30 Sekunden dauerten, sein Ende erreiht hätte.

New-York. Der jüngst hier verstorbene amerikanis@e Bürger Daniel Fayerweather hat laut Meldung der „N. A. Z.* die testamentarische Bering getroffen, daß von seinem Vermögen 9 100 000 Doll. unter 20 Seminare in verschiedenen Staaten und A 000 Doll. unter die Hospitäler von New-York vertheilt werden ollen.