1890 / 305 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 19 Dec 1890 18:00:01 GMT) scan diff

L N E P.

E E ne ry 22

Von Einnahmen (einshließlih der kreditirten Beträge) an Zöllen und gemerschaftlihen Verbrauchs- steuern, sowie anderen Einnahmen im Deutschen Reich sind für die Zeit vom 1. April 1890 bis zum Schluß des Monats November 1890 zur Anschreibung gelangt :

gölle 266 147 409 M (gegen denselben Zeitraum des Vorjahres + 19511 170 6), Tabacksteuer 6 376 018 M

118553 M), Zuckermaterialsteuer 32 843 899 M 14027 739 M6), Verbrauchsabgabe von Zucker 35 567 828 4 4+ 5185 911 M), Salzsteuer 28 074 342 M (+ 1 172810 M),

taishbottih- und Branntweinmaterialsteuer 2331 033 (— 1967 100 M), Verbrauhsabgabe von Branntwein und Zuschlag zu derselben 83 601 045 46 (+ 6 973 160 M), Brau- îteuer 17 165 010 é (+ 323 815 A6), Uebergang8abgabe von Bier 2179 962 Æ (+ 128 157 MÆ); Summe 408 598 748 A6 C+ 17418 737 M6). Spielkartenstempel 777358 - M _ 14319 46), Wechselstempelsteuer 5219447 M(-1- 278858 46),

tempelsteuer für a. Werthpapiere 3 799584 M (—3156969 A6), þ. Kauf- und sonstige Anschaffungsgeschäfte 9 372 207 _- 155446 M), ec. Loose zu Privatlotterien 346 605 46 _ 46 621 A6), Staatslotterien 4 180 053 46 (— 203 694 46).

Die zur Reichskasse gelangte Fst-Einnahme ab-

züglich der Ausfuhrvergütungen und Verwaltungskosten be- trägt bei den nachbezeihneten Einnahmen bis Ende November 1890: Bölle 240 716 240 M (+ 23 318 002 6), |Tabadfteuer 8 523 514 M (+ 884 588 M), Zudermaterialsteuer 7 457 130 (— 3391 406 M), Verbrauchsabgabe von Zucker 36 068 886 46 (+ 7716 462 A6), Salzsteuer 25 099519 M (+ 541 386 6), Maischbottih- und Branntweinmaterialsteuer 9 763376 A 1254 771 M), Verbrauhsabgabe von Branntwein und Zujälag zu derselben 70607041 M (+4 9 T77686 M), Brausteuer und Uebergangsabgabe von Bier 16 439 087 (+ 375585 M); Summe 414 674 90346 (+ 37 967 532 M). Spielkartenstempel 715 691 M (— 12 867 A).

In einzelnen Tagesblättern wird der Regierung der Vorwurf gemacht, daß sie auf die militärishe Aktion des Reichskommissars in Ost - Afrika eine hemmende Ein- wirkung übe und namentli dafür die Schuld trage, wenn Eizin Pascha bei seinem Vorschlage einer Besezung von Jabora oder von der nahebci gelegenen Missionsstation Kipalla Palla keine Unterstügung gefunden habe.

Der Vorwurf ist unbegründet. Das Geseß vom 2. Fe-

bruáar* 1889, welches die Grund!age für das Vorgehen An Os - Afrika bildet, bestimmt in §8. 2 ausdrüdlich, “daß - die Ausführung der zur Unterdrückung des Sklaven-

bandes und zum Schuß der deutshen FJuteressen in Ost - Afrika erforderlihen Maßregeln einem Rei ch8s- kommissar übertragen wird. Hieraus ergiebt sich, daß schon geseßlich eine andere Amtsstelle als der Reichs: kommissar, oder dessen Vertreter in Ost - Afrika, niht berufen isst, auf die militärishen Maßnahmen einzuwirken. Dem entsprehend ist auch niemals von Berlin aus bézüglich der Expedition von Emin Pascha! eine andere Anweisung ergangen, als daß dieselbe unter dem 10. Februar 1890 mit der Waßgabe genehmigt wurde, daß keine die Kräfte der Schußtruppe s{hwächende Ab- fommandirung stattfinde und daß die Kosten einschließ- lih der Geschenke die Summe von 60000 # nit übersteigen. Wenn dem Wunsch von Emin Pasha wegen der Beseßung von Tabora entgegengetreten wurde, jo ist dies ezne Maßregel, welche von Berlin aus nicht beeinflußt worden ist. Zur näheren Aufklärung über die Lage in Ost-Afrika werden die nachstehenden Mittheilungen aus den Berichten des Reichskommissars beitragen.

Unter dem 28. April 1890 berichtete der Major von Wissmann aus Sansibar, wie in dem Weißbuh Nr. 5 bereits veröffentlicht ist:

Am 24. marschirte Emin Pasa ab. Ich hsobe den Lieutenant Langheldt zur Expedition Emin's kommandirt und ißm ausgefucht gute Soldaten der Schußtruppe mitgegeben.

Jn einem späteren Bericht meldete der stellverirctende Neichskommissar Dr. Schmidt mit Bezug auf den im Weiß- buch Nr. 6 veröffentlihten Bericht, daß Emin Pascha eine große Anzahl Träger entlaufen sei, die von der Küste wieder erseßt werden mußten.

„Dicses muß abér nunmehr, wie ich Emin Pascha au mit- gethält habe, ein Ende erreihen und sich die Expedition unbedingt mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln ihren Weg erkämpfen . . .“

Was speziell Tabora angeht, so heißt es in einem von Major von Wissmann bei seiner hiesigen Anwesenheit unter dem 20. August erstatteten Bericht :

Betreffs Tabora habe ich weder Stcckes noch Emin Pascha Aufträge ertheilt. Ic kenne diesen Ort gerügend, um zu wifsen, daß dur&greifende Maßregeln dort nicht zu trcfffen sind, wenn man nièt eine den dortigen Arabern und dem Häuptling Siki überlegene Mat binter si bat.

Mr. Stcckes hat die Aufgabe, in Uniamwesi bei Mikingingt eine Station anzulegen, als neuen Verbindungspunkt auf der traße Bagamoyo-Mpwapwa und der von Emin Pascha zu errichtenden Station am Viktoria-Nyaiza, um von dieser Station aus die großen wirklich mättigen Wenjamwesi-Häuptlinge zu veranlassen, Ünterwerfungs-Gesandtshaften nah Bagamovo zu schicken.

Es ergiebt sih daraus, daß Emin Pascha und Mr. Stockes zusammen operiren sollten, Dieses Zusammenwirken ist jedoh nicht nah dem Wunsch des Reichskommissars ausgefallen. Wie Herr von Wissmann gleich nah seiner Ankunst in Sansibar am 5. Dezember hier- her telegraphirte, „erschwere Emin Pasha die Arbeit von Stockes und mißachte jeden Be- fehl.“ Aus diesem Grunde hat Herr von Wissmann, wie er der obigen Meldung hinzufügte, Emin Pasha nah Sicherung der Seestation zurückgerufen.

s

Der Minister des JFnnern gab am Mittwoh am Sóhluß der 4. Sizung der Kommission zur Berathung des Entwurfs einer Landgemeindeordnung über die Stellung der Staatsregierung zu den bisherigen Kommissionsbeschlüssen ‘eine längere Erklärung ab, deren wesentlicster Inhalt in dem Protokolle über diese Sißung in folgenden Säßen wieder- gegeben worden ist:

ry twn dem eben erörterten Vertagungsantrage müsse er darauf hinweisen, daß die Kommission in der vorigen Woche {on viel Zeit verloren habe, und daß er zu seinem Bedauern im Fanuar voraussihtlich dur die Berathungen des Herrenhauses vielfa ver- hindert sein werde, in der Landgemeindeordnungs-Kommission so oft zu

erscheinen, als er cs wünsche. Er bitke daher, die Berathungen jeßt bis zum Schluß der Woche fortzuseßen.

Bei der geringen Aussiht auf Erfüllung, welche dieser Wunsch besiße, wolle er jedoch zur Vermeidung jedes Mißverständnisses, wie es ihm namentlich in der Presse vielfa entgegengetreten sei, gleich beute nochmals die Stellung der Königlichen Staatsregierung zu den bisher beschlossenen Abänderungen der Regierungsvorlage klarstellen.

Die Anträge des Abg. von Heydebrand und die Kom- missionsbeschlüsse zu den §8. 2 und 126 würden, wie er {on in den beiden ersten Kommissionssißungen dargelegt habe, dahin führen, die Regierungsvorlage thatsächlich unwirksam zu machen, indem die Durh- führung der in dem Entwurf angestrebten Aenderunzen von dem beliebigen Ermessen der Selbstverwaltungsbehörden, insbefondere des Kreisaus\{usses, abhänaig gemacht werden solle. Letzteres biete aber für eine angemessene Regelung der ländliwen Gemeindeverhältnisse um so weniger eine genügende Garantie, als von dem Antragsteller aus- drücklih hervorgehoben sei, daß feineswegs Alles, was das öffentliche Interesse erfordere, auch nothwendig sei, und als au die An- ordnung nothwendiger Maßnahmen von den Selbstverwaltungs- bebôrden nur folle bes{chlossen werden können, niht aber müssen. Die in dem Entwurfe zum Zwecke ciner angemessenen Regelung für die Krone in Arspruch genommenen Befugnisse zur zwangsweisen Vereinigung von Landgemeinden und Gutsbezirken wären nach dem Beschlusse zu §. 2 nit dem Ermessen des Landesherrn, fondern dem Ermessen der Selbstverwaltungbbehörde übertragen. Die Krone würde biernach Rechte, welche sie zur Zeit besie (zur zwarg8weisen Vereinigung von Trennstücken und zur Auflösung von Gez:neinden und Gutébezirken na § 89 Lh. I1 Tit. 2 A. L-R.) verlieren, ohne in der Befugniß, zu den Beschlüssen der Selbstyerwaltunasbehörden „ja“ oder „nein“ zu sagen, ein ausreihendes Aequivalent zu erhalten. Na den Anträgen von Heydebrand und den Kommissionsbeschlüfsen zu §. 126 solle aber bei der Verbandsbilbung fogar jede, au nur zu- stimmende Mitwirkung einer Staatsverwaltungsbehörde ausgeschlossen werden.

Wenn die Staatsregierung hiergegen Widerspruch erhebe, fo werde dies von der „Kreuzzeitung“ als „eitler Doktrinarismus“* bezcihnet. Auf eine Polemik mit diesem Blatte, weles ihn fürzlih in cinem Leitartikel mit unrichtigen thatsähli«n Anführungen an- geariffen habe, glaube er verzichten zu sollen. Wenn aber in der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“, einem Blatte, welches sich naher Beziehungen zu der für diesen Geseßentrourf allein a! 8‘laagebenden Partei berühme, aus dem Laufe der Kommisfionsverbandlungen die „begründete“ Aunahme hergeleitet werde, daß dur die Kommissions- beschlüsse das Zustandekommen der Landgemeindeordnung gesichert werde, so müsse er dem nohmals entschieden widersprehen und, da diefer MWiderspruch der Staatsregierung anscheinend todt geschriegen werden folle, sich vorbchalten, denselben event. mit dieser Be- gründung durch den „Staats-Anzeiger“ zur Kenntniß; des Landes zu bringen. Wenn statt der Kommissionbbeschlüsse erster Lesung Plenar- bes&lüsse dritter Berathung vorlägen, so würde in Erwägung gezogen werden müssen, zu erklären, daß die Staatsregierung arf die MWeiterberaihung einen Werth nit mehr legen könne. Er glaube si aber der Hoffnung hingeben zu sollen, daß bei der Berathung im Plenum si eine andere Auffassung Geltung verschaffen werde. Sei dies nit der Fall, so werde die Staatsregierung darauf verzichten müssen, eine Landgemetndeordnung mit diesem Abgeordnetenhause zu Stande zu bringen. Letzteres sei aber auch nit in der Lage, gegen die Staatsregierung, statt mit derselben, diese Frage im Sinne der Kommissionsbeschlüsse zu löfen. Eine Landgemeindeordnung, wele bie Beseitigung der vorhandenen Zwerg- und Mißbildungen und eine wirk- same Abhülfe der auf dem Gebiete des Gemeindeverfassung8wesens hervor- getretenen Mißstände sichere, könne auf die Dauer nicht entbehrt werden; werde jeßt der Versu, eine solwe Landgemeindeordnung zu \{afen, vereitelf; so tröôste er si mit den Worten: „Und sie ommt

doch.”

Die Einfuhr von lebenden Schweinen aus Bieliz-Biala und Steinbruch ist auch .in das Schlachthaus der Stadt Koschmin widerruflih gestattet worden.

__ Se. Hoheit der Erbprinz von Sachsen-Meiningen, Commandeur der 4. Garde-Jnfanterie-Brigade, ist von Kiel hierher zurücgekehrt.

Die Königlich bayerishen Bevollmächtigten zum Bundes-

rath, Minister ial-:Rath Heller und Ober-Regierungs-Rath |

Landmann, sind von Berlin abgereist.

Urlaub nah Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder übernommen.

(Marine.) Allerhöhster Bestimmung zufolge ist für die Jnspektion des Torpedowesens die Stellung eines im Range der Marine:Bauinspektoren stehenden höheren technischen Baubeamten, welcher den Amtstitel Torpedo-Bauinspektor zu führen hat, geschaffen worden.

Das Panzerfahrzeug „Beow ulf“ ist der Marinestation der Nordsee zugetheilt worden.

Der nächsten Nummer des „Marine-Verordnungsblatts“ liegt der „Statistishe Sanitätsberiht über die Kaiserlih Deutsche Marine für den Zeitraum vom 1. April 1887 bis 31. März 1889“ bei.

Die Thatsache, daß in dem bisher als frei von Haifishen bekannten Hafen von Apia ein Mann beim Schwimm- unterricht durch einen Haifish {wer verleßt worden ist, giebt dem kommandirenden Admiral Veranlassung, den Schiffs- fommandos die äußerste Vorsicht bei Ertheilung der Erlaubniß zum Baden und des Schwimmunterrihts zur Pflicht zu machen.

Der „Marinebefehl“ enthält folgende Mittheilungen über Schifssbewegungen (Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nah dem Orte Abgang von dort):

S. M. Pz. „Baden“ Kiel 29./11, 5./12. Danzig 7./12. 9./12. Kiel. (Poststation: Kicl.) S. M. S. „Blücher“ Kiel, (Poststation: Kiel.) S. M. Krzr. „Bussard“ Kiel. (Poststation : Kiel.) S. M. S. „Carola“ 17./9., Sansibar. (Poststation: Aden.) S. M. Av. „Greif“ Kiel. (Poststation: - Kiel.) S. M. Krzr. „Habicht“ Kamerun. (Posistation: Capstadt.) S. M. Fhrza. „Hay“ Wilhelmshaven. (Poststation: Wiihelmshaven.) S. M. Yacht „Hoßbenzollern“ Kiel. 11 /12. 12/12 Bredow bei Stettin. (Post- station: Bredow bei Stettin.) S. M. Knbt. „Hyäne“ Kamerun, —- 22 A Gaboon 25./11 (Poststation: Komerun.) S. M. Knbt. „Iltis“ 31./10. Shanghai 26./11. 2/12. Tientsin. (Pofistation: Hongkong.) S. M Fhrzg. „Loreley“ Konstantinopel. (Poststation : Konstantinopel.) S. M. S. „Mars“ Wilhelméhaven. (Poststation : Wiihelmshapven.,) S. M. Krzr. „Vöôwe* Kiel 18./11, 25./11. Plymouth 29./11. 4 /12. Gibraltar 7./12 12./12. Malta 13./12. Alexandrien. i reg bis 19./12. Adey, dann Sansibar.) S. M. Pyzfhrzg. „Mücke“ Wilhelmshaven. (Poststation: Wilhelmshaven.) S. M. Fhr;g. „Nachligal* Kamerun. (Poststation: Kamerun.) S. M. S. „Nixe“ 11./11. Trinidad 25,/11, 29,/11, La Guayra 9./12,

Barbado 8s. (Pofsistation: St. Vincent [Kingstown], Westindien.) S. M. Ps. „Oldenburg®" Wilbelmshaven 1/12. 6/12 Wilhelmshaven. (Poststation: Wilhelmshaven.) S. M Fhrzg. „Otter“ Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Minerschulschif „Rhein* Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Krzr. „Schwalbe“ 15/11 Bowbay. ( Poststation: Sansibar.) S. M. Krzr. „Sperber“ 5./10 Apia. (Poftsiation: Sydney) S. M. Knbt. „Wolf* 24./11. Hiogo 4./12. 8 /12., Yokohama. (Poststation: Hongkong.) Kreuzer-Geschbwader: S. M. S. „Leipzig“ (Flaggschiff), S. M S. „Alexandrine*, S. M. S. „Sophie“ 17./11, Wellington (Neu- Seeland) 10./12. Morschall-JInseln Hongkong. (Poststation: Hongkong.) Uebungs-Geschwader: S. M. Ps. „Kaiser“ (Flaggschiff), S. M. Pzsch. „Deutschland“, S. M. Pz. „Friedri Carl“, S. M. Pzs{: „Preußen“, S. M. Av. „Pfeil“ 19/11 Alexandrien 22/11. 23./11. Port Said 29./11. 3./12. My- tilene 22. /12. Smyrna. (Poststation: bis 28/12, Vorm, nah Smyrna, vom 28 /12. Mittags ab nah Corfu)

Vayern.

München, 18. Dezember. Die Tagesordnung für die heute beginnenden Plena:sißungen des Obersten Schul- raths enthält der „Allg. Ztg.“ zufolge foigende Gegenstände: 1. Anforderungen der Hyaiene an den Mittelschulen. IL. Stul- ordnung für die humanistishen Studienansialten. 1) Grund- linien für ein2 Reform der Mittelshulez. 2) Wünschenswerthe Einrichtung des mathematischen Unterciczts an den huma- nistishen Gymnasien. 3) Schul- und Hausaufgaben. 4) Auswahl der Lektüre. 5) Ueber die Frage der Sch(lußprüfuna. 6) Ferienordnung, Beginn des Squl- jahres und Versezung. TIIT. Prüfungsordnung für das Lehramt an humanistishen Unterrichisanstalten: 1) Das Ergebniß der diesjährigen Hauptprüfung aus den philofophisch- historishen Fächern. 2) Die Stellung des Deutschen und der Geschichte in der Spezialprüfung. 3) Die pädagogisch: didaktische Vorbildung der Lehrer an den Mittelschulen. IV. Die Realagymnasien ; ihre Berechtigungen.

Württemberg.

Stuttgart, 19. Dezember. Bei dén geslrigen Ersa h- wahlen zum Landtage wurden dem „W. T. B.“ zufolge in Gerabronn der Rechtsanwalt Haussmann in Stuttgart (Demokrat) und in Maulbronn der Schultheiß Kälber: Wurmberg (national) gewählt.

Meecklenburg-Schwerin.

Q Schwerin, 18. Dezember. Der ordentlihe Land- tag ist heute geschlossen worden. Ders-lbe hat in seinen leßten Sihungen die Erhebung von 7/16 Ediki der außerordentlichen Kontribution genehmigt. Fn Bezug auf den Etat der Groß- herzoglichen Eisenbahnverwaltung ist der Engere Auss{uß zu weiteren Verhandlungen mit der Regierung ermächtigt. Außerdem haben Stände die Verordnungsentwürfe, be- treffend die Anlage von Dampfkesseln, sowie betreffend die Fischerei, leßtere mit einzelnen Abänderungen, angenommen. Die Regulirung der Wasserwerke im Gebiete der Elde, Havel und Stör, über welche seit mehreren Fahren mit den Ständen verhandelt worden ist, ist nunmehr genehmigt. Ueber den mit diefer Vorlage eingebrachten Verordnungs8ertwurf, be- treffend Be- ' und Entwässerungs - Anlagen, wird ein ständishe Kommission außerhalb des Landtages weiter berathen, und der Engere Auésshuß demnächst die ständishe Erklärung abgeben. Der städtische Hafen zu Dömiß \oll, dem Vorschlage der Regierung entsprechend, für das Land angekauft und mit dem Eldekanal einheitlih verwaltet werden, Freilih sind statt der von der Stadt Dömiy für den Hafen geforderten 35000 4 nur 25000 bewilligt worden. Der Eldekanal soll auf der Strecke vom Hafen bis zur Elbe erheblih verbreitert werden; hierfür sind 63000 # zur V.rfügung gestellt worden. Auch ist die Landeshülfe- mit 11 000 6 pro Kilometer für die Chaussee von Dömig nach Weyningen bewilligt.

Außer den bereits mitgetheilten Bewilligungen Zwecks An- wendung des Koch'schen Heilverfahrens sind auch dem Anna-

Der hiesige französishe Botschafter Herbette ist vom | Hospital zu Schwerin für diese Zwccke 1000 6 gewährt e

worden. ldenburg.

(B) Oldenvurg, 18. Dezember. Der Landtag er- ledigte in seiner heutigen Sizung eine Reihè von Geseß- entwürfen durch Annahme in zweiter Lesung, darunter den Entwurf cines Geseßes, betreffend Uebernahme der Bei- träge der Pflichtinteressenten zur Beamten-Wittwenkasse aus die Staatskasse. Der Entwurf des Finanzgeseßes für 1891/93 wurde in zweiter Lesung gleichfalls angenommen. Durch landesberrlihe Verorduung ist die Dauer des Landtages bis zum 28. Februar k. J. verlängert und derselbe vom 21. De- zember bis zum 29. Januar vertagt worden.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 19. Dezember. Eine von den Neichsraths®- Abgeordneten der Alpenländer gewählte Deputation hatte, wie „W. T. B.“ meldet, gestern beim Minister-Präsidenten fowie den Ministern für Ackerbau und Handel Audienz, um dahin vorsiellig zu werden, bei den Handelsvertrags- Verhandlungen mit Deutschland die wirthschaftlichen Interessen der Alpenländer nahdrüdcklihst wahren zu wollen. Die Deputation erhielt die Zusicherung thunlichster Berücksichtigung der dargelegten FJnteressen,

Das österreihischeAbgeordnetenhaus nahm gestern die Handelskonvention mitEgypten an, ebenjo den Ge- seßentwurf, betreffend die Handels beziehungen mit der Türkei und Bulgarien, sowie die Verträge mit Deuts @- land und Bayern, betreffend die Einverleibung der Vorarlberg'shen Gemeinde Mittelberg in das deutsche Zoll- gebiet; endlich wurde der Gewährung eines unverzin®- lihenStaatsdarlehens an die Stadtgemeinde Karlsbad anläßlih der Uebershwemmung sowie der. zeitlichen Steuer- und Gebührenbefreiung für die 1m Gebiete von Triest neu zu errichtenden industriellen Uner nehmungen zugestimmt. Fn der gestern Abend abgeha: tenen Sizung beantragten Sueß. und Genossen den Tr eines Gesebes, betreffend den Bau einer Wien er Sta : bahn, welcher gleichzeitig mit dem Fallen der Ae wälle beginnen soll. Ferner stellten Rozkosny und, e nossen den Antrag, die Regierung zu ersuchen, bei s Erneuerung oder Verlängerung von Handelsverträge mit Vat Staaten die Bedürfnisse der Lan dwirt), haft und der landwirthschaftlihen Jndusir

; u beahtèen und zu s{üßen; von Malfatti und mögli rahten eine Jnterpellation ein bezüglih des Ver- haltens der politishen Behörden den Turnvereinen in Trient und Roveredo gegenübzr, denen es verboten wurde, Ausflüge mit Musik zu veranstalten. Das Haus ver- tagte si hierauf. ; ¿ |

Das ungarische Oberhaus genehmigte gestern die

andelskonvention mit Egypten sowie den Geseß- entwurf, betreffend die Handelsbeziehungen mit der Türkei und Bulgarien. Bei der Berathung des Budgets erklärten Graf Ferdinand Zihy Namens der katholischen Mit- glieder des Hauses und Bischof Schlau Namens des Epi- \kopates, man halte es nicht für zweckmäßig, gelegentlih der Budgctdebatte die Wegtaufungsfrage zu erörtern, da hierzu die betreffenden Petitionen Gelegenheit bieten würden. Der Reichstag vertagte sih alsdann bis zum 15. Fanuar.

Großbritanuien und Jrland.

Jn Gegenwart Fhrer Majestät der Königin Victoria hat nunmehr gestern in der Sl. Georgs-Kapelle des Schlosses Windsor die feierlihe Enthüllung der Statue des hoch- seligen Kaisers Friedrich stattgefunden. Der Feier wohnte auch der Chef des Hauptquartiers des Kaisers Wilhelm, General - Lieutenant von Wittih, als Ab- gesandter Sr. Majestät bei. Ferner waren anwesend Jhre Königlichen Hoheiten der Prinz von Wales, der Herzog und die Herzogin von Connaught und Prinz Heinrich von Battenberg. Auf befonderen Wunsch der Königin wird der Verfertiger des Denkmals, der kürzlich verstorbene Bild- hauer Sir Edgar Böhm, in der St. Pauis:Kathedrale be- stat!et werden.

An Bord des Panzerschiffs „Black Prince“ in Devonport begann am 16. d. unter dem Vorsig des Contre-Admirals Jones, zweiten Besehlshabers des Kanalgeshwaders, die amtlihe Untersuchung über die mit dem Untergange des Kreuzers „Serpent“ an der spanischen Küste verknüpften Umstände. Die drei am Leben gebliebenen Matrosen des Fahrzeuges, Gould, Luxon und Burton, wurden dem Kriegs- geriht vorgeführt, aber der Vize:Auditeur der Flotte erklärte, daß keine Anklage gegen diese Mannschasten erhoben werde, Commodore Galloway verlas eine schriftlihe Schilderung der Katastrophe, worin er betonte, daß die Mannschaft des „Serpent“ heldenmüthig gestorben sci, daß keine Panik an Bord des Schiffes geherrsht und der Befehlzhaber Kapitän Roß die Herablassung der Boote erst angeordnet habe, nachdem jede Hoffnung auf Rettung des Schiffes verschwunden war, sowie daß er tapfer bis zuleßt auf seinem Posten ausgeharrt habe. Sodann wurde zur Vernehmung der Zeugen geschritten.

Die unionistishe Presse sieht in dem Ausfall der Wahl in Bassetlaw, bei welher, wie in Nr. 302 d. Bl. gemeldet, ein Gegner Gladstone's gewählt wurde, {chon den ersten Vorboten des Zusammenbruhs der Homerule- Neigungen unter- den Liberalen und betont die Nieder- lage, welche Gladstone dadurch bereitet worden. So shreibt die „Times“: „Die erheblihe Minderung der abgegebenen Gladstonianishen Stimmen zeige, daß viele Liberale {on ihre Bedenken über ihre irischen Bundes- genossen bekämen. Dies sei um so bedeutsamer, als Gladstone der Wahl in Bassetlaw so großes Gewicht beigemessen habe, Der Verlust von 400 Stimmen komme, da Gladstone selbst eingegriffen, einer persönlichen Niederlage gleich.“ Aehnlich äußert sich der „Standard“, welcher sagt: „Die Scenen, die vorgekommen sind und täglich in Jrland vorkommen, sind eine unerwartete Frühausgabe der Dinge, welche jedenfalls si ereignen würden, Falls das Gladstone'she Recept zur Beför- derung von Frieden und Eintracht angenommen werden sollte. Die Menge der Liberalen erwaht endlih zur peinlihen Er- kenntniß über die irishen Politiker.“ Der „Daily Chronicle“ schreibt: „Bassetlaw hat gehandelt, wie es zu erwarten stand. Es hat für die Unionisten gestimmt, weil das Land verlangt, daß Gladstone nicht allein Parnell, sondern Homerule auf- gee Es würde natürli voreilig sein, aus der Wahl in

assetlaw einen Schluß auf den Ausfall der allgemeinen Wahlen zu ziehen, aber einen neuen Schlag haben die Ansichten Gladstone's bekommen.“ Der „Daily Telegraph“ endli meint, die Ereignisse der leßten vier, fünf Wochen müßten auf die liberale Partei wie eine kalte Douche gewirkt haben. Bemerkenswerth sind auch die Aeußerungen des Depu- tirten Chamberlain in einer Ansprache, die er vor dem Verbande der liberalen Unionisten in Birmingham hielt, Er erklärte der „Magd. Ztg.“ zufolge: die Vereinigung der liberalen Unionisten mit den Libeialen wäre undenkbar, so lange Gladstone Homerule für Jrland über alle anderen Re- formen. stelle. Eher dürfte eine Vershmelzung der libe- ralen Unionisten mit den Konservativen erfolgen Behufs Bildung einer Nationalpartei, die den englischen Anarchisten sowie den irishen Homerulers gleich energisch ent- gegentreten würde. | l ;

Das Befinden Parnell's hat sich inzwischen nah in London aus Jrland e:ngetroffenen Nachrichten soweit gebessert. daß er gestern ausfahren konnte, jedo muß er die Augen verbunden halten. Troh dieser Besserung befürchteten die Aerzte aber das Eintreten ciner Augenentzündung; die Augenlider sowie die Augenränder sollen ausgebrannt sein, sodaß Parnell stark entstellt erscheine. Der Abg. Res mond hat vorläufig die Agitation? bis zu Parnell's Herstellung übernommen. Jn der Stadt Cork (bekanntlih gann Wahlbezirk) ist in dec Nacht zum Mittwoch der Führer der altirishen Partei Justin McCarthy eingetroffen. Schon eine Stunde vor seiner Ankunft hatte sih, wie von dort berichtet wird, der Pöbel “zu M u am Bahnhofe eingefunden und vertrieb sich die Zeit mit Gröhlen und Ungezogenheiten. Den zwölf Priestern, welche McCarthy be- O wollten, gelang es niht, dem wüsten Treiben zu teuern. Als der Zug in den Bahnhof einfuhr, waren auch die Anti-Parnelliten in stattliher Anzahl versammelt, und diese shüßten wenigstens den Abgeordneten vor Thätlichkeiten. Der ied, in die bereit stehende Kutsche zu steigen, mußte frei- li aufgegeben werden, und McCarthy fuhr in dem Hotel- Omnibus nah dem Gasthause, wo seine Bauer ihm eine Adresse überreichten. Der anwesende Abg. exton hielt eine kurze Ansprache, in welcher er den ehrenhaften Charakter Justin McCarthy's pries. Auch die Parnelliten hielten während der Nacht ‘ein Meeting ab.

Frankreich. Paris, 19. Dezember. Dem „Temps“ zufolge sind der gelländische Vize-Admiral Binbes und der Kapitän Raniß, jutant der Königin-Regentin Emma, gestern hier eingetroffen, um dem Präsidenten Carnot die Thronbesteigung der

Prinzessin Wilhelmine und die Uebernahme der Regentschaft durch die Königin Emma zu notifiziren. Heute Abend findet zu Ehren der holländishen Deputation großes Diner im Elysée statt.

Der Senat trat gestern in die Diskussion über das Budget ein, an welchem die Kommission des Senats einige Abänderungen vorgenommen hat.

gn der Deputirtenkammer brahte Deprès (ge- mäßigter Republikaner) eine Fnterpellation, betreffend Verweltlihung derSpitäler, ein und verlangte Wieder- zulassung geistliher Krankenpflegerinnen. Nach der Antwort des Ministers Constans, der für die Laien-Krankenpflege- rinnen eintrat, wurde mit 351 gegen 176 Stimmen die ein- fache Tagesordnung angenommen.

Jn dem Entwurf eines Zuckersteuergeseßes, welcher der Kammer gestern vorgelegt wurde, wird denjenigen Fabrikanten, welche auf die Prämien für Zucker verzichten, den sie über die besteuerte Produktion#menge hinaus erzeugen, für die Campagne 1890—91 ein Abschlag von 20 Proz. auf die wirklice Produktionsmenge bewilligt. Die diesem Abschlage entsprehende Quantität Zucker würde mit einer Steuer von 10 Fr. für 100 kg belegt werden. Auch soll der Zuckerertrag der Rüben vom 1. September 1891 ab mit ( kg 750 g auf 100 kg Rüben festgeseßt werden.

Die Zollkommission seßte den Alkoholgehalt der Weine endgültig auf 109/,4 Grad fest.

Nach einer Meldung aus Constantine hat der General- rath beschlossen, der Regierung 100 000 Fr. zur Vornahme von Ergänzungsstudien für die Saharabahn-Linie Quargla-Amguid zur Verfügung zu stellen.

Die französische Regierung hat dem von der spanischen Regierung gemachten Vorschlag zugestimmt, Behufs Regelung der Frage wegen des Rio Muni die gemischte Kommission wieder zusammentreten zu lassen, welche si vor einigen Jahren mit der Frage der Abgrenzung in denselben Gegenden beschäftigte.

Der Ministerrath beschloß Angesichis der vollständigen Beruhigung von Dahomey und der Aufhebung der Blokade, das Geshwader im Golf von Benien aufzulösen Der französische Resident in Porto Novo, Ballot, wird die Leitung der französischen Niederlassungen unter der Oberauf- sicht des Gouverneurs der Südküste wiedec übernehmen,

_ Der Agent des Syndikats von Ober-Benito, Mizon,

ist dem „Siècle“ zufolge nunmehr in der Lage, feinen Weg

durch das Benuegebiet zum Tsadsee fortzuseßen, da die

Sitte Niger:Company sich formell verpflichtet habe, ihn zu Jüßen.

Nuß land und Polen.

Anläßlih des Namensfestes des Großfürsten- Thronfolgers und des Kirchensesles mehrerer Truppentheile fand gestern in einer Manege eine Parade der betreffenden Truppentheile statt, welher der Kaiser, die Kaiserin, die Mitglieder des Kaiserlichen Hauses und Prinz Nikolas von Nassau beiwohnten. Später war bei den Majestäten im Anitsch- fow-Palais ein Dejeuner, zu w?lhem auch die Offiziercorps der Truppentheile geladen waren, welhe an der Parade theil: genommen hatten. An der Tafel saß Prinz Nikolas zur Nechten der Kaiserin.

Bei einem leßthin in St. Petersburg stattgehabten Banket ehemaliger Zöglinge des Poltwa'shen Kavetten-Corps machte General Filipenk o die Mittheilung: ähnlihe Jdeen, wie sie Se. Majestät der Kaiser o A jüngst in der Schulkonferenz zu Berlin entwickelte, seien in einer Fn- struktion des Kaisers Nikolaus für die militärische Bildung dargelegt worden. Diese Jnstruktion sei eine biblio- graphische Seltenheit, werde aber veröffentlicht werden.

Dem „Grashdanin“ zufolge beendete die Zolltartf- Kommission heute ihre Arbeiten. Die Kommission nahm die Erhöhung des Zolls auf landwirthschaftliche Maschinen und Geräthe von 50 auf 70 Kopeken pro Pud an. ;

Zu dem bereits vor einiger Zeit erwähnten Plan einer Konsular-Reform erfährt der „Grashdanin“, daß zu Konsuln fortan nur Leute russisher Nationalität ernannt werden sollen, Ob das in diesem Falle gleihbedeutend sein soll mit „russisher Unterthanschast“, läßt der „Gr.“ ungesagt, doch dürste meint die deutshe „St. Pet. Ztg.“ anzu- nehmen sein, daß „Nationalität“ nur ein lapsus calami ist und daß allen russishen Unterthanen, wofern sie au den übrigen Anforderungen entsprechen, die Konsulcarrière ofen stehen wird. Jn den Hafenstädten sollen die Konsuln aus der Zahl ehemaliger Marine-Offiziere ernannt werden, die bis dahin 15 Jahre im aktiven Dienst gestanden und eine Weltumsegelung mitgemaht haben. Ob auch sie dem betreffenden Examen sich zu unterwerfen haben, läßt der „Grashdanin“ abermals ungesagt. Dieses Examen stellt an die Bewerber um den Posten eines Konsuls oder Vize-Konsuls ziemli) hohe Anforderungen. Auf dem Programm zu dieser beim Ministerium des Aus- wärtigen abzulegenden Prüfung stehen: Traktatengeshicte, See: und Handelsrecht, Handelsgeseßgebung, Statistik und politish2 Geographie der entsprehenden Staatengruppe. Sprachliche Kenntnisse sind als selbsiverständlih wohl voraus- zuseßzen. Was die Konsulposten im Orient betcifft, so sollen sie ausscließlich mit Beamten des Ministeriums des Aus- wärtigen beseßt werden.

Einer vom Kaiser bestätigten Resolution ves Militär-* konseils zufolge werden im Jahre 1891 drei leihte Re \servebatterien auf Friedensfuß formirt und als siebente Batterien der 2, 4. und 5. Reserve: Artillerie-Brigade ugezählt. Die Batterien haben im Frieden nur zwei be- annte Geshügze und formiren in Kriegszeiten aktive Batterien nah dem Normaletat.

Ftalien.

Jn der Deputirtenkammer legte gestern der Finanz- Minister das Budget sowie zwei Geseßentwürfe, betreffend die außerordentlihen Ausgaben für Heer und Marine vor. Die Motive bemerken zunächst hinsichtlih des Abschlusses des laufenden Jahres 1890/91: Es sei ein Defizit von 10 963 000 Lire vorgesehen gewesen, jedoch berehne si der Fehlbetrag auf 25 346 000 Lire, weil die Mindererträgnisse

ewisser Einnahmeposten die PViehrerträgnisse anderer über- teigen. Die Deckung dieses Defizits würde durch Heranziehung eines Theiles der für die Pensionskasse bestimmten Renten- beträge erfolgen. Die Verwaltung dieser Kasse sei vollkommen gesichert, denn man erwarte für den Verwaltungsabs{hluß einen verfügbaren Bee von 258 832 000 Lire. Der Budgetvoran- schlag für 1891/92 {ließt mit einem Ueberschuß von 6606000

F 2175

£5 L?

‘unb/Batine annehme, f erhöhen fi die Gesammtausgaben “unt Lht00 000 Lire, sodaß dann noh für diesen Vestbotrag Déèckiúng zu schaffen wäre. Die Gesammtausgaben im Budget- Toranitre für 1891/92 seien um 5 603 000 Lire gn als die des definitiven Budgets von 1890/91. Jn Wahrheit sei das Defizit aus der Finanzverwaltung von 1888/89 in Höhe von 234 000 000 Lire im Jahre 1889/90 auf 74 Mil- lionen Lire herabgegangen und vermindere fi voraussitlich im laufenden Jahre auf 25 Miklionen. Was nun den Vor- anshlag für 1891/92 betreffe, so verringere fi, selbst wenn man die vorgeshlagenen Mehrausgaben für die Armee hinzu- rene, das Defizit auf 10493 000 Lire. Der Bericht spricht die Hoffnung aus, daß ohne Auferlegung neuer Steuer asten das Gleichgewicht im Budget in naher Zukunft gesichert sein werde. Schweiz. Der Nationalrath hat die mit Desterreih-Ungarn

vereinbarte Viehseuhen-Konvention nunmehr ebenfalls genehmigt. | Belgien.

Der König hat dem „Hamb. Corr.” zufolge in diesen Tagen die beiden neugewählten französishen Verwaltungs- Räthe der Congo-Eisenbahn, die Herren Maurice und Philippe Brunau-Varilla, in Audienz empfangen. Durch den Eintritt der beiden genannten Herren in den Verwaltungen : ist nunmehr neben Deutschland, Belgien und England Uh Frankreich in der Verwaltung der Congobahn vertreten" tier

Unter den belgishen Studenten nimmt die \dzta- listishe Bewegung zu. Eine Gruppe Brüsseler Studenten hält jeßt im sozialistishen Volkshause täglich zur Belehrung der Arbeiter Vorträge, und Genter! Studenten geben eine Zeitung, betitelt „Der fozialistishe Student“, heraus.

Türkei.

Der Kommandant des in Konstantinopel @&nge troffenen deutschen Schulgeshwaders, Contre-Admiral Schröder, sowie seine Begleitung hatten gestern Abend Ein- ladungen zum Diner bei dem Sultan erhalten; auch der deutsche Botschafter von Radowiß mit Gemahlin und Töchtern, die Mitglieder der deutshen Botschaft und mehrere hohe Würdenträger waren dazu geladen. Zu Ehren des Gastes findet heute bei dem Botschafter von Radowiß ein Dinéx und alsdann Empfang der deutsheu Kolonie statt. E

R

Amerika. j

Vereinigte Staaten. Der aus Mitgliedern beider: Häuser des Kongresses zusammengeseßte Einwanderunss- Äus\chuß wird seine Berathungen am 22. d. M. g Mac Er ist angewiesen, Erhebungen anzustellen über den nkäuf amerikanisher Industrien Seitens ausländischer Kapitalisten fowie über die Wirkung, welche diese Ankäufe auf die Lage amerifkanisher Arbeiter auszuüben geeignet seien. i

In New-York is am 16. d. M. General Alfred. Terry, der in der föderirten Armee mit Auszeihnung im Bürgerkriege diente, gestorben.

Nach ausführliheren Meldungen über den Kampf im Lager Sitting Bull's zählte der Anhang des gefallenen Häuptlings etwa 100 Mann, welche ein mörderisches Feuer auf die eindringende Jndianerpolizei eröffneten. Leßtere wäre“ sicherlich gänzlich aufgerieben worden, wenn nicht eine Abtheilung amerikanischer Kavallerie, welche der Polizei bis auf drei Meilen ge- folgt war, rechtzeitig auf dem Kampfplaße erschienen wäre. Die Polizisten hatten schon ihre ganze Munition verschossen und waren auf die Gnade ihrer Feinde angewiesen. Mit zwei Gatling-Kanonen trieb die Reiterei die Jadianer bald zu Paaren, eroberte das Jndianerlager und bemächtigte fich der Leichen Sitting Bull's, seines Sohn:s Crawfoot und der übrigen gefallenen Jndianer, unter denen si der Häuptling Cath Bear befand. Man fürchtet, daß die Anhänger Sitting Bull's, nahdem sie einmal Blut gesehen, für einige Zeit weitere energishe Behandlung erheishen dürften. Der Häuptling „Two Strikes“ ist in dem Lager des Generals Brooke in Pine Ridge angekommen und hat sih mit einem Theil seiner Bande unterworfen. Es befinden si indeß noch 200 Rothhäute auf dem Kriegspfade.

Einem Beschluß des Shazamts zufolge müssen fran- zösishe Weine, Parfümerie, Liqueure, eingemachte Früchte und ähnlihe Waaren, sowie Messershmiedwaaren oder Phantasieartikel, die in der Regel in Cartons verpackt werden, die Etikette „Frankreih“ oder „gefertigt in Frankreih“ tragen, damit sie in Gemäßh:it des Abschnitts VI des Tarif- geseßes eingeführt werden können. Die Erzeugnisse anderer Länder, die in Frankreih gekauft und von dort verschifft werden, müssen mit dem Lande des Ursprunges markirt sein.

Die republikanische Fraktion des Senats beschloß die Annahme des (schon in Nr. 303 d. Bl. erwähnten) Finanz plans mit Ausnahme des Vorschlags, betreffend die usgabe zweiprozentiger Bonds, welcher gestrichen worden ift.

Afrika.

Die Lissaboner Blätter veröffentlihen einen Bericht

des französishen Jngenieurs Rezenda über die Affaire von Manica. Der König Mutassa, heißt es darin, habe zu- gegeben, daß er den Portugiesen angehöre, und hinzugefügt, er verdanke dem Portugiesen Gouveia seine Macht. Deshalb habe er auch die portugiesishe Flagge auf einem Kraal gehißt. Die Engländer hätten ihn (Rezenda), Paiva Andrade und Gouv-:ia verhaftet und erklärt, das Ge- biet von Manica und die Compagnie von Mozambique stän- den unter britishem Shuß. Sie hätten Paiva die Waffen weggenommen, ihn rücksichtslos behandelt und in strömendem Regen nah dem Fort Salisbury gebracht. Eine heute erschienene Extra-Ausgabe der „Pall Mall- Gazette“ will, wie aus London telegraphirt wird, wissen, die portugiesishe Regierung sei bereit, einer Gesellschaft mit einem Kapital im Nominalbetrage von einer Millon Pfund die Konzession zur Verwaltung der Provinzen Manica und Sofala mit dem Siy in Quilimane zu übertragen. Der Vertrag soll auf 99 Jahre gelten.

Theater und Musik. Königliche Theater.

In der Sonntagsvorstellung des „Oberon* im Opernhau sind die Damen Pierson, Herzog, Weit, Staudigl aub nate

Lire; wenn jedoch das Parlament die beiden Entwürfe für Heer | die Hrrn. Krauß, Liban und Oberhauser beschäftigt.