1910 / 283 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 02 Dec 1910 18:00:01 GMT) scan diff

mann.

kurse für FeBniker und Laien abgehalten werden. Die ntralstelle eore und pra enn /

Maschinentechatk us Mögli keit verbreiten, i olgt

nach Bestrebungen, die einer allseitigen ierung wert sind. zur Organisierung des Unternehmens in Dresden einge

Se ean a (I (orbenen ten Prcfesler qm pet or odshule R üb! ; v

der Pl ecbiratraiei Da Dr.-Qua, Beutler aon n

Theater und Musik,

Im Königlichen f “lge fe i wird morgen, Sonnabend, nah längerer Pause „Der Prophet“, große Oper in 5 Akten von Meyerbeer, aufgeführt. Johaun von Leyden: Herr Berger; Fides: Fräulein Ober; Bertha: eas Kurt; Oberthal: Herr Bischoff; drei Wiedertäufer die Herren Sommer, Bachmann, von Schwind. Die musifalische Leitung hat der Kapellmeister Ble.

Im Königlichen Schauspielhause geht morgen „Julius Caesar“ von Shakespeare in Szene. Die N Ra der Hauptrollen lautet: Caesar: Herr Zimmermann; Marcus Antonius: Herr Koch; Brutus: Herr Kraußneck; Cafssius: Herr Sommerstorff; Casca: Herr Pohl; Calpurnia: Fräulein von Arnauld; Portia: Frau Poppe.

Im Deutschen Theater wird als nächste Klassikerneuauffüh- rung Shakespeares „Othello" vorbereitet. Das Werk, in dem Albert Bassermann den Othello, Paul Wegener den Jago, Else Heims die Desdemona spielt, wird von Max Reinhardt in Szene gesetzt. Jn den A er Ea des Deutschen Theaters ist als nächste Neu- heit „Ein Engel“ Lustspiel in drei Akten von Alfred Capus für den 8. Dezember angesetzt.

Im Berliner Lehrerinnen-Gesangverein ist Herr Ernst B. Mitlacher, 1. Chormeister des Lehrer-Gesangvereins „Nixdorf“, an die Stelle des bisherigen Dirigenten, des Königlichen Musik- direktors Herrn Mar Eschke, getreten. Der Verein übt auch ferner Mittwochs von 5&—7 Uhr im Eefsangssaal der Sophienschule (Weinmeisterstr. 16/17, 111). Daselbst findet die Aufnahme neuer“ Mitglieder (au stimmbegabter Nichtlehrerinnen) statt. Das Winter- fest des Vereins ist auf den 11. Januar 1911 festgeseßt, ein Vereins- tonzert findet anfangs Februar statt.

ß ster

(Der Konzertberiht befindet sich in der Ersten Beilage.)

Mannigfaltiges. Berlin, 2. Dezember 1910.

Auf der Tagesordnung der gestrigen Sißung der Stadt- verordneten stand zunächst die Vorlage, betreffend den Bau einer vom Belleallianceplay nach der Seestraße führenden Untergrundbahn. Ohne Ausschußberatung gelangte die Versammlung nach kurzer Debatte einstimmig zu folgender Be - \chlußfassung: „Die Versammlung nimmt von einer weiteren Ver- folgung des unterm 21. Oktober 1905 genehmigten Entwurfs einer dur die Lindenstraße, Markgrafenstraße usw. führenden Nordb—Süd-Unter- pflasterbahn Abstand. Sie erklärt sih mit der Führung dieser Bahn durch die Friedrichstraße einverstanden und genehmigt den ihr für diese Linienführung vorgelegten Entwurf zur Ausführung mit der Maßgabe, daß die Bahn unter Fortfall der Strecke in der Belle- alliancestraße ihren vorläufigen Endpunkt in dem Bahnhof auf dem Belleallianceplay findet. Sie bewilligt ferner die für die Her- stellung dieser Bahn erforderlichen Mittel in Höhe von 53 800 000 4, sowie deren De Gafuns auf dem Wege einer Anleihe, wegen deren noch einer weiteren Vorlage entgegengesehen wird, und ist damit einverstanden, daß mit der Bauausführung begonnen und zunächst 5 Millionen Mark vorshußweife zur Verfügung gestellt werden. Sie ermächtigt ferner den Magistrat, mit der Königlichen Eisenbahndirektion wegen Schaffung des südlichen Zuganges zu der am Bahnhof Friedrih- straße gelegenen Haltestelle der Untergrundbahn auf Grund der mit- N Bedingungen einen Vertrag abzuschließen.“ Wie der Ober- ürgermeister Dr. Kirschner mitteilte, wird mit dem Bau der ge- nehmigten Bahn nunmehr ohne Verzögerung begonnen werden.

Im Anschluß an die Verabschiedung dieser Vorlage trat die Versamm- lung in eine allgemeine Erörterung Standes der Bde Men kehrsfragen ein, der die entsprechende Denkschrift des Ma- gistrats zugrunde lag. Auch in diese Debatte griff der Oberbürger- meister Dr. Kirschner ein, um Bemängelungen der Stadtvy. Dr. Kuhlmann und Borgmann C die Menn des Magistrats zu ergänzen und zu erläutern. Er legte Verwahrung ein gegen den erhobenen Vorwurf, daß die städtische Verwaltung in bau- und betriebstechnisher Beziehung den großen O sich nit aen ezeigt habe. Die Stadt besie die hervorragendsten Nes

äfte, die anerkannt Großes geleistet hätten. An der Debatte beteiligten sich noch der Bürgermeister Dr. Reicke, der sih besonders gegen eine nochmalige Aufrollung des Voßstraßenprojekts durch den Stadtv. Borgmann wandte, und der Stadty. Cassel, der vitle all- gemeine Fragen, die in der Vorlage berührt werden, \treifte, ebenfalls gegen den Stadtv. Borgmann polemisierte und die Ablehnung eines von dem leßteren gestellten Antrags bezüglich Verlängerung der Voß- straße bis zur Viktoriastraße empfahl. Mit Rücksicht auf die Wich- tigkeit der Angelegenheit und die E Zeit beschloß die Ver- fammlung auf Antrag des Stadtv. Rosenow, die weitere Beratung auf nächsten Donnerstag zu vertagen.

Der Verein „Jugendschuß" bietet in den billigen Jn- dustriekursen für junge Mädchen und Frauen vorzügliche Gelegenheit zu einer gründlichen Ausbildung. Es finden monatliche, vierteljährlihe und halbjährlihe Lehrkurse fit Schneidern und Weiß- nähen mit Schnittzeihnen, im Ausbessern und Puß von 6 4 an statt. Anmeldungen für Vor- und Nachmittagskurse sind im Heim 11 LEMU e 14, TIT) von wo auch Prospekte zu beziehen Ae zu ewirken.

Fräulein Toni Halbe veranstaltete am Dienstag im Choralionsaal einen „Modernen Vortragsabend“. Außer Dichtungen von Fontane, Münchhausen, Kerr, Salus, Lorenz, Falke bot sie noch mit melodramatisher Klavierbegleitung (Herr Max Wünsche) zwei Szenen des dritten Aktes aus Ibsens „Peer Gynt“ (Musik von Grieg) und das „Hexenlied“ von E. von Wildenbruch (Musik von Scbillings). Das ersterwähnte dramatische Gedicht, dessen vollständige und eindrucksvolle Wiedergabe in der Passargeshen Uebersezung erst im Vor- jahre durch Frau Agnes Symra an der nämlihen Stelle stattfand, machte au diesmal, von der begabten Vortragskünstlerin gesprochen, einen tiefen Eindruck. In eindringliher Weise wußte sie die Gestalt des Helden, jenes Märtyrers seiner eigenen rastlosen Phantasie, in ihrer Mystik zu charakterisieren, sodaß auch dem in den norwegischen Sagen- und Märchenkreiä Nneingeweihten das Verständnis dafür vermittelt wurde. Die begleitende, ih dem Stoff feinsinnig anpassende Grieashe Musik erhöhte noch in ihrer dem Céfbéodenas Worte entsprehenden Wiedergabe den Gesamteindruck. Auch die Nezitation des bekannteren „Hexenliedes“ fand allgemeine Anerkennung.

Für Sonntag hat die Treptower Sternwarte die Ein- trittskarten für folgende Darbietungen auf die Hälfte ermäßigt: Vortrag 25 4, Astronomishes Museum und Besichtigung der Stern- wartenanlage 25 4. Es wird um 5 Uhr ein gemeinverständlicher Vortrag über „Einführung in die Astronomie“ und um 7 Uhr ein folcher über das Thema: „Gibt es ein Leben im Weltall ?“ gehalten. Die Vorträge sind mit zahlreihen Licht- und Drehbildern ausgestattet. Montag, Abends 9 Uhr, spricht der Direktor Dr. Archenhold über: „Unsere Erde und ihre Lufthülle". Mit dem großen Fernrohr wird jeßt allabendlih der „Saturn“ und von Montag ab der „Mond“ beobadtet. Kleinere Fernrohre stehen den Besuchern zur Beobachtung beliebiger Himmels- förper frei zur Verfügung. ;

Swinemünde, 2. Dezember. (W. T. B.) Gestern abend ertranken beim Ausbringen zweier Dampfer am Molenkopf der Lotse Dautscher und der Bootsführer Juhnke durch Umschlagen des mit vier Mann beseßten Bootes, von denen zwei sih retten konnten.

M e, 1. November. ist bier Aen auch aus

W. T. B.) Die e Awaflerges gemeldet. Y

rier wird das Fallen de r

München, 1. Dezember. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet :

e Lag, Hegen 3 Uhr fuhr der Pers ph ug ia E Meiningen nah Prt e auf den vor dem Einfahrtssignl der Station Ebenhausen (Unterfranken) haltenden Güterzug 1792 auf. Der Postschaffner des P 314 ist Beinen chwer, dreizehn Reisende sind leiht verlegt. Die

eisenden fuhren mit dem Schnellzug 32 nah Schweinfurt weiter.

Von dem Zug 314 sind der F adwagen und ein Personenwagen entgleist. er Gesamtverkehr er Strecke wird auf dem Gleis AE n 8 bee Du E A Ba ps darauf zurück-

; on der Station Nottershaufen a wurde, bevor die Strecke frei war. | S

„C WUTs Hamburg, 2. Dezember. (W. T. B.) Von me®- Millionez dem Genuß von Backa-Margarine erkrankten Per, «Wypkfeiy bereits vier gestorben. Die Leichen sind von der Staat. WWgit-

schaft beschlagnahmt und ins Krankenhaus. gebracht worden, ut dort seziert zu werden.

Paris, 1. Dezember. (W. T. B.) Aus der Provinz wird ein allgemeines Anwachsen der Flüsse gemeldet. Der Wasserstand der Seine hat sich bisher niht geändert. Die Eisenbahn- verbindung zwishen Angers und Nantes ist infolge des Hoch- wassers der Loire unterbrochen. Wie aus Nantes gemeldet wird, ist die Stadt an vielen Punkten übers{chwemmt. In zahlreichen Fabriken ist die Arbeit eingestellt worden. Auch Caen und Um- gegend ist infolge Hohwassers der Orne übershwemmt; die Bergung der Bewohner aus den bedrohten Häusern ist teilweise sehr \Mwiteria.

S t. Petersburg, 1. Dezember. (W. T. B.) Der Mini des Innern hat den Gouverneur von Astrachan E Le Feten der vom Sturm in der Wolgamündung und auf dem Kaspi|chen Meere Betroffenen kein Mittel unversucht zu lassen. Wie aus Astrachan gemeldet wird, sißen die Dampfer und Efts- brecher, die zur Rettung der vom Sturm auf dem Kaspischen Meere ereilten 44 Schiffe auêgeshickt worden sind, seit drei Tagen i m Eise der Wolgamündung fest. In mehreren an der Mündung der Wolga gelegenen Dörfern stehen 100 Häuser unter Wasser, 60 sind eingestürzt; viele Fisherboote sind zerschellt, mehrere Fischer ertrunken. Die Lage der Obdawlosen ist verzweifelt, Ftnfolne der fehlenden Verbindungen ist es fast unmöglich, Hilfe zu bringen.

Saloniki, 1. Dezember. (W. T. B.) Im Güters{chuvpen der Station Kumanowo der Bahnlinie üledtüb--Zibeftche ou TbeR durch Explosion einer Höllenmaschine schwer verleßt. Man vermutet, bulgarisches Attentat zurückzuführen ist.

chi Oh Arbeiter daß die Explosion auf ein

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Brüssel, 2. Dezember. (W. T. B.) Nach dem heute vormittag ausgegebenen Krankheitsberiht hat die Königin während der Nacht lange und gut geschlafen. Die Besserung im Allgemeinbefinden hält an, das Fieber ist im Fallen. :

(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Theater.

Königliche Bchauspiele. Sonnabend: Opern- haus. 128. Abonnementsvorstellung. Dienst- und Rreiplave sind aufgehoben. Der Prophet. Sroße Oper in 5 Akten (9 Bildern) nach dem

ranzösishen des Eugène Scribe. Musik von

iacomo Meyerbeer. Musikalishe Leitung: Herr Kapellmeister Bleh. Negie: Herr Negisseur Bach- mann. Anfang 7} Uhr.

Schauspielhaus. 266. Abonnementsvorstellung.

ulius Caesar. Trauerspiel in 5 Aufzügen von William Shakespeare. Ueberseßt von A. 99. von U Regie: Herr Regisseur Patry. Anfang i T.

Sonntag: Opernhaus. 129. Abonnementsvor- stellung. (Gewöhnliche Preise.) Dienst- und Freipläge sind aufgehoben. Mignon. Oper in drei Akten von Ambroise Thomas. Tert mit Benuzung des Goetheshen Romans „Wilhelm Meisters Lhrjahre" von Michel Carró und Jules Barbier, deutsch von Ferdinand Gumbert. Anfang 7F Uhr.

Schauspielhaus. 267. Abonnementsvorstellung. Dienst- und Freipläße sind aufgehoben. Wallen- seins Lager. Schauspiel in einem Aufzug von Schiller. Die Piccolomini, Eee in 5 Auf- zügen von Schiller. Anfang 7F Uhr.

Neues Operntheater. - Nachmittags 24 Uhr: Auf Allerhöchsten Befehl: 5. Vorstellung für die Berliner Arbeiterschaft: Prinz O von L el in 5 Aufzügen von E von Kleist. (Die Billette werden durch die Zentralstelle für Volkswohlfahrt nur an Arbeitervereine, i ain

spiel in vier Akten

Toscea. Abends:

usw. abgegeben. Ein Verkauf an einzelne Personen findet nit statt.) Abends 74 Uhr: 231. Billett- reservesaß. Dienst- und Freipläße sind aufgehoben. Madama Butterfly. FJapanishe Tragödie in drei Akten. Nah J. L. Long und D. Belasco von L. Jllica und G. Giacosa, deutsch von A. Brügge- _ Musik von Giacomo Puccini.

Preise der Plége: Fremden- und Orchesterloge 2 4, 1. Rang Balkon und Loge (Mitte) 8 4, Mittelparkett (1.—6. Reihe) .8 5, Mittelparkett (7.—12. Reihe) 6 4, Mittelparkett (13. —21. Reihe) 9 M, Seitenparkett 4 Æ, Seitenbalkon 4 4, Tribüne 2,50 #4, Stehplay 1,50 4.

von Karl Sonntag, Abends:

Gußkow.

Puppenmädel.

Deutsches Theater. Sonnabend, Abends74 Uhr: Herx und Diener, Schauspiel in 3 Akten von Ludwig Fulda. Sonntag: Hamlet.

Kanimerspiele. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Die Komödie der Irrungen. Vorher: Die Heirat wider Willen. Sountag: Der verwundete Vogel.

von

Lustspielhaus.

Berliner Theater. Sonnabend, Naqmittags 3 Uhr: Macbeth. Junker, Schauspiel in 4 Akten von Georg Engel.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Taifun. Schau- O

Der scharfe Junker. Montag: Taifun.

Lessingtheater.

Neues Schauspielhaus. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Zum ersten Male: Der Zerrifsene.

Sonntag: Der Zerrisseue.

Montag: Waun kommst du wieder ?

Komische Oper. Sonnabend, Abends 8 Uhr:

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Tieflaud. ie Bohème. Montag: Hoffmanns Erzähluugen.

Schillertheater. o0. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Sodoms Eude. Drama in 5 Akten von Hermann Sudermann.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Die Ehre. Abends: Prinz Friedrich von Homburg.

Montag: Die Kreuzelschreiber.

Charlottenburg. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Das Urbild des Tartüff. Lustspiel in 5 Aufzügen

Nachmittags 3 Uhr: ie Macht der Finsternis. Montag: Der Bund der Jugend.

Theater des Westens. (Station: Zoologischer Garten. Kantstraße 12.) Sonnabend, Nachmittags 4 Uhr: Rothkäppchen. Abends 8 Uhr+ Das Vaudeville in 3 Akten von Leo Stein und Dr. A. M. Willner. Musik von Leo Fall. Sonntag, Nachmittags 3 e 4 ¿rg Meri Leo Fall ictor Léon. Musik von Leo Fall. Abends: Das Puppenmädel, N

(Friedrichstr. 236.) Sonnabend,

Abends 8 Uhr: Der in 3 Akten von Karl

Abends 8 Uhr: Der scharfe mündel.

herrnhügel.

von Melchior Lengyel. Abends:

Sonnabend, Abends 74 Uhr:

Abends 8 Uhr:

Kraaß und Okonkowsky, bearbeitet Gesangsterte von F. Gilbert.

schaft.

Bri e Hain.

Lassailly.

(Wallnertheater.) | Der heilige Hain.

Arthur Lipp\chit.

E E B menscch.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Das Leutnants- 1 Schwank in drei Akten von Leo Walter Stein. Abends und folgende Tage: Der Feld-

Residenztheater. (Direktion : Richard Alexander.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Der Unterpräfekt. Schwank in drei Akten von Leon Gandillot.

Sonntag und folgende Tage: Der Unterpräfekt.

Zum ersten Male: Anatol. Von Arthur Schnitler. B Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Das Konzert. Abends: Anatol. Montag: Wenn der junge Wein blüht. i

Thaliatheater. (Direktion : Kren und S{önfeld.) Sonnabend, Nachmittags 4 Uhr: Aschenbrödel.

| Poluische Schwank mit Gesang und Tanz in drei Akten von

Alfred Schönfeld, Musik von Sonntag und folgende Tage: Polnische Wirt-

Trianontheater. (Georgenstraße, nahe Bahnhof

riedrihstraße.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Der Lustspiel in drei Akten von Nobert de Flers und G. A. de Caillavet. Musik von Emile

onntag, Nachmittags 3 Uhr: Fräulein Josette meine Frau. Abends und folgende Tage:

Modernes Theater. (Königgräßer Str. 57/58.)

Sonnabend, Abends 84 Uhr: Der Doppelmensch. Schwank in drei Akten von Wilhelm Jacobi und

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Sherlock Holmes. Detektivkomödie in vier Aufzügen von Ferdinand Bonn. Abends und folgende Tage: Dee Doppel-

Klindworth- Scharwenka-Saal. abend, Abends 8 Uhr: Konzert von Breuning (Violine).

Sonn- Gunna

Birkus Schumann. Sonnabend, Abends 74 Uhr- Grande Soirée high Lise. Um 94 Ubr: Der große Coup der Shmuggler. Vorher: Das vorzügliche Dezemberprogramm. U. 0.: Maud Elton mit ihrer dressierten Hunde- meute. Selbiui-Truppe, 5 Personen. Apachen zu Pferde, geritten von Frl. Dora Schumann und Herrn Karl Heß. Auftreten des Direktors Albert Schumann.

Sonntag, Nachmittags 34 Uhr und Abends 74 Uhr: 2 große Vorstellungen. Nachmittags hat jeder Besucher ein Kind unter 10 Jahren frei auf allen Prei außer Galerie, jedes weitere Kind halber

reis,

Wirtschaft. von F. Kren.

Zirkus Busch. Sonnabend, Abends 74 Uhr : Galavorstellung. U. a.: Gastspiel des berühmten Dresseurs Herrn Dir. Pierre Althoff mit seinen etwa 90 dressierten Pferden. Außerdem: Frau Adele Althoff mit ihren hervorragendsten Freibeits- dressuren. Frl. Elisabeth v. Dyuar, Scul- reiterin, auf ihren eigenen Schulpferden. Die be- rühmte Radfahrerfamilie Klein. 3 Gebr. Fratelliuis, urkom. Clowns. Um 93 Uhr: ,„Venezia“‘.

N E E e A

Familiennachrichten.

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Oberlandesgerichts- rat Frhrn. von Richthofen (Jena). Hrn. Dietrich von Klizing-Dieckow (Berlin).

Gestorben: Hr. Polizeileutnant Emil Meyer

Konzerte.

Konzert von Suzaune Godenue dem Philharmonuischeu Orchester.

Uhr (halbe Preise): { C Nunwald,

au, perette in drei Akten

eldherrnhügel. S{hnurre ößler und Noda Noda.

Erich J. Wolff.

Singakademie. Sonnabend, Abends 8 Uhr:

Saal Bechstein. Sonnabend, Abends 74 Uhr : Klavierabeud von Georg Gundlach.

Beethoven-Saal. Sonnabend, Abends 8 Uhr: 2, Liederabeud von Julia Culp.

(Charlottenburg). Hr. Wolf Frhr. von Schele (Ribbeck). Stiftsdame Agnes Gräfin Mittiere (Potsdam). Anna Freitn von Gillern (Breslau),

Klavier) mit irigent: Dr. Verantwortlicher Nedakteur : Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg. Verlag der Expedition (Heidrich) in Berlin. Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlag8- Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. g Neun Beilagen

(einshließlich Börsenhbeilage und Warenzeichen- beilage e 95 L und 95 B). E

Am Klavier:

Erste Beilage

zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlih Preußischen Staalsanzeiger.

Me 2B.

Deutscher Reichstag. 91. Sigzung vom 1. Dezember 1910, Nachmittags 1. Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphishem Bureau.)

Das Haus seßt die erste Beratung des Entwurfs eines Geseßes gegen Mißstände im Heilgewerbe fort.

Nach dem Abg. Dr. May er-Kaufbeuren (Zentr.), dessen Nede in der gestrigen Nummer des Blattes mitgeteilt worden ist, ergreift das Wort der :

Abg. Stücklen (Soz.): Es fehlt durchaus an einer Definition des Begriffes „Kurpfuscher“. Die Behörden werden \sich in ter Aus- legung niht nah der Begründung der Vorlage richten, fondern ledig- lich nach dem Gesetzestert. Die Naturheilkundigen werden einfah als Kurpfuscher angesehen, es steht aber durhaus nicht fest, daß ein approbierter Arzt tatsählich etwas versteht. Es kommen Fälle vor, wo die Behandlung durch approbierte Aerzte bodenlos einfältig ist. Nach dem Urteil von Medizinern selbs kommt ein großer Teil der Mediziner nur ganz knapp dur das Examen und versteht nicht viel. In der Wiener Medizinishen Woch nschrift sagt ein Professor, die medizinische Praxis sei im besten Falle ein ganz ungewisses und unbefriedlgendes System, es läge weder Philosophie noch gesunder Menschenverstand darin. Fn den Hamburger Nachrichten führte 1891 Professov Schweninger aus, nur wenige Aerzte glaubten noch an eine Einwirkung threr roten, grünen oder weißen Medizinen. An die Stelle des Irrtums ist der froinme Betrug getreten. Goethe im „Faust“ spricht von den höllishen Latwergen. Ein Kurpfuscher i} eigentlih, wer eine Kur pfus{t, und das geschieht auch von vielen Aerzten. Wenn Mißstände eingetreten find, fo liegen sie auf dem Gebiete des Mystizismus, der heute wieder in Deutschland eine so große Rolle spielt. Nicht die Arbeiter sind es, sondern durhweg bessere Leute, die fi gefundbeten lassen. Die Gesundbeter berufen sch darauf, daß au) Könige Gejundbéter gewesen find, uno fie leiten ihr Necht dazu aus der Bibel her. Wenn das Geseß sich gegen folchen Unfug wendet, wird kaum etwas dagegen einzuwenden sein. Die Aerzte verwenden beute vielfach die Wasserbehandlung, nachdem sie zuerst die Naturheilkundigen, die sogenannten Kurpfuscher, angewendet haben. Ganz entschieden wenden wir uns dagegen, daß den Natur- heilvereinen jede Tätigkeit untersagt wird. Die Standesgenossenschaft der Aerzte wird ja, wenn dieses Geseß zustande gckommen ift, nicht ruben und rasten, bis der Bundesrat es dahin bringt, aber unter den Naturbeilkundigen find sehs viele gewissenhafte Leute, während es gewissenlose Leute auch unter den Aerzten gibt. Die eigentlichen Kurpfuscher werden gar niht durch das Gesetz getroffen. er große Kurpfuscher engagiert \ich einfach einen approbtierten Arzt als Teil- haber, und dann geht die Kurpfuscherei unter der ärztlihen Firma cinfach weiter, und dann fällt auch jede Kontrolle des Betriebes fort. Man follte den Naturhbeilkundigen dieselbe Schweigepflicht auferlegen, die den Aerzten obliegt, aber davon wollen die Mertte nichts wissen. Will man ih die Konkurrenz der sog. Kurpfuscher vom Leibe halten, dann soll man es auch offen sagen. In der Begründung wird amtlich dem deuts{chen Volke attestiert, daß es in den leßten 40 Jahren nichts gelernt hat, daß man sich über den Bildungéstand des deutsben Volkes getäuscht habe, indem es auch heute noch nicht den Quackalber vom wirklihen Arzt unterscheiden könne. Wäre es so, niemanb anders wäre daran \chuld als der Klassenstaat, der dem Volke die Möglichkeit, |\ch zu bilden, vorenthalten batte. Ob ein Zahntechniker zur Ausübung der Zahnheilkunde zugelassen werden foll oder nit, stellt die Vorlage einfach in das Belieben der Verwaltungsbehörden; man weiß, was dabei heraus- kommt, wie da politishe und religiöse Momente erheblih mitspielen. Für eine folhe Willkür sind wir nicht zu haben. Wir Sozialdemokraten wollen niemand die Möglichkeit beschränken , sih an den Heilkundigen zu wénden, zu dem er Vertrauen hat. Anders stehen wir zum Geheimmittelshwindel. Auch der Begriff „Geheimmittel“ muß g?nau umfchrieben und die Willkür, die verlangte Blankovollmacht des Bundesrates ausgeschGaltet werden; der Reichstag darf \ich hier sein Mitwirkunasreht auf keinen Fall aus der Hand nehmen lassen. Mindestens müssen der Kommission, die dem Bundesrat zur Seite steben soll, auch ein paar Mitglieder des Reichstages angehören. In neuester Zeit werden eine Menge Geheimmittel zur Wiedererlangung der ges{chwundenen Nervenkraft \chwindelhaft empfohlen; hier fkönnten die Behörden \{chon auf Grund der bestehenden Gesetze energisch vorgehen. Staatsanwälte und Ge- rite sind doch sonst, namentlich wenn es fich um Arbeiterstreiks 2c. handelt, fo ungemein findig; leider vermißt man diese Findig- keit, wenn diese s{windelhcften Anpreisungen in Frage kommen. Höchst bedenklich ist die Vorschrift des Entwurfs, wonah auch Fahr- lässigkeit bestraft werden muß, also auh die Redakteure für den Jn- halt von Inseraten bestraft werden könnten. Radikale Abhilfe würde nur dur die Verstaatlihung des Heilgewerbes geschaffen; die würde au dem ärztlichen Proletariat der Großstädte ein Ende machen. Not tut zunächst vor allem Aufklärung der breiten Massen des Volkes. In der Kommission werden wir mit dafür wirken, aus dem Wust der vorges{chlagenen Bestimmungen einen brauchbaren Kern heraus- zuarbeiten ; festgehalten werden muß aber an der Ee

Abg. Dr. Struve (forts{r. Volksp.): Die Ausführungen der Nedner zu der Vorlage haben \sich zu einem großen Teile gegen die

Aerzte gerihtet. Man s\priht von den wirklich Schuldigen, den Kur- pfuschern, nur ganz im allgemeinen, aber die Verfehlungen der Aerzte werden lichst breitgetreten. Nichts zehrt so stark am Marke des deutshen Volkes als das Kurpfuschertum; die daraus erwachsenen Mißstände liegen zu Tage. Die Verfehlungen der Kurpfuscher werden teineswegs so {wer bestraft wie die Kunstfehler der Aerzte. Das Gese richtet sich auch nicht gegen die Zahntechniker. Pröôtestieren muß ih gegen die Behauptung, daß die Standes- organisationen der Aerzte der deutschen Arbeitershaft niht freundltch gegenüberständen. Auch hat niht die organisierte Arbeiterschaft dieses Gesetz gefordert. Diejenigen Aerzte, welche fih in den Dienst des Kurpfuü\Gertums stellen, sebe ich nicht mehr als meine Standes8genossen an und würde gar nichts dagegen haben, wenn sie auch diejem Gese unterstellt würden. Bisher bestand die Kurier- sreibeit; auf einen Schwindler, der gefaßt wurde, kamen ein Dußend, die frei ausgingen. So mancher F rojes ist nur deshalb nicht eingeleitet worden, weil man nicht für den Schwindler noch Reklame machen wollte. So kam man zu dem neuen Entwurf gegen Mißstände im Heil- gewerbe. Tatsächlich genügen die bestehenden Ge]eßge nicht:"" Die Serichte fonnten den Betrugsparagraphen nit anwenden ; gewissen- ple Liuscher blieben straflos. Die Aerzte werden an ihrem Teil an der Aufklärung des Volkes weiter arbeiten in dem Bewußtsein, daß sie die Hüter der Volksgesundheit sind, gleichviel, wie das eseß im einzelnen ausfällt. Aber allcin können die Aerzte diesen Kampf nicht führen. Der Staat kann und soll nit für die Aerzte eintreten. Er kann auch den ärztlichen Stand nicht ügen. Ich will gern anerkennen, daß die Bestimmungen des Entwurfs im manchen Punkten dem ent- sprehen, was Aerztetage und Aerztekorporationen längst als notwendi hingestellt haben. Troß allem stehe ih auf dem Standpunkt, daß jede Maßregel dieser Art nicht mit dem Hinweis auf die enl des ärztlichen Standes, sondern durch den auf die Gesamtinteressen des Volkes begründet werden sollte. Dex Haupteinwand der organisierten Kurpfuscher, daß es sich beï der Vorlage um ein Konkurrenzmanöver der Aerzte handle, ist längst* als binfällig er- wiesen. Auch von einer Beeinträchtigung der bürgerlichen Freiheit

Berlin, Freitag, den 2. Dezember

fann man nit fspreden in Nett darauf, daß die Gast- und Schankwirtschaften, die Stellenvermittlung, der Tanz- und Schwimm- unterricht und das Chauffeurwesen usw. polizeilih geregelt sind. Was in dem Geseßentwurf fehlt, ist von niemandem bisher recht beachtet worden: es fehlt eine klare, zwingende Definition des Beagriffes der Naturheilmethode im Gegensaß zu der viel ges{chmähten Schul- medizin. Gibt es denn wirklich einen Gegensaß zwischen diesen beiden Methoden, der mit Kopf oder Hand zu fassen wäre? Ich kann do gar niht anders heilen, als mit den Mitteln, die uns die allgütige Mutter Natur nun einmal zum Heilen gegeben hat. Die namhaftesten Vertreter der Naturheilkunde haben vor Gericht zugeben müssen, daß fie {ließli auch nur immer dasselbe tun können, wie die anderen Aerzte. Daher ist es unrecht, von einem be- stebenden Gegensaß zwischen der Schulmethode und der Naturheil- methode zu sprehen. Das deutsche Volk kann von der deutschen Volksvertretung verlangen, daß sie nicht versagt, wo ihr Gelegenheit gegeben wird, es vor Schädigungen zu e wo Personen ohne jengende Vorbildung und ohne alle Kenntnisse von der Kompliziert- eit des mens{chlichen Körpers an die Behandlung auch der \{wierigsten Krankheiten herangehen. Wenn auf dem ärztlichen Gebiete jeder „aus cigenem Recht“ Ppraktizieren könnte, so würde das doch zu sehr unangenehmen Konsequenzen führen, und wenn darauf hingewiesen ist, daß es doch Männer mit einem angeborenen intuitiven ärztlihen Blick gegeben habe und gebe, fo muß ih sagen : ih bin gegen angeborene Fähigkeiten etwas mißtrauisch. Auch die größten Genies, Künstler und Dichter baben auf ihrem Gebiete sehr fleißig arbeiten müssen. Der Aba. Faßbender hat gestern Fvon ge- \prochen, daß die Naturheilvereine Außerordentlihes in der Aufklärung des Volkes leisteten. Ob ihre Aufklärung immer die richtige gewesen ist, darüber will ich nit streiten. Wenn er aber gemeint hat, daß in den Naturheilverfahren namentlich auf eine vernünftige Ernährungs- weise hingewirkt würde, und daß ein innerer Zusammenhang bestände zwischen den seelischen Vorgängen uäö einer gesunden Ernährung, Io meine ich, die vornehmlihste Aufklärung müßte dahin gehen, daß für die Gesundheit des Volkes billiges Brot vorhanden sein muß. Heute ist mir ein Ausschnitt aus einer Breslauer Zeitung zugegangen, den ih vorhin auch dem Abg. Faßbender zur Kenntnis gegeben habe. Daraus ergibt sih, daß ein Teeimportgeshäft die Broschüre des Abg. Faßbender „Iß dich gesund!“ verbreitet hat, ein Geschäft, das zugleich Nudeln und Makkaroni vertreibt. Jch haïte es nicht für angebraht, daß ein Abgeordneter seine Schrift in den Dienst einer solchen Reklame stellt. Der Streit mit den Naturheilkundigen ist ziemlih unfruhtbar, man mag mit ihnen diskutieren, so viel man will, fie werden. immer etwas finden, was sie der heutigen Schul- medizin vorzuwerfen haben. Haben etwa die appobierten Aerzte das Volk nit aufgeklärt? Die Aerztevereine haben in der Aufklärung alles mögliche getan. Es gt Vereine für Volkshygiene, die Deutsche Gesellshaft zur Bekämpfung der Kurpfuscherei, den Verein zur Bekämpfung der Geschlehtskrankheiten, die Kranken- fassen-Zentralkommission; mindestens 15 ärztliche Zeitschriften forgen für Aufklärung. Anderseits gibt es aber Bücher, die über Geschlechts- verhältnisse in einer Weise aufklären, daß nah dem Urteile von Gerichten nicht einmal Erwachsene und Cheleute sie lesen können. Solche Aufklärungsscriften dienen nur dem sfexuellen Kißel. Daß auch Laien auf dem Gebiete der Medizin Gutes geleistet haben, soll nicht bestritten werden. Der REhltoptvtae u. a. ist von einem Laien erfunden worden. Aber daraus folgt nmckcht, daß gemeingefährliche Krankheiten immer noch von Laien behandelt werden dürfen. Würde man von einem Eingriff in die bürgerliche Freiheit auch dann \prechen, wenn man verböte, daß in Zeiten der Cholera und Pest unkundige Leute ohne jede Vorkenntnis Kranke behandeln dürften? Unter allen Umständen muß die Fernbehandlurig und die mystiswe Behandlung verboten werden. Am s\chlimmsten ist das Kurpfuschertum von Gottes Gnaden. Hoffentlich wird die Kommission ein Gese zu stande bringen, das der Volksgesundheit gute Dienste leistet. Aba. Dr. Stresemann (nl.): Der Verein der Impfgegner hat im Hause ein Flugblatt verbreitet, das ih wegen feiner Größe nicht auf den Tisch des Hauses niederlegen kann. (Das Plakat, das viel- fah im Hause verbreitet is, hat ungefähr einen Umfang von 14 Quadratmeter.) Das Flugblatt will eine Zunahme von Poen- kranken konstatieren, um die Zwangsimpfung als völlig unnüy hin- zustellen. Wenn darin gesagt ist, in Preußen bestände die Zwangs- impfung seit 1822, so fkonstatiere ih, daß in der Zeit der hohen Ziffer von Pokenerkrankungen die Zwangsimpfung in Preußen noch nicht bestand, sondern daß man davon erst seit 1872 sprechen kann. Die Zahl der Todesfälle durch die Zwangsimpfung ist bei der Millionenbevölkerung so gering, daß man aus den geringen Schwankungen nit eine Steigerung berauslefen kann, wie das Flug- blatt. In der Begründung dieser Vorlagé wird behauptet, daß die Zahl der nihtapprobierten Krankenbehandler außerordentlich gestiegen sei, und daß fie 1879 in Berlin nur 28 betragen habe. Jn dem damals sehr bekannten und beliebten Berliner „,Intelligenzblatt“ be- finden sich aber im Jahre 1879 niht weniger als 119 Inserate von nichtapprobierten Kranfkfenbehandlern. Das Material der Begründung ist alfo niht durhs{chlagend. Jch habe hier vielfah die Anschauung efunden, als ob das Königreih Sachsen ein Herd der Kurpfuscherei fei, weil das Volk eine große Neigung hatte, sich von Natur- heilkundigen behandeln zu lassen. ie Reichshauptstadt mit ihren 2 Millionen Einwohnern hat aber mehr nihtapprobierte Kranken- behandler als das Königreich Sachsen mit seinen 44 Millionen. Ich kann dem Grundgedanken des Gesetzes zustimmen; man soll dem einzelnen Schuß gewähren gegen \{ädliche Mittel und gegen die Behandlung durch Leute, die vielleicht geistig minderwertig find. Es kiegt mir fern, gegen den ärztlihen Stand und seine unzweifelhafte Befähiaung zu sprechen, und ih bedauere das Zitat des Abg. Stücklen aus „Faust*; Faust hat alles negiert, niht nur auf dem Gebiet der Medizin, sondern auch der Jurisprudenz. Es geht ein Mißtrauen egen die ärztlihe Wissenschaft durh die Verhandlung; man hat eben feine Definition gefunden, die nur den kleinen Kreis von Leuten trifft, die man treffen wollte. Bezüglich der Dentisten möchte ich gegen den Verfasser der Denkschrift über die Mißstände im Heil- gewerbe den Verfasser der Begründung der Reichsverficherungs- ordnung ausspielen; in der letzteren is gesagt, daß, wenn auch die Behandlung der Zahnkrankheiten vornehmlich den Zahnärzten vorbehalten bleiben müsse, doch der Kreis der zugelassenen Aus- nahmen weiter gezogen werden müsse, weil die Zahnärzte sehr ungleich verteilt seien, und weil es si bei den Zahnkrankheiten namentlih um tehnisches Können handele. Man darf die technishe Kunstfertigkeit nit als moralisch minderktvertig hinstellen und sie nicht einer Aufsicht unterwerfen, die etwas Ehrenrühriges hat. Man sollte die Dentisten überhaupt aus dem Gefeye herauslassen. Dem Bundesrat wird in diesem S wieder eine Blankovollmacht erteilt; mehr und mehr spannen wir in unserer Geseßgebung nur den großen Rahmen und überlassen dem Bundesrat die Ausführung... it folder Blanko- vollmacht a man sehr vorsichtig sein, denn wir wisse da nie, ob das Geseß in unserem Sinne ausgeführt wird. Ob ein Mittel gesundheits\{ädlich ist, wird immer nur subiektiy be- urteilt werden, und man würde einem weit verbreiteten Volks« empfinden entgegentreten, wenn man die persönliche Freiheit, sich an den Arzt seines Vertrauens zu wenden, beschränken wollte. Es ist gesagt, die Gemishe Industrie würde die Schwierigkeiten des Geseges leiht überwinden, Wenn gber z. B. ein Fabrikant eines Kindernährmittels 1 Million in dieser einen Fabrikation in-

1910.

beseitigt werden. In dieser Hinsicht ist das Gesetz unannehmbar. In der Bevorzugung der approbierten Aerzte kommt der einseitige Standpunkt der Großstadt zur Geltung. Wenn man z. B. auch die Erteilung eines “Rates bei Tierkrankheiten auf dem Lande der Behandlung gleichstellt, so zerstört man alles, was an Beziehungen zwischen den Nachbarn auf dem Lmmde besteht; es ist niht immer gleich der Tierarzt zu haben. Die Naturheilvereine haben eine durchaus nüyliche, aufklärende Tätigkeit entfaltet. Jh gehöre niht dazu, aber ih habe die feste Ueberzeugung gewonnen, daß es sih um ernste, auffklärende Arbeit handelt und nicht um scxuelle Kitelei, wie der Abg. Struve meint. An dem Ernst der Mitglieder, fich über die Eigenschaften des Körpers und eine gesunde Lebensweise zu unterrichten, is nicht zu zweifeln. Die Abwendung von über- mäßigem Alkoholgenuß, die Unterrichtung der Eisenbahnbeamten, wie sie sih durch Enthaltuna von Alkohol im Dienst frisch erhalten, die Zurückführung der Großstadt zur Natur, die Aufklärung, was Luft und Ucht für uns bedeutet, alle diese durhaus gesunden Ideen sind zuerst durch die Naturheilvereine in die Bevölkerung hineingetragen. Die Vorlage gibt der Regierung die Möglichkeit, auch gegen diese Vereine vorzugehen ; dann könnten ¿. B. Sonnenbäder und Luft- bäder nit mehr errihtet werden. Die große Auflage der Bücher über Hygiene ist kein Anlaß, gegen die Bücher vorzugehen, sondern sie beweist nur das Bedürfnis der Bevölkerung, über die körperliche Behandlung aufgeklärt zu werden. Ih kann das Geseß in der rigorosen Form nicht akzeptieren, ich will nur den Schwindel mit Geheimmitteln treffen, aber nicht die ehrlihe Naturheilkunde.

Abg. Dr. Faßbender (Zentr.) behält fich vor, in der Kommission auf das gegen seine gestrigen Ausführungen Eingewendete zurück- zukommen. i

Abg. Dr. Arning (nl.) erklärt, daß die von dem Abg. Dr. Stresemann vertretene Auffassung über die Natur und Bedeutung der Naturheilvereine von ihm absolut nicht gebilligt werden könne, und verweist auf die Aeußerung eines Führers dieser Desvegung, wonach auch die Seuchengeseße und ähnliche gesetgeberische Maß- nahmen keine Berechtigung hätten und nicht eingeführt werden sollten. Der ganze Gang der Verhandlungen dränge ihm die Meinung auf, daß er lieber Kurpfuscher als Arzt sein möchte, denn die Kurpfuscher seien viel besser behandelt worden als die Aerzte.

Damit schließt die Generaldiskussion. an eine Kommission von 28 Mitgliedern.

Es folgt die Verlesung der Jnterpellation des Zentrums (Abg. Dr. Jaeger u. Gen.): „Ist der Herr Reichskanzler bereii, unter den Bundes- regierungen Erwägungen darüber herbeizuführen, wie auf Grund einer Verständigung der beteiligten Staaten ein wirksamer Kampf gegen die Rebschädlinge, die seit einigen Jahren fo allgemein und verbeerend auftreten, durchgeführt werden tann ?“ und der Jnterpellation der Nationalliberalen (Abg. Dr. Blankenhorn u. Gen.):

„Ist der Herr Reichskanzler bereit, mit Nücksiht darauf, daß die Nebschädlinge seit Jahren dem Rebbau großen Schaden zufügen und in Verbiudung mit ungünstigen Witterungsverhältnissen dieses Jahr* in vielen Gegenden die ganze Weinernte vollständig ver- nichtet haben,

1) in größerem Umfange als bisher Reichêmittel zu deren Be- fämpfung (insbesondere zur Erforshung wirksamer Methoden) zur Verfügung zu \tellen ?

2) weitere Maßnahmen zu ergreifen, welche diefe Bekämpfung dem Winzer erleichtern und verbilligen ?

3) im Einvernehmen mit den beteiligten Bundesstaaten eine einheitlihe und dadurch wirksame Bekämpfung der Rebschädlinge in die Wege zu leiten ?“

Zur Beantwortung der beiden Junterpellationen am heutigen Tage hatte sih der Staatssekretär des Jnnern Dr. Delbrück bereits am vorigen Sonnabend bereit erklärt.

Zur Begründung der erstgenannten Jnterpellation erhält das Wort der :

Abg. Dr. Jaeger (Zentr.): Er führt aus, daß seine Partei sich ents{lotjen habe, diese Frage rechtzeitig aufzurollen, da die Haupt- \{hädlinge, der Heu- und der Sauerwurm, sich stark entwickelt hätten, und schildert sodann die Schäden, die den Weinbauern erwachsen sind, und weist darauf bin, daß darunter die ganze deutshe Volkswirtschaft leide. Er kommt zu dem Schluß, daß die Weinbauern ein Recht auf Staatsbilfe hätten.

Zur Begründung der nationalliberalen Jnterpellation erhält

das Wort der

Abg. Dr. Blankenhorn (nl.): Die Notlage der deutschen Winzer is eine allgemeine. Um den Weinbau und die Winzer zu hüten, ist 1908 ein neues Weingeseß erlassen worden, mit dem wir wohl zufrieden sein können. Aber was ean uns das beste Weingeset, wenn kein Wein wächst! Die ungünstige Witterung des leßten Jahres hat einen derartigen Notstand herbeigefübrt, wie er kaum in den früheren Jahren und bei anderen landwirtschaftlichen Produkten vor- gekommen ist. Allerdings ist dieses Jahr ein Notjahr nicht nur in Deutschland selbst, sondern beinahe auf der ganzen Welt. Frankreich hat nur die Hälfte dessen geerntet, was es im vorigen Jahre geerntet hat. Aber es i} ein \{lechter Trost, wenn es anderen s{lecht geht, um so weniger als die Verhältnisse bei uns noch weit ungünstiger find. Das Markáräfler Land, das ich zu vertreten die Ehre habe, hat einen Ausfall von 8 Millionen gehabt. Darunter haben auch Handwerker, Kaufleute und andere Gewerbetreibende zu leiden gehabt, weil die Kauffkraft der Winzer gesunken ist. Nun ist es ja zunächst Sache der Einzelregierungen, . hier helfend einzugreifen. Die berufenen Vertreter der Weinbauern haben sih denn auch an diese Regierungen gewendet, und man ist ihnen "in dankenswerter Weise entgegen- gekommen. Unser Minister des Innern hat \ich selbst in die Weinbau- gebiete begeben und \ih mit den Interessenten besprochen. Es sind Steuerstundungen bei Neueinshäßungen, unverzinslihe oder gering- verzinsliche Darlehen, die Errichtung von Weinbauschulen, die Be- lehrung durch Sachverständige usw. versprochen worden. Es muß aber noh anders geholfen werden, und zwar auf dem Gebiete der Bekämpfung der Rebschädlinge, damit der Winzer wieder neuen Mut fassen kann. Es ist {hon von anderer Seite auf diese Schäd- linge, auf die Phbylloxera, die Peronospora, die Blattlause usw. hingewiesen worden. Zu deren ekämpfung müssen von Neichs und Gemeinde wegen Unterstüßungen gewährt werben, Es handelt #ich für uns darum, gutes Material zur z kfämpfung der Schädlinge, insbesondere Kupfervitriol fi bekommen.

b

Die Vorlage geht

Hier kämen Frachtermäßigungen wesentlich in Betracht, namentlich durch die Reltbetsenbahnen, Wos die einzelnen Rebschädlinge be- trifft, fo hat über den Heu- und Sauerwurm der Weingutsbesiß|

Jordan einen sehr interessanten Vortrag in Deidesheim 4 worin er mitteilte daß dieser Wurm schon seit lange bekannt ist. Im 5. Buche Mosis heißt es: E wirst du p aen Be e Wein ernten, denn der Wurm frißt ihn v ser Wu

allerdings nie so verbeerend aufgetreten wie les . Seider

jegt ant diejem Gebiete kein eilmittel. Es müssen all

vestiert ‘bätte, so könnte sein ganzes Geschäft mit einem Federstrih

zusammen angewendet werden, die sh I ewährt hab Vor der Verwendung von Arsen möchte ich warnen wegen f