1910 / 286 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 06 Dec 1910 18:00:01 GMT) scan diff

L a Berufung Les A Schille nue ealprogymnasium) in erbog Dr. Max O Direktor Me adtischen Realschule in Ems und

dêr Wahl des früheren Oberlehrers am Realgymnasium in Lippstadt, Professors Dr. Gotthold Merten zum Direktor

ule Gon ule

rollius

der f le E öheren Mädchenschule in Wilhelmshaven die

Allerhöchste Bestätigung zu erteilen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem Zweiten Sekretär der Königlichen Gartenintendantur Paul Schönfeld zu Potsdam den Charakter als Rechnungsrat zu verleihen. |

Ministerium dec geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten.

Dem Direktor einer sehs\tufigen höheren Lehranstalt Dr. Georg Höfer ist die Direktion der Schillershule (Realschule nebst Realprogymnasium) in Jüterbog übertragen worden.

Finanzministerium.

Die Katasterinspektoren, Steuerräte Hütten in Münster und Schlüter in Koblenz sind in gleicher Diensteigenschaft nach Cöln bezw. Lüneburg verseßt worden.

Der Katasterkontrolleur, Steuerinspektor Suckow in Minden ist zum Katasterinspektor bei der Königlichen Regierung in Koblenz ernannt worden.

Der Steuersekretär Hoffmann in Ortelsburg ist zum Rentmeister bei der Königlichen Kreiskasse in Habelschwerdt ernannt worden.

Versetzt sind die Rentmeister bei Königlichen Kreiskafsen:

Jacobi von Wehlau nah Lüneburg und

Springstubbe von Schlawe nah Bergen.

Personalveränderungen.

Königlich Preußische Armee.

Offiziere, Fähnriche usw, Ernennungen, Beförde- I usw. Neues Palais, 1. Dezember. Richter, Hauptm. a. D., zuleßt Komp. Cbef im Inf. Regt. von Goeben (2. Rhein.) Nr. 28, mit seiner Pension und der Erlaubnis zum ferneren Tragen der Uniform des Inf. Negts. Herzog von Holstein (Holstein.) Nr. 85 zur Disp. gestellt. Keppel, Oberst z. D. und Kom- mandeur des Landw. Bezirks Wiëmar, in gleicher Eigenschaft nach Neustettin, Mittel staedt, Oberstlt. z. D. und Kommandeur des Landw. Bezirks Neustettin, in gleicher Eigenschaft nah Wismar, Steffen, Lt. und Erzieher am Kadettenhause in Köslin, in das 3. Wéstpr. Inf. Regt. Nr. 129, Manecke, U. im Inf. Negt. Ge- neral Feldmarschall Prinz Friedrih Karl von Preußen (8. Branden- burg.) Nr. 64, als Erzieher zum Kadettenhause in Köslin, versegt. Frhr. v. K nobelédorff, U. im 9. Großherzogl. Hess. Inf. Regt. Nr. 168, der Abschied mit der geseßlichen Pension aus dem aktiven

eere bewilligt; zuglei ist derselbe bei den Offizieren der Landw. So 1. Aufgebots angestellt. Krause, Oberlt. der Res. des 1. West-

reuß. Feldart. Regts. Nr. 35 (1V Berlin), behufs Uebertritts in Rönial. sächs. Militärdienste der Abschied bewilligt.

Königlich Sächfische Armee.

Offiziere, Fähnriche usw. 3. Dezemher. Johannes Fürst zu Hohenlohe-Bartenstein u. Jagstberg Durchlaucht, mit dem Charakter als Major und der Uniform des Gardereiterregts. À la suite der Armee gestellt.

Die charakteris. Fähnrihe: Beck im 5. Inf. Regt. Kronprinz Nr. 104, Bonde im 11. Inf. Negt. Nr. 139, Noosen im 14. Inf. Regt. Nr. 179, Nette im 1. Jägerbat. Nr. 12, Frhr. v. Campe im 2. Jägerbat. Nr. 13, Nette im 8. Feldart. Negt. Nr. 78; die Unteroffiziere bzw. Oberjäger: Vogel, Stempel, Goethe tim 5. Insanterieregiment Kronprinz Nr. 104, Hennig, Uhlig im 11. JInfanterieregiment Nr. 139, Gillmann im 12. In- L LRe Nr. 177, Haupt im 15. Jnfanterieregiment

r. 181, v. CEhrenthal, O chernal im 2. Jägerbataillon Mr. 13, Vogel, Schmerler im 5. Feldart. Regt. Nr. 64, Rieger, Kästner im 6. Feldart. Regt. Nr. 68, Küster im 1. Trainbat. Nr. 12, zu Fähnrichen ernannt. 2 ]

Peipert, Zeugfeldw. bei der Munitionsfabrik, unter Versetzung zur Art. Werkstatt, zum Zeuglt. befördert.

Hessen.

Darmstadt, 1. Dezember. Wohlfarkt, Oberwachtm. im Großherzogl. Gend. Korps, der Charakter als Lt. verliehen.

Nicgkamflißes.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 6. Dezember.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute im hiesigen Königlichen Schlosse die Vorträge des Reichskanzlers Dr. von Bethmann Hollweg und des Chefs des Militärkabinetts, Generals der Jnfanterie Freiherrn von Lynker.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Freya“ am 1. Dezember wieder in Willemstad (Curaçao) eingetroffen.

S. M. S. „Victoria Louise“ ist am 3. Dezember in Beirut eingetroffen und geht am 12. Dezember von dort nach Alexandrien in See.

S. M. S. „Scharnhorst“ ist Schanghai eingetroffen.

S. M. S. „Eber“ ist vorgestern in Monrovia (Liberia) geht am 8. Dezember von dort nah Freetown

am 3, Dezember in

eingetroffen und in See.

Baden.

Seine Hoheit der Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg, Regent des Herzogtums Braunschweig, und Gemahlin sind, „W. T. B.“ zufolge, gestern von Darmstadt zum Besuch des Großherzoglichen Hofes in Karlsruhe ein- etroffen. Zum Empfang auf dem Bahnhof waren Jhre Köni lihen Hoheiten der Großherzog ‘und die eokbertoain sowie Seine Großherzogliche Hoheit der Prinz Max erschienen.

Hamburg. 4

ach einer Meldung des „W. T. B.“

¿n Bürgermeister und Dr. Burchard ister für das Jahr 1911 gewählt.

Der Kaiser Franz Joseph hat gestern nahmittag den neuernannten russi} Antritt8audienz e n fangen.

Großbritannien und Jrland.

Nach den bis gestern um L bekannt gewordenen Woahlresultaten sind laut Meldung des „W. T. B.“ 87 Liberale, 115 Unionislen, 16 Anhänger Redmonds und 14 Vertreter der Arbeiterpartei gewählt worden. Die Liberalen gewinnen ses, die Unionisten elf Sie. ;

Der Premierminister As quith hat gestern in Burnley eine Rede gehalten, in der er, „W. T. B.“ zufolge, erklärte :

Die Liberalen forderten jeßt zum legten Male, daß das Vetorecht der Lords demjenigen der Krone folgen solle, das tatsählich mit dem Tode der Königin Anna erloschen sei. Es set ein Hauptpunkt der e der Regierung, daß sie, wenn das Vetorecht der Lords begrenzt ei, dazu \chreiten werde, das Pluralwahlrecht abzuschaffen und so die Scheinvertretung des Volkes in eine wirkliche Vertretung umzuwandeln. Das Neferendum habe sih in anderen Ländern nicht bewährt.

Frankreich.

Der Ministerpräsident Briand hat gestern, „W. T. B.“ zufolge, die Vertreter des Sultans von Marokko, El Mofkri und Ben Gabrit, empfangen; dem Empfange wohnte der französishe Gesandte in Tanger, Regnault, bei.

Der Herzog von Chartres ist, obiger Quelle zufolge, gestern auf Schloß Saint-Firmin bei Chantilly gestorben.

Schweiz.

Die Bundes versammlung ist gestern zusammengetreten. Der Nationalrat hat, „W. T. B.“ zufolge, nahezu einstimmig Kuntschen-Wallis (katholisch-konservativ), der Ständerat eben- falls nahezu einstimmig Win ige r- Luzern (katholisch-konservativ) zu Präsidenten gewählt.

Amerika.

Gestern hat die zweite Session des gegenwärtigen Kon- gresses der Vereinigten Staaten von Amerika be- gonnen. Auf Grund der Wahlen vom 8. November wird das Repräsentantenhaus des am 4. März nächsten Jahres be- ginnenden neuen Kongresses 227 Demokraten, 163 Republikaner und einen Sozialisten zählen.

Asien.

Die deutshe Kronprinzessin fuhr vorgestern, „W. T. B.“ zufolge, im Automobil von Trincomali nach Anuradhapuran und traf in Kantalai wieder mit dem Kron- prinzen zusammen, der dort einen Alligator erlegt hatte.

Afrika.

Nach einer Meldung der „Agence Havas“ hat der Kom- mändant Señes, der Ghef der französischen Flottendivision, dit. mit dem Kreuzer „Du Chayla“ am 29. November nach Tanger zurückgekehrt ist, zur Unterdrückung des Waffenschmuggels eine auf drei Wochen berechnete Kreuzfahrt unternommen. Bei dieser Gelegenheit Und mit Genehmigung des Machsens ist der Kommandant Senes in der Kasbah von Agadir empfangen worden. Da dieser Besuch seit langer Zeit der erste eines europäischen Kriegsschiffes in diesem Hafen war, so erregt er in der ganzen Gegend großes Aufsehen. Jn diesem Besuch ist der Ursprung der völlig unbegründeten Gerüchte zu erblicken, daß der Hafen von Agadir von Frankreich beseßt worden sei.

Koloniales,

Die Bondelzwarts in Deutsh-Südwestafrika.

Der Stamm der Bondelzwarts, dem durch den Friedens\{luß vom 23. Dezember 1906 im Süden Deutsh-Südwestafrikas bei Warmbad, Gabis, Haib und Draihuk Lokationen angewiesen wo1den find, verhält sich nah den leßten Berichten des Bondels- kommissars andauernd rubig und friedlih. Insbesondere ist gegenüber den früheren Zeiten ein erfreuliher Fortschritt in der Arbeitslust der Bondelzwarts zu verzeihnen. Sie gehen mit Vorliebe auf die Diamanten- felder bei Lüderißbucht in Arbeit. Die guten Löhne und die ihnen zuteil werdende gute Behandlung sind nicht ohne heilsamen Einfluß auf den Stamm geblieben. Da sie einen Teil ihres Lohnes regelmäßig an das Bondelskommissariat senden mit der Bitte, ihnen dafür Vieh zu kaufen, so hat sich die Zahl des ihnen nah dem Friedens\{luß überwiesenen Kleinviehs erfreulih vergrößeit.

Neuerdings ist in den Lokationen, insbesondere tin Haib und auf der Missionstation Heirachab is, mit der Anlegung von Gärten be- gonnen worden. An die Paßpflicht, der auch die Bondels unterworfen find, baben sie ne gut gewöhnt. Sie bleiben den Lokationen nit länger fern, als ihnen noch dem Passe erlaubt ist. Zurzeit zählen die Bondelzwarts 747 Männer, 790 Weiber und 431 Kinder.

Das Dezemberheft der Zeitschrift für tropishe Landwirtschaft „Der Tropenpflanzer“, Organs des Kolonialwirtschaftlichen Komitees (Berlin, Unter den Linden 43), enthält an erster Stelle einen längeren Aufsay über die Sojabobne und ihre Verwertung von Prof: sor Dr. F. Honcamp Nostock. Der Verfasser beschreibt zunächst eingehend die vershiedenen Varietäten der Sojabohne und behandelt dann ausführlih ihre Verwendung als Nahrungs- und Genuß- mittel, zu tehnishen Zwecken und als Futtermittel. Bei der großen Bedeutung, welche die Sojabohne in den leßten Jahren gewonnen hat, dürften die umfassenden Mitteilungen des Verfassers sowohl für die Fettindustrie wie für landwirtschaftlche Kreise von roßem Interesse sein. In einem weiteren Artikel beschreibt Ge- eimer Rat, Professor Dr. Gruner-Berlin einige charakteristische Bodenarten aus Südwestafrikla. Ferner teilt Moriß Schanz- Chemniy eine ungehal!ene Nede von Booker Washington, dem be- kannten Negerführer in den Vereinigten Staaten von Amerika, mit, in der die Lebensbedingungen und die Aussichten des amerikanischen Negers in kurzen Zugen behandelt weiden Unter den ständigen Rubriken „Aus deutshen Kolonien“, „Aus fremden Produktions- gebieten", „Vermischtes" 2c. finden sich weitere Berichte über Zapf- versude an Kautschukbäumen in Togo, über Mahagoni in Mexico, über Ananas sowie eine Menge kleinerer Mitteilungen über tropische Nußtpflanzen und handelsstatistische Angaben,

en Botschaster von Giers in feierlicher

* Parlamentarische Nachrichten. ‘Der Schlußbericht über die gestrige Sizung des R tags befindet sich a Ersten Es Bug eidu

Jn der heutigen (95.) Sißung des Reichstags, w der Staatssekretär des Jnnern Dr. Delbrück beiwohnte, f

das Haus die zweite Lesung des Entwurfs eines Arbeit,

kfammergeseßes fort.

S 2 der Vorlage, von der 11. Kommission ebenfa unverändert angenommen, lautet:

„Die Arbeitskammern sind berufen, den wirtschaftlichen Friedy, u pflegen. Sie sollen die gemeinsamen gewerblichen und wir [haftlihen and nd der Arbeitgeber und Arbeitnehmer der h ihnen vertretenen Gewerbezweige sowie die auf dein gleichen Geh liegenden besonderen Interessen der beteiligten Arbeitnehmer unt gleichmäßiger Berücksichtigung der Arbeitgeberinteressen wahrnehmen!

Abg. Bömelburg (Soz.): Wir beantragen die Worte eln gleihmäßiger Berücksichtigung der Arbeitgeberinteressen“ Diese Worte widersprehen dem Grundgedanken des (Gesetzentwurfs. Di Interessen von Handel, Industrie und Landwirtschaft \ind bereits (t seßlih geregelt. Bei diesem Gesege handelt es sich um die Inte essen der Arbeiter, jener Sat besagt das genaue Gegenteil. N 8 3 haben doch die Arbeitékammern die Aufgabe, die Arbeiterinteressy auf dem Gebiete des Arbeitsverhältnisses wahrzunehmen. Sie sola bei Abschließung von Tarifverträgen mitwirken. Handelt es si m höhere Löhne, um Verkürzung der Arbcitszeit 2c., so stehen die Ar“ et geberinteressen immer im Gegensaß zu den Interessen der Arhej nehmer. Der Unternehmer ist doch nur von dem Gedanken bese] recht viel Geld zu verdienen; ob der Arbeiter wirkli verdient, wai er für sih und seine Familie braucht, ist ihm {ließli gleihgülth Soll das Geseg seinen Zweck erfüllen, so muß diese Bestimmuy heraus.

Abg. Manz (fortschr. Volksp.): Jh bitte, den Antrag abul lehnen; die Parität zwischen der Gruppe der Arbeitgeber und d Arbeitnehmer würde dadurch verleßt werden. Es sollen ja die bu O Interessen der Arbeitnehmer berücksihtigt werden; den hein, als ob wir einseitig bestrebt seien, den Arbeitern Zugestänh nisse zu machen, wollen wir vermeiden.

Abg. Sever'!ng (Soz.): In der Begründung des ersten Entwur war ausdrücklich gesagt, es handle sich um die Erfüllung des Kais [ichen Versprecbens von 1890; dieses aber sagte ven Arbeitern eine Va tretung zu. Von Verletzung des Paritätsgedankens kann also nit die Nede sein.

Abg. Dr. Fleischer (Zentr.): Auch wir treten für die Aufre) erhaltung des Wortlautes der Vorlage ein. Die „besonderen“ Jntz essen der Arbeiter dürfen niht so vertreten werden, daß dadurch d gesamte Arbeitêverhältnis und die Produktion Schaden erleiden. Did Absicht soll verhütet werden.

Abg. Bömelburg (Soz): Die Erhöhung der Löhne und d

Verkürzung der Arbeitszeit liegt niht nur im Interesse des Arbeit

und nicht nur im Interesse des Unternehmers, sondern im Intere des gesamten deutschen Volkes. Wäre der Abg. Fleischer mit d Unternehmertum in Berührung gekommen, so würde er seinen Standyurnk nicht festhalten. Jch kenne Fälle, wo Unternehmer eine Erhöhung d Stundenlohnes von 22 auf 25 #4 als „ausverschämt“ bezeichnet habe

Abg. Dr. Fleischer (Zentr.): Arbeitskammern sich betätigen? Doch gerade im Interesse des g samten deutschen Volkes. Bei Streichung der fraglichen Wo könnte es leiht dazu kommen, daß die beiderseitigen Interessen nid gerccht gegen einander abgewogen werden.

Abg. Molkenbuhr (Soz.):

Allgemeinheit als im Interesse der Unternehmer liegend ansie sondern was sie selbst als dahin gehörig ansehen; dieses leztere ni aber sehr oft als dem Gemeinwohl \{chädlich zu beachten sein. D Abg. Fleischer sollte do praktishe Beispiele anführen.

Abg. Dr. Fleischer (Zentr.): Es könnte ja einmal eine Ut gestaltung eines Betriebes dahin beantragt werden, daß das Eigentu an den Produktio: smitteln in das Eigentum der Arbeiter übergeh dann wäre doh die Schädigung des Allgemeinwohls gegeben.

Abg. Hue (Soz.): An dieses Beispiel glaubt doch der Kolle Fleisher wohl selbst nicht! Es ist demgegenüber an das Faktum erinnern, daß ein Hüttendirektor, der für den Feuerungsbetrieb d Achtstundentag eingeführt hatte und damit Vorteile erzielte, bd den Cigentümern angewiesen wurde, den Achtstundentag wieder abz schaffen, weil man den Arbeitern auf diesem Gebiete nit entgeg lommen dürfe. Solch unsoziales Gebaren würde dur die von angegriffene Klausel gedeckt werden.

Abg. Dr. Fleischer (Zentr.): Das Beispiel trifft nicht weil eben der geseßlihe Nahmen fehlt, den wir ja hafen wollen

S 2 wird unverändert aufrecht erhalten. |

Für den sozialdemokratischen Antrag stimmen nur !

Antragsteller. (Schluß des Blattes.)

Bei der Ersaßwahl eines Mitglieds des Hauses d Abgeordneten an Stelle des verstorbenen Abgeordne! Ziesché (Zentr.), die gestern im Stadtkreise Breslau fand, erhielt, wie „W. T. B.“ berichtet, Kaufmann Vogl Breslau (Zentr.) 814, Handelskammersyndikus Dr. Ehle Berlin (Fortschrittlihe Volkspartei) 470 und Loebe (Sojzil demokrat) 355 Stimmen. Es wurde also Stichwahl zwis Vogel und Dr. Ehlers erforderlih. Diese ergab 839 Stimn für Dr. Ehlers und 824 für Vogel. Ersterer ist son gewählt.

Bei der gestern in den Kreisen Hirschberg ul! Schönau, Regierungsbezirk Liegnitz, vorgenommenen Ersa wahl eines Mitglieds des Hauses der Abgeordneten | Stelle des verstorbenen Abg. Wagner (Fortschrittlihe Voll partei) wurden nach einer Meldung von „W. T. B.“ im gan 390 Stimmen abgegeben; davon entfielen auf Hugo Wen! Rentier in Hirschberg i. Schl. (Fortschrittl. L 203, d Landgerichtsrat a. D. Seydel in Hirschberg i. Schl. (nation liberal) 187 Stimmen. Ersterer ist somit gewählt.

Statiftik und Volkswirtschaft.

Die Geisteskranken in den Irrenanstalten Preußens im Jahre 1908.

Unter dem Einflusse der angeordneten Ausdehnung der Ir anstal1sstatistik auf die Anstalten für Nervenkranke, für Morphiu süchtige, Alkoholisten und auf die Wasserheilanstalten ist die folg! Aenderung eingetreten. Berücksichtigt man nur die Zahl Geistesfranfken, so waren 1908 113 318 Verpflegte (63 599 liche, 49 719 weibliche) vorhanden; davon entfielen a. auf den 2 stand am 1. Januar 1908: 81325 (43 856 männliche, 37 469 lihe) = 71,77 (68,96 männliche, 75,36 weibliche) v. H., b. auf Zugang im Jahre 1908: 31 993 (19 743 männliche, 12 250 weiblil = 28/23 (3104 männliche, 24,64 weibliche) v. Li

Werden die Nervenkranken usw. mitberücksichtiat, so ist folgen ermittelt: Die Anzahl der Verpflegten belief sich während des Berid jahres auf 123 168 (65514 m., 54 654 w.) Personen; davon wa!

zu treide

Zu - welhem Zwecke s\ollen d

Sobald die Worte stehen bleiba wie sie jeßt dastehen, wird darunter nit verstanden werden, was i

1. Januar: 82419 (44 326 m., 38093 w.) = 66,92 (64,70 m., 6 ,) v. H., Zugang: 40749 (24 188 m., 16 561 w.) 2 33,08 (35,80 m., 30,30 w.) v. H. : 1

Im erihtsiahre 1908 is die Zahl der Krankheitsfälle in den in Rede stehenden Anstalten auf 131 855 (74 004 m., 57 851 w.) ermittelt; davon waren aber im Berichtsjahre in mehreren Irren- anstalten 8687 (5490 m., 3197 w.) gewesen, sodaß, wie vorher an- egeben ist, die Zahl der verpflegten Personen sich auf 123 168 be- süuft. Zieht man den Zugang allein in Betracht, der 49 436 Personen beträgt, so waren davon 17,57 v. H. bereits in demselben Berichts- jahre in mehreren Irrenanstalten gewesen. i

Von besonderem Are erscheint die Feststellung der Krank- heiten der Verpflegten, die nfolge der Ausdehnung der bisherigen Srrenanstaltss\tatistik auf die Nervenheilanstalten usw., in den Anstalten dieser Art im Jahre 1908 behandelt worden sind. So {st die Zahl der Epileptiker, die im Jahre 1902 sich auf 9258 (5408 m., 3850 w.) belief, im Jahre 1908 auf 16020 (9657 m., 6363 w.) gestiegen, weil auch die Epileptiker ohne Seelenstörung vorschriftsmäßig in dieser Zahl enthalten sind. Neu aufgeführt sind 2964 (513 m., 1751 w.) Personen, die wegen „Hysterie“ den Anstalten zugegangen sind. Unter diesen Kranken stellt das weiblihe Geschleht die größte Anzahl; an „Neurasthenie“ litten überwiegend mehr Männer, namlich 1945, während nur 1115 Frauen wegen dieser Krankheit den Anstalten zugeführt sind. Die „Chorea“ hat 46 m. und 116 w. Personen, meistens Kinder, die ,Tabes“ da- gegen nur Erwachsene und zwar 228 m. und 61 w., ebenso die Morphiumsucht" 211 m. und 102 w. Perfonen der Anstalts- hehandlung zugeführt. Wegen anderer Krankheiten des Nervensystems befanden fh 2016 (1247 m., 769 w.) Personen in den Anstalten; auch an anderen (förperlichen) Krankheiten Leitende wurden in der Zahl von 1746 (725 m., 1021 w.) in den Nerven- und Wasserheil- anstalten behandelt. (Stat. Korr.)

Beskand am

Vorläufige Ergebnisse der Volkszählung vom 1. De- zember 1910 liegen heute aus folgenden Städten vor: In Schöne- berg wurden nach einer Mitteilung des städtishen Statistislhen Amts 76 526 männliche und 96 146 weibliche, zusammen 172 672 ortsanwesende Personen gezählt gegen 141 010 am 1. Dezember 905 und 95 998 am 1. Dezember 1900. In der Stadt Hannover ergab die Volks zählung, wie „W. T. B.“ berichtet, 144 681 männlihe und 155 072 weibliche, zusammen 299 753 Ortsanwesende. Am 1. Dezember 1905 hat sich die Bevölkerungsziffer auf 272 335 belaufen. Die Einwobner- zahl von Dresden betrug am 1. Dezember d. J. 546 882 gegen 516 996 am 1. Dezember 1905; diejenige von Chemnitz ist von 244927 am 1. Dezember 1905 auf 286454 am 1. Dezember 1910, also um 41 528 oder 179% gestiegen. Die Einwohnerzahl der Stadt Nürnberg belief sich am 1. Dezember d. J. auf 332539, d. \. 38 114 Personen mehr, als bei der Volkézählung im Jahre 1905 ermittelt worden sind. In der Stadt Braunschwetg wurden 68 458 männlihe und 74861 weibliche, zusammen 143 319 Orts- anwesende gegen 136 397 am 1. Dezember 1905 gezählt.

Zur Arbeiterbewegung.

Die Beleaschaft der Zehe „Lucas" bei Dortmund (vgl. Nr. 285 d. Bl.) ist, wie die „Köln. Ztg.“ mitteilt, gestern früh na dem Beschluß der vorgestrigen Belegschaftsversammlung in einer Stärke von 270 Mann wieder angefahren, Die Anfahrt vollzog sih in aller Nuhe und ohne jede Störung.

Die Leipziger Brauer und Brauereiarbeiter sind in eine Tarifbewegung eingetreten. In einer von der Oitsverwaltung des Verbandes der Brauerei- und Mühlenarbeiter Deutschlands ver- anstalteten Versammlung beschlossen sie, wie die „Lpz. Ztg." berichtet, den mit den NRingbrauereien abgeshlossenen Lohntarif am 1. Januar 1911 zu kündigen und alle zur erfolgreihen Durchführung der Lohn- bewegung erforderlihen Maßnahmen zu treffen.

Gestern hat, wie „W. T. B.“ meldet, über das vom Mar- seiller Gemeinderat ausgearbeitete Beamtenstatut für die 3000 städtischen Angestellten unter diesen ein Neferendum \tatt- gefunden, das eine Mehrheit für das Beamtenstatut ergeben haben dürfte.

Wie dem „W. T. B.* aus Barcelona gemeldet wird, haben die Metallarbe iter neuerdings den Generalausstand und den Boykott der Fabrikanten von Sabadell beschlossen.

(Weitere „Statistishe Nachrichten" \. i. d. Zweiten Beilage.)

Kunft und Wissenschaft.

Das Königliche Kunstgewerbemuseum hat jüngst eine mit drei Neliefbildern aus der Geschichte der Susanna ge\{chmückte Zinn- kanne der Hochrenaissance erworben, von der nur noch ein CEremplar im Bayerischen Nationalmuseum bekannt ist. Die \höne, 30,5 cm hohe Kanne trägt weder einen Orts- noch einen Meister- stempel, sodaß man, um ihre Herkunft und Enth1ehungézeit zu be- stimmen, das gesamte sogenannte „Edelzinn“ aus der zweiten D des 16. Jahrhunderts zum Vergleih heranziehen muß.

m Mittelpunkt der Edelzinnarbeiten stehen diejenigen des Lothringer Zinngießers und Medailleurs François Briot aus Damblain, der etwa von 1580 bis 1616 in Mont- béliard tâtig war. Sein im Kunstgewerbemuseum wvoll- ständig vertretenes Werk umfaßt u. a. neben der bekannten Tempe- rantia|chüssel die prachtvolle Marss{hüssel mit einer dazu gehörigen Kanne, auch cine Susannaschüssel. Die Vorläufer der Briotschen Kunst, denen dieser Meister die Anregung verdankte, stammen aus Lyon. Aus einer Lyoner Werkstatt ging au cine im Kunstgewerbe- mufeum befindliche Aktäonshüssel hervor. Das Mittelrelief stellt Bana und Aktäon dar und ist nach einem Hol;schnitt des in Lyon bei Fournes 1558 gedruckten Buches G. S. Florentins „Illustres Observations antiques“ ausgeführt. An dieses Stück schließt {ih uun, bereits in die Zeit Briots fallend, die neuerworbene Sufanna- kanne an. Ein in deutshem Boden \elten, in andern europäischen Ländern nicht häufig gefundenes Stük wurde dem Museum für Völkerkunde einverleibt. Es ist das eine eiserne Lanzenspige aus der Karolingerzeit, die 1909 bei Flußregulierungsarbeiten nahe bei Stettin aus der Oder gebaggert wurde. Die s{male, mit einem starken Mittelgrat versehene, \{chilfblattförmige Klinge von 2,9 ecm Breite bildete mit der langen, nach unten nur wenig ver- breiterten Tülle die kräftige, elegante Spiße (Länge: 49 ecm) einer mächtigen Stoßlanze, deren Holzschaft verloren ist. Befestigt wurde sie auf dem Holze durch lange Nägel, die durch zwei gegenüber- stehende, durch die Tülle geschlagene Neihen von je 10 Löchern getrieben waren, und von denen nur das oberste Nagelpaar erhalten ist. Das Material ist ziemlich weiches, an den Schneiden zu Stahl gehärtetes Eisen. Was diese Lanzenspiße besonders interessant macht, ist die Verzierung des unteren Teiles durch

auschierung. Um die Tülle, deren Oberflähe durch \{chmale Nillen aufgerauht is, winden sich spiralförmig feine, flahgehämmerte St'eifen, abwechselnd aus Silber- und Kupferdraht. Diese Streifen bilden ein dünnes Band mit kurzen Aesthen oder Zacken. Die Zacken des Kupferbandes liegen dabei so genau zwischen denen des Silberbandes, daß Grund und Muster si völlig entsprehen. Oben und unten schließt die Tüllenverzierung mit gezähnten ineinanderliegenden Drei- eden von Silber und Kupferblech ab, die wiederum durh gezackte änder begrenzt sind. Das Speereisen stellt einen Typus des 9. und 10. Jahrhunderts dar, der aus Einzelfunden und aus in

ord- und Mitteleuropa aufgedeckten Gräbern bekannt ist. Dieses ganze Gebiet stand damals, was die Bewaffnung anlangt, unter dem Einfluß des karolingishen Westens. In der Auserüstung des germanishen Kriegers war seit dem 7. Jahrhundert n, Chr., nachdem die nationale Abneigung gegen die beschwerenden

hußwaffen allmählich ges {wunden war, Eisenbrünne und -Helm allgemeiner geworden und damit hatte sich auch die Form der Angriffs-

waffen geändert. Am \chnellsten und durchgreifendsten trat diese Um- wandlung bei den Franken ein. An Stelle des alten, zum Wurf und Stoß verwendeten germanischen Speeres tritt die immer länger und wuhtiger werdende Spatha, daneben ein großer, im Nahkampf ver- wendekter Speer mit langem, kräftigem Eisen. Die Spitzen zeigten entweder ein breites Blatt und kurze Tülle, an der \ich bisweilen zwei „Arretierhafken“ befinden, oder. sie waren, wie in unserem Stü, \{lank mit langem Blatt und weitausgezogener Tülle. Das Stettiner Speereisen, wie ein zweites in der Tehnik und Dekoration ihm ver- wandtes Stück aus Bares (bei Potsdam) stammen aus damals flawischen Gebieten. Die Eisenteile rühren aber niht von flawishea Waffenschmieden her, \ind vielmehr als aus Franken eingeführt zu be- traten. Son am Anfang des 9. Jahrhunderts erließ Karl der Große ein Waffenausfuhrverbot. Karl der Kahle bedrohte den Waffenverkauf ins Ausland sogar mit dem Tode. Doch cheinen solche drakonishen Best!mmungen nicht durchgedrungen zu sein, denn fränkiscbe Waffen waren bei allen Völkern des Ostens und Nordens gesucht und wurden hoh bewertet. Das Kupferstihkabinett erwarb vor kurzem eine Federzeihnung aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts, die als seltenes Beispiel der Zeichenkunst der alten italienishen Kupfersteher und als Arbeit eines nicht un- bedeutenden, eigenartigen Meisters beachtenswert ist. Sie stellt das Urteil des Paris dar und stimmt in ihrer ganzen Form mit einer Neihe von Kupferstihen so sehr überein, die man als Werk des „Meisters von 1515" zusammenzufassen pflegt, daß an der Identität des Zeichners und des Stechers kaum gezweifelt -werden darf. Der „Meister von 1515“ wird der oberitalienishen Scule zugerechnet; er gehört, wie im leßten Heft der „Amtlichen Berichte aus den König- lichen Kunstsammlungen“ ausgeführt wird, zu fenen \{chwächeren Künstlern der Uebergangszeit, die ihre ungemessene Antikenbegeisterung niht mehr dur quattrozentistishe Stilsicherheit und naiven Natu- ralismus zu zügeln verstanden, aber auch nicht, wie die (Großen der Renaissance, die Eindrücke der Antike zu neuen Bildungen von eigener Lebenskraft umzugestalten vermohten. Die 44 Kupferstiche des Meeisters, die wir kennen, stellen sämtlih antike Szenen oder Gegen- stände dar, sind aber nicht direkte Nachahmungen antiker Bildwerke, sondern recht willkürlihe Gestalten. Die Reize der Stiche liegen in feinen Einzelheiten, besonders au in der Kontrastwirkung von Licht und Schatten. Wiederholt finden ih in ibnen Anlehnungen an Dürer. Unsere Zeichnung trägt die Jahreszahl 1520, die ja zu dem „Meister von 1515" ) assen würde. Dagegen geben die Inschriften auf der Zeichnung manches Nätsel auf. Auf der Nükseike ist mit anderer Linte und von anderer, wie es s{eint, späterer Hand ge- schrieben: „Fil guter Zeit wüns ich.“ Das kann man als Widmung des Schenkers deuten, der das Blatt vielleiht einem funstliebenden Freunde aus Italten mitgebraht hatte. Datum und Schriftzeichen auf der Vorderfeite sind augenscheinlich mit der Tinte, mit der die Zeichnung ausgeführt wurde, geschrieben, also wohl vom Künstler telbst als Bekundung seiner Autorschaft beigefügt worden. Man hat sie aber noch nicht einwandfrei zu deuten vermoßt. Was für den „Meister von 1515# spricht, ist, wie gesagt, neben der Jahreszahl vor allem der ganze Œarakter der Zeichnung.

Neue Bruchstücke einer Nibelungenhandschrift fand der Oberbibl'othekar zu Upsala Jsak Collijn, als er kfürzlih im Auftrage der preußishen Kommission für den Gesamtkatalog der Wiegenorucke in Mainz arbeitete, in einem Frühdruck des dortigen bischöflichen Seminars. Es ist das, wie die „Voss. Ztg.“ mitteilt, ein sogenanntes Quadragesimale über die christliche Religion des h. Bernardin von Siena. Diese Inkunabel stammt nah einer Eintragung im Buch aus dem Benediktinerkloster auf dem Jakobsberge in Mainz, in dessen Bibliotbek sie auch 1512 in dem von Wolfgang Treßler verfaßten, jeßt auf der Berliner Königlichen Bibliothek befindlichen Katalog ge- nannt wird. Collijn hat seinen Fund jegt in einer Monographie M handelt, der Fakfimiles aller der neuen Nibelungenstücke beigegeben sind. Was vor diesem Funde von der Handschrift bekannt war, hatte vor Zeiten Görres entdeckt, der die Stücke teils an Wilbelm Grimm, teils an August Wilhelm von Schlegel schenkte. Auf diesem Wege famen fie an Karl Lahmann, und dieser schenkte sie wiederum der Königlichen Bibliotbek. Außec diesen jeßt Berliner Bruchstüen sind noch eine Anzahl Strophen aus einer direkten, in Heidelberg befind lichen Ab\chrift der Handschrift L bekannt. Collijns Fund fügt noch 54 neue Strophen hinzu Sie sind von derselben Hand geschrieben wie der erste Teil der Berliner Stücke und bildeten die Blätter 14: 12, 15 und 16 der Handschrift.

Die Kuratoren dêr Columbia - Universität teilen mit, daß der Universität ein Geschenk von 100 000 Doll. gemaht worden set, dessen Zinsen dazu verwandt werden sollen, die deuts -amerika- nischen Kulturbeziehungen zu fördern. Eine weitere Gabe von 30 000 Doll. fei für die Erwerbung eines Deutschen Hauses für die Universität bestimmt, das ein germanishes Institut zum Studium der deutschen Geschihte und Kultur enthalten foll.

Literatur.

Die G. J. Göschenshe Verlagsbuchhandlung kann ein seltenes und ehrenvolles Jubiläum begehen: in der von ihr ber ausgegebenen „Sammlung Göschen“ ist soeben das 500 Bändchen er- schienen. Unter den volkstümlih wissenschaftlihen Enzyklopädien in Einzelbänden, die seit den leßten Jahrzehnten in einigen Verlags- instituten erscheinen, nimmt die „Sammlung Göschen“ eine bervor- ragende Stellung ein, sowohl durch die große Mannigfaltigkeit der Wissenszebiete, die in thr Berücksichtigung finden, als vor allem durch die wissenschaftlihe Qualität ihrer Mitarbeiter, die sih aus den namhaftesten Fachmännern zusammenseßzen. Bedenkt man ferner, daß der Preis jedes Bändens nur 80 beträgt, so ist die Behauptung berechtigt, daß durch diese Sammlung eine Fülle von Belehrung und Anregung in weite Kreise getragen worden ist und daß sie erheblih zu einer Popularisierung der Wissens\häte anf allen Gebieten in gutem Sinne beigetragen hat. Das 50 . Bändchen hat den außerordentlichen Professor an der Berliner Universität Dr. Geor g S immel zum Verfasser und beschäftigt sich mit den Hauptproblemen der Philosophie. Während die Gesh‘hten der Philosophie in der Regel historish die Ergebnisse des philosophischen Denkens liefern, behandelt der Verfasser sachlich die logischen und erkenntnistheoretischen Hauptprobleme: das Wesen der Philosophie, Sein und Werten, Subjekt und Objekt, um si sodann in einem vierten Abschnitt der praktischen Philosophie, den „idealen Forderungen“, zuzuwenden. Da- vei gibt er die Bilder diefer großen Philosopheme so, wie sie sih etwa einem Philosophen darstellen, der eine eigene Lösung dieser Probleme sucht und zu diesem Zwecke die bereits vorliegenden Lösungen si ver- gegenwärtigt und erwägt. Ein Problem ist ihm in diesen Bufammenhang nicht wichtig, weil Plato und egel es behandelt haben, sondern Plato und Hegel

nd ihm wichtig, weil sie das Problem behandelten. Das Ve1ständnis der philosophischen Probleme soll also von dem inneren Prozeß her gefördert werden. Aehnlih, wie man zum Ver- ständnis der Kunst gelangt, indem man den Schaffenöprozeß des Künstlers in einer bestimmten Art gewissermaßen wiederholt, soll der Leser hier durch ein Nachdenken philotophisher Probleme zu ihrer C: kenntnis vordringen. Die Simmelshe Schrift ist ein instruktives Beispiel für die in der Göschenshen Sammlung befolgte Methode: Dem Leser werden niht in knappen Auszügen aus größeren wissen- shaftlihen Werken deren Hauptergebnisse porgciept, das Bestreben geht vielmehr dahin, ibn möglichst geistig mitarbeiten und sich so die von andern gehobenen Schätze tniterwerben zu lassen.

Die Taschenbücher für Südwestafrika L 4M) und für Deutsch-Ostafrika (4,80 4), herauëgegeben von Major Schwabe, ODberstabsarzt Kuhn, Bezirksamtmann von St. Paul-Zllaire und Dr. Fock, liegen im 2. Jahrgang für 1911 vor (Verlag von W. Weichert in Berlin). Die Taschenbücher, die eine große Menge für die Kolonien wichtiger Angaben in übersichtliher Anordnung ent- halten, find für den zweiten Jahrgang in mannigfacher Be;*-&ng erx-

"XL Jahrg.

gänat worden. Das Taschenbuch für Südwestafrika wurde u. a. dur

isten des Viehzugangs und -abgangs, Lohnlisten Angaben der Hoch- wasserzeiten, eine Zusammenstellung der postalischen erhältnisse und der in der Kolonie arbeitenden Gesellshaften bereichert, während das- jenige für Deutsh-Ostafrika u. a. durh Abrehnungs- und Lohntabellen und einen DelOSRe durch den Norden- des Schußgebiets erweitert wurde. Die Geseße und Verordnungen {ind für beibe Taschenbücher wieder in besonderen Bändchen herausgegeben.

Kürschners Jahrbuch für 1911 (Hermann ilgers Verlag in Berlin u. Leipzig, geb. 1,80 4) enthält in übersihtliher Fort wieder eine Fülle von Angaben aus allen Gebieten des taats- und Wirtschaftslebens, der Literatur, Kunst 2c., die sorgsam nach- revidiert und ergänzt find. Neu aufgenommen sind z. B. ein „Deutsches Städtelerikon“, in das auch die größeren Landgemeinden eingegliedert find und das u. a. die Ortéklassen für den Wohnungsgeldzushuß und die Höhe der Kommunalsteuern aufführt. Sehr rei haltig find au die Angaben über Heer und Flotte, sehr übersihtlih und praktis die- jenigen über die internationale Handels- und Verkehrs\tatistik.

Kurze. Anzeigen neu erschienener Schriften, deren Desprecjun LETINaITEN bleibt. E insendungen sind nur an die Redaktion, Wilhelmstraße 32, zu rihien. Rücksendung findet in keinem Falle statt.

Yiaggio a Roma. Sprachführer für Deutsche in Italien. Praktishes Handbuch der italienischen Umgangssprache von Dr. Fassano. 7. Aufl., umgearbeitet von Dr. G. Chisini. 1,60 M; gebdn. 2 M. Berlin W. 35, Flottwellstr. 4, F. A. Herbig. Sozialer Volkskalen der für 1911. (Preis für 100 Stück 7 Æ eins{l. Porto und Verpackung.) Berlin SW. 61, Johanniter-

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Bauwesen.

Bauberatungsfstellen.

_ Von jeher hat die Zentralstelle für Bolkswohlfahrt, früher Zentralstelle für Arbeiterwohlfahrtseinrihtungen, dem Arbeiter- wohnungsbau ein besonderes Interesse zugewendet. Hierbei standen neben der Absicht einer nachhaltigen Förderung des gemeinnüßigen Wohnungsbaues durch Reih, Staat und Gemeinden, dur Arbeitgeber und gemeinnützige Vereinigungen aller Art au die sonstigen volkéwirtschaftlichen, auf das Wohnungswesen bezüg- lichen Fragen sowie die tehnishen Gesichtspunkte im Vorder- grunde. Was speziell die Frage der tecnis{ - wirtschaftlihen Gestaltung dés Arbeiterwohnungsbaues anbelangt, fo war schon mit der ersten Konferenz der früheren Zentralstelle für Arbeiterwohlfahrts- einrichtungen am 25. und 26. April 1892, bei der über die Ver- besserung der Wohnungen verhandelt wurde, eine Ausstellung von Bauplänen und Grundrissen verbunden, und in dem herausgegebenen Bericht über die Verhandlungen, Heft 1 der Schriften der Zentral- stelle, ist ein reihhaltiges Material in dieser Beziehung ent- halten. Auch in der Folgezeit hat die Zentralstelle diesen Fragen das größte Interesse entgegengebraht und noch verschiedentlih bei ihren Konferenzen darüber verhandelt und eins{lägiges Material in ihren Schriften niedergelegt. Es sei namentli auf Heft 20 ihrer Schriften (Nußbaum, „Bau und Einrichtungen von Kleinwohnungen“) hingewiesen. Als dann allmählih die Erkenntnis #ich immer weiter verbreitete, daß, wie die Bauweise überbaupt, so insbesondere das Arbeiterwohnhaus einer ästhetishen Beeinflussung dringend bedürftig sei, hat auch die Zentralstelle an ihrem Teile an der Förderung dieser Fragen mitgewirkt. Am 5. und 6. Juni 1905 veranstaltete sie in Hagen eine Konferenz, bei der über „die fünstlerishe Gestaltung des Ärbeiterwohnhauses“ beraten wurde. Die Verhandlungen sind in Heft 29 der Schriften der Zentralstelle ab- gedruckt, in der auch eine Reihe von mustergültigen Leistungen vor Augen geführt wird. In den Verhandlungen \prach Dr. M. Brandts- Düsseldorf über „die Notwendigkeit und Möglichkeit der künstlerischen Ausgestaltung des Arbeiterwohnhauses“, K. E. Osthaus - Hagen über den „Wert des Hauses“, Geheimer Rat Muthesius über „die Entwicklung des künstleriihen Gedankens im Hausbau“; ferner hielten Vorträge: Königlicher Gartenbaudireltor EnFe (Cöln) über „Gärten an Arbeiterwohnhäusern“, Regierungsrat, Pratetior Dr.-Ing. Henrici (Aachen) über „Arbeiterkolonien“, Architekt Riemershmid (München-Pasing) über „Grundriß und Außenbau, Innenausbau und Einrihtung“ und Professor Schulze-Naumburg (Saaleck) über „das Bauernhaus in seiner vorbildlihen Bedeutung für den Arbeiterhausbau“. Die Zentralstelle hat also in dieser Beziehung {hon seit Jahren gewisse Funktionen einer Bauberatungsstelle erfüllt. Noch wel gilt dies bezüglih einiger anderer Tätigkeitsgebiete. In der Zeitschrift „Con- cordia“ und in der vom Geschäftsführer herausgegebenen „Zeit- rift für Wohnungswesen" ist in Wort und Bild Propaganda für eine technisch und fkünstlerisch einwandfreie Bauweise gemacht worden. Ferner wurde gemeinnüßigen Bauvereinen und Industriellen Nat erteilt, und es wurden ihnen Pèusterentwürfe zur Verfügung gestellt. Hatte also biernach die Zentralstelle {hon hinsichtlih einer Besserung der Bauweise viel getan und in mancher Beziehung als Bauberatungs- stelle gewirkt, so folgte e auch der im Jahre 1910 an fie ergangenen Anregung des Deutschen Werkbundes, die Errichtung von Bauberatungs- stellen in allen Landesteilen zu fördern, und zwar wiederum von dem Gesichtspunkt einer Förderung des Arbeiterwohnungsbaues aus. Es wurde zunächst auf den 23. Februar 1910 eine Reibe von be- sonderen Sachverständigen und in der Bewegung stehenden Herren zur einer Besprechung eingeladen. Bei dieser wurde einstimmig anerkannt, das die Förderung der Errichtung von Bauberatungsftellen dringend eboten sei, und beschlossen, die Zentralstelle môge die Sache in die Band nehmen, vor allem das Material über die bestehenden Be- ratungsstellen sammeln und in einer Schrift wg: nie und sodann eine Versammlung einberufen, um über die Sache öffentlich zu ver- handeln. Die zuständigen Organe der Zentralstelle billigten diesen Beschluß. und es wurde in Ausficht genommen, daß die Zentralstelle, vornehmlih mit Nücksicht auf den Arbeiterwohnungsbau, bei den in frage kommenden Faktoren für die Errihtung von Bauberatungs- tellen eintrete und insbesondere auch die gemeinnügzigen Getbaeder anrege, sowobl auf eine zweckmäßige technish wirtschaftliche als auch auf eine ästhetishe Ausgestaltung der bei ihnen zur Beleihung ein- gehenden Projekte hinzuwirken. :

Die Sammlung des Materials ist alsbald eingeleitet worden und die Bearbeitung in der von der Zentralstelle für Volkswohlfahrt in diesen Tagen herausgegebenen Schrift „Die Organisation und Tätigkeit der Bauberatungöstellen Les eiten, Karl Hey- manns Verlag, Berlin) erfolgt. Es sind darin die Berichte einiger besonders hervorragender Stellen über ihre Aufgaben und Einrichtun im Wortlaute wiedergegeben, nämlich diejenigen der O Ye- ratungsftelle für das Baugewerbe in Stuttgart, der Baubera ane i des Nheinischen Vereins für Kleinwohnungswesen (Technisch-künstlerische Abteilung), des Westfälischen Vereins zur ea des Klein- wohnungswesens, des Vereins für niedersächsisches Volkstum (zu Bremen), der auf Grund des bremishen Kunstshußgeseßes der Bau- polizei und anderen staatlihen Stellen als beratende Behörde zur : Seite getretenen aver I Eee des bremischen G und der Bericht über die Maßnahmen des staatlich unterstühßten