1891 / 10 p. 8 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 12 Jan 1891 18:00:01 GMT) scan diff

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1889/90 gegen 1879/80 mehr (weniger)

Betriebsjahr

1879/80 | 1889/90 | im Ganzen | in %

Betriebslängen : i am Ende des ; Iahres . . km 19565,28 | 23943,64 4378,36 |+ 22,4

davon Neben- | | bahnen . . km 2951,59 | 5890,38 2938,79 ¡+4 99,6

Zahl der Stationen: j im Ganzen Stck. 2609! 3667 1058/4 40,6 davon auf je | | 109 km . Std. |- 1834 1,5 02 |+15,4

Bestand der | Betriebêmittel : | der Lokomotiven | Stck. 7145 1973|+ 27,6 auf je 10 km j Durchschnitt Stck

derPersonenwagen Stck

3,60 | 0,21 |+ 5,6

; 10785 3812|+ 35,5

auf je 10 km |

Durwschnitt Stck

der Gepäck- und Güterwagen | Stck. 147396 191686 44290 /+- 30,0 auf je 10 km j

Durchschnitt | Stck 75,3 | 80,1 48 |+ 6,4

| 6,2 0,7 [f 12,7

Leistungen der Betriebê8mittel : a. der Loko- motiven : Zug-km (auf eige-

ner Bahn) im | Ganzen 118566809 188382469 69815660|+ 58,9 auf je | mittlerer Be- | triebslänge . . . 6134 7976 1792+ 29,0 Nuß-km der eige- | | nenLokomotiven 124530215 199559482 75029267|+ 60,2 auf je 1 Loko’ | j motive durch- \chnittlich ..…. 17586 22270 4684+ 26,6

b. der Wagen: | Achs-km d. eigenen j | 808706651 1425294326 616587675 + 76,2

Personenwagen auf je 1 Achse | durchschnittlich 31723 43535 11812\4- 37,2 A Hs-km der eige- | nen Gepädt- wagen 285253676, 454259517 auf je 1 Awsse | dur{sch{nittlich 40756 50167 Ack{8s-km der eige- | nenGüterwagen | 4263827109| 65623414411 auf je 1 Achse | durchschnittlich 14579 17633 Achs8-km sämmt- liher eigener | Wagen 5357787436! 8442968294 auf je 1 Achse | durhs{nittlich. 16488 20393 Ach8s-km der eige- | nen und frem- | der Wagen (ein- | \chließlich der | | Postwagen) . . | 5362627236 8555553034|4- 3192925798 + 99,5 auf je 1 Km ! | mittlerer Ve- ; triebslänge. . . 279683 362251

—-

Personenverkehr:

Personen-km Anz. | 3790674849 6706420811|+ auf je 1 km mitt- [erer Betriebs8-

länge . . Anz. 202002 290608|+

u

+

169005841 + 59,3 9411 + 23,1 2299587302 + 53,9 3054 + 20,9

| 3085180818 + 57,6 3905 + 23,7

82568 + 29,5 9915745962 —- 76,9

88606 + 44,0

52211|+ 35,1 10877172819|+ 68,3

auf je 1 Wagen- ae .. Alk 148701 204845

Plaß-km . . Anz. [15927205000 26804377819 durchs{nittliche Benußung der vorhandenen Pläye . . . %o 3,8 : + o 4 60

Güterverkehr : Tonnen-km | (Nettolast) Anz. 8905568754'15855996404 auf je 1 km Be- triebslänge Anz. 465020 673787 auf je 1 Güter- wagenafe Anz. 30453 42598 12145 durchscnittlihe | Ausnußung der | Tragfähigkeit der Güterwagen 9% 45,90 Betriebs- | ergebnife.

Einnahmen.

a. Perfonen- und Gepäverkehr /

S 4 | 133055893] 212544758 74488865 auf je 1 Per-

sonen-km. . S 3,53 3,09 0,44 auf je 1 km mitt- lerer Betriebs- länge... . 7359 9210| 1851 b, Güterverkehr. 382763169| 604054648|+ 221291479 auf je 1 tkm S 4,29 3,81 I— 0,48 auf je 1 km mitt- lerer Betriebs- länge... . M 19987) 25669|+ 5682+ 28,4

(Artiv für das Eisenbahnwesen.)

Kunft und Wissenschaft.

Das Königliche Observatorium für Astrophysik.

Wir haben wiederholt über die Arbeiten und Forshungs- Ghébnisse des Observatoriums für Astrophysik A lben te sFlattel Der leßte von uns veröffentlichte befindet sich in ir, 260 des „R. und St. A.“ vom 28. Oktober 1890. Zum Verständniß der Bedeutung dieses wissenshaftlihen Jnstituts

und seiner Forshungsergebnisse wird es wesentlih beitragen, wenn wir einen Ueberblick über seine Gesammtthätigkeit enne Wir thun dies auf Grund einer soeben veröffentlihten Ab- handlung, welche die Direktoren der Observatorien für Astro- physiE, Meteorologie und Geodäsie über die ihnen unter- stellten wissensHastlihen Institute auf Veranlassung des Ministers der geistlihen 2c. Anelegenyenen herausgegeben haben und welche unter dem Titel: „Die Königlichen Observatorien für Are G Meteorologie und Geodäsie bei Potsdam“ im Verlage von Mayer und Müller in Berlin erschienen ist.

Die Astrophysik is die jüngste weigwissenshast der Astronomie. Sie hat zum Zweck die Erforshung der p ysi- falishen Erscheinungen der Sonne und der Sterne. - Der Bau eines besonderen Observatoriums hierfür wurde auf Anregung Sr. Kaiserlichen Hoheit des damaligen Kronprinzen, späteren Kaisers Friedrih, auf Grund der Vorschläge des Geheimen Regierungs-Raths Förster und nah Begutachtung desselben dur die Königliche Akademie der Wissenschaften, und nach- dem eine Kommission im Kultus-Ministerium einen Plan für die Anlage, Organisation und Ausrüstung aufgestellt hatte, im Herbst 1876 au dem Telegraphenberge bei Potsdam in Angriff genommen und im Frühjahr 1879 vollendet. Die Jnstrumente, welche für die Aufgaben des Observatoriums beschafft sind, haben nit, wie diejenigen auf der Sternwarte, die Messung der Positionen der Gestirne zum Ziel, sondern dienen als Lichtsammler oder Zeichner. Das Hauptinstrument ist ein zwölfzölliger Refraktor, neben welhem zwei Refrak- toren von aht und von fünf Zoll Oeffnung zu Gebote stehen. In Bezug auf Größe und Lichtstärke genügen diese V Pefraktor niht mehr den Anforderungen der Neuzeit. Der große Refraktor von zwölf Zoll Oeffnung kann heute nur noch als ein Jnstru- ment mittlerer Größe gelten, welches mit den Riesenrefraktoren von Wien, Cambridge, Washington, Pulkowa und von dem LiE-Observatory durhaus nicht konkurriren kann. Dagegen befindet sih das Observatorium in Bezug auf die zur Photo- graphie der Gestirne dienenden Spezialinstrumente durchaus auf der Se der Zeit; es hat einen großen Heliographen O efffnung und 13 Fuß Brennweite), wohl den größten einer Art, zur photographishen Aufnahme des Sonnen- bildes durch dieses Jnstrument genügt weniger als der tausendste Theil einer Sekunde —,; ferner einen po Ten os B welcher wesentlich zur Aufnahme einer reiten Zone des Himmels bestimmt ist; diese Aufnahme wird eine Karte des Himmels bis zu den Sternen 13, Größe ergeben und über 20 Millionen Sterne enthalten; die Stärke dieses Refraktors läßt sih erkennen, wenn man bedenkt, daß der hundertste Theil einer Sekunde genügt, von einem Stern der 1. Größe ein Bild zu erhalten, während bei Sternen der 13. Größe eine Expositionsdauer von 20 Minuten erforderlih ist. Außerdem dienen zur physikalischen Beobachtung der Ge- stirne eine Anzahl Spektroskopen;, zur Messung der Licht- intensitäten der einzelnen Sterne Photometer verschiedener Konstruktion; ferner Spektrometer, eine Dynamomaschine, verschiedene Meßapparate u. \. w.

Für die astrophysikalische Untersuhung maßgebend ist allein der Lichtstrahl. Die einfachste, am Längsten in Gebrauch befindlihe Methode der Untersuhung bietet die Betrachtung des dur das Fernrohrobjektiv erzeugten Bildes des himm- lischen Objekts; in neuerer Zeit ist an Stelle dieser direkten Beobathtung die photographische Aufnahme getreten, welche indeß nur auf Objekte mit ausgedehnter Fläche (also nit auf Fixsterne) anwendbar ist. Ein weiterer Zweig der Astrophysik ist begründet auf der quantitativen Analyse des Lichts: mit Le der Photometer können die Lichtintensitäten der Jimmelskörper gemessen und mit einander verglihen werden, und wichtige Schlüsse auf die physische Konstitution der Welten sind aus den resultirenden Veränderungen und Ver- hältnissen der Lichtintensitäten zu ziehen. Der Hauptgegen- stand der astrophysikalishen Forschung i} aber das Gebiet der Spektralanalyse, der qualitativen Analyse des Lichts, durch welche erst die Astrophysik als selbständige Wissenschaft begründet werden konnte.

Die bisher auf dem Observatorium ausgeführten Arbeiten, welche ein vermittelndes Glied zwischen der neueren Astrophysik und der Astronomie bilden, betrafen die Sonnenflecke, Unter- suhungen des Jupiter und des Mars, Untersuchung des Ein- flusses der Temperatur auf die Brehung und Dispersion des Lichts in Prismen, Untersuhung der mittleren Dichtigkeit der Erde, der Wärmestrahlung u. \. w.

Die Aufgabe der Photometrie, d. h. der Ranges des Lichtquantums, insbesondere bei dem Durchgange des Lichts dur unsere Atmosphäre, je nah der Höhe des Gestirns, ist mit dem Photometer zu lösen gesuht worden; hauptsächlih wurden Kometen und Planeten beobachtet. Eine photometrische DurGhmusterung der nördlichen Hemisphäre bis zu den Sternen 71/, . Größe herab haben die DDr. Müller und Kempf unternommen, eine Arbeit, deren Vollendung erst nah einer Reihe von Fahren zu erwarten ist. Die internationale photo- graphishe Aufnahme des gestirnten immels wird demnächst begonnen werden, nahdem auch das Dbservatorium den Theil der ihm übertragenen Vorarbeiten vollendet hat.

Die Messung der Lichtqualität, die Spektralanalyse hat auf dem Observatorium mit den aus ezeichneten ihm zur Los stehenden Mitteln eine groye örderung erfahren ; das Observatorium hat auf diesem Gebiete die wissenschaft- lihe Führun g übernommen. Zunächst ist eine genaue photographische ufnahme des Sonnenspektrums bei starker Dispersion durchgeführt worden; seine Länge beträgt nahezu 5 m; weitere Untersuchungen des Sonnènipétteuns hat Dr. Müller auf dem Säntis 1889 angestellt. (Vergl. Nr. 260 dés

„R.- u, St.-A.“ vom 28. Oktober 1890.) Die spektralanalytishén

Sen spezieller Theile der Sonnenoberfläche werden auf dem ausgeführt; ziemlich regelmäßig werden nur die Spektra hellerer Protuberanzen beobachtet, - sowie getan Flecken- und Fackelspektra bei besonders auffallenden Vorkommnissen auf der Sonne. Die Spektralanalyse der Kometen hat mehr- fach u neuen Er eun geführt. :

as wichtigste Gebiet der Spektralanalyse ist aber die Gebiet Aug der Spektra der Fixsterne, und auf diesem Gebiet find die bedeutendsten Ergebnisse Seitens des König-

stehenden fast unglaublich, wie es möglich ist, von den uner- meßlih weit entfernten Sonnen noch ein Spektrum erzeugen zu können, sogar noh von solchen, die dem bloßen Auge über- Que nit sichtbar sind, und troßdem hat gerade auf diesem Gebiet die S ektralanalyse “di höchsten Triumphe gefeiert, indem sie Schlüsse über die Konstitution der Sterne gestattete

lichen Observatoriums idw worden. Es scheint dem Fern-

bservatorium in verhältnißmäßig geringer Zahl

und gleichzeitig ihre Entwickelungsgeshihte wie in einem

offenen Buche zu lesen lehrte.

Das Obseroatorium hat zunächst die Gestirne in einem

Gürtel des Himmels, der sich vom Aequator bis zum 20. Grade

nördliher Deklination erstreckt, durchmustert und auf Grund

dessen einen S ektralkatalog von über Sternen ange- ott er enthält alle Sterne bis zur 71/,. Größe. Die chwächeren Sterne konnten mit den optischen Hülfsmitteln des Observatoriums nicht unterjuht werden: dies ist aber mittels des großen Refraktors der Wiener Sternwarte Seitens des Direktors des Berliner Observatoriums , Professors Vogel geshehen. Die auf E - analytishem Wege erhal- tenen Resultate sind durch die Beobachtungen an helle- ren Fixsternen mit dem Spektralphotometer vollständig

bestätigt wörden. Es konnte hieraus mit Sicherheit gefolgert : werden, daß die Sterne der ersten Spezialklasse (weiße Sterne) -

sich im Zustande der höchsten Glühhigze befinden, in einer viel bedeutenderen als unsere Sonne, deren Temperatur der- jenigen der Sterne von der Klasse T1. entspriht, während die Temperatur der Sterne der III. Spezialklasse (rothe Sterne) beträhtlih unter derjenigen unserer Sonne liegt, entsprehend dem Ia S gefundenen Entwickelungsgange, den jeder Stern durhzumachen hat, nah welchem er in Folge der immer mehrzunehmenden U allmählich alle drei Spektral- klassen in der Reihenfolge ihrer Numerirung durhläusft ; die Hälfte aller Sterne gehört zur 1. Klasse. Vor drei Jahren machte Professor Vogel ferner den Versuch, Sternspektra photo- D aufzunehmen. Dieser Versuch war von durŸ- chlagendem Erfolge begleitet, zunächst für die Erkenntniß der Fixsternspektra überhaupt. Die Genauigkeit, mit weicher in den photographirten Spektren der Sterne bis zur 21/2. Größen- klasse herab jeßt die Wellenlängen der Linien gemessen werden können, S etwa das Zwanzigfahe der Genauigkeit, welche dur die besten bisherigen direkten Messungen im Spektroskop ermöglicht wurde. Jm Spektrum der Capella sind auf diese Weise an 300 Linien, und zwar auf einem verhältnißmäßig kleinen Theil desselben, gemessen worden. Jm Spektrum sämmtlicher zur Klasse T gehörenden Orionsterne wurde eine einem unbekannten Stoffe angehörende Linie ge- funden, die mit Ausnahme des Sterns Algol in keinem an- deren helleren Sternspektrum vorhanden zu sein scheint. Dur die zuerst von Prof. Vogel angewandten photographischen Sternspektralaufnahmen ist es aber vor Allem möglih ge- worden, niht nur die Bewegung der Fixsterne in der Gesichts- linie festzustellen, sondern auch die Größe dieser Be- wegungen bis aufBruchtheile einer geographischen Meile zu messen, und hiermit ist für die elen Sterne eine bis dahin unbekannte Komponente ihrer Bewegung ermittelt worden. Diese Unter- suhungen sind noch in der Fertigstellun begriffen. Von 50 bisher untersuhten hellen Sternen besibt Aldebaran (im Stier) die größte Translationsgeshwindigkeit, sechs geogra- phishe Meilen in der Sekunde; die Bewegung der übrigen Sterne beträgt im Mittel zwei bis drei Meilen. Nach Ab- {luß der Messungen soll der Versuh unternommen werden, auf Grund des dann vorliegenden Katalogs von Bewegungen (in der Gesichtslinie) die Bewegung unseres eigenen Sonnen- ystems nah Richtung und Größe zu bestimmen. Doch läßt sich diese Aufgabe nur unter Anwendung eines Riesen-Jn- struments löfen, welches indeß bis jegt dem Observatorium nicht zur Verfügung steht. /

Zu erwähnen is} ferner not, daß es der Methode der photographischen Spektralaufnahme A ist, den bis dahin nur muthmaßlich angenommenen relativ dunklen Begleiter des Algol zu konstatiren: der Algol E O in 68 Stunden mit einer Geshwindigkeit von sechs Meilen in der Sekunde um den Schwerpunkt des Systems, während sein Begleiter etwa die doppelte Geschwindigkeit hat. Ferner ist durch die Methode konstatirt, daß der Stern Spika einen Begleiter hat, von dessen Existenz bisher nit die geringste Andeutung vorlag.

Dieser summarishe Ueberblick über die Arbeiten des Observatoriums wird sowohl einen Einblick in die großen Resultate seiner Forshungen gewähren als auch klar machen, daß Dank seiner Thätigkeit die cölestishe Spektralanalyse jeßt dasjenige Gebiet der strophysik geworden ist, auf welchem der Lukunft noch große Forshungen und Ergebnisse vorbe- halten sein dürften. i

In Frankfurt a. M. ist Sonntag, den 11. d. M., auf Anregung der Berliner Gesellshaft Urania ein Comité von hervorragenden Männern zusammengetreten, welches zu- nächst für die dort bevorstehende elektrishe Ausstellung ähnliche Einrichtungen, wie diejenigen der Berliner Urania, mit Hülfe des dortigen physikalishen Vereins in eigenartiger Weise zu ‘begründen gedenkt. Auch in Berlin wird dies freudig begrüßt werden, denn durh das selbstverständliche Zusammenwirken solher Unternehmungen kann jede einzelne derselben nur gewinnen.

Die Entwürfe zu den Gruppen vor dem Chars- lottenburger Schloß sind gegenwärtig im Uhrsaal der Akademie ausgestellt, Es. handelt si um einen Grfay der bekannten Gardes du Corps-Figurenz verlangt wurden in dem Wettbewerb ideale Gruppen, die in Beziehung zum Swlosse stehen sollen. Im Ganzen a sieben jüngere Bildhauer zur Betheiligung aufgefordert worden.

Sn einer am verflossenen Sonntag in Ems stattgehabten Versammlung des größeren Aus\chusses für das Kaiser Wilhelm- Denkmal berihteten der „N. A. Z.* zufolge Hr. Landrath Johannes aus Diez und Hr. Dr. von JIbell aus Ems, welhe im Auf- trage des Ausschusses vor Weihnahten das jeßt vollendete Modell des Denkmals im Atelier des Professors Otto zu Berlin in Augenschein genommen hatten, über den günstigen Eindruck, den das Modell auf sie gemacht habe. Besonders rühmten fie die Dori 8 und die lebenêwahre - Auffassung der ganzen Persönlichkeit des Kaisers. Von einer Seite war die Frage angeregt worden, ob es nit vorzuziehen fei, tatt des vorgeséhenen carrarischen den billigeren und widerstandsfähigeren tiroler Marmor für das Standbild zu wählen; man entschied sich jedo beinahe ein- stimmig dahin, daß ersterer zu verwenden sei. Eine zweite Frage, welche dem Aus\chusse zur Prüfung vorlag, bezog fich auf die Schmückung des Sockels. Ursprünglih waren Reliefs zu diesem Zweck in AussiWt genommen, von denen das eine den Kaiser mit kleinem Gefolge am Brunnen, das andere den Empfang des Kronprinzen Friedri Wilhelm und des Prinzen Wilhelm durch den Kaiser in Emt darstellen sollte. Die Hrrn. Geheimen Ober-Regierungs-Räthe Persius und Dr. Jordan aus dem Kultus-Ministerium haben indessen zu er- wägen gegeben, ob niht aus ästhetishen Gründen die Anbringun allegorisher Figuren statt der Reliefs angezeigt sei. Der Ausschu beschloß, von Hrn. Profeffor Otto Skizzen über die Reliefs sowie über die allegorishen Figuren zu erbitten und dann seine Entscheidung zu treffen. Wahrscheinlih wird es indeffen zur Shmückung des Sodckels mit allegocischen Figuren kommen.

Dritte Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

.M¿ 1O.

Der Staatshaushaklts-Etat für 1891/92,

welcher heute von dem Finanz-Minister im Hause der Ab: geordneten eingebraht worden ist, veranschlagt die Ein- nahmen auf 1720834749 F, die Ausgaben auf den- ang Betrag, und zwar im Ordinarium auf 1670452 177 M, m Extraordinarium auf 50 382 572 4 Gegenüber den Veran- \{lagungen für das laufende Etatsjahr ergeben, wenn der in den Etat für das leßtere als außerordentlihe Einnahme eingestellte Verwaltungsübershuß aus dem Jahre 1888/89 von 4869 198 M, welchem eine gleih hohe, zur au erordentlihen Schuldentilgung bestimmte einmalige Ausgabe gegenüberstand, außer Betracht gelassen wird, die Veranschlagungen der Einnahmen für 1891/92 ein Mehr von 132 610 434 6, diejenigen der Aus-

les im Ordinarium ein solhes von 125 672033 A, im-

rtraordinarium 2 069 203 F mehr.

Bei den staatlichen Betriebsverwaltungen ift in dem Ordinarium gegen das laufende Jahr ein Mehrüber- \chuß von 55 865 417 M veranschlagt. Hiervon ist die Eisen- bahnverwaltung, für welche bei einer Mehrausgabe von 35717399 M6 eine Mehreinnahme von 78 0923594 ausgeworfen ist, mit einem Betrage von 42 374 960 betheiligt ; ‘ferner die Verwaltung der direkten Steuern mit einem Mehr- übershuß von 4818 300 M (und zwar 2611 000 M bei der kassifizirten Einkommensteuer, 2 160 000 6 bei der Klafssen- steuer, 1 238 000 M bei der Gebäudesteuer und 482 000 bei der Gewerbesteuer); die Verwaltung der in- direkten Steuern mit einem Mehrübershuß von 4071100 M; die Berg-, Hütten- und Salinen- verwaltung mit einem Mehrübershuß von 2 737 147 é, die

orstverwaltung mit einem Mehrübershuß von

418 000 l, die Domänenverwaltung mit einem Mehr- Üübershuß von 180650 M, das Seehandlungs institut mit einem Mehrübershuß von 298 000 M

Bei den Dotationen und der allgemeinen Finanz- verwaltung ist ein Mehrbedarf von 54 283 366 6 ver- anshlagt. Hiervon gehören 30 519 276 M6 zur öffentlichen Schuld in Folge der Umwandlung bezw. Kündigung von Eisenbahn-Prioritätsanleihen und Uebertragung fsolchec An- leihen auf den Etat der Staats\hulden-Verwaltung. Ferner ist ein Mehrbedarf von 23 744 440 M bei der all- gemeinen Finanzverwaltung veranschlagt. Leßtere weist zwar eine Mehreinnahme von 19128128 M in Folge höherer Ueberweisungen des Reichs (Zölle, Taback- steuer, Reichs-Stempelabgaben) auf; es steht ihr aber eine Mehrausgabe von 42 872 568 M (3. B. Erhöhung des Matri- fularbeitrags Preußens um 32 857 456 6 und Mehrüber- weisung an die Kommunalverbände aus den Erträgen der landwirthschaftlichen Zölle im Betrage von 10 Millionen Mark) gegenüber. A

Bei den eigentlihen Staatsverwaltungen ist die Einnahme um 2521 385 H erhöht, wovon 1 760 000 M an Kosten bei der Justizverwaltung; die Ausgaben dieser Ver- waltungen ermäßigen sich um 2834965 #, da ihren Mehrausgaben von insgesammt 9 784 200 a eine Minder- ausgabe bei dem Finanz-Ministerium von 12 619 165 A6 gegenübersteht, welche wesentlih daher rührt, daß die Be- träge für Besoldungsverbesserungen, welche in dem laufenden Ne im Etat des Finanz-Ministeriums stehen, in dem neuen Etat den Spezial-États der übrigen Verwaltungen über- tragen sind. :

Von den Mehrausgaben (9 784 200 M \. oben) seien

ervorgehoben: beim Finanz-Ministerium 1 600 000 6

una des Civil-Pensionsfonds und 700 000 #6 Wittwen- und Waisengelder; bei der Bauverwaltung 655511 (wovon 58000 A für Schaffung neuer Dienststellen, 43915 zur Unterhalturg der Binnenhäfen und 27530 A zur Unterhaltung der Seehäfen); bei der Verwaltung für Handel und Gewerbe 856774 M (insbesondere 256 708 A in Veranlassung der Organisation der Gewerbe-Jnspektion, 223000 4 zur Remunerirung der Vorsitzenden der Schiedsgerichte für die Jnvali- ditäts- und e Nas, 144812 M für das ge- werblihe Unterrichtswesen); bei der Justizverwaltung 2 432 400 6 (wovon 54922 6 bei den Ober-Landes: und 623 012 M6 bei den Land- und Amtsgerichten zur Verstärkung des Personals); bei der Verwaltung des Fnnern 3529455 (wovon 511259 # für die land- räthlihen Behörden zur Bestreitung der Kosten der Ausführung des Juvaliditäts- und Altersversicherungs- geseßes, 447311 F für die Polizeiverwaltung in den Provinzen und 89 095 f in Berlin, 396 148 „6 für die Landgendarmerie); bei der landwirthschaftlihen_Ver- waltuna 481822 M, bei der Gestütverwaltung (4876 M; bei dem Ministerium der geistlichen 2c. Angelegen- heiten 1508532 4 (wovon 66 165 6 für evangelische Geistliche und Kirchen, 60 000 s für den Fonds zu Vikariats- einrihtungen in der evangelischen Kirche, 226 972 M. für die Universitäten, 145095 s für die höheren Lehranstalten, 615894 M e das Elementar-Unterrichtswesen, 97 444 H für Kunst und

issenschaft, 177308 F für das Medizinalwesen); von leßterer Position entfallen 165 000 6 in dauernden Ausgaben für ein in Berlin zu gründendes Jnstitut sür Jnfektionskrank- Ler Ferner ist bei sämmtlichen Staatsverwaltungen die

esoldung der etatsmäßigen Kanzleibeamten erhöht worden, was insgesammt 437 750 6 ausmacht. :

Fassen wir die Mehreinnahmen des ordentlichen Etats zusammen, so, ergeben ih 110 977 901 M bei den Betriebs- verwaltungen, 19 111 148 A bei den Dotationen und der allgemeinen Finanzverwaltung und 2521385 M bei den Staatsverwaltungen, in Summa 132 610 434 M Die Mehrausgaben seßen fich zusammen : 55 112484 M bei den Betriebsverwaltungen, 73 394 514 6 bei den Do- tationen 2c., wogegen bei den Staatsverwaltungen eine Minderausgabe von 2 834 965 veranschlagt ist; im Ganzen also ist eine Mehrausgabe von 125 672 033 M veranschlagt. Der Mehrbedarf beträgt also 6 938 401 M :

Von den einmaligen und außerordentlichen Ausgaben von zusammen 50 382 572 6 entfallen auf die Be- trieb8verwaltungen 24 228 200 6, auf die allgemeine Finanz-

Berlin, Montag, den 12. Januar

verwaltung 364 664 M, auf die eigentlihe Staatsverwaltung 25 789 708 M.

Statiftik und Volkswirthschaft.

Die preußischen Sparkassen im Rechnungsjahre 1889 bezw. 1889/30.

_Aus dem vorliegenden Abschluß der leßten Sparkassenstatiftik theilen wir nah der „Statist. Corr.“ mit, daß die Zahl der im Umlauf begriffenen Sparkassenbücher am Schlusse des Jahres 1889 bezw. 1889/90 fih auf 5 312192 stellte. Der Zuwachs gegen das Vorjahr betrug 283 018 Stü; er ist fast genau fo groß wie im Jahre 1883 und wird im Uebrigen nur von demjenigen des Jahres 1884 mit 311190 und 1888 mit 287 165 Stück übertroffen. Dieses Ergebniß wird als ein sehr günstiges bezeihnet werden dürfen. Zu erwägen ift dabei, daß die Zunahme an Sparkassenbüchern naturgemäß cine langsamere wird, sobald erft ein großer Theil der Bevölkerung gegenwärtig fast ein Fünftel derselben mit Einschluß aller, au der unerwacsenen Angehörigen mit einem solchen bereits versehen ift. Demgegenüber ist freilich in den leßten Jahren den Sparkassen in den Konten der zahlreichen neugebildeten Hülfskafsen, namentlich Krankenkassen, cine Kundschaft zugewachsen, deren Einlagen mit der Sparfähigkeit im Lande nicht zusammenhängen und immerhin einige Tausend Bücher umfassen mögenz auch ift zu berücksihtigen, daß nicht alle Sparkassen den Erwerb mehrerer Sparkassenbücher von Seiten einer und derselben Person verbieten und unter Nachtheil stellen, \o- wie daß mitunter auch Bücher verschiedener Sparkassen sich im Besitze derselben Person befinden. Aus diesen Gründen ist die Zahl der privaten Einlagen etwas, wenn auch aus naheliegenden Gründen wohl nit erbeblich, geringer als diejenige der Sparkassenbücker.

; (20s den 5 266 334 Büchern, deren Einlagebetrag angegeben war, autcten :

im „auf Ein- auf über auf über auf über auf über Sahre lagen biszu 60 bis 150 150 bis 300 300 bis 600 600 D 60 M M M M A

1888 .. 2878% 17,12% 15,10% 15,44% 923,56 9/0 1889 .. 28,73% 16,85% 14,79% 15,68% 23,95 %/o

Es haben mithin, wie gewöhnlich auch {on in den Vorjahren, die größeren Conten sich verhältnißmäßig \chneller vermehrt als die kleinen, nämlih nah der obigen Reihenfolge um 7,38 bezw. TOT gegen 3,49, 3,96 und 5,48 9%. Ein Rügcks{luß hiervon auf vas Ein- \trômen größerer Einlagen aus Kapitalistenkreisen wäre aber deshalb noch niht zu maten; wahrseinlich war sogar das Jahr 1889 bezw. 1889/90 wegen mannichfacher Herabsetzungen des Zinsfußes für die Spareinlagen wenig geeignet, folhe aus wohlhabenden Kreisen anzu- loden. Das Wachéthum der größeren Conten würde sich auch ganz einfach aus der fortschreitenden Sparthätigkeit erklären, die \sih zu- näht in der Anlegung zahlreicher neuer Sparkassenbücher, später aber, sobald ein großer Theil der sparfähigen Bevölkerung {hon in den Besitz eines solchen gelangt is, mehr und mehr nur noch in dem Hinaufsteigen aus niederen in höhere Contenklassen äußern kann.

Die Einlagen der Sparkassen vermehrten \ich im Berichts8- jahre von 2887,94 auf 3101,75 Mill. Mark, also um 213,81 Mill. Mark. Dieser Zuwahs, von welhem übrigens 77,98 Mill. auf zu- geschriebene Zinsen entfallen, ift nur durch den des Vorjahres noch übertroffen worden, welher fi auf 217,17 Mill. Mark bezifferte. Auf ein Sparkassenbuch entfielen 583,89 gegen 574,50 F im Borjahre. Bemerkenswerth ist noch, daß sowohl die Eitr- zahlungen wie die Rückzahlungen 1m Berichtéjahre weit umfangreiher waren als in den Vorjahren. Jene bezifferten fich auf 823,04, diese auf 687,21 Mill. gegen 754,81 bezw. 612,87 Mill. Mark im Vorjahre, welches bisher weitaus den gröfiten Jahreëumschlag gehabt hatte. Ebenso war auch die Zahl der neu ausgegebenen bezw. der zurückgenommenen Sparkafsenbücher mit 894 376 bezw. 621 380 im Berichtsjahre weit größer als in den Vorjahren, insbesondere auch in 1888 mit 849 831 bezw. 559 586. Es deutet das auf verhältnißmäßig erheblihe Verschiebungen in der Kundschaft der Sparkassen; ob und nach welcher Richtung hin damit auh eine Aenderung der sozialen Ansa aus jener Kundschast stattgefunden hat, vermögen wir nicht festzustellen. :

Was die Anlegung der Sparkassengelder betrifft, von denen auf Einrechnung von 209,959 Mill. Reservefonds 2c. 3245,40 Mill. Mark zinsbar untergebracht waren, so entfielen von dieser Gesammt-

summe 1888 1889 auf Proz.

ftädtishe Hypetheken. 26,22 26,64 ländliche ÿ 20S 20oL &Fnhaberpapiere (na Courswerth) . . 3326 833,21 Schuldscheine ohne Bürgschaft... 0,20 0,20 7 mit f r B80 4,14 See a e Ce iee 1,47 1,48 Ade e a: a ino iei: es (O L0G Anlagen bei öffentlichen Instituten . 6,53 6,58 sonstige Anlagen . ...-+ « + 0,27 0,27.

Erhebliche Verschiebungen in der Anlegung sind also nit hervor- getreten ; die Zunahme der Anlagen in städtischen Hypotheken ist {on wegen des erheblih steigenden Bodenwertbes und der fortschreitenden Bebauung in den meisten Städten erklärlich, wodur die Möglichkeit bypothekarischer Anlagen sich_ hier fortwährend erweitert, Die Ab- nahme des Prozentsaßzes der Inhaberpapiere scheint [ledigli die Folge von Coursrückgzängen zu fein, indem der Courswerth der Inhaber- papiere 101,11 % ihres Nennwerthes gegen 102,04 %/ im Vorjahre betrug.

Sgwlicßlih sei unter Vorbehalt weitergehender Mittheilungen aus dieser Statistik hier nur noch bemerkt, daß die Anzahl der Spar- kassen im Berichtsjahre sich von 1363 auf 1378, die der Sparstellen (einschließlich der nnahmestellen) von 3253 auf 3416 vermehrte, welche sih auf 2830 Orte vertheilten.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Hamburg wird der „Mgdb. Ztg.“ unter dem s. d. M.

ga daß für die ausgesperrten deutschen Arbeiter

ei der „Generalkommission der Gewerkschasten Deutsch- lands* in der lezten Woche 16 000 M eingegangen seien, nachdem die Vorwoche nur 7590 #4 aufzuweisen hatte. Die Gesammtein- nahmen jener Centralstelle der deutschen Sozialdemokratie Ham- burg betrugen in 6 Wochen rund 80 000

Der „Breslauer Zig.“ zufolge sezt die Belegschaft des Schmiedeshachts den Strike fort; auf den anderen Gruben wird ruhig fortgearbeitet. :

Aus Gleiwi wird demselben Blatt vom gestrigen Tage telegraphirt, die gesammte Belegschaft des Schmiedeschachts sei ausständig.

In Brauns weig haben, wie die „Mgdb. Ztg.“ zur Arbeiter- bewegung mittheilt, die Shuhmachergesellen ih in einer Versamm- lung gegen die von der S{uhmacher-Innung geplante Einrichtung eines Schiedsgerichts ausgesprohen. Zu bemerken ist, daß diese Fnnung die einzige in Braunschweig ist, welcher die bekannten Rechte în Bezug auf das Halten von Lehrlingen eingeräumt sind.

Hier in Berlin beschäftigte sich am vorigen Mitlwo@ eine gut besuchte sozialdemokratische Volksversammlung mit den in

1891.

C R P

Berlin erscheinenden Blättern der sozialdemokratishen Partei und besonders mit der „Berliner Volks-Tribüne.“ Es wurden folgende von dem „Vorwärts“ mitgetheilte Resolutionen gefaßt: Die Versammlung beschließt, daß für die den Berliner Genossen gehörende „Berliner Volks3-Tribüne" und „Berliner Arbeiter- Bibliothek“ eine Preßkommission zu wählen ist, und zwar fo, daß jeder Wahlkreis möglichst dur einen Genossen vertreten ist. Das den Kommissionsmitgliedern übertragene Mandat erlischt rach einem Fahre und unterstehen beide Unternehmungen, die „Berliner Arbeiter - Bibliothek“ sowohl . als die - Berliner Volks- Tribüne“ in Verwaltungssahen einzi und allein der heute gewählten Kommission, Die" Kommission regelt also selbst- ständig alle Angelegenheiten beider Zeitschriften, sowie auz die Be- hälter u. \. w. der Redacteure und Erpedieaten. Die Versammlung beschließt ferner, daß das hier ersheineade Centralorgan der Partei verpflichtet ist, in seinem redaktionellen und Fnseratentheil Empfeh- lungen der „Berl. Volks-Tribüne“ und der „Berl. Arbeiter-Bibliothel“ unentgeltlih aufzunehmen u. f. w.

Der „Köln. Ztg.“ wird aus Amsterdam unter dem 8. d. M. geshrieben: Im Haag haben si zablreide S@aaren unbes- \chäftigter Arbeiter unter Anführung von Sozial- demokraten nach dem Stadthause begeben, um vom Bürgermeister Arbeit und Verdienst zu fordern. Das erste Mal höôrte er sie ruhig an und versprach, ihre Angelegenheit dem Gemeinderath vorzutragen ; als sie aber am anderen Tage dieselbe Scene wiederbolien, wurden ihre Wortführer nicht vorgelassen.

Wie ein Wolff'shé¿s Telegramm aus Paris meldet, baben zahl- reie Mitglieder der fozialistish-revolutionären Ver- einigung auf dem Père la Chaife gestern cine Demonstration am Grabe Blanqui's veranstaltet; es wurden dabei mehrere auf- Ae Reden gehalten und die Rufe „Vive la Commune“ aus- gestoßen.

Nach Mittheilung des Statistishen Amts der Stadt B er lin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 98, Dezember 1890 bis incl. 3. Januar 1891 zur Anmeldung ye- kommen; und zwar vom 28. bis 31. Dezember 210 Eheschließungen, 681 Lebendgeborene, 7 Todtgeborene, 313 Sterbefälle ; vom 1, Januar bis 3. Januar 127 Cheschließungen, 410 Lebendgeborene, 11 Todt- geborene, 261 Sterbefälle.

Kunft und Wissenschaft.

Se. Majestät der Kaiser und König besuchten gestern Mittag nach 12 Uhr die Ausstellung in Schulte's Salon, Unter den Linden 4a, um Allerhöchstsein von Max Koner geinaltes, dort ausgestelltes lebensgroßes Porträt in Augenschein zu nehmen.

Im Pergamon-Saal der Königlihen Museen ist, wie „Voss. Ztg.* reibt, seit einigen Tagen ein mächtiges, fast zwei Meter bobes Eck-Afkroterion aus dem zweiten Jahrhundert n. Chr. zur Aufstellung gelangt, wel{ches, vcm jonischen Tempel zu Pergamon stammend, in Trümmern aufgefunden, hierher geschaft und bestens restaurirt wurde. Im Stil der späteren Zeit gehalten, weist es an der Ecke die \{chwebende Figur einer Nike auf, zu deren Füßen und Seiten sh ein üppiges Akanthusgerank in vielfahen Windungen ent- wickelt. Das Akroterion gehört zu den s{önsten dieser Art, welche auf unsere Zeit gekommen find. Vie Restauration kann in Folge der vielen fehlenden Theile geradezu als ein Kunststück gelten.

In der Sitzung der französishen Académie des sciences morales et politiques vom 10. d. M. wurden zu korrespon- direnden Mitgliedern gewählt: bei der historis@en Abtheilung der Graf de Luçav, bei der volkswirtb\s{aftlihen Professor Conrad in Halle, Hr. Raffalowitsh uad der britishe Schaßkanzler Goschen.

Land- und Forstwirthschaft.

Laut Bekanntmahung des Königlich shwedishen Kom- merz-Kollegiums vom 2. d. M. darf die Einfuhr seewärts von Hornvieh, Schafen, Ziegen und anderen Wieder- kfäuern sowie von Thieren des Pferdegeshlechts über folgende Städte stattfinden, nämlich: Helsingborg, Hernösand, Ns Landékrona, Luleà, Malmö, Stodckholm, Sundspvall und Umeà.

ck. Klüver's Tabelle zur Bestimmung des Brutto- und Nettogewichts des Rindviehes vermittelst zweier Maße. In deutscher Ueberfeßung herausgegeben von A. Strau ch, Direktor der lantwirtbschaftlihen Wintersbule zu Neisse. Vierte Auflage. Bremen. Druck und Verlag von M. Heinsius Nachfolger. (Preis 1 A) Die Tabellen, welche das vorliegende Schriften enthält, gewähren die Handhabe, auf die cinfachste Weise und ohne jeglide Umrehnungen das Bruttogewicht und das Netto- gewiht des Rindviches mittelst zweier leiht zu nehmenden Maße, des Umfang- uxrd Längenmaßes, zu bestimmen. Die Angabe des Lebendgewichts ist dur Berechnung gefunden worden, während das Fleis&gewiht im fetten, mittelfetten und magern Zustand nur durch Schäßung angegeben werden konnte. Die Genauig- feit und Zuverlä)sigkeit der Tabellen, welche nicht nur im Viehbandel, beim Ein- und Verkauf, sondern auch dann, wenn die Fütterung nah dem Lebendgewicht des Thieres stattfinden soll, mit großem Nußen in Anwendung zu bringen sind, haben viele Versuche fompetenter Land- wirthe dargethan. Nachdem z. B. eine Prüfungskommission an 95 Stück Rindvieh, scwobl Otsen als auch Kühen von verschiedenem Körperbau, das wirklide Gewicht turch die Wage und das Brutto- gewicht durch Messen bestimmt hatte, zcigte sich, daß das dur Messen gefundene Gewicht dem wirklichen Gewicht oft ganz gleich kam, und daß sih in anderen Fällen nur Unterschiede von ca. 1 °/9 zeigten.

ck. Im Verlage von M. E Nacfolger zu Bremen ift soeben der von dem K. K. Professor in Sarajevo I. L Zawodny erstattete Bericht über eine mit Subvention des österreihishen Ackerbau-Ministers nah Frankrei ch unternommene Reise zur JIn- formation über den Stand der Obstkultur erschienen. (Preis 14 60 §5.) Das S@riftchen. in welhem der Verfasser dié Ergebnisse der während seines Aufenthaltes in Frankrei gemachten Beob» actungen und Erfahrungen bezügli der dortigen Obstkultur niedergelegt hat, verdient die weiteste Verbreitung în den landwirtbscastlichen Kreisen, da es Vorschläge und Ausführungen enthält, welche für den heimischen Obstbau, der im Ganzen noch Vieles, insbesondere hinsichtlih der Ausdehnung zu wünschen übrig läßt, _mit Erfolg yerwerthbagx sein dürften. Wenn au Frankrei, wo Südfrüchte und Palwinen neben unsern Obftsorten wachsen, und zwar auf Boden, der eine sehr fruht- bare Krume bat, nit ohve weiteres mit Deutschland verglichen wer- den kann, fo giebt doch der Umstand zu denken, daß die jährliche ge- sammte Obstproduktion von Frankreih sch im Durchschnitt auf 300 000 000 hl belaufen dürfte, welhe einen Werth vou mehr als 500 000 009 Franken darstellen. :

(F) Der auf dem Gebiete des Meiereciwesens weit über die Grenzen seines Vaterlandes hinaus bekannte Dozent an der Königlih dänischen Landbau- Hohshule zu Kopenhagen N. I. Fiord ist am