1891 / 12 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 14 Jan 1891 18:00:01 GMT) scan diff

beeinträchtigt, sondern gestärkt; sie erzeugten ein \{ärferes Bewußt- sein der Solidarität der Interessen der Völker hüben und drüben. (Sehr wahr!) Sie ermöglichten , daß jedes Volk für den Weltmarkt produzire, was seiner Eigenart entspreche; sie förderten die nationale Entwickelung der Völker und zugleich eine internationale Arbeits- theilung, bei welcher alle Völker sich am Besten ständen. Die Verträge bänden der Form nah die einzelnen Staaten; die leßteren verpflichteten sih aber nur dazu, wozu das eigene Interesse gegenüber den Konsumenten. {on Veranlassung gebe, Darum habe ja doch Fürst Bismarck selbst gerade in der ersten Periode seiner Regierung, diese durchgreifende Tarifreform im Wege der Handelsverträge eingeleitet, auh mit Oesterreih. Er habe solhe zweimal, im Jahre 1865 und 18683 abgeschlossen. Es sei durchaus unwahr, daß ein solher Vertrag irger.dwie nachtheilig auf das Bundesverbältniß einwirken könne. Im Gegentheil, die Geschichte zeige, daß gerade der Tarifvertrag mit Oesterrei, welcher zehn Jahre in Kraft gestanden habe, wahrscheinlich viel einschneidender als der jeßt beabsichtigte, unmittelbar vorhergeaangen sei dem Abschluß des Bündnisses. Er habe also erst die Stimmung hervorgebraht, aus der heraus man nahher zu politisher Vereinbarung gelangt sei. In dem gleichen Sinne habe si dieUdresse desZollparlaments glei nach seinem erstmaligen Zusammentritt über den Werth der Handelsverträge ausgesprocen. Er habe si verpflichtet gefühlt, wegen der Beachtung, welche die Angriffe im Auslande gefunden haben, einige Worte zu sagen. Die „Post“, welche 1879 zuerst für Scußzölle eintrat, \chrieb neulich, die Einführung von Getreidezöllen sei ein „plumpes Mittel“, um der Landwirthschaft zu helfen, dasselbe wirke wie Morphiumeinsprizungen, die, je öfter wiederholt, um fo sicherer zum Ruin führten. Er müsse fagen, ihm fei noch niemals solch politischer Purzelbaum vorgekommen. Es deute das allerdings darauf hin, daß selbst im Lager der Scuyzöllner die Auflösung schon weit vorgerückt sei. Gerade die Jeßttzeit sei geeignet, die Wendung herbeizuführen. Die Konsumenten ver- langten darnah unter dem Druck der hohen Preise der Lebensmittel, die Produzenten seien genügend gekräftigt, den Uebergang zu ertragen, die Finanzlage des Reiches sei die allergünstigste. Der Staatssekretär Freiherr von Malgahn habe die Mehr-Cinnahme aus Zöllen gegen den Etatsansay im laufenden Jahre auf 647 Millionen Mark geshätt. Inzwischen sei der Novemberausweis publizirt worden, und es ergebe sich nun, daß die Zolleinnahmen in den leßten aht Monaten des laufenden Etatsjahres um 234 Millionen Mark höher seien, als im abgelaufenen Etatsjahre. Wern in den noch ausstehenden vier Monaten auch nur der Ertrag des Borjahres erreiht werde, könne man also auf ein Plus von 88 Millionen rechnen. Man könne daher ohne Hinzuziehung von neuen Steuern große Reformen einführen, Wenn der Antrag an die Budgetkommission verwiesen werde, fo werde scine Partei dort an der Hand des Etats und der Zollrechnungen neue Belege für ihre Ansichten vorbringen können. Lehne man den Antrag ab, so beneide seine Partei die Mehrheit niht um das Odium, das diese Mehrheit der öffentlihen Meinung gegenüber auf sich nehme. Die Matt der Verkbältnisse sei stärker, als der Wille dez Menschen, und er hoffe, daß für manches von Demjenigen, was der Antrag erstrebe, sich au hon jeßt eine Mehrheit des Hauses finden werde. (Beifall bei den Freisinnigen und Sozialdemokraten.) :

Abg. Luß: Im Namen seiner politishen Freunde könne er erklären, daß sie sih dem vorliegenden Antrage gegenüber auf das Ent- shiedenste ablehnend verhielten. Sie hielten an den Zöllen fest, die eine Grundlage für das Gedeihen der deutshen Voltswirthschaft gewesen seien, Sie trieben keine Interessenpolitik, keine einseitige Politik, sondern glaubten, daß es nur dem Schuß der Zölle zu danken sei, wenn heute der Landwirth seine Arbeiter einigermaßen gut lohnen könne. Sie seien fich bewußt, im allgemeinen vaterländischen Interesse an den landwirtb\chaftliÞhen Zöllen festhalten zu müssen. (Beifall.) Die Schutzzölle kämen nicht allein dem Großgrundbesißer zu Gute. Er felbst sei Bauer, lebe in einem Wahlkreise, îin dem es Grofgrundbesiß überhaupt nicht gebe, und könne nah seiner ganzen Lebensführung und seiner innigsten Ueberzeugung ertlären, daß die Zölle ein Lebensinteresse für die gesammte Landwirthschaft, also auh für den Bauernstand, involvirten. n Den allermeisten Fällen werde es der Erlös aus Getreide und Vieh sein, mit dem der Bauer seine nothwendigsten Ausgaben decke, seine Abgaben bezahle. Seine Ausgaben an Arbeits- [ôöhnen und Kommunalsteuern seien in den leßten Jahren ganz er- heblich gewachsen, allein durch die neuen Versiherungsgeseßze um fast 100 ‘6. Bei solchen Umständen werde der Bauer eine Schmälerung seiner bisherigen Einnahmen unter keinen Umständen ertragen können, weil er {hon jeßt unter den Schußzzöllen s{hwer um seine Existenz zu ringen habe. Eine S@mälerung des Cinkommens der Bauern wäre aber die Konsequenz des Antrages Richter. Seine (des Redners) Informationen in seinem Wahlkreise ließen ihn auch zu einem weit anderen Resultat kommen als den heutigen sozial- demokratisben Redner. Auch im Eifelgetiet werde der Bauer durch eine Herabseßung der Zölle um 2 # durchschnittlich mindestens 160 Æ weniger Cinnahme haben. Aber auch die anderen landwirth- \chafiliven Erzeugnisse würden bei einer Ermäßigung der Zölle im Preise fallen. Es fei die eigenthümliche Taktik der Sozialdemokraten, in industriellen Bezirken von einer Blutsteuer, einer Vertheuerung der Lebensmittel zu sprechen, während man dem kleinen Grundbesitzer sage, daß die Getreidezölle das Korn doch nit theurer gemacht hätten. Man versckweige den Umstand, daß ein Wegfall der Schußzzölle den Ge- treidebau überhaupt unmögli machen würde, Das Verfahren der Sozialdemokraten sei ebenso, als wenn Jemand sich als Freund des kleinen Beamten hinstele und dann dafür eintrete, daß dessen Gehalt verringert werde. Der Großgrundbesißzer werde die Schmä- lerung des Einkommens nah Herabseßung der Zölle durh vermehrte Sparsamkeit, durch Abschaffung von jeglihem Luxus noch einiger- maßen ertragen können, dem Bauer nehme man mit diesem Antrage das täglihe Brot. Dem kleinen Landwirth, der gar keine Arbeiter beschäftigen könne, wolle man geradezu den saueren Verdienst seiner Arbeit verringern. Wenn man also wirklich die Absict habe, den Großgrundbesiß zu ruiniren, so werde man zu gleiher Zeit auch den Bauern|\tand wvernihten. (Sehr richtig! rechts.) Daß der Bauernstand die Konkurrenz der exportirenden Getreide- länder nicht auszuhalten vermöge, zeige das Beispiel der ósterreihishen Bauern. Sie befänden sich in einer geradezu unerträglihen Lage, da sie unter den Produktionskosten ver- kaufen müßten, und gingen zu Grunde an der Zoll- und Handels- politif Ungarns. Man werde auch nit im Ernst dem deutschen Bauernstand das Schicksal des rufsishen Bauern bereiten wollen. Man fehe, daß in Nord-Amerika das rücksihtsloseste Großkapital si bereits des besten Getreidebodens bemätiet habe, daß der kleine Farmer an der Konkurrenz dieser Kapitalisten zu Grunde gehe. Das- selbe Schiksal würde der Antrag dem deutschen Bauer bereiten. Die Antragsteller würden mit ibrem Antrage, wenn sie durchdrängen, auch zwei Fliegen mit einem Schlage treffen: sie erfüllten ihre Ver- sprechungen bei den Wahlen und verfolgten noch einen andern Zwek. Sie wüßten nämli ganz genau, daß ein Wegfall der Zölle die Ver- nihtung des Bauecnstandes zur Folge haben würde und daß es für sozialdemokratishe Agitatoren kein besseres Material gebe als einen vershuldeten, verarmten Bauernstand. (Lebhafter Bei- fall rechts.) Vergleite man die Behandlung der agrarischen Zölle in Deutschland mit der in anderen Ländern, fo finde man den größten Kontrast zum Nachtheil Deutschlands. In Frankrei existire, ebenso wie in Deutschland, ein agrarisher Shußzoll und doch finde man dort bei einer irgendwie inl zu nehmenden Partei nit den leisesten Angriff} auf diese Schutzölle. Wenn man einmal etwas über dieselben höre, so sei es der Ausdruck der Be- friedigung darüber, daß unter den landwirthschaftlihen Zöllen sich in Franfreich die Landwirthschaft so günstig gestellt habe, daß in

sehbarer Zeit der ganze inländishe Getreidekonsum Frankreichs aus dem Lande ch werde decken lassen. In Frankreich sei seit der Zeit Heinrih's 1V. die Fürsorge für die Landwirthschaft traditionell geblieben, und auf dieser Fürsorge berube nicht am wenigsten die große volfêwirihschaftlihe und finanzielle Kraft Frankreihs, die von

der ganzen Welt angestaunt werde. In dieser Beziehung also könne Deutschland von den Franzosen sehr viel lernen. Unter dem bisherigen Scutzollsystem habe auch in Deutschland der Roggenbau erheblih an Ausdehnung gewonnen und die Anwendung von fünstiihem Dünger viel zur Hebung des Bodens beigetragen. Bei den fortgeseßten Be- unrubigungen durch solche Anträge aber könne die Landwirthschaft zu größeren Kulturunternehmungen nicht schreiten. Gleichzeitig mit dem Angriff auf die landwirthschaftlichen Zölle habe man einen folchen gegen die Grenzsperre gerihtet. Gerade in Süddeutschland sei darüber ein heftiger Kampf entbrannt. Der Grund der Abneigung gegen die Grenziperre sei aber nicht in dieser Maßregel allein zu suchen. Die Jahre 1887 und 1888 hätten s{hlechte Futterernten gebracht, und der Landwirth sei im Winter 1888/89 genöthigt gewesen, seine Viehstände bcdeutend zu verringern, in den meisten Fällen geradezu auf die Hälfte. Da habe ein jedes Kind voraussehen können, daß die Viehpreise etwas in die Höhe gehen würden. Die Mißstimmung gegen die erhöhten Fleishpreise sei auch in Bayern noch gesteigert worden durch die Agitation bei den leßten Gemeindewahlen. Die Sachverständigen aber hätten mit ihren für die Grenzsperre \prechenden Gutachten nit zurüd- gehalten. Eine Versammlung von über 200 Thierärzten habe \ich dahin ausgesprochen, daß eine Milderung oder gar Aufhebung der Sperre absolut unthunlich sei, und die erste Autorität auf veterinärärztliGhem Gebiete in Bayern habe si glei{falls in diesem Sinne ausgesprochen. Man habe aber in Bayern die Aussprüche der Experten mißachtet und einen Antrag auf Aufhebung der Sperre beim Bundesrath eingebraht. Nur aus Courtoisie gegen den zweit- größten Bundesstaat habe dann die Reichsregierung dem Antrage nabgegeben. Die Experten hätten aber doch Recht gehabt, denn fortwährend höôre man von Viehtransporten, bei denen ein großer Prozentsaß der Thiere erkrankt sei. Allein in Nürnberg seien in der allerleßten Zeit bei einem Transport acht, bei anderen sechs an der Maul- und Klauenseuche kranke Thiere befunden worden, und der Nürnberger Magistrat habe deshalb bekannt machen müssen, daß in der Stadt die Maul- und Klauenseuße ausgebrochen sei. Bei den örtlihen Verhältnissen Nürnbergs müsse das kranke Vieh, um nah dem Schlachthof transportirt zu werden, durch die Stadt geführt werden, und deshalb sei Ansteckung geradezu unvermeidlich. So lange die Grenzen ofen blieben, sei die Verseuhungsgefahr eine akute. Den Werth des gesammten deuishen Viehstandes könne man auf 5000 Millionen Mark anschlagen, cr bilde neben dem Getreidebau den hervorragendsten Zweig der nationalen Produktion, der nicht in so unverantwortlicher Weise hätte der Gefahr ausgeseßt werden sollen, troß des Gutachtens der Sachverständigen und troß der bisherigen Erfahrungen. Die Nachbarstaaten dâhten nit daran, ihre Inter- essen vreiszugeben. Das Lockern der Grenzsperre bei uns habe sofort die Schweiz veranlaßt, ihre Grenzen zu s{ließen, und es werde noch lange ein frommer Wunsh bleiben, daß England seine Grenzen voffne. Wenn er unter solhen Umständen an den Reichékanzler die Bitte richte, die so überaus wichtige Angelegenheit nochmals untersuchßen zu lassen, so sei das nur eine berehtigte Bitte, damit alle gefähr- lihen Viehseuhen von den deutshen Viehbeständen ferngehalten würden, Die verbündeten Regierungen würden sich gegenüber den Kämpfen gegen die Schußmaßregeln für die Landwirthschaft ihrer vollen Verantwortung bewußt bleiben. Wenn ihnen an der Erhal- tung der Landwirthschaft nihts gelegen sei, so möhten sie immer- hin den größten Frevel begehen, den man an der Landwirthschaft begehen könne, und die Zölle aufheben. Wenn aber die verbündeten Regierungen in der Erhaltung eines kräftigen Bauernstandes in ge- funden, ausfömmlichen Verhältnissen einen Hauptfaktor der nationalen Wohlfahrt erblickten, dann würden sie die jeßt bestehenden Zölle in ihrem vollen Umfange aufrechthalten. Dhne dieselben sei der Bauernstand ruinirt; niht langsam und sicher, sondern {nell und sicher. (Lebhafter, anhaltender Beifall rechts und im Zentrum.)

Abg. von Scchalscha: Die sozialdemokratische Partei habe die Parole ausgegeben, die Agitation auf das Land zu führen dur Leute, die mit der Landwirthschaft Bescheid wüßten. Er könne nicht behaupten, daß der erste Redner zu diesen Sachverständigen gehöre. Dann habe der Abg. Richter gesprochen, dessen Partei auch heute noch nicht ein besonderes Interesse für die Landwirthschaft habe. Eins habe ihn (Redner) gewundert. Während man früher den Abg. Richter immer nur Tadel nach dem Regierungstish hin rihten gehört habe, habe man heute mit Erstaunen wahrgenommen, daß er (der Abg. Richter) eigentli recht unverblümt den Handelsvertrag mit Oester- reih gut geheißen habe, obgleich er ibn noch nicht kenne. (Heiter- keit.) Das sei eine merkwürdige Veränderung. Dann habe ein Vertreter des kleinen Bauernstandes gesprochen, dessen Ausführungen er (Redner) nur für vollständig gerechtfertigt halten könne. Auch ihm (dem Redner), der dem Großgrundbe|izerstande angehöre, sei von Seiten klciner Grundbesißer ganz spontan energisch ans Herz gelezt worden, nicht an den landwirthschaftlihen Zöllen rühren zu lassen. Er habe stets zu Denjenigen gehört, welhe die Getreidezölle niht als Schut-, sondern ledigli als Finanzzölle angesehen hätten. Man habe ihm nun neulich im Landtage vorgeworfen, daß er keine Zahlen für seine Behauptungen beigebraht habe. Er habe diesen Vorwurf als gereht- fertigt ansehen müssen und si die Ehre gegeben, den Herren vom Bundesrath und den Mitgliedern dieses Hauses eine Tabelle zu unterbreiten, die er als einen Versuch zu betrachten bitte, wie die Zölle auf den Getreidepreis gewirkt hätten. Die Regie- rung möge ihrerseits dieses Material ergänzen bezw. verbessern. Die von ihm vorgelegte Tabelle beweise, daß die Bewegung des Roggenprei’'es im Wesentlichen abhänge von der Bewegung des Rubelpreises, Während der Rubel von 1868—78 gefallen sei von 280 auf 203, fei der Roggenpreis in Kiew von 1034 auf 75, genau in derselben Proportion gefallen. Er habe nun die Jahre 1884/85 und 1887/88 herausgegriffen und gefunden, daß 1884 der Nubelpreis ges{wankt habe von 214 auf 197 M und der Roggen von 157 auf 114 A, im Jahre 1885 der Rubel von 192 auf 165 Æ, der Roggen von 134 auf 118 (4 Der Preis des Roggens habe sich also zu dem des Rubels bis auf eine unbedeutende S@wankung in dem Verhältniß von 1,4 erhalten, Dieses Ver- hältniß sei nicht alterirt worden, obglei zweimal der Zoll wesentlich erhöht worden sei. Für ihn gehe daraus zur Evidenz hervor, daß der Zoll auf die Preisbildung einen Einfluß nicht gehabt habe. Troß des Zolls seien die Preise heruntergegangen, und er behaupte, daß der Preis des Rubels den Roggenpreis bestimme. Es handele sh im Wesentlichen um das Schwanken des Preises von dem Gelde, in dem gezahlt werde. Was vom Rubel gelte, gelte ebenso vom Silber, und was vom Roggen gelte, gelte auch vom Weizen, und wenn das Silber steige, \teige der Weizen. Das habe auch der landwirthschaftlihe Minister in Nord - Amerika erkannt. Wenigstens fei ihm (dem Redner) mitgetheilt worden, daß die ganzen Operationen in Nord-Amerika ihre Veranlassung darin hatten, daß man den Silberpreis und damit den Weizen in die Höbe bringen wolle. Er möchte gerade bei Abschließung des öster- reihishen Handelsvertrages der Regierung recht dringend ans Herz Tegen, diese Frage mit zu berücksihtigen. Gesehe dies genügend, so werde die Aufnahme des Vertrages in Deutschland eine um so freundlihere sein. Die öôsterreihishen Landwirthe wünschten den Handelsvertrag mit uns nit etwa, weil dann der Weizen bei uns fallen würde, sondern in der Meinung, daß dann ihr Mandat steigen müßte. Wenn er nun auch die Getreidezölle nicht als Schut- zôlle betrachte, so möchte er sie andererseits als bedeutende Ein- nabmequelle nicht aufgeben. Es wäre ein wunderbarer Standpunkt, wenn man Einnahmen, die vom Auslande bezahlt werden, so ohne Weiteres preisgäbe, Einnahmen, die in Preußen in der lex Huene einem erbeblichen Theile des Landes zu Gute kämen. (Zuruf links: verdoppeln!) Alles habe seine Grenzen! Seine politishen Freunde ständen also beiden Anträgen sympathisch nit gegenüber.

Abg. Dr. Buhl: Er müsse zuerst seinem Bedauern darüber Ausdruck geben, daß des unvergeßlihen Begründers des Deutschen Reichs, feines ersten Kanzlers, des Fürsten Bismarck, heut vor dem Reichstage in einer Weise gedacht werden konnte, wie es von Seiten des Abg. Richter geshah, Wenn er auch niht soweit gehe

wie der Abg. Luß, daß das Ausland den Zoll bezahle so stimme er (Redner) doch darin mit ihm überein, daß der kleine und mittlere Bauernstand von dem Zoll einen erbeblihen Vortheil habe. Von den Bauern werde niht sowoh! der Preis an sich als zu niedrig empfunden, fondern geklagt, daß überhaupt zeitweise eine Verkaufsmöglichkeit förmlih gefehlt habe. Durch die Getreidezölle sei diese Verkaufsmöglichkeit den kleinen Leuten in außerordentliher, viel weiter gehender Weise ge- geben worden, als früher der Fall gewesen sei; insofern hätten die Getreidezölle dem kleinen Bauern außerordentlich viel mehr genüßt, als den Großgrundbesißern. (Sehr richtig!) Man habe viel von der Waßbhlbewegung gesprochen. Er konftatire, daß man auch in den städtishen Kreisen für die Nothwendigkeit der Getreidezölle ein warmes Empfinden habe. Man habe eingesehen, daß die Landwirthschaft für die gewerbetreibende städtishe Bevölkerung von sehr großer Bedeutung sei, und daß dagegen die Vertheuerung der Lebensmittel in den Hintergrund treten müsse. Auch die Arbeiter bätten begriffen, daß, wenn die Landwirthschaft an Kaufkraft wesentlih verlieren würde, die Wahrscheinlichkeit bestände, daß die Löhne daan in weitergehender Weise herabgedrückt würden als die Vertheuerung des Brotes durch die Getreidepreise betrage. Man fürchte in Arbeiterkreisen gewiß Rit mit Unrecht, daß, wenn die Landwirthschaft noch weiter herabge- drückt werde, der Zuzug der ländlihen Arbeiter nach den Städten immer größer und die Löhne in Folge dessen immer geringer würden. .Es wäre für Deutshland ein noch viel größeres Un- glück als für England, wenn sich das Verhältniß zwischen Stadt und Land zu Ungunsten des leßteren noGH mehr verschöbe. Um nun zu beweisen, daß die Getreidezölle nicht bloß den paar Tausend Großgrundbesißern zu Gute kämen, habe er in seiner Heimath, der Pfalz, Untersuchungen über die landwirthschaftlihen Verhältnisse ngestelt. Dort seien lauter kleine Landwirthe, nur 1/10 Prozent babe über 100 Hektar Land. Selbst kleine Gemeinden in der Pfalz verkauften nah Abzug des eigenen Bedarfs noch bis zu 10 000 Zentnern Getreide in einem Jahr. Unter diesen Verhältnissen sei er, zwar nur persönlich, niht im Namen seiner Partei, gegen die Anträge. Es sei auch no® etwas Anderes, Zölle zu bewilligen und bestehende Zölle abzushaffen, (Sehr richtig! rechts und im Centrum.) Er habe seiner Zeit gegen die Erhöhung der Zölle gestimmt, trete aber jeßt mit demselben guten Gewissen gegen die Anträge ein. Wie weit die Getreidezölle auf eine Vertheuerung des Brotes direkt cinwirkten, lasse er unentschieden. In Heilbronn seien die Brotpreise seit Jahren stationär geblieben, Bei der Preisbildung wirkten auch andere Faktoren mit. In seiner Heimath koste in einer Stadt das Pfund Schweinefleish 60 -4, in einer benachbarten 75 bis 80 -Z. Derartige Preis\hwarnkungen kämen felbst an einem und demselben Ort vor. Es sei s{chwer, zu entscheiden, wieweit die Zölle preissteigernd wirkten. Deshalb hätten die geseßgebenden Faktoren mit besonderer Sorgfalt zu prüfen, wie weit unter diesen Umständen bei den entgegenstehenden Interessen auf die Erhaltung des Bauern- standes Nücksiht genommen werden könne. Und darum habe man alle Veranlassung, die Anträge abzulehnen. (Beifall rechts.)

Ein Vertagungsantrag wird angenommen. Schluß nah 5 Uhr.

Preußischer Staats8haushalts-Etat | für das Jahr 1891/92.

(Siehe Nr. 11 des „R. u. St. A.“ vom 13. Januar.)

_ Der Etat der Verwaltung der indirekten Steuern weist an Einnahmen überhaupt 72532000 A gegen 67 349000 Æ im Vorjahre auf. Von dieser Summe entfallen auf die Vergütung für Erhebungs- und Verwaltungskosten der für Rehnung des Reichs er- bobenen Steuern 36 831 950 M, 1605 640 A mehr als im laufenden Etatsjahre, und zwar kommen auf die Zölle 9600000 (+ 700 000 6); auf die Tabacksleuer 183 000 M (— 800 4); auf die Zuckersteuer 3592 000 A (+ 410 600 4), davon auf die Materialsteuer 2090400 A und auf die Verbrauchsabgabe 1 502 000 MÆ; auf die Salzsteuer 184 760 M4 (+ 4360 M); auf die Branntweinsteuer 20 202 350 4A (+ 283000 #), nämlich auf die Maischbottich- und Branntweinmaterial steuer 4 221 600 4 und auf die Verbrauchsabgabe und den Zuschlag zu derselben 15 980 750 4; auf Brau- steuer und die Uebergangsabgabe von Bier 2723 700 (A (+ 147900 4); auf den Spielkartenstempel 38700 Æ (+ 1500 4) und auf die Stempelabgabe für Werthpapiere, Kaufgeshäfte und Lotterieloose 307 040 A (+ 59 140 #). Die Einnahmen für alleinige Rehnung Preußens belaufen sid im Ganzen auf 35700050 gegen 32 122 690 M im Vorjahre. Hiervon kommen auf die Entshädigung für die durch die Statistik des Waarenverk:hrs mit dem Auslande erwachsenden Kosten 10 420 A (+ 20 X); auf den Antheil an der deutshen Wechselstempelsteuer 74260 F (+ 2800 4); auf die Stempelsteuer 23 500 000 Æ (+ 2 900 000 #4); auf die Erbschafts- steuer 7 400 000 M (+ 500000 M); auf Brücken-, Fähr- und Hafengelder, Strom- und Kanalgefälle 2 900 000 A (+ 150000 M); auf Niederlage-, Krahn- und Waagegeld 151 000 4 (— 6000 M); auf die Kontrolgebühr für Salz 113 000 # (+ 4000 4); au die Wirthschaftsabgaben in den Hohbenzollernshen Landen 34000 A (+ 1000 Æ); auf Strafgelder 380000 M wie im Vorjahre; auf Verwaltungskostenbeträge 900 000 wie im Vorjahre; auf Miethe für Gebäude, Grund- stüde und Dienstwohnungen 90000 Æ (+ 5000 M) und auf außerordentliche Einnahmen 147370 A (+ 20540 A). Mit Ausnahme des Antheils an der deutschen We(selsteuer, welcber darin bestebt, daß jeder Bundesstaat für die in seinem Gebiete verkauften Weselstempelzeichen cinen Antheil von 29% erhält, sind sämmtliche Positionen nach den Dur{hschnittseinnahmen der drei Etatsjahre von 1887/88 bis 1889/90 berechnet worden, Die dauernden Ausgaben stellen si bei der Central-Stempel- und Drucksacen- Verwaltung auf 231750 4, um 3970 6 höher als in 1890/91, Auf die Besoldungen kommen 26 200 4, 2980 A mebr als im Vorjahre , auf Wohnungsgeldzushüsse 4200 4, 540 4 mehr, auf andere persönlihe Auêgaben 1350 A (+ 450 M) und auf sâäblihe Ausgaben wie im Vorjahre 200000 4 Die Mehrausgaben sind sämmtlich durh Gebaltserhöhungen und die Schaffung einer neuen Assistentenstelle begründet. Bei der Provinzial-Steuerverwaltung werden für Besoldungen 1847 725 4 (+ 24 925 M); für Wohnungs8geldzushüsse 281 065 M (+ 1405 M); für andere perfönliche Ausgaben 201 900 4 (+ 5950 4) und für sählihe Ausgaben wie im Vorjahre 336490 #, zusammen 2 667 180 MÆ, 32280 A mehr als im laufenden Etatsjahre beansprucht. Auch hier beziehen sich die Mehrau3gaben aus\{ließlich auf Stell- vermehrung und Gebaltsaufbesserungen. Bei der Zoll- und Steuer- Erhebung und -Kontrole find für Besoldungen 19 345 013,34 4 (+ 1032527,43 #Æ); für Wohnungsgeldzushüsse 1 880009 #4 (— 25 300 M); für andere persönlihe Ausgaben 1240670 M (+ 80 670 M) und für sählide Ausgaben 1080 226,66 M (+12,57A)im Ganzen26 343 910.46 gegen 25 256 000 A im Vorjahre ein- gestellt. Auch hier gilt hinsichtlih der Mehrausgaben das bereits oben Bemerkte. Die allgemeinen Ausgaben stellen sih auf 3042 560.4 gegen 3054820 in 1890/91 und haben nur bei der Ausrüstung und Bewaffnung der Grenz- und Steueraufseher eine Verminderung von 12260 M erfahren. An einmaligen und außerordentlihen Ausgaben werden zum Neubau eines Zollgebäudes in Altona als Ergänzungsrate 4200 A verlangt. Die gesammten Ausgaben stellen sih mithin auf 32 289 600 M, sodaß ein Uebershuß von 40242400 A gegen 36 175 500 Æ in 1890/91 verbleibt.

In dem Etat der Vau - Verwaltung einschließlich der Centralverwaltung des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten sind die Einnahmen im Ganzen auf 1902885 6, um 106385 4 höher als im Vorjahre ange|eßt. Von dieser Mehreinnahme kommen 20 000 A auf Miethen und Pacht, worunter \sich 17462 4 an Miethen befinden, welche von fiskalishen Grundstücken in den Häfen

zu Geestemünde, Brunshausen und Osterholz, erhoben werden und die von dem Etat der Handelsverwaltung hierher übernommen sind. Eine weitere Mehreinnahme von 82500 # ist in den Beiträgen zur Unterhaltung dec Land- und Wasserstraßen u. #. w. angeseßt, da hier die ersle Rate des Beitrages der Stadt Köpenick zu den Kosten des Neu- baues der Brücke über die Spree in Höhe von 70 090 4 neu hinzu- getreten ist. Die dauernden Ausgaben betragen bei dem Mini- sterium für Besoldungen 467 200 Æ gegen 450 650 4 in 1890/91. Diese Mehrforderung ift einmal durch die nothwendig gewordene Anstellung eines besonderen Beamten für die Ausführung bez. Leitung der Hauptnivellements an den Strömen, Kanälen u. \. w., sowie andererseits dur die Aufbesserung der Gebälter der Unterbeamten motivirt. Für Wobnungsgeldzushüsse sind 71 880 4, 1440 A mehr eingestellt, für andere persönlihe Ausgaben 237 350 4, 36 700 M mehr in Folge der Vermehrung der technischen Hülfskräfte und der Gehaltsaufbesserungen, und für sählihe Ausgaben 82 700 M, 5000 M mehr an Reisekosten für den ständigen Hülfsarbeiter für die Leitung der Hauptnivellements-Arbeiten. Die Gesammtsumme der dauernden Aus- gaben bei dem Ministerium stellt fi somit auf 859 130 Æ gegen 799 440 46 im Vorjahre. Die gesammten Ausgaben der Bauverwaltung be- tragen 20 514 242 M gegen 19 940 421 in 1890/91. Davon ent- fallen auf Besoldungen 3 594 513 4, 449949 M mehr als im Vor- jahre und zwar kommen hiervon auf die Gehaltsverbesserungen der Bauinspektoren 226 800 4, auf die Schaffung von vier neuen Bau- inspektorstellen 16 800 4, auf die Vermehrung der fogenannten „fliegenden Bauinspektorstellen* 120009 4 und auf die Errichtung einer Landmesserstele bei der NRheinstrom-Bauverwaltung 2850 Des Weitern kommen hier die Gehaltsaufbesserungen mit 176 571,67 4 in Betracht. Die Wohnungsgeldzushüsse belaufen sih auf 361 768 (4+ 2692 A), die anderen perfönlihen Ausgaben auf 631 580 , 18 600 6 mehr in Folge der Stellenzulagen an Bauinspektoren und Unterbeamte, und die fählichen Ausgaben auf 15 926 381 4,111 580 M mehr als im Vorjahre, und zwar sind für Dienstaufwands-Entschädi- gungen u. \. w. 10785 H, für Kosten für Vorarbeiten größerer Bauausführungen 25 000 4, für die Unterhaltung der Regierungê- Dienstgebäude und sonstige Staatsgebäude 4350 Æ, für die Unter- haltung der Seehäfen u. \. w. 27530 ( und für die Unterhaltung der Binnenhäfen und Binnengewässer 43 915 4 mehr eingestellt worden. Die vermischten Ausgaben betragen im Ganzen 21 609 892 4, 22000 # mehr als in 1890/91, und zwar ift diefe Mehrausgabe in erster Linie durch die Kosten der Alters- und Invaliditätsversicherung bedingt. Zu einmaligen außerordentlichen Ausgaben werden 13940017 #, 3 978 017 M mehr als im Vorjahre verlangt, darunter 2000 000 46 zur Regulirung der Weichsel im Bereich der Weichsel-Strombau- verwaltung und des Rheins von Bingen abwärts, 900000 als zweite Rate zur Schiffbarmahung der Fulda von Münd?n bis Kassel, 1000000 4 erste Rate zur Regulirung der Nee, 1500 000 zur Vertiefung der Fahrrinne des fkanalisirten Mains von Frankfurt bis zum Rhein, 1009000 4 zur Herstellung einer Fahrrinne von Königs- berg dur das Frische Haff nah Pillau, 250 000 zur Erweiterung des Verkehrshafers zu Harburg, 395820 Æ zur Verbesserung und Vervollständigung der Hafenanlagen zu Harburg, 250000 A zur Vergrößerung des Hafengebiets zu Geestemünde, 120000 (A zum Neubau der Brückte über die Spree bei Köpenick, 80 009 4 zu ver- schiedenen baulichen Ausführungen an dem Königlichen Sw{lofse zu Königsberg i. Pr., 100 000 erste Rate zu einem Anbau und zu dem Umbau eines Flügels am Königlichen S@losse zu Stettin und 1 000 000 Æ als erste Rate zum Ankauf des Grundstücks Leipziger- straße 125 und zur Ausführung eines Neubaues auf dieserz Grund- tück Behufs Erweiterung der Geshäftsräume des Ministeriums der offentlihen Arbeiten,

Der Etat der Eisenbahn-Verwaltung seßt die Einnahmen aus den vom Staat verwalteten Eisenbahnen auf 929 851 000 4, um 79 381 000 6 höber an als im Vorjahre. Aus dem Antheil an der Main: Neckar-Eisenbabn is eine Einnahme von 476 837 #, 80 324 M mehr als in 1890/91, eingestellt, ferner aus dem Antheil an der Wilhelmshaven-Oldenburger Eisenbahn eine folche von 378 268 M, 16 104 A mehr als im laufenden Etatejahre, sodaß \ich die Einnahme aus den für Nechnung des Staates verwalteten Eisen- bahnen auf 930 706 105 M, um 78166 228 6 höher stellt, als im Vorjahre. Die Einnahmen aus den Privatbahnen, an welchen der Staat betheiligt ist, sind zusammen mit 245 340 M, um 72269 # niedriger als im Vorjahre, eingestellt; die sonstigen Einnahmen mit 100 000 46, 1600 A weniger als im laufenden Etatsjahre. Die Summe der Einnahmen stellt si mit- hin auf 931 051 445 M, um 78092359 \ höher als in 1890/91, wo sie 852 959 086 #4 betrug. Die Betriebslänge der für Rebnung des Staats verwalteten Eisenbahnen ist für den Beginn des Etats- jahres 1891/92 auf 25 089,14 km angeseßt und wird am Ende des- selben 25 599,19 km betragen, sodaß si die Betriebélänge im mitt- leren Jahresdurch|[chnitt auf 24 658,62 km stellt. Die dauernden Ausgaben bei den vom Staat verwalteten Eisenbahnen find an persönlihen Ausgaben auf 120 078 551 Æ, um 11259 235 4 höher als im Vorjahre angeseßt, und entfallen hiervon auf G-hälter 108 864 018 M, gegen 94 903 134 Æ im Vorjahre, auf Vergütungen an frühere Mitglieder von Direktionen u. \. w. verstaatlihter Privat- bahnen 21 150 4, 60087 weniger als im Vorjahre, auf Wohß- nungêgeldzushüsse 14060 800 L, 1201 600 Æ mehr als im laufen- den Etatsjahre, auf andere persönlihe Ausgaben 79 617 933 A, 8340950 A mehr als im Etatsjahre 1890/91, auf Tagegelder, Reisekosten u. |. w. 25 068 800 4, 2219900 (A mehr, auf außer- ordentlihe Remunerationen 2485718 4, 187 685 #4 mehr, auf Unterstützungen an Arbeiter und deren Hinterbliebene 12 906 100 Æ, 510 700 „a mehr. An sächlihen Kosten sind eingestellt: für Bureau- bedürfnisse u. #. w. 17 215 500 4, 1478 600 4 mehr; für Steuern, Kommunalabgaben und öffentlice Lasten 7463 000 f, 155 000 mehr; für Ersaßleistungen u. \. w. 5953 881 4, 409 668 F mehr; für Unterhaltung der Bahnanlagen 61709 000 4, 6 329 000 mehr ; für die Kosten des Bahntranfports 108 469 000 46, 73 238 000 M mehr; für die Erneuerung des Oberbaues der Bahnen 46 178 000 #, 9759 000 M mehr; für die Erneuerung der Betriebsmittel 38 646 000 6, 3 969 000 Æ mehr; für erheblihe Ergänzungen, _Er- weiterungen und Verbesserungen, einshließlich derer der Werkstätten 12 483 000 6, 2 724 000 A mebr; für die Benußung fremder Bahn- anlagen 3 577 390 , 61 500 M mehr; für die Benußung fremder Betriebsmittel 7737700 4, 1258 000 Æ mehr, für die Main- Neckar-Bahn 86 224 4, 11216 # mehr; für die Wilhelmshaven- Oldenburger Bahn 202 870 4, 194870 4 mehr, und für unvorher- gesehene Ausgaben 800 4, 600 4 mehr. Für Zinsen und Tilgungs- beträge sind 3 730 959 M gegen 33 990 846 # in 1890/91 eingestellt, Diese Minderausgabe ist zum überwiegenden Theil durch Umwand- lung von Prioritäts-Anleihen in konfolidirte Staatëshuld, bezw. Kündigung des Restes der betreffenden Anleihen entstanden, theils rührt sie daher, daß die noch verbliebenen Anleihen, soweit der Staat Selbstschuldner ist, vom 1. April 1891 ab auf die Haupt- verwaltung der Staatés{ulden übergehen. Die Gesammtsumme der Auegaben für die für Rechnung des Staats verwalteten Eisenbahnen stellt ih somit auf 556 477 753 Æ gegen 520 787 054 #4 im Etats- jahr 1890/91, Die Ausgaben für die Centralverwaltung und das Eisenbahn-Kommissariat zu Berlin sind im Ganzen auf 1 318 830 , um 43 500 (G böher als im Vorjahre angeseßt. Davon kommen auf Gehälter 640960 # (+ 27 060 4), auf Wohnungsgeldzuschüsse 110 820 4 (+ 4140 A), auf andere persönlihe Ausgaben 290 450 M on 7300 M), auf sächlihe und vermischte Ausgaben 166 600 M + 5000 “s und auf die Kosten der Vorarbeiten zu neuen Eisen- bahnen wie im Vorjahre 200000 4 Die Summe der dauernden S beträgt somit 557 796 583 # gegen 522079184 F im

orjahre. : S

Bei einer Ciunahme von 931 051 445 # ergiebt si somit im

Ordinarium ein Ueberschuß von 373 254 862 4, bei dem aber zur Ver-

zinsung der E a 207 584 016,99 Æ in Rechnung

zu stellen sind, so daß 165 670 845,01 M verbleiben.

An einmaligen und außerordentlihen Ausgaben werden im Ganzen 20486 000 4, 2679 000 A mehr als im laufen-

den Etatsjahre, verlangt, wovon 2500000 M auf den Dispositions- fonds zu unvorhergesehenen Ausgaben für die für Rechnung des Staates verwalteten Eisenbahnen, sowie zur Deckung von Ausgaben bereits ges{lossener extraordinärer Baufonds kommen. Die übrigen Forderungen im Extraordinarium beziehen si in der Hauptsache auf die durch die Steigerung des Verkehrs nothwendig gewordenen Um- bauten und Erweiterungen von Bahnhöfen.

Bei der Veranschlagung der Betriebs-Einnahmen und Ausgaben ist im Allgemeinen von den wirklichen Ergebnissen des Fahres 1889/90 ausgegangen worden, doch sind selbverständlih au die zur Zeit der Etatsaufstellung herrschWenden Verkehrsverhältnisse, sowie die auf die weitere Entwikelung derselben voraussihtlich einwirkenden Umstände unter Beobachtung der gebotenen Vorsicht entsprehend berücksihtigt worden. Bezüglich der neuen Linien ist die Veranschlagung der Ein- nahmen und Ausgaben unter Vergleihung anderer, in annähernd denselben Verhältnissen befindliwer Bahnen unter Berücksichti- gung der befonderen Verhältnisse der einzelnen Strecken be- wirkt worden. Bei der Veranschlagung der persönlihen Ausgaben ift im Hinblick auf die Eröffnung neuer Bahnstrecken und die Zunahme des Verkehrs auf eine Verstärkung des Beamten- und Arbeiterperfonals Rücksicht genommen worden, ebenso hat in Folge der durch den Nachtrag zum Etat für das Jahr 1890/91 vorge- nommenen Erhöhung der Gehälter der unteren und einer Anzahl von mittleren Beamtenklassen, sowie der Vermehrung von Stellenzulagen und der Erhöhung der Besoldungen der außeretatsmäßigen Beamten ein erhebliher Mehraufwand vorgesehen werden müssen. Derselbe be- ziert si auf 7 328 090 Bei der Veranschlagung der Aufwendung an Arbeiterlöhnen hat, abgesehen von der Vermehrung des Personals, darauf Rücksicht genommen werden müssen, daß dieLöhne derEisenbahnarbeiter mit der Steigerung der Löhne, namentlich in den Gruben- und Hütten- bezirken und an den Hafenpläßen, \ih nit unwesentlih erhöht haben. Ein erheblich höherer Mehrbetrag an Zushüssen wird au für die Kranken-, ferner für Pensions-, Wittwen- und Waisenkassen, theils in Folge der Vermehrung des versicherungspflihtigen Dienstpersonals und der Steigerung der Löhne, theils in Folge des Inkrafttretens der Invaliditäts- und Altersversiherung erfordert. Die Durchführung der gefeßliGen Vorschriften der leßtgenannten Versicherung erfolgt durh eine besondere Kasseneinrihtung, welhe zugleih der weiter- gehenden Fürsorge für die ständigen Eisenbahnarbeiter und für deren Hinterbliebene dient, und eine gleich hohe Beisteuer von der Eisenbahn- Verwaltung und den Arbeitern erhebt.

Die Mittel zur Deckung der Kosten für die Unterhaltung der Bahnanlagen sind mit Rücksiht auf die Erweiterung des Bahnnetzes, die Vermehrung der Unterhaltung8gegenftände und die Steigerung des Verkehrs, sowie die Erhöhung der Arbeitslöhne stärker bemessen worden. Hinsichtlih der Kosten der Züge ist in Betracht gezogen worden, daß dur die Erweiteruna des Bahnnetzes, die Einlegung neuer Züge und die zu erwartende Verkehrsfteigerung, sowie dur die erhöhten Preise für Kokes und Kohlen wesentlißhe Mehrausgaben bedingt werden. Ebenso sind die Kosten für die Unterhaltung und Erneuerung der Betriebsmittel in erhebliG höherem Maße in Ansatz gebracht worden. Für die Erneuerung des Oberbaues ist der Bedarf an Schienen, Schwellen u. f. w. auf Grund örtliher Aufnahme nah dem thatsählihen Bedürfnisse festgestellt und die Einheitspreise nach den zur Zeit der Veranschlagung maßgebenden Materialpreisen er- mittelt worden.

Von dem N von 165 670 845,01 A find zunächst zur Deckung der zur planmäßigen Tilgung der vom Staat für Eisen- bahnzwecke vor dem Iahre 1879 aufgenommenen oder vor oder nah diesem Zeitpunkte selbstschuldnerisch übernommenen Schulden 9 584 161,66 Æ, ferner zur Deckung von Staats8ausgaben, für welcbe die Mittel andernfalls durch Aufnahme neuer Anleihen beschafft werden müßten, und zwar zur außerordentlichen Tilgung von Staats- schulden bezw. zur Verrechnung auf bewilligte Anleihen 17 851 751,79 46 und zur Deckung anderweitiger etatsmäßiger Ausgaben des Rehnungs- jahres 1891/92 14223493156 #Æ# zu verwenden. Da aber in Folge des in den leßten Jahren eingetretenen außergewöhnlihen Verkehrs auf den Eisenbahnen die Verwaltung den an fie gesteliten Anforderungen niht überall hat gerecht werden können, so sol, um die disponiblen Fonds zur Vermehrung der Betriebsmittel zu haben, neben den etatsmäßig zur Erneuerung der Betriebsmittel vorgesehenen Beträgen, der Verwaltung ein Fonds von 20 000 000 # zu diesem Zweck zur Disposition gestellt werden. Die Höhe dieser Summe ist nach dem Verhältniß der Mehrleistungen bemessen worden, welche er- fahrungsmäßig zur Bewilligung des steigenden Verkehrs von Jahr zu Jahr erforderlich werden. Der Betrag soll zunächst von der Eisenbahn- Kapitalshuld abgeschrieben werden, während die auf denselben zu übernehmenden Ausgaben derselben wieder zuwachfen.

In dem Etat der Lotterie-Verwaltung beziffern ih die Ein- nahmen aus dem Lotteriespiel auf 8 256 000 4, 24 200 M geringer als im Vorjahre, die sonstigen Einnahmen (für Drucksachen, Entshädi- gungen für die Entnahme von Papier und Feuerungsmaterial aus den Beständen der Behörde u. st. w.) auf 10500 4, 800 #4 weniger als im laufenden Etatsjahre, sodaß fich eine Gesammteinnahme von 3 266 500 M gegen 8291500 A in 1890/91 ergiebt. Die Aus- gaben stellen sih insgesammt auf 167 100 , 16009 L weniger als im Vorjahre, wovon 71300 #4, 800 4 mehr, auf Besoldungen, 11400 A wie im Vorjahre auf Wohnungsgeldzushüsse, 9336 F, 488 M mehr, auf andere perfönlihe Ausgaben und 75 064 4, 2888 a weniger, auf säblihe Ausgaben entfallen. Der Uebershuß Ae ge somit auf 8 099 400 M gegen 8 122 800 Æ im laufenden

tatsjahr.

Der Etat der Münzverwaltung seßt die Einnahmen bei auf der Münze in Berlin 264 600 46 aus der Ausprägung von Münzen und Medaillen, gegen 220 810 im Vorjahre, und die fonstigen ver- mischten Einnahmen (für Probemetalle, Probir-, Avshieb- und S{melzgebühren u. dergl.) auf 17 570 #, gegen 17 790 im Vorjahre, an; die der Probiranstalt in Frankfurt a. M. auf 8250 A, 530 4 mehr als in- 1890/91, an, sodaß sich eine Gesammt-Einnahme von 290 120 M gegen 246 320 M im laufenden Etatsjahre ergiebt. Die Ausgaben sind auf 67950 4 für Befoldungen, 300 4 mebr, 4500 4 für Wohnungs3geldzushuß, 3800 4, 500 4 mehr, für andere persönliche Ausgaben, 8200 4, 1000 #4 mehr, für sähliche Ver- waltung8ausgaben, 197 509 Æ, 44500 M mehr, für Betriebskosten und 7100 für sonstige Ausgaben angenommen. Die gesammte R taee stelt sich somit auf 269050 M gegen 222750 4A im

orjahbre.

In dem Etat des Seehandlungs-Jusftituts ist der Geshäfts- gewinn mit 2350000 A, um 298 000 A höher als im Vorjahr, die Einnahmen für Rechnung des Instituts 10450 4, 83 4 mehr als im Vorjahr, eingestellt. Erstere Einnahme wird dem allgemeiner Staatsfonds, leßtere den Erträgnissen des Seehandlungs-Instituts zugeführt. Die Ausgaben belaufen ih insgesammt auf 271 450 A, 7250 mehr als im laufenden Etatsjahre. Davon entfallen auf Besoldungen 151 300 4, 7450 4 mehr als in 1890/91, auf Woh- nungsgeldzushüsse 24540 #4, 900 #4 mehr, auf andere persönliche Ausgaben 56 210 4, 2650 (A mehr, und auf sächliche Ausgaben 39 400 M, 3750 M weniger als im Vorjahre.

Der Etat für das Herrenhaus weist cine Einnahme von 1020 A (+20 A) und eine Ausgabe von 176 490 X (+ 1920 4) auf. Von der lezteren kommen auf Besoldungen 40 200 4 (+ 600 M), auf Wohnungsgeldzushüsse 5040 #4, auf andere persönliche Ausgaben 42150 Æ (+ 1320 A) und auf säâhlihe Ausgaben 89 100 6 wie im Vorjahre.

Der Etat für das Haus der Abgeordneten seßt die Ein- nahmen auf 1175 A wie in 1890/91 an. Von den Ausgaben kommen 59300 #4 (+ 750 4) auf Besoldungen, 8580 H auf Wohnungsgeldzushüsse, 65 210 „É auf andere persönliche Ausgaben und 1 078 680 M auf sählihe Ausgaben. Die Gesammtausgabe be- trägt daher 1 211 770 Æ gegen 1 211020 # im Etatsjahr 1890/91.

In dem Etat der Ansiedlungs8kommission für Westpreußen und Posen sind bei den Einnahmen der Zushuß zur Deckung

der Verwaltungs-Ausgaben mit 242910 #4, gegen 206 639 A in 1890/91, die Einnahmen aus der Ueberlassung von Stellen wie im Vorjahre auf 400 0009 #4 und die sonstigen Einnahmen auf 1000 #, um 900 4 höher, eingestellt worden, sodaß die Gesammteinnahme 643 940 M gegen 606 739 Æ im laufenden Etatsjahre beträgt. Die Verwaltungsausgaben betragen an Besoldungen 90300 Æ, 2266 A mehr als im Vorjahre, an Wohnungsgeldzushüfsen 14640 M, 3636 Æ mehr als im Vorjahre, an anderen persönlichen Ausgaben 62 000 #4, 10 000 A mehr als im Vorjahre, und an \ählihen Ausgaben 76 000 s An Ablieferungen an den im 8. 1 des Geseßes vom 26, April 1886 bezeihneten Fonds sind 401 000 A, 900 A mehr als im Vorjahre, vorgesehen, Die gesammten Ausgaben stellen si somit auf 643 940 4 gegen 606739 im Etatsjahre 1890/91.

Der Etat für das Kriegs-Ministerium weist eine Ein- nahme von 350 Æ gegen eine solde von 709 (M im Vorjahre auf. Von den Ausgaben entfallen 58200 #4, 2550 M mehr, auf die Verwaltung des Zeughauses in Berlin, 8880 4 auf Wohnungsgeld- zuschüsse, 4672 4, 1050 A mehr, auf andere persönlide Ausgaben und 54500 4, 900 4 mehr, auf sä&ßlihe Ausgaben. Die Summe der Ausgaben beträgt sonach .126 252 M gegen 121 752 #4 im laufen-

den Etatsjahre. E (Fortsetzung folgt.)

Statistik und Volkswirthschaft.

Hagelwetter und Hagelshäden in Preußen im Jahre 1889.

In den Monaten Februar bis eins{hließlich November des Jahres 1889 wurden in Preußen 6823 Hagelfälle gezählt, gegen 3878, 5677 und 5562 in den Jahren 1888, 1887 und 1886, jowie gegen 11 216 im Jahre 1885. Als Hagelfall ift hierbei jedes Auf- treten eines Hagelwetters in einem Erbebungsbezirk gerechnet, und zwar auch dann, wenn ein Ernteschaden niht verursaht worden ift. An der Zunahme der Hagelfälle seit dem Vorjahre waren alle Provinzen außer Schleswig « Holstein und Hessen - Nassau, besonders stark aber Brandenburg, Ostpreußen , Sachsen und die Hohenzollerashen Lande betheiligt. Wie in den Jahren 1885, 1886 und 1887 fiel auch 1889 die überwiegende Mehr- zabl der Hagelwetter in die Monate Mai, Juni und Juli, urd zwar 5677 Fâlle oder 83,3 9% der Gesammtheit gegen 89,7 bezw. 82,0 und 84,1 % in den genannten Jahren. Dagegen nahm 1888 der August stärker an der Gesammtme?nge der Hagelwetter Theil als in den vor- angegangenen Jahren. Nach der Stärke waren 1889 genau 33,3 %/%o der Hagelfälle gering, d. i. mit dem Verluste von weniger als einem Achtel der Ernte, 36,4 9/9 mittel, d i, mit dem Verluste von einem Achtel bis zur Hälfte verbunden, 21,3 % slarl, d f über die Hälfte einer s{nittreifen Ernte, und 9,0 % sehr stark, d. i. eine \chnittreife Ernte gänzlih vernihtend. Im Dur- \hnitt waren 1889 die Hagelfälle stärker als in den beiden weiter zurüdlicegenden Jahren, wo nur 16,7 bezw. 16,5 9/0 als stark, 8,1 bezw. 5,3 % als schr stark bezeihnet wurden. Unter den Pro- vinzen war Posen am ungünstigsten daran; demnähst waren die höchsten Stärkegrade in Westpreußen und Schlesien vertreten. Be- züglich, der Häufigkeit der Hagelfälle, d. h. bezüglih der Menge der Hagelwetter, welche innerhalb eines Jahres die einzelnen Erhebungs8- bezirke trifft, ist festgestellt, daß 1889 in Preußen unter den 5762 von Hagelschlag überhaupt heimgesuhten Erhebungsbezirken 85,5 9/0 ein- mal, 14,5 9/0 mehrmals betroffen wurden. Nicht erheblih anders war in den drei vorhergehenden Jahren der Antheil der wiederholt von Hagel heimgesuhten an der Gesammtheit solher Bezirke, nämli 12,9 bezw. 14,5 und 13,8 9/6.

Die Zahl der durch Hagelschlag wirklich ge\chädigten Bezirke belief si 1889 in Preußen auf 4958 und überstieg die entsprehenden Zahlen der drei vorangegangenen Jahre um 2351 bezw. 1261 und 1026, erreichte jedo die Zahl des großen Hageljahres 1885, nämlih 7235, noch lange nicht. Während im Staate 9,0% sämmtlicher Erhebungsbezirke durch Hagel wirkliH beshädigt wurden (gegen 4,7 bezw. 6,7 und 7,1% in den Jahren 1888—1886 rüdckwärts), stellten si die betreffenden Verhältnißzahlen in Hohenzollern auf 15,7, in S{lesien auf 14,9, dagegen in S{leswig- Holstein nur auf 2,9%. Von der oben angegebenen Fläche wurden 429 872 ha oder 2,4%/0 sämmtliher Acker- und GBarten- ländereien in Preußen beschädigt gegen 2,6 9/9 im Mittel der Jahre 1883/88, Unter den Provinzen entfällt auf Schlesien das größte Areal, nämlich 126 690 ha oder 5,6 9% seiner Acker- und Garten- ländereien einschließlich dec Weinberge; daran reihen si{ch Ostpreußen und Poscn mit 52 705 und 49 343 ha. Der mit 24206 144 A fest- gestellte Hagelshadenwerth für 1889 übecsteigt denjenigen der Jahre 1888 und 1887 mit 11893608 und 16030733 A erheb- lib, in geringerem Maße den Shadenwerth von 1886 (22 346 185 #4), bleibt dagegen noch bedeutend hinter demjenigen der beiden weiter rückwärts liegenden Jahre, welche je über 39 Millionen Mark ergaben, zurück und erreiht auch das Mittel des Zeitraums von 1884 bis 1889 nicht. Die hagelrei{sten Tage des Jahres 1889 waren für Preußen der 26. Mai, der 11, Juni und der 12. Juli, welhe einen Hagelshaden ron 1956318 bezw. 2320157 und 2278 218 M verursahten. Am erstgenannten Hageltage litten die östlihen Provinzen bis zur Elbe, besonders stark aber die Provinz Posen (1180 173 46). Die Hagelwetter des 11. Juni trafen wieder dieselben Provinzen, vornehmlich S&lesien, außerdem no in niederem Maße den Regierungsbezirk Magdeburg. Auch am 12. Juli richtete wieder in Schlesien der Hagel die ärgsten Verwüstungen an; außerdem wurden an diesem Tage der Regierungsbezirk Erfurt, die Provinz Hessen-Nafsau und in der Rheinprovinz die Regierungsbezirke Koblenz und Trier sehr durch Hagel geschädigt, verhältnißmäßig stark auch Hohenzollern. Jenen drei {weren Hageltagen reihen sich nah der Größe des in Preußen verursahten Schadens der 15, und 16. Mai, der 4, und 8, Juni mit einent Gesammtshaden von je über eine Million Mark an, weiter der 10. Juli, der 10. und der 14, Juni mit einem Gesammtschaden von noch je über 750 000 Im Jahre 1889 hat unter allen Kreisen der Kreis Düren den höchsten Hagelshaden zu verzeihnen gehabt, außer ihm aber noch 21 Kreise cinen Schaden von über 200 000 4, 20 Kreise einen solchen von 150 000 bis 200 000 Æ, 35 Kreise einen folWen von 100 000 bis 150 000 A Die Kreise, welche im Berihtsjahre einen Hagelschaden von über 200000 M erlitten, ordnen sich nach der Schadenhöhe wie folgt:

Kreise M Kreise M Düren . e. «648058 | Lüben « «4 2901 Leo ce 00S (88 Rössel ie o G: O E Habelshwerdt. . .. 541214 Brieg . . . . .. 290380 Ratibor. . . . . , 538296 | Langensalza .…. , . 248 345 Meseriß. . . . . , 538 269 | Köln (Land). . . 244 866 Oschersleben . . . , 492314 | Mogilno... , 238490 Gaß... «406694 (Dreb „7 200086 Pr: & « « « 814539 | Derghein, B09 000

ienbaum . 018619 L ea e « ROUOOO Bolkenhain . : 307078 | Neumarkt. .. . .- 213344 Euskirchen . . , , 279430 | Toft-Gleiwiy. . . . 211 098

Vergleicht man den im Jahre 1889 dur Hagelschlag in Pueuseen entstandenen Schaden von 24 206 144 Æ mit derjenigen Summe, welche auf Grund der Hagelversicherung von den Versicherungs- gesellshaften erseßt worden ist (7 426 415 F), so ergiebt lettere 30,7 9% des ersteren gegen 29,6 bezw. 39,0—24,8 und 28,5 %o in den Jahren 1888—1885 rückwärts. Die Versicherungssumme der ge- \chädigten Flächen betrug 57 424 551 , wovon die Seitens der Ver- cherungszesellshaften gezahlte Entschädigung 12,9 9/9 ausmacht.

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TERIO R E G T S I R A R Gi Stre C O G