den bisherigen Seminar-Direktor Dr. Wende zu Grau- denz zum Regierungs- und Schulrath zu ernennen, und
dem Kaufmann Heinrich Mauriß zu Uerdingen im Negierungsbezirk Düsseldorf den Charakter als Kommerzien- Rath zu verleihen.
Ministerium der geistlihen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.
Dem Vorsteher des Meister- Ateliers für Kupferstih an der Königlichen Akademie der Künste in Berlin, Maler und Nadirer Karl Koepping ist das Prädikat „Professor“ bei- gelegt worden. : L
Der Regierungs- und Schulrath Dr. Wende ist der Re-
ierung zu Oppeln überwiesen worden.
9 Der Miabciiae Privatdozent, gerihtlihe Physikus des Stadtkreises Königsberg i. Pr. Dr. Karl Seydel zu Königs- berg i. Pr. ift zum außerordentlichen Professor in der medi- zinishen Fakultät der dortigen Universität ernannt worden.
Bei dem Gymnasium zu Trier ist der ordentliche Lehrer, Oberlehrer Adam Klaus zum etatsmäßigen Oberlehrer be- fördert worden.
Am Schullehrer-Seminar zu Linnich is der bisherige kommissarishe Religionslehrer Kaplan Thüner als ordentlicher Seminarlehrer angestellt worden.
Betanntmaound
Bei dem am 6. d. M. im Königlichen Opernhause statifindenden Subskriptionsballe ist, wie bisher:
1) die Anfahrt der Wagen nur von den Linden aus ge- stattet, und zwar am Haupteingang (Thür Nr. 1), der Universität gegenüber, und an der Thür Nr. 3 (am Opernplaß),
2) die Abfahrt findet statt:
a. vom Haupteingang Nr. 1 nach der S6loßbrücke und nah den Linden zu. (Die Wagen haben sh vor dem Opernhause, Front nah demselben, aufzustellen,)
b. von der Thür Nr. 3 nach den Linden zu. (Die Wagen baben ih auf dem gepflasterten Theil des Opernplatzes bis zur BVehren- straße bin aufzustellen )
Die Erdsffnung des Hauses erfolgt um 7è Uhr; etn früheres Anfabren der Wagen würde zwecklos sein.
Die Wageninhaber werden ersucht, die Anweisung wegen des Wiederabholens 2c. ihren Kutschern \chon vor der Änfahrt zu geben, damit die Vorfahrt der folgenden Wagen dadur richt be- hindert und aufgehalten wird.
Berlin, den 5. Februar 1891.
Der Polizei-Präsident, Freiherr von Richthofen.
Nichtamtliches.
Deutsches Reich.
Preußen, Berlin, 5. Februar.
Se. Majestät der Kaisex und König konferirten Leute Vormittag mit dem Staatssekretär Freiherrn von Mar- schall, hörten später den Vortrag des Kriegs-Ministers und arbeiteten daran anschließend mit dem Chef des Militär- kabinets.
Der Bundesrath hielt heute Nachmittag eine Plenar- sizung, Vorher traten die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen zu einer Sißzung zusammen.
Der Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten hat auf Grund der Ermächtigung des Bundesraths die Ein- fuhr von lebendem Rindvieh aus Desterreich - Ungarn in die Schlachthäuser der Städte Beuthen O.:S., Brieg, Kottbus, Eschwege, Forst i. L, Gleiwiß, Görliß, Grottkau, Kreuzburg OD.-S, Landéberg a./W.,, Leobshüß, Liegnitz, Myslowiß, Neustadt O.-S., Oberglogau, Oppeln, Ratibor, Reichenbach a. Eule, Rybnik, Sorau N.-L., Spremberg und Waldenburg widerruflih gestattet.
Der General der Kavallerie Graf von Waldersee, General-Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs, à la suite des Königs-Ulanen:Regiments (1. Hannovershes) Nr. 13 und kommandirender General des 1X, Armee-Corps, hat sich nach Altona begeben.
Der Commandeur der 7. Division, General-Lieutenant Freiherr von Willisen, und der Vize-Admiral Paschen, Chef der Marinestation der Nordsee, haben .Berlin wieder verlassen.
Hechingen, 3. Februar. Als Chef der Kommunal- verwaltung in Apia auf Samoa wurde, wie dem „Schw. Mert.“ mitgetheilt wird; von den drei Vertragsmächten Deutschland, Amerika und England Freiherr Senfft von Pilsach, bisher Ober-Amtmann dahier, gewählt.
Sachsen.
Dresden, 4. e Heute brachte, wie dem „Dr. 7F.“ aus Leipzig gemeldet wird, die Kapelle des 10. Fnfanterie- Regiments Nr. 134 Sr. Majestät dem König eine Morgen- mujsik dar. Um 10 Uhr Vormittags begab Se. Majestät sich nach Kleinzshoher, wo die Besichtigung der Dampfmaschinenfabrik von Swidersky und der großen Kamm- garnspinnerei von Stöhr u. Co. erfolgte. Um 12 Uhr Mittags wohnte Se. Majestät einer Vorlesung des Professors Dr, Socin über arabishe Sprahe und um 21/2 Uhr Nach- mittags den Demonstrationen des Professors Dr, Curshmann über die im Leipziger Krankenhause gemachten Erfahrungen mit der Verwendung von Koch'’sher Lymphe bei. Abends fand im Königlichen Palais ein größeres Diner statt.
Württemberg.
Stuttgart, 4. Februar. Jhre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Wilhelm mit Prinzessin Pauline sind nah dem „St.-A. f. W.“ gestern Abend, von Arolsen kommend, hier wieder eingetroffen.
Deutsche Kolonien.
Der Vorsleher der Bergbehörde im südwestafrikanischen Schutgebiet, Berginspektor Frielinghaus wird dem „Deutschen Kolonialblatt“ zufolge auf seinen Antrag vom 31. März v. F. an von der Leitung der Bergbehörde entbunden werden.
Jn Lagos ift in der ecsten E des Monats Dezember 1890 der auf einer Urlaubsreise von Kamerun begriffene Regierungsarzt Dr. med. Hugo Zahl am Fieber verstorben.
Der Kaiserliche Kommissar Zimmerer ist am 2. De- zember v. J. in Kamerun eingetroffen und hat die Geschäfte des Kaiserlichen Gouvernements übernommen. E
Aus Deutsch-Ost- Afrika. Ueber die Ereignisse des Monats Dezember entnehmen wir dem „Deutschen Kolonialblatt“ Folgendes:
Tanga. Auf der Station Tanga ist ein neuer Flügel an das Hauptgebäude angeseßt worden, wodurch die Station nunmehr über aroße Räumli@keiten verfügt. In Tangata ift durch die Deutsch Ostafrikanische Gesellschaft ¿in Zollbeamter stationtrt worden; die Station Muoa wird zur Ueberwahung d:28 Schmuggels demnächst beseßt. Da sich in Tanga allmählih die deutsche Kolonie auf 30 Köpfe vermehrt hat, so ist der Arzt von Bagamoyo dorthin verseßt und dafür der Chefarzt der Shußtruppe nah Bagamoyo kommandirt worden. Der beurlaubte Chef von Tanga, Krenzler, wird durch den Lieutenant Freiherrn von Varnbüler vertreten
Pangani. Die Station Pangani hat sich durch Verschönerungs- anlagen äußerlih schr zu ihrem Vortheil verändert; die Verbältnisse- in der Stadt und im Bezirk sind durchaus befriedigende und war dem Reichskommifsar dort wie auc in Tanga durch Auss{chmüdcken der Stadt, Feierlichkeiten und Deputationen der Araber, Inder und Ein- geborenen ein Empfang bereitet, der auf die uns durchaus günstige Gesinnung fämmtliher Bewohner {ließen läßt. Die Besaßung der Station Masinde ift, da si die Häuptlinge Simbodja und Kimwere andauernd freundlich benehmen, reduzirt worden. Am Pare-Gebirge in der Nähe von Mandara und am Meru-Berge bedürfen die zum Theil die Kara- wanen beläfstigenden und räuberiscen (SFingeborenen baldmöglichst einer Lektion. Die Besatzung der Station Vikwadia, die seiner Zeit angelegt war, um die Operationen gegea Bwana Heri zu erleichtern, is nach Saaddi übergeführt und dortselbst nur noch ein stehender Posten zur Ueberwachung der Gebäude und zur Verhütung des Schmuggels zurückgelassen worden,
Bon Saadani ift zu berihten, daß Broana Heri in Folge wiederholter Aufforderung nunmehr seinen Wohnsiß dicht bei der Station in der Stadt aufgeschiagen hat. f
In Bagamoyo hatte die Bevölkerung einen ganz besonders freundlihen Empfang für den Reichéskommissar vorbereitet. Die Inder überreihten in einer zu seiner Ankunft aufgebauten und ges{müdckten Festhalle eine Empfangsadresse in einer silbernen in Bagamoyo gefertigten Kapsel, Die Stadt Bagamoyo nimmt stetig zu. Zwei des Menschenraubes und Mordes überführte Verbrecher wurden kriegêgerihtlih zum Tode verurtheilt und hingerihtet. Die Be- satßung der Station Bueni ift ebenfalls verringert worden, da die Verhältnisse dort ebenfalls nur eine Ueberwachung eventuellen Scchmugg?ls benöthigen.
In Dar-es-Salaam waren während der Abwesenheit des Reicskommifsars die Einri&ttungen für Schiffsreparaturen soweit ge- diehen, daß alle Arbciten ausgeführt werden können, die nit das Dodten eines Sdifffes beanspruhen. Der Stationt hef von Dar-es- Salaam ift beauftragt worden, na dem südlicher gelegenen Kissiju oder der Schungu-Bai, von wo aus ein späterer event. Shmuggel sehr erleihtert würde, zu gehen und dort durch stehende Posten eine Beobachtung dieser Pläße herbeizuführen. Der Reichskommissar unter- nahm eine Untersuchung tines der Hauptarme des Deltas und folgte zu diesem Zwecke dem Flußlaufe, bis das Delta passirt war. Der Rufidji ist im Durchschritt 200 m breit und war Ende Dezem- ber noch wasserreich. Mit Fahrzeugen von 4 Fuß Tiefgang — für Flußfahrzeuge \#on ein beträchtliher Tiefgang — scheint derselbe zu allen Jahreszeiten bis zu den Panzani-Fällen hinauf kein Hinderniß zu bieten. Die Ufer bestanden aus Alluvium mit im Allgemeinen bedeutender Humuékrufte. Reis und hauptsäblih Bananen wurden überall fultivirt. Die Bevölkerung war allerorten d..rhaus friedlih und zuvorkommend. :
Die Station Kilwa selbft ist am schnellsten und sachgemäßeften aufgebaut worden, auch ist es dem rubigen und vorsi%tigen Vorgehen des dortigen Stationshefs Chef von Zelewski zuzuschreiben, daß sich das nälste Hintecland, wenn auch langsam, do stetig mehr unserem Einfluß ffnet. i : L
Aus dem Togo-Gebiet berihtet das „Deutsche Kolonialblatt“:
Lieutenant Herold hat in leßter Zeit seine Thätigkeit vorzugê- weise au! die urs durch das Gren;abkommen mit Großbritannien zu- gefallenen Gebietétheile gerihtet und in denselben, unter Aufnahme genauer Routeunskizzen, mehrfah Reifen unternommen, Unter Anderem stattete er der Missionsstationa Ho (rorddeutshe Mission) einen Besuch ab und empfing von der \{chönen Lage derselben einen überaus günstigen Eindruck. Dieselbe liegt auf einem etwa 40 m hohen Hügel, umgeben von Gartenanlagen und Versucbétplantagen mit Kaffee, Kakao- und Gukalyptus- Pflanzen, ist mit allem Erfcerderlihen aut- gestattet und unterhält unter Anderem eine Brieftaubenzuht. Die an und für sich gesunde Lage ift man beständig bemüht, durch zweck- entsprehende Anlagen noch zu verbessern, so daß Ho fpâter einmal als Erholungéstätte für erirankte Europäer in Bitracht kommen kann.
In Ho und Waya leben zusammen 19 Eurcpäer, sämmtlich teutsbe Missionéangebörige, sodaß si der Bestand des Schutzgeb!ets an Weißen dementisp:ewerd erhöht hat. Die nocddeutie Nisfion scheint einen ziemlich weit- und tiefgebenden Eeilsjamen Einfluß auf die einheimishe Bevölkerung im Laufe ibrer zwanzigjährigen Wirk- samkeit gewonnen 11 haben. Lieutenant Herold hält die ganze neu- erworbene Londschaft für sehr fruchtbar und zum Plantagenbau wohl- geeignet. So dürften Ho und Waya in jeder Beziehung als ein recht erfreuliwer Zuwachs für das Schutzgebiet zu bezeichnen sein.
Oesfterreich-Ungarn.
__ Wien, 5. Februar. Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Erzherzog Franz Ferdinand von Dester- reih- Este hat, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Nahmittag 21/2 Uhr die Reise nah St. Petersburg angetreten. Jn seiner Begleitung befinden sich der Kammerherr Graf Wurm- brand, der Feldmarschall - Lieutenant Graf Uexküll, sowie der Prinz von Hohenlohe und der Prinz von Schwarzenberg. Der Erzherzog Carl Ludwig begleitete den Erzherzog Franz Ferdinand nach dem Bahnhofe, wo herzlicher Abschied genommen wurde. Der österreihishe Zug trifft morgen früh 6 Ühr in Warschau ein, wo zur Weiterreise ein russisher Hofzug erwartet wird. :
Dem Statthalter von Böhmen, Grafen Thun, sowie dem Oberst-Landmarschall Fürsten Lobkowiß is das Groß- kreuz des Leopold-Ordens verliehen worden.
Sämmtliche Blätter begrüßen die Ernennung des Dr, Steinbach zum Finanz-Minister sympathish und heben dessen große Begabung hervor. Das „Fremdenblatt“ meint, die Deutschen würden in Minister Steinbah unmöglich ein Hinderniß erblicken. Die „Press e“ betont, dem eigent- lichen politishen Leben habe Steinbah stets fern gestanden ; e könne ihn keine Partei als den ihrigen in Anspruch nehmen.
Großbritannien und JFrland. Die Trauung der Prinzessin Luise zu Schleswig- Holstein und des Prinzen Aribert von Anhalt wird
Anfang Juni in der Kapellé des Schlosses zu Windsor stattfinden. Den Tag wird die Königin noch bestimmen.
Jm Laufe des Sommers sollen englischen Blättern zufolge bei Portsmouth umfangreiche kombinirte Heeres- und Flotten-Uebungen abgehalten werden, um die Stärke der dortigen Festungswerke zu prüfen. Der Herzogvon Connaught wird die Landtruppen befehligen.
Im Unterhaufe beantragte Gladstone gestern die zweite Lesung einer Bill, welche die Ernennung von Katholiken zum Lord-Kanzler von Großbritannien sowie zum Vize-König von Frland gestaitet. Der erste Lord des Schaßes Smith beantragte die Verwerfung der Bill, die nur bezwecke, für die Eventualität der Einführung des Homerule Vorkehrungen zu treffen; die Bill sei inopportun und werde weder von den Katholiken noch von der öffentlißen Meinung verlangt. SchließliÞh wurde die Bill denn auch von dem Hause mit 256 gegen 223 Stimmen abgelehnt.
In den Vorsälen des Unterhauses hieß es am Montag Abend, daß die Boulogner Unterhandlungen ihren Abshluß gefunden hätten mit einem Ausgleich, der weiteren Feind- jeligkeiten im irishen Parteilager ein Ende seßen würde, jedenfalls bis zu” den nächsten Neuwaßlen zum e 0A Die Bedingungen des Ausgleichs seien folgende: 1) Parnell und O’Brien begeben \sich fofort nah Amerika, um dort Gelder zur Unterstüßung ausgetriebener Pächter zu sammeln. 2) Dillon stellt sich unverzüglih den irischen Behörden, um seine sechs Monate abzubüßen, worauf er in nächster Parlaments- session zum Führer der irishen parlamentarishen Partei er- nannt wird. 3) Jnzwischen wird Justin Mc. Carthy als der Vorsißende der ganzen Partei anerkannt. Ferner wurde be- hauptet, die Führer der liberalen Partei hätten der irischen Partei gewisse Zugeständnisse gemacht, mit denen beide Gruppen der leßteren zufrieden seien. Darnach solle in irgend einem Homerxuleplan die Polizei unter die Kontrole der irishen Regierung gestellt werden und, Falls das Reichsparlament tie irishe Bodenfrage nicht lösen sollte, die Lösung derselben dem irischen Parlament überlassen werden. Das der Reichs- regierung in der Bill von 1886 vorbehaltene Veto- ret solle indeß beibehalten werden. Neuerdings verlautet jedoch, der irishe Ausgleih dürfte wieder in die Brüche gehen, da Gladstone sich weigere, die gemahten Zugeständnisse shriftlih zu aeben. Parnell, der am 3. d. M. eine Unter- redung mit O’'Brien und Dillon in Boulogne hatte, wolle auch, der Abmachung zuwider, nicht nach Amerika gehen, zum wenigsten nicht jeßt. Viele einflußreihe Anti-Parnelliten be- ständen jeßt auf dem bedingungslojen Rücktritt Parnell's.
Wie aus Ottawa gemeldet wird, ist das canadische Unterhaus am 2. d. M. aufgelöst worden. Auf den Rath seiner verantwortlihen Minister hat der General- Gouverneur Lord Stanley of Preston Neuwahlen aus- schreiben lassen. Die Aufstellung von Kandidaten hat am 26. Februar zu erfolgen, während die Wahlen am 5. März stattfinden werden. Die Regierung wendet sh an - das Volk, um - dessen AnswWhten Über die einzushlagende Handelspolitik zu «fahren. Dem Vernehmen nach hat Canada durch die Reichs- regierung den Vereinigten Staaten Vorschläge zur Belebung des canadischen Handels mit der Union machen lassen. Die canadische Regierung ist der Ansicht. daß, Falls es zu einem Handelsvertrage mit den Vereinigten Staaten kommen sollte, den das canadische Parlament zu genehmigen hat, es besser sei, ein neues Parlament zu haben. Nah dem 4. März werden sich canadishe Delegirte nah Washington begeben, um daselbst Berathungen über die Belebung der Handelsbeziehungen der beiden Länder zu pflegen.
Frankreich. Paris, 5. Februar. Die Zollkommission nahn p auf den Bericht Jounart's die von der Subkommission eshlossenen Zölle auf frishe Süßwasserfishe, sowie die Zölle auf Austern, Hummern und Miesmuscheln an. Die von der Regierung vorgeschlagenen Zölle auf Fischtzran, Fischrogen,
Fishbein und andere Erzeugnisse der Fischerei, sowie auf *
Schwämme wurden ebenfalls angenommen. Auf trockene, ge- salzene und geräucherte Fische, sowie auf marinirte und ein- A Fische wurde ein Zoll von 25 bezw. 30 Fr. be-
lossen. : Französische Soldaten sollen, nah einem der „Nat.-Ztg.“ aus London von gestern Abend zugegangenen, anderweitig noch nicht bestätigten Telegramm, die Grenze von Tripolis überschritten haben und vorwärts marschiren. Die eng- lische Regierung hätte ein Panzershiff n3ch der Küste von Tripolis geschickt, um die Schritte Frankreichs zu über- wachen.
Rußland und Polen.
Das St. Petersburger Grenadier - Regiment Friedrich Wilhelm Ilk, das in Warschau in Garnison steht und dessen Chef Kaiser Wilhelm II, ist, feierte den Geburtstag Sr. Majestät in festliher Weise und sandte aus diesem Anlaß eine Glückwünschdepeshe nah Berlin, auf welche der Kaiser, der „St. Petersb. Ztg.“ zufolge, mit fol- gendem Telegramm antwortete :
„Ich sende Ihnen, den Offizteren und den Mannschaften Meines \&önen braven Grenadier - Negimenta, aufriGtigsten Dank tür die Gesinnungen treuer Anbänglichkeit, denen Sie au an Meinem beutigen Geburtstage Ausdr:ck geben, Wilhelm R.“
Der „Grashdanin“ erfährt, daß dem Reichsrath das
Projekt, betreffend die Einstellung der Kolonisation-:
Rußlands durch Ausländer, zur Durchsicht bereits vor- liege. Dem Entwurf zufolge wird im Prinzip die Nieder- lassung von Ausländern in Rußland ganz verboten; Aus- nahmen in Einzelfällen zu machen, ist dem Minister des
Jnnern anheimgestellt, jedoch nur unter der Bedingung, daß.
die Aspiranten russishe Unterthanen werden und die russische Sprache und die ru!sishen Grundgeseße gut kennen.
Der Generalstab hat der „Now. Wr.“ zufolge mit der Gesellschaft der Freiwilligen Flotte den Kontrakt, be- treffend den durch die Schiffe dieser Gesellschaft zu bewerk- stelligenden Transport von Truppen zwischen Batum, Noworossiisk, Ssewastopol und Odessa, auf fünf Jahre
erneuert. :
Eine französishe Militärkommission besuchte dem „W. T. B.“ zufolge gestern die Konstantins - Kriegsschule in St. Petersburg und machte sih eingehend
mit der Art des Unterrichts in allen Fächern bekannt.
Jtalien.
Der König empfing gestern Mittag den Kriegs-Minister Bertole Viale und konferirte am Abend mit dem Marine- Minister Brin. Der „Italie“ zufolge erhält sich in parla-
mentarishen Kreisen die Annahme von der Bildurg eines Minist:riums Rudini-Saracco, „Fanfulla“ und „Opinione“ beschränken fih auf die Mittheilung, daß die Kabinetskrisis bis heute ihre Lösung finden werde,
Die Rede Crispi's in der F vom 31. v. M,, welche die Vinisterkrise zum Ausbruch gebraht hat, lautete nach der „Perseveranza“ wie folgt :
„Als Haupt der Regierung kann ih nicht \{weigen, weil heute die ganze Politik der Regierung und nicht blceß die Finanzpolitik debattirt wird. Ich erkläre die Anklage, daß ich die gemachten Ver- sprechungen nicht gehalten habe, für unstihhaltig. Ich habe in Palermo keine Erklärung irgendeiner Art abgegeben. Meine Wähler kennen mich seit achtundvierzig Jahren; sie kennen meine Treue und bedürfen keiner Erklärungen. In Turin versprad ich Ersparungen zu erzielen und allen Eifer darauf zu verwenden, die Steuern erträglicer zu gestalten, Ich hoffe, daß mit der organishen Reform und mit der Wiederordnung vieler administrativer Dienstzweige das Gleichgewiht und eine Ver- minderung jener Auflagen erreiht werden könne, die, wenn sie das notbwendige Maß überschreiten, ein wahres Verbrechen sein würden. Der Abgeordnete Bonghi hat bei seinem gestrigen Hinweise auf meine Politik sih in sehr bitteren Auédrücken über dieselbe geäußert. Herr Bonght ift vom Okiober 1874 bis zum März 1876 Minister gewesen. Die Achtung für die Gräber erlaubt mir nicht, die Verwaltung jener Epoche zu untersuchen; wenn mir jedoch diese Untersuchung gestattet wäre, könnte ih Ihnen beweisen, daß die gegenwärtige Verwaltung viel besser als die damalige fei. Die Finanzen von beute sind in einer viel günstigeren Lage, als die damaligen. Damals gab es weder Heer noch Flotte. Damals waren Sie zu einer servilen Po- litik gegen das Auéland gezwungen. Ich finde mich auf diesem Posten unbehaglich und wünsce, daß mi eine Abstimmung davon befreie; ih wünsche ein klares Votum, wie es ein Ebrenmann haben muß, der eine Mission im Lande erfüllt und wissen muß, ob Sie zu Regterungen der Unsicherheit und des Mißkredits zurückehren wollen.“
Portugal.
Durch die in Oporto vorgenommenen polizeilihen Er- mittelungen ist, wie „W. T. B.“ aus Lissabon meldet, nun- mehr festgestellt, daß die dortigen Aufständischen fre spanischen Revolutionären im Einvernehmen be- anden.
Belgien.
__ Die Mehrzahl der Abtheilungen der Kammer hat, wie „W. T. B.“ aus Brüssel berichtet, den von Fanson ein- gebrachten Antrag auf Revision der Verfassung in Bezug auf das Wahlrecht abgelehnt, da zwishen den Mit- gliedern der Rechten und der Linken eine Einigung nit erzielt werden: konnte. .
In Folge der (in Nr. 29 d. Bl, gemeldeten) Vorgänge am Sonntag wurde am Dienstag Abend eine Anzahl Mann- shaften des Grenadier-Regiments wegen der dabei begangenen Ausschreitungen polizeilich sistirt. Gegen vierzig von ihnen wurden in Haft genommen und in Arrest geschickt. Diese begannen alébald in dem Arrestlokal zu lärmen und zu toben. Sie versuchten die Thür des Arrestlokals zu zertrümmern und steckten schließlich die Matraßen und Bettdecken in Brand. Durch herbeigeeilte Unteroffiziere und Mann- schaften wurde das i gelöscht; die Meuterer wurden anderweit in Sicherheit gebraht. Von dem Obersten des Grenadier-Regiments wurde sofort die militärg erihtlihe Untersuchung eröffnet; fünf der Meuterer wurden unter Gendarmerie-Bedeckung im Zellenwagen nah dem Gefängniß gebracht. Einer weiteren Meldung des „W. T. B.“ zufolge fand gestern Vormittag in Brüssel eine Kundgebung von Conscribirten gegen die Conscription statt, an welcher gegen Zweitausend Theil nahmen. Die Manifestanten trugen am Hute eine Karte mit der Aufschrift „Nieder mit der Blutsteuer!“ und durchzogen, die Marseillaise singend, die Stadt.
Bulgarien.
Sofia, 5, Februar. Der Prinz Ferdinand hat den Sekretär des türkishen Kommissariats Reshid Bey zum ersten Male in Privataudienz empfangen. Reschid Bey war von der Pforte {hon vor einiger Zeit die Jnstruktion zugegangen, sich in seinem Verhalten dem Prinzen und der bulgarishen Regierung gegenüber nah der Mehrheit der übrigen diplomatishen Vertreter zu richten.
Schweden und Norwegen.
(F) Stodckholm, 2. Februar. Der König is gestern Abend in Begleitung des Ministers des Aeußern Grafen Lewenhaupt von hier na Christiania abgereist. Die Königin wird sih morgen nach S@{loß Ulriksdal begeben und dort einige Zeit verweilen.
Die während der Abwesenheit des Königs in Norwegen fungirende interimistishe s{chwedishe Regierung ist folgendermaßen zusammengeseßt: Chef des Marine-Departements Freiherr von Otter, Vorsißender; Staatsrath Akerhielm, Chef des Departements des Innern Groll und Staatsrath Wikblad. Alle dieser Regierung niht angehörenden Staatsräthe find verpflichtet, eventuell auf Berufung nah Norwegen sfi zu be- geben, um in die Staatsraths-Abtheilung als Mitglieder ein- zutreten. :
Der Minister des Aeußern hat, wie die „Post: och Znr. Tidn.“ mittheilt, unterm 22 Januar d. J. an den hiesigen Gesandten der VereinigtenStaaten folgendes Schreiben gerichtet :
_ Dur ein Sreiben vom 18. November v. J. haben Sie die Güte gehabt, mir folgende Shriftstücke mitzutheilen: ein Rund- schreiben des Staatssekretärs Hrn. J. G. Blaine, einen Auszug aus dem Protokoll der vom 2. Oktober 1889 bis zum 19, April 1890 in Washington abgehaltenen internationalen Konferenz vou Republiken Amerikas und einen Stiedsgerichtstraktat , abges{lossen am 18, April vorigen Jahres zwischen der Regierung der Vereinigten Staaten Amerikas und zehn anderen auf dieser Konferenz ver- tretenen Regierungen; gleihzeitig haben Sie der Hoffnung wegen der Sympathie der Regierung Sr Majestät für diesen wichtigen Zweck Ausdruck gegeben, defsen Erreichung durch eine förm- lihe Gutheißung des Schiedsgerichtsgrundfaßes von allen Völkern der Erde angestrebt wird. Meine Dankbarkeit bezeugend für diese so interessanten Mittbeilungen, die ich zur Kenntniß der Regierung Sr. Majestät zu bringen nicht unterlassen habe, habe ih die Ehre, Sie zu benachrichtigen, daß ih den Auftrag erhalten habe, die lebhafte Sympathie der Regierung Sr. Majestät auszudrücken für den großen menscenfreundlihen Gedanken, durch öôftere Benußung von Shieds- fprüchen für die Lösung internationaler Streitigkeiten dem Unglück des Krieges zu entgehen zu suhen. Die Regierung Sr. Majestät wird immer bereit sein, einen Sciedsspruh in allen den Fällen anzunehmen, wo es mögli ist, vermeint aber, sch im Vor- aus dur einen in allgemeinen Worten abgefaßten Traktat nit ver- pflihten zu können, der, wenn er angewendet werden soll, Gegenstand verschiedener Auslegungen werden kann, Indem ih Sie ersuche, Hrn. Blaine Vorstehendes gefälligft mittbeilen zu wollen 2c. , Hufolge Königlicher Verordnung sollen während der dies- jährigen Felddienstübungen der Truppen Versuche mit Velociped-Ordonnanzen angestellt werden.
Amerika.
Vereinigte Staaten. Die irdishe Hülle des ver- storbenen Sekretärs des Schaßamts Windom wurde am 2. d. M. in Washington zur leßten Ruhe bestattet. Der Präsident und der Vize-Präsident der Vereinigten Staaten, die Mitglieder des Kabinets, das diplomatishe Corps und eine große Anzahl von Kongreßmitgliedern, Rich!ern und anderen Staatswürdenträgern wohnten der Beerdigung bei.
Afien.
_ Japan. Die über San Francisco in London eingetroffene japanische Post bringt den Text einer wihtigen Rede, welche der Minister des Aeußern, Vicomte Aoki über die aus- wärtige Politik Fapans im japanischen Parlament gehalten hat. Die „A. C.“ berichtet darüber:
E Dex Minister behandelte die Vertragsrevisionsfrage ge- \{idtlid und beschrieb, wie die ersten Verträge mit den au?wärtigen Mächten zu Stande gekommen wären. Desgleichen führte er aus, wie der „onbeilvolle* Zollvertrag von 1866 der damaligen Regierung aufgezwungen worden sei. Die Klausel der meistbegünstig‘en Nation, welche sich in den später von Japan mit den Westmätten abge- \chlofsenen Verträgen findet, sei ein Hinderniß für die legislative und kommerzielle Autonomie Javpars. Seit 1872 seien verstedene Male Versuche gemacht worden, Verträge auf neuec Grundlage ab- zuschließen, so im Iabre 1871, a's eine Sordermission nah Europa abgeschickt wurde, ferner 1875 und 1878, als ein Sondervertrag mit den Vereinigten Staaten unterzeihnet wurde, dann 1880, 1882, 18586 und 1888. Der Minister hob hervor, daß alle diese Verträge keine dauernden feien und die Regierung si feit zwanzig Jabren bemüht babe, die Verträge zu revidiren. Zugleih sei es aber ein Irrthum, anzu- nehmen, daß das japanische Auswärtige Amt ih mit nichts Anderem zu beschäftigen habe, als mit Vertragsrevisionen. Dicht vor den Thoren Japans wohne eine Nation von 270 090 090 Seelen, welche bereit sei, Waaren und Produkte mit Japan autzutaushen. Die Chinesen seien die natürlihen Verbündeten Japans in Handel und Industrie. Dem Lande eröffne sih ein weites Feld der Thätigkeit und nationalen Entwickelung, welches nach Revision der Verträge noch umfangreiher werden würde. Die Tarifreform könne übrigens nicht von der Justizreform getrennt werden. Beide müßten zusammen geordnet werden. Er, der Minister, hoffe in den Gesetzent- würfen des Grafen Okuma solche Aenderungen vorzunehmen, daf; sie die ôöffentlihe Zustimmung finden würden. Die Zeit der Revision der Verträge müsse kommen. Die gegenwärtigen seien unvereinbar mit dem Fortschritt und der Unabhängigkeit Japans und versticßen gegen die Verfassung. Die Regierung babe bereits Verhandlungen mit den auswärtigen Mächten eröffnet. Einzelheiten darüber mitzu- theilen, sci er, der Minister, nit in der Lage. — Nah dem SHluß der Rede rivteten die Abgeordneten eine Menge Fragen an Aoki, wel{e zu einer hißigen Debatte führten. Vicomte Aoki wartete gar niht den Schluß dieser Debatte ab, sondern entfernte si vorher in aller Ruhe.
Parlamentarische Nachrichten.
In der heutigen (ö8.) Sißung des Reichstages, welcher der Reichskanzler von Caprivi, die Staats- sekretäre Freiherr von Maltahn, Freiherr von Marschall und Hollmann, sowie der Königlih preußische Kriegs- Minister von Kaltenborn-Stachau beiwohnten, fand zunächst die Wahl eines Schriftführers an Stelle des aus dem Reichstage geschiedenen Mitglieds Mül le r (Marien- werder) statt. Es wurde dafür auf Antrag der Abgg. von Kardorff und Graf Ballestrem der Abg. Merbach dur Afklamation gewählt.
Darauf wurde die zweite Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Feststelung des Reichshaushalts- Etats für das Etatsjahr 1891/92 fortgeseßt und zwar mit der gestern abgebrohenen Debatte über Kapitel 2 Titel 6 der Einmaligen Ausgaben des Spezial - Etats des Auswärtigen Amts: „Für Maßregeln zur Unter- drücckung des Sklavenhandels und zum Schuße der deutschen Interessen in Ost:Afrika“ in Verbindung mit der Fortsezung der ersten Berathung des Entwurfs eines Gesezes, be- treffend die Kaiserlihe Schußtruppe für Deutsh- Ost-A frika.
Abg. Oechelhäuser widerlegte die neulihen An- gaben des Abg. Dr. Bamberger über die Geringfügigkeit des Handels nach Ost-Afrika. Seit Einführung der sub- ventionirten Dampferlinie nah Ost: Afrika habe si allein der Handel Hamburgs dorthin von 1!/, guf 41/, Millionen Mark gesteigert. Die Ostafrikanische Gesellschaft werde eine segens8- reiche Thätigkeit entwickeln können. Das Reich könne jeßt in Ost-Afrika niht mehr zurück, müsse also vorwärts gehen. Mit dem Geseßentwurfe, betreffend die Kaiserlihe Schuß- truppe in Deutsch: Ost-Afrika, erklärte sich der Redner ein- verstanden und bemängelte s{ließlich das von dem Abg. Dr. Bamberger angezogene Urtheil des Dr. Hans Meyer über die Boden- und klimatishen Verhältnisse Ost-Afrikas als eine gründliche Prüfung nicht vertragend. (Schluß des Blattes.)
— In der heutigen (26.) Sizung des Hauses der Ab- geordneten, welher der Minifter des Jnnern Herrfurth und der Minister für Landwirthschaft 2c. von Heyden bei- wohnten, stand auf der Tagesordnung die zweite Berathung des Antrages des Abg. Conrad (Pleß), auf Annahme des Ent- wurfs eines Wildschadengeseßes. Die Kommisfion hat den Gesezentwurf in sehr wesentlihen Punkten abgeän- dert. Berichterstatter der Kommisfion war Abg. Freiherr von Wackerbarth-Linderode.
8. 1 der Kommissionsbeshlü}se lautet :
Der durch S{hwarz-, Roth-, Elch- und Damwild auf und an Grundstücken angerihtete Schaden ist dem Nuzungsberechtigten nah Maßgabe der folgenden Bestimmungen zu ersetzen.
Abg. Berling und Genossen beantragten folgenden zu- glei E übrigen Paragraphen des Geseßentwurfs ersetzen- en 8. L
_ Jeder Eigenthümer, Nußungs- oder Jagdberetigte ist befugt,
auf seinem Grund-, Nußtungs- oder Jagdgebiete Schwarz-, Rothb-
und Damwild jederzeit, namentlich ohne Rücksicht auf Schonzeit, zu erlegen und sich anzueignen.
und für den Fall der Ablehnung dieses Vorschlages :
Im §. 1 dex Beschlüsse der Kommission hinter dem Worte „Damwild" hinzuzufügen die Worte:
„owie Rehwild und Fasanen“ ;
__ Abg. Papendiedck begründete den Antrag Berling, den die Freisinnigen bereits in früheren Sessionen eingebraŸt ge- habt hätten.
Die Abgg. von der Reck, Strußz und Graf Strachwit sprachen für die Kommissionsfassung.
Abg. Conrad (Preß erklärte, daß er, nachdem die Kommission so wesentlihe Aenderungen an dem Entwurf vor- genommen, gegen das ganze Geseß stimmen werde.
Die Abgg. Francke (Tondern) und von Meyer (Arnswalde) sprachen sih in demselben Sinne aus.
__ Abg. Brandenburg wollte in der ganzen Frage mehr die wirthschaftlice, als die rechtliche Seite garen rage men Bei Schluß des Blattes \sprach Abg. Das bach.
— Nag einer dem Reichstage zugegangenen Berech- nung sind von den Bundesstaaten für 1891/92 an Matri- fularbeiträgen baar zu zahlen 322 623 505 M, 0, h, gegen den Ansaß für 1890/91 ein Mehr von 20451 078 Auf die einzelnen Staaten vertheilt sich die Summe folgender- maßen: Preußen 188611473 M (+ 12087316 M), Bayern 41942653 M (+ 2277986 M), Sachsen 21181841 A (+ 130812 M), Württem- berg 15962065 #sÆ (+ 10222 6 Ms, Baden 11859391 Æ (+ 856063 M). Hessen 6371722 M (+ 408503 M), Medcklenburg-Shwerin 3 830 724 M4 + 245494 M), Sachsen-Weimar 2090997 + 134004 M), Medcklenburg-Streliß 655186 M (+ 41987 M), Oldenburg 2274683 M (+ 145775 M),
raunschweig 2480668 (+ 158976 M) Sachsen-
einingen 1431206 (+91720 4), Sahsen-Altenburg 075 383 (+ 68916 M6), Sächsen-Coburg und Gotha 324 275 (+ 84869 M), Anhalt 1652877 (4+ 105925 M), Shwarzburg-Sondershausen 490244 (+31 420 M), chwarzburg - Rudolstadt 558378 (+ 35784 A Waldeck 376812 (+ 24147 M), Reuß älterer Linie 372 342 (+ 23863 M), Reuß jüngerer Linie 736 623 (+ 47208 M), Shaumburg-Lippe 247 791 (+ 15 877 M4), Lippe 820 639 (+ 52 593 M), Lübedck 450 627 (—- 28 878 M6), Bremen 1103144 (+ 70694 M), Hamburg 3 454201 (F 221366 #), Elsaß - Lothringen 11602934 (+ 781 296 M).
__— Die RXIV. Kommission des Reichstages zur Vor- berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Prüfung der Läufe und Vershlüsse der Hand- feuerwasfern, besteht aus folgenden Mitgliedern: Graf zu Dohna-Sclobitten. Graf Douglas. von Grand- Ny. Klemm (Sachsen), Vorsitzender. Kraemer, Schriftführer. Graf Kwilecki. Lucius. Maager. Münch. Graf von Preysing (Straubing). Rarkowski. Szmula, Stellvertreter des Vorsißenden. von Vollmar, Schriftführer. Wilisch.
— Die Budgetkommission des Reichstages beendete in ihrer heutigen Sißung die Berathung des Militär - Etats. Bei den einmaligen und außerordentlihen Ausgaben wurde die für den Neubau eines Kommandanturgebäudes in der Feste Boyen eingestellte erste Rate von 70000 4 als nit dringlih gestrichen.
— Die Wahlprüfungs-Kommission des Reichstages hat beute die Wahl des Abg. Dr. Witte, Vertreters des 2, meinin- gishen Wahlkreises, für ungültig erklärt und bezüglih der Wabl des Abg. von Meyer (Arnswalde) die Beschlußfassung aus- geseßt und den Reichskanzler ersucht, darüber Erhebungen anstellen zu laffen,
—— Das V. Verzeihniß der bei dem Hause der Ab- geordneten eingegangenen Petitionen ist zur Vertheilung gelangt. Dasselbe enthält 314 Nummern, von denen 8 der Kommission für Petitionen, 11 der Kommission für die Agrar- verhältnisse, 9 der Kommisfion für das Justizwesen, 3 der Kommission sür das Gemeindewesen, 7 der Kommission für das Unterrichtswesen, 26 der Kommission zur Prüfung des Staatshaushalts, 22 der Einkommensteuer-Kommission, 11 der Gewerbesteuer - Kommission, 3 der Landgemeindeordnungs- Kommisfion, 212 der Volksshul-Kommission und 2 der Kom- mission für das Wildschadengesez überwiesen wurden.
Statiftik und Volkswirthschaft.
Deutscher Landwirthschaftsrath.
_In der gestrigen Sitzung gelangte der gemeinsame Antrag der Referenten zu der Frage des Zuckersteuergeseßes einstimmig zur Annahme. Derselbe lautet:
Der Deutsche Landwirthscaftêrath, den rubelofen Gang der deutschen Zuckersteuergeseßgebung beklagend, verzichtet auf eine Kritik der Gründe, welche die verbündeten Regierungen zur Gesetzesvorlage vom 24. November v. J. veranlaßt baben, bemerkt indessen in Bezug auf die der Vorlage zu Grunde liegenden Gesichtspunkte Folgendes:
1) Die mit der Landwirthschaft eng verbundene deutsche Zudcker- industrie bedarf weder staatlicher Steuervortheile, noch offener oder versteckter Auéfuhtprämien, sofern solhe auch dem Zucker anderer wichtiger Produktioné staaten und speziell Frankrei@s und Oesterreihs nicht gewährt werden.
2) Dagegen muß es als eine verhängnißvolle Gefährdung der deutshen Zuckerfabrikation als Exportindustrie, und somit als eine {chwere Schädigung landwirth\chaftlicher Interessen angesehen werden, wenn die gesetzgebenden Organe mit einseitiger Aufhebung der deutschen Ausfuhrprämien vorgeben würden.
3) Sollte die Mehrheit ungeachtet des durch die Materialsteuer hauptsählih mitbewirkten hohen Aufschwunges der Zuckerindustrie eine Aufhebung derselben beschließen, so ersheinen die von der Kommission des Reichstages in erster Lesung ohne Zeitbeshränkung beshlossenen (in zweiter Lesung gefallenen) Ausfuhrvergütungssäße — 1 M 50 S, 2M 25 S 1 M99 S — für 100 kg als Minimalsäge als ein die fisfalishen Ansprüche mit den Interessen der Industrie gleihmäßig berücksihtigendes Gefeß. : :
4) Eine nur auf begrenzte Zeit — drei Jahre — zu gewährende offene Auésfuhrprämie würde den berechtigten und bisher von den ver- bündeten Regierungen rückhaltlos anerkannten Ansprüchen der Industrie auf staatlihen Schuß nit entsprechen.
5) Ist die Gewährung einer offenen Ausfuhrprämie auf Dauer in Folge bandelspolitisher Abmachungen unmöglich, so if einer Aenderung und speziell einem Abgehen von der Materialsteuer un- bedingt zu widerratben. 5
Es folgte die Berathung über den Entwurf eines deutschen Heimstättengeseßes, welche in der heutigen Sitzung fortgeseßt wurde.
Alters- und Invaliditätsverfiherung.
Im Monat Januar sind, wie das „Dr. Journ.“ mittheilt; bei der Versicherungsanstalt für das Königreih Sachsen 1232 Anträge auf Bewilligung von Altersrente eingegangen, An 208 Personen sind Renten zuerkannt worden, im Verhältniß zu - der Zahl der gestellten Anträge eine ansheinend geringe Zahl, die jedo größer auêgefallen sein würde, wenn nit ein fehr erheblicher Ti der Anträge erst in den leßten Tagen des Januar ein- gegangen wäre. Diese 208 Personen beziehen insgesammt 29 320 A 80 A Rente. Der DurWschnittsbetrag einer Rente be- ziert sich sona auf 140 (A 96 9. Für die Höhe der Renten ift zufolge der Bestimmung des S. 159 des Geseßes jeßt rur der in den drei Jahren 1888—1890 nachgewiesene Jahresarbeitsverdien| aus- fchlaggebend. Je nachdem dieser in die 1., 2, 3. oder 4. Lohnklasse fiel, belief sih die Rénte auf jährlih 106 X 80 9, 135 4, 163 4 20 A und 191 A 40 S oder monatlich auf 8 A 90 S, 11 A 25 9, 13 Æ 60 S und 15 A 9
Im Monat Januar haben der „Karlsr. Ztg.“ zufolge bereits
488 Versicherte bei der Versicherungsanstalt Baden | Ansprüche auf Altersrente erhoben; es find bis zum Súlufie a