1891 / 32 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 05 Feb 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Mgnats Januar 330 Renten bewilligt, 12 Gesuche abgelehnt, die übrigen 146 Gesuche aber zu weiterer Verhandlung ausgeseßt worden. Die zugebilligten Renten erreichen je nah den 4 Lohnklafsen die Höhe von 106 M 80 S, 135 #, 163 e 20 4 oder 191 Æ 40 §. Die Gesammtsumme berechnet ih für die 330 Renten auf jährli 493 4 60 A, sodaß der Dur(hschnitt einer Rente 134 4 83 ck& beträgt,

Verkehrs-Anftalten.

Köln, 4. Februar. (W. T. B.) Der Trajekt Bonn— Ober- Kassel ift versu&sweise wieder im Betrieb.

Hamburg, 4. Februar (W. T. B) Der Swnelldampfer der Hamburg - Amerikanishen Packetfahrt - UAktien- Gesellshaft „Augusta Victoria“ ist heute in Alexandrien eingetroffen. 2 :

9. Februar. (W. T. B.) Der Postdampfer „Rhaetia der Hamburg- Amerikanischen Packetfahrt-Aktiengefsell- \chaft ist, von New - York kommend, beute Vormittag auf der Elbe eingetroffen. 7 5

London, 4. Februar. (W. T. B.) Der Casftle-Dampfer „Garth Castle“ hat heute auf der Ausreise Madeira passirt, Der Cafile-Dawmpfer „Methven Castle“ ist heute auf der Ausreise von London abgegangen. Der Caftle-Dampfer

Duart Castle“ hat beute auf der H:imreise die Canarischen |

Inseln passirt. : de A (W. T. B,) Der Union - Dampfer

- Mexican* ist geftern auf der Heimreise von Capetown und der Union-Dampfer „Moor“ auf der Heimreise von Madeira abgegangen.

Theater und Musik.

Berl c S

Ihre Königlichen Hoheiten die Erbprinzessin von Sachsen-

Meiningen, pen und Prinzessin Heinri sowie die Prinzes

Margarethe beehrten die gestrige Aufführung des Lustspiels „Gold- fishe“ mit ihrem Besu. S

Friedriv-Wilhelmstädtishes Theater : :

Das reizende Ballet „Meißaer Porzellan“ findet allabendlih mit

der Operette „Pariser Leben“ zusammen denselben Beifall, wie bei

der ersten Aufführung. L Adolph Ernst- Theater.

ausverkaufte Häuser erzielte. Thomas8-Theater.

auf de-m Repertoire zu belatien.

Mannigfaltiges.

Ihre Majestät die Kaiserin Friedrih wohnte der beutigen Srefuuna des Bazars des Frauen-Groschenvereins bei urd befabl zabl

Meiningen hatten sich aufopfernd in den Dienst der guten Sache ge- stellt und fungitten als Verkäuferinnen an dem Hauptgabentisch des großen Saales, der u. A. auch die Geschenke der Kaiserin Friedrich, nach der Natur ausgeführte Skizzen von Charakterköpfen, eigene Werke der hohen Frau, trug. Der Bazar war überhaupt sehr rei beschickt, auch die Vorsitzende, Fürstin Bismarck, hatte reite Gaben ge-

S E —————

Wetterbericht vom d. Februar, Morgens 8 Uhr. : Palais.

49%R.

Stationen. Wind.

in 9 Celfius

Temperatur

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SW 4bededckt SSW 1\wolkig SW 4'bedeckt N 2 beiter

NNW b'bedeckt | illiNebel

NNO 2/Sónee | Ene

_, 444 (Bar. auf0 Er. D . d. Meeres\p,

Mullaghmore | Aberdeen .. | Christiansund Kopenhagen . Stockholm . aparanda . t. Petersb. | Moskau . . . | Sork, Queens | On B] E.

L PRPO red. in Millim. A 5 0 C.

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74 Uhr.

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Anfang 7 Uhr. Sonnabend :

1/Dunst NNW 1iwolkig

NNW 2 bededi11) NW 4'roolkenios NNO 4‘wolkig?) NNO

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amburg 2. winemünde

Neufahrwasser Gastfreund.

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Wiesbaden . München Chemniyz Berlin. . E Breslau . Ile d'Aix Ret

1) Reif. 2) Nachts Schnee. 3) Nachts Schnee und Reif. 4) Reif. 5) Reif. Uebersicht der Witterung.

Das barometrishe Marimum im Westen bat \ich etwas nordwärts verscoben, wäbrend auf dem Ozean, j

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NW vedeŒi W 3/bedeckt NO 3'bedeckt | ftili\wolkenlo€ |

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schienen ist, wel&e jedoch unsere WitterungSvezrkbält-

[@waer, vorwiezend nördlicher bis westliLer Luft- strêèmung und aufklarendem Wetter ift in Deutsch- | land wieder Broilwetter eingetreten, nur einige |

n 1 , . - | Navbildungz des JIuliusthurmes mit der Citadelle und ein hübs{es

reihe Einkäufe; Ihre Königlichen Hobeiten die Prinzessin | Margarethe, die Prinzessin Heinrich und die Erbprinzessin von Sachfen- |

durch Thür Nr. 8, gegenüber dem Prinzessinnen-

an der Thür Nr. 3 (am Opernplaßtz). Die Abfahrt findet statt: E 1) s E A Nr. 1 L der E und nach den Linden zu (die Wagen stellen sich vor 72A Rz dein Opernhause, Front nah demselben, auf). : Offenba. Regie: Hr. Binder, 4 28 der E A S A a zu (die Wagen stellen sich auf dem gepflasterten Thei des Dpernplages bis an die Behrenstraße hin auf). Pariser Leben. Beginn des Balles 9 Uhr. Eröffnung des Hau!es

Schauspielhaus. 35, Vorstellung. Das Stiftungs- fes. Schwank in 3 Aufzügen von G. von Moser. | burg.

n s E: 36. Vorstell D 1 Akt von Benno Jacobson

s o Schauspielhaus, 36. Vorstellung. Das goldeue ; i B - N UDuni Vließ. Dramatisches Gediht t 3 Abtheilungen | von Sigmund Lautenburg. Anfang 74 Ubr. von Franz Srillparzer. Erste Abtheilung: Der __ Zweite Abtheilung: Die Argo- nauten. Anfang 7 Uhr.

Deutsches Theater.

SW i Sonnabend: Die Kinder der Excellenz.

: 9 Sonntag: Ehrbare Mädchen.

NW e orS) 5 Die nächste Aufführung von Des Meeres und G der Liebe Wellen findet am Montag statt.

: n Fessing-Theater, westlih von den Lofoten, eine neue Depression er- | Séauspiel in 4 Akten von Hermann Sudermann. : i - ¡sere 2 un j Sonnaberd und Sonntag: Die Rosa:-:Domiuos. nie nibt unmittelbar beeinflufssen dürftz2. Bei | Hierauf: Ritterdienfte.

Küstenftrecken sind noch froftfrei. Im deutsen Doe Speer, R iches Zaubermär( S La E E | Die fieben Nabex. cuantises Zaubermären Vinnenlande ist stellenweise etwas Niederschlag ge | in 5 Akten von Emil Pobl. Musik von G. Lehn- | Gf Mks von Adolvb Fes

sandt. Die Mitie des Saales naÿm auf ausdrückliche Anordnung der hoben Protektorin der Armentish ein. Der Bazar ift noch morgen von 11 Uhr bis 4 Uhr NaGmittags geöffnet.

Die unter dem Protektorat Ihrer Königlichen Hoheit der Prin- zessin Friedrich Carl vom Deutschen Gastwirthsverband in der Brauerei Friedrihshain veranstaltete fünfte Kohkunsst- Ausstellung is beute Vormittag feierli eröffnet worden. Sie ist von 252 Vereinen und Firmen beschickt. In der Vorhalle ift die Kolcfsaibüfte Sr. Majestät des Kaisers auf goldbehangenem Sodckel aufgestellt. Die Erzeugnisse der Braunschweigischen Konserven- fabrif-N-:ubrück, Oefen, Kocgeschirre u. dergl , au eine reite Auswahl von Weinen sind in der Vorhalle und im Buffetraum ausgestellt. Im großzn Festsaale steht die Statue Friedrih's des Großen, davor haken die Büsten der drei Kaiser und die Ihrer Majestät der re- gierenden Kaiserin Aufstellung gefunden, und ganz vorn steht in prädtiger rothsammetner Uarabmung das Bild der boben Protek- torin. Die Mitte des Saales nimmt die eigentliche kulinarische Aus- stellung ein, darunter ein vom Mundkoch und Backmeister des Kaisers C. Jaedike gefertigier Hocbzeitskachen urd ein mächtiger Aufbau, auszeftellt ron Theodor Müller's Akademishen Bierhaller (Verfertiger A. Wirtb): wei Hafen, als Köhe gekleidet, bewachen den von Fafanen überflogenzn Aufbau, welcher Hasen in 16 verschiedenen Zu- bereitungen, fowie Pasteten von Fasan birgt; ferner ein faites Frübtück vom Määrkishen Gasftwirthsverein in Potédam, das Potsdamer Stadiwappen in Gelee ausgeführt und die Butter in Gestalt von voll erschlofsenen Marscball-Nielrosen ; da- neben vom Gsßs@Getn Verband und dem Verein Leipziger Gastroirtbe eine Staffelci mit verschiedenen Gerichten von Wildgeflügel ; auf der andern Scite des Tempels von Gebrüder Junker-Berlin ein Stillleben aus Seflügel, Gemüsen, Früchten u. dgl. ; von der württem- bergischen Metallwaarenfabrik kostbares Tafelgeräth, von Radday Ge- scirr, von Grünfeld Tiscwäshe. Hübsch arrangirt ift das vom Gam- brinuswirthb C Koch ausgestellte, vom Küchenmeister Henke verfertigte Jagdbuffet, das fich um die Statue des Kaisers im Jagdkostüm anordnet. Adalbert Dahms - Spandau bringt eine aus Tragant bergestellte

ostafrifzniswes Stimmungsbild. Au Maschinen und Tafelgeräthe, Spirituë-, Kobe unck Hetzapparate und die Literatur sind in reicher

| Auëwabl zur Ausstellung gcbracht. Der Akt der Eröffnung erhielt

dur die Anwesenheit. der hohen Proteltorin eine besondere Weibe. Die booze Frau wurde von den Herren des Comités

| embfangen. Nachdem fie aus der Hand eines Kindes ein Bouguet Um das Zusammentreffen mit anderen Premièren zu vermeiden, | entgegengenommen, wurde si: unter den Klängen der Mußk hat Direktor Ernst die Friaufsazung E „Jacobson-Ely [Nen | Novität d Eva* für die näcfte WoBe festgeseßt, zumal die | D elei )e S Be Suans° noch in der E Ita Wote | Hr. Wiese, dankte in kurzer Ansprache für Uebernahme des Protektorats | und das Erscheinen, eröffnete sodann im Auftrage der Prinzessin die | Ausftellung und brahte Sr. Majeftät dem Kaiser, dem Friedens- Der bedeutende Erfolg der Posse „Der Registrator auf Reisen“ | fürsten, ein dreifa&es Ho aus. Unter Führung der Hrrn. Wiese veranlaßt den Direktor Thomas, dieses Stück bis auf Weiteres allein | l | K - ff | Prinzessin die Ausftellung mit lebhaftem Interesse.

nach dem Ehbrenplay vor dem von Arthur Fischer gemalten Bilde der boben Frau geleitet. Der Vorsitßende des Verbandes,

und Theodor Müller besfihtigte sodann Ihre Königlice Hoheit die

Im Königlichen Zeughause hat sich der „Voss. Zta.* zu-

j 9 K y L: | folge die Eröffnung der den boselizen Kaisern Wilhelm I. und | Friedr

ich gewidmeten GVedäcbtnißkalle ctwas verzögert, weil für das in der Rückwand der zeltartigen Halle befindliche Fenster eine einzige aroße Glassweite an Stelle der jeßt noch vorhandenen kleinen Sceiben beshafit werden mußte. Sobald die betreffende Scheibe, welche für die Beleubtung des Raums durchaus nothwendig war, eingeseßt ist, wird auc die Gedächtnißballe dem Publikum zu- gänglih gemaht werden. In der Herrscherballe ist Professor Siemering seit Kurzem damit beschäftigt, sein Modell zur Statue Kaiser Wi'belm's T. einigen Aenderungen in Bezug auf die Stellung der Figur zu unterziehen, nahdem die Kommission bei der vor einiger

Die Anfahrt ist für sämmtlihe Wagen nur von s an n aus und ap e up Sngaua Zu Male: Meiftner Porzellan. Vi em Universitäts-Gebäude gegenüber) un Imeabergerckinn. BolileteAeranlemeit vont bre ed Sl. Lilé und Hrn. L, Gundlach. | Vall. Billets à 3 # im Bureau des Hauses. Hierauf: Pariser Leben. Komische Operette in e 5 Bildern von Carl Treumann. Musik von Jacques

thätigem

Freitag: Ehrbare E

Dramatisher Scherz in 1 Akt.

barinnen.

Freitag: Die Ehre. Adoiph Ecnfi-Theater.

Freitag; Zum 63 Male :

fallen. Da dur& das Mariwum im Westen die ! M“ : A A s Q ili oar aa E gz bardi. Balletcompositioaer des 2. Aktes von C. | ozeanishe Luftbewegung von un?eren Gegenden ab- | A Raida. Ballets rxter Leitung »ckes Balletmeisters | Es

nâhst noch nicht zu erwarten sein. Deutsche Seewarte.

E E M E E Theater-Auzeigen, Königlihe Schauspiele,

es i rf i Keb Z una tus L S e 7 gelperrt it, dürfte eine erbebli&e Erwärmung zu | G. Severini. In Scene gelegt vom Ober-Regifseur | Tho Theater s, | W. Hock. Anfang 74 Ukr j mas Ñ

Freitag: Orern-

._ Am Balltage, den 6. Februar, iît der Eingang ! in das Königl. Overnbaus für s5mmtlihs Qin | Komgl. Vpernhaus für sämmtliche Zuschauer |

| ———

|

| Waßtiger=Theater. Freitag: Ees&lofen. |

|

Sonntag und folg. Tage: Miß Selyett.

Freitag: Zum 4. Male:

Sonnabend: Zum erften Male: Miß Selyett. E u M1 | Vandeville in 3 Akten ven WMax:me Voudceron. | SOUMSe bon Lief Tr ues } Deuts von Richard Gerée. Musik von S. Audrar. | Sgunabend: Dieselbe Vorstellung baus. Keine Vorstellung. Subscriptions-Ball, | Anfang 7 Ubr. : : :

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Friedrich - Wilhelmfiädtishes Theater. Freitag: Mit neuer Ausstattung: Zum achten Pant. Ballet in 1 Akt nebst einem Vorspiel von Golinelli. Musik | Concert. Y. Wagner- Abend.

C i dermann. Anfang 7 Uhr. ait Co nte l e Porzellan. Hierauf ; | Prof. Busoni und Waldemar Meyer.

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung. 5

Sonntag, Mittags 11} Uhr: Matinée zu wohl- Zweck. Die Früchte der Bildung. Lustspiel in 4 Akten von Leo N. Tolstei. Vorber: Die Kreutzersonate. Schauspiel in 1 Aft von “,*

Belle-Zliiance-Theater. Freitag: Erstes Gaft- spiel der Lufttänzerin Preciofa Gnsemble-Gaftspiei von Witgliedern des WaLner- Theaters. Zum ersten Male: Schelm Cupido.

S : Sonnabend nund folg. Tage: Vastspiel von Preciofa Sonntag, Nam. 24 Uhr: Miuna von Barn: Ta ivo. Die Nacÿ- helm. Abends 77 Ubr: Graf Waldemar. Grtgorats, Rei R ah

Freitag! Zum 153. ale: Unsere Don Jugn3. Sesangsposse in 4 Akten von Souvleis vor Guftav Görß. Musik von Franz Ret und Adolvb Feeron. Anfang 74 Ubr. a, D

In Vorbereitung: Adam und Eva. Gesangçs- pofie in 4 Akten von Etuard | Leopold Gly. Couplets von Jacobson und Gustav

Jakobftrafie 30, 4. Y __ Der Ragisftrator | auf Reisen. Posse mit Gesang von A. L'Arronae, G. von Moser und G. Steffens. LBial. In Scene geseßt von A. Kurz. Die neuen

Zeit erfolgten Besichtigung tes Viodells einige dahin gehende Wünsche

eäußert hatte. Die ôftlihe Feldherrenhalle ift gegenwärtig der Be- Abtiquno des Publikums wieder entzogen worden, weil daselbst der für die Draperien der Herrscherhalle nothwendige Leinenstoff s{chablo- nirt werden muß. Diese \{ablonirten Leinenvrorhänge werden pro- visorish angebraht, bis folche von gediegenerem Material an ihre Stelle treten können.

Die Direktion der Großen Berliner Pferdeeisenbahn-Aktiengesell- schaft hat der „N. A. Z.* zufolge dem Magistrat unterm 28. v. M. ein Projekt zum Bau einer Pferdebahn, vom Shinkelplayz auêgebend, über die Straße Unter den Linden, am Zeughause entlang, Über die Eiserne Brücke, dur die Straße zwishen dem Alten und Neuen Museum, über die Friedrihébrücke, durch die Burgstraße, Neue Promenade bis zum Hacke's{en Markt mit der Bitte um Genehmi- gung eingereiht. Diese neue Linie würde eine direkte Verbindung des Südwestens mit dem Nordosten \{afffen.

Warmbrunn, 4. Februar. Der Regierungs-Präsident Prinz Handjery hat der „Sl. Z.* zufolge die voa dem Regierungs- Baumeister Behrendt und dem Ingenieur Rittweger-Berlin nah- gesuhte Genebhmignng zum Bau der Zahnradbahn von Warm- brunn nah der Schneek oppe ertheilt,

Charkow. Im Süden und Südwesten Rußlands find ungeheuere Schneemassen niedergegangen. Wie die russischen Blätter melden, liegen ganze Dörfer unter denselben vershüttet. Der Schnee reiht bis an die Dâcher der Bauernbäuser hinauf, sodaß die Bauern sich nur mit Müße einen Ausgang ins Freie, meist durch Ocffnungen in den Dächern, schaffen können. ie Verbindung zwishen den Shupp?en und anderen Wirtbschaftsgebäuden für das Vieh wird durch Ausf{achtung von Gängen hergestellt, zu deren Instandhaltung die Bauernbevölkerung gegenwärtig viel Zeit und Arbeit aufwenden muß, da die am Tage bergestellten Gänge in der Nat des Oefteren wieder vershüttet werden, sodaß die ganze Arbeit am nächsten Tage aufs Neue gemabt werden muß.

Catania. Wie der „Germania“ (in Berictiaung anderweitiger, in Ne. 27 d. Bi, erwähnter Meldungen) vom Sekretär des Erz- bishofs von Catania telegrapbis{ mitgetheilt wird) wurte nit das Grab der bh. Agathe bestohlen, sondern ur ein Theil des silbernen Wagens, wel®ber zum Trantport der Reliquien dient. Von einer in anderen Blättern gemeldeten Verhaftung der Geist- lien ift dort nichts bekannt; im Gegentheil, der Klerus und die Bürgerschaft leben in vollkommenster Eintraht und feiern mit Enthusiaëmus das Sübhnefest. Die Justiz arbeitet emsig, um die Schuldigen ausfindig zu machen.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Rom, 5. Februar, Morgens 9 Uhr. (W. T. B.) Gutem Vernehmen nach hat der König bis jeßt noh keinen Entshluß über die Bildung des neuen Kabinets gefaßt, noch irgend Jemandem den Austrag hierzu er- theilt. Die Unterredungen, welhe der König mit dem Kriegs-Minister Bertole Viale und dem Marine-Minister

Brin gehabt hat, bezogen si lediglih auf die Frage weiterer Ersparnisje in den Etats dieser beiden Ressorts.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Erfien und Zweiten Beilage.)

Concert-UÁnzeigen:. Concert-Haus. Freitag: Karl Meyder- Diensiag (Fastnacht): Letter Subscriptious-

Philharmonie. Freitag, Abends 74 Uhr1

Dirigent: Hr. ; i E Adelina Patti-Concert unter Mitwirkang der Herren

Hrania, Anftalt für volksthämli%e Naturkunde. Am Landes - Ausstellungs - Park (Lehrter Babnksf).

Refsidenz-Theater. Direktion! Sigmund Lauten- GSeöffnet von 12—-11 Übr. lid Vorstellung im Freitag: Zuin 28. Male: Der selige Tou- | wissenshafilihen Theater. Näheres diz Änf(lag- pinel (Feu Toupinel). S4wmwank in 3 Akten | zettel,

las c Opernhaus. Keine Vorstellung. | von Alexandre Bisson. Deuts von Gustav Von | S E E Nes. 7. Sinfonie - Abend der Königlihen Kapelle, | Moser. In LONE qeient Len Sia Sens Ta Ie : In Scene gesetzt

Familien-Nachrichten, Verlobt: Frl. Rosa Warburg mit Hrn. Baron Alexander von Günzburg (Menton). Frl, Anny Fischer mit Hrn. Apothekenbesißger Franz Hoff- beinz (Szkaradowo—Raudten). Frl. Hilde von Noorden mit Hrn. Maler Eri Kubierschky (München—BVonn). Frl. Emma S@hmirgel mit Hrn. Frit Kromeis (Kattern—Opperau). Frl. Luise Kahblert mit Hrn. Alois Melz (Bres!au— E ib L Beile Wakbrendorf mit 2 ¿ rn. Konrad Ei&born (Berlin), Grigolatis und | Geboren: Ein Sohn: Hrn. Amtsrihter Meu- sing (Isenhagen b. Hankensbüttel). Hrn. Riitmeister a, D Jouanne (Schloß Santo-

ido: Préciosa ie A8 Uan ( j : Grigolatis a. G. Vorher: Zum S1 Wale: Die mishel), Hrn, Forstassefsor Kaute (Hannover). t f Froitag : 29 , | Nachbarinuen. Poffe in 3 Akten naH dem Fran- | er e vao grob Abonnements zöfischen des Manon und Gaftyne von Hans Sonnabend : Zum erften Male: Graf Waldemar. Ritter. Anfang 7} E

Hrn. Pastor Georg Froböß (Schwirz). Hrn. Gustar Nudlcfff (Chemn). Hrn. Ingenieur Emil Schenk (Berlin). Eine Tochter: Hrn. Diakonus Ioh Schubert (Ebersbab, Sachsen). Hrn. Oskar Wissmann (Emden). Hrn. Pastor Rudert (Hamburg). Hen. Dr. Eug. Fleisch- mann (Breslau). Zwillinge: Hrn. Ober- A 1 Saas R a lite S Wia Q estorben: Or. auptmann a. z uar (Leßte Wote ) Vogel (Breélau). Frau Dr. Staudinger, geb. Scharff (Franffurt a. M.). Hr. Lieut. a, D. Oskar Künkel (Bromberg) Hr. Fabrikdesigzer Dito Bollmann (Bromberg). Hr. Generalmajor h Georg v. Reinhold (Palermo). Hc. Hauptmann a. D. Sektastian Rudolph v. Jobnsten (Breslau). Frau Anna Goliwißer, geb. Mahr (Magd:burg). Hr. Sanitäts-Rath Dr. Antrefse (Tetow) Hr. Rentier Karl Brachmaan (Dlutsch-Lissig). Hr. Kaufmann Wilh. Detme- ring (Saeigon in Coin, China).

Leon Treptow.

Iaccbîon und

Nedacteur: Dr. H. Klee, Direktor.

Mußk von R. | Berlin: E E Verlag der Expedition (Scholz).

Câfar Wichtig: Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlags- Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Sechs Beilagen (cinschließlich Börszn - Beilage).

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

2 32.

Berlin, Donnerstag, den 5. Februar

anna

Deutscher Reichstag. 57, Sizgung vom 4 Febcuac, 1 Ukr.

Am Tische des Bundesraths: der Reichskanzler von Caprivi und die Staatssekretäre Dr. von Boetticher, Freiherr von Maltzahn und Freiherr von Marschall.

Die zweite Berathung des Etats des Auswärtigen Amts wird mit Titel 3 der einmaligen Ausgaben fort- eseßt: Zuschuß zur Bestreitung der Verwaltungsausgaben im füdwestafrikanisäen Schutzgebiet 292 300 F (im Etat für 1890/91 268 800 A). Die Abgg. Dr. Bamberger und Richter beantragen, die Erhöhung dieser Position abzu- lehnen.

Referent Abg. Prinz von Arenberg: Es bandle si hier um eine Mehrforderung von 23 500 Æ als Zuschuß zu den Kosten einer landwirthsch{aftlihen Versuchsftation und Auskunftestelle für deutsche Arsiedler. Es habe sich ein dortiger Deutscher bereit gefunden, auf Grund dieses Zuschusses sowobl felbst landwirth\schaftliwe Ver- suhe anzustellen, als auch denjenigen Rei®#sangebörigen, welDe fh dort ansiedeln sollten , zuverlässige Auskurft über dortige Verhältnisse zu ertheilen, ihnen auch sonst beizustehen, Sämereien und sonstige Dinge zum Selbstkostenpreife abzugeben. Dieser Schritt sei in der Kommission bekämpft worden; die Regierung übernähme damit eine Verantwortlichkeit, die sehr verhängnißvoll werden könnte. Von anderer Seite sei dies bestritten worden. Es solle keiner nab diesem Gebiet bingelodckt, aber auch keiner gehemmt werden, dortbin zu gehen, Die Forderung fei mit 17 gegen 6 Stimmen genehmigt worden.

Abg. Dr. Bamberger: Der Atg. Richter und er hätten gestern in Bezug auf Ost-Afrika nur die Stceihung eines neuen Zuschusses von 50 009 Æ beantragt, während sie bereit gewesen seien, die alt- herkömmlichen 150 000 A zu bewilligen. Bei diesem Posten aber bâtten sie zwar auc einen Eventualantrag auf Streichung der Erhöbung gestellt, jedech mit dem Vorbehalt, \@&ließli® aub gegen den ganzen Posten zu stimmen, Sie wollten nur Denjenigen, weiche sie vielleibt in der Ablehnung diefes klcinen Postens bekämpfen jollten, Gelegenheit geben, ihre Meinung zu dokumentiren Er werde fih binsihtlih der 23560 A für Ansiedlung8zwecke niht lange aufhalten, Derartige Arsiedlungsunternebmungen aus Staatsmitteln bâtten si von jeher als verhängnißvol und unersprießlich erwiesen. Dies fei ¡{on zur Zeit der französischen Kolonisationen unter Colbert und Ludwig XIV. der Fall gewesen. Die Franzosen hätten auch in Algier große Summen zur Ansiedelung ihrer Landsleute auf- gewendet, Mit welchem Erfolg, sei bekannt. Auch in der Gescbidte der deutshen Kolonifation hätten ähnliße Unter- nehmunge?, wie die in Texas, cine sehr unglücklihe Rolle gespielt. Er kme fich fkeinen rechten Begriff davon machen, wie die Reichéregierung, unter deren Verantwortlichkeit do diese Versuche angestellt werden sollten, si selbst auf dem Laufenden halten und genügend unterribten könne von tein, was der betreffende Herr dort anzufangen gedenke. Ein bloßes Auskunftsorgan für 23 500 Æ zu etabliren, heine ihm etwas übertrieben. Was man fonft mit jener Summe erteihen wolle, vermöge er fich nit zu sagen. Das fei entweder zu viel odec zu weni2. Solche Experimentchen, zu denen si ein privater Geschäftsmann ni§t entscchlicße, rechtfertigten auch eine öôfentiihe Unterstüßung nit. Die Mehrheit dieses Hauses sei freilich in einer so freigebigen Stimmung, daß sie au diese Mehrforderung bewiüigen werde, troßdem gestern der Reichs- kanzler, sowie der Abg. Dr. Windthorst und selbt die Abgg. Dr. Hammacher und von Kardorff den Vorwurf der Kolonials&wärmerei zurückgewiesen hätten. Die typisch und pc-ototvvish gewordene Ent- wickelung der südwestafrikanishen KoloniaigescllsGaft \ch{rccke von jedem weiteren Versu(e ab. A!s im Jahre 1884 plötzlich die Stleusen der Kolonialpolitik hier geöffnei worden seien, da fei auf Zureden des Hrn. Lüderitz dieses ganze Programm hier vor dem Reichétage aufgerollt und mit Enthusiasmus aufgenommen. Die ganze Sade habe sich nun, um den Ausdruck in einer bekannten Entscheidung des Reicbsgerihts an- zuwenden, als ein vergebliwer Versuh mit ungeeigneten Mitteln an ungeeigneten Objekten herausgestellt. Er mte bier niht cinc alte Wunde des Abg. Dr. Hammawder wieder aufrcißen und wolle von der Bilbung der südwestafrikanishen Gesellschaft nicht weiter spre&en. Nur fo viel werde derselbe ibm zu sagen erlauben: aus Hoffnung auf Gewinn sei diese Gesellshaft damals nit begründet worden, f dern, fo zu sagen, aus allgemeinen patriotischen Rücksichten. Es fei fuccessive 800 000 1 260 000 Æ zusammenzebra%t tworden, habe er [hon fonstatiren können, daß nach dem eigeaen Berit der Gesellschaft der größte Theil des Kapitals verloren gewesen sei und nur 320 000 Æ in Gestalt preußischer Konsols sich bier in der Kasse der Sefellshaft befunden bâiten. Was aus diesem Kapital geworden, wisse er ni“t, zugenommen habe es iwahrsheinlih nit. Weitere Versu@e seien ziemli erfoiglos geblieben. Man tböôre, daß ein Versub, Fleishextralt dort zu machen, nicht ganz aufgegeben sei. Auh von dem Ver- suhe, Fiscguano herzustellen, babe man nichts mehr gehört. In Seemannskreisen cirkulire eine Erzählung, daß ein alter Ham- burger Shiffer, als er dort an die Küste von Lüderitzland hin- gekommen fei, zu einem Beamten der Gesellschaft gesagt habe: „Herr, vier können Sie nihts thun, als Skat spielen." (Heiterkeit ) Man fei dort resignirt gewesen, die ganze Sache preiszugeben, als ein neuer Hoffnungasscimmer aufgetaucht fei in der Gestalt von Bergwerken. Wer die Geschichte der Bergwerksentwickelung, namentlich der kolo- nialen, kenne, der werde sich überbaupt von folchen Auésitten nicht fehr stark beeinflufsen lassen. Selbst die Gold- und Diamantenberg- werke, welche in dem südlichen Theile Afrikas entdeckt seien, hätten \{ließlid, volfkswirtbsceftlich gerechner, mehr Schaden als Nutzen gebracht. Speziell die Goldminen in Tranéêvaal, im südlichen Theile von Gnglisch-Afrika seien viel mehr ein Gegenstand entfesselter Sviel- wuth und wilder Spekulation geworden, als der Allgemeinheit zu Gute gekommen. Ein kleiner Theil davon babe hobe Zinsen gegeben, die meisten seien werrhlos. Einzelnen glücke es; aber in einem fo neuen Lande, in dem cs keinen Weg und Steg, keine Kohle, keine Industrie gebe, werde selbst die Ausbeutung reicher Gruben wakbrs{einli4 noch mit Verlust verbunden scin, Es sei sowohl von Seiten der Vertreter der südwestafrikani- hen Gesellschaft, wie der verbündeten Regierungen gar kein Enthusiasmus für diese Sa@e zu Tage getreten. In kühler, von ihm durchaus anerkannter Weise habe sich auch der Staatssekretär des Auswärtigen Amts über die Schußtruppe auszesprohen. Er habe erklärt, daß die deutshe Regierung nicht gesonnen sei, sich mit 590 Mann Polizeitruppen mit den Kamahereros einzulassen, weil, wenn einmal Blut geflossen sei, die Ehre der Deutshen engagirt sei und man sofort in die endlose Schraube von Opfern und Aufwand von Mannschaften bineingeriethe. Er (Redner) ziehe aus diesen Darlegungen aber einen anderen Séluß, als die Vertreter der Regierung und der Fürspreher der Gesellschaft, der Abg. Dr, Hammacher. Er (Redner) meine, daß man für solche Unter- nehmungen nicht noch neue Mittel bewilligen folle. Nun spiele in diese Komplikationen eine neue, ganz eigentbümlihe Art hinein: er meine die Frage, ob die Bergwerkkonzessionen, welche seit einer Reihe von Jahren in Rede ständen, einer si als eine auswärtige qualifizirenden Gesellschaft gegeben werden sollten oder niht. Im Jahre 1889 sei darüber -ein heftiger Kampf zwischen dem früheren Reichskanzler und ihm ent-

brannt. Er (Redner) habe damals, als die Kamaberero die deutshen Scustruppen aus ihrer Stellung vertrieben hätten, gefragt, warum man denn hier diesen ganzen Besiß und Betrieb aufrecht echalte, wenn doch die Stellung nicht haltbar sei. Darauf habe der früzere Reichs- kanzler in einer sehr furiosen Weise replizirt, daß er (Redner) durch diese Anfrage die Interessen der deutschen Betheiligten im höhsten Grade schädigte, denn es \chwebten Unterhandlungen, um die dortigen Bergwerke und sonstigen Interessen an eine auêwärtige Gesellschaft zu verkaufen und zwar zu sehr hohem Preise, und indem er (Redner) bier als Abgeordneter einige abfällige Bemerkungen über die Qualität dieses Besißes mate, drohte er das ganze Geschäft zu zerstören. Œs sei ihm (dem Redner) natürli niht {wer geworden, das als eine übertriebene Auffassung der Sa&e nabzuweisen, denn er babe von dem Geschäft gar keine Kenntniß gehabt. Es sollten wirkli folhe Unterhandlungen ftattgefunden haben. Später habe sh aber Fürst Bismarck, der ihm (dem Redner) es so sehr habe verübeln wollen, daß er die Herren verhindert habe, gut zu verkaufen, felbst auf die Seite ge\{lagen, die er bekämpft habe, indem er nun der Gesellschaft verboten habe, die Konzession zu verkaufen, weil er ge- glaubt habe, das deutshe Interesse zu \chädigen, wenn die betreffende Besitzung in fremde Hände käme. Wenn die Zeitungen ribtig beriteten, fo habe auch der gegenwärtige Reichskanzler diese Stellung ein- genommen. Ohne si in .die Verwaltungéfrage einmishen zu wollen, möhte er (Redner) doch glauben, daß, wenn die gegen- wärtige Gesellshaft offenbar mit finanziellen Schwierigkeiten zu fämpfen habe, fie sfi durd den Verkauf ibres Besitzes, sei es au an eine auêwäârtige Gesellschaft, wieder flott maten föônne. Er halte cs au für feinen Fehier, wenn auswärtige Gesellsbaften im deutshen Kolonialgebiete thätig seien. Exklusiv seien die Kolonieen anderer Länder nirgends gegen ausländis&e Unternehmungen. Was sollte also im Wege stehen, wenn eine potente englisde oder bollän-

triebe. Wenn er die Kommissiors\childerung richtig verstanden babe, so habe sich au die Regierung niht für alle Zeit gebunden, diese L willigung Tünftig aufrecht zu erhalten und überhaupt diese afrikanis&e Compagnie als solLe im Bereih der vom Deutsen Reich zu unterhaltenden Schutzgebiete fortführen zu wollen. Sie

wärtigen Zuständen cs noÿ nöthig sei, bier länger zu warten. Es Eandele sich bier nit um geringe Summen. Entweder gebe die Reichsregierung der Gesellschaft das ReŸt, die Konzession zu verkaufen, dann werde aus den Mitteln dieses Verkaufs Geld beschafft werden . Tônnen, um die SGugßtruppe und die übrigen Bedürfnisse zu be- streiten; oder aber die Gesellshaft erhalte diese Erlaubniß nicht, dann finde sie keine neuen Mittel, und dann sei au nicht voraus- [ zusehen, daß die Sade sih in absehbarer Zeit ändern werde, und des- halb fei die freifinnige Partei der Ansiht, daß dieser ganze Posten schon diesmal definitiv zu streihen fei.

_ Abg. Dr. Hammacher: Auch er gehöre niht zu den \chaum- \{lagenden Kolonialschwärmern im Deutschen Reih, halte h auch, wie der Vorredner, verpflichtet, die Verwendung von Reichsmitteln für foloniale Zwecke nüchtern zu erwägen. Der südwesitafrikanischen Gesellschaft, die keineswegs alleinige Besizerin gewisser Rechte ira südwestafrikanishen Schußgebiete sei, würde, selbst wenn der V:r- trag, wie er es lebhaft wünsche, zu Stande komme, doch ein erheblier Theil ires Eigenthums verbleiben. Darin habe der Vor- redner Necht, um Geldgewinne handle es sich bei der Gründung dieser Gesellshaft nicht, sondern um die Ehre der deutschen Kolonialpolitik, welche dort engagirt gewesen sci. Es sei in Deuts(land eine Kolonialgesellshaft ins Leben gerufen worden, welche das Eigenthum des Hen. Lüderiß erwerben und \oviel Kapital zu\sammenbringen follte, um das erworbene Eigenthum w:iter zu fruftifiziren, Mit dieser Aufgabe seien der jetzige Finanz-Minister und er (Redner) betraut worden. Es sei thnen auch in angemessener Weise gelungen, das nöthige Kavital zusammenzubringe1. Die Gesell- schaft, deren weitere Schritte sich zunähst auf die Erforshung der Bergwerke des Herero- und Damaralandes bezogen hätten, sei leider von großem Mißgeschick heimgesucht worden. Das Auswärtige Amt und die Vertretung Deutschlands im Hererolande sei nit ganz un- \chuldig dabei gewesen. Als der deut|che Berollmäthtigte mit dem Kamaherero zur Beseitigung der Streitigkeiten über die Antheil- nahme an den einzelnen Minenberehtigungen eine Art von Frieden geschlofsen babe, habe er die Interessen der südwestafrikanishen Ge- sellshast in den Hintergrund gestellt und es geschehen lassen, daß Ka- maberero seine säâmmtlihen Minen Dritten, die sh damals dort befunden hätten, Abenteurern, hingegeben babe. Daß dieses die Interessen der Gefellshaft nicht gefö:dert habe, liege auf der Hand. Sodann ein Vorgehen neueren Datums. Der Häuptling Hendrik Witboy, cine dur® mystishe religiöse Anschauungen geleitete Persönlichkeit, befinde fich in ftändigen Streitigkeiten mit den Hereros und habe vor einigen Monaten einen Raubzug gegen einen Häuptling des Hererolandes unternommen. Fun kurzer Entfernung habe sich der Führex der deutschen Schutz- truppe, Hauptmann von François, mit seinen fünfzig Mann befunden und Gewehr bei Fuß gesehen, wie der Feind des deutschen S@üßlings den leßteren besiegt und sein Eigentbum zerstört habe. Auch das könne nicht dazu beitragen, den Unternehmungszeist anzuregen, in dieses Land zu gehen. Er (Redner) wüßte niht, was ein Schußvertrag eines europäis{hen Staates mit einem Fürsten in Afrika \chließlich zu bedeuten habe, wenn er nicht dem deutschen Staat die Verpflichtung auferlege, diesem Fürsten in seinem Interesse Schuß gegen fremde Feinde angedeihen zu laffen. In der Kom- mission habe der Staatssekretär erklärt, daß der mit dem Kamaherero abges{lossene Shußvertrag Seitens der deutshen Regierung nit fo zu deuten sei, daß daraus die Verpflichtung folge, ihn gegen Feindseligkeiten zu \{üßen. Allerdings sei in dem gegebenen Falle eine gewisse Scheu bereWtigt gewesen, die deutshen Interessen in gefährlihe unübersehbare Verwickelungen zu bringen. Die Vorstellung, als ob das hier in Frage stehende Land weiter nichts als eine Sand- büchse sei, ftimme mit der Wirklichkeit niht überein. In den erften Jahren sei allerdings die Thätigkeit der südwestafrikanishzn Gesellschaft auf die Erschließung von Minen gerihtet gewesen, Das habe den Nachtheil gehabt, daß die Unterfuhung des Landes für landwirth\chaftlihe Zwette nur nebensahlich behandelt worden sei. Erst im Laufe der letzten Jahre habe sich ein früherer Beamter der Gesellshaft, ein Herr Herrmann, des Studiums dieser Frage angenommen, und er sei dabei zu dem Resultat gekommen, daß bei nôöthiger Sa(fkenntniß, einiger Vor- ficht und bei einigem Unternehmungsgeist ein großer Theil des Landes wohl besiedelt werden könne. Das Klima fei ein ganz ausgezeihnetes und der Boden sei sebr fruchtbar, wenn ihm das nöthige Wasser zu- fließe; allerdings müfse das Wasser künstlih beshafft werden. Dur die Entwickelung des ausgedehnten Bergbaues und der Landwirthschaft würden die Bedenken des Abg. Dr Bamberger beseitigt. Gerade er als entschiedener Vertreter der Goldwährung sollte es überall unter- stüßen, wenn in der Welt noch weitere Goldbergwerke hervorträten. (Heiterkeit.) Herr Herrmann fage und er (Redner) kenne ihn persönli als durchaus zuverlässigen, sachkundigen Mann —, _in Südwest-Afrika, nameatlih in Großnamaqualand fänden #ich 1500 Quadratmeilen Landes, auf denen mit Erfolg vollkommen lohnende Schafzucht eingeführt werden könne. Wenn das Land

dische Geselischaft dort die Recbte der gegenwärtigen Gesellschaft | erwürbe und mit dem größten Succeß Berabau oder ctwas Anderes |!

habe sih nur eine gewisse Bedenkzeit ausgebcten, um zu sehen, wie | die Dinge laufen würde r. Er könne nicht finden, daß unter den gegen- |

1895.

M D T

wäre doch die Möglichkeit des Gartenbaues und der Pro- duktion von Wolle für Deutshland hob erfreuliG. Der Antrag Bamberger würde gerade weitere autoritative Bocbereitungen für die nähere Untersuhung des Landes auf seinen wirth\bhaftlihen Werth verhindern. Gerade die Kolonialgegner sollten für diesen, von ihrem Standpunkte leßten Versuch die Mittel bewilligen, da es doch au ihnen nit gleich fein würde, wenn Deutschland mit Aplomb von diesem Kolonialbesiß zurücktreten müßte. Er (Redner) erwarte daß der Reichskanzler ih beute darüber ausspreche, ob die Zeitungs- nahrit richtig sei, daß zur Zeit das Ziel verfolgt werde, Südwest- Afrika zum Gegenstand eines Tauschobjekts zu mahen. Er (Redner) könne das nicht annehmen. Dem Vectrage, über welchen mit einer gewissen Gesellshaft Verhandlungen stattfänden, empfehle er dringend dem Reichskanzler, seine Genehmigung nit zu versagen, umsomehr, weil es fich nit um eine aus/chließlid ausländishe Gesellschaft handele, sondern um eine solche, die ihren Siß in Hamburg habe und größtentheils aus Deutschen bestehen solle, und weil die südwest- afrikanishe Gesellschaft nur auf diesem Wege in den Besitz der nöthigen Mittel gelangen könne, um wieder an die Lösung fultureller Aufgaben kräftig herantreten zu können. Daß die Gesellshaft dazu bereit sein werde, wisse der Reichskanzler. Die südwestafrikanische Gesellschaft sei aus denselben Motiven, aus denen sie ins Leben gerufen worden sei, weiter zu handeln im Dienste des Reichs ent- \chlofsen, und erwarte dabei die Unterstützung der Regierungen.

_ Abg. Dr. Windthorst: Er stehe der südwestafrikanishen Koloute außerordentlich kübl gegenüber und habe so von Azxfang ge- standen. Er mache kein Hehl daraus, er wüns{te, Deuts&land bätte Südwest-Afrika niht. Deutschland babe si nun aber cinmal ein- gemischt, und es sei die Frage: Können wir ohne Weiteres zurück? Das babe Abg. Dr. Bamberger bejaht und erklärt, er würde hon jept die Position ablehnen und die ganze Rechnung einfa quittiren. Wenn die verbündeten Regierungen vorschlügen, das zu thun, so würde Ia sagen; so lange sie das ni&t thâten, werde er seben, ch das, ¡e versuÏten, noch zu einem Ziele füzrea könne. Für ein Mit- ciner großen Nation fei es außerordentlih \{wer, leichten zené zurüdzuweihen, es sehe das wenigstens nit sehr stark aus. babe allerdings angenomtnen, daß dem Reihstaze festere Pläne die Zukunft vorgelegt werden würden; indessen seien wohl die ündeten Regierunzen noch nicht in der Lage gewesen, die Dinge so vollftändig zu übershauer, um dies thun zu können. Wenn er es nun mit einem Reichskanzler zu thun bätte, der ein Enthusiast für derartige Unternehmungen wäre, so würde er (Redner) sebr unshlüssig sein; aber der Reichskanzler habe, als er vor einigen Vèonaten zum ersten Male seine Anschauungen zu erkennen gegeben habe, sehr deutli bewiesen, daß er kein Kolonialschwärmer sei. Wie es von ihm als General zu

erwarten sei, werde er nur zurücktreten, wenn er zurücktreten “ies 4 A A4

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fallendsten könne es lein, da2 man die Mannschaften des Witbov

[0 STivauren zue Und François den Dingen ruhig zusche. Das habe

ihn (den Redner) etwas unangenehm berührt. Aber wenn er erwâge,

daß François nur mit fünfzig Maan in Südwest-Afrika stehe, wähs rend ungewiß sei, wieviel Freibeuter stich um Witboy gesammelt hâtten oder sammeln könnten, und welche Anstalten er sonst getroffen habe und zu treffen vermöge, jo laffe sich daraus wohl erklären, daß die Regierungen einiges Bedenken getragen hätten, so obne Weiteres vorzugehen, Gr (Redner) jeße also voraus, daß die Regierung die Sache scharf im Auge behalte und diese Kolonie nicht lânger, als nothwendig sei, aufrechtechaite, und sche deshaib auc die Bewilligung nicht für eine dauernde, sondern als cine folche auf Zeit an. Jn der Zwischenzeit werde fih ja Gelegenheit bieten, über die weiteren Ver- suche ein Urtheil zu gewinnen; daß es für Deutschland von ungebeurer Bedeutung fei, Kolonien zu erwerben, in die es den Ueberfluß seiner Bevölkerung ableiten könne, liege auf der Hand. Er betrachte hiernach die ganze Bewilligung als cine trantitorishe, die er aus- spreche lediglich im Vertrauen zu der Führung des Reichskanzlers, der au allein alle in Betraht kommenden Verbältnisse vollständig übersche und zu beurtheilen im Stande sei, Die Regterung werde boffentlih bemüht sein, das Reih entweder von den Kosten zu be- sreten oder, wenn das nicht gebe, die Sache allmählich aufzugeben. Denn zu weiterem Hincinlafsen in die Dinge habe er seinerseits au keine Neigung. Aus diesen Gesibtspunkten bitte er, die Position zu bewilligen. (Beifall im Centeum.)

Reichskanzler von Caprivi:

- J . -

Dem fachlichen Theile der Auéführungen des Hrn. Abg. Dr, Windthorft kann ich nur volifommen beitreten. Auch ib stehe dieser südwestafrikanishen Kolonie kühl gegenüber und bekenne, daß sie mir {hon manche Sorgen gemacht bat. Es ist bei dezr Entstehung unserer Kolonien, die ja zum großen Theil Kinder des Gefühls und der Phantasie find, nur zu natürli, daß plöglihe Umschläge in der Wertbshäßung kommen, und wie man Südwest-Afrika vor Jahren als eine Art von Paradies sch{ilderte, in das Hunderttausende von arbeitslosen Deutschen auswandern könnten, in dem Gold und, ih weiß niht, was sonst Alles auf der Hand lag, ist man jeßt in ein pessimistishes Exrtrem nah der anderen Seite umgeschlagen. Die gegenwärtige Kolonialregierung hält an den Traditionen ihrer Vor- gängerin auch in Bezug auf diese Kolonie fest ; wir verfolgen dieselben Ziele, wie sie in früheren Jabren verfolgt worden sind. Jch will Sie nit damit ermüden, zu verlesen etwa die Motive für das Gesey vom 2. Februar 1889, durch das der Reihskommifsar in Oft - Afrika eingeseßt wurde, in denen ganz klar aus- gesprohen worden ist, wie die verbündeten Regierungen das Verhältniß der Regierung in den Kolonien zu den Weißen und zu den Eingeborenen sih denken. Genau auf diefen Grundsätzen fußend,

sind diejenigen Instruktionen gegeben worden, die der Civilbeamte und der Offizier in Südwest-Afrika erhalten haben. Diese Instruktionen geben im Ganzen darauf aus, daß sie die Weißen zu s{hüßen, fih aber in Händel der Eingeborenen nicht zu mischen haben. Nach diesen Instruktionen ist früher und au jeßt verfahren worden. Ih komme naher ncch darauf zurü.

Man hat weiter die Frage gestellt, wie die verbündeten Re- gierungen ih dann stellen würden zu der Zulassung ausländischer Gesellshaften. Wir haben nichts dagegen und haben das dur§ die That an vielen Orten bewiesen, find auch dur Verträge dazu verpflichtet, Andere als Deutshe in unseren Kolonien thätig zuzulassen. Indessen darin weite ich doch von dem Hrn. Abg. Dr. Hammacher ab: wenn es s{ließlich so weit käme, daß eine Kolonie nur durch Nichtdeutshe exploitirt würde, so würde ih der Meinung fein, daß der deutshe Schutz gegenstandslos geworden ist; denn was haben wir für ein Interesse, Geld und Ehre zu engagiren für Nichtdeutshe? (Sehr richtig!)

So weit ist die Sache indessen, was Südwest-Afrika angeht, noch

auch für ausgedehnten Getreidebau nit geeignet fei, so

nit gekommen. Die Zahl der Deutschen, die bis jezt dort thätig