1891 / 38 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 12 Feb 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Qunft und Wissenschaft.

Dem Herrn Kultus-Minister Dr. von Goßler ist von der Wittwe Heinrih Schliemann's das nahstehende Schreiben

ugegangen : O „Athen, 2. Februar 1891,

Ew. Erxcllezg Í empfangen, bitte, meinen tiefempfundenen Dank für den Ansdruck der warmen Theilnahme, welhe Ew. Excellenz mir beim Hinscheiden meines geliebten Mannes an den Tag gelegt. Stets werde ih mit Rührung daran denken, wie hoch mein Mann von feinem Vaterlande anerkannt worden war, und ewig werde ih dem Volke dankbar fein, welches, mit Kaiser und Regierung an der Spiße, mir etne fo lebhafte Theilnahme an meinem großen Schmerze darlegte.

In ausgezeichneter Verehrung verbleibe ih ganz ergebenft : Sophie Schliemann,.“

Dur ein Versehen des Segers bei der Korrektur ift in der gestrigen Nummer des „R. u. St. A.“ in dem Bericht über die leßte Sißung der Physikalischen Gesellschaft, Spalte 2, in dem mit „Hr. Dr. Rubens“ beginnenden Absas, Zeile 11 und Zeile 14, das Wort „dielektrishen“ an eine falshe Stelle gebraht worden. Der ganze Sag muß heißen : „Diese Zsolatoren allein sind es nämlih, welche für manche elektrishe Wirkungen, jo für eleftrishe Wellen durhlässig sind; den eleftrishen Strom vermögen fie freilich niht fortzuführen. Dieser Umstand recht- fertigt am Besten eine Bezeichnung, welche {hon von Faraday eingeführt wurde, als er die Jsolatoren dielektrische Körper nannte.“ Die „National: Zeitung“, welche unseren Bericht in ihrer heutigen Morgenausgabe ohne Quellen- angabe abdruckt, hat diese irrthümlihe Unmstellung von „elektrishe““ und „dielektrishe“ gleihfalls übernommen.

MWeitere Mittbeilungen über das Kob*'s\he Heiloer- fabren bringt die , Deutsche Medicinise Wochenschrift“ (Verlag von Georg Thieme, Leipzig-Berlin) in ibrer neueften Nummer: Aus der Königlichen Universitätsklinik in Königsberg i. Pr.: Das Koe Heilverfahren von Medizinal-Rath Professor Dr. Lichtheim. Aas dem iéraelitishen Gemeindehospital in Frankfurt a. M.: Er- fabrungen und Fragen in Betreff des Kob'sh:n Mittels von Dr. S. Kirchheim. | e

Die Koh’\che Lymphe hat jeßt, wie die „N. A. Z.“ \chreibt, einen offiziellen Namen erbalten. Die von Dr. Libberß ver- sandten Holzkästhen, welhe die Originalsympbe enthalten, tragen nämli alle seit Kurzem die Inschrift: „Tuberfulin“. :

In Potsdam ift, wie das „B. Fr. Bl.* mittheilt, am 9. d. M, Prof. Dr. Edmund Hartnack, der berühmte Verfertiger optisher In- strumente, gestorben. Im Iabre 1826 in Templin in der Ucker- marck geboren, lernte er in Berlin das Mechanikergewerbe und betrieb später bier, zuleßt in Gemeinschaft mit dem aus Polen vertriebenen Professor der Mathematik Prazanowski, ein optishes Ges äft. Da h ihm aber in Berlin nicht das gewünschie Arkbeitsfeld eröffnen wollte, siedelte er nach Paris über. Dort traf ibn im Jahre 1870 das allen in Frankrei domizilirenden Deutschen gemeinsame Geschik; er wurde au?gewiesen, nahm aber als fkostbares Gut inen Centner jenes reinen, zur Herstellung von optisGen Linsen dienenden Glaëflufses, wie er zu jenec Zzit nur in Frankrei und England hergestellt wurde, in die heimishe Maz:k Brandenburg mit. Jn Potsdam begründete er ein Institut zur Herstellung

cansa den Doktortitel und das Kulius-Minifterium den Profefsortitel verlieh. Im Verein mit Schick, Ber.ckhe und Wasserlein in Berlin, Merz in MünGen und Zeiß in Jena gehörte Harn zu den Klassikern auf dem Gebiet der mikroskopishen Wissenschaft und hat fch dur seine muftergültigen Apparate ein unshäßgbares Nerdienst um die neue Heil- und Naturkunde erworben. Man wird fih gerade beim Tode dieses Mannes der Worte Robert Koh's erinnern müssen, mit denen er kurz nach seiner epohemachenden Ent- deckung auf diese seine technishen Borarbeiter hinwies, ohne die seine Forschungen unmöglih gewesen wären. S :

Der Müntener Maler Frig von Uhde7ist, wie dem „W. T. B.* aus Paris gemeldet wird, zum Ritter der Ehrenlegion ernannt worden. s ;

Aus Kopenhagen wird der „Frkf. Ztg,“ vom 7. d. M. gesbrieben: Die große dänishe Grönlands-Expedition, welde unter der Leitung des Premier-Lieutenants Ryders hier auéÒ- gerüstet wird, soll Anfangs Mai abgehen. Der Zweck der Expedition ist, genaue Erkundigungen über die grönländishe Dftküste einzuholen. Die letzte dänisde Grönlands-Exrpedition unter der Leitung des Kapitäns Holm kehrte im Jahre 1885 zurück, und die neue Expedition, die aus fieben Mitgliedern bestehen und drei Jahre unterwegs sein soll, wird ibren Au2gangspunft von der Stelle nehmen, bis wohin Holm vorzudringen vermobte. Die Regierung hat 180 000 Kronen für das Unternehmen bewilligt.

Theater und Musik.

MWallner-Thrater

Das Vaudeville , Miß Helvett“ ift für das Wallner- Theater zu einem wirklihen Zugstück gewo-den. Die Winke der Presse benußend, hat Hr. Direktor Hafemann den zweiten Aft tes Stücks beträcht- lihen Kürzurgen unterworfen und dadur eine Zeitersparniß erreiht, die es ermöglicht, „Miß Helvett“ von heute ab zu der am Wallner- Theater üblicen Stunde, um 7+ Uhr, beginnen zu laffen.

Friedriv-Wilbelmfstädtiisches Lhbeutec

Am 15. d. M. findet die leßte Aufführung der unterhaltenden Ballet-Pantomime „Meißner Porzellan“ in Verbindung mit der stets zugkräftigen „Fledermaus“ ftatt, denn diefe Stücke werden in der darauffolgenden Wo®%e der Zeller'shen Novität „Der Vogelbändler weihen müssen. Ueberhaupt dürfte mit diesem Tage das Ballet des Friedri - Wilbhelmstädtis®en Theaters seine erfolgreihe Thätigkeit einft:llen, da es vo!aussihtlih auf Gasftspiel- reisen geht, welde sch auf mehrere Monate ausdehnen follen.

Concerthaus.

Das Programm der morgen stattfindenden Richard Wagner Feier wird die „Faust“-Ouvertüre, sowie die Ouvertüren zu „Tannhäuser“ und dem „Fliegenden Holländer“, ferner den Trauermarsch aus der „Götterdämmerung“, das Siegfried-Idyll, „Klingsor's Zaubergarten und die Blumenmädchen“ aus dem „Parsifal“ u. f. w. enthalten.

In der am 18. d. M. im Hôtel de Rome ftattfindendea ¡wan- zigsten Soirée des Lyrikers und Recitators Hrn. Petrowitsc, deren Meinertrag zur Hälfte den durch Wasserfluth ges{ädigten Karls- badern zugedacht ift, E Agnes Freund, die Concertsängerinnen E Dreßler-Heß, Frau Jenny Plaschke, Frl. Annie Duncker, der

önialihe Kammermusikec Hr. Wilhelm Posse (Harfe), der Concert- sänger Hr. Udo Meißner und der Pianist Hr. Dr. Päßler mitwirken. Das Programm if reihhaltig und verspricht einen genußreihen Abend. Das bundertjährige Jubiläum des Großberzoglichen

Hoftheaters in Weimar findet am 7, Mai d. J. statt. Zur Feier dieses Gedenktages werden nach der , Thb. C.“ im Theater vom 4. bis

Trilogie. Außerdem kommt ein neues Stück von P. Heyse „Díe \s{limmen Brüder“ uyd eine noch nicht aufgeführte Dper aus dem Nathlaß von Cornelius zur Aufführung. Am Jubiläumstage selbft wird das Programm von vor 100 Jahren festgehalten: Prolog von Goethe und „Die Jäger“ von Iffland.

Mannigfaltiges.

Ein neues System des Edison’schen Phonographen, welches die Hrrn. Erdhold und Schaeffer kürzlich aus Amerika nach dem Kontinent herübergebraht haben, macht gegenwärtig in unseren wissenshaftlihen Kreisen von sich reden. Der neue Phono- graph, welcher fih von dem früheren System dadurch unterscheidet, daß er keiner Hörs{läuche mebr bedarf, um von einer großen Gesellschaft gleichzeitig verstonden zu werden, hat außerdem den Vor- zug, Rede, Gesang, Musik, letztere bis zu den feinften Pianos, in dem

rößten Raume mit absoluter Deutlichkeit wiederzugeben. Die Ab- Aka bei dem neufonfstruirten Apparate bestehen in den ganz eigenartig gestalteten Schalltrihtern für Aufnahme und Wiedergabe, ferner in der besonders ges{liffenen Glasfkomposition für die phono- graphishe Membrane urd den aus Edelsteinen gefertigten Aufnahme- und Wiedergabestiften auf der Membrane.

Die geplante neue Kirche für den Staditheil Moabit, für welhe Se. Majestät der Kaiser einen Betrag bis zu 200000 4 bewilligt und die Abtreiung eines Bauplaßes îm Kleinen Thiergarten von der Thiergarten-Verwaltung veranlaßt hat, be- \chäftigt gegenwärtig den Magistrat. Als Plat ist der „Voss. Ztg.“ zufolge der dem Arminiutplay gegenüber gelegene Theil des Kleinen Thiergartens in Ausficht genommen, der an der östlichen Seite mit dem Borsig’ schen Schienengeleise abschneidet. Zu den Baukosten, welche auf über 600 000 ÆM veranschlagt sind, fehlt noch ein Betrag von etwa 25— 30 000 , der durdh freiwillige Sammlungen bei den bemittelten Bewohnern des Stadtthcils aufgebraht werden foll, Na einer in der l:8ten Versammlu-r g des Bezirksvereins Moabit von defsea Vor- sigendèm, dem Stadtverordneten Gericke, gemaßten Mittheilung, soll die Angelegenheit so beshleuntgt werden, daß die Grundfteinlegung {hon im Monat April d. I. wird siattfinden können. ¿

Zur Bewältiguna des Verkeórs an den Sommer- Sonntagen auf der Stadt- und Ringbahn fowie auf den Vorortélinien soll, wie hiesige Blätter mittheilen, da eine Ver- größerung der Züge unzulässig ift, etne Vermehrung der Züge zu den ve!kebhräreiheren Teg 8zeiten stattfinden, insbefondere für den Grune-

waldverkehr.

Nah SYHluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Belgrad, 12. Februar. (W. T. B.) Die von den Blättern gebrachte Natricht, der radikale Klub hätte über die Ausweisung der Königin Natalie berathen oder be- schlossen, wird in Deputirtenkreisen mit allen daran geknüpsten Folgerungen als vollständig erfunden bezeichnet.

Koblenz, 12. Februar. (W. T. B.) Das hiesige Be- triebsamt macht bekannt: Der Trajektbetrieb Bonn— Ober- Kassel wurde heute für den gesammten Verkehr wieder aufgenommen.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersien und Zweiten

optisher Instru:.. ke und erfreute sich shaell eines internationalen Rufes und der Anerkennung der wissenschaftliben Welt, die au darin ihren

Ausdruck fand, daß ibm die medizinisce Fakultät zu

Bonn honoris

Wetterbericht vom 12. Februar, Morgens 8 Ubr.

uRt R R raEs

[Bar. auf 0 Gr.

Wind. Wetter. |

Stationen.

in 9 Celsius

Temperatur

u. d. Meeressp

red. in Millim

2 balb bed. 2 bededckt 8'Swhnee 6 balb bed. 2 Sthnee 2 beiter!)

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aparanda . | Si detersb, | libedeckt

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Breslau. F r S

1) Nordlicht. 2) «N1chts Regen und stürmisch. 3) Schnee. #4) Nebel.

Uebersicht der Witterung.

Ein Minimum, welches gestern westlih von Schott- [and lag, ift ostwärts na der Gegend von Sto- holm fortgeschritten und verursabt an unseren Küsten stellenweise stürmische südwestlihe bis nordwestliche, im deutshen Binnenlande auffrishende südwestlibe Winde mit erbebliher Erwärmung. Nördlih der Linie Riga-Wiesbaden-Biarriz berrscht Thauwetter. Ein HochdruckEzebiet lieet über dem Biéscayisdben Busen und s{eint sich nordwärts auszubreiten, sodaß die starke Erwärmung, welche ic jeßt in Deutsh- land zeigt, demnächst wieder Abkühlung bei böiger Witterung Plaß machen dürfte. In Ungarn dauert die strenge Kälte fort. In Nord-Schweden ift wieder starker Froft eingetreten. In Havaranda wurde gestern und beute Nordlicht becbatet.

Deutsche Seewarte.

E: D E D SOOQ Ae R Si P E I ‘E Theater-A nzeigen. Königliche Schauspiele. Freitag: Opern-

baus. 38. Vorstellung. Lohengrin. Romantische Oper in 3. Akten von Rihard Waaner. Dirigent :

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sue dndors

f Sauspielbaus. 42, Vorstellung. Der neue Herr. Scharspiel in 7 Vorgängen von Ernft von

Mar Grube. Anfang 7 Uhr. | Sonnabend: Opernhaus. 37. Vorstellung. Zum | ersten Male: Hiarne. Große Oper in 4 Akten und | einem Vorspiel von Ingeborg von Bronsart. Tert | von Hans von

In Scene gesezt vom Ober- Regifseur

Infaut von Spanien. Trauerspiel in 5 Aufzügen | von Schiller. Anfang 7 Uhr.

Deutshes Theater. Freitag: Das verlorene Paradies.

Sonnabend : Die Kinder der Excellenz.

Sonntag: Des Meeres und der Liebe

Wellen.

Berliner Theater. Freitag: 23. Abonnements- Vorstellung. Graf Waldemar.

Sonnabend: Zum ersten Mal:: Ein Freund der Frauen. -

Sonntag, Nam. 25 Uhr: Kabale und Liebe. Abends 7# Ubr: Wehe den Befiegtenu.

Tessing-Theater. Freitag: Hedda Gabler. Schauspiel in 4 Akten von Henrik Ibsen.

Sonrabend: Der Traum, ein Leben. Auftreten von Iosef Kainz.)

Sonntag: Hedda Gabler.

(Leßztes

Freitag: Zum 75 Male: Die fieben Raben. Romantischcs Zaubermären in 5 Akten von Emil Pohl. Mußk von G. Lehn- hardt. Balletcompositionen des 3. Aktes von C. A. Raida. Ballets unter Leitung des Balletmeisters C. Severini. Ju Scene geseßt vom Ober-Regiffeur W. Hock. Anfang 7# Uhr.

Pictoria-Theater,

Wallner-Theater. Freitag: Zum 7. Male: Miß Helyett. Vaudeville in 3 Akten von Marins Boucheron, Deuts von Rihard Genée, Musik von E. Audran. Anfang 7#é Ubr.

Sonnabend und folg. Tage: Miß Helyett.

Friedrich - Wilhelmfstädtishes Theater. Freitag: Mit neuer Ausstattung: Zum 15. Male: Meißner Porzellan. Pant. Ballet in 1 Akt nebft cinem Vorspiel von Golineüi. Mußk von Helmesberger jun. Dirigent: Kapellmeister Wolfbeim. Ballet - Arrangement von der Ballet- weisterin Frl. Lilé uxd Hen. L. Gundlach. Hierauf: Die Fledermaus. Komische Operette in 3 Akten nach Meilhac und Halcvy, bearbeitet von C. Haffner und R. Eerée. Musik von Ichann Strauß. Regie: Hr. Binder. Dirigent: Hr. Kapellmeister Federmann. Anfang 7 Uhr.

10, Mai einige Festaufführungen ftatifinden, und zwar beginnend mit Goethe's „Faust* (beide Theile) und endigend mit der Wallenstein-

neuer Auéstattuna: Der Vogelhändler.

Wildenbrud. In Scene geseßt vom Ober-Regiffeur | Bell Akten von Held und West. ; eller,

Bronîart und Friedri Bodenstedt. | burg. \ Tctlaff. | pinel (Feu Tonpinel). Sÿmank in 3 Aften |

Anfang 7 Uhr. J | von _ Scauspielhaus, 43. Vorftell g. Don Carlos, | Mofer. | Vorher zum 35, Male: Friquette.

Freitag, den 20. Februar: Zum ersten Male mit Operette

Maßk von C.

Residenz-Theater. Direktion : Sigmund Lauten- | Freitag: Zum 35. Male; Der selige Tonu- |

Alexandre Bisson. Deuts von Gustav G

In Scene gesezt von Sigmund Lautenburg. S{htbank in | Akt von Benno Jacobson, In Scene geseßt von Sigmund Lautenbuca. Anfang 74 Uhr. j Sonnabend: Der selige Toupinel. Vorher ; Friquette.

Belle-Alliance-Theater. Freitag: Lehtes Gastspiel der Lufttänzerin Preciosa Grigolatis und (Snlembie-Safispiel von Veitgliedern des Walluer- Theaters. Zum lezten Male: Schelm Cupido. Dramatisher S§erz in 1 Aft. Cupido: Preciofa Grigolatis als leßte Safstrolle. Vorher: Zum 2. Male: Penfion Schöller. Posse in 3 Akten ra einer W. JIacobpy*’\{hen Idee von Carl Laufs, 74 Uke.

Sonnaberd: Penfion Schöller.

Adolph Ernst-Theater. Leßte Aufführung. Freitag! Zum 160. Male: Unsere Don Jnuaus. Sesargspofse in 4 Aîten von Leon Treptow. Foupìieis von Sustav Sörfi, Muß? von Franz Roth und Edoipt Ferroa. Anfang 7# Ubr.

Sonnabend: Zum ersien Male: Adam und Eva. Gesangépofse in 4 Akten von Eduard Jacobson und Leopold Ely. Couplets von Jacokson und Gustav Gö:ß. Musik ron Adolph Ferro.

Thomas-Theater. Alte Jakobstraße 30. Freitag: Zum 11. Male: Der Registrator auf Neisen. Posse mit Gesang von A. L’Arronge, G. von Moser und G. Steffens. Musik von R. Bial. In Scene geseut von A. Kurz. Die neuen Couplets von Alfred Bender. Cäsar Wichtig: Gmil Thomas. Anfang 7# Uhr.

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Concert-Anzeigen.

Concert-Haus. Freitag: Karl Concert. Wagner-Abend.

Mevyder-

Sing-Akademie, Freitag, Abends 8 Uhr: Concert von Sally Liebling urter gef. Mitwirkung von Frl, Margarethe Arrafep (Sopran).

Philharmonie. Freitag, Abends 74 Uhr: I. Concert von P. de Sarasate, unter Mitwirkung der Klaviervirtuosin Mme. Beriha Marx, sowie des

Sonnabend : Meißner Porzellan. Hierauf; Die

Kapellm:ister Süter. Anfang 7 Uhr,

Fledermaus,

Berlin. Philharmonischen Orchesters.

Anfang |

Beilage.)

Urania, Anstalt für volk8thümlihe Naturkunde.

Am Landes - Ausstellungs - Park (Lehrter Bahnhof). Geöôffnet von 12—11 Ußr, Täalih Vorstellung im v a eza Theater. Näheres die Ans(lag- zettel,

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Frieda von Hoffmann mit Hrn. Prem.-Lieut. Eberhard K-il (Leipzig—Lausizk). Frl. Marie Güntber mit Hra. Reg. - Assessor Féaur de Lacroir (Nordkausen). Frl. Marga- retbe Böbnke mit Hrn. Ingenieur Max Salz- mann (Magdeburg). Frl. Adele Fritze mit Hrn. Landwirth Albert Koh (Schleibniß—Unse- burg). Frl. Marie Berger mit Hcn Hans von Poeilnit (Leipiig). Frl. Glse Kontay mit Hrn. Königl. Bergrefercndar Emil Dos (Gleiwiß). Frl. Gertrud Christoph mit Hirn. Diakonus Hein- rich Geller (Niesfy—Berlin). Frl. Anna von Treëckow mit Hrn. Sec.-Lieut. Leo Tellenbah (Stünzihain—Berlin). Frl. Elise Vité mit Hrn. Kar! Audorff (Berlin). Frl, Bertha Rékitike mit Hrn. Prediger Otto Bowien (Mohrungen). Frl, Arna Beutler mit Hrn. Sec.-Lizut Helmuth von Blücher (Roftock). Frl, Agnes Dehmel mil Hcn. Zahnarzt Ernst Lessing (Doberschau Frankfurt a. O ).

Verehelicht: Hr. Karl Stablkovyf mit Frl. Hed- wig Krüger (Magdebura). Hr. Pastor Friy Hosemann mit Fcl. Mariha Zühl (Fredersdorf a. d. Oftbabn).

Geboren: Ein Sohn: Hrn, Apotbekenbesiger E. Böhmer (Mehlauken). Hrn. Reg.-Refercndar von Damn'y (Liegniß). Hrn. Paul E. Kliche (Breslau). Eine Tochter: Hrn. Dr. phil. C. Noble (Berlin). Hen. Otto Swcudt (Berlin).

Gestorben: Hr. Kal. Gymnasial-Direktor Dr. Julius Methuer (Gnesen). Hr. Prof. Dr. Karl Jobn (Nordhausen) Hr. Kaiserl. ruf. Staats- rath Dr med Bernsiein (Odessa). Hr. Pastor emer. Eduard Preßler (Quedlinburg). Hr. Oberst-Lieut. z. D. von Giasenapp (Dessau). Hr. Gutsbesiger Franz Kadgiehn (Schrutea). Hr. Amtsr:chter Georg Steffenhagen (Königsberg i. Pr.) Frau verw. Ottilie von Schnehen, geb. von der Marwiß (Heiligenstadt). Hr. Haupt- manu z. D. Paul Coctius (Berlin). Hrn. Th. von Walentynowicz Totter Hertha (Königsberg). Frau vzrw Löwenbecger von Schönholt, geb. von Plessen (Potêdam) Hr. Prem.-Lieut, a. D. Rudoivh Langenstrassen (Langeneck). Hr. Henry van Yzendoorn (Bromberg). Hrn Dr med. S{chwarz Sohn Walther (Pegau). Hr. Rentier Karl Blöôdorn (Berlin) Hrn. Amtsgerich18- Nath a. D. Rekbfeld Tochter Marie (Görlitz).

Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor. Berlin: Verlag der Expedition (S olz). Dreuck der Norddeutschen Buchdruckerei und Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32,

Sieben Beilagen

(eins(ließlih Börsen - Beilage).

é

Erste Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Donnerstag, den 12. Februar

LHK.

M 38.

Deutscher Reichstaa. 63. Sizung vom 11. Februar, 1 Uhr.

Am Tische des Bundesraths: Die Staatssekretäre Dr. von Boetticher und Freiherr von Maltahn.

Ein Schreiben des Reichskanzlers, in welhem von dem Antrage der Staatzanmwalischaft in Hamburg auf Er- theilung der Ermächtigung zur straf rechtlichen Verfol- gung des Abg. Metzner wegen Beleidigung des Reichstages Mittheilung gemacht wird, geht an die Ge- shäftsordnungs-Kommission.

Auf Vorschlag des Präsidenten wird die Wiederholung der Abstimmung über den Antrag Menzer, betreffend die Tabadsteuer, bei welhem fih gestern die Beschlußunfähigkeit des Hauses ergab, Angesichts der zu Beginn der Sizung sehr shwach beseßten Bänke einstweilen ausgeseßt.

Der Rest des Etats der Zölle, Verbrauchssteuern und Aversen (Zuckerfteuer, Branntweinsteuer, Salzsteuer, Brausteuer) und der Etat der Reihs-Stempelabgaben werden ohne Debatte nah dem Antrage der Budgetkommission unverändert bewilligt.

Ueber einige am Montag angenommene handschriftliche Anträge, betreffend die Anstellung weiterer Erhebungen in Wahlprüfungsangelegenheiten, muß geshäftzordnungsmäßig in der nächsten Sißzung nochmalige Abstimmung stattfinden. Auch diese Abstimmungen werden einstweilen zurückgestellt.

Ueber die Petitionen des Vorstandes des Bezirkêvereins der Hamburger Vorstadt zu Berlin und des Wahlvereins der deutsh-freisinnigen (Fortschritis-) Partei im VI. Berliner Reichstagswahikreise, betreffend das Wahlgesetz, wird ohne Debatte zur Tagesordnung übergegangen. :

Die Petition des Vereins Berliner Agenten, welche das Rechtsverhältniß der kaufmännischen Agenten namentlich gegen- über den Auftraggeb:rn dur Zusaßparagraphen zum Handels- geseßbuh geseßlih normirt wissen wollen, wird ohne Ditkussion dem Reichskanzler als Material zu der dereinstigen Revision des Handelsgesezbuhs überwiesen.

_ Abg. Scipio berihtet Namens der Petition2kommission über verschiedene Eingaben betreffend den Zolltarif.

Ueber die Petitionen, betreffend den Zoll auf Holzstoff,

Debatte beshlofen.

Der Antrag der Kommission, auch über die Petitionen, welche den Zoll auf fupferne Walzen zur Kattundruckerei be- treffen, zur Tagesordnung überzugehen, wird vom Abg. Hulßtsch empfohlen; es sei jeßt noch nit an der Zeit, eine allgemeine Revision des Tarifs ins Auge zu fassen, und außerdem ständen sich die Wünsche der Fnterefsenten, welche den Zoll beseitigen und derer, welche ihn aufrecht erhalten wollten, s{hroff gegenüber.

Das Haus beschließt nach dem Antrage der Kommission,

Abg. Goldschmidt referirt Namens der Petitions- kommission über die derselben überwiesenen Eingaben, welche eine anderweite Normirung des Zolles auf fertige Bautischler- arbeiten u. \. mw. betreffen. Die Kommission empfiehlt auch hier Uebergang zur Tagesordung, weil der Zeitpunkt des Ab- laufs wichtiger Handelsverträge immer näher rüdcke und es somit niht angemessen erscheine, in solhem Stadinm an eine Aenderung des bestehenden Tarifs heranzutreten.

Das - Gleiche wird von der Kommission bezügli der Petitionen wegen Aenderung des Zolls auf Perlmutterknöpfe und der Petition des deutschen Fleisherverbandes wegen Aende- rung des Zolls auf Häute, Felle und fertiges Leder beantragt.

Der Antrag der Kommission wird von den Abgg. H ul \ch und Funck unterstüßt. Das Haus beschließt den Anträgen der Kommission gemäß.

Es wird nunmehr die Abstimmung über den Antrag Menzer auf Vorlegung eines Gesetzes, durch welches die be- stehende Tabacksteuer von 45 auf 24 A ermäßigt wird, vorgenommen. Dieselbe ergiebt die Annahme des Antrages mit beträchtliher Mehrheit. Dagegen wird der in der Montags- sißung angenommene Antrag Auer auf Ausdehnung der be- züglih der Wahl des Abg. Dr. Porsch von der Konmission vorgeschlagenen Erhebungen heute abgelehnt.

Es folgt die Berathung des Antrages Stödcker: Die verbündeten Regierungen zu ersuchen, Maßregeln zu treffen, durch welhz bei Festhaltung des Grundsagzes der Parität das gleichzeitige Wirken von M1ssionaren verschiedener Kon- fessionen in demselben Bezirk der deutshen Schußgebiete möglichst verhütet wird.

_Antragfteller Abg. Stêck er: Er bringe den Antrag wieder ein, da feine Berüdsißtigung immer dringliher werde. Evangelisbe und fatbolis%e Miisioren gingen mit großem Eifer und großer Beharr- lichkeit mit der Gründung und Auéftottung von Miisionëstationen vor. Am Nyassa-See, in dem deutshen Interefsengebiete, seien evan- gelish? Stationen in der Biidung begriffen; nah Dar-es-Salaam, wo sch&on eine evangelis@e Mission befiece, komme eine katholische hin. Das Interesse des Deutschen Reichs erfordere, daß Alles getézn werde, um den Missionen einen Kawpf mit gleichen Waffen und gleicen Miiteln ¿u gewährleiften. Da müsse er nun immer wieder betlagen, daß in ganz ungerechtfertigter Weise rom Major von Wiff- mann die evangeiishen Linter die katholischen Missionen zurückgeseßt worden seien Die Sache habe nit bloß in katholischen, sondern felbst in unwissenden protesta-tishen Blättcrn ihre Ausbeutung gefunden, und man tabe für die ivangelisWe Kirche höchst ver- lezende Azußerupgen vernommen, Wenn auch der Major von Wiss- mann nachher in der „Post“ seine Aeußerungen berichtigt habe, fei noch immer Vieles zurückgeblicten, was man mit gutem Grunde als falfch, als auf mangelhafter Kenntniß berubend, abreisen müsse Man babe den evangelischen Missionen vorgeworfen, daß fie na dem Spruwe Ora et labora verführen, das für sie das Arbeiten erft das Zweite sei, während die fatboli‘{zn Missionen das labora voran- stellten; er (Redner) glaube, kein echter Katholik dürfe fic eine solche Rangirung gefallen lass-r, Durch gekauste Sklavenkinder werde in diesem Gebiete eine Missionéstation zuerït bevölfert, während man eine größere Cinwiikarg auf die erwachsenen Neger siv versage, weil mau wifse, daß mit diesen doch nicht viel ¿u machen sei. Das Ioeal der WViifionen könne bier nit chne Weiteres ver- roirflicht werden; abcr die Erfolge der évangelishen Wisfionen fönnten sih glei{wohl mit denen der fatholishen durchaus messen. Mit dem blofen Arb'iten sci au nichts erreicht; man gelange damit wohl dazu, \chône Plantagen anzulegen, aber könne daë einen vollen Ersay bietcn für die Unterweisung in der Lehre und im Glauben?

S Ï N [Was erx Pappe u. \. w., wird Uebergang zur Tagesordnung ohne ! i

¡ es do now

Gewiß werde die Arbeit, welhe die fkatholisHen pflegten, au ihre wohlthätige Wirkung \cottishen und englishen evangelishen bätten in dieser Beziehung gleiGfalls fehr erfreuliche Ergebnifie aufzuweisen; ja, einige diefer Gefells&aften seien wesentli Erwerbsgesellschaften Das Wissmann'she Urtbeil set durchweg unbegründet. Der evangelis&en Missionare

- + üben, aber die

(D

in Kamerun

seien im vorigen Jahre acht gewesen, davon feien vier gestorben ; sei | das nit eine sprewende Widerlegung des Wifimann'sben Sagtes, ;

daß auf evangelisher Seite nit so viel Hincebung vorhanden fei wie auf fatholisher? Für einen Reichékommifsar sei es nicht angängig, Urtheile in so einseitiger und unbegründeter Weise gb- zugeben. Seinen (des Redners) Antrag babe er im vorigen Jahre dahin empfoblen, daß man die Iateressensphäcen theile. Nachdem einige evangelische Missionsgesellsbaften sid dagegen ausgesprocen bâtten, beshränfe er sich auf den Wunsch, daß man nicht Mission:n anderer Konfessionen zulasfse, wo #& «ne Mission Hon festaesett habe, wo fie sih ausfreite, zur Blüthe gelangen könne. Er set

in dieser Beziehung nicht obne Besorgniß für Dar-e#-Salaam ; er |

verweise außerdem auf die blutigen Vorgänge in Uganda, welche gus religiösen Zwistigkeiten hervorgegangen seien. Geheimer Leaations-Ratb Dr. Kavser: In der Diskussion des

Antrags Stöêcker im vorigen Reithstage seien die Standvunkte der ver- |

s

i Betbeiligten te in der Rede el klar gewesen,

sciedenen Missions3esellschaften, welGe doch die eigent! seien, szhr viel weniger zu Tage getreten, als das bzu des Abg. Stscker gesehen sei. Damals sei nur sovi daß man von fatbolisher Seite keine Abgrenzung gebiete gewünscht habe, heute habe der Antragsteller bereits darauf

d ' t 2 ] er b bíngewiesen, daß auch von sehr erbeblih betheiligten vrotestantischen

i 5

Miisionsge!ellschaften die Abgrenzung nit gewün!®t werde, sondern |

eas diese Geselischaften diesem Gedanken gegenüber c ablehnend ver: 1teiten.

tauce, auf diese Frage näber einzugeben.

in welcer über diesen Antrag verhandelt worden sei, babe der Abg. | Dr. Windthorst den Standpunkt der katholishen Kirbe genau ge | kennzcinet in seiner Rede, die in den ftenogravbischen Berichten

aus der Sißung vom 12. Dezember 1289 ersi@&tli sei, und er babe | hervorgehoben, daß der Antrag des Atg. Stöckcer eine gewisse staatlich: | »bureaufratiswe Basis habe, daß er si aber ibn nit vorstellen könne | ¡ Schrift; „denn so beißt es wörtlib | da lesen wir, daß der gôttlive Stifter des Christenthums seine | g Völkern, um ibnen zu lehren, |

auf Grund der Heiligen

Apostel binauêgeschickt hat zu allen gesagt hat, und bierzu hat Er ibnen den Beistand des heiligen Geiftes versprohen. Daß der einzelne Apostel nu durhaus eine gewisse Region haben un

aus\s{liefen solle, davon stebt in der nts.“

Heiligen Schrift

Dieser Stardpunkt sei der Regierung au bestätigt worden in den | Verbandlungen, die fie über diele Frage chon seit längerer Zeit mit |

dem Vatikan geführt babe, er sei ihm (dem Redner) selbst reulih

wieder zu Gemütbe geführt worden in der Verbandlung, die er mit |

dem Biswof von Neu-Pommern gehabt habe wegen der Missionirung des deutshen Schutzgebietcs im Bismarck: Arcivel. Aber ganz der-

silbe Standpunkt werde auch von sehr hervorragenden protestantiï hen |

Missionsgefellshasi:n vertreten, auf die der Antragüeller {on hingedeutet habe. No ehe die Regierung sich um die Anschauungen, die in den protestantischen Missionskreisen berrsHten, gekümmert habe, sei eine Eingabe von dem febr verdienten und anerkannten Mifsionsinspektor Dr. Zabn von der Norddeutschen Miisionsgesell saft in Bremen an das Amt gelangt. In dieser Eingabe, die sehr ausfüh:lie und eingehend den Gezerfstand i sid Dr. Zahn ganz auf den gleihen S! der katbolischen Kirhe und hebe prot:stantishe Kirche sh in keiner Weise einseitig vom Staate Vorschriften machen lassen könne, auf wel&e Gebiete sih ihre Thâtizkeit erstrecken folle. Er sei der Meizung, daß dies nur geshehen könne auf Grund einer vorZerigen Verständigung. Nun fübre er aus, daß diese Verständigung im Großen und Ganzen sebr einfa sei, soweit es sib um die katholische Kirwe bandle, weil diese in dem Papst ihr sibtlices Oberhaupt habe, dem alle ihre Organe und Glieder unterworfen seien. Aver anders stehe e mit den protestantischen Missionsgefellschaften. Seit ihrer Enisiehung und in einer Entwickelung von i protestantisen Missionsgesellschaftea voa jeder Beeinflussung des Kircenregiments und von feder staatlißen Berormundung fcei-

gebalten, und fie seien durhaus au jeßt noŸ nicht der Meinung, |

daß dieser Grundsaß in irgend eincr Weise geändert werden dürfe. Die einzelnen Missionsgesellshaften würden schiedenen Landeékirchen unterstüßt, und selbs wenn eine Verbindung

zwischen ibnen und dem Kirchenregiment mögli wäre, dann wäre | eine Reibe von Verhandlungen mit den verschiedenen Landes- |

wiéëder kirhenregimenten erforderli, um zu einec Verständigung ¿u gelangen, Aber auch wenn man diesen Stritt überwunden bätte, dann gebe

fromme Männer, die ihre Thätigkeit auf eigene dem Heidengebiete unternähmen, was freiliG anerkannter- maßen nicht sebr erwünsbt sei, was aber troßdem geschehe, und nach der ganzen Entwicktelung der evangelishen Mission weiter gesehen werde. Andererseits kämen die neuen Missionsgeselschaften binzu. Wie die Regierung zu ihrcr Freude sche, s{chlöfsen fh immer wieder an die alten neue Gesellschaften, die nament- lid jeßt idre Thbôâtigkeit auf die deutshen Scbußzgebiete aus- dehnten. Die Regiecung wür immer wieder aufs Neue gerötbigt sein, um eine Verftän! die Gebiete und die Arveitsfelder der einzelnen Gesellschaften berbeizufübren, zu Verhand-

l oder zu einer Kette von Berbhandlungen zu schreiten. Nun meine aber _auch der Dr. Zahn in seiner Eingabe, daß, wenn die Regierung jeßt wirklich zu einer Abgrenzung \chreiten wolle, dies s{chon zu spât sei. Denn in den deutshzn Schutzgebieten bâtten ih überall tie verschiedenen Konfessionen ihre Stationen gegründet, sie bätten im Großen und Ganzen und das habe wie er (Redner) annehme, auch der Antragsteller ge- meint sich in gewisser Entfernung von einander ge- halten, und wenn die Regierung jeßt die Gebiete theilen wolle, so würde das faum angângig sein, ohne daß sie geradezu einen gewissen Unfrieden und cine Störung der BVe- ziebungen der Gesellschaften untereinander verursachte. Ec könne die Eingabe der Norddeutshen Missionsgesellshaft, der sib übrigens die

Mission der Herrnhuter Brüder Unität und die Rheinische Miisions- !

gesellshaft in Barmen angeschloffen hätten, nit nah ihrem ganzen Inhalt vorlesen, shon aus dem Erunde niht, weil wohl auch biec und da darin eine Kritik geübt werde, die sih nicht zu einer öffent- lien Verlesung eigne. Aber er glaube, es werde doch nit uninteressant sein, von einem Maane mit den Kenatnissen, Erfah- rungen und Verdiensten wie sie der Inspektor Dr. Zahn habe, Aeuße- rungen zu bôren, wie sie in dem Schlußsaß dieser Eingabe enthalten. seien. Da heiße es; „Ew. Excellenz wollen gütigst ents{uldigen, daß der gehorsamst Unterzeichnete die Sache so eingehend besprochen bat; sie ist wibtig genug. Gott hat es zugelassen, daß die christlihe Kirche nach Organisation und Lebre gespalten ift. Wir werden uns dacin h d und uns begnügen müssen,- den Schaden von Innen heraus zu eilen.

Stationea üben, aber | den Erfolg Miisionsgesell schaften |

dana

er Missionse |

Er (Redner) würde eigentli in der Lage sein, darauf nit | mehr zurückzufommen, aber er halte es doch für nütlid, weil dieser | Gedanke immer wieder und wieder au in anderen Kreisen auf- | In der früheren Sitzung, |

d die anderen Apostel davon | er i \Qafi und den Berediktinern.

erôrtere, ftelle |! andpunfi mit | hervor, daß aub die |

mebr als 100 Jahren hätten ib die |

zum Theil von ver- |

einerseits sogenannte „Freimissionare“, d, h. einzelne | Hand in j

| verbütet werden müsse, was irgendwie unter den Eingeborenen eine

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immer nur dazu gedient, den Schaden zu vergrößern, und würde auch dieser Versblag der Theilung der Arbeitsg?biete Haben, ein Vors#lag, der aufrihtizem Woßhl- wolien seine Entstehung verdankt, aber ohne die nöthige Einsicht in die Missionsverhältnifse gemackt ist.“ Unter diesen Umständen und Angesichts dieser Strömung in der katholisWen wie in den be- deutenderen protestantis&en Missionëgesellshaftan sei es doch für die Kolonialverwaltung eigentli unmözlib, dur reglementäre Anordnun- gen irgendwie eingreifen zu sollen. Es fei ja gar niht \H§wer, ma- tbematisch Gebiete abzugrenzén, zumal -ja in- neuester Zeit man sebr häufig die Grenzen in Afrika lediglich mit Linecal und Pinsel fest- geftellt habe. Aber ob die abgegrenzten Gebiete au gleih- werthig feien, darüber würde sich sofort ein Streit erdeben, und es würde gerade eine paritätise Regierung, wie es die Kaiserliße Regierung sei, \sich den größtzn Vorwürfen aus\egen, wenn sie da die Gebiete zuweisen wollte. Darin stimme er ja mit dem Abg. Stöcker vollständig überein, daß obne Thätigkeit der Missionsgeselishaften eine Kolonisation überhaupt nit denkbar sei. Er (Redner) stehe gar niht an, bier zu erklären, daß die Re- gterung die Kolonialpolitifk na den Erfabrung?n, wie er ße gemat babe, einfa aufgeben müßte, wenn die Missionsgesellhaften beider Konfessionen ihre Mitwirkung auf diesem Gebiete versagen würden. Aber auf der anderen Seite sei er doch ebenso überzeugt, daß au bei den Missiorsgesellshaften, und zwar bei den Missionsgzesell- [haften beider Konfessionen, die Ueberzeuzung herrsche, daß au

15re segensreihe und opfervolle Thätigkeit im Wesentlihen gefördect ; b [eis L

Doris Cc c

werde durch die Unterstüßung der Regierung. Aus dieser tigen Auffassung fei ein schr freundshaftlihes Verbäliniß, wenn sagen dürfe, zwishen der Kolontalabtbeilung und den einzelnen LVitilonêgesellshaften entstanten. Die Regierung werde stets davon unterrichtet, wenn die Missionsgesellshaften ihre Sendboten aut- shidten, sie werde stets vorber gehört, in welhem Gebiete und an welchen Orten Fe sich niederlassen wollten, sie sei stets in der Lage, die Beamten anzuweisen, den Miisionsgesellshaften nah Mögli(keit und nach ibren Kräften ihre Unterstüßung angedeihen zu laffen, und Großen und Ganzen sei der Regierung au bisher cine Verstän- digung gelungen. Der Abg. Stöcker habe nur ein Beispiel ange ubrt, wo das nit der Fall sei, denn das Beispiel von Kamerun Ö er (Redner) nit gelten lafien. Denn hierüber habe er Antragîiteler bemerkt, daß da zwar auch eine fatho- ie Mission zu der protestantishen Baseler binzugetreten sei, daß ber diese katholische Mission fi ein ganz abgesondertes Arbeitsfeld ewäblt babe. Das Gebiet von Kamerun sei groß genug, um zwei ganz verschiedene GesellsGaften von verschiedener Konf-:ssionalität nit ag sondern au deren Wokblthatea gut gebrauben zu _Ver zweite Fall, den der Abgeordnete erwähnt babe, betreffe BDar-es-Salaam zwischen der deuish-cstafrikaniswen Mislionsgesell- n Dieser Vorfall habe fi zugetragen unter dem Rei&wskommifsariat. Der Reichskommifsar habe in dieser Beziehung ganz eigenmächtig gehandelt, er (Redner) müsse aber erflären, ohne daß er sih im Uebrigen auf eine Kritik seiner eigenen Mitsionskritik einlafsen könne, daß er do au entshuldbar gewesen fei. Es szi ganz richtig, daß im Jahre 1888 durch die Vermittelung

| des tamaligen General-Konsuls Dr, MiHhahelles und unter Unter-

itüßung des Freiherrn voa Gravenreuth eie Vereinbarung ge¡@lossen worden fei. wonach sich die Benediktinec einverstanden erklärt bätten, daß sie ich von Dar-es-Salaam fern halten und in Pugu ibre Niederlaîsung nebmen wollten, Nun sei der Aufstand ausgebrochen, die Benediktiner seien bon Pugu verjagt worden, und da sei doch das Verhalten des Reicbskommissars ein nicht so tadelnswerthes gewesen, wenn er untec dem Drange dieser Umstände damals di: Benediktiner zugelassen habe, Jett sei es nun viel s{wieriger für die Verwaltung, eine zugelassene Gesell\chaft zu verjagen, als eine neue nit zuzulassen Ueber- dies liege au aus anderen Gründen das Zufammenbestehen der beiden Gesellschaften bier niht so s{limm. Ein speziell auf dem Missions- gebiet bervorragender evangelisher Geistliber, dessen Namen er (Redner) deëwegen nickt nennen wolle, weil er glaube, daß man von Perfönlih- feiten besser absebe, babe ibm, als er diesen Gegenftand einmal mit ihm besprochen habe, die Versicerung gegeben, es sei das lange nicht so \@limm, als es mitunter gemaht werde. Denn in Dar es-Salaam andele es sich wesentlich um ein sogenanntes Missionsdepot, um Station , die bcstinmmt sei, als Centra!puyft zu dienen, um von

as die Missionare in das Innere zu s{hicken. Denn was die Téâtiakeit der Missionen in Dar-es-Salaam seibît und an der Küste überbaupt betreffe, wo si das Aratertihum befinde, fo sei von vornherein hier ein irgendwie segenévoller Ecfoelg ausges{lossen. Es sei eine alte Erfabrung, dafi das Araberthum der Missionirung widerstrebe, und gerade der vorerwähnte Geistlide habe ibm (dem Redner) bemerkt, daß zwei englishde Missionare, die siebzehn Jahre lang in Mombassa thâtig gewesea seien, auf keinen weiteren Erfolg bâttea zurückblicken können, als auf vier bekehrte Araber. Das freilich verftebe sh ganz von selbst, daz auch die Kaiserliche

d Regierung ein sehr dringendes Interesse babe, daß die verschiedenen

| Konfessionen in ihrer Misfionsthätigkeit fich in einer gewissen Ent-

und zwar liege das Juteresse baupt- darin, daß Alles

rernung von einander bielten

\äliv vom Stantvunfkte der Staatsverwaltung aus

Eine solde Störung wenn eben bekehrte

ta r T E » Stöôrung des Friedens berbeifübren fTönnte.

würde aber immeihin zu befürchien fein,

| Eingeborene verschiedener Konfession fehr hart nebeneinander wohnten,

Die Verwaltung müsse auf diesen Punkt um so mehr Gewicht legen, weil sie ja leider nur über sehr beschränkte Machtmittel zu verfügen habe. Die Regierung tabe sich aber bisher bemüht, diese Ver- ständigung nicht im Weg? von Verordnungen, Reglements und Gesetzen zu erreihen, sordern im Wege freundschaftlitzen Vorgehens, und es sei ihr das bisher gelungen, auf Grund des gegenseitizen Ver- trauens, weldes zwisden der Regierung und den einzelnen Mifsionëe- gefells@aften herrsche. Er glaube, der Reichêtag könne si für den Augenblick begnügen, daß dieses Vertrauen auch wirklich* -vor-

sei. Cs habe niht geringe Mübe gekcstet, dasselbe gerade naH den Ereignissen der lezten Jahrzehnte wieder herzustellen. Es sei dur dieses gegenseitize Vertrauen zwischen der Kolonialabiheise lung und den verschiedenen Missionsgesell! aften beider Korfefsionen ein gutes aber au ein sehr zartes Verhältniß hergestellt, und leßteres sci ein sogezauntcs Pflän:hen „Rührmichnichtan“. Er irücde“ es fowchl im Interesse der Kolonialbeftrebungen, wie aub, wenn ér nit irre, im Interesse der für die Regierung ebenfo nöthigen wie segensreihen Missionsthätigkeit dringend wünschen, daß der Reichs-

| tag hier nit einen Beshluß fasse, der irgendwie geeiznet wäre,

störend in diese Verhältnisse einzugreifen. (Bravo !)

Abg. Dr. Windthorst: Es könnte scheinen, als ob der Abg. Stôder seinen Antrag nur eingebracht habe, um auf die Wissmann- schen Ausführungen zu antworten und ibm seine Vorwürfe zurück- zugebcn, Er (Redner) gebe darauf nih: ein. Diese Streitigkeiten gehörten nit bierher ; fie könnten außerbaib des Reichstages erledigt werden. Er verlange für beide Bekenntnisse dort gleich: Freiheit in der Aktion und gleihen Rewtsshuß. Er wünsche jeder Konfession und jeder ibrer Missionen gleiche Grfolge ; die Berücksichtigung der Wünsche des Än- trazs aber würde, die Aktionsfreiheit gerade ers{weren. Er freue sib, daß neulich dec Reiwékanzler fo klar und bestimmt au8gesproben habe, daß die Grundsäße der Congoakte auch in den deutsÞen Schu: gebieten ¡ur Geltung kommen sollten, wegen der freien Religions-

Alle künstlihen Versuche, von Außen her zu helfen, baben ! auëübung; er freue ßch cbenso sehr der beutigen anerkennenden Er-