1911 / 27 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 31 Jan 1911 18:00:01 GMT) scan diff

Finanzminisierium.

Verseßt sind: der Katasterinspektor, Steuerrat Maruhn von Marienwerder nah Hannover, die Katasterkontrolleure, Steuerinspektor Berr von Paderborn nah Minden (Kataster- amt 1), Fischer von Hechingen nah Rinteln und König von Johannisburg nah Ortelsburg (Katasteramt 2).

Bestellt find: die Katasterlandmesser Nehm, Strupp und Temme zu Katasterkontrolleuren in Kappeln bezw. Johannis- burg (Katasteramt 1) und Hechingen.

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Nicßfamfkliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 31. Januar.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute vormittag im hiesigen Königlichen Schlosse die Vorträge des Chefs des Militärkabinetts, Generals der Jnfanterie reiherrn von Lyncker, des Chefs des Marinekabinetts, Admirals von Müller -und des Chefs des Admiralstabes der Marine, Admirals von Fischel.

Mit Rücksicht auf die in Ostasien eingetretenen gesundheit- lichen Verhältnisse hat, wie „W. T. B.“ meldet, der Reichs- fanzler Dr. von Bethmann Hollweg sich für? verpflichtet gehalten, bei Seiner Majestät dem Kaiser zu beantragen, daß die Reise Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen für dieses Jahr in Kalkutta ihren Abschluß findet. Seine Kaiserliche Hoheit der Kron- prinz wird demgemäß von Kalkutta aus die Heimreise antreten. Den Höfen in Bangkok, Peking und Tokio, die alle herzliche Einladungen gesandt hatten, ist das Bedauern über diese durch unvorhergesehene Ereignisse herbeigeführte Aende- rung der Reisedispositionen ausgesprochen worden, ebenso den Niederlanden und den Vereinigten Staaten von Amerika, deren Kolonien ebenfalls auf dem Reiseplan standen.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Handel und Verkehr, für das Seewesen und für Justizwesen hielten heute eine Sißzung.

Gestern ist von dem Staatssekretär des Auswärtigen Amts oon Kiderlen-Waechter und dem britischen Botschafter Sir William Goschen, „W. T. B.“ zufolge, ein Vertrag unter- zeichnet worden, durch den die Auslieferung flüchtiger Verbrecher zwischen den deutshen Schußgebieten und einer Anzahl britisher Protektorate, zumal in Afrika, geregelt worden ist.

Während des Vierteljahrs vom 1. Oktober bis 31. Dezember 1910 s 12 744 Schiffe (gegen 10 014 Schiffe in demselben Vierteljahr 1909) mit einem Nettoraumgehalt von 2 199 336 Registertons (1909: 1935907 Registertons) den ‘Kaiser Wilhelm- Kanal benußt und, nah Abzug des auf die Kanalabgabe in Anrehnung zu bringenden Elblotsgeldes, an Gebühren 1 059 989 M (1909: 956 408 M4) entrichtet. Davon entfielen auf den Monat Dezember 3841 Schiffe (1909: 2705 Schiffe) von 683 381 Registertons (1909: 521 256 Negistertons) und 328 673 A (1909: 261515 #4) Gebühren.

Im ganzen Jahre 1910 stellte sih der Verkehr auf 43 328 Schiffe (1909: 35326 Schiffe) mit 7 231 458 Register tons (1909: 6 267 805 Registertons). Die Gebühren betrugen 3417 059 M (1909: 3016 144 M6).

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Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Gnei- fenau“ vorgestern von Colombo (Ceylon) nah Diamond- Harbour (Gangesmündung) in See gegangen.

S. M. Tpdt. „S. 90“ ist vorgestern in Hanfkau (Yangtse) und S. M. S. „Luchs“ gestern in Schanghai eingetroffen.

Sachsen.

Seine Majestät der König Friedrich August hat, „W. T. B.“ zufolge, gestern morgen seine Reise nah Aegypten angetreten. Außer den Söhnen und Töchtern Seiner Majestät des Königs hatten sich auf dem Bahnhofe zur Verabschiedung Jhre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Johann Georg sowie die Prinzessin Mathilde, ferner sämtliche Staats- minister, der Polizeipräsident, der Präsident der Generaldirektion der Staatseisenbahnen, der Oberbürgermeister u. A. eingefunden.

Oesterreich-Ungarn.

Der Minister des Aeußern Graf von Aehrenthal gab in der gestrigen Sißung des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten der Delegation des Reichsrates laut Bericht des „W. T. B.“ folgendes Exposé:

Die Delegationen haben sich vor wenigen Wochen mit den Fragen der auswärtigen Pole eingehend beschäftigt. Die Situatien hat ih in der furzen Zwischenzeit nit verändert. Es gibt auch heute glüdliherweise keine Frage, die für den Frieden Europas gefährlich wäre Alle großen Mächte find zumeist mit inneren Problemen beschäftigt und bestrebt, die Beziehungen untereinander ver- trauenévoller zu gestalten. In meiner Rede vom 9. November 1910 in der österreihishen Delegation babe ich mit be- sonderer Genugtuung die Uebereinstimmung betont, die hier, in der überwiegenden Mehrheit der hohen Delegation, hinsihtlich der Richtlinien der äußeren Politik in der Gegenwart und in der Zukunft besteht. Ih jagte damals, wir wellen die Interessen der Monarchie wahren durch das treue Festhalten an unseren Bündnissen und die Pflege guter Beziehungen zu allen Mächten. Nach beiden Richtungen kann ih Ihren heute das vor wenigen Wochen Erwähnte bestätigen. Im besonderen möchte ih auf den warmen Ton verweisen, den die leitenden Staatsmänner der mit uns verbündeten Mächte, der Reichskanzler Dr. von Bethmann Hollweg und der Marchese di San Giuliano, bei Erwähnung der Beziehungen zu uns ange- {lagen baben. In präananten und glickli@cn Ausdrückten hat der italienis@e Digister des Aeußern die Erkaltung des Friedens und des territerialen status quo im allgemeinen wte die der Integrität des

türkischen Reiches und der Balkan \ ten der Dreibundmächte bezeichnet. ‘ede

vom 11. b 1910 hat beretigtes- afeden hervorgerufen. | Or. von Bethmann Hollweg N ch in der e S K ands zu England u

Beziehungen Deutschl und ß- land in einer Weise zu erläutern, die jeden Freund der Konsolidierung der Verhältnisse in opa mit Genugtuung erfüllen muß. Er spra von der Geneigtheit Deutschlands, sich mit England durch eine offene vertrauensvolle Auésprache über die gegenseitigen Interessen zu verständigen; dies sei das sicherste Mittel zur Beseitigung des Mißtrauens wegen des gegenseitigen Kräfte- verhältnisses zu Wasser und zu Lande. Ueber die Beziehungen zu Rußland und insbesondere über die Pblbdamer Entrevue war dér deutshe Reichskanzler in der Lage zu konstatieren, da der dort gepflogene Melnungsaustausch zu einer beider Reiche geführt, ohne d jedoch in gemeinen Orientierung ihrer Politik eine Aenderung eingetreten wäre. Diese Annäkerung vollzog auf dem Gebiete allgemeiner Grundsäße, so unter anderem dur die neuerliche Bekräftigung des Grundsayes der Erhaltung des status quo im nahen Orient, ferner dur eine Verständigung über die beiderseitigen Interessen in Persien. Dem zwischen uns bestehenden vertrauensvollen Verhältnisse ent- sprechend wurde ih vom Reichskanzler über diese Pourparlers ein- gehend informiert; ih konnte diese Mans nur mit Befriedigung zur Kenntnis nehmen und in meiner Erwiderung darauf ver- weisen, daß die in Potsdam und Berlin bekcäftigten Grundsäße über die im nahen Oriente zu beobachtende streng konjervative Politik mit unserem bekannten Programme vollständig übereinstimmen. Unsere Interessen in Persien sind keine bedeutenden. glaube indes, daß die deuts{-russise Verständigung über persishe Verkehröfragen bei- tragen dürfte, das Prinzip der offenen Tür in diesem Lande, das ja die beiden bcnachbarten Mächte, Rußland und England, vor drei Fahren feierli verkündeten, dauernd zur Geltung zu bringen.

Ich habe früher unser Programm im nahen Orient erwähnt. In meiner Rede in der österreichischen Delegation vom 9. November 1910 habe ih dasselbe dahin prâzifiert: daß es in unserem Interesse gelegen, die Selbständigkeit und [riedlihe ntwicklung der Türkei zu fördern, sowie auch die Unabhängigkeit und friedliche ans der übrigen Balkanstaaten mit vollem, warmem Verständnisse zu begleiten und ihnen auch einen Rückhalt zu geben. Wie dem hohen Aus- \chusse erinnerlih sein dürfte, waren dieselben Gesichtspunkte bei dem Gedankenaustaushe maßgebend, der zwishen mir und dem russishen Minister des Aeußern im Frübjahr 1910 zu einem Absc{lusse gelangte. Diese Uebereinstimmung unserer Anschauungen berechtigt mich zu der Erwartung, daß unsere Beziehvngen zu Nuß- land, die beute gut find, auch weiterhin eine befriedigende Gestaltun annehmen werden. In unserem Verhältnisse mir nfreid und England, das ebenfalls ein gutes ist, hat fich feine Aenderung ergeben... Jn elner vor Parlamentscede hat der französische dem Gedanken Ausdruck gegeben , Ungarn und Frankrei, wenn sie auch dur ibre Allianzen ver- schiedenen Mächtegruppen angehörten, kein Gegensaß der Interessen bestebe ; ih kann diefer Auffassung meinerseits nur beipflidbten. Von der Türkei und unserem lebhaften Wunsche, nah einer Befestigung der inneren Zustände des Reichs habe ih bereits gesprohen. Wir halten an der Hoffnung fest, daß es der türkischen Regierung gelingen wird, die hier und dort auftauhenden Schwierigkeiten, die mit jedem Negimewcchsel unvermeidlich verbunden de zu beheben.

In der legten Tagung der ho Delegation - habe ih die Wichtigkeit hervorgehoben, die die Ausgestaltung der wirtschafilichen Beziehungen zu den Bälkanstaaten, auch in politischer Hinsicht, für die Monarchie hat. Jch bia nun in der Lage, auf die erfreulihe Tatsache hinzuweisen, daß mittlerweile ter neue Handelsvertrag mit dem KönigreichßSerßzjzn in Kraft getreten ist und eine Handelskonvention mit100/4n Königreich Montenegro zu- itande gekommen ist, 903/Dft der verfassungsmäßigen Behand- lung zugeführt werdén E E D

Einleitend habe ich bemerkt, daß derzeit keine Frage von folcher Bedeutung vorliegt, daß sie ten Frieden Europas gefährden könnte. Ich halte es aber für meine Pflicht, ebenso wie ih es in meinem Exposé vom Oktober 1910 getan habe, auch heute zu betonen, daß in unserer so rasch lebenden Zeit, wo auch der Gang der Ereignisse si zuweilen überstürzt und im Hinblicke auf die leider fo leihte Erregbarkeit der öfentlicen Meinung in allen Staaten, der politische Barometer un- vermittelt auf \{lechtes Wetter zeigen kann. Soll also die auswärtige Politik für die Interessen der Monarchie und für den Frieden erfolg- reich eintreten können, muß fie über cine s{chlagfertige Armee und Flotte verfügen. Jch {ließe meine kurzen Ausführungen mit dem Beifügen, traß ih selbstiversländlich bereit bin, auf etwaige Fragen der Herren Delegiecten im Laufe der Debatte zu antworten.

Nah dem Exposé des Grafen Aehrenthal begann der Ausschuß die Generaldebatte über das Budget des Mi- nisteriums des Aeußern.

Der Aba. Kramar\ch erklärte, obiger Quelle zufolge, während seit dem Mürzsteger Abkommen über die brenncndsten Fragen der europäischen Politik in Wien entschieden worden sei, liege jeßt der Mittelpunkt dieser Politik unbedingt wieder in Berlin. Durch die Potsdamer Abmachungen habe Rußland Nordpersien für Deutshland geöffnet, das nunmehr vollständigen Einfluß auf die dorthin geltenden Tarife habe. Der Redner bedauerte diese Konzessionen Rußlands an Deutschland. Rußland habe eine aggressive E von seiten Oesterreihs auch obne Potsdam nit sonderlich zu ürhten brauchen, daß aber Oesterrei nicht eine wirtshaftêpolitishe Dependance Deutschlands werde, wie es schon seine politische sei, sei gerade auch für Rußland ein intere ebenso wie für die Balkan- staaten, gegen die Oesterreih-Ungarn keine aggressiven Absichten babe. euts{lants Politik gehe mit Riesenschritten auf das grandiose Ziel der europäishen Vormacht hin, es sei höchste Zeit, an die Zukunft zu denken und dahin zu wirken, daß Oesterreih-Ungarn wieder einige Bewegungsfreiheit erlange, damit es niht willenlos und dankbar CUURE steben müsse für jede Bewegung und jede Ge- fahr der deutschen Politik.

Der Abg. Exner fragte den Minister, ob der Präsident Taft vor der beabsichtigten Einseßung eines Fünfer-Komitees zum Studium der Abrüstungsfrage mit den Kabinetten der Groß- mächte sich ins Einvernehmen geseßt habe, und welche Stellung der Minister gegenüber einer derartigen Anregung einnehme.

Der Minister des Aeußern Graf von Aehrenthal antwortete zunächst dem Abg. Kramarsch, er stelle mit Vergnügen fest, dap er mit ihm in manchen Beziehungen übereinstimme. Kramars babe chon, als er im November eine Annäherung zwishen Berlin und St. Petersburg in Ausficht stellte, eine rihtige Prognose gestellt. Er stimme vollkommen dem bei, was Kramarsch über die deutsche Politik gesagt habe, nämlich, daß diese Politik in leßter Zeit äußerst erfolgreid) fei und umsihtig geführt werde. - „Als wir“, fuhr der Minister fort, „vor zwei Jahren während der Annexionskampagne im Feuer standen, befanden wir uns natürlich im Zentrum der Giovicben Politik, und damals gab es viele Stimmen, fpeziell in Deutschland, die über die Führung der auswärtigen Politik unserer Monarchie an- erfennende UÜrteile fällten. Wenn jeßt, nach Vollendung der Annex'onsangelegenheit und nahdem sih unsere Beziehungen zu allen Mächten wieter günstig gestaltet haben, Deutschland es ift, das aus der von uns inaugurierten Politik seinerseits Vorteile zieht, sich zu Nußland in ein besseres Verbältnis stellt und mit ihm Be- \preungen über wichtige wirtschaftliche Fragen in Persien einleitet, so fann ich mich und können wir uns darüber nur freuen. Jh fonstatiere mit Befriedigung, oh sich _auch der Abg. Kramarsh in ähnlichem Sinne ausgesprochen hat. Es ist für mich auch sehr wihtig, und ih bin Kramarsh speziell sehr dankbar für die wiederholte Betonung dessen, daß er nit glaubt, daß die österreichisch-ungarische Tan auf dem Balkan aggressive Ziele verfolge. Ich hoffe, daß diese Er- flärung gerade auf scinem Munde zur Beseitigung gewisser Miß- verständnisse beitrágen wird. Was der Abg. Kraimnar]ch darüber sagte,

: Turzem gehaltenen Minister des Aeußern zwischen Oesterreich-

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Annäherung

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‘die 2 usüben würde, damit i :bweise zur efeftigung der Mein e lich in Rußland und in den Balkanstaaten, beisteuere, daß uni Politik im wahren Sinne des Wortes eine konservative Politiz ; und keine expansiven Tendenzen verfolgt. Dr. Kramarsch bat ,, über die trostlofe Einsamkeit unserer auswärtigen Politik M d, und den Wunsch nah Me ihrer vollständigen Unabbängiatz eäußert. Troß meines lebhaften Wunsches kann ih mi dieies junfie mit ihm nicht einverstanden erklären. Von einer tho in unserer auswärtigen Polit der Abg. Kramarsch \cilde ehe ih nihts. Allerdings ist in Curopa kein adt inf auswärtigen Politik vollkommen unabhängig. Zerhälinifse Gropiil n Staaten find durch ein System von Allianzen und dyy die daraus sich ergebenden Verpflichtungen derart in einander verwa daß man von einer absolut unabhäng gen Politik einer einzelnen Mz nicht Een kann. Wir sind felbstverständlich in der glei, Lage wie die anderen Staaten. Gemeinsam mit Deutschland bag wir konservative Interessen zu {üyen. Ebenso mit Italien. möchte also die Erklärungen des Abg. Kramarsch dahin richtig ftels, gestüßt auf eine nähere Kraft, unsere eigenen Intere, : wahren. Was die Bagdadbahn betrifft, die gewiß wichtig ist, so habe ih keinen Grund, vom Standpunkte unse auswärtigen Politik jeßt für oder wider zu dieser Angele, heit Stellung zu nehmen. Ih möchte nur die Behauptung Abg. Kramarsh bezweifeln, daß die dbahn unseren wirts{zs dee Interessen so s{chädlich sein soll, tbe der Abg. Kramarsh dig geschildert hat. Bemerken will ‘nur, daß unsere Industrie d für Artikel nah Persien wegen des Trau ports über den Kaukasus noch mit dem russisGen Durchgangsg belastet sind, nur mit dem enen Jon belastet werden, we nah dem deuts{-russischen Einverständnis eine Verbindung zwis der Bagdadbahn und den eee chen Bahnen zustande komy der Angelegenheit der Elbschiffahrt stimme ih mit dem 4h amarsch, dèr die Erwartung ausgesprochen hat, daß wir in dis rage auf unserem Standpunkte verbarren werden, überein. ( As bekanntlih {on Erklärungen der österreihishen Regiernng dieser Beziehung vorx, denen ih bier nur hinzufügen kann, daß i j Besprehungen mit dem österreichishen Ministerpräfidenten unser Standpunkt ausführlich dargelegt habe und mit ihm darin einig wg daß wir an unseren Anschauungen in dieser Frage festhaite B Auf die Frage des . Erner, betreffend die Aktion d Präsidenten Taft hinsichtlich der Äbrüftunasfrage, erklärte der Minisia er siehe mit den übrigen Kabinetten im Meinungsaustausch über ih a ¡u dem Vorschlage Tasts, den ‘er zwar mit große nteresse entgegengenommen habe, ohne fsich allerdin verhehlen zu Töônnen, daß in einem Zeitalter, wo.zder stand des bewaffneten Friedens allgemein al8" sie Gewähr gegen den Ausbruh von Feindseligkeiten angesehen wi einer solchen Erednng faum ein. unmittelbarer Erfolg beschieden se dürfte. Ein solher Erfolg erscheine thm, dem Minister, nur mögli wenn alle in Betcaht kommenden Mächte dieser mit Rüdsitt a die stets steigenden und auf den Völkern schwer lastenden Nüftugt auégaben gewiß allgemeinste Sympathie verdienenden Aktion sd 9 \{löfsen. A Der bosnishe Ausschuß der österreichi 2e AAN begann gestern die Beratung des bosnisdt TE 8. Der Obmann keitete, wie „W. T. B.* meldet, die Debatte einer Ansprache ein, in der er hervorhob, die Oesterreicher bräd den neuen Provinzen die wärm?ten Sympathien entgegea seien bereit, deren berechtigte Wünsche zu fördern, anderersä rechneten sie darauf, dz sich die Bevölkerung Bosniens 1 der Herzegowina mit den Oesterreihern in Treue für Kul und Reich vereinigten und die O-sterreicher fernerhin niht mehr 0 Soemie in ihrem Lande znsähen. Der Minister Freiherr von Buria prach seine Genugtuung über das Bosni:n und der Herzegowint bs kundete Interesse aus und betonte, die wihtigen des bosnifchen Lud tags und dec Verwaltung harrenden Aufgaben bedürften dec mor lischen und wirtschaftlihen Hilfe der Monarchie.

Fraukreich.

Die Regierung hat in der Deputiertenfammer den 6 wurf eines Geseßes eingebracht, durch welches verhindert wert soll, daß in der Champagne aus anderen Gegenden stammen Wein zur Herstellung von Champagner benußt wird.

In der Marinekommission erklärte gef „W. T. B.“ zufolge, der Marineminister Bou é de Lapeyrè! es sei unmöglich, gegenwärtig auf den Staatswerften zwei nt Panzerschiffe zu erbauen; denn die Dos zu Brest und Lori seien durh die Panzerschiffe „Jean Bart“ und „Courbet“ jetzt. Die Kommission nahm darauf den elebam our! an, den Minister ermächtigt, im Jahre 1911 der Privatindus zwei Panzerkreuzer des „Jean Bart“-Typs in Auftrag zu ge

Nuf;land.

Die Reichsduma hat gestern ihre Arbeiten wieder ( genommen und, „W. T. B.“ zufolge, ohne Debatte eit Antrag angenommen, in der Abendsizung vom 1. Februar? Frage an die Regierung zu richten, welhe Maßnahmen griffen worden seien, um der Pest in Sibirien und im g Reich entgegenzuwirken.

Ftalien. Jn der gestrigen Sißung der Deputiertenkam gab der Unterstaatssekretär im Ministerium des Aeußern F di Scalea auf eine Anfrage, e A die in einem # der auswärtigen Presse verbreiteten falschen Gerüchte über gesundheitlihen Verhältnisse in Jtalien, laut Meld des „W. T. B.“ folgende Erklärung ab: j Es set richtig, daß diese Nachrihten von einigen auswns Blättern verbreitet worden seien, um die zahlreichen Besuchet, von der Schönheit des Himmels und dem Ruhme der Kunst ur? Geschichte Italiens angezogen würden, von dem Lande abzu Die Regierung habe nicht verfehlt, diese Gerüchte als falsch 2 eichnen und alle nur möglihen Maßnahmen dagegen ergriffen. * are feine Mühe, um zu verhüten, daß eine solch illoyale Kan? d au in diesem Jahré breitmache, in dem alle zivilifierten Na! fich zur Teilnahme an der Fünfzigjahrfeier des Königreichs Zi® rüsteten. Niederlande. 3 Las einer Meldung des „W. T. B.“ hat der M! des Aeußern v. Marees van Swinderen in der gest! Sitzung der Ersten Kammer erklärt, daß die eng Regierung den Vorschlag Deutschlands, die Ents\chad a Aloe deutsher Untertanen aus dem BU!! kriege einem Schiedsgericht zu unterbreiten, abgelehnt 2 Der Minister erklärte weiter, er halte neue Schritte zug®" der ehemaligen Angestellten der Südafrikanischen Eisen? nah den mit der englischen Regierung getroffenen V

barungen nicht für nötig. Türkei.

Eine Zirkularnote der Pforte beauftragt die türfilf Botschafter, die Aufmerksamkeit der Schußzmächte af. Lage auf Kreta, insbesondere auf die Verlegung der R der Mohammedaner zu lenken. w

_nöglichkeit

S

a Bulgarieu.

Die Sobranje. hat gestern, wie „W. T. B.“ meldet, einstimmig eine Resolution, betreffend die augenblicklihe Un- eines definitiven Handelsvertrages mit der Türkei, angenommen. Der Ministerpräsident und der Finanz- minister erkärten, die gegenwärtige Lage dürfe nit als Zoll- frieg angesehen werden und die Regierung würde erst dann zur Anwendung der Maximalzollsäße schreiten, wenn alle Be- mühungen endgültig gescheitert seien und wenn die Türkei den Differentialtarif auf ulgarishe Herkünfte anwenden würde.

Amucrika.

Das amerikanische Repräsentantenhaus hat das Gese, das die Einrichtung eines ständigen ¿¡Tarif- ausschusses vorsieht, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, gestern mit 186 gegen 93 Stimmen angenommen.

Asien. Nach einer Meldung des „W. T. B.“ haben die Araber

hei einem Angriff auf die Türken bei Ebha in der Nähe von Hodeida 600 Mann verloren, während die türkischen Truppen,

die ch tapfer schlugen, 150 Tote und Verwundete hatten.

Afrika.

Mie das „Reutershe Bureau“ meldet, ist die deutsche Kronprinzessin von ihrem Aufenthalt in Kairo so befriedigt, daß fie sih entschlossen hat, noh eine Woche dort zu verweilen und dafür den Besuch Siziliens aufzugeben. - Die Kronprinzessin wird am 8. Februar von Alexandrien nah Neapel fahren, wo die Ankunft am 11. Februar erfolgen wird.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die gestrige Sipung des Reichstags und der Schlußbericht über die gestrige Sun des Hauses L geordneten befinden sih in der Ersten und Zweiten Beilage.

Die heutige (118.) Sitzung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Reichsshaßamts Wermuth beiwohnte, eröffnete der Präsident Graf von Schwerin-Löwiß mit folgenden Worten: 2

Meine Herren! Ich erhalte soeben die traurige Nachricht (das aus erbebt sich), daß eines unserer ältesten Mitglieder, der Abg. Singer, beute mittag verstorben is. Er war Mitglied seit der V I. Segislaturperiode, seit 1884, also feit 27 Jahren. Sie haben sich zum Gedächtnis des Verstorbenen von Ihren Pläßen erhoben; ih stelle das fest.

Zur dritten Beratung stand der Entwurf eines Zuw ah 3- steuergeseßes auf Grund der Beschlüsse zweiter Lesung. Es liegt eine Reihe von Kompromißanträgen vor, die von dem Abg. Grafen Westarp (dkons.) eingebracht und von Mitgliedern aller Parteien mit Ausnahme der Sozialdemokraten und Polen unterstüßt sind. Außerdem ist ein Antrag der Deutschkonservativen (Abgg. von Normann U. S eingebracht, in § 22 auch die Befreiung des Landesfürsten un der Landesfürstin von der Zahlung der Wertzuwachssteuer aus- zusprechen. Eine Reihe weiterer Amendements ist mit Unter- stüßung von Zentrumsmitgkiedern von dem Abg. Trimborn (Zentr.) gestellt. Ö

Jn der Generaldiskussion erklärte der /

Abg. Dr. Jäger (Zentr.), daß die Mehrzahl seiner Freunde sich auf den Boden der Beschlüsse zweiter Lesung stelle und die Kommisfionsanträge akzeptiere. Selten sei wohl eine Vorlage fo forg- fältig vorbereitet worden wie diese. :

Abg. Dr. Arendt (Rp.): Wir sind wohl alle darin einig, daß der Kelch des Leidens dieser Verhandlungen am Reichstage sobald wie möglich vorübergehen möge. Jch kann aber der Mei- uung . nit beitreten, daß felten eine Vorlage fo gut vorbereitet gewesen ist wie diese. Wir standen in verschiedenen Stadien der Beratung unter dem Druck, nur recht {nell fertig zu werden. Heute liegen wieder eine Reihe von Anträgen vor, und ih bin über- zeugt, daß, wenn wir eine vierte Lesung vornähmen, diese Zahl ch noch vermehren würde. Welches finanzielle Ergebnis wird denn diese Steuer überhaupt haben? Diese Frage ist doch die Haupt- sahe. Im Lande macht man sich über den Ertrag eine irrige Vor- stellung. Zahlreihe Beamte glaubten, daß eine Gehaltserhöhung aus ihr hervorgehen würde. Diese Erwartung und auch die der Veteranen ist eine irrige. Die Veteranen sind nur der Vorspann, um das Gesey durchzubringen. Der Ertrag dieser Steuer steht außer jedem Verhältnis zu dem Apparat, der für sie aufgewandt wird. Das Ergebnis ist, daß das Reih für 3 Jahre einige Millionen mehr bezieht. Die Mehreinnahme, die für 1910 zu erwarten gewesen wäre, ist leider durch die Beschlüsse zweiter LÆsung illuforisch geworden ; der Beschluß nah dem nationalliberalen Antrag, daß das Geseh erst 1911 in Kraft tritt, kostet dem Reiche 10 Millionen. 4

(Schluß des Blattes.)

; - Das Haus der Abgeordneten seßte in der heutigen (16.) Sißzung, welcher der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Dr. Freiherr von Schorlemer beiwohnte, die weite Berailung des Staatshaushaltsetats für das Rechnungsjahr 1911 bei dem Etat der Domänen- verwaltung fort.

Zu diesem liegen folgende Anträge vor:

1) von den Abgg. Bartscher (Zentr.) und Genossen: „die Königliche Staatsregierung zu ersuchen, von Zeit zu Zeit, mindestens alle 5 Jahre, über die der Domänenverwaltung unter- ftellten Werte der Domänen und deren wirtsaftli@Ge Ergeb- nifse eingehende Darstellungen getrennt nah Regierungsbezirken vorzulegen, weldhe die Nachprüfung durch das Abgeordnetenhaus möglich machen“;

2) von den Abgg. Borgmann (Soz.) und Genossen: „die Königliche Staatsregierung zu ersuchen, dem Landtage bis zur dritten Lesung des Etats eine Aufstellung über die Entwicklung der Viehhaltung in den Königlichen Domänen in den lezten 10 Jahren aden zu lassen“.

u den Einnahmen bemerkt A

bg. Dr. Dahlem (Zentr.): In den Rheinweinbaugegenden

wird es {merzlich empfunden, daß das Reblausgeseß zwar fehr streng durchgeführt wird, die Entschädigung aber um so schmnäler ausfällt. Ueber die drückende Lage der Winzer brauche ih kein Wort zu verlieren. Es wäre vielleicht zu erwägen, ob nit eine Revision des Reblaus- geleges in der Richtung einer Crhöhung der Entschädigungen empfehlens- wäre.

. Abg. Engelsmann (nl.): Im Gegensag zu dem Vorredner muß Q darauf bestehen, daß das Gesez in Kraft bleibt, das dem ganzen

einbau zum Segen gereicht hat. Etwas anderes ist es mit den Gntschädigungen. Diese sind im leßten Jahre etwas fpärlicher ge- wesen als im vorleßten. Ich kann den hierauf bezüglichen Aus- thrungen des Vorredners beitreten. Hier wäre eine Nemedur am

aße. ; : Abg. Dr. Dahlem: Eine Aufhebung des Geseßzes habe ih nit verlangt, sondern nur eine Revision der ntshädigungsbestimmungen; von einer Aenderung des Neblausgeseßes als solchen habe ih nicht

gesprochen. Allerdings wäre eine sahliche Aenderung insofern wünschens- wert, als jeßt auch in Fällen, wo nur eine einzige Reblaus gefunden wird, der ganze Weinberg veraihtet werden muß.

ist auf

Der Ertrag von Domänenvorwerken 17 628 388 6, 325044 46 mehr als im Vorjahre, angeseßt.

Hierzu liegt eine Darstellung über die der Domänen- verwaltung unterstellten Werte der geschlossenen Domänen- vorwerke und deren wirtschaftliche Ergebnisse vor.

Zur Beratung stehen außerdem die Uebersichten über die Ergebnisse der anderweiten Verpachtung der im Jahre 1910 pachtfrei gewordenen und der im Jahre 1911 M tfrei werdenden Domänenvorwerke, die Nachweisung der urch Kauf und Tausch vorgekommenen Flächenzugänge sowie der durch Verkauf, Tausch und infolge von Ablösungen eingetretenen Flächhenabgänge bei der Domänenverwaltung für das Etatsjahr 1909 und eine Denkschrift, betreffend die in der Nachweisung mitenthaltenen Veräußerungen und aus dem außerordentlihen Domänenkauffonds bewirkten Erwerbungen, bei denen der Wert 100 000 # im Einzelfalle übersteigt.

Abg. Graf von der Groeben berichtet über die Verhandlungen der Kommission. N

Abg. von Arnim - Züsedom (konf.): Die Erträgnisse ‘aus den Domänen sind im allgemeinen nicht so, wie es zu wünschen wäre im Inter- esse des Schutzes der nationalen Arbeit. Ich kann es nur freudig be- grüfien, daß ker Verkauf von Norderney niht beabsichtigt ist. Bei der Verpachtung der Domänen könnte sehr gut mehr erzielt werden, ebenso wie Privatverpachtungen einen viel höheren Prozentsaß bringen. Denn man muß doch auch in Rechnung ziehen, daß der Pächter das ganze MWirtichaftsmaterial mitverpachtet e:hält. In allen anderen

tats werden Neubauten* im einzelnen aufgeführt; hier bei dem Domiänenetat finden si keine derartigen Angaben.

Ministerialdirektor Dr. Thiel: Die neuere Verkaufs- und An- faufspolitik bat 1899 begonnen. Seitdem find 63 Vorwerke mit einem #lächeninhalt von 21072 ha und Parzellierungëgrundstüdcke von 12537 ha verkauft worden, die für die Staatskasse jährlich einen Ertrag von 1254800 4 geliefert hatten. Der Veräußerungserlös8 betrug 72 400 000 Æ#, womit namentli} in den östlichen Provinzen neue Domänen mit insgesamt 48186 ha für einen Aufwand von 47 620 532 4 gekauft wurden. Die jährlichen Einnahmen aus diesen Ankäufen belaufen si jeßt auf 1229 824 «. Es ist also noch ein kleines Defizit vorhanden. Außerdem sind aber von den 72 Millionen 17 881200 4 an den Staatsschay abgeliefert worden, für 4445 538 # wurden Wiesen, Weinberge und Domänen gekauft, für 1429 383 4 Grundstüdcke, die an die Gestüiverwaltung übergegangen find. Die Differenz zwischen diesen Zahlen fet sich aus Bestkaufgeldern zusammen, die noch nicht eingegangen sind. Die laufenden Staats- einnahmen haben also aus diesen Verkaufs- und Ankaufégeschästen keine Einbuße erlitten. Bezüglich der Uebersicht über die Bauten muß ih erklären, daß es sih bei den Bauten der Domänenverwaltung um etwas ganz anderes handelt als bei anderen Verwaltungen. In einer Verwaltung von weit über 1000 Domänen mit einer großen Zahl von Ställen, Scheunen und anderen kleinen Bauwerken ergeben {ich oft ganz unvorhergesehene Dinge. Irgend ein Sturm wirft z. B. eine alte Scheune um, und die Domänenpächter haben unter Umständen ein klagbares Recht darauf, daß die Gebäude wieder erneuert werden. Dethalb ist die Verwaltung garnicht in der Lage, so scharf darüber disponieren zu fönnen, was sie im nächsten Jahre brauht. Für alle Bauten, für die man vorher Pläne und Kosienvoranshläge mackcht, wird dem Wunsche des Hauses entsprochen werden.

Abg. Schmedding (Zentr.): Die uns vorgelegte Denkschrift über die der Domänenverwaltung unterstellten Werte und deren wirt- schaftliche Ergebnisse entspricht ja einem Beschluß des Hauses und insbesondere den Anregungen des Abg. von Pappenheim. So sehr wir anerkennen, wie außerordentlißh mühevoll und \{wierig die Wertschätßzungen sind, fo müssen wir doh das in der Denkschrift ge- botene Material als ungenügend bezeihnen. Namentlich bietet sie keinen Anhalt für die Beurteilung -der-Frage der Angemessenheit der Kaufpreise, und so erscheint uns deshals die Annahme des Antrags Bartscher als unumgänglich.

Ministerialdirektor Dr. Thiel: Bei den verschiedenartigen Ber- hältnissen der einzelnen Domänen wird cs s{wierig fein, dem Antrage zu entsprehen. Eine fsolche Darstellung über die wirtschaftlichen Ergebnisse der Domänen würde 'auch mit erheblihen Kosten ver- bunden sein. j

Abg. Heine (nl.) erkennt an, daß die in der Denkschrift auf Grund einer Ermittlung nah dem Stande im Jahre 1901 angegebenen Durchschnittswerte der Domänen annähernd richtig sind, obwohl si für die Verkäufe seit 1901 eine kleine Ungenauigkeit ergeben kann. Der Redner bringt dann etnen Fall aus seiner hannoverschen Heimat zur Sprache, in dem eine Gemeinde eine vergeblihe Cingabe wegen Ankaufs einer Domäne gemacht habe. Die Aufklärungen, die über die Weiterentwicklung der Domäne Dahlem gegeben seien, hätten seine Freunde befriedigt. Er frage ferner an, welier Modus für die Se atung der Domänenvorwerke nach den Erfahrungen des Ministers der beste set; die Meinungen darüber seien in landwirts- schaftlihen Kreisen geteilt. Daß die Landwirtschaft jeßt bessere Er- träge habe, sei der Mitwirkung der Nationalliberalen bei der Zoll- \hußzgesezgebung zu danken.

(Schluß des Blattes.)

Dem Hause der Abgeordneten find zugegangen: der Entwurf eines Gejsepßes, betreffend Anleihe zur Er- weiterung der Anlagen der Staatsbergverwaltung, nebst Begründung, der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Erweiterung des Stadtkreises Erfurt, mit Be- gründung, und der Baubericht der Eisenbahnverwal- tung für den Zeitraum vom 1. Oktober 1909 bis 1, Oktober 1910 nebst dem Rechenschaftsbericht über die Verwendung des extraordinären Dispojitions- fonds dieser Verwaltung für das Etatsjahr 1909.

Statistik und Volkswirtschaft.

Tabakernte, -preise, -steuer und -verbrauh in Deutsch- land im Erntejahre 1909/10.

Das letzte „Vierteljahrsheft zur Statistik des Deutschen Reichs" enthält u. a. cine Statistik der Tabakernte und der im deutschen Zollgebiete für das Erntejahr 1909 (1. Juli 1909 bis 30. Juni 1910) und einen vorläufigen Nachweis über den Tabakanbau im Jahre 1910.

Mit Tabak angebaut und abgeerritet wurden im Erntejahre 1909 16185 ha gegen 14525 ha im Jahre 1908 (1907: 15405 ha, 1906: 14 684 ha, 1905: 14 111 ha). Die Steigerung des Tabakbaues um 1660 ha entfällt fast zur Hälste auf Baden (+ 703 ha); dann folgen Bayern (+ 379 ha), Elsaß-Lothringen (+ 147 ha), die Provinz Brandenburg (+ 130 ha), Württemberg (+ 89 ha) usw. Sie ist E auf das vorzügliche Ergebnis der 1908er Ernte zurück- zuführen.

_ Die Ernte des Jahres 1909 blieb indessen weit hinter dem vor- jährigen Ertrage zurück, eine Folge der andauernd ungünstigen Witterung. Sommer und Herbst waren kühl und D Stark auf- tretende Dachfäule und Hagelschläge beecinträchtigten stellenweise (in Baden, Bayern, Württemberg) den Ernteertrag. Die meist als mittelmäßig bezeichnete Beschaffenheit der Tabakblätter befriedigte in einigen Bezirken sehr. So soll in Baden der 1909er Tabak hin- sichtlih der Beschaffenheit zu den besten Jahrgängen zählen. Geerntet wurden insgesamt 28 178 t (17,4 dz auf 1 ha) trockener, dachreifer

Tabakblätter gegen 34409 t (23,7 dz auf 1 ha) im Erntejahre 1908 (1907: 28839 t, 1906: 32075 t, 1905: 31860 t).

Die für den Tabak erzielten Preise waren durchweg sehr gut, fie übertrafen noch die vorjährigen troy der von Ausnahmen E sehen geringeren Beschaffenheit der diesjährigen Ernte. Im Ge- samtdurdschnitt wurden für 1 dz dachreifer Tabakblätter 66,7 f (obne Steuer) gezablt (1968: 62,9 M, 1907: 57,7 M, 1906: 58,3 #, 1905: 50,4 #4). Die Preissteigerung wird in erster Linie auf die stärkere Zollbelastung des ausländischen Tabaks zurückgeführt, obwohl auh die Tabaksteuer mit Wirkung vom 15. August 1909 ab dur das Tabaksieuergeseß vom 15. Juli 1909 yon 45 4 auf 57 # für 1 dz gewihtsteuerpflihtigen Tabak erhöht worden ist. Für Grumpen und für Tabak, der zur Herstellung zigarettensteuerpflihtiger Erzeug- O wird, wurde der bisherige Steuersay (45 4) bei- ehalten. Î

An Tabaksteuer (abzüglich der Erlasse) wurden vereinnahmt 12,17 Millionen Mark (1908: 11,10 Millionen Mark), an Tabakgewicht- zoll 60,15 Millionen Mark (1908: 78,74 Millionen Mark), an Wert- zollzuschlag 29,00 Millionen Mark. Die Abgabe von Tabakersaß- stoffen betrug 88 692 M (1908: 77531 #).

Nach Abzug der für ausgeführten Tabak gezahlten Zoll- und Steuervergütungen 587 505 4 verbleiben als Reinertrag der Tabakabgaben 100,82 Millionen Mark (1908: 89,52 Millionen Mark), d. i. 1,56 #1 auf den Kopf der Bevölkerrng (1908: 1,41 4).

Der Verbrau an fabrikationsreifem Rohtabak berehnet fich unter Berücksichtigung der Ein- und Ausfuhr auf 1,35 kg pro Kopf.

Nach dem vorläufigen Nahweis über den Tabakanbau im Jahre Ae L insgesamt 15 421 ha (1909: 16185 ha) mit Tabak

epflanzt.

(Weitere „Statistishe Nachrichten“ f. i. d. Zweiten Beilage.)

Kunst und Wissenschaft.

Wie bereits kurz gemeldet wurde, ist der ordentliche Professor an der Universität Bonn, Geheime Regierungsrat Dr. Wilhelm Wilmanns das Opfer eines tödlichen Ünfalls geworden. Mit dem Verstorbenen hat die zeitgenössishe Germanistik einen ibrer namhaftesten Vertreter verloren, der sch um die Erforschung der mittelhohdeutshen Poesie, um die deutshe Grammatik und die Geschichte der deutschen Sprache hervorragende Verdienste erworben hat. Im Jahre 1842 in Jüterbog geboren, wurde Wilmanns nah in Berlin - vollendeten Studien zunächst Lehrer am Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin, von wo er 1874 als ordentlicher Professor der deutshen Sprache und Uteratur na Greifswald berufen wurde. Seine Arbeiten über Walther von der Vogelweide und das Gudrunlied hatten ihm den Weg zum akademischen Lehrstuhl eröffnet. Nach dreijähriger Lehrtätigkeit in Greifswald folgte Wilmanns einem Ruf nah Bonn, als Nachfolger Karl Simrodcks, wo er hinfort wirkte. Neben Walther und dem Gudrunlied bot ihm hier das Nibelungen- lied und die Nibelungensage ein Feld für eingehende und erfolgreiche Forschungen. Von feinen Werken auf dem Gebiete der Grammatik seten die „Deutsche Schulgrammatik“, die bisher 12 Auflagen erlebte, und seine dreibändige „Deutsche Grammatik“ genannt, die die ge- \chibtlihe Entwicklung der deutschen Sprache vom Gotischen bis zum Neuhochdeutschen darstellt.

Sn Charlottenburg ist gestern der Professor Emil Hundrieser, Direktor des Nauh-Museums und ordentliches Mitglied der König- lichen Akademie der Künste, nah längerem Leiden im 65. Lebensjahre gestorben. Hundrieser war in Königsberg i Pr. geboren, seit 1873 \{uf er selbständig in Berlin. Unter seinen Bildwerken seien die Statuen König Friedrich Wilhelms 111. in der Ruhmeshalle in Berlin, Kaiser Wilhelms T. in der Technishen Hochschule in Char- lottenburg, die Marmorfigur der Königin Luise in dec Nationalgalerie, ein Denkmal Kaiser Friedrihs in Merseburg, ein Bismarck-Denkmal in Mannheim und die Berolina auf dem Alexanderplay in Berlin hervorgehoben. Seine größten ünd bekanntesten Werke sind die Denk- ASS O Wilhelms 1. auf dem Kyffhäuser und am Deutschen Eck zei Koblenz.

Nadiumfunde in Südaustralien.

Dr. Douglas Mawson, Privatdozent für Mineralogie an der Universität in Adelaide, hat auf ciner Erforschungsreise in das Innere Südaustraliens eine Entdeckung gemacht, die allge- meines Aufsehen erregt. Er berichtet: „Ganz im Mittelpunkte der vorkambrishen Zone erhebt sich zackig und fast pfablos „Mount Paynter*, einer der höchsten Berge in Südaustralien. Wie ein Wachtposten steht er an dem cinen Ende eincs sih in westnordwest- liher Nichtung erstreckenden, erzdurchsezten Gebirgskammes. Der größte Teil dieses ausgedehnten Ganges ist von manganhaltigem Eisenstein bedeckt, der ihn so hervortreten läßt, daß man seine Windungen auf volle drei Meilen mit den Augen verfolgen kann. Seine Seiten haben zahlreiche Klüfte, die Amethysi und Rauhtopas zeigen. An dem östlihen Ende sind Spuren von Kupfer zu sehen, während man bei weiterem Vordringen nah Westen auf Blei {ößt. Geht man in dieser Richtung noch weiter, so trifft man“ auf der einen Seite auf eine 60 Fuß breite Barytader, die mit dem Haupt- gange parallel verläust. Flußspat, tief violett oder bellgrün oder zuweilen auch rosa gefärbt, findet sih hier in großen Mengen, ein- gelagert in eine zutage liegende eisenhaltige Schicht. Hämatit, Magneteisenstein und Manganoxyd find die Hauptbestandteile dieser leßteren Schicht, deren zellenförmige Löcher darauf hindeuten, daß ein in dem unter Wasserhöhe liegenden Teile des Ganges enthaltenes Mineral ausgelaugt worden ist. In der zutage liegenden Schicht des erwähnten großen Ganges fanden wir auf 13 Meilen Uran, und zwar in beträhtlihen Mengen. Dieser Teil des Ganges is von einigen Fuß bis zu vielen Yards breit und erhebt sih bis zu 1000 Fuß über die Sohle des anstoßenden Tales. Dafür, daß er auch in die Tiefe geht, zeugen setne rissige Natur, die sfih an beiden Seiten zeigenden Gürtel zermahlenen Gesteins und der Schlich, der sih in auffallender Weise in eintge Teile des Ganges hineinzieht. Weitere Beweis- mittel dafür find die Länge und Regelmäßigkeit des Ganges und die senkrechten Wände der zeitweilig recht tiefen Abgründe. Fn Anbetracht der Preise, die heute für Uran und Radium be- zahlt werden, \cheint die Entdeckung von großer Bedeutung zu sein. Es sind daher Vorkehrungen getroffen worden, sie weiter zu ver- folgen und die Herstelung von Radium aufzunehmen.“ Jn einer - späteren Aeußerung weist Dr. Mawson darauf hin, daß der wirtschaftlihe Wert der Entdeckung nicht erwiesen sei, so lange nit eine vollständige Analyse der Erze vorgenommen worden sei. Die gesamte Nadioaktivität einiger größerer mitgebrachter Muster ließe, fo führt er weiter aus, vorausgeseßt, daß hie allein auf Uranium zurückzuführen sei, auf die Gegenwart v. 1 v. H. dieses Minerals \{ließen. Neuere Untersuhungen hätten indessen gezeigt, daß auch Monazit, eine Thoriumverbindung, darin enthalten se Sollte si das bestätigen, dann würde der Urangehalt natürlich geringer sein, als man zuerst erwartet habe. (Bericht des Handels- \achverständigen beim Kaiserlichen Generalkonfulat in Sydney.)

Land- und Forfstwirtschaft.

Ernteergebnisse in Canada.

Nach einem Bericht des Kaiserlihen Konsuls in Montreal vom 12. d. M. war das Ergebnis der canadishen Ernte im Jahre 1910

folgendes: i Hafer y 323 Millionen Bushel = 48,5 dex Herbstweizen . 16,6 | « 0B Frühlingsweizen . ¿188 = S e f r C e 10 DIGGOEN M A 1,5 a A Mais (anßer für Futterzwecke) 18,7 = 4,

4 x T Boi