1911 / 27 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 31 Jan 1911 18:00:01 GMT) scan diff

_ Vei dem Titel „Außerordentliche Unterstüßungen für mittlere und-höhere Beamte 115 000 é“ wünscht

__ Abg. Bu \ch{ (Zentr.) eine Trennung dieses Fonds in einen Fonds tue mittlere und einen für höhere Beamte: es bestehe vielfa die Ansicht, daß die mittleren Beamten benachteiligt würden.

R Unterhaltung und Neubau der öfrentlihen Wege 2210 000 #6“ bennrwortet

_ Abg. von Böbhlendorff-Kölpin (kons.) den Ausbau ver- schiedener Wege in den Kreisen Usedom und Wollin.

und Wild-

___ Bei den „Jagdvermwaltungskosten- schadenersaßgeldern““, 106500 M, weist

Abg. Fleuster (Zentr.) auf Mißstände bin, die sich bei der Kaninchen- jagd durch Fretthen ergäben. Die Kaninchenplage sei mitunter aller- dings recht groß: aber anderseits würden die Fretthen dann nicht nur zur Kaninchenjagd verwendet, fondern verfübrten ihre Besißer leicht

zum Wildern.

Oberlandforstmeister Wesener: Ich glaube nicht, daß die Saur age dadurh wesentlid gemildert wird, daß wir die Kaninithen unter die jagdbaren Tiere reiben. Ich möchte empfehlen, bei dem Frettieren zu bleiben. Außerdem aber möchte ich noch das fleine Wiesel dem Schutze der Jager empfehlen. Wenn das kleine Wiesel nicht überall totgeschossen wird, ist zu erwarten, daß es mit der Zeit au mit der Kaninchenplage fertig werden wird. Die Forstbeamten tun ihr möglichstes, um der Kaninchenplage Herr zu werden.

Bei dem Fonds von 1050000 #4 zum Ankauf von Grundstücken zu den Forsten macht

Abg. Fleuster (Zentr.) darauf aufmerksam, daß im Westen in manchen Fällen lediglich zum Zwecke der Arrondierung Grundstücke von der Forstverwaltung angekauft seien, - die niemals zu den Forsten ges{lagen und forstwirtschaftlich betrieben werden könnten: es seien dadur Ortschaften insofern bena(teiligt worden, als die Ackerbürger iese Flächen nit als Aecker hätten kaufen können.

Der Rest der dauernden Ausgaben wird ohne Debatte be- willigt.

Bei den einmaligen Ausgaben, und zwar bei dem Fonds von 7,8 Millionen Mark zum Ankauf und zur ersten Ein- richtung von Forstgrundstücken, bespricht

Abg. Klo cke (Zentr.) die Art der Bewirtschaftung der Hauberge im Kreise Olpe; die Hauberge befänden si rechtlich im Besiße von Ge- nossenschaften, die die kleinen Ackerbürger gebildet hätten; es babe nun die Forstverwaltung einen Teil der Geschäftsanteile der Genossen- schaften angekauft, und das babe große Erregung in die Bevölkerung gebracht, die sich in ihrer Erxisténz bedroht glaube und eine Ent- völkerung befürchte, wenn durch Aufforstung die Acker- und Wiesenfläcben beschränkt würden. Die Forstverwaltung müsse namentlich dafür sorgen, daß Weidepläße für das Vieh vorbanden blieben.

Oberlandforstmeister Wesener: Bei dem Ankauf im Kreise Olpe find alle beteiligten Instanzen gehört worden und sind übereinstimmend der Ansicht gewesen, daß der bisber dort betriebene Schälwald nicht mebr zweckmäßig sei, daß zum Hohwaldbetrieb übergegangen werden müsse. Nur der Hochwald könne der Bevölkerung die nôtige Winter- besäftigung geben. Weitere Ankäufe werden nur vorgenommen werden, wenn die beteiligten Beamten, der Amtmann, der Landrat, der Negierungspräsident, befragt worden sind.

Bei den Ausgaben zur versuhsweisen Beschaffung von Jnsthäusern für Arbeiter begrüßt

Abg. Rhiel-Fulda (Zentr.) namens seiner Freunde mit großer Befriedigung die Versuhe, durch Beshaffung von Wohnungen einen Stamm von ständigen Arbeitern heranzubilden. Die Gemeinde Kirbhain im Regierungsbezirk Cassel habe einen Antrag an die Forst- verwaltung gestellt, ihr eine Waldparzelle zu überlassen, um darauf Arbeiter anstedeln zu können. Er frage an, wie sich die Verwaltung zu dein Antrage stelle.

Gin Regierungskommissar erwidert, daß der Antrag der Gemeinde genehmigt worden fei.

Die einmaligen Ausgaben werden bewilligt. der Forstetat erledigt.

__ Schluß nach 41/, Uhr. Nächste Sißung Dienstag, 11 Uhr. (Etat der Domänenverwaltung; kleinere Vorlagen; Etat der Justizverwaltung.)

Damit ift

Statistik und Volkswirtschaft.

Die Sterblichkeii der Gesamtbevölkerung des preußi- \shen Staates während des Jahres 1909.

Im Jahre 1909 (1908) bat Preußen 348 141 (362 259) männ- lie und 319 641 (331465) weiblihe, zusammen mitbi 7 782 (693 724) Perfonen durch den Tod verloren. Außerdem wurden den Standesbeamten 21 215 (21 976) Totgeborene männlihen und 16 775 (16 303) weiblihen Geshlehtes gemeldet. Wird ohne Berülsichtigung der Totgeborenen die Sterbez iffer auf 1000 am 1. Sanuar 1909 (1908) Lebende berechnet, so beträgt sie für die Bevölkerung überbaupt 17,1 (18,0), für ibren männlichen Teil 18,1 (19,1) und für ihren weiblichen 16,2 (1 ; demnach ift fie 1909 günstiger als 1908. Vergleicht man die St iffer mit der früherer Jahre bis 1875 rückwär1s, seitdem

olge der Standesamts8einrichtung eine einbeitlihe Berichterstattung und Vérarbeitung der Nachrichten über die Gestorbenen durchgefübrt wurde, so erscheint sie am ungünstigsten im Jahre 1875 mit 26,3, dagegen imBerichtsjabre mit 17,1 wie au in den vorauf- gegangenen drei Jahren mit 18,0 am günstigsten; dann folgen die Jabre 1902, 1304, 1905 und 1903 mit den Sterbeziffern 19,3, 19,5, 19,8 und 19,9. Für die männliche Bevölkerung traten zwischen 1875 und 1909 Schwankungen der Sterbeziffer von 28,1 bis 18,1 im Berichtsjahre ein, für die weiblihe von 24,6 bis 16,2.

Für die Bevölkerung in den einzelnen Regierungsbezirken zeigt die Sterbeziffer des Jahres 1909 verschiedene NAbweicungen.

Landeëpolizeibezirk Berlin und der Regierungsbezirk Minden

n mit einer Ziffer von 14,2 auf 1000 Einwohner die günstigste

Diesen folgen die Regierungsbezirke Aurih mit 14,3, Bicébaden mit 14,4, Séleëwig mit 14,5, Caffel mit 14,7, Stade 1 Düsseldorf mit 14,8, (Stadtkreis Berlin mit 15,1), Hannover

Lüneburg mit 15,2, Osnabrück mit 15,3, Hildesheim und Koblenz mit 15,7, Arnsberg mit 16,0, Erfurt mit 16,1, Köslin mit 16 4, Trier mit 16,7, Potsdam und Magdeburg mit 16,8 und der Staat mit 17,1. Ueber dem Staatsdurschnitt stehen die Regierungsbezirke Merseburg und Cêln mit 17,4, Stettin mit 17,5, Frankfurt und Aachen mit 17,7, Allenstein mit 18,0, Münster mit 18,2, Stralsund mit 18,4, Sigmaringen mit 18,5, Posen mit 18,7, Königsberg mit 19,3, Marienwerder mit 19,8, Bromberg mit 20,1, Gumbinnen mit 20,2, Liegniß mit 20,5, Danzig mit 20,6, Oppeln mit 215 und Breélau mit 21,9: 18 Regierungébezirke haben demna eine höhere Sterblic- feit als der Staat im ganzen.

Auch wenn man die männliche und die weibliche Bevölkerung je für fich in Betracht zieht, zeigen fih einige Abweichungen. Am günstigsten int für die männliche Bevölkerung die Sterbeziffer im Regierungsbezirk Aurich géwesen, sie betrug null nur 14,2 auf 1000 mannliche Einwohner. Günstig ersheint fie ferner für die männlihen Personen in denjenigen Regierungsbezirken, die unter der für den Staat ermittelten Verbältniézabl geblieben sind. Dazu gebören die Bezirke Gaßel, Schleswig, Stade, Minden, Wiesbaden, der Landespolizeibezirk Berlin, die Bezirke Hannover, Lüneburg, Osnabrück, Düfßeldorf, (der Stadtkreis Berlin), die Bezirke Hildeëheim, Koblenz, Arnéberg, Trier, Erfurt, Köslin, Potédam und Magdeburg. Höhere Zahlen als der Staat mit 18,1 baben die Bezirke Merseburg, Coln, Sig- maringen, Stettin, Aachen, Frankfurt, Münster, Allenstein, Stralsund, Posen, Königéberg, Marienwerder, Gumbinnen, Bromberg, Liegnitz, Danzig, Oppein und Breslau,“ wo von 1000 Männern bis 23,7 ge- storben find.

Bezüglich der weiblichen | l Vorjahren, der Landespolizeibezirk Berlin, die günstigste Sterbe- zifffer hat; sie berg Rg auf 1000 Einwohner. Hinter die Sterb- lichkeit des Staates treten nit noG niedrigeren Berhältniszahlen ferner die Bezirke Wiesbadan, Minden, S oN er Stadtkreis Berlin), die Bezirke Schleswig, Aurid, Lüneburg, nnover, Stade, Cassel, Osnabrück, Arnsberg, Koblenz, Erfurt, Hildesheim, Köslin, Ma deburg und Potsdam. Die Sterbeziffer des Staates beträgt 16,2. Ueber der für den Staat ermittelten stehen die Bezirke Cöln, Stettin, Merse- burg, Trier, Frantis Aachen, Allenstein, Den, Münster, Stralsund, Königsberg, Marienwerder, Bromberg, Sigmaringen, Gumbinnen, Danzig, Aegniß, Oppeln und Breslau; in leßterem Bezirke stieg die fragliche Ziffer bis auf 20,3. /

Die Sterbeziffer für die Gesamtbevölkerung ist indes für die Beurteilung der Sterblichkeitsverhältnisse in einem Lande oder in seinen einzelnen Teilen nicht ausreichend, weil die vershiedenen Alters- verhältnisse neben dem Geschlecht der Bevölkerung einen natürlichen, bestimmenden Einfluß auf das Sterben der Menschen ausüben, und die Zusammenseßung der Bevölkerung na dieser Nichtung schr ver- schieden sein kann. i x

Berechnet man die Sterbeziffer für die einzelnen Altersklassen getrennt nach den beiden Geshlehtern, fo ergibt sich für dieGesamtbevölkerung des Staates, daß im Jahre 1909 in allen Altersfklafsen die Sterbeziffer gegen 1908 wieder günstiger ge- worden ist. (Stat. Korr.)

en Bevölkerung ist es, wie in dén beiden h

Wohlfahrtspflege. Ueber Altenbeime durch Selbsthilfe

beridtet die „Sozialkorrespondenz“, das Organ des Zentralvereins für das Wobl der arbeit-nden Klassen :

Für Schleswig-Holstein begann die Errichtung von Eigenhäusern aus Mitteln der genofsenscaftlihen Selbsthilfe im Jahre 1878 in Flensburg, kurz nachdem der Gründer des dortigen Arbeiterbau- vereins, der jeßige Landesversiherungsrat Hans en (Kiel), seinen Ruf: „Baut Arbeiterwobnungen!“ durch Rede und Schrift hatte er- klingen lassen. Der Flensburger Arbeiterbauverein gab in seiner Nührigkeit und unter geschickter Leitung, auch als sein Begründer niht mehr am Orte bleiben konnte, den Beweis der Möglichkeit der Schaffung eines eigenen Heims auf eigener Scholle, wenn beim Arbeiten mit geringen eigenen Mitteln nur echte Solidarität das Szepter führte. Hansen wirkte weiter anspornend und aufflärend für die gute Sache, und beute steht er an der Spiße des Verbandes der |chleswig- bolsteinishen Baugenossenschaften, der 40 Bauvereine umfaßt, mit 15 000 Mitgliedern, deren Zusammenwirken bereits 4000 Wohnungen, zum Teil in Einzelhäusern, im Werte von 12 Millionen Mark ge- schaffen hat. Unter diesen Schwestervereinen zeichnet sih der Flens - burger Arbeiterbauverein ganz besonders aus, nit als ob es ibm erspart geblieben wäre, gegen Widrigkeiten zu kämpfen, durch Ver- trauensbruch entstandene Verluste zu decken, Indolenz und Mutlosigkeit zu verdrängen. Aber die jeweilige Æitung des Vereins bat es in einzig- artiger Weise verstanden, die Unabhängigkeit desselben zu erhalten und ibm wenn man von einem Vereine fo \sprechen kann den Stempel einer vorbildlihen Chbarafkterfestigkeit aufzudrücken. Denn abweichend von der überwiegenden Zabl gleiche Ziele erstrebender Genossen- schaften bat der Flensburger Arbeiterbauverein bis zum beutigen Tage, d. b. während 32 jähriger Wirksamkeit, die sch äußerlich in der Errichtung von 119 Häusern zeigt, seine Betriebsmittel im wesentlihen im eigenen Mitgliederkreise, auch als dieser noch nicht, wie gegenwärtig, gegen 900 Personen umfaßte, beschafft. Er ist niht in die Lage gekommen, Darlehen bei der Landesversicherungsanstalt oder beim Reihe oder beim preußishen Staate aufzunehmen, obglei die Heranziehung dieser Kreditquellen nah Lage der Verbältnifsse durchaus keine Schwierig- keiten geboten bätte. Wenn natürliG in erster Linie dem Gründer und den führenden Männern die Verdienste für die Förderung der Aufgaben des Vereins zufallen, so darf man doch nit vergessen, daß wir es bier mit einem Arbeiter bauverein zu tun haben, der aus einer- Vereinigung einfaher, cehrlich vorwärtéstrebender Leute, dem ehemaligen „Flenéburger Arbeiterverein“ hervorgegangen ist. Gerade im Hinblick auf diese Zusammenseßung des Vereins ist es besonders zu schätzen, daß er neben der Durch- führung seiner wirtschaftlihen Aufgaben auch an die Lösung ethiscer und allgemein sozialer Probleme berangetreten ist. Als eine Er- füllung ethischer Forderungen betrachten wir die Wabl der in drei Stadtteilen gelegenen Bauländereien, die den Bewohnern der Eigen- bäuser nebst Gärten einen Blick in die liebliche Talstadt Flensburg mit ihrem belebten Meeresarm gestatten; als eine Erfüllung sozialer Aufgaben aber darf man die Tatsache binstellen, daß der Verein nebenber die praktische Altersfürforge durch aus eigenen Mitteln zu shaffende Altersbeime durchzuführen bestrebt ift.

Schon vor einigen Jahren, als der Arbeiterbauverein sein bundert- tes Haus errichtet hatte, bestimmte er dieses als Freiwohnungshaus für vier Familien und gab ihm den Namen „Voigtstift*, zum An- denken an den verstorbenen Rechnungsführer dieses Namens, der lange Jahre hbindurch die Seele des Vereins war. Am 8. Ianuar d. I. bat nun die Feter der Ginweibhung eines zweiten Freiwobhnungsbauses stattgefunden. Ueber die näheren Umstände berihtet kurz und auf- flärend die „Kieler Zeitung“ vom 9. Januar, wie folgt: „Gestern, am Sonntag, fand im Verein etwas statt, was man wobl als „Feier“ bezeihnen fann. Im Laufe der letzten aht Tage ist ein von dem Verein errihtetes „Altersheim“ bezogen worden, das für sechs der aâltesten Mitglieder Freiwobnungen enthält. Die günstige finanzielle Lage des Vereins hat es gestattet, die Summe von 19800 46 für die Herstellung dieses auch aäußerlih freund- lih gehaltenen Gebäudes zu bewilligen. Der Vorsizende, Stadt- verordneter Ludwig Octtinger, der seit zwölf Jahren mit größter Hingabe und lobenswertem Geschide den Verein leitet, hat den betreffenden Antrag in einer Generalversammlung im September 1909 gestellt und dafür allseitige Zustimmung gefunden. Anwartschaft auf eine freie Wobnung haben folhe Mitglieder, die wenigstens fünfzehn Jahre dem Verein angehört und ihren Geschäftsanteil von 250 M voll eingezahlt haben. Nah dem Ableben des Be- wobners oder des Längstlebenden bei einem Ehepaare fließt das Gut- haben (der Geschäftsanteil) in den „Freiwohnungsfonds“, aus dem auch weiterhin freie Wohnungen beschafft werden sollen. Während ihrer Lebzeit beziehen die Mitglieder (oder deren Chefrauen) regelmäßig die Dividende auf das Guthaben. Jede Wohnung besteht aus zwei freundlichen Zimmern, Küche, Bodenkammer, Vorrats- und Koblen- eller; außerdem gehört dazu ein Stückhen Gartenland. Für je drei Wobnungen ift ein gemeinsamer Trockenraum, für die sec{chs Wobnungen eine Washküche vorhanden. Die Wobnungen beziehen Wasser aus der städtishen Wasserleitung, wofür der Verein zahlt. Gasfkochein- richtung ist in jede Küche gelegt, für das verbrauhte Gas haben die Bewohner die Kosten zu entrihten. Das Haus ist nach den Be- stimmungen für milde Stiftungen steuerfrei gelassen.“ Daß an der Feier und an der s\ch anslhließenden Be- fichtigung der Oberbürgermeister Dr. Todsen, mehrere Stadt- râte und der Stadbaurat teilnahmen, darf mit Recht als eine Wertsbäßung der Vereinsbestrebungen für die städtischen Interessen angesehen werden. Daß auch derjenige, der das Samen- forn für die Ermöglihung dieser vortreffliden Wohlfahrtseinrih- tungen auêgestreut, der Vorsitzende des Verbandes \{leswig-bolsteinischer Baugenofsenschaften, Landeéversiherungsrat Hansen (Kiel), persönlich anwesend sein konnte, muß ihn mit Befriedigung erfüllt baben. „Ist früher“ so endet der vorstehend erwähnte Zeitungsberiht „der Flensburger Arbeiterbauverein der Pionier der gemeinnützigen Woh- nungéfür}orge weit über das Weichbild der Stadt hinaus gewesen, so bat er jeßt wiederum ein Beispiel gegeben, bei welhem die ver- schiedenen Baugenossenshaften sih die Frage vorlegen sollten, ob sie in der einen oder anderen Weife auch hier nit wieder sciner Spur zu folgen vermögen.“

Theater und Musik.

Konzerte.

8 der drei Konzerte mit dem verstärkten Philbarmoni, (Aa Orchester von Dr. Alexander Pur, der son öfter eine Tüchtigkeit als bewährter Sfabsühres gezeigt hat, brate am Dorvnerstag im Beethovenfaal mit Ausnahme der „Hunnen. \{lacht“ von Liszt und „Tod und Verklärung“ von Richard Strauß aus\chließlich cusfisWe Musik, Arbeiten von A. Liadow und Wischne, radsky. Von den Liadowschen Kompositionen : „Der verzauberte See“ und „Kikimora“, zwei stimmungsvollen Märchenbildern, inter. essierte das hier hier bereits gehörte legtgenannte am meisten. Die Musik ist fesselnd, sehr großzügig und fein instrumentiert, düster und poetisch s{wungvoll zugleih. Aehnliches S: von Wischnegradskys \ymphonischer Dichtung „Die Schwarze“. enn auch der Inhalt dur die Vertonung nicht klar versinnbildliht wird, so übt die Musik doch in ihrer Eigenart, die oft ohne rechte Melodie in einer An- bâäufung fi drängender Tonreihen dabinbraust, doch den Reiz der Neuheit, des Ungewöhnlihen aus. Die Musik ist stark von dem Jungfranzosentum beeinflußt, dem auch eine eigentliche Melodik fremd ist, Das Prilharmonishe Orchester nahm sich des bier zum ersten Male aufgeführten Werkes mit großer Hingabe an und verhalf ihm zu einem Achtungserfolg. Der Berliner Tonkünstlerverein brachte, gleihfalls am Donnerstag, im Architektenbause in einem fogenannten „musik. bistorishen Abend“ Kammermusik des 17. und 18. Jahrbunderts zy Gehör. Der Geiger Rudolf Melzer, der sih mit Liebe in die ältere Geigenliteratur versenkt und fie der Allgemeinheit zu ängli macht, führte das Programm als fein gebildeter Musiker und tüchtiger Violinkünstler durch; er wußte seinem Vortrage alter deutscher und italienisher Tonstüde Stil zu verleihen ‘und dur die Betonung ihrer künstlerischen Eigenart lebhaft anzuregen. Am Klavier begleiteté Else Hennig, die auch eine Klaviersonate mit he. gleitender Violine von N. J. Hullmandel gut empfunden vortrug. Ein Klavierabend, den Tina Lerner gleichzeitig im Beethoven- saal çab, gestaltete fich äußerst erfolgreih. Die Künstlerin zeigie nch nicht nur als eine Virtuosin großen Stils, sie wußte auch Geist und Geshmack in ibren Vorteag zu legen. Ihre Kunst würde an Unmittelbarkeit der Wirkung noch gewinnen, wenn das Temperament und die seelihe Vertiefung ihres Spiels noch eine Verstärkung er- fahren könnten. Mit unübertreffliher Gewandtheit und Klarheit wurden die beiden Paganini-Liszt-Etuden und Chopins Terzenetude vorgetragen; fie trugen der Künstlerin einen besonders stürmischen Beifall ein. Maria Seret-van Evyken bestätigte in ibrem Liederabend in der Singakademie (Donnerstag) den günstigen Eindruck, den ihr Gesang stets hervorgerufen hat; die Stimme scheint fast an Fülle und Wohllaut, besonders in der Mittellage, noch ge wonnen zu haben. Im Vortrag erwies sich die Konzertgeberin wieder als denkende und fübhlende Künstlerin. Ihr Programm enthielt außer einer Arie von Gluck Leder von Brahms, Liszt, Hugo Wolf und einer Neibe reizvoller altniederländischer Volfslieder in der Be- arbeitung Julius Nöntgens.

Jan Kubelik hat seinen fest begründeten Nuf als Geiger. So war denn der Blüthnersaal am Freitag mit einem beifalls freudigen Publifum bis auf den leßten Play gefüllt. Er spielte ein neues Konzert in D-Moll von A. Randegger, das dem Geiger eine danfbare Aufgabe bietet. Das Adagio ist melodiss und anspretend und gab dem Künstler Gelegenheit, seinen \ch{önen, blübenden Ton zu entwickeln; am eigenartigsten und besten gemacht ist der leßte Saß, ein Allegro con fuoco, das auch den meisten Beifall fand. Das Blüthnerorchester unter der Leitung des Komponisten begleitete recht gut. Kubeliks Vorzüge liegen tbr auf der virtuoîfen Seite, so gelang die Romanze in G-Dur von Beethoven weniger, während er Havanaise und Intro- duction et Rondo capriccioso von Gaint-Saëns ganz auêgezeinet zu Gehör brahte. Die tehnisch vollendete Wiedergabe der Variationen in A - Moll von FAgaIn und das Perpetuum mobile von Weber trugen ihm wahre Beifallsftürme ein. Das Publikum verlangte und erzielte mehrere Zugaben. Sebr beifällig aufgenommen wurde an demselben Freitag der Sonaten- abend der Damen Ella Ionas-Stockhausen (Klavier) und Eugenie Konewsky (Violine) im Klindworth-Scharwenka- saal. Die bier woblbekannte, musikalisch betcutiame Pianistin licß zuweilen ibrem Temperament zu sehr die Zügel und verdunkelte da- durch manchmal ihre Partnerin. Die durch die in Gemeinschaft mit Sandra Droucker und Elsa Ruegger vor zwei Jahren veranstalteten Kammermusikabende bekannte Geigerin zeihnete fich wiederum dur ihren gesangreihen Ton, den empfindungsvollen Vortrag sowie das gute Zusammenspiel aus, wenn ihr au einige technishe Unedenheiten bisweilen unterliefen. Aufgeführt wurden die Sonaten in G- und A-Dur von Beethoven und Brahms sowie diejenige in D-Moll von Hugo Kaun.

In der Singakademie spielte um dieselbe Zeit der Geiger Loui® Er Le neben Sonaten von Händel und Bruch mit großer Zart eit eine Reibe kleiner Tondichtungen aus alter und neuer Zeit. Ein deutsher Tanz von Hummel-Burmester, ein Menuett von Porpora- Kreiêler erfreuten dur die formfklare und stilechte Wiedergabe. Von neueren Kompositionen standen auch eine Pafsacaglia und ein Scher:0 von P. Ertel auf dem Programm; ihre leiht fließende Melodik thr tebbaft gestalteter Rhythmus regten zu berzlihem Beifall an. Ein Festtonzert zur Feier des Geburtstages Seiner Majestät des Kaisers und Königs veranstaltete am Freitagmittag im Blüthner faal das Konservatorium Klindworth-Scharwenka.

der Wiedergabe der Weberschen Jubelouvertüre begann die Ve staltung unter Herrn Nobert RNobitscheks Leitung, wobei sich da: woblgeschulte Konservatoriumorchester gut bewährte. Hierauf folgte ein: zündende, der Bedeutung des Tages gewidmete Ansprache des Professor: Philipyr Scharwenka, die mit einem Hoh auf den Landeëherrn ausflang. Sodann betätigten si als namhafte Solisten die Herren JIssay Barmas (Violine), Severin Eisenberger (

und Professor Mayer-Mahr (Klavier), wobei u. a. : gezcihnete Zusfammenspiel der beiden erstgenannten in der Suite in A-Moll von Reger mit begeistertem Beifall aufgenommen wurde- Besonders zu erwähnen find auch zwei Gaben: „Devotionale“ (nad einem Gediht von Bierbaum) und „Elfenspiel* von Mayer-Mahr beides äußerst reizvolle Vertonungen. Den Sc{luß bildete di Suite für Orchester „LArlésienne“ von Bizet, die gleich allen anderen Darbietungen allgemeine Anerkennung Olga Weltmann (Klavier), die am Abend desselben g Saal Bechstein konzertierte, zeigte eine klare chöne Technik, bunden mit siherem, fraftvollen, bisweilen freilich etwas harten A: {lag und temperamentvollem, wenn auch nicht immer den In voll erschöpfenden Vortrage. Diese Eigenschaften traten bei Darbietungen in gleicher Weise hervor. Besonders gelungen war unter den gewäblten Chopin-Kompositionen d

FmnA Tand. R ZAges

die Wiedergabe de? Scherzo in H-Moll. Das zahlreiche Publikum brachte der Künstlerin reges Interesse entgegen. :

Am Sonnabend gab Jasha Sußmann (Violine) mit den Philharmonischen Orchester unter Herrn Leo Schratten- holz’ Leitung im Beethovensaal ein Konzert. Aufgeführt wurden das E-Moll-Konzert von Mendelssohn für Violine und Orchester, di G- und F-Dur-Romarzen von Beethoven und das D-Dur-Konzert (Op. 77) von J. Brahms. Schöner Ton, feinsinnige Interpretation und eine fichere Technik zeihnen den vielversprehenden jungen Künstler aus. Seinem Spiel mangelt es im allgemeinen nit an Zartbeit, wenn diese au bisweilen durch etwas zu stürmisches Daraufloësgehen beeinträchtigt wird. Besonders gelangen ihm das E-Moll-Konzer! von Mendelssohn sowie die genannten Beethovensben Romanzen. - Die Liedervorträge von Lilly Hadenfeldt im Saal Bechstein (Sonnabend) binterließen einen recht mittelmäßigen Eindruck; der flade Klang der Stimme, der nicht immer einwandfreie Tonansaß wirkten ernübternd, wenn auch dem Ausdruck Geshmack und mu!!- kalishes Gefühl nit ganz versagt blieb. Zum Schluß wurden -unte! Mitwirkung des Baritonisten Oito Schwendy einige Duette voi Brahms und Henschel gesungen.

Dritte Beilage

zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlih Preußishen Siaalsanzeiger.

M 27 Handel und Gewerbe.

(Aus den im Reichsamt des Innern zusammengestellten

„Nachrichten für Handel und Jndustrie“.)

2 Finnland.

Spielkarten steuer. Die Spielkartensteuer wird in Finnland während des Jahres 1911 unverändert weiter erhoben. (Storfursten- dömet Finlands Författningssamling.)

Schweden.

Geplante A L Ra für Zeitungspapier im neuen Tarif. Jm neuen s{wedi)chen ZoUtarif ist sür s{lichtes Druckpapier allgemein ein Zollsaß von 0,10 Kr für 1 kg vorgesehen. Kommerzkollegium und Generalzolldirektion baben inzwischen auf Antrag des vorjährigen s{wedis{hen Reichstags Erhebungen über die Möglichkeit der Unterscheidung des Zeitungêsp- piers von anderem Druckpapier veranstaltet und shlagen nunmehr für Zeitungépapier die Einstellung eines auf 0,04 Kr. für 1 kg ermäßigten Zollsates vor.

(Nah Stockholms Dagblad.)

Columbien.

Konsulatsfakturen.. Nach einer Verfügung des - Finanz- ministers, Nr. 3650 vom 83. November 1910, haben die columbischen Konsuln “in den fremden Häfen durch Zirkulare oder Ankündi- gungen, die an fsihtbaren Stellen threr Amtsstelle anzubringen find, die Verlader oder Absender von Waren nach den Häfen Columbiens mitzuteilen, daß fie ihnen die Fafkturen zur konsfula- rishen Beglaubigung gemäß der in Artikel 1 des Gefeßes Nr. 57 vom Jahre 1909 festgeseßten Klassifikation vorzulegen haben, wonach in der nämlichen Fättura Gegenstände verschiedener Klassen nicht enthalten sein dürfen. Werden den Konsuln nah Ablauf einer für die Durhführung dieser Vorschrift hinreihend bemessenen Frist Fakturen über Waren vorgeteat, die mehr als einer der vom Ge!eß vorgesehenen Klafsen angehören, so haben die genannten Beamten anzuordnen, daß die Zahlung und Beglaubigung innerhalb 8 Tage erfolgt. (Diario oflcial.)

Ueber den Arbeitsmarkt in Deutschland im Jahre 1910

berichtet das Kaiserliche Statistische Amt im „Reichgarbeitsblatt“ u. a. :

Die Besserung des Arbeitémarktes, ‘die im Jahre 1909 begann, hat sich im Jahre 1910 fortgeseßt, wenn sie sih auch nicht auf alle Zweige der Induftrie gleibmäßia ausdehnte. Die Besserung kommt zunächst in den Ergebnissen der Krankenkassen zum Auedruck, die allmonatlih im „Reidéarbeitsblatt* wiedergegeben werden. Diese Berichterstattung umfaßt mebr als zwei Fünftel der sämtlichen Kranken- persiderten im Deutschen Reiche und ers{heint hinreichend groß, die Verhältnisse innerhakb der von der gesamten Krankenversicherung erfaßten Arbeiterschaft, soweit es si{h um die Bewegung des Wêitglieder- standes und damit des BeschäftigungEsgrades handelt, richtig widerzu- spiegeln. Nachstebend find die vom Hundert berechneten Zu- bezw. Abschläge, die si auf Grund der Berichterstattung an das „Reichs- arbeitéblatt“ für die versicherungspflihtigen Mitglieder abzüglich der erwerbéunfähia Kranken in den einzelnen Monaten des Jahres er- gaben, den entspredenden Zu- bezw. Abschlägen der entsprechenden Monate der beiden Vorjahre gegenübergestellt, wobei, abgesehen vom 1. Januar 1911, die endgültig berichtigten Mitgliederziffern zugrunde gelegt wurden :

Zu- bezw. Abnahme | Bei den männlihen | Bei den weiblichen ) Versicherten Versicherten

ersten 1908 | 19: 9 } 1910 | 1908 | 1909 | 1910

Februar März April Mai

D O R A C5

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DIONI OMOHOOSD

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O D t0 r m O | 4+] No RNOOO

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0-122 _

0,29 + 0,064 0901 005+ 0,45 + 0,92 047+ 0,15 + 0,40 November 1,84 1,69 1,14 ezember F, [— 5,12|— 3,07|— 3,64 Danach war bei den männlichen Versicherten der Rückgang im Januar kleiner wie in den beiden Vorjahren; der Februar 1910 weist eine Zunahme auf, während dieser Monat 199 einen Rückgang der Versicherten ergab. März, April, Mai und August bleiben in der Zunahme binter diesen Monaten des Vorjahrs zurück, während die übrigen Monate bis auf den Dezember, der eine stärkere Abnahme aufweist, eine günstigere Gestaltung zeigen. An weiblichen Ver- sicherten brachte der Januar des Berichtéjahrs eine Zunahme, während dieser Monat in den beiden Vorjahren eine Abnahme gebracht batte. Aub im Februar und im März war die Zunahme [stärker als im Vorjabr, im April jedoch geringer. Im Mai, Juni, Juli ist ein Abflauen zu verzeihnen, im August, September und November sind die Zuscläge stärker als 1909, im Oktober etwas geringer ; der Rüd- gang im Dezember ist größer als in den beiden Vorjahren gewesen. Eine Steigerung des Beschäftigungsgrades lassen auch die Ein- nabmen aus dem Markenverkauf der Landesversicherungs- anstalten erkennen; in den leßten drei Jahren betrug der Erlös in

Millionen Mark :

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| E Da | 299 4 B E n 4 T A Aa g 42,5 | 43,8 45,1 E 1 v n o E e O On 48 3. Der Erlös war also in jedem Vierteljahre des Berichtjahres höher als in-dem entsprehenden Zeitraume der beiden Vorjahre. :

Nach den monatlich im „Reichsarbeitsblatt“ veröffentlichten An- gaben der an die Berichterstattung angeschlossenen UArbeitsnach- weise läßt sich ebcnfalls eine Steigerung des Beschöftigungégrads erkennen. Sett man die Zahl der Arbeitégesuche ins Verhältnis zur Zahl ter offenen Stellen, so ergibt sib, daß auf je 100 offene Stellen im Jahre 1910 durchgängig weniger männliche Jewerber kamen wie 1909 und in den leyten 7 Monaten des Jahres 1908. Bet den weiblidhen Personen kamen bis zum Mat auf je 100 ofene Stellen einige wenige Bewerberinnen mehr als in den Vorjahren, während in den übrigen Monaten diese Zahl gegenüber den gleihen Monaten der Rortahre zurückblieb. Im einzelnen zeigt die nachstehende Uebersicht

folgendes Bild:

Berlin, Dienstag, den 31 Januar

lac dbe: d ofene Stellen kamen

Arbeitsgesuche

bei weiblichen Personen

bei männlichen Personen

1908 1909 | 1910

im Monat

1908 | 1919| 1910

anuar D 48 | 25 aan 220 | 293 | 229 tärz . A 1e | 2831 | 182 April 1D 81 | 166 Mai . 181 f} 188 | 183 ( 91 E A 194 | 165 95 88 î 178 202 162 98 93 ; 081 | 154 | 93 | 94 | 87 September E 468 | 145 91 91 87 Sb. 211 173 163 110 105 104 November . .. 987 209 194 125 120 119 Dezember . 269 | 218 112: 107 100.

Berücsichtigt man beim Verglei der Vermittlungszablen der einzelnen Monate des Jahres 1910 mit denjenigen des Vorjahrs nur die gleichen Arbeitsnahweise (d. b. diejenigen Arbeitsnachweise, von denen über beide Vergleih8monate Berichte vorliegen), so ergibt fh für die Monate des Jahres 1910 durchgebcnd eine erheb- lide Zunahme der Vermittlungen gegen das Jahr 1909

Es betrug diese Zunahme jedeëmal gegen den gleihen Monat des Vorjahres:

96 98 89 90 81 84 85 8G 90 91

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4 144 6 623 5 114 O 837

Fanuar Februar März . April

August . September Í A0 N ODltober . . . 1 12073 Q 107614 8956 }} November . .] 9610| 3614 N: ch . 1 17696] 4169 |] Dezember . , 56 5 304. Eine Besserung gegenüber dem Vorjahr ergaben auch die Be- richte, die von einer Reihe von bedeutenden Arbeiterfahverbänden über die unter ibren Mitgliedern herrschende Arbeitslosigkeit regel- mäßig geliefert werden. Die Zahl der diefen Gewe: kschaften n- ebörigen Arbeiter betrug im Jahre 1510 rund 1,5 Millionen. as Nerhaltnis der Arbeitslosenzahl zur Mitgliederzahl in den legten drei Jahren veranschauliht nachstehende Uebersicht: 1908 1909 Ende Januar 2,9 L us i 2, tär; S, April . Mai . uni U August 36 Sb # a. 9 R i s ee D eL a as 4 Der o La 6 Zu dieser Aufstellung ist zu bemerken, daß nur für die leßten drei Monate der beiden Jahre 1909 und 1910 die gleichen Verbände der Bercchnung zugrunde liegen. Die Abweichungen, welche die Ver- bältniszablen für die übrigen Monate durch das gleihe Verfabren erleiden würden, sind aber fo geringfügig, daß sie für den Zweck der vorliegenden Darstellung außer Betracht bleiben können. Die Arbeits losenziffern blieben in jedem Monate des Jahres 1910 erbeblich hinter denen der gleiden Monate des Vorjahrs und auch hinter denen des Jahres 1908 zurü. i E Den wirklihen Umfang der Arbeitslosigkeit in den Arbeiterfahverbänden kann man erkennen, wenn man die Gefamtzahl der Arbeitslosentage in Beziehung sezt zur Gesamt- ¿ohl der Mitaliedertage, d. h. der Zabl ter Miitgliedertage mal der der Werktage des Vierteljahrs (möglichen Arbeitstage). Es wird so allerdings nit die gesamte Arbeitslostkeit erfaßt, da nicht bei allen Fachverbänden wirtlich sämtliche Arbeitélose, auch die nit unter}tützungsterechtigten, mit ihren Arbeitsloscniagen voll erfaßt werden. Die wirkliche Arbeitelosigkeit wird also etwas größer sein, doch kehrt dieser Febler in jedem Vierteljahre wieder, sodaß der Nerlauf der Arbeittlosigkeit rihtig widergespiegelt werden dürfte. Hiernach ergibt fi folgendes Bild: . Bon 100 Mitaliedertagen waren Arbeitslosentage: Vierteljahr 1910 1909 e a E S 2 E ee S E E s s s 4. Auch bier bleiben die Arbeitélosigkeitsiffern 1910 in jedem Viertel- jahre hinter denen der entsprechenden Zeiträume des Vorjabres zurü. Der Unterschied ist am arößten im 1. Vierteljahr und geht in jedem weiteren Vierteljahre zurü L E Eine Steigerung der wirtshaftliGen Tätigkeit zeigt auch der aus - wärtige Handel des Deutswen Reichs im _Berichtsjabre gegenüber dem Vorjahre. Im Spezialhandel, der die Ein- und Ausfuhr in den bezw. aus dem freien Verkehr sowie zur bezw. nah der Veredelung auf inländishe Rechnung umfaßt, wurden 1910 für 8989,9 Mill. Mark Waren eingeführt gegen 8860,4 Mill. Mark im Jahre 1909, also für 129,4 Mill. Mark mehr. Die Auéfuhr stieg dagegen um 777,6 Mill. Mark, nämli von 6858,8 Mil. Mark in 1909 auf 7636,4 Mill. Mark im Berichtsjahre. In den wichtigsten Gruppen betrug die Ausfuhr in den leßten beiden Jahren in 1000 4:

17154} 5088 19294} 3-920

11764 | 3 609 i 10 358

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O 1 1909

690490 | 612 223 1 335 036 | 1 194 745 440 942 | 390 949

107920 88600

Cbemishe und pharmazeutische Erzeugnisse, Farben und Farbwaren - - - _- Le Tierishe und pflanzlihe Spinnstoffe . Leder und Lederwaren usw.. - « - «+ - - Waren gos KeiSen oder pflanzlichen Schniß- DOUE POIMIELITOT N « .+ + od a e 9 | Unedle O und Waren Larapo ._ ‘Fal ¿A E LEU 846 | 1037 989 Maschinen, elektrotechnische Erzeugnisse, Fahr- | i G Ge E P] gi8980| uny 760,

Die Steigerung der Ausfubr is also in allen diesen Gruppen ret beträchtli und läßt Schlüsse auf Steigerung auch der Pro- duktion zu, i Für. einen regeren Geschäftêgang sprechen auch die Betriebs- ergebnisse der deutshen Eisenbahnen, Stellt man die Mehr- bezw. Mindereinnahmen aus dem Güter verkehr in den einzelnen Monaten der leßten beiden Jahre gegen die entsprehenden Monate der Nor-

jahre nebeneinander, so ergibt sich folgendes Bild:

1911.

Hu E S 1910

9).

Monat O auf 1 km

"C p. D. m ia überbaupt E E überhaupt

7873168 —+ 4,84 8 063 498| —+ 4,95 4612 810| + 1,66 13 438 472 + 8,60

5416179 + 247

9 93

Januar Februar März i; 2

D «v LBCTODT Mai 192518 Juni Pas 9 061 128 6 968 393| + 3,72 Ul , J -+ 8897448] 4 14 5675871! + 2.78 U, 4051 851| + 99 1 493 143| + 9,16 September 5870 733| + 58 I 10 56: 9 74 Oktober 7| [I-26 Y( 4+ 92 November

ch ) r , r r D Fr 1 0D H 9242 885| + 5%5,151- "1 D 0/09 Toz0 iber | zem er. C4 A

5 834 453! - 26 7 661 165

802 367

+ 15 067 704| —+ „(2 17 O1 Die Mebreinnabhmen aus dem Güterverkehre j ) 1910 mit Ausnahme des Monats Dezember erheblich die- jenigen des Jahres 1909 übertroffen, während die Monate Januar, Februar und Mai im Jahre 1909 gegen die gleichen Vêonate des Vorjahres zurüc»lieben.

Im Hafenbetriebe hat der Arbeitêmarkt ebenfalls eine Belebung erfahren. ImStauerei- und Kaibetriebe des Hamburaer Hafens wa! en z. B. im werktäglihen Durchichnitte des Jahres 5984 Aibeiter gegen 8123 im Jahre 1909 und 7784 im Jahre 190% in Tätigkeit, d. h. der Be- \chäftigungsarad hat sih von 1908 auf 1909 nur um 4 v. H., von 1909 auf 1910 um 105 v. H. und von 1908 auf 1910 um 15 v. H. gehoben.

im Jahre

Konkurse im Auslande. Numänien.

Simion Confstantinescu, karest, Strada Basaca 3, hat qt. Termin der Gläubiger- versammlung ist auf den 21. Januar/3. Februar 1911 festges: bt.

Wagengestellung für Kohle, Koks und Briketts

am 30. Banuar L914: Nuhrrevier Oberschlesishes Revier Anzahl der Wagen

Gestellt . ... 28848 8 125

Nicht gestellt . _— ,

Der Versand der Werke des Stahlwerksverbandes in Produkten B betrug laut Meldung des „W. T. B.“ aus Düfßseldorf im Dezember 1910 inégesamt 482 543 t Nohbstahlgewiht. Davon entfallen auf Stabeisen 269578 t, Walzdraht 655,8 t, Bleche 89 906 t, Röhren 13 120 t, Guß- und Schmiedestücke 44 381 t.

In der Hauptversammlung des Verbandes deutscher Kalt- walzwerke wurde laut Meltung des „W. T. B.“ aus Hagen mitgeteilt, daß die Morktlage nah wie vor zufriedenstellend und die Werke genügend mit Auft:ägen versehen seien. Der Verkauf für das dritte Viertel des laufenden Jahres wurde zu den bisherigen Preisen freigegeben.

Nach dem Bericht der Handelskammer zu Lübeck über das Jahr 1910, erstattet am 31. Dezember 1910 (wirtschafilcher Teil), ‘hat sich Lübecks Handel, Industrie und Schiffahrt im großen und gnzen in aufsteigender Richtung bewegt wenngleich unverkennbar die großen Streikb- wegungen des Berichtsjahres, namcntlih der Streik im Baugewerbe, die Konjunktur in einigen Geschästszweigen recht wesentlich beeinflußt baben. Ueber die Schiffahrt teilt der Be!icht u. a. mit: Nab den vorläufigen Ermittelungen sind in den esten 11 Vos naten des Berichtejahres 7496 200 t Güter auf dem E!be-Trave-Kanal befördert worden, gegen 589 400 t im gleihenZeitraum des Vorjahres, der Güterverkehr ist demna um 35 9/9 geitiezen. Der Anteil Lüb cks an diesem Verkehr bezifferte sich in den ersten 1 Monaten des Jahres 1910 auf 528 100 t Güter gegen 460 600 t im gleihen Zeitraum des Vor- ahres, weist also eine Steigerung von 15 9% auf. Der Naumgebalt er in beck bebeimateten Seeschiffe b zifert sich zurzeit des Be ichtes auf 952 (94 318 Reg.-Tons L Le eeschiffahrt teilt der Be1 war lebhafter als im I wie eingehend

IVgar

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25 Neg.-Tons Brutto

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mit Nußla1

sowohl ausgehend wieder mußte

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or F oliy M) n 1 «L LCUL (4C(1C1

d ahre 1909). mit: Der Verkebr e Dampfer waren voll beseßt; hin und aufgenommen werden.

S 1d 4D}!

burg, Reval und VMNiga hat der jahr erbeblich zugenommen. MRückkehrend brachten

der Lübecker, auf Nußland fahrenden Linien außer

wiegend Schnittholz und Papierholz, wobei eine im

seßende Frachtkonjnnktur, die die Frachten für Holz

steigen ließ, von Borteil war. Im allgemeinen wal Holzzufuhr aus Rußland geringer als im Jahre Schiffahrtsverkehr mit Finnland verlief regelmäßig.

mit Schweden bewegte fi in aufstetgender Nichtung, wenn Umfang früherer Jahre nicht erreiht worden ist. Die von Lübe gehenden Dampfschiffélinien waren durshnittlib aut beschäftiat.

Die am Verkebr mit Südamerika beteiligten Dampfschiffahrts- gesellschaften in Hamburg, nämlich die Hamburg-Amerikani!che Packet fahrt Aktiengesell]|haft, die Hamburg-Südamerikanische Dampfschiff fabrtsgesellshaft und die Deutsche Dampfsch ffahrtsgesell\baft Kosmos, haben laut Meldung des „W. T. B.“, wie die Importeure un Händler ausländischer Kleie, an den Bundesrat das drin gerihtet, die neuen Zollabfertigungsvorschri!

Kraft treten zu lassen, da daduih eine shwere Schi Handels- und Schiffahrtsinteressen zu befürchten sel

_ _— Der Aufsichtsrat ter Vereint bank in Hamburg Meldung des „W. T. B.", der Mitte März einzuberufc neralversammlung die Verteilung einer Dividende von 9 9/0, vorigen Jahre, vorzuschlagen. /

_— Die Kaiserlich russische Finanz- und Handelsagentur teilt laut Meldung des „W. T. B.“ aus Berlin nachstehende Ziffern über den N ußenhandel Rußlands (in Rubeln) mit:

Europäischer Handel. Ausfuhr vom 16./29. Dez. bis 23. Dez./5. Jan. vom 1./14. Januar bis 23 Dez./5. Jan. . Einfuhr vom 16./29. Dez. bis 23. Dez./5. Jan. vom 1./14. Januar bis 23. Dez./5. Jan. . Asiatisher Handel. Ausfuhr vom 6./19. bis 13./26 Dezember R vom 1./14. Januar bis 13./26. Dezember Einfubr

vom 6./19. bis 13./26. Dezember 4 121 000,

vom 1./14. Januar bis 13./26. Dezember 162 519 000.

ut Meldung des „W. T. B.“ betrugen die Einnahmen der Anatolishen Etsenbahnen vom 8. bis 14. Januar 1911: 941 046 Fr. (4- 126 378 Fr.), seit 1. Januar 1911: 540 194 Fr 4el- 292 163 Fr.).

15 273 000, 1 342 648 000.

13 868 000, 902 815 000.

797 000, 74 704 000.

Die Einnahmen der Macedonishen Eisen

Pahn (Salontk—Monastir) betrugen vom 8. bis 14. Januar 1911: