1911 / 29 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 02 Feb 1911 18:00:01 GMT) scan diff

Nich)kamlliches. | Deutsches Neich. Preuszen. Berlin, 2. Februar.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute im hiesigen Königlichen Schlosse die Vorträge des Chefs des Generalstabes der Armee, Generals der Jnsanterie von Moltke und des Chefs des Militärkabinetts, Generals der Infanterie Freiherrn von Lyner entgegen.

Jn der am 1. Februar unter dem Vorsiß des Staats ministers, Staatssekretärs des Jnnern Dr. Delbrück ab gehaltenen Plenarsißung des Bundesrats wurde der Vorlage, betreffend die Festseßung der von den privaten Ver- sicherungsunternehmungen für das Kalenderjahr 1910 zu er hebenden Gebühren, und der Vorlage, betreffend die Prägung von 40 Millionen Mark in Silbermünzen, die Zustimmung erteilt. Demnächst wurde über verschiedene Eingaben wegen Erlaß und Erhebung von Zöllen und Abgaben Beschluß gefaßt.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Handel und Verkehr, für das Seewesen und für Justizwesen hielten heute eine Sißung.

Der Hamburgische Bevollmächtigte zum Bundesrat, Senator Dr. Sthamer ist in Berlin angekommen.

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sind S. M. Flußkbt. Hantau, S: M. S.

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Laut Meldung des „W. T. B.“ „Vaterland“ am 30. Januar in Hankau, _ „Leipzig“ vorgestern in Kalkutta und S. M. S.

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gestern in Nanking eingetroffen.

Württemberg. Jn der gestrigen Sißung der Zweiten Kammer erklärte der Kultusminister, daß die Staatsgewalt an der päpst lihen Verfügung nicht achtlos

über. den Modernisteneid 0 vorübergehen könne, und führte laut Bericht des „W. T. B.“ weiter aus: 5 : Das Motu Proprio habe in Universitätéfreisen das größte Interesse bervorgerufen. Für den Staat handle es sich in ersier Linte um die Frage, welche Wirkung die päpstlihe Berfügung auf die wissenschaftlichen Arbeiten an der Universität ausüben werde. Va nah dem Erscheinen der Enzyklika Paëscendi der Bischof von Rotten burg die Erklärung abgegeben hätte, daß die Vorschristen in der Enzyklika auf die staatlichen Universitäten keine Anwendung sänden, habe er nach dem Erscheinen des Motu Proprio angenommen, daß auf diese neue dasfelbe zutreffe. Die Nichtigkeit dieser Anschauung Bischof bestätigt. „Es ist . aber“ fuhr der Minister fort, „nicht zu verkennen, daß für dle Zukunft Schwierigkeiten erwachsen könnten. Wenn auch die Lehr freiheit bei der ftatholisch - theologaishen Fakultät bisher gewi}jen Schranken unterlegen hat und mit Rücksicht auf den Zweck der Aus bildung von Dienern der Kirche stets unterliegen wird, so wird doch die Beschränkung der freien Forshung durch die Gebunden» beit, die der geforderte‘ Cid ‘auferlegt, für die Zukunft eine Verstärkung erfahren, die die Frage aufwirft, inwieweit sie mit der Grundlage unserer Universitäten vereinbar ist. Der Staat wird sich nicht leiht dazu entschließen, auf die Ausbildung der Geist-

Berfügung habe der

betreffend die Unterstüßung des Abrüstungsvorschlages des Präsidenten Taft, angenommen, den Antrag auf Aufhebung der österreichischen Botschaft beim Vatikan abgelehny.

Der Marineaus\chuß der Ungarischen De- legation hat gestern die Generaldebatte über das Marine- budget beendet. Sowohl oppositionelle wie auch regierungs8- freundliche Redner verlangten, daß angesichts der drückenden Lasten, die die Entwicklung der Marine an die Nation stelle, die ungarische Jndustrie entsprechende Rekompensationen erhalte. Schließlich wurde ein Unteraus\huß eingeseßt zur Prüfung der quotenmäßigen Aufteilung der Marinebedürfnisse. / /

Der böhmische Landesausschuß hat in seiner gestrigen Sißzung, obiger Quelle zufolge, mit den Stimmen der Tschechen gegen die Stimmen der beiden deutschen Beisißer abermals den Beschluß gefaßt, die Landesumlagen um 10 Prozent auf 65 Prozent zu erhöhen. Dieser Beschluß ist bereits einmal von der Regierung nicht genehmigt worden. Die Erhöhung der Landesumlagen soll zur Behebung der infolge der Obstruktion der Deutschen im Landtage hervor gerufenen Finanznot des Landes dienen.

Großbritannien und Frland.

Die Mitglieder des Unterhauses begaben sih gestern, wie „W. T. B.“ meldet, in der üblichen Weise unter Voran- tritt des erwählten Sprechers nah dem Hause der Lords, um dort die Ankündigung der Königlichen Zustimmung zur Ernennung des Sprechers zu vernehmen. An der Schranke des Ober hauses stehend, bekräftigte Mr. Lowther in der historischen Formel die Unverleßlichkeit der Privilegien der Gemeinen und bat zu gleicher Zeit, daß man alle Jrrtümer auf seiten des Hauses ihm anrehnen möge. Sodann kehrte der Sprecher, der inzwischen seine Amtstracht angelegt hatte, nah dem Unterhause zurück, leistete seinen Eid und trug seinen Namen ein. Minister und frühere Minister folgten seinem Beispiel, dann die übrigen Mitglieder des Hauses. Am Ende der heutigen Sißung wird die große Mehrzahl der Mitglieder vereidigt sein .und das Haus wird sich dann bis zum Montag, den 6. Februar, vertagen.

Nufß;land.

Die gestrige Tagesordnung der Reichsduma betraf die Kanalisation St. Petersburgs. :

In der Debatte über den zweiten Teil der Vorlage, der die Organisation der Arbeiten der Regterung zuweist, wenn die Stadt verwaltung die ihr auferlegten Aufgaben niht innerhalb der fest- gesetzten Frist durchführt, betonten einige Abgeordnete laut Bericht des „W. T. B.“, daß ähnlich bedeutende Anlagen in Städten durch-

tadtverwaltungen selbst durhgeführt werden müßten.

Der Minister des Innern olypin trat für die Vorlage ein und sagte, mit Schmerz und Scham habe er die Vor- vürfe vernommen, daß Rußland ein Herd für Infektionskrank- beiten sei. Man könne nicht vergessen, daß in Fragen wie Kanali sation und Wasserversorgung sih immer dieselbe Geschichte wiederhole. Stadtverwaltungen

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Der Minister verwies dafür auf Berlin und die ( in England und Frankreich und unterstrih besonders die soziale Be deutung des niht durch die Bedürfnisse der leitenden, sondern der breiteren Klassen bervorgerufenen Projekts. Stolypin wies die Not- wendigkeit nah, der Regierung das Necht zuzugestehen, auf die städtishe Selbstverwaltung einzuwirken. VDhne den Glauben an die Macht der Staatsidee könne man weder Geseße geben noch regieren. Der Minister {loß: „Die Regierung bittet Sie, den festen Entschluß zu unterstreichcn, die Sanierung der Mesidenz zu Ende zu führen, indem Sie nicht an die Eigenliebe einzelner Persönlichkeiten der loftalen Selbstverwaltung, fonkemn an das arme Volk, das Proletariat, denken, von dem so Läufig als Trumpf im politishen Spiel ge- \sprohen wird und das unter unmögltchen sanitären Bedingungen zu- grunde geht. Ihnen liegt die wichtige foziale Frage der staatlichen Einwirkung auf die Eristenzbedingungen wirtschaftlich abhängiger

Massen vor. Die Frage fann nur vom staatlichen Standpunkt korrekt

lichen auf staatlichen Universitäten zu verzichten und sie an rein kirh- lie Anstalten zu verweisen. Aber auch die Kirche hat ein Interesse daran, daß ihre Diener die Fühlung mit dem geistigen Leben der Gegenwart nicht verlieren. Das Schreiben des Papstes an den (Irz- bishof von Cöln ist allerdings geeignet, die an sich schon ge|pannte Lage in bedauerlihem Maße zu vershärfen. Wir wollen jedoch auch dieser Kundgebung gegenüber Nuhe und Kaltblütigkeit bewahren.“

Elsaß-Lothringen.

Der Landesaus\chuß ist gestern zu seiner 38. Tagung zusammengetreten. Der Statthalter Graf von Wedel, dem der Staatssekretär Freiherr Zorn von Bulach fowie die Unter staats\sekretäre Petri und Mandel zur Seite standen, eröffnete die Session mit Verlesung einer Ansprache, in der er, „W. T. B.“ zufolge, zunächst der dem Reichstag vorliegenden beiden Geseßentwürfe, betreffend die Verfassung Elsaß Lothringens und betreffend die Wahlen zur künftigen Zweiten Kammer, gedachte und die Hoffnung aussprach, daß das Verfassungswerk die Zustimmung von Bundesrat und Reichstag erhalten werde. Zur Finanzfrage des Landes erklärte der Statthalter:

Die Schäden und Mißernten infolge außergewöbnlicher MWitterungsverbältnifse hätten erbeblihe Steuerauésfälle mit fich ge- bracht und die Aufwendung außerordentliher Mittel notwendig ge- macht. Wenn es trotzdem gelungen sei, ohne weitere Erhöhung der Steuerzus{läge den Etat im Gleichgewicht zu balten, fo sei dies nur durch Zurücsleçlung dringender Ausgaben bis zur Reform der direkten Slteu möglich gewesen. redtigten Wünschen zablreiher Beamtenkla)jen um | ibrer Bezüge unmittelbar zu eutsprehen, gestatte leider gedrückte Finanzlage nit, angesihts der im Neiche und in den Nachbarstaaten durchgeführten Gehaltéaufb der Beamten lasse sich aber eine Anpassung an diese Verbältn saß;-Lothringen nit wobl verschieben. Die {were , die der Weinbau im verflossenen Jahre durh die Ungunf itterung und durh das Auf reten ron Schädl habe in vollstem Maße die Anteilnahme der Regierung gefunden. Dem von allen Setten geäußerten Wunsche, durch Erlaß der Grundsteuern ten notleidenden Winzern entgegenzukommen, tolle troß de entgegenstehenden finanziellen Schwierigkeiten bei Einverständnis des Landeëausshusses entsprochen werden. Im übrigen würde es Landesverwaltung als ihre Aufgabe betrachten, Volksvertretung die Bekämpfung der Nebschädlinge lih und planmäßig zu organi- fieren, wobei die tatkräftige Initiative der Gemeinden sowie der land- wirtschaftlichen und Fachvereine unerläßlihe Vorbedingung fei.

Schließlich erinnert die Ansprache des Statthalters daran, daß der günstige Seuchenstand in Frankreih es erfreulicher weise ermöglicht habe, im Einverständnis mit der Reichsregierung die Grenze gegen Frankreich für die Einfuhr bestimmter Marken von Schlachtvieh in die größeren Städte und in eine Anzahl von Orten mit industrieller Bevölkerung zu öffnen.

Oesterreich-Ungarn.

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Der Ausschuß der Oesterreichischen Delegation

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für auswärtige Angelegenheiten hat, wie „W. T.

meldet, gestern das Budget des Aeußern fowie die Resolution,

gelöst werden.“ Sor M! Abn Dor Duma ckrflärte Sor Tinanntnistor Jn der Uvend1ißung der Luma erliäarle der Finanzminister Kokowt ow, obiger Quelle zufolge, im Namen der Regierung auf eine Anfrage, betreffend die Pestepidemie in Charbin: Fn Charbin würden dieselben Maßregeln zur Bekämpfung der Pest angewandt, die im November auf der Station Mandschurija etroffen worden seien und innerbalb fechs Wochen zu einem voll ge : d / ständigen Aufhören der Erkrankungen geführt hätten. Nach Ansicht berühmter Spezialislen könne die Wissenschaft keine anderen Maßregeln

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als die bereits von der chinesishen Bahn angewandten empfehlen. Als günstiges Ergebnis müsse es ange|ehen werden, daß in Charbin bisher von den Europäern nur diejenigen erkrankt seien, die fich der Bekämpfung der Pest widmeten. Der Hauptherd der Epidemie sei das Chinesen viertel Fudsiadian, pvcn Charbin durch Kordons abgesperrt sei. Eine Bekämpfung der Seuche auf chinesishem Gebiet sei für die russishen Behörden aus politischen und technischen Gründen un- mögli. Die Chinesen verbreiteten das Gerücht, die Pest sei von den Russen nach Mandsckurei einges{leppt worden, damit das Land veröde und dann von ten Russen in Besiß genommen werden Bestehen vieler Pestherte auf chinesischem Gebiet un ie ganze Lebendweise der Chinesen machten es den russis{en Behörden einfach unmöglich, die Verantwortlichkeit für eine Bekämpfung eue auf cin sischem Gebiet zu übernehmen. Gegen die L ng der Pest ins Neih dur die Eisenbahn seien | n getroffen. Alle aus Charbin ausgeführten Waren würden detinfizierxt, Springmausfelle würden nur nach forg- fältigster Desinfektion weiterbefördecrt und die Post gehe durch die j eines Arztes und werde nötigenfalls desinfizierk.

Nach der Rede des Finanzministers gab die Duma dem Wunsche Ausdruck, daß möglichst bald eine wissenschaftliche Untersuchung der Pestepidemie eingeleitet werden möge.

And Hande

Ftalien.

Der König von Sachsen ist, „W. T. B.“ zufolge, gestern mittag an Bord des Dampfers „Großer Kurfürst“ in Neapel eingetroffen und hat mit dem deutschen Konsul und dem Gefolge einen Ausflug im Automobil nah Capo di Pofillipo gemacht. Am Abend begab sich der König wieder an Bord des Dampfers, der um Mitternacht nach Aegypten in See ging.

Jn der Deputiertenkammer dauert seit dem 27. Januar die Debatte über einen von dem Deputierten Canepa und dreiundzwanzig anderen Mitgliedern der äußersten Linken eingebrachten Antrag, betreffend die Verteuerung der Lebensmittel, an. Der Antrag lautet :

Die Kammer wolle mit Nücksiht auf die starke Verteuerung der Lebensmittel, die dur die im Winter in mehreren Landesteilen berrschende Arbeitélofickeit und durch die Krisis in einigen Industrie- zweigen noch vers werde, die Regierung erfuhen, Maßnahmen zu treffen, durch die sofort und dauernd die übermäßige Verteuerung der Volksnahrungsmitiel wie Brot, Fleis, F sche und Zucker beseitigt werde.

Auf die Ausführungen eines Sozialisten im Laufe der gestrigen Sißung, der eine Herabsezung der Militärlasten ver langt hatte, antwortete der Ministerpräsident Luzzatti, obiger Quelle zufolge:

des Salzes für bestimmte Zwecke ermäßigt worden sei, und betonte,

die Megierung müsse das Gleichgewiht des Budgets aufrecht erhalten und auf dieser Grundlage für die Sicherheit des Landes sorgen. Luzatti wies dann, auf die zur Förderung der Fish- zucht getroffenen Maßnahmen fowie auf die Ermäßigung der Ge- bühren für die Einfuhr von Rindvieh aus Erythräa und dem Somaliland hin. Man müsse und werde die Verbilligungspolitik fortseßen, soweit sie mit dem Budget in Einklang zu bringen set. Der Abg. Morelli und andere s{hlugen vor, in den Wortlaut des Antrags Canepa die Worte „die Kammer hat Vertrauen zu dem Werke der Regierung“ aufzunehmen. Die Debatte über diesen Zusaßantrag wurde \chließlich mit Zu stimmung des Ministerpräjidenten auf die heutige Tagesord nung geseßt und die Sißung geschlossen.

Portugal. Der Oberste Gerichtshof hat nah einer Meldung des „W. T. B.“ den Beschluß des Appellationsgerichts, der fich

zugunsten Joao Francos ausgesprochen hatte, bestätigt.

i Niederlande. Fh der gestrigen Sizung der Ersten Kammer kam bei der allgemeinen Beratung des Budgets die Frage der Küsten verteidigung zur Erörterung. Nach dem Bericht des „W. T. B." erklärte der Liberale Staal, die Nezierung habe dadur, daß sie den Entwurf über die Küsten verteidigung vorgelegt habe, zwar einen Beweis von Mut gegeben, abér nit von Sparsamkeit oder Taktgefühl. Seines Erachtens sei die Stärkung der s\trategishen Stellung Hollands an der Ostgrenze ein dringenderes Erfordernis, denn ein von Westen kommender Angriff hätte weit größere Schwierig- keiten zu überwinden. Die Ueberschhwemmungslinie h uit genügend für die Verteidigung Hollands deshalb hâtte die Regierung der Vollendung der Amsterdamer Werke den Vorzug geben follen. Der Katholik van Voorst tot Voorst drüdckte die Hoffnung aus, Holland werde \sich durch decn Lärm in der ausländischen Presse, die behaupte, daß die Befestigung Vlissingens eine gegen Belgien unfreundliche und gegen England feindselige Handlung fei nicht einshüchtern lassen, fondern es müsse ruhig fortfahren zu tun was im Interesse des Landes liege. Der Lärm in der ausländischer Presse beweise auf jeden Fall, daß Hollands Stellung in Europa dank seiner vorteilhaften Lage mehr bedeute, als man gedacht habe. Velgien.

Jn der Deputiertenkammer gab der Justizminister gestern bei Besprechung der Erbschaft König Leopoldche Kenntnis von dem Abschluß eines Vergleichs zwischen den Negierung und der Stiftung Niederfüllbach und erklärte T. W qufolge

Der belgische Staat habe, nachdem Bergle'ch abgesWlofsen sei, nur noch mit der Prinzessin Luise zu tun. Bei aller Anerkennung der Vaterlandsliebe des Königs Leopo ei der Staat der Ansicht daß der verstorbene König nicht mehr das freie Verfügungbreht über die Werte gehabt habe, die der Kronstiftung gehörten. Es sei der

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Stiftung nicht mögli, den vorgesehenen Auflagen gerecht zu werden S d

alle Werte würden demnach an den belgishen Staat fallen, der der Stiftung Niederfüllbach ein Kapital von 1 100000 4 reservieren i de bei der Kammer den Antrag stellen,

1i8 des Königs Leopold gewidmetes Werk

werde. Die Negierung wer im Congo ein dem Gedächt1 zu chaften.

Der Minister verlas sodann die Erklärung, in welcher de1 König Albert in seinem Namen und in dem seines Sohnes auf die Einkünfte verzichtet, zu deren Nußnießer ihn die Stiftung gemacht habe, und betonte, man müsse dieser hochherzigen Ge ninnung des Königs achtungsvolle Anerkennung zollen.

Amerika.

Einer Meldung des „W. T. zufolge haben die Negierungstruppen Puerto Cortez gestern geräum Damit beherrschen die Anhänger Bonillas die ganze atlaniische Küste von Honduras.

N 44 O.

Asien.

Nach einer Meldung des „Neutershen Bureaus“ ift gestern morgen auf den Gouverneur von J3pahan und seine Neffen ein Attentat verübt worden. Ein früherer Polizei vorsteher, der russischer Untertan ist, gab mehrere Schüsse auf den Gouverneur und seine Neffen ab, durch die jener lebens gefährlih und ein Neffe tödlich verwundet wurde. Der Mörder floh in die russishe Gesandtschaft.

Der erste Teil des türkishen Expeditionskorps ist, „W. T. B.“ zufolge, vorgestern in Hodeida im Yemen eingetroffen. Oberscheik der Gemeinde Metuh kämpft gegen die Anhänger des Jmams Jahia, doch sind seine Munitionsvorräte ershöpft. Hadschileh ist bedroht, Menakha wird gegen die Angriffe der Aufständischen verteidigt.

Afrika.

Die deutsche Kronprinzessin, die sich am 8. Februa: mit dem Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Prinz Heinrich“ von Alexandrien nach Neapel begeben wollte, hat, wie „W. T. B.“ meldet, ihren Aufenthalt in Aegypten abermals verlängert, um gemeinsam mit dem Kronprinzen, der Ende Februar vou seiner Reise nah Jndien in Aegypten eintrifft, die Heimreise anzutreten.

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Parlamentarische Nachrichten.

Die Schlußberichte über die gestrigen Sißungen des Reichs tags und des Hauses der Abgeordneten befinden fich in der Ersten und Zweiten Beilage.

Statistik und Volkswirtschaft.

Aus den Gesamtergebnissen der reihsgeseßlickchen Arbeiterversicherung im Fahre 1909.

Bei ciner mittleren Gesamtbevölkerung von 63 879 000 Personen und zwar 31 526 000 männlichen und 32 353 000 weiblichen, waren im Deutschen Reiche auf * Grund des Krankenversicherungégeseßes 1909 im ganzen 13 385 290 Personen, 9 928 478 männliche und 3 456 812 weibliche, gegen die Folgeu von Krankheit versichert. Für die Knappschaftskassen sind bier die Ergebnisse für das Jahr 1908 ein- gesetzt, weil diejenigen für 1909 noch nit feststehen. Ueb rbaupyt ig waren im Jahre 1909 23 449 Krankenkassen, durchscknittlich ig 23065 Krankenkassen, und zwar 7993 Gemeindekranfkenver- icherungen, 4760 Orts-, 7892 Betriebs- (Fabrik-), 39 Bau-, 798 Snnungéfrankentassen, 1276 eingeshricbene und 142 landesrechtliche dilfsfassen fowie 170 Knappschaftekassen.

Die Gesamtzabl der gegen Unfall versicherten Perscnen be trug nach Abzug der auf rund 3,4 Millionen zu shäßenden, in

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Der Führer der erglisWen Sozialisten habe gegenüber den aller- g'ößten Ausgaben für Militärzwece erklärt, er wolle hinter niemand in dem Wunsche, die Verteidigung des Landes sicherzustellen, zurück- leiben. (Lebhafter f f j s

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ermneriíe daran,

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11, Lärm auf der äußersten Linken.) Der Minister

der Gewerbe-, Bau- und Seeunfallversiherung und in der Unfall versicherung für Land- und Forstwirtshaft doppelt Versicherten im Jahre 1909 rund 23767 000, darunter 14854 000 Männer

) und 8913 000 Frauen. Träger der Unfallversicherung waren 66 ge-

Berufsgenossenshaften, 48 landwirtschaftliße Berufs-

werbliche a : i Iv t staatlihe, Provinzial- und Kommunal-

genofsenschaftén uud 5145 ausführungsbehörden.

Die Invalidenversiherung umfaßte 1969 rund 15444300 Pesonen, 10 707 100 Männer und 4737 200 Frauen. Als Träger dieses Versicherung8zweiges bestanden 1909 31 Versicherungsanstalten und 10 zugelassene Kasseneincichtungen.

Fn der Krankenversiherung (einshließlich der Knappschaftskassen für 1908) kamen 1909 5540 825 mit Eiwerbsunfähigkeit verbundene Erkrankungs8fälle vor, die 111 398 767 Krankheitstage umfaßten. In der Unfallversicherung wurden 1021 168 Unfälle (Verleßte) ent \{hädigt, davon 139 070 zum ersten Male. Die Zahl der Invaliden - renten betrug 983354, wovon 115264 neu bewilligt waren. Die Zahl der Altersrenten belief sfih auf 119 640, darunter 11 003 neue Renten.

Die Summe der ordentlißen Einnahmen stellte sich in der ge- famten Arkeiterversiherung auf rund 891598800 4, hiervon machten die Beiträge der Arbeitgeber 413497 700 M, die der Versicherten 342076 300 #4 aus. Der Zuschuß des Neichs betrug 51 500 700 6. Die ordentlihen Ausgaben erreichten die Höhe von ‘rund 598 924 200 # ohne die Rücklagen zur Vermögens- bildung.

Die Summe der Entscchädigungsleistungen ist für die Krankenversichernng (einschließli der Knapp|chaftskassen) auf rund 338971900 Æ, für die Unfallversiherung auf 162266100 4 und für die Inyaltdenversicherung auf 189029500 4 berechnet.

Zur Arbeiterbewegung.

Bei der Maschinenfabrik Weise u. Monsfki in Halle a. S, wo 300 Dreher und Schlosser sireikten, ist, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, ter Ausfland beendet worden, nachdem die Fabrikleitung die Wiedereinstellung sämtlicher Arbeiter zugesagt hatte.

Aus Münster i. W. wird demselben Blatte gemeldet, daß durch die Beendigung eines Ausstandes der Arbeiter der Firma Hecking in Neuenkirhen die angedrobte Aussperrung sämtlicher Textilarbeiter des Münsterlandes vermieden wird.

In Herne legten, der „Rh.-Westf. Ztg.“ zufolge, etwa 90 bolländishe Arbeiter wegen Lohnsireitigkeiten am Hafen die Arbeit nieder. Gegen die Arbeitswilligen nahmen sie eine fo drohende Haltung ein, daß die Polizei einschreiten mußte.

Die Arbeitgeber der Schuhfabrikation in Weißen- fels haben, wie der „Frkf. Ztg." gemeldet wird, einstimmig die neuen Arbeiterforderungen abgelehnt. Wahrscheinlih werden fünftausend Arbeiter in den Ausstand treten.

Die Vereinigung der englishen Druckereibesitzer hat, „W. T. B." zufolge, beschlossen, zur Unterstüßung der Londoner Druckereibesiger in ihrem Streite mit den Angestellten hin sichtlich der Arbeits\tunden für ganz England die Auss\perrung zu erklären. Die vierzehntägige Kündigung soll am 11. Februar aus- gesprochen werdcn, doch dürften die führenden Provinzblätter nicht betroffen werden.

In Dover hat das Internationale Komitee der Berg arbeiter, wie der „Köln. Ztz telegraphiert wind, eine Sißung abgehalten, in der cs sih mit den Lohnbewegungen der Bergarbeiter in den verschiedenen Ländern, namentlih derjenigen der deutschen Bergarbeiter, beshäftigte. VBertreten waren England, Frankreich, Belgien, Oesterreißh und Deutschland. Nach eingehender Darlegung der im Ruhrgebiet bestehenden Verhältnisse wurde mit bezug auf die gegenwärtige Bergarbeitcrbewegung imNuhrbecken eine von englischer Seite eingebrahte Entschließung einstimmig angenommen, îin der den deutschen Bergorbeiterverbänden vorgeschlagen wird, ihre Agitation zugunsten der Lohnerhöhung fortzuseßen, und wenn die deutschen Berg arbeiter, na&dem sie alle Mittel der gütlihen Einigung mit den Untécnehmern erschöpft bätten, fch ents{hließen follten, zum Ausstand zu greifen, würde das Internationale Komitee auf ihr Verlangen aufs nene zusammentreten und über die praktishen Mittel beraten, mit denen man sie in ihrem Kampf unterstüßen könnte.

Kunst und Wissenschaft.

In der Sitzung der phbilofophisch-historishen Klasse der Köntglich preußischen Akatemie der Wissenschaften am 21. Juli v. F. sprach der Professor, Geheimrat Dr. Alois Brandl über Spielmanns- verhältnisse in frühmittelenglisher Zeit. Der Vortrag liegt jeßt in den Sißungsberichten (X1, XLI, 1910) gedruckt vor; ihm find die folgenden Angaben entnommen. der älteren englischen Literatur ift keiner so dunkel wie der Sptelmann, und unter den Spielmännern ist jener des 12. und 13. Jahrhunderts am wenigsten klar. Der vornehmere Spielmann dieser Zeit ift aus Frankreiß nach England gekommen; wie ih aber diefer Spiel mann französischer Herkunft zum heimatlih englischen verhielt, war noch eine unbeantwortete Frage. Zu ihrer Untersuhung regte den BYortragenden hauptsächlich das Problem des englischen Epos an. Die frübmittelenglishe Periode - bietet das mertwindige Schausptel, daß die Gebildeten eines Volkes, dessen Sprache sich erhielt, die angestammte Heldendihtung gänzlich zugunsten einer vom Auslande eingeführten aufgaben. Das i|stt, als ob man aus unserer mittelhochdeutshen Literatur die Nibelungen, (Gudrun und alle anderen Dichtungen über germanische Sagen fkcrausnähme. Noch mehr, die mittelenglishen - Epen sind in ihrer erdrückenden Mehrzahl bloße Bearbeitungen fran- z36sisher Vorlagen; selbst die meisten einheimishen Sagenbildungen tes 12. und 13. Jahrhunderts, die von Havelok, Guy von Warwick, Richard Löwenherz, Fitz-Warin, sind zunächst französisch gestaltet und erst nachträglich ins Englische umgegossen worden; der Gipfel diefer ganzen Be wegung, Chaucer, ist eigentlich ein Franzose, der englis{che Worte cebraucht. Da die Epik in frühmittelenglisher Zeit noch hauptf\ächlich vom Spielmann getragen wurde, ist die Lösung ihres Problems noch am ebesten von einem Studium der Harfner zu erhoffen. Das Angel sächsische kennt zwei Namen für den Spielmannsstand: scop für den Sänger und glôoman für den Sänger und Gaufkler; jener hielt fich nur bis zum Anfang des 13. Jahrhunderts, dieser blieb durch die ganze mittclenglishe Zeit in bäufigem Gebrauch; eine Beschränkung des Namens nah der Normanneneroberung auf Spielleute von englischer Herkunft läßt sih nicht feststellen. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts scheint der traditionelle Sängerstand einen Bruch durhgemaht zu haben. Eine Neihe neuer Bezeichnungen für den Sänger und die ihm wvrabestehenden Spiclleute trat um jene Zeit im Englischen hervor. Für den Sänger kamen die Ausdrücke harpour, 8sautreour, ry mour (feltener singer) auf; für Gager disour, gestour und segger; entlich für beide und für Musfikec und auch Gauller: minstrel. Für bloße Gaukler hatte der Engländer jeßt die Namen japer, jangler, juglour oder tregetour. Die Vermebrung der Ausdrücke zeigt, wie mannigfach sich die Vortragsverhältnisse entwikelt batten, für Lyrik und für Epik, und wie sta1k dies unter normännischem Einfluß geshah. Das Wort minstrel, vom lateinischen ministral abgeleitet, bezeidnete im Französishen noch häufig den Dierstmann. Als die Bezeichnung ins Englische übernommen wurde, bedeutete fie aber bereits „Spielmann". Der alte englische scop, wenn {on oft cin Fahrender, erschien den Angelsacl)sen doch stets als ein Mit- glied ihres Stammverbandes. Der Minstrel dage hatte höchstens einen Patron, keinen Stamm.

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L Unter den Trägern lt

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Er leitete seine Herkunft mit Vorliebe aus einer phantastischcn Fremde ab; er trat dem Gngländer ursprünglich mit einer fremden Sprache, mit einer neuen Verötechnik, mit einem fremden Epcsstil “entgegen, und doc vermohte erx seine Ait bei dem selbstbewußten Insel- volk viel gründliher durhzusezen als bei uns. Dieje auf- fallende Tatsache erklärt Brandl damit, daß die ursprünglich französishen Minstrels \{on ums FJahbhr 1200 in beträdt- lider Zahl beide Sprachen, die französische und englische, beberrsdten. Sie mußten am Hof und vor den normänniscken Rittern singen wie vor dem Volk, so wurden sie in beiten Sätteln gerecht; auch zahbl-

Prozeß. So verdrängten die Minstrels, zumal sie über einen weit größeren Vorrat an Geschichten und über eine modernere Tebnik ver- fügten, den einhcimtis{hen scop und holten fih Lohn im Schloß und im Dorf. Zwei gesonderte Klasen von Spielleuten anzunehmen, \cheint mißlih; {hon die durchgehende Verwendung des Wortes Minstrel als eines Gesamtausdrucks für alle musizierenden und singenden Wander- vôgel deutet auf die Einheitlichkeit ihres Standes in den wesent- lichen Dingen hin, mag auch im einzelnen der eine mehr, der andere weniger Kenntnis des Englischen besessen haben. Von der Erörterung dieser Spielmannsverhältnisse is Übrigens die Volkspoesie ansdrücklich auszuschließen. Spielmannslicd is noch nicht Volkslied, es werde denn zurehtgesungen; und das Volks- lied ist auf Sptelmannsverbreitung nicht angewiesen. In der Dichtung und in alten Chroniken begegnet uns seit dem Anfang des 12. Jahrhunderts (1125) der Spielmann oftmals. Zwischen ver- schiedensprahigen Völkern ziehen sie hin und her, wobei ihnen die Chronikschreiber öfter Späherdienste in Feindeésland zuweisen; an Fuürstenhöfen und auf Adeléburgen sind sie wohlgelitten. Die Blütezeit der englischen Minstrels liegt ungefähr zwischen den Jahren 1125—1377., Am Königshofe sehen wir {on zwischen 1344—1347, daß die Minstrels, die \ch Eduard 111. hält, fih in eine Musitbande verwandelt haben mit Trompeten, Pfeifen und Klarinetten, mit Trommel, Taborel und Geige, und diese Ausstattung behalten die königlichen Minstrels auch in der Folgezeit. Um 1300 beginnen sich die Minstrels in der Provinz in Zünsten zusammenzuschließen; aus Fahrenden wurden fie scßhafte Leute, haupt- sächlich) wohl Musikbanden, und wer noch vom Straßen- und Wirts hausvortrag lebte, sank zum Bänkelsänger hinab. Die Mitte des 14. Jahrhunderts bringt dann einen ganz neuen Stand in der Literatur hervor und einen Sieg der Kunstpoesie: den der weltlich Ge- bildeten, der Männer nah Art des Chaucer und Gover, die sih poets nennen, und die die Gunst des ersten englisch freundlihen Köntgs Nichards 11. genießen. Was das Verhältnis der Kirlhe zum Spielmann anlangt, so scheint die Geistlichkeit die Minstrels von Anbeginn meist überlegen-abwcisend behandelt zu haben. Seit Johann von Salisbury ihren Stand 1165 mit wenigen Aus nahmen als öffentlihes Aergernis gebrandmarkt hatte, spricht kein Geistlicher mehr rückhaltlos für se, mancher rückhaltlos gegen sie. Diese Parteinahme ist so allgemein, daß man die Regel aufstellen kann: ein Dichter, der sh unfreundlih gegen Minstrels äußert, ift ohne weiteres als Geistlicher anzusehen. Ganz anders war das Verhältnis der Spielleute zum Adel. Die ritterlihen Kreise waren ihnen nicht nur freundlich gesinnt, sondern man sicht auch, wie das Nepertoire des Junkers sich leiht mit dem des Spielmanns deckt, sodaß er damit als Minstrel auftreten wobei dem professionellen Sänger die Führerschaft bleibt. Der Spielmann in seiner guten Zeit war offenbar der Haupt lebrer des fingenden und dichtenden Ritters. Wenn die Spielleute auch vieles vortrugen, was sie nicht selbst verfaßt hatten, so waren sie doch oft auh die Dichter ihrer Gesänge: päter werden viele von ibnen wobl auch felbst haben schreiben können, denn seit Anfang des 13. Jahrhunderts haben wir uns ungefähr in jeder englishen Stadt, Burg und Klosteranlage eine Knabenschule zu denken und ein freier Mann, der nicht le) \chreiben Tonnte, galt pro bruto l stulto. Will man aus den erhaltenen frühmittelenglishen Pc ntmälern jene aus\uchen, die mit einiger Wahrscheinlichkeit Minstrel ihtern zuzusprechen sind, so wird man von dem stäntigen Repertoire der Minstrels auszugehen haben, denn das bestimmte

auch ihr Dichten. Die beste zeitgenössishe Aufzählung Minfstrelrepertoires gibt der Subdekan von |

Cobham (Bischof 1317—27). Er unutersc

Schmeichelver)se, avsgelassene Lieder, ernsthaste Sprüche » endlich Lieder, die Heldentaten und Heiligenleben behandeln. Von den be- tannten Epen jener Epoche derx englishen Literatur wei

Horn und Sir Tristrem auf Spielmannseinflüsse hin, Adelskreisen herrühren.

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sie auch von Dichtern aus dagegen scheint einen Spielmann selbst zum Verfasser gehabt und Sir Orfeo nimmt sich wie das Loblied eines feinen Minstrels auf seinen Stand aus. Der Minstrel war neben dem Geistlichen und dem Ritter nur einer der Faktoren, die auf die Umformung der englishen Poesie, insbesondere des Evos im 13. Jahrhundert, ein- wirkten ; da er aber seine Dichtungen zugleich sang und fagte, konnte

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reie Mischehen zwishen Normar nen und Sachsen erleichterten diesen

die lebendigste Wirkung üben und die anderen dichteris{hen Stände,

» 9 1F y »y I ON1t E »ckT h, mit C; 5 s zu Anfang der Bewegung, unmittelbar mit sich reißen.

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Für die Instandsetßung der römishen Wasserleitung im Jouy-aux-Arches wird im elsaß-lothringischen Landeshaus- baltêectat für 1911 eine erste Nate von 6000 F# gefordert. Diese Forderung ist in einer Denkschrift eingehend begründet, der die „Straßb. Korr.“ folgendes entnimmt: Der Aquädukt von Jouy-aux Erches, der die röômishe Wasserleitung der Stadt Met zwischen dem heutigen Ars und JIouy-aux-Archhes über die Mosel hinweg führte, ist eines der hbervorragendsten antiken Denkmäler diesseits der Alpen. Von dem Aquädukt find noch zwei Teile erhalten, von denen der eine öoftlich auf dem rechten Moselufer bei Jouy- aux-Arches, der andere westllch auf dem linken Ufer bei Ars ge legen ist. An beiden Enden der Bögen befand si eine kreisförmige, berwölbte Brunnenstube, die eine Reinigung des Wassers bezwete. Die auf dem linken Ufer bei Ars ist verschwunden, während sie bei N i Gail Kto 40+ M E R Daa a Jouy zum Teil noch erhalten is. Wie bei dieser Brunnenstube er sichtlich, war der Kanal über den Bögen als Doppelkanal konstruiert, um bierdurch die Reinigung oder Ausbesserung eines Armes, ohne Unterbre{ung der Zuleitung, vornehmen zu können. Er war, wie die Kanäle aller rômischen Aquädukte, mit einem halbkreisförmigen, mit Hausteinplatten abgedeckten Gewölbe abgeschlossen. Sohle und Wände des Kanals waren bis Kämpferhöhe mit einer glatten, 5 cem didcken Moörtelschicht gedichtet. Das den Quellen von Gorze entnommene Wasser wurde in einem großen, unterirdisWen Kanal von 1,10 m Breite und 1,55 m Höhe zur Stadt geleitet. Die Gesamtleitung von Gorze bis Mey hatte eine Länge von rund 22200 m. Das Alter des Agquädukts konnte bis jeßt niht genau festgestellt werden. Verschiedene Umstände deuten jedoch darauf hin, daß er Ende des ersten oder Anfang des zweiten Jahrhunderts errihtet wurde. Die Zerstörung des Aquädukts ist vielleiht {hon zur Zeit der Völker wanderung im Jahre 451 erfolgt, während der sämtliche Gebäude der Stadt Meß mit Ausnahme des vom heiltgen Clemens errichteten Oratoriums von den Hunnen zerstört wurden. Wenn die übrig gebliebenen Ruinen der römischen Prachtbauten der Stadt Ende des neunten oder Anfang des zehnten Jahrhunderts abgetragen wurden, ols man die Stadtbefestigqung zum Schuße gegen die Einfälle der Normannen verstärkte, so ist wohl kaum anzunehmen daß der Aquädukt diese {weren Stürme überdauerte. Mit den Instandsetzungsarbeiten an der Nuine hatte die französische Negicerung im Jahre 1837 begonnen. Für Erhaltung des Bestehenden und zur Wiederherstellung des alten Zustandes wurden bis 1870 rund 16000 4 aufgewendet. Auch wurden unter der französishen Negierung genaue zcichnerishe Aufnahmen der Nuine angefertigt, die fh im Denkmäler archiv in Met befinden und erkennen lassen, in welch {lechtem Zu stande sich die Reste der hervorragenden Anlage befanden. Unter der deutsGen Regierung wurde mit gleiher Sorgfalt an der Instand sezung weiter gearbeitet, wozu Staat und Bezirk die Mittel, bis jeßt etwa 17500 4, zur Verfügung stellten. Die neuer- dings in Aussicht genommenen größeren Arbeiten, die auf 16 500 A veranschlagt sind, erstrecken sich hauptsächlich auf die Ab- deckung der Bögen östlich von Jouy. Die auf diesen Bögen be- findlihe Mörtelabdeckung is in ihrer ganzen Linge von etwa 380 m mit fklaffenden Nissen durchzogen, sodaß die Niederschlags- wässer in das Mauerwerk der Bögen eindrirgen, den Mörtel aus- spülen und dadurch den Bestand des Ganzen mit der Zeit ge- fahrden. Für die Erhaltung der Bögen ist demnach eine einwand- freie Ableitung der Nieder|{läge von ganz besonderer Wichtig- keit. Die Landesbaufkommission hat als zweckmäßige Art der Abdeckung und Abwässerung der Oberfläße des Denkmals nah Entfernung der jeßigen Abdeckung die Herstellung ciner mit

Asphaltfilzplatten abgeschlossenen Betonshiht und die Neber- deckung dieser mit einer Grasnarbe empfohlen. Auch ist die Inu- standsezung der Laibungen einiger Bögen, die durch das Durch- sickern der Niederschläge Schaden gelitten haben, vorzunehmen. Hier sind die ausgewaschenen Fugen wieder zu {ließen und die Bogensteine gut zu verzwicken. Ferner ist die mit Hausteinplatten erfolgte Ab- deckung der mittleren Bögen (rechts von der Mosel) auszubessern. Von einer Ergänzung der schadhaften Verblendung an den Pfeilern, wie sie bei der im Jahre 1837 ausgeführten JInstandsezung der Ruine erfolgte, wurde Abstand genommen, da fie den rutinenhaften Charakter der Anlage sehr beeinträchtigen würde. Der Efeu soll im Hinblick auf seine große malerishe Wirkung bei allen Pfeilern belassen werden, zumal {hädliche Einwirkungen auf das Mauerwerk bis jeßt nicht zu beobachten sind. :

In dem auf Kosten des Deutschen Reiches erbauten Saal des Germanishen Museums in Nürnberg, der neben anderem dazu bestimmt ist, die Bildnisse von Männern, die sich um die Anstalt in besonderem Maße verdient gemacht haben, aufzunehmen, ist nun auh die Marmorbüste des verstorbenen Kommerzienrats Jo- hannes Kahlbaum in Berlin aufgestelt worden. Die Leitung des Museums glaubte, das Andenken an diesen Mann, dem fie eines ter bedeutsamsten Vermächtnisse, die ihm je zugefallen sind, zu danken hat, in offensihtliher Weise ehren zu müssen. Kahl- baum hat dem Germanischen Museum nicht nur seine aus wertvollea kirhlidhen Geräten, aus vielerlei Denkmalen des häuslihen Lebens, Zunftaltertümern, Waffen, Geweben und Bauteilen bestehende Alter- tümersammlung vermacht, er hat ihm auch seine etwa 4000 euro- päische Gold- und Silbermünzen des Mittelalters und der Neuzeit umfassende bedeutende Münzensammlung hinterlafsen.

_Intexnationaler Kunstkonareß in Nom 191, Ale [läßlih der fünfzigsten Wiederkehr des Tages der Proklamation Roms zur Hauptstadt des geeinten Italiens wird daselbst im Jahre 1911 eine Reihe festliher Veranstaltungen abgehalten. Im Einvernehmen mit dem leitenden Aus\{huß für diese Festlichkeiten und in Verbindung mit der am 27. März zu eröffnenden internattonalen Kunstausstellung laßt der Internationale Künstlerverein in Nom soeben Einladungen zu einem Internationalen Kunslkongreß ergehen. Um die Beteiligung aller Nationen an dem Kongreß zu fichern, hat sih unter dem Vorsitz des Ministers für den öffentlihen Unterriht ein Aus\{chuß gebildet, dem anerkannte Autoritäten auf künstlerishem und kunstgeshichtlihem Gebiet ihre Mitwirkung zugesagt haben. Der Kongreß wird si ledigli mit folhen Fragen beschäftigen, deren Behandlung für Künstler und Kunstforscher von praktishem Wert ist, oder die ein allgemeines und aktuelles Interesse besißen. Die Verhandlungen des Kongresses werden vorzugsweise zum Gegenstand baben: 1) allgemeine Bildungs- und Unterrichtsfragen in bezug auf Kunst, insbesondere auch die Wechsel beziehungen zwis{Wen Publikum und Künstlern, 2) Kunstunterriht, 3) öffentliche Kunstlpflege, insbesondere die Zweckmäßigkeit gesetzlicher Maßnahmen in bezug auf die Errichtung von Neubauten und auf tie Erhaltung alter Bauwerke und die Erhaltung bezw. Wiederbelebung heimisder Kunstindustrien, 4) Ausstellungen, Konkurrenzen, Kunst- geseßgebung, 5) Studien und Experimente über Kunsttehnik. Anfraaen und Zuschriften find zu richten an: Sig. Pietro d’Acbiardi, Ge neral]efretär des Internationalen Kuns!kongresses, Rom, Via Margutta 54.

Literatur.

Untex dem Titel Verwaltung und Statistik geben die Mit- glieder des Köntglich preußischen Statistischen Landesamts, Regierungs- rat und Professor Dr. F. Kühnert und Dr. E. Petersilie eine volkswirtschaftlich-\tatistishe Monatsschrift für die gesamte Reichs-, Sîtaats- und Kommunalverwaltung heraus (Verlag von Dr. Arthur Teßlaff in Berlin 8. 42, Gitschiner Straße 82), deren erstes Heft soeben erschienen ist. Nach dem in ihm mitgeteilten Programm will die Zeitschrift Originalaufsäße namhafter Fachleute bringen, die die Ergebnisse der praktishen, angewandten Stiatistik,

{ Kenntnis für WVerwaltungsbeamte ein Be-

T A Oi ihr o | Me LUTE

düurfnis ist, in knapper, übersichtlider Form behandeln unter Mitteilung nur der allernötigsten Zahlen. Wenn die Zeitschrift ss die Kenntnis der Ergebnisse statistisher Erhebungen ver mitteln wird, fo will fie ferner au allgemeine praktische Ver waltungsfragen erörtern und endlih nationalökonomisch- wissenshaftlihe Fragen in den Kreis ihrer Betrachtungen ziehen. Vervollständigt soll ibr Inhalt durh eine Rundschau über alle Ereignisse i einzelnen Verwaltungen werden, deren Kenntnis für Berwaltungen nüßlich oder doch von “nteresse ift zugleich dem Gedankenaustausch der Fachmänner über di in ihr behandelten Fragen dienen joll. Praktische verfolgt auch eine weitere Abteilung der Zeitschrift e der Auskunftserteilung über statistische Fragen gewidmet i Endlich sollen bemerkenswerte Erscheinungen der einschlägigen Literatur niht unberücksichtigt bleiben. Zur Mitarbeit an der neuen Zeitschrift haben fich eine große Anzahl hervorragende: Fachmäânner bereit erklärt. So neben den Mitgliedern des Königlich preußischen Statistishen Landesamts und anderer \taatliher unt städtischer statistishen Aemter u. a. die Universitätsprofessoren Dr von Below und Dr. Diehl in Freiburg i. B., Dr. von Ebeberg- Erlangen, Dr. Lexis-Göttingen, Dr. Stieda-. Leipzig und Dr. Adolpk Wagner-Berlin; ferner die Geheimen Oberregierungsräte Dr Hoffmann und Dr. Holz in Berlin, der Geheime Ober finanzrat Dr. Schwarz in Berlin, die Wirklichen Gehetmen Oberregierungsräte von Knebel - Döberißt, Dr. Krohne, Lusensky D). Dr. von Strauß und Torney und Dr. Strut in Berlin, der Unterstaatésckretär a. D. Professor von Mayr in München u. a. m.

Die Leser der Zeitschrift können also gewiß sein, in ihr ein reides und zuverläffiges Material, sei es praktis verarbeitet, sei es aus wissenschaftlihen Gesichtspunkten erörtert, vorzufinden. Die erste vor [liegende Nummer enthält folgende größere Aufsäße: Die Beziehungen der Verwaltung zur Statistik von Negierungsrat Professor Dr. F. Kühnert; Neichsstatistikk und Landesstatistik von Georg von Mayr; Der preußishe Etatêentwourf für 1911 von Geheimem Oberfinanzrat Dr. O. Schwarz ; Der Viehstand der preußischen Kreise im Jahre 1909 von Dr. Erich Petersilie; Ein Eisenbahn jubiläum (75. Geburtstag der deutshen Eisenbahnen) von E. P. In kleineren Aufsäßen sind folgende Gegenstände behandelt : Die Einführung der gemeinschaftlihen Arbeitslosenversiherung in Frei burg i. B.; Statistishes aus dex Verwaltung der evangelischen Kirchen im Deutschen Reihe; Hypothekenbewegung in Preußen ; Der Zweckverband Groß - Berlin und Verziht der Stadt Köpenick auf das Ausscheiden aus dem Kreise Teltow und Bau eines Kreis frankenhauses in Köpenick. Die Abteilung Rundschau enthält An- gaben über Ein- und Umgemeindungen, \tädtishes Finanzwesen, Ver- fehrs- und Unterihtswesen, industrielle und gewerbliche Anlagen aller Art, Monumentalbauten und Verschönerungs8anlagen, Wohlfahrts- einrihtungen. In der Abteilung: Verschiedenes werden Volkszählungs- ergebnisse, Viehzählungsergebnisse, parlamentarische Nachrichten 2c. ge- boten. Der vierteljährlihe Bezugspreis der reichhaltigen Monats- {rift beträgt 3 H.

Gesundheitswesen, Tierkranfheiten und Absperrungs- maßregeln.

Das Kaiserlihe Gesundheitsamt meldet den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche aus Kirhheim, Amtsbezirk Heidelberg Großherzogtum Baden, Oedheim, Oberamt Neckarsulm, Königreich Württemberg, bei Händlervich, Hertwigswaldau, Kreis Jauer, Regie- rungsbezirk Liegnitz, Kleinstein, Kreis Großstreliß, Regierungsbezirk Oppeln, Eschweiler, Landkreis Aachen, Regierungsbezirk Baden Buchholz, Kreis Gre venbroih, Regierungsbezirk Düsseldorf, und

Lörrach und Brombah, Amtsbezirk Wrrad, Großherzogtum Baden,

am 31. Januar 1911.