1911 / 37 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 11 Feb 1911 18:00:01 GMT) scan diff

felde, Dr. Bartmann bei dem Amisgericht in Gelsenkirchen, Lembke bei dem Amtsgericht in Oldesloe, Jacoby bei dem Amtsgericht in Gumbinnen, Mertens in Eilsleben bei dem Amtsgericht in Seehausen, Kreis Wanzleben, und Plieg bei dem Amtsgericht in Tremefssen. 4

Mit der Löschung des Rechtsanwalts Plieg in Tremessen in der Rechtsanwaltsliste ist zugleih sein Amt als Notar erloschen. / i

In die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen: die Rechtsanwälte Jungfer vom Landgericht TIT bei dem Land- geriht I in Berlin, Dr. Bartmann aus Gelsenkirchen bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Dortmund, die Gerichtsassessoren Laschke bei dem Kammergericht, Dr. Max May bei dem Landgericht T in Berlin, Hannes bei dem Landgericht [1 in Berlin, Dr. Pfafferott bei dem Amtsgericht in Charlottenburg und dem Land- gericht TIT in Berlin, Schlote bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Altona, Anacker bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Danzig, Wollny bei dem Amtsgericht in Ohlau, Wiesner bei dem Amtsgericht in Wittlage mit dem Mohnsitz in Bad Essen, Dr. Termeer bei dem Amtsgericht in Gelsenkirhen und Dr. Blum bei dem Amtsgericht in Tremefssen. 4

Der Amtsgerichtsrat Schreiner vom Amtsgericht Berlin Mitte und der Rechtsanwalt und Notar, Justizrat Heß in Gelsenkirchen sind gestorben.

Ministerium dexr öffentlihen Arbeiten.

Verliehen ist: dem Regierungs- und Baurat Grafe die Stelle eines Mitgliedes der Eisenbahndirektion in Halle (Saale), den Negierungsbaumeistern des Eisenbahnbaufaches Hermann Struve die Stelle des Vorstands des Eisenbahnbetriebsamts 2 in Osnabrück, Schlott in Berleburg die Stelle des Vorstands eines Eisenbahnbetriebsamts, Zei y in Hannover und Kaß in Breslau die etatsmäßige Stelle eines Regierungsbaumeisters bei der Staatseisenbahnverwaltung.

Der Baurat Lefenau ist von Plön nah Buxtehude Und der Regierungsbaumeister Friedrich Schmidt von Berlin nach Plön verseßt.

Vokauntmacmun a

betreffend Reklamationen vom Militärdienst.

Es wird hierdurch in Wiederholung der im Januar 0d. 37 erfolgten öffentlichen Bekanntmachung noch einmal besonders in Erinnerung gebracht, daß Reklamationen (Anträge auf ZUrüct- stellung bezw. Befreiung von der Aushebung in Berückhchtigung bürgerlicher Verhältnisse 8 32, 2a—g der Deutschen Wehr- ordnung) bezüglich aller Militärpflichtigen, auch der Ein- jährigfreiwilligen, vor dem am 23. Februar D. L De ginnenden Musterungsgeschäft, spätestens aber im Musterungs- termine bei den Ersaßkommissionen anzubringen sind.

Nach der Musterung angebrachte Reklamationen haben eine Berücksichtigung nur dann zu erwarten, wenn die Ver- anlassung zu denselben erst nah der Musterung entstanden ist.

Berlin, den 12. Februar 1911. Die Königlichen Ersazkommissionen der Aushebungsbezirke Berlin. Frommesl.

Nichkamltlicßes. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 11. Februar. Seine Majestät der Kaiser und König haben dreitägige fieberhafte Grippe überstanden. Die leßte Nacht war gut, die Temperatur ist niht mehr gesteigert. Die Be seitigung der fkatarrhalishen Erscheinungen wird noch eine Reihe von Tagen erfordern.

eine

Der Ausschuß des Bundesrats für Zoll- und Steuer wesen, die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Steuerwesen und für Justizwesen, die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Steuerwesen und für Rechnungswesen sowie die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und

Verkehr hielten heute Sißungen.

Das Königliche Staatsministerium trat heute zu einer Sißung zusammen.

Die amtlihe Ausgabe der „Jahresberichte der lich: preußischen Negierungs- und Gewerberäte ergbehörden für 1910“ wird Ende März 1911 im N. v. Deekerschen Verlage, Berlin SW. 19, FJerusalemer Straße 56, erscheinen. Die bis spätestens zum 28. Fe- bhruar 1911 unmittelbar bei der Direktion der Reichsdruckerei, Berlin SW. 68, Oranienstraße 91, bestellten Exemplare des Merkes werden zu einem Vorzugspreise abgelassen werden, der auf 2,75 16 für ein broschiertes Exemplar und auf 3,25 f für ein in Ganzleinen gebundenes Exemplar festgeseßt ist. Die nah dem 28. Februar 1911 bei der Reichsdrukerei eingehenden Bestellungen werden von dieser dem genannten Verlage über wiesen werden. Für die Ausführung solcher Bestellungen wie für alle Lieferungen im Wege des Buchhandels ist der Laden- preis zu zahlen, der 5,25 46 für ein broschiertes und 5,75 für ein gebundenes Exemplar beträgt.

König und

Der Senatspräsident des Oberverwaltungsgerichts, Wirkliche Geheime Oberregierungsrat Dr. Struß hat sich behufs Leitung der Studienreise der Vereinigung für staatswissenschaftliche Fortbildung auf 8 Tage nah Lübeck, Kiel und Hamburg be- geben.

Oesterreich-Ungarn.

Das österreihische Abgeordnetenhaus verhandelte gestern über eine Jnterpellation, betreffend die Aus- \chreitungen an der Krakauer Universität im Zu- sammenhang mit der Berufung des Professors Zimmermann.

Nach dem Bericht des ,W. T. B.“ erklärte der Kultusminister Graf Stürgkh, die Bewegung unter den Studierenden sei auf ge- wisse Agitationen zurückzuführen. Sachliche Gründe seien nicht vor- handen, denn von einer Absicht oder einem Versuch sogenannter Berklerikalisierung der weltlichen Fakultäten könne nicht die Rede sein. Er verurteile das Vorgehen der Studenten, die, statt gegen ein Disziplinarerkenntnis geseßliche Rechtsmittel zu ergreifen, mit dem Streik begonnen und die Vorlesungen vereitelt hätten, und habe Vor- sorge getroffen, um die Schuldigen ihrer gebührenden Bestrafung zu zuführen und die überwiegende, den Ausschreitungen fernstehende Mehrheit der Studentenschaft vor Schaden zu bewahren. Nachdem das Haus sodann das Hausiergeseß in der zweiten und dritten Lesung mit einigen Abänderungen ange- nommen hatte, referierte der Abg. Pernerstorfer über seinen Antrag, betreffend die Abänderung des Vereinsgeseßes, durch die auch Frauen die Teilnahme an politischen Vereinen gewährt werden soll. Hierauf wurde die Sißung geschlossen. Der Héeresausschuß der Ungarischen Dele- gation hat, obiger Quelle zufolge, in der gestrigen Sizung das gesamte Heeresbudget unverändert angenommen, ein schließlich der außerordentlichen Kredite für die Ausgestaltung des Heeres.

Großbritannien und Frland. Das Unterhaus beschäftigte sih in der gestern wieder aufgenommenen Adreßdebatte nur mit der Frage der Arbeits losigkeit und vertagte sich darauf bis zum Montag. Fraukreich.

Der Senat hat gestern, wie „W. T. B.“ meldet, in zweiter Lesung den Geseßentwurf angenommen, der die ge- seßliche Zeitbestimmung für Frankrei abändert, um sie mit dem in Europa herrschenden Zeitsystem in Einklang zu bringen, und ferner den schon in der Deputiertenklammer genehmigten Gesetzentwurf über die Bezeichnung der Champagnermweine. Die Deputiertenkammer hat in ihrer gestrigen Sitzung mehrere .Paragraphen des Finanzgeseßes angenommen, die sih auf die finanzielle Reorganisation der Staats eisenbahnen beziehen. Bei der Beratung erklärte der Finanzminister Klo, obiger Quelle zufolge, daß zum Ausbau des Staatsbahnneßes nah Bedarf Obligationen ausgegeben werden sollen, deren leßte Serie frühestens nach 35 Jahren amortisierbar sein foll. Die Rückzahlung durch den Staat soll zum Nennwert erfolgen. Danach wurde das Ausgaben budget für das alte und neue Staatsbahnneß angenommen. Hierauf richtete der Abg. Paul Meunier an den Justiz minister eine Anfrage bezüglih des Standes der Angelegen- heit Durands, des Sekretärs des Syndikats der Kohlen arbeiter in Havre. Meunieur erklärte, die Unshuld Durands sei in Anbetracht der festgestellten neuen Tatsachen unbestreitbar. Durand fei verurteilt worden, weil er nicht die Mittel gehabt habe, Entlastungszeugen vor laden zu lassen. Meunier verlas sodann den Bericht der Polizei, in dem gesagt wird, es sei niemals eine Abstimmung über die Tötung des Kohlenarbeiters Dongé erfolgt, und erinnerte zum Schluß daran, daß Clemenceau nah der Verurteilung von Dreyfus durch den Gerichts- hof in Rennes im Jahre 1899 das Todesurteil gegen den Unschuldigen zerrissen habe. Er fordere, daß man sich nicht weigere, ähnliche Maß- regeln zu ergreifen, weil Durand mpr ein Kohlenarbeiter sei. Der &Fustizminister Girürd erklärte ta Beantwortung der Anfrage, daß deë: Antrag auf Revision des Prozt\ses Durand seinen regelrechten Verlauf nehmen werde. Der Abg. Paul Meunier trat noch- mals zugunsten Durands ein verwies mit Nachdruck auf den Prâäzedenzfall der Affäe Dreyfus. Als der Abg.

und U Joseph Reinach \prehen wollte, erklärte der Präsident, daß die Un- frage erledigt sei. André Hesse beantragte darauf dte Um- wandlung der Anfrage in eine Interpellation. Der. Veinister präsident Briand erklärte, daß die Revision des Prozesses Durand ihren regelre{chten Gang gehen müsse und noch keine Berzögerung slatt- gefunden habe. Zur äußersten Unken gewandt, jagle Briand, fie follte am allerwenigsten wollen, daß die politischen Versammlungen Recht \prechen. Andererseits könne man von einemMinister nicht verlangen, daß er seine Verantwortlichkeit ein‘ege bei einem Gnadengesuh, das dem Präsidenten der Republik vorliege, dem dieses Recht verfassungs8gemäß vorbehalten fei. Der Justizminister Girard erklärte, die Regie rung fônne die Umwandlung der Anfrage in eine Interpellation nicht zulassen. Der Sogozialist Vaillant bestand auf der Umwandlung. Briand sagte, er würde die Interpell

jeßt. (Zwiscbenruf.)

“daß die seit langer bewiesen, daß FInterpellationen, des Begnadigungsrechts, gestattet Briand erwiderte, man könne keine lassen, der noch nicht vollendet sei und de fassung ein Neservat sei. Er stelle die Vertrauensf\rage.

Der Präsident Brisson wiederholten betreffend die seien. Der íInterpellation über einen "Uft zu- en Ausübung nach der Ver

nicht ertlarte,

werde. - der Humanität der Regierung überlassen bleiben mühle.

Hierauf wurde die Umwandlung der Anfrage in

Sißung sodann aufgehoben. Portugal.

W. T.

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erklärte, wie B Melde,

Machado bezüglich der vorgesehene und Staat, daß der Entwurf die

n ck Kontrolle des Staats wahre. halte die Vorrechte

bald der Klerus genügende Mittel werde. Niederlande. Bei der gestrigen Beratung über das Budget des Kriegs ministeriums in der Ersten Kammer fragte van |

gebe vor der Vollendung der Amsterdamer ‘Festungswerke.

B,“ meldet, errotde1 Küstenverteidigung bezwecke

Bie .W. T Wie „W. T. Der Wia der festigungen beständen bereits an der

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nihts Neucs, die

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Nebrigens würden die Amsterdamer Werke bald fertiggestellt sein. Türkei.

T des Jnnern Talaat sein Amt niedergelegt. Bulgarien.

wie „W. T. Kredits von

on später annehmen, aber

Prâäzedenzfälle Ausübung Ministerpräsident

Der Abg. André Hesse forderte, daß der erkrankte Durand in Freiheit gesett Briand antwortete, daß die Initiative dem Gewissen und

eine Interpellation mit 340 gegen 168 Stimmen abgelehnt und Die

Rei dem wöchentlichen Empfang der auswärtigen Journalisten der Minister des Aeußern Trennung von Kirche reiheit des Gewissens, des Unterrichts und der kirchlichen Propaganda unter einer einfachen Des Klerus aufrecht und stelle die Kirchen zu seiner Verfügung, \#o- ihrer Unterhaltung haben

den Biesen (Kathol.), warum man der Küstenverteidigung den Vorrang te der Kriegsminister Cool, Be- tüste, man wolle die Berteidigung der Küste nur in Einklang mit den zzitgemäßen Anforderungen bringen, um die Aufrechterhaltung der Neutralität in Kriegszeiten sicherzustellen.

Einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge hat der Minister 7 l ( 4

Der Minister der öffentlichen Arbeiten hat der Sobranje, B,“ meldet, die Forderung eines außerordentlichen 25000 000 Francs für Eisenbahnzwecke

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Acres Land, würden, um das Privatkapital an ihrem Erwerb zu verhindern Amerika am meisten brauche, sei Kali, und es könne auf amerika- nischem Grund und Boden gefunden werden, wie der Vorsteher der geologischen Landesaufnahme ihm versichert habe.

G A a ck des „W. L. D,

Amerika. Der Präsident Taft hat gestern in Columbus (Ohio) eine

Rede gehalten, in der er, „W. D. B.“ zufolge, erklärte :

Er habe in den leßten Monaten veranlaßt, daß Millionen von die Phosphat enthielten, der Kolonisation entzogen Was

Der im Etat für das Ackerbaudepartement angeforderte

Betrag zur Forschung nah etwaigen Lagern von Kalisalzen

veläuft sich auf 12500 Doll. Davon sollen 2500 Doll. ofort zur Verfügung stehen, sowie der Etat angenommen vorden ist.

Vom „W. T. B.“ verbreiteten amtlichen Meldungen aus

San Antonio (Mexico, Chihuahua) zufolge hat gestern in der Nähe von Mulata zwischen Revolutionären und Negie- rungstruppen ein zwölfstündiger Kampf stattgefunden, in dem die leßteren mit ftarken

j Verlusten geschlagen wurden. Die Nevolution auf Haiti ist nah einer Depesche B.“ unterdrückt. Das Land 1ît ruhig. Asien. Wie amtlich gemeldet wird, hat der Geyeralgouverneur

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von Niederländish-Jndien den Sultan der Jnsel- gruppe Lingga im Sundaarchipel und den Thronfolger wegen 1wiederholter Verlegung der Widerseßtlichkeit gegen die niederländischen Behörden abgeseßt.

bestehenden Verträge und

Parlamentarische Nachrichten.

Die Schlußberichte über die gestrigen Sißzungen des Reich s- tags und des Hauses der Abgeordneten befinden sih in der Ersten und Zweiten Beilage.

Auf der Tagesordnung der heutigen (125.) Sißung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Jnnern Dr. Delbrück und der Staatssekretär des Reichsjustizamts Dr. Lisco beiwohnten, stand zunächst die Jnterpellation des Abg. Grafen von Kanitz (dkons.):

Tj +20 hn P f 7 Nov V t S q Die Unterzeichneten erlauben sich, an den Herrn Reichskanzler folgende Anfrage zu richten :

Welche Maßregeln gedenken die verbündeten Regierungen zu ergreifen, um einer Üeberschwemmung des deutschen Geldmarkte8 mit fremden Wertpapieren und einem übermäßigen Abfluß deutschen Kapitals nah dem Auslande vorzubeugen ?

Auf die Frage des Präsidenten Grafen von Schwerin- Loewit erklärt ter Stellvertreter des Reichskanzlers, Staats- F 4 CO s At N a R Na G U A : B f sekretär Delbrück, er gedenke, die Jnterpellation heute zu de- antworten.

Zur Begründung derselben erhielt hierauf das Wort der Abg. Graf von Kanitz: Die Investierung deutschen Kapitals in auswärtigen Papieren ist eines der größten Probleme dex Volkswirtschaft. Im Zusammenhang damit stehen die weiteren Fragen, welche Anforderungen an die Emissionshäuser in bezug auf die Sicherheit der von ihnen emittierten Papiere zu stellen sind, ob und inwieweit fie eine Verantwortung für die Solidität dex Effekten zu tragen haben, und die Frage, wie die Zulassungsstelle ih dazu zu verhalten hat, wie ihr Geschäftsgang zu regeln ift und welche Garantien sie von den Emissionshäusern zu fordern hat. Die Interpellation, die uns heute beschäftigt, ist von der Tages- presse überall mit Verständnis, aber nicht überall mit Wohlwollen aufgenommen worden, indem man uns vorwirft, daß wir börsen- feindlihe Absichten verfolgen oder gar die Zulassung ausländischer Werte zum einheimischen Geldmarkt verhindern wollten. Man hat auf die großen Vorteile hingewiesen, die der Besiß ausländischer Werte in kritischen Zeiten, tn ndere im Kriegsfalle für uns baben würde, auf die Vorteile, die die Anlage deutsher Kapi talien im Auslande auch unserer Exportindustrie bringt. Es versteht ih von selbst, daß die Anlage deutschen Kapitals im Auslande sein kann, und daß auch unserer Industrie erhebliche erwachsen ïönnen. Ich betone das Wort: können. Ob die Emissionen amerikanisher Eisenbahnwerte den erforderlichen Vorausseßungen genügen, is noch besonders zu erörtern. Was hauvtsächlih veranlaßt hat, diese Interpellation einzubringen, Befürchtung, daß durch die stark angewachsenen unfer Kapitalmarkt übermäßig be

vorteilhaft Borteile

Ung it die Emissionen ausländisher Werte lastet werden fönnte. Wir stellen uns hier auf den Standpunkt, der fürzlih in der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ vertreten worden ist. Um welck@e Werte handelt es fich hier? Es fragt sich, ob wir darüber eine zuverlässige Statistik besien. Man könnte nun fagen man brauchte bloß die bei den einzelnen deutshen Börsen zugelassenen Emissionswertpapiere und die Emissionskurse zusammenstellen, dann wäre die Statistik fertig. Diese Statistik hat aber' doch auch Mängel. Man kann auf dieser Grundlage die Ziffern zu hoh und au zu niedrig anseßzen. Man hat seinerzeit vorgeschlagen, die Bestimmungen des Börsengesetzes dahin zu erweitern, daß in den Prospekten, die das Emissionshaus der Zulassungsstelle einzureichen hat, auch der Uebernahmepreis angegeben werde. Man hat aber von dieser Vorschrift abgesehen, weil sie leiht zu umgehen ist. Eine solhe Emissionsstatistik kann deshalb zu einer zu niedrigen Schäßung führen, weil viele ausländishe Wertpapiere von deuts{hen Kapitalisten im Auslande gekauft und im Auslande be- lassen werden, um nicht der Stempelpflicht zu verfallen. Diese Effekten werden von der Statistik nicht erfaßt. Vor kurzem ist eine chinesische 50 Millionenanleihe in Berlin und Hamburg aufgelegt worden, aber es war noch nicht einmal ein Prospekt an die Zulassungsstelle ein- gereicht worden. Die vor der Emission gezeichneten Beträge konnten natürli ebensowenig von der Statistik erfaßt werden. Dle „Frankfurter Zeitung“ hat nun, um diesen Män eln abzuhelfen eine Statistik aufgestellt, die ihre Ziffern auf die Stempeleinnahmepn gründet. Aus diesen Einnahmen läßt sich denn auch mit ziemlicher (Genauigkeit die Menge der ausländischen Papiere festst. llen. Gestatten Sie mir, über die gewaltigen Summen, die in den leßten Jahren von Deutschland in das Ausland gewandert sind, cinige Zahlen mitzuteilen. Nach der amtlichen Statistik wurden 1908 für 746 Millionen, 1909 für 974 Millionen ausländishe Wertpapiere an den deutschen Börsen zugelassen; für 1910 ist die Zahl noch nicht berechnet. Eine ent- \prechende Statistik des „Deutschen Oekonomisten" führt sehr viel niedrigere Zahlen an; danach wurden 1908 für 228 Millionen ausländishe Wertpapiere in Deutschland abgeseßt, 1909 für 348, 1910 für 545 Millionen Mark. Bemerkenswert ist, daß nach dieser Statistik von 1908 bis 1910 eine Steigerung um mehr als das Doppelte stattgefunden hat. Die bereits erwähnte, auf die Stempel- etnnahmen gegründete Statistik der „Frankfurter Zeitung“ gibt fol gende Zahlen: 1908 für 198 Millionen Mark, 1909 für 729, 1910 für 738 Millionen Mark. Wenn auch alle diese Zahlen mit Vorsicht auf- zunehmen find, so ist thr Wert doch nicht zu untershäßen. Sie eignen sih ganz vortrefflich zum Vergleih von einem Fahr zum andern; wenn eine Statistik Jahr für Jahr nah denselben Grund- säßen aufgestellt wird, muß sie ein zuverlässiges Bild davon geben, ob sich die Emission in auf- oder absteigender Linie und in welchem Tempo die vorschreitende oder rückläufige Bewegung sh vollzieht. Ganz übereinstimmend lassen nun diese Ziffern eine rapide Steigerung der Emissionen in den leßten Jahren erkennen. An der Berliner Börse waren 19099 ausländisde Wert- papiere im Betrag von 507 Millionen, 1910 von 1088 Millionen

unterbreitet.

zugelassen, also in einem Jahre eine Steigerung von mehr als 100 °/o-

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M E E I E START:4

Der Statistik der „Frankfurter Zeitung“ is zu entnehmen, daß die ausländischen Anlagen 1908 nur 4,9 9/9 der Gesamtanlagen, 1909 15,1, 1910 20,4 9% betrugen. Gewiß läßt es auf eine günstige Lage des deutshen Erwerbslebens \chließen, wenn das deutshe Volk sih den Luxus gestatten kann, alle Jahre viele Hunderte von Millionen Mak in ausländischen Werten anzulegen; fraglih aber ist, ob niht doch die in der „N.-A.-Z.“ ausgesprochene Warnung ihre volle Berehtigung hat. Jh wünsche, daß das deutsche Kapital in erster Linie dem deutschen Erwerbsleben zugute kommt. Die {tarke Abwanderung des deutschen Kapitals nah dem Auslande muß naturgemäß zu einer Steigerung des inländishen Zinsfußes führen. Der Neichsbankdiskont beträgt jeßt 44 9%/, nachdem wir seit Sey- tember 1910 mit 5 9/% zu rehnen hatten. London hat ja den Diskont auf 4 9/6 heruntergeseßt, Paris hat nah wie vor nur 3 9%; ob und inwieweit die in Frankreih übliche Methode der Goldprämien auf diese niedrige Bankrate hinwirkt, will ich heute nicht untersuchen. Daß dieser hohe Neichsbankdiskont auf unser ganzes Erwerbsleben einen empfindlihen Druck ausübt, versteht fich von selbst. Weiterhin wird durch den Abfluß des deutschen Kapitals ins Ausland auch ein empfindliher Druck auf den Kurs unserer Anleihen ausgeübt. In den leßten 5 Jahren hatten unsere Anleihen einen durhschnittlichen Börsen- kurs von 85 9/0, die franzöfischen 3 9/6 Renten einen folhen von 97 9/9! Die englischen 23 prozentigen Konsols stehen 86, was einer Parität von 103 entsprehen würde. Am 16, Januar sagte der preußische Minister Lenye im preußischen Abgeordnetenhause, die Staatsverwaltung habe den Entschluß gefaßt, mit neuen Emissionen zu warten, sié habe eingehende Erkundigungen auch bei Sachverständigen eingezogen, und alle hâtten ihr geraten, vorläufig zu warten, das wäre das Nichtigere und würde auch der Nachfrage nah unseren Staatsanleihen nur förderlih sein. Es ist ja niht zu verwundern, daß dem Finanzminister eine folche Antwort erteilt worden ist; denn die Groß- banken beschäftigen sih natürlich viel lieber mit Emissionen aus- ländisher Werte, als mit der Unterbringung von Neichs- und Staatsanleihen, an denen keine 69/6 zu verdienen sind, wie an den &Friskobonds. Je länger man die Schonzeit ausdehnt, desto mehr Kapital fließt in das Ausland ab. Es sind dem deutshen Geldmarkt jeßt entzogen 50 Millionen für die chinesische Anleihe, dazu ungezählte Millionen amerikanisher Shares und Bonds, ganz abgesehen von den Hunderten von Millionen für türkische und ungarishe An- leihen. Je länger gewartet wird, desto ungünstiger werden die Chancen für die Neichs- und Staatsanleihen. Ebenso {lecht wie die Kurse dieser Anleihen stehen unsere landschaftlichen und städtischen Pfandbriefe. Wenn ich bei dem 3®%%igen Typus bleibe, so stehen die Berliner Pfandbriefe 82,75, die landschaft- lien Zentralpfandbriefe 83,00, die ostpreußishen 81,50, die westpreußishen 80,90, die pojenshen 8240 usw. Also tver im Wege des Pfandbriefdarlehns seinen Kredit befriedigen will, muß von vornherein 16—18 9/9 verloren geben. Der Rat, ¡um 4 9% igen Typus überzugehen ift ein sehr billiger. Bei der Abwanderung des deutschen Kapitals ins Ausland sind aber auch Verluste des Publikums nicht ausges{lossen. Es ist manmal geradezu erstaunlich, mit welhem Leichtsinn minderwertige ausländishe Papiere in

Deutschland aufgenommen werden, nur weil die betreffenden Kapita listen aus der Anlage etnen möglichst hohen Gewinn heraués{lagen wollen. 1909 wurde an der Berliner Börse eine 5 9% ige Anleihe der Provinz Buenos Aires mit 88,50 aufgelegt, in demselben Fahre eine 5% ige Anleihe der Stadt Buenos Aires mit 98 0/6, also 10% Unterschied. Das hätte das Publikum doch \tußzig machen müssen, troßdem wurden beide Anleihen bereitwillig aufgenommen und nah kurzer Zeit hatte auch die Provinzanleihe fast den Parikurs erreicht. Jeßt erleben wir, daß dieselbe Provinz eine 4 prozentige Anleihe zu 94 an den deutschen Markt bringt, und daß große Beträge darauf gezeichnet werden, obwohl es offenes Geheimnis ist, daß die vor gar nicht langer Zeit {hon einmal bankerott gewordene Provinz ih nur künstlih durch immer wieder aufgenommene Anleihen von einem Fahr zum anderen hinüberhilft. 5

(Schluß des Blattes.)

Jn der heutigen (24.) Sißung des Hauses der

Ab geordneten, welcher der Minister des Jnnern von Dallwiß beiwohnte, fand zunächst die erste Beratung des Gese pentwurfs, betreffend die Bewilligung weiterer Staatsmittel (12 Millionen Mark) zur Verbesserung der Wohnungsverhältnisse von Arbeitern, die in staatlichen Betrieben beschäftigt sind, und von gering besoldeten Staatsbeamten, statt. : .

i Abg. Freiherr von Malta hn (kons.): Es handelt sich hier um eine wichtige Tätigkeit auf dem Gebiete der Wohnungspolitik und um große Summen: §Shalb muß der Landtag eine Kontrolle über die Verwendung der Mittel ausüben. Diese Kontrolle ist uns dadurch ershwert, daß uns seit etwa zwei Jahren keine Nahweisung über die Ausführung dieser seße vorgelegt worden ist. Es soll jeßt nur alle dr { Fahr e Nahweisung vorgelegt werden; es ift 1ledocy wun]chenswert, daß wir alljährlich eine folGe erhalten. | [ jen bis zu fechs Zimmern aus diesem Fonds errichtet ; die Wohnungen müssen durchaus den Charakter der Kleinwohnungen für Arbeiter und Beamte erhalten. Der privaten Bautätigkeit darf keine Konkurrenz gemaht werden, sondern es foll nur an sjolchon Orten vom Staate gebaut werden, wo wirklih Mangel an Leinen Wohnungen ist, Die Ba ordnungen find viel zu shematisch. &8 Tann an polizeilicher Fürsorge auch zu weit gegangen werden. Die lokalen Verhältnisse müssen berücksichtigt werden. Diese Staats- mittel dürfen auch nicht zu einem zu hohen Zinsfuß vergeben werden wenn es sih um die Unterstüßung von Baugenossenschaften handelt. Gine Verordnung des Reichsversicherungsamts vom vorigen Jahre schrieb vor, daß nicht nur die Verzinsung mindestens 3X 9/9 betragen folle, sondern auch nach etner gewissen Karenzzeit der Zinsfuß für die bisherigen 3prozentigen Darlehen an Baugenossenshaften auf 340% erhöht werde. enossenschaften haben segensreich gewirkt ; das gilt auch von den beiden Baugenossenschaften, die fich in meiner Heimat, i orpommern, gebildet haben. erver es dürfen mit Staatsmitteln nur solhe Baugenossenschaften unter|tüßti werden, die da bauen, wo ein Mangel an guten und ge- sunden kleinen Wohnungen vorhanden ist. WMeeine Freunde begrüßen, wie in den früheren Jahren, auch diesmal wieder das vorliegende Geseß als einen weiteren Schritt auf dem Gebiete einer gesunden Wohnungspolitik mit Freude.

Abg. Hirs ch Berlin (Soz.) führt darüber Beshwerde, daß im

| waltung die Werkswohnungen Arbeitern ge- ih: orden seien, „weil sie sich politisch betätigt hätten. Wenn das der Zwed der Wohnungen set, die Arbeiter politisch zu binden jo Tönnten feine Freunde Staatsmittel dafür nicht bewilligen. Es Qu R nth A ht des Hauses fein, die Arbeiter zur politischen d LUTiei U alt en __ Abg. Dr. Schroeder- Cassel (nl.): Meine Freunde haben allen früheren solhen Gesetzen zugestimmt, und wir werden auch in diesem Zahre dem Gesetzentwurf zustimmen. Der foziale Wert dieser Gesetze steht außer Zweifel. Jh bin auch damit einverstanden, daß der Staat diese Mittel dazu verwendet, die Arbeiter auf dem Lande jeßhaft zu machen. Die Hergabe von Darlehen an einzelne Personen zur Grrichtung eines eigenen Heims ist an sich nicht bedenklih, und in der Praxis sind Schwierigkeiten daraus niht erwachsen; Indessen muß hierbei immer eine gewisse Vorsiht obwalten. Gs dürfen aber höchstens Wohnungen von zwet bis drei Zimmern gebaut werden; Wohnungen bis zu \echs Zimmern sind auf alle Fälle au8zuschließen. Ih möchte empfehlen, niht nur im Kasernenstil zu bauen. Der Erlaß des Neichsversicherungsamts über die Erhöhung des Zinsfußes wird hoffentlich im Nelchstag zur Sprache gebracht und demnachst wieder aufgehoben werden; es muß an dem Zinsfuß von höchstens 3 9/0 festgehalten werden.

__ Geheimer Oberregierungsrat Dr. Drews: Im nächsten Jahre wird wieder eine Nachweisung über die Verwendung dieser Staats- mittel vorgelegt werden. Die alljährlihe Vorlegung der Nach- weisungen empfiehlt sich nit aus praktischen Nücksihten. Es würden

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dieselben } fönnen ; die

immer nur mitgeteilt werden denen verfahren wird, bleiben dieselben. Wenn sich bei der Durchführung des Erlasses des MRetchsversicherungsamts über die Höhe des Zinsfußes Schwierigkeiten ergeben sollten, so wird die preußische Staatsregierung wohlwollend darauf hinwirken, daß der Erlaß nicht rigoros durchgeführt wird, sondern gegebenenfalls Ausnahmen gemacht werden. Was die Art der Wohnungen betrifft, so geben wir fein Darlehn für Wohnungen, die über vier Zimmer haben. Wenn Baugenossenschaften au größere Wohnungen bauen, \o beziehen ich die von uns gegebenen Mittel doch immer nur auf die kleinen Wohnungen. Einzeldarlehen können wir nicht an einzelne Personen geben, wenn auch Fälle vorkommen, wo es angebracht ist, daß ein Arbeiter ein eigenes Heim für sih hat; der Staat kann nicht mit einer größeren Zahl einzelner Personen in geschäftliche Verbindung treten, “wir dürfen nur sichere Darlehen vergeben und machen es in folchen Fällen so, daß wir das Geld an eine Baugenossenschaft geben. Diese ermögliht dann ihrerseits die Errichtung des eigenen Heims. Die „Mevisionsverbände bieten eine Gewähr für die Sicherheit der Baugenossenschaften; wir streben dahin, die Nevisions verbände möglichst nach etinheitlihen Formularen arbeiten. Die Versuche, die in Oesterreich mit der Unterstüßung der Baus- genossenschaften in etwas anderer Weise gemacht find und auf die der Abg. Schroeder hinwies, sind allerdings außerordentlich interessant :

Baugenossen

aber hom finanziellen Standpunkt ist sowohl für die ) unser Vorgehen einem billigeren Zins-

un wesentlichen

m Kolumnen mit ähnlichen Zahlen ;

i Grundsäße, nach

da DAB

schaften wie für die einzelnen Mitglieder derselben billiger, weil die Beschaffung der Hypotheken zu

fuß als in Oesterreich erfolgt. (Schluß des Blattes.)

Bei der Ersaßwahl eines Mitgliedes des Hauses der Abgeordneten, die am 10. d. M. im Stadt- und Landkreise Elbing und im Kreise Marienburg, Regierungsbezirk Danzig, stattgefunden hat, wurde nah amtlicher Feststellung, wie „W. T. B.“ berichtet, der Gutsbesißer Baerece-Spittelhof (kon}.) mit 297 Stimmen gegen den Stadtforstrat Schroeder

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ut (Vaterl. Wahlverein), der 201 Stimmen erhielt, gewählt.

Kunst und Wiffenschaft.

_ A. F. Die zweite allgemeine Sißung der Gesellschaft für Crdkunde in diesem Jahre wurde am 4. Februar nah Aufforderung durh den Vorsißenden, Geheimen Rat Penck vom Generalsekretär Yauptmann Kolm durch Verlesung eines Berichts eröffnet, der die Jahres\tatistik (Mitgliederzahl, Vorträge 2c.) und die Verwaltung der verschiedenen Stiftungen behandelte. Der Vorsitzende nahm hierauf, anfnüpfend an die sehr reihhaltige Bücherschau, Anlaß, über die Aussichten der geplanten deutshen Südpolarerpedition zu brechen und ihr Gelingen als eine nationale Ehrensache allen ans Herz zu Leden, die dur Vat und Lat zu helfen vermögen. Den Vortrag des Abends hielt, als Gast tin Berlin an- wesend, Dr. Bio HDHelland - Hansen, Direktor der Ozeanologishen Station in Bergen (Norwegen), über: „Neue Gor]GUngen 1m: norden Arlantischen Ozean“. Während der außerordentlichen Entwicklung der Ozeanographie tin den leßten 10—15 Jahren sind die Untersuhungsmethoden viel verbessert und gleichzeitig neue und wichtige Fragen aufgerollt worden. Die Probleme fönnen jeßt viel s{härfer gestellt und zuverlässiger ihrer Lösung entgegengeführt werden. Während der früheren Fahre sind dur ehrere Expeditionen in den großen Ozeanen wichtige Untersuchungen gemacht worden ; aber bis vor kurzem waren im Nordatlantishen Ozean mit modernen Mitteln ausgeführte Untersuchungen doch ziemli \pärlich und hauptsählich auf den östlihen Teil dieses Meeres- gebiets beshränkt. Der Sommer 1910 hat indessen Wandel geschaffen. Das norwegische Forshungs\chif „Michael Sars“ hat unter Leitung von Sir John Murray und Dr. Johan Hjort eine große Unter- suhungsfahrt unternommen, wobei auch die zentralen und westlichen Teile des Nordatlantiks nach ganz modernen Methoden studiert wurden. Die Fahrt ging über die Kanarishen Infeln, die Azoren, die Sargassosee bis Neufundland und von da nah Irland zurück. Ziemlich gleichzeitig haben 1909 und 1910 auh die dänischen Crpeditionen mit dem „Thor“ unter Leitung von Dr. Johannes ©chmdti jehr wertvolle und ausgedehnte Untersuhungen im Mittel meer und im öôstlihen und nordöstlichen Teil des Nordatlantischen zeans ausgeführt. Zur Besprechung der wichtigsten ozeanographischen Probleme übergehend, die sih an den Nordatlantishen Ozean knüpfen erwähnte der Vorsißende zunächst das Verhältnis zwis{hen Mittel- meer und Atlantishem Ozean. Bekannt ist seit langem, daß in der Straße von Gibraltar in den oberen Meeres\chichten eine nah Osten in den tieferen eine nah Westen, also nach dem Ozean gerichtete Strömung besteht. Während der „Michael Sars"-Erpedition wurde etne große Nethe von Strommessungen in e in verschiedenen Tiefen angestellt, wobet sih ergab, daß beide Strömungen sehr stark mit den Gezeiten wechseln. Zuweilen war die obere sehr stark und tief, zu andern Zeiten ganz {chwach, während alsdann der Unterstrom Geschwindigkeiten bis über 4 Knoten in der Stunde zeigte. Die Grenze zwischen beiden Strömungen verschob sich auf- wärts und abwärts mit den Gezeiten; es wurden vertikale Verschiebungen von mehr als 100 m gefunden. FInteressant ist daß Professor Emil Witte vor 30 Jahren {on auf Grunt theoretisher Betrachtungen es ausgesprochen hat, daß solche vertikalen Schwankungen dort vorkommen müssen. Man hat früher so gut wie nihts von den Gezeitenströmungen im offenen Ozean gewußt. Yom Vortragenden find nun an Bord des „Michael Sars“ südli der Azoren, wo die Meerestiefe über 900 m betrug, eine große Menge genauer Sirommessungen ausgeführt worden. Es ergab ih hierbei unter anderen interessanten Tatsachen, daß die Gezeitenströme in allen Schichten der ganzen Wassermasse ganz erheblich waren. Selbst in 800 m Tiefe war der Strom zuweilen \o stark (etwa 20 cm in der Sekunde), daß kleine Schwimmkörper mitgeführt worden wären Man darf von folhen Unter suhungen wichtige Beiträge zur sung heute noch ungelöster, die Gezeiten betreffender Probleme erwarten. In den subtrovischen Gebieten westlich von den Kanarishen Inseln wurden mehrere Ver- suche angestellt zur Feststellung der Tiefe, bis zu der die ver schiedenen Lichtstrahlen eindringen fönnen. Mit einem neuen Photo meter bat der Vortragende gefunden, daß noch in 1000 m Tiefe eine ganz erheblihe Strahlenmenge vorkommt, doch aus\{ließlich Strahlen von dem violetten oder ultravioletten Teil des Spektrums. Fn 900 m waren ziemli viele blaue Strahlen vorhanden, aber keine roten, in dieser Tiefe konnten auch keine grünen Strahlen nach- gewiesen werden. In 100 m Tiefe unter der Oberfläche kamen fehr viele Strahlen von allen Tetlen des Spektrums vor. (Das Vor- handensein ultravtoletter Strahlen in fo großer Tiefe wurde ersichtlich von der Zuhörerschaft als eine große Ueberrashung empfunden, wit andererseits die Frage nahe lag, ob das Nichtvorhandensfein roter und grüner Strahlen in 500 m Tiefe bei der geringen Empfindlichkeit vieler Platten für rote Strahlen vielleiht von der mangelnden Not empfindlihkeit der benußten Platten herrührt, was für Grün ähnlich wahrscheinlih is, da die , besten orthochromatishen Platten auf bestimmte grüne Zonen fast vollständig versagen.) Dr. Hjort hat auf Grund seiner außerordentlih reihhaltigen Samm lungen von Fischen und anderen Organismen die vertikale und hori- zontale Verbreitung verschiedener Arten näher s\tudieren können. Es hat sih hierbei gezeigt, daß offenbar ein naher Zusammenhang zwischen der Strahlenintensität in vershiedenen Tiefen und dem Vor fommen der Organismen besteht. Dr. Hjort hat z. B. gefunden daß die Fische mit großen Augen und stark ent- wtickelten Leuchtorganen, von denen fo viele hochinteressante Arten auf der „Valdivia“-Expedition gefunden und \. Z. von Professor

der Straß} Str :

Brauer beschrieben worden sind, hauptsächlih in der mittleren Tiefe

leben, wo noh die violetten oder ultravioletten Strahlen in ziem- licher Menge vorhanden sind, aber im allgemeinen weder in den großen Tiefen, noch in den obersten Schichten. Von besonderem Interesse sind die neuen Untersuhungen über den Golfstrom. Die Beobachtungen von 1910 habe mehrere unerwartete Verhältnisse gezeigt, z. B. eine Teilung des Stroms weit südlich von der Neufundland-Bank dur einen Keil sehr kalten Wassers mit geringem Salzgehalt. An beiden Selten dieses Keils waren die Wassermassen sehr warm und von sehr hohem Salzgehalt. Das kalte Wasser bewegte \ih sÜds westwärts und somit „gegen“ den warmen Strom zu beiden Seiten. Gs fehlt indessen noch an Untersuchungen, um sicher feststellen zu können, ob ein solcher merkwürdiger Gegenstrom für gewöhnli die Wassers massen des Golfstromes spaltet oder ob die im Sommer 1910 beob- achteten Verhältnisse eine Ausnahme bildeten. Das Vorhandensein eines kalten Gegenstroms südwärts zwischen der amerikanishen Küste und dem warmen Golfstrom war ja schon seit lange bekannt. Diese Verhältnisse eingehender zu untersuchen, ist in jedem Falle von nicht zu untershäßender Wichtigkeit. Gemeinsam mit Professor Fridtjof Nanfen hat der Bortragende das gesamte, bedeutende Material durchgearbeitet, das der „Michael Sarz“ in früheren Jahren, zwishen 1900—1905, im Nordmeer gesammelt hat. Es hat sih hierbei gezeigt, daß der- jenige Zweig des Golfstromes, der längs der norwegishen Küste zum Nordmeer \trômt, großen jährlihen Schwankungen unterworfen ist. Im Mai jedes der 5 Jahre 1901 bis 1905 wurden Untersuchungen über die Menge und die Temperaturverhältnisse dieses Golfstromzweiges angestellt, wobei erwiesen wurde, daß die bydrographisheu Schwankungen analog waren einer Reihe von Élimatologischen und biologishen Schwankungen. Es fanden z. B. beide Forscher übereinstimmend, daß nach einer großen Wärme- menge des Golfstromes der Winter in Norwegen verhältnismäßig warm (wurde. War die Oberflähentemperatur des Stromes im Mai _boch, fo wurden die Erträge verschiedener Acker- hauerzeugnisse Im folgenden Herbst verhältnismäßig groß, und im folgenden Jahre war das Wachstum der norwegishen Föhre verhältnismäßig gut. Es wird indessen nötig sein, da diese Unter- suchungen ih nur auf 5 Jahre erstrecken, sie noch jahrelang weiter- zuführen, um die volle Ueberzeugung von der Richtigkeit der Zus sammenhänge zu gewinnen, namentlih dann, wenn diese Beobachtungen etwa zu Zwecken der Witterungsvorhersage Bedeutung erlangen sollen. Die vorläufigen Ergebnisse laden aber in hohem Grade zu weiteren Forshungen ein. In dieser Beziehung ist es nun auch interessant zu sehen, daß die Wassermassen zwischen Azoren und Nordamerika offenbar ganz ähnlichen großen Wärmeschwankungen unterworfen sind. Ver- gleicht man die älteren Beobachtungen des „Challenger“ mit den jüngsten des „Michael Sars*, so ergibt ih, daß die Wassermassen in jenem Gebiet des zeans im Junt 1873 um mehrere Grade wärmer waren als im Juni 1910, während die Temperaturen im Jahre 1876 den Temperaturen des Vorjahres vollkommen entsprahen. Die Aufgabe liegt nahe, künftig die Schwankungen im Nordatlantishen Ozean und in seinen Nebenmeeren genau zu \tudieren. Dr. Helland- Hansen hatte seinen mit großem Beifall gelohnten Bortrag durh treffliche Lichtbilder begleitet, etwa 40 an der Zahl, bier eingeschlossen die auf gleihe Art vermittelten Seekarten, welche z. B. die bon der Expedition des „Michael Sarz* eingeshlagenen Nouten den Lauf des Golfstromes 2c. zeigten, und viele graphishe Dar- stellungen, beispielsweise von dem zwischen 36,1 und 38 auf das Tausend shwankenden Salzgehalt des Meerwassers in verschiedenen Meeres- tiefen (Isohalinen) und von den Verschiedenheiten der Gezeiten (Iso- rachien). Mit ganz besonderem Interesse wurden indessen die Bilder- taseln, etwa 8 an der Zahl, betrachtet, welche die seltsamen, 3 bis 10 cm langen. Fische aus der Meerestiefe mit ihren merkwürdigen Seh- und Leuchtorganen vor Augen führten, sowte die geschickte Art, wie diese Fische unter genauer Sicherung der Meerestiefen, aus denen sie stammen gefangen werden. Man gewann den Eindruck, und der Vorsitzende gab am Schluß dieser Meinung warmen- Ausdruck, daß an Bord des niht zu den großen Seeschiffen gehörigen Schiffes „Michael Sars" in täglicher, unermüdliher Arbeit ein wissenshaftliher Betrieb in regelmäßzigem Gange gewesen ist, dessen Leistungen und Ergebnisse höchste Anerkennung verdienen.

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__Die Generalverwaltung der Königlihen Museen in Berlin hat eine neue (14.) Auflage des Führers durch die Altertums- sammlungen des Alten und des Neuen Museums beraus-

vonoho io 1m Mor n Ann A »i O é N »y lt to F gegeben, die ifn Verlag von Georg Neimer in Berlin (Preis 50 „) er- Ichienen 1st.

Das statistishe Seminar der Universität München wird, wie die „Umschau“ mitteilt, zu einem Seminar für Statistik und Bersicherungswesen erweitert; ebenso wird an der Universität

ngen in Verbindung mit dem staatswissenschaftlihen Seminar minar für Versicherungs8wesen errichtet. :

3er Erla ein S

r von der italienischen Regierung eingeseßte Leonardo da i-Aus\chuß hat, der „Köln. Ztg.“ zufolge, unter dem Vorsitz

3 Blaserna sich in diesen Tagen zum ersten Male ver- d Beschlüsse über die geshäftlihen Grundlagen der vowx beforgenden Staatsausgabe der Werke des großen gear.

sammelt und thm zu Meisters der Nenaifsance

1 Courier“ mitgeteilt wird, hat der Schweizer

| and Hodler von der Stadt Hannover den Auftrag »vr li H 114 x ck10 M l A pi io 0 : erl alten, für das neu e Kathaus ein siebzehn Meter langes «Want gemalde zu malen, das den Beitritt der Stadt Hannover zur Heformation darstellen foll.

Nis t 2 : XWie dem „VQannov. F L

Maler Ferdin

Verkehrswesen.

__Im Neichspostgebiet is die Zahl der Kontoinhaber im Postsheckverkehr Ende Januar 1911 auf 51 500 gestiegen. (Zu- gang im Monat Januar allein rund 1640.) Auf diesen Postsheck- konten wurden im Januar gebucht 965 Millionen Mark Gut- schriften. und 962 Millionen Mark Lastschriften. Das Gesamtguthaben der Kontoinhaber betrug Ende Januar 97 Millionen Mark ibr durhsnittliches Gesamtguthaben während des\elben Monats 1101 Millionen Mark. Im Berkehr der Neichspostsheckämter mit dem Postsparkassenamt in der Postsparkasse in Budapest, den \{chweizerishen Postsheckbureaus und der seit 1. November 1910 an diesem Verkehr mit teilnehmenden belgischen Postverwaltung wurden fast 5 Millionen Mark umgeseßt, und zwar auf 2200 Uebertragungen in der Richtung nah und auf lebertragungen in der Richtung aus dem Auslande. /

I Wien,

_In Dodoma (Deutsh-Ostafrika) an r Zentralbahn ift am 1. Januar eine Postagentur eingerihtet worden. Die Tätigkeit der neuen Postanstalt erstreckt sich auf die Annahme und Ausgabe von gewöhnlichen und eingeschriebenen Briefsendungen, die Annahme und Auszahlung von Postanweisungen im Verkehr innerhalb des Schutz- gebiets und mit Deutschland, die Wahrnehmung des Paketdienstes innerhalb des Schutzgebiets sowie auf die Wahrnehmung des Nach- nahmedienstes :

a. bei Sendungen aus Deutschland,

b. im inneren Verkehr des Schußzgebiets bei Sendungen, die

von den Küstenpostanstalten herrühren.

Theater und Musik.

Im Königltihen Opernhause findet morgen, Sonnta eine Wiederholung der „Königskinder*" in der bekannten Beseßung mik den Damen Artôt-de Padilla, Goetze, den Herren Kirhhoff, Brons- geest u. a. statt. _ Montag geht „Zar und Zimmermann“ von Lorßing in Szene. Herr Flaschner vom Stadttheater in Riga singt als Gast den van Bett. Die Damen Dietrih und von Scheele« Müller, die Herren Bronsgeest, Lieban, Sommer, von S{hwind und Krasa sind in den übrigen größeren Aufgaben beschäftigt.