1891 / 55 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 04 Mar 1891 18:00:01 GMT) scan diff

En Aas R R G l egi At a

„Aus Anlaß Meines bevorstebenden 70. Geburtéfesies finde Fd Mich bewogen, dem 1. Feld-Artillerie-Regimert, defsen Inhaber zu sein Ib Mich schon mehr als ein halbes Jahrhundert erfreue, eine besondere Ehrung dadur zuzuwenden, daß diescs Regiment auf den Sculterblätterin künftighin statt der Nummer Mtinen Namentzug mwit einer Krone über demselben tragen foll. Dieser Namerszug neb Krone is auf den Cpauleiten und Achselstücken der Offiziere in Gold, bei den Awufelklappen der Mannschaften aus gelbwoüener Plattschnur zu fertigen und hat hierfür bciliegende Zeichnung als Muster zu gelten. Hierra ift das Weitere zu verfügen, und" zwar derart, daß die genannte Auszeinung zum ersten Mal bei der Kinchenparade an Meinem Seburtsfesle ge- tragen werden kann.

Münwen, den 25. Januar 1891. :

Luitpold, Prinz von Bayern.“

Württemberg. Stuttgart, 3. März. Beide Kammern find, wig

„W. T. B.“ meldet, auf den 10. d. M. einberufen worden.

Sachsen-Weimar-Eisenach.

Weimar, 3. März. Unter den Vorlagen von größerer Bedeutung, die dem Landtag alsbald nah seiner Eröffnung am 5. d. M. zugehen werden, befindet sih der „Th. C.“ zufolge ein Ministerialdekret, daß den Staatsdienern und ständigen Hülfgarbeitern, deren gesammtes Diensteinkommen einshließlih der ständigen Nebenbezüge 2500 f nicht übersteigt, für jedes der beiden Jahre 1891 und 1892 eine einmalige Theuerungszulage von 5 Proz. des Baareinkommens gewährt werden sol. Der dazu erforderli%e Geldbetrag beläuft fich auf 54 000 M. jährlich. Ein weiteres Ministerialdckret bean- tragt für die Jahre 1891 und 1892 den Volksschullehrern, die provisorisch angestellt sind, eine einmalige Besoldungs- zulage von 50 é, den festangestellten Lehrern, soweit sie nit ein Gehalt von über 2550 M beziehen, eine solhe von 65 F. zu gewähren. Der dazu vorgesehene Betrag beziffert sich auf 4200046 jährlih. Ein drittes Ministerialdekret endlich bezieht sih auf die Entschädigung der durch das Hochwasser im Herbst v. J. angerich- teten Schäden. Danach beantragt die Regierung die Bewilligung einer Summe von 140000 /( Davon find 90000 M bestimmt zur Unterstüßung an die bedürftigen Eigenthümer zerstörter und beshädigter Gebäude im Saalthal, 5000 M desgleihen im Hörsel- und Werrathal, 6000 f zur Unter- stüßung an bedürftige Besißer beschädigter Handelsgärtnereien, 10 000 # zur Wiederherstellung beshädigter Sculhäuser 9000 e zur Unterstüßung bedürftiger Gemeinden, 20 000 M für Vorarbeiten zu einer Regulirung der Hörsel.

Gestern Nachmittag fand die Beerdigung des am 27. Fe- bruar verstorbenen Vize: Admirals Heusner statt. Zu der Feierlihkeit waren eingetroffen in Vertretung Sr. König- lihen Hoheit des Prinzen Heinrich von Preußen der persönliche Adjutant desselben Kapitän-Lieutenant von Basse, ferner der Direktor der Admiralität, Admiral Köster sowie Korvetten-Kapitän Schmidt. Von hier nahmen Theil die Admiräle z. D. Batsh und von Leblanc sowie Kapitän z. D. Junge. Die hiesige Garnison gab nah Schluß der feierlichen Handlung die Ehrensalve ab.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 4. März. JZhre Kaiserlihe und Königliche Hoheit die Kronprinzessin-Wittwe Erzherzogin Stephanie traf vorgestern Nachmittags zu längerem Aufenthalt in Bozen ein und wurde daselbst von Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Erzherzog Ern st empfangen.

In Prag kam es vorgestern, als am Nachmittag die Wahlsiege der Jungezehen bekannt wurden, zu Demonstra- tionen. An 2000 Menschen drängten fich dec „Presse“ zufolge durch die Mariengasse zu den Lokalitäten der „Nar. List“, Als Herold und Kutschera herankamen, brach die Menge in stürmisches Slavageschrei aus. Jm Haufe der „Narodni“ wurden die Fenster ausgehoben und durch dieselben Massen von Extrablättern hinausgeschleudert, welche die Vordermänner an die Hintermänner abgaben, so daß die ganze Straße von Blättern wie besäet war. Als das Gedränge gefahrdrohend wurde, sperrte ein Polizei-Kommissar mit zehn Wahmänuern die Straße ab, worauf mühselig die Räumung derselben er- folgte. Demonstrationen vor der Redaktion des altczechischen „Hlas Naroda“ veranlaßten abermals das Eingreifen der Polizeiwache. Die Straße, in welcher Rieger wohnt, wurde polizeilich bewacht. :

Bei den gestrigen Reichsrathswahlen wählten die Landgemeinden Schlesiens, wie „W. T. B.“ berichtet, drei Abgeordnete. Ja Troppau unterlag der bisherige Abg. Antisemit Türk gegenüber dem konservativen Baron Ro! sberg mit 141 gegen 117 Stimmen; 1n _Freuden- thal wurde der Antisemit Kaisec wiedergewählt, in Teschen der Pole Peter Swiezy. Somit verloren die Antisemiten in Schlesien einen Sig. Jn den Landgemein- den von Krain wurden die bisherigen vier national- konservativen Vertreter (Mitglieder des Hohenwartklubs) wiedergewählt und ein weiterer Nationalkonservativer neu- aewählt. Unter den Wiedergewählten befindet si der Vertreter von Laibach Graf Hohenwart.

Der Platzkommandant sowie die_ Beamten von Spalato machten gestern mit den Offizieren und Kadetten des deutshen Schulgeschwaders einen Ausflug nah Sebenico, wo sich die Offiziere des dôster- reihishen Schulschiffes „Schwarzenberg“ und die dortigen Beamten den Ausflüglern anschlossen. Die Gesellschaft be- suchte Scardona und die Wassersälle der Kerka. Hierauf fand ein Diner in Sebenico statt, bei dem mehrere Toaste ausgebracht wurden. Abends erfolgte die Rückkehr nach Spalato.

In einer gestern in Budapest abgehaltenen Kon- ferenz der ungarischen liberalen Partei skizzirte der Minister-Präsident Graf Szapary die Beantwortung der Fnterpellation, betreffend die Aktion der Mächte wegen der in Bulgarien ih aufhaltenden Nihilisten. Da in Folge strenger Maßnahmen in Jtalien und der Schzweiz die Nihilisten Bulgarien aufzusuchen be- gonnen hätten, habe der Minister des Auswärtigen Graf Kálnoky die Aufmerksamkeit des österreichish-ungarischen Ge- \chäfteträgers in Sofia auf diese Thatsache gelenkt, welcher seinerseits die bulgarishe Regierung davon in Kenntniß esezt habe. Dieselbe habe vecsprochen, alle erforderlichen

aßnahmen zu treffen; das sei Alles, was geschehen sei.

Großbritannien und Jrland.

Jhre Majestäten die Königin Victoria und die Kaiserin Friedrich sind gestern Mittag im Buckingham- Palast zu London eingetroffen, um dort einen Damen- empfang abzuhalten. Die Königin hatte der Koiserin Friedrich die r chte Seite des Wagens eingeräumt. Die Allerhöchsten Herrschaften wurden auf den Straßen sowohl wie vor dem E von der zahlreih versammelten Menge ehrsur{chtsvoll egrüßt.

x Im Unterhause beantragte Stansfeld gestern eine Re- solution, wona bei den Parlamentswahlen Niemand in mehr als einem Wahlkreise stimmberechtigt sein soll. Das Haus lehnte den Antrag jedoch mit 291 gegen 189 Stimmen ab. Nitchie haite den Antraa bekämpft, weil derselbe eine Wahlreform bezwecke, und die Regierung ihr legislatorisches Programm nit dur eine so große Frage unterbrehen wolle.

Bei der Berathung des Marine-Etats in der Montags- sißung des Unterhauses beantragte Admiral Sir J. Colomb, dem Etat künftighin Ausweise über die Stärke der Marine- und der Kauffahrteiflotte und des Tonnen- gebaits der legteren beizufügen. Sir W. Harcourt zog den alarmistishen Ton des Antragstellers ins Lächerliche: führe England einen Krieg mit einer Großmacht, so könne der englishe Handel von neutra’en Schiffen besorgt werden. Die e: glishe Flotte müsse wohl stark genug sein, um die Ueberlegenbeit Englands zur See aufreht zu erhalten und die britishen Besißungen zu {hüßen, eine Marine aber zu schaffen, wle den gesammten englischen Handel shüßen könne, sei ein Ding der Unmöglichkeit. Morgan unterstüßte den Colomb’schen An'rag: die Ausweise würden Beruhigung im Parlament und im Lande erwecken. Nachdem der Marine- Minister Lord Georae Hamilton versprochen hatte, die gewünschten Mittheilungen dem Hause vorzulegen, freilich nicht in der vorgeschlagenen Form, wurde der Antrag ohne Abstimmung abgelehnt.

Das deutiche Panzerschiff „Oldenburg“ hat dem „W. T. B.“ zufolge am Dienstag Portsmouth verlassen, um den Kapitän von Wietersheim, der vom Besuch bei der Köniain zurückehrte, aufzunehmen und alsdann nach Wil- helmshaven weiterzufahren. Während der Anwesenheit des Schiffes fanden fast allabendlih Festlihkeiten an Bord oder auf dem Lande statt. Vize-Admiral Freiherr von der Goltz hat während seiner Anwesenheit in Portsmouth das Matrosenheim besuht, wo sämmtliche Deutsche eine freund- liche Aufnahme finden. Die beiden Kabinen, welhen an- läßlih des von Sr. Majestät dem Kaiser Wilhelm dem Jn- stitut gematen Geschenks die Namen „Wilhelm“ und „Hohenzollern“ beigelegt wurden, besihtigte der Vize- Admiral besonders eingehend.

Der Großfürst-Thronfolger von Rußland ist am 2, d. V2. Mittags in Singapore eingetroffen. Der Gouver- neur Sir Cecil Clementi Smith bewillkommnete ihn an Bord des russischen Kriegsschiffes.

Aus Rangun (Birma) vom 2. März wird dem „R. B.“ weiter berichtet :

Am 27. Februar wurde Pinlebu von der berittenen Polizei be- setzt, Als der Tsawrbwa von dem britischen Vormarsch hörte, ver- brannte cr den Verhau, welchen er errichtet hatte, und floh in nörd- liher Richtung, verfolgt von ciner Abtheilung berittener Infanterie und Polizei unter dem Kommando von Kapitän Keary. Der Brigade- General Wolseley wird beute in Pil Pinlebu ankommen und morgen einen Durbar abhalten, bei welchem er alle Lokaibehörden, welche f Treimillig ergeken, in ihren Funktionen bestätigen wird. Die B:wohner déx Dörfer liefern die Wasen ab, mit welwen fie noch vecseben waren. Der Gesundheitszustand der Truppen ift un- geachtet ihrer be'chwerlien Märsche über die Berge ausgezeicnet.

Térankreich.

Paris, 4. März. Die in der gestrigen Nr. d. Bl. kurz erwähnte Aeußerung der „Liberté“ über die Vorgänge der leßten Woche lautet nah der „Nat. - Ztg.“ folgender- maßen:

„Die geräuschvolle Initiative, welche die Patriotenliga allzu häufig ergreift, ist ein Schimpf für die Würde der ge- sammten Pariser Bevölkerung. Man möcte meinen, obne dtiese Trompetenitöße würde das nationale Bewußisein ein- \{lummern. Nichts ist falsher. Die wahren Patrioten sind nicht die, melche ihre Kräfte in eitlem Treiben vecgeuven, sondecn die welche ic enthalten, internatioraïe VerwiFelungen derbeizuführen. Wie erklärt man es sih aber, daß die Patriotentiga noch eine ofene Rolle spielen darf, wie dics in den legten Tagen der Fall war? Wir glaubten do, sie wäre gefetzlich aufgelöst worden und damit follie ibr jede öFentlite Kundacbung untersagt bieiben. Statt dessen be- steht sie fort, fie hält Versammlungen, sie treibt ihr Wesen, und man möhte glauben, Niemand dähte daran, es ihr zu webren. Man wird sehen, wohin diese Duldung noch führt. Eines s{öônen Tages wird die Liza, duc fo viel Largmuth aufgemuntert, trgend einen gefährlichen Zwischenfall herbeiführen, und es wird zu spät fein, um tas Uebel zu verhüten Ist eine solhe Haitung derec würdig, die am Ruder stehen? Gestern gab main dem Geschrei einiger Bescssener anläßlih des „Thermidor“ na; heute shweigt man zu den Kundgebungen der „Patrioten“. Jst das regieren ? Heißt man das Octnung und Geseg vertheidigen? Da, wo die cberste Bebö.de obnmächtig schcint, muß die Presse die öffenilihe Meinang auffläres. Wir werden niemals zugeben, daß eine Handvoll Gewalt- ¡hâtiger si ter friedfertigen und weisen Mekrheit aufidränge und ih anmaße, die innere und äußere Politik unseres Landes zu leiten.“

Der Senat nahm in seiner vorgestrigen Sißung die Interpellation über Algerien wieder auf. Mauguin vertheidigte, wie der „K. Ztg berichtet wird, die Kolonisten, Coupenne den General - Gouverneur. Der Minister des Jnnern Con stans sprach für die Verwaltung und {loß mit der Erklärung, daß die Regierung sih freuen werde, wenn der Senat eine Anzahl seiner Mitglieder auswähle, um die algerishe Frage eingehend zu untersuhen. Nach längerer Berathung vertagte sih der Senat auf gestern.

In der Deputirtenkammer hat gestern, wie „W. T. B.“ meldet, der Berichterstatter der Zollkommission Méline seinen Generalberiht eingebraht, Nach der Vertheilung desselben wird Méline beantragen, daß die Kammer den Tag für die Berathung festseze. Die Kammer ging sodann zur Berathung des Zuckersieuergeseßes über und genehmigte die Artikel 1 bis 3 der Vorlage über die Besteuerung des Zuckers mit einem neuen, von dem Deputirten Graux beantragten Zusaßartike.l, demzufolge etwaige Abänderungen an dem Zudcergeseße erst ein Fahr näch der Einführung des gegenwärtigen Geseßes in Kraft treten können,

Die Budgetkommission der Deputirtenka mmer beshloß, in das Budget für 1891 einen Kredit von 3 Millionen einzustellen, um den Ausfall zu decken, welcher dadurch entsteht, daß den durch die strenge Winterkälte heim- gesuhten kleinen Landleuten ein Nachlaß an der Grundsteuer bewilligt wird.

Wie verlautet, wird sich die Kammer demnächst noch- mals mit der Frage der Rennwetten beschäftizen, da eine große Anzahl von Deputirten, welche über die Konsequenzen des Kammervotums Betreffs des Rennweitgeseßes beun- ruhigt sind, eine neuerlihe Berathung der Angelegen- heit verlangen wolle. Andererseits sol die Regierung entsh'ossen sein, eventuell die Wettrennen aufzuheben, falls. in Folge der am nähjten Sonntag in Krast tretenden Maß- nahmen gegen die Rennwetten Unordnungen entitehen follten. Nach einer hier eingetroffenen Verfügung find mit dem Orient-Expreßzug Reisende mit direkten Billets Paris— München an der Grenze von Elsaß-Lothringen von dem Paßzwange befreit.

Rußland und Polen.

Eine französishe Militärkommission besuchte

dem „W. T. B.“ zufolge am Montag Kronstadt und be- sihtigte verschiedene Marineinstitute, Werkstätten und die Hasenanlagen. Alsdann wurde im Marineklub ein Frühstück eingenommen.

Ftalien.

Prinz Napoleon is, wie man der „Madbg. Ztg.“ aus

Nom berichtet, an der rechten Seite gelähmt. Die Ecnährung ist ungenügend. Man befürchtet einen tödtlihen Ausgang. Der König habe den Befehl ertheilt, den Prinzen nah dem Königlichen Palast zu schaffen.

Sechzig piemontesishe Abgeordnete, welche bisher Crispi unterstüßten, beschlossen in einer am Montag abge- haltenen Versammlung, dem Ministerium Rudini ihr Ver- trauen auszudrüdcken.

Der Papst wohnte gestern, am Jahrestage seiner Krönung, in der Sixtinischen Kapelle einer vom Kardinal Melchers celebrirten Messe bei; auch die Kardinäle und da& diplomatische Corps waren zugegen.

Svarnien.

Zum Präsidenten der Kammer ist gestern der Marquis Pidal y Mon mit 223 von 280 Stimmen gewählt worden. Portugal.

Der König hat, wie der „Mgdb. Ztg.“ aus Lissabon gemeldet wird, einen Militäraus schu þ eingeseßt Behufs Entlassung sämmilichec Offiziere, welche republikanish ge- finnt sind. Die Kriegsgerichte werden den ganzen Monat März hindurch ihre Thätigkeit fortseßen.

Velgieu.

In der gestrigen Sizung der Deputirtenkammer er- klärte der Ackerbau-Minister: Angesichts der von der fran- zösischen Tacifkommission au3gearbeiteten neuen Schutzoll- Tarife wäre es nicht angezeigt, neue Unterhandlungen mit Frankrei anzuknüpfen; man dürfe auch nicht etwa an Nepressalien denken; der Freihandel werde vielmehr immer Geseg in Belgien bleiben. Belgien werde anderwärts den Absatz für seine Erzeugnisse suchen, den die Vershließung des französishen Marktes ihm entziehe.

Am Montag Abend fand, wie der „Köln. Zig.“ berichtet wird, in Brüssel ein vom sfozialistishen Nahwuhs ver- anstalteter Umzug statt, als Kundgebung gegen die be- stehende Heeres ordnung. Zahlreiche junge Leute der heuri- gen Milizklasse machten den Umzug mit. Vor dem Abmarsch hielt der Sozialistenführer Volders vor dem Volksheim eine Rede, worin er die Stellvertretung geißelte und die künftigen Soldaten aufforderte, ihren sozialistischen Grundsäßen treu zu bleiben. Er tadelte ferner das Kriegsbudget, w?lches 55 Millionen, während das Arbeits- budget dagegen Null betrage. Dieser Rede entsprachen auch die umhergetragenen Jnschriften. Nah beendigtem Umzuge sangen die Kundgebenden vor dem Volksheim dié Carmagnole und dergl. Ja Gent fanden am Montag Nbend vier radikal-sozialistische Versammlungen zu Gunsten des allgemeinen Stimmrechts statt. Da die Sozialisten die Absicht kundgegeben hatten, nah den Ver- sammlungen einen Umzug nah dem Gebäude der Provinzial- regierung zu veranstalten, und Morgens Tausende von Flugblättern, mit einem Todtenkopf versehen, vertheilt worden waren, worin zum Aufstande aufgefordert und die Hoffnung geäußert wurde, das Volk würde Abends auf den Barrikaden erscheinen, hatte der Bürgermeister die Umzüge untersagt und Behufs Wahrung des Verbots die Spezial- corps der Bürgerwehr aufgeboten. Alles verlief jedoch ruhig.

Serbien.

Belgrad, 3. März. Die Skupschtina hat, nah einer Meldung des „W. T. B,“ gestern in geheimer Sißung mit allen gegen 10 Stimmen in die Auslieferung des aus dem radikalen Klub ausgestoßenen Stanojewitsch an die Gerichte gewilligt. Derselbe hatte einen revolutionären Auf- ruf veröffentlicht.

Vulgarien.

Sofia, 3. März. Zur Feier des Jahrestages der Befreiung Bulgariens und der Unterzeihnung des Friedensvertrages mit Serbien fand gestern im Dom ein Tedeum statt, welhem der Prinz Ferdinand sowie jämmtlihe Minister beiwohnten. Ferdinand eine Revue über die Truppen der Garnison ab. Zahlreiche Gebäude hatten geflaggt.

Schweden und Norwegen.

(F) Stockholm, 1. März. Der Präsid. nt der Ersten Kammer Graf Lagerbjelke hat aus Gesundheitsrücksichten den König um seine Entlassung aus dieser Stellung ersucht. Die Erste Kammer beauftragte gestern einstimmig ihren Vize- Präsidenten, dem Grafen Lagerbjelke das Bedauern der Kammer über seinen Rüdtritt auszusprehen und ihm für seine lang- jährige Wirksamkeit als Präsident zu danken. :

Die Regierung hat dem Reichstage Gescyentwür fe, betreffend die Versicherung gegen Unglücksfälle während der Arbeit, wegen Errihtung von Kranken- kassen und wegen Errichtung einer Reihs-Versicherungs- anstalt, vorgelegt. Beide Kammern beschlossen die Ver- weisung dieser Geseßentwürfe an einen besonderen Ausschuß.

Der Konstitutionsausshuß hat dem Antrage des Abg. Bosson Olsson zugestimmt, daß den Kammern das Recht verliehen werde, ihre Präsidenten selbst zu wählen. Der Staatsaus\huß hat sich wegen des Antrages der Re- gierung, betreffend cine neue Organisation des Kommerzkollegiums, nicht einigen können, hat aber die agen, Errichtung eines Landwirthschaftsraths ab- gelehnt.

Hierauf hielt der Prinz.

Der Abg. ‘Professor Boëihius hat in der Zweiten Kammer einen Antrag eingebracht, betreffend eine Revision der Unionsafkte zwishen Schweden und Norwegen. Der Antragsteller befürwortet, daß ein neuer ernsthaster Versuch

emacht werde, um mit einem SWlaae alle Veranlassungen zu Mißhelligkeiten zwischen den beiden Völkern zu entfernen, die ihren Grund in der mangelbaften Art und Weise hätten, wie die Unionsverhältnisse in konstitutioneller Hinsicht geordnet seien. Um den Hauptzweck der Union, die gemeinschaftliche Ver- theidigung, zu sichern, müsse sich Schweden bezüglich der Frage wegen der Theilnahme Norwegens an der gemeinscha ft- lihen Behandlung der diplomatischen Angel? gen- heiten so weit als möglich nachgiebig erweisen. Der Antrag- steller beantragt deshalb, daß der Reichstag den König um Maßnahmen bezüglih einer Revision der Neichsakte erjuche, daß diese Revision auf eine Ordnung der konstitutionellen Verhältnisse zwishen den beiden Reichen abziele, welche während des Bestehens der Union Gegenstand ernühafterer Zwistigkeiten gewesen sind, wie die Frage wegen der Orga- nisation und des Wirkungskreises des zufsammengeseßten (\hwedish-norwegishen) Staatsraths, wegen der Form der Behandlung der diplomatishen Angelegenheiten, wegen Be- jtimmungen über die gemeinschaftlihe Vertheidigung sowi2 wegen der Stellung der Reichsakte zu den besonderen Ver- fassungen der beiden Reiche.

Amerika.

Vereinigte Staaten. Der Senat hat die Post- Subventions-Bill in der Fassung, wie sie vom Reprä- sentantenhause an ihn gelangt war, mit 37 gegen 33 Stimmen angenommen. Senator Manderson (Nebraska) wurde zum zeitweiligen Präsidenten des Senats ernannt an Stelle des Senators Jngalls, welcher bei der legten Wahl in Kansas unterlegen war.

Die Bill zum Schutze des geistigen Eigenthums befindet sih jeßt vor den Konferenzausshüssen, und es werden lebhafte Anstrengungen gemacht, ihre Annahme noch vor der Vertagung des Kongresses durchzuseßzen. Wahrscheinlih werden die Mitglieder des Konferenzaus\husses die Senatsvorlage mit einigen Amendements hinsihtlih von Lithographien und ähnlichen Erzeugnissen annehmen. Der jetzige Kon greß endet Mittwoch Mittag.

Afrika.

Sansibar. Tippu Tipp soll, einer Meldung des „R. B.“ zufolge, in Ugogo eingetroffen und {wer krank sein. George Mackenzie, Direktor der Englisch - Ost- afrikanischen Gesellschaft, ist in Sansibar angekommen.

Barlamentarische Nachrichten.

Jn der heutigen (80.) Sißung des Reichstages, welchec der Staatssekretär Dr. von Boetticher, der Prä- sident des Reichs: Eisenbahnamts Dr. Schulz, fowie mehrere andere Bundesbevollmächtigte beiwohnten, stand auf der Tagesordnung die zweite Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Feststellung des Reichshaushalts-Etats für das Etatsjahr 1891/92 und zwar zunächst des Spezial-Etats der Verwaltung der Eisenbahnen.

_ Die Budgetkommission s{chlägt durch ihren Bericht- erstatter, den Abg. Dr. Hammacher, vor, Kapitel 4, fortdauernde Ausgaben und zwar A. Centralverwaltung (Titel 1—12), B, Betriebsverwaltung (Titel 13—24), mit den bei den einzelnen Titeln in Ansaß gebrachten Summen und unter den gebrauhten Bezeichnungen un- veründert zu bewilligen. Zum Titel 25: „Für Er- neuerung und Ergänzung der übrigen Bahnanlagen“ beantragt sie, die Summe aus Titel 11 des Kapitels 15 der einmaligen Ausgaben im Betrage von 100000 # der in Ansaß gebrahten Summe vox 684 800 6 hinzuzuseßen, mithin hier 784 800 M zu bewilligen.

Abg. Broemel beschwerte fich über die mangel- hafte Ausnuzung des Betriebsmaterials bei den Reich2- Eisenbahnen und das geringe Entgegenkommen der Eisen- bahnverwaltung in der Reform der Personentarife. Neuerdings seien zwar von Preußen und anderen deut- hen Staaten dankenswerthe Ermäßigungen in Ausficht genommen worden, indessen beziehe si diese Ermäßigung nur auf die Personenzüge; bei den Schnellzügen habe die 111, Klasse nur einen geringen Vortheil, die 1. und ITL, Klasse sogar einen Nachtheil. Eine wirklihe Reform der Perjonentarife müsse größere Verbilligungen zur Folge haben, und die Reichs-Eisenbahnverwaltung sei bei dem ziemlih eng umgrenzten Komplex ihrer Eisenbahnen am Ersten im Stande, eine solhe Reform durchzuführen.

Der Referent Abg. Dr. Hammacher theilte mit, daß die verbündeten Regierungen in dec Kommission erklärt hätten, daß Verhandlungen darüber \{hwebten, ob die für Preußen beabsichtigten Tarissäße auch für Elsaß-Lothringen einzuführen seien ; dabei werde aber politish zu berüdcksichtigen sein, welchen Einfluß ein so verbilligter Tarif auf die Verkehrsverhältnisse der benahbarten bayerishen und württembergishen Staats- bahnen haben werde. :

Geheimer Regierungs-Rath Wackerzapp fügte hinzu, daß er über diese Mittheilungen nicht hinausgehen könne. Er wisse niht, welhen weiteren Verlauf jene Verhandlungen nehmen würden.

Abg. Dr. Krause sprach sich unter Hinweis auf das Beispiel Ungarns ebenfalls für billigere Tarise aus.

Jnzwischen war vom Abg. Broemel folgender Antrag eingegangen :

Den Herrn Reichskanzler zu ersuhen, dahin ¿u wirken, daß bei der in Auésichi genommenen Reform der Personen- und Gepäck- tarife bei den Eisenbahnen in Elsaß-Lothringen eine durchgreifende Ermäßigung der Tarifsäße und eine Vereinfahung des Tarifsystems unter Aus\chluß jeder Erhöhung der bestehenden Säye herbei- geführt werde. i :

Abg. Hug wies auf die finanzielle Bedrängniß der süd- deutschen Eisenbahnen hin, auf welhe bei dem neuen Tarif Bicinas Rücksicht genommen werden müsse. (Schluß des

attes.

In der heutigen (48.) Sißung des Hauses der Ab- geordneten, welcher der Minister des Jnnern Herrfurth und der Finanz-Minister Dr. Miquel bewohnten, wurde die dritte Berathung des Entwurfs eines Einkommen- C ebes fortgeseßt und in die Spezialdiskussion ein-

n,

Die drei ersten Absäße des §8, 1 wurden ohne Debatte

angenommen.

Zu Absaz 4, welcher von der Besteuerung der Aktien- gesellshaften u. s. w. handelt, und mit dem die Berathung des 8. 16 verbunden wurde, E das steuerpflihtige Ein- kommen dieser Gesellshasten behandelt, verbunden wurde, lagen Anträge der Abgg. Freiherr von Zedliß, Metzner, Schlabiß und von Bandemer vor.

Die Abgg. Metzner und Schlabiß begründeten ihre Anträge.

_ Geheimer Finanz- Rath Wallach widersprach diefen beiden bezüglih der Konsumvereine gestellten Anträgen, hielt aber den Antrag Schlabiz mit dem Amendement von Bandemer für annehmbar.

Die Abgg. Freiherr von Zedliß und von Jagow legten die Gründe für ihre Anträge dar, während die Abgg. Simon und Dr. Friedberg für die Aufrechterhaltung der Beschlüsse zweiter Lesung eintraten.

Der Abg. Dr. Arendt spra für den Antrag von Jagow.

Regierungskommissar, General-Steuer-Direktor Burghart bezeichnete eine rihtige Lösung der Frage der Besteuerung der Aktiengesellschaften für schwierig und hielt au den Antrag von Zedliß nicht für einen Vorschlag, der allgemein befriedige. Die Absicht einer Doppelbesteuerung habe der Regierung bei ihrer Vorlage fern gelegen.

Geheimer Finanz-Rath Wallach erklärte, daß die Ge- hälter und Tantièmen der Direktoren und Aufsichtsräthe bei dem Einkommen der Aktiengesellschaften niht angerechnet würden.

Bezüglich der Konsumvereine gelangte unter Ablehnung des Antrages Metzner der Antrag Schlabiyß mit dem Amende- ment von Bandemer zur Annahme. Bezüglih der Aktien- gesellshaften wurde der Antrag von Fagow mit 184 gegen 160 Stimmen angenommen. (Schluß des Blattes.)

Der Bericht der XI. Kommission des Reichstages über den derselben zur Vorberathung überwiesenen Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Abänderung des Patent- gesetzes, liegt nunmehr im Druck fertiggestellt vor. i

Im 2. Meiningenschen Wahlkreise (Saalfeld- Sonneberg) is bei der stattgehabten Stichwahl der Senator Dr, Friedrich Witte in Rostock, deutsch-freisinnig, mit 8754 Stimmen zum Mitgliede des Reichstages gewählt worden. Der Schneidermeister Paul Reißhaus in Erfurt, Sozial- demokrat, erhielt 7650 Stimmen.

Der Centralvorstand der nationalliberalen Partei hat folgende Erklärung veröffentlicht:

Hr. Amtsrichter Kulemaan in Braunschweig, ein früheres, wegen seiner Kenntniß und Arbeitsïfraft ge\{häßtes Mitglied der nationalliberalen Reichstaasfraktion, der sih aber jeßt niht mehr im Besiß eines parlamentarishen Vandats befindet, hat in einer Erklä- runz, abgedruckt in der „Brauns@w?igishen Landeszeitung“ vom 24. Februar 1891, ausgeführt, daß er bei seiner Thätigkeit während des jüngsten Wahlkampfes im Reichttagéewahlkreise Bochum nicht nur mit der Möglichkeit, dadur eine Trennung der „Grubenbesitzer“ von der nationalliberalen Partei herbeizuführen, gerechnet habe, sondern daß er diese Trennung „als ein nothwendiges, ja in gewissem Sinne als ein erfreulihes Creigniß ansehe“. QDemgegenüber stellen wir zunächst fest, daß Hr. Amtsrichter Kulemann zu einer Thätigkeit in diesem Sinne weder durch den Centralvorstand, noch durch irgend eine andere autoritative Stelle der nationalliberalen Partei ermäctigt oder veranlaßt war. Gbenjo wenig können wir ihm das Recht einräumen, darüber zu entscheiden, ob eine Beoölkerungsgruppe von der national- liberalen Partei zu trennen ist, oder niht. Die Grubenbesiger in Westfalen gehören politis verschiedenen Parteien an, und die Voraus- setzung ift ebenso bedauerlih als thatsächlich ungerechtfertigt, daß diez- selben aus ihren Berufsinteressen heraus ihre politishe Stellung ein- nebmen. Die deutshe Bergwerks-Indufstrie hat es {hon längst in der Erfüllung sozialer Aufgaben, fowie neuerdings bei der Dur{führung der fsozialpolitishen Gejeßgebung an Eifer und Opferwilligkeit nicht fehlen lassen, und es liegt kcinerlei Grund vor, unter diesem Gesichts- punkt ihre Trennung von der nationalliberalen Partei zu erstreben. Wir müssen deshalb den Versuch, einen Gegensaß zwischen der na- tionalliberalen Partei und den Grubenbesißern, einem großen und bochwihtigen Ttkeile unserer nationalen Industrie, hervorrufen zu wolien, als durchaus unberechtigt energisch zur ückzuweisen.

Kunst nud Wissenschaft.

Ueber „wissenschaftlihe Sammlungen“ berichtet das „Deutsche Kolonialblatt*“ Folgendes: Anfang Ionar d. J: gingen bei der zoologishen Sammlung des Königlichen Mujeums für Naturkunde fünf Kisten mit zoologishen Sammlungen Dr. Emin's ein, welde außer einer Kollektion von Säugethieren und Reptilien namentli eine größere Arzahl von Vogelbälgen enthielten. Die Objekte waren sämmtlich fo s{ôn präparirt, wie man es nur selten bei wissenschaftliGen Reisenden findet. Dr. Emin hat während eines Zeitraums von drei Monaten auf einem fehr beshwerlihen Marsch neben vielen Objekten anderer Thierklassen allein dreihundert Vogelbälge gesammelt, präparirt und etiquettirt, welhe nah einer Mittheilung des Dr. Reichenow in der allgemeinen ornithologishen Gesellshaft 136 Arten repräsentiren und in erfreulicher Weise die Entdeckuengen früherer Forscher bestätigen bezw. ergänzen. Auch von dem im Kamerungebiet thätigen Dr. Preuß sind kürzli wieder drei Kisten*® eingegangen, welche Säugethiere, Vogelbälge, Reptilien, Fisbe, Süßwasser- und Landschnecken sowie Insekten enthielten. Diese Objekte werden demnächst bestimmt und alsdann in das „Verzeichniß der aus den Schutzgebieten ein- gegangenen wissenshaftlicen Sendungen" aufgenommen werden. Die leßte von Dr Preuß aus Kamerun eingesandte Sammlung getrockneter Pflanzen, wel&e im Königlichen botanischen Museum hierselbst eingetrcffen if, enthält etwa 100 Arten und zeihnet ch nicht nur durch vorzüglihe Herrihtung der Herbar- exemplare, sondern auch durch zahlreihe Seltenheiten und Neuheiten aus, muß also als eine weseatliche Bereicherung der Kenutniß der Flora unseres Kamerungebietes angesehen werden. Wissenschaftlihe Bearbeitungen der botanischen Samm- lungen aus unseren Schußgebieten sind insbesondere in Engler's botanishen Jahrbüchern (Leipzig, Wilbelm Engelmann) enthalten. Von dem gegenwärtigen Leiter der Station Bismarck- burg Dr. Büttner ist neuerdings eine umfangreihe zoologishe Sen- dung eingegangen und dem Königlihen Museum für Völkerkunde zu- gestellt worden. i /

Der Stadtmagistrat von Rothenburg a. d. T. hatte im vorigen Jahre beschlossen, einige Maler-Ateliers für die Künstler einzurichten, welche diese interessante Stadt Studien halber so häufig besuhen. Er wandte sich an die Münchener Künstlergenofsenschaft, welche ihm zwei Sachverständige zur Berathung und Auswakbl der Lokalität sandte. Nun sind, wie die M. „Alg. Ztg.* mittheilt, fünf \{öône Ateliers in einem städtishen Gebäude eingerihtet worden, und len ladet der Magistrat zur kostenlojsen Benußung der- elben ein.

Ein Civil-Ingenieur Namens Robert Pearey in Diensten der Vereinigten Staaten-Marine hat, wie die „A. C.“ aus New-York meldet, einen achtzehnmonatigen Urlaub erhalten, während dessen er eine Nordpyol-Expeditton zu unternehmen gedenkt. Er will ungefähr am 1. Mai von St. Johns auf Neufundland abreisen, mit einem Walfishdampfer möglichst weit nördlih gehen und dann zu Fuß

quer durh Grönland den Weg nah dem Nordpol einshlagen. Die Expedition wird wahrs{einlich nur aus Hrn. Pearey und vier oder fünf Eingeborenen bestehen,

M Handel und Gewerbe.

St. Petersburg, 4. März. (W. T. B.) Heute wird hier ein Kongreß von Vertretern der Agrarbanken eröffnet, welcher die Frage der Konversion von sechsprozentigen Darlehen in fünf- Prom E und dementsprehende Konversion der Pfandbriefe er- wägen soll.

Submisfionen im Auslaude.

1 Danemark

1) 9. März, 1 Uhr. Maschinen - Chef für die Seeländischen

Eisenbahnen, Kopenhagen, Bahnhof : Lieferung von Schrauben, Stiften, Nägeln u. dergl.

Näheres an Ort und Stelle. j

2) 7. März, 10 Uhr Vorm. Auf der Börse zu Kopenhagen öffentlihe Vergebung der Lieferung von:

912 300 Pfund Hafer, --

23400 _ „OeU, Roggenstroh,

236400 , 184500 „, Haferstroh, i: 262400 Streustroh.

Bedarf der Kopenhagener Garnison und Ererziershule auf IJägers- borg für April-Quartal 1891.

33 9, März, 1 Uhr Nathmittags. Auf der Börse öffentliche Vergebung der Lieferung von 494 400 Pfund Roggen, ca. 2400 t, für die Militärbäck erei auf der Citadelle Frederikshavn bei Kopen- bagen während des April-Quartal8 1891.

: Ul. Britis Indien.

12. März, 1 Uhr. London, E. C. Nicolas Lane. Mr. A. P. Dunstan, Sekretär der Ostindishen CEisenbahn-Compagnie:

__ Materialien für Lokomotiven und Waggons, wie messingene Kesselröhren, Naben für Räder, Fußteppiche für Personenwagen

U 7 ITI. Mexiko.

12, Mä1z, Mittag London, E. C. New-Broad-Street. Mr. James C. Horsfield, Kassirer der Mexikanishen Eisenbahn- Compagnie :

Schienen, Weichen, stählerne Schwellen, Sitzpolster u. #. w.

Näheres an Ort und Stelle.

Verkehrs-Anstalten.

Köln, 3. M (W: S B) Behufs ns der Nebenbahnen Köln Hermühlheim Vorgebirge Bonn und Köln—Wesseling—Hersel—Bonn hat sich hier ein Comité gebildet. Demselben gehören die Ober-Bürgermeister von Köln und Bonn, die Landräthe der betreffenden Kreise und der Präsident der hiesigen Handelskammer an.

Die Schiffahrt nah

Hamburg, 3. März. (W. T. B.) der Oberelbe ist erôffaet. *

4 Máârz.. (W. L. B) Der Postdampfer „Alle- mania“ der Hamburg - Amerikanischen Padcktetfahrt- Aktien-Gesall) chaft ist, voa Hamburg kommend, am Montag in St. Thomas eingetroffen.

London, 3. März. (W. T. B.) Der Union-Dampfer „Durban“ is heute auf der Heimreise von Capetown ab-

gegangen. : er Castle - Dampfer eDunbar Castle“ hat gestern auf der Heimreise die Canaris chen Inseln pajsirt.

_ Odessa, 4. März. (W. T. B,) Die Schiffahrt stockt wiederum wegen Frostes Der Verkehr auf den südöstlichen O ist in Folge erneuter Schneeverwebungen erheblih gestört.

_(F.) Kopenhagen, 2. März. Die Dampffähre „Kron- prinzessin Louise“, welhe künftig den durchgehenden Eisen- bahn- und Postverkehr zwischen Helsingör und Helsing- borg vermitteln soll, ist am Sonnabend auf der Siffswerft in Helsingör von Stapel gelaufen. Nach dem Kontrakt foll das Schiff Mitte Juli vollständig fertig sein und im September dürften seine regelmäßigen Fahrten beginnen.

Theater und Musfik.

Königliche Theater.

In der Vorstellung der Oper „Hiarne*“ am Freitag im Opernhause wird Hr. Oberhauser die Partie des Friedleu Übernehmen. In der Vorstellung des „Trompeter von Sâckingen“ am Sonnabend sind die Damen Hiedler und Lam- mert, die Hrrn, Oberhauser, Krolop, Mödlinger und Lieban bes \chäftigt.

Am Freitag geht im Schauspielhause „Der Störenfried“ neu einstudirt unter der Regie des Hrn. Krause in Scene,

Berliner Theater. L

Da Hrn. Arthur Kraußneck's Befinden si gebessert hat, so findet die Erstaufführung des Jones'shen Schauspiels „Arbeit“ nun- mehr am Sonnabend, 7. d. M., statt, Am darauf folgenden Sonntage wird die Novität zum ersten Male wiederholt.

Wailner-Lheater.

Bei der vorgestrigen fünfundzwanzigsten Aufführung von „Miß Helyett* nahmen die Besucher des Wallner- Theaters jede Gelegenheit wabr, die Darsteller in ostentativer Weise auszuzeihnen. Besonders Frl. GlôöckFner und Frl. Augustin wurden {on bei ihrem Auftreten mit Applaus empfangen und ihre Gesangsnummern stürmish zur Wiederholung begehrt. 4

Adolph-Ernst-Theater.

Den auswärtigen Bühnen, die sich um das Zugstück „Adam und Eva* bewerben, bat \sich neuerdings auch das Thalia-Theater in Hamburg zugesellt. Hr Direktor Maurice, welcher die lustige Gesangs- posse vor einigen Tagen hier gesehen, ist mit Hrn. Direktor Ferenczy, dem das Stück für Lamburg gehört, wegen Reberlassung des Auf- führungsrechtes in Unterhandlu ng getreten.

T homas-Theater.

Die 23. Abonnement s-Votrstelung am Donnerstag bringt den „Registrator auf Reisen“ mit den neuerdings eingefügten Couplets, von denen diejenigen des Frl. Schlüter und das von Emil Thomas den größten Beifall finden.

Sing-Akadem{e. |

Frl. Rosa Oligki gab gestern Abênd unter Mitwirkung des Klaviervirtuosen Hrn. Sally Liebling und des Königlichen Kammermusikers Hrn. Eßberger ihr zweites, mit vielem Beifall aufgenommenes Concert. Der \{ône Wohllaut der vollen, markigen Altstimme schmiegte sih den vorgetragenen Arien und Liedern weich und zart an; der Ton verliert weder in der Höhe noch in der Tiefe an Rundung und Ausdrucksfähigkeit und erfreut stets durch die Klar- beit und Sauberkeit des Einsaßes. Die Dame brachte zwei Arien, eine von G. F. Händel aus der „Semele“ und die Titusarie „,Theure, ich will Dich rächen“ von W. A. Mozart zum Vortrag, außer- dem sang sie, als die Veranstalterin und erste Mitwirkende des Con- certs, noch zehn Lieder älterer und neuerer Tondichter; davon mußte die „Waldeinsamkeit“, deren Tcxt und Musik vom Grafen Széchényi herrührt, wiederholt werden; nach jedem vorgetragenen Liedercyclus machte sich im Publikum ein \türmisches Verlangen nach einer Zus gabe bemer kbar, welhem tie Künstlerin auch freundiih Folge leistete. Es konnte unter diesen Umständen nit ausbleiben, daß die Stimme in den leßten Gesangsnummern ctwas an Frische eingebüßt hatte, Hr. „Sally Liebling eröffnete das Concert mit einer Sonate von Grieg; in Folge einer körperlihen Indis» position des geschäßten Klavierkünstlers waren die Programm- nummern abgeändert worden; so gelangten das „Spinnerlied" und „Auf Fl ügeln des Gesanges“ von Mendelssohn, ein „Notturno“ von

Brassin und eine zum ersten Male öffentlih zum Vortrage kommende