1891 / 57 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 06 Mar 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Statiftik der im Betriebe befindlichen Eisenbahnen Deutschlends im Fahre 1889/90.

Von der im Rei rhs-Eisenbahnamt bearbeiteten Statistik der Eisenbahnen Deutschlands, welhe die Ergebnisse des Betriebéjahres 1889/90 zur Darstellung bringt, ist soeben der X. Band und yon der übersihtlihen Zusammenstellung der wichtigsten Angaben der deutshen Eisenbahn-Statistik, welche gleiwfalls im Reichs-Eisenbahnamte bearbeitet ist, der IX. Band, aedruckt und im Vertrieb der Buchhandlung von E. S. Mittler und Sobn in Berlin, ershienen. Im Allgemeinen ift die Anordnung der Nachweisungen dieselbe geblieben, wie in den früheren Jahrgängen, nur sind zur Herstellung einer größeren Uebersihtlichkeit in den Tabellen, welche den Bestand der Lokomotiven, Personeawagen und Gepäck- und Güterwagen betreffen, einzelne neue Spalten eingestellt und in der &ruppirung des Stoffes in der Tabelle, betreffend die Unfälle, eine gecinge Abänderung zur Dur führung gebraht worden. Aus Anlaß Ses zehnjährigen Erscheinens is außec der alljäbßrliwen Uebersits- Tarie no& ckne Anzahl graphisWer Darstellungen beigegeben worden, m denen die während der zehnjährigen Periode von Iabr zu Iahr cingctretenen Veränderungen für die Gefammt- heit der deutschen Bahnen ersihtlih aemaht werden Es sind dies zunächst zwei historische Karten, in welchen die in den einzelnen Jahren von 1881 bis 1885 bezw. von 1886 bis 1890 neu erôffneten Eijen- bahnen dur besondere Farben kenntlih gemacht werden Diese beiden Kartea bilden eine Fertsezung dec dem ersten Bande beigegebenen, in welchen die Entwickelung der deutschen Eisenbahnen von ihren Anfängen bis zum Jahre 1880 in fünfjährigen Perioden zur An- \{hauung gebradt war. In den übrigen Darstellungen werden ver- ihiedene wichtigere Gesammtergebnisse der deutschen Eisenbahnen für die cinzelnen Betricbsjahre von 1889/81 bis 1889/90 anschaulich

emat. | G Was die statiflisGen Angaben im Einzelnen betrifft, so hatten in dem Berichtsjahre in Deutschland die Staatsbahnen und auf Nehnung des Staates verwalteten Privatbahnen ins- gesammt eine Beiriebslänge von 36 787,04 km, dabei 11 626,05 km mit zwei und 89,87 km mit drei und mehr Geleisen, 3460 Bahn- bôfen 1665 Haltestellen und 1954 Haltepunkten. Hiervon entfielen : auf die Reichseisenbahnen in Elsaß-Lothringen 1542,52 km Betriebs8- länge, wovon 632,16 km mit zwei Geleisen, 164 Bahn- hôfe, 67 Haltestellen und 57 Haltepunkte; auf die Militär- bahn 45,61 km Betriebslänge, 6 Bahnhöfe und 3 Haltepunkte; auf die preußischen Staatseisenbahnen 23 943,64 km Betriebslänge, davon 8919,84 km mit zwei und 84,96 km mit drei und mehr Ge- leisen, 2112 Bahnhöfe, 925 Haltestellen und 629 Haltepunkte ; auf die bayeriscen Staatseisenbahnen 4652,56 km Betriebslänge, davon 414,84 km mit zwei Geleisen, 522 Bahnhöfe, 158 Haltestellen und 137 Haltepunkte; auf die sächsishen Staatseisenbahnen 2302,23 km Betriebéslänge, davon 734,43 km mit zwei und 1,16 km mit drei und mehr Geleiien, 226 Bahnhöfe, 150 Haltestellen und 84 Haltepuxkte ; auf die württembergischen Staatseisenbahnen 1593,38 km Betriebs- länge, davon 304,90 km mit zwei Geleisen, 275 Bahnhöfe, 14 Halte- stellen und 31 Haltepunkte; auf die badishen Staatseisenbahnen 1383,41 km Betriebslänge, davon 520,32 km mit zwei Geleisen, 56 Bahnhöfe, 233 Haltestellen und 70 Haltepunkte; auf die Main- Neck&ar-Cisenbahn 99,17. km Betriebelänge, davon 79,20 km mit zwei Geleisen, 15 Bahnhöfe, 10 Haltestellen und 1 Haltepunkt; auf die oberhessishen Eisenbahnen 208,45 km Betriebslänge, 11 Bahnhöfe, 21 Haltesteüen und 14 Haltepunkte; auf die auf Rechnung des mecklenburg-\{werin’s{en Staates verwalteten Cisenbahnen 602,99 km Betriebslänge, davon 20,36 km mit zwei Geleisen, 36 Bahnhöfe, 48 Haltestellen und 8 Haltepunkte; auf die oldenburgischen Staats eisenbahnen 409,35 km Betriebslänge, 32 Bahnhöfe, 32 Halte- stellen und 18 Haltepurkte und auf die unter Privatverwaltung stehende Weimar - Berka - Blankenhainer Eisenbahn 32,16 km Betriebslänge, 5 Bahnhöfe, 7 Haltestellen und 2 Halte- punkte. Die sech8 unter Staatsverwaltung stehenden Privatbahnen hatten zusammen eine Betriebslänge von 103,94 km mit 11 Bahnhöfen, 10 Haltestellen und 8 Haltepunkten, die 59Privat - bahnen unter eigener Verwaltun g eine solhe von 4389,58 km, davon 823,37 km mit zwei Geleisen, 437 Bahnhöfe, 344 Haltestellen und 133 Haltepunkte. Die gesammte Betriebsiänge aller deutschen normalspurigen Bahnen betrug fomit 41 220,56 km, davon 12 449,42 km mit zwei und 89,67 km mit drei und mehr Geleisen, ferner waren im Ganzen vorhanden 3909 Bahnböfe, 2019 Haltestellen und 1195 Haltepunkte. Die Betriebslänge sämmtliwer Shmalspur- bahnen belief sich auf 872,72 km mit 396 Stationen, die der An \chlußbahnen für Privatzwccke auf 2374,91 km. / Zieht man ohne Berücksichtigung des Eigenthums die einzelnen Staaten in Betracht, so entfallen auf Elsaß-Lothringen an Hauptbahnen 1325,91 km normalspurige Bahnen, davon 625,23 km zwei- und mehrgeleisig, 9,14 km auf je 100 gkm oder 8,43 km au sje 10000 Einwohnern, und 146,33 km schmalspurige Bahnen. Auf Preußen kamen 24 684/22 km normalspurige Bahnen, davon 8289,36 km zwei- und mebrgeleisig, 7,09 km auf je 100 gkm oder 8,39 auf je 10 000 Einwohner, und 283,64 km s{malspurige Bahnen, und zwar: auf Ostpreußen 1553,51 km normalspurige Bahnen, davon 288,69 km zwei- und mehrgeleisig, 4,20 km auf je 100 gkm oder 7,73 km auf je 10000 Einwohner; auf Westpreußen 1331,06 km normalspurige Bahnen , davon 446,61 km zwei- und mehrgeleisig, 5,22 km auf je 100 gkm oder 9,20 auf je 10000 Einwohner; auf Brandenburg 2738,54 km normalspurige Bahnen, davon 1053,79 km ¿wei- und mehrgeleisig, 6,86 km auf je 100 gkm oder 7,09 km auf je 10000 Einwohner; in Pommern 1419,09 km normalspurige Bahnen, davon 122,42 km zwei- und mebrgeleisig, 4,71 km auf je 100 gkm oder 9,22 km auf je 10000 Einwohner; auf Posen 1721,69 km normalspurige Babnen, davon 358,41 km zwei- und mebrgeleisig, 5,95 kmn auf je 100 gkm oder 9,73 km auf je 10 000 Einwohner; auf S(lesien 3187,86 km _normalspurige Bahnen, darunter 687,72 km zwei- und mehrgeleisig, 7,91 km auf je 109 qkm oder 7,52 km auf je 10 000 Einwohner, ferner 110,86 km #\chmal- \purige Bahnen; auf Sachsen 2240,87 km normalspurige Bahnen, darunter 1113,30 km zwei- und mehrgeleisig, 8,87 km auf je 100 qkm oder 822 km auf je 10000 Einwohner; auf Schleswig-Holstein 1239 66 km normalspurige Bahnen, davon 223,54 km zwei- und mebrgeleisig, bezw. 6,58 km auf je 100 gkm oder 10,48 km auf je 10 090 Einwohner, ferner 80,08 km \{chmalspurige Bahnen; auf Hannover 2210,39 km normalspurige Bahnen, davon 871,58 km zwei- und mehrgeleisig, bezw. 5,74 km auf je 100 gkm oder 9,87 km auf je 10000 Einwohner; auf Westfalen 2119 km normalspurige Bahnen,“ davon 890,91 km zwei- und mehrgeleisig, bezw. 10,99 km auf je 100 gkm oder 9,51 km auf je 10000 Einwohner, ferner 43,47 km \chmalspurige Bahnen; auf Hessen-Nassau 1457,81 km, davon 781,80 km zwei- und mehrgeleisig, normalspurige Bahnen, bezw, 9,29 km auf je 100 qkm oder 8,91 km auf je 10000 Ein- wohner, ferner 15,84 km schmalspurige Bahnen; auf die Rhein- Provinz 3283 km, davon 1450,59 km zwet- und mehrgeleisig, normalspurige Bahnen, bezw. 12,17 km auf je 100 gkm oder 7,20 km auf je 10000 Einwohner, ferner 33,39 km \hmalspurige Bahnen; auf Hohenzollern 80,57 km normalspurige Bahnen, bezw. 7,05 km auf je 100 gkm eder 12,07 km auf je 10000 Einwohner. In Bayern karten auf je 100 qkm 7,13 km, auf je 10000 Einwohner 9,76 km, im Ganzen 5406,93 km normalspurige Bahnen, darunter 769,14 km z¿wei- und. mehrgeleisig, nnd 13,96 km \chmalspurige Bahnen; in Sachsen 1455 km auf je 100 qkm, 6,49 km auf je 10 000 Einwohner, im Ganzen 2180,71 km normalspurige Bahnen, darunter 744,45 km zwei- und mehrgeleisig, und 199,45 km schmal- spurige Bahnen; in Württemberg auf je 100 gkm 7,62 km, auf je 10 000 Einwohner 7,32 km, im Ganzen 1485,69 km normalfpurige Bahnen, darunter 299,46 km zwei- und mehrgeleisig, und 14,68 km \Gmalspurige Bahnen; in Baden auf je 100 qkm 9,29 km, auf je 10000 Einwohner 8,60 km, im Ganzen 1401,61 km nortaalspurige Bahnen, davon 562,96 km zwei- und mehrgeleisig, und 30,22 km fchmal- spurige Bahnen; in H eff en auf je 100 gkm 11,88 km, auf je 10000 Ein- wohner 9,32 km, im Ganzen 912,78 km, davon 344,12 zwei- und

mehrgeleisßia, normalspurige und 18,93 km \Emalspurige Baßren; ia Medcklenburg-Shwerin auf j: 100 qkm 7,36 km, auf fe 10 000 Einwohner 16,72 km, im Ganzen 979,12 km, davon 101,35 km zwei- und mehrgeleisig, normalspurige und 6,61 km s{malspurige Bahnen; in Satbfen-Weimar auf je 100: gkm 8,77 km auf je 10090 Ein- wohner 9,78 km, im Ganzen 315,10 km, davor 74,77 km zwei- und mehrgele'fg, normalspurige und 88,74 km s{chmalspurige Bahnen; in Medcklenburg-Strelitß auf je 100 gkm 6,22 km, auf je 10 009 Einwobner 18,26 km, im Banzen 182,32 km normalspurige Bahnen ; in Oldenburg auf je 100 qkm 6,21 km, auf je 10 000 Einwohner 11,37 km, im Ganzen 399,12 km, davon 33,49 km zwei- und mehr- geleifig, normalspurige und 7,00 km \{malspurige Bahnen; in Braunschweig auf je 100 qkm 11,86 km, auf je 10000 Ein’ wohner 11,14 km, im Ganzen 437,57 km normalspurige Babnen, davon 269,88 km z¿wei- und mehrgeleisig; in Sachsen-Meiningen auf je 100 gkm 8,04 km, auf je 10000 Einwohner 8,87 km, im Ganzen 198,46 km normalspurige Bahnen, davon 0,18 km zwei- und mehbrgeleisig, und 36,30 km \chmalspurige Bahnen; in Sachsen» Altenburg auf je 100 gkm 13,02 km, auf je 10 000 Einwohner 10,28 km, im Ganzen 172,29 km normalspurige Bahnen, davon 29,40 km zwei- und mehrgeleisig; in Sachsen-Co burg-Gotha auf je 100 qkm 9,79 km, auf je 10000 Einwohner 9,35 km, im Ganzen 191,48 km, davon 65,11 km zwei- und mehrgeleisig, normal- \purige Bahnen; in Anhalt auf je 100 qkm 10,70 km, au? ]e 10 000 Einwohner 9,55 km, im Ganzen 251,20 km, davon 143,57 km zwei- und mebrgeleisig, normalspurige Bahnen und 24,80 km s{mal- \purige Bahnen; in Schwarzburg-Rudolftadt auf je 109 qkm 3,22 km, auf je 10000 Einwohner 3,48 km, im Ganzen 30,29 km normalspurige Bahnen; in Shwarzburg-Sondershausen auf je 100 gkm 9,12 km, auf je 10000 Einwohner 10,35 km. im Ganzen 78,64 km, davon 0,92 km zwei- und mehrgeleisig, normalspurige Bahnen ; in Wal deck auf je 100 gkm 0,88 km, auf je 10000 Einwohner 1,772 km, im Ganzen 9,99 km normalfpurige und 2,06 km \{malspurige Bahnen; in Reuß à@. L. auf je 160 gkm 11,17 km, auf je 10000 Einwohner 5,80 km, im Ganzen 35,35 km, davon 1,76 km zwei- und mehrgeleisig, normal- spurige Bahnen; in Reuß j. L. auf je 100 gkm 6,99 km, auf je 10 000 Einwohner 4,83 km, im Ganzen 56,96 km normalfpurige Babnen, davon 14,27 km zwei- und mehrgeleisig; in Shaumburg- Lippe auf je 100 gkm 7,16 km, auf je 10000 Einwohner 6,25 km, im Ganzen 24 km, alle zweti- oder mebrgeleisig, normalspurige Bahnen ; in Lippe auf je 100 gkm 2,41 km, auf je 10000 Einwobner 2,29 km, im Ganzen 29,30 km normalspurige Bahnen; in Lübedck auf je 100 gkm 15,75 km, auf je 10000 Einwohner 6,63 km, im Ganzen 46,90 km normalsfpurige Bahnen, davon 10,31 km zwei- und mehrgeleisig; in Bremen auf je 100 gkm 18,13 km, auf je 10000 Einwohner 2,70 km, im Ganzen 46,33 km normalspurige Bahnen, davon 19,71 km zwei- und mehrgeleisig; in Hamburg auf je 100 gkm 9,25 km, auf je 10 000 Einwohner 0,68 km, im Ganzen 37,91 km normalspurige Bahnen, davon 28,32 km zwei- und mehr- geleisig. Im Verhältniß zur Einwohnerzahl hatten somit die größte Länge von Bahnen Mecklenburg-Strelit, dann Mecklenburg-Schwerin, die geringste Hamburg, dann Bremen, îm Verhältniß zum Flächen- inhalt die größte Bremen und dann Lübeck, die geringste Waldeck, dann Lippe. / E An Betriebs8mitteln waren vorhanden: bei den Staatébahnen und auf RechGnung des Staates verwalteten Privatbahnen 12 620 Lokomotiven, 23487 Personenwagen mit 997 832 Sit- _ bezw. Stebplätzen und 254 776 Güterwagen mit etner Tragfähigkeit von 2502568 t. Die Beschaffungskosten stellten sich auf bezw. 562 878 987 M, 188 073 453 A und 741 463 101 4 Bei den Privat- bahnen unter Staatsverwaltung betrug die Anzahl der Lokomotiven 921, die der Personenwagen 36 mit 1407 Sißy- bezw. _Stehbplä en und die der Güferwagen 776 mit einer Tragkraft von 7524 t. ie Beschaffungskosten betrugen bezw. 765440 #4, 213284 # und 1951 874 4 Die Privatbahnen unter eigener Verwaltung hatten 855 Lokomotiven, 1881 Personenwagen mit 89 643 Sig: bezw. Steh- pläßen und 18 007 Güterwagen mit einer Tragfähigkeit von 178 314 t, deren Beschaffungskosten fich auf bezw. 33 469 660 4, 13 168 883 At. und 51 194 935 M beliefen, Außerdem waren bei den Staatsbahnen 1557, bei den s eigener Verwaltung stehenden Privatbahnen 90 Postwagen vorhanden. ;

ie Zahl der beförderten Personen belief sich bci den Staatsbahnen und den auf Rehnung des Staates verwalteten Priva!- bahnen überhaupt auf 343 804 927, von denen auf _die ¡E Klasse 1 940 661, auf die 2. Klasse 34 765 421, auf die 3. Klasse 912 038 739 und auf die 4. Klasse 88 641 932, auf die Militärbeförderung 6 418 174 Personen kamen. Bei den Privatbahnen unter Staatéverwaltung wurden befördert in der 1. Klasse 1265, in der 2. Klasse 84 938, în der 3. Klasse 912 983, in der 4. Klasse 23921 und bei der Militär- beförderung 10 279, im Ganzen 1033 386 Personen; bei den unter eigener Verwaltung stehenden Privatbahnen : 140 019 Perfonen in der 1. Klasse, 3582 195 Personen in der 2. Klasse, 26 005 625 Personen in der 3, Klasse, 1517 091 Personen in der 4. Klasse und 741 763 Per- fonen bei der Militärbeförderung, im Ganzen 31 986 693 Personen. Im Ganzen wurden somit auf sämmtlichen normalspurigen Bahnen 376 825 006 Personen befördert, davon 2081 945 in der 1., 38432554 in der 2., 238957347 in der 3, und 90182 944 Personen in der 4, Klasse. Die vorhandenen Pläße wurden im Durchschnitt mit 24,52 9/0 ausgenußt. : |

An Gütern mit FraGtberehnung wurden insgesammt 212 093 339 t befördert, davon 192 115 961 t auf den Staatsbahnen und den auf Rechnung des Staats verwalteten Privatbahnen, 889 131 t auf den Privatbahnen unter Staatsverwaltung und 19 097 247 t auf den Privatbahnen unter eigener Verwaltung, Nach den Güterarten beförderten die Staatsbahnen: 664669 t Eil- und Expreßgut, 169 560 801 t FraHtgut, 276 097 t Militärgut, 2292461 t Vieh und 19 341933 t frachtpflihtiges Dienstgut; die Privatbahnen unter Staatsverwaltung: 2398 t Eil- und Expreßgut, 857 490 t Frahtgut, 356 t Militärgut, 2115 t Vieh und 17772 t fracht- vflihtiges Dienftgut; die Privatbahnen unter eigener Verwaltung: 86 020 t Eil- und Exprefßgut, 18431782 t Frachtgut, 27367 t Militärgut, 303 981 t Vieh und 248 147 t fractpflihtiges Dienfstgut. Außerdem wurdcn 1 720 313 t Güter ohne Frachtberechnung befördert, nämli 1 339 292 t auf den Staatsbahnen, 3025 t auf den Privat- bahnen unter Staatsverwaltung und 377 996 t auf den Privatbahnen unter eigener Verwaltung. Jede Tonne wurde durchschnittlich auf den Staatsbahnen 108,80 km, auf den Privatbahnen unter Staatsver- waltung 16,31 km und auf den Privatbahnen unter eigener Verwaltung 48,85 km befördert.

Die Baukosten sämmtlicher deutscher Eisenbahnen mit Normal- spur belaufen sich überhaupt auf 9 775 901 446 4 oder durhschnittlich auf 1 km Gigenthumslänge auf 240388 #4. Zu diesen Baukosten treten hinzu an Coursverlusten, Zinsen während der Bauzeit und sonstigen Aufwendungen 738 647 224 #., dagegen gehen davon ab an Vebershüfsen der auf Baufonds betriebenen Strecken, Rück- einnahmen, Coursgewinnen, Verwendungen aus Betrieb3mitteln, Subventionen, Zinsen der Kapitalien und fonstigen Einnahmen 498 347 186 , sodaß die gesammten Bauaufwendungen fich über- bhavpt auf 10016201484 # oder durchshnittlich 246 297 M. auf 1 km stellen. In Folge von Differenzen bei dem Besißwechsel, wie sie ih namentlich durch den Uebergang früherer Privatbahnen in den Staatsbesit bei verschiedenen Staatsbahnen zeigen, stellt sih das ver- wendete Anlagekapital der gegenwärtigen Besitzer indessen auf 10259014928 M oder durchschnittlich 252268 M pro Kilometer. Was die Art und Weise der Beschaffung des verwendeten Anlagekapitals betrifft, so geschah diese bei den Staatsbahnen bei 2591 675576 M dur Staatsanleihen, bei 627 977 583 #4 aus extraordinären Fonds, niht nachgewiesen ist dieselbe bei 6 260 641 223 Mz bei den Privat- bahnen bei 453108386 #4 durch Emission von Aktien, bei 293 235 056 Æ durch Emission von Obligationen, niht nachgewiesen 2 Me A 162 600 4A und die \{chwebende Schuld belief si auf 2 M

Die Einnahmen sämmiliher Bahnen beliefen fich aus dem Personenverkehr auf 333 894 172 #4. oder 8350 pro Kilometer

Betriebslänge; und zwar craab das Personengeld I. Klasse 15 821 806 A4, das IT. lasse 86 844 192 Æ, das III. Klafse 158 750 248 H, das IV. Klasse 54 079 803 M ; die Einnahmen aus der Militärbeförderung betrug 7 747 966 #4, aus der Beförderung von Gepäk® und Hunden und an sonstigen Einnahmen 10650 157 # Bei dem Güterverkehr wurden eingenommen: für die Beförderung von Eilgut 20 259 183 #, von Frachtgut 771280177 , von Postgut 1514056 4, von Militärgut 2 910 930 (, von Vieh 25 718 348 #, von Dienftgut 98 639 555 M und an sonstigen Nebenerträgen 22919 092 #; zu- fammen also #73 241311 Æ oder 21 526 M pro Kilometer Betriebs- länge. Dazu kommen noth 10 728 845 4 Vergütungen für Ueberlafsung von Bahnanlagen, 1490 282 (6 Vergütung für Ueberlassung von Betriebsmitteln, 20 424 889 4 Erträge von Veräußerungen und 27 361 045 4 sonstige Einnahmer, sodaß sich die Gesammtbetriebs- einnahmen, aus\chließlich des Pachtzinses, auf 1 264 656 117 „6 oder 31 104 Æ auf 1 km Betriebslänge stellten. :

Die Ausgaben bei dem Betriebe aller normalspurigen Bahnen betrugen an persönlihen Ausgaben: bei der allgemeinen Verwaltung 49 796 114 M, bei der Bahnverwaltung 43 220066 H, bei der Tranéportverwaltung für den äußeren Stationsdienst 80 773 723 4, für den Exped:tionsdienst 44 735 329 4, für den Zugbegleitungsdienft 47 440 619 M, für den Zugförderungsdienst 61 036 810 4, zusammen also 327 002 661 Æ oder 8042 # pro Kilometer Betriebslänge. Die sahlihen Ausgaben stellten si bei der allgemeinen Verwaltung auf 21099519 M, bei der Bahnverwaltung auf 4536378 - bei der Transportverwaltung im äußeren Stationsdienft au 10 428 465 4, im Expedition8dienst auf 5780267 4, im Zug- begleitungsdienst auf 637 271 (A Die Unterhaltung der Bahnanlagen erforderte 76 719 605 A Die Kosten des Bahntransports beliefen fi auf 138425 837 M, die der Erneuerung des Oberbaues auf 46638949 4, die der Erneuerung des Betriebsmaterials auf 38 711 631,46, die der Benutzung fremder Bahnanlagen bezw. Beamten auf 13 638 145 #, die der Benußung fremder Betriebsmittel auf 3426494 A Die ge- sammten sadlicen Ausgaben stellten sich mithin auf 374 427735 oder 8935 M pro Kilometer Betriebslänge. Die Betriebsausgaben im Ganzen, aus\chckließlich der Kosten für erheblihe Ergänzungen und des Pachtzinses, beliefen si auf 683 117 000 M oder 16 801 „6 pro Kilometer Betriebslänge, was 54,02 9/0 der Betriebseinnahmen gleih- kommt. e : i

Der Gesammtübers{chuß der Betriebseinnahmen über die Betriebsausgaben betrug 55 681 134 #4 oder 44,04 %/% der Brutto- ecinr.abme, was 5,88 9/6 der Baukosten und 5,60 9/0 des Anlagekapitals entipriht. Werden davon die Kosten für erhebliche Ergänzungen und des PaHtzinses ausgeschieden, so ergiebt si auf 1 km Betriebslänge cin Uebershuß von 14303 Zu dem Uebershuß treten hinzu 721 245 an etwaigen Zushüssen von den Erneuerungs-, Reserve- u. \. w. Fonds und 2156227 4 an Subventionen, Garantie- vorschüssen, Erträgnissen aus dem Betriebe fremder Bahnen u. f\. w., fowie Uebertrag aus dem Vorjakre; dagegen gehen davon ab an statutenmäßigen Rücklagen in die Erneuerungs8- und Reservefonds, abzüglichG der aus diesen Fonds bestrittenen Betricbs8ausgaben, 9 348 166 M, sodaß cin verfügbarer Uebershuß von 566 210 440 M verblieb.

Die Zahl der bei den gesammten Betriebsverwaltungen bes shäftigten Beamten und Arbeiter betrug im Iahresdurschnitt 315 729 Per}onen oder 7,77 Personen auf 1 km der durchsnittlichen Betriebslänge. Die Besoldungen und anderen persönlichen Ausgaben beliefen ih auf 362167226 # oder 8907 #4 auf 1 km der durchschnittlichen Betciebslänge und 28581 F auf 100 090 Brutto-Einnahme. Auf die einzelnen Zweige vertheilten sich diese Ziffern wie folgt: Es kamen auf die allgemeinen Verwaltungen 14 955 Personen mit einer Besoldung von 49 767 121 4, auf die Bahnverwaltungen 110 515 Personen mit einer Besoldung von 78 857457 4 und auf die Transportverwaltungen 190 259 Personen mit einer Besoldung von 233 542 648 4 Die Werkstättenverwaltungen beschäftigten im Fahresdurchschnitt 55 363 Personen oder 1,39 Personen auf 1 km der dur&schnittlicen Betriebslänge, mit einer Besoldung von 56 305 593 oder 1416 Æ auf 1 km der durchschnittlichen Betriebslänge. |

Die Zahl der Unfälle, bei denen nur die bei dem Betriebe vorgekommenen, und auch bei diesen von den Entgleisungen beim Nangiren nur diejenigen berücksichtigt sind, welche entweder eine Tödtung bezw. Verleßung von Personen, oder eine erhebliGe Be- \chädigung von Fahrzeugen, oder eine 30 bezw. bei Güterzügen 60 Minuten übersteigende Betriebsstörung hervorgerufen haben, alle bei Neubauten und in Werkstätten vorgekommenen Un- fälle aber außer Acht gelassen worden sind, belief si im Ganzen auf 3088, wobei 602 Personen getödtet und 2112 verleßt wurden. Hiervon kamen auf die Staatsbabnen 2340, und zwar 379 Entgleisungen, 273 Zusammenstöße und 2192 sonstige Betriebsunfälle. Auf die einzelnen Verwaltungen kamen : bei den Reihhseifenbahnen in Elsaß-Lothringen 17 Entgleisungen, 6 Zusammenstöße und 84 sonstige Unfälle, auf die Militär-Cisenbahn 1 Unfall, auf die preußen Staatsbahnen 234 Entgleisungen, 201 Zusammenstöße und 1627 fonstige Unfäkle, auf die bayerischen Staatsbahnen 43 Entgleifungen, 28 Zusammenstöße und 221 sonstige Unfälle, auf die sächsischen Bahnen 38 Entgleisungen, 10 Zusammenstöße und 89 sonstige Untälle, auf die württembergishen Bahnen 28 Entgleisungen, 20 Zufammen- sttöße und 66 sonstige Unfälle, auf die badishen Bahnen 7 Ent- gletsungen, 4 Zusammenstöße und 61 sonstige Unfälle, auf die Main- Neckarbahn 1 Engleisung, 2 Zusammenstöße und 13 sonstige Unfälle, auf die oberhessishe Bahn 3 Entgleisungen und 1 sonstiger Unfall, auf die auf Rechnung des mecklenburg - \{chwerinshen Staats ver- walteten Bahnen 2 Entgleisungen, 1 Zusammenstoß und 4 sonstige Unfälle, auf die oldenburgischen Bahnen 1 Zusammenstoß und 20 fonstige Unfälle und auf die Weimar-Berka-Blankenhainer Eisenbahn 2 Entgleisungen und 2 sonstige Unfälle. Ohne eigenes Verschulden wurden auf fämmtlihen Staatsbahnen 16 Reisende getödtet und 112 verlegt, in Folge eigener Unvorsichtigkeit 23 getödtet und 54 verleßt, es wurden also von einer Million Reisender 0,11 getödtet und 0,48 verleßt. Von Bahnbeamten und Arbeitern im Dienst wurden durch Unfälle der Züge während der Fahrt 20 getödtet und 186 verleßt, auf sonstige Weie 309 getödtet und 1461 verleßt, von anderen Personen wurden obne eigenes Verschulden (durch Unfälle der Züge u. f. w.) 11 getödtet und 31 verleßt, in Folge eigener Unvor- sihtigkeit beim Betreten der Bahn 182 getödtet und 134 verlegt. Im Ganzen verunglückten also bei den Staatsbahnen 2539 Personen, von denen 561 getödtet und 1978 verleßt wurden. Bei den unter Staats- verwaltung stehenden Privatbahnen kam nur auf der Altenburg- Zeißer Bahn eine Entgleisung vor, bei welher ein Beamter verleßt wurde. Bei den unter eigener Verwaltung stehenden Privatbabnen ereigneten sich 47 Entgleisungen, 31 Zusammenstöße und 169 fonstige Unfälle, bei denen ohne eigenes Verschulden 6 Reisende und 7 Be- amte verleßt wurden. In Folge eigener Unvorsichtigkeit wurde ein Reisender getödtet und 2 verleßt. Von je einer Million Reisender wurden also im Ganzen 0,03 getödtet und 0,25 verleßt. Von im Dienst befindlißen Beamten wurden auf fonstige Weise 19 getödtet und 108 verlegt. Von anderen Personen wurden ohne eigenes Verschulden 1 getödtet und 2 verleßt, in Folge eigener Unvorsichtigkeit 20 getödtet und 8 verlegt. Auf den unter eigener Verwaltung stehenden Privatbahnen wurden also im Ganzen 41 Personen getödtet und 133 verleyt. Im Ganzen ver- unglückten auf sämmtlihen Bahnen mithin 2714 Personen, von denen 602 getödtet und 2112 verleßt wurden. Außerdem wurden bei Nebenbeschäftigungen, wie Bahnunterhaltung, Bauarbeit, Auf- und Abladen von Gütern 4 Personen getödtet und 350 verleßt. Dur Selbstmord bezw. Selbstmordversuch verunglückten 186 Personen, von denen 157 den Tod fanden und 29 verleßt wurden.

Die Shmalspurbahnen hatten an Betriebsmitteln zusammen 177 Lokomotiven, 390 Personenwagen und 4151 Güterwagen. Das verwendete Anlagekapital belief sich überhaupt auf 45 426 900 4 oder durchschnittlich 52066 A auf 1 km Bahnlänge. Die Einnahmen beliefen ih insgesammt auf 3 975 703 „6 (4682 A. auf 1 km Bahn- länge), die Ausgaben auf 2486 227 4 (2928 Æ auf 1 km Bahn- länge), der Betrieb3übershuß auf 1 489 476 4 oder 3,28 9/o des ver- wendeten Anlagekapitals. Die Zahl der Beamten und Arbeiter be-

* trug 1463. Unfälle kamen 5d vor, davon 12 auf der Hildburghausen»

Heldburger Bahn, 5 auf den SHhmalspurbahnen im Bereich der Direktion Breslau, 4 auf den \sähsishen Schmalspurbahnen, 2 auf der Darmstadt-Griesheimer und Darmstadt-Eberstadter Bahn, 2 auf der Gernrode-Harzgeroder Bahn, 1 arf der Kaysersberger Thalbabn, 2 auf der Kerkerbachbabn, 7 auf den im Kreise Altena belegenen Scchmalspurbahnen, 3 auf der Mannheim-Weinheimer Bahn, 5 auf der Pfalzburaer Straßencisenbahn, 7 auf den Straßburger Straßen- babnen und 5 auf den Straßenbahnen Mülhausen-Ensisheim-Witten- heim. Es verunglückten dabei 27 Personen, von denen 4 getödtet und 23 verlchßt wurden.

Entwickelungsgeschichte der Sternensyfteme.

In dem wisseashaftlihen Theater der Urania hielt vorgestern Abend Herr Direktor Dr. Wilhelm Meyer einen Vortrag, in welchem er gewissermaßen den Kreislauf des Schövfungsgange s in der Natur vor den zablreihen Zuhörern sih abwickeln ließ und von den engen räumlicen Verhältnissen unseres Hauses hinausführte in die fernsten Weiten des Weltalls, indem er zeigte, wie die Menschheit fehr allmählich und sehr spät, nämli erst seit Kovernikus zu der ge- waltigen Weltanschauung gelangt sei, welche noch beständig dur die wissenschaftlihe Forshung erweitert werde. Sehr interessant wußte der Redner die geschi{tliche Entwickelung der Astronomie in aller Kürze darzustellen, wie der ganze unendlihe Raum eigentlich erst, seitdem Galilei im Jahre 1610 das erste Fernrohr zum Himmel ge- rihtet hat, der Erkenntniß zugänglich gemacht wurde. Wenn der Beschauer und der Forscher im erften Ausblick auf die mannigfaltige großartige Körperwelt des Weltalls bewundernd vor der Zahl und Größe till stehen, die beinahe unfaßbar sind, fo tritt bald an die Stelle dieses Gefühls das erbabenere und befriedigendere der Be- wunderuug der vollendeten Harmonie des Weltgebäudes. Der Vor- tragende verglih die Bewegungen der Sternenwelt mit den Staub- wolken, welche in unserem Zimmer auf und abschweben nah denselben ewigen Gesetzen, welhe den Lauf der Weltkörper bestimmen. Wie es keinen staubfceien Raum giebt, so giebt es auch keinen von Weltkörpern freien Raum. Nah wel@er Richtung man mit dem Fernrohr in die Welt hinausblickt, überall leuchten Sterne, welche eine Bewegung besißen wie die Stäubhen in der Luft. Längs der Milchsiraße wird dieser Sternstaub gelegentliG \o dicht, dafi man ihn selbst nicht mehr mit den besten Fernrohren dur{chdringen kann. Wie wir wissen, daß auf Erden hinter jedem Horizonte ein neuer sih ausbreitet, so dehat fich auch in der Sternenwelt hinter jeder Begrenzung, welche dur minder gute Fernrohre bestimmt wurde, eine entlegenere aus, welche uns durch bessere Instrumente zugängliÞ wird. Unfer ganzes Sonnensystem wandert dur die Sterneulandshaft mit ungeheurer Geschwindigkeit, und hierdurch werden uns mancherlei neue Erscheinungen vermittelt: wir erkennen, daß auch die festen Sterne des Himmels sich bewegen. Obgleih wir zum Theil ihre wahre Entfernung nicht kennen, so is es doch in neuerer Zeit möglich gewesen, ihre Bewegung in Kilometern zu bestimmen. Man fand Geschwindigkeiten bis zu 60 km in einer Sekunde; wir selbst bewegen uns gleihfalls sehr {nell dur den Raum; in einem Jahre legen-. wir etiva die Entfernung der Erde von der Sonne zurück; aber erst in 200 000 Jahren könnten wir bei der nächsten Sonne angelangt fein, wenn uns der Weg direkt auf dieselbe hinführen würde; dann wären wir aber noch lange nit an der Grenze des Horizontes, den unsere jeßigen Fernrohre umspannen.

Daß sfi die Welt von Weltkörpern überhaupt entwickelt, und zwar in auf- und absteigender Stufenfolge, daran ift niht zu zweifeln. Alle Weltkörper unterliegen dec Veränderung. Die Sonne leistet allein durch ihre Wärmeausstrahlung nah Secchi cine Arbeitêmenge von etwa 509 009 Trillionen Pferden. Es wäre ein wunderbarer, durch kein Gese der Naturverwaltung verbürgter Zufall, wenn der Erfatz dieser Kraftmenge dem Verluste entsprähe. Der freie große Standpunkt, auf roœelchen uns Kopernikus gestellt hat, - erlaubt es, bereits heute über so unermeßlich große Zeiträume hinweg wenigstens Wahrscheinlihkeits\{lüse über den Werdeprozeß der Welten aufzustellen. Aus Weltnebeln formt die Natur Milchstraßen- gürtel auf der Grundlage der ewigen unveränderliWen Naturkraft, welche si auch im kleinsten Stäubcen gefällig äußert. Der Redner verglih folche Bildung mit den Ringen, welche man wohl beim Rauen zufällig oder absi&tlih bildet, und zeigte den Ringnebel in der Leier, der wohl an einen solchen Raughring erinnert. Jn den Sonnenschwärmen, wel@e unserer nächsten Umgebung angehören, kann man verschiedene Individualitäten beobahten, welche offenbar den ver- schiedenen Entwickelungsftufen angehören. Unsere Sonne würde eiwa, weinnn man den Vergleich mit dem Menschen- lelen mat, dem reifen Mannesalter angehören ; aber etwa 50 Millionen ihresgleihen beyölkern die uns bisher zugänglihen Himmelsräume. Wie unsere Sonne, so besißen auch die entfernten gleihartigen Weltkörper ibre Planeten. Man hat das indirekt bewiesen durch die Veränderungen der Sterne vom Algol- typus, Das Licht solcher Sterne wird uns vorübergehend entzogen durch die sie in verhältnißmäßiaer Nähe begleitenden Weltkörper, welche wiederum nur von ihrer So:ne abhängig sein können, wie die Planéten von der unseren. Die Phantasie des Redners bevölkert fo den Himmel mit Millionen von Erdsternen, auf welchen ein auf- ftrebendes Leben pulsirt \o s&ôn oder vielleiht \{chöner und vielseitiger, wie auf unserem Planeten, Andere Veränderungen der Leuchtkraft werden bei den Sternen wahrgenommen durch Erscheinungen, welche den Sonnenflecken auf unserer Sonne ähnlich sein dürften. Nach dem Umfang der Sonnenflecke darf man den Grad, in welchem jene Sterne bereits erfaltet sind, be- messen ; es kommt dann ein Zeitpunkt, in welhem die Sonnen völlig erkaltet sind, und dann E der Redner sehr anshaulich weiter ausführte, ein wüthender Kampf ums Dasein unter den binsterbenden Weltkugeln, und als Ende der Welt wurde das Aufhören jeglihen Lebens und jegliher Entwidelung im Weltall durch den Ausgleich der Kräfte hingestellt.

Unter glüdcklichen Umständen barf allerdings auf ein neues Auf- blühen der Lebensthätigkeit, auf einen neuen Kreislauf der Ent- widckelung für solhe abgestorbenen Weltkörper gehofft werden. Wie die organishen Atome eines Individuums nach dem Tode desfelben in neuer Gestalt ersheinen werden in der Pflanzenwelt, so können die Meteoriten, welche gelegentlich unsere Atmospbäre durcheilen, noch einmal zum organisHen Aufbau mitwirken. Diese Meteoriten aber sind zweifellos Reste zerfallener Welten. Myriaden von Meteoriten, also dunkle todte Weltkörper kleinster Dimension, durh- eilen den Weltenraum nah allen Richtungen und vereinigen sich bäufig zu ganzen Shwärmen;z; die Kometenkerne bestehen nah neueren Unter- suchungen aus fol@en Anfammlungen von Meteoriten und Stern- \hnuppen. Wenn ein Komet in den Tiefen des Himmels zu ver- ichwinden beginnt, so nimmt er die Gestalt und alle Eigenschaften der sogenannten Nebelflecke an. Aud die Nebelflecke haben, wie Keeler exakt nachgewiesen hat, wie alle übrigen Gestirne {nelle Bewegung, welce nur wegen der ungeheuren Entfernung und gewisser technisher Schwierigkeiten niht direkt wahrnehmbar ift. Da die Wärme keine ewige Eigenschaft der Sonnen ift, so muß es natür- lih todte Sonnenshwärme geben; aber diese können zu neuem Leben erwachen, wenn man an die Vereinigung zweier großer Weltkörper denkt, die sih auf ihrem Laufe begegnen. Daß dergleichen vorkommt, zeigen aufs Deutlihste die Spiralnebel, von welchen als charakte- ristisches Beispiel gewöhnlih der in den Jagdhunden genannt wird. Nah dem Ineinanderströmen zweier Sonnenschwärme entsteht Anfangs natürli ein unentwirrbares Chaos, eine ungeheure Wärmemenge wird frei, die wahrsheinlich die ganze zusammengeströmte Materie in Gasform überführt; ein Bild eines solchen haotischen Gewirrs bietet der Orionnebel. Der Vortragende ging nun auf die Kant-Laplace’she Hypothese der Bildung eines neuen Sonnensystems ein, er kommt dann auf andere Eigenthümlichkeiten der Mechanik des Himmels besonders auf die Doppelsterne zu sprechen, erwähnt den

neuen Stern, welcher im Jahre 1885 im Centrum des Andromeda- -

nebels aufleultete, und fügt hinzu, daß kaum an irgend ciner Stelle des Himmels ein Zusammenstoß von Weltkörpern fo wahrscheinli sei als hier. , Der Vortragende verwahrt sih dagegen, daß die ganze Welt des Himmels sich nun thatsählich fo entwickelt haben müsse, wie er sie nah den Forschungen der Wissenschaft dargestellt habe; es sei das rur eine logishe Erklärung, welche uns zu Gebote ftebe, während die Natur andere Wege beschritten haben kann, welche zu demselben Refultat führten, Mit einem neuen, dies Mal ver- trauensvolleren Ausblick in die fernste Zukunft der Weltentwicklung \ch{chloß der Redner feinen überaus anregenden und gehaltvollen Vor- trag, für welhen ihm lebhafter Beifall der zahlreihen Zuhörer zu Theil ward. Man fann nur wœünschen, daß die Wiederholung dieses Vortrags, welche am Sonnabend stattfinden foll, eine noch größere Zuhörerschaft haben möge, da die Erkenntniß des Weltganzen den Gipfelpunkt meas{chlihen Forschens ausmacht.

Statistik und Volkswirthschaft.

Invaliditäts- und AltersversicGerung.

In den beiden Monaten Januar und Februar 1891 sind, wie die „Mat. Ztg.“ mittheilt, Seitens des Vorstands der Invaliditäts- und Altersversicerungsanstalt Berlin im Eanzen 489 Altersrenten bewilligt und 84 Rentenansprüche abgelehnt worden. Die bewilligten Renten vertheilen sih auf die 4 Stufen von 10s ( 80 4, 135 M, 163 é 20 S und 191 M 40 4 jährli; mehr als die Hälfte ge- hört der leßten, höchsten Stufe an. In verschiedenen Fällen ift gegen den ablebnenden Bescheid die Berufung beim Schiedsgericht eingelegt, welches demnäbst seine rechtsprechende Thätigkeit beginnen wird.

Bei der Invaliden- und Altersversiherungsanstalt irm Großherzog- thum Baden find bis Ende Februar 915 Altersrenten in der Summe von 119 716 Æ 80 - bewilligt, dagegen 72 Gesuche abgelehnt und drei in forstiger Weise erledigt worden. Es find erledigt 920 BVe- suhe und wegen 409 befinden sich die Verhandlungen noch im Gange. Es handelt fi derzeit bauptsählich um die Alters- renten für Versicherte, welche bereits vor dem 1. Januar 1891 das siebzigste Lebentjahr vollendet haben. Abgesehen von den ge- nannten 1399 Gesuchen sind nach gemachten Erhebungen bei den Groß- berzoglihen Bezirksämtern derzeit noch etwa 909 Gesue in Vor- bereitung, im Uebrigen gebt die allgemeine Ansicht dabin, daß die Zahl der weiter nachkommenden derartigen Gesuche nit besonders erheblich fein dürfte, es wird fomit die Gesammt:ahl 2500 wobl nicht übersteigen. q

Bei der Thüringis@wen Versicherungsanstalt sind na der „Th. C.* in 1109 Fällen die erhobenen Ansprüche auf Ge- währung von Altersrenten anerkannt worden. Die bewilligten Renten entsprehen einer Belastung der Anfialt mit etwa 150009 M jâhrli®. 543 Anträze find zu weiterer Erörterung zurückgegeben worden, 26 wurden abgelehnt, 298 befinden ih noch in geschäftliher Behandlung. Die G.samtntzahl der bis Ende Februar eingegangenen Anträge beträgt dana 1779, Die Renten- empfänger gehören den verschiedensten Erwerbsklassen an, Namentlich

_Tommt ein hoher Prozentsaß auf landwirth\caftliche Arbeiter.

Bei dex hanseatischen Alters- und Invaliditätsversiherungs8- Anstalt waren. bis Ende Februar 392 Anträce auf Gewährung von Altersrente eingegangen, von denen 261 erledigt wurden, und zwar 236 durch Rentengewährung, 25 dur Ablehnung. 10 Renten- empfänger gehören der L, 45 der II., 87 der II. und 94 der IV. Lohnklafse an. Die bisber von diesec Anstalt bewilligten Renten belaufen fh auf 39333 A jährli, die Geburtsjahre der Renten- empfänger fallen zwischen 1804 und 1820. Für 1894 und 1808 giebt es je einen Rentenempfänger, für 1813 und 1814 schon je 9 derfelben, während deren Zahl bis auf 52 für 1820 steigt.

Bei der Landes-Versiherungsanstalt Elsaß-Lothringen wurden bis Ende Februar 917 Altersrenten zur Zahlung angewiesen. Der jährlihe Gesammtbetrag dieser Renten beläuft fich auf rund 133350 Æ, von welchen das Reih 45 850 # trägt, sodaß die Anftalt 87 500 M4 zu zahlen hat. Die 917 Renten vertbeilen sich{ mit 157 auf Lohnklafse L. zu je 106,80 A, mit 369 auf Lohnkkafse II. zu je 135,00 4, mit 286 auf Lohnklasse IIL zu je 163,20 F, mit 105 aut Lohnklafse IV. zu je 191,40 A Von den Rentenempfängern sind geboren im Jahre 1805: 1, 1806: 4, 1807: 3, 1808: 6, 1809: 16, 1810: 19, 1811: 22, 1812: 36, 1813: 41, 1814: 52, 1815: 84, 1816: 81,- 1817: 92, 1818; 111, 1819: 166 unb 1820; 183. Wohzhaft sind von denselben im Kreise Altkirch 41, Colmar 91 (davon 31 in der Stadt Colmar), Diedenhofen 4, Erftein 76, Forbah 45, Gebweiler 57, Hagenau 40, Mey-Land 14, Met-Stadt 21, Molsheim 57, Mülhausen 145 (da- von 89 in der Stadt Mülhausen), Rappoltsweiler 40, Saarburg 40, Saargemünd 31, Sd[lettstadt 16, Straßburg - Land 22, Straßburg- Stadt 92, Thann 13, Weißenburg 46, Zabern 26.

Das soeben erschienene Januarheft der Statifiischen Monatshefte enthält u. A. den Waarenverkehr 1890 nah der Men ge, fowie nach Herkunsts- und Bestimmungsländern, ferner einen Aufsaß über die Auswanderung nah überseeishen Ländern im Jahre 1890 und einen Aufsatz über die Besteuerung des Taback8, Ein- und Ausfuhr von Taback, sowie Ertrag von Tabacktabgaben im Erntejahre 1889/90.

Zur Arbeiterbewegung.

Von der Saar wird der „Frkf. Ztg.“ unter dem 3. d. M. ge- schrieben: Die Stimmung unter den Bergleuten des Saar- reviers ist augenblickli) eine re@t mißliche, wean au nit gerade gefahrdrohende. Vielfahß wurde allerdings {hon vor ca. 14 Tagen das Ausbrechen eines neuen Strikes befürchtet, doch ist vorläufig an einen Strike nicht zu denken. Auch die Führer der Bewegung, obschon fie innerlih mit einem neuen Ausftand renen mögen, halten vorläufig zurück. Zunächst soll der internationale Bergarbeitertag in Paris abgewartet werden. In verschiedenen JIn- spektionen ift aber die Lust, zu diesem Zweck Gelder aufzubringen, eine recht geringe. Namentlich die Inspektionen, die an den beiden Enden des Reviers liegen, Ensdorf und König, halten zurü; es sind das dieselben Inspvektionen, die auch bei dem großen Ausftande theils gar niht, theils nur in ganz geringem Maße betheiligt waren. Ein Neunkirhener Ver- trauen8mann erflärte in der r é Versammlung zu Sulzbach ofen, daß er keinen Pfennig zu diesem Zweck sammeln würde, Man glaubt au, daß die Bergleute auf einen Rückhalt im Publikum bei einem neuen Strike niht zu rehnen hätten; derselbe würde im Gegen- tbeil allgemein verurtheilt werden. Ein großer, vielleiht der größte Theil der Leute wird wohl auch der Vernunft Gehör geben und rubig bleiben. Aber ein partieller Stcike würde erst recht viel Unglück und wenig Erfolg für die Betheiligten bringen.

Im westfälishen Kohlenrevier befürhtete man, wie die Berliner „Volks-Zig.* berichtet, zu Anfang dieser Woche Arbeit s- einstellungen Seitens der Belegschaft einzelner Zehen, namentli der beiden Schächte der Gewerkschaft „Germania* bei Marten. Die Verwaltung hatte acht Arbeiter wegen wiederholten Feierns entlassen. In einer Verjammlung wurden Delegirte gewählt, die bei der Verwaltung anfragen ollten, weshalb die Entlassung erfolgt sei.

alls die Antwort eine nit befriedigende sei, befürchtete man den trikfe. Es ist jedo Alles ruhig verlaufen. :

In Silschede faßte die zu einer Versammlung am Mittwoch fast vollzählig ershienene Belegschaft der Zehe „Vereinigte Trappe“ einmüthig den Beschluß, von der Forderung eines Minimallohnes abzustehen und gegen eine Lohnerhöhung von 10 9% die Arbeit einhellig wieder aufnehmen zu wollen. Die Dele- girten wurden der „Rh.-Westf. Ztg.“ zufolge beauftragt, den Gruben- vorstand von diesem Beschlusse in Kenntniß zu seßen. Für den Fall der Annahme soll die nächste Versammlung bald stattfinden, im all der Ablehnung erst nähste Woche Freitag Nawmittag. :

Der Dortmunder Bergbauverein hat, wie der Berliner

„Volksztg.* aus Essen berihtet wird, sämmtliche deutshen Berg-

bauvereine zu einer Versammlung am 7. März n2ch Berlin Bebufs Stellungnahme zu den Forderungen der Bergarbeiter eingeladen.

Aus Prenzlau wird dem „Vorwärts* geschrieben: Auch hier beginnt die Sozialdemokratie sih kräftig zu regen und dur unermüdli@ze Agitation sch immer neue Anhänger zu erwerben. Die Sozialdemokraten haben allerdings einen äußerst \ck{wierigen Stand, da einmal zu viele Arbeiter in- different sind, und andererseits die Unternehmer einen zu großen Einfluß ausüben. Trotzdem ist es gelungen, einen fozialdemokratishen Arbeiter-Bildungsverein zu gründen, der seit der kurzen Zeit seines Bestehens {on 133 Mitglieder zählt.

In Frankfurt a. M. hat nach dem „Vorwärts“ eine Volks- versammlung den Beschluß gefaßt, für die bevorstehenden Wablen der Beisizer zum gewerblihen Schiedsgericht nur Sozial- demoëraten als Kandidaten aufzustellen.

Hier in Berlin beschäftigte sich am Mittwoch eine öffentliche Versammlung der Buchdruckerei - Hülfsarbeiter und Ars beiterinnen wieder mit den Arbeits- und Lohnverkhältnissen in der Reichsdruckerei und erklärte in einer Resolution aufs Neue ihre Miß- billigung über das Verhalten und die Verordnungen der Direktion der Reichédruckerei. N

Wie der „Rh.-Westf. Ztg.“ aus Haine St. Pierre ge- \chricben wird, baben in den Walzwerken von Baume sämmt- lihe Arbeiter seit Montag die Arbeit eingestellt. Die Arbeiter wollen von der neuen Verminderung ihres Lohnes, welche ihnen auf- gedrängt werden foll, nichts wiffen.

Das Journal „Le Peuple“ meldet, es sei in Brüssel gegen die sozialistishen Redner, wele in dem legthin in Carnières abgehaltenen Meeting das Militär zur Revolte aufgereizt haben, die gerichtli®e Untersuchung eingelcitet worden.

Au? Glasgow meldet ein Wolff's{es Telegramm, daß der Strike der Arbeiter bei den Hochsöfen beendet ist. Die Arbeiter baben gestern die Bedingungen der Arbeitgeber auf Herab- seßung der Löhne um d 9/9 angenommen. Der Ausstand hat 21 Wochen gedauert.

Auswanderung.

Wie aus dem Regierungsbezirk Köslin berichtet wird, hat sch zwar die Auswanderungêlust nach Brasilien dort gelegt, aber €s (eint sich wieder für das Frühjahr eine regere Auswanderungsluft nah Nord-Amerika geltend zu machen,

Fischfang.

Die Fischereivereinigungen in den drei Häfen Kolberger- münde, Rügenwaldermünde und Stolpmünde haben mit ihren zum großen Theil unter s\taatlicher Beihülfe beshafften \{chwedis@en bezw. Howhseefisherbooten im Jahre 1890 gute Fang- resultate erzielt. E wurden gefangen: 9760 Stiegen Heiinge, 2748 Stück Lachse, 30 StüXkX Störe und 93 Stück Tümmler.

Die Volk3zäblungs8ergebnisse in Oesterreich.

Nach vorläufigen Mittheilungen der statistischen Centralkommission zäblte Desterreich (Cisleithanien) am 31. Dezember 1890 §3 835 261 Einwohner, demna 1 691 017 mehr als 1889, was einer Zunahme von 7 9% entspriht. Die stärkste Zunahme weist Nieder- Oesterrei mit 2651 530 Einwohnern auf, nämlich 13,8 %/. Dazu gehört freilidz Wien, dessen Einwobner1ahbl jeßt auf 1 355 255 festgestellt ist. Demnächst zeigen die stärkste Vermehrurg, nämlich über 10%, Ga- lizien (6 578 364 Cinwohner), die Bukowina (646 607) und Dalmatien mit 524 007, Es folot Istrien mit 99% bei 318 209 Bewohnern, wä“rend das Triestiner Stadtgebiet mit 157 648 Bewohnern fh nur um 8,8% vermehrte. Die geringste Zunahme haben die beiden Alpenländer Tirol 0,9% (812704) und das frugtbare Ober - Desterreich 3,2% (783 576 Einwohner). Dann folgen die Tle.neren Alpernländer Kärnten und Krain mit 3,4 und 3,6 °/,. Böhmen (5 837 603), Mähren (2 272 856), Swlesien (602 117), Salzburg (173 872 Einwohner) halten si mit einer Vermehrung von 5 bis 6,5 9/0 in der Mitte,

Kunft und Wissenschaft.

i Die QDusfeländ [Ge medizint]ch - Pirurgtscke Gesellschaft bielt gestern unter dem Vorsiß des Geheimen Raths Liebreih im Pharmakologishen Institut der Universität in der Dorotheenstraße eine gut besudte Versammlung ab, vor welher Pro- fessor Leyden einen Vortrag über die Koh’ \che Entdeckung hielt. Der Vortragende erklärte, daß er sich in seinen Aus- führungen auf die fklinishen Erfahrungen bezügliÞh der dtagnostishen Bedeutung des Mittels beschränken werde. Die bisherigen Beobachtungen hätten noch nicht ausgereiht, die An- sihten über die diagnostiste Seite der Frage zu klären; dieselben seien vielmehr noh sehr getheilt. Nachdem der Vortragende darauf hingewiesen, daß für diagnostis&e Zwecke ganz kleine Dosen des Koch’shen Mittels genügten, berihtete er über die Ergebnisse seiner BeobaHtungen in 66 Fällen, in denen er Patienten mit Tuber- fulin behandelte. Von diesen reagirten 29 auf das Mittel, während in den übrigen 37 Fällen keine Reaktion eintrat. In 7 Fällen wurden bei den für nit tuberfulös gehaltenen Patienten nah Behandlung mit der Lymphe Tuberkelbacillen entdeckt und zwar in mehreren dieser Fälle nah der dritten, in je einem nach der fünften, der sechsten und der achten In- jektion, in einem Falle erst nach einer Behandlung von 19 Wochen. In diesen Fällen mate sib die Reaktion prompt in Gestalt von Fieber und auch durch lokale Symptome geltend. Eine weitere Gruppe von Beobachtungsfällen umfaßte sieben Fälle, in welchen in Folge von Injektionen mit Tuberkulin latente Phthise durch lokale Prozesse evident wurde, ohne daß Tuberkelbacillen zum Vorschein kamen. Es folgte eine weitere Gruppe von sieben Patienten, bei denen Krank- heitserscheinungen der Lunge wahrgenommen wurden, ohne daß Tyberkelbacillen beobahtet wurden; jene frankhaften Erschei- nungen, welwe sich sehr verschiedenartig, theils als Drüsfen- anschwellungen, theils als Wirbelaffektionen, in je einem Falle als Bronchitis und als Alkohollähmung darftellten, gingen nah er- folgter Behandlung mit der Koch'shen Lymphe zum Theil zurück, zum Theil dauerten sie fort. Nachdem der Vortragende noch eine Anzahl von Fällen besprochen, in denen es sich um die Behandlung von Rekonvale8szenten handelte, betonte er Angesihts der bei der Be- handlung von Pleuritis mit Tuberkulin gemachten Beobachtungen die Nothwendigkeit, fich die Frage vorzulegen, ob die Injektion bei Pleu- ritis nicht im Einzelfale eine s{chadlicze Wirkung ausüben könne, und ging fodann dazu über, die Schlußfolgerungen aus den von ihm gemachten Beobachtungen zu ziehen, nachdem cer zuvor erklärt daß er mit Rücksicht auf die Wichtigkeit der Sache und im Hinblick auf den Umfang der bisherigen Beobachtungen ein vorsihtiges Urtheil fällen wolle. Die Thatsache, daß Kranke, welche Tuberkulose haben, mit wenigen Ausnahmen auf Injektion des Mittels bei Anwendung kleiner Dosen lebhaft reagiren, sowohl im Allgemeinen dur Fieberersheinungen, als auch dur lokale Symptome, diese Thatsache stehe fest. Eine andere Frage aber sei es, ob die Thatsache jener Reaktion eine große Be- deutung in diagnostisher Beziehung habe. Unter den beobachteten atienten seien viele, welche reagirten, ohne daß tuberkulöse Er- {einungen zu Tage traten; außerdem erfclgte in einer ganzen Rcihe der von ihm beobachteten Fälle die Reaktion erst nach einer größeren Zabl von JInjektionen. Es sei also thatsählich der Einwurf gegen den diagnostishen Werth des Mittels zu erheben, daß Personen, welche einen latenten tuberkulösen Heerd mit sich herumtragen, erst mehrerer JInjektionen bis zur Feststellung dieser Thatsache bedücsen und daß die Diagnose somit einen längeren Zeitraum beansprue. Da aber aus der erfolgten Reaktion nicht in jedem Falle auf„einen Tuberkelprozeß zu {ließen fei, so erscheine es doch zum Zwecke einer zuverlässigen Diagnose angezeigt, sich der- jenigen Mittel zu bedienen, die uns bisher zu Gebote standenz denn der Nahw:is, ob Tuberkelbacillen vorhanden feien oder nicht, sei viel wichtiger, als die Injektion. Es fragt ih nun

au, ob denn die Injektion cinen so ganz ungefährlichen Fharakter habe, Veber die Zusammensetzung des Tuberkulins und über