1891 / 62 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 12 Mar 1891 18:00:01 GMT) scan diff

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In der Urania wohnten am Dienstag Abend Jhre Königlichen Hobeiten die Prinzen Friedrich Heinrich und Ioachim Albrecht mit vielem Interesse der Vorlesung des Hrn. Muybridge aus San Franciëco über dessen Momentphotographien bei, Or. Muybridge hat \sich bereit erklärt, seine Darstellungen heute noch einmal vorzuführen.

Zur Vorfeier des 70. Geburtstages Seiner Königlichen Hoheit des Prinz-Regenten von Bayern hatten nah einer Mit- theilung des „D. Tgbl.* die hier lebenden Bayern gestern ein Feft- mahl im Central-Hotel veranstaltet, bei welchem der Gesandte Graf Lerchenfeld den Toast auf Seine Majestät den Kaiser und fodann den auf Seine Königliche Hoheit den Prinz-Regenten Luitpold aus- brate.

Der Obker-Baudirektor Friedrih En dell ift heute Vormittag um 11 Uhr unter ehrender Theilnahme der Fadgenossen und Freunde vom Trauerhause, Magdeburgerstraße Nr. 2, aus zur Ruhe bestattet worden. Zu der Trauerfeier waren der Staats-Minister von May- bah und viele Räthe des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten er- schienen. Auch die anderen Behörden des Reichs und Staats fowie die Akademie des Bauwesens hatten Vertreter entsandt. Der Ar@i- tektenverein ließ durch den Geheimen Ober-Baurath Voigtel, der Verein für Eisenbahnkunde durch den Geheimen Ober-Regierungs- Nath Streckert prächtige Kränze niederlegen.

Die Widthert- Feier vereinigte gestern Abend etwa 180 Damen und Herren aus allen Kreifen, inébefondere aus der Sqriftstellerwelt, in dem Saale des Hotel de Rome. Den Toast auf Se. Majestät den Kaiser brahte Hr. Dr. Ziemfsen aus, Dr. Karl Frenzel hielt die Festrede, worin er unter Hinweis auf die seltene Verbindung der Berufe als Richter und Dicter den Jubilar als Shhriftsteller feterte, während der Präsident des Kammergerichts, Wirkliche Geheime Ober - Justiz - Rath ODrenkmann in eincr sehr beifällig aufgenommenen Rede davon Zeugniß ablegte, daß der Gefeterte auch als Ritter ein ganzer Mann sei. Die launige Erklärung der Tisch- farte übernahm Hr. Stettenheim ; Quartettgesänge von Wichert’ sen Liedern und Vorträge des Opernsängers Strytt bildeten eine will- kommene Abwechselung während der Tafel, nah deren Aufhebung ein Theil noch zum Tanz vereinigt blieb.

Der „N. Pr. Z.“ zufolge beabsi{tigt man, auf der gesammten Strecke der Potsdamer Eisenbahn bis Zehlendorf einen Zwanzig-, Zehn-, Fünf- und unter Umständen einen Dreiminuten- verkehr einzuführen. Die auf der Strecke bis Potsdam fahrenden Züge sollen mit einer Geshwindigkeit von 60 km die Stunde fahren ; bis Zehlendorf wird die Fahrgeshwindigkeit auf 45 km in der Stunde festgescßt werden. Von Wannsee aus sollen drei Schüler: Frübzüge na Berlin (Ankunft 6,40, 7,40 und 8,40) eingelegt werden und Wannsee selbst mit Berlin eine stündlihe Verbindung erhalten. Lichterfelde erhält einen Zehnminutenverkehr und zwar für die Stunden von 6—9 Uhr früh, 12—4 Uhr, Nachmittags und 6 —®9 Uhr Abends nah Berlin, in entsprechender Weise au jür die Nüd- fahrt. Die Wünsche der Vorort-Bewohner sollen mögliSst berück- sichtigt werden,

Breslau, 11. März. Die Leiche des in San Remo ver- storbenen Ober-Bürgermeisters Friedensburg ist heute Ubend bier eingetroffen und vom Bahnhof nach dem Rathhause überführt worden, wo sie aufgebahrt wird. Die feierlihe Beisezung findet morgen Vormittag 11 Uhr ftatt.

S@lestien, 10, März. Déx Eisgang und die Snee- \chmelze sind, wie ter „Mgdb. Z.* mitgetheilt wird, nicht ohne bedeutende Schäden vorübergegangen. So hat im westlien Theile

der Provinz (Gebiet der lausißer Neiße, des Bobers und Queis) und im Bli Theile (Kreise Ratibor, Kosel, Neiße) das Hochwasser fast so arge Verwüstungen angerichtet wie im Jahre 1880, während Mittelschlesien diesmal am Glimpflichsien davon gekommen ift, Der Hauptstrom der Provinz, die Oder, errcihte vor- gestern bei Ratibor fast 23 m über Ausuferungshöhe. Ale längs der Oder führenden Promenadenwege und die auf diesen Wegen liegenden Brücken find unter Wasser geseßt, das auch in die Keller der niedrig gelegenen Häuser eingedrungen ist und den niederen Stadttheil unpassirbar gemadt hat. Südlich bon Ratibor sind meilenweite Strecken des Oderthals übershroemmt. Die zablreihen Dörfer des Thals, z. B. Zawada, Lang und Schichowiß, bilden Inseln im See. Auf der der Stadt Ratibor bena&barten Eifenbahn- station Twor kau (derLinie Kosel—Oderberg) hat das Wasser den Damm durchbroen und den Bahndamm unterspült, der äußerst gefährdet erscheint. Besonders schwer hat der Kreis Kosel gelitten. Die vyach dem Bahnhof Stadt Kosel führende Chaussee steht völlig unter Wasser und das ganze dortige Gelände gleiht einem riesfigen See. Die Ortschaften ringëum, wie Alt-Kofel, Czissek, Landmierz bilden voifommene Inseln. Der Eifenbahndamm bei Rasselwiß (Eifen- bahastrele nah Kosel und Leobschüß) is gefährdet, da unweit der Eisenbahnbrücke über die Hotenploßy eine er- beblide Dammrutsbung stattgefunden hat. Das an der- selben Ebene unweit Ober-Glogau liegende Paulinerkloîter steht ganz und gar im Wasser und isi von feiner Seite zugängliß. Bei der Eisenbahnstation Sczakowa, # Stunde von Myslowit, ift die Eisenbahnbrücke vom Hochwasser gefährdet und der Güterverkehr nach und von Krakau ganz eingestellt worden. Hier ist es der fonst so unbedeutende Prziem/a-Fiuß, der den preußischen und russishen Grenzstreifen weitbin unter Wasser gesegt hat. Was das Hochwasser der Oder in ihrem nördlihen Theile anlangt (von Oppeln bis Brieg und Breslau), so hat es bei Oppeln den Damm an der sogenannten Fleischerpaschecke „durchbrohen und an Feldern und Gehöften arge Verwüstungen angerihtet. Bei Brieg ist das re&tsseitige Oderufer bis an ven Streihdamm vollständig überschwemmt Die Oderaue sowie die Gelände der dortigen Ort- sckaften (z. B. Scheidelwiß und Licdniß) stehen bis zum Ohlauer Fürstenwalde meterhoech unter Waßer. Die ganze große Fläche gleicht einem weit au8gedehnten See, Gleich traurig sicht es oberhalb Briegs (z. B. bei Koppen und Pramsa) aus. Bei Breslau begann das Howwasser in Folge Eisversceßzung \{on am Sonntag. Oberhalb Wilhelmshaven, wo si die Oder in das Swarzwasser ergießt, find Straßen und Wiesen überfluthet, ebenso bei Tscheschniß, wo si die Oder in die Ohle ergießt. Die Verbindung der einzelnen Ortschaften kann nur durch Kähne bewirkt werden. Der Schaden wird überall in seinem ganzen Umfang erst, nachdem sich die Wasser verlaufen haben, übersehen werden können.

Waldenburg (Swlesien), 8, März. In dem benachbarten Erlebusch stürzte der „Köln. Ztg.“ zufolge ein viele hundert Centner s{chwerer Fel8block mit donnerartigem Getöse auf ein Wohnhaus. Das Da wurde zerstört, die Hinter- wand des Hauses bis in die Mitte der Stube eingedrüdckt und die Stubendecke bis 1 m Höhe vom Fußboden berabgedrückt, Die Bewohner flüchteten durch eine cingefallene Seitenwand, ein Kind mußte dur ein Fenster berauégezogen werden. Das Grund- tück darf nit wieder bebaut werden, weil zu befürten steht, daß noch weitere Felsblöcke beritedergehen.

Hamburg, 11. März. Von der Nordsee werden \chwere Stürme und zahlreiwe Schiffs unfälle gemeldet.

Brünn, 10. März. In der nahe bei Brünn gelegenen Ort- {haft Pruszionwet sind laut Meldung des „H. T. B.* 35 Wohn-

Zug mit ju

häuser abgebrannt. Die Einwo kner vermochten nur das nackt

Leben zu retten.

Nah Schluß der Redaktion eingegangene Depestzen.

Posen,12. März, Vormittags 11Uhr 15 Minuten. (W. T. B.) Die Uebershwemmung steigt in den Straßen der Stadt derartig, daß schon gestern weitere 36 Familien ihre Wohnung räumen mußten; im Ganzen sind bis jeßt 150 Familien ohne Obdach und einstweilen in der Wallischei-Schule und der Dom-Shhule untergebracht. Die

Höhe der Warthe beträgt hier 4,84 m, in Pogorzelice 5,05 m, sodaß immer noch ein weiteres Ausbreiten der Ueber-

shwemmung zu erwarten ift.

München, 12. März. (W. T. B.) Der Landes- Festzug anläplih des 70. Geburtstages des Prinz- Regenten vxlief auf das Glänzendste. An dem- selben nahmen etwa 4000 Personen Theil mit fast 400 Fahnen. Jm Zuge befanden fich außerdem 109 reich verzierte Equipagen und 20 Musfikcorps, sowie ebenfo viele mit landwirthschaftlichen Emblemen malerisch ausgestattete Wagen mit Hunderten der originellsten Volkstrachten aus den gesammten Lande. Viele Tausende bildeten in den Straßen, welche der ug passirte, Spalier und begrüßten den

elnden Zurufen. Die Landesdeputation und Vertreter der Stände begaben sih in vas Nesidenzschloß, um ihre Glückwünshe und Geschenke darzubringen, welche der Prinz-Regent auf das Huldvollste entgegennahm.

Straßburg i. Els, 12. März. (W. T. B.) Der Landesaus schuß nahm den Etat in dritter Lesung unver- ändert nah der Fassung der zweiten Lesung an.

Wien, 12, März. (W. T. B.) Durch die gestrigen Reichsrathswahlen wuchs die Zahl der Deutsch- liberalen auf 106, der Deutschnationalen auf 18 und der liberalen Ftaliener auf 4. Im Ganzen haben die Deutschliberalen endgültig gewonnen: 9 Mandate und verloren 11, die Deutschnationalen 4 gewonnen und ebensoviel verloren. Die Katholishkonservativen gewannen 2 und verloren 3 und die Antisemiten gewannen 7 und verloren 3 Mandate.

Pest, 12. März. (W. T. B.) Die Donau ist jeßt im Fallen begriffen, und jede Gefahr kann als beseitigt be- trachtet werden.

New-York, 12. März. (W. T. B) Die Zeitung „World“ bespriht den Vorschlag des Staatssekretärs Blaine, die Frage der Fifcherei im Behrings- meer einem Schiedsgericht zu unterbreiten, und be- merfi dabei: die hauptsählihsten, dem Schiedsrichter zur Entscheidung vorzulegenden Fragen würden von den Bevollmächtigten Englands, Rußlands und der Ver- einigten Staaten redigirt werden. Die Entscheidung werde man demjenigen Staat übertragen, welcher keinerlei maritime Jmzeressen in dieser Frage habe, wahrscheinliß der Schweiz.

(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Wetterberi cht vom 12. März, National-Theater in Mannheim, als Gaft.) Anfang | Wallner-Theater. Freitag: Zum 35. Male: | Urania, Anftalt für volksthümliche Naturkunde. Morgens 8 Uhr. 6+ Ubr. : stell Der neue | Mifi Helyett. Vaudeville in 3 Akten von | Am Landes - Ausftellungs - Park (Lehrrer Bahnhof). -——— Schauspielhaus, 69, Vorstellung. 5 Maxime Boucheron. Deuts von Richard Genée, | Geöffnet von 12—11 Uhr. Täglih Vorstellung im Es |SÉE | | [2E | Herr. Sthauspiel in 7 Vorgängen Oh A ou Musik von E. Aadran. Anfang 74 Vhr. wissenshaftlihen Theater. Näheres die Anschlag- |DSS ZES A O vom Dber-Negtlleur | " Sonnabend und folg. Tage: Miß Helyett. zettel. 2B | 22 Max Grube. . 2 G | S2 ¿aue Mraniga S8 l Sonnabend: Opernhaus. 64. Vorstellung. Die E : E E E REDK E I O E E P E E I I S IIT EZE | 852 | S | Hochzeit des Figaro. Komische Oper in 4 Akten| Friedrich - Wilhelmftädtishes Theater, E28 | [2.52 Iz * F j S : | Freitag: Mit neuer Ausstattuna. Zum 22. Male: ee 9 | S | | S | von Mozart. Text von Beaumarchais. (Susanne : | Freitag 2 na. Zum 22 - J Nullaghmore “6 wolkenlos | —1 | Frl, Goldfeldt, Herzoglihe Kammersängerin vom | Der Bogelhäüudten, Lpercile in d Wet Men Familien-Nachrichten, -- Z \ oft i Ä, s n\an ( §o e _ L e y c . 0 e i Aberdeen 753 |WNW 4 Swnee -1 O A Vorstellung. Zum ersten | von C. Zeller. Jn Scene geseßt von Julius Frißsche. Beo De S R ara Bu SES tai "2 Male: Unsichtbare Ketten. Schauspiel in 4 Auf- | Dirigent: Hr. Kapellmeister Federmann. Anfang CUeS mit Oi Scc „Lieut Hüther (Warm- Kopenhagen . | 746 |SSW 3/Dun| 0 | zügen von Wilhelm Mever. In Scene gefeßt vom | 7 Uhr. S C S Frl Gla Freiwald mit 4 R ‘| s NS loo _—15 | Ober-Regisseur Mar Grube Anfang 7 Uhr. U Sonnabend : Dieselbe Vorstellung. G S ActeamialE Soibar Mens (Bronberas gt E IEE c 0 Sonntag, Mittags 12 Uhr. Opernhaus. it E L O V P E C

H aag e “ns Es 1 Allerbö&)ster E enehmigung: Matinée zu woblthä- | Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten- O R E uo Mosfau .. . |_( S tigem Zwecke, unter gütiger Mitwirkung due a Bes burg. Freitag: Zum 63 Male: Der selige Tou- | sz[u Schiff mit Hrn. Uovdoffizier Adolf Pfafferott Sork,Queens- L 2 5 | Kammersängerin Fr. Sucher, der Königl. Soio pinel (Feu Teupinel). Sármank in 3 ten (GISfZtb--Dafeborn). Arl, Auncs Hilibeiee mit

fon...) (Ds NO E, 3 tänzerin Frl. dell’Era, der Königl. Schauspielerinnen | on Alexandre Bisson. Deuts von Gustav von E Deliana Geiiel (Liegniß—Breoläu). -— Fil. B. e 793 D E tus 9 Frl Clara Meyer, Frl. Conrad, Frl. Kramm, O Moser. In Scene gesezt von Sigmund Lautenburg. Hedwig Langner mit Hrn. Kgl. Gymnasiallehrer

E 759 SW fie 1 o 1 Königl. Kammersängers Hrn. Krolop, des Königl. Norber: Die Schulreiterin. Lustspiel in 1 Aft Eugen Moecke (Oppeln-Groß-Strehlig). Frl.

Es 144 Es E 5 | Sängers Hrn. Rothmükl, der Kö! L von E. Pobl. Antang 7+ Ubr. Rica Ramia- mil Den Abvtbeter Gta Delbtetor

lac | 766 SSW 5 wolki 4 | Htrn. Müller und Vollmer, des König! Cellisten Sonnabend: Der selige Toupinel. Vorber: | {Freuen i. V.—Zwitau).

Tahrwafer| 752 |[SSW U 'bededt 4 | fnzers Hrn. Burwig, des Königl. Hof-Se Ven | Die Shulreiterin. Verebeliht: Hr. Ger.-Asscssor Fri Dittmar Ma aller) 751 |SSW 3 bevedt 2 D D I S R Bs mit Frl. Liabelh Shulte-Heuthaus (Königeberg

ere] SSW 3, meisters un , l L o Be) He Drei ATUIN t Frl. Bre 06 OSO 1\wolkenlos —2 | tes Königl. Kammermusikers Hrn. Franz Poeniß und Belle-Alliance-Theater. Freitag : Zum T B O E f Eg Se ünster... | 746 |DSD 3 wolkig 1 | der Königl, Kapelle. Direktion: Die Königl. Musik- | Male: Gavant, Miuard « Co. Stwank | aldt mit Frl. Emnia Vendt: (Bagenow). Karlsruhe . . 757 \SW 4fheiter!) 2 | Direktoren Hrrn. Hertel und Wegener, der Königl. | ¡5 Z Akten von Edmond Gondinet. Deuts von Grborer: Gin, S B a at Wiesbaden . | 755 |SW 2 balb bed. 2 | Kapellmeister Hr, Stcinmann, der Regisseur des Weyl. Anfang 7x Uhr. Morea. (Danzig). Hrn. Dr. Klokow (Königs- München . . | 757 SW 5 halb bed, 1 Königl. Scauspielbaufes Hr. Piaschke. „Zum Sonnabend: Zur Feier des Geburtstages Sr. Ma- berg). Hrn. Hauptmarn Hinko Frhrn. von Shemnig .… | 755 |SW 4 wolkig 3 | S(@luß der Matinée: Eine vollklommene Frau. jestät des Königs von Italien. Großer Gala-Abend Lüttwiß (Breslau). Hrn. Ger.-Sekretär H. E 757 BWNW 2bededi 4 "Tod r Pläye wie gewöbnlich. Billeis bei | "99. Grnesio Rossi, Mo Loar (Ns Lear). | * Ahlers (Freibura a l) Eine D Hterz +275 N be DIMIE s tut Ç A ————— Hra. Pfarrer Ankermann (Lindenau). Hrn. Ger.-

eslau... 754 SW 1sbedeckt 6 | Bote u. Bod, Leipzigerstraße 37, und am Sonntag, (Le ) D i Fle d'Air ._. | 750 |SSO bsbedeckt | ô U E Ps os S an der} Adolph Ernst-Theater. Freitag: Zum Mee E O L Nizza ..….. | 796 4\wolkenlos | 0E De Mg: Dts E 28, Male: Adam und Eva. Eesangsposse | Gestorben: Hr. Kgl. Hofschauspieler Hein. Basté 2 1|bedeckt 10 L E E in 4 de o Eg) D en CEA aab (Ponoe A: Sa, R, de Dreh aut A es : 1 L itag: "8 Tod. | Couplets von Jacobson un ustav ry. un rban (Paris). Hr. Major a. V. T.

1) Na&ts Schnee. 2?) Gestern Nachmittag Regen, D Seer, Freies R gui Ah von Adolph Ferron. Anfang 7# Uhr. Julius von Reitenstein (Breslau). Hr. Kgl.

Uebersicht der Witterung. S anlas: Das alte Lied Sonnabend: Dieselbe Vorstellung. Se Pr M eas S bus j * bf Ff r e von Schmit (Dan .

Die Witterung Deutschlands und des ganzen Die nächste Aufführung von Der Pfarrer vou rau 4: cite Weines deb, Nord- und Ostseegebietes steht unter dem Sue Kirchfeld findet am Montag statt. Thomas-Theater, Alte Jakobstraße 30. L U D Kal. Oberförster einer Depression, deren Kern E Wirde 2 Freitag: Zum 39. Male: Der Registrator | Ludwig Cornelius (Gottsbüren). Hr. Rentier wele an ihrer Ee h Tft das B ie vor- li Theater. Freitag: 27. Abonnements- auf Reisen. Posse mit Gesang von A. L'Arronge, | Hugo Niedenführ (Breslau). Hr. Gutsbesizer hexvotemis, o DRQG N Parte i Oft i ist Berliner G n K : G. von Moser. Musik von R. Bial und G. Steffens. | J, Laurenroth (Groß-Santersleben). Hr. Land- wiegend trübe, im Westen kälter, im Osten mei Vorstellung. Arbeit. Anfang 7 Uhr. Die neuen Couplets von A. Bender. Cäsar Wichtig : und Ritterschafts-Syndikus August von Ämsberg wärmer, in den westlihen Gebietetheilen baben | Sonnabend : Kean. ( N T (249 u 2 De MaRGr S Wee bibea): 4a

Niederschläge stattgefunden. Eine neue Wald Emil Thomas. “4nfang 7# i (Celle). H allenthalben Nieders{chläge a Ra Ae er- | „Sonntag, Nahm. 24 Uhr: Graf gl e Y Sonnabend: Der Regiftrator auf Reisen. Hr. Pastor emer. August Engel (Leese). Hr. enn E Dn E Rg östliche | Abends 7} Uhr: Die Jungfrau von Orleans. L A Zum ua mea a tg S Der Henle Fie tet af ddes, S a E Cine rtf j Sarb.l E illionenbauer. olksftück mit Gefang in | Kanzlei-Rat ohanne , ¡ Tettide in Ses ranrees, B »iord-Europa herrsckt Tessing-Theater Freitag: Thermidor. | 4 As En e ra L in SLORIA (Berlin). E E j 5 : i; von A. S{önfeld. Musik von G. Steffens, Deutsche Scewarte. | Drama in 4 Akten von Victorien Sardou, Sonnabend und Sonntag: Thermidor. L f Mal Concert-Anzeigen. 4 D atr ien nid Dr. H. Klee, Direktor. ; ictoria-Theater. Freitag: Zum 104. Male: erlin: i Theater-Anzeigen. zie UAA ora Romantishes Zaubermären | Concert-Haus. „Beaiag! Carl Meyder- Verlag der Expedition (S ch olz). E ; , in 5 Akten von Emil Pohl. Mußk von G. Lehn- | Concert. D. R ly LOUSLE O Druck der NorddeutsGen Buchdrueckerei und Verlagk-

Manie Se B N A M gr t g E ui Aa Seite Eber Tanz Nr. 6 von Dubral A aranialie aus Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. haus. 63. Vorstellung. Die Meifterfinger von | A. Raida. VDalels von G. : L O E I E N A Beil Nürnberg. Große Oper in 3 Akten von Richard geseßt von W. Hock. Anfang 7} Uhr. „Zraviata «0 a c cht eilagen Dee E gr aag ia Mde V ged é Sonnabend : Dieselbe Vorftellung. P O von Der E E O). Warum ceinsGliefili@ Börsen - Beilage).

T. Ie j Le e 3

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Donnerstag, den 12, März

2 G2.

Zehn Jahre in Aequatoria. IL. (Sthluß.) {Vgl. Nr. 60 des „R.- u. St.-A.“ vom 10. März, Erste Beilage.)

Casati verurtheilt sehr entshieden die ganze Reiseroute Stanley's über den Congo nah dem Albert-See und begründet dies des Näheren in Kap. 9 des II. Bandes; einleuchtend ist jedenfalls, wenn er sagt, der Rückzugsweg Stanley's durch das Semliki - Thal nach Südost über Karagwe und Usukuma habe bewiesen, daß er diesen Weg auch von vornherein zur Befreiung Emin Paschas hätte einshlagen fönnen, und ebenso, wenn er sagt, daß die Emin:Pascha Expedition des Dr, Peters, der bekanntlich von Osten durch das Massai-:Land vordrang, bewiesen habe, wie richtig Stanley gehandelt haben würde, wenn er diesen Weg, der ihn weit \{hneller zum Ziele geführt hätte, für den Hinmarsch gewählt haben würde. Da Stanley die Congo-NRoute und dann den Aruwimi entlang zog, kam er mit der Vorhut in trostlosem Zustande an sein Ziel. Emin Pascha mußte „mit Schuhen, Taba, Leinwand, Salz, Honig, Korn und Sesam die Expedition unterstüßen, welche sich in Europa ausgerüstet und auf den Weg begeben hatte, um ihm zu Hülfe zu eilen; .man taushte die Rollen; ein unangenehmer Schatten legte sih auf die Freude, die doch vollständig und allgemein hätte sein sollen.“ (Band T1, 146) Die Umgebung des Paschas sah mißtrauish nach „diesem Reste einer Expedition, deren Lob der Gouverneur so laut angestimmt hatte und in der man die Quelle alles Heils zu sehen si ge- wöhnt hatte“. Und Casati fügt hinzu: „welchen Werth hatten 30 Kisten Remingtonpatronen (die nämlih Stanley für Emin mitgebraht hatte)? Sie änderten die Lage der Aequatorialprovinz um gar nihts!“ Lassen wir Casati, weil es für die Beurtheilung der Folgen wichtig ist, weiter sprechen: „Emin fühlte tief den \{merzlihen Eindruck, den die Beschreibung des erduldeten Un- gemahs, der Schwierigkeit des Weges, welche die Soldaten und Sanfibariten Stanley's seinen Leuten zu machen nicht verfehlten, hervorbringen mußte, und wiederholt bat er Stanley aufs Dringendste, sih seinem Volke zu zeigen und die zunätst gelegenen Provinzen (foll wohl heißen: Stationen) zu besuchen. Die Soldaten und Beamten hatten seit fünf Jahren ihren Sold nicht erhalten. Wenn sie auch zum Theil der Auswurf des egyptishen Heeres waren, so hatten sie doch der Ne- volution Widerstand geleistet und zur Vertheidigung ihres Fürsten gekämpft; gering war unter ihnen die Desertion. Stanley jedoch bestand fest auf seiner Weigerung, indem er Mangel an Zeit vorshüßte, dessen ungeachtet jedo er etwa einen Monat in Nsabe (am Albert-See) verblieb. Emin senkte sein Haupt und ergab \ich, dem Zufall vertrauend, ohne die nothwendige Thatkraft zu finden, um den Ereignissen Troy zu bieten. Mehr denn einmal sagte ih (Casati) ihm, er solle ohne Rückhalt die Lage der Provinz vor Europa und Egypten offen besprehen, die Zer- würfnisse, die sie zerfleishten, die Wahrheit, die himmelweit von den Täuschungen entfernt war, welhe in allen Gesihtern und in Aller Munde sich breit machte; er verspra mir, es zu thun, aber ich habe Grund zu glauben, daß er nur allgemeine Andeutungen hinwarf. Die eigene Ohnmacht einzugestehen, mit denjenigen Anderer die eigenen Frrthümer einzugestehen, widersprah der Hoheit seines Geistes.“

Emin's Leute wurden durch den Zustand der Stanley- hen Expedition mißtrauisch. Stanley aber suchte ihm allerhand verlockende Anerbietungen zu machen er bot ihm den Uebertritt in die Dienste der Ostafrikanishen Gesellschaft an (pag. 149 des II. Bandes) und {lug ihm vor, sih am Victoria-See niederzulassen ; offenbar wollte er Emin's Militär- macht, die er nöthig hatte, gewinnen. Emin zeiate ih ein- verstanden, er pries seinen Leuten gegenüber die Hochherzigkeit der Engländer, und das war es, was seine Leute nur noch arg- wöhnischer machte: sie glaubten, von ihm an die Engländer ver- tauft zu werden. „Die Ankunft Stanley's erhöhte seine Schwäche, statt seinen Einfluß zu heben.“ Die Haupt- ursache dieser Wirkung erblickt Casati darin, daß Stanley sein Lorps getheilt und das Hauptcorps in Jambuja zurücgelassen hatte. Casati urtheilt über dieses Verfahren Stanley's folgendermaßen: „Groß war die Verantwortlichkeit, die er dur die Theilung der Karawane auf sich nahm. Das Be- dürfniß, die Lastträger zu gewinnen für die berühmte Million Elfenbein, die sih in der Provinz befand, und die als Kom- pensation für die Kosten der Hülfsexpedition in London er- örtert und versprohen worden war, riß den Anführer hin, einen ähnlichen Frrthum zu begehen. Statt unter der Führung eines erfahrenen und kühnen Offiziers eine Erforshungsabtheilung an den See zu schicken und selbst über der Leitung der wichtigsten Arbeit zu bleiben, um dem Unternehmen einen Triumph zu sichern, vergaß Stanley aus Sucht, Alles zu thun, und aus Gier, keinen kleinen Ruhmesstrahl auf Andere fallen zu lassen, die Wichtigkeit des übernommenen Auftrags; keinem Anderen wurde etwas übertragen, nur allgemeine Befehle wurden erlassen ; dazu legte er zwischen sich und den Hauptzug eine unendliche Entfernung, einen undurchdringlihen Wald, Schweigen und Zweifel auf lange Monate.“ :

Stanley zog nun, wie bekannt, am 24. Mai 1888 vom Albert-See nach Jambuja zurück, um das Hauptcorps zu holen; Emin unterstüßte ihn mit Ueberlassung von 100 Last- trägern; als Vertreter Stanley's blieb Lieutenant Fephson

'bei Emin zurück,

Emin's Lage war, wie man sich immer wieder erinnern muß, allein s{hwierig dur die Disziplinlosigkeit seiner Truppen und durch die Politik des Königs von Unjoro, die sich immer mehr als eine feindlihe herausstellte. Durh das Erscheinen Stanley's war seine Lage nur noch s{hwieriger geworden. Stanley's Weigerung, fich auf die Stationen zu begeben, hatte das Mißtrauen erweckt, daß Emin über die Ab- tretung der Provinz mit ihm verhandele. „Die er- buldeten Ungerechtigkeiten, die zügellose Tyrannei, die

Gunstbezeugungen an einige unehrlihe Leute, die Noth-

wendigkeit einer Rache, das bildete den Gegenstand der Ge-

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spräche in den Stationen, als die Nachriht von der Ankunft Stanley's dort eintraf.“ Die Disziplinlosigkeit war so weit gegangen, daß zwei Offiziere sih bei Stanley über Emin be- klagt hatten, Stanley hörte die Klagen, ohne Emin etwas von dieser Denunziation zu sagen. Erst als Stanley fort war, erhielt Emin hiervon Kenntniß und er wurde hierüber in hohem Maße erregt. Er ordnete nunmehr am 3. Juni 1888 eine geheime Untersuhung über den Geist der Armee an, und sein Major Hawash stellte eine Liste der Unzu- friedenen und der Aufwiegler auf. Er war jeßt für strenge Maßregeln, die aber Casati unter den gegebenen Ver- hältnissen niht mehr für rihtig erachtete. Seit lange hatte Casati die Zunahme der allgemeinen Mißstimmung verfolgt, mehrmals hatte er den Gouverneur veranlaßt, eine Politik der Versöhnung einzuschlagen, welhe im Stande gewesen wäre, das seit der Zeit der Abreise von den nördlichen Stationen zusammensinkende Gebäude in erträgliher Weise zu stüßen. Die strengen Maßnahmen, welhe in früherer Zeit das Ansehen Emin's befestigen und neu hätten stärken können, hatten nah dem Urtheil Casati's jeßt keine Aussichten mehr auf Erfolg, da die Gemüther zu einem allgemeinen Abfall ge- fommen waren. Aber Emin entschied sich nunmehr dafür, Strenge zu üben,® wobei ihn die feurige Ermuthigung Jephson's bestärkte, der aber gar keine Kenntniß von der politishen Lage der Provinz haben konnte. Die beiden Denunzianten wurden durch Degradation bestraft. Casati ver- suhte noch einmal, ihn von seinen unpolitishen und über- mäßig strengen Entschlüssen abzubringen; aber Emin erblickte darin eine Anmaßung seiner Vorrechte. Casati verhielt \ih in Folge dessen fortan passiv und vermied es, sih um die öffentlichen Angelegenheiten zu kümmern; als Jephson ihm seine Ueberzeugung aussprach, daß Emin mit Recht von seiner Autorität Gebrauch gemacht habe, sagte er zu ihm: „Eines Tages werden Sie mir Recht geben, Herr Jephson, ih bin Emin's Freund, und eben wegen dieser Freundschaft habe ich niemals die Wahrheit vershwiegen.“

Emin und FJephson traten nun ohne Casati von Tunguru die Reise nah den nördlichen Stationen am 23. Zuni 1888 an, um auf dem Wege der Abstimmung eine Entscheidung über den Abzug aus der Provinz herbeizuführen. Sofort breitete fich in Tunguru felbst die Unbotmäßigkeit aus; ein Hauptmann berief Soldaten und Beamte zu einer feierlichen Verjammlung ein und predigte Widerstand; er sandte Boten nach einer Station im Norden und lud deren Besagzung ein, sich mit ihm zur gemeinsamen Rettung zu verbinden, das Unglück, welches der PasHa über die Provinz verbreiten wolle, zu hindern und abzuwenden. So bereitete \sich der all- gemeine Ausstand gegen den Pascha vor. Emin’'s Aufnahme in den nördlichen Stationen, wo er so lange niht gewesen, war eine kühle. Er begann mit den Anfragen wegen Räumung der Provinz; die Besaßung von Redjaff gab keine Antwort, die Besaßung von Kiri, zwar zum Abzug bereit, widerseßte sih der Fortshaffung der Kriegsvorräthe nah Dusflé; der Brief Stanley's, den er Emin mitgegeben, und die Vollmatt, die Jephson vorzeigte, wurden als Werkzeuge der Lüge und des Truges betrachtet : „Der Verrath ist nachgewiesen; ihn zu bekämpfen, ist niht s{hwer; Einigkeit wird uns den Sieg verleihen“ das waren die Nufe, welche in den einzelnen Stationen er- schallten. Ohne zustimmende Antwort zu erhalten, zogen sich Emin und Jephson von Gondokoro und Mugi zurück; in Labore wurde Emin, als er den Aufruf Stanley's verlesen hatte, von geladenen Gewehren bedroht, und als er auf seinem Rückzug am 19. August 1888 in Duflé einzog, wurde er von einem Piket Soldaten gefangen genommen und der Statthalterschaft entseßt. Ueberall war der Aufstand entfesselt mit dem Feld- geschrei, daß man dem Vize-König treu bleiben und niht an England verkauft werden wolle. Auf die Kunde von dieser Wendung eilte Casati nah Duflé und seßte seinen ganzen Einfluß für eine würdige Behandlung Emin's ein; er konnte aber nicht die feierlihe Absezung Emin's hindern. Hier war es, wo Emin, Casati die Hand drückend, in Bezug auf die von ihm früher niht beahteten Nathschläge sagte: „Hätte ih JFhrem Rathe gefolgt!“ Casati war tief ergriffen von dem Schidfal des Gouverneurs und giebt den Gedanken, die ihn bei dem Wiedersehen bewegten, in den Worten Ausdru: „Emin, der geistvolle Mann, der Pfleger der Wissenschaft, der so viel Bewunderung erregt und so viel hohahtungsvolle Begeisterung in Europa wachgerufen hatte, saß nun gefangen und war nun der Gnade einer unwissenden fanatishen Masse anheimgegeben !“

Inzwischen hatten die Mahdisten Redschaff erobert, es lagen {limme Nachrichten von den herannahenden Gefahren vor und Casati gelang es, den Kommandanten von Duflé u überzeugen, daß seine Verantwortlichkeit durch die Ent- Bao Emin Pascha's sich verringern würde; am 17. No- vember befahl er, daß Emin freigelassen werde und nah Wadelai abziehen dürfe. Emin blieb aber abgeseßt und wurde in Wadelai verhältnißmäßig gut aufgenommen; von da begab er sich nach Tunguru. Die Bedrängung dur die Mahdisten veranlaßte die Räumung von Duslé; es kamen immer mehr Familien nach Wadelai und Tunguru, alle bereit, mit Emin abzuziehen. Endlich kam die Meldung von Stanley's Rückehr; er kehrte dur sein Haupt- corps „faum gestärkt“ zurück (26. Januar 1889), bekannt sind die Qualen und Leiden, wzlhe er mit seinem Corps durchzumachen hatte; er sprach jeßt niht mehr von „Befreiung“, sondern stellte Emin einfach die Wahl, innerhalb zwanzig Tagen mit ihm abzuziehen oder ihn (Stanley) allein wieder abziehen zu lassen. Auf Casati’'s Rath überstürzte Emin seine Entscheidung niht, weil er leiht an dem Abzug von seinen Leuten hätte verhindert werden können; man hätte ihm den {nellen Abzug gerade in seiner jeßigen Lage als „Flucht“ ausgelegt. Es kam vielmehr darauf an, zu wissen, ob die im Süden befindlihen Offiziere bereit sein würden, mit ihm zu gehen. Jn Folge der Ereignisse im Norden waren sie jeßt zum Abzug geneigter. Fndeß wollte Emin in seiner autoritätslofen Stellung niht den Vermittler zwischen diesen und Stanley spielen. Casati bemühte sih daher, die Offiziere zu dem Antrag zu bewegen, daß Emin wieder die Ge-

schäfte als Gouverneur übernehme. Dies geschah

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am 8. Februar 1889, und so konnte er die Rüczugsverhand- lungen mit Stanley beginnen. „Unser Abzug aus der Provinz und folglich unsere sichere Rettung sagt Casati war ein Werk, das wir niht der Hülfsexpedition verdankten. Die Art und Weise, wie diese ihr Ziel verfolgte, hatte gewiß die Gemüther der Dissidenten in Aequatoria erbittert, jener nämlih, welche fest entshlossen waren, nicht fortzugehen. Es war daher Pfliht des- Gouvetkeurs, fsih jeßt derer, welche die Absicht hatten, sich nach Egypten zu begeben, an- zunehmen.“

Stanley schreibt in seinem Werke, selbst nachdem er das Hauptcorps in traurigstem Zustande in Jambuja gefunden hatte, er habe seine Kolonnen zum Marsche nah dem Albert- See gesammelt, „um den Pasha mit Gewalt zu be- freien“. Hierzu wäre er wohl kaum mit seinem Hülfs- corps im Stande gewesen, thatsählich is es zu einer „gewaltsamen Befreiung“ niht gekommen. Emin und Stanley zogen, sih gegenseitig helfend und sih unterstüßend, gemeinsam mit etwa 1500 Köpfen am 10. April 1889 vom Albert-See nah Süden ab, nahdem es Emin gelungen war, durch diplomatishe Verhandlungen die Unzufriedenen zu be- hwichtigen; ein großer Theil der Offiziere und Mannschaften blieb aber in Wadelai zurück. So wenig Sympathien Casati für Mr. Stanley und sein Auftreten hat, wird er doch seinem Charakter gerecht, indem er schreibt :

„Stanley ist ein durch die Kraft seines Wesens, die Ent- \{lossenheit seines Herzens, die Rashheit seines Geistes und einen eisernen Willen hervorragender Mann. Eifersüchtig auf seine eigene Autorität, duldet er keine äußeren Einflüsse und fragt Keinen um Rath. S{hwierigkeiten entmuthigen ihn niht, Unglück ershreckt ihn niht; mit außerordentlicher Lebhaftigkeit des Geistes findet er rasch einen Ausweg und hebt sih über eine Verlegenheit weg. Ünumschränkt und hart im Vollzug seines Dienstes, niht immer vorsihtig gegen überstürzte und icrige Urtheile, kann er durch Unentshlosen- heit und Schwanken derartig erbittert werden, daß er seine gewohnte Würde, seine stets zu Ernst geneigte Miene verliert. Vorsihtig und sparsam im Sprechen, wenig der Geselligkeit zugethan, erregt er kein Gefühl der Sympathie; aber häufiger Umgang macht ihn angenehm in Folge der Offenheit seiner Art, der Bestimmt- heit seiner Rede und der Feinheit eines Gentleman.“

Hält man diese Charakteristik mit derjenigen zusammen, welche Casati von Emin entworfen, so begreift man, wie wenig diese beiden Männer si verständigen konnten und miteinander harmonirten.

Wir übergehen die mannigfahen von Casati auf dem Marsch beobachteten Zeichen der zwischen Beiden bestehenden Differenzen und sehen auch von der Beschreibung des Marsches nah der Küste ab, da sie viel Neues nicht enthält, nahdem Stanley darüber {hon berichtet hat. Gleichwohl ist zu bemerken, daß die Darstellung Casati's einen sehr viel wohlthuenderen Eindruck macht. Wir heben aus seinen Beschreibungen nur noch hervor, daß er von dem nun- mehr den Deutschen unterworfenen Gebiet Schilderungen macht, welhe mit der öfters behaupteten Trostlosig- keit und Unfruchtbarkeit durhaus nicht im Einklang stehen. So S B B 2E „Das Land Usagara ist reich und fruchtbar und besißt Wasser im Ueberfluß; grüne Gräser und schattige Pflanzen beleben es, die balsamishe Bergesluft wirkt stärkend; die Einwohner sind von sanftem Wesen und gefälligen Sitten. Große Akazien, weiße Stämme von Büttneriaceen, Dum-Palmen verleihen der Gegend einen gefälligen und zugleih über- wältigenden Anblick. Die anfänglih noch beshränkten Stellen, welche dem Anbau gewidmet sind, nehmen allmählih zu ; üppige Bananenpflanzungen, Getreidefelder und Gras- pläße s{hmüdcken die Abhänge, weiche sanft in die Ebene sih absenken.“ Was Casati über den Sklavenhandel sagt (pg. 269), verdient gleihfalls beachtet zu werden. Zum Schluß berichtet er kurz über die Aufnahme Seitens der Deutschen in Mpwapwa, in Mswa, über das Zusammentreffen am 4. Dezember 1889 mit Wissmann am Kingani und über die Ankunft in Bagamoyo, die leider durch den Sturz Emin's getrübt wurde. -

Casati endet sein Werk, das mit zahllosen vortrefflichen Bildern ausgestattet und mit reihhaltigen meteorologischen Beobachtungen versehen ist, mit den Worten: „Wenn ih heute, ohne auf Gelehrsamkeit irgendwie Anspruch zu erheben, und jedem persönlichen Ehrgeiz fern, diese Blätter der Erinnerung hinausgebe, so muß ih erklären, daß es mein unablässiges Bestreben war, sie möchten allenthalben das Gepräge der alten Vor- schrift tragen: Amicus Plato, sed magis amica veritas !“ Wir können dem Verfasser das Zeugniß niht vorenthalten, daß wir in der That in seinem hervorragenden und verdienst- vollen Werk diesen Eindruck bestätigt erhalten haben.

Deutscher Reichstag. 86, Sizgung vom Mittwoch, 11, März.

Am Tische des Bundesraths: der Staatssekretär Dr. von Boetticher. Ï i :

Die heutige Sißung ist den Berichten der Petitions- kommission gewidmet.

Die Petition der Vereine zur Wahrung der Jnteressen des Viehhandels zu Dresden, Leipzig, Magdeburg, Berlin und Köln verlangt die Aenderung der Frachtberehnung für die Beförderung lebenden Viehes auf Eisenbahnen. Bisher muß auch unbenußter Raum mitbezahlt werden, wenn statt des verlangten fleineren Wagens nur ein größerer, odex bei Transport von Schafen statt des verlangten aeaen, der zufällig niht disponibel ist, nur zwei einfahe Wagen gestellt werden können.

Abg. Klemm: Bei der Stellung von einfahen Wagen ftatt der Etagewagen werde der Frachtsay nächstens ermäßigt werden.

rahtberehnung nach einem allgemeinen Gewihts\saß oder na

Äradib sei noch mehr zu wünschen: nämlich das System der

rundlagen, welche in jedem einzelnen Falle bei der Verladung des

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