1891 / 63 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 13 Mar 1891 18:00:01 GMT) scan diff

“A A

E La me

E:

G,

E E GRE

rei I Sai:

E E E er G L fs

gt f «

iri ra mcag e:

G S,

(2579). Auf die acht Anstalten des Königreichs Bayern fommen 3999 Anmeldungen, auf Sachsen 1634, auf Württem- berg, Baden, Hessen, beide Mecklenburg und Elsaß Lothringen 970, 911, 1089, 1147, 1118 u. f. w. :

Das Rechnungsbureau des Reichs-Versiche- rungsamts hat mit der Vertheilung der Altersrenten auf die betheiligten Anstalten 2c. bereits begonnen.

Am 7. d. M. hat im Handels-Ministerium unter dem Vorsiz des Ministers für Handel und Gewerbe Frei- herrn von Berlepsch eine Besprehurg über Maß- nahmen zur Besserung der Lage der Handweber in den Kreisen Reichenbach, S@{weidniß, Walden- burg, Neurode und Gla stattgefunden. Zu der- selben hatten sich außer dem Regierungs - Präsidenten von Breslau Freiherrn Juncker von Ober Conreut folgende Landtags: Abgeordnete dieser Kreise eingefunden: Buchdruckerei- besißer Franke, Gutebesißer Hartmann, Landgerichts-Rath Kletshke, Fabrikbesißer Lückhoff, Rechtsanwalt Dr. Porsch, Freiherr von Richthofen, Geheimer Regierungs-Rath Simon. Der gleichfalls eingeladene General-Direktor Dr Ritter war am Erscheinen verhindert : : :

Die Besprechung ergab eine Uebereinstimmung dahin, daß zwar seit Anfang Januar d. J. in Folge des langandauernden und harten Winters die an und für sih bedrängte Lage der Handweber sih vers{limmert hatte und daß namentlich in Leutmannsdorf, im Amtsbezirk Peterswaldau (Kreis Reichen- bah) und im Lewiner Bezirk (Kreis Glaß) zeitweise die öffentlihe Fürsorge und die Privatwohlthätigkeit in Anspruch gencmmen werden mußten. Die in die Presse gelangten Schilderungen dieser partiellen Nothstände seien aber zum Theil übertrieben gewesen. Die Fürsorge der öffentlihen Armen- vfleae und der Privatwohlthätigkeit habe sih als ausreichend bewährt, um diesen Anforderungen gerecht zu werden. Die Anrufung der Wohlthätigkeit weiterer Kreise wurde allseitig als entbehrlich und bedenklih bezeihnet, da eine über das Bedürfniß hinausgchende Unterstüßung nur demoralifirend wirken könne.

Zur Bekämpfung der partiellen Notbstände in Leutmanns- dorf und in den Weberdörfern des Amtsbezirks Peterswaidau find am 3. Februar .d. J. den Landräthen zu Schweidnitz und Neichenbah aus der fiskalishen Königin-Louise-Grube in Zabrcze 100 t Würfelkohle zur Verfügung gestellt worden.

Weiterhin find die Königlihen Oberförster zu Reinerz und Karlsberg (Kreis Glag8) ermähligt worden, Reisig und Knüppelholz aus den fiskali‘hen Waldungen zu er- mâäßigten Preifen an die bedürftigen Handweber abzugeben. Ueberdies is die von örtlihen Comités organisirte Privat- wohlthätigkeit mit Gründung von Suppenküchen, Verabfolgung von Lebensmitteln u. dgl. öhnlihen Maßnahmen vorgegangen. In Folge dessen erscheint zur Zeit die dringendste Noth be- jeitigt. Auch in den ärmsten Weberdörfern liegt gegen- wärtig fein außergewöhnlihes Bedürfniß zum Ein- treten der öffentlihen Fürsorge vor. Die Weber wünschen selbsi nicht einmalige Unterstüßung, sondern dauernde Besserung ihrer Lage. Zu diejen bedränglen, der Besserung ihrer Lage bedürftigen Webern gehören aber nur die eigentlichen Berufsweber, welhe mit ihrem Lebens- unterbalt ausshließslih auf die Handweberei angewiesen sind, niht auch die sogenannten Winterweber, die fleinen Land: wirthe, Bau- und sonstigen Handwerker, welche nur zur Er- aänzung ihres Einkommens, wenn ihre eigentlihe Berufs- arbeit im Freien ruht, selbst oder durch ihre Angehörigen die Weberei betreiben.

Die Versammlung vereinigte sich in der Anschauung: daß ein akuter Nothstand, welcher die sofortige Bereitstellung von Staatsmitteln zu seiner Beseitigung erfordere, nicht vor- liege, daß es si dagegen um einen chronischen Nothstand handle, welcher sich immer wieder verschärfen könne und zu dessen Beseitigung man versuhen müsse, die Lebenslage der bisherigen Berufshandweber zu heben, :

Zur Beseitigung dieses chronishen Nothstandes wurden folgende Mittel in Vorshlag gebracht: i

1) an Stelle der Handweberei neue Fndustriezweige in den Weberbezirken einzuführen, ; i:

2) die Ueberführung der Weberkinder zu anderen Berufen zu fördern, -

3) für die Uebergangaszeit Maßnahmen ?ur Besserung der Lage der berufsmäßigen Handweber zu treffen. :

Als unerläßlihe und wichtigste Vorbedingung für die Einführung neuer Industriezweige wurde die Herstellung neuer Verkehrawege bezeihnet. Von den drei vorgeschlagenen Eisenbahnlinien Rückers—Nachod, Schweidniß—Charlotten- brunn und Langenbielau—Neurode hielt man die Verbindung von Nücers mit Nachod als für den vorliegenden Zweck

weitaus am billigsten, da diese den großen Weber- distrikt von Reinerz, Lewin und Cudowa dur- shneidende Linie nicht nux bedeutende Sandsteinlager

und fiskalishe Wälder dem Verkehr ershließen, sondern auch die Anlage von Fabriken und dadurch eine anderweite Beschäftigung der Handwerker ermöglichen werde. Fn zweiter Linie wurde die Erbauung einer Bahn von Langenbielau nah Neurode und für den Fall, daß wegen des Kostenpunktes der Ausführung dieser Bahn sich große Schwierigkeiten entgegenstellen sollten, die Anlage einer Bahn von Schweidnig nach Charlottenbrunn durch das Weistriß- thal empfohlen. Auch die Erbauung einer Chaussee von Faulbrück nach Leutmannsdorf wurde als wünschenswerth bezeihnet, dabei aber bemerkt, daß die Herstellung von Chausseen als Aufgabe der Kreise und der Provinz angesehen werden müsse, ein Staatszushuß für dieselbe also nicht zu er- warten sei. Bei Erörterang der Frage, in welcher Weise am 23weZmäßigsten die Neuanlage von Fabriken befördert werden könne, wurden die großen Bedenken einer solchen Art der Staats-Unterstüzung nicht verkannt; auch die Be- fürworter derselben waren einig darin, daß nur bei Er- shöpfurg der übrigen Mittel diefer äußerste Weg zu erwägen sei. Weniger bedenklih ershien die Förderung neuer Fabrik- anlagen in den Weberdistrikten durh Darlehne Seitens der Kreise oder der Provinz. S i L

Die Einführung neuer Zweige der Hausindustrie in den Weberdistrikten wurde nur unter der Vorausseßzung befür- wortet, daß es sih um leistungsfähige hausindustrielle Betriebe handele, von welchen nicht zu befürchten sei, daß sie im Kampfe mit der Maschine in kurzer Zeit wieder unterliegen würden.

Als ein Mittel, den Uebergang der Weberkinder in mechanishe Webereien, in die Landwirthschaft und in das Handwerk zu befördern, wurde die Aus-

i

zahlung von Prämien an die Weber in Vorschlag ge-: j

braht. Weiterhin wurde es als erwägenswerth bezeichnet, Hand- fertiakeitsshulen sowie eine Webeschule zur Ausbildung von Werkmeistern und Betriebsleitern mechanischer Webereien zu er- ridten. Da die Einführung neuer Erwerbszweige und die Ueberführung der Handweber und ihrerKinder zu andern Erwerbs- zweigen naturgemäß vicle Jahre erfordern wird, so erscheint es nöthig, für die Uebergangézeit Maßnahmen zur Befferung der Lage der Handweber zu treffen. Zu diesem Zweck wurde empfohlen, den Handwebern Armeelieferungen, soweit dies angängig, zuzuwenden. Dagegen fand der Vorschiag, dur Anbringung von Jacquard-Maschinen an dea Webstühlen die Leinenhandtuhweberei zur Einfühzung zu bringen, wegen des Uebergewichts, welhes der mehanishe Webstuhl auch in diesem Artikel bereits erlangt hat, feine Billigung. Für erwägenswerth wurde der Gedanke gehalten, daß die Weber zum Zweck der gegenseitigen Unterstüßung fich in Innungen oder Genossenschaften zusammenschließen sollten. Au wurde der Wunsch ausgesprochen, daß die Fabrikanten den im Ausgeberwesen an einzelnen Orten noch bestehenden Mif:ständen Abhülfe ihaff:zn möchten. Endlich fand eine ein- gehende Erörterung über die Frage ftatt, ob es sih empfehle, die Handweber dem Zwange der Kranken- sowie der Alters- und Jnvaliditätsversiherung zu unterwerfen. Für die Einfübrung dieses Zwanges wurde angeführt, daß eine sehr große Zahl der Handweber im s{hlesishen Gebirge ein hohes Alter erreichen, und daß viele derselben alsbald eine Rente erhalten würden. Andererseits wurde die Schwierigkeit betont, aus dem geringen Einkommen der Handweber noch Beiträge für die Kranken- und Jnvaliditätsversicherung zu entnehmen. Eine weitere Vrüfung dieser schwierigen Frage wurde vor- behalten. | S

Allseitig wurde anerkannt, daß nur tur ein fystematisches, langjähriges Zusammenwirken von Staat, Provinz, Kreisen und Gemeinden mit den Fabrikanten und den Handwebern eine Ueberführung der Handweber zu andern Erwerbszweigen und damit eine Beseitigung des chronischen Nothstandes erreicht werden fönne. Es bedürfe vieler ineinander greifender Maß- nahmen und vor Allem auch ‘ines opferwilligen, thatkräftigen Eingreifens der schlefishen Provinzial-:Verwaltung.

Seine Königlihe Hoheit der Erbgroßherzog von Baden, General-Major und Commandeur der 4. Garte- Infanterie-Brigade, à la suite des 5. Badishen Jnfanterie- Regiments Nr. 113, des 1. Garde-Regiments z. F., des 1. Badischen Leib-Grenadier-Regiments Nr. 109 und des 1. Garde-:Ulanen-Regiments, ist von Urlaub nah Freiburg i. B. hierher zurückgekehrt.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath für das Fürsten- thum Reuß ä. L., Geheime Regierungs-Rath von Getdern- Crispendorf, ist von hier abgereist.

Der bisher bei dem Landrathsamt zu Hadersleben be- schäftiate Regierungs-Assessor Winkel ist der Königlichen Negierung zu Magdeburg zur aushülf8weisen Beschäftigung überwiesen worden.

S. M. S. „Kaiser“ mit dem Geshwader-Chef Contre- Admiral S{hröder an Bord, und S. M. Avijo „Pfeil“ sind am 12. März cr. von Syracus (Sizilien), S. M. Schiffe „Deutschland“ und „Friedrich Carl“ an demselben Tage von Port Augusta (Sizilien) nah Neapel und S. M. S. „Preußen“ am 12. März cr. von Syracus (Sizilien) nah Catania in See gegangen.

Friedrihsruh, 12, März. Gestern Miitag traf, wie die „Hamb. Nachr.“ melden, der kommandirende General des 1X, Armee-Corps Graf von Waldersee zum Besu des Fürsten Bismarck hier ein und wurde von dem Fürsten persönlih auf dem Bahnhofe empfangen. Nachmittags unter- nahm der Fürst mit seinem Gaste eine Spazierfahrt in den Sachsenwald. Nach dem Diner trat Graf von Waldersee um 9 Uhr die Rückreise nah Altona an.

Bonn, 12, März. Seine Durtlaucht der Prinz und Jhre Königliche Hoheit die Prinzessin Adolf zu SWaum- burg-Lippe trafen laut Meldung des „W. D B _Yeuts Mittag 1 Uhr hierselbst ein und hielten ihren feierlihen Einzug in die festlih geshmücckte Stadt. Vor dem Bahnhof bildeten die Shüßen- und Kriegervereine Spalier. Ober-Bürgermeister Doectsh hieß das Prinzlihe Paar in Bonn willkommen und bot demselben in Rheinwein-gefülltem Pokal den Fest- trunk. Weißgekleidete Mädchen brachten Blumenspenden dar und sämmtlihe Schülerinnen der Stadt, mit Sträufchen ge- shmüdckt, bildeten festlihes Spalier auf dem Bahusteig. Die Offiziere des 1. Rheinischen Husaren-Regiments Nr. 7 König Wilhelm I. und des 2. Rheinischen Fnfanterie-Regiments von Göben Nr. 28 waren mit ihren Damen, welche Blumen- spenden überbrachten, zur Begrüßung des hohen Paares er- schienen, ebenso Vertreter der studentishen Corps. Auf dem Wege zur Prinzlichen Villa wurde das hohe Paar mit großem Jubel begrüßt. Am Abend wurde dem Prinzen und seiner Gemahlin von den hiesigen Gesangvereinen eine Serenade und von den Arbeitern der vier größten Fabriken ein großer Fackelzug gebracht.

Vayern.

München, 13, März. Das in der gestrigen Nr. d. Bl, kurz erwähnte Handschreiben Seiner Königlichen Hoheit des Prinz:-Regenten an den Vorsißenden des Gesammt- Ministeriums, Staats- Minister Freiherrn von Crailsheim lautet : .

Mein lieber Staats-Minister Freiherr von Crailsheim! Die Adresse, welche Mir anläßlih Meines Geburtsfestes das Gesammt- Ministerium überreichte, habe Ib mit hoher Freude entgegengenommen und erwidere diesclbe mit dem Ausdrvrcke Meines lebhaften Dankes, Wie Ich fortgesezt mit Befriedigung wahrnehme, sind die Räthe der Krone unabtläfsig bemüht, Meine landesväterlihen Absichten in vollem Maße zu verwirkliden. Gleich Mir lieat ihnen die Wahrung und Förderung alier ideellen und materiellen Güter des Volkes am Herzen. An den Aufgaben des Reichs nimmt Bayern in aufrihtiger Bundes- treue stets den regsten Antheil, Fest begründet sind die freundshaftlichen Beziehungen zu den auêwärtigen Staaten. Fm Lande mehrt ih der innere Friede, Was zur Aus- gleihung sozialer Gegensäge geswehen kann, wird vom Staat gerne vorgekehrt und unterstüßt. Unter dem SHuyhe der Verfassung waltet vor Allem die Kirche ihres beiligen Amtes, Nichts stört das

gedei blide Zusamminleben der Konfessionen. Die Wissens&aften und Kärste haben in Bayern eine längst bereitete Stätte ersprießlicer und befruchtender Wirksamkeit. Jeder Einwohner erfreut si der Unparteilichkeit der Rechtsprechung. Das Verkchrswesen erfährt ununterbrochen eine den Arforderungen der Zeit gemäfte Ergänzung und Vervollkommnung. Die Landwirtbschaft, welche in allen Theilen Baverns die Erwerbéquelle der weitesten Kreise ift, muß es empfinden, daß ihre Interessen nah Kräften gefördert, daß Erleibte- rungen und Verbefserungen ibrer Lage tbunlichf ges{chaffen werden. Handel und Industrie steben in erfreuliher Blütbe. Dem Handwerk und seiner Verbindung mit der Kunst wird die gröftmöglibste Beach- tung zugewendet. Ein sorgsam gevflegter Stand der Finanzen gestattet, eine Erböbung der Stcueriaft fernzubalten und dem Volkswohl auf allen Ge- bieten Rechnung zu tragen. Die Armee des Landes steht actung- acbietend da Die Grundsäye, die biernah seither Mih und Meine Regierung geleitet haben, wünsce ih fort und fort verfolgi zu seben. äFH weiß, daß die Männer, denen, on der Spiße der Staats-

‘verwaltung stehend, der Vollzug dieses Meines Willens zunähst an-

vertraut ist, demselben aus innerer Ueberzeugung gere&t zu werden entshiofsen sind. Gern versichere Ih daber die sämmtlichen Mirister au bei diesem Anlasse wiederholt Meines vollsten Vertrauens. Indem Ih Sie, Mein lieber Freiherr von Crailsheim, beauftrage, gegenwärtiges Sreiben den übrigen Ministern mitzutheilen und dasselbe auch öffentli bekannt zu geben, verbleibe Jh mit huld= vollsten Gesinnungen

München, den 11. März 18931. i; Zor

t

sehr geneigter : Luitpold, Piinz Regent ron Bay:?rn.

Die im vorstehenden Handschreiben beantwortete Adresse des Staats-Ministeriums lautet:

„Allerdurhiau&tigiter Prinz und Regent, YAliergnädigster Regent und Herr!

An die Aeußerungen der allgemeinen Freude, an die rührenden

Kundgebungen der erprobten Liebe und Treue des bayerisden Volkes wagen auch die treugeborsaust Unterzeibneten in diesen festlichen Tagen ihre ehrfurchtsvoüsten Huldigungen und heißen Segenswünsche zu reiben. 5 Dem Boden unwandelbarer monarchischer Ueber zeugungen entsprofsen und besiegelt in \{weren Tagen, konnten ihre Eefüble vollster Hin- gebung an die gebeiligte Person Eurer Königlicen Hobeit seitdem sich nur immer inniger gestalten. Jeder der treugeborsamst Unterzeichneten darf si beute tankbar einer reihen Fülle Allerhöchster Gnadenbeweise erinnern, jeder der ehrfurchtsvollst Unterzeichneten fand auch in dem beglückenden Vertrauen Euerer Königlichen Hoheit, wie den s{önften Lohn der erfüllten Pflicht, fo die Kraft und Freudigkeit, die Schwierig keiten der eigenen Aufgabe zu überwinden

Seit Euere Königliche Hoheit die Zügel der Regierung in die Hände nahmen und mit weisem und mildem Geiße die Geschicke des Landes lenken, hat jede Aeußerung des keimenden geistigen Lebens, wie jede Regung der wirthscaftlihen Thätigkeit bei Euerer König- lien Hoheit eine stets bereite Unterstüßung gefunden, und keine An- fordcrung der Zeit, keine Noth des Volkes machte si fühlbar, die nicht die unabläfsige Sorge des landesväterliien Herzens Euerer Königlichen Hoheit bildete.

Im Deutschen Reich erfreut fih die gewitige Stimme Euerer Königliben Hoheit des gebührenden Einflusses auf die Leitung der g: meinsamen Geschike der verbündeten Staaten; die Mitarbeit Baverns an den gesetzgeberiswen Aufgaben des Reichs is eine ebenso ausgedehnte als erfolgreihe, Die Beziehungen Bayerxs8 zu den auswärtigen Souveränen und Regierungen sind die freundschaft- listen und besten. ;

Sie Verkebrsmittel baben während der Regentshaft Euerer Königlichen Hoheit eine fstetige Ausdehnung und Vervollkommnung erfahren. In vielen Theilen des Königreichs baben n:ue Scienen- wege dem Handel und Wandel die Bahnen geebnet und den Zutritt S unvergleihliven Naturs(önheiten der bayerishen Lande er- leichtert.

Wie Euere Königliche Hoheit Selbst in . der gewissenkaften Be- obahtnng der Stfaatsvecfassung den felsenfesten Untergrund der Allerböcbsten Wirksamkeit erblicken, so hat die Regierung Euerer Königlichen Hobeit aub der Justizverwaltung den Ruf vollster Gesetz- mäßigkeit und Unparteilichkeit bewahrt.

Die Wohlfahrt im Innern hat unter der landesväterlichen Fürsorge Euerer Körizlicen Hobeit si{tbaren Aufschwung ge- nommen. Landwirthschaft, Industrie und Handel erfiarken in dem Bewußtsein, daß die mächtige Hand Euerer Königlichen Hoheit über den friedlichen Bestrebungen des Bürgers #{ÜBtetnd roaltet. Das Gewerbe hat aus der innigen Verbindung mit der einheimishen Kunst neue Keime des Lebens gezogen. Die Befsse- rung der Lage der arbeitenden Klassen bat während der seaens- vollen Regierung Euerer Königlichen Hoheit bedeutungsvolle Forts- \chritte gemacht. Spätere Generationen werden nod das Andenken der Füriten segnen, welche gemeinsam das Werk in Angriff nahmen, bittere Noth vem Krankenbette und vom Lebensabend des Arbeiters zu versceuchen. :

Wie auf fotalem, so hat auch auf kirli%em Gebiete der ebenso erleuchtete als tiefreligiöfe Sinn Euerer Königlichen Hoheit die G-egen- säße zu mildern und den Frieden zu fördern gewußt. Unterstütt dur& die werkthätige Pflege, welhe Euere Königliche Hoheit der Religion angedeihen lassen, vermag die Kirche in ge'ezmäßiger Frei- beit ibres heiligen Amtes zu walten und ihre Wirksamkeit mit der- jenigen des Staats zur Pflege der böchften Interessen der Menschheit zu vercinigen.

An den wunderbaren Fortschritten der Wissenschaften hat Bayern unter Œuerer Königlichen Hoheit, dem erhabenen Beschirmer geistiger Bestretungen und Errungenschaften, wie bisher feinen stolzen Antheil behauptet. Dank dem regen Interesse, welches Euere Königliche Hobeit der Bildung der heranwah'enden Jugend zuwenden, ist die zweckmäßigste Ausgestaltung des Unterrichtswesens ein Gegenstand sorgfältiger Prüfung und Erwägung.

In die Fußstapfen des höchstseligen Vaters, des großen Er- weckers deutsch¿er Kunst, eintretend, haben Euere Königliche Hoheit mit hochsinniger Hingebung die besondere Pflege der bildenden Künste erfaßt. Erwärmt dur die sonnigen Strahlen Allerhöchster Gunst, entfalten sih diese zu immer reicherer Blütbe und ftreuen, von der Hauptstadt ausgehend, ihren befruhtenden Samen auf die ertferntesten Landestheile aus.

Der Stand der Finanzen is ein blühender. Bei mäßiger Be- lastung der Steueckraft ist es möglih gewesen, beträctlihe Auf- wer. dungen zur Hebung der allgemeinen Wohlfahrt zu machen, das Loos der Staatsdicner forgenfreier zu gestalten und namhafte Mittel aub den Zwecken zuzuwenden, welhe das Leben des Volkes wie des Einzelnen vers{chsönern, indem sie es veredeln.

Obsbon durchdrungen vom Geiste des Friedens, haben doch Euere Königlihe#ä Hoheit den Werth und die Bebeutung der Wehr- kraft des Landes immer voll gewürdigt. Die Blicke gerihtet auf Guere Königlibe Hoheit, als auf das erhabene Vorbild treucster Pflichterfüllung. ift die Armee in unablässiger Arbeit begriffen, und hat den Vergleih mit keiner anderen zu \ckeuen. Wenn es gilt, wird sie in den Tagen der Gcfahr, vor welchen uns Gottes gnädiger Wille behüte, urerschütterlich fest für das angestammte Herrscher- Dans, für das Vaterland und für die Eüter des Friedens einzustehen wien.

Möstten Euerer Königlichen Hoheit noch viele Jahre glei segensreiher Regierung bescchieden lein, möchten Euere Königliche Hoheit noch viele Früchte zeitigen sehen von den Keimen, welche Allerhöchstdieselben gelegt haben. Möge es aber auch den treu- gehorsamft Unterzeichneten, fo lange dieselben sich die Diener Euerer Königlichen Hoheit nennen dürfen, vergönnt sein, den mächtigen Impulsen ihres Allergnädigsten Herrn gerccht zu werden und in treuer

Pflichterfüllung Euerer Königlichen Hoheit die hohen Aufgaben zu-

S

erleichtern, welche die Vorsehung in die Hände des vielgeliebten Landek- vaters gelegt hat. Gott erhalte Euere Königliche Hoheit! In allertiefster Ehrfurcht verharren Müntwen, den 11. März 18931. i: Euerer Königlichen Hoheit aUeruntertbänigst treugehorsamste Freiherr von Crailsheim. Dr. Freiherr von Riedel. Freiberr von Feilißs\ch. Freiherr von Leonrod. Ritter von Safferling. Dr. von Müller.

An den Erzbischof von Müncen-Freising is das nachstehende Handschreiben des Prinz-Regenten er- gangen :

Mein licber Er:bis{of Antonius von Thoma! Mit besonderer Freude babe Ich aus Ihren Händen die Adresse empfangen, welche die Kirchenfürsten Baverns und der Kapitelvikar des Erzbiëthums Bamberg gemeinsam an Mi richteten. Sie verbinden hierin mit der Darbringung der innigsten Glück- und Segenswünshe im eigenen Namen und im Namen des Klerus der aht Diözesen den Auêdruck der Sie beseclenden Gefühle der Ebrfurt, der Liebe und Treue, fowie des innigsten Dankes für den der fatholishen Kirwe und ihrem Wirfen gewährten Schuß. Ih danke hiefür dem Eciskopate Bayerns und dem gesammten, ihm unterstebenden Klerus von Herzen. JIahrbunderte bezeugen es, wie Bayerns Herscherhaus stets die Pflege der Religion und die Förderung wakrer MReligiosität als cine der wihtigfien Regentenforgen anerkannt hat; gerne bin Ih auch in diefer Beziehung in die Fußstapfen Meiner Ahnen getreten. Ich werde jederzeit die verfassungsmäßizen Rechte der Kirche \{irmen, auf daß sie und ibre Diener im Rahmen der bierdurch gesicherten Freiheit ibres heiligen Amtcs mit voller und ungestörter Hingebung an dasselbe walten könn:n. Jadem Ich dies ausspreche, freue Ich MiH besonders auch des in Bavern bestehenden Friedens der Konfessionen, auf dessen Erbaltung Ih im Interesse der allgemeinen Wokblfahrt und Moral das größte Gewiht lege. Wollen Sie, Mein lieber Erzbischof, vom gegenwärti; en Swreiben aub den übrigen Unterzeichnern der Adresse Kenntniß geben, sowie für dessen Bekanntgabe an den gesammten Klerus So-g: tragen und seien Sie biebci zuglei erneut der huldvolsten Gefinnungen versichert, mit denen Ih den Erzbis{öfen und Bischöfen Baverrns aufrichtig zu- getban bin.

Ibr

Münden, den 11, März 1891, sehr geneigter Luitpold, Prinz-Regent von Bayern.

__ An den Ober-Konsistorial-Präsidenten Dr. von Stählin ist das folgende Dankschreiben des Prinz-Regenten gerichtet worden :

Mein lieber Ober-Konsistorial-Präfident Dr. von Stählin ! Sie baben Mir beute unter warmen Worten eine Adresse des Oter-Konsistoriums überreiht, welde IY zugleih als den Aus- druck der Glück- und Sz2gens8wünsche der protestantishen Landes- kirche freudig entgegengenommen habe. Die in Gott ruhenden Könige Baverns kaben der proteftantis@en Landetkirhe jederzeit gerne den vollen, durch die Landesgeseßze garantirten Schuß gewährt und mit Wotklgefallen die treue Ergebenheit anerkannt, mit ter das Ober- Konßstorium die religiösen Interessen der Landeskirwe unter Wahrung des interkonfesfonellen Fri-dens pfleat. Diese Grundsäße und An- s{avungen find auch für Mich. entsprehend dem verfassungsmäßigen Prinzipe der Parität, mafgebend; Ih werde daher der protestantischen Landéskirce die gleichen woblwollenden Gesinnungen, wie Jch fie der- selben seither \chon bewies, fort und fort bewahren. Groß und umfang- reih sind die Aufgaben, welcke zumal in der Gegenwart an die kirdliwen Oberbebörden und die Geistlichkeit herantr?ten; sie find nur dur die aufopféerndste Hingabe zu erfüllen. Ich halte Mich über- zeugt, daß der in der Landeékirche berrs{ende Geist den fich immer \teigernden Anforderungen der Zeit Rechnung tragen wird in dem Be- wußtsein, damit ebenso dem Wobie des Vaterlandes, als jenem der Kirche zu dienen. Indem ih Sie, Mein lieber Ober-Konsistorial- Präsident, beauftrage, gegenwärtiges Schreiben dem Kollegium unter der Aussprahe Meines innigiten Dankes bekannt zu geben, und Ihnen anbeimstelle, dasfelbe au allgemein zu veröffentlihen, verbleibe Ich mit buldvollsten Gesinnungen fe

Ikbr

München, den 11, März 1891. sehr gezcigter Luitpo!d, Prinz-Regent von Bayern.

Dem Minister-Präfidenten Freiherrn von Crailsheim ing ferner ein Handschreiben Seiner Königlichen Hoheit des Prinz-Regenten zu, in welhem derselbe für die Kund- gebungen anläßlih seines Geburtsfestes herzlihst dankt. Seit er die Zügel der Regierung ergriffen habe, fei es sein fehnlihster Wunsch gewesen, für das Landeswohl zu wirken. Die Gegenliebe des Volks, der hberrlihste Schmuck der Krone, fei ihm die reihste Quelle des Glüdcks und der Freude gewesen. Das Königshaus und das Volk fühlten sich un- trennbar verbunden. Die zahllosen Beweise von Anhänglic(- keit aus Bayern und von außerhalb würden ihm unvergeßlih bleiben. Er danke Allen für dieselben. So lange er lebe, werde das Wohl Bayerns unter unverbrüchliher Wahrung der Verfassung sein Ziel fein.

Im Rathhaussaale fand gestern ein Festessen statt, an welchem Seine Königliche Hoheit der Prinz Ludwig, die Gesandten Preußens und Sachsens, die Minister, die obersten Hofchargen, das Präfidium des Landtags, zahlreiche Landtags- mitglieder und Deputationen der bayerishen Städte theilnahmen. Bürgermeister von Wiedenmayer brachte das Wohl des Prin z- Regenten aus, Stromer (Nürnberg) hielt einen Trinkspruch auf den Prinzen Ludwig. Jn seiner Erwiderung hob der Prinz Ludwig hervor, wie die 700 jährige Geschichte der Wittelsbacher die gegenseitige Anhänglichkeit des bayerischen Volks und der aus demselben hervorgegangenen Dynastie zeige. Der Prinz-Regent sei befirebt, das wolle er vor Allem hervor- heben, das Wohl des ganzen Volks nach allen Seiten hin zu fördern und dem Volk den inneren Frieden, der in der leßten Beit gestöct gewesen, wiederzugeben. Der Grundgedanke des Prinz-R°egenten fei: „F2edem das Seine!“ Prinz Ludwig verbreitete sich sodann über die Hauptzüge der Geschichte der Wittelsbaher und dankte dem Vorredner für das ihm gespendete Lob, er glaube, daß er ein guter Soldat sei, es sei das ein Ruhm, den er mit jedem Bayern und jedem Deutschen theil», Ec fühle sich allerdings als Förderer der Landwirthschaft, er glaube, daß die Landwirthschaft im Ver- hältniß zu anderen Gewerben zurück gewesen sei, er glaube aber auch, daß Alles eine gewisse Zeit zurück gewesen sei und nicht nur in Bayern, sondern überall; Gott sei Dank sei man nun aber allerwärts auf dem Wege des Fort- \{hritts. Ebenso wünsche er das Gedeihen von Gewerbe, Jn- dustrie und Handel, wünsche, daß das ganze Volk vorwärts schreiten möge. Wenn diese vershiedenen Sparten ineinander grn, werde das Land gedeihen. Er trinke auf das Wohl es vielgeliebten Bayern. Steidle (Würzburg) hielt einen

Trinkipruh auf die Landes- Hauptstadt. :

Abends brachten dreihundert Sänger dem Prinz-Regenten eine Serenade, für welche derselbe seinen Dank aussprach. An die Serenade {loß sich ein Fadelzug der Stu- dentenschaft und der Vereine. Dem Prinz: sttirmishe Dvationen gebracht.

Regenten wurden

Sachsen.

Dresden, 12. März. Jhre Hoheit die Herzogin Adel- heid zu Schleswig-Holstein ist, nah dem „Dr. J“, gestern Abend zum Besuch ihres Bruders, des Fürsten zu Hohenlohe-Langenburg, nah Wiesbaden abgereist.

Württemberg.

Stuttgart, 12. März. Bei FJhren Königlichen Majestäten fand, wie der „St.-A. f. W.“ meldet, zu Ehren des 70. Geburtstages Seiner Königlichen Hoheit des Prinz- Regenten Luitpold von Bayern heute eine größere Tafel statt, zu welcher der Königlich bayerische Gesandte und die Gräfin von Tauffkirchen eingeladen waren.

Die Kammer der Abgeordneten begann heute mit der Einzelberathung des Justiz-Etats.

Mecklenvurg-Schwerin.

Schwerin, 12. März. Jhre Königliche Hoheit die Großherzogin-Mutter isst laut Meldung des „W. T. B.“ heute zu längerem Aufenthalt nah Meran abgereist.

Elsaß-Lothringen.

Zur Feier des siebzigsten Geburtstages Seiner Königlichen Hoheit des Prinz-NRegenten von Bayern waren, wie „W. T. B.“ aus Meg berichtet, die Stadt und die Forts reich mit Flaggen ges{hmüdt und die Kaserne der bayerishen Truppentheile festlih bekränzt. Vormittags fand ein Festgottesdienst statt, an welhzn sich eine Parade der bayerishen Truppentheile s{loß, zu der auch die Generalität und die Offiziercorps der Garnison erschienen. Der kommandirende General Graf von Haeseler brachte ein drei- maliges Hurrah auf den Prinz-Regenten aus. Abends fand eine Festvorstelung sowie ein Festdiner im Europäischen

Hof statt.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 13. März. Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht das vom Kaiser ratifizirte Uebereinkommen zwischen Oesterreih-Ungarn und der Schweiz Behufs Ver- hinderung der Ausbreitung von Thierseuchen dur den Viehverkehr.

Wie die „Presse“ mittheilt, würden sih die deutschen Delegirten für die Handelsvertragsverhandlungen nochmals Behufs Jnstruktion nah Berlin wenden. Eine neuerlihe Unterbrehung der Verhandlungen sei somit wahr- scheinlich.

Die voraussihtlihe Zusammensezung des Abgeord- netenhauses ist nah einer Mittheilung des „W, T. B.“ folgende: 110 Deutsch-Liberale, 18 Deuts{-Nationale, 57 Polen, 8 Ruthenen, 36 Jungczechen, 15 mährishe und keinem Klub angehörige Czechen, 31 fatholishe Konservative, 23 Slovenen und Serbokroaten, §8 Mitglieder des Coroniniklubs, 18 Mit- glieder des fktonservativen böhmishen Adels, 5 Mitglieder der mährishen Mittelpartei, 9 Ftaliener, 2 Deutsch: Konservative, 13 Antifemiten, 2 Rumänen. Es fehlen noch die Wahlen von Dalmatien und vier Stihwahlen in Böhmen.

Großbritannien uud Frland.

Im Unterhause erklärte gestern der Unter - Staats- sekretär des Auswärtigen Fergusson die Nachricht derx Pariser Blätter, daß die Neufundlandfrage einem Schiedsspruch unterworfen werden folle, in der Haupt- sahe für rihtig. Auf eine FJnterpellation antwor- tete der Unter - Staatssekretär: die Regierung habe keine amtliche Nachriht von Meteleien in Madagaskar. Auf eine weitere Anfraze erklärte Fergusson: die Pforte erwäge das Projekt, kurdishe Miliz-Regimenter zu bilden. Dieses Projekt sei, wenn es vorsichtig ausgeführt werde, keine Verleßung, sondern eine Ausführung des Ar- tikels 61 des Berliner Vertrages.

Es heißt, die Regierung wolle zur Förderung der parlamentarischen Geschäfte vorshlagen, am Dienstag und Freitag nächster Woche Morgensizungen bis zu den Osterferien abzuhalten.

Das canadische Parlament foll am 27. April er- öffnet werden.

Dem „Neuter'shen Bureau“ wird aus Durban in Süd- Afrika vom 11. März folgender Vorfall gemeldet: Einer aus Engländern bestehenden Jagdgesellschaft, die sich von Durban nach Massovah begeben wollte, seien von den por- tugiesishen Behörden in Beira die Waffen sowie die auf 6 Monate berechneten Lebensmittel und zwei Boote fort- genommen worden, angeblih wegen Verstoßes gegen die für den Hafen von Beira bestehenden portugiefishen Vorschriften. Zwei der Engländer, welhe nah Durban zurüdckehrten, sagten aus, sie seien mißhandelt worden, und man habe fie 24 Stun- den bindurch ohne Nahrung und ohne Wasser gelassen. Die übrigen Mitglieder der Jagdgesellshaft befänden ih, aller Hülfsmittel beraubt, noch in B:ira.

Frankreich.

Paris, 13. März. Die Deputirtenkammer hat gestern die Vorlage über die Organisation der französischen Gerichtsbarkeit auf Madagaskar, nachdem die Dring- kfihkeit beshlofsen war, debattelos angenommen.

Die indirekten Einnahmen im Vionat Februar über- stiegen den Voranschlag um 5400000 Frcs, und betrugen 9 Millionen mehr als 1890.

Ftalien.

Nah Meldungen römischer Blätter wäre der Prinz Jérôme Napoléon durch den Besuch seines Sohnes Victor in heftige Erregung gerathen. Prinz Victor sei plöglih in das Zimmer feines Vaters eingetreten und von dem Prinzen Jé1ôme zurückgewiesen worden. Der Zustand des Prinzen Napoléon hab2 sihch vershlimmert; zu der Lungenentzündung soll Darmverschlingung hinzugetreten sein. Die vergangene Nacht verbrachte der Prinz einem Telegramm des „W. T. B.“ zufolge in Delirien; sein Zustand gelte als hoch bedenklich, Der König stattete dem Prinzen heute früh einen zweistündigen Besuch ab. :

Die Zusammenseßung der Kommission zur fUnter- suchung der Affaire von Massovah befriedigt, wie d-r „Frkf. Ztg.“ gemeldet wird, im Allgemeinen, befonders weil alle parlamentarishen Parteien darin vertreten find. Es mehren sih übrigens die Anzeichen, daß die Enthüllungen Livraghi's starke Uebertreibungen enthalten zu dem Zweck, um seine eigene Shuld abzushwächen. General Baldi}sera erklärt das Memorandum desselben geradezu für lügenhaft

Serbien.

Belgrad, 12. März. Der radikale Klub hat, wie „W. T. B.“ meldet, den Vize-Präsidenten Kati ck für den Präsidenten- und den el Milowanovics für den Vize- Präsidentenposten der Skupschtina als Kandidaten aufgestellt. Die Wahl wirò morgen stattfinden.

Dänemark.

(F) Kopenhagen, 11. März. Der Gesezentwurf, betreffend die Anlegung eines Freihafens bei Kopen- Len, kam gestern im Folkething zur zweiten Lesung.

eferent Aba. C. Hage gab eine Üebersiht über die zwischen dem Ausschuß und der Regierung geführten Verhandlungen, die das Ergebniß gehabt hätten, daß der Ausschuß vollständig einig geworden fei. Unzweifelhaft werde der Freihafen, der mit allen möglichen Bequemlichkeiten ausgestattet werden solle, von großem Näißen sein; mit einem* Hafen von 26 Fuß Wassertiefe werde Kopenhagen mit den besten Häfen Nord Europas :onkurriren. Der Minister des Fnnern er- annte rühmend die ungewöhnliche Einigkeit an, die bezüglich dieser Angelegenheit geherrsht h1be; das Gefühl ihrer Noth- wendigkeit sei allgemein gewesen. Wie die Sache jeßt geordnet sei, würden die Opfer und das Risiko des Staats niht groß jein. Es werde fiher Befriedigung *m ganzen Lande erregen, daß die Schiffsabgaben jeßt beseitigt würden, denn diese Maßnahme komme dem ganzen Lande zu Gute. Der Hafen sei mit seiner bedeutenden Wassertiefe, seiner bequemen Einfahrt und seinen guten Einrichtungen wesentlich für den Transit berehnet; das Freihafengebiet werde ein Stü Zollausland, aber fein Stück Ausland werden, Der Geseß- entwurf wurde schließlich ohne Abstimmung zur dritten Lesung überwiesen. / Amerika.

Chile, Ein Reuter'shes Telegramm aus London vom 12, d. M. berichtet über einen hactnäcigen Kampf zwischen den Regierungstruppen und den Truppen der Kongreßpartei, der einen für die Kongreßtruppen s\ieg- reihen Ausgang gehabt haben foll,. Die Regierung von

Uruguay soll ihre Vermittelung angeboten haben.

Afrika.

Egypten. Der Ministerrath hat, wie „R. B.“ aus Kairo meldet, am 13. d. M. beschlossen, daß der Richter Scott den Sitzungen des Ministerraths nur dann beiwohnen solle, wenn es sih um gerihtlihe Fragen handle.

YBarlamentarishe Nachrichten.

J? der heutigen (88.) Sitzung des Reichstages, welcer der Reichskanzler von Caprivi, die Staatssekretäre Dr. von Boetticher, Freiherr von Marschall und Hollmann, jowie der Kriegs-Minister von Kal tenborn-Stachau bei- wohnten, theilte der Präsident zunächst den Eingang folgenden Telegramms mit, dessen Verlesung das Haus stehend anhörte:

Seine Königliche Hoheit der Prinz- Regent haben mit ganz besonderer Freude das von dem Reichstage Jhnen übersandte Glückwunsch-Telegramm entgegengenommen und haben geruht, Fhren wärmsten Dank für dasfelbe aus- sprehen zu lassen. Freys{lag von Freyenstein, General- Lieutenant und General-Adjutant.

Das Haus trat Aaeauf in seine Tagesordnung ein, deren einziger Gegenstand war die dritte Berathung des Entwurfs cines Gesetzes, betreffend die Feststellung des Reichshaus- halts-Etats für das Etatsjahr 1891/92, in Verbindung mit a. der dritten Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Aufnahme einer Anleihe für Zwede der Verwaltungen des Reichsheeres, der Marine, der Reichs-Eisenbahnen und der Post and Telegraphen, b, der dritten Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, be- treffend die Feststellung eines vierten Nachtrages zum Reichshaushalts-Etat für das Etaisjahr 1890/91, Eine Generaldisfkussion wurde niht gewünscht.

Bei dem Spzzial-Etat des Reichstages beantragte Abg. Schrader die Aufstellung eines Jnhaltsverzeichnisses über die gesammien bishezigen Verhandlungen des Reichstages unter Bezugnahme auf ein heute ihm zugegangenes gleihes Fnhalts- verzeihniß aller bisherigen Fahrgänge des „Centralblatts für das Deutshe Reich“.

Bei dem Speéezial-Etat des Reichskanzlers fragte Abg. Nichter den Reichskanzler, ob er geneigt sei, dem Reichstage den Jnhalt des mi dem Wolff’schen Telegraphen- bureau reihsfeitig abgeshlossenen Vertrages mitzutheilen.

Der Staatssekretär Freiherr von Marschall erwiderte, daß ein solher Vertrag zur Zeit überhaupt nicht existire. Er habe bestanden bis 1869, sei aber damals nicht er- neuert worden. Augernblicklich bestehe ein schriftlich nicht fixirter, von beiden Theilen widerrufliher modus vivendi, Kraft dessen für gewisse Leistungen des „Wolff'ihen Bureaus“ Seitens der Regierung die Priorität des Empfanges politischer Nachrihten diesem Bureau eingeräumt worden sei, Die deutshe auswärtige Politik habe ein dringendes Interesse daran, über alle Vorkommnisse des FJn- und Auslandes \chnell informirt zu werden, und anderer- seits müsse sie jeden Augenblick in der Lage sein, Nachrichten, deren Veröffentlihung in authentisher Form fie für nothwendig halte, {nell zu verbreiten. Man habe si j. Z. an das „Wolff'she Telegraphenbureau“ gehalten, weil es das einzige war. Jeßt ein amtliches Telègraphen-Fnstitut zu gründen, werde auw der Abg. Richter niht wünschen. Entscheidend sei, daß das „Wolff'she Telegraphenbureau“ heute das einzige sei, welhes im Stande sei, den von der Regi: rung gewünschten Leistungen zu genügen. Er könne die pflihtmäßige Versicherung abgeben, daß es ein Bedürfniß für die Age Politik sei, ein derartiges Fnstitut zur Seite zu haben.

: Bei Schluß des Blattes sprach der Abg. Richter.

Jn der heutigen (56.) Sißung des Hauses der Ab- geordneten, welcher der Vänister des Fnnern Herrfurth, der Finanz-Minister Dr, Miquel und der Minister für Handel und Gewerbe Freiherr von Berlepscch beiwohnten, wurde zuerst eine Zuschrift des Präsidenten des Staats- Ministeriums, Reichskanzlers von Caprivi, verlesen, in welcher dem Abgeordnetenhause Mittheilung gemacht wird von der Entbindung des Staats-Ministers und Ministers der geistlihen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten Dr. von Goßler von jeinem Amt und von der Ernennung des Wirklichen Geheimen Raths und Ober - Präsidenten der Provinz Posen, Grafen von Zedlig- Trüßschler, zum

inen

Sara

Js f Ä N