1891 / 73 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 25 Mar 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Allerhöchster Erlaß,

betreffend anderweite Abgrenzung der Eisenbahn- Direktionsbezirke Magdeburg und Altona.

Vom 16. März 1891.

Auf Jhren Bericht vom 11. März d. F. bestimme Jh in Abänderung des landesherrlihen Erlasses vom 23. Februar 1881 (Gesez-Samml. S. 34), daß die zur Zeit zum Bezirk der Eisenbahn - Direktion zu Magdeburg gehörende Strecke Berlin—Spandau am 1. April d. J. aus diesem Bezirk ausgeschieden und dem Bezirk der Eisenbahn - Direktion zu Altona zugetheilt wird. / 3

Dieser Érlaß ist durch die Gesez-Sammlung zu ver- öffentlichen.

Berlin, den 16. März 1891.

Wilhelm. von MaybaŸh. An den Minister der öffentlichen Arbeiten.

Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.

Der bisherige Marstall-Vorsteher, Major a. D. Freiherr von Stenglin ist zum Direktor des Brandenburgischen Landgestüts bei Neustadt a. D. ernannt worden.

Ministerium der geisilihen, Unterrichts: und Medizinal-Angelegenheiten.

Dem ordentlichen Lehrer Dr. Stange am Gymnasium zu Minden is} der Titel „Oberlehrer“ verliehen worden.

Die Nummer 6 der Gesez-Sammlung, welche von heute: ab zur Ausgabe gelangt, enthält unter ; L

Nr. 9438 das Gesetz, betreffend die Erhöhung des Höchst- betrages der Hundesteuer in den älteren Landestheilen der Monarchie. Vom 1. März 1891; unter i

Nr. 9439 den Allerhöhsten Erlaß, betreffend anderweite Abgrenzung der Eisenbahn-Direktionsbezirke Magdeburg und Altona. Vom 16. März 1891; unter E E

Nr. 9440 die Versügung des Justiz-Ministers, betreffend die Anlegung des Grundbuchs für einen Theil der Bezirke der Amtsgerichte Aachen, Heinsberg, Erkelenz, Geilenkirhen, Sieg- burg, Goc, Kir{berg, Castellaun, Simmern, Trarbach, Zell, Rhaunen, Sinzig, Sobernheim, Stromberg, Wipperfürth, Dússeldorf, Gerresheim, Krefeld, Langenberg, Mettmann, Ratingen, Wermelskirhen, Remscheid, Baumholder, Saar- brücken, Saarlouis, Sankt Wendel und Bitburg. Vom 14, März 1891; und unter N e

Nr. 9441 die Versügung des Justiz-Ministers, beireffend die Anlegung des Grundbuchs für einen Theil des Bezirks des Amtsgerihts Moringen. Vom 19. März 1891.

Berlin, den 25. März 1891.

Königliches Gesez-Sammlungs-Amt. Didden.

U Et ne

über dieErrihtung der Kirhengemeinde Rummelsburg und Verbindung der Kirchengemeinde Stralau mit derselben zu einer Parochie.

Nachdem mit Allerhöchster Genehmigung Seiner Majestät des Kaisers und Königs Ihre Majestät die Kaiserin und Königin die Erbauung einer Kirche und eines Pfarrhauses in Nummels- burg bei Berlin auf einem von der Stadtgemeinde Berlin tazu ge- währten Grundsiücke, sowie die Ausstattung des an dieser Kirche zu begründenden Pfarramts huldvollst mittelst der an das unterzeichnete Konsistorium ergangenen Allerhöhsten Erlasse vom 22, September 1889 und 15. Februar 1890 zu übernehmen und der Kirche bei der Grund- steinlegung mittels Urkunde vom 4. Mai 1890 den Namen „Erlöfer- firhe“ beizulegen geruht haben, nachdem ferner das, Pfarramt an- der Erlöferkirhe zu Rummelsburg mit dem Sitze an deem Ort mittelst Errichtungsurkunde vom 6./16. Mai 1890 bei der ungetheilten Kirchengemeinde Stralau errichtet worden is, wird hiermit unter der, nah vorgängigem Einverständnisse des Cvangelischen Ober- Kircenratbs, ertheilten Genehmigung des Herrn Ministers der geist- lien, Unterrits- und Medizinal-Angelegenheiten und nach Anhörung aller Betheiligten Folgendes festgeseßt:

1) durch Auspfarrung i : s

a. der zur Kirchengemeinde Stralau der Diözese Berlin I gehörigen,

in den Grenzen des Landgemeindebezirks Boxbagen-Rummels- burg wobnbaften Gemeindeglieder von der Kirche in Stralau,

, der zur Kirchengemeinde Lichtenberg der Diözese Berlin-Land I gebörigen, auf dem ehemals Lichtenberger Kieß wohnhaften Gemeindeglieder von der Kirche in Libtenberg,

.. der zur Kirengemeinde Höônow der Parochie Ahrensfelde der Diözese Verlin-Land I gehörigen Gemeindeglieder, welche auf der ehemals Höônower, jeßt zum Landgemeindebezirk Borhagen- Ruwmmeléburg gesckchlagenen Wiesenflähe wohnen, von der Kirche in Hônow und der Pfarze in Ahrensfelde,

sowie dur Abtrennung zu a. der zu dem ebemaligen Gutsbezirk Borhagen-Rummelsburg gehörigen Gebietstheile, des MRummelsburger (Stralauer) Sees und der diesen Bezirk begrenzenden rechten Hälfte der Spree, sowie der innerhalb der Feldmark des ehemaligen Guts- bezirks Borhagen-Rummelsburg belezenen, ehemals zum Ge- meindebezirk Stralau gebörigen Enklave von 17,0019 ha von dem Sprengel der Kirche in Stralau, j : zu b, des chemals zum Gutsbezirke Lichtenberg gehörigen Lichten- beraer Kietßzes mit 33,3761 ha von dem Sprengel der Kirche in Lichtenberg, l zu c, der ehemals Hôönower Wiesen mit 26,4310 ha von dem Sprengel der Kirhe in Hönow, i sowie d. des zur Zeit unbewohnten, zum Rangirbahnhofe Rummels- burg gebörigen Trennstücks der Gemeinde Friedrihsfelde mit 28,8928 ha von dem Sprengel der Kirche in Friedricht felde, wird unter Vereinigung der unter a., b., c. und d. genannten Gemeindeglieder zu einer besonderen Kirchengemeinde die neue Kirchengemeinde der Erlöserkirhe in Rummelsburg bei Berlin ge- bildet, und dieser als Sprengel das gesammte Gebiet des durch Ver- fügung des Königlihen Regierungs - Präsidenten in Potsdam vom 9. März 1889 (Amtsblatt S. 87) festgestellten, vorstehend ums{riebenen Landgemeindebezirks Rummelsburg-Borhagen, sowie die per ret A Urkunde vom 6./16. Mai 1890 errichtete Pfarrstelle als solche zugewiesen ; h

2) Die Kirchengemeinde Stralau \cheidet aus dem Parochial- verbande mit der Kirchengemeinde Lichtenberg aus und tritt zur Kirchengemeinde Rummelsburg als eine mit dieser unter einem und demselben Pfarramt verbundene Kirchengemeinde in dasselbe Rechtsverhältniß, in welhem sie zur Kirchengemeinde Lihtenberg ge- ftanden bat. R i

.3) Demgemäß hat die Kirhengemeinde Stralau zur baulien Unterhaltung des Pfarrhauses in Rummelsburg nichts beizutragen, Diese baulithe Unterbaltung verbleibt vielmehr der Erlöser-Kirchen-

gemeinde allein und bewendet es in dieser Hinsicht, sowie in Betre ff der baulichen Unterbaltung der Kirhe in Rummelsburg, sowie der Anstellung und Besoldung der niederen Kirchenbeamten bei derselben dur die Kirchengemeinde von Rummelsburg bei den hierfür maß- gebenden geseßlihen Bestimmungen.

4) Der Pfarrer der Kirhengemeinden Rummelsburg und Stralau bezieht das aus den Pfarrdotationen beider Kirchengemeinden sich er- gebende Pfarreinkommen. L

Von dem Pfarreinkommen von Stralau muß er sich jedo zunä®ft einen Abzug von jährli 900 #4, geschrieben: „Neunbundert Mark* gefallen laffen, die dem Pfarrer Kunße auf die Dauer seines Li(tenberger Pfarramts als eine persönliche und penfionéfähige (daher n R Beitrage an der Pfründenabgabe Herarzuziehende) Zulage verbleiben.

5) Bis zur !Einribtung besonderer Hauptzo!tesdienste für die Rummelsburger Kirchengemeinde bleiben die Eottesdienste der Stra- lauer Kirchengemeinde beiden gemeinsam. ; :

6) Die Stolgebührenordnung der Kir®e in Stralau, wie sol@e unter dem 26. Januar 1881 (E. 0. 180) von dem Evange- lischen Ober-Kirhenrath und unter dem 19. März 1881 (G. I. 5608) von dem Herrn Minister der geistliGen, Unterrits- und Medizinal - Angelegenheiten bestätigt ift, tritt für die Erlösserkire in Kraft; do E die aus der Gemeinde derselben auffommenden Stolgebühren, jowie au das dortige Eirkommen aus den üblihen Opfern, ebenso wie die Klingel- beutelbeträge in die Kirchenkafse. i i

7) Aus derselben find die Kosten der dortigen Gotteëdienste zu bestreiten und folgende pversönliwe Entshädigunzen am Ende eines jeden Vierteljabres zu zablen: E

a. an den Pfarrer Ublmann- Ahrensfelde auf die Dauer seines Amts als Pfarrer von Hönow, zuglei pensionsfähig wie oben, jährli 15,60 #, /

jährli

b. an den Küster Lübke in Höônow auf Amtsdauer 847 M, i c. dem Kantor Steller auf die Dauer seines Amts als Küster von Li&btenberg jährli 60,00 Æ i Diese Festseßzungen ireten in Kraft mit dem 1. April 1891. Berlin, den 9. März 1891. Potédam, den A März 1891. = Tos OnnOitart Königlicde Regierung, Königliches Konsistorium Abtheiluna für Kirhen- und der Provinz Brandenburg. Schulwesen N : DESEG Martus.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 25. März.

Seine Majestät der Kaiser und König arbeiteten beute Morgen von 10!/z bis 12 Uhr mit dem Chef des Civil- kabinets und von 12 bis 1 Uhr mit dem Kriegs-Minister. Um 1 Uhr nahmen Seine Majestät die Meldung des evan- aelishen und des fatholishen Feldpropsies der Armee, D. Rithter und D. Aßmann, entgegen.

Jn der gestern unter dem Vorsiß des Vize-Präsidenten des Staats-Ministeriums, Staatssekretärs des Jnnern Dr. von Boetticher abgehaltenen Plenarsitzung ertheilte der Bundes8- rath dem Entwurf eines Geseßes, betreffend die Abänderung des Patentgeseßes, in der vom Reichstage an- genommenen Fassung und dem Entwurf eines Geseßes wegen Feststellung des Landeshaushalts - Etatz von Elsaß- Lothringen für 1891/92, wie derselbe fich nah den Be- \hlüssen des Landes-Ausschusses gestaltet hat, die Zustimmung. Außerdem wurde über zwei Einaaben in Zollangelegenheiten, über den Antrag der Ausschüsse für Zoll: und Steuer- wesen und für Rechnungswesen wegen Ergänzung der Ausführungs - Vorschriften zum Tadacksteuergeset, über mehrere Gesuhe um die Bezeihnung von Sprengstoffen als solche, welche vorzugsweise als Schießmittel gebraucht werden, auf Grund des Geseßes vom 9. Juni 1884, endlih über eine Beschwerde wegen angeblicher Geseßwidrig- keiten in einem Verfahren vor dem Reichëgericht Beschluß

gefaßt.

Die Nachtheile, welche sich für das Studium an den Uni- versitäten und den Technishen Hochschulen daraus ergeben, daß die in Gemäßheit des §. 46 der Heeresordnung von den Studirenden - Offiziers - Aspiranten abzuleistenden beiden ahtwöchigen Uebungen häufig in die Vorlesungszeit fallen, haben dem Kultus-Minister Veranlassung gegeben, den Kriegs-Minister unter Darlegung der Verhältnisse zu erfuchen, die obersten Waffenbehörden zu veranlassen, daß bei der Fest- seßung der Uebungen joweit irgend thunlich auf die akade- mischen Ferien Rücksicht genommen und die Uebungen möglichst in die Monate März und April oder August und September verlegt werden. Der Kriegs-Minister hat darauf das Schreiben des Kultus-Ministers den obersten Waffenbehörden mit dem Anheimstellen zugehen lassen, die darin zum Ausdruck ge- brahten Wünsche zu berücfsichtigen, soweit dies mit den Fest- seßzungen der Heeresordnung und den Dienstinteressen ver- einbar sei.

Bei der Rechnungsrevision sind Verschiedenheiten in der Behandlung der Frage wahrgenommen worden, welche Berliner Babeöfe ei den von und nah Berlin unter Benußung der Berliner Stadtbahn ausgeführten Dienstreisen als Anfangs- oder Endpunkte anzusehen find. Während bei den von Berlin nah Norden und Süden und umgekehrt aus- geführten Dienstreisen Zweifel nicht bestehen können, indem in diesen Fällen die dem Reiseziel oder den Abgangsort zunächst gelegenen Bahnhöfe (der Stettiner, der Anhaltische, der Görlißer Bahnhof) als Ausgangs- oder Endpunkte der Reise zu gelten haben, macht sich bei den von Berlin nach Westen und Osten und umgekehrt ausgeführten Dienst- reisen, bei denen die Benußung der Berliner Stadtbahn in Frage kommen kann, vielfach eine Unsicherheit in Bezug auf den bei Berehnung der Reisekosten zu berücksihtigenden Anfangs- oder Endpunkt der Reise bemerkbar. Behufs Herbei- führung eines übereinstimmenden Verfahrens und unter Fest- haltung der allgemeinen Regel, daß bei Dienstreisen stets der für die Staatskasse billigste Reisew-g für die Verehnung der Reisekosten maßgebend ist, die Bahnhöfe der Berliner Stadtbahn deshalb bei der Reisekosten Sg überhaupt nur insoweit in Betracht kommen, als es sich um solche Reifen handelt, welche im dienstlichen Fnteresse auf einem Bahnhof der Stadtbahn an- getreten oder beendigt werden müssen und nit billiger von oder nah einem anderen Bahnhof ausgeführt werden fönnen,

ist für die Berehnung von Reisekosten bei Dienstreisen von und na Berlin auf den Vorschlag der Königlihen Ober- Rechnungskammer folgender Grundjaß anerkannt worden: Bei denjenizen Dienstreisen, welhe auf der Berliner Stadt- bahn angetretèn oder beendigt werden müssen (d. h. von oder nah einem dem Reiseziel oder dem Abgangsorte näher ge- legenen Berliner Bahnhofe niht ausgeführt werden können) ilt bei Reisen nah oder aus dem Westen der Bahnhof S riebrivsraße, bei Reisen nah oder aus dem Osten der Schlesishe Bahnhof als Anfangs- oder Endpunkt der Reise.

Seine Hoheit der Ecbprinz von Sachsen-Meiningen, General-Lieutenant und Commandeur der 2. Garde-Junfan- terie-Division, hat sich mit Urlaub bis Ende diéses Monats nach Coburg begeben, ebenso Seine Königlihe Hoheit der Erbgroßherzog von Baden, General-Major und Com- mandeur der 4. Garde-Jafanterie-Brigade, Chef des 5. Ba- dishen Jnfanterie-Regiments Nr. 113, nah Baden.

Die Bevollmäthtigten zum Bundesrath, Königlich sächsischer Zoll- und Steuerdirektor Golz und Großherzoglih mecklen- Bei Ober - Zolldirektor Oldenburg, sind von hier abgerei

Der General-Lieutenant von Blume, Commandeur der 8. Division, hat sich nah Erfurt zurückbegeben.

Der General Adjutant Seiner Königlihen Hoheit des Großherzogs von Hessen und bei Rhein, General-Major Wernher, hat Berlin nach beendetem Urlaub wieder verlassen.

Göttingen, 24. März. Der General der Kavallerie z. D. von Witendorff, bis zum Jahre 1888 komman- dirender General des VII. Armee-Corps, ist, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern hier gestorben.

Wilhelmshaven, 24. März. Vize - Admiral Freiherr von der Goltz hat, wie „W. T. B.“ meldet, heute Vor- mittag über alle hier stationirten Theile der Marine eine Parade abgenommen, an welche sih Einzel-Ererzitien an- \{lossen. Am Nachmittag nahm der kommandirende Admiral an dem im _Marine:Kafino veranstalteten gemeinschaftlichen Mahle aller Offiziere Theil.

Sachsen.

Der Präsident des Staats-Ministeriums, Minister des Krieges und der auswärtigen Angelegenheiten, General der Kavallerie Graf von Fabrice, welcher vor einigen Tagen in Folge eines Abscesses im Halse eckrankte, ist heute Mittwoch Vormittag um 10 Uhr, wie aus Dresden ge- meldet wird, gestorben. Gestern Nachmittag hatte si sein Zustand verschlimmert, sodaß Professor Gerhard aus Berlin nah Dresden berufen wurde, wo er Abends erwartet wurde. Die Theilnahme an seiner Erkrankung war eine allgemeine, der König selbst erkundigte sih gestern persönlih nah dem Befinden des Kranken. Heute früh trat die befürchtete Kata- strophe ein. Graf von Fabrice hat ein Alter von fast 73 Jahren erreiht. Geboren am 23. Mai 1818 zu Quesnoy sur Deule in Frankreih als Sohn des Königlih sähsishen Majors, der dort bei den Okkupationstruppen stand, trat er am 1, August 1830 in das Kadetten-Corps und am 29. April 1835 als Lieutenant in das zweite sächsishe Reiter-Regiment. Jm Jahre 1849 nahm er als Rittmeister an dem Feldzug gegen Dänema1k Theil und wurde am 1. Februar 1 zum Generalstabe verseßt. Am 30. Dezember 1853 Major und Sous: Chef d¿s Generalstabes, am 23. September 1861 Oberst- Lieutenant, am 4. September 1863 Oberst wurde er am 29. November 1863 zum Chef des Generalstabes der Bundes- Exekutionstruppen für Holstein, am 17. September 1865 zum Ch:f des sächsischen Generalstabes ernannt. 1865 General- Major war er in dem deutsch: österreichishen Kriege General- stabs-Chef des Kronprinzen von Sachsen in Böhmen und nahm als folcher an den Gefehten von Münchenarägß und Gitschin und der S(lacht von Königgräß Theil. Am 1. Oktober 1866 wurde er Kriegs-Minister und als solcher zum Abschluß der Militär- konvention zwishen Preußen und Sachsen nah Berlin be- fehligt. Am 14. Dezember 1866 zum General-Lieutenant er- nannt, wurde er beim Ausbruch des deutsh-\ranzösishen Krieges zunähst General -Gouverneur für den Bezirk des X11. Armee-Corps und am 20. Dezember General-Gouverneur von Versailles, später von Nord - Frankreih; nah der Rück- kehr des großen Hauptquartiers nah Berlin blieb von Fabrice als Höchsikommandirender der deutshen Okkupations- truppen und als Vertreter des Reichskanzlers in Frankreich, nahm aber, von - dort zurüdlgekehrt, am 16. Juni 1871 an dem Einzug der Truppen in Berlin Theil. Wenige Tage später übernahm er von Neuem das sähsishe Kriegs - Ministerium, wurde im Novem- ber 1872 General der Kavallerie, nah des Freiherrn von Friesen Rücktritt am 1. November 1876 Präsident des Staats- Ministeriums und im Jahre 1882 auch Minister der aus- wärtigen Angelegenheiten, welche Stellung er bis zu seinem Tode inne hatte. Jm Jahre 1878 in den Freiherrnstand erhoben, erfolgte aus Anlaß seines fünfzigjägrigen Dienst- jubiläums im Jahre 1884 seine Erhebung in den erblichen Grafenstand. Von seinem König mit dem höchsten sähsisch?:n Orden ausgezeichnet, wurde ihm von des Hochseligen Kaisers Wilhelm Majestät bei seinem fünfzigjährigen Dienstjubiläum wegen seiner Verdienste um das Reich der hohe Orden vom Schwarzen Adler verliehen.

Baden.

Karlsruhe, 24. März. Jhre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin find gestern Vor- mittag 10 Uhr in die Residenz zurücgekehrt.

Das gestern telegraphish kurz erwähnte Handschreiben Seiner Majestät des Kaisers und Königs vom 22. d. M. hat nach der „Karlsr. Ztg.“ folgenden Wortlaut:

„Durchlaußhtigster Fürst, freundlih geliebter Vetter, Bruder und Onkel!

Euer Königliche Hoheit tenatrihtige Ih hierdurch, daß Ih-

Ihren Herrn Sohn, den Erbgroßher;og von Baden Köntgliche Hoheit, General-Major und Commandeur ter 4, Garde-Irnfanterie-Brigade,

unter Belassung in dem Verhältniß à la suite Meines 1, Garde-

Regiments z. F., des 1. Badischen Leib-Srenadier-Regiments Nr, 102 und des 1, Garde-Ulanen-Regiments, zum Chef des 9, Badischen Infanterie - Regiments Nr. 113, als dessen Commandeur ex

zeiGischen Neyes der Staatseisenbahn - Gesellscha

sid in so hohem Grade bewährt, ernannt habe. Euer Königliche Hobeit wollen darin, daß Ih diese Ernennung an dem Tage aus\preche, der uns dur die Erinnerung an des hoch- seligen Kaisers Wilhelm Majestät, Meines theuren unvergeßlichen Großpvaters, geweiht ist, und welcher die innigen und herzlicen Be- ziebungen, die Mih mit Euer Königlichen Hoheit und Ihrem Hause verbinden, in besonderer Weise hervortreten läßt, einen erneuten Beweis Meiner wahren Verehrung und Darkbarkeit erblicken. Mit herzliher Zuneigung und unveränderlier aufri{tiger Freundschaft

verbleibe Jch Euer Königlichen Hoheit freundwilliger Vetter, Bruder und Neffe.

i Wilhelm R. Berlin, den 22, März 1891. An des Großherzogs von Baden Königliche Hoheit.“

Medcklenburg-Strelitz.

Neustreliß, 22. März. Die Erbgroßherzoglichen Herrschaften hatten si, der ;,N. Z.“ zufolge, am ia Morgen von hier nah Berlin begeben. Während Seine Königliche Hoheit der Erbgroßherzog vorgestern Abend wieder hierher zurückehrte, ist Jhre Königliche Hoheit die Erbgroß- herzogin von Berlin nah Dessau gereist.

Deutsche Kolonien.

Die „Köln. Volksztg.“ veröffentliht einen Brief des P, Schynse aus Bukumbi am Südufer des Victoria-Sees, vom 10. Dezember 1890, über die Kämpfe der Emin- Paschha-Expedition mit den Wangoni und den ihnen befreundeten Wanyamwesi-Häuptlingen, worin es heißt:

Es kam mehrmals zum Zusammenstoß; im ersten verloren die Wangoni wohl 100 Todte. Nun seinen sie zu begreifen, daß vor den deutshen Waffen ihre Swreckensherrschaft in U: vamwesi zu Ende geht. Wie man fagt, wollen sie sih unterwerfen und ibrem Räuber- handwerk entsagen, um dem völligen Untergang zu entgehen.

,_ Seit Mirambo'’s Tode waren sie wieder in die Höhe gekommen. Sie wurden von Kapera aus Uhha, wohin sie sich vor Mirambo geflü(tet, wieder nah Unyamwesi gerufen, und, verstärkt durch alles raubluftige Gesindel aus Unyamwesi und Usukuma, dienten sie den einzelnen Stämmen im Kriege gegen die Nawbarn. Der 1889 blühende Distrikt von Samui z. B. wurde im April dieses Jahres von ihnen überfallen und nur mehr drei Dörfer sind geblieben. Eine Masse Skelette, verkohlte Stämme bezeichnen die Stelle der andern. __ Vielleiht haben die Zeitungen berichtet, daß Emin Pascha eine {were Niederlage durch sie erlitten babe. Leeres Geflunker ! Eine kleine Abthbeilunz deutsher Soldaten rückte in einen Distrikt (Ntinde), um die Bewohner zu zwingen, ihrem Bündniß wit den Wangoni zu entsagen. Wider Erwarten fand sie ents{lo\senen Widerstand. Die Jkuru (Hauptort), ein Tembe, war wohl beseßt, ein Ges{üß war nit zur Stelle; so wurde der Tembe dur die aus einigen dreißig Soldaten bestehende Abtheilung gestürmt und in Brand esteckt, wobei die Angreifer act Verwundete hatten. Dann zeigte es ch, daß die auf folchen Widerstand nicht vorbereitete Truppe mit ihrem kleinen Munitionêvorrath beinahe zu Ende war. Es mußte de8halb davon abgesehen werden, die übrigen Temben anzugreifen, und die Abtheilung marschirte zurück und folgte Emin Pascha bis hierher.

Dann wurde mit großer Mannschaft der Rückweg na Ufongo angetreten, um besser das Angefangene zu vollenden. Doch die Wider- spenstigen, welhe im ersten Zusammenstoß bereits viele Todte ver- loren hatten, ließen es auf einen Kampf niht ankommen, sondern boten ihre Unterwerfung an.

Rücksichtlih der Wangoni muß man bei dem Ultimatum bleiben, welches {on Mirambo ihnen stellte. Entweder entsagen sie ihrem Räuberleben , oder sie werden ausgetrieben ; sons wird das Land nie zur Ruhe kommen; und in diesem Bestreben steht auf Seite der Deutschen der größte Theil von Unyamwesi, welches diese Banden nur duldet, um gegebenen Falles. sich ihrer zu bedienen, aber nit von ihnen ausgeplündért -zu werden. Jst eine andere Autorität im Lande, wel{e die Kriege zwischen den einzelnen Stämmen verbindert, fo hat keiner mehr ein Interesse an der Gegenwart der Wangoni; im Gegentheil Jeder muß wünschen, daß sie so weit wie möglich ibm und seinen Ochsen vom Halse bleiben. Das seben die Leute auch ein, und darum bieten sie ihre Unterwerfung an, die Wangoni an der Spitze; denn wenn sie ni{t mehr von den Wanyamesi geduldet werden dürfen, sind sie verloren.

Unsere Mitbrüder, zwölf an der Zahl, at Patres, vier Brüder, find mit den \{warzen Aerzten aus Malta wohlbehalten bier am 30. November eingetroffen; so wird mit Gottes Hülfe die Mission fi weiter ausbreiten können. Die Stokes’\che Karawane ift soeben bier angekommen.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 25. März. Wie die „Presse“ meldet, war die gestrige Konferenz der österreihisch- ungarischen und deutschen Handelsvertrags - Delegirten nur von kurzer Dauer. Die Punkte, welche in der leßten Zeit Gegen- stand der öffentlichen Diskussion waren, wurden nicht in Be- rathung gezogen. Wenn Jnftruktionen aus Berlin eintreffen, dürften die Verhandlungen noch im Laufe dieser Woche fort- geseßt werden.

__ Die heutige „Wiener Zeitung“ publicirt eine Kaiser- lie Verordnung, betreffend die Verlängerung der Verwendungsdauer mehrerer Ende März dieses Jahres er- löshenden Kredite bis Ende April cr., ferner die Aller- höchste Sanktion des Gesezes, betreffend den Landes kultur- rath in Böhmen.

Kaiser Wilhelm hat der „Presse“ zufolge dem Offizier- Corps des in Kecskemet stationirten Husaren-Regi- ments, dessen Fnhaber er ist, sein Porträt gesendet; der as war ein Oberst-Lieutenant des 2. Garde-Regi- ments. Die Uebergabe erfolgte im Saale der Kavallerie- Kaserne mit roher Feierlihkeit; hierauf fand ein Banket zu Ehren des Oberst-Lieutenants siatt. i

Wie die „Neue Freie Presse“ meldet, beabsihtige die un- arishe Regierung die Verstaatlihung der ungarischen Linien der Staatseisenbahn - Gesellschaft schon Jeßt in Angriff zu nehmen. Obgleih das Einlösungs- recht der Regierung erst mit dem 1. Januar 1895 in Kraft trete, seien die beiderseitigen Handels-Ministec in ühlung getreten, um sich über jene Vereinbarungen zu ver- tändigen, welche nothwendig find, damit beide Regierungen die Parallel-Aktion zur Verstaatlihung des ungarisch:öster- beginnen

nnen,

Das „Fremdenblatt“ s{chreibt: Der kürzlich der serbi- \hen Skupschtina jugegangene Geseyentwurf, wonach gewisse Einsuhrartikel neben dem Zoll noch einer Konsumabgabe unterliegen sollen, enthalte wohl den Vorbehalt, daß diese Abgaben nur insofern eingehoben werden sollen, als sie niht den bestehenden Handels- verträgen widersprehen; dieser Vorbehalt überlasse Jedoh die Interpretation der Frage, was mit den

Handelsverträgen vereinbar sei, lediglich dem Ermessen der serbishen Regierung, Serbien müsse anerkennen, daß einer Einhebung der dem österreichish-serbishen Handelsvertrage widersprehenden Konsumabgaben ein Einverständniß mit ODesterreih-Ungarn vorangehen müsse; jede andere Weise vorzugehen wäre offener Vertragsbruch, dessen Konsequenzen nur den Export Serbiens treffen würden.

_ Aus Graz vom 23. März wird der „Köln. Ztg.“ bé- rihtet: Heute Nachmittag hat hier das Leichenbegängniß der Freiin Marie Friederike von Washington, geborenen Herzogin von Oldenburg, stattgefunden. Der Leichen- feier in der evangelischen Kirhe, wo Senior Dr. Leidenfrost die Einsegnung vornahm und die Gedächtnißrede hielt, wohnten außer dem Gemahl der Verstorbenen, deren Stiefbruder der Herzog Mi Peter von Oldenburg ist, ihr zweiter Halb- bruder Prinz Friedrich Elimar und der Erbgroßherzog von Oldenburg mit Gefolge sowie Feldzeugmeister Herzog von Württemberg und dessen Schwester Herzogin Mathilde bei. Die Leiche wurde in der Familiengruft auf dem hiesigen evan- gelishen Friedhofe beigeseßt.

Großbritannien und Frland.

Die Kaiserin Friedrich eröffnete, wie man der „Voss. Ztg.“ aus London meldet, gestern Nahhmittag den neuen eFlügel des in der Baker-Street daselbst belegenen ..Bedford- College for women“, einer höheren Erziehungsanstalt für Frauen und Mädchen. Die Kaiserin war von der Prin- zessin Margarethe begleitet und wurde von der großen Volksmenge, welche sich vor dem fstattlihen Gebäude einge- funden hatte, lebhaft begrüßt. Jn der Anstalt wurde ihr eine in lateinisher Sprache verfaßte Adresse überreicht, in welcher es unter Anderem heißt :

__ Euere Majestät haben in einem Lande gelebt, welches rei an kriegerishem Ruhme ist, und sind die S(wiegertohter, Gemahlin und Mutter mäctiger Kaiser gewesen. Guere Majestät haben stets regen Sinn für Literatur, Wissenschaft und Kunst betbätigt und der Welt gezeigt, daß es für Frauen möglich is , ausgedehnte Kenntnisse und die höchste Bildung mit Sanftmuth, glänzender Wohlthätigkeit und jegliher Tugend, die das weibliwe Geschlecht ziert, zu paaren.

_Nah der Eröffnung des neuen Flügels nahm die Kaiserin das neue _chemishe Laboratorium und die übrigen Einrichtungen der seit 1849 bestehenden Anstalt in Augenschein.

Lord Salisbury hat die Handelskammer von Glasgow benachrittigt, daß er die brasilianishe Regierung ersucht hat, England in dem Handelsverkehr zwischen beiden Ländern die Stelle der meistbegünstigten Nation einzuräumen. 2 Die „Times“ berehnet für das demnähst endende Lo Sa einen Ueberschuß von etwa 2 Millionen

fund Sterling; die Accise allein ergab ein Plus gegenüber den Voranschlägen von 1 Million, die Zölle einen Mekrertraa von einer halben Million Pfund Sterling.

__ Der erste Lord des Schaßes Smith empfing gestern eine Deputation, welhe die Regierung ersuhte, mit der von Lord Knut sford eingebrahten Bill gegen Neufund- land nicht übereilt vorzugehen. Smith erklärte: die äußerst große Gefahr einer Kollision zwischen den Fischern und Fran- zosen habe die Regierung zu ihrem gegenwärtigen Handeln veranlaßt. Außer dem Schiedsspruch wäre nur noch eine kriegerishe Lösung möglich; er sei überzeugt, daß hierzu wohl Niemand der Regierung rathen werde.

_ Beide Häuser des Parlaments halten bis Donnerstag keine Sißungen und werden sih dann nah Erledigung rein formeller Geschäste bis zum 6. April vertagen.

Die Abgeordneten Dillon und O'Bxrien wurden am Montag von Dublin nah dem Gefängniß in Cork über- geführt. Auf der Fahrt nah der Gefangenenanstalt wurden sie vom Volke exkannt, welches sie stürmish begrüßte.

Ueber die englische Expedition in Birma wird der „„Times“’ aus Rangun vom 23. März telegraphirt :

__Brigadier-General Wolseley hat mit seinem Stabe und einer kleinen Cékorte des Devonshire-Regiments einen Rekoanoszirungsritt bis auf den 5000 Fuß hohen Gipfel des Mainthong- Berges unter- nommen und daselbst eine Nacht hindu:ch bivoufirt. Die in den Dörfern auf den Abhängen des Gebirges ansässige Bevölkerung, welche noch nie zuvor Europäer gesehen hatte, bereitete ihnen einen freundlihen Empfang. General Wolseley ist dann na Mansi zu- rückgekehrt, um nothwendigenfalls eine Expedition gegen die Kahyenen, welche den Tsawbwa unterstützen, zu organisiren.

Frankreich. Paris, 25. März. Die Königin von England is g früh in Cherbourg gelandet und begab si ohne erzug nah dem Bahnhof zur Weiterreise nah Grasse. Der Königin wurden die militärishen Ehrenbezeugungen erwiesen. Jm Golf von San Juan is ein französishes Ge- schwader eingetroffen, um daselbst während des Aufenthalts der Monarchin in Grasse zu stationiren. Lord Salisbury is mit Familie auf der Durhthreise na Nizza hier angekommen.

_ Der russische Botschafter Baron von Mohrenheim wird morgen dem Präsidenten Carnot den Andreas- Orden überreichen

Jn Marseille is gestern das Packetboot „Ava“, von Madagaefar und der Fnsel Réunion kommend, mit einer Anzahl deutscher Unteroffiziere der Wissmann'shen Expedition, welche fih auf der Rückreise von Sansibar be- finden, eingelaufen. Die „Ava“ bringt Nachrichten mit, nah welhen Raindiemiakata, Gouverneur von Nossi- Bé, welher mehr als 200 Einwohner der Fnsel Madagaskar ermorden Ließ, mit seinem Bruder an derselben Stelle, wo die geen Mordthaten begangen wurden, hingeritet wurde.

Rußland und Polen.

Die Ernennung des bisherigen Adjunkten des Ministers des Auswärtigen Vlangali zum Botschafter in Rom ist der „Köln. Ztg.“ zufolge, bereits vollzogen, wenn auch noch nicht veröffentlicht. Der neue Botschafter werde in drei Wochen auf seinen Posten abreisen.

Der Uebertritt der Grofürstin Sergius zur ortho- doxen Kirche soll in der leßten Fastenwoche erfolgen.

Jtalien. Nach einer Meldung der „Agenzia Stefani“ haben der Minister-Präsident di Rudini und der englishe Botschafter Lord Dufferin gestern Morgen ein Protokoll unter- zeichnet, durch welches die Demarkationslinie der eng- lishen und der italienishen Einflußsphäre in Ost-Afrika sestgesegt wird. Die vereinbarte Linie geht das Thal dee Juba von der Mündung aufwärts bis zum 6. Grade N. Br.,

folgt alsdann dem sechsten Parallelkreise bis E 35. Längen- grade und diesen entlang bis zum Blauen Nil. Aethiopien

mit Kaffa und den anderen Gebiets-Dependenzen bleibt also „mit der südlihen Grenze innerhalb der italienischen Einflußsphäre. Was die Station Kismaju betrifft, so sollen die dortigen italienishen Unterthanen und Schutz- befohlenen völlig gleiche rechtlihe Behandlung wie die eng- lischen genießen.

Nagrichten der „Ag. Stef.“ vom 6. d. M., welche von der Grenze gegen Harrar in Aden eingetroffen find, besagen, daß GrafAntonelli, der italienische Minister-Refident bei dem König Menelik Salimbeni und der italienische Reisende Traversi fih auf der Rückreise von S EE nah Zeilah befinden. Wie „Fanfulla“ meldet, hat der Minister-Präfident di Rudini die Zusammenstellung eines Grünbuchs angeordnet, das alle Dokumente über die Kolonialpolitik Jtaliens und die Misfion des Grafen Antonelli enthalte. Dasselbe werde der Kammer am Tae nach der Wiedereröffnung am 14. April vorgelegt werden.

Das {on kurz in Nr. 71 des „Reichs- u. Staats-Anz.“ vom 23. März in telegraphifchem - Auszuge mitgetheilte Schreiben des Papstes an die Vorsizenden der Centrums- Fraktionen im Deutschen Reichstag und preußischen Landtag, Grafen Ballestrem und Freiherrn von Heereman, und an den E Conrad Preysing lautet nah der „Germania“ wie folgt:

«Unseren geliebten Söhnen, den edlen Herren Grafen Ballestrem, Freiberrn box Heercman und Grafen Preysing.

Geliebte Söhne! Gruß und apostolishen Segen.

Obstbon die innige Eintracht, die euch mit dem vortrefli Gen Manne Ludwig Windthorft verband, uns niemals verborgen war, fo ist sie uns noch klarer geworden durch das Telegramm, welches ihr uns in euerem Namen und dem eurer katholisben Kollegen dur unsern geliebten Sohn, den Kardinal-Staatssckretär zugehen ließet. Wir begreifen nämli, daß ihr von gerechtem und bitterem Smerz erfüllt seid über den unverbofften Tod des Mannes, dessen Frömmig- keit, Tadellosigkeit, Klugheit und übrigen Geistesvorzüge vor Allen euch vor Augen lagen, die ihr, ihm als Führer bei den wichtigsten öffentlihen Angelegenheiten folgend, niht weniger die Genofsen seiner Mühe und Rathschläge als seines Ruhmes geworden seid. Denn vertrauend auf eure Mitwirkung und Unterstüßung hat er in für Chriftenthum und Staat böchft wichtigen Zeiten die Interessen und Rechte der Kirche eifrig vertheidigt und die einmal auf si genommene Sache der Geredtigkeit mit hohem Muthe zu \{üten fortgefahren, bis er das erreiht sah, was er im Geiste beständig erstrebt hatte. Mit Recht aber rühmt ihr euch, daß er der Führer eurer Partei ge- wesen, der niemals durch die Macht seiner Feinde oder durch die Volfks- bewegungen sich wankend mathen ließ, der so sein Vaterland liebte und seinem Fürsten die gebührende Ehrfurht entgegenbrahte, daß er nie- mals diese Pflichten von der Ausübung der Religion trennte, und so dur das Gewicht seiner Gründe und dur die Kraft einer mächtigen Beredsamkeit seine Gegner bekämpfte, daß man leiht erkannte, daß der Eifer für die Wahrheit, nit aber irgend ein Vortheil oder Ehr- begierde ihn in den Streit führte. Von diesen seinen Verdiensten find wir, wie billig, überzeugt; das haben wir fowobl bei anderen fi darbictenden Gelegenheiten, als auth besonders neuli in diesem Jahre bezeugt, da wir, als der Jahrestag uxserer Krönung wieder- kehrte, ihm neue Ebrenbezeugungen baben zukommen lassen, indem wir ihn zum Ritter erster Klasse des Ordens St. Gregor's des Großen ernannten und mit dem Ehrenzeiwen desfelben schmüdcken wollten. Wenn er, dur den Tod binweggerafft, diesen Beweis unserer Liebe und Hochachtung nit genießen konnte, so trôstet uns und richtet uns die sichere Hoffaung auf, daß Gott ihn mit höheren Ehren ges{müdckt und er jene unvergängliche Glorie erlangt habe, die erhabener und glückseliger ift, als jede menschlihe Ghre. Ihr aber, geliebte Söbne, eingedenk der Tugenden und Beispiele eines so großen Führers, folget fest den Spuren des- selben. Haltet unter euch enggeshlofsen die Cintrabt, welhe au er immer in seiner Heerschaar eifrigst und angelegentlichst bewahrte. Haltet für sier, was auch er feft seiner Seele eingeprägt batte, daf ibr um so verständiger für die Wohlfahrt und den Ruhm des ge- meinsamen Vaterlandes sorgen werdet, je angelegentliher ihr Gott die Treue und der Mutter Kirche den Geborsam bewahrt. So möge Gott euch und euere Genofsen gnädig bebüten und erhalten, und eine Gewähr dieser Gnade sei euch der apoftolishe Segen, welchen wir euch allen Einzelnen von ganzem Herzen ertheilen.

__ Gegeben zu Rom bei St. Peter, am 19. März 1891, im 14. Jahre unseres Pontifikats. Leo P. P. XI1L“

Portugal. __ Dos gestern in Lissabon erschienene amtliche Blatt ver- öffentliht das Geseg über die Konsolidation der shwebenden Schuld und das Gesey über das Tabacks- monops[.

Niederlande.

__ Wie das Haager „Dgbld.“ meldet, beabsichtigt die Königin-Regentin mit der Königin Wilhelmine si in den ersten Tagen des Monats April nach Gersau am Vierwaldftädtersee zu begeben. Die hohen Frauen werden über Arolsen reisen und dort einige Tage verweilen. Der Aufenthalt Jhrer Majestäten in der Schweiz soll vier bis ses Wochen dauern.

Luxemburg. _ Luxemburg, 23. März. Wie die „Luxemb. Ztg.“ ver- nimmt, wird der englishe Gesandte im Haag Baronet Sir H. Rumbold auch bei dem hiesigen Hofe akkreditirt werden.

Der Gesandte wird nach der Rüdckehr des Großherzogs, die muthmaßlich gegen Mitte April ftattfindet, in feierlicher Audienz empfangen werden.

Belgien. Wie die Antwerpener „Opinion“ erfährt, würde die Regierung bei den Kammern die Aufhebung der Zucker- verbrauchsfteuer beantragen.

Griechenland.

Der König und die Königin erwiderten, wie „W.

T. B.“ aus Athen meldet, im Laufe des vorgestrigen Abends den Besuh der Kaiserin von Oesterreich. Die Kaiserin benußte den mondhbellen Abend zum Besuch des Schliemann'schen ur und der Akropolis. Gestern Nachmittag verließen die aiserin und das Erzherzoglihe Paar Athen wieder und be- gaben fi vor der Rückehr na Korfu zunähst nah Olympia.

Bulgarien. _ Sofia, 25. März. Die Leiche des früheren Kriegs- Ministers Mutkurow ist gestern hier eingetroffen.

Schweden und Norwegen.

(F) Ie RLSREa, 21. März. Das Storthing ver- handelte gestern über die Anträge des Militär-Comités zum Marine-Etat. Abg. Wisbech beklagte, daß so wenig für die Hebung der. Marine geschehe; er hielt es für dringend nothwendig, daß die älteren Schiffe durch modernere erseßt würden, wie die s{wedischen Panzerschiffe „Svea“ oder „Göta“, und wünschte, daß die Regierung in der näWhften Sesfion

einen Plan für die Küstenvertheidigung Norwegens vor-